Inu no Game von Lady_of_D ================================================================================ Kapitel 21: ------------ "Piep-piep-piep-piep…" Wie ich diesen Wecker hasste! "Nein", knurrte ich, zog die Decke bis an meine Ohren und drehte mich weg. Natürlich hörte das Mistding nicht auf mich. Es war so eingestellt, dass es halb sechs klingelte und nach genau zehn Minuten aufhörte. Ich hatte schon mehrmals probiert, das Teil irgendwie auszustellen oder wenigstens die Uhrzeit zu ändern. Aber wie alles in diesem Haus, hörte auch die Technik nur auf Seto Kaiba. Heute wollte ich den Wecker einfach ignorieren. Sollte er doch läuten - dann würde ich einfach so lange ausharren, bis die zehn Minuten um wären. Denkste! Ich hatte ganz vergessen, dass der Wecker nach fünf Minuten doppelt so laut wurde. Da half auch die Decke an meinen Ohren nichts. "Aaah, kacke", ich schmiss die Decke vom Bett. Wieder mal ein Morgen, an dem ich nicht ausschlafen durfte. Kaiba hatte aber auch kein Erbarmen mit mir. Ich setzte mich aufs Bett und suchte mit den Füßen nach meinen Pantoffeln. Dann stand ich auf, zubbelte mir mein T-Shirt zurecht und schlürfte wie ein Zombie ins Gästebad. Dabei klang ich auch wie einer. Zwischendrin schimpfte ich vor mir hin - wenn ich nicht gerade gähnte, denn das tat ich in einer Tour. Im Bad begann dann der alltägliche Rundgang durch die einzelnen Stationen. Das Bad war so riesig. Hier drin gab es sogar drei Waschbecken - jedes Becken war für eine andere Aufgabe vorgesehen. Nicht, dass ich mich daran hielt. Die Zahnbürste in den Mund gesteckt, ging ich ans zweite Waschbecken und holte aus dem Schubfach eine Bürste heraus. Ich nahm noch einen Gummi, mit dem ich mir die Haare zu einer Palme zusammenband und betrachtete mich mit halb offenen Augen im Spiegel. Ich würde wohl wieder eine kalte Dusche brauchen. Das einzige, das half, wenn ich nicht in Fahrt kam. Natürlich freute ich mich auf die Luxusdusche, die vielen Einstellungen und Features waren einfach nur der Hammer. Die Strahlen in die richtige Stärke gedreht, konnte ich mir mit dem Duschkopf eine ordentliche Nackenmassage verpassen. Wenn ich etwas aus diesem Haus mitnehmen dürfte, wäre es definitiv die Dusche. Auch wenn ich kein normales Bad kannte, in das dieses Mordsteil reingepasst hätte. Ich stellte mich also unter die Dusche. Ein einfaches Wischen über die digitale Anzeige und das Wasser schoss mit voreingestellter Temperatur aus dem Duschkopf. Erst kam kaltes Wasser. Ich riss die Augen auf, ließ mein Gesicht damit berieseln und wartete darauf, dass die Temperatur stieg. Langsam wechselte das Wasser von lauwarm zu kuschelig. Ich stieß ein Stöhnen aus und öffnete die Augen. "Aaah", ich ließ das Duschgel fallen. An der Badtür lehnte Kaiba und blickte lässig zu mir herüber." "Was machst du hier?", fragte ich, nachdem ich mich von dem Schrecken erholt hatte. "Du hast gestern scheinbar nicht zugehört." "Doch", verteidigte ich mich, obwohl ich mir nicht sicher war. "Und ich habe dir ganz sicher nicht erlaubt, hier rumzuspannen." "Spannen?" Kaiba hob amüsiert eine Augenbraue. "Als ob ich nicht schon alle Stellen an dir kenne." "Na dann kannst du ja auch wegsehen", keifte ich zurück und hob die Flasche mit dem Duschgel auf. "Wie soll ich denn sonst im Auge behalten, dass du dich auch brav an Regel Nummer sieben hältst." "Ganz einfach: du vertraust mir, Ende der Geschichte! Wie du jeden Tag sehen kannst, bin ich gepflegt." "Das überzeugt mich nicht, Jonouchi. Du solltest doch wissen, dass ich alle Regeln sehr ernst nehme." "Ja", murmelte ich. "Also?" "Ich hab's kapiert", ich nahm den Schwamm und gab etwas Duschgel darauf. Gut, dass das Wasser mein Gesicht abkühlte. Mich vor ihm ausziehen war eine Sache, aber mich vor ihm zu waschen, überschritt doch eine Schamgrenze, von der ich nicht wusste, dass ich überhaupt noch eine hatte. Ich versuchte, mir Kaiba und seine stählernen Augen einfach wegzudenken. Sollte doch kein Problem sein, so zu tun als wäre ich allein und würde mich in Ruhe waschen. Aber Kaiba war nun einmal da und ich konnte ihn mir nicht wegzaubern. "Ist dir das sauber genug?", murrte ich, nahm noch ein wenig Waschgel, womit ich mir die Arme wusch. "Oder hast du was an meiner Technik auszusetzen?" "Es würde mir besser gefallen, wenn du weniger reden würdest." "Hm", machte ich und funkelte ihn an. Natürlich belächelte er mich nur und verschränkte die Arme vor der Brust. Na warte, Kaiba. Ich rieb den Schwamm, dass dicke Schaumflocken heraustraten, dann begann ich meinen Oberkörper einzuseifen - und zwar schön langsam, mit ganz viel Schaum, den ich mit den Händen in meine Brüste einmassierte. Kaiba lächelte immer noch, nur diesmal sah ich noch etwas anderes in seinen Blicken als bloße Belustigung. Das animierte mich, weiter zu machen, genüsslich die Stellen einzuschäumen, mit denen Kaiba schon das ein oder andere Mal seinen Spaß gehabt hatte. "Deine Füße", sagte Kaiba und nickte mir zu, "das war noch nicht gründlich genug." "Doch, war es." "Willst du wirklich diskutieren?" "Nein." Also nochmal die Füße, damit ich noch einmal meinen Hintern ausstrecken musste. "Übrigens", hörte ich Kaiba, als ich ihm den Rücken zugewandt hatte, "das Abendessen neulich mit Yoshifudo." Ich drehte meinen Kopf. "Er hat es sich noch einmal anders überlegt." "Er will mit dir ins Geschäft kommen?", fragte ich erstaunt. Kaiba nickte. "Er sagte mir, dass ihn seine Frau umgestimmt hätte und dass du ihr etwas gesagt hättest, das sehr überzeugend gewesen sein muss." "Oh. Okay." "Was hast du ihr gesagt?" "Würden Sie mich auf die Toilette begleiten?" Ich nickte und folgte ihr ins Badezimmer. Yoshifudo-san stellte sich vor den Spiegel und holte aus ihrem Handtäschchen ein kleines Schminkset heraus. "Was finden Sie an Seto Kaiba?" "Wie meinen Sie das?" Ihre Frage überrumpelte mich. Yoshifudo-san zog ihren Lidstrich nach und antwortete: "Sie wissen sicher, was die Leute über ihn denken." Ich wusste, was ich dachte, aber daran orientierte sich sicher nicht die Mehrheit. Weil ich nichts sagte, fuhr Yoshifudo-san einfach fort: "Dass er in so jungen Jahren die Firma seines Stiefvaters übernehmen konnte, hat für viel Aufsehen gesorgt. Die Gerüchteküche brodelt seitdem Gozaburo Kaiba einfach von der Bildfläche verschwunden ist." Wohl eher in den Cyberspace geflohen, aber das wusste natürlich niemand, der nicht auf dem Luftschiff gewesen war. "Sie wissen sicher", Yoshifudo-san steckte den Eyeliner zurück in die Tasche, "dass Ihr Verlobter ein Geschäft mit meinem Mann eingehen will. Und dass mein Mann sich nicht sicher ist, ob er jemandem wie Seto Kaiba vertrauen kann. Deshalb frage ich Sie, Jonouchi-san. Was für eine Art Geschäftsmann ist Ihr Verlobter?" "Mit seinen Geschäften kenne ich mich nicht so aus…aber ich weiß, dass ihm die Firma sehr wichtig ist." "Wichtiger als alles andere?" Ich überlegte. "Nein. Das stimmt nicht ganz. Sein Bruder ist ihm wichtiger. Seto macht zwar nicht den Eindruck, als sei er ein Familienmensch, aber wenn es um seinen Bruder geht, würde er alles tun…ich denke, deshalb legt er sich auch so ins Zeug und arbeitet pausenlos." Zum ersten Mal wurde mir diese Seite an ihm so richtig bewusst. Kaiba konnte kein so übler Kerl sein, wenn er sich so um seinen Bruder kümmerte…oder? "Ich verstehe. Sie Arme", lächelte Yoshifudo-san, "dann müssen Sie sich nicht nur gegen die Firma behaupten, sondern auch noch gegen den kleinen Bruder." "Was…? Achso", ich begann peinlich aufzulachen, "nein, das macht mir nichts. Gegen seine Arbeit stinke ich schon ab, da mache ich mir wegen seinem Bruder keine Gedanken." "Sie brauchen sich nicht schlecht reden, meine Liebe", sie zwinkerte mir zu, "an diesem Abend waren Sie die einzige, der er ein ehrliches Lächeln geschenkt hat." "Oh", ich lief rot an. Gott, jetzt würde ich doch nicht wegen sowas die Fassung verlieren?! Ich beschloss das Ganze mit einem Lächeln zu versiegeln und trat mit Yoshifudo-san den Rückweg an. "Ich habe die Wahrheit gesagt", entgegnete ich, "dass du deinen Bruder liebst…wahrscheinlich das einzig Gute an dir", das glaubte ich zwar nicht mehr, aber das musste Kaiba nicht wissen. Der Braunhaarige sah mich perplex an. "Nur das?" "Nur das", bestätigte ich. "Ich sagte doch, dass man mit Freundlichkeit weiter kommt. Und außerdem: was ist familiärer als Geschwisterliebe?!" "Hm", mehr sagte er dazu nicht. Das war auch nicht nötig, ich konnte mir denken, dass er das erstmal verdauen musste. "Danke", kam es dann doch von Seto Kaiba. Ich fragte mich, wie viele Menschen schon die >Ehre< hatten, dieses Wort aus seinem Mund hören zu dürfen. Ich war bestimmt in den Top Ten. "Bitte", erwiderte ich und lächelte. Tatsächlich freute ich mich, dass es mit dem Deal doch noch geklappt hatte und dass ich ein klitzekleines bisschen dazu beitragen durfte. "Bild dir nur nicht zu viel darauf ein, Jonouchi", grinste er mich schief an. "Und vergiss' nicht, dich zu Ende zu waschen. Da ist noch eine Stelle…" "Von wegen!" Ich schnappte mir den Duschkopf. "Ich bin schon ganz schrumpelig. Wasch' dich doch selber!" Eigentlich wollte ich ihm nur einen leichten Sprühregen verpassen. Aber ich hatte den Duschkopf in die falsche Richtung gedreht, dass ein dicker Strahl direkt auf Kaibas Oberkörper abprallte. "Ups", ich wich einen Schritt zurück, "Haha...E-entschuldigung." Kaiba wischte sich das Wasser aus dem Pony. Der Strahl hatte seine ganze obere Körperhälfte erwischt. Ich biss mir auf die Lippe. Kaibas Blick war zum Schießen. Wie ein bedröppelter Pudel! Der selbstgefällige Blick war auch verschwunden. "Deinetwegen werde ich zu spät in die Firma kommen", sagte er relativ gefasst. "Na dann", ich grinste schief, "wenn du sowieso zu spät kommst, kannst du doch deinen Pulli ausziehen und zu mir rüber kommen." Das war wieder einer der Momente, in denen ich nicht nachgedacht hatte. Kaiba würde sich eh nicht darauf einlassen. Er sah mich mit diesem seltsamen Blick an, aus dem ich einfach nicht schlau wurde. "Und dann?", fragte er mich. "Das ist dein Bad, such' du es dir aus." Kaiba zögerte, das war eindeutig. Aber er zog den Rollkragenpulli über den Kopf und klatschte das nasse Teil vor die Waschbecken. Ich riss die Augen auf. Okay, das hatte ich nicht erwartet und es machte mich verdammt nervös, dass er jetzt auf mich zukam, mich an die Fließen drückte und zu mir herunter schaute. Mein Herzschlag beschleunigte sich. Ich ließ den Blick zu seinem Oberkörper schweifen. Schließlich war es das erste Mal, dass ich ihn so sah und irgendwie wollte ich den Moment auch auskosten. Was ich dann entdeckte, überforderte mich. Da waren Abdrücke, die ich nicht einordnen konnte. Dann mehrere Narben, die mir bekannt vorkamen; Brandnarben, die von ausgedrückten Zigarettenstummeln kommen mussten. Auf seinem rechten Oberarm befand sich auch eine Narbe, die genau einmal um seine Muskeln herum ging. Keine, die von klassischer physischer Gewalt kam. Damit kannte ich mich aus. Das hier war etwas anderes. Vielleicht ein Folterinstrument; ich wusste es nicht. Ich bekam eine Gänsehaut. Also deshalb hatte er sich nie ausziehen wollen. "Nicht anfassen", raunte er in mein Ohr, "und keine Fragen." "Ok", hauchte ich zurück, bevor mich seine Lippen in einen gierigen und intensiven Kuss verwickelten und mich alles andere vergessen ließen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)