Frostwind - Alte Version von Liniya (Dies ist die alte Version der Geschichte, die ich aus Nostalgie hier on lasse - sowie für alle Neugierigen, denen die überarbeitete Fassung vielleicht nicht schnell genug vorangeht XD) ================================================================================ Kapitel 8: Nächtliche Bedrohung ------------------------------- Hurra, hurra, nach ewiger Zeit (nachdem ich das nächste Kapitel ja eigentlich relativ schnell nachschieben wollte... *seufz* ) kommt nun also endlich das nächste Kapitel von "Frostwind" ^-^ Ich hoffe (wie immer), dass es euch gefällt - und wenn nicht, dann schreibt mir, was euch stört. Lob wird natürlich ebenfalls gerne angenommen - Nur her damit !!! XD @ Escalina: Tja... mit dem "schnell" isses jetzt wohl doch nix geworden... >. <° Dearin... alle mögen Dearin - mich eingeschlossen ^-^ Hoffe, das neue Kapitel gefällt dir (auch wenn es stellenweise ein bisschen brutal is... *tüddelüm*) @ kyoduka: Danke! So viel Lob... *hach* Tja, ob dein Gefühl sich bewahrheitet? *geheimnisvoll tu* Man wird sehen ^-^ Die Geschichte ist bisher so auf ca. 30 Kapitel angelegt - es können auch ein paar mehr oder weniger sein. Es kommt ganz darauf an, wie sich die Geschichte entwickelt... Wenn's gut läuft kann's n bissle mehr werden, wenn nicht, ist vielleicht schon bei Kapitel 15 Schluss. Ich bin aber eigentlich guter Dinge =^.^= @ Onichanjo: Danke *verbeug* Hab mir auch viel Mühe gegeben! Nichts ist schlimmer (na ja... FAST nichts...) wie wenn's so aufgesetzt und hingeschludert wirkt... Von dem her freut es mich natürlich umso mehr, dass es so rübergekommen zu sein scheint, wie es sein sollte *toller Satz* Nee... >.<° Des war keine Absicht... *verbessern tu* Bin mal gespannt was du zu diesem Kapitel sagst, du blutrünstiges kleines Wesen XD @ RaineValentine: *boah* Danke! (Ich bin hier nur noch am bedanken... was soll's ^-^ Is ja auch so!) Ja, ja... jetzt gibt's nach den letzten paar "Schwafel-Kapiteln" endlich mal wieder n bisschen Action! ^.^v @ AllixAyndra: *freu* Herzlich Willkommen! @ June-chan: Ja, ja... ihr Zusammenbruch war eines der wenigen Dinge, die so ziemlich von Anfang an geplant waren. *nick nick* Ich plan das nämlich nicht so sehr im Detail, sondern entwickel die Story im Schreiben ^-^ Ein paar Sachen waren (bzw. sind für die kommenden Kapitel) natürlich schon eingeplant... Würde sonst ja auch schwierig werden und das ganze würde total ausufern...! Und noch ein Dearin-Fan *hihi* @ Searose: Macht doch nix! Hauptsache du meldest dich jetzt doch noch! ^--^ Ich habe selber leider keinen Hund... wir hätten einfach nicht genug Zeit für so ein Tier und haben deshalb beschlossen, uns keins anzuschaffen... @ white_stark: Du hast dich diesmal zwar net zu meiner Story geäußert, aber ich vermute (oder besser gesagt hoffe), dass du das Kapitel trotzdem gelesen hast ^.^ Dieses hier wird dir gefallen - immerhin taucht endlich ein Böser auf ^-^ So, jetzt aber genug gequasselt, ich verrat hier ja noch den halben Inhalt...! *räusper* Also dann, viel Spaß beim 8. Kapitel von "Frostwind" !!! Liniya 8 - Nächtliche Bedrohung "Wie ist das nun mit Dearin und seinem Vater?", fragte Ariza neugierig, als Sinja mit dem Essen zurückkam. Dieses lächelte jedoch nur und bedeutete ihr sich noch ein wenig zu gedulden, bis sie ein paar Happen gegessen hatte. "So, jetzt fühle ich mich wieder wie ein Mensch", seufzte Sinja kurz darauf erleichtert auf, "Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie frustrierend es ist, den ganzen Tag vor dem Ofen zu stehen und zu kochen, während der eigene Magen knurrt!" Sie zog eine tragische Miene, doch ihre Augen funkelten vergnügt. "Dann will ich dich nicht länger auf die Folter spannen und dir Dearins Geschichte erzählen. Ich hoffe du hast noch ne Weile Zeit... Was wolltest du eigentlich vorhin? Du wolltest mich doch etwas fragen, oder?!" "Nicht so wichtig! Erzähl du erst mal", wiegelte Ariza ab. Die Vorräte konnten warten. Jetzt wollte sie endlich wissen, was es mit Dearin auf sich hatte! "Also gut. An sich ist es nichts Ungewöhnliches, wenn ein Mann wie Ser Menos, einen Bastard zeugt. Ja, es wird von jemandem seines Standes regelrecht erwartet! Unter den Männern gilt so etwas sogar als eine Art Beweis der Männlichkeit!" Sinja schnaubte abfällig. "Männer eben! Es war ungefähr zwei Jahre nach der Heirat mit Lady Linora, Ser Menos hatte bereits einige Bastarde gezeugt, als er ein junges Mädchen namens Laana traf. Sie war von niedrerem Adel, aber eine wahre Schönheit und besaß einen wachen Verstand. Wieso sie sich von Ser Menos umgarnen ließ, wird mir wohl ewig ein Rätsel bleiben. Gut, er sah in seinen jungen Jahren wahrlich nicht schlecht aus, mit seinem schwarzen Haar und den eisgrauen Augen. Wie auch immer, es kam wie es kommen musste und nach einigen heimlichen Treffen, war Lady Laana schwanger. Sie bat Ser Menos, sein Versprechen, dass er ihr zuvor gegeben hatte, einzulösen und sich um ihr Kind zu kümmern, da sie selbst in Kürze einen anderen heiraten sollte. Doch er hatte sich bereits der Nächsten zugewandt und lehnte ihr Ansinnen kategorisch ab. Lady Laana war nun gezwungen, ihren Sohn selbst aufzuziehen. Sie plante, ihn in Obhut einer Amme zu geben, doch als ihr Verlobter von ihrer Schwangerschaft erfuhr, löste er die Bindung sofort auf. Lady Laana stand also alleine da, mit einem Kind im Bauch, dessen Vater nichts von ihm wissen wollte. Ser Menos schickte ihr lediglich eine kleine Summe Gold für die Erziehung des Jungen, damit war die Sache für ihn erledigt. Doch Lady Laana war keineswegs gewillt, zuzulassen, dass ihr Sohn ebenfalls im niederem Adel verharrte. Wozu war sein Vater Hauptmann einer Feste? Lady Laana setzte alles daran, dafür zu sorgen, dass ihr Sohn aufsteigen konnte. Ser Menos wollte nichts von ihr und ihrem Bastardsohn wissen? Nun, sie würde schon dafür sorgen, dass er sie nicht vergaß! Schon von klein auf drillte Lady Laana Dearin darauf, ein guter Kämpfer zu werden. Zudem lehrte sie ihn lesen und schreiben, sowie höfische Manieren. Auch legte sie Wert darauf, dass er die, ihrer Meinung nach, richtigen Ideale verinnerlichte. So kam es, dass Dearin bereits in jungen Jahren ein ausgezeichneter Schwertkämpfer war, der zudem über erstklassige Manieren verfügte. Er stieg rasch auf, wie es sich seine Mutter gewünscht hatte und wurde, als er in den Rang eines Truppenführers ernannt wurde auf die Feste Giraso versetzt. Auch hier hatte Lady Laana ihre Finger im Spiel. Giraso war nur eine von mehren möglichen Orten gewesen, wohin er hätte versetzt werden können... Letztendlich landete Dearin also genau hier in der Feste. Du kannst dir Lady Laanas triumphierenden Blick vorstellen, als er vor Ser Menos trat. Dieser erkannte zunächst gar nicht, um wen es sich handelte, doch als er begriff, wurden seine Lippen weiß und sein Blick starr vor Wut. Denn Dearin war der für alle sichtbare Beweis, dass auch er nicht unfehlbar war..." Ein überraschter Ausruf von Ariza unterbrach Sinjas Erzählung. "Aber warum denn? Ich dachte, es galt für die Männer als Kavaliersdelikt, Bastarde zu zeugen? Warum regt er sich denn dann so auf? Er sollte doch lieber froh sein, einen starken Kämpfer hinzugewonnen zu haben! Es zwingt ihn ja niemand, ihn zu legitimieren!" Sinja sah sie mit einem übertrieben verzweifelten Blick an. "Männerlogik! Es gilt zwar als Kavaliersdelikt - aber man spricht nicht darüber! Jeder wusste, dass er den ein oder anderen Bastard gezeugt hatte, doch das waren nur unbekannte Schattengestalten, die es eben irgendwo in der Welt gab. Doch hier stand nun der lebende Beweis für seine Untreue und seinen Ehebruch! Er war ein Beweis für die Fehlbarkeit des ansonsten so korrekten und strengen Hauptmanns. Und so etwas kann ein Mensch wie Ser Menos nicht ertragen. Deshalb reagierte er auf die einzige ihm mögliche Art und Weise - mit Hass. Hass auf Dearin und seine Mutter. Dearins Rang schützte ihn zwar vor offenen Feindseligkeiten, doch Ser Menos machte nie einen Hehl aus seiner Abneigung Dearin gegenüber. Dass Lady Linora und ihre zwei Söhne bei einem Brand ums Leben kamen, hat die Situation auch nicht unbedingt entschärft. Denn nun ist Dearin Ser Menos einziger Blutsverwandter..." "Und was ist mit Lady Laana? Lebt sie noch?" "Nein, sie starb kurz nach Dearins Ernennung zum Kommandanten - welche Ser Menos als eine weitere Demütigung empfand. Sie wurde in der Stadt von einem Fuhrwerk erfasst und beinahe zweihundert Meter weit mitgeschleift, da die Pferde wegen ihrer Schreie durchgingen." "Die Ärmste..." "Nun, außer Dearin und mir, dürfte kaum einer groß um sie getrauert haben. Die meisten Leute mieden sie aus Angst vor Ser Menos. Ich war ihr damals als ihre Zofe zugeteilt - und wahrscheinlich ihre einzige Freundin hier in der Feste." In der darauffolgenden Stille war nur Mirohs Schlabbern zu hören, als er die Schüssel ausleckte. Mitten in der Nacht wurde Ariza von stürmischem Geläut aus ihren Träumen gerissen. Verwirrt setzte sie sich auf. Was war denn hier los? Warum läuteten denn mitten in der Nacht die Glocken? Rasch zog sie sich an und ging zur Tür. Draußen auf dem Gang herrschte ein hektisches Hin und Her. Dienstmädchen, Kammerfrauen, Pagen und Boten eilten von einem Ort zum anderen, wobei sie ständig gegenseitigem Weg waren. Auch einige Bewaffnete Soldaten bemerkte Ariza. "Entschuldigung", wandte sie sich an eine vorbeikommendes Mädchen, "Was ist denn hier los?" Doch bevor sie zu Ende gesprochen hatte, war das Mädchen schon um die Ecke verschwunden. Ariza versuchte es noch zwei weitere Male, bis sie sich verdrießlich in ihr Zimmer zurückzog. "Spinnen die da draußen denn alle?", fragte sie Miroh, der unruhig mit dem Schwanz hin und her wedelte. Irgendetwas schien ihn zu bedrücken. Plötzlich richteten sich seine Ohren auf - er hatte irgendetwas vernommen. Erst jetzt nahm auch Ariza den Lärm wahr, der vom Burghof her ertönte. Mit ein paar raschen Schritten trat sie ans Fenster und zog den Vorhang beiseite. Fassungslos starrte sie auf die Szene, die sich ihr im flackernden Schein der Fackeln, die entlang des gesamten Burghofes angebracht waren, darbot. Ungefähr zwanzig Männer, mit Schwertern und Lanzen bewaffnet, umkreisten drei große gedrungene Gestalten, die seltsam ungelenk wirkten. Irgendetwas schien sie jedoch davon zurückzuhalten anzugreifen. Dann trat eine der Gestalten in den Lichtkreis einer der Fackeln... Ariza entfuhr ein erschrockenes Keuchen. Das konnte doch nicht sein! Dort stand diese Kreatur in ihrer vollen Größe, der einfache Brustharnisch spiegelte das flackernde Licht der Flammen wieder und die gezackte Klinge seines Schwert wurde in ein grelles Rot getaucht, was die Erscheinung noch bedrohlicher aussehen ließ. Es waren die gleichen Kreaturen, die ihr Dorf heimgesucht hatten, daran bestand keinerlei Zweifel. Die gleichen grauenvollen Klauen, das gleiche struppige Fell, das sich bei Tageslicht besehen gewiss als schmutziggelb herausstellen würde... doch diese Wesen waren ungleich größer wie jenes, dessen Kadaver sie neben der Schmiede gefunden hatte! Jenes hatte ungefähr die Größe eines Bären gehabt, doch diese waren bestimmt noch mal um einen halben Meter größer! Plötzlich ertönte ein markerschütterndes Gebrüll. Die Männer unten auf dem Hof hatten Verstärkung erhalten - mittlerweile befanden sich gut sechzig Mann auf dem Hof - und einem der Lanzenbewehrten Männer war es gelungen, seine Waffe in die Schulter der Kreatur zu bohren. Schon wollte Ariza ihm innerlich gratulieren und die anderen anfeuern, es ihm nachzutun, doch in diesem Moment stimmten die beiden anderen Ungeheuer in das Gebrüll ihres Gefährten ein und gaben ihre passive Haltung auf. Die Klingen fest umklammert stürzten sie sich auf die Männer und begannen unter ihnen zu wüten. Auch das verletzte Monstrum brach den Schaft kurz über der Wunde einfach ab und versuchte den Kreis der Soldaten, die ihn umringten zu zerbrechen, wobei es weiterhin vor Wut brüllte. Entsetzt sah Ariza von ihrem erhöhten Posten aus zu wie die drei Wesen innerhalb kürzester Zeit ein furchtbares Blutbad anrichteten. Bereits nach kurzer Zeit hatten sie ihre Schwerter verloren, doch das bremste sie keineswegs - im Gegenteil: Mit ihren Klauen richteten sie verheerende Schäden bei den nur leicht gepanzerten Wachen an und die wenigen wirklich ausgerüsteten Soldaten hatten alle Hände voll zu tun, um die wuchtigen Hiebe abzuwehren. Doch auch so war die Lage schier hoffnungslos. Einer nach dem anderen fielen die Männer und wurden zum Teil auf brutalste zerfleischt. Eines der Ungeheuer schien besonderen Spaß daran zu finden, sich einen der Soldaten zu schnappen und ihn wie eine Keule herumzuschleudern bis seine Gliedmaßen brachen. Bereits nach kurzer Zeit stand nur noch eine Gruppe von vielleicht acht oder zehn Bewaffneten, die verzweifelt um ihr Leben kämpften. Ariza wurde beinahe schlecht von dem Anblick der zerstückelten Leichen und doch gelang es ihr nicht, sich von dem furchtbaren Schauspiel abzuwenden. Ein weiterer markerschütternder Schrei ertönte und eines der Ungeheuer fiel, aus mehreren Schwertwunden blutend und von gleich mehreren Lanzen durchbohrt, zu Boden. Diese kurze Verschnaufpause, in der die beiden übriggebliebenen Kreaturen auf ihren toten Kameraden starrten, nutzten die verbliebenen Kämpfer um durch den Hof zu dem Tor zu stürmen, das in den inneren Teil der Feste führte. Kaum hatte der letzte von ihnen die Öffnung durchquert, als sich die schweren Holzflügel auch schon mit einem lauten Knall schlossen. Erleichtert atmete Ariza auf. Die Männer waren in Sicherheit! Schon wollte sie sich umdrehen, als sie ein flackerndes orangerotes Leuchten bemerkte, das den gesamten Horizont zu überziehen schien. War es etwa schon so früh? War das bereits die Morgendämmerung? Das konnte doch nicht sein! Hatte sie derart das Zeitgefühl verloren? "Seltsam...", murmelte Ariza, "Ich hätte schwören können, dass es noch mitten in der Nacht ist..." Sie ließ ihre Augen durch die Nacht schweifen. "Aber warum sind denn dann noch so viele Sterne zu sehen? Und..." Plötzlich stockte ihr der Atem. "D...Der... M...Mond!", stieß sie hervor, "Sieh doch nur Miroh! Dort oben steht der Mond! Der Mond! Und so hoch am Himmel... dabei müsste er doch schon längst untergegangen sein! Das-" Arizas Stimme versagte ihr den Dienst, als sie begriff, was der orangerote Schein zu bedeuten hatte... Feuer! Beinahe die gesamte Altstadt musste in Flammen stehen! Dearin hastete die Treppe hinauf. Ohne auf die Dienstmägde und Diener zu achten, die aufgescheucht umherrannten, begab er sich auf direktem Weg zum großen Besprechungszimmer. Diese seltsamen Kreaturen, hatten die zwei äußeren Befestigungsringe mühelos eingenommen und standen nun vor den Mauern der inneren Feste. Man hatte die Gefahr schlichtweg zu spät bemerkt. Erst als die Stadt bereits in Flammen stand und die Monster den ersten Wall überwunden hatten, erkannten die Burgwachen die Bedrohung und alarmierten die Soldaten, die kurz darauf ausrückten - nur um festzustellen, dass sie kaum eine Chance gegen diese Ungeheuer hatten. Allein ihr Anblick verschreckte die Männer und sorgte dafür, dass ihr Angriff unkoordiniert und wirkungslos blieb. Die schiere Kraft, die den Wesen innewohnte tat ein weiteres. Dearin hatte selbst miterleben müssen, wie eine der Bestien einen Soldaten einfach in der Mitte auseinandergerissen hatte. Schließlich war es ihm gelungen, seiner Männer zu formieren, doch viel half es nichts. Schon lange hatte es keine größere Bedrohung mehr gegeben - im Gegenteil galt Giraso als ruhiger Außenposten der eher aus Tradition am Pass nach Sotcah unterhalten wurde - und so hatten die wenigsten der Soldaten wirklich Erfahrung in einer wirklichen Schlacht. Zu guter Letzt war ihm nichts anderes übriggeblieben, als sich nach großen Verlusten hinter die Mauern der inneren Feste zurückzuziehen. Nachdem er das Kommando an Sarfon, einen seiner Generäle übergeben hatte, machte er sich auf den Weg, um Bericht zu erstatten. Er hoffte nur, dass es den anderen besser ergegangen war. In diesem Moment erreichte er die dunkle Eichenholztür und betrat den Raum. Ser Menos unterhielt sich gerade mit Ser Utor und Ser Tigre unterhielt. Seinem Gesichtsausdruck zufolge brachten sie keine allzu guten Neuigkeiten. Dearin räusperte sich, um auf sich aufmerksam zu machen. "Ah, Dearin, gut dass du da bist. Wie sieht es bei dir aus? Ich hoffe, du überbringst gute Nachrichten." Dearin stutzte. Sein Vater hatte ihn wahrgenommen? Ihn sogar von sich aus angesprochen? Dann musste die Lage wirklich ernst sein. "Ich fürchte nein, Vater. Wir konnten den zweiten Verteidigungsring leider nicht halten und mussten uns in die innere Feste zurückziehen..." "Verdammt!", fluchte Ser Utor, "Diese verfluchten Bestien haben uns einfach überrannt!" Sein Zwillingsbruder nickte zustimmend, dann fügte er an Dearin gewandt erklärend hinzu: "Auch unsere Truppen wurden zurückgedrängt, von Ser Kolis fehlt jede Nachricht, doch es besteht zu befürchten, dass er tot ist." "Wir mussten uns also an allen Fronten zurückziehen, habe ich das richtig verstanden?", hakte Ser Menos mürrisch nach. Ser Utor und Ser Tigre blickten sich unbehaglich an. "Es scheint so..." Ser Menos starrte finster vor sich hin. "Die innere Feste werden sie nicht so schnell überrennen! Die Mauern bestehen aus massivem Fels und sind zudem glatt, steil und hoch. Alle Tore wurden mehrfach verrammelt und jeweils die zweiten Torflügel geschlossen. Selbst mit wenigen Leuten lassen sich diese Mauern effektiv gegen jeden Gegner verteidigen, wie stark er auch sein mag! Die Außenmauern wurden genommen, da wir die Gefahr zu spät erkannten und die Tore nicht mehr rechtzeitig schließen konnten. Doch nun wissen wir, womit wir es zu tun haben und können entsprechend reagieren. Diese Ungeheuer mögen noch so stark und gefährlich sein, gegen diese Mauern kommen sie nicht an! Und wir sind zudem in der eindeutig besseren Position. Wir können sie von oben herab aus sicherer Entfernung angreifen, während sie erst mal an uns herankommen müssen - und das werden wir zu verhindern wissen !!!" Der Hauptmann war während seiner Rede immer lauter geworden und stand nun schwungvoll von seinem reichverzierten Stuhl auf. Seine Augen glänzten kampfbereit. "Die Feste Giraso ist uneinnehmbar! WIR WERDEN ES DIESEN BESTIEN SCHON ZEIGEN !!!" "Bravo! Das war wirklich gut! Und so mitreißend...", erklang eine spöttische Stimme von der anderen Seite des Raumes her. Ruckartig fuhren alle Anwesenden herum, um festzustellen, wer da sprach. "Wer ist da? Los, zeig dich!", rief Ser Menos zornig. "Euer Wunsch ist mir Befehl", erwiderte der schlanke Mann, der aus dem Schatten der Vorhänge hervortrat, doch sein abschätziger Blick strafte seine Worte Lügen. Er war relativ groß, ungefähr ein Meter neunzig, trug eine tiefschwarze Rüstung, sowie einen dunkelroten Umhang. Seinen Helm, der die Form eines Wolfskopfes mit weit aufgerissenem Maul und überlangen, scharfen Reißzähnen hatte, trug er unter dem linken Arm, sodass man das glatte blauschwarze Haar sehen konnte, das dem Unbekannten bis zur Hüfte reichte. Die rechte Hand ruhte auf dem Griff eines langen, reichverzierten Schwerts - ebenfalls schwarz mit einem eingefügten blutroten Kristall. Eine Aura der Gefahr erfüllte plötzlich den Raum, so stark, dass Dearin fast meinte, sie greifen zu können - und sie ging eindeutig von dem Mann mit den eiskalten saphirblauen Augen aus, der nun gemächlich auf die Versammlung zuschritt. "Wer bist du, dass du es wagst, diese Versammlung zu stören?!" Ser Menos zitterte vor Wut, "Und woher kommst du? Dieser Raum besitzt nur diesen einen Eingang und den hatten wir ständig im Blick!" Der Unbekannte lächelte leise und Dearin lief ein kalter Schauder über den Rücken. Dieser Mann war gefährlich! "Von nebenan. Mein Name lautet Ayzraen. Doch das ist nicht weiter wichtig. Kommen wir nun zu meinem eigentlichen Anliegen..." "Von nebenan?", schoss es Dearin durch den Kopf, "Aber da ist nur das Turmzimmer! Und das liegt mindestens fünfzehn Meter über dem Boden!" Verwirrt schüttelte Dearin den Kopf. Wie konnte das sein? Es hatte nicht den Anschein gehabt, als lüge der Unbekannte. Die nächsten Worte rissen Dearin abrupt aus seinen Gedanken. "... eure vollständige Kapitulation. Wenn nicht, so werden wir jeden hier töten. Die Uhl'gu'tas unten sind bereits im Blutrausch, keiner wird sie mehr aufhalten können, wenn sie erst in die Feste eingedrungen sind..." "Was erlaubst du dir?", Ser Menos brüllte fast, "Wir? Kapitulieren? Niemals! Wir können jeglichen Angriff abschmettern, was auch immer für eine Armee da draußen angeblich steht oder im Anmarsch ist... niemandem wird es je gelingen, Giraso einzunehmen!" "Ist das euer letztes Wort? Gut. Ich habe eigentlich auch nichts anderes erwartet. Ich dachte nur, ich frage - schließlich legt ihr Menschen doch so gesteigerten Wert auf Verhandlungen und Kriegserklärungen und solcherlei Dinge." Seine Stimme troff nur so vor Hohn. Das wurde zuviel für Ser Menos. "Ser Utor! Ser Tigre! Los! Tötet diesen Eindringling!" Die Zwillinge stürzten sich mit gezückten Schwertern auf Ayzraen, doch dieser lächelte weiter leise vor sich hin. Lediglich sein Blick wurde noch eine Spur höhnischer, als amüsiere er sich, dass sie es tatsächlich wagten, ihn anzugreifen. Erst im allerletzten Moment wich er ihren Hieben behände, fast schon spielerisch aus. Die beiden Männer schrieen wütend auf, doch plötzlich wurde daraus ein röchelndes Gurgeln, als ihre Kehlen von einer alptraumhaften Gestalt zerfetzt wurden, die ohne Vorwarnung aus dem Schatten kam, in dem sich zuvor auch Ayzraen verborgen hatte. Das Ungetüm war ungefähr zweieinhalbe Meter groß und besaß einen insektenähnlichen Panzer, der seinen ausgemergelten Körper völlig umschloss, und ölig schimmerte. Der Kopf schien nur aus einem großen Kiefer, ähnlich dem einer Ameise zu bestehen. Die zwei kleine schlitzförmige Augen blitzten intelligent. Auf seinem Rücken befanden sich durchsichtige, fledermausartige Schwingen, in denen man die Blutgefäße erkennen konnte. Die Füße schienen fast normal, doch anstatt Händen besaß das Ungetier zwei spitze Fortsätze, die es wie eine Schere auf und zu klappte. Damit hatte sie auch die Kehlen der beiden Krieger aufgeschlitzt. Dearin schluckte. Zumindest die Frage, wie Ayzraen in das Turmzimmer hatte gelangen können, war nun geklärt... "Meeiissterrrrrr." Dearin zuckte erschrocken zusammen. Das Ungeheuer hatte gesprochen! Ayzraen blickte ungerührt auf die beiden Leichen, dann auf die beiden anderen Männer die sich noch im Raum befanden. "Töte die anderen ebenfalls!" "Wiie ihrrrr befffeeehlt... Ichhh werrrdee einen weeennig mit ihhhnnen sssspiiieeelen..." "Aber nicht zu lange!" Dann wandte Ayzraen sich ab und begann in aller Seelenruhe, die Teppiche und Wappen an der Wand zu begutachten. Das letzte was Dearin sah, bevor er aus dem Raum stürmte, war, wie das alptraumartige Wesen seinem Vater das Schwert aus der Hand schlug und mit seiner Klaue ausholte... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)