So many more Feelings von Hypsilon ================================================================================ Kapitel 17: Ablehnung --------------------- August, Tokio Irgendwann hatte sich Bakura soweit mit Otogi verständigt, dass er in Tokio wieder in dessen Wagen stieg, anstatt in einen Anschlussflug. Das zeugte ihm doch eines guten Zeichens, denn die eisige Kälte zwischen ihnen herrschte seit jenem Telefonat über abertausende Meilen hinweg viel zu stark an, als dass Bakura eigentlich die Hoffnung gehabt hatte, Otogi überhaupt noch seinen Freund zu nennen. Doch dieser schein einfach nur Zeit zu brauchen. So wie er sich Zeit nahm, zu überlegen, wie er über die Reaktion des Älteren denken sollte. Gerade im Flugzeug wieder überkam ihm eine Welle der Unzufriedenheit und er fragte sich, wie ihre Beziehung auf Dauer funktionieren sollte, wenn sie bereits durch so kleine Einrisse brüchig wurde. Bakura war dabei klar, dass sie beide überreagierten, er hoffte nur, dass Otogi auch bewusst war, wie elementar falsch er lag, wenn er ihm vorwerfen wollte, ein leichtes Opfer für schöne Worte zu sein und sich von jedem Dahergelaufenen rumkriegen ließ. Gut, zugegeben, Marik war nicht irgendein Dahergelaufener… Sie hatte eine innige Verbindung, die Bakura auch nicht abstreiten würde. Dennoch, Otogis Verhalten übermittelte absolutes Nicht-Vertrauen und das machte ihn traurig, enttäuscht aber auch sauer und richtig wütend. „Außerdem bin ich nicht sein Eigentum“, grummelte er vor sich hin und wandte sich roten Wangen von seinem Sitznachbarn ab, der mit einem überraschten „Wie bitte“, fragte, was Bakura gesagt hatte. Den ganzen Flug über war er still und hatte ausschließlich auf Fragen der Flugbegleitung geantwortet und jetzt auf die letzten Meilen platzte ihm der Mund. Der Blick zur Seite ließ ihn aber auch direkt aus dem ovalen Fenster sehen und erkennen, dass sie der Hauptstadt immer näher kamen. Ein gequältes Seufzen verließ seine Lippen. Eigentlich freute er sich ja, Otogi endlich wieder zu sehen, ihm in die Arme zu fallen und ihn vermutlich erst einmal eine Weile zu halten, ehe er sich lösen würde, dass sie zum Wagen gehen konnten. Womit er aber nicht rechnete, war der unliebsame Empfang. Bakura hatte eine gefühlte Ewigkeit warten müssen, bis sein Koffer am Laufband daherkam weswegen er so schon einer der Letzten war, die den Bereich verließen. Warte noch auf meinen Koffer Ich freu mich auf dich Eine kurze Textnachricht hatte er Otogi noch geschickt, dass dieser sich draußen nicht fertig machte. Er ahnte ja, dass dieser ob ihrer Stimmung gerade ziemlich durch sein könnte. Antwort kam keine. Der Ausdruck, den er später in diesem hübschen Gesicht mit seinen sonst so strahlend grünen Augen sah, ließ Bakura für einen Herzschlag lang in seiner Bewegung inne halten. So hatte er Otogi noch nie gesehen. Er sah müde aus, mehr noch, erschöpft und ausgezehrt. Bakura schluckte und ging weiter. Ein verhaltenes „Hey“, schlüpfte ihm zwischen den Lippen hindurch. „Hey“, gab auch Otogi zurück. Keine Umarmung, kein Kuss, nicht einmal ein Lächeln. Was Bakura aber am meisten überraschte, war die Tatsache, dass ihm das so weh tat. Er mochte all die zuneigenden Gesten seines Freundes, aber er hätte nicht gedacht, dass das aktive Auslassen dieser so schmerzhaft sein würde. Es dauerte gerade einmal einen Wimpernschlag bis Otogi nach der Hand des Studenten griff und ihn in die bereits bekannte Richtung zum Zugang der Parkgaragen lotste, aber für Bakura fühlte es sich viel länger an. Die Gedanken schossen ihm wild durch den Kopf, dass Otogi ihn nicht zu ihnen nach Hause brachte sondern in eine fremde leere Wohnung, die er ihm gesucht hatte, wo er wohnen sollte, weil er ihn nicht mehr bei sich haben wollte und das nur weil… „Ryuji, du tust mir weh!“, beschwerte sich Bakura, bereits den Tränen nahe. Der Koffer hing sich an, doch das Problem war der harsche Zug sowie der feste Druck an seiner Hand. „Sorry“, kam es knapp zurück und der Druck verschwand. Otogi hatte losgelassen und Bakura blieb stehen. Mitten im Übergang vom Flughafenbereich zu den dunklen kalten Garagen. Bakura war so abrupt stehen geblieben, dass ihn seitlich ein anderer Fluggast rempelte und ihn blöd von der Seite anmachte, er konnte sich nicht einmal entschuldigen, weil er immer noch auf seine leere Hand sah. Wann hatte er verpasst, wie schlimm es um ihre Beziehung stand? Wann hatte Otogi entschieden, dass das alles nur noch Gefallen waren, die er hinter sich bringen musste, wie einen Botendienst? Der zweite Passant, der ihn in diesem zugegebenermaßen recht eng bemessenen Gang rempelte brachte ihn dann doch dazu, seine Schritte fortzuführen. Mit trottenden Schritten ging er da hin, wo er Otogis Audi vermutete, da wo er auch letztes Mal stand, und tatsächlich, er lag nicht falsch. Aufgesehen hatte er nicht, weil er Angst hatte, dabei direkt nach seinem Zögern in die Augen des anderen zu sehen. Den Blick hätte er nicht ertragen. Rasch hatte er aber aufgeschlossen, aus dem gesenkten Blick erkannte er zumindest mit Leichtigkeit die Rückseite seines Freundes, die ihm in diesem Moment so viel Kälte entgegnete, dass es kaum auszuhalten war. Bakura wurde wieder wütend. Er wusste, wo dieses Verhalten herkamt. Er blieb wieder stehen, diesmal aber mit einem lauten Stampfen und dem provokant lauten Kofferaufstellen, dass sich Otogi einfach umdrehen musste. Dann platzte es aus Bakura heraus. „Verdammt noch mal, ich bin nicht darauf eingegangen! Ich hab nichts falsch gemacht!“, warf er Otogi um die Ohren. Diesem klappte der Mund auf. Tja, das wunderte Bakura nicht. Er war noch nie so laut geworden. Seinen scharfen Ton unterstrich er schließlich noch mit einem intensiven strengen Blick. Einen Moment lang sahen sie sich beide einfach nur an. In Otogis Augen funkelte etwas, das Bakura so noch nie gesehen hatte und er konnte nicht deuten, ob das etwas Gutes oder Schlechtes war. Fast schon wollte er sich für sein Harschsein entschuldigen, doch er blieb standhaft. Das hatte Otogi verbockt. Mit seiner verdammten Sturheit und seinem bekloppten Stolz. Sollte er was erwidern. Und das tat er auch. „Aber du bist bald wieder ein halbes Jahr bei ihm! Und ich bin hier und kann nichts dagegen tun, wenn er charmant wird und dich um den Finger wickelt. Außer-“, sagte Otogi und ging dann vor Bakura auf die Knie. Dieser zog skeptisch beide Augenbrauen hoch und lauschte ungläubig den weiteren Worten. Jonouchi hatte was? Und Otogi fand die Idee gar nicht so übel? Eigentlich waren die Worte, die darauf folgten gar nicht so schlecht, sie hatten natürlich ihren Charme und passten zu Otogi, der schon damals nicht so recht ausdrücken konnte, warum er fühlte wie er fühlte. Schön, dachte Bakura bei sich, dass sein Freund verstanden hatte, dass er sich daneben benommen hatte, toll auch, dass ihm bewusst war, dass er ihm nie so etwas antun könnte, vor dem er sich so wahnsinnig zu fürchten schien – was Bakura ja wirklich absolut nicht verstand… Otogi konnte so von sich überzeugt sein und war schon in der Schule das Selbstbewusstsein in Person, warum knickte gerade dieser Kerl der widerwärtigen Eifersucht? „Bevor du die Frage stellst. Nein!“, sagte Bakura deutlich und hinderte Otogi in diesem Moment wirklich daran, seine Hände loszulassen und nach hinten ins Jackett zu greifen. Stattdessen stockte er. Fand seine Sprache aber schneller wieder, als Bakura es in seinen vorhergehenden Pausen geschafft hatte. „Du willst mich veräppeln oder?“, fragte Otogi, sah ihn aber doch total überfordert an. Tja, das war wohl der nächste Tritt in das Selbstbewusstsein dieses atemberaubenden jungen Mannes und das war nicht einmal Bakuras Absicht gewesen. Er fühlte sich einfach nur nicht gut in der Situation. „Nein, ich will dich nur nicht heiraten“, erwiderte er deutlich und Otogi stand nur mit einem sachten „Wow“ auf. Er griff mit der linken Hand dann doch in sein Jackett, nicht aber um eine Ringschatulle herauszuholen, sondern die Autoschlüssel. Der Audi wurde mit den gewohnten Piep-Geräusch geöffnet, der Kofferraum ging automatisch auf und Otogi nahm Bakura einfach das Gepäck ab und verstaute es. „Nicht bei so einem lahmen Antrag!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)