Sturm über Japan von Hotepneith (Leg dich nie mit Inu Yasha an) ================================================================================ Kapitel 26: Donnerbrüder ------------------------ Sie war nicht mehr gekommen. Seltsamerweise empfand es Sesshoumaru fast ein wenig ...unangenehm. Er kannte das Gefühl nicht oder nur aus seinen weitest entferntesten Erinnerungen, wenn Mutter damals zu spät in den Augen des jungen Welpen gekommen war. Jetzt fragte er sich unwillkürlich, was einem Menschenkind in diesem Wald zugestoßen sein mochte. Aber der Westen galt allgemein als sicherer Ort für diese mindere Art – Vater achtete doch sehr darauf. Vielleicht war ihr einfach bewusst geworden, dass er ein Dämon war oder sie hatte es ihren Eltern erzählt. War sie doch nicht stumm? Wozu so viele Gedanken über ein junges Menschending. Das mit den Paradiesvögel war weitaus wichtiger. Irgendwie mussten sie der Kontrolle ihrer Prinzessin entkommen sein. Das musste er dem Herrn der Hunde berichten. Es würde Vater nicht freuen, dass sich Gäste dermaßen daneben benahmen. Immerhin lebte er selbst noch und das war kaum etwas, was diese Riesenvögel beabsichtigt hatten. Noch einmal würde er sich sicher auch nicht so überrumpeln lassen. Jeden Krieger hätte er postwendend noch dafür bestraft. Ja, er war zu selbstsicher gewesen – und er konnte leider davon ausgehen, dass der Inu no Taishou eben das ihn genau auch wissen lassen würde. Hoffentlich schickte der ihn nicht zu Mutter. Und, als ob das nicht schon schlimm genug gewesen wäre – sollte sich da nicht auch inzwischen seine ungeliebte Braut herumtreiben? Schön. Er musste Vater irgendwie beruhigen. Nur, wie? De facto hatte er sich von sechs Paradiesvögeln wie ein Welpe überfallen lassen, nur zwei von ihnen töten können. Das war kaum das, was der Fürst des Westens von seinem Sohn erwartete. Von seinem Erben. Vater! Er spürte dämonische Energie, bekam die Witterung in die Nase. Der war schneller hier als er gewünscht hätte. Aber natürlich kannte dieser über die Magie doch alles, was sich in diesem Gebiet abspielte. Ja. Ein sehr großer weißer Hund betrat die Lichtung, um dessen Brust sich dick das Fell schwang. Rote Augen musterten ihn, ehe sich der Taishou in seine menschliche Gestalt verwandelte. Sesshoumaru neigte eilig wenigstens den Kopf.   „Zwei von sechs.“ Durch nichts hätte der Vater seine Erleichterung zu erkennen gegeben, dass sein Ältester noch lebte, ja, am regenerieren war. Gefühle schickten sich nicht für so hochrangige Dämonen. Überdies würde sich sein Welpe eher noch beschämt fühlen. Tja. Was sollte er dazu sagen? Sie attackierten von hinten und oben? Es war ein Hinterhalt? Prompt kam der Satz, den er befürchtet hatte. „Ich meine mich zu entsinnen dir des Öfteren erklärt zu haben, dass man niemals die Rückendeckung vernachlässigen soll. Nicht in einer Schlacht, nicht bei einem Spaziergang. Jeder, gleich wie mächtig, ist zu schlagen.“ „So sagtet Ihr, chichi-ue.“ Jetzt bloß nicht noch Stimmung gegen sich selbst machen. Die Predigt und Strafe hatte er wohl verdient. Der Blick des Hundeherrn fiel auf die Kalebasse mit Wasser. Mit einer Braue hochgezogen sah er erneut zu seinem vermutlich schwierigsten Sohn. „Trägst du nun immer Kürbisse mit dir?“ Auch das noch. „Es ... wurde mir gebracht. Ein Mensch vermutete wohl irrtümlich ich benötige Hilfe.“ „Ein Mensch. Und der hat es überlebt.“ Das wäre zwar durchaus ein Schritt in die richtige Richtung, aber gerade wenn Sesshoumaru so verletzt gewesen war, war der doch viel mehr seinen Instinkten unterworfen. Und die lauteten leider meist: töten. „Ein Welpe.“ „Ein Menschenkind?“ Wäre nicht der Kürbis hier gestanden, hätte er vermutet sein Erbe halluziniere. „Ein kleines Mädchen, chichi-ue.“ Hoffentlich war das Verhör bald zu Ende. Das wurde immer merkwürdiger. „Du hast dich bei ihr bedankt.“ Nun ja. Er hatte gesagt, er nehme keine Menschennahrung zu sich. Er hatte sie nicht umgebracht. Das war doch fast so ähnlich. Sein Vater kannte ihn allerdings. „Steh auf. Sie wird gewiss in dem Bauerndorf dort vorne leben. Und du wirst dich bedanken, wie es sich für einen künftigen Fürsten gehört.“ Er hatte versagt. Was blieb ihm übrig als sich aufzuraffen und zu gehorchen. Inu Yasha hatte schon wieder so ein Glück! Der hockte da in Aoi als Daimyo, konnte Menschen herumkommandieren und hatte keinerlei Probleme.   Sango war ein wenig erstaunt, als ihre Kampfkatze sich ohne ihr Zutun aus der Luft senkte, kannte sie jedoch gut genug um sich umzusehen. „Was hast du, Kirara?“ „Hier war jedenfalls der Kampf.“ Miroku sprang ab, seinen Mönchsstab bereits abwehrbereit schräg vor sich. Ja. Hier hatten mächtige Wesen gegeneinander gekämpft. In fast dreihundert Metern standen keine Bäume mehr, die Erde war verbrannt. „Unglaubliche Energie, fast, als ob hier Blitze eingeschlagen wären.“ „Und ich glaube, da vorne ist das Opfer.“ Auch die Dämonenjägerin war abgestiegen und deutete in die Mitte der Verwüstung. „Das ist doch ein toter Dämon?“ „Ja. Und er scheint verbrannt zu sein. Warte hier.“ „Nett, aber sinnlos. Glaubst du, ich habe noch nie Tote gesehen? Noch dazu tote Dämonen....“ Sango brach ab und schlug die Hand vor den Mund. Sie hatten sich den Überresten des Toten genähert. Miroku fuhr herum und musterte den Wald. „Ich kann keine Dämonen mehr spüren. Immerhin etwas.“ „Ein toter Fuchs. Und ...“ „Ja. Sie haben den armen Kerl nicht nur gegrillt, sondern ihm auch noch das Fell über die Ohren gezogen. Buchstäblich. Geht es, Sango?“ „Ja. Es ist nur … wer macht so etwas? Und, das ist ein Fuchsdämon! Eines der mächtigsten Wesen in der Magie. Guck doch mal, er müsste drei oder vier Schwänze gehabt haben. So jemanden umzubringen...“ „Ja. Das könnte eigentlich nur ein Dämonenfürst oder ein wahnsinnig mächtiger Priester oder miko. Deswegen meine ich ja auch, es müssen mindestens zwei gewesen sein.“ Die Jägerin atmete möglichst unauffällig in eine andere Richtung, ehe sie zurückwich. „Das ist das nächste Problem, hoshi-sama. Was macht ein Fuchsdämon, offenbar jemand aus der oberen Schublade, hier in Aoi? Wir sind im menschlichen Kaiserreich!“ „Da hast du recht. Vielleicht wollte er sich hier verstecken vor dem Fürsten von Sobo? Und, weil er ein Dorf angriff verteidigten sich die Menschen? - Warte.“ Er ging abseits. „Hier sind Spuren. Zwei Erwachsene mit Stiefeln und Fußabdrücke wie von einem Kind. Hatte der ein Kind überfallen? Aber ich kann keine läuternde Magie spüren. Nur dämonische.“ Die Jägerin sah sich zu ihrer Katze um, aber die nekomata schien nur angespannt, nicht kampfbereit. „Ja, Dämonen gegen einen Dämon. Zwei Dämonen. Wohin führt die Spur?“ „Ins Nichts. Als ob sie sich in Luft aufgelöst haben.“ „Sie sind weggeflogen,“ konstatierte Sango, ehe ihr das wahre Ausmaß des Problems dämmerte. „Wir können nur hoffen, dass der tote Fuchs nicht gerade ein ranghoher Bote seines Fürsten an den Inu no Taishou war. Und statt da über die, so hörte ich, steilen Berge zu gehen, den Umweg über Aoi und den Pass von Toyama wählte.“ „Mit Kind?“ „Warum nicht? Der Taishou brachte ja auch selbst Inu Yasha nach Aoi. Dämonen scheinen gute Eltern zu sein. Manchmal. Oder die höheren. Und gerade deswegen der Umweg. - Miroku, wenn das ein ranghoher Bote war, der von anderen Dämonen überfallen wurde, dessen Kind entführt …“ „Ja, da dürfte der Neunschwänzige nicht begeistert sein. Und der arme Inu Yasha bekommt Ärger, obwohl er ….Nun, er ist hier für die Sicherheit verantwortlich.“ „Stimmt. Und er hat offensichtlich versagt, wird vermutlich der Fuchsherr sagen. Genauer, das kann man mit ein bisschen bösem Willen als Bruch des Friedensvertrages zwischen Menschen und Dämonen auslegen. Immerhin ist Inu Yasha der kaiserliche Cousin.“ „Wir begraben den armen Kerl – denn ich bin eigentlich fast sicher, dass er überfallen wurde. Erstens nimmt man zu einem Spionageruftag oder sonst was kein Kleinkind mit und zweitens – das Fell abzuziehen ist schon recht geschmacklos.“ „Begraben wir ihn. Und dann sehen wir mal, ob wir der Spur der Entführer folgen können.“ Zwar bewunderte der Mönch die Tatkraft der Jägerin, aber er sah ein nicht ganz unwesentliches Problem. „Sango, meinst du nicht, es wäre gut Inu Yasha zu informieren?“ Soweit er gelernt hatte, neigten hohe Herren dazu bei Problemen, die ihnen entstanden, erst einmal die schuldigen Mitarbeiter um einen Kopf kürzer zu machen. „Ja, wäre es. Aber wir sollten uns beeilen. Wer weiß, was die mit dem Kleinen vorhaben. Und ehrlich gesagt, wenn wir unserem Daimyo und der dann dem Herrn der Füchse immerhin ein heiles Baby zeigen können, gibt es vielleicht doch nicht so einen großen Ärger.“ „Wo du recht hast ...“ Sie war hübsch, intelligent und pragmatisch. Nicht zu vergessen, eine ausgebildete Kämpferin. Miroku sah sich nach einem Ast um, um den als provisorische Schaufel zu benutzen. „Energie wie Blitze …. Das erinnert mich an eine Reise vor Jahren in die menschliche Provinz im Nordosten, praktisch neben Miyaj, wo die Wölfe sind, und Chiba, das der Drachenkönig besitzt. Da war die Rede von zwei Dämonenbrüdern, die sich nicht den Fürsten unterworfen hätten, aber ungeheuer stark wären. Sie überfielen immer wieder Dörfer, vermutlich gerade weil sie eben ihre Unabhängigkeit zeigen wollten, und weder Wölfe noch Drachen bekamen sie zu fassen.“ „Weil sie sich immer wieder in den rein menschlichen Provinzen versteckten?“ „Ich würde gerade sagen, ja. Man nannte sie die Donnerbrüder.“ „Und dann kommt ein Bote hier vorbei von einem Fürsten an den anderen und stolpert über sie? Natürlich müssen sie ihn zum Schweigen bringen. Aber Kagomes Vater ...“ „Ja, der war sehr ordentlich, hat wohl aber einiges nicht mitbekommen. Wir müssen hinterher, irgendwie.“   Inu Yasha und Kagome hatten sich mehr oder weniger gemütlich an dem kleinen Teich niedergelassen um ihre Freunde zu erwarten. Da der junge Daimyo allerdings mit etwas zusammengezogenen Brauen da saß, fragte sie vorsichtig: „War etwas falsch?“ Er schrak aus seinen Gedanken auf. Freunden sollte man das erklären, oder? Sie war doch seine Freundin schon mal? „Ja. Das waren dämonische Energien, ein Kampf. Hier in Aoi, wo nun Dämonen wirklich nicht gegeneinander kämpfen sollten. Ich meine, das hier ist das Kaiserreich und da gibt es den Friedensvertrag. - Bist du noch müde?“ Sie lächelte dankend. Er war immer so besorgt um sie. Und ehrlich. Ja, doch, sie freundeten sich an, glaubte sie. „Nein, du hast mich ja getragen.“ Ja, der Friedensvertrag. Sie wusste wirklich nicht viel über den vor dreihundert Jahren geschlossenen Frieden, aber sie wollte sich auch nicht vorstellen wie es wäre, würden Leute wie ihr Schwiegervater oder der Drachenkönig mit ihren Kriegern über Menschen herfallen. „Du bist sicher, dass das Dämonen waren, ich meine, auf beiden Seiten? Keine Priester oder so?“ „Je mehr ich darüber nachdenke, nein. Auch, wenn da noch etwas anderes als dämonische Energie drin steckte. Hoffentlich keine Drachen, weil das gibt richtig Ärger. Und mit richtig meine ich das auch. - Komm. Wir gehen da drüber, Richtung Westen. Dann sollten wir doch Sango und Miroku treffen.“ „Sie bemerken dich?“ „Miroku vielleicht, Kirara sicher. Diese nekomata sollen unglaublich in der Magie sein, auch, wenn sie noch recht jung ist.“ „Jung. Fünfhundert? Dreihundert?“ Aber sie musste nur daran denken, dass auch er schon Jahrhunderte alt war. „Ja, natürlich. Warte nur kurz, ich nehme den Bogen anders, damit ich schneller bin, falls da doch...“ „Ich beschütze dich!“ „Ja, natürlich,“ beteuerte sie eilig. „Aber vielleicht sind da auch Menschen.... Ich meine, da sehe ich vertrauenswürdig aus.“ Das stimmte vermutlich. Und er hatte gerade genug um die zuckenden Ohren. Vater würde ihm nie verzeihen, wenn er dessen Vertrauen, das der mit dieser Aufgabe in ihn gesetzt hatte, damit beantwortete, dass er den nächsten Dämonenkrieg verschuldete. Er würde ihn vermutlich nicht umbringen, nun, nicht gleich, aber so ansehen... Diese Enttäuschung hatte er zugegeben erst ein oder zwei Mal in seinem Leben erblicken müssen, aber es hatte unglaublich weh getan. „Mach.“   Da Inu Yasha sie getragen hatte, standen die Zwei nur eine Viertelstunde später am Rande einer Waldlichtung. Kagome entdeckte vor sich ein Haus, eher ein kleines Schloss. Und sie hörte den klagenden Ausruf eines Kindes: „Papa!“ Ohne lange nachzudenken wollte sie losrennen, als sie eine feste Klaue am Oberarm spürte. Wütend fuhr sie herum. „Was soll das? Du hast doch gehört, da ist ein kleines Kind...“ Inu Yasha holte tief Luft. Ein wenig zu tief, denn Kagome beschloss sich zu entspannen und nicht das „Wort“ zu sagen, das ihr schon auf den Lippen lag. „Wir müssen doch helfen!“ „Wem?“ fragte er schlicht und ließ sie los. Die dämonisch strikte und noch dazu auf Militär ausgerichtete Erziehung schlug sich Bahn, so sehr auch dieser Ausruf ihn dazu verleiten wollte loszustürmen. Das hatte so bemitleidenswert geklungen, mit Tränen in der Stimme. „Na, dem Kind!“ Sie begriff gerade gar nichts. „Und woher willst du wissen, dass da nicht gerade ein Vater sein eigenes Kind bestraft, weil es was angestellt hat?“ Und der dazu jedes Recht besaß, ja. Kagome seufzte. Irgendwo tat es ihm schon wieder Leid sie so enttäuscht zu sehen. So erklärte er: „Außerdem, guck doch mal hin. Es könnte auch eine Falle sein.“ „Eine Falle?“ gab sie zugegeben verwirrt zurück. „Ich spüre da drin, und du solltest es auch, dämonische Energien. Aber das ist doch ein menschliches Haus, oder?“ Sie akzeptierte den Tadel und konzentrierte sich. „Ja, doch. Dämonen. Mehrere, drei oder vier? Nein, zwei ….Irgendwie eigen. Du meinst, da hockt womöglich ein Dämon drinnen, der die Menschen umbrachte und jetzt so tut, als ob er ein um Hilfe rufendes Kind ist, um weitere anzulocken?“ „Jedenfalls stimmt da irgendetwas nicht.“ „Ja.“ Sie dachte nach, bemüht, sich nicht noch einmal als blindlings drauf losstürmend zu blamieren. „Und es ist schon so wie vornehmere Menschenhäuser aussehen. Aber eigentlich müsste dann auch ein Dorf in der Nähe sein. Das gehört dann dem Ortsvorsteher oder so. Und hier sind keine Felder.“ „Sie waren da ….“ Der Halbdämon witterte. „Sehr verblichen, aber doch. Da drüben irgendwie brannte es. Ruinen. Verdammt. Da kann bloß wer sein, der ein Dorf vernichtet hat.“ Und ein Dorf, für das er verantwortlich war. „Das ist doch....“ Seine Rechte legte sich an den Schwertgriff. „Ich habe eine Idee!“ verkündete Kagome. „Also, einen Plan. Ich bin doch als miko angezogen, niemand vermutet etwas anderes, oder? Ich werde jetzt also da über die Wiese gehen, zum Haus. Und ganz harmlos nach dem Weg zum Fluss fragen.“ „Das ist bescheuert! Du rennst dem Dämon ins Maul.“ „Aber nein, du passt doch auf mich auf, oder?“ Sie lächelte aufmunternd. „Und, damit auch niemand was merkt, ich meine, wenn das alles doch friedlich ist, bleibst du hier am Waldrand. Dann blamiert sich nicht der Daimyo. Aber, wenn da etwas los ist, beschützt du mich.“ Inu Yasha fand den Plan zugegeben einfach aber brillant. Der hätte von ihm sein können. „Na schön, aber bleib wirklich harmlos, falls da doch einfach nur wer wohnt.“ „Dürfen Dämonen denn...?“ „Keine Ahnung, aber es gab und gibt eben auch welche, die sich keinem Fürsten unterwerfen wollten und lieber die Waldeinsamkeit suchten. Manchmal aus bösen, manchmal aus harmlosen Grüben, also, für Menschen.“ Und da waren jedenfalls Dämonen im Haus und abseits ein ehemaliges Dorf. Trotzdem – eigentlich waren menschenfressende Wurmdämonen nicht darauf aus in eine, wenngleich ehemals, menschliche Bleibe zu ziehen. „Halt trotzdem lieber Abstand.“ „Ich pass auf, versprochen.“ Kagome nickte einmal, ehe sie ihren Bogen zurecht zog und aus dem Wald trat. Sie hatte tatsächlich wenig Angst. Immerhin würde Inu Yasha auf sie aufpassen, er war der Daimyo – und, wer wäre schon so verrückt einer daher spazierenden Priesterin etwas tun zu wollen? Außerdem, das hatten ihr doch Miroku und Sango versichert, Opa bestätigt, besaß sie gewisse eigene Fähigkeiten. Jawohl Sie würde ihrem Ehemann schon beweisen, dass sie etwas drauf hatte. Sie ging daher unbefangen auf das Haus zu, Bogen und Köcher über der Schulter.   Zugegeben, sie wollte klopfen, als sich die Tür öffnete und ein junger Mann erschien, mit langen dunklen Haaren und durchaus gut aussehend, wie sie fand. Sie öffnete den Mund um ihre Frage nach dem Fluss zu stellen, als er sie am Arm packte und ins Haus schleuderte. Bogen und Köcher flogen, als sie schmerzhaft gedreht wurde.   Kagome wollte fast protestieren, ehe sie verstummte. Der Kerl war ein Dämon und er war nicht allein. Da hinten hockte ein anderer der gleichen Art, wenngleich viel dicker und hässlicher, was eindeutig nicht an seinem fast kahlen Schädel lag. Was sie ihm klar negativ anrechnete, war, dass er vor einem Käfig mit einem kleinen Fuchsdämon drin kniete, sich allerdings rechtzeitig umdrehte um sie einzufangen und ihr Handgelenk zu packen. „Das ist ja nett,“ sagte er. „Vielen Dank, großer Bruder. So viele Haare.“ Haare? Sie war verwirrt, erkannte dann aber an dem verzweifelten Gesicht des kleinen Fuchskindes, das sie sich zusammen nehmen musste. Und Inu Yasha hatte das doch sicher auch gesehen. Der eindeutig gut aussehende Bruder meinte: „Manten, dein Abendessen wird noch warten müssen. Ich denke, die hier wird dir auch gefallen.“ „Aber ja.“ Manten sah Kagome an, die wirklich, wirklich überlegte, wie man einen Dämon läutern konnte, aber die Energie, die diese beiden ausstrahlten war … Nun ja. Bestimmt das Stärkste, was sie je gefühlt hatte. Ihr Schwiegervater hatte seine Energie ja unterdrückt, als er in der Burg gewesen war. „So viele Haare und ein Mädchen. Das wird fein! Ehe ich den Fuchs koche, werde ich eine Haartinktur machen. Ja, genau. Damit ich endlich wieder so hübsch bin, wie du, großer Bruder.“ Das wagte Kagome zu bezweifeln, ehe ihr die Worte so recht ins Bewusstsein drangen und sie versuchte sich loszureißen. Haartinktur? WAS wollte der aus ihr machen? Manten sah auf, da sein Bruder nach einem Stab griff. „Was ist?“ „Mach, was du willst, Manten. Aber mir kommen hier in letzter Zeit zu viele Idioten über den Weg. Ich sehe mich mal um.“ „Gut. Ich setze dann mal das Wasser auf. Und du wartest hier, Mädchen.“ Das hatte Kagome wirklich nicht vor. Sie unterdrückte nur mühsam ihre Angst und sah zu dem Fuchskind. „Wie heißt du?“ fragte sie im Bemühen den Kleinen zu beruhigen. „Shippou. Der will mich fressen! Und sie haben Papa....“ „Nicht weinen.“ Sie suchte hektisch nach dem Haken mit dem der Käfig verriegelt war – zu weit außen, als das der Kleine sie erreichen konnte. „Ich heiße Kagome. Wir verschwinden hier, komm...“   Draußen hatte Inu Yasha unwillkürlich zu Tessaiga gegriffen, als Kagome in das Haus gezerrt worden war. Er hatte doch gleich gedacht, dass ihr Plan nie funktionieren würde. Und was nun? Da kam ein Dämon aus der Hütte. Ließ der Idiot etwa Kagome und das Kind da drin alleine? Der sah sich um, schien aber sich eher nach rechts zu orientieren und verschwand dann im dortigen Wald. Immerhin schien der ihn nicht bemerkt zu haben.r, warum kam Kagome denn nicht raus? Hatte der ihr etwa etwas getan? Sie gefesswelt oder Ärgeres? Er trat aus dem Wald. Er musste nachsehen gehen, zumindest, solange der Kerl weg war. Sekunde. Da war noch eine dämonische Energie im Haus. Auch zu stark um für das Kind zu gelten. Und etwas wie eine kleine Aura – ja, das war sicher ein Dämonenkind. Was trieben diese zwei Idioten denn hier in seiner Provinz? Die konnten doch nicht einfach hier rein schneien, Dörfer niederbrennen und Leute entführen! Mist! Da war jemand leider nicht so unaufmerksam, wie er gehofft hatte. Der Unbekannte kam zurück, wie schon zuvor einen goldenen Stab in der Hand. Kein Schwert, erkannte der Fürstensohn aus dem Westen. Der Stab. Stockfechten oder so? Er hatte ds nur mal kurz gezeigt bekommen, denn Vater fand das eines Kriegers unwürdig, aber hatte Wert darauf gelegt, dass seine Söhne möglichst jedem Widersacher begegnen konnten. Der Unbekannte hob ein wenig den Stab, ehe er einen Blick zum Haus warf. Ja, danke, dachte Inu Yasha und wich eilig beiseite um das nicht im Rücken zu haben. Es würde sowieso schwer werden, das nicht zu treffen. Aber solange Kagome und das Kind da drin waren, musste er sich vorsehen.. Er wollte schließlich seine Ehefrau nicht aus Versehen umbringen.   „Eine halbe Portion,“ erklärte der Fremde spöttisch. „Du glaubst doch nicht, dass du gegen mich eine Chance hast? Ich bin Hiten, der Ältere der Donnerbrüder.“ „Sollte mir das etwa etwas sagen?“ Inu Yasha zog. Donnerbrüder? Also waren sie zu zweit und der andere wirklich im Haus. Schlecht. Aber aufgeben war keine Option. Wie stand er denn als Provinzfürst da, wenn in Aoi dämonische Banditen ihr Unwesen trieben? Denn das waren sie ohne Zweifel. So starke Dämonen wohnten nicht mal eben unter Menschen – die verbargen sich vor den Fürsten und dem Drachenkönig, da war er sicher.. Und außerdem hatte er doch Kagome versprochen auf sie aufzupassen. Das musste er doch unter allen Umständen halten.   Er sah, wie Hiten den Stab weiter in die Höhe hob und rechente ereits mir einem Angriff. Dennoch wurde er vollkommen überrascht, als aus diesem Blitze auf ihn zurasten. Nur sein Gewand aus roten Feuerhaaren verhinderte, dass er jetzt schon schwer verletzt war. „Mist!“ murmelte er. Das waren wirklich Blitze! „Spüre meinen Blitzstab!“ Durch nichts hätte der Ältere der Donnerbrüder zugegeben, dass er ein wenig erstaunt war. Normalerweise widerstand kein Dämon diesem Angriff und das war doch nur ein halber? Oder irrte er sich da? Gut, der war zurückgetaumelt, aber stand eindeutig noch.   Das war ganz schlecht, erkannte Inu Yasha. Der Kerl hatte echt was drauf! Und er konnte in dieser Position schlecht das kaze no kizu, den Energieangriff seines Schwertes einsetzen. Die Gefahr, mit Ausläufern das Haus zu beschädigen oder einzureißen war leider recht groß. Zu allem Überfluss funktionierte seine Verteidigung mit Tessaiga nur gegen dämonisch Energieattacken – nicht gegen echte Blitze. Komm schon, Kagome, dachte er, komm raus, irgendwie. Tja, bis dahin musste er auf Zeit spielen. Noch durfte er nicht zeigen, wie stark er in Wahrheit war, dass er auch mit Energie angreifen konnte. „Wenn das schon alles war, hast du verloren,“ gab er daher nur zu Protokoll, ehe er mit erhobenem Schwert auf seinen Gegner zulief. Ablenken, beschwor er sich, und ja nicht Kagome in Gefahr bringen, als ihn seine Ungeduld verleiten wollte, doch bereits das kaze no kizu einzusetzen.   Im Haus war niemandem der Blitzschlag draußen entgangen. Manten sah aus der Küche in das Zimmer. Zufrieden erkennte er, dass zwar das Mädchen den Fuchs aus dem Käfig geholte hatte, aber nun mit dem im Arm da kniete. „So ist es brav,“ lobte er daher. „Hiten kämpft. Du warst wohl nicht alleine? Egal. Mein großer Bruder hat Blitzschlag eingesetzt. Dagegen hat niemand eine Chance.“ Er musterte Kagome. „Du hast so viele und dichte Haare.“ Was sollte sie dazu sagen? Zum Glück schien er keine Antwort zu erwarten, sondern verschwand wieder in der Küche. Im nächsten Moment stand die vermeintliche miko auf zitternden Beinen und rannte zur Tür, noch immer das Fuchskind an sich drückend. Irgendwie bot ihr die Wärme des Kleinen etwas wie Halt in dieser surrealen Lage. Sie öffnete die Tür. Inu Yasha! Er kämpfte, ja, gegen den anderen Dämon, der allerdings gerade mit dem Rücken zu ihr stand. Sie lief hastig weiter. Der Halbdämon atmete unwillkürlich auf. Sie lebte, da war sie und hatte offenbar ein Fuchskind im Arm. Hoffentlich bemerkte Hiten sie jetzt nicht und sie konnte weiter fliehen, damit wäre sie buchstäblich aus seiner Bahn und er könnte endlich das kaze no kizu einsetzen. Er hatte einige schmerzhafte Treffer von diesem Blitzstab einstecken müssen. Und das reichte jetzt wirklich. Im Haus grollte etwas wie ein ferner Donner, dann schoss etwas wie ein Kugelblitz aus der Tür und verfehlte Kagome und Shippou nur sehr knapp. Die Druckwelle riss die Zwei zu Boden. Während die junge Frau vor Schreck den Fuchs fallen ließ, tauchte aus dem Licht hinter ihr die Gestalt des anderen Donnerbruders auf.   Hiten fuhr herum. „Manten!“ „Ich habe sie gleich wieder, großer Bruder, versprochen!“ Der Jüngere wandte den Kopf zurück zu den Liegenden und wollte eindeutig zu ihnen laufen. Inu Yasha murmelte einen Fluch, der weder einem Fürstensohn noch einem Daimyo ziemte. Das sah nicht gut aus. Ohne weiter nachzudenken, wollte er jetzt das kaze no lizu auf den jüngeren dieser zwei Idioten schicken, entsann sich dann allerdings gerade noch, dass da auch die arme Kagome in der Linie wäre. Und das Fuchskind. In der nächsten Sekunde traf ihn wieder ein Blitzstrahl an der Schulter. Mit einem Aufschrei fuhr er herum. „Wo guckst du denn hin?“ erkundigte sich Hiten. „Ich bin dein Gegner. Oder ist die miko etwa dein Liebchen? Wie nett, wenn du zusehen kannst, wie sie zerlegt wird.“ „Keh! Von was träumst du nachts?“ Zerlegt? Die waren ja noch schlimmer als er bislang angenommen hatte. Also erst einmal wieder direkten Angriff. Der hob Tessaiga um direkt damit zuzuschlagen und lief los. Hiten bemerkte es fast amüsiert. Da schien eine wunde Stelle bei seinem Widersacher zu liegen. Die miko war dann eine perfekte Ablenkung, denn der Halbdämon hielt sich bislang nicht schlecht, zugegeben. Er fing die Klinge allerdings mit dem in beiden Händen gehaltenen Stab ab.   Kagome drehte sich ein wenig mühsam um. Inu Yasha kämpfte dort drüben und konnte ihr nicht helfen. Shippou stand zwar neben ihr, aber, was sollte so ein Fuchskind schon ausrichten können? Im nächsten Moment sah sie die Antwort. „Fuchskreisel!“ rief der Kleine. Als die junge Frau weiter sah, entdeckte sie, dass Manten offenbar zur Salzsäule erstarrt war. Der Grund befand sich auf seinem Kopf. Dort war ein riesiger, sich eilig drehender Kreisel entstanden, den sie als Kinderspielzeug kannte. Warum nur rührte sihc der Donnerbruder nicht? Tat das so weh? Im nächsten Augenblick ließ eine Handbewegung Mantens den Kreisel wegfliegen. Der löste sich im Nichts auf und der massige Dämon tatstete auf seinen Kopf, ehe er sichtlich wüted wurde. „Meine Haare! Meine schönen, letzten Haare!“ Das Grollen klang wie ein entferntes, sich rasch näherndes Unwetter. Shippou geriet in Panik und machte eilig einen weiten Satz, als Manten sich rasch näherte. Kagome wollte auf, wollte … Aber da war der Dämon schon über ihr, packte sie mit beiden Händen am Hals und begann sie zu würgen. Sie versuchte instinktiv die drosselnden Finger von ihrer Kehle zu bekommen, aber gegen einen Dämon hatte sie Kraft gegen Kraft keine Chance. Sie rang nach Luft, die sie nicht mehr bekam. In ihrer Panik dachte sie nicht daran, dass ihre läuternden Fähigkeiten ihr vielleicht helfen könnten. Irgendwie bekam sie mit, dass Shippou sich in wildem Heldenmut auf den Donnerbruder stürzte und ihn in den Arm biss. Es war sinnlos. Manten benötigte nur eine Bewegung mit seiner großen Hand, um den Fuchsjungen wie eine lästige Fliege abzuschütteln und gegen das Haus fliegen zu lassen. Shippou prallte gegen einen Balken und blieb regungslos liegen. Kageome hatte die kurze Pause genutzt um hastig Atem in ihre Lungen zu ziehen. Es war allerdings nur ein kurzer Aufschub gewesen, denn nun legten sich erneut die würgenden Finger um ihren Hals. Sie starrte ihren Angreifer an, aber ihr Blick verschwamm, wie ein schwarzer Vorhang senkte sich langsam die Dunkelheit über sie.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)