Zwischen Alltagschaos und Liebesleben von ZerosWolf (Tausend Ideen in einer FanFiction) ================================================================================ Kapitel 52: Nachwirkungen ------------------------- Lucy verhielt sich schon eine ganze Weile seltsam. Seit ihrer Rückkehr waren jetzt zwei Monate vergangen und der Geburtstag der Zwillinge rückte immer näher. Natsus Frau weigerte sich, arbeiten zu gehen, klebte förmlich an ihren Kindern und vernachlässigte ihre eheliche Zweisamkeit. An manchen Tagen, meistens morgens, kam Natsu vom Frühtraining zurück und fand sie verwirrt im Pyjama im Wohnzimmer stehend, manchmal begleitet von dem morgendlichen Weinen ihrer Kinder, als wäre sie hypnotisiert oder so. Wenn er sie dann ansprach, sah sie ihn an, streichelte ihm mit den Fingern über das linke Auge und ihr Blick wurde wieder klarer. Dann fiel sie ihm für gewöhnlich zitternd in die Arme, was, wenn nicht gerade die Kinder nach Aufmerksamkeit schrien, in der Regel zu spontanem Sex führte. Danach war sie wieder normal. Na ja, so normal, wie sie in ihrer merkwürdigen Anhänglichkeit eben gerade war. Natsu wurde das Gefühl nicht los, dass es irgendwas mit seinem Gegenstück in dieser anderen Realität zu tun hatte. Der Wahnsinnige sah echt nicht normal aus, wie er da einäugig auf die Barriere einschlug. Es hatte ihn viel Zeit gekostet, dieses Realitätsding zu begreifen. Seine Mutter hatte es mit einem Baum verglichen. Aus dem Baum wächst ein Ast. Dieser spaltet sich nach einiger Zeit auch wieder und beide spalten sich wieder und so weiter und so weiter. Sie hatten die gleiche Vergangenheit, aber nicht Zukunft. Also war der Einäugige nicht nur eine andere Version von ihm, wie der in Edolas, der auch andere Eltern hatte und jetzt körperlich älter als der Erdland Natsu war, sondern er selbst, der ohne Lucy leben musste und darum andere Erfahrungen gemacht hatte. Das war für Natsu der schwierigste Part gewesen. Für ihn war es unvorstellbar, dass er jemals so ein Wahnsinniger hätte werden können! Da musste mehr dahinter stecken! Aber Lucy weigerte sich, über ihre Erfahrungen auf der anderen Seite zu reden. Sie musste irgendetwas zu verbergen haben! Seinen Frust über die Situation teilte Natsu mit seinem besten Freund, Happy. Eines Abends, als Lucy die Kinder ins Bett brachte, redeten sie während des Abwaschs darüber. „Vielleicht ist da was passiert, zwischen Lucy und dem anderen Natsu“, überlegte Happy. „Meinst du, er hat ihr wehgetan?“, fragte Natsu und ballte wütend die Fäuste. „Nein, nicht wenn er irgendwie auch ich ist.“ „Du würdest Lucy nie wehtun“, stimmte Happy zu. „Aber er muss ihr ja nicht unbedingt wehgetan haben.“ „Was meinst du damit?“, wollte Natsu wissen. „Also, er ist du, und du bist Lucy hoffnungslos verfallen. Also ist es doch klar, dass der andere ihr auch nicht widerstehen kann“, legte Happy dar. „Klingt logisch“, überlegte Natsu. „Lucy ist auch schon von Anfang an in dich verschossen gewesen“, fuhr Happy fort. „Nun ist da einer, der du bist, aber irgendwie ein anderes du. Aber weil er du ist, würde sie dann nicht genauso für ihn schwärmen?“ „Lucy würde doch nicht...!“ Natsu brachte den Satz nicht zu Ende, denn er hatte plötzlich einen merkwürdigen Gedanken. „Wäre es eigentlich Fremdgehen, wenn sie mit einem anderen Ich schliefe?“ „Eigentlich nicht, es ist ja irgendwie immer noch du“, überlegte Happy. „Ein Kind von dem anderen wäre auch irgendwie deins, weil ihr da dieselbe Person seid.“ „Nicht wirklich, aber ich könnte mir nicht sicher sein...“ Plötzlich spürte Natsu Gefahr und fuhr herum. Er spürte seine Nackenhaare sich aufstellen, als er in Lucys wutverzerrtes Gesicht blickte. „Was unterstellt ihr mir da eigentlich?!“, brüllte sie direkt drauflos. Natsu gefiel es gar nicht, so angefahren zu werden. „Beweis mir, dass es nicht so war!“, verlangte er. „Es liegt ein himmelweiter Unterschied zwischen dir und dem anderen!“, behauptete Lucy. „Okay, und wo?“, verlangte Natsu zu erfahren. „Ich hab zwei Augen, ja, und sonst?“ Lucy biss die Zähne zusammen. „Ich will nicht darüber reden!“ „Aha, es ist also was zwischen euch gelaufen!“, rief Natsu triumphierend. „Gar nichts ist gelaufen!“, verteidigte Lucy sich. „Glaubst du wirklich ich kann nicht zwischen meinem Mann und einem Psychopathen unterscheiden?“ „Tja, scheinbar ist diese Psychopath ja ich und damit auch dein Mann!“, konterte Natsu. „Das ist doch lächerlich! Wenn du mir so wenig vertraust, warum hast du mich dann geheiratet?!“, hinterfragte Lucy. „Ich dachte, ich kann dir vertrauen! Aber du redest ja nicht mit mir!“, warf Natsu ihr vor. „Ich will das alles einfach nur vergessen!“, schrie Lucy. „Warum kannst du das nicht verstehen? Lass mich endlich in Ruhe mit dem Mist!“ Natsu griff Lucys Arm und sah sie ernst an. „Dann Beweise mir, dass ich dir vertrauen kann!“ Ihre Reaktion kam verzögert, aber überraschend heftig. Sie fing an zu schreien und wild um sich zu schlagen. Sofort ließ es sie los. Es war, als wäre sie in ihrer Kopfwelt gefangen, wie an diesen komischen Morgenden. „Pack mich nicht an!“, kreischte Lucy. „Pack mich nicht an! Pack mich nicht an! Pack mich nicht an!“ Sie wirkte wie gefangen in diesem Zustand und Natsu konnte nichts tun, als hilflos zuzusehen. „Ich hasse dich!“, warf sie ihm plötzlich an den Kopf und stürmte in Richtung Schlafzimmer davon. Natsu war jetzt vollends verwirrt. Was war das denn für ein Anfall? Was hatte er denn schlimmes getan? So eine völlige Überreaktion! Der würde er heute Nacht bestimmt keine Aufmerksamkeit mehr schenken! Wütend kramte Natsu seine alte Hängematte aus und machte es sich darin gemütlich. Das war eh viel besser als ein Bett. Sollte Lucy ruhig frieren ohne ihn! Sie würde es schon noch bereuen, ihn dermaßen angeschrien zu haben. Unter den besorgten Augen seines Partners und dem stetigen Widerhall ihrer letzten Worte in seinen Ohren fiel Natsu in einen unruhigen Schlaf. Der nächste Morgen kam zu schnell und startete unangenehm. Im Halbschlaf tastete Natsu nach Lucy, um sie wie jeden Morgen in den Arm zu nehmen und noch ein bisschen zu dösen, bevor er zum Training aufstand, doch wo er auch hin fasste war nur Luft. Nichts gab ihm Halt, als er eine schmerzhafte Bauchlandung auf dem Fußboden hinlegte. Langsam kam alles zurück für ihn, während ihn die Kühle des Holzes langsam weckte. Blöder Morgen. Blöde Lucy. Was musste sie gestern so zickig sein! Natsu raffte sich zusammen. Dann musste er eben ohne Kuscheleinheit in den Tag starten. Früher brauchte er die ja auch nicht! Und überhaupt, Lucy würde sich bestimmt gleich bei ihm entschuldigen, wenn er zurückkam! Doch diese Erwartung blieb unerfüllt. Er fand lediglich das trocknende Geschirr von Lucy und den Zwillingen am Spülbecken vor, aber nirgendwo auch nur einen Krümel Frühstück für ihn. Was für eine Gemeinheit! Da hatte Lucy einfach ohne ihn mit den Kindern gefrühstückt! Beleidigt suchte er nach seiner Frau, denn eine solche Vernachlässigung ging ja mal gar nicht! Doch sie war weder im Bad, noch im Schlafzimmer oder im Kinderzimmer. Scheinbar war sie mit den Zwillingen nach draußen gegangen. Sowas blödes. Das Frühstück zu machen war doch seine Aufgabe, wenn er zu Hause war. Lucy schlief länger, dafür kümmerte sie sich morgens um die Kinder und er trainierte und machte anschließend Essen. Das hatte sich doch wunderbar so eingespielt! Warum also sollte sie so tun, als wäre er nicht da? Damit machte sie sich doch nur selbst das Leben schwer! So mies gelaunt wie er war, beschloss Natsu, in der Gilde zu frühstücken. Vielleicht würde sie da sein. Sie arbeitete zwar nicht, aber sie ging trotzdem oft hin, um mit den anderen zu quatschen. Aber nein, auch hier fehlte von ihren auffällig blonden Haaren jede Spur. Genervt bestellte er sich Eier und Speck und suchte sich einen Platz in der Mitte der Halle. Es war ruhig, viele waren schon unterwegs oder noch gar nicht angekommen. Normalerweise würde er auch erst in einer halben Stunde oder so hier rein kommen, sich lacrymisch mit Lucy über seinen nächsten Auftrag beraten und dann mit ihrem Segen losziehen. Der Fernsprechlacryma! Natürlich, den hatte Natsu noch gar nicht versucht! Seine Frau ging ja nie ohne aus dem Haus. Er holte das stiefmütterlich behandelte Stück Lacryma aus der inneren Manteltasche und funkte seine Frau an. Keine Antwort. Er ließ es klingeln und klingeln, aber Lucy ging nicht ran. Könnte sie es verloren haben? Vergessen war unwahrscheinlich, aber auch eine Möglichkeit. Sie war ja nicht ganz sie selbst in letzter Zeit. Natsu schlang förmlich sein Essen herunter. Gut, wenn Lucy es so haben wollte, dann schnappte er sich halt diesen einen Auftrag, gegen den sie so heftig protestiert hatte! „Auf geht’s, Happy!“, rief Natsu, während er schwungvoll aufstand. Erst als kein „Aye Sir!“ zurück kam merkte er, dass sein loyaler Partner gar nicht an seiner Seite war. Langsam sank Natsu unter den Blicken seiner Kameraden wieder auf die Bank zurück. Er war ganz alleine. Wieso war er ganz alleine? Wie konnte er nicht merken, dass sein Partner nicht an seiner Seite war? Keine Lucy, kein Happy. So einsam, hatte Natsu sich seit Jahren nicht gefühlt. Er nahm sich einen schneller Auftrag in der Stadt. Einen, der ihm Zeit zum Nachdenken und Abreagieren lieferte. Gerne hätte er sich frei genommen, aber sie brauchten das Geld. Fünf Mäuler zu stopfen war eine große Aufgabe. Die Kinder wuchsen schnell und obwohl Lucy versuchte, so viel wie möglich aus zweiter Hand zu bekommen, machte sich der Nachwuchsmangel in der Gilde darin bemerkbar, dass viele Eltern die Sachen ihrer Sprösslinge bereits anderweitig weitergegeben hatten. Sie waren die ersten ihrer Generation, die Nachwuchs bekamen und die Babysachen, die sie einst für die Zwillinge anschafften, würden in ein paar Monaten an den Sohn von Grey und Juvia vererbt werden. Natsu blieb keine Wahl. Er musste arbeiten. Dafür brauchte er länger als erwartet. Es war schon nach der Schlafenszeit der Kinder, dass er nach Hause kam. Wieder fand er sauberes Geschirr trocknend vor, aber kein Essen für ihn. Es war ein fieses Gefühl, wie sich sein Herz bei diesem Anblick zusammenzog. Es hatte ihn so sehr gequält, dass Lucy verschwunden war. Das hier fühlte sich noch schlimmer an. Den ganzen Tag über hatte er seine Kinder nicht gesehen. Lucy mochte irgendwie komisch drauf und aus irgendeinem Grund sauer auf ihn sein, aber seine Babys konnte sie ihm nicht vorenthalten. Auf leisesten Sohlen schlich er in den ersten Stock und öffnete lautlos die Tür zum Kinderzimmer. Es war stockdüster hier drinnen, sodass er sich ein kleines bisschen Licht mit seiner Magie machte. Seltsamerweise fand er Lucy auf einer Matratze neben dem Kinderbett vor. Dort schlief sie eigentlich nur, wenn ihr Nachwuchs krank war. Natsu spitzte die Ohren. Layla schlief ruhig, aber Nukas Atem rasselte ein wenig. Nicht das erste Mal in diesem Winter. Kein Wunder also, dass Lucy in Alarmbereitschaft schlief. Kein Zeitpunkt für eine Aussprache. Vorsichtig legte es sich neben Lucy auf den Fußboden. Ihre Nähe hatte ihm gefehlt. Obwohl er schlief nahm Natsu die Veränderung in Nukas Atmung wahr und war sofort hellwach. Es klang, als würde irgendetwas die Atemwege seines Sohns blockieren. Vorsichtig hob Natsu das kranke Kind aus seinem Bettchen und legte ihn sich in die Arme. Es schlief noch, aber schien zu kämpfen. Natsu war nie krank gewesen, was sollte er also tun? Das letzte Mal hatte Lucy sich darum gekümmert. Wärme, dachte Natsu. Wärme war nie etwas schlechtes. Mit seinem Sohn auf dem Arm ging er nach unten und ließ ihnen ein Bad ein. Nuka wachte auf, als Natsu ihn ablegte, um sie beide auszuziehen. Die Stimme des kleinen Jungen klang unschön gepresst und machte Natsu Sorgen. „Alles gut, mein Großer“, sagte er beruhigend, während er den Strampler aufknüpfte. „Papa ist bei dir und hilft die, nur keine Sorge.“ Nuka schien diese Versicherung leider so gar nicht zu beruhigen und so verzichtete Natsu darauf, sich selbst auszuziehen und stieg so mit seinem Jungen in die Wanne, welche er selbst temperierte. Lucy hatte ein Thermometer mit einer dicken, roten Markierung am Wannenrand angebracht, damit er seine Babys nicht versehentlich beim abendlichen Bad verbrühte. Was warme Wasser schien Nuka etwas zu beruhigen, aber sein Atem klang immer noch angestrengt. Natsu dachte angestrengt nach. Er hatte in seinem Leben schon so viel aufgeschnappt, war da nicht irgendwas brauchbares bei? Wakaba!, fiel es ihm plötzlich ein. Der alte Raucher hatte immer Lungenprobleme und schwor auf Dampf! Natsu nahm etwas Wasser in die hohle Hand und brachte es magisch zum Kochen. Den entstandenen Dampf ließ er Nuka einatmen, wobei er etwas Abstand hielt, weil er nicht wollte, dass es diesem zu heiß wurde. Natsu konnte hören, wie sich Nukas Atmung tatsächlich verbesserte und fühlte sich erleichtert, als dieser richtig zu husten begann. Natsu sah sich nach den weichen Tüchern um, die sie zum Naseputzen der Kinder im Badezimmer platziert hatten, da wurde ihm eines gereicht. Lucy kniete überraschend neben der Wanne, mit einer schlafenden Layla neben sich. Ihre Tochter hatte sie in eine mit dicken Kissen ausgepolsterte, große Schublade gelegt. „Das hast du gut gemacht“, flüsterte sie mit einem müden Lächeln, während Natsu seinem Sohn die Nase reinigte. „Was macht ihr hier?“, wollte Natsu wissen. „Du glaubst doch nicht, dass unser Töchterchen das Verschwinden ihres Bruders nicht bemerkt hat“, lachte Lucy leise. Natsu grinste zurück. Natürlich nicht. Die unzertrennlichen Zwillinge. Nukas Atem hatte sich beruhigt und er schlief wieder tief und fest. Natsu übergab ihn seiner Mutter, während er selbst triefend nass aus der Badewanne stieg. Ein wenig magisches Feuer und alles war wieder trocken. Die Eltern überlegten kurz, ob sie ihren Nachwuchs wieder ins Kinderzimmer bringen sollten, doch in stiller Übereinkunft entschieden sie sich dafür, dass sie zu viert im großen Ehebett schlafen wollten. Natsu wachte davon auf, dass ihm jemand über die linke Wange streichelte. Er öffnete das linke Auge und sah Lucy, deren Augen wieder seltsam glasig wirkten. Natsu nahm ihre Hand und küsste sie. „Ehrlich, Süße, so kann es nicht weitergehen“, sagte er leise, um die Zwillinge zwischen ihnen nicht zu wecken. Lucys Augen füllten sich mit Tränen und ihre Hand griff fest die seine. „Ich weiß“, sagte sie mit erstickter Stimme. Natsu beugte sich über seine Kinder und küsste seine Frau so liebevoll wie möglich. Dann ging er in die Küche, um das Frühstück vorzubereiten. Happy kam aus seinem Zimmer geflogen. „He, Kumpel, wo warst du gestern?“, verlangte Natsu zu wissen. „Ich war bei Lucy, weil Nuka krank war“, erklärte Happy. „Dabei habe ich mich entschuldigt, dass ich so blöde Sachen gesagt habe. Euer Streit war ja irgendwie auch meine Schuld...“ Natsu gab seinem Partner ein Stück Toast zu naschen. „Es musste irgendwann knallen. Vielleicht war es gut so“, meinte Natsu. „Kannst du nachher die Zwillinge zu Juvia bringen? Lucy und ich, wir brauchen etwas Zeit für uns.“ „Klar!“, bestätigte Happy und so wurde es auch getan. Nach dem Frühstück setzte Natsu die beiden Kinder in den leichten Buggy und sein vertrauenswürdiger Partner machte sich mit ihnen auf den Weg. Natsu und Lucy zogen sich dorthin zurück, wo sie sich am wohlsten fühlten: ins Schlafzimmer. Sie setzten sich aus Bett und ohne, dass Natsu etwas sagen musst, lehnte Lucy sich an ihn. Er spürte wie ihr Herz unruhig klopfte und streichelte ihr beruhigend den Kopf. „Es war schrecklich“, begann sie. „Sie andere Realität, eine Realität in der es mich nie gab. Kannst du dir das vorstellen?“ „Niemals!“, antwortete Natsu bestimmt. „Ich hatte das Gefühl, als hätte ich keinen großen Einfluss auf die Welt. Nicht, dass ich unbedeutend wäre, aber wenn ich sehe, wie stark du, Erza, Grey und all die anderen seid, fühle ich mich manchmal nutzlos im Vergleich.“ „Du bist viel stärker, als du denkst“, sagte Natsu. Lucy lachte leise. „In gewisser Weise, aber am stärksten bin ich, wenn ich mit dir, den Geistern oder anderen Zusammenarbeite.“ „Hm, da hast du nicht ganz Unrecht“, gab Natsu zu. Lucy schwieg einen Moment. „Was ich besonders unterschätzt habe ist, welchen Einfluss ich auf dich und die Ereignisse in unserem gemeinsamen Leben hatte. Es kam zum Krieg zwischen Fairy Tail und Phantom Lord weil ich von zu Hause weggelaufen bin. In der anderen Realität wurde Phantom Lord nie zerschlagen, Gajil und Juvia haben sich nie der Gilde angeschlossen und das traurigste: Grey und Juvia haben sich erst beim Turnier kennengelernt, und dann…“ Ihre Stimme schien ihr zu versagen. Natsu überlegte. War da etwas beim Turnier gewesen? Das Turnier und danach… Natsu sog scharf die Luft ein, als es ihm wie Schuppen von den Augen fiel. „Du warst nicht da, um Eclipse zu schließen…“ Lucy nickte und der Geruch ihrer Tränen lag in der Luft. „Yukino hat es alleine nicht geschafft. Die Drachen kamen und überrannten das Land, breiteten sich aus und töteten ohne große Gegenwehr. Du – das andere Du – wurde schwer verwundet und weggebracht, wodurch du den ersten Angriff gerade so überlebtest, aber mit einem Auge weniger, dass die ein Wasserdrache ausgekratzt hatte. So wurde es mir zumindest von Narcy erzählt.“ „Meine Mutter war da?“, wunderte sich Natsu. Lucy nickte. „Sie hat das Lager versorgt und bewacht. Anscheinend ist auch ihre Magie gegen Drachen unwirksam, weshalb sie dafür gesorgt hat, dass die Überlebenden am Leben bleiben. Sie war es auch, die mich erpresst hat zu helfen, damit ich wieder zurück konnte.“ „Ja, das klingt nach ihr“, murmelte Natsu. „Du hingegen… du warst auf dem Kriegspfad“, sagt Lucy mit einer endlos traurigen Stimme. „Ich kriege einfach dieses Bild nicht aus dem Kopf, wie du vor meinen Augen eiskalt Drachen tötest! Das war so absurd! Das…!“ Lucys Stimme überschlug sich förmlich. Natsu legte die Arme fest um seine Frau und wiegte sie sanft hin und her. „Schsch, alles ist gut“, wiederholte er immer wieder, bis sie sich beruhigt hatte. So ganz verstand er noch nicht, was in ihrem Kopf vor ging, aber dieser andere Natsu klang echt gestört. Drachen tötete man doch nicht! „War denn da sonst niemand?“, fragte Natsu. „Doch, schon“, meinte Lucy. „In der anderen Realität hatten meine Eltern einen Sohn, darum gab es mich nicht. Es war ein bisschen, als hätte ich den Bruder gekriegt, den ich mir immer gewünscht hatte.“ „Ist er stark?“, wollte Natsu wissen. Dies entlockte Lucy ein Lachen. „Nein, ganz und gar nicht. Eher ein Schreibtischhengst. Nicht einmal ein Magier – zumindest bis ich es ihm beigebracht habe. Aber er ist mutig. Er war es, der dich nach der Verletzung gerettet hat, und wurde zu deinem besten Freund.“ „Mein bester Freund ist Happy“, stellte Natsu klar. „Happy ist…“, Lucy brach die Stimme weg. Natsu spürte plötzlich einen Kloß im Hals. „Du brauchst es nicht aussprechen.“ Lucy nickte und nahm sich wieder einen Augenblick zum Sammeln, bevor sie fortfuhr. „Nun, Luke… Wie gesagt, er ist mutig. Er ließ sich nicht davon abbringen, mit aufs Schlachtfeld zu kommen. Das war vielleicht ein Segen! Die Schlüssel der anderen Realität gehorchten mir nicht, und Luke hat sich mitten durch eine Schlacht Dragonslayer gegen Drachen gewagt, um mich zu unterstützen. Mit ihm gemeinsam konnte ich Eclipse schließen.“ „Das habt ihr gut gemacht“, lobte Natsu und umarmte seine Liebste ein bisschen fester. „Danke“, flüsterte diese und er war sich sicher, dass sie lächelte. „Nachdem das Tor zerstört war, durfte ich wieder nach Hause.“ „Habe ich das Tor zerstört?“, fragte Natsu. „Nein, Flambre“, erzählte Lucy. „Sie hat eine hervorragende Rolle als unsere Spionin gespielt. Wusstest du, dass sie die Tochter von Atlas Flame ist?“ „Atlas Flame!“, wiederholte Natsu. „Ach deswegen roch sie so bekannt!“ „Ja, er war auch auf unserer Seite. Er hat ihr am Ende gesagt, dass er stolz auf sie ist“, erinnerte Lucy sich. „Mhm, kann ich verstehen. Ich wäre in der Situation auch mächtig stolz auf Layla oder Nuka“, meinte Natsu. Dieses Mal lachte Lucy richtig. „Du bist wegen jeder Kleinigkeit stolz auf die beiden! Genau wie ich!“ „Sind ja auch die besten Kinder überhaupt. Sind ja unsere“, grinste Natsu. Lucy schüttelte lachend den Kopf. Dann wurde sie wieder ernster. Auch Natsu wurde still, denn er spürte, dass es zum Finale ging. „Als dann alle Bedingungen und Versprechen erfüllt waren, brachten sie mich wieder zu der Ruine. Der andere Natsu hatte die ganze Zeit Abstand zu mir gehalten, aber plötzlich verlangte er, dass ich bleibe…“ „Ich werde wohl immer deinem Charme erlegen, egal wie und wo“, kommentierte Natsu. „Es scheint so“, sagte Lucy leise. „Aber dieser… Natsu – er wurde gewalttätig. Mein Arm…“ „Du sagtest, dass sei eine Kampfverletzung!“, rief Natsu empört. „In gewisser Weise war es das ja auch!“, schrie Lucy zurück. Sie sahen sich jetzt an und Natsu sah deutlich, dass die Erinnerung ihr Schmerzen bereitete. „Er hat mich so hart angepackt, dass er mir fast den Arm gebrochen hat, um mir seine Willen aufzuzwingen. DU hast das getan!“ Ihre Augen waren jetzt voller Verzweiflung. „Dann hast du mich so angefahren und an derselben Stelle angepackt und…“ Lucy brach in einen so heftigen Heulkrampf aus, dass ihr die Worte wegblieben. Natsu fühlte sich hilflos. Endlich hatte er Klarheit darüber, was seine Frau so beschäftigte. Dieser andere Natsu war ja immer noch er, nur mit anderen Erfahrungen. Nicht wie Fireball, der eine komplett andere Person mit dem gleichen Gesicht war. Nein, in ihm steckte scheinbar ein egoistisches, emotionslos drachentötendes Monster. „Ich werde nie so werden!“, entfuhr es ihm plötzlich. „Ich kann gar nicht so werden!“ Er nahm Lucy an den Schultern und sah ihr in den Augen. „Dieser andere Natsu hat dich nie kennengelernt! Das heißt, er ist nie aus seinem Schneckenhaus rausgekommen und hatte auch in der Gilde nicht so tiefe Verbindungen wie ich sie jetzt habe! Er hat nie versucht, unter Reisekrankheit die Kontrolle zu behalten, damit der wichtigste Mensch in seinem Leben unverletzt bleibt oder einen Baum für seine Liebste entwurzelt, damit sie trotz Krankheit das sieht, worauf sie sich schon lange gefreut hat.“ Lucy sah ihn mit großen, verwirrten Augen an. „Du hast mein Leben schon lange vor dem großen Turnier bereichert und einen besseren Menschen aus mir gemacht“, fuhr Natsu fort. „Und dann hast du mir auch noch die Zwillinge geschenkt, für die ich immer der beste Papa der Welt sein will. Egal was kommt, ich weiß, dass ich nicht alleine bin. Und das verdanke ich dir, mein Engel.“ Lucy errötete auf die süßeste Weise überhaupt. „Wenn du es so sagst…“, murmelte sie und kuschelte sich ganz nah an ihn. Natsu legte die Arme besitzergreifend um sie. „So ist es“, sagte er bestimmt.“ „Wenn ich nur diese Erinnerungen loswerden könnte“, seufzte Lucy, obwohl sie trotzdem gerade seinen Bauch streichelte. „Schreib sie doch auf“, schlug Natsu vor. „Ich habe dich lange nicht mehr schreiben gesehen. Das Hobbyzimmer verstaubt richtig.“ „Hmm, keine schlechte Idee“, murmelte Lucy und ließ von ihm ab. Da hatte Natsu etwas gegen und schubst sie auf den Rücken. Langsam stemmte er sich über sie. „Später natürlich erst“, grinste er. „Zwei Tage sind eine lange Zeit.“ Lucy lachte und schüttelte den Kopf zugleich. „Du bist unverbesserlich“, sagte sie, bevor sie ihn zu einem Kuss ran zog. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)