Zwischen Alltagschaos und Liebesleben von ZerosWolf (Tausend Ideen in einer FanFiction) ================================================================================ Kapitel 66: Neubeginn --------------------- Den dicken Brief umklammert stand Lucy vor dem Postamt. Ungeduldig verlagerte sie ihr Gewicht immer wieder von links nach rechts und umgekehrt. Unruhig wanderte ihr Blick immer wieder zur großen Uhr über dem Eingang, nur um zu entdecken, dass der große Zeiger sich nicht signifikant näher der 12 befand, als beim letzten Mal. Lucy war nervös. Aufgeregt. Sie konnte es gar nicht erwarten, ihr neuestes Werk abzuschicken! Die Parallelwelt als Inspiration plus ein wenig künstlerische Freiheit ihrerseits – das kam bestimmt gut an! So etwas hatte vor ihr noch keiner geschrieben! Der Sommer auf der Farm entpuppte sich als reinste Kur für ihre gequälte Seele. Ihr Natsu bewies ihr Tag für Tag, wie sehr er sie liebte – ganz besonders während ihres Hochzeitstagsausflugs. Ihre Familie stand hinter ihr, egal was sie tat und sie wusste, dass die Gilde immer eine Heimat für sie sein würde. Es war so weit, dass Lucy sich wieder bereit für ein Abenteuer fühlte. Entsprechend eilig rauschte sie ins Postamt, sobald die Türen geöffnet wurden und knallte Brief und Porto so energisch auf den Tisch, dass sie den Beamten damit einschüchterte. Es gab keine Zeit zu verlieren! Schnellen Schrittes machte sie sich anschließend auf den Weg zur Gilde. Vorort erwartete Natsu sie bereits. „Na, hast du dein Meisterwerk abgeschickte?“, grüßte er sie. „Aber sicher! Hast du uns schon Arbeit rausgesucht?“, fragte Lucy zurück. „Jep!“, bestätigte Natsu. „Ein Dorf im Westen wird wohl von einer Gruppe Banditen belästigt. Wir sollen die unschädlich machen.“ „Das klingt gut“, lobte Lucy ihn. Ein bisschen Action an seiner Seite würde sie schon wieder in Form bringen! Gemeinsam gingen sie zu einer Wiese hinter ihrem Haus. Da die Pegasi ein Geheimnis waren und deswegen eigentlich die meiste Zeit auf dem Hof bleiben sollten, hatten sie die Reste ihres Hochzeitstagtaschengeldes in Ruftalismane investiert, welche Kosma und Komet am Halfter trugen und ihnen signalisierte, wenn sie sich zum Treffpunkt begeben sollten. Die hohe Intelligenz der Pegasi machte es einfach, ihnen solche Tricks beizubringen. „Ich glaube dieses Mal wirklich, dass das etwas wird“, dachte Lucy laut während sie warteten. „Ganz bestimmt, so viel Mühe, wie du da hinein gesteckt hast!“, meinte Natsu. „Genau, das wird bestimmt ein Riesenhit!“, prophezeite Happy. „Ich fand es auf jeden Fall klasse!“ „Du hast es gelesen?!“, rief Lucy empört. Dabei hatte sie doch schon tausend Mal gesagt, dass sie ihre unfertigen Werke nicht lesen sollten! „Er hat es mir vorgelesen“, gab Natsu zu. „Meistens während der Arbeit, wenn du in der Stadt warst.“ „U-und wie fandet ihr es?“, fragte Lucy nun ein kleines bisschen verunsichert. Natsu und Happy waren schrecklich ehrliche Kritiker. „Es ging“, behauptete Natsu und seine Frau fühlte sich enttäuscht. Happy seufzte laut hörbar. „Jetzt tu nicht so. Natsu war so ungeduldig zu erfahren, wie es weitergeht, dass er versucht hat Narcy zu bestechen, länger auf die Kinder aufzupassen.“ „Verräter“, schmollte Natsu. „Mutter hat nur mit den Augen gerollt und gefragt, ob wir nicht wichtigere Probleme hätten. Ziemlich gemein von ihr, finde ich.“ Daraufhin lachte Lucy. „Da bin ich ja schon mal beruhigt, dass es euch beiden gefallen hat. Hoffentlich gefällt es den Redakteuren auch.“ „Bestimmt“, versicherte Natsu ihr, bevor sie das Geräusch der nahenden Schwingen vernahmen. Ihr Zielort war ein beschauliches kleines Örtchen inmitten einer weiten Ebene, deren Wege soweit das Auge reichte von den Feldern der umliegenden Bauernhöfe gesäumt wurden. Ein kleiner Bach plätscherte neben dem Weg, über den Natsu, Lucy und Happy sich zu Fuß dem Ortseingang näherten. „Das liegt hier fast so abgelegen wie Narcys Hof“, kommentierte Happy. „Aber nicht halb so einsam“, entgegnete Natsu grinsend. „Es ist eigentlich sehr verwunderlich, dass hier eine solche Ortschaft entstanden ist“, überlegte Lucy. „Normalerweise bilden sich Ortschaften dort, wo es sinnvoll ist. Entlang von Flüssen oder Straßen, besonders an Kreuzungen oder wirtschaftlich sinnvollen Orten wie in Bergbaugebieten. Dieses Dorf liegt ungeschützt mitten auf einer Ebene und mit der Klippe, die wir unterwegs gesehen haben, gibt es nur einen Weg von hier zur nächsten Stadt. Es ist also eine Sackgasse. Warum sollte jemand hier ein Dorf errichten?“ „Vielleicht fand es jemand einfach schön hier?“, riet Natsu. „Oder wollte so viel Anbauen wie möglich, bei den ganzen Feldern hier“, meinte Happy. „Hoho, die Katze hat es erraten“, erklang eine alte Frauenstimme. Erschrocken wichen die drei auseinander, denn keiner von ihnen hatte die kleine alte Dame mit ihrem Gehstock bemerkt, die zwischen ihnen ging. „Hohoho, so schreckhafte junge Leute!“, lachte diese. „Hoffentlich seid ihr bei der Arbeit nicht auch so leicht aus der Fassung zu bringen.“ „Keine Sorge, da sind wir sehr gewissenhaft“, versicherte Lucy ihr. „Sie müssen unsere Auftraggeberin sein.“ Sie besah sich die Dame genauer. Eigentlich war die Frau gar nicht so klein, aber sie ging sehr gebeugt. Sicher Spuren von jahrzehntelanger harter Arbeit. Das Haar war Aschgrau und hin und wieder durchzogen es noch einzelne schwarze Haare. Das Gesicht der Alten war faltig und Sonnengegerbt, aber dem Faltenmuster nach zu urteilen lächelte sie gerne. „So ist es. Ich bin Grismelda, die Älteste des Dorfes Aphtos“, stellte die Alte sich vor. „Willkommen in der Kornkammer Fiores, wo der Boden nie brach liegt und es keine Missernten gibt.“ „Wie kann das sein?“, wunderte sich Lucy. Auf Natsus deutlich ahnungslosen Blick hin gab sie ihm eine kurze Erklärung von Fruchtfolge und Brache, was ihn jedoch nur noch mehr zu verwirren schien. Typisch. Alles, was nicht mit Kämpfen oder Essen oder Familie oder Sex zu tun hatte, ging über seinen Verstand hinaus. Grismelda amüsierte sich scheinbar prächtig über ihre Gäste. Sie führte diese vor einen kleinen Schrein, der hinter der Quelle des Bachs lag, welche ungewöhnlicher Weise im Zentrum der Ebene lag. „Dies ist eine Götterquelle“, erklärte Grismelda. „Einer der Orte, an denen die Macht der Götter in unsere Welt fließt und Leben entspringen lässt. Dieser Strom ist nach den Legenden von der Macht des Gottes der Fruchtbarkeit erfüllt. Er speist dieses Land und schon so manches kinderlose Paar war nach einem Schluck von diesem Wasser bald guter Hoffnung.“ „Hmm, soso“, brummte Natsu. „Wir sind nicht kinderlos“, erinnerte Lucy ihn. So sehr, wie er sie in letzter Zeit zu einem dritten Kind drängte, begann sie ihm in manchen Bereichen zu mistrauen. „Ich denke ja gar nicht an uns“, schmollte Natsu. „Elfman meinte, dass Evergreen nicht schwanger wird, obwohl sie keinen Talisman trägt.“ „Evergreen nimmt ja auch Erbaskraut“, entgegnete Lucy trocken. Ihr Mann und Happy sahen sie an, als würde sie eine andere Sprache sprechen. „Ich zweifle ernsthaft an der Bildung innerhalb der Gilde“, seufzte Lucy und rieb sich den Nasenrücken. Natürlich gab es nicht nur eine Art der Verhütung. Es konnte sich doch kaum jemand einen Talisman leisten! Der Preis war gerechtfertigt, schließlich gab es kein sichereres Mittel, aber wer nicht investieren wollte oder konnte, nahm eben günstigere Alternativen wie eben Erbaskraut. Hätte Natsu nicht den Talisman gekauft, würde Lucy sich auch auf das alte Hausmittelchen verlassen. Grismelda räusperte sich laut. „Nun, der Reichtum unseres Dorfes ist nicht ohne Neider geblieben. Vor langer Zeit wurde es einmal vollständig Zerstört, als sich jemand gewaltsam der Macht des Gottes ermächtigte. Seitdem haben wir uns entschlossen, eine kleine Gemeinschaft zu bleiben und Fremde nur nach gemeinsamer Entscheidung in die Dorfgemeinschaft aufzunehmen. Der letzte Anwärter jedoch war mit seiner Ablehnung nicht zufrieden. So sehr er sich auch bemühte, Teil der Gemeinschaft zu werden, er wirkte nie aufrichtig dabei. Wenige Tage, nachdem wir ihn abgelehnt hatten, kam er mit einer Gruppe Banditen zurück und überfiel das Dorf! Die stärksten unter uns konnten ihn und seine Leute zwar zurückschlagen, aber er drohte damit, bald mit noch mehr Leuten zurückzukehren!“ „Nur keine Sorge, Großmütterchen! Wir kümmern uns darum!“, versicherte Natsu ihr. „So ein paar Banditen mache ich doch mit links platt!“ „Aye! Die werden sich nie wieder her trauen!“, bekräftigte Happy. „Ich nehme euch beim Wort“, sagte Grismelda ernst. Die Magier wurden zu einer langen Hütte geführt. Grismelda erklärte ihnen, dass es eigentlich das Versammlungshaus war, aber derzeit als Krankenstation für die verletzten Kämpfer genutzt wurde. „Wär hätten Wendy mitbringen sollen“, bedauerte Lucy, als sie die Reihen der Verletzten überblickte. „Rufen wir sie doch nachher her“, schlug Happy vor. „Gute Idee!“, stimmte Natsu zu. Grismelda führte sie zum Ende des Saals. Dort saß ein kräftiger junger Mann, ungefähr in ihrem Alter, auf einem Feldbett, dessen linkes Bein notdürftig geschient war. „Yo Oma, wen bringst du denn da?“, grüßte er die alte Frau. „Mein Enkel, Saion“, stellte Grismelda knapp vor, bevor sie seine Frage beantwortete: „Dies sind die Magier, die auf unseren Hilferuf reagiert haben. Sei nett zu ihnen!“ „Pah, Außenseiter“, schnaubte Saion. „Wir kommen schon alleine damit klar, Oma.“ „Das entscheide in diesem Dorf immer noch ich“, erinnerte Grismelda ihn. „Tche, wenn ich erstmal das Dorf führe, werden hier andere Seiten aufgezogen“, behauptete Saion. „Wenn ich erstmal der Älteste bin, dann…“ Er wurde von Lucy unterbrochen, die versuchte ein Lachen zu unterdrücken und in das Happy hinter hervorgehaltenen Pfoten einstimmte. Auch Natsu schüttelte grinsend den Kopf. „Verzeihung“, gluckste Lucy. „Wir hatten vor einer Weile eine ähnliche Situation in der Gilde.“ „Die gute alte Zeit“, sinnierte Natsu ironisch. „Wollt ihr mich verscheißern?“, brauste Saion auf. Seine Großmutter gab ihm eine Kopfnuss mit ihrem Gehstock. „Sei still, du bist selbst schuld, wenn du solche Sachen sagst“, schimpfte sie ihn aus. „Und jetzt erzähle unseren Helfern, was du gesehen hast.“ Trotzig sah Saion zur Seite, gehorchte aber. „Es waren zwanzig oder so. Alles Männer. Manche hatten Brandnarben, andere sahen aus, als hätten Sie noch nie einen Kampf gesehen. Sie haben versucht, zur Quelle durchzudringen, aber sind an uns gescheitert!“ Den letzten Satz sagte er mit Stolz in der Stimme. „Ach komm! Die haben es doch gar nicht wirklich versucht!“, warf ein anderer Mann ein paar Betten entfernt ein. „Genau, die wurden abgerufen, du Dummdödel!“, mischte sich ein anderer ein. „Unsinn!“, verteidigte sich Saion. „Die sind unseretwegen geflohen!“ „Nee nee“, widersprach der erste kopfschüttelnd. „Da war diese komische Frau mit der tiefen Stimme im Hintergrund, die hat ihre Hunde zurückgepfiffen.“ „Komische Frau mit tiefer Stimme?“, wiederholte Natsu und verschränkte nachdenklich die Arme. „Kennst du so jemanden?“, wollte Lucy wissen. „Hm, irgendwas klingelt da, aber ich bin mir nicht sicher“, gab Natsu zu. Lucy seufzte. „Dann streng dein Gedächtnis mal an. Wir können jeden Vorteil brauchen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)