Marriage von writer ================================================================================ Kapitel 17: Leidenschaft ------------------------ "Ich wusste nicht, dass es so sein kann." Sein Atem hatte sich noch nicht wieder richtig beruhigt und seine Stimme klang noch leicht gepresst. "Ich auch nicht", flüsterte sie. Sie hatte ihre Arme noch um seinen Hals geschlungen und stand an ihn geschmiegt vor ihm, ihre Wange an seinem Hals, während er offenbar auch nicht vorhatte sie loszulassen, denn seine beiden Hände lagen noch fest an beiden Seiten ihrer Taille. Sie lockerte schließlich ihre Arme, wich mit ihrem Oberkörper ein Stück zurück und ließ ihre Hände erst über seine Schultern und dann über seine Oberarme gleiten. Sie streckte sich leicht und gab ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen und er griff sofort mit einer Hand in ihre Haare und küsste sie noch einmal voller Leidenschaft. Das entfachte auch ihr gerade erst entdecktes Verlangen erneut und sie erwiderte seinen Kuss mit einer zwar sanften, aber ähnlichen Intensität. Als sie sich wieder von einander lösten, lächelte sie ihn glücklich an und sie glaubte, in der Dunkelheit zu erkennen, dass auch er leicht lächelte. Sie zog sich los von ihm und wandte sich noch einmal der Kante des Steinbeckens zu, um in das Tal sehen zu können. Die gigantischen Nebelflächen faszinierten sie. Sasuke stellte sich neben sie, legte seine Arme auf der Steinkante ab und sah sie an. Immer noch schien er sie faszinierender zu finden als den Ausblick. "Warum?", fragte er. "Warum war es eben so anders? Mir hat es auch vorher immer sehr gefallen, aber das eben war einfach-" Er brach ab. "Was habe ich vorher falsch gemacht?" Sie musste wieder lachen. Sie hatte es auch ganz toll gefunden. Sie war auch noch überrascht von dem, was sie gerade neu in sich entdeckt hatte. Aber es belustigte sie, dass ihn das nun derart beschäftigte. Vielleicht hatte er es so toll gefunden, dass er nun wissen wollte, was er tun musste, damit es ab jetzt immer so sein würde. "Du hast nichts falsch gemacht", sagte sie sanft und betrachtete weiter glücklich die Wolkenschleier. Obwohl sie hier, wo sie standen, kaum Wind spürte, zogen sie schnell und es bildeten sich immer neue Formen. Manchmal waren Teile eines Berges dann plötzlich ganz verschwunden. "Du hast dir immer Mühe gegeben und es war immer angenehm für mich", erklärte sie. "Aber für mich hat sich das nie so wirklich wie etwas angefühlt, was ich von mir aus gewollt hätte. Ich wurde in die Ehe gedrängt. Nicht nur von meinen Eltern, meine ganze Familie hat mich monatelang bearbeitet und mir eingeredet, dass es meine Pflicht wäre, dass ich egoistisch wäre, wenn ich es ablehnen würde. Und dann, nach der Hochzeit, wurde ich einfach auf dieses Anwesen gebracht. Dort war alles so unheimlich und dann hast du in der Hochzeitsnacht einfach mit mir geschlafen, als ob es vollkommen selbstverständlich wäre und ich dachte, dann wäre es das wohl auch und ich würde mich bloß anstellen und auch das sei nun eben meine Pflicht als Ehefrau, schließlich hatte ich ja eingewilligt. Es hat mich verstört, dass du nicht mit mir über das Verhütungsthema gesprochen hast. Jetzt weiß ich, dass man dir gesagt hatte, dass ich unbedingt ein Kind will und dass das der Grund war, warum ich eingewilligt hatte. Ich verstehe jetzt, dass du mit deinem schlechten Gewissen zu kämpfen hattest, wegen mir und deinem Bruder. Und wahrscheinlich hat dich mein ablehnendes Verhalten verletzt und verunsichert, sodass wir keine Bindung aufbauen konnten. Ich dachte die ganze Zeit, dass ich dir nichts bedeute, dass du Affären hast und ich hatte furchtbare Angst allen zu sagen, dass ich nicht schwanger werden wollte, weil ich nicht verstanden habe, warum das jeder einfach so erwartete, ohne auch nur ein Wort zu sagen und ich hatte Angst, dass ich dazu gezwungen werde, wenn ich darüber spreche. Aber jetzt weiß ich, dass meine Eltern euch getäuscht haben und dass sie euch offenbar laut Madara sogar mehrfach gesagt haben, dass ihr nicht darüber mit mir sprechen sollt, mit der Begründung, dass ich zu schüchtern wäre, dass es mir unangenehm wäre und dass es mich unter Druck setzten würde. Und so scheu, wie ich mich die ganze Zeit verhalten habe, muss das auf euch alle plausibel gewirkt haben. Nachdem ich meinen Vater heute mit dir reden gehört habe, kann ich mir auch ziemlich gut vorstellen, wie das die ganze Zeit abgelaufen ist. Sie haben euch manipuliert und mich und wahrscheinlich erstaunt es sie selbst, dass es nicht früher aufgeflogen ist. Wahrscheinlich hofften sie einfach, dass ich gleich schwanger werden würde und das Thema dann sowieso erledigt sei. Wahrscheinlich denken sie, dass sie noch enger an euch gebunden sind, wenn ich Mutter deines Kindes bin. Dass man mich dann nicht mehr einfach austauschen kann und dass ihr sozialer Aufstieg nach ganz oben durch den Kontakt zu euch dann für immer gesichert ist. Diese ganze Ungewissheit über meine Situation hat mich jedenfalls so bedrückt, dass ich nie auch nur daran gedacht habe, was ich wollen könnte. Bis eben habe ich gar nicht gewusst, wie man sich beim Sex fühlen kann, oder dass ich diesbezüglich Bedürfnisse haben könnte. Es war also eben nicht anders, weil du vorher etwas falsch gemacht hättest. Dieser Moment hier ist so ein schönes Geschenk, das ist etwas, was nur sehr wenige Menschen in ihrem Leben erfahren können. Ich bin gerade glücklich und wollte das einfach genießen. Und seit alles rausgekommen ist, fühle ich mich verbundener mit dir. Du hast mich heute verteidigt, als mein Vater mich mal wieder bloß für seine Zwecke benutzen wollte und du hast mich fahren lassen, als du gemerkt hast, dass das wichtig für mich und mein Selbstwertgefühl war und das, obwohl es ein bisschen an deinem Stolz und deinem Weltbild gekratzt hat. Dadurch habe ich mich unterstützt gefühlt. Wir konnten sogar ein wenig zusammen lachen. Ich dachte du hättest überhaupt gar keinen Humor, aber das stimmt gar nicht. Und du hast sogar dafür gesorgt, dass Naruto und Hinata herkommen können, obwohl es dich immer noch ein bisschen stört, dass ich mal etwas mit Naruto hatte. Und du hast mich nicht bedrängt und gewartet bis ich zu dir komme. Das alles ist nun anders. Zwischen uns ist es nun anders. Und darum war auch das eben anders als vorher, verstehst du?" Nun wandte er doch seinen Blick ab und sah in die dunkle Landschaft vor sich. "Ich verstehe", sagte er. "Es tut mir wirklich Leid Sakura. Es wäre nicht so lange so gelaufen, wenn ich nicht so schwach gewesen wäre und mich von meinen Schuldgefühlen so sehr hätte lähmen lassen. Mein Vater hatte recht, als er sagte, dass ich ein erwachsener Mann bin und gefälligst Verantwortung für meine Entscheidungen zu übernehmen habe." "Ich finde für dein Alter hast du ehrlich gesagt bereits sehr sehr viel Verantwortung. Mit deinem Job, dem was deine Familie von dir erwartet und allem." Er schwieg einen Moment. "Das ist nett von dir", sagte er schließlich leise ohne sie anzusehen. "Ich finde, dass du dich sehr gut schlägst", sagte sie mit einem leichten Lächeln. "Du dich auch", erwiderte er leise. "Trotzdem hätte ich mich einfach von Anfang an richtig um dich bemühen sollen. Auch schon vor der Hochzeit. Aber ich hatte wohl Angst, dass ich herausfinden könnte, dass du das alles doch nicht willst. Und ich dich dann noch nicht bekommen kann. So wie alles lief, war es so leicht für mich. Ich habe einfach den sicheren, einfachen Weg gewählt. Ich bin so aufgewachsen, ich bin es so gewohnt. Bei uns gibt es strikte Regeln. Einerseits. Andererseits konnte ich immer einfach sagen 'ich möchte das haben' und dann habe ich es bekommen. Und so habe ich das mit dir auch gemacht. Und jeder um mich herum schien das auch völlig normal zu finden." "Ja, so hat man dir das beigebracht", sagte sie leise. "Ich verstehe es irgendwie. Ich habe mich bisher auch nicht besonders erwachsen verhalten und bloß so, wie ich es anerzogen bekommen habe. Ich bin wie ein kleines Mädchen, das alles mit sich machen lässt, stumm leidet und denkt, dass das so richtig sei." "Weil man dich dein Leben lang unterdrückt hat", sagte er sofort. "Das ist nicht deine Schuld." Sie lächelte. "Siehst du? Wir beide tun manchmal einfach Dinge, weil man sie uns so beigebracht hat. Deshalb verstehe ich gut, wieso alles so gelaufen ist. Und du hast recht, ich hätte in diese Hochzeit nicht eingewilligt, wenn du auf mich zugegangen wärst, anstatt bei meinen Eltern vorstellig zu werden. Dann wäre alles anders gekommen. Ich wollte ja eigentlich raus aus dieser Schicht mit ihren Pflichten und Verbindungen und Regeln und nicht noch weiter hinein. Ich wollte einfach ein normales Leben und nicht noch mehr von meiner Freiheit verlieren." Sie sah ihn an und musste wieder lächeln. "Aber Sasuke", sagte sie sanft und sie streckte ihre Hand aus und strich leicht mit den Fingern über seinen Arm und er sah sie nun doch wieder an, "man muss eben mit dem umgehen, was man hat und das Beste daraus machen. Und gerade, in diesem Moment, haben wir hier etwas, das ich perfekt finde. Etwas, das nicht jeder erleben darf und das ich sehr zu schätzen weiß. Wenn alles anders gekommen wäre, dann wären wir beide jetzt nicht hier. Und ich finde es gerade in diesem Moment schön, dass wir das sind." Er lächelte leicht und sie erwiderte es. "Du siehst wirklich ziemlich gut aus, das lässt sich nicht abstreiten", fügte sie mit einem leichten Lachen hinzu. Er sah sie ein wenig irritiert an, wahrscheinlich, weil er sich fragte, wo das plötzlich her kam. Aber der Gedanke war ihr eben einfach so gekommen und sie hatte ihn einfach so ausgesprochen. Sie legte leicht den Kopf schief und überlegte. Ob er das wollen würde? Oder war der Abstand noch zu kurz? Sie hatte keinerlei Erfahrung, um sowas beurteilen zu können. "Was denkst du gerade?", fragte er. Er richtete sich ein wenig gerader auf und sah sie konzentriert an. Sein fokussierter Blick ließ sie wieder einen leichten Schauer verspüren. Immer noch mit leicht schiefgelegtem Kopf strich sie ihre Haare zurück. Sie biss sich leicht auf die Unterlippe, um ihr Lächeln zu unterdrücken und weil sie immer noch ein wenig unschlüssig war. Aber es hatte ihr so gefallen, wie er sie eben angesehen hatte, als sie es getan hatten. Sie wollte ihn nochmal so sehen. Ihn nochmal fühlen. Wo waren diese Bedürfnisse eigentlich vorher gewesen? Sie spürte sie so stark, dass es ihr merkwürdig vorkam, dass sie sie vorher so gar nicht wahrgenommen hatte. Er musterte sie immer noch konzentriert und richtete sich noch ein wenig gerader auf. Er nahm einen Arm von der steinernen Kante, ließ ihn wieder ins Wasser gleiten und wandte sich ihr ein wenig zu. "Was denkst du?", wollte er erneut wissen. Sollte sie es einfach ausprobieren und sehen was er tun würde? "Ich denke", sagte sie und biss sich nochmal leicht auf die Unterlippe, dieses Mal um ein Grinsen zu unterdrücken, "dass ich mal reingehen und mir das Zimmer ansehen werde." Er sah sie überrascht an und sie drehte sich einfach um, machte zwei Schwimmzüge, ging dann die letzten paar Schritte zur Treppe und die Stufen hinauf, wobei sie darauf achtete möglichst anmutig zu gehen. Sie lief einfach an ihren Klamotten vorbei, die immer noch vor dem Becken auf dem Boden lagen und nach Drinnen. Sie hörte seine Schritte hinter sich und musste nun doch Grinsen. Das schien ja bestens zu funktionieren. Sie würde wohl nie ein Mensch werden, den es nach Macht verlangte, so war sie einfach nicht. Dennoch war es gerade durchaus belustigend festzustellen, dass sie, bei aller Macht, die er über sie und über andere hatte, auch Macht über ihn zu haben schien. Männer waren manchmal schon merkwürdig. Sie musste sich also bloß ausziehen und sich nur ein ganz klein wenig aufreizend verhalten und dann folgten sie einem einfach so, als ob sie magisch angezogen werden würden? Sie musste ein Kichern unterdrücken. Allerdings sollte sie wohl nicht überheblich werden, eigentlich tat sie das hier ja gerade in erster Linie, weil sie es war, die ihn anziehend fand. Sie ging ohne ihn zu beachten zum Bett hinüber, ließ sich darauf nieder und strich über den Stoff. "Seidenbettwäsche", sagte sie. "Wie luxuriös!" Immer noch ohne ihn anzusehen hob sie ihre Beine auf das Bett, rutschte ein Stück nach hinten, streckte sich bäuchlings auf dem weichen Bettzeug aus und legte ihre Wange auf das Kissen. "Ich mag, wie es sich auf der Haut anfühlt", sagte sie leise und strich mit ihrer Hand über das Kissen. Sie spürte das Bett nachgeben, weil er über sie kroch. Er griff nach ihrem Kiefer, vermutlich weil er ihr Gesicht richtig sehen können wollte, also drehte sie sich mit einem leichten Lachen wieder auf den Rücken und sah zu ihm hoch. Sein Blick war immer noch fokussiert. Aber die Klarheit war nun gänzlich daraus verschwunden. Eher wirkte sein Blick jetzt ein wenig verschleiert. Nahm er außer ihr überhaupt noch irgendetwas um sich herum wahr? Er beugte sich zu ihr herunter, um ihren Lippen näher zu kommen. "Magst du das Gefühl auch?" Er hielt inne. "Was?", fragte er verständnislos und so, dass sie sich ganz sicher war, dass er sich nicht mehr auf das konzentrieren konnte, was sie sagte. "Das Gefühl, wie sich die Bettwäsche auf der nackten Haut anfühlt!", antwortete sie mit einem unschuldigen Strahlen. Übertrieb sie es nun? Vielleicht. Aber irgendwie fühlte sie sich gerade bestens unterhalten. Es war zur Abwechslung mal ganz angenehm, dass nicht er es war, der Kontrolle über sie hatte. "Ich- ja", sagte er bloß, als ob das Sprechen ihm schwer fallen würde. "Es fühlt sich gut an." Er verlagerte sein Gewicht, sodass er sich nicht mehr auf beide Arme stützen musste und strich ihr mit seiner Hand seitlich über die Taille und Hüfte. Dann griff er außen an ihren Oberschenkel. Er sah von ihren Augen, zu ihren Lippen und dann wieder zu ihren Augen. Sie hob in einer eleganten Bewegung ihre Hand und legte sie ganz sanft auf die Stelle wo sein Herz war. Es schlug schnell unter ihren Fingern. Er beugte sich wieder zu ihren Lippen hinab. "Die Matratze ist auch sehr angenehm!", sagte sie und tauchte gerade rechtzeitig seitlich weg, bevor er sie hatte küssen können. Sie schob seine Hand von ihrem Oberschenkel und rollte sich zur Seite, sodass sie nicht mehr unter ihm war. "Leg dich auch mal hin und probiere es aus. Auf den Rücken." "Sakura", sagte er. Es klang etwas gequält. Sie drückte leicht mit ihrer Hand gegen seine Schulter und er ließ sich auf das Bett sinken und drehte sich tatsächlich auch auf den Rücken. Sie lächelte triumphierend, schwang ein Bein über ihn und ließ sich langsam und umsichtig auf seiner Hüfte nieder. Mittlerweile fragte sie sich nicht mehr, ob er das wollen würde, oder ob der Abstand zu kurz sein würde. Sein Körper gab ihr darauf eine ganz offensichtliche Antwort. Sie war noch nie oben gewesen. Sie wusste auch nicht wie das ging, oder wie man das machte. Aber scheinbar war ihr heute einfach danach sich ein wenig auszuprobieren und irgendwie würde sie das dann schon hinbekommen, wenn es soweit war. Sie war glücklich und das mutig sein fiel ihr gerade ganz leicht, also wollte sie das ausnutzen. Aber zunächst beugte sie sich einfach nur zu ihm hinunter und küsste ihn. Langsam und liebevoll. Er griff wieder in ihren Nacken, vielleicht, damit sie nicht wieder zurückweichen konnte. Seine andere Hand legte er wieder an ihre Hüfte. Sie spürte ganz deutlich seine Ungeduld, er konnte sich kaum noch beherrschen. Das gefiel ihr. Sie wollte ihren Kopf zurückziehen, aber wie erwartet hielt er sie mit der Hand in ihrem Nacken bei sich. "Lass mich", flüsterte sie gegen seine Lippen. "Dann bekommst du mehr als bloß einen Kuss." Er nahm sofort seine Hand weg, sodass sie sich wieder aufrichten und endlich das tun konnte, wonach sie sich beide so sehnten. Es war tatsächlich nicht schwer. Sie schien ganz instinktiv zu wissen, wie sie sich bewegen musste und sie dachte überhaupt auch nur ein paar Sekunden darüber nach, weil sich dann auch ihre bewusste Wahrnehmung ein wenig verabschiedete und sie sich einfach von ihren Gefühlen treiben ließ. Es störte sie auch nicht, als er nach einer Zeit nicht mehr an sich halten zu können schien und er sich die Kontrolle zurück holte. Sie erfuhr, dass sich die Leidenschaft offenbar sogar noch steigen ließ, hauptsächlich vielleicht, weil sie nun nicht mehr im Wasser waren und man sich anders bewegen konnte. Danach lagen einfach eine Weile erschöpft nebeneinander. Irgendwann umarmte er sie und sie wusste selbst nicht so richtig, wer damit anfing, oder ob es einer von ihnen eigentlich so richtig vorgehabt hatte, aber dann taten sie es einfach noch ein drittes Mal. Danach fühlte sie sich nun allerdings so kraftlos und ausgelaugt, dass es ihr sogar egal war, dass sie nicht ihre Zähne geputzt hatte. Sie konnte sich nicht mehr bewegen, sie wollte nur noch schlafen und ihm schien es genauso zu gehen. 'Wie zwei Teenager', dachte sie. Aber sie hatte das damals schließlich nie getan, vielleicht hatte sie deshalb nun das Bedürfnis irgendwas nachzuholen. Und vielleicht ging es ihm genauso. Sie schlief beinahe schon, als ihr etwas einfiel, das sie zusammenzucken und promt wieder wach werden lies. Ihr Körper schien regelrecht zu protestieren, als sie sich aufsetzte. Sie war so unendlich müde. Aber sie hatte etwas vergessen. Sie kroch zum Bettrand, zog ihre Handtasche zu sich heran und fing an darin herumzuwühlen. Dann fand sie was sie suchte und sie zog die Packung mit der Antibabypille heraus. Fast hätte sie sie heute vergessen. Aber sie war einfach noch nicht soweit. In den letzten Tagen war so Vieles passiert, so Vieles hatte sich verbessert. Aber es gab auch noch viele ungeklärte Fragen, vor allem über seine Familie. Sie brauchte einfach Zeit um sich darüber klar zu werden, was das Richtige für sie war. Sie hörte, wie er sich hinter ihr aufsetzte. "Was machst du?" Sie drehte sich zu ihm um und hielt die Packung leicht hoch, damit er es sehen konnte. Enttäuschte ihn das jetzt? Aber er konnte doch auch nicht erwartet haben, dass er sie einfach so mit einem schönen Wochenende überzeugen konnte sich so eine weitreichende Entscheidung einfach anders zu überlegen. Er drehte sich von ihr weg zu seinem Nachttisch. Aber als er sich ihr wieder zuwandte, hatte er bloß die Wasserflasche in der Hand, die er ihr auf der Raststätte gekauft hatte und in der noch ein kleiner Schluck Wasser war. Er hielt sie ihr hin und sie fühlte wie Dankbarkeit sie durchstömte, die nichts mit dem Wasser zu tun hatte. Sie nahm die Flasche, schraubte sie auf und schluckte die Tablette mit dem Wasser hinunter. Sie fühlte sich leicht und glücklich. Es war ein ganz anderes Gefühl, diese Tablette nicht heimlich nehmen zu müssen. "Danke", flüsterte sie. "Gut, dass du nochmal aufgewacht bist", sagte er bloß ruhig. Er stand auf, ging zu der noch halb offenen Tür in der Glasfensterfront und nach draußen. Dort hob er ihre Klamotten auf und kam damit wieder herein. Dann schob er die Glastür richtig zu. "Sonst wäre uns wahrscheinlich beim Schlafen richtig kalt geworden." Er legte ihre Klamotten auf einem Sessel ab und kam wieder ins Bett. Dieses Mal legten sie sich auch richtig unter die Decke. "Ich glaube ich habe noch nie in meinem Leben abends nicht Zähne geputzt", sagte er. Er klang so unendlich müde, wie sie sich fühle. "Ich auch nicht", murmelte sie. Er zog sie an sich. Aber sie schlief schon fast. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)