connectedness von GoSaKu ================================================================================ Kapitel 4: Geheimnisse ---------------------- [Traumsequenz] Ich irrte umher und rannte, so schnell mich meine Beine trugen. Ich wurde beobachtet, ich spürte die Blicke auf mir, welche mich durch die vielen Kameras verfolgten. Die steinigen Gänge waren schmal und dunkel und beim Rennen fielen mir unzählige leere Zellen auf, in denen hier und da altes und kaputtes Spielzeug und Kuscheltiere zu sehen waren. Ich wusste nicht wohin ich rannte, doch ich wollte hier einfach raus. Plötzlich stand ich an einer Sackgasse und als ich mich langsam umdrehte, sah ich wieder in diese roten, kalten Augen, die mich anstarrten. Doch diesmal ich erkannte die Person, in dessen rubinrote Augen ich sah und dessen Hand nach meinem Hals griff, während ein süffisantes Grinsen sein Gesicht zierte…   „KAI!“ schrie ich auf und saß wieder schweißgebadet in meinem Bett. Ich atmete schwer und der kalte Schweiß lief an meinem ganzen Körper entlang. „Was ist?“ fragte mich die bekannte Stimme aus dem Nebenbett. Durch meinen Aufschrei war mein Zimmergenosse natürlich ebenfalls sofort wach und suchte verschlafen nach dem Lichtschalter seiner Nachttischlampe, als er diesen schließlich fand und die schwache Birne mit einem Klick zum Leuchten brachte. Ich hielt eine Hand an meinen Kopf und war mich nicht sicher, was dieser Traum zu bedeuten hatte, aber offensichtlich hatte ich diesen Traum immer wieder und diesmal konnte ich klar sehen, dass Kai derjenige war, der mich in meinen Träumen heimsuchte. Aber ich war mir sicher, dass er so etwas niemals tun würde, es gäbe doch keinen Anlass dazu. Oder hatte ich ihm einen Anlass dazu gegeben? Ich schüttelte den Kopf und verdrängte den Gedanken sofort wieder, dass dieser Traum irgendwas mit der Realität zu tun hätte. Soweit man in dieser Welt denn überhaupt von ‚Realität‘ sprechen konnte. Und waren seine Augen nicht eher Bordeaux-Violett?   Kai seufzte laut: „Schonwieder ein Albtraum?“ Er klang genervt und ich konnte das gut nachvollziehen. Ich hätte auch keinen Bock darauf, dass mein Zimmergenosse stets und ständig Nachts wach wird und sogar noch rumschreit und ich deswegen nicht vernünftig schlafen könnte.   „Ja.. Aber es ist nur EIN Albtraum, es ist immer wieder der Gleiche..!“ antwortete ich leise.   Kai hob den Kopf und sah mich an: „Achja? Und was habe ich damit zu tun?“   Ich schaute nun auch zu ihm hinüber und sah ihn verwirrt an. „Wieso solltest Du..?“ inmitten des Satzes unterbrach ich mich selbst und mir wurde klar, dass ich wohl seinen Namen im Traum genannt haben muss. Sollte ich ihm davon erzählen?   „Es geht um jemanden, den ich sehr mag… der sich aus unerfindlichen Gründen gegen mich stellt… und dann versucht mich zu töten...“ Tränen rannen mir stumm über mein Gesicht, während ich Kai das kurz und knapp erzählte, doch ich merkte es selbst gar nicht. „Verstehe. Und derjenige bin ich?“ fragte er unvermittelt und ich wendete meinen Blick ab und senkte meinen Kopf. Klar, wenn ich seinen Namen schreie und ihm das erzähle, dass er eins und eins zusammenzählen konnte. Ich vergrub mein Gesicht zwischen meine Beine und fing an, bitterlich zu weinen. Ich wusste nicht, wieso mich dieser Albtraum so fertig machte, aber ich konnte nicht anders, als diesen Gefühlen freien Lauf zu lassen.   „Es ist nur ein dämlicher Albtraum. Für gewöhnlich töte ich niemanden, es sei denn, er heißt Tyson und überstrapaziert meine Nerven.“ Sprach er in einem ironischen Unterton, vermutlich um mich zu beruhigen. Kurz danach spürte ich, wie er sich ganz nah zu mir auf die Bettkante setzte. Ich krallte mich auch dieses Mal wieder fest an ihn und heulte einfach weiter. Er sagte nichts mehr dazu und ließ mich einfach gewähren, versteifte sich aber auch diesmal nicht. Was sollte er auch anderes tun? Ich kam mir vor, wie ein Baby, das nachts ständig wach wird und von Mama getröstet werden wollte und ihm ging es vermutlich genauso. Das war auch mit Sicherheit der einzige Grund, weshalb er mich tröstete, damit ich mich beruhigte und er endlich weiterschlafen konnte.   Am nächsten Morgen, als ich meine Augen aufschlug, schaute ich in ein vertrautes Gesicht direkt neben mir. >Kai? Wieso liegt er neben mir?< fragte ich mich und erinnerte mich dann direkt daran, dass ich nachts mal wieder rumgeheult hatte. Ich muss wohl in seinen Armen eingeschlafen sein und er war bestimmt so müde, dass er gleich mit eingeschlafen ist. >Auweia! Wenn er wach wird und das peilt, dass er in meinem Bett neben mir eingeschlafen ist, wird er mir den Arsch aufreißen. Schließlich bin ich ja an dieser Situation Schuld!< Ich biss mir auf meine Unterlippe und sah mir den schlafenden, ziemlich attraktiven jungen Kerl neben mir noch eine Weile an, als er plötzlich die Augen aufschlug und mir direkt in meine Augen sah: „Was glotzt du so?“ Dann erhob er sich mit einem kurzen Ruck und stand mit einer eleganten Bewegung aus meinem Bett auf. Wortlos lief er zum Schrank, kramte nach ein paar Klamotten und ging damit ins Bad, um zu duschen. Er hielt an der Badtür kurz inne: „Und eins noch..“ begann er warnend: „…Erzähle den anderen nichts davon!“ Ich nickte und er verschwand im Bad. Ich konnte verstehen, dass er nicht wollte, dass es hier noch zu seltsamen Gerüchten kommen würde. Wir mussten uns auch so schon genug Sprüche von Hilary, Kyoko und Tyson gefallen lassen.   Nach dem Frühstück trug mich Kai auf seinem Rücken in den Wald, wieder zu der kleinen Lichtung, um dort weiter an den Grundlagen zu üben und setzte mich dort auf einen rumliegenden Baumstamm ab. Die anderen waren ziemlich erstaunt darüber, dass Kai mich die Treppe runter zum Frühstück in die Küche getragen hatte und Tyson, sowie Daichi konnten sich einige Sprüche nicht verkneifen. Ich freute mich hingegen nur, dass Kai es sich überlagt hatte, trotzdem weiter mit mir zu trainieren und mich zu unterstützen. Er ignorierte die beiden und war auch nicht scheu, als er mich wieder auf seinen Rücken spannte, damit wir zum Training in den Wald gehen konnten. Da kam Kenny angerannt und war völlig aus der Puste.   „Hey Maron, ich habe noch etwas für dich!“   Kenny kramte in seiner Laptoptasche herum und zückte einen weißen Starter heraus, der dem von Kai ähnelte. Er war noch mit goldgelben und roten Applikationen verziert und wirkte somit sehr Stimmig zu meinem Bitbeast. Er drückte ihn mir in die Hand und erzählte stolz, was der alles konnte:   „Dieser Starter ist ein so genannter Präzisionsstarter und du kannst mit einem Knopfdruck hier..“ er zeigte auf einen kleinen Drückmechanismus, den man mit dem Zeigefinger einfach bedienen konnte, „…einen Laserstrahl aktivieren, der dir beim Zielen hilft. Ich habe die ganze Nacht daran gearbeitet. Er wird deinem Blade mehr Spin verschaffen und dir den Start vereinfachen.“   „Wow! Das klingt vielversprechend! Vielen Dank, Kenny. Ich danke dir sehr für deine Mühe!“ lächelte ich und sah mir den Starter genauer an.   „Na los! Probier‘ ihn aus!“ drängelte Kenny.   Ich nahm Kais Starter und hielt ihm diesen hin, den er wortlos wieder an sich nahm, dann setzte ich meinen Blade in meinen neuen Starter und startete meinen Blade, mit Hilfe des Lasers direkt auf den Baum und das, was wir am Vortag geübt hatten, funktionierte Problemlos. Als ich meinen Blade wieder in der Hand hielt, hörten wir ein laut knackendes Geräusch und der Baum, an dem mein Blade hinauf und wieder hinab geglitten war, bekam große Risse. Ich staunte nicht schlecht und schaute zwischen meinen Starter und den Baum hin und her und war hellauf begeistert.   „Kenny, das ist wirklich große Klasse!  Hast du das gesehen?!“ freute ich mich.   „Das hast du gut gemacht. Danke dir, Chef!“ stimmte Kai zufrieden lächelnd zu.   „Gerne, aber ich muss wieder zurück! Habe noch zu tun. Wir sehen uns dann später!“ verabschiedete sich Kenny und lief wieder schnurstracks zurück zur Hütte.   „Habe ich da etwa grade ein Lächeln auf deinen Lippen gesehen? Das steht dir!“ lächelte ich Kai an und kurz darauf, war es auch schon wieder verschwunden.   „Tze. Gewöhn‘ dich besser nicht daran!“   Während ich mit Kai noch ein wenig weiter verschiedene Übungen zum Start des Blades und dessen Ausgeglichenheit zwischen Angriff und Verteidigung machte, kamen uns plötzlich mehrere unbekannte Blades, aus verschiedenen Richtungen entgegen und griffen unsere Blades an.   „WER IST DA?“ rief Kai verärgert und schaute sich um, während Dranzer und WhiteDranzer versuchten, den Angreifern Stand zu halten. Ich suchte auch nach irgendwelchen Personen, die hier irgendwo sein mussten, konnte aber niemanden sehen. Er bekam keine Antwort und die Blades formatieren sich und griffen nun nicht mehr unsere Blades, sondern die Bäume der Umgebung an, welche einer nach dem anderen umfielen. Ein Baum stürzte direkt in meine Richtung um, da ich nicht laufen konnte, sah ich verzweifelt zu Kai, der ohne zu zögern zu mir sprang und mich mit sich riss und wir dem umstürzenden Baum damit ausweichen konnten.   Kai, der noch schützend über mir lag fragte mich kurz angebunden: „Maron? Ist alles in Ordnung?“ Er sah mich besorgt an und als ich auch zu ihm aufsah, stieg mir eine leichte Röte ins Gesicht. „Ja, Danke!“   Dann sah er kurz zu dem Baum, der nur knapp neben uns gelandet war und stand dann wieder auf, während ich mich aufsetzte und erstmal geduckt am Boden sitzen blieb. Er packte Dranzer in seinen Starter und stellte sich in Position.   „Zeigt euch! Kommt gefälligst raus aus eurem Loch!“   Mehrere Gestalten in langen, dunklen Roben tauchten auf. Sie kamen hinter Bäumen hervor, manche sprangen von hohen Ästen herunter, andere blieben auf dicken Ästen sitzen. Die Blades waren inzwischen wohl wieder zurück bei ihren Besitzern, doch auch diese Fremden waren in Startposition und bereit, uns jederzeit wieder anzugreifen. Kai knurrte und wirkte nicht so souverän, wie ich ihn sonst kannte. Hoffentlich nicht wegen mir, aber ich würde mich schon wehren können, jetzt wo ich Kennys Superstarter hatte.   „Ist ganz schön Feige, uns einfach so hinterlistig anzugreifen, findet ihr nicht? Wer seid ihr und was wollt ihr von uns?“   Einer der Gestalten kam näher und blieb kurz hinter dem umgestürzten Baum, direkt gegenüber von Kai stehen.   „Hallo Kai! Lange nicht gesehen, Kumpel!“ sagte er ruhig und man konnte ein Grinsen erkennen, auch wenn man sein Gesicht schlecht erkannte, da seine Kapuze tief über seine Augen hing. „Wir wollen das Mädchen da!“   „Was? Wer bist du?“ fragte Kai entsetzt und man konnte in seinem Ausdruck sehen, dass er grade angestrengt darüber nachdachte, woher die sich kennen könnten.   „Gute Frage, Kai. Vielleicht erinnerst du dich noch an mich…“ der Unbekannte setzte mit einer Bewegung die Kapuze ab und Kais Augen weiteten sich ungläubig, als er das Gesicht seines Gegenübers erkannte. Drei weitere Personen zogen sich ebenfalls die Kapuze ab.   „Carlos? Stuart, Travor und Casey sind auch hier? Was soll das werden?“   Der Angesprochene und seine Verbündeten lachten alle höhnisch. Carlos‘ Gesicht verfinsterte sich. „Unser Auftrag lautet, die Kleine dort drüben zu holen! Wir werden sie mitnehmen. Außerdem hast Du uns damals nur herumkommandiert und ausgenutzt. Wir werden uns hier und jetzt dafür revanchieren!“   Kai lachte auf: „Hahahaha! Ihr seid so lächerlich! Versucht es doch, ihr Amateure habt keine Chance gegen meinen Dranzer! Ich werde euch alle vernichten!“   Ich war verwirrt. Was wollten denn diese Typen von mir?  >Moment mal. Wenn sie mich mitnehmen wollen, wissen diese Typen vielleicht etwas davon, dass ich nicht aus dieser Welt stamme? Haben sie vielleicht sogar etwas damit zu tun, dass ich hier bin? Oder hat es was mit der Maron zu tun, in deren Körper ich stecke? Ich muss das unbedingt herausfinden.< Ich schaute vorsichtig an Kai vorbei, über den Stamm und machte mir eine Übersicht über die Situation. Es standen nicht nur Carlos und die alte Blade-Sharks Gang dort, sondern noch gefühlt hundert weitere Blader, die uns aus allen Richtungen umzingelt hatten. Alleine haben wir gegen die keine Chance, egal wie gut Kai ist.   „Ich unterstütze dich, Kai!“   Kai drehte sich zu mir: „Maron, nicht! Lass mich das alleine Regeln. Offensichtlich gibt es noch eine offene Rechnung zu begleichen!“   Der Angesprochene grinste: „Richtig. Aber du wirst untergehen, Kai! Mach dich auf was gefasst!“   „Irgendwas stimmt da nicht“ rief ich Kai zu, der mit zustimmend zunickte. Er hatte es also auch schon gemerkt. Alle starteten ohne zu zögern oder anzuzählen ihre Blades und eine Beyblade Armee stürmte auf uns zu. Kai ließ Dranzer los und ich hielt mich vorerst zurück und schaute dem Spektakel gebannt zu. Sein Blade stürmte auf die Gegner zu und kickte einen Blade nach dem anderen blitzschnell vom Feld. Plötzlich wurde mir von hinten eine Hand mit einem feuchten Tuch ins Gesicht gepresst. Ich versuchte mich noch zu wehren, wurde aber von mehreren Leuten festgehalten. Abgelenkt vom Kampf, bekam Kai nicht mit, was hinter ihm passierte. Dann verschwamm die Sicht und alles um mich herum wurde dunkel.   Als ich meine Augen wieder öffnete, befand ich mich in einer Art Lagerhalle, überall standen große Holzkisten. Ich lag, auf dem kalten, harten Betonboden und wollte instinktiv aufstehen, als ich meinen schmerzenden Knöchel spürte und wieder zusammensackte. Ich hielt meine Hand schützend darauf und hoffte, dass das starke Pochen bald wieder nachließ. Ich sah mich um und irgendwie kam mir diese Lagerhalle bekannt vor, es wirkte so, als wäre ich schon mal hier gewesen. Während ich so darüber nachdachte, fiel mir ein, dass es ja die alte Lagerhalle der Blade Sharks aus der ersten Staffel sein konnte, was mit Carlos in der Gang naheliegen würde. „Ist hier jemand? Hallo?“ rief ich in die dunkle, große Halle hinein und hoffte auf Antwort, doch es schien niemand da zu sein. Einige Minuten vergingen und ich hörte ein leises Summen, was von weiter weg zu kommen schien. Ich hörte genauer hin und es klang wie kreiselnde Beyblades. Ich schaute in die entsprechende Richtung und in dem Moment wurde das große Tor der Lagerhalle, gegenüber von mir geöffnet. „Na, endlich wach?“ rief Carlos und kam in meine Richtung, blieb dann aber direkt vor mir stehen, während ich noch immer auf dem kalten Betonboden saß. „Wo bin ich hier? Ist das die ehemalige Basis der Blade-Sharks?“ fragte ich neugierig, in der Hoffnung, dass Carlos mir meine Frage beantworten würde.   „Du bist wirklich gut informiert. Unser Auftraggeber sagte uns schon, dass du vermutlich einiges über uns wissen wirst.“   >Verdammt. Dieser Auftraggeber scheint über mich ja auch einiges zu wissen..< „Wer ist euer Auftraggeber? Was will er von mir?“   „Das wirst du noch früh genug erfahren!“   „Und wo ist Kai?“   „Nicht hier!“   Ich wusste nicht, ob mich die letzte Information beruhigen oder beunruhigen sollte. Er müsste ja mein Fehlen inzwischen bemerkt haben und wäre sicher mit den anderen schon auf dem Weg hierher. Es war nicht grade gut durchdacht, mich hierher zu bringen, als ob man nicht eins und eins zusammenzählen konnte, wenn man überlegt, wo sich Carlos verstecken könnte. Es konnte aber auch pure Absicht sein und ein Plan dahinter stecken. Vielleicht war es eine Falle und die Jungs sollten hierher kommen. Ich konnte nicht einschätzen, wie lange ich ohnmächtig war bzw. geschlafen hatte und rechnete daher damit, dass die Jungs hier jederzeit reinplatzen könnten. Aber wieso? Was waren ihre Absichten?   „Geht es Kai denn gut?“ fragte ich nun, da ich nicht wusste, was passiert war, nachdem ich weggeschleppt wurde.   „Hm. Wieso sorgst du dich denn so um diesen Mistkerl? Ich kann mir nicht vorstellen, dass zwischen euch was läuft, er ist nicht der Typ für romantische Beziehungen. Ich glaube sogar, dass du ihm ziemlich egal bist. Aber seine Kameraden werden nach dir suchen wollen.“   >Bingo! Also ist es tatsächlich ihr Plan, die Jungs her zu locken! Ich sollte Zeit schinden und irgendeinen Mist erzählen.< „Ob du es glaubst oder nicht. Kai wird nach mir suchen! Er wird kommen und mich holen und dann wird er dir ordentlich in den Arsch treten!“ sagte ich laut und bestimmt.   „Ist mir ehrlich gesagt auch egal, ob er auftaucht. Steh jetzt endlich auf und komm mit!“ befahl Carlos harsch und ich merkte, dass er ungeduldig wurde.   „Ich.. Ich kann nicht. Mein Fußgelenk ist gezerrt und schmerzt. Ich muss den Fuß schonen…“   Carlos seufzte genervt, packte mich unsanft am linken Arm und zog mich auf meine Beine. „Autsch!“ Er hielt mich weiter fest und zerrte mich weiter in die Halle rein, zu einer kleinen Metalltür und ich versuchte, hinterher zu humpeln ohne meinen Fuß aufzusetzen, was leider nicht möglich war, da er ziemlich schnell ging. Ich wäre schon mehrfach wieder zu Boden gestürzt, wenn er mich nicht so fest im Griff gehabt hätte. Er öffnete die Metalltür und schmiss mich dann mit einer Bewegung hinein, sodass ich unsanft bäuchlings auf dem harten Boden landete. Der Schmerz in meinem Knöchel übermannte mich fast, als ich eine männliche, unbekannte Stimme hörte:   „Hallo, Maron. Willkommen!“ Ich schaute schmerzverzerrt nach oben und sah einen jungen Mann, der mir gänzlich unbekannt war. Er hatte Lilafarbenes Haar, aber ich hatte ihn noch nie irgendwo gesehen, weder im Manga, noch in der Serie und dennoch hatte ich das Gefühl, dass er mir irgendwie bekannt vorkam. „Wer.. bist.. du?“ fragte ich, noch immer unter Schmerzen und versuchte mich aufzusetzen. „Oh, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Ich bin Mr. Z und ich habe eine Aufgabe für dich.“ Er lächelte und seine freundliche Art wirkte übertrieben gespielt. Ich schaute ihn nur grimmig an.   „Du wirst uns BlackDranzer besorgen!“   Meine Augen weiteten sich und ich konnte nicht glauben, was er da sagte. Geschockt sah ich wieder zu ihm auf. In dem Moment machte es laut KLACK und ein kurzer Schmerz durchzog mich am Nacken. „AH!“ schrie ich kurz auf und drehte mich um. Ich hatte nicht bemerkt, wie Carlos sich mir hinterrücks genähert hatte. Er hatte eine Art Spitzenpistole in der Hand. Mr. Z sprach währenddessen unbeirrt weiter:   „Wir wissen, wer du bist und, dass du nicht aus dieser Welt stammst. Woher ich das weiß, werde ich dir nicht verraten, aber da du Kai sehr nahe stehst, wirst du uns den Bitchip von BlackDranzer besorgen, den er irgendwo versteckt hat. Die Injektion war ein mikroskopisch kleiner Chip, der beim Versuch ihn zu entfernen, explodieren und dich womöglich töten wird. Keine Angst, solange du tust, was wir von dir verlangen, wird dir nichts passieren und wenn der Auftrag erfolgreich ausgeführt wird, entfernen wir das Ding natürlich wieder.“   Ich rieb meine Hand in meinem Nacken, die Stelle brannte leicht. Ich musste das gerade Gesagte erstmal verarbeiten. Die Typen verfolgten womöglich das gleiche Ziel, wie Boris damals. Gehörte er sogar zu ihm? Zumindest wusste er von der Existenz von BlackDranzer und auch, dass Kai den Bitchip womöglich noch irgendwo aufbewahrte, der ihm damals vor dem Finale gegen die Demolition Boys von seinem Großvater überreicht wurde. Glücklicherweise hatte er ihn damals nicht eingesetzt, aber es war auch nicht bekannt, was damit passiert war. Ob er ihn wirklich noch hatte?   „Ich.. ich weiß nicht.. wie ich das anstellen soll und ob der BitChip überhaupt noch in seinem Besitz ist. Was wollt ihr überhaupt mit BlackDranzer? Selbst wenn ihr das Ziel verfolgt, damit alle BitBeasts zu fangen, könnt ihr das nicht ohne Kai bewerkstelligen, denn er ist der Einzige, der ihn kontrollieren kann und er wird euch sicher nicht damit unterstützen, geschweige denn euch verraten, wo das Ding ist oder es mir einfach aushändigen!“   Mr. Z grinste süffisant: „Das lass mal unsere Sorge sein! Hehe! Du musst uns nur BlackDranzer und am Besten auch gleich Dranzer bringen. Deinen WhiteDranzer haben wir schon analysiert, der ist aber ohne Dranzer völlig nutzlos und daher kannst du den vorerst wieder haben.“   „Hast du etwas mit Boris Balkov zu tun?“ fragte ich ihn und er lachte auf. „Ja, das ist mein Vater!“   >Boris hat einen Sohn? Ausgerechnet DER Typ? Ich glaub’s ja nicht. Aber das erklärt, die Ähnlichkeit und wieso er von BlackDranzer und Kai Bescheid weiß.“   „Du wirkst überrascht. Scheinbar wurde von mir in deiner Welt nicht so viel preisgegeben. Ist aber auch egal, du wirst tun, was wir von dir verlangen, wenn du nicht draufgehen willst! Außerdem haben wir mit Kai noch eine Rechnung offen, daher wird unsere Rache umso schöner für uns, wenn seine kleine Freundin die Drecksarbeit für uns erledigen muss…“   Ich hielt wieder meinen Knöchel fest und spürte, dass dieser ziemlich geschwollen sein musste. Er brannte und ich konnte den Schmerz kaum noch aushalten. Ich musste mich zusammenreißen, nicht ohnmächtig zu werden und hoffte, dass die Jungs endlich hier auftauchen und mich holen kommen würden.   „Bringt sie wieder in die große Halle. Es könnte sein, dass die BBA-Revolution hier bald auftauchen und uns rund machen wollen. Ich und meine Leute werden verschwinden, ihr haltet hier die Stellung und tobt euch ein bisschen aus!“ befahl Mr. Z, stand auf und verschwand mit zwei weiteren schwarz gekleideten Männern durch die Tür, die noch offen stand. Meine Sicht verschwamm langsam und ich merkte Schweißtropfen überall auf meiner Haut. Carlos packte mich abermals am Arm und schleifte mich wieder in die Halle zurück, wo er mich diesmal nicht auf den Boden schmiss, sondern wenigstens an einer Kiste anlehnend absetzte. Ich schloss kurz die Augen und verlor vermutlich für kurze Zeit mein Bewusstsein. Meine Erinnerung setzt an, dass ich einen lauten Knall hörte und einige Kreisel um mich herumflogen, als ich meine Augen langsam öffnete. Ich hörte dumpf einige Stimmen, die laut umher riefen und sah von weitem, wie jemand auf mich zu gelaufen kam. „..ron…“ Ich verstand erst nicht, was derjenige rief: „MARON!“ kam es nochmal lauter und als die Person sich zu mir niederkniete, erkannte ich, dass es Kai war. Erschöpft und erleichtert beugte ich mich nach vorne und ließ ich mich in seinen Arm fallen.   „Kai! Hast du sie gefunden? Wir müssen hier weg!“ hörte ich Rays Stimme aus der Ferne rufen. Kai hob mich auf seine Arme und ich verlor endgültig das Bewusstsein.   Als ich meine Augen öffnete, lag ich in einem weichen Bett in einem Zimmer, das mir unbekannt war. Durchs Fenster schien die Sonne hell und gnadenlos auf mein Gesicht. War ich etwa schon wieder im Krankenhaus gelandet? Ich setzte mich auf und fühlte mich schon um einiges besser. Die Decke, mit der ich zugedeckt wurde, zog ich zur Seite und begutachtete mein Fußgelenk, welches nicht mehr so angeschwollen und mit einem Verband umwickelt zu sein schien und auch nicht mehr so sehr schmerzte. Dann schaute ich mich um. Es war ein Zimmer, dessen Umgebung ich schon mal irgendwo gesehen hatte und überlegte angestrengt, wo das gewesen sein konnte. Zumindest war es kein Krankenhauszimmer, was mich sehr beruhigte. Es war ziemlich einfach eingerichtet und die Wände wirkten etwas heruntergekommen. Hinter mir befanden sich große Gitterfenster, links von mir eine kleine blaue Couch, über der ein Bild von den ehemaligen Bladebreakers hing, gegenüber vom Bett war eine Metalltür und direkt rechts daneben, also ebenfalls gegenüber vom Bett, befand sich eine kleine Holzvitrine mit einer Glasfront, in der sich etliche Medaillen und ein paar verschiedene Blades befanden. Mein Blick wanderte nach rechts, wo ich weiter hinten im Raum eine kleine rote Beyarena sah und der Boden war mit Holzdielen bedeckt. An der Wand waren große Kratzer zu vernehmen, als ob hier mal ein Kampf stattgefunden hätte. Wo war ich denn hier bloß?   Die Tür öffnete sich und Kyoko kam herein und sah besorgt aus: „Hallo, Maron. Wie geht´s dir?“ „Oh Kyoko. Schön, dich zu sehen.“ Ich lächelte und war erleichtert, sie zu sehen. „Sag mal, wo sind wir hier? Irgendwie kenne ich diese, nennen wir es mal, Behausung…“   Kyoko grinste: „Das ist Kais Behausung, wie du es so schönst nennst. Soweit ich weiß, nur eine Art alter Unterschlupf, den er vor Jahren mal angemietet hatte. Wir dachten es wäre besser, dich hierher zu bringen, weil sicher niemand vermutet, dass du hier sein könntest. Im Krankenhaus wäre die Gefahr zu hoch, dass dich diese Typen wieder finden könnten…“ Ich senkte meinen Kopf. „Danke, dass ihr mich gerettet habt. Kai und die anderen sind bestimmt ziemlich angefressen, weil sie das Trainigscamp unterbrochen haben.“   „Nicht doch. Wir waren alle sehr besorgt, als Kai angerannt kam und erzählte, was passiert war. Wir haben alle sofort unsere Sachen gepackt und sind auf direktem Wege zurückgekommen und die alte Müllhalde war der erste Ort, an dem wir gesucht haben. Was wollten denn diese Typen eigentlich von dir?“   Was sollte ich ihr erzählen? Ich schaute sie mit Tränen in den Augen an und hatte keine Idee, wie ich ihr das erklären sollte. Außerdem war die Chance hoch, dass Kai irgendwo wieder um die Ecke stand und lauschte. Die Tür war noch geöffnet und er war nirgends zu sehen und weil das hier schließlich sein Unterschlupf war, konnte ich nicht einfach drauf los erzählen, ohne das Kai davon Wind bekommen und mich vielleicht direkt aus dem Team verbannen würde. Also entschied ich mich, ihr irgendeine Story aufzutischen, die einigermaßen logisch klang: „Sie wollten eigentlich nur Kai zu sich locken, um gegen ihn zu kämpfen. Sie haben mich nur aus reiner Provokation mitgenommen, weil sie denken, dass ich…“ Ich unterbrach mich kurz selbst, in dem Wissen, dass er mich vermutlich hörte und lief leicht rot an: „…dass ich seine feste Freundin bin und hofften, dass er dann außer Rand und Band in deren Falle stapfen würde und sie ihn fertig machen könnten. Also eigentlich wollten sie nur Rache, weil er sie damals so schlecht behandelt hatte und mir nichts, dir nichts einfach mit den Bladebreakers abgehauen war.“   „Wie kamen die denn auf den Trichter, dass du seine feste Freundin bist? Hast du das nicht aufgeklärt?“   „Nein..“ gab ich zu. Ich schaute zur Tür und es war noch immer kein Kai zu sehen.   „Ist Kai nicht da?“ fragte ich dann unvermittelt.   „Doch, aber der lungert draußen irgendwo rum. Ich wollte erstmal nach dir schauen und ihm dann später Bescheid geben, ob du schon wach bist und wie es dir geht. Er hat sich große Sorgen gemacht, auch wenn Mr. Mir-ist-alles-egal das niemals zugeben würde.“   „Und wo sind die anderen?“   „Die sind bei Tysons Großvater im Dojo und warten auf meinen Anruf. Denen habe ich natürlich auch versprochen mich zu melden, aber du solltest dich erstmal ausruhen. Ich wollte nicht, dass dich gleich die ganze Meute, kurz nach dem Erwachen, mit Fragen löchert.“   „Danke dir. Danke, dass ihr euch so gut um mich kümmert.“ Ich lächelte und freute mich, dass erstmal alles gut ausgegangen war. Doch wie ich meinen Auftrag ausführen sollte, war mir völlig unklar. Ich müsste sie alle unfreiwillig hintergehen und vor allem Kai… Was sollte ich nur tun? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)