Die Argoth-Chroniken: Zikél von Alaska ================================================================================ Kapitel 2 --------- Titel: Die Argoth-Chroniken: Zikél Teil: 02/?? Autor: Alaska & BlueMercury Genre: Fantasy, Drama Warnung: Gewalt, Sex, Depri, Zucker Kommentar: Es geht weiter mit unseren drei Freunden. Ich will gar nicht lange rumquatschen. Es sei nur eins gesagt: wenn ich fleißig kommentiert, gibt's nächste Woche schon das dritte Kapitel. Bisher haben wir bestimmt an die 20, also wird euch diese FF noch lange begleiten ^^ Da es Anmerkungen zu den vielen Absätzen gab...das hat nichts mit der rpg-Form zu tun. Blue wollte den Text nur etwas auflockern und wenn man sich daran gewöhnt hat, stört es auch nicht mehr *Uly anschiel* ^^ C&C very welcome ~2~ Seit langem konnte Zikél endlich mal wieder durchschlafen - ohne Störung oder plötzliche Energieschocks. Es war angenehm warm und so war es nicht verwunderlich, dass er morgens mehr als ausgeschlafen war und sich so lebendig wie lange nicht mehr fühlte. Noch etwas schläfrig streckte er sich und gähnte ausgiebig, bis die Kiefer knackten. Seine Krallen kratzten über das Bettlaken und gruben sich spielerisch hinein. Erst nach und nach wurde er sich des Armes um seine Taille bewusst und erstarrte. Wer... ? Ruckartig rollte er sich von Leonidas weg. Leonidas schlug unmotiviert ein Auge auf. "Mhhh... wieder die alte Kratzbürste?" Der Tama-i rümpfte beleidigt die Nase und begann sich zu putzen, wobei er Leonidas nicht aus den Augen ließ. Zikél bereute es, am vergangenen Abend so viel Schwäche zugelassen zu haben, aber er schob es auf die Belastung der letzten zwei Wochen, die ganze Aufregung und das Heimweh. Der schwarzhaarige Mann verstand es, ihn zu manipulieren und er schwor sich, ab jetzt besser aufzupassen. Auch Leonidas streckte sich leicht, rückte dann ein Stück näher zu Zikél und sah ihn an. "Gut geschlafen?" "Ja, auch wenn du dich an mich geklammert hast, wie ein kleines Äffchen." Leonidas lächelte. "Ich dachte, wer so herrlich schnurrt unter meinen Küssen, würde sich auch über Körperkontakt freuen." Mit amüsierter Miene sammelte der Größere einige blaue Haare vom Laken. Zikél hatte dafür nur ein abfällig Schnauben übrig und bemühte sich, noch ein paar mehr Haare zu verteilen. Seine sonst so scharfen und gefährlichen Krallen fuhren durch das seidige Fell wie ein Kamm und verhinderten somit Verklebungen oder Knoten. "Ich habe geschlafen, im Schlaf schnurren wir Tama-i nun mal." versuchte er sich zu rechtfertigen und tat betont gleichgültig, obwohl ihn sein Verhalten wurmte. Wer wusste schon, was Leonidas nun für einen Eindruck hatte. Er war kein Schoßkätzchen, das man sich jeder Zeit zum Schmusen holen konnte und das würde er dem Anderen schon noch klar machen. "Sicher." stimmte Leonidas zu. Er reckte sich abermals und stand dann auf. Völlig nackt, wie er war, schlenderte er zu einem der Sessel hinüber, auf dem bereits frische Kleidung für den neuen Tag bereitgelegt worden war, und begann, sich anzukleiden. Nach einer kurzen Gesichtswäsche räkelte sich Zikél noch einmal und gähnte verhalten. Argwöhnisch beobachtete er den Mann, der nicht das kleinste Bisschen an Schamgefühl zu haben schien und schüttelte nur den Kopf. Nun schaute er sich auch um nach seiner Hose und runzelte die Stirn. Leonidas hatte ihn gestern ausgezogen, als sie zu Bett gegangen waren, also musste das Kleidungsstück irgendwo auf dem Boden liegen. Doch da war nichts. "Wo ist meine Hose?" wollte er wissen, während er sich die Decke um die Hüften schlang. "In der hauseigenen Wäscherei, würde ich mutmaßen." Leonidas steckte mittlerweile in einer Hose und einem Hemd, die seine Statur sehr vorteilhaft umschmeichelten. Er wirkte größer und jünger in den hellen Stoffen und sein Haar fiel ihm verspielt über die Schultern. "Das Dienstmädchen kam in der Frühe und hat alles abgeholt." "Na toll! Und was soll ich jetzt anziehen? Den ganzen Tag in diesem Betttuch rumlaufen, ist etwas umständlich, meinst du nicht auch?" Der gereizte Unterton in Zikéls Stimme deutete darauf hin, dass es ihm nicht behagte, in der Gegenwart des Mannes unbekleidet zu sein. Sein Schwanz zuckte nervös und schlängelte sich um seine Beine. "Gib mir eine deiner Hosen." forderte er recht harsch und machte einen Schritt auf Leonidas zu. Die graublauen Augen waren verengt, huschten über die Gestalt des Schwarzhaarigen und versuchten, Stärke und Schnelligkeit einzuschätzen. "Du stellst Forderungen? Sag wenigstens 'bitte'..." lächelte Leonidas amüsiert. Seine Augen funkelten, ihn erheiterten die Geschehnisse des Morgens ungemein. Auf der anderen Seite ärgerte es ihn, dass Zikél immer noch ein so dreistes Verhalten an den Tag legte. Dunkles Knurren drang aus der Kehle des Tama-i und er bleckte die Zähne zu einem Lächeln. "Bitte..." Natürlich war es nicht als solche gemeint, und sein Gesichtsausdruck zeigte nur Spott und Abneigung. Genervt, da er nicht länger in dieses Laken gehüllt sein wollte, zog Zikél an Leonidas vorbei, wischte gleichzeitig den Boden mit seiner Schleppe, und wollte sich auf die Suche nach einer Hose machen. Leonidas ließ den Jungen gewähren. Dass Kleidung hier nicht auf den Zimmern lag, würde er noch herausfinden. Die Schritte des Tama-i waren lautlos und geschmeidig, wie die einer Katze, die sich auf die Pirsch begeben hatte. Zikél startete seine Suche in dem Esszimmer, wo Leonidas und Nitta am Vortag gespeist hatten, aber begriff schnell, dass hier nichts Nützliches zu finden war. Also zog er weiter, verlor jedoch schnell die Geduld. "Verdammt, gibt es hier nicht ein blödes Kleidungsstück? Ihr werdet doch wohl eine läppische Hose haben! Gib mir endlich was zum Anziehen!" fuhr er Leonidas an, der ihm schmunzelnd nachgesehen hatte. Doch dieses Schmunzeln verschwand zusehends. "Versuch dich doch mal in einem anderen Ton." schlug Leonidas vor. "Ich könnte Nitta losschicken, aber ihn jetzt zu stören, wäre eine schlechte Idee..." dachte er nach. "Warum? Schläft er noch? Meine Güte... es ist helllichter Tag, er wird ja wohl endlich aufstehen können." Geschickt ignorierte Zikél die unterschwellige Warnung und suchte weiter, da er es nicht mochte, in Leonidas' Gegenwart untätig zu sein. "Such nur, such..." Leonidas schüttelte den Kopf. "Habe selten jemanden kennen gelernt, der so dickköpfig ist, wie du." Mit schiefgelegtem Kopf betrachtete er das Katzenwesen. "Ich habe gespürt, wie wohl du dich letzte Nacht in meinen Armen gefühlt hast. Willst du mir das erklären?" Zikél richtete sich kurz auf und blitzte Leonidas angriffslustig an. Ohne ein Wort schritt er an dem Mann vorbei, das Kinn gereckt und ihn nicht eines Blickes würdigend. "Heimweh? Erschöpfung? Langeweile? Such dir was aus. Nebenbei bemerkt... ich muss dir keine Rechenschaft ablegen." "Natürlich nicht." Leonidas schnellte zu Zikél vor, krallte sich in dessen Nacken und rammte ihn gegen die Wand. Zikél konnte gar nicht so schnell reagieren, wie Leonidas ihn packte. Automatisch verfiel er in die Starre, die allen Tama-i angeboren war, wenn man sie im Nacken griff. Es war für gewöhnlich die Art der Eltern, sie damit zurecht zuweisen oder in sehr jungen Jahren herumzutragen. Dementsprechend bewegungsunfähig stand er also da, seine Nase blutete und schmerzte, genauso wie die Stirn. "Das funktioniert also auch..." Dicht hinter ihm stehend flüsterte Leonidas: "Mach nur so weiter, Kätzchen. Du schaufelst dir dein Grab." Sein Griff war wie der eines Schraubstockes. Von ihm ging eine Stärke aus, die in ihrer Ruhe an einen Felsen erinnerte und etwas sehr unmenschliches hatte. Seine Augen funkelten blutrot und flackerten manchmal schwarz auf. Zikéls Ohren waren angelegt und er fauchte leise, konnte aber nicht viel mehr tun. Seine Atmung ging stoßweise und er hatte Mühe, die weißen Punkte vor seine Augen zu vertreiben. Das würde er ihm heimzahlen, schwor er in Gedanken und fauchte wieder. Leonidas zog das nur noch lose um den Körper hängende Betttuch fort und drängte sich nahe an den Anderen, berührte mit der freien Hand dessen Po und Seiten. "Du weißt, dass du mir völlig ausgeliefert bist. Ich hätte dich haben können letzte Nacht, oder jetzt, ich könnte dich auch einem meiner Handlanger überlassen... was könnte ich dir nicht alles antun..." Er knabberte zärtlich an einem der Ohren des Jungen. Es war schwer, sein wildklopfendes Herz zu beruhigen, vor allem, da er nun nackt vor Leonidas stand und rein gar nichts tun konnte. Er verzog das Gesicht und knurrte bedrohlich, doch die Hand verschwand nicht von seinem Körper und Zikél wurde unruhig. Eine leise Angst ergriff ihn, als ihm das volle Ausmaß dieser Hilflosigkeit gewahr wurde und seine Ohren zuckten unter den Liebkosungen. Mittlerweile breitete sich der Geschmack des Blutes in seinem Mund aus und Zikél zitterte. Er mochte es nicht und es machte die Situation nur schwerer, denn am liebsten hätte er Leonidas die Kehle zerfetzt. "Aber ich lasse es. Wann begreifst du, dass dir hier keiner feindlich gesonnen ist? Verhalte dich dementsprechend und zeige Respekt, dann geht es dir gut." Die Alternative dazu dürfte klar geworden sein. Langsam löste sich der Griff im Nacken des Jungen. "Du wirst dich nicht fügen, nicht wahr?" Schmerzhaft drehte Leonidas einen Arm des Tama-i auf dessen Rücken, drückte ihn immer noch gegen die Wand. Seine Hand wanderte leicht zwischen die Beine des Kleineren, verzogen sich dort aber schnell wieder. Es war eine Wohltat von seiner Starre befreit zu werden, obwohl das Armverdrehen nicht minder unangenehm war. Zikél knurrte erneut auf und atmete hastig, als wäre er eine lange Strecke gerannt. Er hatte das Gefühl sein Schultergelenk würde jeden Augenblick aus der Pfanne springen, doch er biss die Zähne zusammen und versuchte keinen Ton von sich zu geben. Sein Schwanz peitschte wild umher und sein Fell sträubte sich, als Leonidas' Hand auf Wanderschaft ging. "Nimm deine dreckigen Pfoten von mir." fauchte er und verteilte dabei kleine Blutstropfen an der Wand. Seine freie Hand stieß die des Anderen nachdrücklich weg und hinterließ kleine Kratzer auf der Haut. Es war Zikél fast schon egal, ob Leonidas ihm den Arm dafür brach, aber er würde sich nicht so berühren lassen. Und wenn er ihn tot schlug, würde er sich wenigstens wehren. "Du weißt gar nicht, wie dreckig..." Auch der Griff um den Arm des Anderen löste sich. Langsam, aber spürbar. Leonidas drehte sich weg, Nitta war im Zimmer aufgetaucht. "Kümmere dich um ihn. Ich komme später wieder." Damit verschwand er. Nitta nickte nur, trat an den Jungen heran und legte ihm die Decke wieder um die Schultern. "Auf dem Bett liegen Kleider." Das Laken um sich raffend giftete er Nitta ein "Fass mich nicht an!" entgegen und spukte endlich das Blut aus. Mit einem Zipfel der weißen Decke wurde die schmerzende Nase abgetupft, doch Zikél war sich recht sicher, dass nichts gebrochen war. Er rieb sich auf dem Weg ins Schlafgemach die Schulter und ächzte leise. Ab jetzt hieß es aufpassen. Er würde Leonidas nicht noch einmal den Rücken zudrehen oder ihn aus den Augen lassen, wenn er im selben Zimmer war. Flink schlüpfte er in die Hose, die sogar schon ein zusätzliches Loch für seinen Schwanz hatte und ließ das Hemd ungeachtet liegen. In ihm kochte immer noch die Wut über das Handeln dieses dreisten Kerls und ihm war nach Zerstören. Im Wald hätte er sich nun an einem Baum ausgetobt, aber da es hier keinen gab, nahm er mit dem Bett vorlieb und zerfetzte Decken, Kissen, Laken und die hölzernen Pfosten. "Ich bring ihn noch mal um." murmelte er hasserfüllt und schlug noch einmal kräftig zu, sodass das Holz splitterte. "Das bezweifle ich." meinte Nitta knapp, der die Szenerie beobachtete. "Und die Unordnung hier wird ihm ebenfalls nicht gefallen." Zikél funkelte Nitta keuchend an. Jetzt fühlte er sich etwas besser und in der Lage, Konversation zu betreiben. "Mir ist egal, ob es ihm gefällt oder nicht. Daran ist er selbst Schuld!" Der Blaue warf sich aufs Bett und feuerte noch eines Kissen gegen die Wand. Geschmeidig und mit verschränkten Armen setzte sich Nitta. "Du könntest ihn offen herausfordern." "Was meinst du mit herausfordern? Ein Zweikampf?" Der Tama-i legte den Kopf schief. "Wo ist der Haken?" "Du hast einen Eindruck von seiner Kraft und seines Schnelligkeit gewonnen?" Ein kurzer Blick nach draußen, dann fuhr Nitta fort. "Fordere ihn. Wähle weise die Disziplin. Wenn du verlierst, musst du dich ihm fügen. Gewinne, und er lässt dich gehen. Fair, nicht wahr?" "Du befindest es als fair, wenn ich, als der Schwächere, was ich gerne zugebe, ihn herausfordere?" Zikél hob eine Augenbraue und schnaubte verächtlich. Doch der Vorschlag reizte ihn. Es war eine Möglichkeit endlich wieder frei zu sein und nach Hause zu können. Die Frage war nur... was konnte er besonders gut? Seine kämpferischen Fähigkeiten waren denen von Leonidas unterlegen, also fiel ein direkter Zweikampf weg. "Du als sein Leibwächter kennst ihn doch. Wo liegen seine Schwächen?" Einen Moment überlegte Nitta. "Wette mit ihm. Lass dir eine Aufgabe stellen." Nachdenklich begann er, im Zimmer auf und ab zu wandern. Eine Wette war keine schlechte Idee, aber bot trotzdem ein Risiko. Denn wenn Zikél verlor, wäre er Leonidas verpflichtet und müsste tun, was dieser verlangt. Und ob Zikél das akzeptieren konnte, wusste er nicht. Er schätzte seine Chancen auf 40 zu 60 ein. Aber es war immer noch besser als ewig auf diese Weise zu leben. Er hasste es, eingesperrt zu sein und die ständigen Aneinanderreibungen mit Leonidas würden böse enden. Aber was hatte er für eine Wahl? Er musste sich einfach darauf verlassen, dass er es schaffen würde. Leonidas mochte schnell und stark sein, doch das waren nicht immer Vorteile. So hoffte er. "Also gut. Er soll mir eine Aufgabe stellen, ich werde ihn besiegen." Zikél trat überzeugter auf, als er sich wirklich fühlte, doch er wollte nicht zeigen, dass er leise Zweifel hatte. Er MUSSTE einfach gewinnen. "Besprich das mit ihm." nickte der Weißhaarige. "Er wird den Vormittag über nicht hier sein. Aber danach." Der Mann stand wieder auf und ging zu Zikél. "Viel Glück. Ich werde nun Leonidas Gesellschaft leisten. Du kannst dich frei bewegen, im Haus und in der Stadt, nur solltest du dich zum Essen hier blicken lassen. Er würde sehr böse werden, wenn er dich selber zurückbringen müsste." Zikél nickte nur einmal und hielt etwas Abstand zu dem anderen Mann. Er traute ihm nicht mehr seit der lautlosen Aktion mit dem Dolch. "Ich werde mich schon beschäftigen." Damit verschwand Nitta aus dem Zimmer. "Ich kann mich frei bewegen, hm? Also gut... dann werde ich mich hier mal etwas umsehen, schließlich muss ich mich auf etwaige Aufgaben vorbereiten und meine Umgebung kennen." Dass er einfach zu neugierig war, um nur in dieser Suite zu hocken, verdrängte Zikél einfach. Seine Erkundungstour startete auf dem gleichen Stockwerk, breitete sich aber schnell auf andere aus. In der Empfangshalle überflog er kurz die Tafel mit den verschiedenen Angeboten des Hauses und beschloss, wenn auch etwas widerwillig, ein Bad zu nehmen. Tama-i hassten Wasser, aber waren dennoch sehr hygienische Wesen, die ihre Scheu überwanden, wenn es sein musste. Und wie Zikél feststellte, musste es wirklich sein. Die morgendliche Katzenwäsche reichte eben nicht aus, um den strengen Geruch von zwei Wochen zu tilgen. Mit einem mulmigen Gefühl im Magen, da er auch Keller und Gewölbe nicht mochte, kein Licht, keine frische Luft, keine Fluchtmöglichkeiten, stieg er die Treppe hinunter. "Sind sie nicht einer der Begleiter von Sir Thíllando?" fragte eine freundliche Frauenstimme. Auch hier unten bei den Bädern gab es eine Art Empfangsdame, und eben diese lächelte Zikél nun freundlich an. Erschrocken starrte der Tama-i die Frau einen Moment an, dann nickte er langsam. "Ich würde mich zwar nicht als Begleiter bezeichnen, aber ich verweile im Augenblick in seinen Gemächern." Erst als der Satz ausgesprochen war, wurde ihm die Doppeldeutigkeit bewusst, aber er unternahm nichts, um mögliche Mutmaßungen zu berichtigen. "Wieso fragen sie das?" "Ich wundere mich... normalerweise nimmt er sein Bad ausschließlich mit Sir Celsion... oder sehen sie sich nur um?" Sie sah sichtlich verwirrt aus. Was Zikél nicht wusste und auch nicht wissen konnte, war, dass dieses Mädchen in der Frühe die Kleider aus ihrem Zimmer geholt und zum Waschen gebracht hatte. Sie war sehr erstaunt gewesen über die beiden Gestalten in dem Bett, hatte sich aber keine weiteren Gedanken gemacht. "Sie wollen den anderen Beiden Gesellschaft leisten?" formulierte sie ihre erste Annahme. Wollte er das? Eigentlich war Zikél nicht sonderlich scharf auf eine außerplanmäßige Begegnung mit Leonidas, andererseits konnte er ihm dann auch gleich seinen Vorschlag unterbreiten. Je eher, desto besser. Mit einem zuckersüßen Lächeln, das seine spitzen Eckzähne entblößte, nickte der Blaue. "Ja, das möchte ich. Würden sie die Freundlichkeit besitzen und mich zu ihnen führen?" Auch wenn er es eigentlich besser wissen sollte, fand Zikél den Gedanken, Leonidas etwas in seiner Ruhe zu stören, gar nicht so schlecht. Vielleicht könnte er durch Permanentnerven auch seine Freiheit bekommen. "Sehr... sehr wohl." nickte das Mädchen, nahm einen bereits vorbereiteten Korb mit allen nötigen Badeutensilien aus einem Regal hinter sich und trat hinter ihrem kleinen Tresen vor. "Wenn sie mir dann bitte folgen wollen..." Damit schlug sie einen Weg weiter in die Tiefen der unter dem Haus liegenden Katakomben ein. Überall hingen Fackeln, die weder Wärme spendeten noch blendeten - das sie magischen Ursprungs waren, war wohl kaum zu bezweifeln. "Wir haben heiße Quellen unter diesem Gebäude. Hier ein Bad zu nehmen, verspricht angenehme Wohltat." erklärte sie. "Das Wasser ist reich an Mineralien und Stoffen, die sich positiv auf die meisten Geschöpfe auswirken. Sie werden sicher Erholung finden." Es überlief ihn unangenehm, als sie tiefer in dieses kleine Reich vordrangen und es trotz der Fackeln dunkler wurde. Seine Pupillen weiteten sich extrem und er wurde sehr vorsichtig, immer bereit zum Weglaufen. Er hasste unterirdische Höhlen und Gänge und ärgerte sich, dass er hier keine Freiluftbäder gab. Warum mussten heiße Quellen immer in irgendwelchen Grotten liegen? Sie gelangten in einen runden Saal, von dem aus acht Türen in alle Richtungen abgingen. "Dort, die Tür mit der Nummer 6." Sie verbeugte sich nochmals, gab den Korb an Zikél weiter und verabschiedete sich mit den Worten: "Wenn sie Wünsche haben, rufen sie. Eine entsprechende Anlage steht im Bad bereit." Zikél musterte die Türen skeptisch. Es gab nur acht Bäder? Was war das denn? Anstatt zu fragen, nahm er einfach den Korb entgegen und entdeckte gleich, sehr zu seinem Gefallen, eine weiche Bürste. Zikél nahm sich fest vor, sein Fell ordentlich durchzubürsten, von Ohren bis Schwanz. Der Versuchung widerstehend, es gleich zu tun, ging er zu der gezeigten Tür und blieb erst noch einmal davor stehen. Musste er sich hier eigentlich ausziehen? Oder gab es Badekleidung? "Ich werde meine Hüllen bestimmt nicht noch mal vor Leonidas fallen lassen." beschloss er und reckte das Kinn vor. Sein Auftritt sollte schließlich nicht durchscheinen lassen, dass ihm diese Umgebung nicht gefiel. Als er die Tür zu dem Bad öffnete, bot sich ihm ein sehr merkwürdiges Bild. Leonidas stand bis zur Hüfte im Wasser, den Rücken der Tür zugewandt. Seine Hände erhoben, schien er eine Art von Magie auf das Wasser vor sich zu wirken. Erst auf den zweiten Blick erkannte man durch den Nebel einen Körper, der am Rand des Beckens lag. Nitta Celsion. Auf dem Bauch, vollständig entkleidet und mit völlig leerem, fast totem Blick. In seinem Rückgrat steckten lange, silberne Nadeln und die silberne, dünne Kette, die er normalerweise trug, war zu einer engen, metallenen Halskrause - oder einem Halsband - geworden. Leonidas nahm scheinbar keine Notiz von Zikél und murmelte unbeirrt weiterhin irgendeine Art von Bann oder Beschwörung vor sich hin. Schockiert starrte der Tama-i auf diese Szene, und wusste im ersten Moment weder etwas damit anzufangen, noch dazu etwas zu sagen. Die grauen Augen hatten sich misstrauisch verengt und Zikél spürte, wie ihm sein Herz bis zum Hals schlug. "Was zum Teufel hast du mit ihm gemacht?" rief er laut, konnte sich jedoch nicht rühren. Seine Blicke wanderten über Nittas Körper, war er tot? "Du bringst deinen eigenen Diener um?" Zikél begriff nichts von dem, was er sah, doch eine brennende Wut stieg in ihm auf. Auch wenn er den weißhaarigen Mann nicht als Freund bezeichnete, wollte er auch nicht, dass er starb. Mit schnellen Schritten stürzte der Blaue auf ihn zu, um zu sehen, ob er ihm noch helfen konnte. Als Zikél sich bis auf wenige Meter genähert hatte, riss Leonidas den Kopf herum und funkelte ihn aus tiefen, blutroten Höhlen, die mal seine Augen gewesen waren, an. Eine Energiewelle schleuderte das Katzenwesen zurück und in seinem Kopf hörte er die tiefe, völlig verzerrte Stimme Leonidas': "Bleib, wo du bist." Wieder dem Anderen zugewandt, fuhr Leonidas fort. Sein Gemurmel schien sich in dem Raum zu fangen und unendlich widerzuhallen. Ein richtiges Getöse aus Stimmen schien sich zu erheben. Es dauerte einen Moment, bis es wieder abebbte, die Nadeln im Rücken des Weißhaarigen begannen zu glühen und schienen kurz darauf mit seiner Wirbelsäule zu verschmelzen. Daraufhin kehrte das Leben in dessen Augen zurück, er setzte sich wackelig auf und sah sich unschlüssig um. Und entdeckte Zikél. Und starrte ihn völlig verständnislos an. Ebenso wie Leonidas, nur dass dieser nicht ungläubig, sondern über alle Maßen erzürnt zu sein schien. In Zikéls Kopf war ein heißer Schmerz explodiert, als er an der Wand aufgeschlagen und ächzend zu Boden gegangen war. Weiße Lichtpunkte tanzten ihm vor Augen und es dauerte, bis er wieder etwas erkennen konnte. Gerade verschwanden die Nadeln in Nittas Rücken, was Zikél für eine Sinnestäuschung hielt und sich taumelnd aufrichtete. "Was zum Teufel macht ihr hier?" stieß er hervor, auch wenn die brennenden Augen Leonidas' ihn schnell verstummen ließen. Der Tama-i erkannte, dass es ein Fehler gewesen war, hierher zukommen und machte Anstalten, den Rückzug anzutreten. "Ach, geht mich ja auch nichts an. Macht ruhig weiter." Blitzschnell drehte er sich um und lief auf die Tür zu, die ihm plötzlich unglaublich weit entfernt schien. Warum geriet er immer in solche Situationen? Leonidas würde ihn umbringen, wenn er ihn erwischte. Zikél erreichte die Tür, sie fiel laut hinter ihm ins Schloss. Leonidas kochte förmlich, doch Nitta berührte seinen Arm. "Er konnte es nicht wissen." meinte er nur, woraufhin sich der Schwarzhaarige ein wenig beruhigte. Entschuldigend umfing er Nitta mit seinen Armen, zog ihn leicht zu sich und flüsterte: "Ich werde in Zukunft vorsichtiger sein." Damit gab er ihm einen Kuss auf die Stirn. ~~~ Irritiert sah das Dienstmädchen Zikél an. "Ich habe laute Stimmen gehört... ist alles in Ordnung?" Verstört und auch mit einer flauen Angst im Bauch stürmte der Blaue hinaus und krachte fast in das Mädchen hinein. Seine Pupillen waren nur noch schmale Schlitze und er blinzelte viel, da der Schmerz ihn immer noch etwas betäubte. "Nein... ich meine... ja... ich... hab es mir anders überlegt. Ich geh doch nicht baden." Der Korb lag noch in dem anderen Raum, doch keine zehn Pferde würden Zikél dort wieder hinein bringen. Die glühenden Augen Leonidas' hatten sich in sein Gedächtnis gebrannt und er wollte nur noch abhauen. So schnell er konnte, rannte er zurück in die Gemächer des Mannes und packte einige Sachen zusammen, die ihm auf seiner Reise nützlich sein würden. Wenn Blicke töten könnten, wäre Zikél nicht mehr da, davon war er überzeugt. Aber was zum Teufel hatte der Mann dort unten mit Nitta gemacht? Wollte er den Weißhaarigen wirklich umbringen? Hatte er ihn verletzt? Oder ihm geholfen? Die Gedanken wirbelten durch seinen schmerzenden Kopf und Zikél setzte sich einen Moment hin. Der Raum um ihn wirkte so harmonisch, friedvoll. Scheinbar kein Vergleich zu dem, was er von den beiden Bewohnern dieser Suite kennen gelernt hatte. Die Türe zum Balkon stand offen, der Wind brachte die leichten Vorhänge in sanfte Schwingungen. Vögel waren draußen zu hören und die Sonne schien. Was war da unten passiert? Bei genauerer Betrachtung schien sich die Idylle um ihn doch nicht mehr sehr von Leonidas zu unterscheiden. Er war sehr mächtig, soviel war mittlerweile sicher. Aber dabei strahlte er eine Ruhe aus, die ihn fast unmenschlich wirken ließ. Eine Ruhe, selbst mitten im Kampf, als wäre er völlig ausgeglichen. Und diese Ausgeglichenheit strahlte auf alles ab, was er in seiner Nähe hatte: Räume, Dinge, sogar der Wind schien sich an Leonidas angepasst zu haben. Und Nitta...? Das Bett war wieder heil. Keine einzige Feder war noch im Raum zu finden, die hölzernen Pfosten waren ersetzt oder repariert worden. Als würden sogar die Selbstheilungskräfte des Mannes in diesen Räumen wirken. Sein Herz klopfte noch immer aufgeregt. Einerseits vom Laufen, andererseits von den Erlebnissen. Was hatte Leonidas bloß mit Nitta gemacht? Zikél ließ sich eine Weile den Wind um die Nase wehen und dessen sanftes Streicheln auf sich wirken, so dass er ruhiger wurde. Gleichzeitig weckte er die Sehnsucht nach seiner Freiheit und seiner Familie. Wie lange war er nun schon von ihnen getrennt? Zwei Wochen? Drei? Er vermisste sie immer mehr und es gab nur einen Weg, wieder mit ihnen vereint zu sein. Der Schwarzhaarige musste einfach auf sein Angebot eingehen. Seine überstürzt zusammengepackten Sachen ließ Zikél achtlos liegen. Es war übereilt gewesen. Wenn er flüchtete, würde Leonidas ihn einfangen lassen. Also tigerte er unruhig im Zimmer auf und ab, lauschte auf das Flüstern des Windes, das ihm etwas Sicherheit gab. Es behagte ihm nicht wirklich bei der Aussicht, den Mann mit diesen blutroten Augen wiederzusehen, schon gar nicht nach dieser Vorstellung. Gedankenverloren rieb sich Zikél über den Hinterkopf, wo es immer noch leicht pochte Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)