dnkb-Drabbles von Miuu ================================================================================ Kapitel 29: ------------ War schon komisch, wie das jetzt alles wieder hochkam. Natürlich, es war die gleiche Zeit im Jahr, dieselbe Location und fast dieselben Leute wie beim letzten Mal. Und trotzdem hatte Delion nicht damit gerechnet, dass die Erinnerung nach einem Jahr so heftig zurückkommen würde. Sein Blick fiel in die Ecke, wo noch immer dieselbe kleine Couch stand. Letztes Jahr, bei der letzten Weihnachtsfeier, hatten Roy und er dort gesessen und sich eine ganze Weile unterhalten. Bis Roy sich plötzlich zu ihm gebeugt und ihn geküsst hatte. Einfach so. Und Delion war der glücklichste Mensch auf der Welt gewesen. Zumindest für ein paar Minuten. Dann war er der wohl verwirrteste gewesen, als Roy ihr Gespräch danach einfach so fortgesetzt hatte, als wäre nichts passiert. Also hatte er auch so getan, als sei nichts passiert. Als wäre nicht gerade das in Erfüllung gegangen, wonach er sich seit Jahren gesehnt hatte. Am nächsten Tag hatte Roy sich bei ihm entschuldigt. Ihm gesagt, dass es ein Fehler gewesen war. Ein Ausrutscher. Dass er nicht wusste, was da in ihn gefahren war. Und ob sie es nicht einfach vergessen konnten. Also hatte Delion zugestimmt und Roy verschwiegen, dass er sich nach diesem Kuss mehr erhofft hatte. Sehr viel mehr. „Hey!“ Er erschrak, als Roy plötzlich neben ihm auftauchte und ihn breit angrinste. „Worüber denkst du nach? Du siehst so abwesend aus.“ „Über letztes Jahr.“ Es war raus, bevor Delion es verhindern konnte. Hatte er es verhindern wollen? Roys Lächeln erstarb augenblicklich und er setzte sich neben Delion. „Immer noch? Ich dachte, das Thema ist abgehakt.“ War es ja auch gewesen. Sie hatten sich schließlich das ganze Jahr über immer wieder gesehen und nie wieder darüber gesprochen, und irgendwann hatte Delion aufgehört, darüber nachzudenken. Bis heute. Er zuckte mit den Schultern. „Kam mir einfach gerade wieder so in den Sinn.“ Er wusste, dass es für Roy nichts bedeutet hatte. Dass er ein Dummkopf war, weil es ihm etwas bedeutet hatte. Und dass er dumm genug wäre, es zu wiederholen, wenn Roy es wollen würde. „Delion, hör zu, ich … es tut mir leid. Immer noch. Ich hätte das nicht tun sollen.“ Delion schüttelte den Kopf und lächelte. „Das Problem ist nicht, dass du es getan hast.“ Roy sah ihn fragend an und Delion lächelte weiter. „Das Problem ist, dass du mich anschließend nicht mit nach Hause genommen hast. Dass nicht mehr draus geworden ist. Also, nicht nur an dem Abend … sondern generell.“ „Ich … was?“ Roy sah ihn verwirrt an, aber Delion lächelte noch immer. „Das Problem ist, dass du es nicht ernst gemeint hast.“ „Ich … was?!“ Delion lächelte. „Ich hatte mir gewünscht, dass du es ernst meinst.“ Und jetzt wurde es schwierig, das Lächeln aufrechtzuerhalten. „Ich war damals so, so verknallt in dich. Und hab echt gedacht, dass das … vielleicht nicht einseitig ist. Na ja.“ Delion zwang sich zu einem Lachen. „Da hab ich mich wohl –“ „Es war nicht einseitig!“ Delion sah ihn verwundert an. „Verdammt, es war nicht einseitig!“ „Warum … warum hast du es dann am nächsten Tag zurückgenommen? Warum hast du gesagt, dass es ein Fehler war?“ „Weil ich Schiss hatte! Weil ich dachte, du würdest es nicht erwidern, und dann – dann war ich zu feige, um ehrlich zu dir zu sein.“ Sie sahen sich für einen Moment an, dann senkte Roy den Blick. „Es tut mir so leid … ich bin ein Idiot.“ „Ja.“ Delion machte eine kurze Pause. „Aber so viel besser bin ich nicht. Ich hätte ja auch was sagen können.“ Roy hob den Kopf wieder und sah ihn an. „Und … nun?“ Delion lächelte und zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht. Es ist ein Jahr her … Gefühle können sich ändern in so einer langen Zeit.“ „Ja. Warte – deine oder meine Gefühle?“ „Ich …“ „Denn meine Gefühle für dich haben sich kein bisschen geändert.“ Delion sah ihn an. „Das heißt …?“ „Das heißt …. dass es jetzt zwar ein Jahr zu spät kommt, aber … wenn du nichts dagegen hast, dass ich es dir jetzt trotzdem noch sage …?“ „Hab ich nicht.“ „Dann …“ Roy wandte den Blick für einen Moment ab, sah Delion dann aber wieder ins Gesicht. „Ich liebe dich.“ Es kostete Delion alles an Überwindung, um ihm nicht um den Hals zu fallen. „Und was ist … mit dir?“, fragte Roy. „Meine Gefühle für dich haben sich geändert.“ „Oh. Okay. Ich …“ „Sie sind noch sehr viel stärker geworden.“ Roy blinzelte. „Ist vielleicht dumm, nachdem ich ja dachte, dass du nichts von mir willst, aber …“ Delion lächelte. „Was soll ich machen? Ich liebe dich.“ „Das ist …“ Roy schluckte sichtbar. „… wunderschön.“ Dann sah er ihn unsicher an. „Bist du mir böse?“ „Ein bisschen. Aber ich kann’s nachvollziehen. Und ich kann dir verzeihen. Also …“ Er griff nach Roys Arm und zog ihn ein wenig näher. „Also?“ „Also vielleicht sind wir ab jetzt einfach ein bisschen mutiger und ehrlicher … und versuchen es mal. Miteinander.“ „Ja. Unbedingt.“ Das für ihn so typische Grinsen kehrte auf Roys Lippen zurück, während er nun noch ein Stück näher zu Delion rutschte und sich zu ihm hinabbeugte. „Also, wo waren wir letztes Jahr stehengeblieben?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)