Inu no Game von Lady_of_D ================================================================================ Kapitel 24: ------------ "Überraschung, Se-!" "Mokuba?!" Keine Ahnung, wer von uns dreien mehr überrascht gewesen war. Seto Kaiba, der seinen Bruder erst in zwei Tagen erwartet hatte? Ich, die gefesselt auf Kaibas Bett lag - nackt mit Hundehalsband, Augenbinde und Kaibas Kopf zwischen den Beinen? Oder doch Mokuba, den ich nicht sehen, aber mir umso besser sein Gesicht vorstellen konnte? Oh, Mann.. "Ich hab nichts gesehen!", rief der Jüngere in den Raum, und ließ >rums< die Tür ins Schloss fallen. "Scheiße", knurrte es über mir. "Mokuba, warte!" Schon war der ältere Kaiba aufgesprungen und raus aus dem Zimmer geeilt. "Hey, Moment mal", ich zog an den Handschellen. Kaiba hatte mich doch tatsächlich vergessen. Das durfte doch nicht sein ernst sein! "Argh…. Kaiba! Ich bring' den Kerl noch um!" Wenigstens schaffte ich es, mir die Augenbinde aus dem Gesicht zu ziehen. Dabei musste ich wie eine Robbe ausgesehen haben, die auf dem Rücken liegend versuchte, sich von der Stelle zu bewegen. Na toll! Das war ja ein Klasse Start in den Tag. Wieder einmal. Seitdem Kaiba und ich mit unseren Spielchen angefangen hatten, gab es kaum einen Morgen, der wirklich befriedigend für mich geendet hatte (mal von den ein, zwei Ausnahmen abgesehen). Mit einem tiefen Seufzer sackte ich zurück aufs Bett. Armer Mokuba! Womöglich hatten wir dem Kleinen einen Schock fürs Leben verpasst. Der Jüngere war gerade mal zehn…oder elf…? Ich hatte eigentlich keine Ahnung, wie alt Mokuba war. Für mich blieb er immer der Junge, der auf Duelist Kingdom gefangen genommen worden war. Klein, hilflos und voll fixiert auf seinen großen Bruder. Ich starrte hinauf zur Decke und überlegte, wie Seto Kaiba so eine Situation wohl erklären würde. Egal, was ich mir zusammen sponn, es kam immer dasselbe heraus: Mokuba hatte Kaiba und mich in flagranti erwischt. Selbst ein Seto Kaiba konnte sich da nicht herausreden. Mir schoss die Farbe ins Gesicht. Wie sollte ich denn Mokuba jemals wieder in die Augen sehen können, ohne diese Szene dabei im Kopf zu haben?! Ich seufzte. Ein Geräusch im Flur ließ mich die Lauscher aufstellen. Die Tür ging auf und Kaiba kam zurück ins Zimmer. Er schaute mich mit diesem unverständlichen Blick an, dass ich die Augen aufriss und mit den Handschellen klimperte. Er kam auf mich zu und begann mich loszumachen. Na endlich! "Alles klar?", fragte ich, weil mir nichts besseres einfiel und ich mir doch ein wenig Sorgen um Mokuba machte. "Geht so", entgegnete er und setzte sich ans Bettende. "Er ist ein wenig…durcheinander. Wir haben nicht viel geredet, er war nicht ganz anwesend." "Soll ich gehen?" "Wieso?" "Na…ich weiß nicht. War nur so ein Gedanke. Wenn ihr lieber allein sein wollt..." Ich krabbelte ans andere Ende des Bettes und schnappte mir mein T-Shirt. "Nicht nötig", antwortete Kaiba, als hätte ich ihm einen ganz verrückten Plan erzählt. "Ich muss gleich in die Firma und Mokuba wird nachher auch zu tun haben." "Ist das deine Art, einem Gespräch aus dem Weg zu gehen?" "Mokuba und ich haben bereits alles besprochen. Ich denke nicht, dass es noch was bringt, weiter darauf rum zu reiten." "Wenn du meinst…" Warum musste ich auch fragen. In der Familie Kaiba wurde sicher nicht über Gefühle und Probleme geredet. Entweder wurde die Vergangenheit begraben oder das Problem einfach eliminiert. Was Mokuba betraf, wusste ich nicht, ob es für ihn nicht doch eine dritte Möglichkeit gäbe - aber bei dem Bruder… Ich beschäftige mich einfach weiter damit, meine Sachen aufzulesen. Auf der Suche nach meinen Shorts, wurde ich von Kaiba überrumpelt. Der Braunhaarige hatte seine Arme um meine Taille geschlungen, dass ich mit dem Rücken an seine Brust gepresst wurde. Seine Lippen legten sich gefährlich nahe an mein Ohr. Mittlerweile wusste ich, dass er meinen Schwachpunkt kannte und ganz gezielt einsetzte. "Nachher machen wir da weiter, wo wir aufgehört haben", sagte er und ließ eine Hand unter mein Shirt gleiten. Gegen Kaibas Berührungen war ich machtlos. Was auch seine Hände mit mir anstellten, ich war ihnen hilflos ausgeliefert. "Hm", brachte ich hervor, während er an meinem Ohrläppchen zu knabbern begann, einmal beherzt zubiss, dass ich die Zähne in meine Unterlippe drückte. Gnadenlos und ohne Vorwarnung zog er sich zurück und richtete sich auf. "Bis später", sagte er, lächelte und verschwand hinter der Tür. Etwas unsicher saß ich auf dem Bett und rührte mich nicht. War Kaiba nur durcheinander oder hatte er mich gerade echt in seinem Zimmer stehen lassen? Ich drehte meinen Kopf - vielleicht käme er gleich wieder angesprungen. So nach dem Motto: raus mit dir, Hündchen. Ich kräuselte die Lippen. Kaiba hatte mir diese Hündchen-Sache so eingetrichtert, dass ich gar nicht mehr aus dem Vergleicheziehen rauskam. "Oh, Mann", stöhnte ich in meine beiden Handflächen und kletterte vom Bett. Meine Hose fand ich neben dem Schreibtisch. Kaiba hatte es gar nicht abwarten können, mir die Kleider auszuziehen, dass ich froh sein konnte, dass er sie nicht aus dem Fenster geworfen hatte. Schnell drüber ziehen und dann nichts wie raus. Das Klopfen brachte mich kurzerhand aus dem Konzept. Ich hatte gerade den Knopf meiner Shorts zubekommen, wollte eigentlich nur noch aus dem Zimmer, während dieses Klopfen langsam verebbte. "Äh…herein?" Was machte ich denn da?! Ich raufte mir durch die Haare. Vorsichtig ging die Tür auf. "Mokuba, du?", blinzelte ich zu dem jüngeren Kaiba, der zwischen dem Türspalt hervorlugte. Seine schwarzen Haare lagen noch zerstreuter als sonst, dass ich mich automatisch fragte, ob er sich wegen der Sache so oft die Haare gerauft hatte. "Darf ich reinkommen?", sprach Mokuba ganz leise. "Naja", ich kratzte mir an den Hinterkopf, "das ist doch das Zimmer deines Bruders…also schätze ich mal…ja." "Okay." Der Schwarzhaarige kam herein, sein Blick wich mir und dem Bett überdeutlich aus. Zielstrebig steuerte er den Schreibtisch an und sprang auf die Holzplatte. "Lange nicht mehr gesehen, Jonouchi." Mokuba ließ die Beine baumeln, starrte auf den Boden, wie ein Junge, der von seinen Eltern ausgeschimpft worden war. "Seit Ägypten nicht mehr", antwortete ich und plumpste zurück auf die Bettkante. "Wie ich hörte, bist du ziemlich beschäftigt gewesen." Jetzt schaute mich Mokuba zum ersten Mal an. Seine Wangen waren wie zwei rote Weihnachtskugeln. Eifrig nickte er und ließ den Kopf wieder hängen. "S-Seto meinte, ich sollte alleine die Eröffnung von Kaibaland leiten. Wir haben seit letzten Monate Pachtverträge für den halben asiatischen Markt erstanden…ein zweites Disneyland, nur geiler… Hab' mich schon gewundert, warum er das nicht selbst erledigen wollte…D-du bist…öfter hier?" "In letzter Zeit…" "Ich dachte immer, du und Seto - ihr könntet euch nicht ausstehen. Naja, zumindest war ich mir bei meinem Bruder sicher gewesen…Jonouchi, kannst du mich vielleicht netterweise mal aufklären?!" Mokuba legte die Hände auf den Schoß und spielte eine Runde Däumchendrehen. "Bist du jetzt öfter bei uns?" "Ähm, nein…also, ja, vielleicht…mal sehen-" "Mann, Jonouchi, da hab ich ja aus Seto mehr rausbekommen." Mokuba lachte auf. Na wenigstens sah er nicht mehr so traumatisiert aus. "Was hat dir dein Bruder denn gesagt?" Ich wollte wenigstens unsere Geschichten abgleichen. Nicht, dass ich einfach so mit der Tür ins Haus fiel. "Nicht viel", antwortete Mokuba, "aber es machte den Eindruck, als würde er jetzt Zeit mit dir verbringen wollen. Das hat mich doch echt überrascht. Fast genauso, wie euch zwei…also, nimm' mir das nicht krumm. Ich freu' mich sogar, dass Seto mal was anderes im Kopf hat als seine Arbeit. Ich muss mich nur erstmal an die Situation hier gewöhnen." "Versteh' ich…tut mir leid, dass wir dich so überrumpelt haben." "Äh nein, braucht es nicht. Ich war es ja, der…" "Schon gut", ich hob die Arme und lächelte. "Haken wir das Ganze einfach ab." "Alles klar." Mokuba schien richtig erleichtert. Sein Blick streifte mein Gesicht, bevor er sich im Zimmer seines Bruders umsah. "Weißt du, wie krass es ist, dass du in seinem Zimmer bist? Hier darf eigentlich nur ich und eine ausgewählte Reinigungskraft rein." "Ach naja, weißt du", lachte ich verlegen auf - Mann, war das peinlich…und dann auch noch vor Mokuba. Es hatte sich eher durch einen dummen Zufall so ergeben, dass Kaiba und ich in seinem Zimmer gelandet waren. Der letzte von dreißig Tagen hatte angestanden, Kaiba hatte es sich nicht nehmen lassen, noch einmal genüsslich das Herrchen raushängen zu lassen. Und - siehe da! - am Ende hockte ich vor Kaibas Tür, ganz das brave Hündchen und er nahm mir die Hundeleine (ja, die blöde Hundeleine!) ab. "Na dann", Mokuba sprang vom Schreibtisch auf, was auch für mich das Zeichen war, mich aufzurichten. "Dann hoffe ich, dass wir uns bald wiedersehen. Und diesmal vielleicht-" "Ja, na klar" funkte ich dazwischen, bevor aus Mokubas Ohren noch Dampf austreten würde. Puh, nochmal die Kurve gekriegt! Einmal frische Luft schnappen und dann den Rückweg antreten. Es war gerade einmal kurz vor sieben. Die Sonne stand noch recht tief, dass sie mir direkt ins Gesicht blendete. Ich kniff die Augen zusammen und tastete mich zur Toreinfahrt - dort, wo die Kerle mein Fahrrad abgestellt hatten. Mokuba hatte mich noch bis zur Tür gebracht, bevor er sich mit einem breiten Grinsen verabschiedet und mir ein lautes >bis bald< hinterher gerufen hatte. Aufs Fahrrad gestiegen, radelte ich auch schon los. Mit der Sonne, die wie ein Begleiter neben mir her wanderte. Meine Mundwinkel stellten sich auf. Ja, es würde ein guter Tag werden - das hatte ich im Gefühl. Die dreißig Tage waren um, ich hatte meine >Freiheit< zurück, die Welt stand mir offen und ich freute mich, was sie für mich bereithalten würde. Für mich hatten die Sommerferien offiziell erst jetzt begonnen. Zwar wusste ich noch immer nicht, was die Zukunft für mich bringen würde, aber ich war mir sicher, dass ich alles meistern würde. Schließlich war ich Kazuha Jonouchi, hatte mich blindlings in ein Spiel gestürzt, hatte - wieder einmal - geben Seto Kaiba verloren. War zwischen Himmel und Hölle gewandert und schließlich hier gelandet; mit wunden Schenkeln, aber einem Lächeln im Gesicht. Egal, was jetzt noch kommen würde, ich würde es anpacken. Denn ich war nicht alleine. Ich hatte meine Freunde, die immer an meiner Seite sein würden; und, wer weiß, vielleicht auch irgendwann… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)