Gefangen hinter Klostermauern von Pragoma ================================================================================ Kapitel 6: Aussprache gesucht ----------------------------- „Entschuldigung, ich suche das Büro des Schulleiters." Pedro drehte sich um, steckte vorerst sein Handy wieder weg und sah verwirrt den jungen Mann vor sich an. Irgendwie kam der ihm bekannt vor, er hätte schwören können, dass er ihn schon einmal gesehen hatte. „Heilige Scheiße", entfuhr es Elias, ehe sich an Adam wandte. „Weißt du, wer das ist?" „Jep, das ist Ariel Urbanio und er ist Pornodarsteller." „Was macht der hier?" Elias sah zu Pedro, dem es langsam dämmerte. „Ähm, ich kann es dir zeigen. Also das Büro." Er grinste über seinen Schulfreund, ebenso Adam, der sich bereits den Bauch vor Lachen hielt, da Pedro plötzlich schüchtern und unsicher war. „Du wirkst schon genauso wie William", lachte Adam, hielt sich weiterhin den Bauch und doch stoppte er, als Ariel direkt vor ihm stand und ihn ernst ansah. „Findest du das witzig, ja? Genau seinetwegen bin ich nämlich hier." Wegen William war der hier oder wegen Pedro? Elias konnte nicht ganz folgen, sah deswegen zu Nicholas und trat einen Schritt auf diesen zu. „Besser wir zeigen dem mal wo das Büro von dem alten Sack ist, oder was meinst du?" *** Nicholas sah dem Ganzen ruhig von der Seite zu. Er kannte hier niemanden, diese Jungs waren auch recht verschlossen. Man hörte hier und da einen Namen, den der Blonde versuchte zu speichern, aber er fühlte sich, wie in einem Bällebad, wo er mit zehn anderen Kindern steckte, ohne deren Namen zu kennen, um Spaß zu haben und wonach das hier nicht aussah. Wieder seufzte er, wurde ruhig angesprochen und sah zu Elias. „Mh ... schätze, so kann man es machen. Zeig du mir, wie es zu eurem Boss geht. Sollen die Anderen so lange William suchen? Ich denke, zu zweit geht das auch schneller." Mann sah Nicholas fast an der Nasenspitze an, was er mit dem Anderen machen wollte. Der Boss konnte warten, er hatte den Spaß, den er wollte, nicht bekommen und so hatte Nicholas Lust auf etwas verdammt Verbotenes, was ihn noch in Teufels Küche bringen sollte. *** Eine Weile starrte Elias Ariel einfach nur an, dann aber hörte er leise Nicholas zu sich sprechen und musste sich erstmal wieder sammeln. So jemanden sah man nicht jeden Tag und schon gar nicht an einer Schule. Er ordnete rasch seine Gedanken, noch immer war William verschwunden und dieser Typ schien ihn zu kennen und war seinetwegen hier. „Ihr braucht ...", setzte Ariel an, merkte jedoch schnell, dass die beiden Jungs vor ihm wohl diskutierten und rollte genervt mit den Augen. Wirklich zugehört hatten sie eher nicht. „Könnt ihr das später diskutieren? Ich muss dringend zum Direktor und hab nicht den ganzen Tag Zeit." Elias, der sowohl Nicholas, aber nun auch Ariel zugehört hatte, nickte. „Dann kommt halt beide mit", seufzte er genervt, führte beide zur großen, steinernen Treppe und schritt diese zackig rauf. „Hey, gib mir nicht die Schuld, ich kann am wenigstens dafür, was bei euch in diesem Saftladen abgeht." Ariel war sauer, folgte jedoch Elias die Treppen rauf und sah nicht gerade angetan aus. Überall diese Kreuze, Jesus hier und einen Gang weiter hing er noch einmal. Da konnte man schon mal einen an die Pimpernelle bekommen, besonders aber, wenn man dreimal der heiligen Jungfrau Maria über den Weg lief. „Schlimmer noch als ne Kirche." „Ist ja auch ein altes Kloster, was erwartest du da?", erwiderte Elias schnippisch, ehe er endlich das Büro der Schulleitung erreichte und anklopfte. Der Alte, der dahinter saß, knurrte ein knappes „Herein" und sichtlich genervt öffnete Elias daraufhin die Tür. „Gibt es etwas Neues von dem Jungen?", wollte der recht alt wirkende Mann am Schreibtisch wissen. „Nein, aber hier ist jemand, der scheinbar mehr weiß", erwiderte er, nickte Ariel zu und dieser betrat kurz darauf das Büro. „Sie können sich entspannt zurücklehnen. Will ist bei seinem Onkel und wird das auch vorerst bleiben, bis wir eine andere Lösung oder Schule gefunden haben. Ansonsten kann ich Ihnen nur anraten, ihre Schüler und Lehrer besser im Griff zu haben." Dem alten Mann fiel beinahe die Kinnlade herunter. „Was erlauben Sie sich? Meine Schule ist eine der besten in ganz Rom. Eine bessere werden Sie hier ganz sicher nicht finden." Ariel winkte gelassen ab und grinste gehässig. „Wohl kaum. Diese Schule ist für Jungs, die alles andere als vorbildlich sind und mein Bruder gehört ganz sicher nicht dazu, da er Englands beste Schule besucht hat." „Ach wirklich? Und warum ist er dann nicht an dieser Schule?" Herausfordernd sah der Schulleiter auf und nun war es Ariel, der langsam einknickte. „Das hatte seine Gründe und die gehen keinen etwas an." „Tatsächlich? Mir kam da etwas zu Ohren, was seinen Bruder betreffend ist. Sind sie nicht Darsteller für diverse Filme? Ist das nicht schlecht für das Ansehen der Familie Tudor?" Immer mehr Fragen prasselten auf Ariel nieder und so langsam reichte es ihm dann doch. „Was ich bin, geht Sie einen Dreck an, das hat nichts mit William zu tun. Er ist aus einem ganz anderen Grund freiwillig von der Schule gegangen." Ariel hatte genug, er drehte sich um, verließ das Büro und achtete zudem nicht auf Nicholas und Elias, die ihm beide verwirrt hinterher sahen. „Der Kerl ist Williams Bruder? Na, das erklärt einiges", nuschelte Elias leise an Nicholas gewandt. *** Nicholas sah ihn fast schon flüchten und in seinem Kopf wurde es laut. Viele Gedanken rasten gerade auf der Achterbahn seines Verstandes und wollten nicht langsamer werden. Er kannte sich hier nicht aus, das stand fest. Er war neu und wohl bei dem ein oder anderen nicht gern gesehen. Wie der Lehrer von vorhin, seinen Namen hatte er eh schon vergessen. Der Direktor hier war leider alles andere als sexy und jung. Soße gab es hier auch nicht, also stand er wieder in einer Sackgasse und er musste immer noch mit William reden. Irgendwie war seine Reaktion auf ihn seltsam, das sorgte jedoch auch dafür, dass er für ihn noch interessanter wurde. "Hey ... du ... Elias. Ich muss dringend pinkeln. Kannst ja schon mal zu dem Alten rein. Egal was ist, ich nehme meine Strafe entgegen." Eilig ging er davon und suchte die Toiletten. Als er jedoch aus der Sicht des Anderen war, bog er hier und da ab und schnitt diesem Ariel prompt den Weg ab. Dieses Mal würde er nicht den gleichen Fehler wie bei William machen. Dieses Spiel spielte er anders. Strukturiert und geplant. „Ähm ... Hi ... Ähm ... bist du nicht Ariel? Williams Bruder? Ich habe gehört ... na ja ... er wäre nicht mehr hier. Darf ich fragen, was passiert ist?" *** Ach so er ging aufs Klo und er würde hier schon alles regeln? Sonst setzte es aus, oder was? Nicht mal einen Tag hier und schon Sonderwünsche äußern. Nicht zu fassen. Elias rollte dementsprechend genervt mit den Augen. „Zieh schon Leine, ich mach' das hier", grummelte er leise, ließ ihn abzischen und sah diesem Kopf schüttelnd nach, ehe er das Büro des Schulleiters betrat. Ariel hingegen schlenderte, nachdem er sich gefasst hatte, ruhig durch das Gemäuer und dachte nach. Fast drei Jahre war sein Bruder nun schon hier und zuvor hatte es keinerlei Probleme mit Mitschülern gegeben. So weit war er jedenfalls informiert durch Casper, der dann doch regelmäßiger Kontakt zu William hatte. Vielleicht aber sollte er einfach Willow anrufen, sie war immerhin ... Nanu, wer störte ihn denn jetzt wieder? Ariel blickte verwunderter hinter sich, erkannte, dass es einer der Jungs von vorhin war und dieser scheinbar wissen wollte, wie es William ging, beziehungsweise, was vorgefallen war. Genau wusste er das auch nicht, er hatte nur Fetzen von dem Gespräch mitbekommen und ... „Na ja", fing Ariel daher an. „Normal rede ich nicht einfach darüber, was in meiner Familie gerade passiert, aber scheinbar seid ihr wohl sowas wie befreundet." Ariel seufzte und lehnte sich an die Wand hinter sich. „Ich bin Williams Bruder, ja. Genau genommen einer von zwei und beide auch älter als er. Casper lebt noch daheim, ich hingegen bin vor Jahren ausgezogen und das war scheinbar ein fataler Fehler." Und was für einer grummelte er gedanklich in sich hinein. „Scheinbar kam es an eurer Schule erneut zu einem Übergriff, der ihn massiv getriggert hat. Allerdings hat er wie damals schon nicht gesagt, wer es war." Ariel rieb sich über den Nacken, kurz sah er sich um und dann blickte er wieder zu Nicholas. „Du solltest wissen, dass ich nicht der Grund für seinen Schulwechsel war. William wollte damals nach diesem Übergriff von seiner alten Schule und das, obwohl er ziemlich beliebt war und viele Freunde hatte. Allerdings kam irgendwann der Tag, an dem er nicht mehr hinwollte, sich regelrecht sträubte. Und dabei kam heraus, dass ihn irgendjemand aus seiner Klasse ..." Ariel sprach nicht weiter, eher wurde er wütend auf den Kerl, der seinen Bruder an die Wäsche wollte und kein Nein verstanden hatte. Verdammter Mistkerl und doch hatte er keine Ahnung, wer es war. Sollte er es je herausfinden, er würde ihm den Kopf abreißen und noch ganz andere Dinge mit ihm anstellen. „William ist erstmal jetzt bei unserem Onkel und wie es scheint, will er ihn an einer anderen Schule unterbringen, was aber nicht so leicht ist, da alle Schulen, die geeignet wären bereits voll sind. Keine Ahnung was wir jetzt machen, ob er zurückkommt oder ob es nicht besser wäre, wenn er zurück nach England geht." „Er wird sicher nicht nach England zurückgehen und das weißt du." Unweit von ihnen stand plötzlich Casper und blickte Ariel zornig an. „Du unterschätzt unseren kleinen Bruder, er ist nicht so schwach, wie du denkst, er ist einfach nur überfordert, mehr nicht." Casper kam näher, blieb jedoch direkt neben Nicholas stehen und sah diesen schief von der Seite an. „Und wer bist du, wenn ich fragen darf?" *** Nicholas hörte sich alles ruhig an, immerzu nickte er, während sein Körper ruhig gegen die Wand lehnte und er versuchte so zu wirken, als interessiere es ihn wirklich. Aber als die Information fiel, dass William wohl schon unsittlich berührt wurde und das scheinbar ein Trauma in ihm auslöste, schluckte selbst er. Ariel und Casper waren seine Brüder und jetzt war er bei seinem Onkel und würde scheinbar nicht mehr zurückkehren. Daran war alleine er schuld. Irgendwie verärgerte es ihn, er wollte doch lediglich ein bisschen Spaß haben, wenn sein dämlicher Onkel ihn schon hierher stecken musste. Als der Andere ihn schließlich ansprach, sah Nicholas ruhig zu ihm. Unweigerlich schluckte er, wieso sahen sie Jungs hier so verdammt sexy aus. Da könnte man ja nicht in Abstinenz leben. „Ich bin Nicholas. Ich bin neu hier auf der Schule und ... na ja ... ich könnte euch mit William helfen, denn ... ich ... na ja ... hab gesehen, wer ihn angepackt hat." Verwirrt sahen Ariel und Casper ihn an. „Und warum hast du das nicht früher gesagt?", grummelte Ariel und schüttelte den Kopf. „Na ja ... ich dachte, er wollte das. Ich wusste nicht, dass er so eine Vergangenheit hat." *** Nicholas hieß er also und weiter? Casper sah ihn eine Weile an, jedenfalls so lange bis Ariel zu grummeln begann und das konnte er dann doch ziemlich gut. Meist blieb es aber dabei, dass er nur brummelte und selten zuschlug. Das war dann doch Casper seine Art und er stand kurz davor diesem Nicholas eine reinzuhauen. Alleine für den Spruch, den er losließ, dass er gedacht hatte, William hätte es gewollt. „Woran sieht man denn, dass jemand angefasst werden will, hm? Vielleicht an den Blicken, die dem Sitznachbarn gehören oder daran, dass ..." Casper ballte die Faust, doch bevor er zuschlagen konnte, hielt Ariel ihn davon ab und drückte ihn mahnend an die nächste Wand. „Lass den Mist. Er hat es genauso wenig gewusst, wie ich es wusste." Casper schnaufte, schubste Ariel von sich und trat erneut wütend auf Nicholas zu. „Lass ja deine Griffel von meinem Bruder." „Casper, es reicht." Ariel packte ihn am Kragen und zog ihn mit einem Ruck zurück. „Hast du vergessen, wer du, wer wir sind? Wo sind deine Manieren hin?" Kopfschüttelnd ließ er Casper los. „Sorry, aber er ist manchmal etwas ungehalten. Keine Ahnung, woher er das hat", entschuldigte sich Ariel, ehe er Casper nochmals zurückziehen musste, weil er offenkundig noch nicht genug hatte. „William ist erstmal bei unserem Onkel und ich denke, eine Aussprache wäre ganz gut. Immerhin scheint da ja irgendwas gewaltig schiefgelaufen zu sein." Ariel überlegte kurz, dann aber wandte er sich an seinen Bruder und grinste. „Geh du mal zu dem alten Sack ins Büro und meld Nicholas für heute ab. Wir gehen schon mal vor." *** Verdutzt sah Nicholas ihn aus großen Augen an. Dieser Casper schien ein wenig auf Krawall gebürstet und hatte selbst wohl so seine Erfahrungen, aber Ariel hielt ihn gleich zurück. Sie waren wohl alle aus viel besseren Hause als er es war. Er seufzte und zuckte auf Caspers Frage hin mit den Schultern. „Na ja, wenn ich einem Typen zeigen möchte, dass ich was will, wehre ich mich bei seinen Berührungen nicht. Ich lasse ihn nah an mich, ohne Protest zu zeigen. Flirten mit den Blicken gehört dazu und ich habe mich bislang nur geirrt, was Signale angeht und ganz ehrlich, euer kleiner Sonnenschein war sicher zu Beginn nicht abgeneigt. Dennoch bin ich kein Vergewaltiger, ich tue niemandem etwas an, gegen seinen Willen!" Nicholas sprach offen heraus, was er dachte und erntete ein tiefes Schnauben voller Verachtung von Casper, der sich schon von ihnen abgewandt hatte und losging. Passte ihm eigentlich gerade recht gut von hier wegzukommen und diesen Nicholas mochte er jetzt schon nicht. „Dann lass uns gehen. Hoffe, der Alte wohnt nicht zu weit weg?" Es dauerte wirklich nicht lange, bis sie vor der Tür eines angenehm großen Hauses standen. Die Fassade war weiß, die Fensterrahmen in einem dunklen braun, wie die Tür und die kleine Terrasse. Auf dem Weg hierher sprachen sie nicht, erst als Nicholas an der Tür klopfte und ein älterer Mann öffnete, schluckte er leicht. Dieser Blick war dominant und bereitete selbst ihm ein wenig Unwohlsein. *** Sonnenschein, nicht abgeneigt? Wäre Ariel nicht und drängte darauf, es sein zu lassen, würde er diesem Idioten derart seine Fresse polieren, dass ihn nie wieder irgendwer ansah. So aber gab er Ruhe, grummelte und tötete ihn lediglich mit Blicken in den Rücken. Solange, bis Ariel gemeinsam mit Nicholas das Kloster verlassen und die Straße betreten hatte. Im Gegensatz zu seinem Bruder war er entspannter, schwieg jedoch und führte ihn durch die schmalen Gassen Roms. Wie sein Onkel auf den Besuch reagierte, wusste Ariel nicht, ebenso wie weit er über die Missstände informiert war und ob er überhaupt wusste, dass nun all seine Neffen anwesend waren. Ariel selber hatte unweit der Stadt einen Dreh, Casper hingegen war in einer Nacht und Nebelaktion gereist und sicher gab das noch gehörigen Ärger mit ihren Eltern. Zwar war Casper bereits 19 Jahre alt, dennoch ging er zur Schule und hatte zu Hause einige Pflichten. Einer musste den Eltern unter die Arme greifen und William hatte sich damals dagegen entschieden, hatte England verlassen und das nur, weil es einen tragischen Zwischenfall mit jemandem aus seiner Schule kam. Ariel hatte bis heute keine Ahnung, was da genau war, vor allem aber wusste er nicht, wer dafür verantwortlich war. Ariel war zu selten daheim und das seit Jahren schon. Immer auf Achse, am Ende der Welt und meist nur telefonisch zu erreichen. Ariel seufzte, bedauerte es sehr für William nicht da sein zu können und doch war er hier, begleitete diesen Nicholas zu ihrem Onkel, der alles andere als begeistert wirkte. Sein Blick glich dem von Casper ziemlich, doch eher galt er Ariel selber und nicht Nicholas, der dennoch ziemlich steif neben ihm stand und verunsichert aussah. Sein Onkel hatte das Auftreten eines Soldaten, den Blick Heinrichs des Achten und das war erschreckend, da er genau wie Ariels Vater eigentlich aus der Blutlinie der Tudors stammte. Ariel versuchte zu lächeln. „Wir wollten zu William." Sein Onkel sah ihn scharfsinnig an, dann blickte er zu Nicholas und wieder zurück. „Wo ist Casper?" „Ist das wichtig? Er kommt nach, sobald er sich beruhigt hat", erklärte Ariel knapp, trat an seinem Onkel vorbei und zog Nicholas rasch hinter sich her. „Pass bei dem auf, der lebt teils noch im Zeitalter seiner längst verstorbenen Verwandtschaft." Ohne auf seinen Onkel zu achten, schritt er die Treppen rauf und zum Gästezimmer. Viel hatte sich seit seiner Kindheit nicht getan, alles glich noch wie vor Jahren und somit war es leicht Andre im oberen Stockwerk zu finden. Wie sein Onkel schon nicht begeistert war, so wenig war es auch sein kleiner Bruder und zeigte sogar deutlich eine Abneigung ihnen beiden gegenüber. „Lieblingsbruder ist wohl ziemlich weit hergeholt, wie man sehen kann", frotzelte es leise hinter Ariel und doch ließ er sich davon nicht beeindrucken, sondern trat einen Schritt auf William zu, der jedoch sofort auswich und einen Satz nach hinten machte. „Er will keinen sehen und das solltet ihr beiden respektieren", mischte sich sein Onkel ein, der jedoch im Flur stand und sich mit hochgezogener Augenbraue das Schauspiel besah und mit dem Kopf schüttelte. *** Nicholas merkte schon, was das für ein alter Sack war. Der war ja noch gruseliger, als dieser seltsame Clown, der in der Kanalisation Kinder fraß. Ein seltsamer Schauer lief ihm kühl den Rücken hinab, dennoch folgte er Ariel und sah nun bald William in die Augen, der abwesend im Zimmer stand. Fast so, als hatte er sich eine schützende Mauer aufgebaut. Vor allem Bösen und wie er stark vermutete, vor ihm. Jetzt konnte er es auch verstehen, er würde nur zu gerne wissen, was damals genau geschah. Irgendwie hatte das alles einen seltsamen Verlauf genommen. Er sollte doch einfach nur auf diese scheiß Schule gehen und dachte nicht im Traum daran, jetzt hier zu stehen. Aber ein Zurück gab es nicht mehr, weshalb Nicholas vortrat. „Ich bin Nicholas und würde gerne mit William reden. Nur zehn Minuten. Danach können sie mich gerne herauswerfen." *** Reden wollte er? William sah Nicholas wenig begeistert an und fragte sich, ob zehn Minuten da überhaupt ausreichend waren. Nachdenklich stand er da, rechnete aus, dass diese nicht annähernd ausreichen würden und doch stimmte er schließlich zu. „Zehn Minuten und keine Sekunde länger." Seinem Bruder einen Blick zuwerfend, deutete er auf die Tür und damit an, er solle das Zimmer verlassen und diese hinter sich schließen. Ariel kam der Aufforderung nach, ließ beide alleine und schloss wie gewünscht die Tür. William blieb mit Abstand stehen, wartete noch einen Moment und wandte sich erneut an Nicholas. „Du bleibst da vorne stehen und wage es ja nicht, näherzukommen", stellte er klar und man sah ihm mehr als deutlich an, dass er ziemlich angefressen war. Zu Recht, immerhin hatte der andere etwas aus der Vergangenheit ans Licht getragen, was er längst vergessen, beziehungsweise verdrängt hatte. Zwar konnte Nicholas dafür nichts, dennoch mochte er seine Art ganz und gar nicht und machte das mehr als deutlich. Er stellte sogar dreist die Eieruhr auf ganze zehn Minuten, setzte sich dann auf seinen Schreibtisch und blickte ihn erneut an. „Deine Redezeit läuft bereits!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)