Ein letztes Geheimnis von Sharry ================================================================================ Kapitel 27: Kapitel 27 - Geschichte ----------------------------------- Kapitel 27 – Geschichte   -Sanji- Falkenauge sah ihn mit großen Augen an und ein leises Raunen ging durch den Raum. Law klatschte lautlos in die Hände und schien den Spaß seines Lebens zu haben. Im Gegensatz zu Sanji, der nicht glauben konnte, dass der Samurai sich darum überhaupt nicht scherte. Er hatte es doch immer schon gewusst. Das war der Grund gewesen, warum er diesem Samurai misstraut hatte. Mochte sein, dass er kein Hochverräter war, kein Feind, aber er war ein Schwerenöter, der die bezaubernde Lady Loreen betrog, und zwar mit niemand anderem als… Obwohl, halt, nein, je länger er darüber nachdachte, desto weniger passten die Dinge zusammen. Wer würde schon auf die Idee kommen ein Geschöpf des Himmels wie Lady Loreen mit dem Marimo zu betrügen, der die erotische Ausstrahlung von Socken in Sandalen hatte - an guten Tagen - und gerade in bester Manier bewiesen hatte, wie unreif er noch war? Eine weitere Sekunde sah Falkenauge ihn mit diesen beängstigend großen Augen an, doch plötzlich warf er sich zurück und begann schallend zu lachen. Er lachte so laut und herzlich, wie Sanji ihm wohl nie zugetraut hätte, hielt sich den Bauch und beugte seine Knie, als drohte er vor Lachen umzufallen, wobei seine heisere Stimme mehrmals brach und er schließlich husten musste. „Was ist daran so lustig?“, zischte Sanji. Wie konnte dieser Mistkerl es wagen, Lady Loreen zu hintergehen und sich dann darüber auch noch lustig zu machen? Der Samurai schaute glucksend auf und rieb sich Lachtränen aus den Augen. „Herrlich“, lachte er krächzend auf. „Das ist ja zu köstlich!“ „Herr Mihawk“, rief Chopper ein und tapste eilig um den Tisch herum. „Bitte reißen Sie sich zusammen. Es ist nicht gut, wenn Sie…“ „Machen Sie sich keine Sorgen, Doktor Chopper. Mir geht es ausgezeichnet, ganz ausgezeichnet.“ Seine Mundwinkel zuckten immer noch und leise kicherte er. „Oh, Lorenor, bitte lass mich es dem Smutje sagen. Ich will sein dummes Gesicht sehen.“ „Lass das“, murrte der Marimo hinter Sanji, „wir haben schon genug Zeit mit unnötigem Kram verplempert …“ „Wie kannst du sagen, Lady Loreen’s Zukunft wäre unnötig?“ Nun wandte Sanji sich seinem Crewmitglied zu. „Wie kannst du ihr das antun? Wie kannst du…?“ „Jetzt halt mal die Luft an, Koch.“ Zorro stöhnte lautstark auf, dann schüttelte er den Kopf und ging zur Türe, die aufs Deck führte. „Mann, wenn das so weiter geht, diskutieren wir morgen noch, ohne irgendetwas erreicht zu haben.“ Im nächsten Moment stakste er einfach nach draußen und ließ sie alle zurück. „Was sollte das denn jetzt?“, murmelte Lysop. „Wo ist er denn jetzt hin?“ „Er holt die Unterlagen“, antwortete der Samurai hinter Sanji. „Welche Unterlagen?“, fragte Brook nach. Sanji wandte sich wieder dem Samurai zu, der mit einem gefährlichen Grinsen an ihm vorbeischritt und sich wieder auf dem Stuhl am Kopfende Richtung Krankenzimmer niederließ, auf dem er bereits am Mittag gesessen hatte. „Die Unterlagen, die er mir bisher vorenthalten hat. Lorenor meint es offensichtlich ernst, endlich hat er vor, zu reden.“ „Jetzt warte mal“, knurrte Sanji und packte die Stuhllehne zur Rechten des Samurais, wo bis vor wenigen Minuten noch Kinemon gesessen hatte. „Was ist jetzt mit Lady Loreen?“ „Gemach, Smutje.“ Unbeeindruckt sah der andere zu ihm auf. „Mir steht es nicht zu, deine Frage zu beantworten. Aber Lorenor wird gleich alles erklären.“ Er holte tief Luft, um Falkenauge ganz genau zu erklären, dass es ihm gerade überhaupt nicht um das Problem des Säbelrasslers ging, sondern darum, dass dieser Mistkerl vor ihm vorhatte, das Herz einer unschuldigen Dame zu brechen. Doch eine knochige Hand legte sich ihm auf die Schulter und als er aufsah, schenkte ihm Brook das gütige Lächeln eines Totenschädels. „Er hat Recht, Sanji. Es bringt doch nichts, sich jetzt noch zu streiten, wenn Zorro uns in ein paar Minuten eh alles erklärt, nicht wahr?“ Aufschnaubend gab Sanji sich für den Moment geschlagen und folgte dem Musikanten zum Tresen, wo er sich auf einem der Barhocker niederließ, die Vorstellung mit diesem Dreckskerl an einem Tisch zu sitzen, war ihm zuwider. Bis auf Ruffy, der immer noch unbeschwert seine fünfte Mahlzeit verspeiste, waren alle anderen relativ ruhig. Der Samurai zeigte ein erwartungsvolles Grinsen, wie ein Raubtier, das seine Beute in eine Sackgasse gejagt hatte. Law auf dem Sofa wiederum, begutachtete Falkenauge wie ein Aasgeier, der nur darauf wartete, dass der Jäger die Reste seiner Beute liegen lassen würde. Lysop, der ungewollt zur Linken des Samurais saß, hatte sich so weit nach links gelehnt wie möglich, ohne von seinem Stuhl zu fallen oder auf Choppers Schoß zu rücken, der sich ebenfalls wieder hingesetzt hatte, und ab und an seinen Patienten besorgt beobachtete. Neben Chopper saß Nami, die Robin immer wieder vielsagende Blicke zuwarf, zwischen ihnen nur der Teller von Ruffys Essen, der am anderen Tischende saß und von der erwartungsvollen Anspannung nichts mitzubekommen schien. Robin schien ebenso entspannt, während sie Nami Kaffee eingoss und ihr höfliches Lächeln zeigte, aber Sanji war sich nicht sicher, wie echt es war. „Sag mal“, bemerkte nun Franky und ließ sich auf dem Stuhl neben Robin nieder, knallte seinen Ellenbogen auf den Tisch und stützte sein Kinn auf einer Hand ab, während er den Samurai beäugte, „also nur zur Klarstellung, du und Zorro?“ Falkenauges Lächeln gefror und er räusperte sich deutlich, ehe er leise mit der Zunge schnalzte. „Ich dachte, ich hätte mich eben unmissverständlich ausgedrückt, als ich sagte, dass ich dieses Gespräch mit Lorenor unter vier Augen führen werde…“ – „drei“, gluckste Brook dazwischen, ohne vom Samurai auch nur eines Blickes gewürdigt zu werden – „…und außerdem hat Lorenor Recht. Solche Dinge sind nicht von Belang in Anbetracht der bevorstehenden Herausforderungen.“ „Mhm“, machte Franky nur und nickte langsam, „meinetwegen, reden wir später drüber.“ „Ich beabsichtige nicht, dieses Gespräch mit irgendwem von euch zu führen“, erklärte der Samurai herablassend. „Meinetwegen“, murrte Franky erneut und lehnte sich noch etwas vor. „Will dir nur sagen, dass dir hoffentlich bewusst ist, worauf du dich einlässt.“ Seine Stimme klang drohender, als Sanji erwartet hatte, aber er hatte um ehrlich zu sein keine Ahnung, worum es dem Schiffszimmermann gerade ging. Falkenauge schien diese Ahnungslosigkeit zu teilen, denn er neigte leicht den Kopf mit einem sachten Schmunzeln. „Dir ist sehr wohl bewusst, dass ich Lorenor besser kenne, als du es tust, Cutty Fram?“ „Is‘ wohl so“, entgegnete Franky unbeeindruckt, „und Zorro ist wohl ein ahnungsloser Holzkopf, der irgendeinen Schund aus irgendwelchen Schnulzen glaubt, will ich gar nicht abstreiten. Will nur sagen, dass du uns noch nicht richtig kennen gelernt hast, und vielleicht willst du es auch lieber dabei belassen, verstanden?“ „Franky, was soll das?“, murmelte Lysop leicht fahrig. „Gewiss“, antwortete Falkenauge jedoch und sein Grinsen wuchs eine Spur. „Ich hätte auch nichts anderes erwartet.“ Doch was auch immer er damit meinte, blieb ungesagt, als Zorro zurückkam, einen dicken, weißen Hefter in der Armbeuge. Die Mappe sah aus, als würde sie eher auf den Schreibtisch eines hochrangigen Marineoffiziers gehören, und wirkte vor der Brust des ungehobelten Säbelrasslers absolut fehl am Platz. Nachdem dieser die Tür schloss, sah er sich einen Moment um, nahm sich die Sekunde, einen jeden von ihnen anzusehen. „Ich sehe, ihr habt es tatsächlich mal geschafft, euch nicht die Köpfe einzuschlagen“, murrte er wie ein Vater, der seine streitenden Kinder maßregeln musste. „Als müsstest du dich hier so aufplustern“, bemerkte Nami und nippte an ihrem Kaffee, „du bist auch nicht besser als die anderen Vollidioten.“ Der Marimo entgegnete nichts, sondern sah nun zu Ruffy, der sich genüsslich die Finger ableckte. „Also, Kapitän, nach Dress Rosa werde ich mich für ein paar Tage absetzen und die Crew verlassen müssen. Ich hoffe, du bist damit einverstanden, wenn ich dann später wieder dazustoße. Wie lange ich weg sein werde, kann ich noch nicht sagen.“ „Was?!“, entkam es Sanji gleichzeitig mit einigen anderen. „Okay“, sagte Ruffy. „Ruffy?!“, zischte Nami. „Du musst zumindest nach dem Grund fragen!“ „Dazu komme ich jetzt.“ Zorro schritt zum letzten freien Platz am Tisch – zwischen Franky und Falkenauge – und ließ sich auf den Stuhl fallen, ehe er die Akte auf den Tisch warf und seinen Unterarm drauflegte. Der Samurai neben ihm schien Zorro aufmerksam zu begutachten, aber von seinem Grinsen war nichts mehr geblieben, tiefe Falten spalteten seine Stirn und sein Mund war nur eine dünne Linie. Irgendwie beunruhigte das Sanji nur noch mehr. Die vergangenen Stunden hatte Falkenauge sich als überheblicher Besserwisser aufgespielt, doch nun wirkte er konzentriert, beinahe besorgt, und das fasste Sanji als Warnung auf. „Also?“, fragte Franky, verschränkte seine Arme und lehnte sich etwas zurück, sodass alle am Tisch einander ansehen konnten und nicht von seinem massiven Körper verdeckt wurden. „Wofür reichst du deinen Urlaubsantrag ein?“ „Ich muss zur Reverie“, antwortete Zorro ebenso ruhig, fast schon genervt, als würden sie sich übers Segelflicken unterhalten. „Was?“, schnaubte Sanji auf. „Was willst du denn bei der Weltkonferenz, Marimo?“ Der andere legte einen Arm auf seine Rückenlehne und drehte sich zu ihm um, eine Augenbraue hochgezogen. „Eine Rede halten, wenn du’s genau wissen willst“, bemerkte er und Sanji fragte sich, ob der andere ihn gerade wieder von vorne nach hinten verarschen wollte, doch dann wurde Zorros Blick ernst und er wandte sich allen zu, „und wenn ich da nicht pünktlich auftauche, werden einige Auftragsmörder angehalten sein, so ziemlich alle, die ich kenne – einschließlich dieser Crew – umzubringen. Außerdem wird Dulacre dann des Hochverrats angeklagt, weil er mich die letzten zwei Jahre vor der Weltregierung gedeckt hat.“ „Ach, das erklärt, warum wir auf der Fischmenscheninsel beschattet worden waren“, erfasste Robin und erhob sich, um ihre Tasse und Ruffys Teller zur Spüle zu bringen, ignorierte die Anspannung, die Sanji beinahe greifen konnte. Er sah es den anderen an, sie alle tauschten bemüht ernsthafte Blicke miteinander aus, aber zumindest Lysop konnte die offensichtliche Panik nicht verbergen. Nur Ruffy bemerkte davon natürlich überhaupt nichts. Er selbst musste gestehen, dass er es… nicht unbedingt erwartet hatte, aber nach dem vergangenen Morgen, hatte er wohl mit etwas ähnlich Schockierendem gerechnet. „Ist dir das auch aufgefallen?“, murrte Franky nun ungewohnt schroff. „Wir wurden verfolgt?“, kam es hingegen von Lysop ganz entsetzt, während Sanji aufsprang und Robin aufforderte, ihm das Spülen zu überlassen. „Hast du’s etwa nicht bemerkt?“, meinte er dann und schwang die Spülbürste in Lysops Richtung. „Ich dachte, um ehrlich zu sein, dass es Big Moms Schergen wären, insbesondere weil wir sie durch diesen Sturm, der uns nach Punk Hazard gebracht hat, abgehängt hatten.“ „Da waren diese komischen Gestalten auf Applenine“, warf nun Law ein, der sich ebenfalls vorlehnte und seine Arme auf den Oberschenkeln ablehnte, „waren sie das, Zorro? Wenn ja, dann wissen sie genau, was wir vorhaben, oder?“ Zorro nickte. „Mit Sicherheit und sie wissen vermutlich auch, dass Dulacre hier ist. Aber sie werden vermutlich nichts deswegen unternehmen. Ihre einzige Aufgabe ist, jeden aus meinem Bekanntenkreis umzubringen, sollte ich nicht tun, was mir gesagt wird. Sie haben vermutlich die meisten von euch über die vergangenen zwei Jahre im Auge behalten.“ „Tze, ziemlich arrogant“, bemerkte Franky, „glauben die, dass wir uns so einfach um die Ecke bringen lassen?“ „Darum geht es doch nicht“, sagte Nami unwirsch und verwarf Frankys Kommentar mit einer Handbewegung, „die Frage ist doch, warum sich jemand so eine große Mühe macht, um Zorro zu erpressen. Alleine einen Auftragsmörder zu engagieren, ist schon viel Aufwand, aber ein Dutzend Menschen unentwegt zu überwachen, um sie auf Kommando ausschalten zu können, ist wirklich eine andere Liga.“ Sanji bemerkte mit einem Schmunzeln, dass Nami davon ausging, dass der Marimo kaum mehr als zwölf Freunde – inklusive der Crew – haben könnte, und mit einem halben Nicken entschied er, dass sie vermutlich damit sogar Recht hatte. „Warte mal“, meinte nun auch Lysop und hob eine Hand, als müsste er drangenommen werden, „du sagtest, du sollst eine Rede halten? Damit wirst du erpresst, oder? Du, ein Pirat, auf einer Konferenz der Weltregierung? Habe ich was nicht mitbekommen?“ Zorro seufzte und rieb sich den Nacken. „Jetzt sag schon, Zorro“, murmelte Chopper. „Wer ist so gemein, dass er dich erpresst, damit du eine Rede hältst?“ „Wohl eher, wer ist so dumm, den Marimo eine Rede halten lassen zu wollen? Muss ziemlich verzweifelt sein, der Gute, wenn er sogar die Moosbirne erpressen muss.“ „Smutje…“ „Nicht“, unterbrach Zorro sofort jeglichen Widerspruch seitens Falkenauges, aber der Rest der Crew tauschte beunruhigte Blicke aus. Sie kannten die verschiedenen Gemütslagen ihres Schwertkämpfers, meistens war er gleichgültig bis genervt, manchmal leicht reizbar – insbesondere, wenn er müde war – und regelmäßig auch gelangweilt, gerade wenn es um solche Gespräche wie dieses hier ging. Aber gerade klang er nicht so, als würde ihn das alles nerven, als wäre ihm das alles egal. Zorro klang müde. Nicht erschöpft, wie nach einem Kampf, nicht schlaftrunken, wie wenn er zum Frühstück geweckt wurde, nein, er klang genauso, wie am lang zurückliegenden Morgen, als er Sanji und Falkenauge im Krankenzimmer zurückgelassen hatte. „Sein Name lautet Eizen und er…“ „Eizen? Rishou Eizen?“, fragte Nami nach und ihre Augen wurden groß. „Der Politiker?“ Zorro nickte. „Was hast du denn mit dem zu schaffen?“ „Wer ist denn dieser Eizen?“, warf Chopper ein. „Einer der mächtigsten Politiker der Welt“, erklärte Robin und auch sie klang nun deutlich ernster als noch wenige Sekunden zuvor, als sie sich nur über Auftragsmörder unterhalten hatten. „Er ist das Bindeglied zwischen den Weltaristokraten und der Weltregierung. Obwohl er kein Adliger ist, genießt er großen Respekt auf allen Seiten der Politik und noch mehr Einfluss. Es ist allgemein bekannt, dass man ihn sich nicht zum Feind erklären möchte, denn seine Feinde leben für gewöhnlich nicht lange oder verschwinden einfach von der politischen Bildfläche.“ „Boah! Ist er so stark?!“ Plötzlich schien Ruffy ganz begeistert und zeigte, dass er doch zugehört hatte. Robin neben ihm lachte leise auf und schüttelte den Kopf. „Ach nein, von seinen Bildern in der Zeitung her wirkt er nicht besonders kampferprobt auf mich, eher trägt er seine Kämpfe mit Worten aus, Kapitän, nicht mit Fäusten.“ „Oh… langweilig.“ „Aber jetzt nochmal zurück zum Thema“, murrte Franky, „was will ein Spitzenpolitiker mit dir, Zorro? Er wird dich ja wohl kaum als Ghostwriter für seine Reden brauchen.“ Erneut nickte Zorro. „Die Rede ist ein Vorwand“, erklärte er dann und Sanji konnte sehen, wie sich die Nackenmuskeln des Marimos anspannten. „Eizen will die Zusammenkunft aller Staatsoberhäupter für einen Putsch ausnutzen.“ Einige Anwesende holten überrascht Luft, nur der Samurai regte sich nicht, sein Gesicht absolut ausdruckslos, wie während eines Pokerspiels, und Sanji fragte sich, ob es das war, was Falkenauge am Morgen angedeutet hatte, ob er gewusst hatte, in was für eine Sache Zorro da verwickelt war. Sanji selbst musste gestehen, dass er irgendwie gar nichts fühlte. Er konnte noch nicht mal sagen, ob er überrascht war oder nicht. Jetzt, da Zorro endlich sprach, wirkte das ganze Gespräch irgendwie unwirklich. „Und er will, dass du ihm dabei hilfst?“, hakte Brook nach. „Du sollst den Putsch für ihn durchführen?“ „Unsinn“, brachte sich nun der Samurai ein und seine raue Stimme triefte vor Hochmut, „als ob Eizen einen solch törichten Plan verfolgen würde.“ Sein verurteilender Blick fiel auf Brook. „Um dies klarzustellen, es gibt kaum einen, der den Tanz der Politik so perfekt beherrscht wie Eizen, außer vielleicht noch seine Assistentin Rihaku. Er ist niemand, der sich mit einfachen, aber riskanten Strategien zufriedengeben würde. An den Tagen der Reverie wird Mary Joa so gut beschützt wie sonst nie – und schon an einem durchschnittlichen Tag ist die Sicherheit dort weit höher als in Impel Down – ganz zu schweigen von sämtlichen Leibwächtern und Personenschutz, die die verschiedenen Staatsoberhäupter mit sich bringen.“ Dann wandte Falkenauge sich allen zu. „Lorenor mag stark sein, aber selbst ich würde mir gut überlegen, ob ich diese Schlacht wohl eingehen würde; selbst ein Einfaltspinsel wie der rote Shanks würde dies wohl nicht ohne Verbündete wagen. Lorenor allein wäre nicht in der Lage einen Machtwechsel gewaltsam herbeizuführen und Eizen weiß dies.“ Seine durchdringenden Augen fielen auf Zorro, der dessen Blick zu begegnen schien. „Also, was ist sein wahrer Plan, Lorenor?“ „Brook hat gar nicht so Unrecht“, entgegnete Zorro und zuckte mit den Achseln. „Es geht Eizen allerdings wirklich nicht um meine Muskelkraft. Dieser Kerl hat eine ganze Armee an Auftragsmördern und wahrscheinlich gehorcht ihm die halbe Marine, doch darum geht es ihm nicht. Aber du hast Recht, ein Glücksspiel, ob sich die Soldaten wirklich gegen die Weltregierung stellen, wäre ihm wohl zu riskant, er hat seinen Plan anscheinend über mehrere Jahrzehnte geschmiedet, damit er auch hieb- und stichfest ist. Er will gar keinen Krieg, er will eine glatte und reibungslose Machtübergabe, und das kann er angeblich, mit meinem Blut.“ „Dein Blut?“ Der Samurai beugte sich vor. „Willst du mir etwa sagen…?“ „Er will mein Blut benutzen, um die antike Waffe Uranos, die derzeit in Mary Joa versteckt ist, einzusetzen“, sprach Zorro weiter, ohne Falkenauge anzusehen. „Wa… was?“, flüsterte einige, aber Sanji starrte einfach nur den Rücken des anderen an. Was meinte er damit? Was zur Hölle hatte das zu bedeuten? „Aber… aber was?“, murmelte Nami. „Was meinst du damit, Zorro? Ich verstehe nicht…“ Und da war sie nicht die Einzige. Wovon verdammt nochmal redete der Marimo da? Er konnte ihnen doch nicht gerade ernsthaft verticken, dass er irgendetwas mit einer der antiken Waffen zu tun hatte? Der Marimo? Dieser Vollidiot einer Alge? Ebendieser seufzte auf und rieb sich durchs Haar. „Also keine Ahnung, ob das stimmt, aber laut Eizen kann nur ein D. Uranos steuern – sein wahrer Name lautet übrigens Eizen D. Rishou, ehe da Nachfragen kommen – aber zur Aktivierung der Waffe braucht man wohl ein bestimmtes Blut, mein Blut, seiner Aussage nach.“ Zorro neigte seinen Kopf zur Seite und schien den Samurai wieder in den Blick zu nehmen, dessen gelbe Augen bis gerade noch auf Law fixiert gewesen waren. „Das war auch ein Grund für das Bauernopfer.“ „Bauernopfer?“, fragte Chopper, doch verstummte halb in seiner Frage, als Falkenauge sich erhob und begann am Kopfende auf und ab zu wandern. „Und das hast du mir all die Zeit verschwiegen?“, fuhr er Zorro an, ohne in seinen Schritten innezuhalten. „Du hieltst es nicht für erforderlich, mir…?“ „Ich wusste es nicht, okay?“, murrte der Marimo, unbeeindruckt von dem Unmut des Samurais. „Ich habe dir doch gesagt, dass er mir die Wahrheit erst bei unserem letzten Treffen gesagt hat. Ich dachte, er ist ein Aufschneider, der immer etwas dick aufträgt, der einfach nur seinen eigenen Vorteil will. Ich hätte doch nie gedacht, dass er so einen Scheiß vorhat.“ „Wie oft muss ich dir noch sagen, dass die meisten Menschen ihre Absichten nicht in die Welt hinausposaunen, wie du oder der Hohlkopf deines Kapitäns? Natürlich hat er dir nicht seinen ganzen Plan verraten. Wie kannst du nur so naiv sein und glauben…?“ „Mihawk“, traute Robin sich den Samurai zu unterbrechen und hatte eine Hand beschwichtigend erhoben. „Ich verstehe deine Empörung, aber Schuldvorwürfe helfen uns gerade nicht weiter. Bitte beruhige dich und lass uns fortfahren.“ Die Strohhüte schluckten synchron, als sie Falkenauge belehrte, doch dieser hielt ihrem Blick nur einen langen Moment stand, dann nickte er mit einem Schnauben und ließ sich wieder auf seinen Stuhl fallen. „Also, Zorro“, sprach Robin nun weiter, „Eizen will dein Blut benutzen, um Uranos zu aktivieren. Warum dein Blut? Was ist daran besonders?“ „Alciel.“ Erneut war es Falkenauge, der antwortete und sein Blick lag so durchdringend auf Zorro, dass Sanji sich fragte, ob er ihn aufspießen wollte. „Ich hatte…“ „Einen Scheiß hattest du“, murrte Zorro. „Alciel?“, wiederholte Robin langsam. „Das verlorene Königreich?“ Beide Schwertkämpfer sahen sie an. „Du kennst Alciel?“, fragte Zorro offensichtlich überrascht. „Natürlich“, murmelte Falkenauge hingegen, „der letzte Teufel Oharas.“ „Hey“, murrte Sanji über diesen unpassenden und unnötigen Kommentar. „Was ist Alciel?“, fragte Franky und sah zwischen Zorro und Robin hin und her. „Ein längst vergangenes Königreich“, erklärte Robin und eisig lagen ihre Augen auf dem Samurai. „Es ist kaum etwas über dieses Volk bekannt, außer, dass es einst mächtig war und vor Jahrhunderten untergegangen ist; zufälligerweise genau in der Zeit des vergessenen Jahrhunderts. Ihre Sprache schien auf ähnlichen Schriftzeichen zu basieren wie die Schrift der Porneglyphen, aber trotz emsiger Bemühungen vieler Wissenschaftler und Forscher Oharas waren sie kaum in der Lage, diese Schrift zu lesen. Eines der wenigen Worte, die sie sicher entziffern konnten, war wohl der Name des Königreichs, Alciel. Ich selbst habe leider nie die Möglichkeit bekommen, die spärlichen Aufzeichnungen in Augenschein nehmen zu können, und weiß nur, was die anderen erzählt haben, aber von einer Verbindung zu den antiken Waffen habe ich nie etwas gehört und es erscheint mir doch auch äußerst unwahrscheinlich.“ Sie beugte sich vor und ihr durchdringender Blick lag immer noch auf Falkenauge. „Mihawk, woher weißt du von Alciel? Alle Unterlagen, die je über dieses Reich bestanden haben, wurden beim Buster Call zerstört, und jeder, der davon hätte wissen können, ebenfalls.“ „Nicht alle“, entgegnete der Samurai, „mein Vater – unnützer Bücherwurm, der er nun mal ist – sammelte aus Leidenschaft alle Schriften und Aufzeichnungen, die ihm auf seinen Reisen für die Marine in die Finger kamen. Während meiner Kindheit brachte er eine Kollektion von Büchern nach Ohara, um diese entziffern zu lassen, erfolglos. Doch davon ließ er sich nicht abhalten und hatte selbst damit begonnen, diese Bücher zu entschlüsseln. Eine Tätigkeit, die er nach dem Buster Call einstellte, so obrigkeitshörig wie er war. Aber er bewahrte seine Aufzeichnungen auf und ich fand sie vor zwei Jahren. Nicht, dass ich sie hätte lesen können, sie waren nicht für die Augen Unwissender bestimmt.“ „Du hast Aufzeichnungen?“ Robin schien selten ungehalten, lehnte sich weiter vor. „Hast du sie bei dir?“ „Nein“, schüttelte der Angesprochene den Kopf, „Lorenor hat sie verbrannt.“ „Das musstest du ja jetzt sagen, oder?“ „Selbst Schuld, nach all der Mühe, die ich mir gemacht habe, um diese Unterlagen…“ „Du? Dein Vater hat sie zusammengestellt und Kanan hat das halbe Haus auseinandergerissen, …“ „…zu erlangen, hattest du nichts Besseres zu tun, als sie den Flammen zum Fraß vorzuwerfen, obwohl ich dir gesagt hatte…“ „… du hast damit doch gar nichts zu tun gehabt. Ich habe dir damals schon gesagt…“ „Aufhören!“ Nami war aufgestanden und knallte die Hände auf den Tisch. „Die Aufzeichnungen sind also weg und, um ehrlich zu sein, es ist mir ziemlich egal, was es mit irgendeinem Königreich auf sich hat. Die Frage ist doch, stimmt es? Zorro, glaubst du, dieser Eizen hat Recht? Ich meine… ist dein Blut wirklich der Schlüssel, um eine verdammte antike Waffe zu aktivieren?“ Sie setzt sich wieder hin und murrte irgendetwas wütend in ihre Tasse über einen Sack, draufhauen und immer den Richtigen treffen. Die beiden Schwertkämpfer starrten einander noch einen weiteren Moment an und Sanji bekam das sichere Gefühl, dass sie anscheinend so wirklich immer miteinander umgingen, einander an die Gurgel gehend und keiner gewillt, klein bei zu geben und gleichzeitig in der Lage wortlos miteinander zu kommunizieren und einander zu verstehen. Auch jetzt schienen sie noch für einen Moment zu lange einen stillschweigenden Streit auszuführen, ehe sie simultan aufschnaubten und gleichsam den Blickkontakt unterbrachen, als Zorro sich Nami zuwandte und der Samurai die Arme verschränkte. „Wie gesagt, keine Ahnung, was es mit Uranos auf sich hat“, murrte er und lehnte sich nach vorne, schob die Akte etwas mehr in die Mitte, „allerdings er hat wohl Recht mit Alciel.“ Dann schlug er die Akte auf, aber da Frankys riesiger Rücken im Weg war, konnte Sanji nichts, aber auch gar nichts erkennen. „Oh!“ „Wow…“ „Wer ist denn das?“ „Ist das Lady Loreen?“ „Lorenor, ist das etwa…?“ Zeitgleich mit Brook und Law erhob auch Sanji sich und gemeinsam lugten sie über die Schultern der anderen, um ein Blick auf das zu werfen, was Zorro offenbart hatte. Auf dem Tisch lag ein Foto eines Wandteppichs, der das Abbild einer Frau zeigte, so klar gestochen, als ob der Teppich selbst ein Foto wäre. Aber Sanji musste Lysop widersprechen. Diese Frau war ganz offensichtlich nicht Lady Loreen, bis auf die Haarfarbe und dass sie beide Frauen waren, schienen sie kaum etwas gemein zu haben. Im Gegenteil, diese Frau erinnerte Sanji überhaupt nicht an die bezaubernde Lady Loreen. Auf allen Zeitungsbildern wirkte Lady Loreen immer wie eine sanfte Schönheit, ein liebliches, junges Fräulein, ein engelsgleiches Geschöpf. Diese Frau hingegen, mit dem goldenen Schwert am gleichsamen Gürtel, einem prächtigen Kleid, welches dennoch nicht in der Lage war, den athletischen Körper zu verbergen, dem goldenen ins Haar eingeflochtenen Schmuck. Sie war eine Kriegerin, Königin, eine Göttin. Nein, sie erinnerte Sanji weniger an die bezaubernde Lady Loreen, viel mehr jedoch an… „Ich finde, sie sieht aus, wie wenn Lady Loreen und Zorro ein Kind bekommen hätten, auch wenn sie älter wirkt“, bemerkte Chopper unschuldig und Sanji musste gestehen, dass diese Beschreibung es auf den Punkt traf. Sie hatte die Eleganz und den Anmut Lady Loreens, aber die Härte und Unbeugsamkeit Zorros. „Das“, sprach der Marimo nun und seine Stimme klang seltsam leer, ganz ungewöhnlich tonlos, „ist meine Mutter.“ Überrascht sahen sie alle auf. „Du meinst doch sicherlich, dass diese Frau aussieht wie deine Mutter, nicht wahr?“, korrigierte Robin ihn und beugte sich noch weiter vor, um das Foto besser betrachten zu können. „Ich glaube auch, dass sie sehr wohl deine Vorfahrin sein könnte. Die Schriftzeichen unterhalb des Bildes bedeuten eindeutig Alciel und anhand der Verfärbungen und leichten Ausfransungen zum Boden hin ist ganz gut erkennbar, dass es sich hierbei zwar um einen gut erhaltenen, aber dennoch sehr alten Wandteppich handelt. Man scheint sogar echtes Gold zum Sticken benutzt zu haben, das wird schon seit langer Zeit nicht mehr getan, außer vielleicht vom Hochadel. Dieser Teppich ist mit Sicherheit mehrere Jahrhunderte alt, vielleicht sogar wirklich aus der Zeit Alciels und diese Frau scheint…“ „Nein“, unterbrach Zorro sie und schob das Bild zur Seite, zeigte darunter ein deutlich älteres schwarz-weiß Foto mit leichtem Gelbstich, „das ist meine Mutter.“ Das alte Foto zeigte den gebrochenen Körper einer Verstorbenen, deren leerer Blick Sanji regelrecht zu verfolgen schien. Ihre Wangen waren vor Hunger eingefallen, ihr Gesicht von Zeiten der Entbehrung und Verlust gezeichnet und dennoch, selbst gekrümmt und verbogen unter Schmerzen, wie die Tote da lag, in einem Kleid, kaum mehr als gut erhaltene Lumpen, so war sie es doch eindeutig, viel zu eindeutig. „Wie bitte?“, flüsterte Nami und beugte sich ebenfalls vor. „Aber wie kann das…?“ Sie unterbrach sich, als Falkenauge leise auflachte und sich kopfschüttelnd erhob. „Ich wusste es“, flüsterte er mit einem Grinsen, das zu breit war, wenn man bedachte, dass Zorro ihnen gerade ein Bild seiner verstorbenen Mutter zeigte, „nicht nur irgendein Nachfahre, nicht nur irgendein unbedeutender Name in der Geschichte. Ich hatte Recht, ich hatte…“ „Halt die Klappe“, knurrte Zorro und erhob sich ebenfalls, die Arme nun verschränkt, und jetzt konnte Sanji die anderen Blätter sehen, die unter dem schwarz-weißen Foto hervorlugten. Unter einem weiteren Bild, welches wohl einen weiteren Wandteppich zeigte, war eine Art Infoblatt mit einem Bild von Ruffy in der linken oberen Ecke, daneben konnte er die ersten zwei Buchstaben seines Namens lesen; dies mussten die Unterlagen sein, mit denen dieser Politiker Zorro überzeugt hatte, sich zu beugen. Unter Ruffys Zettel lag der von Nami, ihr Gesicht halb verdeckt, und dahinter kam Sanjis eigenes Bild, nicht die schlechte Zeichnung, die leider Gottes seinen Steckbrief zierte, sondern ein Foto, welches offensichtlich auf seinem ersten Besuch auf dem Sabaody Archipel geschossen worden war. Doch dann sah er den ersten Buchstaben seines Namens und ihm lief ein Schauer über den Rücken, als er das deutliche V und den Punkt vom I erkennen konnte. Konnte es sein, dass Zorro Bescheid wusste? „Ich habe dir doch gesagt, dass mir dieser Scheiß egal ist und dass ich…“ „Wie kann dir das egal sein, Lorenor? Ist dir nicht bewusst, was diese Bilder bedeuten? Du bist nicht nur irgendein Nachfahre, deine Mutter war nicht irgendeine seltsame Eigenbrötlerin; sie war…“ „Das ändert nichts! Das ändert rein gar nichts“, knurrte Zorro und drückte Sanji regelrecht zur Seite, um sich wieder dem anderen zu stellen. „Ich habe dir gesagt, dass ich…“ „Jungs, Jungs!“ Erneut war es Nami, die den aufkeimenden Streit unterbrach. „Lasst uns beim Thema bleiben! Ihr könnt so viel streiten, wie ihr lustig seid, aber erst nachdem wir hiermit fertig sind, verstanden?“ Der Marimo winkte nur ab und warf sich wieder auf seinen Stuhl, der Samurai auf der anderen Seite starrte Nami an, als wäre er fassungslos darüber, dass sie es wagen konnte, ihn zu maßregeln, doch dann räusperte Zorro sich und augenrollend gab Falkenauge nach. „Okay“, murrte Nami und sah einmal ernst in die Runde, „nehmen wir einfach mal an, dass das stimmt – und ignorieren gerade für den Moment, dass das rein theoretisch gar nicht sein kann, weil dieser Wandteppich uralt ist und somit auch Zorros Mutter uralt sein müsste – wie wahrscheinlich ist es, dass Zorros Blut wirklich in der Lage ist, diese Waffe anzuschmeißen? Ich meine, wenn es nicht klappt, dann geht der Plan von diesem Eizen doch so oder so ins Leere und wir müssen uns eigentlich gar keine Gedanken machen, oder?“ „Mal eine Zwischenfrage“, murmelte Lysop plötzlich, seine Augen immer noch auf das schwarz-weiße Foto gerichtet, „wieso versuchen wir gerade überhaupt, ihn aufzuhalten?“ Langsam sah er auf und sie alle an. „Also klar, es war gut, dass Franky damals die Baupläne von Pluton zerstört hat, bevor die Weltregierung sie in die Hände bekommen konnte. Aber wenn dieser Eizen die Weltregierung stürzen will, ist das nicht eigentlich gut? Ich meine, laut dieser Weltregierung sind wir die Verbrecher und sie sind es, die Sklaverei und Menschenhandel erlauben, und sie sind es, die ziemlich viel Scheiße auf dieser Welt nicht nur zulassen, sondern auch fördern. Natürlich ist es beschissen, dass dieser Kerl Zorro erpressen will, aber wenn Zorro in der Lage ist diese Waffe zu aktivieren und mit Ruffy haben wir auch jemanden…“ „Nein!“ Falkenauge saß mit verschränkten Armen auf seinem Stuhl, sein Blick auf dem Wandteppich fixiert, als wenn er Löcher reinbrennen wollte. „Versteht mich nicht falsch, Strohhüte, entgegen meines Titels halte ich nicht wirklich viel von der Weltregierung und mir wäre tatsächlich lieber, sie würde besser heute als morgen fallen, dann würde es zumindest für eine gewisse Zeit interessant werden. Aber Eizen darf nicht derjenige sein, der sie stürzt, der die neue Spitze der Welt bildet.“ Wie ein alter Mann rieb er sich durchs Gesicht. „Unabhängig von meiner persönlichen Abneigung ihm gegenüber kann ich euch versichern, dass die Welt unter seiner Führung keine bessere wird. Im Gegenteil, er wird zwar vermutlich den Hochadel stürzen, aber dies ausgerechnet während der Reverie zu tun, bedeutet, dass er beabsichtigt, mit der Macht von Lorenor und Uranos die anderen Staatsoberhäupter zu unterwerfen. Dementsprechend würde zwar ein Machtwechsel herbeigeführt, aber es wird sich nicht viel ändern, mit der Ausnahme, dass der neue Herrscher dann Inhaber einer Waffe wäre, die möglicherweise kaum aufzuhalten ist.“ Dann sah er in die Runde. „Euch muss außerdem bewusst sein, sollte Eizen wirklich in der Lage sein Uranos zu aktivieren, wird er Lorenor nie wieder freigeben und wird im Zweifel sogar dessen Blut nutzen, um einen jeden von uns zu vernichten, sollten wir uns ihm widersetzen.“ „Ich stimme Mihawk zu“, setzte Robin ein und nickte ernst, „die antiken Waffen sollten nie in Gebrauch geraten, erst recht nicht in der Hand eines solchen Mannes. Außerdem wissen wir nicht, wie viel Blut diese Waffe benötigt.“ Sanjis Blick fiel auf Zorros Hinterkopf. Robin hatte Recht, sie redeten hier so gelassen über diese Sache, aber was bedeutete es, dass diese Waffe durch Blut aktiviert wurde? Vermutlich reichte eine kleine Nadel zum Pieken in den Zeigefinger nicht aus. Vor seinem inneren Auge sah er eine Rinne, durch die ein steter Fluss von Blut in das Innere eines Mauls einer uralten Maschine floss. Dann erinnerte er sich an Zorros Kampf gegen Falkenauge, erinnerte sich an den Kampf gegen Arlong, erinnerte sich an Thriller Bark, erinnerte sich an all das Blut und eine Gänsehaut glitt ihm über den Rücken. War das der Grund, warum Zorro in der Lage war, Unmengen an Blut zu verlieren, ohne dabei draufzugehen? Damit irgendeine uralte Waffe ihn als Energiequelle aussaugen konnte? „Sollte es sich wirklich um Uranos handeln, sollte diese Waffe im Zweifel lieber zerstört werden“, fuhr Robin fort, „und wir müssen unter allen Umständen verhindern, dass Zorro in ihre Nähe kommt, ganz gleich ob Eizen mit seiner Vermutung richtig liegt oder nicht. Wer weiß, was passiert, wenn sie aktiviert wird.“ „Aber doch nur, wenn dieser Eizen wirklich Recht haben sollte, oder?“, meinte Franky. „Wenn er sich irrt, dann brauchen wir uns doch überhaupt keine Sorgen zu machen, oder? So wie Nami schon gesagt hat.“ „Leider ist es unwahrscheinlich, dass Eizen sich irrt.“ Es war wieder der Samurai, der sprach, seine Stimme weiterhin sachlich, oder eher sachlicher als bisher. „Das würde natürlich erklären, warum Cipherpol ihn anscheinend schalten und walten lässt, wie es ihm beliebt. Allerdings werde ich Lorenors Sicherheit nicht riskieren, nur weil das fehlende Eingreifen eines dubiosen Geheimdienstes dafür sprechen könnte. Nein, Eizen wird mit Sicherheit sogar Cipherpol berücksichtigt haben, daher hege ich meine Zweifel, dass er sich irrt.“ „Und wieso?“, murrte Sanji und sah ihn an. Falkenauge begegnete seinem Blick und zuckte dann salopp mit den Schultern. „Zwei Gründe, Smutje. Zum einen wiederhole ich das, was ich bereits gesagt habe: Eizen geht kein Risiko ein; wenn er diesen Plan gefasst hat, dann glaube ich nicht, dass er diese elementaren Details dem Zufall überlassen würde. Er ist ein Mensch, der sich perfekt vorbereitet und perfekt informiert. Er hat ein weites Netz von Gefolgsleuten über die ganze Welt verteilt und weiß vermutlich mehr, als uns allen lieb ist. Er vertraut niemanden, mit Ausnahme vielleicht seiner Assistentin Rihaku, die ihm aber auch schon seit über einem Jahrzehnt treu dient. Zum anderen, weil es nun mal viel zu viel Sinn ergibt.“ Er seufzte tief und rieb erneut sein Gesicht. „Nico Robin, du stimmst mir doch mit Sicherheit zu, dass die antiken Waffen und das verlorene Jahrhundert sowie die Weltaristokraten und das sagenumwobene D. in enger Verbindung zueinander stehen. Sie alle sind durch die alten Blutlinien miteinander verbunden.“ Robin nickte schlicht. „Wovon redest du?“, murmelte Franky. „Und was hat das mit Zorro zu tun?“ „Dazu komme ich jetzt, Cutty Fram. Denn wenn ich nicht irre, dann so einiges, und es ist unwahrscheinlich, dass ich mich irre, schließlich bin ich ein Mihawk und der Name meiner Vorfahren steht im ersten Vertrag.“ „Der erste Vertrag?“, fragte Chopper unschuldig nach. „Der Vertrag mit dem die Weltregierung vor über acht Jahrhunderten gegründet wurde, Doktor Chopper. Eine bestimmte Anzahl an Personen hat diesen Vertrag seinerseits unterschrieben und es heißt, dass es diese Menschen waren, die den Krieg, der damals herrschte, beendeten und die Welt in Frieden vereinten. Einige der Familien bestehen heute noch und die meisten gehören weiterhin dem Hochadel an. Aber nicht alle. Manche Stammeshalter haben über die Generationen hinweg die Weltaristokraten verlassen.“ Sanji schluckte, als Falkenauges scharfe Augen direkt auf ihm lagen, so wissend auf ihm lagen. „Neben meinen eigenen Vorfahren gehört unter anderem auch die Familie Don Quichotte dazu.“ „Aber was hat das mit Uranos zu tun?“, fragte Law nun nach, deutlich neugieriger als bisher. Doch Falkenauge ignorierte ihn. „Was hältst du davon, Nico Robin? Auch wenn du eine Verbindung zwischen Alciel und den antiken Waffen anzweifelst, so könnte die Verbindung doch in den alten Urlinien bestehen. Schließlich waren die Gründer anscheinend sehr bemüht darin, alles Wissen über Alciel und die antiken Waffen zu vertuschen.“ Langsam nickte Robin. „Kein unberechtigter Einwand. Es wäre sonst widersprüchlich, wenn genau die eine Familie, deren Blut Uranos aktivieren kann, während des verlorenen Jahrhunderts ausgelöscht wird, und die eine Familie, die Uranos kontrollieren kann, fortan gejagt wird. Ich denke, es ist wahrscheinlich, dass der damalige Krieg zwischen den Urvätern der Weltregierung und einer Allianz, geschlossen aus denen, die das D. trugen und dem Volk aus Alciel, ausgetragen wurde. Was mich allerdings zweifeln lässt, ist, dass ich noch nie den Namen Alciel im Zusammenhang mit den antiken Waffen gehört habe, und ich frage mich, wie Eizen an dieses Wissen gekommen sein mag. Aber vielleicht stand dazu ja etwas in den Schriften, die dein Vater übersetzt hat und Eizen hat sein Netzwerk genutzt, um diese Informationen von deinem Vater zu erlangen.“ Für einen Moment schwiegen sie alle. Sanjis Blick fiel wieder auf Zorro, der schon verdächtig lange ruhig war. Dann fiel sein Blick auf Ruffy, der offensichtlich schlief, wie immer, wenn sie etwas Wichtiges besprachen. „Okay.“ Entnervt stöhnte Nami auf. „Das bedeutet also, wir müssen damit rechnen, dass der Plan von Eizen aufgehen würde. Dann lautet doch jetzt die Frage, wie verhindern wir das? Wenn Zorro nicht auftaucht, wird dieser Kerl seine Schergen losschicken und selbst, wenn wir darauf vorbereitet sind, es gibt für uns keine Möglichkeit, die anderen zu warnen. Das ist also keine Option.“ „Eigentlich“, sprach der Marimo nun doch, aber irgendwie klang er immer noch so seltsam hölzern, „habe ich tatsächlich einen Plan. Aber er ist sehr riskant und noch unvollständig. Um ehrlich zu sein, habe ich so meine Zweifel, dass er klappen wird.“ „Also ein schlechter Plan?“, frage Brook neugierig nach und klang kein bisschen entmutigt, ganz anders als Sanji sich gerade fühlte. „Aber es ist immerhin ein Plan, oder? Das ist doch schon mal ganz gut, denn es hört sich ein bisschen so an, als wären wir gerade in einer Zwickmühle, yohoho.“ Zorro nickte. „Das kannst du wohl laut sagen, ich kann ihn nicht einfach ausschalten oder mich ihm widersetzen – aus ebengenannten Gründen - aber es gibt eine Möglichkeit, Eizen aufzuhalten.“ „Und die wäre?“ Sanji missfiel das Ganze sehr. Nami hatte Recht, sie hatten bereits einige Probleme am Hals und es schien, als wäre ihr Vollidiot eines Schwertkämpfers frontal in eine Sache hineingerannt, die weltbewegend sein konnte. „Ihn wegen Hochverrats anzuzeigen“, bemerkte Falkenauge und rieb sich den Bart, als wäre es sein Plan. „An der Reverie nehmen ebenfalls die fünf Weisen teil. Wenn Lorenor in der Lage wäre, vorab eine Audienz bei ihnen zu erhalten und sie von Eizens Vorhaben zu überzeugen, würden sie ihn zweifellos festnehmen und vermutlich sogar verhindern können, dass er seine Schachfiguren in Position bringt, um seine Drohung wahr werden zu lassen. Sie halten zwar nicht viel von den Ammenmärchen um das sagenumwobene D., aber sie werden mit Sicherheit solch Verhalten nicht billigen, gerade nicht von einem aus dem niederen Volk.“ Sein Blick fiel auf Zorro. Sanji hingegen fand diese Aussage seltsam und er wusste nicht warum, aber irgendetwas passte hier nicht. Namis Stirnrunzeln zeigte ihm, dass sie dasselbe dachte. Irgendwas an diesen Worten passte nicht zusammen. „Die Frage ist nur, wie du es beweisen kannst. Dein Wort wird vor den fünf Weisen kein Gewicht haben, erst recht nicht gegen Eizens.“ Zorro nickte. Doch immer noch beschlich Sanji das seltsame Gefühl, dass er eine Kleinigkeit übersah. „Das stimmt, aber was wäre, wenn nicht mein Wort gegen seines stünde, sondern sein eigenes?“ „Wie meinst du das?“, entgegnete der Samurai und Sanji bekam das ungute Gefühl, als würde diese Unterhaltung nur noch zwischen den beiden Schwertkämpfern stattfinden, als wären sie nichts weiter als irgendwelche Statisten, die nicht alle Informationen einer Szene bedurften. Er mochte es überhaupt nicht, mochte überhaupt nicht, wie vertraut der Marimo mit diesem Samurai sprach. Von Ruffy war er so einen Mist ja gewöhnt – Law auf der Bank ihm gegenüber war wohl das beste Beispiel dafür – aber seit wann war Zorro bitte schön so vertrauensselig? Und warum ausgerechnet diesem Dreckskerl gegenüber, auf dessen Frage er ohne Zögern antwortete, wie er es bei Sanji nie tun würde. Was bitteschön war die vergangenen zwei Jahre passiert? „Naja, es stimmt, dass Eizen ein absoluter Mistkerl ist und ich keine Ahnung hatte, wie ich gegen ihn bestehen soll. Aber das heißt nicht, dass ich nicht bemerkt hätte, was für ein verlogener Drecksack er ist und natürlich habe ich auch damit gerechnet, dass er doch größere Ziele verfolgt als einen netten Plausch mit mir. Daher habe ich sein Verhalten immer genau beobachtet und über die Zeit ist mir die eine Schwäche aufgefallen, die er hat.“ Zorro hörte sich angespannt an, wie vor einem Kampf oder nein, eher wie während eines Kampfes, wenn er begann seinen Gegner zu durchschauen. „Ich meine, was haben arrogante, selbstsichere, überhebliche Machtpersonen meistens gemeinsam? Dulacre, du solltest das doch am besten wissen, nicht wahr?“ „Tze“, schnalzte der andere missbilligend mit seiner Zunge, doch sah Zorro weiter an, ehe er weitersprach: „Sie reden. Sie hören sich gerne selbst reden und glauben so oder so nicht, dass irgendwer ihnen noch eine Gefahr werden könnte. Also reden sie, um sich in ihrem eigenen Lob beweihräuchern zu können.“ „Bingo!“ Sanji konnte das Grinsen in Zorros Stimme hören und dann zog er etwas aus seiner Manteltasche und knallte es auf den Tisch. „Mein Tondial!“, brüllte Lysop und sprang auf. „Du hattest es?!“ „Ja, sorry, Lysop, ich habe es mir geborgt, als ich auf dem Sabaody Archipel ankam“, erklärte der Marimo dann etwas zerknirscht und rieb sich den Hinterkopf. „Es war das Einzige, was mir einfiel, und ich kann dir noch nicht mal versprechen, dass du es zurückbekommst. Es kann sein, dass die fünf Weisen es einbehalten werden.“ „Was?“ Lysop wirkte leicht gebrochen. „Was hast du denn aufgenommen?“ „Ein Gespräch mit Eizen“, antwortete Zorro und dann drückte er auf den Knopf.       Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)