Sturm über Japan von Hotepneith (Leg dich nie mit Inu Yasha an) ================================================================================ Kapitel 12: Totenfest --------------------- Inu Yasha war eigentlich heilfroh als er allein in seinem Zimmer war. So zog er sich aus, wusch sich rasch und blieb am vergitterten Fenster stehen. Es war kühler, nun ja, für Sommer. Eigentlich hatte er sich darauf gefreut allein zu sein, aber jetzt musste er an Vater denken, der inzwischen sicher schon wieder in Nishijo angekommen war, an Kagome, die er gern wieder im Arm hätte. Aber er hatte ihr ja versprochen, dass sie sich besser kennen lernen sollten, und sie würde vermutlich böse werden. Das wollte er auch nicht, hatte er doch das Gefühl, dass sie sich schon angenähert hatten. Jedenfalls war das schon mal gut, ebenso, dass die Berater, soweit er das seinerseits sagen konnte, wirklich etwas von ihren Angelegenheiten verstanden. Nur Fukuwara hatte er gleich abschlägig bescheiden müssen. Der war ja für den Handel zuständig und hatte ihm vorgeschlagen, den Reis, den Aoi dringend mehr importieren müsste, aus dem Westen zu holen. Nett gedacht, aber unmöglich. Zuhause… nein, in Nishi, wurde nur der Reis angebaut, den die Menschen da benötigten. Allerdings hatte ihm der Berater gesagt, dass das allermeiste Getreide aus Ayama importiert wurde, und Fürst Naraku die Preise erhöht hatte, angeblich wegen einer Missernte. Zu überprüfen sei das nicht gewesen, aber Fukuwara hatte eben gedrängt nach einer anderen Provinz oder einem anderen Fürstentum suchen zu dürfen, das diese Lücke ersetzen konnte. Nun ja, das hatte er selbst genehmigt, nur zu gut verstanden. Wenn Menschen Hunger hatten starben sie leicht. Was sollte es. Morgen früh hatte er mit allen Beratern gemeinsame Audienz, dann, nach, hoffentlich kurzer Zeit, wollte er mit Hauptmann Nimaki mal die Samurai besichtigen und auch bei Toyomaru vorbeisehen, nachmittags ging es dann zu dem Totenfest. Oh ja, da musste er sich auch noch erkundigen. Seine Schwiegermutter hatte doch gesagt, man kaufe die Papierschiffchen und Kerzen. Er hatte Zeit seines Lebens kein Bargeld besessen. Ein dämonischer Fürstensohn brauchte das nicht. Er vermutete zwar ein Daimyo auch nicht, aber es wäre doch sicher … genau. Kagome und ihre Mutter brauchten das sicher und er sollte dann wohl auch für die Mühe bezahlen. Das musste er in der Morgensitzung wirklich Tarashi fragen. Wozu hatte man einen Kämmerer. Nun ja. Jetzt sollte er sich einfach hinlegen und ausruhen. Morgen gab es schon wieder viel zu tun, aber er konnte Mamas gedenken. Das war ihm doch unglaublich wichtig.   Als Inu Yasha am späten Vormittag den Burgberg hinabging, Hauptmann Nimaki und Burgvogt Kagawa hinter sich, war er sehr zufrieden. Erstens hatte die Sitzung nicht lange gedauert, seine … wie das klang, aber eben seine Berater hatten verstanden, dass er kurz und knapp nach Prioritäten Berichte wollte und auch ebenso kurz entschied. Vater war da doch ein leuchtendes Vorbild, und, das musste er zugeben, dass Sesshoumaru das im Endeffekt ja auch schon so betrieb. Es gab auch ohne Diskussionen genug zu tun. Überdies, und das war ihm nur zu klar – die Verantwortung gegenüber dem Kaiser trug allein er. So wandte er leicht den Kopf, als sie aus dem Tor des zweiten Rings kamen. „Nimaki, wie viele Männer sind momentan hier stationiert?“ „Zweihundert, Inu Yasha-dono. Fünfzig davon sind dem Burgvogt für die stetige Bewachung der Burg zugeteilt, fünfzig, wie gestern erwähnt, auf den Schutztürmen an den Grenzen.“ Ja, doch, das hätte er sich selbst ausrechnen können. Zufrieden bemerkte der junge Daimyo, wie sich die Samurai, da sie ihn und den Hauptmann bemerkten, militärisch aufstellten. Auf der anderen Seite des Torweges erschien auch Waffenmeister Toyomaru und die fünfzig Dämonenkrieger in Reihen, alle bereit für Befehle. „Ihr werdet zusammen üben.“ „Ja, Inu Yasha-dono. Das hatte ich bereits mit dem Waffenmeister besprochen.“ „Dann lass die Männer hinaus gehen auf die Ebene. Ich möchte sehen, wie menschliche Krieger gegeneinander üben. Toyomaru.“ Der Hundedämon stand mit einem Satz neben ihn und verneigte sich höflich – ein Satz, der die menschlichen Militärs doch leicht schlucken ließ. „Lass die Männer vor dem Tor üben. Ich will auch die dämonischen Krieger sehen.“ Der Waffenmeister hätte einwenden mögen, dass er das oft genug getan hatte, aber er vermutete, dass Inu Yasha intelligent genug war keine der beiden Arten bevorzugen zu wollen. Bislang schien sich der Junge… der junge Herr sowieso nicht schlecht zu halten, wenn er den Gerüchten aus der Burg auch nur einigermaßen trauen durfte. Er schien die ehemalige Herrscherfamilie, gerade die Frauen, freundlich zu behandeln, was ihm schon einmal die Anhänger der Higurashis zumindest nicht feindlich stimmte.   Die menschlichen und dämonischen Krieger begannen ihr gewöhnliches Training. Zum Unglück eines Hundedämons hatte Inu Yasha allerdings das gute Gehör seines Vaters geerbt und die Öhrchen auf seinem Kopf hatten tatsächlich die Worte „Arroganter Bastard“ entgegennehmen müssen. Bei so etwas besaß er keinen Geduldsfaden, eher eine Zündschnur. Mit einem Satz stand er vor dem zusammenzuckenden Hund. Seine Rechte lag an Tessaiga und der Daumen schnippte bereits in Kriegermanier die Sicherung zurück. Toyomaru raste förmlich heran und fiel auf die Knie. „Inu Yasha-sama, bedenkt bitte, dass es sich um einen Krieger Eures verehrten Vaters, unseres mächtigen Fürsten, handelt und er unter seinem Schutz steht!“ Er hatte nie Tessaiga in Aktion gesehen, das hatte wohl nur der Fürst selbst beim Training mit seinem Jüngsten, aber wenn man wusste, wer Toutousai war - und das eine Spezialanfertigung für den zweiten Sohn des Taishou…. Der Halbdämon bedachte das durchaus. Er durfte diesen Kerl nicht umbringen. Ein kurzer Blick herum verriet ihm allerdings, dass alle das Üben aufgehört hatten und hersahen, Nimaki näher rückte, bereit für einen Befehl. Nein, das durfte er diesem Idioten von Hund nicht durchgehen lassen, sonst wäre sein Image hier komplett flöten. Er durfte den vielleicht nicht umbringen, nicht in Einzelteile zerlegen, wie es der große Bruder schon getan hätte, aber…. „Nimaki, wie heißt der Heiler?“ „Kango-sama.“ Das Erstaunen lag in der Stimme. „Behandelt er auch Leute, die nicht zu der Burg gehören?“ Inu Yasha bemerkte durchaus, dass ihn nun alle verwirrt ansahen, nicht zuletzt der arrogante Hund vor ihm. „Ja, Inu Yasha-dono,“ erwiderte der Hauptmann jedoch gedrillt. „Er benötigt nur den Namen und eine Rechnungsadresse.“ „Nun, wie ist dein Name, Krieger?“ Der Halbdämon klang gelassen. Oh, es war wahrlich nicht das erste Mal, dass ihm so ein dummer Hund schräg kam, aber das erste Mal, dass es jemand tat, der unter seinem militärischen Kommando stand. Das hätte sich weder bei Papa noch beim Bruder einer getraut. Er musste sich hier durchsetzen und zwar rasch. Und ohne den Idioten umzubringen. Immerhin war der Waffenmeister wieder aufgestanden, vermutlich in der richtigen Ahnung, dass er doch nicht so doof war Vaters Krieger zu meucheln. „Nun, gleich. Die Rechnung geht an mich.“ Er schüttelte ein wenig die rechte Hand. Da vorne war doch dieses Wäldchen, das war schon fast an der Straße, aber dazwischen stand niemand. Er sprang empor und schlug zu, scheinbar ins Nichts.   Jeder Dämon, der hier anwesend war, konnte spüren, dass die Energie des jungen Daimyo von nicht weiter bemerkenswert auf – ups, ein vollblütiger Dämon aus gutem Haus – hochschwappte. Und auch die Samurai samt Hauptmann und Burgvogt, die das nicht spüren konnten, vermochten zu sehen, wie noch in knapp einem Kilometer Entfernung fast zehn der alten Bäume in einer Reihe umfielen. Inu Yasha landete wieder und musterte den Krieger streng, in der Hoffnung ähnlich eisig wie sein Bruder zu gucken. „Bereit für den Heiler?“ Der Hundedämon linste zum Waffenmeister, der unmissverständlich den Zeigefinger zu Boden richtete. So hatte er sich das eigentlich nicht gedacht. Niemand hatte doch je von diesem Halbmenschen….Nun gut. Das war der Sohn des Inu no Taishou und ein Daimyo. Im Vergleich zu Sesshoumaru-sama war der Heiler nach einer Tracht Prügel noch ein wirkliches Angebot und so ließ er sich auf die Knie sinken, legte die Hände auf das dürre Gras und neigte den Kopf bis zum Boden. „Vergebt einem elenden Narren, edler Daimyo.“ „Ich werde meine Klauen nicht an dir schmutzig machen. Aber du bist nutzlos. Toyomaru, leg ihn in Ketten und schicke ihn zum Fürsten des Westens mit der Bitte mir einen anderen Krieger zu senden, der seinen Dienst macht.“ Vater würde diesen, seinen, Krieger bestrafen, die Hierarchie in Nishi war strikt. Training mit Sesshoumaru oder so etwas wartete da sicher. Ihm war gerade noch eingefallen, dass es sich nicht mit seiner neuen fürstlichen Rolle vertragen würde eine Schlägerei anzuzetteln, selbst, wenn er sie gewann.   Die Folgen im Westen war allen Dämonen klar und so schwiegen sie auch, selbst der Betroffene, als sich der Daimyo abwandte und wieder zur Burg emporstieg, gefolgt vom Burgvogt. Alle anderen hatten ihre Anweisungen und begannen erneut mit dem Üben, doch überrascht über die unvermuteten Fähigkeiten des neuen Herrn. Und der eine oder andere Mensch beschloss mal bei den dämonischen Kollegen nachzufragen, wie Inu Yasha mit dem Schwert kämpfte. Ein starker Anführer hatte etwas, so sahen das die ausgebildeten Samurai, zumal wenn der, wie sie gehört hatten, auch von Strategie Ahnung hatte. Der würde sie nicht sinnlos in den Tod schicken. Nicht, dass sie Befehlen nicht gehorcht hätten, aber es war angenehmer das zu wissen. Auch Hauptmann Nimaki war nicht vor dieser Neugier gefeit und meinte leise, als er neben dem Waffenmeister stand: „Ich wusste natürlich, dass Inu Yasha ein halber Dämon ist, aber das so zu sehen… Ich denke nicht, dass das alles war, was er vermag.“ „Er war mein Schüler. Und ich kann Euch nur den Rat geben sich ihm nicht gegenüberzustellen, wenn er ein Schwert in der Hand hat. Vor allem nicht, wenn er SEIN Schwert in der Hand hat. Tessaiga.“ „So vermag er durchaus Aoi zu schützen.“ „Ja,“ lautete die sachliche Antwort des Hundedämons.   Als der junge Daimyo samt Burgvogt den zweiten Ring erreichen, zuckten die Ohren des Halbdämons, als er aus dem Schrein fröhliches Gekicher hörte. Was war denn da los? Kagome? Er drehte ab und wurde so schnell, dass Kagawa lieber langsamer hinterherging. Das Gelächter kam nicht aus dem Schrein, sondern aus dem Garten dahinter. Mit einem weiten Satz stand Inu Yasha dort im Tor. Es war schön, wenn Kagome sich so freute mit der Dämonenjägerin … und…. Er sah gerade noch mehr als verwundert, ja, leicht verärgert, dass Kagome nicht den Kimono trug, den sie zumindest zweilagig in der Burg ihrer Stellung gemäß tragen sollte, sondern das weiß-rote Gewand einer miko. Einer Schreinjungfrau. War das schon nicht in seinem Sinn, so kam er gerade zurecht um zu sehen, dass Miroku, dieser Mönch, der dem alten hoshi helfen sollte, einen der von ihr verschossenen Pfeile aus einem Dachbalken ziehen wollte. Dabei verlor der Mönch das Gleichgewicht und stürzte nicht nur zu Boden, sondern von dem hölzernen Umgang auf den sandigen Hof. Im verzweifelten Bemühen irgendwo Halt zu finden, ruderte er wild mit den Armen und erwischte das weiße Oberteil. So landete Kagome ebenfalls unten, auf ihm. Und ihr Ehemann sah durchaus nicht nur, wie erschreckt sie dreinguckte, sondern jäh entsetzt. Und er erkannte den Grund. Dieser Mistkerl von Mönch streichelte ihr Hinterteil. Keine Sekunde später stand Inu Yasha daneben, packte den alles andere als keuschen Gast am rechten Handgelenk und zerrte ihn förmlich unter Kagome weg, die seitlich rollte und sichtlich nichts verstand. „Noch einmal,“ knirschte der Halbdämon, den die Szene zuvor mit dem Krieger bereits aufgebracht hatte. „Und ich reiße dir den Arm ab.“ Das war keine leere Drohung, dachte Miroku, der halb hängend, scheinbar ohne Mühe am ausgestreckten Arm gehalten wurde. Seine Schulter fühlte sich bereits an als würde der Knochen aus dem Gelenk gerissen. Bei Buddha, war dieser Halbdämon stark. Und auch noch sauer. „Es tut mir Leid, Inu Yasha-dono. Ich … ich wollte sie weder zu Fall bringen noch anfassen. Es ….es ist ein Fluch, dem alle Männer meiner Familie unterliegen. Ich….Es wird sicher nicht wieder vorkommen. Ich schwöre es Euch.“ Die Alternative wäre mindestens mit nur noch einem Arm als Lustmolch, der sich an einer Fürstin vergriffen hatte, zurück in die Residenzstadt geschickt zu werden – und da er dann auch noch seine Strafversetzung mit dem gleichen Tatbestand verwirkt hatte, wartete sicher der Henker auf ihn. Immerhin wurde er losgelassen.   Kagome hatte sich unterdessen aufgerappelt. Ihr Götter, war der sauer. Was hatte Inu Yasha denn nur? Weil Miroku sie versehentlich mit umgerissen hatte? Das hatte der junge Mönch doch nicht mit Absicht gemacht. Nun ja, er hatte sie sicher mit Absicht da gestreichelt ... Ach du je. Sie selbst bat ihren eigenen Ehemann Abstand zu halten um sich besser kennen zu lernen und dann musste er so etwas auch noch mitbekommen. War das etwa Eifersucht? Das war doch nachgerade lächerlich, sie wollte doch sicher nichts von diesem Mönch … und… Sie wollte ihm auch schon deutlich sagen, dass er sich wirklich albern benahm, als ihr Blick auf den Burgvogt fiel, der höflich im Tor stehen geblieben war. Das brachte sie zur Vernunft, noch ehe sie den anscheinend verrückten Halbdämon zu Boden schicken konnte. Das war eben der Daimyo. Und, wenn sie sah, wie er die Augenbrauen hochgezogen hatte, die Augen groß und dunkler geworden waren, er noch immer sichtbar die Fangzähne zusammenpresste, ein sehr aufgebrachter Daimyo. Es war wohl besser auf gut Wetter zu machen. So neigte sie lieber den Kopf. War es nur die Szene mit Miroku, die ihn so ärgerte? Oder, weil sie hier Pfeile schoss? Wollte er das nicht? „Ich freue mich Euch zu sehen, Inu Yasha-sama,“ begann sie behutsam. „Ich … habt Ihr etwas dagegen, dass ich hier übe? Mein Großvater lehrte mich in den letzten Jahren allerlei als Priesterin, um das shikon no tama hüten zu können, falls es je wieder auftaucht….“ „In dieser Kleidung!“ Sie verstand absolut nicht und blickte an sich hinunter. „Nun ja, es ist doch die Kleidung einer miko?“ „Eine miko nennt man auch Schreinjungfrau,“ knurrte er und bemerkte, dass sie endlich begriff. Tatsächlich hatte sie nicht bedacht, dass sie unverheiratet das durchaus tragen konnte, aber verheiratet und Jungfrau eben nicht zusammenpasste. Ach du liebe Güte, dachte er etwa, sie wolle so subtil ihr gemeinsames Geheimnis verraten? Für was hielt er sie? Nun ja. Das sollte sie wirklich gerade biegen, ehe sie tatsächlich noch eine Ohrfeige kassierte. „Ich bitte um Entschuldigung, mein Herr und Ehemann.“ So hatte das Mama bei Papa doch auch immer gesagt. „Ich werde künftig im zweilagigen Kimono üben. Wenn ich Bogen schießen darf?“ „Meinetwegen.“ Inu Yasha hörte durchaus, dass ihre Stimme schwankte und vermutete zurecht zwischen der Erkenntnis der Tatsache, dass sie einen riesigen Fehler begangen hatte hin zu Wut, dass er ihr das zutraute. „Überdies solltest du dich umziehen. Wir wollen doch zu dem Totenfest.“ „Oh, ja, natürlich.“ Kagome sah sich gezwungen daran zu denken, dass er das Mama und ihr immerhin prompt gestattet hatte. Er war wohl wirklich nur wegen Miroku und der falschen Kleidung so ärgerlich gewesen. „Danke für die Mahnung.“ „Ihr dürft alle gehen.“ Kagome presste auf der Stelle die Lippen zusammen, aber natürlich durfte man ohne Erlaubnis nicht einfach einen Fürsten stehen lassen. Erst draußen, ein gutes Stück schon in der inneren Burg flüsterte Sango: „Er war wirklich wütend. Ich hoffe, dieser Mönch nimmt sich das endlich mal zu Herzen. Du ahnst nicht, wie oft ich ihm allein auf der Anreise schon Ohrfeigen geben musste, weil der Narr nie seine Hand bei sich behalten kann.“ Kagome seufzte etwas. „Ich hatte das Gefühl er war eifersüchtig.“ „Ihr seid immerhin verheiratet,“ gab die Dämonenjägerin zu bedenken. „Und, man sagt, niemand würde einen so guten Schutzinstinkt besitzen wie Hundedämonen.“   Als Inu Yasha pünktlich erneut die Burg hinunter ging, erwartete er eigentlich zwei Sänften und zwanzig Mann Eskorte. Statt dessen tummelte sich dahinter allerlei Menschenvolk jeden Alters und Geschlechts. Irritiert wandte er den Kopf zum Burgvogt. „Was ist das denn für einen Völkerwanderung, Kagawa?“ „Es handelt sich um Menschen, die im vergangenen Jahr einen Angehörigen verloren haben, Inu Yasha-dono. Sie baten mich zum Fest gehen zu dürfen, was sie jedes Jahr tun. Nun wollten sie jedoch die Möglichkeit nutzen gemeinsam mit Euch und den Samurai zu wandern. Ab und an kommt es doch im Vorfeld solcher Feste zu Diebstählen oder Überfällen, obwohl Fukuwara und natürlich Nimaki die Wege sichern lassen. Aber die Leute haben eben auch immer Münzen dabei.“ Ja, sogar er, dachte Inu Yasha, der sich vom Kämmerer welche besorgt hatte und sie nun in der Ärmeltasche trug. „Die Funktion und Sicherheit der Burg ist gewährleistet.“ Darin lag keine Frage. Kagawa verneigte sich auch nur, durchaus zufrieden, das ihm das zugetraut wurde. Es war das erste Mal, dass der junge Halbdämon direkt hinter dem Standartenträger lief. Gewöhnlich war ja immer Vater der Erste gewesen. Immerhin musste Fukuwara schnell gewesen sein, denn obwohl die Samurai noch die grünen Hosen der Higurashi trugen, wehte der kleine Wimpel vor ihm in rot und gelb, seinen Farben, dachte er stolz. Hinter ihm kamen die beiden Sänften, nach außen begleitet von den Samurai und Sango und Miroku, die tatsächlich recht einträchtig schienen, dann folgten die Zivilisten. Kosaten, den Marktflecken, kannte er ja nur vom Vorbeigehen, als sie den Pass heruntergekommen waren, aber da waren viele Neugierige aus der Stadt gekommen. Jetzt strömten Menschen hinein. Als Herr der Provinz kam man allerdings glatt durch. Zwei Samurai waren ohne weitere Anweisung zu dem Standartenträger, und damit an ihm vorbei, gerückt, und schrien nun abwechselnd: „Platz für den mächtigen Daimyo! Verneigt euch! Platz für den mächtigen Daimyo, verbeugt euch!“ Die Menschen wichen eilig beiseite, fielen auf die Knie, und ließen die Karawane durch, wobei Inu Yasha durchaus bemerkte, dass die Menschen der Burg sich bereits verstreuten. Und er sah sehr wohl die Menge an neugierigen Blicken, die auf ihm lag. Nun ja, der Zollwächter hatte mir Sicherheit ausgeplaudert, dass der neue Daimyo aus dem Westen käme, ein Dämon sei.   Auf einem großen Platz direkt am Fluss waren besonders viele Stände aufgebaut. Der Standartenträger hielt an und blickte sich um. So drehte sich auch der Halbdämon um und ging zu der ersten Sänfte. „Steig aus, Kagome. Geh mit deiner Mutter und Sango.“ Sie wollte schon fragen was er tun wolle, als er zu der zweiten Sänfte ging. „Giri-no-haha-sama, wir sind da. Habt Ihr genug Geld dabei?“ Die ehemalige Fürstin blinzelte etwas, dass er daran dachte, meinte jedoch: „Ja, danke, Inu Yasha-sama. Ich erhielt stets auch einiges in bar von meinem …vom Daimyo.“ „Dann geht mit Kagome und Sango zu Eurem Schutz.“ Er bot ihr die Hand zum Aussteigen. Wie Mama, dachte er, als er das scheue Lächeln seiner Schwiegermutter sah. Ihre Witterung war auch so sanft und mild. Kagome, die herangekommen war, schwankte zwischen gewisser Freude, dass er so nett zu ihrer Mutter war, und der schlichten Tatsache, dass er diese so höflich anredete, sie selbst duzte und ihr jedenfalls nicht die Hand zum Aussteigen geboten hatte. War das auch Eifersucht? Hatte er so ähnlich empfunden, als Miroku sie... Egal, beschloss sie dann. Ging sie eben mit Mama und dieser halbdämonische Trotzkopf sollte doch machen, was er wollte!   Der wandte den Kopf. „Nimaki? Lass die Männer sich zerstreuen. Wir kehren um acht Uhr hierher zurück.“ „Ja, Inu Yasha-dono. Darf ich Euch nur noch rasch Warizan-san vorstellen? Er ist der Ortsvorsteher von Kosaten.“ Der Menschenmann verneigte sich überaus tief. Es war das erste Mal seit Jahren, dass der zuständige Daimyo sich bei diesem großen Fest sehen ließ und noch dazu mit seiner Familie. Das konnte nur gute Werbung sein, denn die Einnahmen durch zum Teil tagelang angereiste Gäste konnte gerade die ärmere Bevölkerung in den Wäldern gut brauchen, die im Winter Papier und diese Schiffchen herstellten, wilden Bienen im Frühling ihren Honig abnahmen und die Kerzen daraus machten. Sonst lebten sie von Jagd und Holzwirtschaft. Hier, Kosaten selbst, hatte natürlich Anteile am Handel, zumal durch die Zollstation und die Marktgebühren. Inu Yasha sah eine Chance rasch und konzentriert Auskunft über die Stadt und dieses Fest zu bekommen. „Warizan. Begleite mich ein wenig und erzähle mir über den Ort, den Markt, und natürlich die Zollstation.“ Falls sich der Ortsvorsteher kontrolliert fühlte, so zeigte er es wohlweislich nicht.   Kagome stand neben ihrer Mutter als die sich neigte und das Schiffchen mit der brennenden Kerze auf den Fluss setzte. Sie sah durchaus, dass Mama weinte, aber sie wollte nichts sagen oder tun, da diese sich so bemühte es zu verbergen. Auch Sango hatte ein Schiffchen ins Wasser gelassen, für ihre Mutter, hatte sie gesagt. Miroku, der mit ihnen gegangen war, für seinen Vater. So viele Menschen vermissten jemanden, wenn sie sich nur umsah. Der ganze Fluss sah fast wie ein Sternenhimmel aus, so viele Schiffchen schwammen hinunter, Richtung Meer. Sie zündete mit dem langen, mitgekauften Streichholz ihre eigene Kerze an und setzte sie in das Papier, ehe sie es vorsichtig abließ. Für Vater. Hoffentlich würde er den Weg finden. Und hoffentlich wäre er auch zufrieden mit seinem Nachfolger. Inu Yasha schien sich wirklich Mühe zu geben, wenn sie bedachte, dass er sogar jetzt noch mit dem Ortsvorsteher geredet hatte, seinen eigenen Samurai erlaubte zu trauern. Leb wohl, Vater, dachte sie, als sie ihr Schiffchen in der Dunkelheit und den anderen verschwinden sah, als sie plötzlich feststellte, dass sie viel mehr Platz als zuvor hatte. So blickte sie nach links, wo der rot gewandete Grund für den Abstand ebenfalls eine Kerze anzündete und sein eigenes Schiffchen ins Wasser ließ. Sie bemerkte, dass er kurz die Lippen zusammenpresste, dann die Fangzähne so, dass die Muskeln über den Wangenknochen herausstanden, ehe er tief durchatmete. Um wen … Ach, war sie dumm. Er hatte seine Mutter verloren. Aber, das mussten doch schon Jahrzehnte her sein, wenn nicht mehr als hundert Jahren? Und noch immer vermisste er seine Mutter offensichtlich schmerzlich. Er war ein Halbdämon, aber in diesem Moment so menschlich, dass sie es einfach wagte seine Hand zu nehmen. Inu Yasha fühlte, wie sich zarte Finger um seine Klaue schlangen und sah überrascht beiseite. Es war die erste vollkommen freiwillige Berührung seit sie verheiratet waren. Er schloss die Hand um die ihre. „Es ist sehr schön,“ sagte er leise ohne den Blick von den Lichtern zu nehmen. Und er könnte jedes Jahr herkommen, wenn er schon nicht mehr zu Mamas Gedenkstein gehen konnte. „Wohin fließt der Fluss eigentlich? Ins Meer? In Nishi?“ „Hm?“ Ach ja, er floss von hier aus Richtung Westen, da kam die Frage natürlich auf. „Er fließt in das Meer, ja, aber er kommt nicht durch die Kalkberge, sondern biegt ab, erst durch die sechste Provinz des Kaiserreiches, die gehört Daimyo Kamura, dann durch Sobo, dem Fürstentum der Füchse. Dann, weit im Süden in das Meer.“ „Inu Yasha? Ich weiß ja, Frauen sollen nichts lernen, aber kannst du mir mal zeigen, wie man so eine Karte liest?“ Der lächelte sie an und da sie das Lächeln zurückgab, hoffte er, dass sie dabei waren sich anzufreunden. „Ja, klar. Vielleicht morgen, da gibt es doch einen Garten? Oh, übrigens, kannst du Tee machen?“ Kagome wurde rot. Für die komplizierte Zeremonie fehlte ihr meist die Geduld. „Nicht so richtig.“ Er hätte ihn auch nur ihr zuliebe getrunken, wenn sie sich auch solche Mühe gegeben hätte wie einst Mama. „Gut, ich mag ihn nicht.“ Ebenso wenig wie jetzt ihre Hand loslassen, vollkommen gleich, ob sich das in der Öffentlichkeit schickte oder nicht.   Die Menschen aus Kosaten, der Burg und die angereisten Gäste sahen diese Geste der Higurashi-Tochter und des halbdämonischen Daimyo und wagten zu hoffen, dass eine glückliche Ehe auch für sie etwas Gutes verhieß. Es hatte sich überdies wie ein Lauffeuer herumgesprochen, dass der Daimyo für alles, was er gewollt hatte, auch ordnungsgemäß bezahlt hatte, ebenso wie die Fürstinnen. Niemand hätte ihm etwas verweigert, natürlich, man versagte niemandem etwas, der einem den Kopf abschlagen lassen konnte, aber so war es doch viel besser.     Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)