So many more Feelings von Hypsilon ================================================================================ Kapitel 24: Großartig --------------------- 28. Februar, Tokio Es waren nur noch vier Monate, hatte Honda irgendwann hervorgehoben – das war wohlgemerkt die ganze Zeit von Bakuras ersten Auslandsaufenthalt damals in London. Nur noch, für Otogi wirkte das wie Hohn. Drei Monate würde er schon noch rumbringen, hatte ihm Jonouchi gesagt und ihn immer wieder eingeladen, gemeinsam in Bars zu gehen. Er ließ sich sogar darauf ein und hatte auch Spaß dabei. Dennoch fehlte spätestens zuhause im Bett jemand ganz besonderes, wie schon die ganze Zeit über, nur eben noch mehr. Auf die zwei restlichen Monate wies ihn Yugi hin und teilte mit ihm, wie sehr er Anzu vermisste, die aber immerhin zu Weihnachte in Domino war und über den Jahreswechsel. Etwas, was Otogi mit Bakura so gerne gemeinsam erlebt hätte. In einer großen Gruppe – gut, das hatte er so auch – aber eben, wo er zum Countdown seinen Freund an der Hand hätte nehmen können um ihn in einer etwas zweisameren Szene zu küssen und wo er ihm gesagt hätte, wie sehr er ihn liebte und dass er sich auf ein wunderschönes neues Jahr mit ihm freute. Sie Hätten Dinge gemeinsam gemacht, wie Bleigießen aber auch mal voneinander abseits in unterschiedliche Gespräche mit den anderen vertieft zu sein wäre gut gegangen. Sie hätten sich dabei verstohlene Blicke schenken können und sich darauf gefreut, wenn sie in den frühen Morgenstunden den Jahresersten endlich zusammen zu Bett gehen konnten, um es auf eine ganz besondere Weise einzuläuten. Doch das blieb ihnen dieses Mal verwehrt und Otogi durfte den entzückenden Pärchen beim Glücklichsein zusehen. Sogar Jonouchi hatte Glück und war endlich bei der aufbrausenden Blondine gelandet. Tja und zu gut der Letzt hatte ihm Seto Kaiba den letzten Monat zäh wie Kaugummi vergehen lassen. Änderungen hier, Änderungen dort, Anpassungen da und dazu dieser Perfektionismus, den Otogi zwar sehr, wirklich sehr an ihm schätzte, aber irgendwann wurde es sogar dem Entwickler zu bunt. Wie war das noch gleich? „Einen Monat gehörst du noch mir, dann hat dich dein Freund für eine Woche freigekauft“, hatte er ihm Anfang Februar um die Ohren geworfen. Und dann war er endlich da. Der Tag, an dem er ein letztes Mal mit seinem Geschäftspartner zusammen saß und die letzten Punkte für die bald folgenden Vertriebsstrategien durchsprach. Das Spiel sollte kurz vor den Sommerferien in allen Läden stehen, im Black Crown würde es ganz exklusiv ein paar Wochen eher erscheinen und dann schließlich am ganzen Markt verteilt werden. Die Vorbereitungen waren alle getätigt, die Kontrolle der Abwicklung blieb bei Kaiba und Otogi konnte sich nach einem ewigwährenden Arbeitstag endlich verabschieden. „Ach und… alles Gute“, sagte Kaiba, dass Otogi überrascht in der Tür stehen blieb. Langsam wandte er sich zu ihm um und besah ihn mit einem fragenden Blick. Der Kopf wurde dabei schief gelegt, dass sogar einen Soziallegastheniker wie Kaiba auffiel, was die Körpersprache ausdrücken wollte. „Zum Geburtstag“, sagte dieser und rauschte mit seinem edlen Aktenkoffer noch viel schneller an Otogi vorbei, als dieser reagieren konnte. Eine verhaltene Danksagung brachte er zwar dennoch über die Lippen, aber so überrascht er über Kaibas Worte war – dass der CEO ganz genau über Geburtstage, Jahrestage und andere Jubiläen Bescheid wusste, lag auf der Hand, es ging darum dass er es auch sagte – noch überraschter war er aber darüber, dass er selbst vollkommen darauf vergessen hatte. Natürlich, irgendwo hatte er die ganze Zeit im Kopf, dass er demnächst Geburtstag hatte, dass er ein Jahr älter wurde und eigentlich hätte er eine riesige Fete geschmissen, aber mit der Clique hatte er vor einiger Zeit bereits besprochen, dass ihm einfach nicht danach war. Lieber wollte er den Launch des Spieles groß feiern. Zu der Zeit wäre Bakura bei ihm und auch Anzu könnte dabei sein und schließlich würde es sich sogar ausgehen, dass ihr Kreis der Vertrauten um eine kleine bereits zum Mond und zurück geliebte Seele gewachsen wäre. Shizuka erwartete im Juni einen Sohn und Honda könnte nicht vorfreudiger sein. Tja, nun konnte Otogi ihm hervorheben, dass es nur noch vier Monate zu warten wären. „Well played“, hatte der Brünette gesagt und sich zu einem Lachen gezwungen. Onkel Jonouchi war aber fast noch aufgeregter als das künftige Elternpaar selbst. Otogi war klar, dieses Kind würde mehr geliebt und umgarnt werden als jedes andere. Selbst Yugi war hellauf begeistert und Mai konnte ihr Entzücken kaum ausdrücken. Anzu hatte so laut durchs Telefon gebrüllt, als die News an sie heran getragen wurden, dass selbst der Mute Button nicht geholfen hätte. Und nun stand er da. Mitten in der Tür eines der Besprechungszimmer der Kaiba Corporation und realisierte, dass er Geburtstag hatte. Das Zücken seines Smartphones bestätigte ihm auch gleich, dass alle seine Freunde, zumindest die Meisten, bereits daran gedacht hatten. Bei Jonouchi wusste er, würde er erst spät abends etwas bekommen, dann aber eine Voice-Nachricht in der er sich dafür entschuldigte, sich so spät erst zu melden, oder noch reumütiger erst am nächsten Morgen. Anzu hatte ihm laut Verlauf sogar um die Uhrzeit geschrieben, zu der er das Licht der Welt erblickt hatte, selbst über die Entfernung war sie perfekt pünktlich. Diese Frau war einfach zu organisiert. Ein Wunder, dass diese Gruppe an Chaoten ohne sie auskam. Sein Handy wurde wieder in die Tasche seiner schwarzen Anzugshose geschoben, sowie Otogi endlich seine Beine in Bewegung setzte und den Heimweg beschritt. Er hatte noch einige Erledigungen zu tun, immerhin hatte er Musiker bestellt und die ein oder andere Kleinigkeit mit dem Flughafenteam ausgemacht – da sage noch einer, mit Geld könne man sich nicht alles kaufen… Seine Überraschung für Bakura war zu später Stunde schließlich auch perfekt geglückt. Otogi stand natürlich nicht im Stau, er wartete weit abseits in einem Café mit dem Anzug an, den er damals zur Hochzeit getragen hatte, dass sich die Masse lichtete und blieb hinter einer Säule versteckt, bis Bakura schließlich fast alleine in der großen Halle stand und sich schicksalsergeben auf seinen Schalenkoffer gesetzt. Eine deutliche Geste ließ den Musiker ihm Gegenüber wissen, was er zu tun hatte. Der Mann stand auf und schritt elegant durch die Halle, die Viola wurde zwischen Kinn und Schlüsselbein eingeklemmt, der Bogen strich über die Saiten und spielte die ersten Noten von Casing Cars an. Von der anderen Seite kam die zweite Geige hinzu und spielte den Teil, den man vom Gesang her kannte und schließlich stand ein Cellist hinter Bakura, der die tiefen Töne spielte. Hatte Otogi einen Violinisten organisiert? Ja, aber auch Musiker mit Viola und eben jemanden mit einem Cello, die dieses wunderschöne Lied spielten und Bakura deutlich aus dem Konzept brachten. Otogi wusste auch, dass sein Freund nicht dumm war und spätestens beim zweiten Musiker ahnte, wer hinter dem allen steckte. Als der Song das erste Mal so richtig Fahrt aufnahm, stand der Jungunternehmer schließlich von seinem Platz hinter der Säule auf und schnippte perfekt gezielt mit einem Würfel den Heliumballon über Bakura an, dass dieser platzte und gefühlt tausend Rosenblätter von der Decke herabrieseln ließ. Der Student erhob sich von seinem Koffer, sah nach oben und verzeichnete sofort ein breites Lächeln auf seinem Gesicht. Er atmete tief ein und lachte dann begeistert los ehe er sich direkt zu seinem Freund umdrehte, der in der Zwischenzeit neben ihm stand und ihn endlich nach so langer Zeit wieder in die Arme schließen konnte. „Du bist so kitschig“, sagte Bakura. „Ich hab dich wahnsinnig vermisst“, rechtfertigte sich Otogi. Das sei keine Rechtfertig, erläuterte der Jüngere, das wäre vollkommen egal, erwiderte der Ältere. Bakura lachte und schmiegte sich an Otogi, der legte seine Arme um ihn und nahm den lieblichen Geruch in sich auf, den er am Morgen im Bett so sehnlichst vermisst hatte. Er fühlte sich sofort vollkommen, in diesem Moment, mit seinem unglaublichen Freund in den Armen. Zeitlich konnte Otogi gar nicht mehr einschätzen, wie lange sie dort standen, einander hielten und dem Rasen ihrer Herzen Raum ließen. Eine kurze Ewigkeit, ein zarter Wimpernschlag oder eine Zigarettenlänge? Nichts davon und alles verging, bis die beiden in dem schwarzen Audi saßen und Otogi, nachdem er sich den Gurt angelegt hatte hinüber zum Beifahrersitz sah, wo Bakura, zwar ziemlich erledigt vom langen Flug, aber deutlich erkennbar zufrieden saß und ihn mit einem ungläubigen Grinsen ansah. „Was denn?“, wollte der Jungunternehmer wissen und legte ihm mit einem schelmischen Lächeln die Hand auf den Oberschenkel. Auf eine Antwort musste er nicht lange wartn. „Ich hätte bei der ganzen Romantik wetten können, dass du den Ring nochmal zückst“, kicherte Bakura, auch Otogi ließ ein Lachen über die Lippen kommen. „Glaubst du echt, dass ich mir das noch einmal antue? Aber, wenn du selbst danach fragst. Willst du denn?“, fragte Otogi und holte besagten Ring aus seiner Sakkotasche. -Die erste Liebe von jemanden zu sein, ist großartig. Aber die letzte Liebe von jemandem zu sein, ist unbezahlbar- Verfasser unbekannt Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)