Sturm über Japan von Hotepneith (Leg dich nie mit Inu Yasha an) ================================================================================ Kapitel 22: Doppelbelastung --------------------------- Als Inu Yasha in einem lichten Wald stehen blieb und leise meinte sie solle absteigen, gehorchte Kagome sofort. Zum Einen war es sowieso sehr nett, dass er sie trug, zum Zweiten, nun ja, er war ihr Ehemann und sie ihm Gehorsam schuldig. Daher wich sie auch etwas zurück und beobachtete nur, wie er die Nase in den Wind hob. Irgendwie sah er dann so harmlos aus, ja, niedlich, weil gleichzeitig die Öhrchen zuckten. Aber, obwohl es sie reizte ihn da wieder anzufassen – niemand berührte einen Daimyo ohne dessen Erlaubnis, korrekter, ohne von diesem dazu aufgefordert zu werden. Das konnte mit Schlägen von Bambusrohren auf die vorwitzigen Finger bestraft werden, bis sie bluteten – aber auch eine Ohrfeige wollte sie sich nicht einhandeln, was definitiv als mildestes Erziehungsmittel galt. Nicht von jemandem, der einen ganzen Wurmdämon buchstäblich mit einer Handbewegung in Fetzen reißen konnte. Was hatte er nur? Er prüfte die Luft, das wusste sie aus Erfahrung. Nun ja, halber Hundedämon. Er sah sich um. „Kagome, bleib hier, Sango, pass auf sie auf. Miroku, du kommst mit mir.“ Während seine Ehefrau etwas irritiert guckte, nickte die Dämonenjägerin nur. „Es mag dauern, oder?“ „Ja.“ Nachdem beide Männer im Wald verschwunden waren, ließ sich Kagome noch immer ein wenig ratlos nieder, legte jedoch Köcher und Bogen neben sich. „Was war denn jetzt los?“ Sango ließ ihren großen Bumerang neben sich fallen und die wieder kleine Kirara auf ihren Schoß. „Ich vermute, wir sind schon recht nahe an der überfallenen Siedlung.“ Ihre Nekomata hatte beim Absetzen den Kopf in einer Weise gewandt, die sie kannte. Tote vor ihnen, ein Dämonenüberfall. „Ja…? Ah. Vielleicht kann man da etwas finden, eine Spur des Verursachers.“ Die Dämonenjägerin lächelte ein wenig nachsichtig. Die junge Fürstin gab sich sichtlich Mühe allen Einfällen ihres Eheherrn nachzukommen, aber da fehlte die Erfahrung, die Ausbildung. „Ja, kann man. Aber vor allem werden da sehr viele, sehr unschöne, Tote herumliegen. Erinnere dich, es hieß, da seien nur die Innereien gefressen worden. Das wollte dir unser lieber Daimyo nicht zumuten.“ Kagome würgte instinktiv. „Das ist … nett, dass er daran dachte. Ja, da wäre mir wohl schlecht geworden. Sie gucken also nach und…“ „Und werden sie wohl beerdigen. Immerhin kann ihnen Miroku noch einen Segen auf ihre Reise mitgeben. Schau, auch die Samurai sind verschwunden und auch der eine Hundekrieger. Die haben sie bestimmt nicht beerdigt.“ „Jetzt komme ich mir richtig dumm vor.“ „Unerfahren. Du hast nie eine Ausbildung in Strategie oder militärischem Denken bekommen.“ „Du schon und Inu Yasha auch, aber Miroku nicht, oder?“ „Da wäre ich mir nicht so sicher. Bedenke, dass sein Vater, sein Großvater, ja seit Jahrzehnten nach diesem Verursacher suchten und er in der Nachfolge ausgebildet wurde. Ein bisschen was war da sicher auch dabei. Oder hat er sich selbst auf seinen Streifzügen durch Japan beigebracht. Da muss er manches Mal in Gefahr gewesen sein.“   In der Holzfällersiedlung sah es in der Tat übel aus. Die armseligen Sommerhütten zerstört, alle zweiunddreißig Männer tot, manche hatte sogar noch es geschafft zum Beil zu greifen, um sich zu verteidigen, vergeblich. Miroku holte tief Atem hinter seinem Ärmel um den süßlichen Geruch des Blutes und des Todes hier besser zu vertragen, ehe er sich einen Schal über das Gesicht zog. „Das ist kein Schlachtfeld, sondern ein Massaker. Sie hatten keine Chance.“ Der Halbdämon suchte noch immer eine Spur. „Dämon. Der Geruch ist eigenartig. Und von diesem ganzen Tod und Blut gut versteckt. Wenn der Kerl auch nur den Verstand eines Kaninchens hat, hat er sich gewaschen so dass man ihn nicht wieder erkennen kann. Komm, begraben wir sie. Ich war für sie verantwortlich und konnte sie nicht schützen, Aber irgendjemand wird hierfür teuer bezahlen. Ich lege da drüben die Gräber an. Kannst du sie rüber tragen?“ „Ja, ich habe schon mit Toten gearbeitet, Inu Yasha-sama.“ Lieber höflich bleiben. Dem Mönch entgingen die zusammengezogenen Brauen nicht. Inu Yasha war zornig auf diesen Dämon, der ihn sein Wort brechen ließ. Und das würde ein Nachspiel haben. Wusste das der Unbekannte nicht oder war es ihm gleich? Oder war das genau beabsichtigt?   Als die Reihe voll lag und Inu Yasha die Gräber in deutlicher Hundemanier schloss, setzte Miroku, der dazu lieber schwieg, provisorische Gedenksteine und segnete sie. Dabei meinte er: „Kann das sein, dass sie dich von der Burg holen wollten? So allein?“ „Keh. Erstens bin ich nicht allein, sondern habe euch dabei und spätestens Naraku sollte wissen, dass ihr was drauf habt. Und zum Zweiten – nein, ich bin nicht so doof und renne blindwütig los. Die Burg ist in Alarmbereitschaft. Gründlicher als gründlich, wie es Hauptmann Himaki und Burgvogt Kagawa beteuert haben.“ Bei Hunden hätte er behauptet, sie wären nicht nur flach auf dem Boden gelegen, sondern hätten auch noch ihre Schwänze unter den Bauch gezogen. „Denen geht der Allerwerteste auf Grundeis, würde ich sagen. Drei Fehler pro Woche sind tödlich, so in aller Regel.“ „Ja. Komische Spuren hier. Ein oder zwei Dämonen, ja, die können schon so was anstellen. Aber wieso sind manchmal zwei und manchmal nur eine Spur da? Kann der eine fliegen?“ Und, was sollten diese Löcher im Boden? Fehlgeschlagene Angriffe? „Vielleicht waren sie zu unterschiedlichen Zeiten da, der Kleinere als Spion und als der Große zuschlug, nahm er mit am … am Fressen teil und zog sich dann gemeinsam wieder mit dem Partner zurück.“ „Wenn ich nicht genau wüsste, dass Naraku nicht in Aoi sein kann, weil sonst er richtig Ärger mit dem Kaiser und den anderen Dämonenfürsten bekommt…“ „Du magst ihn nicht und würdest ihm gern alles, was schief geht, anlasten. Das ist aber kaum sehr professionell als Daimyo.“ „Wenn es geht würde ich ihm den Mord an Schwiegervater und Ehefrau anhängen, den Mord am eigenen Sohn, das sollte doch schon mal reichen. Nur, keine Beweise. Vielleicht macht er mal einen Fehler. Komm, gehen wir zurück. Hier haben wir nichts mehr verloren.“   Kagome sah bei ihrer Rückkunft, dass sich beide Männer erst einmal die Hände in einem Bach wuschen und atmete tief durch. „Alle tot?“ „Alle zweiunddreißig Holzfäller, ja.“ Inu Yasha knurrte es. „Und man muss noch dankbar sein, dass weder Frauen noch Kinder dabei waren, es ein reines Arbeitslager war um im Sommer sich den Heimweg zu sparen. - Suchen wir mal meine Samurai und Vaters Krieger. Im Zweifel haben sie sich den Zweien in den Weg gestellt. Und zumindest der Größere, den Spuren nach zu urteilen, ist verflixt schnell. Sicher ein Dämon.“ Aber sie fanden nichts, genauer, Inu Yashas Nase fand nichts, und so kehrten sie zu der Straße zurück, die unter ihnen nach einem kleinen grünen Abhang den befestigten Weg erreichte. „Pause,“ meinte Inu Yasha, nach einem kurzen Blick zurück. „Kagome, du solltest sagen, wenn es nicht mehr geht.“ Das war nett, aber auch peinlich, dachte sie. „Ja, danke, aber ich will ja auch nicht, dass du aufgehalten wirst durch mich.“ Bevor er seine Meinung dazu, sie sei eine dumme Gans, aussprechen konnte, stand er auf. Entlang des Weges raste ein Wirbelwind und er sprang vor. „He, Kouga!“ Niemand war so schnell wie der. Aber eigentlich konnte er sich nicht vorstellen, dass der Erbe der Wölfe das Sommerlager massakriert hatte.   Der Wolfsdämon hielt inne. So hatte er sich nicht getäuscht, dass es hier nach Hund stank. Nein, er konnte Hundedämonen nicht leiden, war allerdings nicht so verrückt gewesen das damals bei dem Besuch mit Vater im Westen vor dem Inu no Taishou oder auch Sesshoumaru zu zeigen. Großvater hätte ihn bestenfalls einen Kopf kürzer gemacht und den als Entschuldigung wieder in den Westen geschickt. Der Bastard des Fürsten von Nishi war da etwas anderes gewesen – den konnte man ärgern und das hatte das eine oder andere Mal auch in einer Prügelei geendet. Nichts, was sie sich gegenseitig viel sympathischer gemacht hatte. Aber, das gab Kouga zu, der Kerl konnte etwas einstecken, so als Halbmensch. „Ach, Inu Yasha,“ tat er überrascht. Immerhin wusste er nur zu gut, dass der der neue Daimyo hier war – schließlich hatte er von seinem Großvater, dem Fürsten von Mijavi, zwei Botschaften mit auf den Weg bekommen. „Ich hätte dich in deiner neuen Burg erwartet.“ „Weißt du, Vollidiot, ein Daimyo hat ziemlich viel um die Ohren.“ Da der Halbdämon langsam zu der Straße hinunter ging, folgten ihm seine Freunde. So meinte er: „Leute, das ist Kouga, der Enkel des Wolfsfürsten von Mijavi. Und, was treibt dich her, Wölfchen?“ Kagome starrte den Wolfsdämon an. So einen Dämon hatte sie noch nie gesehen. Die aus dem Westen, auch ihr Schwiegervater, hatten immer vollständig Rüstung getragen. Der hier trug Fellstreifen um Handgelenke und Fußknöchel, dazu einen recht kurzen Fellrock, aus dem ein, ja, ein eindeutiger Schwanz ragte. Um die kaum metallbedeckte Brust und die Stirn lag ebenfalls Fell. Kein Metall, aber sehr viel Haut spannte sich über definierten Muskeln und sie spürte, wie sie rot wurde. Eine Färbung, die sich nur vertiefte, als der Dämon plötzlich wie aus dem Boden gewachsen vor ihr stand und ihre Hand fasste. „Ich wäre schon früher nach Aoi gekommen, wenn ich gewusst hätte, was es hier für schöne Frauen gibt, miko.“ Im nächsten Moment taumelte er zurück. Inu Yasha hatte ihm einen Fausthieb gegen das Kinn verpasst und stand zwischen den beiden. „Lass ja die Finger von meiner Frau, du dämlicher Wolf!“ knurrte er, die Rechte bereits am Schwertgriff. Trotz aller Abneigung gegen Hunde und schon gar Mischlingen war Kouga nicht töricht. Es war eine Sache den Bastard des Westfürsten zu nerven, wenn man selbst mit seinem Vater dort zu Gast war und der nichts weiter unternehmen konnte, nichts ernstes zumindest, ohne den Herrn der Hunde bis auf die Knochen zu blamieren – und eine Zweite, wenn der Kerl inzwischen der Herr einer menschlichen Provinz war und nur dem Kaiser verantwortlich. Noch dazu, wenn der die Tugend seiner Ehefrau beschützen wollte. Sein Großvater würde sich, sollte es dem Idioten aus purem Zufall gelingen ihn umzubringen, nur höflichst beim Kaiser entschuldigen und bei dem Herrn des Westens gleich dazu. So hob er nur beide Hände. „Schon gut. Sie hat ja kein Schild um den Hals… Und woher sollte ich wissen, dass du deiner Ehefrau erlaubst als Schreinjungfrau herumzulaufen?“ Mehr um abzulenken, denn er sah sehr wohl, dass der Daumen seines Gegenübers bereits die Schwertsicherung zurückschnappte: „Allerdings glaube ich dir gerne, dass hier einiges zu tun ist. Ich traf da gestern auf einen eigenartigen Typen. Naja, zwei.“ Inu Yasha ließ Tessaiga los, während sich seine Ohren aufrichteten. Mist, dass Kouga schlau genug war gleich den Punkt zu treffen. „Schon mal was von Tarnung gehört, Wölfchen? Muss ja nicht jeder wissen, dass meine Ehefrau läutern kann und mit mir durch die Gegend rennt.“ Und, Sekunde mal. „Zwei Dämonen?“ „Wenn ich das wüsste. Wie gesagt, eigenartig. Suchst du sie? Darum auch mit so geistlichem Personal? Naja. Es war hier auf der Straße und ich kam gerade durch den Wald, wollte eigentlich auch mal Pause machen. Da kam dieser eine Kerl, er zog einen verhüllten Wagen hinter sich her. Und irgendwie war der eigen. Die Witterung, die Kleidung. Jedenfalls konnte ich sein Gesicht nicht sehen, denn er hatte eine Art Umhang an, das Gesicht hinter einer Knochenmaske eines Affen versteckt, darüber eben einen Umhang so in blau-grau, vermutlich auch ein Affenfell.“ „Was?“ brachte Miroku hervor. Kouga war mit seiner Wirkung zufrieden. „Ihr sucht ihn wirklich? Jedenfalls, als er mich sah, ließ er den Wagen los und lüftete etwas die Decke. Das war ein Käfig und darin hockte ein weißhaariger Dämon, mit Ketten gefesselt und vor dem Mund einen metallenen Knebel. Und dieser Kerl war wirklich unheimlich. Ich habe solche Kälte gespürt… Nicht meins. Ich habe von Großvater einen Auftrag und soll mich nicht umbringen lassen. So lief ich lieber weg von diesem komischen Duo.“ „Ach, hatte das Wölfchen Angst?“ kam es sofort von dem jungen Daimyo. „Angst? Blödsinn. Aber ich weiß, wann ich wo nichts verloren habe. Wie gesagt, ich habe Auftrag von Großvater. Komische Typen in Aoi sind dein Problem, Hundi!“ „Da hast du ausnahmsweise vollkommen recht. Und, wenn das stimmt, was du erzählst, haben diese Zwei da hinten ein komplettes Menschendorf auf dem Gewissen. Weißt du, wohin sie sind?“ „Nein.“ Kouga sah ein, dass das etwas war, dem ein Daimyo nachgehen musste und blieb sachlich. „Ich bin weg und habe dann die Nacht woanders verbracht. Jetzt war ich gerade auf dem Weg zur Burg. Diese Zwei und deren Geruch habe ich nicht mehr wahrgenommen.“ „Der Fürst von Mijavi schickt seinen Enkel zu mir?“ erkundigte sich Inu Yasha, jetzt ehrlich erstaunt. „Nicht wirklich. Ich bin auf dem Weg in den Westen, aber wenn ich hier schon durch Aoi muss, sollte ich dir Großvaters Glückwünsche zu deiner Ernennung ausrichten. Macht man so, ist höfliche Politik.“ „Das weiß ich auch, du Trottel. Na, da wir uns hier schon getroffen haben, muss ich dich wohl zur Übernachtung einladen. Und dann kannst du heute Abend mal mir und Miroku erzählen, was du sonst noch so alles über diesen komischen Pavian herausbringen konntest.“ „Der hat wohl einiges auf dem Kerbholz?“ Kouga wusste, dass er solche Einladung nicht ablehnen durfte, ohne dass das als Unhöflichkeit des Wolfsfürsten gegenüber einem kaiserlichen Lehnsmann ausgelegt werden konnte. Ein heikles Feld, das durchaus einen nächsten großen Krieg bedeuten konnte. Vor allem, wenn sich dieser Halbhund an die Höflichkeit gehalten hatte. „Ja, gern. - Solange du nicht fragst, was Großvater von deinem Vater will.“ „Halt mich nicht für so dämlich wie dich!“ fauchte der Halbdämon prompt. Kagome beschloss einzugreifen, Immerhin war sie doch dann wohl die Gastgeberin. „Ich freue mich, Kouga. Wollt Ihr ein Bad nehmen?“ Wie redete man nur einen Enkel eines Dämonenfürsten an? -sama war vermutlich nicht mehr in Ordnung, oder doch? Inu Yasha war jedenfalls dem gegenüber schrecklich unhöflich. Andersherum allerdings auch. Sie schienen sich zu kennen – und nicht zu mögen. Warum nur? Der Wolf sah doch nicht schlecht aus und lächelte sie gerade auch sehr freundlich an. „Vielen Dank für die Einladung auch Euch.“ Nur schön höflich bleiben. Oha, das war ja eine Dämonenjägerin mit einer Nekomata. In Aoi schien so einiges los zu sein, wenn sich Inu Yasha solche Unterstützung gesucht hatte. Oder gestellt bekommen hatte. Dann wollte der Herr von Nishi den nicht abschieben, sondern der Kaiser hier mal Ordnung schaffen? Vielleicht gab es etwas zu erfahren. Großvater wäre begeistert, wenn er nicht nur die Höflichkeit wahrte, sondern auch echte, neue, Informationen liefern konnte. So machte er den Satz neben Inu Yasha. „Daimyo, also. Hätte ich nicht erwartet, Halbhund.“ „Denken war auch noch nie deine Stärke, Wölfchen. Komm schon.“   Kagome, die durchaus nicht leichtfertig genug war sich wieder neben ihrem Ehemann einzureihen, wenn der Enkel eines Dämonenfürsten dabei war, lief hinter den beiden, Sango war neben sie gekommen, während Miroku den Abschluss machte. Die junge Fürstin betrachtete noch einmal die beiden Männer vor sich. Eindeutig mochte Kouga Inu Yasha nicht und andersherum. Warum nur? Sie sahen doch beide nicht schlecht aus, waren eindeutig Krieger mit Schwertern im Gürtel, aus adeliger Familie. Sie sollten doch … nein, genau das waren sie nicht. Gleichrangig. Der eine war ein Fürstensohn, mochte er auch ein Halbblut sein. Und der andere ein vollblütiger Dämon, aber eben nur der Enkel eines Fürsten und damit eine Stufe im Rang niedriger. War es das, was Kouga wurmte? Und was wiederum Inu Yasha ärgerte, der ja daraus nur ablesen konnte, dass er als Halbmensch für einen Dämon eben auch nur halb wert war? War das, was sie für Impulsivität und manchmal auch überflüssige Aggressivität hielt, einfach die Tatsache, dass er unter Dämonen nur halb galt? Aber warum? Er war doch auch halb ein Mensch… ja. Und sie mochte nicht viel Ahnung haben, aber sie hatte gerade den Eindruck als ob die Angst, die Menschen vor Dämonen hatten umgedreht eine gewisse Verachtung von Dämonen gegenüber Menschen war. Und jemand, wie ihr Ehemann das als zwischen den Arten Stehender von allen Seiten voll abbekam. Nun, nicht voll. Er war ein gebürtiger Fürstensohn, das mochte ihn vor den übelsten Attacken geschützt haben. Aber, wie mochte es dann anderen ergehen? Vielleicht sollte sie in einer ruhigen Minute Inu Yasha mal danach fragen? Würde er wütend werden und sie strafen? Das Recht und die Macht dazu besaß er ja. Oder, würde er verstehen, dass sie nur versuchte ihn zu verstehen? Vielleicht sollte sie zuvor mit Mama reden? Gab es da nicht einen anderen Halbdämon, von dem sie schon mal gehört hatte? Sie verlor sich in ihren Gedanken und achtete bei weitem nicht mehr so auf ihre Umgebung, wie die anderen in der Gruppe es taten.   So zuckte sie erst zusammen, als sie Kouga über ihrem Kopf sah, Sango sie beiseite riss – und sie erkannte, dass der Wolfsdämon mit den Füßen voran etwas Weißes getroffen hatte, das sich an den Rand der Lichtung zurück zog.   Inu Yasha kam heran, die Hand am Schwert. „Mann, wie ich das hasse mich bedanken zu müssen, aber ich denke du Vollidiot von Wolf hast sie gerade gerettet. Also, danke.“ Kagome sah sich verwirrt zu der Dämonenjägerin um, die sie mit dem Rücken zu einem gigantischen Baum neben sich gezerrt hatte. „War ich in Gefahr?“ flüsterte sie. Sango sparte sich die Antwort, sondern guckte nach dem Weißen. Es handelte sich eindeutig um einen Dämon, weiße Haare, insgesamt sehr hell. An dem, was wohl Hände sein sollten, trug er sensenartige Klingen.   Kouga atmete tief durch. Der Unbekannte war um ein Haar seiner Attacke ausgewichen – etwas, das ihm wirklich noch nie passiert war. Überdies hatte er den Tritt eines doch recht hochrangigen Wolfs einfach so weggesteckt. Und irgendwie war der Kerl auch sonst mehr als eigenartig. Unheimlich. Ja, das war doch der Typ, der in dem Käfig gesessen hatte, gefesselt und geknebelt? Jetzt war er frei. Was wohl aus diesem Affen geworden war, der den begleitet hatte und den offenbar der Halbhund und seine Bande suchten? Egal. Der hatte gerade jemanden angegriffen, der sich in seiner, Kougas, Begleitung befand. Schon das war schlichtweg unerhört! Er machte ohne jede Andeutung abermals einen weiten Satz und drehte sich noch in der Luft seitwärts, um den Angreifer mit einem erneuten Fußtritt, diesmal härter, zu treffen Zu seiner unangenehmen Überraschung wich der Fremde wieder aus, ja, verpasste ihm im Vorbeiflug noch Verletzungen an den Unterschenkeln durch die messerscharfen Klauen. Das tat nicht nur weh. Solche kleinen Verletzungen würden ihn natürlich nicht aufhalten, aber mehrere davon würden ihn doch langsamer machen. Er landete fast neben Inu Yasha, der sein riesiges Schwert in beiden Händen hielt. Worauf wartete der dämliche Köter denn? Und, was machte dieser Mönch denn da? Einen Arm ausgestreckt, mit der anderen Hand an der Kette, schien der auf den Unbekannten zu zielen, aber der hatte sich eindeutig rasch schon wieder bewegt. Der Wolf fühlte sich nur an der Kehle gepackt und wortlos beiseite geworfen – etwas, das ihm auch schon lange nicht mehr widerfahren war, und rollte sich ab. Inu Yasha dagegen keuchte auf, als er ohne es gesehen zu haben, einen Krallenhieb quer über das Gesicht bekam und nur spüren konnte, wie sein eines Auge zuschwoll. Kagome! Er fuhr herum, gerade noch rechtzeitig, um mitzubekommen, dass die Dämonenjägerin in Verteidigung ihren riesigen Bumerang auf den Gegner geworfen hatte – und den buchstäblich um Meter verfehlte. Auch Miroku tat sich sichtlich schwer zu zielen. War dieser Fremde schnell! So etwas hatte er wirklich noch nie gesehen und er hätte gedacht mit Vater und dem nicht ganz so lieben Bruder doch so einiges an Tempo zu kennen. Auch Kougas nächster Angriff ging ins Leere, dafür wurde der Wolfsdämon erneut an den Beinen verletzt. Und er selbst tat sich hart mit Tessaiga zu zielen. Ein bisschen Zeit benötigt er doch und … Verflixt, was war denn jetzt los? Hatte dieser weißhaarige Idiot seinen Arm verloren? War der doch durch Kouga verletzt worden? Im nächsten Moment erfasste der junge Daimyo, dass sie jetzt zwei Gegnern gegenüber standen. „Miroku, Sango beschützt Kagome!“ befahl er schlicht. Der zweite Unbekannte war im Gesicht das Ebenbild des ersten, allerdings deutlich kleiner. Allerdings waren auch seine Klauen Sensen sehr ähnlich. „Keh!“ Zwei von der Sorte. Aber, wo kam der denn so plötzlich her? Instinktiv sprang er zwischen seine Begleiter und die Angreifer. Der Neuankömmling stützte seine Klauen fast nachlässig auf die Erde. „Na, so eine Überraschung. Der Daimyo von Aoi samt Begleitung und die kleine miko. Wie amüsant.“ „Was soll der Blödsinn? Habt ihr etwa das Dorf überfallen?“ „Dorf? Oh, ja, wenn man Hunger hat… Aber, wir wollen doch noch die letzten Höflichkeiten wahren. Mein Name ist Kageroumaru. Ich habe ein wenig im Magen meines Bruders Juuroumaru geschlafen. - Und er wird euch nun töten, während ich mir die kleine miko vornehme.“ Kagome keuchte unwillkürlich auf. „Träum weiter!“ Inu Yasha hob Tessaiga. „Niemand wird hier gefressen, du Trottel!“ „Dazu bist du zu langsam!“ Kageroumaru versank ohne jede Mühe buchstäblich in der Erde. Inu Yasha hatte sich nur auf ihn konzentriert und erkannte gerade noch dass Juuroumaru jetzt auf ihn zuschoss und Kouga sich bereits im Anflug befand. Er zuckte gerade noch zurück, als ein Tritt des Wolfsdämonen den Angreifer meterweit beiseite schleuderte. Kagomes Aufschrei ließ ihn herumfahren, zumindest wollte er das, als ihn ein fürchterlicher Schmerz förmlich durchfuhr. Irgendwie erkannte er, dass etwas Weißes ihm buchstäblich durch den Leib geschossen war. Kageroumaru landete vor ihm und sah fast genüsslich dabei zu, wie er Blut spuckte. „Dein Magen schmeckt wirklich gut,“ konstatierte er. Sein Magen? Der Halbdämon begriff, was er da spürte und warum es so weh tat. Das war nicht gut. Ganz und gar nicht, zumal gerade auch der andere, dieser Juuroumaru erneut Kouga angriff.Sie waren hilflos gegen diese Zwei.     Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)