So many more Feelings von Hypsilon ================================================================================ Kapitel 23: Stress ------------------ Februar, Kairo – Tokio Die letzte Prüfung ging gerade in mündlicher Form zu Ende, da hieß es für Bakura nur noch, einen kleinen kurzen ewig währenden Moment zu warten, bis er das Ergebnis erhielt. Vor dem Universitätsgebäude wartete bereits Marik mit dem Motorrad um ihn im Anschluss zum Flughafen zu fahren. Dieser Tag war leider sehr ungeschickt geplant, aber es blieb dem Auslandsstudenten nichts anderes übrig, wenn er schnellstmöglich zu seinem Freund nach Hause wollte und vor allem, wenn er ihn noch an dessen Geburtstag in die Arme fallen wollte um ihm zu sagen, wie sehr er ihn liebte. Selbst wenn er nicht direkt ein Geschenk für ihn hatte. Zumindest keines zum Überreichen – Otogi würde einen Armfall bereits als Übergabe eines solchen gelten lassen. Aber Bakura hatte selbst höchstpersönlich mit Seto Kaiba besprochen, dass er Otogi zu dessen Geburtstag eine ganze Woche im Anschluss in Ruhe lassen würde. Es war ein durchaus aufreibendes Gespräch, doch die beiden wurden sich einig. Ein entsprechendes Bestechungsstück war in seinem Koffer feinsäuberlich eingepackt. Tja, und dieser Koffer wurde bereits vor der Prüfung auf den Flughafen gebracht und eingecheckt, sowie Bakura schon eingecheckt war und ein massives Risiko einging, indem er seine Prüfung während der Zeit machte, in der er eigentlich vollkommen vertrottelt Zeit auf dem Flughafen verbringen und warten sollte, bis sein Flug ging. Vier Stunden vor dem Abflug sollte man sich schon einfinden und mit dem Check-in beginnen. Absolut lächerlich, soviel Zeit dort zu verbringen. Im Grunde hatte er aber sehr viel Glück, dass sich das alles so gut ausging. Denn das Einchecken hätte länger dauern können und seine Prüfung hätte bei zügigem Durchgehen der Kandidaten vor ihm bereits eher stattfinden können, als er im Taxi zurück in die Stadt war um eben diese Prüfung hinter sich zu bringen. Und es hätte sich alles nach hinten verlegen können, wären seine Vorredner langsamer gewesen. Aber es ging sich gut aus. Okay, er wollte bereits seit zehn Minuten hinter Marik sitzen und den Fahrtwind genießen und ließ stattdessen noch hier auf und ab um das Ergebnis und seine Zertifikate zu erhalten. Doch alles würde sich ausgehen. Bakura war sich sicher. Vielleicht würde Marik etwas schneller und riskanter fahren müssen, aber sie würden das schaffen. Bakura würde am 28. Februar in Japan landen können. Er würde dieses Kapitel jeden Moment abschließen können. Jeden Moment. Gleich. „Ryou Bakura!“ – „Na endlich!“, stieß Bakura aus, wandte sich in seinem ungeduldigen Auf- und Ablauf zu der Tür, wo sein Prüfer gerade heraustrat, und überwand schnellen Schrittes den Abstand zu dem Mann, der jetzt auch eindeutig einiges an Papierkram in der Hand hatte. Bakura war sich sicher, dass er diese Prüfung bestanden hatte, darum machte er sich keine Sorgen, aber es dauerte eindeutig bereits zu lange um die Ruhe zu bewahren. Der Dozent begann doch nun tatsächlich noch eine kleine Rede über die ausgesprochen außergewöhnliche Zeit, die Bakura hier erlebt hatte und wie sehr er sich freute, ihn in seinen Kursen und vor allem diesem letzten hier gehabt zu haben, den er natürlich mit Bravour bestanden hatte – na ausgezeichnet – und, dass er ihm viel Glück, Erfolg und den ganzen Firlefanz wünschte, von dem Bakura jetzt ja absolut gar nichts mehr hören wollte. Ein paar Mal hatte der Student bereits die Arme gehoben um nach den dringlichst benötigten Dokumenten zu greifen, doch immer, wenn er sie beinahe hatte, machte dieser Mann eine ausholende Geste und Bakuras Augen weiteten sich Mal um Mal etwas mehr. Das Schielen zur großen Uhr am Gang beunruhigte ihn nun richtig, genauso wie das Vibrieren seines Handy. Oh, er wusste ganz genau, dass das Marik war, der ihn fragte, wo er blieb. Es glich einem Wunder, dass Bakura nur wenige Minuten später endlich möglich war mit den notwendigen Papieren aus dem großen Eingangstor des Universitätsgebäudes zu laufen. Der Rucksack hing ihm dabei über eine Schulter vor der Brust und er versuchte im Laufen alles einzupacken, bevor es ihm auch noch wegflog oder er beim Motorrad noch länger trödeln musste, weil er noch etwas wegzustecken hatte. Nein! Er wollte den Helm direkt zugeworfen bekommen, ihn aufsetzen und aufspringen, am besten fuhr Marik auch schon los. „Komm, komm, komm!“, rief dieser und warf ihm tatsächlich schon den Helm zu. Ganz so abenteuerlich, wie in Bakuras Vorstellung wurde es dann aber doch nicht. „Schick siehst du aus“, kommentierte Marik den Anzug des Studenten, den er sich heute extra für die Heimreise angezogen hatte, weil er Otogi nach der Hondas und Shizukas Hochzeit doch versprochen hatte, ihn anzuziehen, wenn er wieder kommen würde. Das Kompliment wurde abgewunken, dafür um Eile geboten. Marik schwang sich auf die Maschine, der Motor lief schon. Die Kupplung wurde gezogen, der erste Gang eingetreten und im nächsten Augenblick saß Bakura auch schon hinter ihm. „Fahr, fahr, fahr“, rief dieser und klopfte ihm ungeduldig auf die Schultern. Mit einem Ruck setzten sie sich in Bewegung. Die Reifen wirbelten ordentlich Staub auf und der zweite, direkt darauf der dritte Gang wurde eingelegt um nicht viel später in den vierten und auf der langen gerade in den fünften zu wechseln. Bakura hatte die Hände eng um Mariks Taille geschlungen und presste sich mit geschlossenen Augen an den Rücken des Ägypters. In den letzten Wochen hatten die beiden sich wieder auf einer ganz platonischen freundschaftlichen Ebene angenähert, dass Bakura froh war, Otogi zumindest das wirklich deutlich sagen zu können. Zwischen ihm und Marik war genau gar nichts! Also zumindest nichts Romantisches. Alles was sie auf diese Weise verbunden hatte, ging mit dem Pharao in großen Schritten zurück in seine Zeit und war verschwunden. „Und bitte versprich, dass du Mal nach Japan kommst“, sagte Bakura zu Marik, als er diesen fest umarmte nach einer regelrechten Höllenfahrt durch stauende Autos, über Grünstreifen, an Obstständen so knapp vorbei, dass man meinen könnte, es drehte die Händler wild im Kreise wie in diesen Cartoons, die sie als Kinder alle gesehen hatten – nun gut, alle bis auf Mariks Familie… „Bitte sprich das erst mit deinem Freund ab“, sagte Marik und lachte etwas verlegen. Natürlich wusste er, dass Otogi ein Problem mit ihm hatte, aber er hatte auch nie eine richtige Chance gehabt, das selbst aufklären zu können. Bakura beteuerte ihm auch schnell, dass sich das alles auflösen würde und dass die Anderen, vor allem Jonouchi, sich auch sehr freuen würden. Für mehr war aber nicht Zeit, da lief der Student auch schon hastig über das Flughafengelände und schnappte nur durch sein peripheres Blickfeld wahr, bei welchem Gate das Boarding bereits losgegangen war. Er musste nur noch ohne Probleme durch die Sicherheitskontrolle. Nachdem sich in seinem Rucksack nur Papier, seine Geldbörse und ein Kugelschreiber befanden, war er guter Dinge. Was ihm dann aber einen gehörigen Schranken vor den Kopf schlug, war die unbeschreiblich lange Schlange vor den Kontrollschleusen. „Scheiße!“, entkam ihm wohl zum ersten Mal ein Fluch, für den er sich auch sofort schämte. Aber ernsthaft. Wie sollte er das denn bitte schaffen? “Ryou Bakura! Fluggast Ryou Bakura! Bitte sofort bei Gate D25 einfinden!“, wurde es in unterschiedlichsten Sprachen durchgesagt und Bakura verstand sogar eine Hand voll davon. Oh verdammt, verdammt, verdammt! Die Unruhe wurde immer heftiger, doch die Massen vor ihm wandten sich bereits fragend um und tuschelnd in alle Richtungen und schließlich blieben doch die meisten Augenpaar auf dem nervösen Studenten hängen. „Yeah, sorry, thats me, I am Ryou Bakura, may you please let me pass?”, fragte er ihn fast akzentfreiem Englisch, nachdem er sich nun gut ein Jahr so verständigte und nicht lange davor so wundervolle Erfahrungen in London gemacht hatte, hatte er mit dieser Sprache keine Probleme. Das nächste Wunder wurde vollbracht, als sich Bakura nach einem Sprintlauf zum Gate direkt darauf auf seinem Sitzplatz in der ersten Klassen herniederfallen lassen konnte und außer Atem realisierte, dass direkt hinter ihm alles geschlossen hatte und die Startmodalitäten ihren Lauf nahmen. „Da hatten Sie aber Glück“, gluckste die alte Dame schräg hinter Bakura, die ihm begeistert mit einem Martiniglas zuprostete. Er konnte kaum reagieren, schenkte ihr nur ein sanftes Lächeln und lehnte sich im großzügigen Sitz zurück. Keine zwölf Stunden mehr, dann war er endlich wieder bei Otogi. Zwölf Stunden noch… In zwölf Stunden würde Bakura in Tokio auf einem leergefegten Flughafen nach Otogi Ausschau halten, der ihm zwar vorab geschrieben hätte, dass er im Stau stand und er einfach warten sollte, was er aber erst nach dem verzweifelten Suchen lesen würde. Tja, warten… rumstehen und nichts tun, sitzen und hoffen, dass die Zeit schnell verging. Als hätte er das da nicht schon zu Genüge getan. Und als hätte ihn die Situation nicht bereits komplett an sein nervliches Ende gebracht, musste dann auch noch jemand neben ihm anfangen, Geige zu spielen. Was hatte so jemand da eigentlich um diese Uhrzeit zu suchen? War ja keine Menschenseele mehr anwesend. Nur Bakura. Und Otogi. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)