Der Weiße Falke von Erzsebet ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Als in Hannai Faron der Großartige, der letzte Nachkomme der Goldenen Könige, gerade das zwölfte Jahr seiner Regierung begonnen hatte, trafen sich die Oshey-Stämme an einem geheimen Ort in der Wüste, um unter ihren Fürsten wie jedes Jahr einen zu wählen, der sie führen sollte. Die Ältesten und Fürsten der dreißig Stämme berieten sich fünf Tage und am sechsten Tag verkündeten sie, daß sie Hermil Tashrany zu ihrem Führer durch das Jahr des Falken gewählt hatten. Alle sahen das als gutes Zeichen, denn das Wappen der Tashrany ist ein auffliegender Falke und der Fürst der Tashrany war bei allen Stämmen als furchtlos und ehrenhaft im Krieg und als weise und fromm in den Dingen des Friedens bekannt. Die anderen Fürsten huldigten Hermil Tashrany und beschenkten ihn und schworen ihm Treue für das Jahr seiner Führung. Am Abend des sechsten Tages jedoch fiel ein leuchtender Stern vom Himmel herab und verwandelte sich in einen großen Falken mit blendend weißem Gefieder und goldenen Augen. Der setzte sich auf den dargebotenen Arm des Fürsten der Fürsten, tat den Schnabel auf und sprach: "Du, der du über das Jahr des Falken herrschen wirst und den Falken in deinem Wappen trägst, höre meine Worte. Ich bin ein Sendbote der Götter und bringe dir ihre Botschaft, die lautet: FALKE DER WÜSTE, FÜHRE DIE SÖHNE DER GOLDENEN STADT ZURÜCK AUF DEN WAHREN WEG DEN DIE GÖTTER IHNEN EINST WIESEN. UND NIMM DIES ALS ZEICHEN UNSERES BUNDES." Da fiel aus dem Schnabel des Falken ein rot funkelnder Edelstein in den Sand, so groß wie die Faust eines Mannes. Als aller Augen sich dem leuchtenden Edelstein zuwandten, flüsterte der Falke Hermil Tashrany, dem Fürsten der Fürsten, einige Worte zu und fuhr laut fort: "Wenn du aber diese geheimen Worte aussprichst und dabei diesen Edelstein, den ich dir von den Göttern brachte, in den Händen hältst, so werden die Götter dir in allen ehrenhaften Unternehmungen zur Hilfe kommen." Dann erhob sich der weiße Falke mit rauschenden Flügeln in den dunklen Himmel und verschwand zwischen den Sternen. Die Ältesten und Fürsten aber, die die Worte des Falken gehört hatten, waren darüber sehr verwundert und fragten einander, was sie bedeuten mochten. Da trat einer der Ältesten vor und sagte: "Was die Götter dir brachten, Hermil Tashrany, ist das Zeichen der Königswürde der Goldenen Stadt. Wenn dir dieser heilige Edelstein seinen Beistand gewährt, kannst du sicher sein, zu Recht Anspruch auf den Goldenen Thron Hannais zu erheben. Laß mich dir die Geschichte eines Edelsteins erzählen, der das Herz Hannais genannt wird", bat der Alte und Hermil Tashrany nickte. So wurden Kissen und Tee gebracht und die Ältesten und Fürsten ließen sich nieder, um den Worten des alten Mannes volle Aufmerksamkeit schenken zu können. * "DIE GESCHICHTE VOM HERZ HANNAIS", begann der Alte, "trug sich zu vor sehr langer Zeit. Kurz nachdem der Ungenannte die Erde aus Amas Fluten gehoben hatte, lebte ein junger Mann namens Hannai am Rande der Wüste. Er verrichtete täglich seine Gebete und lebte streng nach den Geboten der Götter, und er studierte die Schriften der Weisen und Heiligen. Man brachte ihm, was er zum Leben brauchte als Dank dafür, daß er den Leuten in den nahegelegenen Dörfern und den Fremden, die zu ihm kamen, Ratschläge in Glaubensfragen gab. Der Ruf seiner Gelehrsamkeit war sogar bis zum König von Berresh gedrungen und auch die Oshey wandert zu ihm, um seinen Rat einzuholen. Die Götter sahen seinen Lebenswandel mit Wohlgefallen, Chelem jedoch, der stets das Verderben der Menschen sucht, wollte diesen frommen Einsiedler vom Wahren Weg abbringen und so den Göttern seine Macht, selbst über ihre treusten Diener, zeigen. So schickte er einen seiner Dämonen an den Rand der Wüste, dorthin, wo Hannai lebte, um den Einsiedler von seinem Glauben abzubringen. Und der Dämon kam zu dem Einsiedler und sprach so zu ihm: "Ich habe gehört, daß ihr sehr fromm seid. Doch habt ihr jemals von den Göttern etwas für eure Treue erhalten? Ich an eurer Stelle hätte mich längst von diesen undankbaren Göttern abgewandt, die durch ihre Regeln Unbequemlichkeiten bereiten, jedoch keinen Nutzen bringen. Angeblich ist ihre Macht unendlich groß, doch sie können euch nicht einmal eine Frau schicken, die euch versorgt und Kinder gebärt. Wenn ihr jedoch den Herrn verehrt, dem ich diene, so wird er sich für jeden noch so kleinen Dienst dankbar und erkenntlich erweisen und ihr könnt unter den schönsten seiner Dienerinnen eine für euch erwählen." Da sagte der Einsiedler: "Dein Herr ist der Dämonenfürst, der immer versucht, die Menschen von ihrem Glauben abzubringen, um so ihrer Seelen habhaft werden zu können. Und dann macht er seine seelenlosen Sklaven aus ihnen, ihm ganz und gar verfallen. Niemals werde ich mit einer solchen zusammenliegen und nicht einmal dir länger zuhören, denn mit jedem deiner Worte lästerst du den Göttern, deren Gesetzen du selbst vielleicht einmal gehorchtest, bevor du dem verderblichen Zauber der Dämonen Chelems verfallen bist!" Da schrie der Dämon auf, weil er plötzlich an sein früheres Menschsein erinnert worden war und den Verlust seiner Seele als unheilbare Wunde zu spüren begann, und er verschwand aus dem Hause des Einsiedlers. Hannai jedoch erinnerte sich an die Worte des Dämonen und obwohl sein Glaube unerschütterlich war, sehnte er sich doch schon lange nach einer Frau. Denn es heißt in den Schriften ZEUGE KINDER, AUF DAS SIE DEIN WERK FORTFÜHREN. Und so betete Hannai zu den Göttern, ihm eine Frau zu schicken, ebenso standhaft im Glauben wie er selbst, die die Mutter seiner Kinder werden sollte, auf daß auch seine Kinder niemals den Wahren Weg verließen. Die Götter hörten sein Gebet und Orem, der Herr der Nacht, sprach: "Ich will ihm eine Unirdische schicken und ihn so für seine Treue belohnen." So kam es, daß mit Einbruch der Nacht, als Orem seinen sternenbesetzten Mantel über die Welt gebreitet hatte, eine junge Frau von außerordentlicher Schönheit, mit dem silbrig glänzenden Haar und den goldenen Augen der Unirdischen, das Haus Hannais erreichte. Der Einsiedler ließ die Frau herein, und als er sie im Licht seiner Lampe sah rief er aus: "Meine Gebete sind erhört worden! Götter, ich danke Euch und niemals wird meine Treue zu Euch schwanken!" Und so wurde eine Unirdische die Mutter von Hannais Kinder, die alle von der gleichen Frömmigkeit durchdrungen waren, die auch ihren Vater auszeichnete. Und Hannai unterwies sie in den Geboten der Götter und in den Schriften der Weisen und Heiligen. Als einige Jahre vergangen waren, sandte Chelem jedoch erneut einen Dämon aus, Hannai vom Wahren Weg abzubringen. Der Dämon trat vor den weisen Mann hin und sagte: "Ihr seid ein Mann von höchster Gelehrsamkeit und Weisheit, was von aller Welt anerkannt wird. Doch eure Götter haben euch wohl vergessen, daß ihr in einer solch armseligen Hütte euer Leben fristet. Ihr, als der Verkünder ihrer Worte, solltet in einem Palast leben. Würdet ihr jedoch den Herrn verehren, dem ich diene, würdet ihr einen solch prachtvollen Palast besitzen, daß keine sterbliche Zunge seinen Reichtum und seine Schönheit besingen könnte." Da sprach Hannai: "Dein Herr ist der Dämonenfürst. Und was würden mir alle Reichtümer der Welt in Chelems Reich nützen, denn dort scheint keine Sonne, in deren Licht das Gold funkelt und die Edelsteine blitzen. Dort ist Reichtum so wertlos wie Sand." Da schrie der Dämon auf, denn diese Worte zeigten ihm, daß die Reichtümer, die er in seinem Dienst für Chelem zusammengerafft hatte, stumpf wie Blei waren und jeden Wert verloren hatten. Und so hatte Hannai den zweiten Dämon glücklich vertrieben. Hannai aber sprach zu seiner Frau: "Sicher gibt es noch andere Menschen, die wie wir den Einflüsterungen Chelems standhalten, doch wie lange noch? Bräuchten wir nicht ein Bollwerk, um die Dämonen für immer fernzuhalten? Ich werde um eine Stadt beten und dabei an das Wort denken DIE MACHT DER GÖTTER WEIST DEN DÄMON IN DIE SCHRANKEN." Und so betete Hannai um eine Stadt für alle Gläubigen, in der die Sünde niemals Einzug halten würde und wohin den Dämonen Chelems der Weg verwehrt war. Die Götter hörten dieses Gebet und Ulamar, der über die Schätze der Erde gebietet, sprach: "Hannai äußert einen ehrenhaften Wunsch, wenn er anderen Gläubigen eine sichere Heimstatt bieten will. Meine Diener werden ihm eine Stadt errichten, neben der die Städte irdischer Könige armselig wirken." Und so erwuchs aus dem Sand eine prächtige Stadt, umgeben von einer starken Mauer aus Granit, die Wände der Häuser aus feinem Sandstein und die Dächer aus vergoldetem Kupfer. Der Königspalast jedoch wurde aus weißem Marmor errichtet mit einem Dach aus purem Gold und im Thronsaal stand ein Thron, der aus den Strahlen der Sonne geflochten schien. Als Hannai die Antwort auf sein Gebet erblickte, rief er aus: "Oh, allmächtige Götter, ich danke Euch. Auf ewig werden die Bewohner dieser Stadt dem Wahren Weg folgen und die Götter preisen für ihre Großzügigkeit!" Und es kamen viele Gläubige aus aller Welt zu der Stadt, die dort entstanden war, wo zuvor das Haus Hannais gestanden hatte und bald nannte man die Stadt Hannai, die Goldene oder auch Die Goldene Stadt. Und je mehr Menschen kamen, desto reicher wurde sie und die Wüste wurde fruchtbar gemacht. Der weise Hannai jedoch wurde der König der Stadt, die seinen Namen trug. Als wieder einige Jahre vergangen waren, schickte Chelem jedoch erneut einen Dämon aus, der Hannai vom Wahren Weg abbringen sollte, doch da der Dämon die Stadt nicht betreten konnte, mußte er warten, bis Hannai sie verließ. Und als König Hannai einmal auf die Jagd ritt, trat der Dämon ihm in den Weg und sagte: "Herr, ihr seid weise und fromm und ihr nennt eine außerordentlich reiche Stadt euer Hoheitsgebiet. Doch was passiert, wenn ihr einmal sterbt? Könnt ihr sicher sein, daß eure Söhne euer Werk so weiterführen, wie ihr es vorgesehen habt? Niemals werden die Götter euch Unsterblichkeit verleihen, um auf eure Nachkommen zu achten. Würdet ihr jedoch den Herrn verehren, dem ich diene, wäre euch ein Dasein bis zur Vereinigung des Ungenannten mit Ama gewiß." Da sprach der König: "Dein Herr ist der Dämonenfürst. Doch Unsterblichkeit unter seiner Herrschaft ist kein ewiges Leben sondern ewige Sklaverei und Verdammnis im Reich der Geisterwesen." Und da schrie der Dämon auf, denn er erkannte plötzlich, daß er selbst nicht lebte sondern nur ein Geist war und er verschwand. Als der König in die Stadt zurückkehrte, dachte er jedoch bei sich: "Wahrhaftig, meine Weisheit ist die größte unter den Sterblichen, selbst meine Kinder kennen die Schriften der Weisen und Heiligen nicht so gut wie ich. Ja, einige meiner Untertanen verehren mich schon als einen Gott, also werde ich die Götter um die Unsterblichkeit bitten, die mich ihnen ähnlicher macht." Und der König ging in den prächtigen Tempel, den er den Göttern hatte bauen lassen und betete zu ihnen: "Mein ganzes Leben lang diente ich Euch in Demut, doch nun möchte ich Euch bitten, mich über die Masse zu erheben und vor den Menschen auszuzeichnen, als den wahren Verkünder Eurer Worte. Ich habe eine unsterbliche Gattin, doch ich selbst bin ein armseliger Wurm vor Eurem Angesicht. Darum bitte ich Euch, mich zu erhöhen und mir die Unsterblichkeit zu verleihen." Die Götter hörten diese Worte. Niemals zuvor hatte ein Mensch um die Unsterblichkeit gebeten. Der Ungenannte geriet darüber in Zorn, doch da der König bis dahin stets treu den Göttern gedient hatte, wollte Er ihm einen Wunsch gewähren und so erschien Sein Schatten vor Hannai und sprach zu ihm: "Die Einflüsterungen Chelems haben dich unersättlich gemacht. Du glaubtest, seinen Dämonen widerstanden zu haben, doch das stimmt nicht. Ich werde dir Unsterblichkeit verleihen, weil du uns Göttern immer treu gedient hast, doch lasse ich dir nicht deine Menschengestalt. Dich und deine Gattin werde ich in weiße Pfauen verwandeln und so kannst du bis in die Ewigkeit hier in dieser Stadt bleiben, die deinen Namen trägt. Deinen Kindern jedoch lasse ich dein Herz." Und als der Ungenannte diese Worte gesprochen hatte, verwandelte Er Hannai und seine Frau, die Unirdische, in zwei weiße Pfauen, Hannais Herz jedoch verwandelte Er in einen blutroten Edelstein, den Er dem ältesten Sohn des Königs brachte, als Sein Schatten ihm im Traum erschien. Und der Ungenannte sprach zu Hannais Sohn: "Dein Vater glaubte, den Verlockungen Chelems widerstanden zu haben, doch der Samen den der Böse ihm einpflanzte, war fruchtbar. Achte darauf, daß es dir nicht ebenso ergeht. Du bist nun König der Stadt und dieser Edelstein sei für dich und deine Nachkommen das Zeichen der Königswürde und Unterpfand unseres Bundes. Die Worte, die ich dich lehren werde, werden dir die Hilfe der Götter sichern, wenn du bei der Anrufung diesen Edelstein in der Hand hältst. Doch denke daran, dieser Bund währt nur, solange in Hannai die Gebote der Götter befolgt werden und ihre Bewohner auf dem Wahren Weg wandeln." Der Sohn Hannais war also der erste der Goldenen Könige und er gab auch den Befehl, die weißen Pfauen, die nun im Garten des Palastes wohnten, immer ehrerbietig zu behandeln. Dieser Edelstein, Fürst der Fürsten, den ihr jetzt in der Hand haltet, ist ohne Zweifel das Herz Hannais." Damit endete der Alte. Da sagte ein anderer, der Fürst der Yoshany: "Faron mag der Nachkomme Hannais sein, doch er, der sich selbst der 'Großartige' nennt, lästert gegen die Götter. Und seit er über Hannai herrscht, hielt dort die Sünde Einzug, wohin den Dämonen Chelems zuvor der Weg verwehrt war." Und der Fürst wandte sich an Hermil Tashrany und sagte zu ihm: "Nehmt die Aufgabe der Götter an und mit ihrer Hilfe werdet ihr über den unwürdigen König triumphieren und die Stadt unter eurer Herrschaft auf den Wahren Weg zurückführen." Als Hermil Tashrany diese Worte vernommen hatte, schwieg er lange, doch dann betrachtete er den von den Göttern gesandten Stein und murmelte die geheimen Worte, die der Falke ihm zugeflüstert hatte, und der Stein erstrahlte in einem Feuer, heller als jede Fackel. "Dies sei mein Banner in diesem heiligen Feldzug", rief der Fürst der Fürsten, stand auf und hob den Stein hoch, so daß die versammelten Fürsten und Ältesten ihn brennen sehen konnten. "Schon morgen werde ich mit fünfhundert Männern durch die Wüste nach Hannai ziehen!" Und der Rat der Oshey hörte seine Worte und versprach Gefolgschaft. Am Morgen standen bei den Zelten fünfhundert schnelle Reitkamele und fünfzig starke Lastkamele mit Vorräten und ein weißer Falke wies Hermil Tashrany, dem Fürsten der Fürsten, und seinen Oshey-Kriegern den Weg durch die Wüste. Und dort, wo sie auf ihrem Weg rasteten, da trat reines süßes Wasser aus den Felsen hervor, so daß sie keinen Durst litten. Endlich erreichten die fünfhundert Oshey-Krieger den Rand der Wüste und vor ihnen lag Hannai, dessen goldene Dächer in der untergehenden Sonne funkelten, als bestünden sie aus reinem Licht. Da sprach Hermil Tashrany ein Dankgebet an die Götter, die ihn so gut geleitet und seinen Weg beschützt hatten, und da es Nacht wurde, legte er sich nieder und schlief. Am nächsten Tag jedoch zog Hermil Tashrany mit seinen fünfhundert wohlgewappneten Kriegern vor das Südtor der Sadt, das auch das Zypressentor genannt wird. Es war so früh am Tage, daß die Tore der Stadt noch verschlossen waren und nur ein einzelner Wächter trat an die Brüstung der Stadtmauer und musterte das bewaffnete Heer mit Geringschätzung. "Was ist euer Begehr?" fragte er den Fürsten der Fürsten. Da erhob Hermil Tashrany die Stimme und sprach: "Die Götter haben mich gesandt, Hannai wieder auf den Wahren Weg zurückzuführen. Also werde ich mit meinen Kriegern durch dieses Tor marschieren, geradewegs zum Palast Eures Königs, und ihm im Namen der Götter befehlen, den Goldenen Thron für mich zu räumen." Als der Wächter die Worte des Fürsten der Fürsten hörte, lachte er nur laut und ließ das Tor verschlossen. Dann rief er nach den anderen Wächtern der Stadt, damit sie die Oshey-Krieger in die Wüste zurücktrieben. Mit Pfeilen und Steinen zielten die Wächter von der Mauer herab, doch kein einziges Geschoß traf sein Ziel, auf wundersame Weise wurden alle fehlgelenkt. Jeder Pfeil der Oshey jedoch bohrte sich durch ein sündiges Herz. Am Abend aber zog Hermil Tashrany sich zurück, damit seine Krieger in der Nacht neue Kräfte schöpften, dann dankte er den Göttern für ihren Beistand, legte sich nieder und schlief. Am Morgen des zweiten Tages begab sich Hermil Tashrany erneut vor das Zypressentor und wieder verlangte er im Namen der Götter Einlaß, doch statt des Gelächters des Torwächters war es diesmal ein auf sein Herz gezielter Pfeil, der seinem Rufe antwortete. Und noch während der Pfeil durch die Luft flog, stürzte aus dem Himmel ein weißer Falke herab und ergriff den Pfeil mit seinen Fängen und schützte so das Leben des Fürsten der Fürsten. Dann schrie der Falke laut und der Kampf um die Stadt wurde fortgeführt. Am Abend jedoch zogen sich die Oshey erneut zurück und Hermil Tashrany dankte den Göttern für ihren hilfreichen Beistand. Dann legte er sich nieder und schlief. Am Morgen des dritten Tages trat Hermil Tashrany wieder vor das Zypressentor und verlangte mit lauter Stimme den Thron der Stadt. Da öffneten sich die Tore und heraus stürmten die Krieger der Stadt und ihren voran ihr König, Faron der Großartige. Da holte der Fürst der Fürsten das Herz Hannais hervor und stürmte dem König entgegen und sprach zu ihm, indem er ihm den flammenden Stein der Götter entgegenhielt: "Seht das Zeichen, das die Götter mir sandten, um die Goldene Stadt wieder auf den Wahren Weg zurückzuführen. Keiner meiner Krieger wird in diesem Kampf um die Stadt Schaden erleiden, denn die Götter schützen uns. Darum hört, was ich euch zu sagen habe: Wollt ihr euer Leben behalten, so zieht aus der Stadt und euch wird nichts geschehen. Wollt ihr mir den Thron Hannais jedoch nicht freiwillig überlassen, so werdet ihr sterben und alle eure Krieger mit euch." Als der König das Herz Hannais in den Händen des Oshey sah, da erbleichte er und seine Hände zitterten, und er gab seinen Kriegern ein Zeichen, die Waffen sinken zu lassen. Dann sagte er: "Geh in die Stadt Hermil Tashrany, sie gehört dir. Doch laß auch meine Weiber und meine Kinder mit mir ziehen und meine Getreuen, damit ich nicht allein in die Verbannung gehen muß." Da versprach Hermil Tashrany ihm, seine Wünsche zu erfüllen und zog mit seinen fünfhundert Kriegern in die Stadt ein, um ihren Goldenen Thron zu besteigen. So steht es im Buch der Stadt geschrieben, mit goldener Tinte und reicher Zier, zum Ruhme der Götter und des ersten Königs aus dem Geschlecht der Tashrany, Hermil Tashrany, dem Falken der Wüste. * * * Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)