Love against all Reason von Ukiyo1 (Liebe gegen jede Vernunft) ================================================================================ Kapitel 21: ------------ Mimi Fünf Tage sind bereits seit dem Krankenhausfest vergangen und in weniger als einer Woche werde ich wieder in New York sein. New York, Baby. Ich fliege wieder zurück nach Hause. Ich werde meine Eltern endlich Wiedersehen. Freunde. Hoffentlich auch Sally. Sally, ist meine beste Freundin, die ich jetzt schon viel zu lange nicht mehr gesehen habe. Sie hat überhaupt nicht verstanden, warum ich nach Tokyo gereist bin, um einen fremden Mann zu heiraten, aber ich konnte es ihr einfach nicht erklären und seitdem wartet sie auf eine Antwort von mir. Ich habe nicht zu träumen gewagt, dass ich dieses Jahr überhaupt nochmal nach Amerika fliegen werde, aber den Umständen geschuldet, geht es nicht anders. Für mich jedoch das Beste, was seit langem passiert ist, wenn man das Krankenhausfest ausklammert. Tatsächlich hat die Presse nur in den höchsten Tönen das Engagement und die Umsetzung für das Krankenhausfest gelobt. Meine Umfragewerte sind extrem in die Höhe geschossen und plötzlich lieben mich alle wieder. Es ist doch wirklich bizarr, wie schnell man gehypt, aber auch wieder fallen gelassen wird. Genauso wie bei Familie Kido selbst. Joe und ich gehen mittlerweile wieder normaler miteinander um. Wir unterhalten uns wieder. Ich habe mir vorgenommen, nun immer ehrlich zu Joe zu sein. Er soll mich kennenlernen und nicht eine ausgedachte Version von mir. Nur so, können wir wirklich herausfinden, wie wir zueinander stehen und ob er es wirklich ein Leben lang mit mir aushält. Ich bin gerade dabei zur Dachterrasse zu gehen. Irgendwie ist das unser Platz geworden. Wir frühstücken fast jeden Tag draußen. Es sei denn, dass Wetter spielt mal nicht mit. "Guten Morgen", ich verbeuge mich wieder leicht vor ihm. Wahrscheinlich wird das wohl nie aufhören. Vor Tai habe ich mich noch nie verbeugt. Tai. "Guten Morgen, Mimi. Wie hast du geschlafen?" "Danke gut, ich hoffe du auch." "Ja, danke." Ja, mit diesen komischen Höflichkeitsfloskeln beschäftigen wir uns jetzt schon eine Woche. Wie geht es dir? Wie hast du geschlafen? Wie war dein Tag? Es geht richtig tief. "Ich muss dir noch etwas sagen." Sofort blickt Joe mich an und ich erkenne fast ein bisschen Panik in seinem Gesichtsausdruck. "Keine Sorge, kein weiterer Skandal oder böses Geheimnis. Ich wollte dir nur sagen, dass ich Golf nicht sonderlich mag und Schach spielen auch nicht. Ich finde das auch nicht romantisch. Ich finde es eher langweilig. Tut mir leid. Wobei eigentlich auch nicht, so bin ich eben. Ich begleite dich zwar dennoch gerne bei deinen Hobbys, aber es wird wohl dein Hobby bleiben." Joe lächelt und nickt. "So etwas in der Art hab ich mir schon gedacht. Wobei du fandest den Tag echt nicht romantisch?" No way. Joe muss nochmal dringend Nachhilfe in Sachen Romantik erhalten. "Nicht so richtig. Der Antrag war zwar wunderschön, aber beim Rest …" Ich zucke mit meinen Schultern. Immerhin will ich ihn ja nicht vor den Kopf stoßen. "Was magst du denn? Was sind deine Hobbys?", fragt Joe und er scheint ehrlich interessiert zu sein. Das ist doch schon mal was. "Musik, ja hin und wieder auch Mal klassische Musik, gerade wenn ich am Piano sitze, aber wenn ich einfach nur Musik hören will, dann höre ich je nach Gefühlslage einfach alles. Ich will die Wut rauslassen - Rock. Ich will abtanzen - House oder Hip Hop. Ich bin emotional - Pop. Ich gehe gerne auf Konzerte und ins Kino. Ins Museum weniger. Warst du schon mal auf einem Konzert?" Joe schüttelt seinen Kopf und ja, es ist so ziemlich das Gegenteil von dem, was er mag, ob es ihm dennoch genügt? “Und Tanzen natürlich. Ich habe immer schon getanzt, ob Cheerleader oder im Tanzverein. Hauptsache Bewegung. Ja und gutes Essen. Wirklich, ich gehe übrigens auch gerne auswärts essen. Nicht, dass der Koch hier schlecht ist, aber mal rauskommen ist auch schön.” Und das Gefühl, wenigstens ein bisschen frei zu sein. "Okay … Du bist wohl so etwas wie eine klassische Abschlussballkönigin und ich eher so etwas wie ein Nerd." Ja, so kann man es wohl sagen. Werden wir jemals auch Gemeinsamkeiten haben? Irgendwas, was uns verbindet? "Du bist ganz schön Gegensätzlich, aber heißt es nicht: Gegensätze ziehen sich an? Wenn du mich dennoch beim Golfspielen begleitest, können wir sicher auch gemeinsam ins Kino oder Restaurant gehen. Immerhin bedeutet eine Ehe auch immer irgendwo Kompromisse einzugehen." Er blättert wieder in seiner Zeitung und scheinbar wertet er unser Gespräch als positiv. Ich gehe mit ihm Golfen und der Arme muss mit mir in ein Restaurant? Was ein Opfer. "Tanz mit mir." Joe blickt wieder zu mir auf, schüttelt dann aber irritiert seinen Kopf. "Du weißt doch, dass ich zwei linke Füße habe." "Aber wir werden bald öfters zusammen tanzen. Auf unserer Verlobung, auf der Gala, auf der Hochzeit und vorher zu üben, wäre doch sicher nicht verkehrt und Übung macht bekanntlich den Meister." "Schon möglich, aber ich muss gleich los und wir haben auch gar keine Musik hier." "Ach bitte, ein Tanz und hier …" ich hole mein Smartphone hervor "ist mehr als genug Musik drauf." Ich öffne meine SpootifyApp, stehe auf und halte Joe meine Hand hin. "Darf ich bitten?" Joe zögert, aber schließlich ergreift er meine Hand. Walzer Musik läuft im Hintergrund und er nimmt die klassische Tanzhaltung des Herren ein. Ich wollte gerade den Schritt zurücksetzen, doch Joe hat den Einsatz verpasst und tritt mir prompt auf den Fuß. "Tschuldige." "Kein Problem. Ich zähle laut, dann ist es einfacher, ok?" Ich konzentriere mich auf die Musik und warte auf den Takt. "Fünf - sechs - sieben - acht." Er schafft den Einsatz und ich zähle extra laut weiter. Wir tanzen den Grundschritt und bewegen uns im Quadrat. Es sieht etwas abgehackt aus, aber wenigstens schafft er es, mir nicht mehr auf die Füße zu treten. Ich versuche ein bisschen mehr zu wagen und uns im Quadrat weiter zu drehen, doch Joe verpasst den Einsatz und tritt mir wieder auf den Fuß. "Tschuldige", murmelt er wieder. Oh man, aber gut, ich geb nicht auf. Das wird noch. "Es war doch gar nicht so schlecht für den Anfang." "Joe, du musst mehr in die Knie gehen." Sofort legt sich ein breites Lächeln auf meine Lippen. Diese Stimme geht mir sofort unter die Haut. Ich muss meinen Kopf nicht drehen, um zu wissen, wer da gerade gekommen ist. "Und halte die Arme weiter nach oben." Tai korrigiert Joes Tanzhaltung und führt ihm den Herrenschritt vor. Joe konzentriert sich und bis Endes des Songs unterläuft ihm auch kein Fehler mehr. Die letzten Töne verstummen und Joe löst die Tanzhaltung auf. "Danke dir, Joe." Joe hätte es immerhin nicht machen müssen und ich hoffe so sehr, dass es ihm auch etwas gefallen hat Nicht gleich heute, aber vielleicht irgendwann? "Schon in Ordnung, aber ich habe gleich meinen ersten Termin und muss daher los." "Kein Problem, wir sehen uns heute Abend." Ich verbeuge mich wieder leicht vor ihm und sehe ihm noch kurz nach. Er ist und bleibt irgendwie prüde. "Wie kam es denn dazu?", fragt Tai neugierig nach. "Na ja, ich habe beschlossen, nicht mehr zu lügen oder mich zu verstellen. Joe soll mich so kennenlernen, wie ich bin und entweder kann er damit leben oder nicht." "Find ich gut, er wäre verrückt dich nicht zu mögen." Ich grinse Tai wieder an und boxe ihn gegen die Brust. Wir wollten doch nicht flirten oder ist er einfach nur nett? "Wiederhole nochmal das Lied von eben." Ich schaue ihn perplex an und drücke nochmal auf die Starttaste. Tai nimmt meine Hände und bringt sie in Position. Ich lächle. Er will mit mir tanzen. Einfach so. "Ich habe eben auch einen Fehler bei dir beobachtet." "Ist das so?" "Ja und daher ist meine Pflicht, dich zu korrigieren." "Natürlich." Tai setzt passend zur Musik ein, sofort drehen wir uns im Quadrat, er führt mehrere Drehungen ein, sogar eine, die wir noch nicht gemeinsam geübt haben, aber das ist auch nicht nötig. Wir harmonieren so perfekt zusammen, die Bewegungen sind so fließend, so natürlich. Er drückt meine rechte Hand und ich begreife sofort, dass ich mich drehen soll. Er holt mich wieder ab und wir beginnen von vorne. Das Lied ist zuende und er lässt meine Hände viel zu schnell wieder los. "Alle Fehler korrigiert", grinst Tai. "Ach hör doch auf. Ich bin perfekt, hast du denn noch die Salsa drauf?", frage ich provokant nach und ziehe eine Augenbraue nach oben. "Tzz, willst du mich beleidigen? Du willst doch nur wieder sehen, wie ich meine Hüften kreisen lassen kann?", grinst Tai viel zu überheblich und beginnt bereits mit dem Salsa-Grundschritt. Okay, er kann es noch. "Ich bin ja auch eine gute Lehrerin." Tai lässt 'Despasito' laufen, greift wieder nach meinen Händen und wir beginnen erneut gemeinsam zu tanzen und zwar eine Salsa. Als wäre es nicht auch so schon hitzig genug zwischen uns. Ich spüre ihn viel zu nah bei mir und von seinem Bewegungen wird mir ganz schwindelig. Der Tanz ist vorbei und Frau Kido und Kaori stehen auf einmal vor uns. Blitzschnell lässt Tai meine Hand wieder los und distanziert sich etwas, als ob die Beiden so dann nicht gesehen haben, wie wir gerade noch getanzt haben und in unserer eigenen Welt waren. Wann sind die eigentlich gekommen? "Tai, ich könnte deine Hilfe bezüglich des Visums für uns alle gebrauchen", fragt Frau Kido. "Hättest du eben Zeit?" "Selbstverständlich. Ich komme gleich mit." Frau Kido und Tai gehen in die Villa rein und ich bleibe mit Kaori auf der Dachterrasse zurück. "Wir haben eben nochmal alle zusammen für die Gala geübt. Joe auch", plappere ich schnell drauf los und rechtfertige mich. Zumindest fühlt es sich so an. "Hmm", macht Kaori jedoch nur. Sie ist wirklich gut, keine Ahnung was sie denkt. "Du … Kaori. Ich habe gehört, du hattest mal was mit Tai." Ich bringe es gleich auf den Punkt. Vielleicht schaffe ich es ja so, sie mal auf der Reserve zu bekommen und tatsächlich sie wirkt überrascht. "Ich weiß nicht was du meinst." Ist das ihr Ernst? Meint sie wirklich, ich würde jetzt einfach so locker lassen? "Ich meine die heimliche Romanze …" weiter komme ich nicht, denn blitzschnell steht Kaori vor mir und hält mir den Mund zu. "Nicht hier!" Okay. Wovor hat sie denn nur so große Angst? Wir sind doch alleine und eigentlich verstehen wir uns doch gut. Ich bin sicher, dass Kaori manchmal auch einsam ist und eine Verbündete zu haben, wäre doch wirklich schön. Für uns beide. "Komm mit." Kaori geht Richtung Garten und setzt sich dort auf eine Bank. Ich setze mich neben sie und warte bis sie bereit ist, es zu erzählen. "Du weißt schon, dass die Villa überall Kameras hat oder? Im Wohnzimmer, im Arbeitszimmer, in den Fluren und komplett außen herum." Ähm, nein das wusste ich nicht. "Du solltest also aufpassen, was du wo sagst. Tai kann dir gefährlich werden, Mimi." "Wie meinst du das denn?", frage ich ganz unschuldig nach, doch Kaori lächelt nur wissend. "Ich bin zwar mittlerweile eine Kido, aber ich bin deswegen nicht blind. Ich sehe doch, dass du und Tai euch gut versteht." Oh Fuck. Tai und ich müssen viel vorsichtiger sein. Wobei bei was? Es ist ja nicht so, als ob ich Tai mit Joe betrügen würde. Mein Herz ist nur verwirrt. Es schlägt immer mehr für ihn und Joe ist irgendwie im Weg. Dabei sollte es natürlich nicht so sein. "Und scheinbar vertraut er dir, sonst hätte er dir nicht von uns erzählt." "Ach weißt du, ich bin da ganz alleine drauf gekommen. Ich habe bei ihm nur nachgefragt." "Wirklich?", fragt sie überrascht. "Aber wie …" "Na, ich bin auch nicht blind", grinse ich und auch Kaori muss kichern. "Dann liegt es bei den Kidos wohl in den Genen." "Sie sehen nur, was für sie wichtig und von Interesse ist, der Rest ist nicht von Belangen für sie", schlussfolgere ich. Kaori nickt und stimmt mir zu. "Wie war es damals für dich?" Ich würde so gerne ihre Version hören. "Es bleibt unter uns. Fest versprochen." Ich halte ihr sogar meinen kleinen Finger hin und überlege kurz, ob das nicht eigentlich eine Sache zwischen Tai und mir ist. Kaori sieht mich ebenfalls irritiert an, legt aber ihren kleinen Finger auf meinen. "Ich habe Tai zufällig kennengelernt. Ich habe dir ja erzählt, dass ich Architektur studiert habe und wie der Zufall es so will, war Tai auch an der Uni." "Das raff ich jetzt nicht, Tai hat doch überhaupt nicht studiert, oder?" "Tai ist wohl schon immer ziemlich rastlos gewesen und findet nicht so richtig seinen Platz im Leben. Er probiert ständig irgendwas aus. Beruflich, wie privat. Er hat zunächst Politikwissenschaft studiert." What? Eine vollkommen neue Info. "Ich war im achten Semester und er im vierten und ich glaube, danach hat er auch abgebrochen. War ihm wohl zu trocken und wie du ja weißt, ist er dann Stuntman geworden. Er hatte es allerdings auch schon zu Uni-Zeiten gemacht, als Nebenverdienst sozusagen." "Okay." "Na ja und einmal gesehen, ging er mir nicht mehr aus dem Kopf. Wir haben uns dann immer öfter in der Bibliothek der Uni gesehen. Erst saßen wir an den Tischen nebenan und dann an einem. Wir haben uns unterhalten, geflirtet und gingen miteinander aus. Ich habe ihm gesagt, dass ich keine ernsten Absichten habe und er hat so getan, als ginge es ihm genauso." "Wusstest du da bereits, dass du Jim heiraten würdest?" "Nein, dass wusste ich nicht. Nur, dass es nicht mehr ewig dauern würde." "Verstehe." "Na ja, natürlich wurde doch was ernstes draus und natürlich hab ich Gefühle entwickelt. Es ist nicht schwer, sich in Tai zu verlieben. Er gibt dir das Gefühl, als seist du die einzige Frau auf dieser Welt." Oh, wie wahr. Sie war ihm also doch verfallen. "Und dann?" "Und dann hat mein Vater mich angerufen und nur gesagt: Es ist soweit und dass sie einen phantastischen Mann für mich gefunden haben. Zwei Tage später habe ich Jim und seine Familie kennengelernt und wir haben uns verlobt." Wow. Einfach so, als wäre es das Normalste und Einfachste auf der Welt. "Und wie war das für dich?" Kaori spielt mit einem ihrer langen Haarsträhnen und zwirbelt sie um ihren Finger herum. "Na ja, ich habe versucht, mich davor zu schützen, mir immer wieder zu sagen, dass ich nicht bei Tai bleiben werde, aber natürlich war es schwer. Ich war verliebt und dann war es vorbei und ich war verlobt mit Jim. Ich habe gemacht, was von mir verlangt wurde. Ich habe jegliche Erinnerung an Tai gelöscht und mich ganz auf Jim konzentriert. Kalter Entzug sozusagen. Tai war wie ein Flammeninferno und Jim eher wie ein sanftes Kerzenlicht im Herbst. Du bist zwar nicht ständig heiß." Kaori zwinkert mir zu "aber dafür verbrenne ich mich auch nicht ständig und dieses warme konstante Kerzenlicht gefällt mir auch sehr." Eine gute Metapher. "Daher Mimi, sei vorsichtig. Verbrenne dich nicht." Sofort schüttle ich den Kopf, als wäre sie komplett auf dem Holzweg. Dabei liegt sie so verdammt richtig. "Wir sind nur Freunde." "Sowie Joe und Tai, was das Ganze ja noch komplizierter macht. Jim hat nicht wirklich viele Freunde. Nur Bekannte, ich glaube da beneidet er Joe auch ein Stückweit drum. Daher würdet ihr Joe auch noch doppelt verletzen und ein verletzter Kido, ist immer auch ein gefährlicher Kido." Ich nicke, dass habe ich bereits am eigenen Leib zu spüren bekommen. "Ja, Joe ist meine Zukunft", versuche ich mir selber wieder in Erinnerung zu rufen. Ich muss das lodernde Feuer, welches sich immer mehr wie ein Feuer in mir ausbreitet, löschen. Mit Wasser, mit Decken, mit allem was geht. "Ich bin natürlich geschockt gewesen, als Tai hier plötzlich ständig auf der Matte stand. Ich habe kurz gedacht, er hat den Job nur meinetwegen angefangen, aber so ist es nicht. Außerdem würde ich Jim niemals verlassen und das weiß Tai auch. Mittlerweile hab ich mich in Jim verliebt." Hat sie das wirklich? Es wäre ihr zu wünschen und vielleicht kann ich das mit Joe ja auch haben. Eines Tages, irgendwann in der Zukunft. In ganz ferner Zukunft. "Freut mich für euch. Ich hoffe, ich kann das mit Joe auch haben. Eines Tages." "Bestimmt. Dennoch war es damals nicht okay von mir Tai ohne jegliche Erklärung abzuservieren. Ich bin morgens aus seiner Wohnung, dann kam der Anruf und ich habe mich einfach nicht mehr bei ihm gemeldet. Das war fies und eine Entschuldigung ist längst überfällig. Ich habe es damals nur einfach nicht übers Herz gebracht und jetzt ist es mir lieber, die Vergangenheit da zu lassen, wo sie ist." Ich sehe wie Tai und ich immer mehr in unser Unglück stürzen und ich glaube, dass Kaori mich wirklich nur davor bewahren möchte. Aber ich weiß nicht, wie ich das anstellen soll, wie ich aufhören kann, an ihn zu denken, über ihn zu schreiben, von ihm zu träumen. Wenn mir doch nur das bleibt, ist es dann wirklich so verwerflich? "Danke Kaori. Ich kann mir vorstellen, wie schwer es damals für dich gewesen sein muss. Für euch beide." "Irgendwie war es schön, darüber mal zu reden und ja, war es. Ich denke heute haben wir Beide unseren Frieden damit geschlossen. Immerhin wusste ich, dass Tai niemals Single bleiben wird, dazu sieht er zu gut aus und ist auch einfach ein toller Kerl." Auch damit hat Kaori recht. Der Gedanke, dass Tai eine andere Freundin haben könnte, macht mich panisch, dabei hätte er es so verdient: Die Liebe, die gegenseitige unabkömmliche Liebe. Es ist egoistisch von mir, dass ich ihn nicht loslassen kann, aber der Gedanke, dass er sein Herz einer anderen schenkt, macht mich wütend, traurig und eifersüchtig zugleich. Nein, das will ich nicht. Dennoch sage ich: "Genau, Tai wird schnell wieder jemanden kennenlernen." Autsch, das tut weh. Was, wenn er bei unserer Hochzeit mit einem Date auftaucht. Oh Gott, das würde ich nicht aushalten, aber wie kann ich dann von Tai erwarten, dass er es aushält, wenn ich einen anderen heirate? "Sollen wir mal wieder zurück?", fragt Kaori nach und ich nicke. Ich hänge noch viel zu sehr in meinen Gedanken fest. Als wir zurück sind, sehe ich Tai, wie er telefoniert und ganz beschäftigt wirkt und gleich wird mir klar: Ich bin nicht stark genug, mich von ihm fernzuhalten. Es wäre soviel besser. Für ihn. Für mich. Für uns, aber gleichzeitig wehrt sich mein Innerstes dagegen. Es ist so, als würde ich nur existieren, weil Tai hier ist. Sein Lächeln, seine Augen, seine herzliche Art. Ich kann ihn nicht einfach so aufgeben. Ob Kaori das wirklich nie bereut hat? Sie hat sich einfach ihrem Schicksal gefügt, weil sie nie eine Wahl hatte und wie sieht das bei mir aus? Hab ich die? Nicht wirklich und trotzdem bleibt in mir ein Funken Hoffnung. Hoffnung darauf, dass mein Weg noch einige Abbiegungen bereithält und wenn ich irgendwann an dieser Kreuzung stehe, genau weiß in welche Richtung ich gehen muss. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)