Zwischen Alltagschaos und Liebesleben von ZerosWolf (Tausend Ideen in einer FanFiction) ================================================================================ Kapitel 8: Ermittlung --------------------- Die Vögel vor ihrem offenen Fenster sangen eine fröhliche Morgenmelodie, als Lucy aus ruhigem Schlaf erwachte. Ihr Augen waren noch schwer und so entschied sie, sich noch etwas an ihr Kissen zu kuscheln und seinem Herzschlag zu lauschen. Ach nein, das war ja gar nicht ihr Kissen, sondern wieder Natsus muskulöser Oberkörper, genauso wie an diesem schicksalhaften Morgen vor zwei Monaten. Nur dieses Mal machte es Lucy nichts aus an Natsus Seite zu liegen, dessen ruhige Atmung verriet, dass er noch schlief. Ein bisschen was durfte sie sich doch wohl ab und zu auch gönnen, oder? Die Rechnung hatte sie ohne Happy gemacht, der, unwissend über die Ereignisse der letzten Nacht, schon früh am Morgen Krach machte, indem er laut rief, Lucy und Natsu wären wie ein altes Ehepaar. „Halt die Klappe, Kater!“, fauchte Lucy den Blauling an, was wiederum Natsu zu wecken schien. Allerdings konnte Lucy sich seine Reaktion nicht erklären, denn ehe sie sich versah lag sie auf den Rücken und er nagelte sie an den Schultern aufs Bett. Erschrocken war sie nicht in der Lage sich zu bewegen, währen sie ihrem Partner zusah, wie er langsam die Augen öffnete. „Lucy?“, murmelte Natsu verschlafen. Happy, nie um einen Kommentar verlegen, rief von oben: „Hui, Natsu geht aber ran heute Morgen!“ Was diesen allerdings gar nicht zu stören schien, während er sich langsam aufrichtete und schwer auf seinen Hintern fallen ließ, bevor er sich in den Schneidersitz setzte. Durch diesen wurde für Lucy, als sie sich langsam wieder aufrappelte, ein peinliches Detail sehr sichtbar. Erschrocken wich sie gegen die Wand zurück und deutet wirres Zeug stammelnd auf die Beule, die sich auf Schritthöhe in seiner Hose abzeichnete. Verwirrt folgte Natsus ihrem Fingerzeig mit seinen Augen, bevor er sie mit hochgezogener Augenbraue ansah. „Auch wenn du gerade unheimlich sexy in meinem T-Shirt aussiehst, hat das nichts mit dir zu tun“, murmelte er und reckte sich ausgiebig. „Das ist bei jedem Mann morgens so.“ Mit dieser simplen Erklärung schwang er die Beine aus dem Bett und lockerte sich ersteinmal ausgiebig. Das war Wissen, das Lucy nicht unbedingt brauchte, was sie aber ein bisschen enttäuschte, weil sie doch insgeheim gehofft hatte, dass sie der Auslöser dieser natürlichen Reaktion eines Mannes auf eine attraktive Frau war. Aber Natsu hatte sie ja sexy genannt, was Lucys Herz so früh am Morgen schon schneller schlagen ließ. Es war dringend Zeit ihr Gehirn wieder anzuschalten und es die Führung übernehmen zu lassen. Aber ersteinmal wollte sie dem verführerischen Muskelspiel ihres Partners zugucken, als dieser seine allmorgendlichen Dehnübungen machte. Da konnte ihr Verstand nicht gegenwirken, sie mochte halt starke Männer mit Wachbrettbäuchen. Lucy musste an das Geschehen der letzten Nacht denken. Daran, wie Natsu sie warnte, ihn und seine Instinkte, seine Triebe, nicht zu unterschätzen. Hatte er sie deswegen gerade aufs Bett gedrückt? Sie traute sich nicht, ihn zu fragen. Sie fühlte sich, als würde sie aus einer Trance erwachen, als Natsu sich plötzlich umdrehte und meinte, er würde ins Bad gehen und sich fertig machen. Er war schneller weg, als sie gucken konnte. Lucy fühlte sich plötzlich ganz einsam. „Lucy“, Happy zog ihre Aufmerksamkeit auf sich, erinnerte sie daran, dass sie nicht alleine im Zimmer war, „warum stehen du und Natsu nicht einfach zu euren Gefühlen und werdet ein Paar?“ Armer kleiner Kater, machte sich wohl Sorgen um seine Freunde. Er war eben noch ein Kind und verstand das alles nicht. „Weißt du, das würde nicht funktionieren.“ Lucy nahm Happy auf den Arm und kraulte seinen Kopf. „Natsu und ich, wir sind einfach zu verschieden.“ „Warum probiert ihr es nicht aus?“, wollte Happy wissen. „Weil wir, wenn es schief geht, keine Freunde mehr sein könnten“, erklärte Lucy und drückte Happy fest an sich. „Es wäre immer der Gedanke an das da, was wir als Paar geteilt haben und dadurch könnten wir nicht mehr so unbeschwert sein wie vorher.“ „Aber ihr seid doch jetzt schon nicht mehr wie früher.“ Wie traurig Happy klang. Ebenso traurig wie Lucy sich fühlte. „Ich weiß.“, flüsterte Lucy und versuchte, ihre Tränen zu unterdrücken. Sie schreckte zusammen und stieß Happy von sich, als plötzlich die Zimmertür aufgerissen wurde und Natsu hineinkam. „Du bist ja immernoch nicht angezogen“, wunderte er sich, als er Lucy noch immer auf dem Bett sitzend vorfand. „Nicht ohne Dusche!“, rief sie empört und beeilte sich, frische Sachen aus ihrem Koffer zu kramen. Natürlich hatte sie diesen vor ihrer Reise nicht umgepackt, weswegen sich nur Kleidung in ihm befand, die ihre Gewichtszunahme nicht kaschierten. Soetwas blödes aber auch! Die verschwitzten Sachen vom Vortag wollte sie nicht noch einmal anziehen. „Dann sieh zu, ich hab Kohldampf!“, meinte Natsu, aber es klang, als wäre es nicht ganz die Wahrheit. Er fand Lucy in seinem T-Shirt sexy, wie er selbst gesagt hatte, also vermutete Lucy, dass er sich gerade wiedereinmal stark zusammenreißen musste, um nicht über sie herzufallen. Lucys Herz raste aufgeregt, als sie sich einfach schnell ein paar Sachen griff und aus dem Zimmer flüchtete, ins Bad auf der anderen Flurseite. Hoffentlich würden sie den Fall schnell lösen können, sie wusste nicht, wie viele Nächte ihr Verstand wohl über ihr Herz zu siegen vermochte, wenn sie jede Nacht halbnackt mit einem ebenfalls halbnackten Natsu das Bett teilen musste. Sie musste sich jetzt wieder auf das Wesentliche konzentrieren: Die Morde, Chimma, die unbekannte Person im Garten. Ob es sich bei dieser Person wirklich um den Serienmörder handelte? Sie hatte ja eigentlich Natsu und Lucy beobachtet und nicht Chimma. Oder war die Person gekommen, um Chimma zu beobachten, und hatte dann gefallen daran gefunden, Natsu und Lucy zuzuschauen? Das wäre echt pervers! Beim Frühstück besprach sie ihre Überlegung mit Natsu, dessen Essmanieren sie daran erinnerten, warum sie es niemals mit ihm aushalten würde. Ein Glück war kein Mitglied der Familie Goldmann anwesend! „Ich bin mit ziemlich sicher, wer unser Mörder ist.“, meinte Natsu unbeeindruckt und erstaunte Lucy mal wieder. „Ich habe keine Beweise, aber er riecht eindeutig zu stark nach fremdem Blut. Keine Ahnung, wieso der das tun würde. Die Person von gestern Nacht ist's allerdings nicht.“ Lucy brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass Natsu mehr wusste als sie. Das gefiel ihr gar nicht! „Wer ist es denn? Sag es mir!“, verlangte sie neugierig, doch Natsu schüttelte den Kopf. „Du wirst es sehen, wenn ich ihn überführt habe.“ Mit einem schelmischen Grinsen fügte er hinzu: „Wie ein richtiger Detektiv.“ Lucy seufzte kopfschüttelnd. Als hätte Natsu den Grips, jemanden zu überführen. Sie hoffte inständig, dass er damit nicht meinte, er würde das Geständnis aus seinem Verdächtigen heraus prügeln. „Wenn es nicht die Person von letzter Nacht war, was hatte diese Person dann hier zu suchen?“, fragte sich Lucy laut. „Vielleicht sucht sie auch den Mörder?“, rief Happy. Er hatte relativ gut aufgenommen, dass er die Aufregung verschlafen hatte, obwohl sie nicht gerade leise waren. Natsu musste nur versprechen, ihm einen besonderen Fisch als Entschädigung zu fangen. „Wieso sollte sie?“, fragte Lucy. „Vielleicht gehört sie zur Polizei“, meinte Happy. Die Überlegung war nicht blöd, aber... „Die würden nicht so klamm heimlich ermitteln und sich dann aus dem Staub machen“, meinte Natsu ernst. „Ein Polizist hätte mir seine Dienstmarke gezeigt und das wär's gewesen. Diese Person hat sich einfach in Luft aufgelöst.“ „Oder ist weggeflogen“, erinnerte ihn Lucy an seine eigene Aussage. „Vielleicht hat dieser Fremde auch einen Exceed als Partner? Wäre doch möglich?“ Es sollte schließlich einhundert Exceedkinder in Earthland geben, also war das gar nicht so abwegig. Dennoch sahen Natsu und Happy sie an, als wäre es eine hirnrissige Überlegung. Die glaubten doch nicht etwa, dass nur Dragonslayer und Exceed zusammenfanden? Auch wenn diese Partnerschaft nicht selten war, das wäre abwegig. So viele Dragonslayer konnte es gar nicht geben! Herrje, sie schweiften schon wieder vom Thema ab! „Lasst uns einfach nachher in die Stadt gehen und ein bisschen nachforschen. Mich würde interessieren, wer die anderen Opfer waren. Herr Goldmann sagte ja, dass es außer seinen Töchtern noch weitere Tote gab“, schlug Lucy vor. Sie war neugierig zu erfahren, ob die Frauen etwas verband, eine Gemeinsamkeit, nach der der Mörder sie auswählte. „Können wir machen.“, meinte Natsu und schlang seinen Rest Frühstücksspeck hinunter. Hungrig sah Lucy ihm dabei zu, aber sie musste sich zusammenreißen. Ein Toast mit einer dünnen Scheibe Wurst musste als Frühstück reichen, wenn sie möglichst schnell abnehmen wollte. Das Natsu sich aber vor ihren Augen noch mehr auftat und in seinen schier endlos großen Magen schaufelte half nicht gerade dabei, standhaft zu bleiben. Auch nicht, dass Happy ihr ständig etwas anbot, egal wie oft sie ihm sagte, dass sie auf Diät war. Sie sprang vom Esstisch auf, sobald Natsu sich rülpsend mit den Händen auf seinem prall gefüllten Bauch zurückgelehnt hatte. Ihr Magen knurrte zwar jetzt bereits wieder, aber das musste sie bis zum Mittagessen durchhalten. Blöd nur, dass Natsu für ihre Diät kein Verständnis hatte. „Nein verdammt, ich will keine Crèpes!“, fuhr Lucy ihn an, als er ihr zum fünften Mal in einer halben Stunde den Vorschlag unterbreitete, ihr Magenknurren mit dem nächstbesten Essen zu besänftigen. „Aber du magst doch Crépes“, argumentierte Natsu unbeeindruckt und ging kurzerhand zum Verkäufer und bestellte für Lucy einen Crépe mit Erdbeeren, Vanillesoße und Schlagsahne. Alleine der Gedanke ließ Lucy das Wasser im Mund zusammenlaufen, aber es war eine verdammte Kalorienbombe! Sie vermochte sich allerdings auch nicht zu wehren, als Natsu ihr den Pfannkuchen in die Hand drückte. „Du bist gut so wie du bist.“, sagte er trocken. „Wenn das jemand anders sehen sollte, breche ich ihm die Nase.“ Dann drehte er sich schnell weg, vermutlich um den leichten Rotschimmer auf seinen Wangen zu verbergen – oder weil er den auf Lucys Gesicht nicht ertragen konnte. Dieser Auftrag gestaltete sich so langsam echt zur Zerreißprobe ihres Entschlusses, sich und Natsu keine Chance zu geben. Sie musste Chimma später ganz dringend darum bitten, dass sie und Natsu in getrennte Zimmer kamen. Noch so ein Vorfall wie letzte Nacht und Lucy würde wahrscheinlich nachgeben. Ihre Ohren vernahmen den Klang der ausländischen Musik vom Vortag. Die Frau tanzte wieder vor dem Springbrunnen, ihre rotbraunen Haare waren geradeso über die Köpfe der Männer erkennbar, wenn sie sich aufrichtete. Eine ziemlich große Frau, sie musste etwa so groß sein wie Natsu. Groß und schlank, Lucy seufzte neidisch, während sie Natsu zuliebe in den Crépe biss. Viel zu süß, viel zu lecker, viel zu viele Kalorien. „Da sind Chimma und Theo!“, rief Happy. Tatsächlich, in der Zuschauertraube entdeckte Lucy ihre Kindheitsfreundin und deren Mann, die dem Schauspiel zusahen. Unerwartet drehte Chimma sich weg und verbarg ihre linke Gesichtshälfte hinter ihren Händen. Theo legte tröstend einen Arm um seine Frau. Ein paar Gesprächsfetzen wehten zu Lucy herüber. „Sie ist so perfekt, ich wäre auch gerne so perfekt.“, schluchzte Chimma. „Aber diese Narben... Warum musste das nur geschehen?“ Sie fing bitter an zu Weinen. Lucy hatte von Chimmas Komplex wegen ihres Schönheitsmankos schon einiges mitbekommen. Den ganzen Abend hindurch hatte ihre Freundin stets auf verschiedene Arten das Problem ins Gespräch einfließen lassen und wie sehr sie Lucy um ihr ebenmäßiges Gesicht beneidete. Nur brachte Lucy dieses ebenmäßige Gesicht auch nichts, wenn sie damit nur Chaoten wie Natsu anzog. „Gutes Schauspiel“, meinte dieser plötzlich. „Meinst du Chimma?“, fragte Lucy überrascht. „Nee, ihr Schauspiel ist überzogen und schlecht“, entgegnete Natsu schulterzuckend und Lucy musste ihm unweigerlich recht geben. „Wer würde ihr schon diese mitleidserweckende Nummer abkaufen? Ich meine die Tänzerin, die spielt gut.“ „Wie meinst du das?“, fragte Happy und flog hoch, um die Straßenkünstlerin zu beobachten. „Ihr könnt es nicht riechen, aber ihre Hautfarbe ist nicht echt“, erklärte Natsu. „Das Zeug war mal bei den Weibern sehr beliebt, bis herauskam, dass es giftig ist. So wie das stinkt hätt' ich denen das auch gleich sagen können.“ „Ich weiß was du meinst, ich hab es auch mal benutzt, aber einen tierischen Hautausschlag bekommen.“ Lucy erinnerte sich nicht gerne daran. Drei volle Tage hatte es sie am ganzen Körper gejuckt wie verrückt. „Das hätte ich zu gern gesehen“, grinste Natsu und sein gesamtes Gesicht sagte, dass er sich die ganzen drei Tage und die darauffolgenden Wochen durchgängig darüber lustig gemacht hätte. „Eine verpustelte und aufgequollene Lucy“, kicherte Happy schadenfroh. „Das ist nicht witzig!“, schrie Lucy die beiden an und verpasste jedem eine Kopfnuss. „Wir sollten uns endlich darum kümmern, weswegen wir eigentlich hier sind.“ Sie holte eine Liste der Opfer des Serienmörders hervor. Das Erste war Chimmas älteste Schwester, Alinna gewesen. Danach hatte es Carla, die Tochter eines kleinen Bäckers hier am Marktplatz erwischt. Lucy biss sich auf die Zunge, um nicht von den leckeren Düften der Backwaren dazu verleitet zu werden, etwas zu kaufen. Die Eltern der jungen Frau stellten sich als äußert kooperativ heraus, als sie verstanden, dass Lucy, Natsu und Happy den Mörder ihrer Tochter suchten. Sie konnten sich absolut nicht erklären, wieso jemand ihre Tochter umgebracht hatte. Carla war fleißig gewesen, hatte ihren Eltern im Geschäft geholfen und gelernt, um eines Tages das Geschäft übernehmen zu können. Sie war bei allen beliebt, ob jung, ob alt, ob Mann, ob Frau, niemand wollte ihr etwas böses. Die Eltern zeigten ein Foto von Carla. Sie war hübsch, aber keine Schönheit. Dennoch hatte ihr Lächeln auf dem Bild etwas ansteckendes, attraktives, das sicherlich viele Männer anzog. „Bitte, finden sie dieses Schwein, dass uns unseren Stern genommen hat“, flehte Carlas Vater, als die Magier sich verabschiedete. „Das werden wir!“, versprach Natsu ernst. Was Natsu versprach, das hielt er, dachte Lucy ein bisschen stolz, während sie sich auf den Weg zum nächsten Elternhaus eines Opfers machten. Hier war es ähnlich, wie bei Carla. Lynn war hübsch und beliebt, ebenso wie Carla, auch eine Person des öffentlichen Lebens, denn sie hatte sich stark in der Politik engagiert und häufiger Reden vor anderen Menschen gehalten. Das Muster zog sich fort. Alle Opfer hatten ein hübsches Gesicht und viele Verehrer, manche sogar Verlobte oder Mann und Kinder. Und jede arbeitete in einer Position, in der sie auch von fremden Menschen gesehen wurde. Natsu stellte bei jedem Angehörigen die gleiche Frage, die Lucy zunächst in Rage brachte, doch je öfter diese Frage bejaht wurde, desto mehr verstand sie, warum ihr Partner diese Frage stellte. Alle Opfer hatten eine Begegnung mit Chimma und Theo. „Verdächtigst du Chimma?“, fragte Lucy am Abend vorsichtig, als sie in einem kleinen Bistro am Marktplatz aßen. Die Tänzerin war längst gegangen, nur ein paar Tauben pickten Brotkrumen am Brunnen. „Nein“, sagte Natsu, „aber ich bin mir sicher, dass sie der Auslöser ist, mit ihrer Schmierenkomödie.“ Nach dem, was Lucy heute zu Ohren gekommen war, konnte sie nicht widersprechen. Die Beweise waren erdrückend. „Wenn also jemand die Frauen umgebracht hat, weil Chimma ihre Heulnummer gebracht hat... Wer würde denn soetwas tun?“ „Jemand der will, dass Chimma glücklich ist und sich nicht wegen ihrer Narben schlecht fühlt“, vermutete Happy. „Darum will er alle hübschen Frauen töten!“ „Übertreib nicht!“, fauchte Lucy. „Er übertreibt nicht“, meinte Natsu und sah sie mit undeutbarem Blick an. Sie hasste es, wenn er dieses Gesicht machte, bei dem sie nie wusste, was es nun bedeuten sollte. Happy grinste schon wieder hinter hervorgehaltener Pfote. „Wenigstens brauchen wir uns um Lucy keine Sorgen zu machen. Auf ihr Gesicht ist bestimmt keiner eifersüchtig!“ Wütend sprang Lucy auf. „Sag das nochmal!“, schrie sie und versuchte, Happy zu fassen zu kriegen, doch der Exceed flog einfach gen Himmel davon. „Wenn ich dich in die Finger kriege...!“ Aufgebracht gestikulierte sie dem frechen Kater hinterher. So etwas unverschämtes! Hätte Natsu ihm nicht ein paar Manieren beibringen können? Ach nein, der hatte ja selber keine, wie er mal wieder bewies, indem er laut über Happys Sticheleien lachte. Darüber war sie allerdings nicht wütend, sondern beleidigt. Verdammtes Herz, hör endlich auf diesen Vollidioten zu lieben!, dachte sie verzweifelt, während sie zurück zur Villa Goldmann gingen. Dieser Dummkopf hatte ihre Liebe nicht verdient! In der Eingangshalle der Villa trafen sie Silvio Goldmann, der scheinbar noch um diese Urzeit von einem Termin zurückkam. Sein Schwiegersohn, Theo, kam ihn begrüßen. Dessen linker Arm hing in einer Schlinge. „Was ist dir denn geschehen, mein Junge?“, fragte Silvio Goldmann interessiert. „Ach, nur ein dummer Unfall, Vater.“, entgegnete Theo. „Ich habe versehentlich einen Kerzenleuchter umgestoßen und mir dabei die Schulter verbrannt, weil meine Kleidung Feuer fing. Ich hatte Glück, dass ich das Feuer schnell löschen konnte.“ Silvio Goldmann lachte. „Du bist so ein Tollpatsch! Was sagt denn meine Tochter dazu, dass du so oft verletzt bist?“ Lucy wusste, wann sie sich nicht einmischen sollte. Solche familiären Gespräche waren nichts, was sie belauschen sollten. Sie packte Natsu am Kragen und Happy am Schwanz und zog die beiden Neugierigen in Richtung ihres Zimmers davon. Erst hinter der geschlossenen Tür wurde ihr wieder klar, dass sie noch immer ein Problem hatte: Sie und Natsu teilten wieder ein Zimmer. Sie sah auf die Uhr, schon zehn. Wenn sie jetzt noch um eine Änderung bat würde sie nur Unannehmlichkeiten für ihre Gastgeber bereiten. Lucy hatte jedoch einen Plan, wie sie eine Szene wie die am Vorabend vermeiden konnte. Noch war Happy wach, sie musste nur schneller einschlafen, als ihr Herz sich an Natsus Nähe freuen würde. Eilig zog sie sich um und es war ihr egal, ob Natsu sie dabei beobachtete. Flink verschwand sie unter der Decke und zog diese bis über ihren Kopf. So konnte sie nichts außer Natsus Geruch in dem T-Shirt am schnellen Einschlafen hindern. „Lucy ist wieder sehr merkwürdig“, hörte sie Happy durch die Decke sagen. Sie durfte jetzt nicht ausflippen, sie musste schlafen! Natsu schnaubte amüsiert. „Du bist auch merkwürdig, wenn du mit Charle zusammen bist.“ Das Rascheln von Stoff ließ Lucy vermuten, dass Natsu sich gerade umzog – und die Verlockung war unheimlich groß, einen Blick unter dem Deckenrand hindurch zu riskieren. „Ich bin auch merkwürdig, wenn ich bei Lucy bin“, gestand Natsu einfach und Lucy spürte, dass ihr heiß wurde. Schnell zog sie die Decke noch enger um sich, um jeden Drang, aus ihrem Kokon auszubrechen, zu unterdrücken. Das Bett wackelte etwas, als Natsu sich ebenfalls hinein legte. Sie konnte seine Wärme durch ihre Decke hindurch an ihrem Rücken spüren und ihr Herz verlangte förmlich von ihr, dass sie sich an ihn schmiegte. Wahrscheinlich würde Lucy am nächsten Morgen wieder in Natsus Arm aufwachen. „Warum könnt ihr nicht einfach zusammen sein?“ Happy klang sehr missmutig. Es musste ihn traurig stimmen, seine Freunde in dieser Verfassung zu sehen, in diesem vagen Zustand. „Das erkläre ich dir ein anderes Mal, wenn du älter bist“, entgegnete Natsu nur. „Schlaf jetzt, morgen müssen wir nach Beweisen suchen, um den Mörder zu überführen!“ Lucy spürte Happys tapsige Schritte an ihren Beinen, als er zum Fußende ging um sich wahrscheinlich dort wieder zusammenzurollen. Manchmal verhielt Natsu sich schon fast väterlich dem Kater gegenüber, aber meistens eher wie ein großer Bruder. Vielleicht erinnerte ihn Happy an seinen richtigen kleinen Bruder? Manchmal überlegte Lucy, dass Natsu sicher eines Tages ein guter Vater sein würde. Eines Tages, wenn er eine Frau gefunden hatte, die zu ihm passte. Eine Frau, die nicht sie sein würde, und dieser Gedanke ließ ihr Herz schwer werden, während sie langsam in den Schlaf hinüberglitt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)