Ein letztes Geheimnis von Sharry ================================================================================ Kapitel 2: Kapitel 2 - Rückblick -------------------------------- Kapitel 2 – Rückblick   -Zorro- Seufzend ließ er die große Torhälfte hinter sich zufallen. Die Feiern seiner Crew waren immer schon etwas ganz Besonderes gewesen und eigentlich fand Zorro es auch ziemlich passend, dass der Tag ihrer Zusammenkunft erst von einer Verfolgung, einem Abenteuer und dann von einem Kampf und der darauffolgenden Feier geprägt wurde. Innerhalb eines Tages hatten sie genau da weitergemacht, wo sie vor über zwei Jahren aufgehört hatten und das passte doch eigentlich ganz gut zu ihnen. Uneigentlich musste Zorro sich jedoch eingestehen, dass der ganze Trubel ihm zu viel war. Er war so oder so nicht gerade ein geselliger Typ Mensch, aber die vergangenen zwei Jahre hatte er die ungestörte Ruhe und die friedliche Harmonie Kuraiganas zu schätzen gelernt. Perona konnte zwar auch ziemlich nervig sein, aber ihre Freizeit hatte sie dann doch häufig im Garten oder in der Küche verbracht, sodass Zorro eigentlich die meisten Stunden nur in Gesellschaft des Samurais verbracht hatte, und dieser war bekanntermaßen zwar ebenso nervig, gehörte aber doch auch eher der ruhigen Sorte an. Zorro mochte es sich nicht eingestehen, aber nach zwei Jahren war er nicht mehr an so viel Lärm gewöhnt. Es war schön zwischendurch, so wie wenn Jiroushin – Mihawks bester Freund aus Kindertagen – vorbeikam und die dunklen Mauern des Schlosses mit schallendem Gelächter füllte, aber die schönsten Abende waren eigentlich die stillen im Kaminzimmer gewesen. Natürlich war auch dieser Abend schön. Verdammt noch mal der ganze Tag war ziemlich unterhaltsam gewesen und Zorro hatte doch auch seinen Spaß gehabt. Er freute sich wieder bei seiner Crew zu sein, freute sich endlich wieder bei ihnen zu sein, mit ihnen zu reisen, mit ihnen Abenteuer zu erleben und auch mit ihnen zu feiern, endlich wieder mit ihnen zu feiern. Aber – und das konnte er nun mal einfach nicht verdrängen – sie alle hatten sich verändert, denn zwei Jahre waren eine lange Zeit. Der zurückliegende Kampf hatte schon die ein oder andere Veränderung mancher seiner Crewmitglieder gezeigt, am auffälligsten waren natürlich Franky und Lysop, die sich äußerlich am meisten verändert hatten, aber ein jeder von ihnen war stärker geworden, hatte sich in seinem jeweiligen Bereich weiterentwickelt und Zorro war stolz zu ihnen gehören zu können und sich ein Mitglied dieser Piratenbande nennen zu dürfen. Selbstredend war ihm bewusst, dass ein halber Tag kaum auch nur ansatzweise ausreichen konnte, um all die Veränderungen zu sehen, die die anderen während der letzten zwei Jahre durchgemacht hatten. Sie würden alle etwas Zeit brauchen, um sich wieder neu kennen zu lernen und so wie Zorro den ein oder anderen von ihnen neugierig beäugte, so wusste er auch, dass die anderen ihn beobachteten, vielleicht sogar besonders ihn, wenn er daran dachte, wie er sich damals unwillentlich von den anderen getrennt hatte. Ja, es stimmte. Die Strohhutpiratenbande war vor zwei Jahren auf dem Sabaody Archipel vernichtend von Admiral Kizaru und einigen seiner Helferlein geschlagen worden, trotz der Einmischung des dunklen Königs Silvers Rayleigh; waren vom Samurai Bartholomäus Bär zerstört worden, in alle Winde verteilt worden. Aber Zorro war an jenem Tag nicht dort gewesen, er war nicht dabei gewesen, als seine Crew besiegt worden war, seine Freunde verletzt worden waren. Er war nicht da gewesen, Zorro war nicht da gewesen, um seine Crew zu beschützen. Seufzend ließ er sich auf den Stufen der Palasttreppe nieder. Er hätte sich etwas Sake mitbringen sollen, dann könnte er solch unnütze trübe Gedanken nun im Alkohol ertränken. Das Vergangene war vergangen, es gab nichts, was er jetzt noch dafür tun konnte. Trotzdem, die Bilder von damals konnte er nicht verdrängen, sie waren immer noch so präsent vor seinem inneren Auge, wie an jenem Tag als es passiert war. Denn auch, wenn Zorro nicht bei ihnen gewesen war, so war er doch nahe gewesen, nahe genug. Er war nahe genug gewesen, um über einen marineinternen Informationssender ganz genau zu verfolgen, wie Bär seine Freunde hatte verschwinden lassen. Hilflos hatte er mitansehen müssen, auf diesen flackernden Bildschirm starren müssen, in seinem schick hergerichteten Zimmer, in seinen feinen Kleidern, dort in Mary Joa. Selbst heute noch erfüllte die Erinnerung Zorro mit einer Mischung aus unbändiger Wut und noch mächtigerer Verzweiflung. Wie viele Nächte hatte er sich gefragt, ob die Dinge anders ausgegangen wären, wenn er nicht von ihnen getrennt gewesen wäre, wenn er bei ihnen gewesen wäre, wenn er damals zu ihnen zurückgekehrt wäre. Aber Zorro wusste, dass solche Gedankenspiele sinnlos waren und wenn er ganz ehrlich war, so wusste er auch, dass er keinen Unterschied gemacht hätte, selbst wenn er damals auf Sarue zu seiner Crew zurückgekehrt wäre, wäre er zu schwach gewesen, um ihnen wirklich eine Hilfe zu sein. Nein, selbst wenn er sie nie verlassen hätte, die G6 nie passiert wäre, sie einfach friedlich von Thriller Bark aus zur Red Line gereist wären, ohne irgendwelche störenden Unterbrechungen, Zorro wusste ganz genau, dass er selbst unter solchen Umständen damals nicht in der Lage gewesen wäre einen bedeutenden Unterschied zu machen. Denn wenn Zorro eines durch Bär gelernt hatte dann, dass er damals seine eigenen Grenzen erreicht hatte und dass er selbst dann noch zu schwach gewesen war, als er entschieden hatte, sie hinter sich zu lassen. Die G6 war jedoch passiert und hatte nur bewiesen was Zorro seit Thriller Bark schon in seinen Knochen gespürt hatte. Er erinnerte sich noch gut an den Tag, als Ruffy ihn unter einer fadenscheinigen Ausrede vom Schiff gelockt hatte, als sie an einer der unbewohnten Senichi-Inseln Anker gelegt hatten, um sich von dem anstrengenden Kampf auf Thriller Bark zu erholen. Auch Zorro war erschöpft gewesen, sein geschundener Körper hatte sich unablässig beschwert, während er neben seinem Kapitän entlanggewandert war und Steine gesammelt hatte. Kalksteine, wie er später schmerzlich hatte lernen müssen, nachdem er und Ruffy damit die Feuerstelle ausgelegt hatten, welche daraufhin explodiert war, weil Kalksteine keine Temperaturschwankungen vertrugen und unter dem Einfluss großer Hitze unkontrolliert bersten und zerplatzen konnten. Damals, als Lysop Ruffy und Zorro wie kleine Kinder gescholten hatte, hatte Zorro noch nicht ahnen können, dass dieses Wissen für ihn schon in naher Zukunft elementar sein würde, denn schließlich waren die Senichi-Inseln gerade für ihr hohes Vorkommen von Kalkstein bekannt. Dafür und für ihre uneinnehmbare und stolze Marinebasis G6 unter der Leitung von Vizeadmiral Hakkai, aber das hatten die Strohhüte nicht gewusst. Ja, jener überraschende Kampf hatte Zorro bestätigt, was er schon bei Bär befürchtet hatte. Zu jenem Zeitpunkt waren sie einfach zu schwach gewesen, einfach noch zu schwach. Mit Leichtigkeit hatten die Soldaten sämtliche Crewmitglieder gefangen genommen und Zorro war nicht in der Lage gewesen auch nur einen von ihnen zu beschützen. Zum Teufel nochmal, er war noch nicht mal in der Lage gewesen Ruffy vor Hakkai zu beschützen. Knacks! Ein Schauer lief über seinen Rücken als er sich daran erinnerte, wie der Vizeadmiral Ruffy zu Boden gebracht hatte, erinnerte sich an das unnatürliche Knacken der Knochen und wie Ruffy dann aufgehört hatte sich zu regen. Für einen Moment war er sich sicher gewesen, dass er seinen Kapitän verloren hatte, dass er versagt hatte, weil er nicht ernst gemacht hatte, weil Zorro nicht diesen einen Schritt mehr hatte gehen können. Schon früh im Kampf hatte Zorro bemerkt, dass sie unterlegen gewesen waren, hatte schnell festgestellt, dass er gegen seinen Gegner - Vizeadmiral Homura, die kalte Klinge der Gerechtigkeit und drittbester Schwertkämpfer der Welt - nicht hatte bestehen können. Zorro hatte gewusst, dass er nicht seine Crew, nicht seinen Kapitän, noch nicht einmal sich selbst würde beschützen können, außer – vielleicht – wenn er diesen einen Schritt mehr gehen würde. Aber er hatte zu lange gezögert, hatte zu große Angst vor der unbändige Kraft in seinem Inneren gehabt, und dieser Moment des Zögerns war genug gewesen. Genug für Hakkai, um Zorro glauben zu lassen, dass er seinen Kapitän verloren hatte, und genug für Homura, um Zorro zu besiegen. Er griff nach seiner Seite. Nichts zeugte mehr von der schlimmen Wunde, die seinen Körper einst geprägt hatte, die ihn einst zu Grunde gerichtet hatte, aber auch diesen Schmerz würde er nie vergessen können. Der Schmerz der absoluten Vernichtung, des absoluten Versagens. Mit dieser Verletzung hatte Homura ihn töten wollen, aber er hatte sich geirrt. Selbst Tage nach dem Kampf hatte Zorro noch gelebt, hatte sich täglich mit den Soldaten der Marinebasis angelegt, um Informationen zu erfahren, über seinen Kapitän, über seine Crew, über ihre Flucht. Gemeinsam mit dem Koch hatte er nach und nach alle befreit. Es war nicht einfach gewesen, während manches zu perfekt geklappt hatte, hatten sie manche Schwierigkeiten bewältigen müssen – wie, die Soldatin, die Zorro beinahe auf die Schliche gekommen wäre und die er dann zum Sterben in einer Waffenkammer zurückgelassen hatte – aber am Ende hatte er es trotzdem geschafft. Mit der Hilfe vom nervigen Koch hatte er sie alle gerettet, wohl wissend, dass er selbst es nicht schaffen würde, nicht schaffen durfte. An die Schmerzen erinnerte Zorro sich komischerweise kaum. Er wusste, dass es wehgetan haben musste als er durch die Korridore gehinkt war, die Treppen auf und ab, es musste verdammt nochmal gekniffen haben, als er das Meer aus Flammen auf die Soldaten losgelassen hatte und die sengende Hitze die Steinmauern um sie herum hatte explodieren lassen. Aber an den Schmerz selbst konnte er sich nicht erinnern. Während er den Koch auf die Turmspitze geschleift hatte, war ihm bewusst geworden, dass er nicht mehr lange aushalten würde, dass sein Körper ihm bald den Dienst versagen würde, aber das hatte er nicht zugelassen, nicht bevor er nicht auch den verdammten Koch in Sicherheit gewusst hatte. Es war ein ruhiger Moment gewesen, als er gesehen hatte, wie Franky den Koch aufs Schiff gezogen hatte, hinter ihm der leidende Chor sterbender Menschen, um ihn herum das gefährliche Knistern der Feuerzungen und vor ihm die verzweifelten Rufe der Freunde. Aber es war in Ordnung so gewesen. Zorro hatte von Anfang an gewusst, dass er diese Verletzungen nie hätte überstehen können. Vielleicht hätte er unter Choppers wachsamen Augen noch ein paar traurige Tage länger durchgehalten, aber das hätte er nicht gewollt; er hätte nie gewollt, dass Chopper sich für Zorros eigene Unfähigkeit die Schuld geben würde, die Last hätte tragen müssen, Zorro nicht retten zu können, als Arzt versagt zu haben. Dieses Leid hatte er Chopper nicht noch einmal durchleben lassen wollen. Also hatte er da oben gestanden, eine Faust zum Himmel erhoben, als Zeichen der Freundschaft, aber auch als Zeichen des Sieges, dafür, dass er diesen einen Schritt mehr letzten Endes doch gegangen war, für sie. Der Beweis dafür, dass er das Monster geworden war, welches die Welt schon immer in ihm gesehen hatte. Dann hatte sein Körper nachgegeben und mit ihm der Turm. An diesen Schmerz erinnerte Zorro sich, an diesen unbeschreibbaren Schmerz, aber auch dieser quälende Zweifel, das Wissen nicht sterben zu wollen, aber absolut nichts dagegen tun zu können. Zorro war nicht wie Ruffy, er hatte den Tod nicht willkommen geheißen wie einen Freund. Er hatte ihn erhobenen Hauptes erwartet, hatte mit keiner Sekunde bereut was er getan hatte und doch, Zorro hatte nicht sterben wollen, aber dann war er es doch. Zumindest für einen Moment. Seufzend rieb er sich den Hinterkopf und versuchte diese Gedanken zum Schweigen zu bringen, aber es ging nicht. Nach den aufwühlenden letzten Tagen und den ereignisreichen letzten paar Stunden schien er sich nicht mehr länger vor seinen eigenen Gedanken verstecken zu können. Wie er das Grübeln hasste, aber er verstand schon warum, er wusste, warum er gerade jetzt an all das dachte. Jetzt, da er wieder bei seiner Crew war und eigentlich alles wieder hatte, wonach er sich gesehnt hatte, wieder bei ihnen war und auch noch stark genug, um nicht nur sich selbst, seine Crew, sondern gerade auch seinen Kapitän beschützen zu können. „Du verdammter Mistkerl“, murrte er und vergrub sein Gesicht zwischen den Händen. Mit dieser liebevollen Betitelung meinte er natürlich niemanden anderes als Mihawk Falkenauge Dulacre, den Vollidioten, der ihn damals gefunden hatte, unwissend wen er sich da ins Haus geholt hatte. Aber das war auch nicht verwunderlich. Zorro selbst hatte sich an jenem Tag nicht wiedererkannt, als er im Haus des besten Schwertkämpfers der Welt zu sich gekommen war. Meilen und Meilen entfernt von dem Ort entfernt, an dem Zorro gefallen war. Als Zorro im Haus seinen größten Rivalen zu sich gekommen war, hatte er feststellen müssen, dass er nicht mehr in seinem eigenen Körper gewesen war, oder vielmehr, dass sein Körper sich beträchtlich verändert hatte. Nicht nur er, sondern auch der Samurai hatten feststellen müssen, dass Zorro im Körper einer jungen Frau wieder zu sich gekommen war. Er erinnerte sich sehr gut daran, wie er diesen schwächlichen Körper das erste Mal betrachtet hatte, kaum in der Lage gewesen war, sich selbst auf den dürren Beinen zu halten, geschweige denn zu kämpfen und er erinnerte sich daran, wie er mit Mihawk gestritten hatte, immer und immer wieder gestritten hatte. Es hatte ihn überraschend wenig Zeit gekostet den Samurai davon zu überzeugen wer er wirklich war und unerwarteter Weise hatte der Samurai entschieden Zorro bei seinem Vorhaben zurück zu seiner Crew zu gelangen zu helfen. Mit Hilfe von Mihawks Kindheitsfreund Cho Jiroushin, Soldat der Marine und exzellenter Schwertkämpfer, hatten sie den Aufenthaltsort der anderen schnell ausfindig gemacht und festgestellt, dass sie auf ihrem Weg zum Sabody Archipel an Sarue, einer Nachbarinsel, vorbeikommen würden. Auf das Anraten des Samurais hin hatte Zorro entschieden, diesen Monat auf sie zu warten und die Zeit zu nutzen seinen neuen fremden Körper kennen zu lernen, anstatt zu versuchen sie in einem vergeblichen Unterfangen zu erreichen. An jenem Tag war Zorro sich seiner vollständig hilflosen Lage erst so ganz bewusst geworden, im Haus seines gefährlichsten Rivalen, im Körper eines schwachen Mädchens, nachdem er hinter den Schatten des Todes geschaut hatte. Zorro war bewusst geworden, dass - ganz gleich welcher Körper - er zu schwach war, um das zu tun was er tun musste. Ihm war bewusst geworden, dass er zu schwach war, um das zu tun, was ihm die Berechtigung gab Teil von Ruffys Crew zu sein. Also hatte er seinen Stolz verworfen und auf Knien den Samurai darum gebeten – angefleht – ihn zu unterweisen, und nachdem der andere erfahren hatte, dass Zorro im Kampf gegen Homura nicht sofort gefallen war, hatte er entschieden Zorros entwürdigendes Verhalten zu ignorieren und ihm zu helfen. Rückblickend waren diese Wochen wohl noch die entspanntesten gewesen. In jenem Körper hatte Zorro viele Grundlagen neu lernen müssen, was ihm aber auch die Chance gegeben hatte, sich über die Zeit eingeschlichene Fehler auszumerzen. Ja, jene Tage waren seltsam gewesen. Er wusste noch genau, wie nervig er den schnöseligen Samurai und dessen überschwänglich gutgelaunte Haushälterin empfunden hatte, erinnerte sich noch gut daran, wie oft sie ihn auf die Palme gebracht hatten. Aber dennoch hatte es irgendwie alles funktioniert, trotz allem war es wohl nicht die Hölle auf Erden gewesen. Friedlich waren diese Wochen allerdings auch nicht gewesen, ganz zu Zorros Missfallen. Schnell hatte es die Runde gemacht, dass der kaltherzige Herr der fünf Inseln einen Gast in seinem Haus willkommen geheißen hatte und schnell waren allerlei Leute auf Zorro aufmerksam geworden. Auf Anraten des Samurais hin hatte er seine wahre Identität verborgen und war daraufhin der Welt unter dem Namen Lady Loreen bekannt geworden. Aufgrund seiner Verbindung zum Samurai und der Verkettung einiger ungünstiger Umstände waren verschiedene Leute auf Zorro – Lady Loreen – aufmerksam geworden und hatten ihn und den Samurai zu verschiedensten Veranstaltungen gezwungen. Ja, dieser eine Monat war wirklich ereignisreich gewesen. Sie hatten viele Tage unglaublich hart trainiert, zwischen all diesen Terminen, hatten miteinander gestritten und einander kennen gelernt und irgendwann hatte Zorro auch noch erfahren, dass es noch mehr Menschen wie ihn gab. Menschen, die gestorben und zurück ins Leben gefunden hatten, und dass er sogar seinen alten Körper wiedererlangen konnte. Aber der Preis dafür war hoch gewesen und Zorro war sich selbst jetzt noch nicht sicher, ob er bereit gewesen wäre ihn wirklich zu zahlen. Nein, er hätte es wohl nicht, wenn die Dinge sich nicht anders entwickelt hätten. Seufzend ließ er sich zurücksinken und sah zum Meer hinauf. Er erinnerte sich gut daran, als er vor zwei Jahren endlich seine Freunde auf Sarue wiedergesehen hatte. Einen ereignisreichen Monat lang hatte er auf sie warten müssen, hatte in diesem Monat eine falsche Identität annehmen müssen und hatte unter diesem falschen Namen an der Gesellschaft teilgenommen, war in der Zeitung als Mihawks Geliebte bekanntgeworden. In diesem langen Monat hatte er unter den scharfen Falkenaugen seines Lehrmeisters hart trainiert, wohl wissend, dass er in diesem schwachen Körper und in einer so kurzen Zeit nicht auch nur darauf hatte hoffen können stark genug zu werden, um seine Crew oder seinen Kapitän zu beschützen, aber wenigstens, um sich selbst zu beschützen. In diesem langen Monat war er von Selbstzweifeln, Identitätskrisen und Zukunftsängsten geplagt gewesen, aber er war sich immer sicher gewesen, dass all das enden würde, wenn er zu seiner Crew zurückkehren würde. Bis er sie dann gesehen hatte. Bis er gesehen hatte, dass es nicht nur für ihn ein langer Monat gewesen war. Bis er gesehen hatte, dass die Crew innerhalb eines Monats deutlich schwächer geworden war als er je erwartet hatte. Als hätte sein vermeintlicher Tod sie mehr gekostet als nur seine Kampfkraft, so erschreckend schwach waren manche von ihnen gewesen, allen voran der Koch. Aber das war Zorro egal gewesen. Zorro hatte entschieden, dass er zu ihnen zurückkehren würde, ganz gleich, was das für Konsequenzen haben würde. Aber das ist doch Lady Loreen. Sie ist eine Berühmtheit, eine ehemalige Weltaristokratin, die aus Liebe ihren Status aufgegeben hat. Sie sind wunderschön! In diesem Moment war Zorro bewusst geworden, dass die anderen ihn nie mehr als nur den ansehen würden, der er wirklich war. Sie würden ihn nie mehr nur als Zorro ansehen, stark und unbeugsam, eiserner Wille und strikte Disziplin, vielleicht mal etwas grob, aber dafür auch loyal und ehrlich. In diesem Moment war ihm bewusst geworden, dass sie von nun an auch immer etwas von Loreen in ihm sehen würden, gerade in ihrem verdammten Körper, schwach und hilflos, höfliches Verhalten und freundliche Worte, lieblich anzusehen, gemocht und geachtet von der Gesellschaft. Nur Ruffy war anders gewesen. Ruffy hatte ihn sofort erkannt, hatte nicht eine Sekunde gezweifelt, dass Zorro zurückkommen würde und er… und er hatte Zorro gehen lassen, hatte ihm erlaubt zu gehen, um stärker werden zu können. Ruffy hatte ihm seine Schwerter gegeben und gesagt, dass er auf ihn warten würde, bis Zorro wiederkommen würde, in seinem Körper wiederkommen würde. Ruffy war der Einzige, der Zorro damals erkannt hatte. Also war Zorro gegangen, hatte sich für sich selbst und gegen seine Crew entschieden, um stärker zu werden, um seinen alten Körper wiederzuerlangen, und diese Tat hatte er bald darauf bereuen müssen, als er Dulacre zur Vorbereitung auf den großen Krieg nach Mary Joa begleitet hatte und dort hilflos hatte mitansehen müssen, wie seine Crew vernichtet worden war. An jenem Tag, in jenem Moment, hatte Zorro seinen ursprünglichen Körper zurückerlangt, aber das war ihm egal gewesen, denn der Preis dafür war viel zu hoch gewesen. Nach einem Monat hatte Zorro seinen Körper zurückgewonnen, aber dafür hatte er seine Crew verloren, weil er sich dafür entschieden hatte, beim Samurai zu bleiben, der ihn besser hatte beschützen können als seine Crew, der ihm besser dabei hatte helfen können seinen Körper wiederzuerlangen, der ihm besser dabei hatte helfen können stärker zu werden. Selbst heute, selbst jetzt, wissend, dass er was damals geschehen war nicht hätte ändern können, schmerzte es Zorro noch, konnte er den tonlosen Schrei seines Kapitäns noch über den Bildschirm hören, das verzweifelte stumme Rufen Namis, das hoffnungslose stille Brüllen Choppers. Nach dem Krieg waren Zorro und Mihawk zusammen zum Sabaody Archipel gereist, wo er auf seine Crew hatte warten wollen, doch er hatte Rayleigh getroffen, der ihn von seinem Plan erzählt hatte, Ruffy für zwei Jahre zu trainieren, und so hatte Zorro sich entschieden zur Wahlheimat des Samurais, Kuraigana, zu reisen und dort für die kommenden zwei Jahre von ihm zu lernen. So hatte Zorro also die letzten zwei Jahre verbracht, hatte tagein tagaus an Dulacres Seite verbracht, unter ihm gelernt, mit ihm trainiert, mit ihm gestritten, sich unterhalten, sich angeschwiegen, gescherzt, gelacht, diskutiert, in Stille beieinandergesessen und vor allem trainiert. Zorro würde gerne sagen, dass jene Zeit ausschließlich aus langen Tagen des Kämpfens bestanden hätte, aus späten Abenden am Schachbrett oder an der Feuerstelle, aus wilden Diskussionen über Strategien und die Kunst des Schwertes als solche, und ja, dies hatte einen Hauptteil seiner Zeit ausgemacht. Aber er hatte auch lernen müssen, dass er Lady Loreen nie mehr ganz loswerden würde. Wie sein Rückgrat war diese Gestalt seit jenem Tag Teil seines Körpers und über kurz oder lang musste Zorro sich immer wieder in sie zurückverwandeln, ob er wollte oder nicht. Über die Monate hatte er zwar die Zeitspanne, in der er seinen eigentlichen Körper innehaben konnte, auf ein paar Tage ausdehnen können, aber er konnte sie nie ganz verdrängen, musste sich für mehrere Stunden bis zu einen ganzen Tag in sie verwandeln. Und nicht nur Lady Loreen verfolgte Zorro wie ein Fluch. An ihre Existenz gebunden waren auch die Fesseln, die ihn selbst jetzt banden, die ihn solange fesseln würden, bis entweder die Welt die Wahrheit erfahren würde oder er seinen Nutzen verlieren würde. Seinen Nutzen für niemand geringeren als Rishou Eizen, mächtiger Politiker des Hochadels, der genau wusste, wer Lady Loreen in Wirklichkeit war, und der bereit war alles was Zorro lieb und teuer war zu zerstören, nur damit Zorro ihm half. Am Anfang hatte Zorro nicht gewusst, weshalb der Politiker ihn erpresst hatte einen Vertrag mit ihm einzugehen und ihn als Lady Loreen auf alle möglichen Veranstaltungen zu begleiten und er hatte entschieden sich darüber keine weiteren Gedanken zu machen, hatte sich aufs Training konzentriert, aber nun wusste Zorro, was Eizen wirklich von ihm wollte, warum dieser Mann so viel auf sich genommen hatte, nur um Zorro erpressen zu können. Im Hintergrund konnte er hören wie das große Tor sich wieder öffnete und Robin und König Neptun herauskamen. Sie sprachen zu ernsthaft, wenn man bedachte, dass sie gerade eine Party verließen – nicht, dass Zorro darüber urteilen durfte, wenn man bedachte über welchen Mist er die vergangenen Minuten gegrübelt hatte - und Zorro konnte Robins Blick kurz auf sich spüren. Er rührte sich nicht und so ging sie wohl davon aus, dass er schlief, während sie sich mit Neptun über verschiedenste Sachen unterhielt. Mehr ungewollt als gewollt hörte Zorro ihnen zu, doch als der Name Poseidon fiel wurde er hellhörig. Ja, genau darüber hatte Eizen mit ihm gesprochen, über die antiken Waffen, über das Kriegsschiff Pluton, die geheime Kraft der Fischmenschen Poseidon und über die stärkste Waffe von allen, Uranos, die derzeit im Besitz der Weltregierung stand. Über all diese Dinge hatte Eizen mit Zorro vor wenigen Tagen gesprochen und wenn er jemand anderes wäre, hätte er sich wohl Rat und Hilfe geholt, bei seinen Freunden, seinem Lehrmeister, bei irgendwem. Ja, die vergangenen Tage hatte Zorro sich oft gefragt, ob er sich vielleicht überschätzte, ob diese ganze Sache nicht doch eine Nummer zu groß für ihn war, aber er hatte keine Wahl, nein, er hatte wirklich keine Wahl. Zorro wusste ganz genau, dass er niemanden von ihnen riskieren durfte, nicht riskieren durfte, dass seine Freunde starben oder Dulacre seinen Titel aberkannt bekommen würde, also hatte er entschieden sich diesem Feind alleine zu stellen. So wie er es schon immer getan hatte, so wie er es tun musste, nur so konnte er die, die ihm wichtig waren, beschützen. Sicher, dass dies der beste Weg für sie alle war, entschied Zorro die Zukunft Zukunft sein zu lassen und erlaubte sich einzunicken.   Aber lange war ihm sein friedliches Schlummern wohl nicht vergönnt. Während die anderen um ihn herum an der Palasttreppe beieinander saßen und sich über dies und jenes unterhielten, entschied Zorro seine Augen weiterhin geschlossen zu halten. Aber trotz aller Anstrengungen konnte er zwar den Schein des Schlafens aufrechterhalten, aber leider nun mal nicht zurück ins Land der Träume sinken. Ziemlich enttäuschend. Er hatte kaum mitbekommen, wann die anderen alle hinausgekommen waren, aber das war ihm auch egal, während sie über den Kampf der Admiräle Aokiji und Akainu sprachen, Jinbei ernst, Ruffy laut wie eh und je. Auch Zorro dachte über einen Kampf nach, aber nicht den irgendwelcher anderen Leute, sondern über seinen eigenen. Mihawk hatte ihn vor den Kämpfen in der neuen Welt gewarnt, hatte ihn davor gewarnt, dass die Dinge von nun an anders sein würden, aber nicht, weil seine Gegner von nun an so unglaublich stark sein würden, sondern weil… Die letzten zwei Jahre hast du dich darauf vorbereitet auf stärkere Gegner zu treffen, aber nun solltest du dich darauf vorbereiten, dass die meisten deiner Feinde schwächer sein werden. Zorro hatte diese Warnung ignoriert. Er war schon immer jemand gewesen, der in jeder Form des Wettkampfes seinen Spaß finden konnte, selbst wenn sein Gegner deutlich schwächer sein sollte als er selbst. Er musste nicht immer ernst machen, um auf seine Kosten zu kommen, das war der große Unterschied zwischen ihm und dem Samurai. Er war sich bewusst, dass er in den letzten zwei Jahren so stark geworden war, dass nur noch wenige Menschen es mit ihm aufnehmen konnten. Nicht umsonst war Zorro immer diesen einen Schritt mehr gegangen, nicht umsonst hatte Zorro alles in seiner Macht Stehende getan, um stark genug zu werden seinen Kapitän selbst gegen die gefährlichsten Gegner dieser Welt verteidigen zu können. Mihawk hatte ihm im Laufe der Zeit vor drei große Hürden gestellt, die Zorro hatte überwinden üssen, um seiner Crew von Nutzen sein zu können. So wie die vielen Krieger in der neuen Welt hatte Zorro natürlich Haki gemeistert; eine der Grundvoraussetzungen, um in der neuen Welt bestehen zu können. Das Observationshaki hatte ihm große Probleme bereitet, selbst heute noch wusste Zorro, dass es nicht zu seinen Stärken gehörte und dass er es stetig weiterverbessern musste, aber es war anstrengend und nervig und erforderte eine Form der Konzentration und geistigen Bereitschaft, die Zorro oft einfach zu umständlich war. Ganz anders das Rüstungshaki. Es war beinahe lachhaft, wie einfach es ihm gefallen war die Grundlagen zu lernen – und die offensichtliche Überraschung seines kühlen Lehrmeisters hatte ihm auch das ein oder andere Mal ein Grinsen beschert – und trotzdem hatte dies ihn wohl die meiste Überwindung gekostet. Als Schwertkämpfer war es eine absolute Notwendigkeit gewesen, dass er die Anwendung des Rüstungshakis meisterte, aber er hatte sich gefürchtet, denn eine unbändige Kraft in seinem Inneren hatte in enger Verbindung mit der Verhärtung bestanden. Aber auch diese Kraft – sein Monster, wie Dulacre sie stets liebevoll bezeichnete – hatte Zorro kontrollieren gelernt, mehr noch, er hatte sie vereinnahmt, hatte seine eigenen Abgründe in sich aufgenommen. Ein Schritt, den kaum ein Mensch bereit war zu gehen, und mittlerweile wusste Zorro auch warum. Es störte ihn nicht sonderlich, oder viel mehr auf Kuraigana hatte es ihn nicht sonderlich gestört, hatte er es kaum bemerkt, diese gefährlichen und gierigen Emotionen dieses Biestes, die immer da waren. Sein Lehrmeister hatte genau gewusst, welchen Weg Zorro eingeschlagen hatte, war diesen Weg einst selbst gegangen, und so hatte er Zorro die Zeit gelassen, sich daran zu gewöhnen, und danach hatte es ihn kaum noch gestört, während der Ruhe Kuraiganas. Hier jedoch, unter all diesen fröhlichen, unbeschwerten und teils auch naiven Menschen, wurde es Zorro zum ersten Mal wieder bewusst. Er war nicht wie sie, für sie war er etwas geworden, was ihn immer wieder daran erinnern würde. Selbst jetzt, erst wenige Stunden nach der vergangenen Schlacht, gierte es ihm nach einem Kampf. Es war keine übermannende Sucht, die Zorro vereinnahmte, und doch merkte er diesen leisen Drang nach mehr. Dieser Kampf war nicht genug gewesen und Zorros Blutdurst noch nicht gestillt. Dieser animalische Teil von ihm verlangte befriedigt zu werden in einer Form, die Zorro vorher nicht hatte erahnen können. Trotzdem bereute er nicht, jenen Schritt gegangen zu sein. Er würde tun was auch immer nötig war, um sowohl seine Crew beschützen als auch Dulacre besiegen zu können. Außerdem hatte dieser Schritt nicht nur negative Folgen für ihn. Ganz abgesehen davon, dass er sein bisheriges Können absolut übertroffen hatte, hatte ihn dieser Schritt dazu ermächtigt sich auch endlich dem Rüstungshaki anzunehmen und es zu meistern. Diese einst unkontrollierbare Kraft, die er sich nicht getraut hatte im Kampf gegen die Soldaten der G6 zuzulassen, hatte er unter den scharfen Augen seines Lehrmeisters unermüdlich trainiert, bis er schließlich so sicher geworden war, dass Dulacre ihn nach fast einem ganzen Jahr Ausbildung vor die letzte Hürde gestellt hatte. Um in der neuen Welt bestehen zu können, war die Anwendung von Haki ein absolutes Muss, was ein jeder Krieger beherrschen lernen musste, aber nur wenige Menschen waren bereit so wie Zorro oder sein Lehrmeister das eigene Monster zu vereinnahmen. Aber es gab eine Sache, die sich noch weniger Menschen trauten, eine Sache, die nur die wenigsten überlebten. Zorros Kampf gegen seine eigenen Abgründe war nichts im Vergleich zu dem, was er im zweiten Jahr unter Dulacres Aufsicht hatte durchmachen müssen. Er hatte gewusst, dass Ruffy diese Hürde nehmen würde, also hatte auch er nicht eine Sekunde gezögert, war nicht bereit auch nur einen Schritt hinter seinem Kapitän zurückzustehen, und hatte das getan, was wohl noch weniger Menschen bereit waren zu tun, er hätte seine eigene Menschlichkeit überwunden. Dulacre hatte ihm versprochen ihn zu einem außerordentlichen Kämpfer auszubilden, ihm zu helfen stark genug zu werden, um selbst seinen Kapitän gegen die stärksten Feinde der Welt beschützen zu können und das hatte er getan. Zorro war endlich auf der Zielgeraden angekommen, bald würde er stark genug sein, um sogar den Samurai besiegen zu können. Er sollte dementsprechend eigentlich sehr zufrieden sein, eigentlich sollte er gerade äußerst glücklich sein. Kurz bevor er Kuraigana verlassen hatte, war der Samurai eingeknickt und hatte dann endlich das erste Mal richtig gegen Zorro gekämpft, ohne Schwerter. Natürlich hatte Zorro haushoch verloren – nicht wirklich überraschend – aber er hatte es tatsächlich geschafft den anderen zu verletzten und zum ersten Mal war Zorro in der Lage gewesen auszumachen, wie weit die Kluft zwischen ihnen noch war, und wenn er ganz ehrlich war, bald würde er sie überbrücken können. Also ja, eigentlich sollte Zorro wirklich zufrieden sein. Nach zwei langen Jahren war er endlich wieder mit seinen Freunden vereint und bald würde er Dulacre besiegen können. Aber die Wahrheit war nun mal, dass er es nicht war. Es lag nicht an diesem leisen Hunger nach einem Kampf. Auch wenn er es früher nicht gekannt hatte, so hatte Zorro schon immer Spaß an einen Kampf gehabt und war schon immer ungeduldig geworden, wenn der letzte zu lange her gewesen war, aber so wie damals so reichte auch heute noch ein kleines Scharmützel mit dem nervigen Kartoffelschäler aus, um diese Ungeduld zu beruhigen. Nein, Zorro war unzufrieden, weil der Samurai Recht gehabt hatte. Er hatte auf die Schwäche seiner Gegner achten müssen, mehr noch, während selbst die kleinen Plänkeleien mit dem Koch so wie immer abliefen, war dieser Kampf anders gewesen, es war… kein echter Kampf gewesen, zumindest nicht für ihn. Fühlte es sich so für Dulacre an, wenn er gegen jemanden kämpfte, der nicht sein Blut in Wallung brachte? Missmutig seufzte Zorro leise auf, merkte kaum wie einer der anderen seinen Namen erwähnte. Er war immer jemand gewesen, der Gefallen an einer Auseinandersetzung finden konnte, ganz gleich wie schwach sein Gegner war, solange dieser nur alles gab, und daran sollte sich doch eigentlich nichts geändert haben. Aber die Wahrheit war nun mal, dass dieser Kampf langweilig gewesen war, seine Gegner langweilig gewesen waren. Selbst ihre heimtückischen Attacken auf ihn oder seine Crewmitglieder waren langweilig gewesen. Es war eine Sache, wenn sein Widersacher schwach war, das war etwas mit dem er umgehen konnte, aber sie waren so langweilig gewesen, so furchtbar ermüdend und anödend. Zorro konnte sich nicht daran erinnern je einen Feind oder Konkurrenten als langweilig empfunden zu haben und irgendwie gab ihm dieses Gefühl einen fahlen Beigeschmack. Er hatte sich so auf die neue Welt gefreut und wollte diese Kämpfe genießen, wollte nichts auf die leichte Schulter nehmen, aber… aber warum waren sie nur so unglaublich langweilig gewesen? Ob er Dulacre anrufen sollte? Vielleicht konnte der Samurai ihm erklären, warum dieser Kampf so ernüchternd eintönig gewesen war? Vielleicht lag es nur daran, dass er so lange nicht mehr einen echten Kampf erlebt hatte. Vielleicht lag es daran, dass er sich eher auf seine Kameraden als auf seine Gegner konzentriert hatte. Schließlich hatte er wirklich die Zeit nutzen wollen, um seine Crewmitglieder einschätzen zu können. Er hatte sehen wollen, wie sehr sie sich alle weiterentwickelt hatten, auch damit er wusste, wann sein Eingreifen nötig sein würde und wann nicht. Wobei sein Eingreifen in dieser Schlacht wohl nie nötig gewesen wäre, so langweilig waren ihre Feinde gewesen. Er hatte sich wirklich mehr erhofft. Aber er würde Dulacre nicht anrufen, nicht schon wieder. Die kleine weiße Teleschnecke in seiner Hosentasche schmiegte sich an sein Bein. Erst vor wenigen Stunden hatte er den anderen aus einer Zelle des Ryuuguu-Palasts angerufen, um ihn auf den neusten Stand zu bringen. Nach außen hin tat er es nur, weil er es dem anderen versprochen hatte. Der Samurai war ein überfürsorglicher und besessener Lehrmeister… Nein, das war wohl falsch. Nach außen hin tat er es, weil der andere es von ihm erwartete, die Wahrheit war aber, dass auch Zorro ihre Gespräche vermisste, nicht die lauten, hitzigen, wenn der andere wieder meinte aus irgendeiner Mücke einen Elefanten machen zu müssen, sondern jene ruhigen, am Kamin, wenn der Tag schon vorbei war und sie über Dinge sprachen, über die Zorro vorher nie auch nur nachgedacht hatte. Der Samurai war anstrengend und kompliziert, genauso wie seine verwinkelten Gedankengänge, aber die Unterhaltungen mit ihm waren immer interessant gewesen und irgendwie vermisste Zorro diese ungezwungenen Gespräche, diese einfache Möglichkeit etwas zu fragen, wissend, dass er eine ernsthafte und ehrliche Antwort erhalten würde. Nein, er würde Dulacre nicht zwei Mal am selben Tag anrufen, nicht am ersten Tag, an dem er endlich wieder bei seinen Freunden war, aber, auch wenn er es sich nicht gerne eingestand, er würde es gerne. Er würde wirklich gerne die Meinung des anderen zu diesem Kampf hören, würde Dulacre gerne seine eigene Einschätzung vorlegen und mit ihm darüber diskutieren, den ach so langweiligen Kampf analysieren, denn zusammen mit dem Samurai würde zumindest das interessant werden. Aber er würde es nicht tun, allein schon, weil er dem anderen keine falschen Hoffnungen machen wollte. Verdammt! Jetzt tat er es also doch! Obwohl Zorro doch ganz klar gesagt hatte, dass er keine Rücksicht auf… „Hey, Zorro.“ Er schlug sein Auge auf als sein Kapitän seinen Namen aussprach. Es schien als würden sie sich endlich mit dem Biest beschäftigen, welches er im Palast wahrnehmen konnte. Na, vielleicht wurde es ja dann doch noch endlich interessant.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)