And yet it’s another FanFiction about Love von Hypsilon ================================================================================ Prolog: Forget -------------- Ob es eine einmalige Sache war und ob ich… ob ich vielleicht doch irgendwie irgendwann eine Chance hätte? Aber ich habe Angst. Angst, dass ich niemals auch nur eine Option für ihn sein werde. Diese blöden Gedanken haben mich nun fast ein ganzes verdammtes Jahr heimgesucht. Ich hab mich in dieser Zeit im Volleyball so viel gesteigert, nicht zuletzt wegen Tsukki, aber was meine Situation bei ihm angeht, hat sich rein gar nichts geändert. Ich watschle immer noch neben ihm her, rede ihm nach dem Mund, aber verschweige meine Gefühle. Wie sollte ich es auch anders handhaben? Er hat jetzt einen Freund, einen festen Freund, eine ganz schöne Weile sogar schon, scheint echt ernst zu sein. Beim Training gabs deswegen sogar richtig Stress. Sie haben gesagt, Tsukki wäre ein Verräter, weil er sich mit dem Feind zusammengetan hat. Ich musste mich einfach einmischen, ich musste ihnen sagen, dass das absolut keinen Sinn macht, weil wir seinem Freund in einem offiziellen Spiel nie wieder gegenüberstehen werden. Aber aber aber, man kennt das ja. Tsukki hat sich wunderbar rausgeredet und irgendwann war es dann egal. Vermutlich mit dem Wechsel des Schuljahres. So genau ist mir das nicht aufgefallen, weil ich zu investiert in ihre Beziehung war und nicht darin, wie sie im Team ankommt. Mit dem neuen Schuljahr hat sich echt einiges geändert. Daichi, Sugawara und Asahi sind nicht mehr da – für Nishinoya war das der Untergang, dieses Drama hat wohl all die Aufmerksamkeit von Tsukki und seinem Freund umgelenkt. Wir haben echt viel Zeit damit verbracht, Nishinoya zu trösten, denn Asahi geht seit dem nicht einfach nur nicht mehr auf die Karasuo und ist damit kein Teil des Teams mehr, nein, er ist auch umgezogen, nach Tokyo, um zu studieren. Nishinoya hat sogar angefangen, Coach Ukai im Sakanoshita Market auszuhelfen um sich Geld für Zugtickets zu verdienen. Irgendwie finde ich es bemerkenswert, wie die beiden es schaffen, aber vermutlich ist es ganz einfach, wenn man sich liebt und bemüht. Auf der anderen Seite macht es mir nur deutlich, dass es total verfangen ist, sich in jemand Älteres zu verlieben. Zumindest solange man noch zur Schule geht und studiert und lernt oder eine Ausbildung macht. Tsukki und dieser Tendou verbringen meistens die Wochenende miteinander, nicht einmal alle, Tsukki macht das nichts aus, ihn wenig zu sehen, denn er verbringt auch mal Zeit nur mit mir. Manchmal bin ich dabei, wenn Tendou hier ist, aber es ist mir immer unangenehm, ich schätze auch, es ist ihm aufgefallen. Er ist und bleibt das Guess Monster, aber er spürt wohl auch, dass er in mir keinen ernst zu nehmenden Konkurrenten sehen muss, denn er hat Tsukki nie etwas gesagt. Zumindest glaube ich das, weil Tsukki sich mir gegenüber nicht anders verhält als sonst. Vielleicht ist der verrückte Kerl doch kein so schlechter Mensch. Ja Mann, er ist kein schlechter Mensch. Er ist absolut in Ordnung und bringt Tsukki sogar zum Lachen! Nicht auf diese schadenfrohe Weise, wie er sonst lacht, sondern ehrlich, herzhaft und voller… Liebe. Es tut weh, ihn so zu sehen und nicht dafür verantwortlich zu sein. Aber weil ich Tsukki ansehen kann, dass er glücklich ist, lasse ich es zu. Kapitel 1: Alle Jahre wieder ---------------------------- In der ganzen Präfektur war bereits Weihnachtsstimmung aufgekommen. Der Winter war eingebrochen und die Jungs der Karasuno High mussten sich warm anziehen. Nicht nur im Hinblick auf das Wetter. Der Vorentscheid für das anstehende Frühlingsturnier wurde zwar mit neuem Kapitän – Chikara Ennoshita – bravourös bestanden, aber wie hieß es gleich? “Nach dem Vorentscheid ist vor dem Turnier“ und das bedeutete, dass das Training von da an noch härter wurde und sie sich noch tiefer reinknien mussten, sogar im ganz übertragenem Sinne. Ohne Daichi als Festung im Hintergrund, musste diese Rolle nun jemand anderes übernehmen, vermutlich sogar zwei. Hinata hatte die Annahmen im letzten Jahr auf eine so bemerkenswerte Weise ausgebaut, aber dieser war als ihr Lockvogel und Wunsch-Ass anders einzusetzen. Asahis Platz nahm seit dem neuen Schuljahr Tanaka ein. “Das Ass ohne Haare“, nannte man ihn bei den anderen Schulen und auch, wenn es dem Drittklässler anfangs nicht gefiel, trug er diesen Namen schließlich mit Stolz. Yamaguchi nahm sich zum Ende der ersten Klasse schon vor, endlich einen Stammplatz im Team zu bekommen. Welch bessere Motivation konnte er also haben um Annahmen zu trainieren? Gemeinsam mit Kinoshita begann er sich also auf eben diese Dinge zu konzentrieren: Annahmen und Aufschläge. „Wir dürfen unsere Geheimwaffen nicht vergessen! Yamaguchis und Kinoshitas Aufschläge!“, rief Coach Ukai immer wieder in den Trainingseinheiten. In den Spielen Team A gegen Team B hatten sie stets Yamaguchi in einem Team und Kinoshita im Anderen um auch die Annahmen eben dieser immer stärker werdenden Sprungflatteraufschläge zu üben. Yamaguchi freute sich jedes Mal wie ein kleines Kind, wenn Nishinoya auf der anderen Seite zu Boden ging und den Ball haarscharf verfehlte. Auch der neue Libero in Ausbildung scheiterte pfleglich. Weiters waren es die Triumphe, die er feiern konnte, wenn er auch endlich einmal an einen der Aufschläge des anderen Pinch Servers ran kam, die auch sein Selbstbewusstsein in die Höhe trieben. Abseits des Spielfeldes war davon aber dann nicht mehr lange was zu sehen. Nach dem Training, nach den Spielen trottete Yamaguchi langsam aber sicher immer in seine altbewehrte Rolle zurück: Tsukishimas Anhang. Denn unter der Woche verlief ihre gemeinsame Zeit unverändert zu früher. Sie gingen gemeinsam nach Hause, machten zusammen Hausaufgaben und hingen auch am Pausenhof wie üblich miteinander ab. So gingen sie auch stets gemeinsam zum Training, wie an diesem Tag, als Yamaguchi gemeinsam mit dem blonden Brillenträger frisch umgekleidet die Halle betrat und einen Anblick zu sehen bekam, der schon länger nicht mehr da war. „Nicht doch, ist es schon wieder soweit?“, kam es stänkernd von Tsukishima. Seine Augen verdrehten sich dabei, dass man gar nicht ahnen würde, dass dieser blonde Skeptiker selbst einen Freund hatte und dieses wundervolle Gefühl der Liebe in sich beherbergte und empfand. „Kiyooookoooo“ – „Asaaaahiiiiii“ So hallten die weinerlichen Stimmen von Tanaka und Nishinoya durch den weiten Raum, schallten an den hohen Wänden ab und knallten ihnen regelrecht wieder in den Nacken, nur um in ihren bereits knieenden und zu Boden geneigten Haltungen noch weiter nach unten zu sinken. „Sie vermissen die beiden eben“, sagte Yamaguchi und lächelte seinen besten Freund liebevoll an. „Kannst du es ihnen denn verübeln?“, fragte er noch, bekam aber nur einen Zischlaut als Antwort. Besser wurde es auch wenig später nicht, als ihre amtierende Managerin hinzukam und sich ähnlich wehmütig auf den Boden warf und um all jenen zu trauern, die sie – ihre Worte – viel zu früh verlassen hatten, auch Sugawara und Sawamura. Nicht weit von ihnen waren Hinata und Kageyama bereits drauf und dran, ihre Angriffe zu üben, was weder Yamaguchi noch Tsukishima groß überraschte. Auf der anderen Seite des Netzes bemühten sich dafür Kinoshita und der Nachwuchslibero um die Annahmen des Powerduos. „Ihr benehmt euch, als wäre jemand gestorben“, knurrte Tsukishima und richtete sich seine Sportbrille. „Es löst wirklich Brechreiz bei mir aus, dass ich das sagen muss, aber nehmt euch doch ein Beispiel an dem König und seinem Hofnarren“, warf er weiter ein. Yamaguchi konnte ihm regelrecht ansehen, wie schwer es ihm fiel, diese Worte über die Lippen zu bringen. Dass er augenblicklich lachte. „Tsukki, willst du etwa sagen, das die beiden vorbildlich sind?“, fragte er seinen besten Freund, doch dieser warf ihm mit einem genervten Blick ein tadelndes „Yamaguchi!“, entgegen. „Sorry, Tsukki“, sagte der Brünette wie eh und je und begann sich zu dehnen. Sein Blick fiel dabei immer wieder auf die drei Trauergäste. Es kam schon lange nicht mehr vor, dass sie so niedergeschlagen wegen den Austritten der Ehemaligen waren. „Es ist Weihnachten!“, machte Nishinoya seiner Trauer Platz und Tanaka nickte rasch. „Kiyoko war immer so hübsch zu Weihnachten“, klagte dieser der Tatsache, Shimizu nicht sehen zu können. Auch Yachi nickte. Dann erhob Nishinoya wieder das Wort. „Und Jesus-Asahi… wir werden ihn dieses Jahr nicht erleben und bewundern dürfen“, wurde er dabei noch viel dramatischer, dass sich die beiden Burschen flennend in die Arme fielen. „Jungs… Jungs! Wir müssen das anders sehen“, versuchte Yachi dann doch die Situation zu retten, doch bevor sie ihre aufmunternden Worte anbringen konnte, kam Coach Ukai herein und klatschte einmal fest in die Hände, dass es nur so durch die Halle schallte. „Benehmt euch! Herr Takeda hat Neuigkeiten für euch!“, rief er das gesamte Team zusammen. Die Jungs stellten sich brav auf, wenngleich nicht alle besonders aufrecht und respektvoll. Nishinoya und Tanaka waren immer noch geknickt. Herr Takeda kam dann auch schon, etwas aufgeregt, hereingestolpert, mit seinen Fingern umklammerte er sein Klemmbrett und strahlte das gesamte Team an. Als er die beiden Trauerweiden sah, verfiel seine freudige Miene aber sofort. „Hey, Jungs, was ist passiert? Ist jemand gestorben?“, fragte er aufgebracht und Nishinoya brachte nur ein verheultes: „Asaaaaahiiiii~“ heraus, dass es dem Lehrer wie durch einen Blitz getroffen durchzog. „WAS?! Was ist passiert?!“, wollte er panisch wissen und sah durch die versammelte Runde. Tanaka und Yachi nickten betroffen und Ukai schlug sich heftig die Hand ins Gesicht. „Niemand ist gestorben! Azumane geht’s gut, er ist nur in Tokio“, sagte er und Takeda sah ihn etwas verwundert an. „Aber das ist er ja schon das ganze Schuljahr“, erwiderte er etwas perplex. „Tja, anscheinend wird der Verlust zu Weihnachten gerade wieder neu aufgerollt“, schlussfolgerte Ukai, aber bat den Schwarzhaarigen umgehend darum, die Nachrichten zu verkünden, die dieser hatte. Vielleicht – ja sehr wahrscheinlich sogar – würde dies die Gemüter erhellen. Alle. 2. Weihnachtliches Freundschaftsturnier Karasuno High Johzenji High Fukurodani Academy Date Tech High In Tokyo “TOKYO?? Da ist Asahi!!” - “Und Kiyoko!!” Kapitel 2: Lovebirds -------------------- „Oh, da werdet ihr so viel Spaß haben! Soll ich zum Anfeuern kommen?“, kicherte Tendou und wälzte sich mit der neuesten Ausgabe der Jump in Tsukishimas Bett während dieser mit seinem besten Freund am Boden saß und an einem Schulprojekt arbeitete. Großes Plakatpapier war vor ihnen ausgebreitet mit Bildern, gut sortierten Überschriften, Jahreszahlen und Verbindungslinien. „Ich hab gesagt, du darfst hier sein, wenn du leise bist, bis wir fertig sind“, sagte Tsukishima sehr bestimmt zu seinem Freund. Das Thema mit dem Weihnachtsturnier war bereits beim Eintreffen des ehemaligen Schülers der Shiratorizawa angesprochen worden und nach einer kurzen Reaktion – dem Schwelgen in Erinnerungen, wie toll es letztes Jahr nicht war – wurde dem Älteren direkt der Mund verboten, dass Yamaguchi sogar zusammenzuckte. Die Beziehung zwischen seinem geheimen Schwarm und dem Rotschopf war schon etwas ganz Eigenes. Aber es schien für sie beide gut zu klappen. Auch wirkte es so, als hätte Tsukishima Tendou gut im Griff. „Wir sind doch ohnehin gleich fertig“, sagte Yamaguchi mit einem sanften Lächeln. Es war ihm immer etwas unangenehm, wenn er die beiden gemeinsam erlebte, aber mit der Zeit wurde es doch irgendwie besser. Die Akzeptanz, dass sein bester Freund nun vergeben war, bald ein Jahr, war schon da, er war aber trotzdem mit einem Pärchen zusammen, alleine und fühlte sich immer wie ein Störfaktor. Dazu kam natürlich noch der Schmerz. „Ich hab nein gesagt!“, wandte sich der Blonde nun auch etwas harscher an Yamaguchi. „Sorry, Tuskki“, sagte dieser und bemühte sich, die letzten Klebaufgaben auf ihren Plakat über die Französische Revolution zu erledigen. „Ihr hättet wirklich mein Altes haben können, das steht mit all dem anderen Kram immer noch bei uns im Keller rum“, flötete Tendou und landete in seinen Bewegungen schließlich so, dass er am Rücken quer übers Bett lag, die Beine hatte er an der Wand abgestützt und sein Kopf hing am Bettrand zwischen Tsukishima und Yamaguchi hinunter geneigt. Seine Augen huschten rasch zwischen beiden hin und her und wieder zurück. „Was du mir über Napoleon erzählt hast, lässt mich ahnen, dass man dein Plakat lieber in der Ruhmeshalle für Vollidioten ausstellen sollte“, sagte Tsukishima, setzte noch ein paar geordnete Striche und Farbakzente und dann konnten sie auch schon wegpacken. Tendou streckte die Zunge raus und stellte sich gespielt beleidigt. Yamaguchi glaubte ihm sofort während Tsukishima ihm anwies, sich nicht so anzustellen, er würde von ihm keine Sonderbehandlung bekommen, nur weil sie zusammen waren. „Oh, ich bekomm schon ganz andere Sonderbehandlungen von dir, da musst du nicht auch noch nett zu mir sein“, setzte der Rotschopf Bilder in Yamaguchis Kopf frei, die er dort nie haben wollte. Ein kurzer Ausruf des Entsetzens kam ihm über die Lippen und er ließ vor Schreck sogar die Stifte fallen, die er eben noch aufgesammelt hatte um sie wegzulegen. „Reiß dich zusammen, Yamaguchi, und du pass auf, was du vor anderen sagst“, ermahnte Tsukishima beide. „Sorry, Tsukki“, kam es ihm im Gleichklang entgegen, dass sie fast schon stolz betrachtet wurden, dann nahm er Yamaguchi den erbärmlich zusammengehaltenen Rest an Stiften ab, stellte sie in seinen Stifteköcher und sorgte auch sonst rasch für Ordnung. Wenig später saßen sie alle drei mehr oder weniger entspannt in Tsukishimas Zimmer und tranken Limonade. Yamaguchi saß auf dem Schreibtischsessel seines besten Freundes, trank aus seinem Glas und beobachtete mit immer röter werdenden Wangen, wie sich Tsukishima schließlich zu Tendou aufs Bett setzte, ihm mit seinem gewohnten Befehlston sagte, wie dieser sich zu setzen hatte und dann seine Hand nahm. Für einen Augenblick sahen die beiden wie ein ganz normales Pärchen aus. Wenn man nicht gewusst hätte, wer Tendou war und wie Tsukishima mit ihm umging. Nun ja, wenn sie sich nicht gerade beobachtet fühlten oder wirklich abgelenkt waren, da konnte man sogar liebevolle Gesten beobachten, die allerdings sofort wieder durch ihr Gerede an Wirkung verloren. „Also, Tsukki-chan, wi-“, weiter kam der Ältere aber nicht, da erreichte ihn bereits Tsukishimas Todesblick gefolgt der mahnenden Worte, diese Anrede sein zu lassen. Er mochte das auch nicht, wenn sie unter sich waren. Auch Yamaguchi mochte das nicht, aber das sagte er nicht. „‘Kay, Kei“, sagte er und Angesprochener seufzte. Er hasste es eindeutig noch mehr, wenn sein Freund diesen Gag brachte. Der war so billig und wurde dazu auch noch viel zu oft verwendet. „Also, darf ich dich nun anfeuern kommen?“, fragte er und Tsukishima verneinte sofort. „Ist dir das peinlich?“, fragte Tendou weiter und auch das wurde verneint. „Magst du mich nicht mehr?“ – „Blödsinn“ – „Ha! Du willst nur nicht, dass mich jemand wegschnappt“ – „Als würde das einer wollen“ – das Gezanke ging dann erst richtig los. Während sich Tendou in allen Facetten seiner emotionalen Fähigkeiten präsentierte, blieb Tsukishima ruhig, antwortete trocken und eher genervt – meistens verneinend. „Ich… ich glaube, ich sollte gehen, muss meinen Text noch üben und im Haushalt helfen“, sagte Yamaguchi und erhob sich schnell. Irgendwann kam es eben immer an den Punkt, wo die beiden sich so hochschaukelten, dass es für ihn unerträglich wurde. Denn obwohl sie sich ärgerten und manchmal sogar ziemlich gemeine Dinge zueinander sagten – vor allem Tsukishima – spürte er, dass sich zwischen ihnen eine ganz andere Spannung aufbaute, die ihn jedes Mal zum Flüchten zwang. Schnell trank er also seine Limonade aus, stellte das leere Glas auf dem Tisch ab und ging zur Zimmertür. „Auf Wiedersehen, Tendou-san“, sagte er und nahm die Klinke in die Hand um zu gehen. Als er ihnen dabei den Rücken zuwandte, hörte er nur kurz das zarte Geräusch von Lippen, die für eine sanfte Geste aufeinandertrafen. Ja, er hatte das akzeptiert, aber es machte ihn dennoch unsagbar traurig, wenn er dann so etwas mitbekam. „Bis baaa~aaald“, sang Tendou, Tsukishima stand auf um Yamaguchi nach draußen zu begleiten. „Mach nichts kaputt“, warnte er beim Verlassen des Zimmers seinen Freund, der sofort verteidigend die Hände hoch hob – er würde nie etwas anstellen oder kaputt machen. Tsukishima schnaubte, aber wandte sich mit einem im Ansatz sanften Lächeln um. „Ihr seid schon ein ganz besonderes Paar“, sagte Yamaguchi mit gesenktem Kopf, aber mühte sich, für Tsukishima eines freundlichen Ausdrucks im Gesicht. „Er ist einfach ein Idiot“, konterte der Blonde und nahm Yamaguchi beim Schuhwechsel die Hausschuhe ab um sie in das Regal zu stellen. „Aber du magst ihn“, hakte dieser nach. Ein Seufzen erklang. „Sehr sogar“ Kapitel 3: Freckles-chan ------------------------ Yamaguchi war am Wochenende vor dem kleinen Weihnachtsturnier mit seinen Eltern zum Weihnachtsmarkt auf der Sendai Burg gefahren und sah sich gerade bei den Glücksbringern um, weil er gerne einen für Tsukishima erstanden hätte. Der Blonde machte sich zwar nichts aus solchen Dingen, aber für Yamaguchi hatte es eine tiefere Bedeutung. „Na? Suchst du was Süßes für deine Freundin?“, drang hinter ihm eine unangenehm bekannte Stimme an seine Ohren. Yamaguchi hatte ja fest damit gerechnet, hier auf jemanden von der Aoba Johsai zu treffen, aber diese Stimme gehörte wem Anderen. Mit einem schnellen Ruck stand der Brünette ganz gerade da, erstarrt zur Salzsäule. „Ich… ich… ich hab keine Freundin“, stotterte er heraus, er wagte es gar nicht, sich umzudrehen. Diese Stimme ließ ihm einen eiskalten Schauer über den Rücken laufen. Warum musste ausgerechnet er jetzt auf ihn treffen? Alleine? Na gut, es gab wohl einige, auf die er alleine nie treffen wollte. „Nicht? Das ist aber schade“, sagte der Überraschungsgast und trat einen Schritt in Yamaguchis Sichtfeld. Die blondgefärbten Haare sprangen sofort in die Augen, auch wenn man nicht direkt hinsah und vertrieben das letzte bisschen Hoffnung, dass er sich doch vertan hatte, dass er vielleicht gar nicht angesprochen wurde und vielleicht nur in ein Fettnäpfchen getreten war, verschwand sofort. Die Augen seines neuen Gegenübers suchten sofort den Blickkontakt, ließen aber erahnen, dass er etwas im Schilde führte, oder waren das einfach die Vorurteile, die Yamaguchi Terushima gegenüber hegte? Er schluckte einmal stark. „W…Warum schade? Das… hat doch gar nichts mit dir zu tun“, machte er ihn aufmerksam und Terushima lachte. „Wohl wahr“, mit diesen Worten wandte er sich ab, um selbst einen Blick auf die Glücksbringer zu werfen. „Hast du denn einen Schönen gefunden, Freckles-chan?“, fragte er und ließ Yamaguchi die Schamesröte ins Gesicht steigen. Hatte er das gerade wirklich gesagt? „F-Freckles? Chan?“, wiederholte er, doch Terushima reagierte gar nicht, stattdessen griff er nach einem Glücksbringer, den auch Yamaguchi vorhin eine Weile angesehen hatte, nicht aber, weil er dachte, dass er Tsukishima gefallen würde, sondern weil er ihn selbst hübsch fand. „Oh, der ist schön“, sagte er etwas geistesabwesend. Die Mundwinkel des Blonden zuckten nach oben. Er schloss seinen Kauf ab, steckte den Glücksbringer in seine dicke rote Winterjacke und wandte sich wieder ganz Yamaguchi zu. „Freust du dich denn auch schon auf das Freundschaftsturnier nächstes Wochenende?“, fragte er ihn aufgeregt, als wären sie zwei ganz normale Jungs, die ein ganz normales Gespräch führten. Nun ja, wäre das so falsch? Yamaguchi musterte den Kapitän der Johzenji und nickte zögerlich. „Ja, ja eigentlich schon“, sagte er eher schüchtern und zurückhaltend. Hätte er nicht im Hinterkopf, dass sich dieser Kerl letztes Jahr an Shimizu ranmachen wollte, wäre die Situation für ihn wohl nicht so eigenartig. Etwas bestimmt schon, weil Yamaguchi genau wusste, was für ein aufgedrehter Kerl da vor ihm stand. Er rechnete ja schon damit, dass jeden Moment etwas Unangenehmes und vor allem Lautes passierte, was die Aufmerksamkeit auf sie reißen würde. Das würde er nicht wollen. Yamaguchi wollte lieber unbemerkt mit seinen Eltern über diesen Markt gehen. Da fiel ihm ein: „Oh… ich sollte meine Eltern suchen“, sagte er. So konnte er sich aus der Situation schummeln oder? Terushima wollte sicherlich nicht mit Erwachsenen gesehen werden, das war bestimmt uncool. Volltreffer. Der Störenfried wich direkt zurück, hob die Hände und erklärte, dass er sowieso noch verabredet war und war dann auch schon ganz schnell dahin. Was diese ganze Aktion wohl bedeuten mochte? Vermutlich, wie Yamaguchi den Älteren einschätzte: Rein gar nichts. Aber konnte er sich überhaupt anmaßen, Terushima einzuschätzen? Irgendwie fühlte er sich ja schlecht für seine Vorurteile, nur weil der Kerl immer so aufgedreht war. Vermutlich war er ernsthaft an Shimizu interessiert und wusste einfach nicht, wie man mit Mädchen umging. Nun gut, Yamaguchi würde auch niemals von sich behaupten, dass er wusste, wie man mit Mädchen umging, er wusste nur, dass man ruhiger und netter sein sollte und nicht so direkt. Es sei denn, es ging um Tanakas Schwester. Bei ihr würde Terushimas Art vielleicht sogar gut ankommen, doch diesen Gedanken teilte er lieber mit niemandem. Weder mit den Blonden, noch mit Tanaka und noch viel weniger mit dessen Schwester. „Tadashi! Wo bleibst du denn? Wir wollen uns Punsch holen“, rief ihn plötzlich seine Mutter, dass ihm ein Stein vom Herzen fiel. Terushima war weg und seine Eltern hatte er auch nicht lange suchen müssen. „Ich bin hier“, sagte er etwas lauter und entfernte sich vom Stand mit den Glücksbringern, ohne einen gekauft zu haben. Das Richtige war irgendwie nicht dabei. Für die Auswahl von Talismanen hatte er nämlich eine ganz besondere Vorgehensweise: Ansehen, perfekt finden, kaufen. Das passierte heute nicht. Zumindest nicht für ihn. Kurz darauf stand er mit einem Kinderpunsch und seinen Eltern an einem kleinen Stehtisch und genoss das heiße Getränk. Es war schon richtig kalt geworden. Schnee blieb zwar bisweilen noch aus, aber der kalte Wind war schon allumgebend, dass er die Schultern anzog und somit seinen dicken Schal weiter nach oben schieben konnte. Seine Ohren waren durch seine Ohrenschoner geschützt, aber sein Gesicht war der Kälte voll und ganz ausgeliefert. Da musste der angenehme warme Dampf des Punsches herhalten. „Wer war dein Freund vorhin?“, fragte sein Vater neugierig und Yamaguchi zuckte erschrocken hoch, dass er ein paar Spritzer von seinem Heißgetränk verschüttete. „Oh, ähm… er ist kein Freund, er geht auf eine andere Schule, wir… wir kennen uns vom Volleyball“, antwortete er seinem Vater und der nickte knapp bevor er sich kurz umsah. „Das ist gut, Tadashi, der Bursche sieht schon ziemlich wild aus, wir wollen nicht, dass du dich mit so jemanden abgibst“, sagte sein alter Herr. Der Junge fühlte sich augenblicklich schlecht. „Natürlich nicht“, sagte er, aber hätte am liebsten protestiert und klargestellt, dass Terushima bestimmt ein guter Kerl war. Im Grunde teilten sie ja eine gemeinsame Leidenschaft, so verschieden konnten sie doch nicht sein oder? Außerdem wusste sein Vater nichts von ihm, er urteilte rein auf das Aussehen. Yamaguchi würde es aber niemals wagen, seinem Vater zu widersprechen, auch wenn er es unfair fand. Abgesehen davon wusste er selbst nicht viel über Terushima und lehnte ihn eher ab. Ob er sich bei diesem für seinen Vater entschuldigen und sich bemühen sollte, ihn besser kennenzulernen? Lieber nicht. Das würde nur sein schlechtes Gewissen beruhigen und vermutlich wollte sich Terushima auch gar nicht mit ihm abgeben, er würde ihm im schlimmsten Fall auch noch vorwerfen, dass er ihn vor seinen Eltern nicht verteidigt hatte. Er merkte dabei auch gar nicht, wie absurd seine Gedanken waren. Kapitel 4: Reise ---------------- „Kommt schon. Kommt schon! KOMMT SCHON!“, trieb Coach Ukai seine Jungs zu früher Morgenstunde am Samstag des Weihnachtsturniers mit klatschenden Händen in den Bus. Müdes Gähnen, zarte Proteste und das Geräusch von herumgezogenen Sporttaschen, die in den Laderaum des Busses geräumt wurden, folgten nach den starken Worten. „Ich frage mich ja echt schon seit letztem Jahr, wie du nur so früh so wach sein kannst“, gab Herr Takeda seiner Verwunderung kund und gähnte dabei einmal herzhaft. „Und ich sage Ihnen seit letztem Jahr, dass ich das durch den Laden gewohnt bin“, antwortete Ukai und wies das Team weiter ein. „Natürlich“, dachte Takeda bei sich, aber empfand Gewohnheit nicht als Begründung dafür zu einer solch unmenschlichen Uhrzeit so viel Energie zu haben. Er stand ja auch regelmäßig früh auf, aber er konnte mit dem Coach nicht mithalten. „Kenma und Nekoma wünschen uns viel Spaß“, jubelte Hinata, der aufgeweckt auf seinem Handy herumtippte, ganz zu Kageyamas Missgunst, der dem Energiebündel aus Reflex an den Hals ging und ihn mit einem finsteren Blick anstierte. „Kannst du. Bitte. Deine Klappe. Halten?“, knurrte Kageyama und versuchte es auch einmal mit Höflichkeit. Hinatas Augen weiteten sich während sein ganzer Körper erstarrte. „W-W-Was hast du denn, Grumpy-Yama?“, konnte er es sich aber trotzdem nicht verkneifen, den Zuspieler zu ärgern, was beinahe in ein grobes Handgemenge geführt hätte, wäre Ennoshita nicht eingeschritten. „Wir sind alle müde – okay, fast alle – aber der Großteil! Und ich würde euch beide bitten, diese Auseinandersetzung ein wenig später fortzuführen, lasst uns in Tokyo ankommen, dann könnt ihr aus dem Bus steigen und euch gegenseitig die Hälse umdrehen, die Haare ausreißen oder die Finger abbeißen, das ist mir dann egal, aber jetzt! Will ich! Meine verdammte! Ruhe! Haben!“, machte er den beiden deutlich und tätschelte ihnen gezwungen liebevoll die Schultern, dann stieg er in den Bus und ließ die Streithähne vollkommen eingeschüchtert zurück. „Ihr seid echt lächerlich“, sagte Tsukishima im Vorbeigehen. Seine Sporttasche war mit einem gezielten Wurf im Laderaum gelandet, genauso wie die von Yamaguchi eher vorsichtig auf die Ladefläche gestellt wurde. Der Brünette gähnte ausgibit, aber übte sich ansonsten in Schweigen. Wenn das Duo sich so aufstachelte und es zu Ärger kam, gab er doch gerne einen Kommentar ab, aber nicht an diesem Morgen, es war zu früh und er sehnte sich bereits nach seinem Platz im Bus, wo er friedlich zur Seite kippen würde und mit dem Gesicht ans Fenster gedrückt wegdösen würde, während Tsukishima mit seiner Schlafmaske im einwandfrei geraden Sitz ein paar erholsame Momente aus der Busfahrt schlagen würde. Wenn sie sich da nicht beide irrten, ebenso wie Ennoshita, der auf eine ruhige entspannte Busfahrt hoffte, denn im nächsten Moment wurde die frisch erlangte Stille schon wieder viel zu laut unterbrochen. „Asahi~“ – „Kiyoko~“ - „Asahi~“ – „Kiyoko~“ - „Asahiiii~“ – „Kiyoooooko~“ Gut gelaunter Sing-Sang kam hinter dem Bus hervor, sowie Nishinoya und Tanaka im Galoppschritt auf die Gruppe zusprangen. Ennoshita fasste sich angestrengt an die Schläfen, massierte die Stellen und stieg zur Sicherheit des gesamten Teams schließlich in den Bus ein, wie auch Narita und Kinoshita es bereits getan hatten und auch zwei ihrer Neulinge. Der dritte und letzte Erstklässler stand noch draußen und sah sich neugierig zu dem Power-Duo um. „Yaotome! Du wirst bald die beiden tollsten Menschen kennenlernen, die diese Welt je gesehen hat!“, schwärmte Tanaka und Nishinoya umarmte sich selbst um die Zuneigung, die er für Asahi empfand, auszudrücken. „Zuerst wäre da Asahi, unser ehemaliges Volleyball-Ass und amtierendes und ewigwährendes Ass meines Herzens“, erklärte Nishinoya dem Erstklässler und Tanaka begann Herzen in die Luft zu zeichnen, sowie lobpreisende Handgesten zu machen. „Und dann ist da das tollste Mädchen, die wundervollste Managerin, die Allerschönste! Kyoko, die sogar eine Ablehnung wunderschön aussprechen kann und es fühlt sich gu~t an“, stellte er seine Traumfrau in Beschreibung vor und der Nachwuchslibero nickte beiden eifrig zu. Natürlich freute er sich schon sehr, diese beiden Legenden kennenzulernen. Es war nicht das erste Mal, dass die zwei von ihnen schwärmten. Das ganze Team hatte ja schon gut über sie gesprochen, genauso wie über Sawamura und Sugawara, doch ob er die beiden auch sehen würde, wusste der Junior nicht. Nachdem die Taschen mit den beiden letzten nun endlich alle verstaut waren, komplimentierte Ukai die restlichen Spieler in den Bus und setzte sich selbst schwungvoll hinters Steuer um die Fahrt in die Hauptstadt zu beschreiten. Als wäre es das unausgesprochene Stichwort gewesen, wurde es endlich leise, als der Motor gestartet wurde und sich der Bus in Bewegung setzte. Einzelne Schüler, wie Hinata und Yaotome, saßen zwar weiterhin aufgeweckt auf ihren Plätzen und wippten nervös und aufgeregt auf und ab, doch die anderen waren fast alle weggedämmert. Ennoshita blätterte mit Yachi ein paar neue Strategienotizen durch, die sie probieren wollten. Der Kapitän wollte vor allem den neuen Libero als eben diesen einsetzen und Nishinoya als regulären Spieler verwenden um die Verteidigung zu stärken. In einem offiziellen Spiel wäre das bestimmt fatal, da eignete sich dieses kleine Turnier umso besser, mal was Verrücktes auszuprobieren. Wenn es nicht klappte, konnten sie es als gescheiterten Versuch ad acta legen und vergessen. „Wenn du kotzen musst, mach es nicht in Tanakas Schoß“, sagte Hinata gerade zu Yaotome, der in seiner Aufregung sehr an Hinatas erste lange Busfahrt erinnerte. Das war natürlich sofort etwas, das Ennoshitas Alarmglocken läuten ließ. Der Drittklässler sah umgehend mit einem tadelnden Blick zurück. „Yaotome, wenn du kotzen musst, sag es uns bitte rechtzeitig und Coach Ukai fährt rechts ran, in Ordnung?“, bat er den Jüngeren, der wieder eifrig nickte und beteuerte, dass er sich nicht übergeben musste und dass er nur aufgeregt war. „Niemand kotzt mir in den Bus, verstanden?“, machte es dann aber auch Ukai noch deutlich, dass sowohl Yaotome als auch Hinata zusammenschreckten und zustimmend nicken. „Ja, Sir, niemand kotzt hier“, versicherte Hinata und spürte, dass ihn allein der Druck, nicht zu kotzen, überforderte. Wenig später stand der Bus bereits am Straßengraben und Tanaka beschwerte sich lautstark darüber, dass er immer das Opfer sein musste. „Boke hats auch noch geschafft, dass mich Yaotome erwischt hat“, schimpfte Kageyama, der Tanaka ähnlich auf der Seite stand und seine angekotzte Hose durch seine zweite Jogginghose tauschte und die schmutzige in eine Plastiktüte tat. „Ich kann nichts für meinen nervösen Magen“, quängelte Hinata während der Erklässler gerade eine zweite Ladung in den Straßengraben losließ. „Ich kanns einfach nicht sehen, wenn Andere kotzen“, japste der Jüngere verzweifelt nach Luft. Takeda gab den beiden Wasserflaschen und bat sie kopfschüttelnd, nicht zu viel zu trinken, weil das durchaus nach hinten losgehen konnte. „Ich hätte echt gedacht, nach über einem Jahr wärst du endlich bereit, Bus zu fahren“, war Tsukishimas Kommentar, als die Verunglückten wieder in den Bus siegen. Angesprochen hatte er damit natürlich Hinata, der dem Blonden frech die Zunge rausstreckte. Die Fahrt konnte aber endlich weitergehen. Kapitel 5: Für dich ------------------- Das Quartier wurde bezogen, die Herberge, sowie die angrenzende Sporthalle begutachtet und der ganze Zinnober um die ungemütliche Busfahrt war vergessen. Beinahe zumindest. Während sich der Großteil der Jungs ordentlich zusammenpackte und sich für das erste Spiel an diesem Nachmittag aufmachte, verschlug es Hinata, wie es für ihn üblich war, zu den Toiletten. Zwar hatte er dieses Mal den Erstklässler Yaotome dabei, aber das unangenehme Gefühl, dass er hier auf einen einschüchternden Zeitgenossen treffen würde, war allgegenwärtig. „Was ist los, Shoyo-kun?“, fragte Yaotome als er beobachtete wie Hinata zögerlich zu der Klinke griff. Grade wollte er selbst voranschreiten und die Tür öffnen, doch da bewahrheitete sich auch schon das ungute Gefühl des Älteren. „Hab gehört, ihr habt den ganzen Bus voll gereiert. Jetzt ist auch klar, warum es hier so nach Niederlage stinkt“, waren die Worte, die Hinata hochschrecken ließen, wusste er es doch! Er sah, wie auch Yaotome, sofort zum Urheber und musste den Kopf anheben um in Futakuchis selbstgefällig grinsendes Gesicht zu sehen. „Das ist was ganz Normales, dass einem schlecht wird beim Busfahren! Haben total viele Leute“, verteidigte sich Hinata, der Jüngere blieb stumm neben ihm stehen. Futakuchis Erscheinung war durchaus eine einschüchternde und die beiden waren je ein gutes Stück kleiner als der Drittklässler. „Das Einzige, was hier nach Niederlage stinkt, bist du!“, drang Tanakas dominante Stimme an den beiden Kotzwütigen vorbei und schaffte genau, was sie geplant hatte. Sie hetzte Futakuchi auf, der aber umgehend inne hielt, als die Hand des großen nahezu stummen Mittelblockers der Date Tech auf seiner Schulter landete. Futakuchi duckte sich und sah überrascht zurück zu seinem Teamkollegen. „Aone!“, frohlockte Hinata und auch der Hüne legte einen sanften Blick auf um seiner Freude Platz zu machen. Er nickte. „Lasst uns doch am Spielfeld rausfinden, wo dieser Geruch herkommt, was sagt ihr?“, warf Ennoshita ein. Er tauchte gerade hinter Tanaka auf und deutete seinem Team, weiterzugehen in die Richtung wo Coach Ukai auf sie wartete und ihnen die Umkleidekabinen zeigen wollte. „Was für ein Geruch? War einer scheißen?“, fragte Kageyama, der nun auch hinter Ennoshita ankam. Er kassierte sofort einen tadelnden Blick des orangehaarigen Wirbelwindes. „Du bist immer so vulgär, Kageyama!“, beschwerte sich dieser und hätte sich umgehend in ein Wortgefecht mit Kageyama geworfen, doch auch dieses wusste der Kapitän zu unterbrechen und scheuchte alle weiter. „Ich weiß wirklich nicht, wie Sawamura-san das geschafft hat und noch keine grauen Haare hat… ich spür meine ja jetzt schon wachsen“, seufzte der Drittklässler, als sie sich in der Umkleidekabine endlich umzogen. „Daichi hatte Sugawara und Asahi, du hast uns“, sagte Narita und deutete dabei motiviert auf sich und Kinoshita, der gerade den Kopf durch sein Trikot steckte. „Genau, wir sind deine Unterstützung!“, stimmte er sogleich zu. Währenddessen wirbelte Tanaka nur ein paar Schritte weiter sein schwarzes Alltagsleibchen über dem Kopf im Kreis und schleuderte es mit ordentlich Karacho in den Spind und Nishinoya präsentierte sein neuestes Kunststück: „Rooooolling Trikot-an Thunder!“, rief er als er sich mit nacktem Oberkörper durch den Raum rollte und durch seinen Trick mit dem Trikot angezogen wieder aufsprang. „Wooooow!“, gab es sofort Beifall von Hinata und den Erstklässlern, auch Tanaka jubelte, doch Ennoshita seufzte. „Ihr dürft euch gerne gleich einsetzen und unserem Donnergott erklären, dass er sein Trikot verkehrt herum anhat“, sagte er zu seiner selbsternannten Unterstützung und ging als Erster aus der Umkleide hinaus aufs Spielfeld. Es dauerte nicht lange, da folgte ihm auch das restliche Team. Die Trikots waren dabei alle richtig herum angezogen. Draußen wartete schon das gegnerische Team, bereit für blöde Sprüche, anmaßende Kommentare und Herausforderungen, doch wurde noch aufgehalten. „Yuu!“, rief es von der Tribüne hinunter und Adressierter blickte mit dem Ausdruck der absoluten Glückseligkeit nach oben zu Asahi, der tatsächlich direkt zum Anfeuern gekommen war und ein ziemlich cooles – bestimmt selbst designtes – Karasuno-Fanshirt trug. Neben ihm standen Shimada und Takinoue, nicht weniger motiviert. „Oi… die haben sogar ‘nen Fanclub mit“, lachte sich Futakuchi ins Fäustchen, wurde aber sofort still gestellt, als urplötzlich der allseits bekannte Banner der Date Tech über das Gelände fiel und direkt dahinter Moniwa, Kamasaki und Sasaya auftauchten. Die Miene des Kapitäns verdunkelte sich sofort. „Go go Dateko, Let’s go”, riefen die drei Ehemaligen im klassischen Date Tech Gesang, dass Koganegawa sofort mit strahlendem Gesicht hoch sah zu den dreien und jubelnd die Hände hoch riss. So konnten sie doch nur gewinnen, nicht wahr? Futakuchi aber war anderer Meinung. Zumindest war er nicht erfreut darüber. „Ihr Idioten kommt sogar jetzt noch? Und dann auch noch nach Tokio? Zu einem Freundschaftsturnier? Ihr habt sie doch nicht mehr alle!“, rief er bissig hoch, aber Moniwa winkte ab. „Wir waren ganz zufällig in der Gegend“, war seine Antwort, die ihm der Brünette aber einfach nicht abnahm. Ganz zufällig, natürlich… Alle drei… genau! „Asahi! Ich spiel dieses Spiel nur für dich!“, rief Nishinoya, dass sich das ehemalige Ass verlegen an die Wangen griff, aber nach einem genaueren Blick bemerkte, dass sein Freund ein ganz normales Jersey an hatte und nicht das übliche herausstechende Liberotrikot, stattdessen stand ein anderer junger Mann auf dem Spielfeld und erinnerte Asahi in dessen unsicheren Haltung sofort an sich selbst. Was war denn da bitte los? Nishinoya sah die Verwunderung natürlich sofort, würde dies aber sicher nicht auf die Entfernung klären. Asahi sollte selbst sehen, welche coolen Moves sie geplant hatten. Lange musste man darauf auch nicht warten, da wurden die Seiten nach einem kurzen Aufwärmen zugeteilt, der erste Aufschlag getätigt und der Ball wurde von einem Spieler zum nächsten gepasst. Yamaguchi stand noch außerhalb des Feldes, er war nicht Teil der Startaufstellung, aber er wusste, er würde bald zum Zug kommen. Erst einmal mussten ein paar Punkte gemacht werden, dann konnte er die eiserne Mauer mit seinen Aufschlägen durcheinander bringen. Yaotome machte sich in seiner Position als Libero gar nicht schlecht. Nachdem der Jüngste am Feld seine anfängliche Nervosität angebracht hatte, sorgte er gemeinsam mit Nishinoya dafür, dass hinten einfach nichts zu Boden ging. „Spitze, Jungs!“, rief Coach Ukai ein und klatsche anerkennend. Diese Kombination war vielleicht wirklich nicht schlecht. Blieb nur abzuwarten, wie es dem Erstklässler ging, wenn sie länger spielten. Und ob Nishinoya damit auch einverstanden war. Doch der schien – zumindest im Moment – kein Problem damit zu haben. Asahi sah von der Tribüne aus gespannt zu. Was Karasuno da experimentierte, fand er äußerst interessant. Ihm war auch direkt aufgefallen, dass Tanaka aktuell die Rolle des Asses einnahm und dieser Bezeichnung wirklich alle Ehre machte. Der Drittklässler hatte sich in den letzten Monaten wirklich sehr gemausert und verlor sogar etwas von seiner übermäßigen Energie, oder – so war Asahi überzeugt – bündelte diese nun im perfekten Einklang mit seiner Kraft in Angriffen. Was dem ehemaligen Ass dann aber am meisten die Luft nahm, war der nächste Move. „Kageyama, das ist meiner!“, rief Nishinoya als der Ball von diesem angenommen wurde und der eigentliche Libero mit einem Zunder Anlauf nahm und mit dem Zuspieler einen Schnellangriff der Superlative hinlegte. Asahi klappte der Mund auf, seine Hände sanken langsam hinunter und er würde später versichern: Sein Herz stoppte für den Augenblick. „Mein erster Punkt ist für Asahi!“, rief Nishinoya als der Ball auf der Spielfeldseite von Date Tech auf den Boden knallte und den Satz Ball für Karasuno entschied. Der Drittklässler drehte sich sofort zur Tribüne, hielt in cooler Pose einen Daumen hoch und löste in Asahi nach seiner Realisierung die lautesten Jubelrufe aus, die dieser je getätigt hatte. Karasunos Team lief dabei jubelnd auf den kleinen Kerl zu, der Date Tech vollkommen auf dem falschen Fuß erwischt hatte. 24 : 20 für Karasuno. Kapitel 6: Hey Princess ----------------------- Der zweite Satz begann mit Futakuchi, der sich den Ball zum Aufschlag vorbereitete. Er drehte das Leder mit den grünen und roten Highlights zwischen seinen Fingern, setzte bereits an und wäre da nicht diese unaushaltbare Unterbrechung von den billigen Plätzen, wäre es gleich losgegangen. „Yo! Futakuchi, wenn du den reinmachst, knutsch ich Kaname!“, rief Kamasaki von der Tribüne hinunter, dass der ehemalige Kapitän schockiert zusammenzuckte. „Du machst bitte was?!“, fragte dieser seinen Kumpel mit geweiteten Augen. Futakuchi schüttelte auf seiner Aufschlagsposition den Kopf. Das war doch wirklich ein Idiot. Eigentlich sollte er ihn absichtlich daneben schlagen um ihm den Gefallen nicht zu tun. Am Spielfeld ging ein Gemurmel los und Yamaguchi ertappte sich selbst dabei, dass er kicherte. Er musste direkt an letztes Jahr denken, als bei diesem Weihnachtsturnier auch schon so viel Romantik in der Luft lag. Dabei fand er es richtig süß, dass dieser junge Mann auf der Tribüne wohl gerade um das Herz des anderen warb. Oder so. „Weißt du was?“, fragte Moniwa seinen Kumpel und wandte sich dann wieder zum Spielfeld: „Hau ihn nur rein, das will ich sehen“, rief er und sah Kamasaki danach herausfordernd an. Er stemmte seine Hände in die Hüften und wartete darauf, dass das Unausweichliche passierte. Beide hatten für den Moment ein Pokerface auf. „Für die Liebe!“, rief Nishinoya neckend, aber auch Tanaka und Hinata waren Feuer und Flamme, dass Yamaguchi nun befürchtete, dass die Jungs den Ball absichtlich herschenken würden. Das war sogar etwas, das Futakuchi ahnte, also machte er es sich einfach. Seine Mundwinkel zuckten frech nach oben, er drehte den Ball noch einmal zwischen seinen Fingern, warf ihn hoch und… „Netzball!“, rief Koganegawa und drehte sich enttäuscht mit einem Stampfen zu seinem Kapitän um. „Hast du denn keinen Sinn für Romantik?“, fragte er und Angesprochener sah ihn mit einem Blick an, der jegliche Widerworte ersparte. Natürlich hatte er keinen Sinn für Romantik, wollte er auch nicht. Koganegawa drehte sich seufzend wieder um. Der Ball wurde von Aone mit einem Brustpass gen Boden auf die andere Seite befördert, wo Yamaguchi endlich seinen großen Einsatz hatte. Wäre er nicht sofort zusammengezuckt, weil von den Rängen plötzlich diese ungut bekannte Stimme mit einem motivierten „Go! Freckles-chan“ ertönte, hätte der Pinch Server zu den Ehemaligen der Date Tech geschaut und hätte dort erkannt, dass Moniwa Kamasaki die Zunge rausstreckte und sich eiskalt wieder dem Spiel widmete. Aber unter dieser ungeahnten Überraschung wagte er es erst gar nicht, wo anders hinzusehen als auf seinen Fixpunkt, den er sich am Basketballkorb auf der Vis-a-vis-Seite gesetzt hatte. „Was für ein Idiot“, blaffte Tsukishima laut von der Ersatzbank aus und verdrehte die Augen, die er gleich noch einmal mehr verdrehte, als sich sein bester Freund mit seinem „Sorry, Tsukki“, dafür entschuldigte. Da konnte er doch nichts für… oder? Tsukishima musterte Yamaguchi, doch dieser sah ihn gar nicht an, denn der Pfiff für den Aufschlag ertönte. „Meiner!“, rief Futakuchi und lief dem Ball auch schon zielstrebig entgegen, aber musste mit Entsetzen feststellen, dass er direkt vor seiner Nase die Bahn änderte und neben ihm wie auch neben Sakunami, der im letzten Moment gesehen hatte, dass der Ball abfälschte, auf dem Boden aufkam. „Das war knapp“, zischte der Libero, der sich die Hand abschüttelte, weil er wohl doch noch dran war, aber eben nicht gut genug. Futakuchi schüttelte den Kopf. „Schon gut, das sind zwei Punkte, mehr bekommen sie nicht“, sagte dieser und hob den Ball hoch um ihn wieder zu Karasuno zu spielen. Der Ball erreichte Yamaguchi wieder und dieser wagte nun doch einen Blick zur Tribüne, wo etwas abseits von Asahi, der gespannt auf den nächsten Aufschlag war, auch noch Terushima erkannte, wie er ihm den Daumen hoch hielt. Was wollte dieser Trottel damit bezwecken? Wollte er ihn so aus dem Konzept bringen, dass er den Ball versemmelte? Rechnete er damit, dass Johzenji gegen Fukurodani gewann und wollte er dann gegen Date Tech spielen? War der feindliche Kapitän so durchfuchst? „Yamaguchi!“, rief ihn Coach Ukai aus seinen Gedanken zurück. Schnell fasste er wieder Konzentration und legte einen weiteren tadellosen Sprungflatteraufschlag hin. Dabei zog sich sofort ein Lächeln über seine Lippen. Der Ball wurde zwar angenommen, aber sehr unsauber, dass der Date Tech kein guter Angriff gelang und der schnell gesetzte schräge Aufsteiger von Kageyama und Hinata auf der entgegengesetzten Seite die eiserne Mauer durchbrach. „Jawohl!“, schrie Tanaka, aber maß Kageyama dann direkt mit einem ernsten Blick. „Du darfst sowas auch gerne mit dem amtierenden Ass machen“, sagte er und bekam von dem Zuspieler ein ruhiges zustimmendes Nicken gefolgt von einem knappen „Ja“. Kageyama, aus ihm würde er wohl nie schlau werden. Aber das musste er auch nicht, die Kommunikation mit ihm war so zumindest einfach. Mit Hinata war das anders, der seinen eigenen Angriff gerade wieder mit Worten wie „Wumms“ und „Padong“ beschrieb. Das wiederum verstand Kageyama und was wohl das Wichtigste war, wie auch Ennoshita fand, der den rückkehrenden Ball zu Yamaguchi weiterleitete. „Mach noch ein paar solche und wir haben einen schönen Vorsprung“, sagte er und als hätte er es damit verwunschen, kam Sakunami diesmal perfekt unter den Ball und konnte ihn Koganegawa weiterspielen, der für Futakuchi ein Bilderbuchzuspiel aufbereiten konnte. Punkt für Date Tech. Karasuno führte weiterhin. Yamaguchi ärgerte sich natürlich, wurde aber von seinem Kapitän direkt aufgemuntert: „Du zeigst jetzt einfach, wie gut deine Annahmen geworden sind.“ Daraufhin nickte er und wollte sich wirklich beweisen. Er hatte die letzten Wochen so hart daran gearbeitet, dass er schon ganz heiß darauf war, auch endlich zu überraschen, so wie Hinata damals beim Frühlingsturnier. Das wäre toll. Den weiteren Satz über, wurde immer wieder von den Rängen gejubelt, sei es Asahi, die anderen beiden Teams oder die drei Anhänger von Date Tech, aber auch die Ersatzspieler taten ihren Beitrag. Mit den Annahmen erging es Yamaguchi in den folgenden Spielminuten gar nicht so schlecht, aber es war, sowie er vorne ans Netz kam, Zeit, Tsukishima wieder einwechseln zu lassen. „Gut gemacht, Yamaguchi“, sagte ihm sein bester Freund beim Wechsel, dass der Stolz ihn nur so übermannte. „Danke, Tsukki“, freute er sich mit weiten glasigen Augen und sah ihm nach, wie er das Feld betrat. Nun durfte er wieder die Spitzenblocks seines heimlichen Schwarms beobachten. Kinoshita bekam dann auch seine Chance, seine Aufschläge zu demonstrieren, als es für Hinata an der Zeit gewesen wäre, doch es half nichts. Die eiserne Mauer hatte sich nach dem ersten Satz vollkommen neu formatiert und streckte immer mehr Angriffe von Karasuno nieder. 21 : 24 für Date Tech Kapitel 7: Bloody Hell ---------------------- In der kurzen Pause zwischen den beiden Sätzen, hatte Tsukishima Yamaguchi darauf angesprochen, warum ihn der Kapitän der Johzenji vorhin angefeuert hatte. „Du hast dich doch nicht mit dem Affen angefreundet, oder?“ kam auch direkt hinter ihm der Tadel von Tanaka. Yamaguchis Hände schnellten verteidigend nach oben und er schüttelte schnell verneinend den Kopf. „Nein, nein! Bestimmt nicht. Er ist mir nur über den Weg gelaufen, als ich mit meinen Eltern am Adventmarkt auf der Burg Sendai war“, versuchte er die Situation zu entschärfen, doch es schien nicht besser zu werden. Tsukishima sah ihn skeptisch an und Tanaka fragte ihn, warum er dort ausgerechnet auf ihn getroffen war und nicht auf jemanden von der Aoba Johsei, da stöhnte der blonde Mittelblöcker genervt. „Er hat es sich ja wohl nicht ausgemacht, wer ihn da überrascht“, warf dieser ein, sah aber trotzdem prüfend zu seinem besten Freund. Als würde er nachhacken, reagierte Yamaguchi sogar empört. „Aber ich bitte doch! Ich mach mir doch mit so einem nichts aus!“, seine Stimme überschlug sich dabei etwas und seine Augen huschten für einen Moment hoch zur Tribüne. Terushima war nicht zu sehen, zum Glück. Dessen blödes Grinsen hätte ihm jetzt gerade noch gefehlt. „Ich glaube, er will uns verwirren“, sagte Kageyama plötzlich ganz trocken von der Seite. Er setzte gerade von seiner Trinkflasche ab und wischte sich dann mit dem Handrücken über den Mund. „Oh, der König erahnt einen feindlichen Angriff?“, lachte Tsukishima auf seine sarkastische Weise und wollte sich, nachdem sie aufgefordert wurden, sich auf ihre Startpositionen zu stellen, genau dorthin begeben, doch Kageyama hinderte ihn daran, indem er ihn am Trikot packte. „Wen nennst du hier König? Ich dachte, diesen Kinderkram hätten wir hinter uns“, keifte ihn dieser an, doch Tsukishima grinste nur herausfordernd. „Dich, wen sonst, Eure Hoheit, hab ich Euch verärgert?“, fragte er und ehe Kageyama weiter ausholen konnte – egal ob mit Worten oder Händen – stemmte sich Hinata dazwischen. Er drückte beide seine Handflächen je eine auf Kageyamas, die andere auf Tsukishimas Bauch und schob sie auseinander. „Kommt, wir nutzen diese Energie und machen damit Dateko fertig!“, jubelte er und sprang schließlich auf seine Position. Die beiden Streithähne trugen ihren Zwist zwar noch mit ein paar Blicken fort, aber taten es dann auch den anderen gleich. Aufschlag Karasuno. Kageyama. Der dritte und letzte Satz verlangte beiden Teams wahnsinnig viel ab. Denn obwohl es ‘nur‘ ein Freundschaftsturnier war, nahmen es die Jungs sehr ernst, wie immer. Alle. Beinahe umgehend wurden verlorene Punkte aufgeholt, es wurde verzweifelt nach Bällen gefischt und Hinata und Tanaka hätten schwören können, die eiserne Mauer wurde mit dem weiteren Spielverlauf immer undurchdringbarer. Hatten sie sich das etwa aufgehoben? „Nicht mit uns!“, rief Yaotome bevor er sich auf den Boden warf. Er gelang haarscharf unter den Ball, der umgehend zu Kageyama gespielt wurde. Der Zuspieler machte nur einen Schritt zurück, atmete einmal tief ein und Yaotome konnte von seiner Position die volle Pracht des Synchronangriffes bewundern. Aus dieser Perspektive war das Ganze gleich noch viel beeindruckender und ließ ihn auch mitfiebern, wer den Ball wohl bekommen würde. „Flying~ Thundeeeer!“, rief Nishinoya und holte zu seinem Überraschungsangriff aus. Die eiserne Mauer formierte sich genau vor ihm, sprang hoch und sah mit Entsetzen in das schelmisch grinsende Gesicht des ursprünglichen Liberos. „Ätschi~“ rief dieser nachdem er ohne Ballkontakt wieder am Boden aufkam. Zeitgleich schmetterte Tanaka das Leder ins gegnerische Feld. „Jawoooohl!“, brüllte das Ass los und knallte Kageyama nur so ein doppeltes Highfive entgegen, dass dieser danach ganz perplex auf seine pulsierenden Handflächen starrte. „Hey, Tanaka! Wir gewinnen keine Punkte, wenn du dem Zuspieler die Hände abschlägst!“, mahnte Ennoshita. Tanaka fasste sich ertappt an den Kopf und entschuldigte sich aufrichtig bei Kageyama, der wiederum nur mit den Schultern zuckte. Das Spiel ging weiter. Yamaguchi wechselte für Tsukishimas Aufschlag ein. „Du warst so toll, Tsukki“, lobte er seinen Schwarm, doch dieser reagierte kaum. Er machte doch nur, was man von ihm erwartete. Auf der Tribüne ging für den Zweitklässler neues Gejubel los und Yamaguchi musste mit Entsetzen feststellen, dass diese nervige Stimme von Terushima wieder viel zu deutlich rauszuhören war. Am liebsten würde er ihm direkt die Leviten lesen, aber das schüchterte ihn bereits in Gedanken vollkommen ein, dass er schon wusste, dass er sicher nichts sagen würde. Am besten, er ignorierte es einfach. Irgendwie war es ja nett, dass ihn der andere Kapitän anfeuerte, auch wenn er nicht wusste, was dahinter steckte. Vermutlich einfach gar nichts, eine Laune, das sähe ihm ähnlich. Genau! Das musste es sein. Mit diesem Gedanken fiel es dem Pinch Server auch gleich viel einfacher, sich zu sammeln und seinen Sprungflatteraufschlag und damit die nächsten erbarmungslosen Ballwechsel loszulösen. „Toll Yamaguchi!“, rief Ennoshita, als er kurz darauf einen schwierigen Ball annahm. Yamaguchi lief auch direkt rot an im Gesicht vor Stolz und Rührung. Sein Kapitän verstand es wirklich, wie man ihn und eigentlich das gesamte Team aufbaute. Vielleicht sogar etwas zu sehr? Denn Yamaguchi war für einen Moment so abgelenkt, dass und in seiner nächsten Bewegung erstarrte und er nun auch endlich an der Reihe war, seinen‘Face-Receive‘ zu machen. Der Ball traf ihn mit voller Wucht im Gesicht und landete darauf wild drehend im Netz. Yamaguchi selbst stolperte zurück und knallte rückwärts auf den Boden. Seine Hand hob er dabei zittrig zögernd hoch um seine Nase zu ertasten, die just in diesem Moment die warme rote Flüssigkeit losließ, die kurz darauf verdächtig stark nach Eisen schmeckte. „Oh mein Gott“, flüsterte er während sich langsam die Panik in ihm löste. Er blutete! Verdammt! Er blutete richtig stark! „Ai… Yamaguchi“, kam es dann von Coach Ukai, die anderen Spieler eilten bereits zum Verletzten. Der Ball lag am Boden. „Hey, du musst sofort zum Arzt“, sagte Tanaka und riss sich das Trikot vom Leib um es Yamaguchi für seine blutende Nase anzubieten. „Oh Gott, nein danke“, sagte dieser aber und Ennoshita mahnte das Ass auch gleich, dass er sich gefälligst wieder anziehen sollte. Was war denn das für ein unorthodoxes Angebot? Ukai winkte sofort Narita herbei, der sollte erst einmal für Yamaguchi einspringen und dieser wiederum wurde sofort von Yachi zur Krankenschwester abgeführt. Das Blut lief dem Brünetten dabei nur so aus der Nase. „Alles wird gut, Yama-guchi-kun“, fiepte die blonde Managerin und hielt ihm auch direkt ein Taschentuch hin, das dieser lieber annahm als das verschwitzte Trikot von Tanaka. „Das wird schon wieder, er ist nicht der erste, der den Ball in die Fresse bekommen hat“, sagte Tsukishima zu den anderen, allerdings mehr, um sich selbst zu beruhigen. So harsch seine Worte auch waren, er sorgte sich um seinen besten Freund. Vor so etwas blieb Yamaguchi bis jetzt noch immer verschont. Die Bluttropfen am Boden wurden weggewischt und das Spiel ging weiter. Narita unterstützte die Verteidigung und beim nächsten Wechsel war auch Tsukishima wieder fürs Blocken dabei. Als wäre der Ausfall des Zweitklässlers ein Ansporn gewesen, noch einmal richtig loszulegen, boten sich beide Teams für die nächsten 7 Punkte ein wahres Kopf an Kopf Rennen: Karasuno führt – Gleichstand – Date Tech führt – Gleichstand – Karasuno führt Und irgendwann blieb es bei: Karasuno führt. 28 : 26 für Karasuno Kapitel 8: Tadashi ------------------ „Hey, hey! Freckles-chan! Das war ‘ne astreine Annahme vorhin”, war da wieder diese unerwünschte Stimme mit diesen genauso unerwünschten Kosenamen. Was wollte der Kerl nur von Yamaguchi? Nun gut, er sagte es ja und er wollte ihn wohl eindeutig aufziehen. Wie peinlich! Dennoch: Was sollte das? Das fragte sich wohl auch Tsukishima, denn dieser teilte Terushima gerade mit, dass er auch einen richtigen Namen hatte. „Tadashi oder?“, fragte der Kapitän und Tsukishima seufzte. „Yamaguchi“, besserte er ihn aus, doch Terushima hatte bereits entschieden, dass er ihn lieber beim Vornamen nennen würde. „Tadashi oder Freckles-chan oder Aufschlagass oder bloody Mary oder-“, sagte er mit Schulterzucken und Yamaguchi ging dann doch dazwischen, als Tsukishima sich vor dem Punk aufbauen wollte. „Es ist in Ordnung, Tadashi ist okay“, beruhigte er zuerst seinen Freund und wandte sich dann an Terushima, der mit einem breiten Grinsen nickte. „Also, was ich sagen wollte, ich fand das richtig toll, wie du das weggesteckt hast“, sagte Terushima bewundernd, doch Yamaguchi dachte immer noch, er würde ihn nur aufziehen. Entsprechend sah er ihn auch an. „Ich meine, ja, klar du hast volle Kanne geblutet, aber du hast nicht die Miene verzogen! Ich hätte voll losgebrüllt an deiner Stelle. Ich hätte zwar bestimmt nicht geflennt, aber hey, du bist da voll stumm gesessen und hast einfach nur geblutet, das war total cool“, kamen die unkonventionellen Worte des Lobes und der Verehrung über Terushimas Lippen. Tsukishima verdrehte die Augen. Der Andere war eindeutig am Weg zur Umkleide, aus der sie gerade kamen um nach der Dusche nun das anstehende Match anzusehen. Es war also eigentlich kein Wunder, dass sie sich nun über den Weg liefen, dennoch hätte der Mittelblocker gerne auf diese wenig geistreichen Gedankenergüsse verzichten können. „Oh… ähm D-danke“, stotterte Yamaguchi und legte sich die Hand verlegen an den Hinterkopf. Hätte er nicht vorhin einiges an Blut verloren, wäre es ihm jetzt wohl in die Wangen geschossen, doch das blieb gerade zur Abwechslung aus. Dennoch war dies ein weiterer Grund für Tsukishima seinen besten Freund weiterzuschieben. „Hat uns nicht gefreut“, sagte der Brillenträger, aber Terushima ließ sich dadurch nicht kleinreden. „Ebenso“, sagte er und streckte vor allem Tsukishima die Zunge raus, Yamaguchi winkte er noch zu, ehe sie sich so weit voneinander entfernten, dass sie außer Reichweite waren. „Du musst echt an deinem Selbstbewusstsein arbeiten, Yamaguchi, es kann doch nicht sein, dass du wegen so einem bekloppten Kommentar, das bitte hoffentlich nicht als Kompliment gelten sollte, verlegen wirst“, rügte Tsukishima um Yamaguchis altbewährtes: „Sorry, Tsukki“, zu hören. Er seufzte, aber die beiden gingen dann wie ihre Teamkammeraden auch zu den Rängen. Im Anschluss sollten Fukurodani gegen die Johzenji spielen und Tsukishima war schon richtig neugierig wie sich die Eulen ohne ihr skurriles Ass schlugen. Natürlich wusste man, dass sie immer noch ein Topteam waren, aber im letzten Jahr waren doch viele von ihnen bereits in der dritten Klasse, dass Akaashi fast alleine zurück blieb. Die Trainingscamps mit dem neuen Team wirkten noch etwas unkoordiniert, aber dennoch hatte es auch die Eliteschule wieder geschafft, sich für das anstehende Frühlingsturnier zu qualifizieren. Alles andere hätte Tsukishima auch sehr gewundert. Was Tsukishima dann aber als nächstes hörte, noch ehe sie um die Ecke gegangen waren, ließ ihn beinahe wünschen, bei Tersuhima geblieben zu sein. „Wie könnte ich mir das denn entgehen lassen?“, fragte eine aufgekratzte Stimme, die er nur zu gut zuordnen konnte. „Du hättest es dir beinahe entgehen lassen, weil du keinen Plan von Buslinien hast“, stänkerte eine weitere bekannte Stimme, direkt darauf folgte ein dumpfes Geräusch, das ein Klapps auf den Hinterkopf gewesen sein könnte. „Gut, dass dich Konoha-san so im Griff hat“, sagte Tsukishima als er mit Yamaguchi um die Ecke ging, er machte dabei aber keinen Anstand, stehen zu bleiben. Seine Schritte wurden sogar noch schneller, als Bokuto ihm nachrief. Yamaguchi stockte nur kurz, er begrüßte die beiden Ehemaligen der Fukurodani, aber lief lieber seinem Schwarm hinterher. Sie blieben dennoch in Hörweite, denn es versprach ja doch, irgendwie aberwitzig zu werden. Bokuto und Konoha blieben bei Hinata, Yaotome und Tanaka zurück und erklärten erst einmal, wie umständlich die Anreise war und dass Bokutos Orientierung ihn alleine wohl nach Yokohama gebracht hätte. „Akaashi hat die Linie doch genau genannt“, warf Konoha noch ein und Bokuto protestierte, dass der Bus einfach in die falsche Richtung gefahren war: „Ich war in den Ferien mit meinen Eltern in Europa auf Urlaub! Da fahren die alle auf der anderen Seite!“ „Aber das war vor über einem halben Jahr!“, konterte Konoha genervt. Er hatte heute echt schon genug durchgemacht. Denn wäre Bokuto nicht sogar mit einem Bus zu früh gefahren, wäre er – nachdem er in die falsche Richtung gefahren ist – wohl nie an Konoha vorbei gefahren und diesem wäre der grauweiße Haarschopf wohl nicht aufgefallen, weswegen er dem Bus eine ganze Station nachgelaufen war, um Bokuto beim nächsten Halt rauszurufen, der erst einmal nur gewunken hatte, ehe er verstand, dass er aussteigen sollte, tja leider zu spät, denn der Bus fuhr weiter und Konoha durfte noch eine ganze Station laufen. Hätte Konoha anrufen können? Ja. Hätte Bokuto dann genau gewusst, was zu tun war? Unsicher. Hätte er das riskieren sollen? Nein! „Mich wunderts echt, dass du es täglich in die Uni schaffst“, sagte Konoha und sah zu Bokuto, der dafür auch keine richtige Antwort hatte. Vermutlich lag es daran, dass er diesen Weg ja eben täglich beschritt, noch wahrscheinlicher aber daran, dass er nicht weit weg wohnte. „Bokuto geht zur Uni? Was studiert er denn? Eulenkunde?“, fragte Tsukishima mit einem neckenden Gesichtsausdruck. Bokuto nahm diese Beleidigung aber gar nicht richtig auf und strahlte Tsukishima viel mehr begeistert an. Die Nachfrage, ob man das wirklich studieren konnte, machte dem Blonden dann deutlich, dass Bokuto echt keine Ahnung vom Leben hatte. Die Antwort auf die eigentliche Frage, übernahm dann aber Konoha: „Das würdet ihr eh nicht glauben.“ Das wiederum wollte Tsukishima gleich glauben, deswegen ging er auch schon einmal mit Yamaguchi weiter und setzte sich mit diesem nach einer kurzen Begrüßung des ehemaligen Asses etwas abseits von dem Trubel hin, wo vor allem Yamaguchi direkt gespannt hinunter aufs Spielfeld sah. „Was hast du mit ihm zu schaffen?“, fragte Tsukishima plötzlich, dass Yamaguchi etwas verdattert zu ihm rüber sah. „Hm?“, machte er, dann wurde ihm erklärt, dass Terushima gemeint war. Er schüttelte sofort den Kopf. „Ich hab gar nichts mit ihm zu schaffen. Wir waren nur zufällig beide auf diesem Adventmarkt und… er war nicht ungut oder so“, erklärte er knapp. „Und es ist okay, dass er Tadashi sagt?“, fragte Tsukishima skeptisch. Yamaguchi zuckte mit den Schultern. „Ist doch mein Name“, sagte er, dann kreuzte sein Blick plötzlich den mit Terushima, er sich gerade aufwärmte und ihm ein freches Lächeln schenkte. „Klar ist es dein Name, aber er ist unhöflich“ – „Er meint es bestimmt nicht so“ Kapitel 9: Shutter ------------------ Das Spiel der Johzenji High gegen die Fukurodani Academy versprach schon vom ersten Moment an, sehr spannend zu werden. Auf der einen Seite stand das Team der – ohne Bokuto nun – ruhigen und ausgeglichenen Eulen, die in dieser Konstellation vor Monaten noch massive Startschwierigkeiten hatten und auf der anderen Seite sprangen diese schrägen Vögel der Johzenji herum, die sich wie Affen benahmen, aber schon lange ein eingespieltes Team waren. Bereits nach den ersten Ballwechseln und notierten Punkten war klar, es gab keinen eindeutigen Favoriten, auch wenn es ganz zu Anfang den Anschein gemacht hatte, dass Fukurodani deutlich im Vorteil war. Vermutlich aber waren sie (zurecht) von Johzenjis unüblichem Spielstil überrascht. Oft waren die beiden Teams in der Vergangenheit nicht aufeinander getroffen. „Sie haben den Zufall echt auf ihrer Seite“, zischte Akaashi beim nächsten Spielzug, der Zugunsten des gelben Teams ausging. Aber der Zuspieler hatte bereits einige Strategien parat um auch dem Zufall ordentlich eins auszuwischen. „Habt ihr gehört, dass sie gar kein Ass mehr haben?“, fragte Futakuchi auf der Tribüne und konnte dabei nicht weniger schadenfroh sein. Ihm war ja ganz bewusst, dass eben das ehemalige Ass in unmittelbarer Umgebung saß. „Wir haben doch auch kein Ass“, sagte Koganegawa, dass Futakuchi ihn irritiert musterte. „Und Aone?“, fragte er, dass dieser auf der anderen Seite des Zuspielers tief brummte. „Ja okay, okay, habt recht, unser Ass ist Aone, richtig“, korrigierte er sich und Aone nickte mit einem wohlwollenden Seufzton. „Wenn alle auf dem Feld toll sind, braucht es kein explizites Ass, alle sind Ass, vor allem macht Akaashi alle zum Ass, so wie er zuspielt“, mischte sich Bokuto von einer Reihe hinter den dreien ein. Futakuchis Grinsen wurde breiter, als habe seine Falle genau zugeschlagen. Langsam und in aller Ruhe lehnte sich der Kapitän zurück und sah Bokuto aber auch Konoha mit einem herausfordernden Blick an. „Habt ihr das einstudiert?“, fragte er frech und Bokuto sprang direkt darauf ein, Konoha seufzte, blieb aber vorerst ruhig neben Bokuto sitzen. „Warum sollte ich was einstudieren? Außerdem ist es unmöglich für Akaashi sein altes Ass zu ersetzen“, schwellte der Ehemalige die Brust und Futakuchi lachte. War der Kerl wirklich so von sich überzeugt? Nun gut, der Brünette wusste ja, mit wem er sprach und er wusste auch, dass Bokuto alles Recht hatte, etwas eingebildet zu sein, allerdings kam seine Art nicht so rüber, es schien mehr als wüsste er schlicht ergreifend, dass er gut war und er war eindeutig stolz darauf, immer noch. „Du hast recht, Bokuto, keiner kann dich ersetzen“, sagte Konoha und tätschelte seinem Sitznachbarn die Schulter, dann sah er zu Futakuchi. „Und du. Wenn du nur stänkern willst, such dir wen anderen, ich hab genau gecheckt, wie du das angegangen bist“, sagte er zu diesem und konterte die Herausforderung in dessen Augen mit einem eher faden Blick. Bokuto versuchte er dabei schön abzulenken und auf den hübschen Zuspieler fokussieren zu lassen, sein Blick blieb bei dem vorlauten Kapitän, der sich vorerst geschlagen gab und dem Spiel folgte. „Is‘ ja langweilig“, maulte der dabei vor sich hin. Akaashi koordinierte mit seinen Angreifern eine ganz hervorragende Vorstellung des klassischen Synchronangriffes, doch schlug den Ball dann selbst lässig durchs Handgelenk auf den Boden des gegnerischen Spielfeldes. Terushima kam auf der anderen Seite des Netztes vor Akaashi am Boden auf und staunte diesen nicht wenig begeistert an. „Alter! Das war ein scheiße geiler Move!“, bejubelte er ihn, dass der Zuspieler doch etwas beschämt zur Seite sah. Er war es zwar gewohnt, dass man direkt zu ihm war, vor allem durch Bokuto, doch die Wortwahl war dann schon next Level. „Danke… oder so“, sagte er und blinzelte nur für einen Moment über das Spielfeld hinter sich. Gut, den Überblick hatte er. „Hat der gerade gesagt, dass Akaashi scheiße geil ist?“, kam es regelrecht fiepend von Bokuto. Konoha fuhr sich selbst durch das in der Zwischenzeit etwas längere Haar. Vielleicht würde er es irgendwann abschneiden, aber jetzt brauchte er es noch, für genau solche Situationen. Langsam zog er die Finger wieder heraus und sah unbegeistert zu seinem Kumpel. „Vielleicht solltest du ihm das auch endlich sagen“, schlug er vor, doch dann verfiel das ehemalige Ass wieder in eine ganz eigenartige Phase. Nicht zu vergleichen mit diesen depressiven Episoden, die er noch vor einem Jahr auf dem Spielfeld zelebrierte. Es folgte die von Konoha bereits im Schlaf bekannte und aufzählbare Reihenfolge von: Empörung, massiven Versuchen, es abzustreiten, gefolgt von pubertärem Gekicher und sowie Konoha eine zur Fortführung betende Handgeste machte, kam der Knick in vollkommener Verzweiflung, dass er Akaashi niemals wiedersehen würde, würde er seine Gefühle auch nur im Ansatz über seine Lippen kommen lassen. Die Angst vor der Schmach, die eindeutige Niederlage, das Ende von Kotaro Bokuto. Es wäre schön, ihn gekannt zu haben. Tja, Konoha kannte das ja schon, nicht so aber der Kapitän vor ihm. Futakuchi war eigentlich stark dazu aufgelegt, einen blöden und niederschmetternden Kommentar abzugeben, doch zwei Dinge hinderten ihn daran. Einerseits war da dieser einschüchternde eindringliche Blick des Aschblonden und auf der anderen Seite musste er gestehen, dass zu beobachten, wie Bokuto sich ganz alleine immer tiefe in diese beschissene Stimmung schaukelte einem wunderschönen Schauspiel gleich zog, das er nur zu gerne beobachtete. Zufrieden nickte Konoha, weil er Futakuchi abgewehrt hatte – zumindest glaubte er, dass er es war – und sah dann aber verzweifelt aufs Spielfeld. Normalerweise half es in dieser Situation, wenn er Akaashi eine Nachricht zukommen ließ, er wäre gerade bei Boktuo und sie dachten an ihn und der neue Kapitän schickte immer aufbauende Worte zurück, die Bokuto durch mehrmaliges Lesen immer wieder zurück holten. Mal ging es schnell, mal dauerte es lange, aber jetzt war Akaashi beschäftigt, er konnte ihm nicht einfach schreiben. Doch Akaashi wäre nicht Akaashi, wenn er nicht just in diesem Moment den Blick auf sich gespürt hätte. Er sah hoch zu Konoha, der schier eine Gänsehaut bekam, aber direkt an Bokutos Schulter rüttelte, dass dieser den Kopf hob um mit seinen trüben traurigen Augen zu Akaashi zu sehen. Der Zuspieler verweilte mit seinem Blick einen Wimpernschlag lange auf Bokuto und schenkte diesem ein ganz unerwartetes Lächeln. Konoha konnte sogar aus den Augenwinkeln beobachten, wie das Strahlen wieder in Bokutos Augen zurückkam, bemerkte aber auch, wie sein eigenes Herz schneller schlug bei dem Anblick und einen Stich verpasst bekam, weil dieses Lächeln nicht ihm galt. Es galt ganz Bokuto und der saugte all die schöne Energie in sich auf und zog sich damit aus dem tiefen Loch heraus, in das nun Konoha langsam, Schritt für Schritt herab trabte. „Ihr seid echt ein komischer Haufen“, sagte Futakuchi und widmete sich wieder dem Spiel. Auch Akaashis Aufmerksamkeit wurde wieder dorthin gelenkt. Zum Aufschlag kam einer der Erstklässler, der bereits auf dessen Unterstufe für monsterhafte Auflagen bekannt war, er würde wohl einem Toru Oikawa irgendwann Konkurrenz machen können. Doch bevor sich das Aufschlagsass beweisen konnte, wurde von Johzenji eine Auszeit einberufen. „Können wir das auch machen? Takeharu! Bitte mach das auch!“, flehte Terushima den Zuspieler regelrecht an. Ganz zu Anabaras und Kuribayashis Überraschung. Das Timeout wurde einberufen, um dem Team einen Moment zu geben, weil das bereits der vierte Punkt in Folge war, den diese vergaben und die Managerin befürchtete, dass die Jungs langsam frustriert wurden. „Frustriert? Wir? Wir werden jetzt erst richtig heiß“, sagte Terushima und unterstrich seine Aussage mit einem irren Grinsen. Nun gut, das musste sie so hinnehmen. „Aber… macht es nicht einfach nach, die rechnen ja damit, macht lieber einen richtigen Synchronangriff“, schlug sie vor, dieser einen Technik, die sie vor über einem Jahr bei Karasuno gesehen hatten und instant versucht hatten, zu kopieren, noch einmal eine Chance zu geben. Terushima wechselte ein paar Blicke mit seinen Kollegen, die ihm alle zunickten. „Siehst du, Runa, deswegen haben wir dich“, sagte der Kapitän und boxte der Zweitklässlerin zwar liebevoll gemeint, aber nicht besonders sanft in der Durchführung gegen den Oberarm. Die Auszeit wurde aufgelöst und der erbarmungslose Aufschlag des Erstklässlers führte in 3 Runden hintereinander schließlich zum Ende des ersten Satzes. 18 : 24 für Fukurodani Kapitel 10: Tell me more ------------------------ Liebe ist schon ein komisches Ding. Das wusste Konoha seit einiger Zeit. Um genau zu sein, seit dem Moment, als er Akaashi das erste Mal gesehen hatte. Er mag dabei oberflächlich gewesen sein, aber dieser Junge mit seinem porzellanpuppenartigen Gesicht hatte sein Herz von Moment eins an erobert. Doch zu deutlich wurde bereits in den Folgemomenten, dass es Bokuto nicht anders ging. Und was sollte er tun? Mit einem seiner besten Freunde um einen Jungen buhlen? Sicher nicht. Das war nicht seine Art. Außerdem war es unsportlich und unkollegial und allgemein einfach verwerflich. Was also tun? Genau: heimlich leiden und nicht versuchen auszuticken, wenn er bemerkte, dass auch Akaashi ein Auge auf das damalige Ass geworfen hatte und nicht verzweifeln, wenn man beobachten musste, wie bekloppt sich tatsächlich beide dabei anstellten. Denn ihnen beiden klar zu machen, was sich da ganz offensichtlich vor deren Augen abspielte, wäre einerseits zu einfach gewesen, anderseits hätte es ihm das eh schon angeknackste Herz vollends gebrochen. Als Konoha aber kurz vor dem Ende des ersten Satzes diesen Blickkontakt beobachtet hatte, wurde ihm klar, dass er das Loslassen nun endlich abschließen musste. „Bo… du solltest Akaashi vielleicht fragen, ob ihr heute Abend noch was unternehmt“, sagte er in der kurzen Pause des Seitenwechsels, als es auch auf der Tribüne etwas lauter wurde. Dennoch lehnte er sich zu seinem Kumpel und bemühte sich, leise zu reden. „Du meinst, wie ein Date?“, fragte Bokuto und wippte etwas mit dem Kopf. „Ja, ja warum eigentlich nicht wie ein Date“, stimmte Konoha schließlich zu und klopfte ihm wohlwollend auf die Schulter. Ja, es war an der Zeit, aufzuhören, diesem Hirngespinst nachzulaufen. Ein sanftes Lächeln bildete sich auf Konohas Lippen und irgendwie fühlte er sich sogar etwas erleichtert. Der zweite Satz ging los und während Bokuto in den wildesten Ideen für das perfekte Date mit Akaashi aufging, lief es auf dem Spielfeld erschreckend gut für Johzenji. „Sie sind wie ausgetauscht“, sagte Yamaguchi anerkennend, Tsukishima zuckte mit den Schultern. Dass beim Wechsel die Worte der Managerin wie Magie gewirkt hatten, hatte ja keiner von ihnen bemerkt. Kuribayashi hatte ihre ganz eigene Art, das Team zu motivieren und die Jungs von ihren wahnwitzigen Ideen abzubringen und bereits Bewährtes – oder zumindest Harmloseres – so cool zu reden, dass sie direkt Feuer und Flamme waren. So funktionierte der Synchronangriff direkt beim ersten Mal und auch Terushimas wuchtiger Angriff von Hinten hatte ihnen schon Punkte eingesackt, die sie ohne die Worte ihrer Managerin wohl nicht bekommen hätten. „Takeharu!“, rief Terushima und sprintete zum wiederholten Mal zurück um einen weiteren dieser Angriffe anzuzetteln. Futamata drehte sich mit dem Rücken zum Netz und schien auch schon alles darauf zu setzen, seinem Kapitän den Ball perfekt zuzuspielen. „Nicht mit uns“, feixte Akaashi und deutete dem Libero zurück zu gehen, diese Angriffe landeten bis jetzt immer knapp an der Linie, auch die anderen Jungs für die Annahme machten je einen Schritt zurück, dass Futamatas Finte genau in der Mitte des nun geöffneten Spielfeldes landete. Der Zuspieler war hochgesprungen und spielte den Ball für seine Position nicht nach vorne zu Terushima, sondern einfach rückwärts über seinen Kopf und das Netz und über Akaashi hinweg auf den Boden. „Oi! Nicht cool! Den wollte ich versenken!“, knurrte der Kapitän, der gerade enttäuscht hinter der Spielfeldlinie aufkam. „Du machst den Nächsten rein“, rief Kuribayashi vom Rand und hoffte, dass Terushima nun keinen Stress machte. „Du hast doch selbst vorhin gesagt, ich soll sowas auch machen“, warf ihm Futamata vor, aber wandte sich zu Akaashi um, der ihm den Ball unter den Netz reichte. „Da hast du mich eiskalt erwischt, gut gemacht, kommt nicht wieder vor“, sagte dieser ohne die ausdruckslose Miene zu verziehen. Richtig einschüchternd, wie Futamata fand. Dennoch bedankte er sich bei ihm und warf den Ball zurück zu Bobata für den Aufschlag. Der Satz hielt sich weiter aufregend, dass es auf den Rängen nahezu leise war, weil sie alle so gespannt zusahen. Nur Nishinoya konnte sich nicht in Schweigen üben – konnte er nie. Er war schon nach dem Karasuno Match beinahe mit tropfnassen Haaren nach draußen gelaufen um Asahi endlich gebührend zu begrüßen, hätte ihn Ukai nicht direkt an der Tür abgefangen, umgelenkt und ihm aufgetragen, sich zu föhnen oder zumindest mit einem Handtuch das Schlimmste zu verhindern. Es war immerhin Winter und er wollte nicht riskieren, dass die Jungs krank wurden. Die übermütige Begrüßung musste also etwas warten, aber war deswegen später nicht weniger intensiv und brachte das ehemalige Ass zum Sturz. „Geht es deinem Hintern schon besser?“, fragte Nishinoya seinen Freund nachdem nun einiges an Zeit vergangen war und sie wie auch die anderen gerade den zweiten Satz von Johzenji gegen Fukurodani verfolgten. „Ja, ja natürlich“, lachte der künftige Designer und strich dem Wildfang liebevoll durchs Haar. „Ich mag sie, wenn sie ungestyled sind, da kann ich das tun“, sagte er. Der Libero überlegte dabei angestrengt, ob er das gut oder schlecht finden sollte. Die Geste war schon sehr schön und er liebte es, wenn Asahi das machte, wenn sie alleine waren aber hier unter all den Leuten hatte er das Gefühl, man würde seine Männlichkeit dadurch untergraben – die Anderen! Nicht Asahi. Dieser wiederum war aufmerksam, immer schon, noch mehr natürlich, wenn es um diesen entzückenden und weit männlicheren und stärkeren jungen Mann ging, der gerade neben ihm saß. „Ich lass es“, sagte er verständnisvoll, löste seine Finger und nahm stattdessen Nishinoyas Hand in seine. Das war für sie beide ein wunderschöner Kompromiss und ließ den Kleineren breit grinsen, als wäre schon Weihnachten. „Und… wie kam es denn nun dazu, dass du nicht auf deiner üblichen Position spielst?“, fragte Asahi als wäre es ein Stichwort gewesen, dass Johzenjis Libero gerade einen Ball verfehlte und Fukurodani zum Aufholen begann. „Ich dachte schon, du fragst nie“, kicherte Nishinoya. Er streichelte Asahis Handrücken sanft und erzählte dann auch schon, wie es war. An dem Tag als Nishinoya das erste Mal in die Sporthalle kam und ihm so richtig bewusst wurde, dass Asahi, sein Ass, nie wieder hier an seiner Seite mit ihm spielen würde, da verließ ihn für einige Wochen der Mut. Die Jungs suchten gemeinsam mit Yachi bereits erfolgreich nach neuen Mitgliedern und wie der Zufall es so wollte, war unter den drei Neuzugängen aus der ersten Klasse ein Libero dabei. Ukai hatte Nishinoya eine gewisse Auszeit gegönnt, aber verlangte von ihm, dass er zumindest zum Training kam um den Teamgeist nicht ganz zu verlieren. Als er dann beobachtete, wie Yaotome sich in das Team einband und wie sehr dieser zu Tanaka und Hinata aufsah, erkannte er sich selbst wieder und fand neue Kraft. „Wir spielen also mal so mal so und… auch wenn es mir nie wichtig war, Punkte zu machen und ich lieber jeden Ball auffischen wollte, dass du einen Angriff machen kannst, naja… als du nicht mehr da warst, da wollte ich irgendwie auch mal wissen, wie es ist“, erzählte Nishinoya weiter und Asahi schmunzelte. Er nickte begeistert. „Das kann ich gut verstehen, aber… warum hast du mir nie etwas gesagt, wenn wir uns gesehen haben?“, fragte er ihn ganz verwundert. Da zog direkt ein breites Grinsen über Nishinoyas Gesicht. „Wegen deiner Reaktion, ich wollte, dass du es siehst! Es sollte eine Überraschung sein, aber es war mächtig hart, dir nichts zu sagen“, sagte Nishinoya. Asahi lachte. Er konnte sich zu gut vorstellen, wie schwer es für dieses Energiebündel gewesen sein musste, den Mund diesbezüglich zu halten. Und Asahi hatte ihn auch noch so oft gefragt, was sich bei ihnen im Team so tat, wie sich die Neuen anstellten und wie es dem Libero ging. Es tat ihm ja schon auch weh, dass sein Wegfall solche Auswirkungen auf ihn hatte, aber es ging ihm dabei ja nicht anders. In Tokio war alles neu, alles groß und er war ganz allein auf der Uni, zumindest solange, bis er herausfand, dass Shimizu gar nicht so weit entfernt ihre Ausbildung machte. Von da an hatte er zumindest eine gute Freundin, die ihm Gesellschaft leistete und ihn aufbaute, wenn nicht gerade dieser Wirbelwind von einem Libero zu Besuch war – oder besucht wurde. „Es war wirklich eine Überraschung“, sagte Asahi und hätte damit auch den Moment meinen können, in dem sich Johzenji nach einer regelrechten Angriffsschlacht den Matchball sicherte und diesen mit einer spontanen ganz eigenen Interpretation des schrägen Aufsteigers für sich entschied. „Ihr seid solche Idioten!“, schrie die zierliche Managerin, die daraufhin augenblicklich rot an lief. Peinlich berührt über ihren emotionalen Anflug. Das Team stockte sogar in ihren Jubelschreien und sah geduckt zu Kuribayashi. „Aber es hat doch geklappt“, gab Terushima kleinlaut bei. 25 : 23 für Johzenji Kapitel 11: Bother ------------------ „Wenn wir diesen Satz gewinnen, schmeißen wir am Abend die Party des Jahres!“, rief Terushima und das gesamte Johzenji-Team sprang jubelnd in die Luft. Eine Ansage, die die Jungs in den gelben Trikots wirklich anspornte, denn Fukurodani musste im Anschluss für jeden Punkt hart kämpfen und biss sich regelrecht die Zähne aus. Akaashis Blick wanderte sehnsüchtig auf die Tribüne. Er mochte sein aktuelles Team, sie waren alle gut, aber niemand war eben auch nur annähernd wie Bokuto. In seinen Gedanken hatte er ihm an diesem Tag schon ein paar Mal zugespielt, aber damit hatte er einen großen Fehler gemacht, die Angreifer, die er jetzt bei sich am Feld hatten, brauchten die Bälle anders. Tiefer oder höher, weiter vorne oder auch weiter hinten, doch keiner von ihnen verfiel nach mehreren aufeinanderfolgenden Fehlschlägen in schlechte Stimmung, sie waren zwar nicht erfreut, aber sein ganzes Wissen, dass er über Bokutos Schwachstellen aufgebaut hatte, brachte Akaashi nun nichts mehr. Als er merkte, wie hell ihn Bokuto anstrahlte, musste er seinen Blick wieder abwenden, es war ohnehin von Vorteil, wenn er bei der Sache war, noch wollte er den Satz und somit das Match nicht herschenken. Sie hatten Chancen, auch wenn Akaashi nicht ganz auf der Höhe war. Verfiel etwa er nun in eine Downphase? Weil sein Ass nicht neben ihm stand? Der nächste Aufschlag wurde sauber angenommen und an den Zuspieler nach vor gebracht. Akaashi spielte den Ball hoch. Es wurde von rechts angegriffen. Dieses Mal hatte er wieder eine hervorragende Vorlage geliefert, wie man es von ihm gewohnt war. Dennoch. Der Angriff wurde abgeblockt. Die Johzenji übte immer noch den Großteil ihres Trainings den Zweikampf in der Luft. Da waren sie einfach einsame Spitze. Terushima war nun am Aufschlag und diese Disziplin schien ebenso vermehrt geübt worden zu sein, denn auch hier hatte sich das gelbe Team stark verbessert. Wenige Sekunden später knallte der Ball auch schon zwischen Libero und Annahme auf den Boden, dass der Kapitän nur verhaltene Entschuldigungen auf der anderen Seite hören konnte. Mit einem breiten Grinsen bereitete er sich auf den nächsten Aufschlag vor, sah dabei aber noch kurz hoch zu den Zuschauern. Sein Blick suchte ein Gesicht ganz besonders. Dieses eine mit den vielen hübschen Sommersprossen. Als seine Augenpaare endlich die von Yamaguchi gefunden und getroffen hatten, machte sein Herz auch direkt einen Sprung, weil er so genau wusste, dass ihn der Brünette beobachtete und dass er wohl seine ganze Aufmerksamkeit hatte – Terushima stand massiv auf Aufmerksamkeit. Seine Mundwinkel zogen sich weit auseinander und nach einem kessen Zwinkern und dem Pfiff für den Aufschlag wandte er sich wieder dem Spielfeld zu und holte sich den nächsten Punkt, der sich gewaschen hatte. Akaashi seufzte, fuchtelte für seine Verhältnisse wild mit den Händen herum und machte sich selbst bereit, dass es kein dritter Punkt in Folge wurde. „Was zur Hölle war das?“, fragte Tsukishima auf der Tribüne seinen Sitznachbar, der wohl nicht röter angelaufen sein konnte. Wie peinlich war das denn bitte, dass dieser Idiot da unten so auffällig nach ihm gesucht hatte und ihm auch noch zuzwinkerte? Und was sollte das überhaupt? „Ich w-w-w-weiß nicht, w-w-was du meinst”, presste er zwischen den Lippen hervor, kniff die Augen zu und krallte sich an der Sitzfläche fest. Tsukishima hob die Augen skeptisch und fragte sich nun, wessen Verhalten gerade merkwürdiger war. Das des Johzenji Kapitäns, das immer eigenartig war und somit eigentlich gar nicht herausstechen sollte oder das seines Freundes, der sich wie ertappt verhielt? Nun ja, auch nicht gerade eine Beobachtung, die er selten machte. Vermutlich war also doch alles normal und hier trafen sich gerade zwei absolute Volldeppen und er war mittendrinnen. Doch bei dem Gedanken seufzte Tsukishima, er fand ja nicht, dass Yamaguchi ein Volldepp war, auch kein halber oder auch nur im Ansatz. Er war immerhin sein bester Freund, er hielt viel von und auf ihn, auch wenn er sich manchmal etwas seltsam benahm und sehr schüchtern war, so kannte er ihn nun einmal. Dass dieser Gefühle für ihn hatte, war für ihn ausgeschlossen. Der süße Junge mit den Sommersprossen hatte nie Andeutungen gemacht, aber vermutlich brauchte es Tsukishima deutlicher, so wie Tendou es mit ihm gemacht hatte, auch wenn dieser ein beklopptes Katz‘- und Mausspiel veranstaltet hatte. Tsukishima musste sich aber eingestehen: Er mochte das. Tendou war einfach… anders. „Das kann doch nicht wahr sein!“, verlor am Spielfeld plötzlich Akaashi die Beherrschung und raufte sich das schwarze Haar, dass von Haus aus schon ganz durcheinander war. Kaum hatte Fukurodani einen Punkt gelandet, folgte spätestens nach dem zweiten der Wechsel. „Es ist nur ein Freundschaftsspiel“, wurde ihm zugerufen, was ihn direkt noch mehr ärgerte, aber nicht etwa, weil es seinem Teamkammeraden aus diesem Grund nicht wichtig war, sondern mehr wegen sich selbst. Wie konnte er bei einem Freundschaftsspiel so die Fassung verlieren? Lag es daran, dass dieser aufgedrehte Kerl in den Rängen saß und ihm zusah? Oder war er überarbeitet? Bestimmt das. Er brauchte Urlaub Ferien. Eindeutig. Aber nach diesem kleinen Turnier hier war es auch endlich soweit. Dann konnte er in aller Ruhe lernen und sich auf die Prüfungen vorbereiten. Auch wenn er selbst dann noch weiter zum Training gehen würde, alles andere war ausgeschlossen! „Es tut mir aufrichtig leid“, sagte er nachdem er sich gefangen hatte und verneigte sich vor seinen Teamkammeraden. Die schoben alle die Hände vor sich, winkten die Situation ab und baten ihn, sich wieder zu erheben. Als einziger Drittklässler im Team hatte er schon einen ganz besonderen Status, dass diese Situation den Anderen schnell unangenehm wurde. „Ach, ist doch nicht der Rede wert“, wurde das Ganze schnell abgeklärt und das Spiel ging weiter, ganz zu Johzenjis Vorteil, die heute richtig gut in Form waren. Da übertrieb es wohl keiner mit dem Lernen – welch garstiger Gedanke, für den sich Akaashi augenblicklich schämte. Er wollte nicht einmal in seinen Gedanken bösartig sein. „Johzenji macht sich echt gut, kann sein, dass wir gegen deinen neuen Freund spielen morgen“, sagte Tsukishima und lehnte sich in seinem Sessel zurück. Yamaguchi starrte ihn schockiert an. „Mein was? Wer? Teru- Mein was?! Er ist doch nicht me-mei-mein Freund! Tsukki!“, stotterte Yamaguchi, dass der Blonde dafür nur lachen konnte. „Sorry~ Yamaguchi~“, sagte er und genoss es richtig, diese Floskel auch einmal zu verwenden. Das war ja unerhört, doch Yamaguchi hatte nicht den Mut, sich entsprechend aufzustellen und angemessen zu protestieren. Stattdessen verschränkte er eingeschnappt die Arme vor der Brust und beobachtete die letzten Spielzüge, die den Satz und somit auch das Match entschieden. 25 : 19 für Johzenji Kapitel 12: First Date ---------------------- Yamaguchi versuchte sich gerade noch stammelnd aus der Einladung des blonden Kapitäns zu winden, da ergriff Tanaka die Chance, sich von der Gruppe abzukapseln. Nishinoya deutete seinem Kumpel noch den Daumen hoch und schenkte ihm ein breites Grinsen, das sofort selbstbewusst angenommen wurde. Karasunos neues Teamass zog sich seine Mütze auf, schlüpfte beim Verlassen der Sporthallte in seine Jacke und schritt mit aufgeregt schlagendem Herzen voran. Seine Hände hatte er dabei in die Jackentaschen geschoben, nicht zuletzt um der unbarmherzigen Kälte auszuweichen. Vor seinen Lippen bildeten sich leichte Dunstwölkchen und als hätte er nicht schon gewusst, dass es kalt war, zog ihm der Wind eisig um den Hals und ließ ihn direkt bereuen, keinen Schal umgebunden zu haben. Aber dazu war es zu spät. Er wollte pünktlich sein. Der Großteil von Karasuno aber auch die Spieler von Date Tech und Fukurodani nahmen an einer allgemeinen Diskussion über die breit ausgesprochene Einladung von Johzenji zum Feiern im Gemeinschaftsraum teil. „Wer bringt Alkohol?“ – „Ich hab ‘nen gefälschten Ausweis“ – „Wa-Wa-Was ist mit den Trainern und Lehrern?“ – „Sei nicht so ein Weichei, Yamaguchi“ – „Sorry, Tsukki“ – „Lasst uns dann Flaschendrehen spielen!“ – „Fla-Fla-Flaschendrehen?“ – „Du musst nicht mitspielen, wenn du nicht möchtest, Yachi“ – „Wir sind fast nur Jungs“ – „Dann wird halt nicht nur rumgemacht!“ Und während sich die meisten Jungs, wenige hatten sich abgewandt, damit auseinandersetzten, wie sie den Abend spaßig und spannend hinter sich brachten, hatte Bokuto den schwarzhaarigen Zuspieler und neuen Kapitän des Teams seiner ehemaligen Schule beiseite genommen und versuchte nun fast schon händeringend das von Konoha vorgeschlagene Date zu erfragen. Das ehemalige Ass wippte nervös auf seinen Fußsohlen herum, strich sich verlegen über den Nacken und wagte dann, die Frage zu stellen, die ihn in die richtige Richtung treiben sollte: „Hast du Hunger, Akaashi?“ „Oh, nein, Bokuto-san, wir haben gerade gegessen, ich dachte, du warst mit Konoha-san“, erklärte der Jüngere und suchte den Bereich um sie herum nach dem Aschblonden ab. War ja klar, Konoha stand bei der Gruppe und warf munter Vorschläge ein, aber riskierte dennoch immer wieder einen prüfenden Blick zu Bokuto und Akaashi. Am liebsten hätte er seinem Kumpel genau vorgekaut, was er sagen sollte und wie man das anstellte, aber eigentlich hatte er selbst keine Ahnung. Da musste der verrückte Vogel nun ganz alleine durch. „Aber wir könnten auf einen Tee gehen und wenn du noch Hunger hast, könntest du dort etwas essen“, schlug Akaashi ruhig vor, als ahnte er schon, dass Bokuto eben noch nichts gegessen hatte und rettete damit die Situation ganz von alleine. Das war eine hervorragende Idee, dass der Ältere direkt begeistert einstimmte und zum Gehen motivieren wollte. Doch als Kapitän wollte sich Akaashi natürlich vergewissern, dass sein Team entsprechend abgesichert war und er musste sich natürlich abmelden – Was Tanaka zuvor nicht getan hatte. „Und du meinst, es ist angebracht, dass ich, obwohl ich gar nicht mehr Teil des Teams bin und nicht mehr mit euch zur Schule gehe, dabei bin?“, fragte Asahi seinen Freund gerade etwas schüchtern, doch ganz Karasuno winkte ab. Einerseits war doch auch Konoha dabei und Asahi konnte einfach Tanaka ersetzen – wo auch immer der gerade hin war, sowie Konoha Akaashi ersetzen würde, wie sich herausstellte. Der Blick des Ersatzspielers ging sofort zurück zu Bokuto, dem man seine Aufregung absolut ansah. Er war das reinste Nervenbündel und konnte sich wohl gerade so noch zusammenreißen um nicht laut loszujubeln, weil Akaashi tatsächlich mit ihm auf ein Date ging. Das versetzte Konoha zwar einen weiteren unangenehmen Stich mitten ins Herz, aber er wollte sich freuen für die Beiden, denn er konnte dem Zuspieler ansehen, dass auch er von einer gewissen Nervosität geplagt wurde. Da konnte dieser auf die anderen noch so gefasst und ruhig wirken, er merkte das. „Hey, wenn er dir auf die Nerven geht, schick ihn einfach heim“, gab er dem Schwarzhaarigen mit und tätschelte ihm wehmütig die Schulter. Akaashi schüttelte den Kopf. „Ich habe Bokuto-san lang genug studiert, dass ich weiß, wie ich ihn beruhigen kann“, sagte der Kapitän und schenkte Konoha einen sanften Blick mit einem zarten Lächeln. Wie konnte er nur so dumm sein? Natürlich wusste dieser Junge ganz genau, wie er Bokuto zu händeln hatte. Das hatte er zwei Jahre lang gelernt und perfektioniert. Sehnsüchtig sah Konoha Akaashi und Bokuto nach, als diese die Gruppe nun ganz verließen, sich ihre Jacken überzogen und den Gang und direkt darauf die Unterkunft verließen. Dabei bemerkte er nicht, dass er selbst äußerst neugierig und interessiert beobachtet wurde. Als er wieder zurück zu den anderen sah, war der Blick abgewendet und die Unterhaltung über die weitere Planung ging weiter. Im Grunde war es ganz einfach, sie wollten alle noch für diverse lustige Aufgaben sorgen – natürlich hatten sie berücksichtigt, dass sie fast nur Jungs waren und dass sie sich einfach eine amüsante, wenn auch herausfordernde und aufregende Zeit machen wollten – Utensilien beschaffen, Getränke besorgen und noch irgendwie an Alkohol kommen und obwohl es für Asahi vielleicht sogar möglich gewesen wäre, hatte er sich massiv dagegen gewehrt. Er würde sich doch nicht dafür verantwortlich machen, dass Jugendliche etwas Verbotenes machten. Es reichte schon, dass sie dieses verwegene Spiel spielen würden. „Na gut, dann mach ich das, ich will ja kein Spielverderber sein, aber sorgt ihr dafür für ausreichend Antis, okay?“, sagte Konoha, wobei ihm Terushima erfreut um den Hals sprang. „Danke, Kumpel, ich hab vergessen, wie du heißt, aber danke! Das ist der absolute Hammer!“, bedankte sich der Blondgefärbte, ließ ihn wieder los und schnappte sich seinen besten Freund. Ein wenig planen mussten sie noch, der Raum sollte frei sein, aber sie mussten abwarten, bis die Lehrer und Coaches die Örtlichkeiten verließen und selbst einen über den Durst trinken gingen und hier kam Nishinoya ins Spiel. Er wollte Saeko aushören, die sich jetzt, wo ihr Bruder Ass des Teams war, kein einziges Trainingsspiel mehr entgehen ließ und somit auch anwesend war und eine der lautesten Jubelnden war. Nishinoya war zwar auf sich selbst gestellt, den sanften Riesen ließ er dabei lieber bei den anderen zurück – er hätte sie sofort verraten mit seiner Nervosität. Das war eigentlich eine absolut liebenswerte Seite an ihm, aber sie brachte ihnen allen gerade gar nichts. Und auch Tanaka konnte er sich nicht zur Unterstützung mitnehmen. Er wäre zwar jemand, mit dem er wusste, dass dieser Job des Aushörens hervorragend funktioniert hätte, doch er wusste, dass dieser eindeutig etwas Besseres zu tun hatte. Das Ass der Karasuno hatte auch bereits den Weg hinter sich gebracht und kam gerade am ausgemachten Treffpunkt an. Kurz zückte Tanaka sein Smartphone und checkte die Uhrzeit noch einmal. Sehr gut, er war pünktlich, überpünktlich sogar, dass er nun ausreichend Zeit hatte, innerlich komplett auszuflippen. Das Herz schlug ihm bis zum Halse, weil er wusste: Jeden Moment würde er das schönste Mädchen auf der ganzen Welt endlich wiedersehen. Mühsam schaffte er es, seinen Atem zu zügeln, doch schreckte er dennoch zusammen, als ihm jemand sachte auf die Schulter tapste: „Tanaka-san?“ Erschrocken drehte sich Angesprochener um und sah voller Freude in diese atemberaubenden dunkelgrauen Augen. „Kyoko“ Kapitel 13: Headfirst --------------------- Während sich Tanaka draußen in der Kälte um Kopf und Kragen redete um diese eine besondere Schwarzhaarige zu umgarnen und Bokuto mit Akaashi in einem süßen kleinen Café saß, sammelten sich die anderen Jungs und die wenigen Mädchen der Teams sowie Asahi, die drei ehemaligen von Date Tech und Konoha im Gemeinschaftsraum Herberge. Johzenji übernahm die Koordination des Raumes, denn die Partymannschaft wusste immerhin wie man das machte. Tische wurden an die Wände geschoben, die Sitzkissen der Sessel landeten am Boden, eine kleine Bar wurde improvisiert und nachdem eine wohl eher undefinierbare Bowle mit den Möglichkeiten, die ihnen zur Verfügung standen, gepanscht wurde, hatten sie auch eine leere Flasche für das Hauptspiel des Abends. „Also! Wer spielt mit Flaschendrehen?“, fragte Terushima in die Runde, als der Raum soweit hergerichtet war. „Natürlich spielen wir mit!“, rief Nishinoya begeistert und gab Asahi dabei seinen sanften Klaps auf den Rücken, der den Brünetten zusammenzucken ließ, aber nicht des Klapses wegen. Das war einzig wegen der Aussicht, solch ein anstößiges Spiel zu spielen. „Aber!“, Nishinoya wurde ernst und ließ seinen Blick gefährlich durch die Runde schweifen. „No funny Business“, sagte er und deutete mit dem Finger unmissverständlich: Nein. Asahi schluckte. Okay, also den richtig unangenehmen Situationen konnte er so wohl ausweichen. Andere küssen, als Nishinoya, das konnte er sich noch nicht einmal vorstellen, wenn er es gewollt hätte. Verhaltenes Nicken bestätigte den Wunsch. Nachdem das geklärt war und sich die Gruppe sammelte – wer nicht mitspielen wollte, stand abseits in Grüppchen zusammen und unterhielt sich angeregt bei Getränken. Der Bowle wurde dabei vorerst noch ausgewichen. Für Ennoshita war das gerade auch eine gute Möglichkeit, die Spieler der anderen Teams besser kennen zu lernen, so stand er gemeinsam mit Narita bei Sakunami von Date Tech, aber auch ein paar schüchterne Jungsters der Fukurodani standen dabei. An anderer Stelle zupfte Hinata gerade an Aones Ärmel und versuchte, ihn dazu zu überreden, auch mitzuspielen. Der ruhige Riese versuchte sich zwar mit sanften Gesten der Ablehnung aus der Atmosphäre zu ziehen, aber als ihn schließlich auch sein Kapitän dazu ermutigte, mitzuspielen, wurde Aone weich und nahm mit einem gemächlichen Nicken an. Zu Terushimas Freude hatten sich also Asahi und Nishinoya gemeldet, auch Futakuchi war dabei mit Aone und Koganegawa. Tsukishima schob lieber Yamaguchi vor, der sich durch dieses Spiel gerne einmal etwas Mut aneignen sollte, er selbst würde lieber nur zusehen, denn die Tatsache, dass dieses Spiel in der für ihn bereits so gut bekannten ‘Wahrheit oder Pflicht‘-Frage enden würde, erinnerte ihn doch zu sehr an den Abend vor gut einem Jahr, an dem er seinem Freund so viel näher gekommen war. Das war für ihn etwas Besonderes. Und da Yachi keine Spielverderberin sein wollte, ließ sie sich als Unterstützung für den jetzt schon verzweifelten Yamaguchi ermutigen. Neben Asahi waren als Ehemalige auch noch die drei Jungs von Date Tech dabei ebenso wie Konoha, der noch zwei aktive Spieler der Fukurodani überzeugte. Bei Karasuno standen zusätzlich Hinata, Yaotome und Kinoshita zur Verfügung und sogar Kageyama hatte sich überreden lassen – wenn man ihm sagte, er wäre feige, ließ er sich schon hinreißen, sowas würde er niemals auf sich sitzen lassen, schon gar nicht, wenn die Herausforderung von Hinata kam. „Das ist ja klasse, dass wir so viele sind“, jubelte Terushima und konnte mit Stolz erkennen, dass bei ihm das ganze Team mitspielte. Es wäre in seinen Augen auch ein Armutszeugnis gewesen, wenn jemand von Johzenji gekniffen hätte. Die spielende Gruppe ließ aber nichts anbrennen und vertiefte sich sofort in das Spiel. Die Sitzplätze auf den Kissen am Boden waren schnell eingenommen und Terushima als Initiator nahm direkt den Start in die Hand. Die leere Flasche traf nach einem schwungvollen Dreh ihr erstes Opfer: Nishinoya Und dieser wählte natürlich sofort ohne zu überlegen: Pflicht. „Nimm dir ‘nen Becher von der Bowle“, verlangte Terushima, immerhin hatte er sie gemeinsam mit Futamata mit ganz viel Liebe – oder zumindest würden sie das behaupten – gemacht. Die Augenpaare aller versammelten, Nichtspieler inklusive, wurden sofort auf die große Schüssel hinter dem blonden Kapitän gerichtet. „Mutig, wenn er das macht“, flüsterte Date Techs Libero und Ennoshita wurde schon etwas nervös. Wie sollte Nishinoya morgen ein gutes Spiel liefern? Sein Einwand fand aber kein Gehör und Nishinoya saß kurz darauf mit einem Pappbecher voll mit dieser undefinierbaren Bowle. Was hatte Terushima gesagt, wäre drinnen? Sekt, Bier, Limo und Kräuterschnaps, den er irgendwo aufgetrieben hatte? Das konnte nicht gut sein. Der Libero setzte den Becher an seine Lippen und schaffte es dabei, dass neben seinem Freund alle Anwesenden an diesen hingen. Er machte einen Schluck und ließ seine Augen durch die Menge wandern. Natürlich fühlte er sich beobachtet und das sogar auf eine ziemlich unangenehme Weise. Gleich machte er noch einen Schluck ehe er den Becher mit einer doch sehr ernsten und ruhigen Miene abstellte. Luft wurde tief eingeatmet und dann wandte er sich an den Koch: „Es ist abartig, wie interessant das schmeckt“, sagte er, dass Asahi erleichtert seufzte. Er hatte schon damit gerechnet, dass das Getränk direkt wieder ausgespuckt wurde, im Optimalfall zumindest in den Becher. Terushima konnte dafür nicht zufriedener sein. Seine spontan gemischte Brühe war gar nicht schlecht und fand somit auch bei den anderen Anklang. Während Nishinoya also die Flasche in Bewegung setzte um den Nächsten bestimmen zu lassen, wurde auch die Bowle großzügig verteilt und verkostet. Sie traf dabei auf verschiedenste Reaktionen, aber so richtig begeistert war keiner. „Immerhin ist nicht viel Starkes drinnen“, murmelte Ennoshita dennoch etwas besorgt und schenkte bei den Erstklässlern noch einmal extra Limonade drauf, dass es ja nichts haben konnte. Die Flasche traf Kenji Futakuchi, der natürlich ebenso wie sein Vorgänger ‘Pflicht‘ wählte. "Denk dir ein Liebeslied für Karasuno aus und sing es uns vor! Entweder jetzt oder wenn wir wieder Gegner auf dem Feld sind, egal ob offiziell oder Training!", forderte Nishinoya und sah Futakuchi herausfordernd an, diesem entgleiste regelrecht das Gesicht. Lieber hätte er sich ausgezogen, ja lieber hätte er wohl sogar nackt auf der Straße zu Macarena getanzt! "Du mieses....", zischte er, aber bemühte sich, sich zu sammeln. Das war seine Aufgabe, das hatte er sich selbst eingebrockt. Futakuchi zog scharf Luft ein und überlegte natürlich angestrengt. "Okay... also dass eines klar ist: Wenn wir Gegner sind, sing ich euch maximal meine Lobeshymne an mich selbst!", stellte er erst mal fest. Währenddessen schenkte er sich auch etwas von der Bowle in den Becher, das würde er nüchtern nicht schaffen. "So... eure Farben sind doch Orange und Schwarz, nicht wahr? Und die kleine Nummer 10... Hinata? Sowas wie euer Maskottchen", begann er zusammenzufassen und dabei fiel ihm sogar ihr bekloppter Banner ein: Fliegt. Futakuchi machte noch einen großen Schluck, dann räusperte er sich und legte dann eine Handfläche auf Aones Schulter. „Yo, Aone, gib mir nen Beat“ Kapitel 14: Awkward ------------------- „Yo, Aone, gib mir ‘nen Beat!“, verlangte Futakuchi von seinem Sitznachbarn und dieser legte direkt los. Koganegawa klappte der Mund auf, als Aone anfing einen richtig coolen Beatboxbeat zum besten zu geben und Futakuchi nach einem weiteren Schluck dieser eher schrecklichen Bowle tatsächlich die Anstalten machte, zu singen oder viel mehr zu … rappen. “Karasuno, jo Schwarz und Orange Krähen die nicht mehr fliegen können? Nicht so sehr! No more ~~~ Da gibts die Nummer 10 Hinata Sho~YOOO und diesen krassen Libero, jo und das Ass, das Ass dass sogar~ jo die stramme stramme eiserne Mauer von Date bricht Jo... ~~~ Ein Team voll cooler Dudes und jo nen scharfen Choach ham die und WHAAAT? ne süße Managerin Yeah Karasuno...Fliegt! Karasuno fliegt ~ ich liebe euch“ "Nicht", flüsterte er dann und exte den Rest aus seinem Becher. "Woah", fauchte er mit hochrotem Kopf und sah zu Nishinoya. "Genehm?", wollte er etwas angesäuert wissen und dieser nickte augenblicklich, sowie die anderen applaudierten und eine Zugabe verlangten. Aber das würde es bestimmt nicht spielen. Es war wirklich unerhört, was für eine Blöße sich der Kapitän da gerade geben musste. Moniwa war sogar vor Lachen – oder war es Begeisterung? – nach hinten gekippt und zerkugelte sich von Herzen. Auch Kamasaki und Sasaya amüsierten sich herrlich über ihren einstigen Kohai. „Das kriegst du zurück“, drohte Futakuchi und drehte die Falsche mit einem scharfen heraufordernden Blick. Natürlich traf er nicht Nishinoya um sich zu rächen, sondern Yaotome, dem Liberoneuzugang, der eingeschüchtert die Wahrheitsmöglichkeit erbat. Langweilig, wie Futakuchi empfand. Sein Blick schielte dennoch wieder zu seinem Peiniger hinüber. Das würde er Nishinoya niemals verzeihen, doch diesen scherte das gar nicht, das war doch eine ganz normale spaßige Rivalität. „Willst du ihm den Stammplatz als Libero streitig machen?“, fragte Futakuchi mit einem gehässigen Grinsen, dass Yaotome erschrocken japste. „Sicher nicht… also… nicht böswillig, natürlich will ich Stammspieler sein, aber Nishinoya-senpais Platz würde ich nie wegnehmen wollen!“, plauderte der Erstklässler drauf los und Futakuchi musste gestehen: Das wirkte sehr pur und somit nach der Wahrheit. Eigentlich wollte er etwas Streit entfachen, wo er schon so gedemütigt wurde, aber dieser Plan ging absolut nicht auf. „Ach, mach dir nichts draus, Kenji, dein Rap war toll“, lachte Moniwa nachdem er sich wieder aufgerichtet hatte. „Rappen ist für Deppen“, gluckste Kamasaki, doch verstummte sofort wieder, wie ihn Futakuchi mit einem Blick maß, der ihn befürchten ließ, er würde sterben, wäre das mit Blicken möglich. „Schon gut, schon gut, war super“, sagte er und hob zur Verteidigung die Hände. Das Spiel ging weiter und nun war es an Konoha eine Möglichkeit zu wählen. Er nahm die sichere Variante, wobei er doch meinte, dass er bei dem jungen Libero auch Pflicht hätte nehmen können – zu früh entschieden. „Bist du gerade verliebt?“, war die Frage, die Konoha direkt die Luft anhalten ließ. Der Aschblonde sah etwas verlegen zur Seite. Er hatte nur Glück, dass derjenige welche gerade nicht da war. Sein Pokerface hätte er dabei nicht behalten, wenn er Akaashi auch noch angesehen hätte. „Ja“, sagte er knapp und wollte direkt zu der Flasche greifen um das Spiel weiter zu treiben und somit von sich abzulenken. „In wen? In die ehemalige Managerin?“, fragte einer der beiden Spieler von Fukurodani und Konoha schüttelte schnell den Kopf. „Yo, er muss nur eine Frage beantworten“, mischte sich Futakuchi plötzlich ein. Sein Kopf war immer noch etwas rot vor Scham, aber gerade deswegen verstand er nun auch zu gut, wie es dem ehemaligen Spiker der Fukurodani gehen musste. Konoha lächelte ihm dankbar zu und nickte. „Solltest du mich bekommen und ich wähle Wahrheit, kannst du mich ja fragen“, sagte er zu dem Jüngeren neben sich, beschloss aber: Nie wieder Wahrheit! Etwas ähnliches entschied auch Yamaguchi für sich. Er würde im Erdboden versinken, würde ihn jemand hier vor allen und dann auch noch vor Tsukishima fragen, in wen er verliebt war. Die Flasche wählte als nächstes Terushima und dieser musste nach seiner Pflicht-Wahl 30 Liegestütze machen, die der Punk unter Jubelrufen mit Leichtigkeit demonstrierte, sogar ohne einen Schweißtropfen zu vergießen. Dennoch zupfte er danach an seinem Shirt und fächerte sich Luft zu. Ein Schluck von der Bowle sollte seine Zunge noch entsprechend befeuchten und dann wurde auch schon das nächste Opfer bestimmt. „Tadashi! Wahrheit oder Pflicht?“, fragte Terushima und fixierte ihn mit seinen mandelfarbenen Augen, dass er dem Blick gar nicht entkommen konnte. Yamaguchi schluckte. Wahrheit war eigentlich raus, zu viel Angst hatte er vor den Konsequenzen, aber sollte er wirklich bei diesem Draufgänger, der das Spiel hätte erfunden haben können, Pflicht wählen? „Komm schon, Yamaguchi, trau dich!“, rief Tsukishima von der Seite rein, er hatte sich bis dahin zwar knapp mit einem von Fukurodanis neuen Mittelblockern unterhalten, doch das Spiel, vor allem seinen besten Freund, hatte er dabei gut im Überblick. Yamaguchi nickte schnell und sagte tatsächlich: „Pflicht“, wenngleich er die Augen zukniff und es mehr nach einer Frage als nach einer Antwort klang. „Gib mir deine Handynummer“, sagte Terushima und fuhr sich etwas angestrengt über die Stirn. Nun gut, so ganz unberührt blieb er durch die spontane körperliche Betätigung dann doch nicht. „Was?… Eh… Warum?“, fragte Yamaguchi, nahm aber das Smartphone entgegen, das ihm hingehalten wurde. „Na weil das deine Pflicht ist, Tadashi“, sagte Terushima und summte seinen Namen dabei regelrecht. Yamaguchi nickte schnell und sah vollkommen überfordert auf das fremde Handy. „Du ähm, du musst es entsperren“, sagte er, hielt es dem Besitzer wieder hin und Terushima rutschte näher an ihn heran. Sein Atem ging dabei etwas schneller, was aber klar mit der sportlichen Betätigung von gerade eben in Verbindung stand. Seine Finger berührten die des Anderen kurz und für den Bruchteil einer Sekunden sahen sie einander überrascht direkt in die Augen. Yamaguchi war sich dabei nicht sicher, aber er meinte eindeutig etwas mehr in diesen so schlicht erscheinenden aber nun auf diese Nähe viel tiefer wirkenden Augen zu erkennen. Doch der Moment war zu kurz. Terushima hatte das Display entsperrt, zog die Hand zurück, genauso wie diesen Blick, der direkt auf das Nummernfeld gerichtet wurde, welches Yamaguchi zum Tippen seiner Handynummer aufgerufen hatte. Irgendwie war er wahnsinnig nervös dabei, wusste aber gar nicht richtig, warum. Umso erleichterter war er, als sich der Blonde wieder zurück setzte und er an der Reihe war, die Flasche zu drehen. Kapitel 15: Worth it -------------------- Kageyama war mit der Aufgabe, die ihm gegeben wurde, alles andere als einverstanden. „Muss es wahr sein?“, fragte er deswegen umgehend, nachdem er verpflichtet wurde, etwas Nettes über Hinata zu sagen, der augenblicklich eine Schnute zog: „Du bist so gemein, Bakayama… fällt dir echt nicht eine nette Sache zu mir ein, die wahr ist?“ Natürlich sollte es wahr sein. Er hatte zwar nicht Wahrheit gewählt, aber wenn er schon etwas Nettes sagen musste, dann sollte es auch stimmen, so äußerte sich die Spielgemeinde und Kageyama blieb nichts Anderes übrig. Er schnaubte und überlegte. Auffällig unauffällig scannte er Hinata ab, der hibbeliger nicht sein konnte. Verdammt, war das nervig. Da konnte man ja nicht brauchbar überlegen, geschweige denn, wirklich etwas Nettes in den Gehirnwindungen finden. Als es langsam unruhig wurde, man ihn schon aufforderte und auch Hinata noch aufgedrehter wurde, er wollte es kaum glauben, war er endlich bereit für sein Kompliment. Da hatte sich Yamaguchi echt was einfallen lassen… Tja, hätte dieser nur geahnt, wie stark diese Aufgabe einschlagen würde. „Okay okay… du hast orangene Haare, wie eine Mandarine und… ich mag Mandarinen, das ist doch nett oder?“, fragte Kageyama und starrte in die Runde. Er verzog dabei keinen Muskel im Gesicht, die Reaktionen der Anderen waren schon eindeutiger. Es wurde gelacht, nachgefragt, ob das wirklich alles war, ob er nicht mehr schaffte, doch Hinata schien durchaus begeistert zu sein. „Du hast gesagt, du maaaagst mich~“, jubelte der kleine Mittelblocker und konnte gar nicht schnell genug reagieren, da hatte er Kageyamas Hand am Hals. „Ich hab nicht gesagt, dass ich dich mag“, knurrte dieser, doch Hinata kam aus seiner Haut nicht raus und musste ihn weiter provozieren, auch Tsukishima stimmte mit ein und bekräftigte schadenfroh, was Hinata gesagt hatte. Einzig ein tadelnder Zwischenruf des Kapitäns beruhigte die drei wieder. Außerdem wurde auch direkt zum Weiterspielen aufgefordert. „Gut, Hinata? Putz‘ meine Sportschuhe“, verlangte Kageyama. „Du Trottel-König musst zuerst die Flasche drehen und dann Wahrheit oder Pflicht fragen und nicht Hinata, sondern den, den es trifft!“, korrigierte Tuskishima direkt diese Aktion und fasste sich angestrengt an die Stirn. Wie konnte es denn so schwer sein, dieses simple Spiel zu verstehen? Den vernichtenden Blick des Zuspielers ignorierte er dabei gekonnt, denn obwohl es ihm normalerweise unheimliche Genugtuung bescherte, war er jetzt nur noch genervt: Von Eurer Dummdusseligkeit. „Genau, Baka-yama! Ich putz deine Schuhe erst, wenn‘s die Flasche sagt“, schloss sich Hinata dem Hohn an, doch merkte nicht, dass er es wohl genauso wenig verstanden hatte. „Wen, nennst du hier Flasche, du Volltrottel?“ knurrte Kageyama und Hinata deutete mit beiden Händen besonders deutlich, als würde er ein Flugzeug einweisen, auf die Flasche. „Die Flasche, du Flasche“ – Und diese Flasche entschied natürlich nicht, dass Hinata Kageyamas Schuhe putzen musste. Stattdessen wurden andere Aufgaben vergeben und auch mehr oder weniger peinliche Fragen gestellt. Einer der Fukurodani Erstklässler musste zur Musik tanzen und machte sich dabei hervorragend zum Affen, Bobata muste einem Mädchen aus seiner Klasse eine Flirtnachricht schicken, dafür musste Kuribayashi sagen, von wem sie aus dieser Runde am ehesten angeflirtet werden wollte – keinem, aber auf wiederholtes Drängen hin, deutete sie auf Aone, weil er ruhig und zurückhaltend war. Doch dieser wäre darauf am liebsten im Erdboden versunken. Sein Kopf wurde hochrot, dass sein helles Haar noch mehr hervorstach. Kamasaki musste beantworten, wie viele Mädchen er bereits geküsst hatte – seine Mutter, Tanten und andere Verwandte zählte dabei nicht – Keines… Moniwa war ganz verwundert darüber, da der Blonde doch immer recht selbstbewusst rüber kam. Er würde sich aber nicht anmaßen, ein Urteil zu fällen, außerdem fand er es ja irgendwie… süß. Aone wiederrum musste später etwas „richtig Cooles“ machen und entschied sich für einen speziellen Handshake mit Koganegawa, der ihm direkt darauf stolz auf die Schulter klopfte. Als der Hüne dann aber seine Frage an Futakuchi stellen sollte, war die gesamte Runde überrascht. „Welches Pornogenre findest du am besten?“, fragte Aone und erntete von allen Anwesenden überraschte Blicke. Einerseits hatte niemand damit gerechnet, dass der stumme Riese tatsächlich etwas fragen würde und andererseits war das eine sehr explizite direkte Frage. Aber Futakuchi würde sie beantworten. Souverän legte er sich die Hand ans Kinn und gönnte sich einen Moment des Überlegens. Sein Blick haftete dabei auf Konoha und bildete ein verschlagenes Grinsen, was dem Aschblonden irgendwie unangenehm wurde. „Schwer zu sagen, ich steh auf Blondinen, das drum herum ist mir dabei ziemlich egal“, antworte der Brünette schließlich und zwinkerte Konoha frech zu, bevor er selbst wieder zur Flasche griff und weiterspielte. Die nächste Aktion, die gerade Konoha etwas aus der Reserve locken würde. Nach diesem eigenartigen Augenkontakt würde er nun, nachdem der Flaschenhals auf ihn zeigte, noch weniger Wahrheit nehmen, wie er es sich eh schon vorgenommen hatte, aber gerade jetzt Pflicht zu nehmen? War das klug? „Pflicht“, sagte er, ohne lang genug darüber nachgedacht zu haben und verfluchte sich regelrecht dafür. Futakuchis Mundwinkel zuckten nach oben. „Geh morgen mit mir auf den Weihnachtsmarkt“, sagte er und schielte dann zu Kamasaki hinüber. „So macht man das. Smooth“, sagte er mit einer untermalenden Handgeste, sah dann aber wieder zu seinem Opfer, das noch mit einer Antwort haderte, aber schließlich nickte. Futakuchi hätte auch gar nichts Anderes zugelassen. Immerhin war es seine Plicht. Konoha war sich nun wirklich nicht sicher, was das alles bedeuten sollte, aber irgendwie fühlte er sich doch geschmeichelt, dass gerade jemand wie Futakuchi mit ihm gemeinsam Zeit verbringen wollte. Wie es klang, ja sogar allein, oder sollte es nur so klingen um zu beweisen, wie viel besser er in solchen Dingen war, als Kamasaki, zudem war Konoha blond und Futakuchi stand auf Blondinen… Moment! Machte er sich diese Gedanken gerade wirklich? Absurd! So absurd. Er sollte einfach weiterspielen, was er dann auch tat und so durfte schließlich Asahi die Frage beantworten, wie sich dieser sein Traumdate vorstellte, was ganz schnell erklärt war: Der Adventsmarkt, so wie bei seinem ersten Date mit Nishinoya. Das wiederum machte Konoha nur noch nervöser und ließ ihn das gerade weggeschobene Gedankenmuster zurückfallen. Er fragte sich, ob das morgen auch ein Date sein sollte. Immerhin hatte Asahi erzählt, wie es bei ihnen dazu kam, nämlich gar nicht als Date geplant, es war einfach geschehen. Was wohl morgen mit Futakuchi geschehen würde? Einfach darauf einlassen. Vielleicht wollte der Drittklässler nur seinen Schalk mit ihm treiben, da würde er sich jetzt nicht verunsichern lassen. Genau. Eines wusste er aber jetzt schon, es würde ihn bestimmt von seinem Liebeskummer ablenken. Das tat das Spiel im Grunde schon ziemlich gut. Konoha hatte richtig Spaß und konnte seit langem seine Gefühle für den Jungen, den er zuvor regelrecht in Bokutos Arme getrieben hatte, verdrängen. Die Runden gingen weiter. Koganegawa musste einen anderen Mitspieler – er entschied sich für Hinata – mit Chips füttern. Der wiederum sollte einen Blowjob an einer Banane demonstrieren, was in einem absoluten Desaster geendet endete, aber Hinata war glücklich, denn der hatte eine leckere Banane gegessen. Futamata musste ein peinliches Foto von sich zeigen – laut Terushima war die Auswahl viel zu groß, aber die Gruppe war begeistert von den gestellten Duck-Face-Fotos des Zuspielers, die ihm doch ziemlich unangenehm waren. Er wollte nun einmal auch probieren, ob ihm dieser Trend stand: Nein! Von Yachi wollte man wissen, ob sie schon einmal etwas Unanständiges gemacht hatte – natürlich nicht, das bestätigten auch alle Mitspielenden und Nichtmitspielenden der Karasuno. Die Aufgabe, die sie schließlich Moniwa gab, wurde von diesem nur süß belächelt und er teilte gerne mit der Gruppe seine letzten Google-Suchanfragen. Harmlos, wie er meinte. Hätte Kamasaki da nicht ein besonderes kleines Detail entdeckt. Moniwa hatte nach einem Teashop gesucht, der für sein besonders leckeres Monaka bekannt war, Kamasakis absolutes Lieblingsdessert. Er wusste ja gar nicht, dass sie beiden diese Gemeinsamkeit hatten und freute sich sogleich darüber. Kapitel 16: Date? ----------------- Akaashi hing in der Zeit, in der die anderen dieses Spiel spielten, regelrecht an Bokutos Lippen. Sie saßen in einem kleinen Café – kleine Holztischchen mit zierlichen Hockern, Stoffe mit traditionellen aber auch modernen Mustern hingen in unterschiedlichen Größen wie Flaggen von der Decke und das Licht war bereits etwas gedimmt, da es schon sehr dunkel war – und der Ehemalige erzählte mit großen Gesten und lauten Worten, wie er das Leben auf der Uni genoss. Dass er eigentlich nie zu Vorlesungen musste, es gab wenig Pflichttermine und die Prüfungen konnte er sich selbst ausmachen oder zumindest einen der Verfügbaren Termine auswählen und er musste auch gar nicht alles gleich machen, er konnte sich Zeit lassen. Nun ja, da hatte Akaashi doch hier und da etwas einzuwenden und er erklärte dem Studenten, wie wichtig es war, zu den Vorlesungen zu gehen und dass es doch auch ratsam war, Prüfungen lieber zeitnah zu machen, als sie aufzuschieben, aber er wollte ihn dabei nicht bevormunden, er hatte immer noch größten Respekt vor Bokuto und hätte eigentlich niemals gedacht, dass es den Sportler auf die Universität ziehen würde. Vielleicht amte er da einer seiner Schwestern nach? Wie dem auch sei. Es war sehr schön für ihn, mehr über das Leben des Anderen zu erfahren, jetzt wo sie einander nicht mehr täglich in der Schule sahen und beide wohl auch mit Lernen beschäftigt waren, denn Akaashi war nun in seinem letzten Jahr, er brauchte gute Noten um selbst einen guten Einstieg ins Studierendenleben zu haben und wollte aber um keinen Preis aufgeben, im Club weiter Volleyball zu spielen, weil er dort, auch wenn er nicht da war, Bokuto immer noch am nächsten war. Und auch Bokuto lernte, denn er erzählte neben seinem Snack, den er sich in Form einer Portion Takoyaki gönnte, von bereits positiv abgeschlossenen Kursen. Wenn es auch nicht so viele waren, wie Akaashi sie an seiner Stelle erledigt hätte, aber Akaashi ging sowas auch weit strukturierter und durchplanter an. Bokuto genoss sein Leben und das wiederum begeisterte Akaashi, bereits so lange er den ehemaligen Kapitän kannte. Irgendwann war es dann leider Zeit doch zu gehen. Akaashi störte sich nicht daran, dass er gar nicht viel von sich erzählt hatte, er genoss es viel mehr dem Älteren zuzuhören und die Begeisterung in dessen Gesicht dabei zu sehen. Auch bemerkte er, dass er über Niederlagen – tatsächlich wurde bereits eine Prüfung in den Sand gesetzt – schon ganz anders hinwegkam. Fast fühlte sich Akaashi nutzlos, rief sich dann aber in Erinnerung, dass Bokuto ihn damals wirklich brauchte und dass er eben jetzt auch seine Nähe und Gesellschaft suchte. Wie ein richtiger Gentleman bot Bokuto Akaashi dann auch an, ihm die Jacke anzuziehen, was dieser aber ablehnte. Wie sah das denn aus? Und dann spazierten sie auch schon den Weg zurück zur Unterkunft. „Es ist schade, dass ihr morgen nicht spielt… ich hätte dich gerne noch einmal gesehen“, sagte Bokuto. Er ließ den Kopf dabei etwas hängen, doch Akaashi neigte sich im Gehen so, dass sein Gesicht genau im Blickfeld des ehemaligen Ass der Fukurodani auftauchen konnte. „Was hindert dich daran, dass wir uns morgen nicht auch sehen“, fragte der Jüngere mit seinem üblich matten Ausdruck, doch vermittelte Bokuto dabei eine gewisse Wärme durch das Funkeln seiner Augen, dass dieser den Kopf sofort wieder hochzog und Akaashi erfreut ansah. „Du meinst, wir könnten morgen auch ein Date haben?“, fragte er ganz plump aber begeistert. „Ein… Date? Auch?“, fragte Akaashi mit hochgezogenen Augenbrauen. Jedem anderen wäre deutlich ersichtlich gewesen, dass der Zuspieler angestrengt überlegte, wann das hier als Date deklariert wurde. „Oh ja… also… das hier soll eigentlich ein Date sein, ähm… Überraschung? Konoha hat gesagt, ich sollte dich doch mal um ein Date fragen, aber ich hab mich nicht so direkt fragen getraut, also ist es ein Überraschungsdate… Nur, wenn du das willst natürlich“, erklärte Bokuto und schwankte allein in dieser kurzen Ansprache einige Male in der Stimmung. Er war erst peinlich berührt darüber, dass er so rumdrücken musste, dann freute er sich darüber, dass die Überraschung – zumindest in seinen Augen – geglückt war, dann war er wieder unsicher und nach einem weiteren Anflug von Freude sank die Stimmung wieder, aus Angst, Akaashi könnte das wirklich nicht wollen. „Konoha…“, hauchte dieser den Namen ihres vermeidlichen Verkupplers und musste tatsächlich im Ansatz lächeln, dann sah er Bokuto an und nickte. Ja, es durfte gerne ein Date sein, aber leicht würde er es dem Anderen nicht machen. Nachdem er sich zwei Jahre ununterbrochen um die Stimmung des Asses gekümmert hatte und jeden Anflug von schlechter Laune mit Überzeugung beseitigen konnte, war es nun auch gerne einmal an ihm, die Stimmung zu retten. Auch wenn sie für Akaashi nicht verloren war. Ganz im Gegenteil. Das Kribbeln in seinem Bauch war sogar Bestätigung genug, dass es ein voller Erfolg war. Aber auch diesen würde er Bokuto nicht an die Nase binden. Noch nicht. Bokuto versuchte angestrengt zu interpretieren, wie Akaashis Reaktion zu deuten war, denn er war ruhig. Ungewohnt ruhig, fast schon besorgniserregend und es hätte jemanden beinahe die Beherrschung geraubt. Doch dann machte Bokuto etwas sehr entzückendes. Mit einem breiten – wunderschönen – Lächeln hielt er Akaashi den Arm hin und wies ihm so, sich einzuhängen. Er wollte nicht übertrieben schnell seine Hand halten, was ihm wirklich hoch angerechnet wurde. So deutlich die Nennung dieses Treffens, dieses Dates auch war, Akaashi war schüchtern und er würde nicht direkt ein süßes Liebespärchen mimen wollen, immerhin war es ihr erstes Date und wer wusste schon, ob diese zarten Gefühle, die sich nach Bokutos Aufmerksamkeit, Nähe und Wertschätzung sehnten auch wirklich mehr waren. Vorsichtig legte Akaashi seine Hand von hinten durchgeschlungen an Bokutos Armbeuge und legte seine Finger auf seinem durch die viel zu dünne Jacke an den Oberarm des sonst so aufgedrehten großen Kerls. Etwas überrascht spürte er, dass Bokuto sofort seine andere Hand auf seine legte, sie sanft tätschelte, aber auch direkt wieder abließ. Für den kurzen Augenblick war Akaashis Herz stehen geblieben und er traute sich gar nicht, zu atmen. Seine Augen haftete auf seinen Fingern, die bis eben noch diese wunderschöne Wärme wahrgenommen hatten, dann sah er hoch in diese atemberaubenden leuchtenden gelben Augen. „Es war wirklich schön in dem Café und es wäre auch schön, wenn wir das morgen wiederholen könnten, vielleicht auf den Adventmarkt?“, schlug Akaashi vor als sie bei der Unterkunft der Teams ankamen. Er blieb stehen, Bokuto wäre beinahe weitergegangen, als wäre alles wie immer und er würde wie früher mit allen die Nacht im Gemeinschaftsraum verbringen und für Unterhaltung sorgen, auf die man um diese Uhrzeit gerne verzichten konnte. „Ja! Natürlich und wir sehen das Spiel morgen gemeinsam! Immerhin muss ich sehen, wie mein Schüler Johzenji fertig macht“, sagte Bokuto mit geschwellter Brust, dass Akaashi mit einem müden seufzten den Kopf schüttelte. Nichts könnte ihn gerade glücklicher machen, als die Tatsache, zu wissen, dass Bokuto einfach Bokuto war und nie anders sein würde. Etwas erwachsener und ein weniger reifer vielleicht. Aber Bokuto… war immer Bokuto. Kapitel 17: Attack ------------------ Am nächsten Morgen sah man nicht nur den Schülern an, dass die Nacht etwas länger wurde, als sie es eigentlich hätte sein sollen. Als hätte man der jungen Dame ein Zeichen gegeben war nämlich Saeko Tanaka genau recht zur Sperrstunde mit einer Flasche Reisschnaps aufgetaucht und überredete die Coaches und Trainer zum Mahjong spielen. „Wir sollten dringend darüber reden, wie ihr mich ab dem nächsten Schuljahr dazu überredet bei euren Treffen dabei zu sein, wenn mein süßer kleiner Bruder nicht mehr bei Karasuno ist“, hatte Saeko Ukai und Takeda zugegluckst, als sie sich verabschiedet hatte. „Vielleicht fällt mir morgen auf dem Adventmarkt etwas ein“, sagte Ukai und sah Saeko bewundernd nach, wie diese mit so viel Schnaps in sich souverän und absolut gerade zu ihrem Zimmer ging, das ihr hier bereit gestellt wurde. „Eine bemerkenswerte junge Frau“, sagte Takeda, der mehr schlecht als recht an der Wand lehnte und Ukai lachte. „Da sagen Sie was“. Und dasselbe hatten die beiden über die Blondine bereits am nächsten Morgen gesagt, denn die war wach und frisch, als wäre der vergangene Abend nie gewesen. Sie stand neben Shimada und Takinoue und jubelte einem Cheerleader gleich, als Tanaka einen weiteren Punkt für Karasuno holte. „Komm schon, Yamaguchi, den nächsten machst du direkt rein“, rief Tanaka zurück zu dem Pinch Server, der zumindest seinen ersten Aufschlag direkt reingemacht hatte und den zweiten so geschlagen hatte, dass er schlecht angenommen wurde und das Ass eine perfekte Möglichkeit zum punkteholenden Angriff hatte. „Tja, den hätte ich auch locker reingemacht“, sagte Nishinoya und tappte sich dabei mit den Fingern auf die geschwellte Brust. „Jaja, du musst dich hier nicht aufspielen, Asahi ist eh schon begeistert von dir, lass mich doch vor Kyoko noch besser dastehen“, flüsterte das Ass seinem Kumpel zu. Sie sahen beide hoch zu den Rängen, wo Shimizu neben Asahi stand und für ihre Verhältnisse begeistert klatschte – sie klatschte und lächelte. „Ach, du bist doch gestern eindeutig so gut dagestanden, dass sie heute hier ist, nur wegen dir“, sagte Nishinoya und gab Tanaka einen saftigen Klapps auf die Schulter, der wiederum stolperte einen guten Schritt nach vorne. „Du übertreibst, sie ist doch auch wegen euch hier“, sagte er während er sich die Schulter rieb. Was der Kleinere an Größe nicht hatte, machte er eindeutig mit Kraft wett. Yamaguchi hielt in der Zwischenzeit den Ball wieder in seinen Händen und nahm konzentriert die lederne Oberfläche wahr. Auf der anderen Seite sah er, wie schon bei den vorhergehenden Aufschlägen, direkt in Terushimas herausforderndes Gesicht. Hätte er nicht den gestrigen Abend mit der großen Gruppe verbracht, wäre er jetzt wohl absolut eingeschüchtert, aber die gemeinsamen Stunden zeigten ihm, dass auch der Blondgefärbte nur ein ganz normaler Teenie war, der sogar ähnlich wie Hinata einfach nur zu viel Energie hatte. Außerdem hatte er dieses ansteckende Lächeln, das er zugegebener Weise irgendwie sehr gerne mochte. „Hör auf zu flirten, Yamaguchi!“, rief Tsukishima von der Seite rein, für den der Pinch Server vor kurzer Zeit eingewechselt wurde um eben seine Aufschläge zum Besten zu geben. Bei dem Vorwurf zuckte er aber zusammen und ließ sein ewig gleiches „Sorry, Tsukki“, verlauten. Er atmete einmal tief ein und versuchte das nun nicht mehr herausfordernde sondern vielmehr selbstgefällige Grinsen zu ignorieren. Der Pfiff erklang, Yamaguchi atmete ruhig aus, drehte den Ball zwischen seinen Fingern, nahm Anlauf und warf sich das Leder für einen wuchtigen Sprungflatteraufschlag hoch, der ausgerechnet Terushima durch seine abgefälschte Bahn mit einer Härte ins Gesicht prallte, dass es den Kapitän die Füße vom Parkett riss und er in Sekundenschnelle auf dem Boden der Tatsachen landete. Hinter ihm spielte Bobata den Ball aber nach vorne zu Futamata, der ihn direkt Higashiyama für einen Angriff zuspielte. Die Flagge ging hoch. Der Ball war draußen. Yamaguchi stand seit dem Aufprall seines Aufschlages wie angewurzelt stehen. Seine Hände hatte er sich auf den Mund geschlagen und sah mit geweiteten Augen zu Terushima, dem das Blut aus allen Gesichtsöffnungen zu quellen schien – natürlich war das übertrieben, aber Yamaguchi glaubte dennoch, er hätte den Anderen schwer verletzt. Terushima saß auf der anderen Seite am Boden und betastete sein Gesicht. Die Nase blutete eindeutig, er schmeckte auch im Mund mehr Blut, als er eigentlich sollte. Ohne zu überlegen öffnete er den Mund und deutete Futamata, zu schauen. Der gab nur einen entsetzten Ton von sich und nachdem auch Trainer Anabara gesehen hatte, was passiert war, wurde die gelbe Nummer eins vom Spielfeld verwiesen. Jetzt war erst einmal ein Besuch bei der hiesigen Krankenschwester angesagte. „So kann man die Gegner auch ausschalten“, sagte Terushima frech als er am Spielfeldrand neben Yamaguchi vorbei ging, doch schenkte ihm ein Grinsen, das nicht zur Situation passte und zwinkerte ihm kess zu. „Es tut mir so leid, Terushima-san“, sagte der Brünette und konnte nun endlich seine Füße vom Parkett lösen um die paar Schritte zu Terushima zu überbrücken, die zwischen ihnen waren. „Ich sagte doch, du sollst Yuuji sagen“, wiederholte Terushima, was er Yamaguchi in einer Nachricht geschrieben hatte. Das machte die Situation für Yamaguchi aber nicht viel einfacher. Eigentlich hatte er damit gerechnet, dass er ihm böse war und ihm vielleicht sogar etwas Harsches an den Kopf werfen würde, doch Terushima war fröhlich wie eh und je. Das blutende Gesicht trug auch dazu bei, dass sich Yamaguchi schlecht fühlte. „Ich will das wieder gut machen“, sagte er, wusste er aber gar nicht recht wie. Vielleicht sollte er am Adventmarkt einen ruhigen Moment nutzen und Terushima ein Getränk aufgeben. Wobei… ob der bei seiner Verletzung überhaupt noch raus wollte? Dumme Überlegung – natürlich. Vor allem auf den Adventmarkt wollte der Kapitän. „Mach den nächsten einfach nicht rein, dass ich Zeit habe, wieder mitzuspielen“, sagte Terushima und ging seinen Weg zur Krankenschwester weiter. Yamaguchi seufzte. Er würde doch nicht absichtlich einen Ball verspielen? Freundschaftsspiel hin oder her! Das machte er nicht. Etwas wehmütig, eben weil er jemanden verletzt hatte, sah er Terushima nach und versuchte sich dann auf seinen nächsten Aufschlag zu konzentrieren, der ihm durch die Schuldgefühle aber gar nicht gelingen wollte. „Schon okay, Yamaguchi, kann jedem passieren“, rief Hinata zurück, als der Ball auf den Boden fiel, nachdem sich dieser im Netz gefangen hatte. Der Aufschlag wechselte, der erste Satz ging dennoch an Karasuno. 25 : 19 für Karusuno Kapitel 18: Fall for you ------------------------ Die Pause zwischen den zwei Sätzen war dieses Mal etwas länger, weil man nach gutem Zureden auf den angeschlagenen Kapitän der Johzenji wartete, der aber auch nicht lange auf sich warten ließ. Terushima ging mit einem breiten Grinsen aber mit durch Tupfer gestopfter Nase an Karasunos Ersatzspielern vorbei und blieb für einen Augenblick bei Yamaguchi stehen, der sofort eingeschüchtert den Kopf einzog. Auf Tsukishimas Einwände hin, hob der Kapitän nur die Hand um ihm zu weisen, doch ruhig zu sein, dann wandte er sich wieder dem Brünetten zu. „Hab gehört, du hast den Aufschlag wirklich vergeben, aber irgendwie fühlt sich das noch nicht gut an“, meinte er und deutete sich dabei auf seine Nase. „E- es tut mir l-leid“, japste Yamaguchi nach Luft, doch Terushima schüttelte den Kopf. Er sah ihn dabei nicht bösartig an oder irgendwie nachtragend. Sein Gesicht zierte sogar ein richtig nettes aufrichtiges Lächeln während er umgehend einen besseren Vorschlag machte. „Wie wäre es mit was Süßem?“, fragte der Ältere, dass Yamaguchi außer einem schockierten Ton gar nichts mehr raus brachte. „Gott, bist du entzückend“, sagte Terushima begeistert und klatschte in die Hände, doch dann legte er Yamaguchi eine Hand auf die Schultern und versuchte ihn doch irgendwie zu beruhigen. Diesen beruhigte das aber keinesfalls. Er war doch nicht entzückend! Rote Farbe ging ihm im Gesicht auf und er versuchte verkrampft, nicht wegzusehen, aber Augenkontakt konnte er auch nicht halten. Das war ihm gerade alles zu peinlich und warf zu viel Aufmerksam auf seine Person. Der Rest vom Team stand mehr oder weniger gespannt um die Beiden herum – Kageyama stänkerte, dass sie endlich weitermachen sollten, dass sie den zweiten Satz starten konnten. „Am Adventmarkt, wo denkst du denn hin!“, klärte Terushima laut lachend auf, zwinkerte einmal und ging dann an seinen Platz auf der anderen Seite des Spielfeldes. Coach Ukai schüttelte am Spielfeldrand den Kopf und wandte sich leise an Herrn Takeda: „Und ich dachte, das hätte sich letztes Jahr erledigt.“ Der Lehrer wusste aber, dass sie hier mit Jugendlichen zu tun hatten, mitten in der Pubertät und dass es doch dieses Mal so viel harmloser verlief wie im Jahr davor. Yamaguchi hätte auf diese Pubertät wohl gerne verzichtet, denn diesem war bewusst, dass er mit hochrotem Kopf nun da stand und ihn alle anstarrten, die nicht auf den ersten Aufschlag von Ennoshita warteten. Da Kapitän brachte den Ball souverän auf die andere Seite, wohl platziert genau zwischen die zwei Verteidiger, die darauf zusammenprallten. „Yo! Das war meiner“, pflaumte Bobata und sein Kollege nickte. Natürlich war es seiner. Der Ball ging zurück und wurde erneut aufgeschlagen. Ennoshita warf sich den Ball wieder in aller Ruhe hoch und ließ diese gezielten Fallen treffsicher versenken. Nach dem zweiten Reinfall wies Terushima die beiden hinteren Spieler an, sich anders aufzustellen. Machte er es dem anderen Kapitän wirklich so leicht? Ennoshita schätzte Terushima zwar nicht als großen Denker ein, aber so bekloppt konnte er doch nicht sein. Also lieber eine Nummer sicher gehen. „Netzroller!“, jubelte Hinata, doch der hatte vergessen, dass Johzenjis Zuspieler für genau sowas einen Spezialmove hatte. Futamata holte den Ball mit dem Fuß ins Spiel und Terushima knallte diesen sofort ohne weiteren Zwischenmann bei Karasuno auf den Boden. Yamaguchi musste schon sagen, die Form, die der gegnerische Kapitän in der Luft hielt, war bemerkenswert, wie ein schmächtiger Ushiwaka, dachte er dabei und bemerkte gar nicht, wie er zu starren schien, denn Kinoshita stieß ihm mit dem Ellenbogen sanft in die Seite. „Wenn du so starrst, will er sicher was anderes Süßes auch“, sagte der zweite Pinch Server im Team. So schnell konnte Yamaguchi gar nicht protestieren, kicherten die Erstklässler auch schon. Oh Mann, das war so peinlich, dass der Brünette am liebsten im Erdboden versunken wäre. Da machte es der darauffolge Aufschlag des johzenjischen Partymeister nicht besser, weil ihm dieser Kerl einen weiteren flirtenden Blick schickte, den der Jüngere aber eigentlich gar nicht so genau deuten konnte. „Ich glaub, der steht auf dich“, kicherte Yaotome, der in der Rotation als Libero gerade kurz raus musste. Yamaguchi schlug das Herz dabei bis zum Hals und er schüttelte wild den Kopf. Nein, nein, ganz bestimmt nicht. Niemand stand auf ihn, da war er sich ganz sicher. Das versuchte er unter Stottern auch deutlich zu machen. Eine Schande… so viel Mut und Selbstbewusstsein hatte er sich im Vergleich zum letzten Jahr antrainiert, nur dass ihn so etwas nun Meilen zurück versetzte. Die Unsicherheit stand ihm auch noch stark in den Knochen, als er nach einigen Ballwechseln und Punkten zum Aufschlag eingewechselt wurde. Es war an der Zeit, mit seinem Sprungflatteraufschlag wieder einmal dafür zu sorgen, dass dem Spaßvogel dort drüben das Lachen verging. Terushima ließ es sich dabei nicht nehmen, im Spaß seine Hand direkt vor seine Nase zu halten und Yamaguchi ganz genau anzuvisieren und ihn mit den Augen zu fixieren. „Stell dich nicht so an, Yamaguchi, knall ihm halt noch einen rein“, versuchte Tsukishima die Aufregung zu glätten, doch wirklich besser machte er es nicht. „Schon gut, Tadashi, ich vertrau dir“, rief Terushima und tat die Hand wieder hinunter. So recht wusste der Zweitklässler noch immer nicht, wie er es finden sollte, dass gerade dieser Kerl ihn beim Vornamen nannte, aber im Grunde störte es ihn nicht. Und dass er ihm vertraute – es wirkte einfach nicht daher gesagt – fand er doch auch irgendwie schön. Tsukishima schnaubte, aber Yamaguchi konnte wirklich Ruhe fassen und legte sich den Ball für einen richtig guten angefälschten Aufschlag bereit – diesmal ohne getroffener Nase. Der Ball wurde gerade noch angenommen, kam sofort wieder zurück und wurde von Kageyama in Windeseile für einen Schnellangriff von Hinata zugespielt. Punkt für Karasuno. Der Aufschlag lag wieder bei Yamaguchi, dem zugerufen wurde, er sollte es genau so wieder machen. Mit einem verhaltenen Nicken nahm er sich das auch vor. Diesmal schlug der Ball auf die andere Seite aus und überraschte den gegnerischen Libero, der bereits zur Seite rutschte und dem Boden näher war, als es ihm für die Fluglinie des Balles lieb war. Ein abenteuerliches Manöver ließ ihn den Ball aber mit seinem Kopf annehmen, direkt zu Bobata abfälschen, der ohne Probleme zu Futamata nach vorne spielen konnte, der wiederum dem Kapitän einen idealen Angriff durchführen ließ. Als hätte Ennoshita bereits damit gerechnet war er direkt ein paar Schritte zurück gegangen und nahm den Schmetterball mit nun brennenden Armen von unten an. Perfekte Auflage für Kageyama, der Tanaka zuspielte. Der Ball blieb ihm Spiel und schoss nach einem weiteren harten Angriff direkt auf Yamaguchi zu. Anders als es wohl noch vor ein paar Wochen ausgegangen wäre, positionierte sich dieser genau unter dem Ball und ließ diesen mit einem lauten Schnalzer kerzengerade nach oben schnellen. Das Spiel verlor direkt an Geschwindigkeit und das Team konnte sich wieder besser aufstellen um den nächsten Punkt zu holen. Kapitel 19: In My Head ---------------------- Johzenji konnte den zweiten Satz nach einem erbitterlichen Schlagabtausch um den Satzball für sich entscheiden und schlug sich auch bereits zu Beginn des dritten und letzten Satzes des gesamten Weihnachtsturnieres nicht schlecht. Yamaguchi gelang es immer öfter, eine saubere Annahme zu machen, ganz zur Freude des Teams und auch Kinoshita zeigte, was er drauf hatte, so wie dieser für Hinatas Aufschläge aufs Feld kam. Gemeinsam mit dem Drittklässler konnte Yamaguchi aber nie spielen, das war auch nicht so geplant. Er war für Tsukishimas Aufschläge im Team und Kinoshita eben für den aufbrausenden Decoy. Karasuno erreichte als erstes den zweistelligen Punktestand. Yamaguchi stand an der Außenlinie und fieberte dem spannenden Spiel nach. Johzenji hatte sich in ihrer Aufstellung zu letztem Jahr zwar nicht geänderten, aber sie spielten ganz anders als es damals im Vorentscheid war, bei dem sie in diesem Jahr nicht aufeinander getroffen waren. Auch im Oberschulturnier hatten sie sich ganz anders angestellt und sich nun noch einmal mehr gewandelt. Einfachheit und Stärke Dieser Spruch passte in ihren Augen noch nie zu ihnen, auch Yamaguchi fand, dass gerade Einfachheit nicht richtig war. Johzenji war experimentierfreudig, noch mehr als Karasuno, die zwar gerne Neues ausprobierten, aber nicht mitten im Spiel auf neue Ideen kamen. Terushima hatte Futamata dazu überredet, Akaashis coolen Move nachzuahmen, der klappte, denn es war absolut unvorhergesehen, vielleicht sogar für Futamata selbst. Aber auch das Blocken der Date Tech versuchten sie, zu kopieren. Weniger erfolgreich, weswegen sie auch bereits sechs Punke hinten lagen. „Angriff ist sowieso die beste Verteidigung!“, rief Terushima und animierte das gelbe Team dazu, wieder wilder und angriffslustiger zu sein. Nicht umsonst übten sie den Zweikampf in der Luft so regelmäßig, darin waren sie einfach unschlagbar. Blocks von Karasuno endeten selten in Punkten, dafür die Angriffe umso mehr. Besonders unangenehm erlebte das Tsukishima, der Terushimas Attacke blockieren wollte, dieser aber sofort hochgeschnellt war um den blockierten Ball zurück zu schleudern, mit besonders viel Kraft dahinter, dass er direkt an den Fingern des Mittelblockers abprallte und in Hinatas Händen landete, der neben Yamaguchi stand und hibbelig darauf wartete, wieder ins Spiel genommen zu werden. Johzenji holte auf, aber lange ließ Karasuno ihnen das nicht durchgehen. Durch einen Synchronangriff, der von Yaotome hinter der Mittellinie ausging wurde mit Nishinoyas Überraschungsangriff der Aufschlag wieder auf ihre Seite geholt. Hinata durfte wieder aufs Feld, Kinoshita kam heraus und wurde von Yamaguchi mit einem erfreuten „Das waren klasse Aufschläge“ und einem Highfive begrüßt. „Nicht wahr?“, sagte Kinoshita stolz, schwellte die Brust und hob den Daumen hoch. Yamaguchi und die anderen Ersatzspieler nickten rasch. „Faszinierend, dass Nishinoya eine normale Position spielt“, sagte Shimizu überrascht, Asahi nickte bereits wissend, gestand ihr aber direkt, dass er am Vortag nicht weniger verwundert war. Auch Futakuchi war an diese Änderung nicht gewohnt. Schon als sie gegen Karasuno gespielt hatten. „Das können die nicht einfach machen, rechnet ja keiner damit, dass der Zwerg plötzlich angreift…“, grummelte er vor sich hin. Sakunami fand das gar nicht so blöd. Für Gegner, die das Team bereits gut kannten, war das wirklich eine hervorragende Chance, für Verwirrung zu sorgen, außerdem machte der eigentliche Libero auch eine verdammt gute Figur als Angreifer. „Sie könnten damit ein Doppellockvogelmodell aufstellen, wenn er und Hinata ihr Ding durchziehen“, sagte Sakunmaki und Futakuchi blies angespannt Luft aus, was seine Haare zum wehen brachte. Natürlich hatte der Libero recht. Nishinoya gehörte auch zu der Sorte Spieler, die zwar klein waren, aber ausgesprochen schnell. Kaum fischte er nach einem Ball, war er auch sofort wieder aufgesprungen und bereit für einen Angriff oder zumindest das Antäuschen eben dessen, was gerade wieder einmal sehr gut funktioniert hatte. Ein Angriff von Johzenji wurde durch Nishinoya vereitelt, der direkt danach schon zum Angriff ausholte. Die Augen waren noch auf dem Drittklässler, da war Hinata auch schon auf der anderen Seite viel weiter oben und schmetterte den Ball auf Johzenjis Spielfeldseite auf den Boden. Tsukishima war wieder am Aufschlag, somit Einsatz für Yamaguchi, der lächelnd mit seinem Schwarm und besten Freund abklatschte – wenngleich dieser nur seine übliche Mimik im Gesicht walten ließ, dennoch ein Moment, der das Herz des Pinch Servers höher schlagen ließ. Jede Interaktion mit dem blonden Mittelblocker machte ihn aufgeregt und freute ihn. Nun gut, alle, die nicht mit Tendou zu tun hatten, denn diese brachen ihm das Herz. Mal um Mal. Er kam ja aus seiner Haut nicht raus. Vermutlich musste erst jemand kommen, der ihm die Füße vom Boden wegriss. Genau so wie er es vorhin bei Terushima gemacht hatte, nur lieber nicht ganz so übertragen. „Hau ihn rein, Yamaguchi!“, rief Hinata begeistert, dass Angesprochener zusammenzuckte. Genau, er sollte lieber nicht in Gedanken versinken und seine Aufgabe hier erfüllen. Das wäre auch viel einfacher, würde ihn der Kapitän des gegnerischen Team nicht mit einem so einschüchternden Blick anstarren. „Yo, wenn ich den annehme, gehst du nach dem Match mit mir auf den Weihnachtsmarkt. Nur du und ich, okay?“, rief Terushima hinüber. Yamaguchi zuckte sofort wieder zusammen. Er spürte, wie ihm die rote Farbe bereits in die Wangen aufstieg. Sollte er sich deswegen geschmeichelt fühlen? Oder wollte ihn der Andere nur aus der Fassung bringen, dass er den Ball im Optimalfall auch noch direkt ins Netz schlug. Oh, sollte er ihn zur Sicherheit daneben gehen lassen? Nein! Lieber wollte er den Ball mit so einer Wucht über das Netz bringen, dass Terushima sein blaues Wunder erleben würde – oder lieber doch nicht? Er wollte ihn nicht noch mehr verletzten. Ein Blick zur Seite bestätigte ihm den aktuellen Spielstand: 17 : 21 für Karasuno. Eigentlich sollte er einfach die nächsten 4 Bälle reinmachen und die Sache wäre gegessen. Er konnte sich mit Tsukishima eine schöne Zeit auf dem Markt machen, hatte seine Ruhe von diesem aufdringlichen Kapitän und wäre auch noch so etwas wie der Held des Tages. Genau. Yamaguchi wollte gerade unbedingt der Held sein. Was er aber nicht wusste, war wie noch viel mehr Terushima mit Yamaguchi den Nachmittag verbringen wollte. Geglaubt hätte er es ihm im Grunde nicht einmal, wenn er versucht hätte, es in Worten auszudrücken. Aber Terushima machte es mit einer halsbrecherischen Tat ganz deutlich. Der Ball wurde hochgeworfen, Yamaguchi machte zwei schnelle Schritte, sprang hoch und schlug das Leder mit einem perfekten Treffer hinüber auf die andere Seite. Anvisiert wurde dabei genau der linke Außenverteidiger, dem sich nun auch Terushima näherte. Aber Yamaguchis Aufschläge waren nicht so einfach zu durchschauen. Direkt vor dem Kapitän wechselte die Bahn, dass Yamaguchi schon erleichtert seufzte. Doch Terushima wandte sich mit einem Sprung, um Momentum zu gewinnen, zum Ball um und erwischte ihn im Flug bei seiner Drehung mit dem Fuß und schleuderte ihn über seinen Kopf hinweg zurück auf Karasunos Spielfeld, wo er von Ennoshita angenommen wurde. Terushima landete mit hochgestreckten Beinen am Rücken, rollte sich aber schnellstmöglich zur Seite um bereit für einen Angriff zu sein. Dass er sich bei seinem vermeidlichen Fallrückzieher den Hinterkopf am Boden geschlagen hatte, merkte er auch erst, als es ihn beim Schritt nach vorne drehte. Aber eines hatte er deutlich gemacht, auch wenn der nächste Punkt und wenig später auch der Satz und somit das Match an Karasuno ging: Er wollte um jeden Preis mit Yamaguchi auf den Weihnachtsmarkt. Und hatte das auch geschafft. Kapitel 20: That's Why ---------------------- „Ich verstehe noch immer nicht so ganz, warum du so unbedingt mit mir hier sein willst“, hinterfragte Yamaguchi die Situation, in der er sich gerade befand das erste Mal auch laut heraus. Seit dem Moment, als Terushima das vor seinem Aufschlag gesagt hatte, hämmerte diese Frage auf den Zweitklässler ein. Er konnte sich keine brauchbare Antwort ausdenken, nicht während dem Rest des dritten Satzes, nicht in der Umkleidekabine und auch nicht, als er mit seinem besten Freund darüber gesprochen hatte. Tsukishima hatte Parallelen – unangenehme Parallelen – zu einem gewissen Rotschopf erkannt, von dem Yamaguchi gar nicht sprechen wollte. Den Vergleich fand er dabei gleicherweise absurd wie auch einschüchternd. Seine Antwort auf das ‘Warum‘ konnte er damit auch nicht beantworten, egal welches Ende der Befürchtungen es betreffen könnte. Dafür war Terushimas Begründung doch einfach zu bekloppt: „Ich glaube, ich könnte dich sehr glücklich machen“. Was sollte das denn bitte bedeuten? Und warum schlug man sich deswegen den Kopf am Hallenboden? Aus diesem Kerl konnte man wohl nicht schlau werden oder? Vermutlich war das auch gar nicht das erste Mal und der Kapitän war bereits vollkommen wirr im Schädel. Genau, das musste es sein. Denn Yamaguchi sehr glücklich zu machen – wohl mit einem Punsch und einer Süßspeise? Einem Früchtespieß vielleicht? – war ein absolut wirrer Wunsch. „Ich weiß nicht, was du meinst“, murmelte er deswegen nur vor sich hin während er mit dem Älteren über die Straße ging um nur wenige Meter weiter den Eingang des Weihnachtsmarktes passieren zu können, aber das taten sie nicht, denn Terushima blieb stehen, so dass auch Yamaguchi inne hielt. Oh nein, hatte er jetzt auch noch was Falsches gesagt? Er wusste zwar nicht, was das alles hier sollte oder ob er Terushima überhaupt besonders gerne mochte, eigentlich nicht, er war vom ersten Moment an eingeschüchtert von ihm und hätte nie mit ihm alleine sein wollen – nun gut, es war mehr als ein ganzes Jahr vergangen und er war kein Angsthase mehr, zumindest nicht mehr so sehr wie damals, als er der Johzenji das erste Mal gegenüber stand. „Entschuldige bitte“, sagte er der Vorsicht wegen, doch Terushima schüttelte energisch den Kopf. Nein, Yamaguchi sollte sich nicht entschuldigen, ihm war auch irgendwie bewusst, dass das vielleicht ein doofer Spruch war und pausierte auf die Frage hin, wozu er eigentlich Sprüche brauchte. Terushima musterte Yamaguchi eingehend. Merkte er wirklich nicht, dass das nicht einfach nur Sprüche waren? Dass er ihn abcheckte und dass es verdammte Anmachsprüche waren? Er musste wohl deutlicher werden. Und das war auch etwas, das ihm Karasunos ehemalige Managerin damals gesagt hatte, als er doch irgendwie zu ihrer Handynummer kam. Genau über diese Situation unterhielten sich an anderer Stelle Tanaka und Shimizu gerade. „Ja, wenn ich es dir doch sage, er dachte wirklich, ich würde als Managerin vermitteln zwischen ihm und Yamaguchi, er hat sich so angestellt, weil er vor seinen Teamkollegen cool dastehen wollte, aber er ist wohl doch etwas schüchterner als er wirkt“, erzählte die schwarzhaarige Schönheit während Tanaka nicht aus dem Lachen herauskam. „Und du hast das alles für dich behalten? So lange?“, fragte er sie und Shimizu nickte. Auf ihrem Gesicht lag ein sanftes Lächeln, weil sie es genoss, wie ausgelassen das Ass lachte, das mochte sie immer schon an ihm. Er konnte einfach jede Emotion ungehalten herauslassen und schämte sich kein bisschen dafür. Da war sie ganz anders, lieber zurückgezogen und stets darauf bedacht, nicht zu sehr aufzufallen und unabsichtlich im Mittelpunkt zu stehen. Aber hier unterhielten sich alle so gut miteinander, dass sogar das schallende Gelächter im Getümmel unterging. „Natürlich, er hat gesagt, es ist ein Geheimnis“, erklärte sie und auch, dass sie sich unwohl in der Rolle der Vermittlerin fühlte, weswegen sie ihm lieber Tipps gab. Auch wenn sie in Sachen Flirten nicht gut war. Das Wichtigste, was sie ihm mitgeben konnte, war, dass er Yamaguchi nicht überfallen durfte und dass er sich lieber langsam herantasten sollte. So wie am Adventsmarkt bei der Burg Sendai, als er ihn durch die Blume fragte, ob er vergeben war. Seine Versuche bei gemeinsamen Spielen waren nämlich leider absolut nicht angekommen. Weswegen Terushima entschieden hatte, zu diesem Wochenende nun doch etwas offensiver zu sein, dabei war ihm dann auch egal, wie sein Team ihn sehen würde. Sein Interesse bestand nun schon so lange, dass er es direkt etwas Ernstes nennen wollte und dafür würde er sich nicht schämen. „Ich find dich toll, okay?“, pampte er deswegen Yamaguchi regelrecht an, dass dieser einen Schritt zurück machte und Terushima überrascht anblinzelte. Er hob den Arm und zeigte mit dem Zeigefinger auf sich selbst. „Du meinst mich? Toll? Bist du dir sicher, was das Wort bedeutet? Du musst dir den Kopf wirklich hart gestoßen haben…“, unterstellte er dem Kapitän vorsichtig, aber sehr direkt. Terushima protestierte auch sofort und gestikulierte dabei wild, was Yamaguchi noch einen Schritt zurück weichen ließ. „Nein… bitte geh nicht weg“, flehte er ihn an und ging einen Schritt auf ihn zu. Yamaguchi bliebt stehen. Jetzt wurde ihm doch irgendwie anders. Der Schritt war viel größer als seine zwei und Terushima war ihm plötzlich so nahe, dass ihm sein billiges, aber gut riechendes Cologne in die Nase drang. „Ich will, dass das was Besonderes ist“, unterstrich der Blonde. Yamaguchi konnte ihm weiterhin nicht folgen. „Warum?“, fragte er deswegen und Terushima fasste sich etwas angestrengt an die Stirn. „Wir drehen uns im Kreis… ich finde dich toll, ich meine das ernst! Du bist wahnsinnig hübsch, ich find dich süß und ich steh total auf deine Sommersprossen, außerdem find ich es schön, anzusehen, wenn du einen Aufschlag machst oder wenn du voll konzentriert dem Ball folgst, egal, ob du am Spielfeld oder am Rand stehst“, plapperte er vor sich hin und redete noch weiter davon, dass er vom ersten Moment an ein Auge auf den hübschen Jungen mit den süßen Sommersprossen geworfen hatte. Und der war damit sichtlich überfordert und wich weiter zurück, Terushima schloss im Reden auf. Keiner der Beiden bemerkte dabei, dass der Jüngere jeden Moment über einen Kabelschacht für die Stromleitungen der Stände hier stolpern und fallen würde. Erst als es fast zu spät war, reagierte Terushima reflexartig und packte den Jungen, dem er gerade versuchte zu gestehen, dass er in ihn verknallt war. Diesem riss es gerade die Füße weg, zwar nicht genau das, woran er zuvor noch gedacht hatte, dass mal jemand kommen musste, der ihm den Boden unter den Füßen wegreißen musste, aber Yamaguchi brauchte es vermutlich wirklich ganz deutlich und direkt und wortwörtlich. Terushima fing ihn auf, er gab ihm Halt und durch diese Nähe dann auch noch massives Herzrasen. So nahe war Yamaguchi noch nie einer Person gewesen. „O-okay… ich glaub’, das… das hab ich verstanden, aber… aber ich raffs noch nicht ganz“, sagte er stotternd und bemerkte auf diese knappe Entfernung, wie ansteckend Terushimas Lächeln war, dass seine Mundwinkel auch direkt weiter hoch wanderten, wie er ihn so ansah. „Dann lass es mich dir zeigen, okay?“, fragte Terushima und Yamaguchi nickte. Kapitel 21: Painkiller ---------------------- Im Gegensatz zu Yamaguchi hatte Konoha bereits aufzugeben, die Frage nach dem ‘Warum‘ zu beantworten, er hatte es bereits am Vorabend sein lassen, darüber nachzudenken. Das fiel ihm dabei auch ziemlich einfach, denn er hatte Anderes, was ihn beschäftigte, als er gestern spät abends versuchte in seinem Bett einzuschlafen: Bokutos Date mit Akaashi. Ob er sich ungeschickt anstellte? Ob Akaashi überhaupt wusste, dass sie auf einem Date waren? Oh, Bokuto würde er zutrauen, dass er dieses feine Detail ausgelassen hätte. Der Gedanke, dass die beiden einfach nur in einem Café saßen und über die Schule und die Uni redeten und sich dann schließlich voneinander verabschiedeten, ohne, dass sie endlich verstanden, dass das Interesse für den jeweils Anderen erwidert wurde, machte Konoha unruhig. Konnte dieses Pflaster, das eindeutig mit Panzertape oder Superkleber festgemacht war, nicht endlich abgerissen werden? Er wusste ja, dass es nicht einfach werden würde, umso mehr wollte er es hinter sich bringen, er wollte das abschließen nach über zwei Jahren des Schwärmens, Sichzurückhalten und des Verzweifeln, weil diese zwei Idioten – ja in dieser Hinsicht war auch Akaashi nicht besonders hell – sich so unmöglich anstellten und manchmal richtig peinlich umeinander herum tänzelten. In der Schule und vor allem im Team war es ja nicht nur Konoha aufgefallen, sogar die anderen wie Komi und Washio hatten gecheckt, was da läuft, oder viel mehr laufen sollte und nie eine Chance bekam. Außer jetzt. Jetzt wo Konoha Bokuto endlich in die richtige Richtung gestoßen hatte. „Was sagst du? Bringt es Unglück, wenn man sich so einem Brauch sträubt?“, fragte Futakuchi und Konoha ertappte sich dabei, dass diese Gedanken nicht nur seinen Einschlafrhythmus gestört hatten, sondern gerade auch seine Zeit mit dem Brünetten Kapitän. Nur nichts anmerken lassen. Konoha sah rasch dorthin, wo auch Futakuchi hin sah – über sie beide. Ein Glück, dass ihn der Andere nicht angesehen hatte, sonst hätte dieser erstens gemerkt, wie er ihn aus den Gedanken gerissen hatten und außerdem hätte Konoha so keine Chance gehabt, den Ursprung dieser Frage ausfindig zu machen. „Oh… ähm… Ich hab nicht das Gefühl, dass ich besonders viel Glück hatte bis jetzt, viel schlimmer kanns wohl nicht werden“, lachte er etwas verhalten und senkte dem Kopf wieder. Futakuchi sah ihn daraufhin an. „Das mag für dich stimmen, aber ich hab keinen Bock auf Unglück“, sagte er und fragte sich, wie viel schwerer diese Nuss noch zu knacken war. Er spürte die ganze Zeit schon, dass Konoha etwas abwesend war und versuchte es mit den mit seinem Stolz vereinbaren Möglichkeiten, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Ihm war schon klar, dass er einem Studenten gegenüberstand, der seinen Kopf wohl auch am Wochenende in Uni-Sachen hängen hatte, aber er wollte schon meinen, dass er weit interessanter war, als irgendwelche Pharmaka. Den Smalltalk hatte er zumindest schon so weit gelenkt, dass er wusste, in welche Richtung es mit dem Studium des Älteren ging. Aber besonders warm geworden waren sie eben nicht. Konoha schmunzelte. Futakuchi machte das wirklich ziemlich smooth, das musste er ihm schon lassen. Ihm war ja nicht entgangen, wie sehr er sich bemühte, wenngleich er immer wieder gedanklich abdriftete. Den ersten Glühwein hatten sie wohl recht rasch getrunken, denn er spürte bereits, wie ihm von innen wohlig warm wurde oder war das die Art und Weise dieses Jungen, der ihn gerade durch den Mistelzweig über ihnen fragte, ob er ihn küssen durfte – oder wollte er geküsst werden? „Möchtest du etwa?“, fragte Konoha schließlich und machte einen Schritt auf Futakuchi zu, der sofort die Führung an sich riss und ihn in einen Kuss lenkte, der ihm deutlich machte: Ja, er wollte ihn küssen. Konoha war für einen Augenblick vollkommen überwältigt. Er erwiderte erst etwas zögerlich, aber er musste sich eingestehen, dass er es schon sehr genoss. Er sehnte sich zwar nach der Nähe und Zuneigung einer anderen Person, aber Futakuchi wusste, wie man Schmetterlinge aufscheuchte. Als würde ein kleines Kind über eine Blumenwiese tollen und dabei die Falter vertreiben, herrschte wildes Treiben in Konohas Bauch, aber er hielt sich noch bedacht. Immerhin konnte er nicht einfach so nach ein paar gemeinsamen Stunden gestern und heute mit einem Jungen rumknutschen, den er davor nur am Spielfeld als Gegner getroffen hatte – und auch das nicht gerade oft. „Ich hoffe, dass das mit deinem Unglück jetzt erledigt ist“, sagte Konoha nach dem nicht ganz so unschuldigen Kuss, der doch einiges in ihm auslöste. Vor allem eben in seinem Magen. Er sah Futakuchi schüchtern in die Augen und musste bei dem darauffolgenden intensiven Blick den Kontakt abbrechen. Wow, dass jemand mit seinen Augen so viel aussagen konnte, war ihm noch nie über den Weg gelaufen. Als er aber so an dem Brünetten vorbei sah, lief ihm etwas ganz Anderes über den Weg. Etwas, das verdammt stark an seinem Panzertape-Pflaster zog. „Drauf geschissen!“, sagte Konoha plötzlich und übernahm nun von sich aus die Initiative um Futakuchi diese fiese Schmetterlingsattacke mit einem doch recht aktiven und fordernden Kuss zurückzugeben. Was Konoha dabei etwas überraschte: Es wirkte, als hätte der Andere bereits darauf gewartet, denn dessen Hand fand sich augenblicklich in seinem Nacken wieder, sowie der Aufprall ihrer Lippen nicht weniger heftig erwidert wurde. Die Hand, die sich von Konohas Nacken langsam in sein blondes Haar stahl, löste eine Gänsehaut aus und ließ ihm einen aufregenden Schauer über den Rücken laufen. Ihm fielen sogar die Augen zu und er konnte endlich, für einen Moment zumindest, absolut abschalten und in den von Futakuchi entfachten Zungenkampf fallen. Der Brünette machte echt keine halben Sachen und zeigte gerade ganz deutlich, dass vorsichtig und sanft nicht seine Art war. Aufregend eigentlich. So aufregend, dass Konoha sich von den wilden Lippen lösen musste um Luft zu holen und sich zu sammeln. Das Herz schlug ihm bis zum Hals, sein Atem ging etwas schneller und er spürte, dass ihm die Hitze in die Wangen gestiegen war. Futakuchis selbstgefälliges Grinsen bestätigte ihm das auch, dass er beschämt zur Seite sah, wo er direkt wieder einen Blick auf das werfen konnte, was ihn überhaupt erst zu dieser Wiederholung getrieben hatte. Bokuto und Akaashi, die händchenhaltend an ihnen vorbeigingen. Vielleicht waren sie auf ihn aufmerksam geworden und gingen langsamer um ihn anzusprechen, aber trauten sich jetzt gar nicht mehr. Schnell wandte er das Gesicht wieder ab. Direkt in Futakuchis Antlitz. „So ist das also“, sagte dieser, weil er ganz genau gesehen hatte, was da gerade für ein Film vor seinen tatsächlichen Augen ablief. Konoha fühlte sich gleich noch ertappter, als wegen der roten Farbe auf seinen Wangen schon. Sein Gestammel, das Erklärungen ausdrücken wollte, war nicht besonders erfolgreich, dennoch wurde die Situation richtig gedeutet. „Kein Ding, ich kann dein Rebound-Guy sein, ich steh eigentlich auch auf wen anderen, aber ich find dich trotzdem gut“, sagte Futakuchi und zog erst dann die Hand aus dem schönen blonden Haar seines Gegenübers. Quälend langsam, dass es nur so kribbelte, für beide. Konoha sah ihm fragend in die Augen. Endlich war seine Aufmerksamkeit dort, wo sie sein sollte. „Auf wen denn?“, fragte er neugierig – natürlich wollte er auch wissen, für wen er gerade als Trostpreis angenommen wurde. „Ist es bei dir Bokuto oder der Zuspieler?“, wollte Futakuchi zuerst wissen. Konoha seufzte. „Akaashi…“ Eine kurze Pause entstand zwischen ihnen. „Karasunos Coach“, sagte Futakuchi schließlich. Kapitel 22: Must be Love ------------------------ Die Schüler tummelten sich in Paaren aber auch in größeren Gruppen über den stimmigen Adventsmarkt, so hing der Großteil von Karasuno beisammen und ließ sich von Asahi erzählen, wie das Leben auf der Universität so war. Im Grunde, war es keine große Sache – „Du sagst das auch leicht, für dich war es nie ein Problem, zu lernen“, mischte sich Nishinoya ein und schmiegte sich dabei aber liebevoll an die Seite seines Freundes, der daraufhin den Arm hob und sich verlegen in den Nacken fasste. „Naja, lernen muss man schon fleißig“, erwiderte er und Hinata und Kageyama setzten sofort einen Strich unter dieses Kapitel. „Ich werde sowieso Profispieler!“, posaunten die beiden gleichzeitig heraus und starrten einander sofort an, als wollten sie es dem jeweils Anderen direkt wieder ausreden, doch der Blick, der sich zwischen ihnen kreuzte, traf wohl mitten ins Sprachzentrum. Beide verharrten. Die Spannung baute sich auf, auch die anderen trauten sich nichts zu sagen, weil sich hier etwas abspielte ähnlich einem Dragonball-Kampfes in dem die Gegner ihre Saiyajin-Form aufbauten, bevor das Gefecht losging. Und wären sie nicht auf einem recht lauten Weihnachtsmarkt unterwegs, an einem Stand, Punsch und Glückwein trinken, dann hätte man wohl im Hintergrund Stroh-Geästbällchen gesehen und irgendwo wäre leiser Western ertönt. Erst als sich Ennoshita genervt die Hand ins Gesicht schlug, ging die Streiterei los. „Du spielst viel zu Amateurhaft“ – „Du kannst mit Anderen nicht spielen“ – „Ohne andere bist du doch nichts wert“ – „Ich bin der Einzige, der dein Zuspiel blind versteht“ – „Ich bin der Einzige, der weiß, wie man dir zuspielen muss“ – „Dann musst du mir eben für immer zuspielen“ – „Dann ist das so“ – „Okay!“ – „Okay!“ Schweigen. „Das war intensiv“, sagte Asahi nach einer Weile leise und nahm einen Schluck von seinem Glühmost. Die Stimmung lockerte sich wieder. Hinata strahlte über beide Ohren und Kageyama schüttelte nur genervt den Kopf. Warum war dieser orangene Flummi von einer Persönlichkeit nur immer so gut gelaunt? Das war eine Frage, die er sich stellte, seit er ihm vor über zwei Jahren das erste Mal mit einem Netz zwischen ihnen gegenüber stand. Und warum wärmte es ihm das Herz so sehr? Diese Frage wiederum stellte er sich seit einigen Monaten erst. Kageyama war zwar schlecht in der Schule, aber er meinte, dass er auch mit guten Noten diese Logik nicht verstehen würde und bezweifelte, dass ihm jemand anderes erklären konnte, was dahinter steckte. Wie falsch er da nicht lag. „Intensiv?“, fragte Tsukishima hinter seiner Tasse hervor. Die Brille war ihm etwas angelaufen, von der Hitze des Getränks, aber er wusste ja, wo seine Teamkollegen standen. „Das war doch eine ganz normale alltägliche Situation zwischen unserem Trottelkönig und seinem Trottel“, schnaubte er aus und kassierte von Nishinoya direkt einen Boxschlag gegen den Oberarm. „Und du bist nur so garstig, weil dein Freund nicht da ist“, sagte der Libero. Die beschlagenen Gläser wurden augenblicklich klar und Tsukishima konnte Nishinoya genau ansehen. „Du solltest doch am besten wissen, dass das nichts mit ihm zu tun hat“, knurrte er und versteckte sich direkt wieder hinter einem Schluck aus seiner Tasse. Ja, irgendwie war es ihm unangenehm, dass er hier vor allen auf Tendou angesprochen wurde. „Das ist doch jetzt ein Jahr her, wo das zwischen euch angefangen hat oder?“, fragte Narita neugierig von der Seite. Der Blonde sah über den Tassenrand hinweg zu ihm. „Nun ja, wenn man alles berücksichtigen möchte, hat es bereits im Oktober angefangen“, erklärte er ohne weitere Details und erntete genau deswegen verwirrte Blicke. Tja, das wussten sie ja alle nicht. Er hatte das nur Yamaguchi erzählt und der hatte dicht gehalten. Anders hatte er es von seinem besten Freund ja auch gar nicht erwartet. Jetzt musste er der Gruppe aber erst einmal deutlich machen, dass er sicher kein weiteres Wort darüber verlieren würde. Es war seine Sache. „Hmm… wenn schon so viel Zuneigung und Liebe in der Luft liegt, warum erzählt ihr uns nicht, wann eure Gefühle füreinander begonnen haben und wie lange es gedauert hat?“, fragte Kinoshita den Libero und das ehemalige Ass. Letzterer lief sofort rot an und Nishinoya schwellte direkt die Brust. „Ich wusste seit seinem ersten Angriff, dass er der Mann meiner Träume ist“, sagte er stolz. „Asahi hatte auch von Anfang an Gefühlte für mich, auch wenn es eher Angst und Unsicherheit waren…“, erzählte er munter weiter. Ein verhaltenes Kichern kam über Asahis Lippen, aber er nickte. „Du warst laut, ungestüm und verdammt gut, wie konnte ich da nicht eingeschüchtert sein?“, fragte er seinen Freund und verwendete das Wort, das er lieber statt Angst oder Unsicherheit verwendete. „Ich glaub, mir wird schlecht“, erwiderte Tsukishima über so viel Romantik. „Na und wie wars dann bei euch? Wenn das im Oktober war, war das doch auch Liebe auf den ersten Blick, Heuchler“, stellte sich Nishinoya vor dem großen Mittelblocker auf, der darauf nur die Augen verdrehte. „Pfft… Liebe, das ist doch nicht Liebe“, erklärte er knapp, aber wurde nun doch etwas unsicher. Asahi bemerkte für sich sofort, dass er Tsukishima so noch nie gesehen hatte, auch der Rest der Gruppe würde das bestätigen und Nishinoya ließ nicht locker. Er wollte wissen, was es sonst war. Was sie machten und wie er das bitte labeln wollte. „Wir verbringen Zeit miteinander, er ist gerne bei mir und… naja, ich bin nicht abgeneigt, wenn er da ist oder ich bei ihm bin“, antwortete Tsukishima schulterzuckend. Mehr konnte man von ihm doch nicht verlangen oder? Schon gar nicht jemand, der sich ganz offiziell sein Freund nennen wollte. „Und ihr knutscht oder? Und vö-“ doch weiter kam Nishinoya nicht, da wurde er durch ein entsetztes „Yuu!“ von Asahi unterbrochen, dem er sich umgehend zuwandte. „Was, ich sprech nur aus, was wir uns alle denken“, sagte er zu ihm, die Hände hob er hoch um zu beteuern, dass er sich keiner Schuld bewusst war. Es war nicht so, ,als würde er Tsukishima etwas unmoralisches unterstellen. War doch ganz normal, dass man in einer Beziehung innig miteinander war. „Ja, wir schlafen miteinander“, antwortete der Blonde trocken, zur Überraschung alleranderen. Nishinoya hatte nun Blut geleckt. Er wollte den sonst so zynischen und angriffslustigen Rhetoriker nun so richtig aus der Reserve locken und ihm all die Fragen stellen, die beim gestrigen Spiel nicht möglich waren, weil dieser nicht mitgespielt hatte. Jeder, aber wirklich jeder hätte ihn zu seiner Beziehung zum ehemaligen Guess Monster ausgefragt. Aber Tsukishima ließ sich nicht einfach ausfragen. Nishinoya wollte wissen, ob sie danach kuschelten – „Und wenn? Er mag das“, dann fragte er, ob er beim Küssen die Augen schloss, weil es dann schöner wäre – „Vielleicht“ und neben Fragen zu der Art und Weise wie sie miteinander umgingen – vielleicht grob, vielleicht ganz liebevoll, aber vermutlich nicht so, wie Nishinoya und Asahi miteinander waren – oder vielleicht doch? – wollte er noch wissen, ob er ihn gerade vermisste. Darauf bekam er keine Antwort. Zumindest keine verbale. Denn das Funkeln in seinen Augen gab sogar dem Emotionsschwächsten die klare Bestätigung: Tsukishima vermisste Tendou unsäglich. „Tja, ist wohl doch Liebe!“, wusste Nishinoya schließlich. Tsukishima ließ das dann so stehen. Kapitel 23: 99 Luftballons -------------------------- Terushima schnappte ungefragt Yamaguchis Hand und zog ihn auch gleich weiter. Immerhin waren sie in Japan, in Tokio auf einem Weihnachtsmarkt, da gab es auch Spielbuden und andere Attraktionen einem Jahrmarkt ähnlich. Für Terushima war sowieso der Junge an seiner Hand die größte Attraktion, aber diesem wollte er ja gerade zeigen, warum er ihn so toll fand. Außerdem wäre er nicht Johzenjis Kapitän, wenn Spaß nicht an erster Stelle stehen würde. „Komm“, forderte er ihn auf, als es im Grunde schon zu spät war und Yamaguchi mit sanfter Gewalt gezwungen wurde, ihm zu folgen. Schnellen Schrittes ging er ihm nach und gab der Hand, die seine so fest umschloss, gar nicht so viel Bedeutung. Er ahnte ja, es kam aus der Intension heraus, dass er ihm nachgehen – fast schon nachlaufen – sollte. Die beiden kamen vor einem Schießbudenstand zum Stehen, wo man allen Anschein nach mit Dartpfeilen auf eine Wand mit kleinen Luftballons schoss um mehr oder weniger coole Preise zu gewinnen. „Yo, Tadashi, magst du das machen? Das ist bestimmt lustig!“, fragte Terushima während der Budenherr gerade noch zuvor geplatzte Ballons ersetzte. Yamaguchi nickte schüchtern. Zwar war er der Überzeugung, er wäre nicht gut im Dartspielen, aber das hier war ja ganz anders. Er hatte eine ganze Wand vor sich, die voll war mit Zielen. „Es ist ganz einfach, seht ihr die Farben?“, fragte der Mann auf der anderen Seite den Tresen und deutete auf die verschiedenfärbigen Ballons. Den beiden fiel direkt auf, dass alle Farben gut vertreten waren, nur die roten Ballons waren selten. Das Spielprinzip war auch schnell erklärt. Für einen kleinen Unkostenbeitrag erhielten sie 5 Pfeile. Wenn jeder der Pfeile traf, gab es grundsätzlich schon einmal einen kleinen Preis. Wenn von einer Farbe mehrere Ballons getroffen wurden, wurde der Preis schon interessanter, noch spannender wurde es bei gehäuften gleichen Farben und für die fünf roten würden sie den Hauptpreis bekommen: Ein riesiger Teddybär. „Wenn ich den für dich gewinne, würdest du dann mit ihm kuscheln?“, fragte Terushima mit einem frechen Grinsen. Yamaguchi sah zwischen ihm, den Teddy und den Ballons abwechselnd hin und her. „Dazu müsstest du ganz schön gut sein“, beantwortete er die Frage nicht direkt. Der Gedanke mit einem riesigen Teddy zu kuscheln war irgendwie nett, es war bestimmt weich und er ahnte bereits, dass man so sicherlich leicht einschlafen konnte, aber wenn Terushima diesen für ihn gewinnen würde, dann würde er ihn doch immer mit ihm in Verbindung bringen und das war ihm direkt unangenehm. Er wollte eigentlich nicht daran denken, mit Terushima zu kuscheln. „Ich bemüh‘ mich einfach“, sagte er und ließ sich für ein paar Scheine fünf Pfeile aushändigen. Mit diesen wandte er sich an seine Begleitung. „Puste drauf“, sagte er und zwinkerte ihm zu. Yamaguchi sah ihn skeptisch an. „Bitte was?“, fragte er ihn verdattert, als ihm der Blonde die Pfeile hinhielt. „Für Glück, wie in den Filmen, wenn die im Casino dieses Spiel mit den Würfeln haben“, erklärte er ihm. Das war zwar noch keine brauchbare Erklärung für den Anderen, der über solch eine Szene wohl noch nie gestolpert war, aber er sah Terushima auch an, dass er nicht weitermachen würde, ehe er tat, was er von ihm verlangte, also pustete er vorsichtig gegen die Finger, die um die Pfeile geschlungen waren. Neugierig wartete er dann ab, wie er sich gleich anstellen würde. Der Kapitän grinste die ganze Zeit über aufgeregt, zog dann seine Hand zurück und nahm den ersten Pfeil in seine rechte Hand. Die Finger schlang er dabei an den Griff, visierte einen der fünf roten Ballons an und … Puff „Wow, wie cool“, sagte Yamaguchi begeistert, als der erste rote Ballon zerplatzte. Terushimas Grinsen wurde breiter, die Aufregung größer. „Nur noch vier“, sagte er siegessicher und visierte auch schon direkt den nächsten roten Ballon an. Kurz wichen seine Augen vom Ziel, blinzelten zu Yamaguchi und sahen sofort wieder zurück auf die Wand. Der Brünette stand weiterhin neben ihm und beobachtete gespannt, was als nächstes passierte. Puff Der zweite rote Ballon wurde getroffen und Yamaguchi klatschte begeistert. Terushima legte direkt nach und – Puff Drei rote Ballons waren ausgemerzt. „Nur noch zwei“, sagte Yamaguchi, der nun richtig aufgeregt wurde. An die Konsequenzen, die es mitziehen würde, wenn er mit einem riesigen Teddybär am Abend in den Bus steigen würde, dachte er gar nicht. Er fand es in diesem Moment wahnsinnig aufregend, Terushima zu beobachten, wie er sich für den vierten Wurf konzentriert über die Lippen leckte, den vierten roten Ballon anvisierte und schoss. Puff „Verdammt!“, platzte es aus Terushima heraus. Er hatte zwar getroffen, aber statt dem roten Ballon hatte er den gelben direkt daneben erwischt. Yamaguchi spürte, wie sich die Aufregung und Anspannung etwas löste. Er hatte sich so sehr auf das Spiel und die Spannung eingelassen und alles um sie herum abgeschaltet, dass er wohl einen ähnlichen Druck verspürt hatte, wie ihn sich Terushima selbst gemacht hatte, weil er doch unbedingt etwas richtig Cooles machen wollte und den Hauptpreis zu holen wäre wirklich verdammt cool gewesen. „Das war aber auch sehr knapp“, sagte Yamaguchi und legte dem Punk die Hand sanft auf die Schulter. Dieser sah direkt zu ihm und erkannte die Wärme in den Augen des Anderen. „Wow… Hast du mal ne Landkarte? Ich verlier mich gerade in deinen Augen“, sagte er zu Yamaguchi, dass dieser die Hand sofort wieder zurück zog und mit roten Wangen zur Seite sah. „S-sag sowas d-dock nicht“, bat er gleich darauf und legte sich die kalten Finger auf die heißen Wangen. Wie peinlich! „Sorry…“, sagte Terushima und reichte ihm den letzten Pfeil. „Willst du?“, fragte er ihn und würde ihm den letzten Wurf überlassen. Yamaguchi nahm den Pfeil zögerlich aus Terushimas Hand, wobei seine Finger die Haut des Anderen berührten und er für einen kurzen Moment ein ungewohntes Kribbeln fühlte. Zumindest ungewohnt, wenn es um diesen Kerl ging. In Tsukishimas Anwesenheit kam dieses Kribbeln schon öfter auf, doch an diesen dachte er gerade nicht einmal. Terushima hatte ihn wirklich hervorragend abgelenkt. „Also, noch einen roten oder?“, fragte er und Terushima nickte schnell. Dann visierte auch Yamaguchi erstmal diesen Abend einen roten Ballon an. Er kniff die Augen leicht zusammen und presste seine Lippen fester aufeinander, dann hielt er die Luft an und schoss. Puff „Wie schade… Tut mir leid“, sagte er gleich darauf und sah etwas traurig hinunter. Terushima legte dennoch begeistert den Arm um den Jüngeren. „Aber nicht doch, du hast ‘nen gelben erwischt, das ist n Full House, oder so“, lachte er, denn das bedeutete, dass sie nur zwei Farben getroffen haben und das war schon einmal besser als nur drei der gleich Farbe zu treffen. Yamaguchi hob auch gleich wieder den Kopf und sah zu Terushima hinüber. „Du meinst, das war gar nicht schlecht?“, fragte er ihn und bekam ein begeistertes Nicken zur Antwort. Der Budenbesitzer zeigte ihnen dann, zwischen welchen Preisen die entscheiden durften. Da waren Plüschies, hübsche Fächer und ein Gutschein für eine zweite Runde. Terushima entschied sofort, dass es kein doofer Gutschein wurde und auch einen Fächer würde er Yamaguchi nicht schenken wollen, also wurde es wohl ein Plüschtier. „Schwein oder Teddy?“, fragte er deswegen und ließ ihn entscheiden. Sofort huschte ein entzücktes Lächeln über Yamaguchis Gesicht. „Ich liebe Schweine“, sagte er entzückt, was Terushima ein weiteres breites Grinsen für diesen Abend entlockte. „Ich bin ein Schwein – also im Sternzeichen“, sagte er und schoss sofort das Detail nach, als er Yamaguchis überforderten Blick sah. Er war doch kein Ferkel! Wobei… nun ja… naja vielleicht, aber das hatte hier jetzt nichts verloren. Yamaguchi brachte die Situation dann sogar zum Lachen. Es war ihm zwar peinlich, dass er das zuerst noch falsch verstanden hatte, aber zu wissen, dass der andere das Sternzeichen, des Tieres trug, das er am liebsten mochte, war doch irgendwie ein schöner Zufall. Außerdem hielt er kurz darauf ein super süßes rosa Plüschschweinchen in den Händen, welches er sofort an sich drückte und sein Gesicht darin schmiegte. „Danke“, flüsterte er und lächelte Terushima glücklich an. „Du hast so süße Grübchen, lachst du denn noch mal für mich?“, forderte dieser, dass Yamaguchi sogar ein verlegenes Kichern verlauten ließ. „Du bist doch doof“, sagte er, aber Terushima grinste zufrieden. „Mag sein, aber siehst du? Das ist genau das, was du mit mir machst, wenn ich dich nur sehen darf“, sagte Terushima und legte Yamaguchi die Hand sanft an die Wange um mit dem Daumen zärtlich über die feinen Lachgrübchen zu streichen. Yamaguchi sah peinlich berührt zur Seite, aber fühlte sich unheimlich geschmeichelt. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich so etwas bei jemanden auslösen kann“, sagte er leise. Vor allem bei jemanden wie Terushima, doch dieses Detail ließ er lieber aus. Er wollte ihm nicht erklären müssen, dass er eigentlich eher Angst vor ihm gehabt hatte und ihn einschüchternd fand. Einschüchternd war das Ganze mit ihm immer noch, nur irgendwie wurde es gerade anders, da er spürte, dass Terushima keine bösen Absichten hatte und er hatte wirklich die Geduld aufgebracht, ihm ein ehrliches Lachen zu entlocken und das mit dem ganzen Aufwand dieses Spieles und dem Gewinn und nun auch mit der zarten Geste an seiner Wange. Irgendwie genoss er das mehr, als er es je erwartet hätte. Kapitel 24: Shut up & Kiss me ----------------------------- Und während sich Konoha mit dem Gedanken arrangierte, eine Ablenkung für Futakuchi zu sein und dieser seine sein wollte, wandten sich Bokuto und Akaashi von dem vermeidlichen Pärchen ab, an dem sie jeden Moment vorbeigegangen wären und steckten schelmisch die Köpfe zusammen. „Dachte nicht, dass Konoha auf böse Jungs steht“, kicherte Bokuto, doch Akaashi wies ihm, leise zu sein. Sie konnten sie vielleicht noch hören, außerdem war es ihm unangenehm, so über einen Freund zu sprechen. „Also wusstet du auch nichts davon?“, fragte er ihn später, als er davon ausging, dass sie nun weit genug weg wären. Bokuto schüttelte den Kopf. Nein, das war wohl ganz neu, offenbarte er ihm. Zwar hatte er nicht besonders viel Kontakt mit Konoha, aber sie sahen sich schon immer wieder, allein auf der Uni liefen sie sich doch hier und da über den Weg. Akaashi überlegte kurz. Ob er sich Sorgen machen sollte? Konoha machte nie den Anschein, dass er besonders über solche Dinge nachdachte. Sie sprachen zwar als sie noch in einem Team spielten, sehr selten über dieses Thema, aber gerade der Blonde war immer sofort ausgewichen und zog es vor, zu verschwinden. Selbst, wenn Akaashi nicht gerne darüber gesprochen hatte, wegen seiner Gefühle für Bokuto, die er unerwidert erahnte, da eben dieser gerne herumposaunte, wie er sich seine Traumfrau vorstellte. Ach hätte Akaashi nur richtig zugehört, dann hätte er schon damals verstanden, dass das ehemalige Ass immer nur von ihm geschwärmt hatte. “Sie soll natürlich kleiner sein als ich, aber das ist nicht schwer und sie sollte klug sein, dass sie mir beim Lernen helfen kann oder halt im Leben, dabei kann sie auch harsch sein, ich brauch das und sie muss Volleyball mögen, am besten sogar spielen, wenn sie mir zuspielen könnte… das wäre ein Traum. Oh und dunkle Haare! Ich mag dunkle Haare und schöne Augen! Ich hab mal wem in die Augen gesehen und war sofort verknallt…“ Tja, wenn er sich das jetzt so durch den Kopf gehen ließ, fühlte sich Akaashi direkt dumm. Aber wie sagte man so schön? Später war man immer klüger als vorher. Auch wenn Akaashi gerne immer schon vorher wusste, was zu tun oder was richtig war. Aber er lebte auch gerne im Hier und Jetzt und vergeudete selten Gedanken an die Vergangenheit, zumindest nicht an Was-wäre-wenn-Spielchen. Bokutos Hand hielt er jetzt in seiner und nichts anderes zählte mehr auf dieser Ebene. „Du musst mir unbedingt eines Tages wieder zuspielen“, sagte dieser, da er eine Aufmerksamkeitsspanne gleich einer Fliege hatte, nichts was für Akaashi neu gewesen wäre. Vermutlich sollte er es ihm bei dieser Sache gleich tun. Konoha war erwachsen, er war älter und vermutlich war Futakuchi auch gar kein schlechter Typ. „Mit Freuden“, sagte er zu Bokuto und schlug für den Moment aber erst einmal ein wärmendes Heißgetränk vor, da es selbst zum Nachmittag ausgesprochen kalt war. Wie konnte es mitten im Winter auch anders sein? Der Vorschlag wurde sofort motiviert angenommen und die Suche nach dem perfekten Angebot gestartet. Die Wahl wurde schnell getroffen, denn Akaashi hätte gerne einen Beerenpunsch, Bokuto wollte es ihm gleich tun und ließ es sich auch nicht nehmen, seiner Begleitung einen Auszugeben. Er sah Akaashi dann auch ganz aufmerksam dabei zu, wie er den ersten und sogar seinen zweiten Schluck machte. Die Getränke kühlten bei der Kälte und während des Gespräches über allgemeine Zukunftspläne recht gut ab, dass auch der letzte Schluck schnell folgte und Bokuto direkt ein verschmitztes Lächelns ins Gesicht zauberte „Hey, du hast da noch was“, sagte er und griff Akaashi mit den Fingern ans Kinn um ihn zu sich zu ziehen. Akaashis schluckte dabei unweigerlich, unterließ es aber, sich über die Lippen zu lecken, weil er bereits vermutete, dass Bokuto etwas ganz anderes geplant hatte, was ihm auch durch sein wild schlagendes Herz deutlich gemacht wurde. Akaashi schloss die Augen, Bokuto strich mit seinem Daumen über die weichen Lippen um die zarten Überreste einer Himbeere abzustreifen, dann zog er die Hand zurück und ließ Akaashi vollkommen verdutzt wie im Regen stehen. Dieser machte die Augen wieder auf und starrte ihm etwas irritiert in die schönen gelben Augen. Warum hatte er auch erwartet, dass er ihn direkt hier vor all den Besuchern küssen würde? Nachdem sie gestern doch erst ihr erstes Date hatten – wenngleich als Überraschungsdate – und einander deutlich gemacht hatten, dass sie Interesse füreinander hegten. „Dachtest, ich küss dich, was?“, sagte Bokuto und lachte knapp. Akaashi senkte den Kopf. Natürlich hatte er das. Warum musste das jetzt so hervorgehoben werden? Und warum wurde jetzt auch noch wirklich eine Antwort erwartet? War seine Verlegenheit nicht Antwort genug? – War sie. „Ich wollte nur sicher gehen, dass es für dich auch okay ist“, sagte Bokuto, Akaashi sah Bokuto eingehendst an. War das sein ernst? Brauchte er wirklich eine Einladung? Gut, die konnte er haben: „Dann halt die Klappe und küss mich!“, forderte er harsch und spürte direkt darauf die Finger wieder in seinem Gesicht und dann endlich die Lippen des Anderen auf seinen. Die Augen fielen umgehend zu und das Herz schlug ihm bis zum Hals, aber dieser Kuss fühlte sich jetzt schon so erlösend an und stillte einiges an Sehnsucht, die sich über die Zeit aufgebaut hatte. Akaashi machte noch einen Schritt weiter auf Bokuto zu, um den Abstand zwischen ihnen gegen null gehen zu lassen schlang beide Arme um den Nacken des Größeren. Bokuto legte ihm die andere Hand auf den Rücken und schob ihn das letzte Stück zu sich um diese wunderschöne Nähe genießen zu können. Endlich. Endlich durfte er Akaashi küssen und all diese Gefühle zulassen. Just in diesem Moment gingen Tanaka, Shimizu und ein riesiger Teddybär in Shimizus Armen an ihnen vorbei. „Schätze, ich bin Toruu Oikawa n Milchbrötchen schuldig“, sagte Tanaka und sah etwas verstohlen zu Shimizu hinüber, die ein gutmütiges Lächeln auf dem Gesicht hatte. „Ich finds schön, wie viel Liebe zu dieser Zeit ist der Luft liegt“, sagte sie, dabei zogen sich ihre Lippen etwas weiter hoch und Tanaka blieb stehen. War das? War das der Moment? Hatte Shimizu etwa auch Liebe? In der Luft oder lieber im Herzen? Für ihn? „Kyoko…“, sagte er und auch sie blieb dann stehen. Shimizu legte den Kopf schief und sah Tanaka dabei zu, wie er vor ihr auf die Knie ging. „Bitte heirate mich“, bat er, wie er es schon vor fast drei Jahren das erste Mal getan hatte. Er war sich so sicher, dass es diesmal klappen sollte. „Nein“, sagte Shimizu entgegen aller Erwartungen und ging schließlich mit ihrem riesigen Teddy weiter. Tanaka musste erst einmal für einen Moment inne halten. Das war wirklich… gemein! „Ich heirate doch niemanden, der noch zur Schule geht“, sagte die dunkelhaarige Schönheit, was Tanaka sofort aufhorchen ließ. Okay! Er war noch im Rennen! Er hatte sich eindeutig gut angestellt. Das fand auch Saeko, die nicht weit entfernt mit Ukai und Takeda bei ihrem vierten Glühwein stand. „Sieht so aus, als wäre ich nächstes Jahr fest eingespannt, eine Hochzeit zu planen“, kicherte sie. „Also wirst du uns nicht weiter anfeuern?“, fragte Ukai etwas wehmütig. Saekos Hand schnellte in sein Gesicht und ihre Finger drückten in Zusammenarbeit mit ihrem Daumen seine Wangen ein und seine Lippen somit zu einer Schnute. „Ach, wenn ich damit für dieses traurige Gesicht verantwortlich bin, kann ich doch gar nicht anders“, sagte sie und ließ dann wieder von ihm ab. Sie sah zu Takeda und versprach den beiden, dass sie zumindest zu den wichtigen Spielen kommen würde, immerhin waren ihr auch die anderen Jungs ans Herz gewachsen. „Gut, dass wir das geklärt hätten… Wir sollten die Jung nun sowieso zusammentrommeln und die Heimreise antreten, dass sie noch rechtzeitig ins Bett können, auch wenn morgen die Ferien offiziell beginnen“, sagte Ukai, klatschte einmal fest in die Hände und die drei sammelten das Karasuno Volleyballteam auf, das sich auf dem Markt verteilt hatte um sie gebunden zum Bus zu bringen, wo sich schließlich auch Terushima von Yamaguchi verabschiedete. Gerade hatte er ihm noch an die Nummer, die er am Vorabend beim Flaschendrehen bekommen konnte, eine kurze Nachricht geschickt, die Yamaguchi bestimmt erst im Bus lesen würde. „Bis bald, Tadashi“, sagte Terushima, hob die Hand zum Gruß und nahm etwas Abstand. Yamaguchi nickte und gab ein schüchternes „Bis bald… Y-Yuuji“, zurück, dann reihte er sich neben Tsukishima ein um in den Bus zu steigen, aber drehte sich doch noch einmal zu dem Kapitän der Johzenji High um. Terushima wartete wohl genau diesen Moment ab und hielt seine Hand entsprechend um einen Telefonhörer zu mimen. Er hielt sich den Daumen ans Ohr, den kleinen Finger zum Mund und formte mit den Lippen „Call me“, dann zwinkerte er und verschwand hinter dem Bus wo ihn die Jungs bereits begeistert empfingen und ihm zustimmend auf die Schulter klopften, mit der Faust gegen den Oberarm boxten und ihn direkt ausfragten, ob er denn erfolgreich war. „Und? Magst du ihn?“, fragte Tsukishima, der sich gerade auf einem Zweierplatz niederließ und zur Fensterseite rutschte, dass sich Yamaguchi direkt neben ihn setzen konnte. Dieser zuckte ertappt zusammen, aber nickte mit einem zustimmenden Mhm-Ton. „Das ist doch gut“, nahm Tsukishima an und legte sich seine Kopfhörer erst einmal um den Hals, dann steckte er die Klinke in den MP3 Player und öffnete dort seine Playlist für die Heimfahrt. „Ja, ich… ich glaube auch“, sagte Yamaguchi und konnte nicht verhindern, dass sich seine Lippen zu einem sanften Lächeln zogen. Selbst Tsukishima entwich dann ein sanftes Lächeln. Er war sehr froh darüber, dass sein bester Freund jemanden mochte, auch wenn er mit der Wahl nicht sehr zufrieden war, aber wer war er, dass er sich einmischte? Yamaguchi hatte auch nie ein schlechtes Wort über Tendou gesagt, er unterstützte ihn und ließ sich darauf ein, genau das wollte er auch machen. Auch wenn ihm jetzt schon vor so etwas wie einem Doppeldate mit den beiden Idioten (Tendou und Tersushima) gräuelte. Yamaguchi zog nun sein Handy aus der Tasche und entdeckte die Nachricht, die ihm der Ältere zuvor geschrieben hatte. Als Reaktion lehnte er sich an Tsukishima vorbei zum Fenster und lächelte beim Wegfahren hinaus als er Terushima noch einmal erblickte. schau in deine jackentasche und lächle nochmal für mich In der Jackentasche hatte er den kleinen Glücksbringer gefunden, den Terushima am Weihnachtsmarkt auf der Burg Sendai gekauft hatte, der wohl von nun an mit den rosa Plüschschweinchen zu seinen besonderen Besitztümern gehören sollte. Epilog: Liebe ------------- Ich bin nicht unsicher. Bin nicht der Typ dazu, niemals. Böse Zungen würden wohl auch behaupten, ich wäre nicht der Typ für Liebe, mein Freund zum Beispiel. Er traut mir das nicht zu, dabei mein ich das absolut ernst mit ihm. Für mich war es Liebe auf den ersten Blick – Jaja, blabla gibt’s nicht, gibt’s schon! Ich bin das Guess Monster, war das Guess Monster, wie auch immer. Es ist meine Spezialität, andere zu durchschauen und Kei hab ich von Anfang an durchschaut. Er hat den starken gemimt, ist damals kurz vor dem Moment gestanden, als er seine wahre tiefe Leidenschaft für Volleyball entdeckt hat und ich hab ihm das angesehen. Gut, ich hab ihn vielleicht unterschätzt, meinen Normalo, der wirklich alles andere als normal ist, das hab ich aber erst gesehen, als ich ihm das erste Mal direkt Auge in Auge gegenüber gestanden bin. Es ging mir direkt auf die Nerven, wie tief sich sein Blick in mich hineingebohrt hat, aber ich hab die Chance genutzt und hab ihm in die Seele geschaut und dort jemanden entdeckt, in den ich mit augenblicklich Hals über Kopf verliebt habe. Schon eigenartig diese Gefühle. Komische Sache, aber ich hab einfach handeln müssen. Ich hab aber auch gleich gesehen, dass sein bester Freund hoffnungslos in ihn verliebt ist. Als Konkurrenten hab ich ihn aber nur minimal gesehen, immerhin wäre Kei schon lange mit ihm zusammen gewesen, hätte er auch Gefühle für ihn. Glaube ich zumindest. Wie auch immer, jetzt haben wir ja diesen verrückten Johnzenji Kapitän dabei und unsere Dates mit Beiwagen sind richtige Doppeldates geworden. Zwar sehe ich Kei oft an, dass er sich schämt, Tadashi will oft im Boden versinken, aber ich verstehe mich einfach zu gut mit Yuuji. Er hat tolle Ideen, wir machen dann immer lustige Sachen und ich komme in den Genuss von Keis Lachen. Er lacht wunderschön, wenn er es endlich einmal tut. Yuuji und Tadashi sind aber auch ein richtig entzückendes Pärchen, dass ich vielleicht sogar manchmal etwas neidisch bin, weil sie so ungehalten sein können. Kei mag das in der Öffentlichkeit nicht, dafür bekomm ich umso mehr Zucker, wenn wir alleine sind. Er kann da ein richtig anderer Mensch sein und liebe einfach jede Seite an ihm. Liebe. Ja, ich hab gerade wirklich über Liebe nachgedacht. Ich glaube, ich liebe Kei Tsukishima wirklich. Und ich hoffe sehr, er liebt mich auch, denn das ist leider eine Ebene in der mich meine Intuition vollkommen enttäuscht und wo Kei sich nicht in die Karten schauen lässt. Ich sehe zwar oft ein Funkeln in seinen Augen, aber irgendwie werde ich unsicher. Ja, ich ich werde unsicher. Nur bei ihm. Aber es ist Weihnachten, wir gehen seit fast einem Jahr miteinander und es hat schon vor mehr als einem Jahr so massiv zwischen uns gefunkt. Ich muss es ihm sagen, sowas kann ich ihm nicht verheimlichen und da muss ich aus riskieren, einen Punkt zu verlieren. „Kei?“, fragte ich ihn, er sieht mich, zieht die Mundwinkel minimal hoch und nickt. Verdammt, ich verliere diesen Punkt. „Ich liebe dich auch, Satori“, nimmt er mir den Job des Guess Monsters ab, dass ich nur noch staunen kann. Dieser Junge ist einfach unglaublich und ja, ich liebe ihn! „Unentschieden“, sagte ich, er lacht und wir küssen uns. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)