Marriage von writer ================================================================================ Kapitel 3: Ein bisschen Freiheit -------------------------------- "Ich verstehe!", sagte Sakura eifrig. "Rosen benötigen einen sonnigen und luftigen Standort, das schützt vor Pilzkrankheiten", erklärte ihr der junge Gärtner weiter. "Aus diesem Grund empfiehlt es sich, nie direkt über die Blätter zu gießen, da sich sonst leicht Pilzsporen darauf ansiedeln." "In Ordnung!", sagte Sakura. "Und wenn man bei praller Sonne gießt, riskiert außerdem, dass die Blätter verbrennen", fuhr er ein wenig wichtigtuerisch fort. "Ich werde es mir merken!", versicherte Sakura. In den letzten Tagen hatte sie es sich zum Hobby gemacht im Rosengarten bei der Pflege zu helfen. Irgendwie musste sie sich ja beschäftigen, wenn man erwarte, dass sie den ganzen Tag hier blieb. Der Sommer neigt sich langsam dem Ende zu und wenn sie an den Winter dachte, graute ihr. Dann würde sie sich erst so richtig eingesperrt vorkommen. Nun konnte sie wenigstens in den Gärten herumspazieren, aber wenn es erst richtig kalt werden würde, würde das nicht mehr so angenehm sein wie jetzt. Darum hatte sie beschlossen den Spätsommer draußen zu genießen und diese Zeit voll auszukosten. Und weil sie am liebsten im Rosengarten war, hatte sie sich ein ganz klein wenig mit dem Gärtner angefreundet, der für diesen Teil des Gartens zuständig war. Am Anfang hatte sie ihn nur vorsichtig angelächelt, wenn er vorbeigegangen war, dann hatte sie ihn irgendwann gegrüßt und nun half sie ihm manchmal ein bisschen, wenn sie hinaus kam und ihn bei der Arbeit antraf. Jetzt goss sie gerade ein paar ihrer Lieblingsrosen und versuchte genau auf das zu achten, was er ihr gesagt hatte. "Sehr gut!", sagte der junge Mann lobend und sah ihr dabei zu. Sakura unterdrückte ein belustigtes Schmunzeln. Er musste sie für komplett naiv und verwöhnt halten. Wahrscheinlich wirkte sie vollkommen unfähig auf ihn. Er sah nur, wie sie hier in hübschen Kleidern herumschlenderte, im Garten saß und las oder Vögel und Blumen anschaute. Dabei beneidete sie ihn darum, dass er einen normalen Job und eine richtige Aufgabe hatte, der er offen und frei nachgehen konnte. Er wusste nicht, dass sie auch versuchte, sich mit dem Beruf zu beschäftigen, den sie gewählt hatte, denn das tat sie nur heimlich. Doch sie konnte sich auch nicht die ganze Zeit nur damit beschäftigen, sie brauchte Pausen, weil ihr sonst irgendwann total der Kopf schwirrte. Und diese kleinen Aushilfsarbeiten im Garten waren wunderbar, um den Kopf wieder freizubekommen. Gerade sah sie dabei zu, wie ein kleiner Marienkäfer über eines der Rosenblätter krabbelte. "Stimmt es, dass Marienkäfer nützlich sind?", fragte sie neugierig. Der junge Mann trat näher an sie heran und beugte sich zu ihr, um den Käfer ebenfalls zu betrachten. Er streckte seine Hand aus und ließ den Käfer auf seinen Finger krabbeln. "Ja, richtig! Die Larven fressen Blattläuse. Daher ist es gut, wenn sie hier sind. Sie schützen die Rosen." Er hielt ihr seine Hand hin. "Hier, nimm ihn mal! Es fühlt sich witzig an, wie er krabbelt." Sakura hatte ihn gestern gebeten, sie nicht mehr förmlich anzusprechen. Sie waren in etwa gleich alt und es war ihr so merkwürdig vorgekommen. Sie hielt ihren Finger an seine Hand, damit der Käfer zu ihr hinüber krabbeln konnte. Ein paar Mal ändere das kleine Tier entschieden seine Richtung und sie fingen beide an zu lachen, weil er offenbar partout nicht die Hand wechseln wollte. "Ich glaube er mag mich nicht", kicherte sie. Schließlich schafften sie es doch und sie kicherte gleich weiter. Es fühlte sich wirklich total witzig an, wie er mit seinen kleinen Beinchen über ihre Haut krabbelte. Die Berührung war so leicht, dass man sie kaum spürte, aber doll genug, dass es ein wenig kitzelte. "Natürlich mag er dich!", sagte der Gärtner leise und beinahe liebevoll. "Wie könnte jemand dich nicht-" Dann brach er abrupt ab und trat einen Schritt von ihr zurück. "Mr Uchiha", sagte er höflich und es klang verunsichert. "Guten Tag!" Sakura drehte sich erschrocken um. Sasuke stand hinter ihr, die Hände in den Hosentaschen und wie immer mit der kühlen Überlegenheit, die er für gewöhnlich ausstrahlte. Er sah nicht besonders zufrieden aus. Er trug wie beinahe immer einen seiner teuren Anzüge, aber sein Hemd war oben ein wenig offen und er trug keine Krawatte. Es war Sonntag. Wochenende kannten die Männer in dieser Familie eher nicht, meistens fuhren sie trotzdem in ihre Büros oder wohin auch immer. Aber heute schien Sasuke früher als gewöhnlich nach Hause gekommen zu sein. "Hallo!", sagte Sakura und lächelte ihn an. Seit er ihr vor zwei Wochen das erste Mal etwas auf ihr "Gute Nacht" erwidert hatte, an dem Abend, als sie tatsächlich ein bisschen miteinander gesprochen hatten, versuchte sie es hartnäckiger und ließ sich auch nicht so schnell abschrecken oder verunsichern, wenn er ihr nicht sofort antwortete. Sie wusste nicht, ob sie ihn damit nervte, aber manchmal schaffte sie es, dass er dann doch ein bisschen mit ihr sprach. Bisher über nichts relevantes, aber alles war besser als nichts. Sie konnte geduldig sein. Aber Sasuke erwiderte ihre Begrüßung nicht. Er musterte schweigend den Gärtner. Sakura sah ebenfalls zu ihm hinüber. Er schien sich sichtlich unwohl fühlen und abzuwarten, was nun passierte. Sakura empfand die Stimmung als angespannt und sehr unangenehm. "Sieh mal", sagte sie und streckte Sasuke ihren Finger mit dem Käfer entgegen. "Wusstest du, dass Marienkäfer die Rosen vor Blattläusen schützen?" Sasuke sah sie nicht an. "Sie wollte gerne etwas helfen", sagte der junge Gärtner schließlich zögerlich. "Ich mag meinen Job, ich wollte niemandem zu nahe treten." Sakura sah zwischen ihnen hin und her. War sie einfach Luft für die beiden? Sie konnten sie doch nicht einfach ignorieren! Sie ärgerte sich extrem über Sasuke. "Dagegen habe ich nichts", antwortete Sasuke dem Gärtner kühl. "Ich habe etwas gegen Komplimente und Berührungen." "Das wird nicht wieder vorkommen!", sagte der Gärtner rasch und senkte leicht den Kopf. In diesem Moment verachtete sie Sasuke. Reichte es ihm nicht, dass sie hier mehr oder weniger eingesperrt war? Sie hatte gerade etwas gefunden, was ihr ein wenig Freude bereitete und nun machte er ihr das kaputt. Sie war so froh gewesen, zumindest einen Menschen hier gefunden zu haben, der ungezwungen mit ihr sprach. Der sie eben sogar ein wenig zum Lachen gebracht hatte. Sie hatte nie etwas, worüber sie lachen konnte! Wieso nahm er ihr das weg? Der junge Mann würde nun aus Sorge um seinen Job anders mit ihr umgehen. Und daran war allein Sasuke schuld! Sakura drehte sich zu einer der Rosen um und ließ den Käfer auf ein Blatt krabbeln. Dann wandte sie sich wortlos ab, ging zu dem Buch hinüber, in dem sie gelesen hatte, bevor sie den Gärtner getroffen hatte und nahm es von der steinernen Bank, auf der sie es abgelegt hatte. Sie presste es an sich und ging wortlos auf das Haus zu. Sie konnte jetzt nichts sagen, sie war so schrecklich verärgert und würde sich nicht benehmen können. Sie hörte an seinen Schritten auf dem Kiesweg, dass er ihr folgte. An der Terassentür begegnete sie Itachi Uchiha, der sie mit diesem merkwürdigen, undefinierbaren Blick musterte, der ihr schon so oft aufgefallen war. "Hallo", murmelte sie und huschte an ihm vorbei. Sie blieb erst stehen, als sie oben ihn ihrem Schlafzimmer angekommen war. Sie öffnete ihre Komode und legte das Buch dort hinein. Dann schob sie die Schublade wieder zu. Sasuke war ebenfalls hereingekommen. Er hatte ihr einen Moment schweigend zugesehen und nun trat er hinter sie. "Warum hast du das getan?", fragte sie, leise und ohne sich umzudrehen. "Ich war glücklich und du hast es mir kaputt gemacht." Sie spürte, wie er leicht mit seinen Fingern ihnen Rücken berührte. "Er hat es falsch verstanden", sagte er schließlich ruhig. "Er hat dein Lachen und dein Interesse auf sich bezogen." War das so gewesen? Sie hatte keine Ahnung. Aber selbst wenn er recht hatte, selbst wenn der junge Mann sie ein wenig interessant gefunden haben sollte, war sie sich ganz sicher, dass ihm zu jedem Zeitpunkt vollkommen bewusst gewesen war, dass sie verheiratet war und mit wem. Und dass es Grenzen gab, an die sich jeder hier zu halten hatte. "Er wollte bloß nett sein", sagte sie leise. Sasuke schwieg. Er strich mit seinen Fingern von ihrem Rücken zu ihrer Seite und schlang dann von hinten seinen Arm um sie, zog sie an sich. "Ich möchte das gerade nicht", sagte sie, als er sie seitlich auf ihren Hals küsste. Er nahm seine Lippen von ihrer Haut, aber seinen Griff um sie lockerte er nicht. "Ich möchte, dass das keine Konsequenzen für ihn hat", sagte sie deutlich. "Wir werden sehen." Sakura verkrampfte ihre Hände an dem Rand er Komode, vor der sie immer noch stand. "Was soll das heißen?", fragte sie und sie nahm wahr, dass nun doch etwas Wut in ihrer Stimme mitschwang. "Willst du ihn etwa entlassen, weil dir nicht gefallen hat, das er mich zum Lachen gebracht hat?" "Wieso ist es dir wichtig, ob er hier bleibt?", fragte er ruhig. "Bedeutet er dir so viel?" Was war los mit ihm? Hatte er das Gefühl, das jemand seine Besitzansprüche und damit seinen Stolz verletzt hatte? Oder ging es darum, dass er tatsächlich eifersüchtig war? In ersterem Fall verhielt er sich einfach ekelhaft. In Letzterem könnte er auch einfach ein bisschen mehr mit ihr sprechen anstatt bloß seine Macht zu demonstrieren und Druck auszuüben! "Lass mich bitte los!", sagte sie. Er rührte sich nicht. "Ich möchte deine Berührung nicht. Zwing sie mir nicht auf, dazu hast du kein Recht, nur weil du es kannst!" Sie hörte, dass ihre Stimme vor Zorn leicht zitterte. Endlich nahm er seinen Arm weg und trat ein Stück zurück. Sie drehte sich zu ihm um. "Ich möchte meine Mutter besuchen", sagte sie. Sie wandte sich ab und griff nach ihrer Handtasche und einer Jacke. Er sah ihr dabei zu, wie sie ihr Smartphone in ihre Tasche steckte. "Ich sage unten bescheid, dass sie einen Wagen vorfahren lassen sollen", sagte er. Dann drehte er sich um und ging. Als sich die Tür hinter ihm schloß atmete sie einmal tief ein und aus. Er erstickte sie. Alles hier erstickte sie! Sie musste hier raus. Wenigstens kurz. Als sie hinunter kam, traf sie Sasuke nicht an und sie war froh darüber. Aber im Hof wartete tatsächlich ein Chauffeur mit einem der Wagen auf sie. "Sie möchten also zu Ihrer Mutter?", fragte der Mann höflich, nachdem er ihre Tür geschlossen hatte, um den Wagen herumgegangen war und sich hinter das Steuer gesetzt hatte. Sie lächelte freundlich. "Ja, bitte!", sagte sie. Das wollte sie nicht. Sie wollte nicht zu ihrer Mutter. Sie würde ihr bloß Vorwürfe machen. Sie würde ihr sagen, dass sie selbst schuld war, dass sie dem Gärtner schöne Augen gemacht hätte. Dass es Sasukes Recht gewesen wäre für Ordnung zu sorgen. Und im schlimmsten Fall, würde ihr Vater alles mitbekommen. Nein, sie würde nicht zu ihrer Mutter gehen, aber das konnte sie dem Chauffeur nicht sagen. Einmal hatte sie es probiert. Kurz nach ihrem Einzug. Sie war hingegangen und hatte darum gebeten, dass jemand sie in die Stadt fahren würde. Doch man hatte ihr gesagt, dass das leider nicht autorisiert sei. Da hatte sie verstanden, dass sie nicht frei war. Dass sie nicht kommen und gehen konnte, wie es ihr gefiel. Als sie in diese Ehe eingewilligt hatte, hatte sie nicht erwartet, dass es so schlimm sein würde. Hätte sie es dennoch getan, wenn sie es gewusst hätte? Sie saß hinten im Wagen und betrachtete traurig ihre Finger. Ja, wahrscheinlich schon. Sie war nicht besonders mutig. Vielleicht lag das nicht nur an ihr. Vielleicht wäre sie mutiger geworden, wenn sie anders aufgewachsen wäre. Wenn sie gelernt hätte, dass man für seine Wünsche kämpfen durfte, dass man auch egoistische Träume haben durfte. Wenn sie noch leben würde, dann hätte diese Hochzeit vielleicht nicht stattgefunden. Aber sie war fort, schon viele Jahre. Es war nun wie es war. Und sie würde das Beste daraus machen. Morgen wieder. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)