Haikyu - DaiSuga von Scharon ================================================================================ Kapitel 11: Zwischendrin 2 (Daichi) ----------------------------------- Müde strecke ich mich auf dem Futon vor Asahis Bett. Seit fünf Tagen lebe ich mit in seinem Haus. Auch in dieser Nacht habe ich nicht wirklich gut geschlafen. Meine Gedanken hängen an Suga und dass er sich nicht meldet, macht es nicht einfacher für mich. Ich frage mich, was er tut, wie es ihm geht, ob er vernünftig isst. Wenn er sich bis heute Abend nicht meldet, dann schreibe ich ihm, beschließe ich und nehme mein Handy in die Hand. Eine neue Nachricht, doch nicht von Suga. Irritiert ziehe ich eine Augenbraue hoch. Sie ist von Kuroo. Seit Suga so ausgerastet ist und ihn verprügeln wollte, haben wir uns nicht gesehen, auch keine Nachrichten geschrieben. Was könnte er wollen? Ich öffne seine Nachricht, fliege über die kurze Zeile. „Hi... Können wir reden?“, lese ich leise vor. Reden? Was gäbe es zwischen uns zu besprechen? Außerdem irritieren mich die drei Punkte. Sie verdeutlichen mir ein Zögern, völlig unüblich für ihn. „Guten Morgen, Daichi“, dringt Asahis Stimme freundlich in mein Ohr. Ich sehe ruckartig zu ihm hoch, war so in Gedanken, dass mich sein Gruß erschreckt hat. „Guten Morgen“, bringe ich schnell hervor und Asahi mustert mich aufmerksam. „Was ist los?“ Ich sehe auf mein Handy, lese die Nachricht nochmal. „Kuroo möchte mit mir sprechen.“ Asahi schreckt zusammen, zieht die Augenbrauen besorgt zusammen. „Was?!“ Als ich seiner Reaktion mit Schweigen begegne, kratzt er sich im Nacken. „Willst du dich etwa mit ihm treffen?“ Mein Blick wird fokussierter, dann nicke ich. „Oh... denkst du, das ist eine gute Idee?“ Seine Stimmfarbe verrät mir sofort, dass er gegenteiliger Meinung ist. Seufzend blicke ich ins Display in meiner Hand. „Wenn er mit einem Problem zu mir kommen möchte, dann... höre ich ihm zu.“ Ist das naiv von mir? Im Grunde genommen spricht doch nichts dagegen, dass wir uns treffen. Wir haben uns immer gut verstanden. Bis wir uns zu gut verstanden haben... „Aber...“, meint Asahi mit wackliger Stimme. „Es ist Kuroo...“ Mein Blick schießt zu ihm nach oben. Asahis Gesichtsausdruck ist voller Sorge. „Ich will nichts von ihm. Es wird nichts passieren“, sage ich fest. „Mag sein, dass ich mich einmal auf ihn eingelassen habe, doch das werde ich kein zweites Mal. Das eine Mal hat mir viel zu viel kaputt gemacht... Das riskiere ich nie wieder.“ „Ich weiß nicht...“, zeigt sich Asahi wenig überzeugt. „Wenn euch jemand sieht, wird es Gerede geben.“ „Trotz allem sind wir Freunde“, sage ich eindringlich, dass Asahi eingeschüchtert den Blick abwendet. „Wäre es nicht viel verdächtiger, wenn ich ihn abweise?“ Er blinzelt überrascht. „Das würde doch erst beweisen, dass es einen Grund gibt, ihn nicht zu treffen.“ Ich setze mich auf, während Asiahi mich beunruhigt ansieht. Heute ist Samstag und wir haben erst Nachmittags Training. Ich tippe auf meinem Handy, schreibe Kuroo zurück. „Ja. Wann und wo?“, flüstere ich leise. Zu meiner Überraschung, vibriert mein Handy keine 3 Sekunden später. Er muss seines bereits in der Hand gehabt haben, um derart schnell antworten zu können. „Und?“, fragt Asahi mit wackliger Stimme. Ich blinzel mein Handy an. „Er ist im Park, bei der Schule.“ „Was macht er in Miyagi?“ Asahi hat sich hingesetzt und sieht nachdenklich zum Fenster hinaus. Das finde ich in der Tat auch ein wenig seltsam. Vielleicht etwas familiäres. Jedenfalls will ich mir nicht einbilden, er könnte wegen mir hier sein. „Soll ich mitkommen?“ Ich sehe überrascht zu ihm auf, wie er die brauen, schulterlangen Haare in einen flüchtigen Zopf bindet. Möchte er die Anstandsdame spielen oder macht er sich tatsächlich nur Sorgen um mich? Ich lächle leicht. Beides würde für ihn sprechen. „Wenn du magst, kannst du gerne mit zum Park kommen. Mit ihm reden, möchte ich aber alleine.“ Asahi nickt mir zu und wir machen uns fertig. Gegen Mittag kommen wir an der Schule an. Wir biegen um die Ecke mit der niedrigen Mauer, von wo man den Park bereits sehen kann, doch Asahis Blick wandert in die andere Richtung. Ich lächle leicht, wohl wissend, dass Nishinoya in seiner Blickrichtung wohnt. „Wir sehen uns später“, sage ich nickend und Asahi winkt mit lächelnd zu, dann trennen sich unsere Wege. Im Park angekommen, laufe ich unter den blühenden Bäumen hindurch bis zum Brunnen in der Mitte des Geländes. Es ist ein warmer Tag, die Sonne steht einsam am wolkenlosen Himmel. Ob Suga auch gerade draußen ist? Ich wage es zu bezweifeln. Mit gesenktem Kopf sehe ich mich um. Ich warte etwa 10 Minuten, da erscheint Kuroo am Ende des Weges. Zu seiner rechten geht Kenma in der üblichen, leicht gebückten Haltung. Beide sind komplett in schwarz gekleidet. Ich schlucke. Es sieht aus, als kämen die beiden von einer Beerdigung. Auf halbem Weg zu mir, wendet sich Kuroo seinem Teamkameraden zu und fasst ihn an den Schultern. Kenma sieht kurz zu ihm auf, als er etwas sagt, was ich aufgrund der Distanz nicht verstehen kann. Dann wendet sich der blondgefärbte Zuspieler ab, verschwindet auf dem Weg zwischen den dichten Bäumen. Ich bemerke, dass ich an meiner Unterlippe knabbere, als Kuroo weiter auf mich zu schreitet. Was macht mich so nervös? Ich denke, es ist die Situation, hoffe, es liegt nicht an Kuroo selbst. Ich schweige bis er direkt vor mir steht, sehe ihn erwartungsvoll an. „Hallo, Daichi“, sagt er mit warmer Stimme, schenkt mir ein leichtes Lächeln. Meine Nervosität überspielend, versuche ich mich auch an einem Lächeln. „Kuroo“, antworte ich knapp. „Danke, dass du dich bereit erklärt hast, dich mit mir zu treffen.“ Er kratzt sich verlegen am Hinterkopf. „Ich war mir nicht sicher, ob du mich sehen möchtest.“ So zurückhaltend habe ich ihn noch nie erlebt. Etwas scheint ihn sehr zu beschäftigen. „Wie kommt es, dass du hier in Miyagi bist?“, beginne ich erst mal Smaltalk, um uns beide ein wenig aufzulockern. Er sieht zu Boden. „Die Schwester von Kenmas Tante, welche hier in Miyagi gelebt hat, ist leider verstorben.“ Bedrückt senke ich den Blick. So etwas hatte ich vermutet. „Ich begleite ihn zur Beerdigung.“ Ich nicke. „Tut mir leid, das zu hören. Bitte richte ihm meine Anteilnahme aus“, sage ich leise und neige mich leicht zu ihm vor. Er hebt den Blick wieder. „Danke. Das werde ich tun.“ Ein kurzes Schweigen baut sich auf, unsere Blicke weichen einander aus. Dann fasse ich Mut und sehe ihn direkt an. Es dauert nicht lange, da trifft sich unser Blick doch. „Worüber möchtest du mit mir reden?“, frage ich überraschend direkt. Kuroo sieht mich an, seine sonnenfarbenen Augen lassen nicht von meinen ab. Er atmet tief durch, während sein Blick einnehmender wird. „Ich habe das von dir und Sugawara gehört.“ Mein Herz schlägt augenblicklich schneller. Woher weiß er es und warum will er deswegen mit mir sprechen? Ich schlucke nervös. „Ihr habe euch getrennt... Stimmt das?“ Ich senke den Kopf. Es so ausgesprochen zu hören, jagt einen Schmerz durch meine Brust. „Ja“, antworte ich knapp, so fest es meine Stimme zulässt. Ich höre, wie er atmet, scheint auch aufgeregt zu sein. „Wegen mir?“ Mein Blick hebt sich wieder. Es fällt mir schwer, doch ich sehe ihm in die Augen. Er wirkt bedrückt. „Nein.“ Überrascht weiten sich seine Augen. „Wir haben uns getrennt, wegen dem, was ich gemacht habe.“ Er sieht mich einen Moment perplex an, dann nickt er. Ich lege den Kopf zur Seite. „War das der Grund, weswegen du mit mit reden wolltest? Hattest du Sorge, dafür verantwortlich zu sein?“ Kuroo schweigt, sieht zu Boden. „Auch“, dringt es nach einem Moment der Stille aus seinem Mund. Ich sehe ihn fragend an, beobachte dann, wie er seine Finger in den Bund seines Hemdes drückt. „Ich...“, setzt er an, dann sieht er zu mir auf. So plötzlich, dass ich leicht zusammenzucke. „Ich denke jeden Tag an dich.“ Ein warmer Schauer läuft mir den Rücken runter, während Kuroos Blick etwas Bedrücktes annimmt. „Daichi... Ich mag dich. Ich mag dich wirklich sehr.“ Mit weit geöffneten Augen sehe ich ihn an. „Für mich war es nicht nur ein One-Night-Stand. Ich habe gehofft, aus uns könnte mehr werden.“ Er drückt die Hand an seine Brust und mein Magen zieht sich unangenehm zusammen. „Ich weiß, du hattest andere Gründe, meine Nähe nicht abzuschlagen, nur... Ich habe mich gefragt...“ Sein Blick hält meinen gefangen. Gegen meinen Willen, schlägt mein Herz schneller. „Habe... Habe ich eine Chance?“ Mein Mund steht offen, während ich ihn nur anstarren kann. Sein Blick ist suchend, die Wangen gerötet. Er... hat mir gerade ein Liebesgeständnis gemacht. Mehr als das. Er fragt ob wir zusammen sein können? Kuroo... es tut mir so leid, was passiert ist. Ich habe dir Hoffnungen gemacht. Das war mir nicht klar. „Nein“, sage ich ehrlich, auch wenn es verdammt hart rüber kommt. So sehr, dass Kuroo zusammenzuckt. „Suga und ich machen eine Auszeit. Aber wir tun das, um wieder zu einander zu finden und nicht, um uns zu verlassen.“ „Oh...“, macht Kuroo leise, wendet den Blick ab. „Ich liebe ihn.“ Er senkt den Kopf. „Ich liebe ihn von ganzem Herzen. Für mich gibt es niemand anderen, den ich an meiner Seite wissen, lieben und beschützen will. Du kannst nichts tun, um mich vom Gegenteil zu überzeugen, weil ich mir noch nie im Leben so sicher bei etwas war, wie bei dieser Tatsache.“ Kuroo senkt den Kopf noch tiefer. Was bin ich für ein Monster? Warum sage ich ihm das so gnadenlos ins Gesicht, obwohl ich weiß, dass er Gefühle für mich hat? Ich kenne die Antwort. Weil es die Wahrheit ist. Und er hat die Wahrheit verdient, auch wenn es weh tut. Vielleicht ist es sogar gut, wenn es weh tut. Das könnte es ihm etwas leichter machen. „Ok“, sagt er mit wackliger Stimme, dass es mir die Brust zuschnürt. Er dreht sich um, bis er mir den Rücken zuwendet, hebt den Kopf, sieht wohl in den blauen Himmel über uns hinauf. „Ich wünsche dir, dass es klappt.“ Seine Stimme ist so gebrochen, dass ich mich entschuldigen will. Ich denke, ich habe ihn zum Weinen gebracht. Fest drücke ich meine Lippen aufeinander, unterdrücke das Gefühl ihm Unrecht zu tun. Er setzt sich in Bewegung, entfernt sich mit langsamen Schritten. Ich sehe ihm bedrückt nach, halte alle Worte zurück, die ich ihm hinterher rufen will. „Es ist gut so“, flüstere ich mir selbst zu als Kuroo schließlich um die Ecke verschwindet, an welcher Kenma abgebogen war. Ich nicke, dann atme ich tief durch. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)