Sturm über Japan von Hotepneith (Leg dich nie mit Inu Yasha an) ================================================================================ Kapitel 27: Waisenkind ---------------------- Der Halbdämon hatte durchaus erkannt, dass seine Ehefrau in ernsten Schwierigkeiten steckte, aber der ältere Donnerbruder griff ihn dermaßen permanent an, dass er außer beiseite springen zu versuchen sich mit Tessaiga zu schützen nicht viel unternehmen konnte. Diese dämlichen Brüder waren ein eingespieltes Team, das musste er zugeben. Aber er musste auch etwas tun. Er hatte ihr doch versprochen sie zu beschützen! Und kein Mensch hielt es unter dem Griff eines Dämons lange aus. Sie würde ersticken, und er wäre schuld. Ohne weiter nachzudenken, schleuderte er sein Schwert, das sich ohne Kontakt mit der dämonischen Energie aus der Hand seines Herrn rasch verkleinerte und als schmale Klinge durch die Luft flog. „Wohin wirfst du denn?“ erkundigte sich Hiten fast amüsiert, da ihn die Waffe deutlich verfehlte. Er hatte nicht einmal einen Schritt seitwärts machen müssen. Das war wohl der letzte, verzweifelte Angriff gewesen.Und diese dämliche halbe Portion hatte sich gerade selbst entwaffnet. Das würde jetzt schnell gehen. „Genau ins Schwarze!“ keuchte Inu Yasha, dem ebenfalls klar wurde, dass er sich gerade selbst jeder Verteidigung beraubt hatte. Nun, fast jeder. Aber ein Angriff war damit unmöglich geworden. Immerhin hatte es funktioniert. Hiten sah, wohin der Blick seines Gegners ging, und fuhr herum. Das geworfene Schwert hatte Manten durchbohrt, der über der liegenden miko zusammengebrochen war. Diese versucht anscheinend sich unter der schweren Last hervor zu bewegen. „Mein kleiner Bruder!“ Als sich Hiten wieder zu seinem Widersacher drehte, lag kein Amüsement in seinen Augen, sondern Wut und Hass. „Das wirst du büßen, Halbdämon!“ Mit dem hoch erhobenen Blitzstab machte er einen weiten Sprung auf seinen wehrlosen Gegner zu.   Instinktiv nach einer verbliebenen Verteidigung suchend, riss der junge Daimyo die hölzerne Scheide seines Schwertes heraus. Funken stoben, als der metallene, aufgeladene. Stab auf das Holz traf, aber es hielt. Ein Kräftemessen begann.   Kagome war es irgendwie gelungen, den Toten von sich zu rollen und setzte sich keuchend auf, am ganzen Körper zitternd. Was war …? Inu Yasha! Er hatte sein Schwert geworfen um sie zu retten und war nun selbst in höchster Gefahr. Er brauchte dringend dieses Tessaiga zurück. Nur leider steckte es noch immer in dem Dämon. Und eigentlich fand sie es ekelhaft und... Nimm dich zusammen, befahl sie sich. Dein Ehemann und Daimyo kämpft ohne Waffe, weil er dich beschützen wollte. Er soll doch nicht umkommen, weil er dir helfen wollte. So lehnte sie sich hinüber und überwand sich den Griff zu packen und die Klinge aus dem Toten zu ziehen. Mühsam raffte sie sich auf. „Inu Yasha!“ schrie sie, so gut es mit der wunden Kehle ging. Das war nicht gerade laut und so wedelte sie das Schwert, das sich bei ihr nicht vergrößerte. Sie sollte mal nachfragen warum, wenn sie, ja, wenn sie alle wieder heil in der Burg waren, und diese Donnerbrüder Geschichte waren. Oh je. Sie verstand nicht viel von solchen Kämpfen, aber es war klar, dass ihr Halbdämon noch immer schiere Kraft gegen Kraft setzte. Und diese Blitze, das musste ihm doch weh tun!   Inu Yasha hörte den Ruf. Das wurde eng hier. Die Blitze und zusätzliche Energie, die Hiten jetzt in seinen Stab schickte, schmerzten und früher oder später würde ihn die Kraft verlassen, er rückwärts zu Boden gehen. Und das wäre das Ende, weil der Donnerbruder dann auch noch oben liegen würde. Das Ende für ihn, die arme Kagome und das unbekannte Fuchskind. So riskierte er einen Seitenblick. Sie stand und hatte Tessaiga in der Hand. Er musste sein Schwert nur in die Klaue bekommen, dann würde dieser Hiten sein blaues Wunder erleben! Und er musste doch Kagome beschützen, das hatte er ihr versprochen! Mit einer gewaltigen Kraftanstrengung gelang es ihm den Donnerbruder zurück zu schubsen. Noch ehe Hiten wieder festen Stand hatte, war der Halbdämon mit einem gewaltigen Satz neben seiner Ehefrau und packte sein Schwert, dessen Klinge sich prompt verbreiterte. „Alles in Ordnung?“ fragte er, ihr bereits den Rücken zukehrend. Die letzten Minuten hatten ihm nur zu deutlich gezeigt, dass man Hiten nicht aus den Augen lassen sollte. Sie starrte sein weißes Haar an. Dieser Sprung ...Sie hatte so etwas noch nie gesehen. Und er war nur ein halber Dämon? Was konnte dann erst sein Vater? „Ja,“ brachte sie irgendwie hervor. „Ich … Shippou...“ Viel mehr ging nicht. Er verstand durchaus, wen dieser Name bezeichnen sollte. „Guck nach. Und … So ein Mist!“ Denn der Donnerbruder erhob sich nun in die Luft. Der Kerl konnte auch noch fliegen? Und dessen Blick verriet, wohin die nächste Attacke gehen sollte. Auf die arme, erschöpfte, Kagome, die sich langsam von ihm weg bewegte. Das war wirklich zu viel. Jetzt war Schluss. „Hiten!“ brüllte er. „Ich stelle dir jetzt mal mein kaze no kizu vor!“   Kagome sah sich unwillkürlich um, aber alles, was sie erkennen konnte, war eine gewaltige Energieentladung, die sie blendete und durch die Luft raste. Dann war nichts mehr von Hiten zu sehen – und tiefe Scharten in der Wiese. Eine Bewegung neben ihr ließ sie panisch den Kopf drehen. Erleichtert erkannte sie die nekomata und deren beiden Reiter. „Sango, Miroku!“ krächzte sie. „Na, hier war ja etwas los.“ Die Dämonenjägerin betrachtete den toten Donnerbruder, die Brandspuren und Scharten im Boden, den Daimyo, der sein Schwert in die Scheide schob und durchatmete, ehe sie zu dem Fuchskind blickte. „Lebt er? Wir fanden seinen toten Vater.“ Kagome nickte, denn sie sah den Kleinen atmen und zog ihn in die Arme. „Shippou?“ flüsterte sie. Inu Yasha kam heran. Irgendwie war es seltsam sie da mit einem Kind im Arm zu sehen, dachte er noch, ehe er sich an die Neuankömmlinge wandte. „Wie kommt ihr her?“ Die Zwei wechselten einen Blick, ehe Sango antwortete. „Wir fanden an der Stelle, wo der Kampf gewesen war, einen toten Fuchs. Wir haben ihn begraben. Es muss unglaubliche Energieentladungen gegeben haben. Miroku erinnerte sich an Gerüchte über Donnerbrüder. Sie überfallen Dörfer und verstecken sich anscheinend im Kaiserreich vor den Dämonenfürsten. Nun ja, ich denke mal, du hast sie getroffen.“ Ihr Blick glitt erneut über den Toten, die Spuren eines heftigen Kampfes. „Ein Fuchs?“ Inu Yasha sah unwillkürlich zu dem Jungen, der gerade die Augen öffnete, sichtlich etwas verwirrt. Aber er sagte: „Dann war das Fuchsmagie, die ich spürte. Als wir den Kampf in der Ferne mitbekommen haben, meine ich.“ „Papa!“ Die Augen des Kleinen füllten sich mit Tränen. „Ich fürchte, wir haben ihn gefunden,“ erwiderte Sango mitleidig. „Ihr wurdet überfallen?“ Aber Shippou hörte ihr nicht zu, sondern deutete auf Manten. „Der ist doch sicher nicht dein ...“ begann Inu Yasha, ehe er begriff, was er zuvor nicht bewusst gesehen hatte. An der Taille des jüngeren Donnerbruders hing etwas, das er zunächst für ein rotes Tuch gehalten hatte. Ein Fuchsfell. Unwillkürlich presste er die Zähne zusammen, dann bückte er sich und nahm das Fell auf. „Ihr habt ihn begraben? - He, Kleiner, dann bringen wir das auch dahin, ja? Dann ist er wieder ...naja...“ „Gute Idee,“ sagte Kagome. „Ja, komm, mit uns, Shippou. Dann weißt du auch, wo dein Vater begraben ist.“ Sie sollte wirklich etwas trinken. Ihr Hals war noch immer ziemlich rau. Sie sah auf. „Ja. Sango, nimm die Zwei doch auch auf Kirara. Sie sind ziemlich fertig.“ „Ich erhole mich schnell,“ beteuerte Shippou prompt und betrachtete zum ersten Mal den jungen Mann in der roten Kleidung richtig. „Du bist ja gar kein Dämon. Nur ein halber.“ „Hat ja wohl gereicht um dich da rauszuholen,“ gab Inu Yasha missmutig zurück. „Ein halber Hundedämon,“ erklärte Kagome leise, während sie aufstand. Der arme Kleine. „Wo wohnt denn deine Mutter?“ Shippou schien erneut den Tränen nah. „Sie starb,“ flüsterte er. „Dann bist du Vollwaise?“ Sie sah zu ihrem Ehemann. „Inu Yasha, dann kann er doch mit uns kommen, oder? Er hat ja niemanden mehr.“ Was hatte sie denn noch so alles nicht gelernt? Aber gutmütig meinte er: „Keh. Er kann schon mitkommen. Allerdings kaum bei uns bleiben. In so einem Fall ist der Herr der Füchse, also, der Fürst von Sobo, für ihn zuständig. Ich werde dem mal schreiben, dass wir hier einen Kleinen haben.“ „Und vielleicht auch vom Tod seines Vaters berichten,“ meinte Sango. „Er war ein hochrangiger Fuchs, vielleicht im Auftrag seines Fürsten unterwegs.“ Sie sah zu dem Jungen. „Ja,“ murmelte Shippou zögernd. „Papa sollte zu dem Fürsten des Westens gehen. Kennst du vermutlich nicht, Halbdämon, aber der ist der Inu no Taishou.“ Das war naheliegend. Immerhin war das hier eine menschliche Provinz. Vermutlich war der bei dem menschlichen Elternteil aufgewachsen und noch nie in einem der dämonischen Fürstentümer gewesen. Besagter Halbdämon wollte widersprechen, aber da die Jägerin Kagome auf die Kampfkatze half und sich der Mönch als letzter aufschwang, lief er los.   Sesshoumaru zwang sich den Kiefer zu lockern, als er seinem Vater zu dem Menschendorf folgte. Würde der mitbekommen, dass er dem klaren Befehl nur mit zusammengebissenen Zähnen gehorchte, gäbe es prompt einen Zuschlag. Aber so, mit Blutflecken und zerstörter Rüstung, Wesen dieser minderwertigen Art unter die Augen zu kommen … das war wirklich Höchststrafe. Und sich dann auch noch bei diesem jämmerlichen Menschenmädchen bedanken zu sollen … Er war fast versucht sich den Halbbruder zurück zu wünschen. Seit Inu Yasha weg war ruhte das Augenmerk des Fürsten leider ausschließlich auf ihm selbst. Ihm war nie zuvor bewusst gewesen, dass der Bastard ebenso oder womöglich sogar mehr väterliche Aufmerksamkeit erhielt wie er selbst – und damit von ihm ablenkte. Die ungeteilte Aufmerksamkeit des Inu no Taishou war unangenehm, das musste er sich selbst gegenüber zugestehen. Da half vermutlich nur eines: wahrlich perfekt zu werden, jede Erwartung zu erfüllen, noch ehe sie ausgesprochen wurde.Was war denn da los? Das fragte sich allerdings auch der Hundefürst. In dem Menschendorf schien es förmlich einen Auflauf zu geben. Mit einem Sprung stand er daneben. „Probleme?“ Die ersten Menschen sahen sich um – und wichen beiseite, warfen sich zu Boden. Auch, wenn hier wenig Dämonen je erschienen... sie wussten, wer seit Jahrhunderten im Westen das Sagen hatte. Ein Mann in Rüstung und mit weißen Haaren sowie zwei Fellteilen konnte sich Respekts sicher sein. Nur kurz darauf war die Mitte der Ansammlung erkennbar – ein kleines Mädchen lag dort, sichtlich zerschunden und geschlagen. Der Fürst warf nur einen Blick zurück, dann wusste er Bescheid. Sesshoumaru war nicht angetan. „Was ist hier passiert?“ Jemand, vermutlich der Ortsvorsteher, hob ein wenig den Kopf. „Sie da, hat gestohlen. Und wird dafür bestraft.“ Der Taishou sah zu dem Fisch, der neben dem Mädchen lag, das sich sichtlich verwundert nach der Hilfe umblickte. Als sie seinen Sohn hinter ihm entdeckte, lächelte sie, obwohl sie Schmerzen haben musste. In der Tat. Eigenartig. Aber er meinte nur: „Sollte das nicht Aufgabe der Eltern oder des Vaters sein?“ „Äh, sie hat keine Eltern mehr, oyakata-sama. Wir füttern sie mit durch. Und dann zu stehlen...“ „Wie heißt du, Mädchen?“ „Sie kann Euch nicht antworten,“ beteuerte der Ortsvorsteher eilig, durchaus in Sorge, dass Unhöflichkeit Folgen hätte. „Seit dem Tod der Eltern nicht mehr. Ihr Name ist Rin.“ „Ihr braucht sie nicht mehr durchzufüttern,“ erklärte der Taishou kühl, „Waisen sind meine Angelegenheit, merkt euch das für die Zukunft.“ Sesshoumaru begriff, was von ihm erwartet wurde. Nun ja, es war besser als sich vor diesem Rudel Menschen bedanken zu müssen. Überdies hatte Vater natürlich recht. Waisen unterstanden der Obhut des Fürsten – menschliche und dämonische. Auch eine Aufgabe auf die er wohl vorbereitet werden sollte. „Rin.“ Mit etwas wackeligen Beinen stand die Kleine auf, aber ihre Augen leuchteten förmlich, als sie auf ihn zustolperte, den Taishou neben sich schlicht ignorierend. Dieser nahm das etwas erstaunt zur Kenntnis. Das war ihm auch noch nie passiert. Womöglich sollte er da ein Auge drauf haben? Sie war noch sehr jung, zu jung eigentlich für eine erste Liebe, aber welcher Dämon kannte sich schon mit Menschen aus. Sie waren viel komplexer als Dämonen, jeder wieder vollkommen anders und einander doch ähnlich. Trotz Jahrzehnten engen Zusammenlebens mit Izayoi hatte er sie nie ganz verstanden. Aber er blickte wieder zum Ortsvorsteher. „In meinem Schloss leben einige Waisen, auch Menschen. Das nächste Mal schickt ihr dieses Kind zu mir.“ „Wie Ihr wünscht.“ Es wäre wohl unklug zu erwähnen, dass sie eben ein Mitglied der Dorfgemeinschaft, sei sie auch ein nutzloser Fresser, nicht in ein Dämonenschloss hatten schicken wollen. Immerhin war es nun ein Mäulchen weniger zu stopfen. Auch, wenn die Ernte dieses Jahr reichlich gewesen war.   Sie waren bereits ein Stück von dem Dorf weg, als sich der Taishou umwandte. Die Kleine, wie war doch der Name, Rin, tapste hinter ihnen her, den Blick allerdings nur auf seinen Ältesten gerichtet, Was sah sie nur in dem? Gewöhnlich achteten Dämonen und Menschen mehr auf ihn, durchaus nach Macht gehend. Davon konnte sie doch keine Ahnung haben. Eigenartig. „Du solltest dir etwas für sie überlegen.“ Wie bitte? Sesshoumaru wandte ebenfalls unwillkürlich den Kopf. Was sollte er denn bitte mit einem stummen Menschenkind anfangen? Immerhin, sie war stumm, das war doch schon einmal gut. „Als Fürst werden dir alle Waisen des Westens anvertraut. Es ist gut, wenn du dich übst.“ Was sollte er schon sagen. „Ja, chichi-ue.“ In hundert Jahren war er verheiratet. Das wäre doch sicher etwas, was man Himiko überlassen könnte? Frauen und Kinder, das passte doch. Allerdings konnte er jetzt unmöglich diese Rin vergessen und, erkannte er eigenartigerweise, da sie ihn wieder anlächelte – er wollte es auch nicht. Niemand hatte ihn je so angelächelt, nicht einmal seine Eltern. Warum auch. Und warum war es trotzdem so eigen? „Sie könnte Jaken zur Hand gehen,“ beschloss er. „Oder können Menschenkinder in dem Alter noch nicht schreiben?“ „Ich fürchte, Dorfkinder lernen überhaupt nicht schreiben.“ Der Taishou gab zu, dass da wohl jemand noch sehr viel zu lernen hatte, was die zweite Art im Westen anging. Nun, es war vermutlich nicht schlecht, wenn sich der künftige Fürst mit allen Untertanen auskannte. „Aber, das überlasse ich dir und Jaken. Du bist jetzt für die kleine Rin verantwortlich.“   Nach der Rückkehr zur Burg hatte Kagome Shippou mit in den Frauentrakt genommen, was in Anbetracht seines kindlichen Alters auch vollkommen in Ordnung war. Inu Yasha hatte sich dagegen vor einen äußerst heiklen Brief gesetzt. Wie schrieb man dem Neunschwänzigen, dass einer seiner Boten in dem Gebiet, in dem man selbst leider für die Sicherheit verantwortlich war, überfallen und ermordet wurde? Immerhin lebte Shippou, aber es stand zu befürchten, dass das trotzdem Ärger geben würde. Zu allem Überfluss sollte man als Daimyo nicht direkt an einen Dämonenfürsten schreiben, sondern den Schriftwechsel über den Kaiser laufen lassen. Was vermutlich dauerte. Und der Kleine sollte doch so rasch es ging in seine Heimat zurück, wenn schon nicht zu seinen Eltern, so doch wenigstens zu seinem Fürsten. Es half nichts, er sollte schlicht ehrlich bleiben. So schilderte er kurz, dass er mit Ehefrau und Begleitern im Süden von Aoi unterwegs gewesen war, sie Kampf bemerkt hatten und er die Begleiter losgeschickt habe, in der Vermutung, dass Wurmdämonen und menschliche Priester aneinander geraten waren. Das mit Kagomes Plan unterschlug er besser und schrieb nur: „Es gelang meiner Ehefrau Shippou aus dem Haus zu schaffen und mir die beiden Donnerbrüder zu töten. Bitte teilt mir mit, mächtiger Herr der Füchse, ob und wann ich Shippou Eurer Obhut übergeben darf. Der Göttliche Kaiser, mein verehrter Cousin, hat eine Abschrift dieses Briefes erhalten.“ So, das war doch hoffentlich höflich genug. Der Fürst von Sobo war stark und mächtig in Energie und Magie, nicht gerade der Typ, den man verärgern sollte. Nun, noch mehr, als es die Ermordung seines Boten wohl tat. Hauptsache schnelle Information, das war alles was noch blieb, und dann den Ärger standhaft und als Krieger annehmen, dachte er in Erinnerung an seinen Vater, und ließ beide Briefe von Falkendämonen transportieren.   Umso überraschter war er, als ein Falke bereits nach wenigen Stunden zurückkehrte und vor ihm niederkniete – der, den er nach Sobo geschickt hatte. Auweia. Kam da jetzt gleich die Kriegserklärung? Verlangte der Neunschwänzige vom Kaiser ihn wegen Unfähigkeit abzuberufen? Am Besten gleich in die Ewigkeit? „Hast du eine Antwort?“ „Eine mündliche, ja, Inu Yasha-dono.“ „Berichte ausführlich. Du hast mit dem Herrn der Füchse selbst gesprochen?“ „Ja. Ich überreichte Euren Brief, wie aufgetragen. Er las und, nun, ich weiß nicht, was Ihr ihm mitteiltet, aber seine Energie stieg rapide, ehe er mich hinausschickte und sagte, er werde Antwort geben. Ich sah dann nur noch wie ein anderer Fuchs, jünger, mit vier Schwänzen in sein Arbeitszimmer ging. Ich vermute, der Erbprinz.“ „Weiter.“ Das klang nicht gerade vielversprechend. „Dann ließ mich der edle Fürst wieder rufen und Euch folgendes ausrichten. Begleitet übermorgen gegen Mittag Shippou nach Kosaten. Ein Schiff wird kommen und ihn abholen.“ Hm? „Das war alles?“ „Nun, er fragte mich noch, was ich über die Donnerbrüder wisse. Leider konnte ich ihm keine Antwort geben.“ „Sie sind tot,“ murrte Inu Yasha. „Aber auch schon egal. Er sagte nichts vom Kaiser?“ „Nein, Inu Yasha-dono.“ Was war denn da los? Soweit er von seinem Vater manchmal etwas über den alten Kampfgefährten gehört hatte, war der durch und durch ein Krieger. Und die Tatsache, dass der es nicht so mit Schwertern hatte, war nur dem Umstand geschuldet, dass er keine Klinge benötigte. Magie war eher das, worin er fähig war. Eine Macht, die selbst die des Drachenkönigs übertraf. Kam da jetzt etwas? Aber, nun ja, egal. Das war etwas, das ihn sicher persönlich treffen würde. Er sollte jetzt Shippou und auch Kagome sagen, dass der Kleine übermorgen abgeholt werden würde. Mit einem Schiff das war eigen. Er hatte gar nicht gewusst, dass Füchse Schifffahrt betrieben. Aber da waren wohl eher Menschen an Bord und nur füchsische Passagiere.   Da er am Frauentrakt erfuhr, dass sich die Damen und der Kleine im Garten befanden, ging er hinüber. Vor der Tür hörte er Kagome laut auflachen. Sie klang so heiter, das war richtig schön. So hatte sie das Abenteuer nicht so sehr erschreckt. Aber er selbst sollte aufpassen, wohin er sie mitnahm. Aoi schien deutlich unsicherer zu sein als Nishi – und er fragte sich langsam wirklich, was sein Schwiegervater so alles an dämonischen Sachen nicht mitbekommen hatte. So öffnete er und trat ein. Auf den ersten Blick erkannte er, was seine Ehefrau so entzückte und auch seine Schwiegermutter betrachtete erheitert den metergroßen Pilz vor sich. Dann sah er auch, was die Ursache für die Heiterkeit war. Shippou hatte anscheinend mit Fuchsmagie eine Verwandlung vollführt und sich in einen Pilz verwandelt. Leider hatte er seinen Schwanz vergessen und nun ragte aus dem weißen Pilzkörper ein buschiger, roter Schwanz. „Inu Yasha!“ Kagome hatte ihn entdeckt und nahm sich eilig zusammen. Gab es Neuigkeiten über den armen Kleinen? Durfte er hier bleiben? „Nachricht aus Sobo,“ sagte er auch nur und setzte sich zu den beiden Frauen. Im ummauerten Garten war es noch deutlich wärmer als draußen, wo die Nordwinde doch bereits recht kühl wurden. Mit einem leisen „Plopp“ verwandelte sich Shippou zurück. „Du wirst abgeholt,“ sagte der Halbdämon daher. „Übermorgen in Kosaten. Sie kommen mit dem Schiff.“ „Übermorgen, schon?“ fragte Kagome etwas enttäuscht. Es war so lustig mit dem kleinen Fuchs. Sie gab sich auch Mühe, den abzulenken. Wenn er nichts zu tun hatte, starrte er manchmal so vor sich hin.. Und Mama lachte auch wieder. Das war doch eigentlich wunderschön. Aber natürlich hatte Inu Yasha recht, ein Kind gehörte nach Hause, in dem Fall zumindest in das richtige Fürstentum. „Freust du dich, Shippou? Dann kannst du sicher auch auf die Schule gehen, von der du erzählt hast, und ein sehr zauberkundiger Fuchs werden.“ „Der nicht seinen Schwanz vergisst,“ kommentierte der junge Daimyo mehr ehrlich als pädagogisch wertvoll und wurde postwendend von seiner Ehefrau mit einem Funkeln belohnt. Shippou dagegen stemmte die Hände in die Hüften. „Na, das ist ja wohl mehr als du kannst, du bist ja nur ein halber Dämon und hast gar nichts drauf an Magie oder so!“ Ohne zu zögern hob Inu Yasha die Hand und verpasste dem vorlauten Kleinen eine Kopfnuss. „Aua!“ schrie der prompt auf und presste die Hände auf den Kopf. „Bist du denn völlig....“ Er floh in Kagomes Arme, die ihn auffing und bereits tief Luft holte, von wegen, wie ihr Mann so kindlich sein könnte, auf die Bemerkungen eines Kindes einzusteigen, als ihre Mutter leise sagte: „Bitte vergebt ihm, Inu Yasha-sama. Kann es sein, dass niemand Shippou von Eurem Rang in Kenntnis setzte?“ Das hatte prompt zur Folge, dass Shippou das Weinen einstellte und fragend aufblickte, Kagome zu ihrem Gatten blickte und der zu ihr. Nein, das hatten sie wohl nicht. Und der kleine Fuchs hatte jemanden, den alle duzten, von dem Kagome getragen wurde, kaum als Daimyo eingestuft, vielleicht eine Art Leibwächter. „Das dachte ich mir,“ meinte die ehemalige Fürstin sanft. „Shippou, Inu Yasha-sama ist der Daimyo von Aoi.“ „Aber Daimyo unterstehen dem Kaiser. Und sind Menschen!“ Aber Shippou war verwirrt. Hatte er etwas falsch gelernt? „Der Göttliche Kaiser ist sein Cousin. Und sein Vater der Inu no Taishou.“ Gut, dachte der kleine Fuchs. Das erklärte vermutlich, warum der Halbdämon mit den Donnerbrüdern so fertig geworden war, erklärte auch, warum der behauptet hatte, er würde direkt an den Fuchsfürsten schreiben, erklärte auch, warum er selbst im Frauentrakt so aufgenommen worden war, erklärte eigentlich alles. Aber ein Rückzugsgefecht sollte er schon noch liefern. „Aber er ist trotzdem nur ein halber Dämon und ich bin ein ganzer!“ Aus gutem Haus, nicht zu vergessen. Na schön, der Taishou war auch ein Dämonenfürst und der Kaiser immerhin göttlicher Abstammung – damit sollte er wohl nicht kommen. Da Kagome sah, dass sich eine Klaue zur Faust ballte, beschloss sie lieber abzulenken. „Wer holt denn Shippou ab? Jemand aus der Familie?“ „Keine Ahnung.“ Aber Inu Yasha entspannte sich. Übermorgen wäre er die kleine Nervensäge los. „Das hat der Fürst nicht ausrichten lassen. Gegen Mittag sollen wir in Kosaten sein, ich lasse die Eskorte und die Sänfte dann bereitstellen.“     Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)