Diagnose: Schreibblockade von Geminy-van-Blubel (Dreimonatige Challenge) ================================================================================ Kapitel 66: 1.3.2024: affirmativ -------------------------------- „Du schaffst das!“ Bereits seit einer Viertelstunde stand Jasmin am Waschbecken und redete immer wieder affirmativ auf ihr Spiegelbild ein. „Du bist sympathisch, klug und du brauchst dich nicht zu verstecken. Geh einfach zu ihm und sag ihm, dass du ihn magst!“, versuchte sie sich fest in die Augen zu blicken und brach doch immer wieder ab. Augenkontakt mochte sie nicht – weder bei anderen noch bei sich selbst. Es fühlte sich immer an, als könnte man ihr durch die Augen direkt in den Kopf schauen und jeden ihrer Gedanken lesen. Wie schafften andere das nur? Oder mochten es sogar? Kurz und kräftig schüttelte sie den Kopf. Darum ging es jetzt nicht! „Also, du…“, setzte sie gerade wieder an, als ihre Mitbewohnerin durch die Tür hindurch ihren Namen rief. „Wirst du heute noch mal fertig? Andere müssen auch ins Bad!“, war die Genervtheit nicht zu überhören. „Entschuldigung!“, antwortete Jasmin und zog sich schnell an. Nicht mal die Haare hatte sie bis jetzt aus ihrem Handtuchturban geholt. „Hab nicht auf die Zeit geachtet“, trat sie schließlich nach wenigen Minuten auf den Flur und machte ihrer Mitbewohnerin Platz. Die verdrehte nur die Augen und während Jasmin in ihr Zimmer ging, um ihre Tasche zu holen, dachte sie über die zurückliegende Situation nach. Selten war sie mal länger als eine halbe Stunde im Bad und versuchte auch sonst niemandem zur Last zu fallen. Ihre Mitbewohnerin hingegen verbrachte oft über eine Stunde unter der Dusche, ließ alles hinter sich liegen und nahm auch wenig Rücksicht, wenn sie mal wieder einen nächtlichen Besucher mit in die WG brachte. „Ich sollte ihr sagen, dass das nicht okay war“, murmelte Jasmin, aber der Mut verließ sie genauso schnell wieder, wie er gekommen war. Schließlich musste sie noch eine Weile hier wohnen bleiben und wollte keinen Streit. Ein Umzug war auch keine gute Option – finanziell gesehen und weil sie noch lebhaft in Erinnerung hatte, wie lange die Suche beim letzten Mal gewesen war. Mit einem Seufzen schob sie die Gedanken beiseite und machte sich auf den Weg zur Uni. Es war ein warmer Frühlingstag und die Sonne schien ihr aufmunternd zu – ja, heute würde sie sich endlich trauen, ihm ihre Gefühle zu gestehen! Als sie in den Park einbog, den sie oft als Abkürzung zur Uni nahm, traf es sie allerdings wie ein Schlag: Dort saß er auf der Bank, den Arm um eine andere Frau gelegt, die zwar zu weinen schien, sich aber auch an ihn schmiegte. Mit einem Mal wurde Jasmin so schlecht, dass sie nicht wusste, ob sie sich übergeben musste. „Alles in Ordnung? Du siehst so blass aus“, hörte sie plötzlich hinter sich und fuhr herum. Vor Schreck geriet sie so ins Taumeln, dass Sven ihren Arm greifen und sie halten musste. „Nein… ja.. doch! Ich hab nur was Falsches gegessen, glaub ich. Mir ist ein bisschen schlecht“, murmelte Jasmin und hielt sich den Bauch, ehe sie Sven zur Seite zog. Verwundert schaute er sie an. „Wir sollten außen rum gehen, um die beiden nicht zu stören“, deutete sie hinüber zur Bank und sah ein Lächeln auf Svens Gesicht. „Hey, wie es aussieht, sprechen die beiden sich endlich mal aus!“, verschränkte er zufrieden die Arme vor der Brust. Jasmins Augen wurden groß. Sie konnte es sich denken, aber sie wollte es trotzdem wissen. „Aus unseren Kursen kommt sie mir nicht bekannt vor. Ist das… seine Schwester?“, umschiffte sie die eigentliche Frage und spürte noch ein klein wenig Hoffnung darauf, dass sie den Anblick der beiden Banksitzer doch falsch interpretiert hatte. Sven aber musste sich das Lachen sichtlich verkneifen. „Dann wäre einer von beiden wohl vom Gasmann“, grinste er und antwortete dann aber ernster: „Nein, das ist Detlefs Freundin Saskia“. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)