Record von Lady_of_D (Inu no Game) ================================================================================ Kapitel 7: Counterattack ------------------------ Sechs Stunden später und mein Kopf war bereit, zu Mus verarbeitet zu werden. Selbst so etwas einfaches wie Autogramme geben fühlte sich wie eine dieser verdammten Matheprüfungen an.  Das Fotoshooting hatte sich schon extrem in die Länge gezogen. Sonst hatte ich ja nichts gegen ein paar Fotoaufnahmen, aber die Fotografin war heute echt mies drauf. Eine richtige Perfektionistin, der man es einfach nicht recht machen konnte. Das erinnerte mich stark an jemanden, an den ich nicht erinnert werden wollte. Aber wann hörten mein Kopf und ich schon mal aufeinander... Meine Laune war jetzt mehr als nur im Keller. Die zwei Aspirin auf Ex, sowie das ausladende Frühstück mit Jack (es hatte phantastische Waffeln mit noch phantastischerer Sahne und Schokosauce gegeben) hatte nicht so wirklich Früchte getragen. Natürlich kannte ich den Grund für meinen Dauerkater, der in Wirklichkeit kein Kater wa, sondern…ja, was war das nun? Scham, Reue, Herzrasen, ein anstehender Herzinfarkt? So viel stand auf jeden Fall fest: Ich war frustriert, wütend und konnte nur an dieses blöde Hundehalsband denken. Schon allein, wenn ich mir Kaibas Gesicht vorstellte, wie er das Teil ganz selbstverständlich auf die Kommode abgelegt hatte. Und dann dieser Satz… "Ich brauche dringend eine Pause", flüsterte ich Mizuho ins Ohr. Mit einem Nicken kümmerte sich meine Managerin um alles. Sprach mit der Security und besänftigte die Fans, die eine meterlange Schlange vor meinen Autogrammtisch gebildet hatten. "Joey", hörte ich den ein oder anderen rufen. Daran hatte ich mich mehr oder weniger gewöhnt. Der Name entstand eher zufällig. Wegen Pegasus Crawfords grässlichen Akzents hatte man statt Jonouchi >Joey< verstanden, weshalb man mich in den Staaten fast ausschließlich so nannte, und solange dieses >Miss< nicht davor stand, war das auch vollkommen okay für mich. Wir waren in einer dieser Malls, nicht weit vom Hotel entfernt. Viele Möglichkeiten, sich die Beine zu vertreten, gab es hier nicht und Mizuho hatte mich angehalten, mich nicht so weit von den Sicherheitsleuten zu entfernen. Dieses Versteckspiel war nicht so mein Ding. Die Leute wollten mich sehen und ich gab nicht gern die Unnahbare. Widerwillig verkrümelte ich mich ins Zelt, in dem ich geschminkt und zurechtgemacht worden war. Ich nahm den Eistee, den mir meine Managerin hingehalten hatte und verzog das Gesicht. Wie lange musste ich das Zeug noch in der Öffentlichkeit trinken? Drei Monate? Gegen Eistee hatte ich ja nichts, aber mit dem Vanillegeschmack kam ich nicht klar. Hastig kippte ich die süße Plörre hinunter. Ich hatte starken Brannt und der Eistee hatte es jetzt verdammt nochmal schlimmer gemacht. Mit mürrischem Blick knallte ich die Flasche auf den Tisch und huschte aus dem Zelt. Der nächste Automat war nicht weit, und in dieser Ecke verirrte sich eh kein Mensch. Gemütlich zog ich mir eine Wasserflasche und trottete zurück. Die kalte, klare Flüssigkeit tat gut. Ließ mich daran erinnern, was mir an diesem Morgen gefehlt hatte. Ohne meine morgendliche kalte Dusche kam ich einfach nicht in Fahrt. Der Spiegel auf dem Frisiertisch war der Beweis. Ich stopfte mir das Wasser in die Shorts und holte dafür mein Handy heraus. Jetzt, wo ich schon mal ein paar Minuten hatte, gab es eine Person, die mit vielleicht das Chaos in meinem Kopf sortieren konnte und genau die rief ich an. "Kazuha, Schätzchen", sang auch schon Mai Kujaku ins Telefon, "was für eine Überraschung von dir zu hören!  Bist du nicht gerade in L.A. wegen des nächsten großen QTD Events?" "Äh, ja", antwortete ich und setzte mich auf den Tisch. "Ich hab gerade ein wenig Luft und…" "Und da dachtest du, ein Pläuschen mit deiner liebsten Mai wäre jetzt genau das Richtige", half mir die rassige Blondine auf die Sprünge. "So ungefähr." "Kazuha-chan." "Ja?" "Spuck' schon aus, was los ist!" "Was los ist…?", ich riss die Augen auf. Selbst übers Telefon konnte ich ihr nichts vormachen. "Kazuha", seufzte Mai, "wie lange kennen wir uns? Sechs Jahre? Ich weiß halt, wenn meine kleine Trantüte Kummer hat." "Kummer?", knurrte ich ins Telefon. Kaibas Gesicht war mir wie eine Fata Morgana vor dem Zelteingang erschienen. "Ich bin wütend, verdammte scheiße-!" Ich hielt mir den Mund zu. Das Gesicht löste sich auf. Zurück blieben Frust und Regel Nummer acht. "Sorry", murmelte ich hinterher, "gestern war einfach…" "Gestern?", Mais Stimme wurde eine Spur höher. "War da nicht die Pressekonferenz mit Pegasus und…" "Ja, genau", bestätigte ich und biss mir auf die Unterlippe. "Euer erstes gemeinsames Wiedersehen…" Im Hintergrund polterte es. Verwirrt lauschte ich den Geräuschen aus dem Telefon. "War das gerade ein Sektkorken?!", fragte ich ungläubig. "Ich habe mir nur ein Schirmchen ins Glas gesteckt." "Das hier ist kein Grund zum feiern, Mai!" "Ach ja?!", wie ich gerade ihr Lächeln vor mir sah, "du kannst mir doch nicht erzählen, dass da nichts zwischen euch gelaufen ist." "Äh." "Na, wer sagt's denn", quietschte Mai ins Telefon, "war der Sex immer noch so gut wie früher? Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass Versöhnungssex ganz ausgezeichnet ist, wenn die Kulisse stimmt. Ihr habt's doch nicht in irgendeiner Besenkammer getrieben?!" "Kaiba und ich sehen uns nach fünf Jahren wieder und du fragst mich als erstes darüber aus?!" Ich lief rot an. Egal wie oft ich mit Mai über dieses Thema redete, es war mir nach all den Jahren immer noch unangenehm. Vor allem, weil ich Mai ganz genau kannte. Die hörte nicht nach ein, zwei Fragen auf. "Ach bitte, Kazu! Nach allem, was ich über eure versauten kleinen Spielchen weiß, werd' ich dich ganz sicher nicht nach der Farbe seines Anzuges fragen." Wo sie recht hatte… Nach einem theatralischen Seufzer, begann ich den gestrigen Abend nachzuerzählen - ohne die versauten Details. Ich wollte schließlich nicht meine Wut durch Geilheit ersetzen. "Hm", machte Mai und es klang als hätte sie sich einen Schluck ihres >Was-auch-immers" genehmigt. "Fassen wir zusammen: ihr hattet Sex, den du nicht bereust." "Da-" "Ah, ah", redete mir Mai dazwischen, "red' dich nicht raus, Schätzchen. Du warst vielleicht etwas angeheitert, aber ganz bestimmt nicht betrunken. Also weiter im Text: nach dieser… vergnüglichen  Nacht lädt dich Kaiba auf eine Hausparty ein." "Er hat mich nicht eingeladen, Mai", die freie Hand ballte ich zur Faust. >Und täglich grüßt das Murmeltier< "Wie kann er glauben, dass ich mich wieder auf dieses Spielchen einlassen würde?" "Ich kenne keine Herausforderung, die du nicht angenommen hättest." "Herausforderung", murmelte ich und lockerte die Faust. "Genau", bestätigte Mai, "vielleicht will er dich auf die Probe stellen." "Der arrogante Geldsack will sich wohl eher über mich lustig machen." Ich schüttelte den Kopf. "Als ob ich mich vor der gesamten High Society zum Affen machen will." Zumindest nicht freiwillig. Die ein oder andere peinliche Sache hatte ich bloß meiner Schusseligkeit zu verdanken gehabt. "Wer sagt, dass du dich zum Affen machen sollst", entgegnete Mai. "So wie ich das sehe, könnte das eine spaßige Angelegenheit werden." "Ich glaube, wir haben nicht dieselbe Vorstellung von Spaß." "Ach, was. Vertrau mal deiner Tante Mai." Tante. Diesen Satz würde sie bei passender Gelegenheit noch von mir zu hören bekommen. "Oder bist du nicht mehr scharf drauf, gegen Seto Kaiba zu gewinnen?" Die Worte wiederholten sich wie ein Echo in meinem Kopf. Kaiba schlagen. Kein so übler Gedanke. "Und wie stell' ich das an?" "In dem du ihn mit deinen eigenen Waffen schlägst." "Und das Halsband?" "Das wirst du natürlich tragen. Das ist schließlich die Bedingung." "Ich weiß nicht, Mai," kopfschüttelnd wischte ich mir übers Gesicht. Wenn ich Kaiba nachgeben würde, wären wir wieder an demselben Punkt wie damals nach meinem verlorenen Spiel. Wenn ich mir bei vielem unklar war - aber was ich nicht wollte, wusste ich. Nämlich noch einmal zu seinem Hündchen werden. Dieselben Spielchen wie damals spielen, nur damit Kaiba in seiner Komfortzone bleiben konnte. "Kazuha-chan", sagte Mai. Sanft war ihre Stimme. Und leise. "Ich habe keine Ahnung, was damals zwischen euch vorgefallen ist, aber wenn du noch Gefühle für ihn hast… dann solltest du nachher zu der Party gehen. Ich weiß, das klingt etwas schräg, aber…ihr seid ein schräges Paar und ich glaube, dass ihr nur so eure Probleme aus der Welt schaffen könnt." Meine Antwort war Schweigen. Mir war nicht klar, was ich dazu hätte sagen sollen. Mai kannte die Hintergründe unserer Trennung nicht. Die kannte niemand. Vielleicht hätte sie anders reagiert, wenn sie gewusst hätte, was wirklich zwischen uns vorgefallen war. Andererseits lag so viel ungeschönte Wahrheit in ihren Worten. Kaiba und ich - wir beide waren nicht normal. Zumindest nicht, wenn wir zusammen waren. Vielleicht hatte Mai doch recht. Vielleicht war dieser Abend die Chance, mal Tacheles zu reden. Oder zumindest Kaiba davon zu überzeugen, dass er nicht einfach so auftauchen  und glauben konnte, er könnte machen, was er wollte… "Alles klar!", rief ich ins Telefon und sprang vom Tisch. "Hab ich was verpasst?", Fragte mich Mai. "Alles gut. Du hast mir wieder mal die Augen geöffnet. Danke." "Immer wieder gern", entgegnete Mai und klang dabei noch immer etwas verwirrt. Wir verabschiedeten uns voneinander und dann rannte ich aus dem Zelt, warf dabei fast meine Managerin um, die mich gerade abholen wollte. "Mizu", ich umklammerte meine Managerin und setzte mein breitestes Lächeln auf. Satoru fasste sich an die Brille und seufzte schwer. "Wenn du mich jetzt wieder fragst, ob ich dir eine Limo besorgen soll-" "Nein, nein", beschwichtigte ich. Langsam setzte sich Mizuho in Bewegung. Meine Wenigkeit dackelte hinterher. "Deine Freundin ist doch Maskenbildnerin." "Hmm." Verschwörerisch blickte ich auf. "Könntest du mir ihre Nummer geben?" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)