Zwischen Alltagschaos und Liebesleben von ZerosWolf (Tausend Ideen in einer FanFiction) ================================================================================ Kapitel 29: Unannehmlichkeiten ------------------------------ Natsu war wieder da. Das war das einzige, was zählte. Erst jetzt merkte Lucy, wie schwer ihr Herz vor Sehnsucht gewesen war, wie unendlich sie ihn vermisst hatte. Es war alles egal, die beiden Mädchen, die mit ihm gekommen waren und auch der Drache, der seinen Kopf neugierig durch das Gildentor streckte. Lucys Beine trugen sie wie von selbst in die Arme ihres Mannes, der sie fest und liebevoll an sich drückte. Sie mussten sich nicht sagen, wie sehr sie einander gefehlt hatten. Es fühlte sich an, als würde diese Umarmungen all ihre Gefühle der letzten Tage austauschen. „Alter, die Frau gibs wirklich!“, rief das blauhaarige Mädchen, das Natsu mitgebracht hatte, verblüfft. „Ich hab ernsthaft gedacht, der erzählt einen vom Pferd.“ Sie kratzte sich nachdenklich am Kopf und wandte sich an ihre grünhaarige Begleitung. „Wie kommt einer wie der an so ne Hübsche?“ Das ältere Mädchen zuckte nur mit den Schultern, während es teilnahmslos in die Welt blickte. „Ich habe von Anfang an den Duft einer Frau an ihm gerochen“, warf der Drache – nein, die Drachendame – ein. Lucy schreckte auf. „Ein Drache?!“, schrie sie und fühlte sich unangenehm an die Nacht nach den großen Magierspielen erinnert. Das Drachenweibchen schreckter ihrerseits hinter den Türrahmen zurück. Sie lugte nur mit einem großen, blauen Auge um die Ecke. Die Magier beäugten sie alamiert, manche bereit, jederzeit anzugreifen. Unruhiges Geflüster füllte den Saal. Jene Nacht steckte jedem von ihnen noch in den Knochen. Makarov trat aus der Mitte hervor. „Natsu, wen hast du uns da mitgebracht?“ Natsu wandte sich der Blauhaarigen zu: „Das ist Sorria...“ „Sol!“, wurde er von der Kleinen unterbrochen, was er irgnorierte. „... Sie ist eine Talismanschmiedin und eine fähige Magierin. Ihr Dorf hatte keine Ahnung von Magie, darum ist sie mitgekommen, um zu lernen.“ „Und um ein Junge zu werden!“, fügte Sorria hinzu. Lucy schmunzelte, das war ein ungewöhnlicher Traum. Aber das Mädchen war ja höchstens zehn, in dem Alter hatten Kinder die verrücktesten Ideen. „Nebenbei, sie ist vierzehn“, fügte Natsu hinzu und die ganze Gilde klang ebenso ungläubig wie Lucy in ihren Ausrufen. „So hab ich auch geguckt“, grinste Natsu. Lucy wusste, dass er das nur der Reaktionen zuliebe kundgegeben hatte. Speziell ihrer Reaktion. Er hatte sie so schelmisch angesehen! „Wen interessiert bitte mein Alter?“, schnaubte Sorria. Ihre grünhaarige Begleiterin legte ihr eine Hand auf den Kopf. Sorria schlug ihren Arm weg. „Lass das, Tally!“, fauchte sie. „Behandel mich nicht wie ein kleines Mädchen! Eines Tages werde ich ein Mann sein und dann werde ich es allen zeigen!“ Oh je, dachte Lucy, was auch immer dieses Mädchen für eine seelische Verletzung hatte, sie war tief. Ebenso tief wie Tallys, denn deren Gesicht zeigte keinerlei emotionale Reaktion, während sie ihre Hand sinken ließ. „Oh, bitte nicht streiten“, flehte die Drachendame und sah betrübt auf die Menschen hinunter. Der Saal wurde wieder mit einem Schlag still und aller Augen ruhten auf dem Drachen, den Lucy ganz vergessen hatte. Ein kleiner Schatten huschte zwischen ihnen hervor und blieb etwa auf Lucys Höhe stehen. Ascas Augen leuchteten, als sie den ungewöhnlichen Besuch betrachtete. „Wow, ein echter Drache!“, rief sie begeistert und achtete nicht auf ihre Eltern, die sie zurückriefen. Der Drache wagte sich ein Stück aus seinem Versteck und senkte den Kopf Richtung Boden. Lucy wollte eingreifen, aber Natsu hielt sie zurück. Er lächelte sein sorgloses Lächeln und ging zu Asca, um sich neben ihr hinzuknien. „Das ist Flambre“, erzählte er dem kleinen Mädchen, das aufmerksam zuhörte. „Guten Tag“, sagte der Drache höflich, aber zurückhaltend. „Es freut mich, dich kennenzulernen.“ Asca lächelte fröhlich. „Ich mich auch! Du bist wunderschön!“ „Oh!“, seufzte der Drache und versteckte ihren Kopf unter ihrem Flügel. Asca sah Natsu fragend an. „Sie ist ein bisschen schüchtern“, grinste er und zog Asuka neckend den Hut ins Gesicht. „Aber es stimmt doch“, murmelte Asca unverständig, während sie den Hut wieder in den Nacken schob. „Sie ist harmlos, oder? Wie eure Dracheneltern?“, fragte Levy vorsichtig Gajil. Flambres Kopf schnellte unter ihrem Flügel hervor. „Ganz bestimmt! Auf jeden Fall!“ Sie nickte nachdrücklich mit dem Kopf. „Ich werde nie, nie, nie, nie, nie und nimmer einem Menschen schaden. Niemals!“ „Na, wenn dem so ist“, meinte Makarov mit einem entspannten Grinsen im Gesicht, „heiße ich euch drei bei Fairy Tail willkommen.“ Ungläubige Ausrufe aus der Menge, aber keine Widersprüche wurden laut. Sie hatten schon Katzen in der Gilde, warum also nicht auch einen Drachen? Halbdrachen tummelten sich ja zur genüge. „Klasse!“, rief Sorria begeistert. Tally gab keine Reaktion und Flambre seufzte erleichtert. Lucy merkte, dass sie milde lächelte und konnte es sich selbst nicht verübeln. Ihre Familie hatte drei neue Mitglieder bekommen. Nachdenklich ließ sie ihren Blick durch die Halle schweifen. Einst war sie neu in dieser Familie gewesen. Es wirkte für sie, als wäre es Jahrzehnte her, dabei waren es nur ein paar Jahre. Eine Familie die stetig wuchs. Doch dann kam das Unglück von Tenroujima und ihre Familie schrumpfte wieder, bis auf die letzten treuen Seelen. Eine kleine Gruppe, die wirklich wie eine Familie war. Doch seit den großen Magierspielen bekamen sie wieder mehr Zulauf und die Hallen füllten sich wieder. Zu viele neue Gesichter, um sie alle zu kennen. Lucy sah zu, wie Mirajane sich der neuesten Gesichter annahm um die Formalitäten zu erledigen. Natsu nahm sie an den Schultern und drehte sie mit sanfter Bestimmtheit von der Szene weg. Lucy sah ihren Mann an. Irgendwas stimmte nicht mit ihm, das spürte sie. Ein dunkler Schatten lag in seinen Augen, den sie sich nicht erklären konnte. Sie beschloss jedoch, nicht direkt zu fragen. Wenn ihn etwas beschäftigte, würde er es ihr schon irgendwann sagen.Stattdessen legte sie ein fröhliches Gesicht auf und fragte, wie der Auftrag verlaufen sei. „Nicht ganz wie geplant“, murmelte Natsu, ohne sie anzusehen. „Soll heißen?“, wollte Lucy misstrauisch wissen. „Das ich keine Bezahlung bekommen habe“, gestand Natsu. „Was?!“, fauchte Lucy aufgebrachter als nötig. Sie konnte ihr Gefühle noch nie gut im Zaum halten und seit ihrer Schwangerschaft wurde es immer schwerer. „Ganz ruhig, ist doch halb so wild. Dafür haben wir drei neue Kameraden“, grinste Natsu. „Das hilft aber nicht, wenn wir das Haus nicht rechtzeitig fertig bekommen!“, schrie Lucy ihn an. „Mach dir darum keinen Kopf“, sagte Natsu beruhigend, „ich krieg das hin.“ „Meinst du das“, grummelte Lucy skeptisch. „Nein, ich bin mich sicher“, entgegnete Natsu und zog Lucy dicht an sich. „Unser Zuhause wird fertig sein, wenn die Zwillinge zur Welt kommen. Das verspreche ich dir.“ Lucy ließ zu, dass er ihr liebevoll über den Kopf streichelte. Natsu machte keine Versprechen, die er nicht halten konnte, das wusste sie besser als jeder andere. Sie wünschte sich nur, dass es nicht auf den letzten Drücker sein würde. Natsu schien ihren Wunsch gespürt zu haben. Die nächsten Wochen über war er sehr fleißig. Er hatte einen Rhythmus gefunden, in dem er Aufträge erledigte und am Haus arbeitete. Er blieb nie länger als eine Nacht fort und brachte bei seinen Aufträgen eine ungeheuere Selbstkontrolle auf, die Lucy nicht von ihm kannte. Wie sonst ließen sich die in voller Höhe ausgezahlten Belohnungen erklären? Doch auch wenn Lucy die neu gewonnene Umsichtigkeit ihres Mannes freute, so kam sie ihr doch sehr merkwürdig vor. Irgendetwas hatte Natsu auf seinem letzen großen Auftrag verändert. Etwas, dass er ihr nicht erzählen konnte und das betrübte Lucy ungemein. Sie hatte das Gefühl, dass es zwischen ihnen stand, wie ein Graben, der sich immer mehr verbreiterte. Lucy fasste einen Plan, um diesen Umstand zu ändern, Natsus Geheimnis aus ihm heraus zu locken. Es kostete sie einige Überzeugungsarbeit, damit Happy ihr versprach, das Ehepaar einen Abend alleine zu lassen. Sie musste ihm dafür viele Fische versprechen. Sehr viele Fische. Der Abend sollte perfekt sein. Ein großes Essen mit viel Fleisch wie Natsu es gerne mochte, danach entspannte und unbeschwerte Zweisamkeit, soweit diese mit den Kindern möglich war. Sie würde ihn verwöhnen und besonders lieb zu ihm sein und ihm so klar machen, dass er ihr voll und ganz vertrauen konnte. Sie würde hinter ihm stehen, egal was er vor ihr verheimlichte. Der Tag des besagten Abends kam und Lucy ging zum Einkaufen aus, während Natsu sich für einen Auftrag außerhalb der Stadt befand. Sie hatte Zeit bis zum Abend, ihn mit einem Festmahl zu überraschen. Happy war noch immer bei ihr, aber er würde gehen, sobald sie sicher in ihrer Wohnung war. Aufmerksam durchstöberte Lucy die Geschäfte nach dem besten, das sie sich leisten konnte für den wichtigsten Menschen in ihrem Leben. Nachdenklich besah sie sich ihre Einkaufsliste. Nur noch die Zutaten für das Dessert, dann war sie durch. Sie war erschöpft und ihre Füße schmerzten vom Gehen. Die angeschwollenen Knöchel drückten in ihren Stiefeln. Lucy hatte die Schnauze voll vom Schwangersein. Nur noch ein paar Monate. Vor dem Feinkostladen stieß sie mit jemandem zusammen. Fast verlor Lucy das Gleichgewicht, doch Happy konnte sie gerade noch auffangen. „Verzeihung!“, sagte die Person schnell und verbeugte sich. „Ist schon okay, ich habe auch nicht aufgepasst.“, sagte Lucy schnell. Die Fremde sah auf und Lucy erkannte mit einem unguten Gefühl, dass die Person gar nicht so fremd war. Blondes Haar, blaue Augen und ein Gesicht voll Sommersprossen: Peggy, Natsus Ex. Seine Ersatzfreundin, wie er sie nannte. Nur eine Ablenkung von ihr. Lucy hatte nie ein Wort mit Peggy gewechselt, sie nur zwei Mal mit Natsu gesehen, das letzte Mal mit einem von Tränen überströmten wutverzerrten Gesicht. Ihr Schwur auf Rache lag noch in Lucys Ohren. „Oh, du“, murmelte Peggy, als sie Lucy erkannte und sah zur Seite. Lucy sah den Blick der jungen Frau zu Lucys Bauch und wieder weg huschen. „Wie ich sehe habt ihr euch gut verstanden, seit er mich abserviert hat.“ Lucy wusste nicht, was sie darauf antworten sollte. Sie fühlte sich schuldig, obwohl sie nichts mit Natsus Verhalten Peggy gegenüber zu tun gehabt hatte. Es war unsinnig. Lucy brauchte sich nicht für etwas die Schuld geben, das Natsu ohne ihr Zutun vebockt hatte. „Es ist unfair!“, fuhr Peggy Lucy plötzlich an. „Ich habe Natsu schon verehrt, bevor du Fairy Tail beigetreten bist! Du hast ihn nur gekriegt, weil ich keine Magierin bin! Du hast ihn verhext, gib es zu!“ „So ein Quatsch!“, rief Lucy aufgebracht. „Irgendwie aber wahr“, meinte Happy wenig hilfreich. „Du hast Natsu seit eurem ersten Treffen in deinem Bann gehabt.“ Lucy lief hochrot an. „Red doch keinen Unsinn“, sagte sie verlegen. „Es ist also wahr!“ Paggys Stimme war schrill geworden. In ihren Augen standen Tränen. „Ich werde dein falsches Spiel beenden! Verlass dich drauf!“ Mit diesen Worten lief das Mädchen davon. Lucy sah ihr ratlos nach, ein unangenehmes Gefühl im Bauch, dass nicht von ihren hyperaktiven Kindern stammte. Eine verletzte Frau war zu allem fähig, Lucy sollte auf der Hut bleiben. Sie wollte schnell nach Hause zurück. Ihr war schwindelig und übel von diesem Treffen, sie musste sich dringend hinlegen. Mühsam verstaute sie die Einkäufe, bevor sie erschöpft auf ihr Bett sank. Sie stellte ihren Wecker auf zwei Stunden. Nur ein bisschen schlafen, mehr wollte sie nicht. Noch bevor der Wecker klingelte erwachte sie aus einem unruhigen Schlaf. Sie fühlte sich überhaupt nicht ausgeruht und das ungute Gefühl war nicht abgeflaut. Wie eine Vorwarnung, dass etwas schreckliches passieren sollte. Auch ihre Kinder waren unruhig, als spürten sie es auch. Vielleicht spürten sie aber auch nur die Sorgen ihrer Mutter und versuchten ihr klar zu machen, dass sie unbegründet waren. Peggy war nur ein Mädchen, nichteinmal eine Magierin. Was konnte sie schon ausrichten? Sie würde mit Sicherheit irgendwann über Natsu hinwegkommen. Vielleicht dauerte es noch etwas, aber eines Tages fand sie bestimmt auch einen Mann, der sie wirklich liebte. Lucy wünschte es ihr, denn sie sah die Drohungen als Ausdruck der tiefen Verletzung des Stolzes des Mädchens. Lucy sagte sich mehrmals hintereinander, dass alles gut war, dass nichts geschehen würde. Trotzdem konnte sie das Gefühl nicht abschütteln. Es musste an ihren verrücktspielenden Hormonen liegen. Lucy hatte Wichtigeres zu tun, als sich ungute Szenarien auszudenken. Dies sollte ihr Abend werden. Happy befand sich bereits auf seinem Weg zurück zur Gilde und Lucy hatte noch einen Haufen zu tun, bis Natsu am Abend nach Hause kam. Ein Festmahl brauchte ein paar Stunden und Lucy hatte schon genug Zeit an diese finsteren Gedanken vergeudet. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)