A fairy-tale von abgemeldet (=> Kapitel 29 ist da) ================================================================================ Stadt ----- Buch zwei: Stadt _______________________ Die hohen, dicken Stadtmauern aus hellem Stein lagen schon ein gutes Stück hinter ihnen. Seitdem liefen sie über kopfsteingeplasterte Straßen. Links und rechts ragten zwei- oder dreigeschossige Häuser auf, oft mit Läden im untersten Stockwerk, deren bunte Holzschilder leicht quietschend und knarrend im Wind hin und her schwangen. Da es noch früh am Morgen war, waren die Straßen kaum bevölkert und die Ladeninhaber bereiteten sich noch auf die Öffnung ihrer Geschäfte vor. Katzen huschten über das Pflaster, vermutlich jagten sie Ratten und Mäuse die in den Abwasserkanälen zu beiden Seiten der Straße hausten, in denen ziemlich unappetitliche Dinge dahin trieben. Staunend ging Gwyn die holprige Straße entlang. Es war so unglaublich lange her, dass sie eine Stadt betreten hatte. Die Steine unter ihren Stiefeln fühlten sich ungewohnt hart an, kein Vergleich zum weichen Erboden im Wald. Hier duftete es nicht nach Blumen und Gras, sondern es roch nach Menschen und Abfall. Der stille, grüne Wald war ihr lieber, aber dennoch war es aufregend hier zu sein. Hin und wieder huschte ihr Blick jedoch hinüber zu Zens breitem Rücken. Sein blonder Zopf bewegte sich bei jedem Schritt zwischen seinen Schulterblättern. Er hatte kaum ein Wort gesagt seit sie aus dem Wäldchen aufgebrochen waren, nur dass Kayleigh und sie sicher bei seinem Meister würden übernachten können. Was sein Meister wohl für ein Handwerk betrieb? Sie versuchte sich zu erinnern, welchen Berufen man in so einer Stadt nachgehen konnte. Händler war er sicher nicht. Doch was dann? Warum machte sie sich überhaupt darüber überhaupt Gedanken? Es gab andere Dinge um die sie sich Gedanken machen musste! Auf wen zum Beispiel sollten sie hier warten? Und wie sollte Leeshas Bekannter sie überhaupt finden? Wie auch immer, zunächst einmal musste sie einen Schneider aufsuchen! Sie brauchte unbedingt Kleidung zum Wechseln! Außerdem... Gwyn hatte Shin hinten in ihren Gürtel gesteckt. Die Spitze aus grünem Kristall überragte ihren Kopf, der Stab selbst stieß ihr bei jedem Schritt störend gegen ihre Beine. Sie würde sich eine Art Halterung dafür anfertigen lassen müssen. Ein paar Münzen trug sie eingenäht in ihrem Gürtel bei sich, hoffentlich reichten diese aus. Vor ihnen tauchte der Marktplatz der Stadt auf und dort bog Zen unvermittelt nach links ab. Nach wenigen Schritten hielt er vor einem freistehenden, großen, grauen Haus, aus dicken Steinen an. Eine dunkle Holztür befand sich an der linken Seite, auf der rechten ein riesiger Durchlass, der etwa einen Meter über dem Boden begann. Wäre die Öffnung mit Glas verschlossen, wäre es ein Fenster gewesen, so allerdings... Gwyn wusste nicht was es war, aber eine massive Abdeckung aus Holz war im rechten Winkel zur Hauswand mit Stützen nach oben geklappt. Aus dem Inneren quoll der Geruch nach verbranntem Holz und Ruß und das dröhnende Schlagen von Metall auf Metall drang an ihre Ohren. "Eine Schmiede?!", sie sah Zen überrascht an. Dieser nickte stolz. Er war Schmied? Gut, das erklärte seinen breiten Schultern. Oh nein, wie kam sie nur jetzt wieder darauf? "Kommt mit!", sagte Zen und öffnete die Tür und sie folgten ihm durch einen breiten Gang, eine weitere Tür zur Rechten und standen schon in der Schmiede. Trotz des Durchlasses war es drückend heiß dort. Funken stoben aus der Esse. Am Amboss stand ein grauhaariger, großer Mann und arbeitete an einer zweischneidigen Doppelaxt. Er sah auf als sie eintraten, legte seinen Hammer ab und ging ihnen ein paar Schritte entgegen, so dass die Flammen tanzende Schatten auf die noch glühenden Schneide der Axt warfen, bevor er sie ins Wasser tauchte. "Besuch?", seine Stimme klang rauchig und dunkel. Zen nickte: "Ich bin ihnen...ich bin ihnen zufällig begegnet." "Aha.", sagte sein Meister und betrachtete Gwyn und Kayleigh eindringlich. Besonders lange blieb sein Blick an Gwyn haften. "Stimmt etwas nicht?", fragte das Drachenweibchen gefährlich ruhig. Ein breites Lächeln machte sich auf dem Gesicht des Schmieds breit: "Nein, es ist nur lange her, das ich einen Drachen gesehen habe." "Drachenweibchen! Weibchen!", erklärte Kayleigh fest. Der Schmied nickte gleichgültig. Die silberblaue Echse knurrte leise und schlang ihren Schwanz fester um Gwyns Schulter. "Ich habe mir gedacht, das sie doch hier...ich meine..."Zen wirkte unsicher. Sein Meister warf ihm einen kurzen Blick zu: "Du hast an die Kammer oben gedacht?" Der Blonde schwieg verlegen. Der große grauhaarige Mann wandte sich ab und trat wieder näher an die Feuerstelle: "Schon in Ordnung. Das Zimmer ist ja frei. Die beiden können dort gerne bleiben.", brummte er und griff nach einer langen Zange. "Das ist sehr nett von ihnen!", rief Gwyn freudig: "Aber wir haben nicht viel Geld..." Sie brach ab. "Das macht nichts." Der Schmied zuckte mit den Schultern: "Gäste sind mir immer willkommen und da Zen offenbar viel an euch liegt..." Der Blonde zuckte leicht zusammen und wirbelte herum: "Kommt, ich zeige euch das Zimmer!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)