Record von Lady_of_D (Inu no Game) ================================================================================ Kapitel 2: Distruction ---------------------- Fünf Jahre war es her, seit ich das letzte Spiel gegen Seto Kaiba verloren und mich zu dreißig Tagen Hörigkeit verschrieben hatte. Als sein Hündchen hatte es begonnen und als Fußabtreter hatte es geendet. Unsere rasante, intensive Fahrt war an der Klippe zu Ende gegangen und zurück blieben nicht mehr als ein Schrottwagen und sein verkrüppelter Beifahrer. Die Wunden waren nie ganz verheilt und ich wusste, es lag an mir. Nachdem wir knapp sechs Monate ein mehr als verqueres Verhältnis hatten, war es Kaiba gewesen, der die Reißleine gezogen hatte. Bis heute war ich davon überzeugt, dass er kalte Füße bekommen hatte. Dass ihn unsere Beziehung Angst machte. Ja, Beziehung. Wir hatten es nie beim Namen genannt und ich war mir sicher, dass Kaiba dieses Wort nicht einmal unter Folter in den Mund genommen hätte. Aber ich beharrte weiterhin darauf, dass Kaiba und ich ein Paar gewesen waren. Ein schräges Paar, mit Neigung zur Selbstfolter und Selbstzerstörung. Das klare Grenzen hatte und andererseits ständig welche überschritt… und doch ein Paar. Seto Kaiba war nicht nur der Erste gewesen, der mir multible Orgasmen beschert hatte. Er war auch der erste Kerl, auf den ich mich emotional hundertprozentig eingelassen hatte - und genau ab dem Zeitpunkt war unsere Beziehung zum Scheitern verurteilt gewesen. Weil es ernst wurde, zog er sich zurück. Weil ich mich öffnete, schlug er mir sämtliche Türen vor der Nase zu. Ein Riesenstreit in der Kaiba Villa hatte dazu geführt, dass er mich hochkant aus dem Haus geworfen hatte. Mitten in der Nacht, im Winter, ohne Handy und nur mit einem beschissenen Schlafshirt bekleidet. In jeder anderen Situation hätte ich diesem Mistkerl die Tür eingetreten. In diesem Fall war ich mit Hausschlappen durch halb Domino marschiert. Ein Wunder, dass ich mir keine Lungenentzündung eingefangen hatte. Das wäre mir aber auch egal gewesen. Meine Gefühlswelt, die seit Langem Kopf stand, wurde komplett dem Erdboden gleichgemacht. Noch am nächsten Tag ließ ich mich in einer Disco vollaufen, hatte miesen Sex in der Kabine der dortigen Männertoilette, den ich noch während ich die Tür hinter mir zuzog, bereut hatte. Ich war so durch den Wind, ich konnte mit niemandem darüber reden. Yugi sah mich bloß mit diesem entschuldigenden Blick an, dass ich heulen und kotzen wollte. Es dauerte Wochen, bis ich mich halbwegs wieder im Griff hatte und das auch nur Dank des Überraschungsbesuchs, den wir für Anzu an Weihnachten organisiert hatten. Unsere Aktion hatte letztendlich dazu geführt, dass ich mit den Jungs nicht zurück nach Domino flog, sondern bei meiner Freundin blieb. Die nächsten drei Monate lebte ich in New York, auf dem Futon im Zimmer von Anzus Studentenwohnheim und dem Geld, das ich mir aus den Überstunden im Night Club zusammengespart hatte. Anzu war so lieb gewesen und hatte mir eine Stelle im Starbucks beschafft, die ich jedoch nach drei Wochen aufgeben musste, da ein Missverständnis mit einem Kunden für jede Menge Ärger gesorgt hatte. Neben weniger zielstrebigen Versuchen, Fuß in New York City zu fassen, hing ich die meiste Zeit irgendwo im Central Park herum, duellierte mich mit glatt geleckten Typen, die sich als Amerikas Spitzenspieler herausstellten und ergatterte durch einen dummen Zufall eine Einladung zu den nächsten US-Meisterschaften. Eines führte zum anderen und ehe ich mich versah, kehrte ich als ungeschlagener Champion nach Domino zurück. >Quicktime Duels<, unter Spielern nur als QTD bekannt, war der Renner in der DuelMonsters Szene. Schnelle Duelle, eine Zeitbegrenzung von zwanzig Minuten, kein Limit bei Monsterbeschwörungen. Das Motto lautete >alles oder nichts< und ich schien ein glückliches Händchen für derart rasante Duelle zu haben. Wie hieß die Floskel? >Pech im Spiel, Glück in der Liebeglücklich< hätte in fetten Buchstaben auf meiner Brust stehen müssen. Die Wahrheit sah etwas anders aus. Nachdem ich mir mehrmals eingeredet hatte, dass die Trennung zwischen Kaiba und mir das beste war, das mir hätte passieren können, hatte ich mich eines Tages dann doch dazu hinreißen lassen, Kontakt zu ihm aufzunehmen. Es war an einem wirklich deprimierenden Tag gewesen, ich hatte eine halbe Flasche Whisky intus und das nagelneue Handy in meiner Hand. Kaibas Nummer hatte sich in mein Gehirn eingebrannt - die einzigen zehn Ziffern, die ich mir je gemerkt hatte. Als eine Frauenstimme >diese Nummer ist zurzeit nicht besetzt< in mein Ohr flüsterte, hatte das Telefon kurzzeitig Bekanntschaft mit der Balkontür gemacht. Das Handy war im Arsch und ich total am Ende. Danach hatte es keine weiteren Versuche gegeben. Für mich stand fest: Kaiba hatte mich aus seinem Leben verbannt. Dass wir uns während all der Jahre kein einziges Mal zu Gesicht bekamen, war kein Zufall gewesen. Schließlich war die Kaiba Corporation nie weit, wenn ein Turnier anstand oder die neueste DuelMonsters Technologie an den Start ging. Nach über fünf Jahren - genau jetzt - war es dann doch soweit. Die USA trugen den Grand Championship der >Quicktime Duels< aus. Mit Pegasus J. Crawford als Erfinder und Lizenzträger sämtlicher DuelMonsters Spiele und Seto Kaiba, dessen Firma die neue, angepasste DuelDisc an den Start brachte, wurde ein neues Event auf die Beine gestellt - und mich wollten sie als Aushängeschild. Obwohl ich bezweifelte, dass Kaiba etwas mit dieser Entscheidung zu tun gehabt hatte. Die Einladung kam von Industrial Illusions und meine Wenigkeit war auch bloß erwünscht, weil ich nunmal die Nummer eins in QTD war und niemand für den Job besser geeignet gewesen wäre. Den Blick von dem Gürtel abgewandt, zog ich ihn von Schlaufe zu Schlaufe. Verdammt, war ich aufgeregt. Diese Tatsache ließ sich nicht leugnen. Mein Herz raste, ich begann wieder zu schwitzen und meine Hände hatten dieses Zittern, das ich zuletzt nach meinem knappen Sieg im Halbfinale vor drei Jahren hatte. Um mich ein wenig abzulenken, griff ich noch einmal in meinen Rucksack, fand eine handvoll Jelly Beans, die ich mir in einem Zug in den Mund stopfte und kramte mein Smartphone heraus. Mehrere Nachrichten blinkten auf. Hauptsächlich Erinnerungen von Mizuho. Die Frau konnte nicht einmal an ihrem freien Tag das Telefon weglegen. Ein paar offene Chats fanden sich von Yugi und Honda. Beide hatten mich noch bis zum Flughafen begleitet. Es hatte einen theatralischen Abschied gegeben. Hauptsächlich, weil die beiden Männer nicht mitfliegen konnten. Yugi war mitten in der Fertigstellung seines neuesten Gaming Projekts und Honda musste wegen Krankheitsausfall die Leitung in der Werkstatt übernehmen. Dafür war das Plakat, das die beiden extra für mich angefertigt hatten, unheimlich rührend gewesen. Die zwei waren einfach die Besten! Schnell tippte ich ein paar Worte, verschickte ein Foto, auf dem das Apartment mitsamt zerknülltem Papier abgelichtet war und wünschte Yugi viel Glück bei der Präsentation am Montag. Ein weiteres Chatfenster ploppte auf. Ein keckes Lächeln auf dem Profilbild schlug mir direkt ins Gesicht. >Gut angekommen, honey? Bin ab morgen in L.A., also...< "Jack…" Jack >Crushing< Rainwright. Seit zwei Jahren war der Typ nicht mehr von DuelMonsters wegzudenken. Er war… ein Freund. Mit gewissen Vorzügen. Ein ungünstiges Foto während einer Benefizveranstaltung hatte jedoch dafür gesorgt, dass die Presse ein anderes Bild von uns hatte. Die Klatschmagazine witterten die Lovestory des Jahrhunderts, die von keinem von uns bisher richtig gestellt worden war. Dafür sahen Mizuho und Jack zu viel Potenzial, was unser Image betraf - im Übrigen der einzige Punkt, bei dem sich die beiden einig waren. Sonst standen er und meine Managerin auf Kriegsfuß. Ich überflog den Text, entschied mich dann doch, die Antwort auf später zu verschieben. Zwar mochte ich Jack und wenn es nach ihm ginge, hätten wir diese Pärchennummer schon längst durchgezogen, aber gerade hatte ich nicht den Nerv, auf seine plumpen Zweideutigkeiten einzugehen. Für mich ging unsere Beziehung nie über >Freundschaft Plus< hinaus. Dafür ging mir seine sorglose Herangehensweise bei Duellen gehörig auf den Zeiger. Und, ich gab es nur ungern zu, war der Sex nie wirklich befriedigend gewesen. Also…befriedigend schon, aber eben nie darüber hinaus und das war mit der Zeit etwas frustrierend geworden. Zumindest für mich, die Dinge kennengelernt hatte, die ein Normalo wohl nie unter die Kategorie >erregend< einstufen würde. In dieser Beziehung schien mich Seto Kaiba für die restliche Männerwelt verdorben zu haben. Keiner hatte es bisher geschafft, mir jene Befriedigung von vor fünf Jahren zu verschaffen. Bei niemandem verspürte ich schon bei der kleinsten Berührung dieses ekstatische Kribbeln. Verflucht seist du, Seto Kaiba! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)