Feelings von writer ================================================================================ Prolog: Immer noch ------------------ Die kalten Tage waren wohl nun endgültig vorbei. Es wurde nun wirklich Frühling. Die letzte Woche über war die Luft - vor allem früh morgens und spät abends - noch von Kälte durchzogen gewesen. Doch heute Abend war es mild. "Bis Morgen!", rief Sakura über die Schulter und zog das Haarband aus ihren Haaren. Das war jedes Mal die letzte Handlung, bevor sie Konohas Krankenhaus nach einem - meist langen - Arbeitstag verließ. Meistens sogar als Letzte. Aber heute war Tsunade noch da. Sie schien noch immer in irgendwelche Unterlagen vertieft und brummte irgendetwas Unverständliches als Antwort. Ein Lächeln huschte über Sakuras Lippen und sie zog die Tür zum Labor hinter sich zu. Feierabend für heute. Ihre Beine trugen sie beinahe von selbst durch die Flure des Krankenhauses. Sie war müde von dem langen Tag. Vielleicht hatte Shizune recht. Vielleicht überarbeitete sie sich ein wenig. Ino hatte sie letzte Woche auch schon darauf angesprochen. 'Es gibt doch nichtmal etwas Dringendes zu tun!', hatte sie zu ihr gesagt. 'Deine Arbeit läuft dir nicht weg! Denk doch mal ein bisschen an dich und tu dir selbst etwas Gutes!' Da hatte Ino natürlich recht. Sakura fand ihre Arbeit wichtig. Aber der Krieg war vorbei, es gab nicht überdurchschnittlich viele Kranke und Verletzte, die Kapazitäten reichten problemlos aus und sie hatten sogar Zeit sich der Forschung zu widmen, um ihre medizinischen Kenntnisse und Techniken zu verbessern. Und doch... Sakura wollte sich dennoch jeden Tag wieder mit Eifer in die Arbeit stürzen. Zumindest ging dann die Zeit schnell rum. Ino hatte ihr geraten, dass sie aufhören sollte zu warten. Sakura wusste, dass Ino es nur gut mit ihr meinte. Und natürlich hatte sie auch in diesem Punkt recht. Es wäre zweifellos gut für sie, wenn sie aufhören würde zu warten. Sakura seufzte, während sie die Stufen der großen Treppe am Eingang hinunterstieg. Aufhören zu warten... das war wirklich leichter gesagt als getan. Fast wünschte sie sich selbst, dass sie dazu in der Lage wäre. Ino schien es irgendwie geschafft zu haben. Sakura glaube, dass sie es tatsächlich hinter sich gelassen hatte. Aber Sakura schaffte das einfach nicht. Sie konnte es nicht. 'Tja, besonders viel Mühe gibst du dir ja auch nicht gerade', sagte sie sich in Gedanken selbst, während sie den Weg einschlug, den sie jeden Abend nahm, wenn sie nach Hause ging. Den Weg, der eigentlich ein ziemlicher Umweg war. 'Wenn du es hinter dir lassen wollen würdest, dann solltest du vielleicht zumindest damit aufhören!', schalt sie sich selbst in Gedanken. Aber sie wusste, dass sie es nicht tun würde. Ihr Beine trugen sie fast automatisch dort hin und sie fühlte sich viel zu müde, um die Disziplin in sich zusammenzusuchen, die es erfordert hätte, umzudrehen. Wie jeden Abend war sie froh, dass es schon dunkel wurde und nicht mehr allzu viele Leute auf den Straßen unterwegs waren. Konoah hatte sich nach dem Krieg gut erholt und tagsüber waren die Straßen voll und lebhaft und Sakura freute sich darüber. Doch obwohl sie es nicht unbedingt verheimlichte, war es ihr im Grunde lieber ihr Ziel im Dunkeln zu erreichen, wenn sie ihre Ruhe hatte und niemand sie groß beachtete. Es war ihr einfach ein bisschen peinlich. Und außerdem wollte sie diesen Moment für sich. Dadurch bekam es etwas Bedeutungsvolles und Meditatives. Sie kam jetzt in die Nähe des Viertels und nun begegnete ihr niemand mehr. Hier war es wie ausgestorben. Und sie war froh darüber. Es hatte im Dorf Bestrebungen gegeben das Viertel abzureißen und neu aufzubauen. Durch Pains Angriff damals war ohnehin einiges kaputt gegangen und nur die Hälfte der Häuser standen noch. Aber Naruto und Kakashi hatten es - sehr zu Sakuras Erleichterung - nicht zugelassen. Daher war hier immer noch alles unberührt. Man konnte es eine Verschwendung von Platz und Wohnraum nennen. Aber es gehörte alles ihm. Sie hatten kein Recht einfach zu entscheiden, dass alles abgerissen oder umfunktioniert werden sollte. Ihr war klar, dass sie in diesem Punkt ziemlich parteiisch war und nicht rational urteilte. Trotzdem, er war der Erbe und das war auch rein rechtlich so. Und solange Kakashi in seiner Funktion als Hokage nicht anders entschied, würde es auch dabei bleiben. Sakura war nun am Eingang des Viertels angekommen. Nun war es richtig dunkel. Heute konnte sie kaum noch das rot-weiße Logo auf den Steinsäulen erkennen. Wie jeden Abend stand sie einen Moment da und blickte auf das Symbol der Uchiha. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht, ohne, dass sie wirklich etwas dagegen tun konnte. Sie dachte daran, wie es auf seinem Rücken ausgesehen hatte. Oh wie sie diesen Anblick doch vermisse. Und wie jeden Abend fragte sie sich, was er wohl gerade tat. Ging es ihm gut? Sie hoffte es so sehr. Klar, er war stark. So stark wie Naruto. Sie beide waren unmenschlich stark. Wahrscheinlich konnte niemand ihm etwas tun. Also standen die Chancen gut, dass er wohlauf war. Aber genau wusste sie es nicht. Sie hätte alles gegeben für ein Lebenszeichen. Aber seit er vor sieben Monaten und drei Tagen zu seiner Reise aufgebrochen war und sie ihn mit Kakashi am Tor verabschiedet hatte, hatten sie alle nichts mehr von ihm gehört. 'Vielleicht das nächste Mal', klangen wieder seine Worte in ihrem Kopf. Das hatte er gesagt, als sie all ihren Mut zusammen genommen und ihn gefragt hatte, ob sie ihn begleiten dürfte. Aber er hatte abgelehnt. Er hatte gesagt, er wolle Buße tun und vor allem herausfinden, wie ihm die Welt nun erscheine. Sakura verstand das. Sie verstand, dass er diese Reise wahrscheinlich für sich brauchte. Und doch wünschte sie sich sehnlichst, dass er nicht gegangen und hiergeblieben wäre. Hier, wo sie, Naruto und Kakashi nach ihm hätten sehen können. Hier hätte er doch Freunde gehabt. Wieso nur? Wieso wollte er immer alleine sein? Jedenfalls, dadurch, dass er diese Worte zu ihr gesagt hatte, wurde es absolut unmöglich für sie, nicht zu warten und zu hoffen. Doch auch wenn er das nicht gesagt hätte, wäre sie wohl doch nicht in der Lage ihn zu vergessen. Es war einfach schlichtweg hoffnungslos. Sakura wandte ihren Blick von dem Logo des Uchiha Clans ab und blickte hinauf in den dunklen Himmel. Ein paar Wolkensteifen durchzogen das Schwarz der Nacht und ein paar Sternen funkelten. Es war still. In der Ferne hörte sie leise Geräusche und lachende Stimmen. Dann hörte sie etwas anderes. "Sakura." Sie spürte wie ihr Herz aussetzte. In ihrem Magen entstand ein ganz merkwürdiges Gefühl, es war beinahe unerträglich intensiv. Sie versuchte oft sich seine Stimme in Erinnerung zu rufen. Aber sie wirklich zu hören, war etwas völlig anderes. Sie brauchte all ihre Kraft, um nicht einfach erstarrt stehen zu bleiben. Aber sie musste sichergehen. Sichergehen, dass ihre Fantasie ihr nicht gerade einen Streich gespielt hatte. Sie musste sich umdrehen. Und das tat sie auch. Langsam. Doch es war Realität. Ihre Fantasie hatte nichts damit zu tun. Er war zurück. Kapitel 1: Unverändert ---------------------- 'Sag etwas!', dachte sie wütend an sich selbst gerichtet, weil sie einfach nur dastand und ihn ansah. Ihr Herz schlug wieder, nun allerdings viel zu schnell. Und das unerträglich aufgewühlte Gefühl in ihrem Bauch wurde eher schlimmer als besser. In den paar Sekunden, im denen sie ihn nur anblickte, versuchte sie alles, was die sah, in sich aufzunehmen. Er war so groß mittlerweile. Früher, als sie noch jung gewesen waren, bevor das alles passiert war, da waren sie gleich groß gewesen. Selbstverständlich war das nun schon lange her. Doch dann war er gegangen. Er war nun schon lange Zeit viel größer als sie. Aber sie hatte kaum Zeit mit ihm verbracht, seit das so gewesen war. Sie hatte ihn kaum gesehen. Und wenn, dann war wirklich keine Zeit gewesen, sich über solche Dinge Gedanken zu machen. Und nach dem Krieg war er fast sofort aufgebrochen. Er war nur ein paar Tage geblieben. Manchmal vergaß sie beinahe, dass er nun ein erwachsener Mann war. So wie sie nun eine erwachsene Frau von zwanzig Jahren war. Seiner Schönheit hatte das Erwachsenwerden jedenfalls keinen Abbuch getan. Er sah besser aus denn je. Markanter. Seine Züge waren schärfer und hatten das jungenhafte schon seit einer Weile gänzlich verloren. "Sasuke!", brachte sie endlich hervor und sie registrierte erleichtert, dass sie einigermaßen lässig und bestenfalls ziemlich überrascht klang. "Du bist zurück!" Sie machte eher unwillkürlich einen Schritt auf ihn zu und blieb dann etwas hilflos gleich wieder stehen. "Ja." Eine Windböe zog an ihnen vorbei. Sie hoffte, dass die leichte Gänsehaut, sie der Klang seiner Stimme auf ihrer Haut auslöste, vielleicht auch auf den Wind geschoben werden konnte. "Seit wann?", fragte sie. Sie war total überrumpelt. "Geht es dir gut?", fragte sie sogleich noch hinterher. So oft hatte sie sich diesen Moment herbeigesehnt und doch war sie kein bisschen darauf vorbereitet. Es war so lächerlich. Sie war ihren Gefühlen für ihn nach wie vor vollkommen ausgeliefert. "Ich bin gerade angekommen und mir geht es gut", sagte Sasuke sachlich. Genauso wie er auch 'Sakura' gesagt hatte. Ohne Emotion. Als würde er eine vollkommen sachliche Aussage machen. "Tut mir leid", setzte Sakura mit einem verlegenen Lachen an, "ich bin ziemlich überrascht dich zu sehen, ich hatte nicht damit gerechnet, dass-" Sie brach verlegen ab. Sie hatte das Gefühl gehabt ihre Unbeholfenheit erklären zu müssen, aber das fühlte sich auch nicht besser an. Warum verdammt nochmal konnte sie nicht einfach total abgeklärt, cool und lässig sein? Das war so peinlich! "Wie geht es dir? Und Naruto und Kakashi?", fragte Sasuke, nach wie vor, ohne, dass sie irgendwelche Emotionen heraushören konnte. "Gut!", beeilte sie sich zu antworten. "Uns geht es allen gut!" "Das freut mich." Was sollte sie nun tun und sagen? Er stand einfach nur da und sah sie an. Und sie sah ihn an. Schließlich fragte sie einfach, was ihr in den Kopf kam. Sie ärgerte sich, als sie wahrnahm, dass ihre Stimme ein wenig leise und unsicher klang. "Was hast du jetzt vor?" Doch ob er nun vorgehabt hatte darauf zu antworten oder nicht - er kam nicht dazu. Denn einen Moment später landete Naruto auf der Mauer neben ihnen. "Sasuke!", rief er und man hörte seine Freude nur allzu deutlich heraus. Er sprang von der Mauer zu ihnen auf die Straße. Er breitete mit einem ansteckenden Strahlen die Arme aus. "Willkommen zurück!" Ein kaum merkliches Lächeln huschte kurz über Sasukes Gesicht. "Hallo Naruto." Sakura glaubte einen feinen Hauch von Freude und Belustigung in seiner Tonlage zu erkennen. Und obwohl sie sich selbst dafür verachtete, verspürte sie doch ein wenig Eifersucht, weil Naruto in Sasuke Emotionen auslösen konnte. Naruto steckte grinsend die Hände in die Taschen seiner orangenen Hose. "Du hast dein Chakra meisterhaft unterdrückt, aber ich war mir doch fast sicher, dass du es bist!", sagte Naruto, immer noch breit grinsend. "Ich habe damit gerechnet, dass du mich bemerken würdest", sagte Sasuke. Nun klang er eindeutig ein wenig belustigt. "Tja, Kurama und meinen Fähigkeiten sei Dank!", lachte Naruto. Dann sah er zu Sakura. "Hast du ihn etwa auch bemerkt?" Sakura schüttelte den Kopf. "Nein, unser Treffen war Zufall." Auch wenn sie selbst großartige Fähigkeiten entwickelt hatte. Naruto und Sasuke spielten mittlerweile in einer völlig anderen Liga als andere Menschen. Sie sah wie Narutos Augen kurz hinüber zu den Steinsäulen mit dem Symbol des Uchiha Clans huschten und sie wusste, dass er wusste, dass sie hier mal wieder alten Erinnerungen nachgegangen hatte. Das war so verdammt peinlich. "Tja, Schicksal würde ich sagen!", gab Naruto dankenswerterweise von sich und lachte. "Vielleicht sollte es so sein, dass wir drei uns zuerst treffen!" "Ja", sagte Sakura lächelnd. Naruto war wirklich großartig! "Tss", gab Sasuke von sich. Sakura glaubte immer noch leichte Belustigung bei ihm zu erkennen. Es wärmte ihr Herz, ihn so zu sehen. Nach allem, was- Sie brach den Gedanken rasch ab, weil es sie traurig machte. Und gerade wollte sie nicht traurig sein. Es war egal, dass es Naruto war, der Sasuke positive Gefühle entlocken konnte und nicht sie. Ja, sie war eifersüchtig. Aber vor allem anderen wollte sie, dass es Sasuke gut ging. Und das schien gerade der Fall zu sein. Also war auch sie glücklich. "Und jetzt?", fragte Naruto an Sasuke gewandt. "Bleibst du?" Sasuke schwieg einen Moment, bevor er antwortete. "Mal sehen", sagte er schließlich. "Ich nehme an, dass ich das nicht ganz alleine entscheiden kann. Ich werde morgen früh zu Kakashi gehen und ihm bescheid geben, dass ich hier bin. Ich bin heute Nacht nicht durch das Stadttor gekommen. Ich bin müde und wollte kein Aufsehen mehr erregen, weil es spät ist. Im Grunde genommen bin ich also illegal eingedrungen." Naruto musterte ihn nachdenklich. Und Sakura hatte keine Ahnung, was sie fühlen sollte. Was er sagte war wahr. Aber sie wollte einfach nur, dass er bleiben würde. Oder dass er sie doch wenigstens mitnehmen würde, wenn er wieder ging. Und sie wusste, dass wahrscheinlich beides nicht in Erfüllung gehen würde. "Wolltest du dort schlafen?", fragte sie bloß und nickte zu dem Eingang des alten, halb verfallen Viertels seines Clans hinüber. "Ja." Sie öffnete den Mund. Dort musste es doch schlechte Erinnerungen für ihn geben. Und außerdem war dort sicher alles mit einer dicken Staubschicht bedeckt, auch alles, was nicht in Trümmern lag. Doch sie schloss den Mund wieder. Das wusste er sicher selbst. Aber es war sein Besitz und sein Grundstück. Und er hatte vermutlich ohnehin gerade unzählige Nächte unter freiem Himmel hinter sich und war nicht besonders empfindlich. "Es wird gehen", sagte Sasuke, weil auch Naruto skeptisch zum Eingang des alten Viertels gesehen hatte. "Dort habe ich immerhin ein Recht mich aufzuhalten." Bei Sasukes Worten zuckte Naruto mit den Schultern. "Wie du willst." Sakura musterte ihn wieder und jetzt wo sie ihren ersten Schock einigermaßen verwunden hatte, fand sie, dass er tatsächlich sehr müde aussah. "Ich brauche Schlaf", sagte Sasuke in diesem Moment. "Alles klar, reden wir morgen weiter, wenn du bei Kakashi warst!", sagte Naruto. "Und wehe du verschwindest einfach! Dir ist klar, dass du das nicht bringen kannst, oder?" Sasuke nickte ernst. "Ich melde mich morgen bei euch." Er sah sie beide kurz noch einmal an, dann ging er an Sakura vorbei und sie sahen ihm nach, wie er in der Dunkelheit seines alten Zuhauses verschwand. "Ob er wohl wirklich in sein altes Haus zurückkehren wird?", fragte sie ein wenig traurig. Naruto vergrub seine Hände tiefer in den Taschen und sah etwas betreten in die Dunkelheit hinein, in die Sasuke verschwunden war. Sie schwiegen beide. "Komm", sagte Naruto schließlich zu ihr. "Ich bringe dich noch nach Hause." "Danke", sagte sie mit einem Lächeln. Sie wandten sich zum Gehen. Sie wusste, dass er das nicht tat, weil sie nicht selbst auf sich aufpassen konnte. Dazu war sie - wie ihnen beiden sehr wohl klar war - absolut in der Lage. Sie waren eben Freude. Jeder hatte seinen Alltag, aber sie sahen sich dennoch regelmäßig. "Komisch ihn zu sehen", sagte Naruto schließlich. "Also natürlich freue ich mich, es ist nur-" "Ja, schon klar." Sie wusste genau was er meinte, auch ohne, dass er es erklärte. Sie hatten eigentlich mehr Zeit ohne ihn verbracht, als mit ihm. Und es war total merkwürdig ihn einerseits gut zu kennen und andererseits so vieles nicht zu wissen. Über ihn, darüber was er alles erlebt hatte, wie er seine Zeit verbracht hatte und darüber, wie er sich verändert hatte, seit sie Team 7 gewesen waren. All das wussten sie nur so ungefähr. "Wie fühlt es sich für dich an?", fragte Sakura Naruto und sie wusste, dass er die Frage richtig verstehen würde. Dass er verstehen würde, dass sie wissen wollte, wie er sich in Sasukes Nähe fühlte. Denn obwohl alles gut ausgegangen war, hatte Naruto mit ihm kämpfen müssen. Mehrmals. Und um Leben und Tod. Sasuke hatte Naruto töten wollen. Und sie auch. Zwar war das vorbei, aber zu leugnen, dass es stattgefunden hatte, war unmöglich. Auch wenn sie immer alles tat, um es zu verdrängen. Mit aller Macht. Naruto zuckte bloß mit einem etwas müden Lächeln die Schultern. "Ist okay, denke ich", sagte er. "Es wäre schön, wenn wir ein bisschen Zeit zusammen hätten, wir drei, vielleicht mit Kakashi, meine ich. Ich denke ein paar mehr neue und positive Erinnerungen mit ihm wären für alle gut." Sakura nickte. Da hatte er recht. Aber Naruto war damit sehr nah an ein Thema herangekommen, wegen dem sie sich alle sorgten, vermutlich auch Sasuke, nach dem, was er eben von sich gegeben hatte. Doch es war sinnlos sich vor morgen damit zu beschäftigen. Sasuke hatte recht. Erst musste er mit Kakashi sprechen. Das war am logischsten. Sie waren vor dem Haus angekommen, in dem Sakura vor einem Jahr eine Wohnung bezogen hatte. Nach dem Krieg hatte sie das Haus ihrer Elten schließlich verlassen. Sie hatte sich einfach danach gefühlt. Dennoch besuchte sie ihre Eltern oft. Ihr war durchaus bewusst, dass sie ein wunderbares Privileg hatten. Nicht alle Familien waren ohne Verluste aus diesem Krieg hervorgegangen und auch sie hatte ihren Onkel verloren. Naruto blieb stehen und sie zog ihren Türschlüssel hervor. Er warf ihr einen kurzen Seitenblick zu und sah dann auf seine Schuhe, während er sprach. "Wie ist es jetzt für dich, also-" "Wie immer", unterbrach Sakura ihn rasch. Naruto hob doch den Blick und sah sie an. "Es muss irgendwie weiter gehen", sagte er schließlich. Sakura lächelte matt. "Ja", sagte sie sehr leise. "Das wünsche ich mir sehr Naruto. Für dich. Für mich ist es hoffnungslos." "Du hättest viele andere Optionen." "Ich weiß. Aber ich kann nichts dagegen tun." Er musterte sie bloß und sie fühlte sich wie immer schlecht. Dadurch, dass sie Sasuke liebte und diese Gefühle nicht erwidert wurde, war nicht nur sie unglücklich. Auch Naruto hatte immer unter ihren Gefühlen gelitten. Und dennoch hatte er so viel für sie und Sasuke getan. Übermenschlich viel. Das Leben war einfach nicht fair. Es war schrecklich grausam. Gerne hätte sie ihn wieder daran erinnert, dass es da jemanden für ihn gab. Jemanden, der mindestens genauso starke Gefühle für ihn hatte, wie sie für Sasuke. Bei dem Gedanken an Hinata fühlte Sakura sich promt noch schlechter. Auch sie litt darunter. "Es ist, wie es ist", sagte Naruto mit einem hilflosen Lachen und breitete halb schulterzuckend die Arme aus. "Ja", sagte Sakura mit einem ebenso hilflosen Lächeln. Naruto gab ihr einen leichten Klaps gegen die Schulter und wandte sich zum Gehen. "Schlaf gut Sakura", sagte er. Und sie sah ihm nach, wie er davonging, bevor sie die Stufen zu ihrer Wohnung hinaufstieg. Und nicht zum ersten Mal verfluchte sie ihre Gefühle. Naruto war fantastisch. Treu, stark, er hatte sie so oft gerettet. Er war ein Held. Alle liebten ihn. Und er hatte immer Gefühle für sie gehabt, obwohl sie das überhaupt nicht verdient hatte. Obwohl sie ihn früher oft total schlecht behandelt hatte. Immer wenn sie daran zurückdachte, schämte sie sich in Grund und Boden. "Scheiße!", sagte sie laut in ihre dunkle, leere Wohnung und pfefferte wütend ihre Tasche auf das Sofa. Die Tasche federte leicht auf dem Polster und fiel auf den Boden. Sie ließ sie liegen. Dann kehrten ihre Gedanken wieder zu ihm zurück. Sie konnte nichts dagegen tun. Und wollte es auch nicht. Sie aß, sie duschte, sie legte sich ins Bett. Und dabei dachte sie die ganze Zeit an ihn. Sie rollte sich auf die Seite und sah in dem Himmel hinter ihrem Fenster. Der Mond war voll und hell. Sie brauchte sich keinen Illusionen hinzugeben. Sie würde heute Nacht nicht schlafen können. Sie war eine fähige, selbstbewusste, starke junge Frau. Sie wurde respektiert, geliebt und hatte wunderbare Freunde. Aber was Sasuke Uchiha anging, war sie noch immer dieses dumme kleine Mädchen, das sie früher gewesen war. Das verliebte kleine Mädchen, dass jemandem hinterherrannte, der wirklich alles andere als gut für sie war. Aber es war, wie es war. Kapitel 2: Pläne ---------------- Am Ende hatte Sakura doch zumindest drei Stunden Schlaf bekommen. Besser als nichts, aber trotzdem fühlte sie sich vollkommen erledigt. Sie ging dennoch zur Arbeit. Sogar früher als notwendig. Super. Jetzt blieb sie nicht nur länger als notwendig sondern fing auch früher als notwendig an. Aber was hätte sie sonst tun sollen? Vor Kakashis Büro warten bis Sasuke auftauchte, damit sie ihn anschmachten konnte? Das wäre demütigend. Ihre Mutter oder Ino besuchen und ihnen von Saskues Rückkehr erzählen, nur um dann wegen ihrer unerwiderten Gefühle bemitleidet zu werden? Das wäre ebenfalls demütigend. Also hatte sie sich entschieden ihre übliche Bewältigungsstrategie zu nutzen und ihre Gefühle mit Arbeit zu betäuben. Trotzdem fragte sie sich die ganze Zeit, was er tat. Was nun weiter passieren würde. Ob er bleiben würde. Was er wohl dachte. Was er wohl über sie dachte. Ob er überhaupt an sie dachte. Ob er manchmal an Frauen im Allgemeinen dachte. Ob er schon einmal die Nacht mit einer Frau verbracht hatte. Wie es gewesen war. Wer es gewesen war. Was er über diese Frau namens Karin dachte. Und - 'STOPP!', ermahnte sie ich in Gedanken selbst so vehement wie sie konnte. Sie drehte sich im Kreis. Was sie fühlte war doch schon beinahe Besessenheit! Sie war vollkommen durchgeknallt. Bloß blieb es leider dabei, dass sie einfach nichts gegen ihre Gefühle für ihn tun konnte. "Irgendwann wirst du deswegen noch wahnsinnig werden Sakura", sagte sie leise zu sich selbst und lächelte gleich darauf bitter. Offenbar fing es bereits an. Sie führte schon Selbstgespräche. Sakura legte den Bericht beiseite, den sie in der Hand hatte - sie konnte sich ja ohnehin nicht auf ihn konzentrieren - und ließ ihren Kopf seufzend auf ihren Schreibtisch sinken. Sie vergrub ihr Gesicht in ihren Armen. Sie brauchte Schlaf. Sie war ohnehin nicht in der besten Verfassung. Schon seit langem. Und der Schlafmangel brachte das Fass nun gewissermaßen zum Überlaufen. Trotzdem schaffte sie es sich in den nächsten Stunden verantwortungsvoll um zwei ihrer Partienten zu kümmern und ihre anderen Aufgaben im Labor zu erledigen. Sie nahm sich bewusst nichts allzu Schwieriges vor, damit sie keinen schwerwiegenden Fehler machen konnte. Zum Glück waren Tsunade und Shizune sehr nachsichtig mit ihr. Sie wussten von Sakuras Gefühlen. So wie leider irgendwie jeder. Es lies sich schlecht verheimlichen. Und es hatte sich auch herumgesprochen, weil sie immer alle Einladungen zu einem Date ablehnte. Jedenfalls hatte Sai offenbar bei Kakashi Sasuke getroffen und Ino war zu ihr ins Krankenhaus gestürmt, um die Neuigkeiten von seiner Rückkehr zu überbringen - um dann enttäuscht festzustellen, dass Sakura sie schon kannte - und weil dabei sowohl Tsunade als auch Shizune mitbekommen hatten, was los war, wurde sie nun sehr umsichtig und beinahe mitleidig behandelt. Das war auch demütigend. "Ich verstehe dich wirklich nicht!", hatte Tsunade ihr bestimmt schon zum insgesamt zwanzigsten Mal in den letzten Monaten gesagt. "Du bist so jung und talentiert und schön, wieso wirfst du dein Leben für den Uchiha weg? Du könntest Spaß haben und glücklich sein! Endlich haben wir Frieden! Geh aus und genieße deine Zeit! Verdammt nochmal Sakura! Er ist ein gerade so begnadigter Verbrecher, der dich getötet hätte, wenn Naruto es nicht verhindert hätte! Ich würde es ja verstehen, wenn da zwischen euch wirklich Liebe gewesen wäre, die du verloren hättest und der du nun nachtrauerst! Aber da war nie etwas! Das ist alles nur in deinem Kopf! Und dann macht er dir auch noch Hoffnung indem er dir vage Dinge in Aussicht stellt und lässt anschließend sieben Monate nichts von sich hören! Das ist Wahnsinn Sakura!" Tja, so war sie. Tsunade. Immer gerade heraus. Erbarmungslos. Wie eine Naturgewalt. Leider hatte sie meistens recht, selbst wenn es absolut unangenehm war, zu hören, wie sie es einem entgegenbrachte. Sakura fand ja, dass sie alle recht hatten. Aber wie? Wie sollte sie denn von ihm loskommen? Ino hatte es geschafft, indem sie sich in Sai verliebt hatte. Aber es kam Sakura falsch vor irgendjemanden zu daten, nur aus der vagen Hoffnung heraus über ihn hinwegzukommen. Das war nicht fair. Dann hätte sie das Gefühl denjenigen bloß zu benutzen und am Ende sogar zu verletzen. Und dann war da schließlich noch Naruto. Irgendwie hatte er akzeptiert, dass sie nur Freunde waren, dass sie seine Gefühle wegen Sasuke nie würde erwidern können. Aber wenn sie nun nur aus Spaß jemand anderen daten würde, dann wäre das wie ein Schlag ins Gesicht für ihn. Und Naruto selbst war natürlich keine Option. Er war ihr zu wichtig. Er war ihr bester Freund. Sie konnte ihn unmöglich benutzen, nur um sich besser zu fühlen. Zumal sie ja ohnehin hoffte, dass er verstehen würde, dass Hinata die Richtige für ihn war. Sakura seufzte wieder. Heute machte sie es sich wirklich besonders schwer! Dieser verfluchte Schlafmangel! Einen Moment später schrak sie zusammen, als die Tür hinter ihr geöffnet wurde und als sie sich umdrehte stand Kakashi vor ihr. Sofort fing ihr Herz an schneller zu schlagen. Ob er ihr etwas in Bezug auf Sasuke mitteilen würde? "Hallo Sensei Kakashi!", sagte sie erfreut und war glücklicherweise erfolgreich in dem Versuch ganz wie immer zu klingen. "Suchen Sie mich?" Kakashi verschränkte die Arme und lehnte sich in den Türrahmen, um sie zu betrachten. Sie konnte erkennen, dass er unter seiner Maske leicht lächelte. "Hallo Sakura. Ja. Ich wollte sehen, wie es dir geht. Du weißt es ja schon, er hat mir erzählt, dass er dich gestern Abend getroffen hat. Und auch wo." Sakura spürte, wie ihr ein wenig Hitze in die Wangen stieg. Peinlich. Kakashi betrachtete sie einen Moment nachdenklich. Und das fühlte sich auch schon wieder demütigend an. Sakura lächelte verlegen. "Danke, ich komme schon zurecht." "Ich lade euch zum Mittagessen ein", sagte Kakashi. "Naruto und Sasuke warten draußen. Kommst du mit?" "Oh!", sagte Sakura erfeut. Sie hatte Lust darauf. Ganz zu schweigen davon, dass sie dann Zeit mit Sasuke würde verbringen können, ohne, dass es merkwürdig war. Und vielleicht konnte sie endlich in Erfahrung bringen, was er nun vorhatte. Also beeilte sie sich ihren Arztkittel auszuziehen, ihr Haargummi zu entfernen und ihr Büro hinter ihnen abzuschließen. "Wird er bleiben?", fragte sie schließlich doch, als sie neben dem Hokage durch die Gänge in Richtung Ausgang ging. "Hmm", machte Kakashi und warf ihr von der Seite einen kurzen Blick zu. "Ich denke nicht." "Ich verstehe", sagte Sakura tapfer. Ihr Magen fühlte sich plötzlich gar nicht gut an und ihr wurde sogar für ein paar Sekunden schwindelig. Aber vielleicht würde sie gleich schlauer sein. Sicher würden sie gleich zusammen darüber sprechen. Es war seltsam Naruto und Sasuke zusammen vor dem Krankenhaus stehen und auf sie warten zu sehen. Es war fast wie früher, als sie noch Team 7 gewesen waren. Nur, dass sie nun alle erwachsen waren. Naruto grinste ihnen entgegen, aber er war nicht mehr so albern und auch nicht mehr so laut und aufgedreht wie früher. Sasuke wirkte wie immer einfach cool. Von der leichten und manchmal auch offensichtlichen Genervtheit, die er früher oft ausgestrahlt hatte, war jedoch nichts mehr zu sehen. Er wirkte ruhig. Aber noch unnahbarer als früher. Und auch sie hatte sich verändert. Früher wäre sie wohl begeistert auf ihn zu gestürmt, um ihn zu begrüßen. Aber da war sie auch herausgewachsen. "Hallo", begrüßte sie die beiden bloß mit einem Lächeln, als sie mit Kakashi am Fuß der Treppe angekommen war. "Hi Sakura!", erwiderte Naruto gut gelaunt. "Hallo", sagte Sasuke ruhig. "Also dann, wohin wollt ihr?", fragte Kakashi. "Also wenn es auf Sie geht, dann bin ich für Barbecue!", grinste Naruto. "Weil das am teuersten ist?", fragte Sakura ihn empört. Naruto lachte und Kakashi fuhr sich mit einem Schmunzeln durch die Haare. "Gut", sagte er belustigt. "Dann also Barbecue! Da können wir auch ganz in Ruhe sitzen und uns unterhalten." "Auf geht's!", sagte Naruto und klatschte einmal motiviert in die Hände. "Ich weiß, wo wir hingehen!" Er machte auf dem Absatz kehrt und Kakashi folgte ihm bereitwillig, sodass sie nun neben Sasuke herging. "Hast du Schlaf bekommen?", fragte sie an ihn gewandt. "Ja." Er warf ihr einen Blick zu. Wahrscheinlich, weil sie selbst nicht gerade danach aussah. Aber er sagte nichts und sie liefen anschließend schweigend nebeneinander her und hörten zu, wie Naruto und Kakashi miteinander sprachen. Die beiden verbrachten aktuell sehr viel Zeit miteinander. Denn Naruto würde nach Kakashi Hokage werden und sowohl Kakashi, als auch seine Berater und manchmal sogar Tsunade versuchten Naruto bereits darauf vorzubereiten. Denn übermenschliche Stärke war eben nicht alles, was man als Hokage brauchte. Es gab viel, das man wissen und lernen musste und man musste einen Überblick über alles gewinnen, um in der Lage zu sein auch schwierige Entscheidungen bestmöglich treffen zu können. Sie sah noch einmal zu Sasuke hinüber. "Wie ist es für dich wieder hier zu sein?", fragte sie, weil sie es doch nicht lassen konnte. Er sah sie wieder kurz an, bevor er antwortete und sie fühlte sich nervös, während sie so neben ihm ging. "Es ist nostalgisch", sagte er bloß. Sie wusste nicht recht, was sie damit anfangen sollte, also verstummte sie wieder. Sasuke schwieg, bis sie bestellt hatten und am Tisch saßen. Und Sakura tat es ihm größtenteils gleich und war froh, sich jetzt damit beschäftigen zu können für alle Fleisch und Gemüse auf dem kleinen runden Grill auf ihrem Tisch zu braten. Sie tat es nicht, weil sie die Frau war, sondern weil die Höflichkeit gebot, dass sie das übernahm. Kakashi war schließlich der Hokage. Und Naruto war der Held des Dorfes. Und Sasuke...war eben Sasuke. Während sie eine Scheibe Zucchini wendete, dachte sie darüber nach, was sie für ein merkwürdiges Bild abgaben. Sie hatte es bereits auf dem Weg bemerkt. Alle waren ihnen respektvoll ausgewichen. Und auch im Restaurant hielten alle Abstand. Sie selbst genoss im Dorf ein hohes Ansehen. Aber heute war sie zudem mit dem Hokage unterwegs. Und mit Naruto, den alle in Konoha verehrten. Zurecht wie sie fand. Aber wo sie normalerweise freundlich und gut gelaunt angesprochen worden wären, waren heute bloß alle vor ihnen zurückgewichen, als ob sie Angst hätten. Und das hatten sie wahrscheinlich auch. Angst vor Sasuke. Er war offiziell begnadigt worden, direkt bevor er zu seiner Reise aufgebrochen war. Aber das lag nur daran, dass Naruto darauf bestanden hatte und niemand Naruto etwas abschlagen wollte. Und daran, dass Kakashi bereit gewesen war, die Verantwortung dafür zu übernehmen. Und Kakashi verließ sich hauptsächlich auf Narutos Wort, dass Sasuke nicht wieder zu einer Bedrohung werden würde. Doch das reichte den meisten Leuten nicht. Sie kannten Sasuke nicht, sie hatten keine Ahnung, was genau alles passiert war, was ihn dazu gebracht hatte zu tun, was er getan hatte. Sie sahen in Sasuke einfach jemanden, der unmenschlich stark war, der zum Nuke-Nin geworden war, der Danzo getötet hatte, als er übergangsweise Hokage war. Sie sahen jemanden, der Konoha hatte zerstören wollen und der einzig und alleine von Naruto in Schach gehalten werden konnte. Sakura konnte es den Leuten nicht wirklich verübeln, dass sie zurückwichen und tuschelten, wenn Sasuke vorbeiging. Nicht zuletzt, weil er ein Uchiha war. Dieser Clan schien in den Augen der meisten schlicht verflucht zu sein. Und nach allem was Mitglieder seines Clans, besonders Madara Uchiha getan hatten, konnte Sakura durchaus verstehen, dass die Leute auch Sasuke unberechenbar und unheimlich fanden. "Und, wen hast du alles schon getroffen, seit du wieder hier bist?", fragte Naruto gerade, lehnte sich mit einem Grinsen entspannt in seinem Sitz zurück und betrachtete Sasuke, der neben Kakashi und ihm gegenüber saß. "Shikamaru und den Typen, der mich in eurem Team ersetzt hat", antwortete Sasuke ihm. "Sai hieß er?" "Jep!", erwiderte Naruto und bedanke sich kurz bei ihr, als Sakura ein Stück fertig gebratenes Fleisch auf seinen Teller legte. "Er ist nun mit Ino zusammen." Sakura warf Sasuke rasch einen Blick zu. "Ah" sagte er neutral und bedankte sich ebenfalls mit einem kurzen Blick bei ihr, als sie ihm etwas auf den Teller legte. "Tja", grinste Naruto. "Nicht alle können auf immer und ewig in dich verliebt sein!" Sasuke schwieg einen Moment und sah noch einmal kurz zu ihr. Sie beschäftigte sich rasch wieder mit der Zucchini, als wäre sie völlig unbeteiligt. "Ich wollte nie, dass jemand in mich verliebt ist", sagte Sasuke ruhig. "Ich habe nie darum gebeten." "Nein", ging Kakashi entschieden dazwischen. "Das ist tatsächlich etwas, an dem du keine Schuld trägst." Er streckte die Hand nach der Grillzange aus und Sakura gab sie ihm nach kurzem Zögern. Das war nett von ihm. Sie hatte ziemlich Hunger und wenn er sich kümmerte, konnte sie ein paar Happen essen. "Aber damit wären wir beim Thema Schuld", fuhr Kakashi fort, während er nun einige frische Fleischstreifen auf der heißen Platte platzierte. "Ich habe eben gerade mit dem Ältestenrat gesprochen. Sie sind alle nach wie vor der Meinung, dass Sasuke eigentlich eine Strafe hätte bekommen müssen. Und sie haben viele Leute hinter sich. Auch Feudalherren, denen Sasuke zu unberechenbar vorkommt. Und auch aus den anderen Dörfern und Ländern kommen solche Stimmen. Hauptsächlich, weil das Machtgleichgewicht gestört ist. Schon wegen Naruto, aber wenn Sasuke auch wieder hier ist und für uns arbeitet, fühlen sich die anderen Länder bedroht. Sie hätten am liebsten, dass er für seine Vergehen hingerichtet wird." "Das ist idiotisch!", empörte sich Naruto sofort. "Sasuke hat eingesehen, dass er Fehler gemacht hat!" "Darum geht es nicht", sagte Sasuke ruhig und sachlich und Sakura hob wieder den Kopf, um ihn anzusehen. "Sie wollen sehen, dass ich zumindest eine Strafe akzeptiere, als Beweis dafür, dass ich unter Kontrolle bin. Dir sieht man deine Stärke nach Naruto, weil du für alle ein Held bist und du nie jemandem Anlass gegeben hast, daran zu zweifeln. Ich bin für beinahe alle eine Bedrohung." "Hm", machte Kakashi nachdenklich. "Du könntest natürlich versuchen dich unterzuordnen, aber selbst wenn du das wollen würdest, dann würde man dir es vermutlich nicht wirklich abkaufen. Oder man würde ständig versuchen dich zu manipulieren. Ich denke wir sollten uns lieber in Geduld üben, als etwas zu erzwingen oder jemandem etwas aufzuzwingen. Es wird einige Jahre dauern. Aber irgendwann wird man dir vielleicht wieder vertrauen. Zumindest hier in Konoha. Die anderen Länder und Dörfer sind natürlich nach wie vor ein Problem. Aber das Problem ist ohnehin da und größer und umfassender. Das hat nur bedingt mit dir zu tun und da ist eine Menge Fingerspitzengefühl gefragt. Niemand will noch einen Krieg. Aber es haben auch alle Angst vor einer erneuten Eskalation, aufgrund irgendwelcher unkontrollierbaren Geschehnisse und jeder ist nach den ganzen Ereignissen aufgewühlt." "Was wirst du also tun?", fragte Sakura und sah Sasuke ins Gesicht. Sie musste es jetzt einfach wissen. Diese Ungewissheit war unerträglich. Naruto und Kakashi sahen ihn ebenfalls an, aber er hielt Sakuras Blick stand. "Das hier ist trotz allem mein Zuhause", sagte Sasuke schließlich. "Itachi wollte es beschützen. Ihr wollt es beschützen. Ich möchte dabei helfen. Ich bin zurückgekommen, um Missionen für das Dorf zu übernehmen. Mir ist egal, was jemand über mich denkt. Aber man wird mir hier wohl keine Missionen anvertrauen. Zumindest keine wichtigen. Also hatten Kakashi und Naruto eine andere Idee." Sie schwiegen alle einen Moment und Sakura sah Kakashi wartend an. "Nun, ich hatte gehofft, dass du mit diesem Vorhaben zurückkommen würdest", gab Kakashi schließlich von sich. "Es gibt Missionen, die ich dir gerne anvertrauen würde. Ich habe mir das mit Naruto zusammen bereits gut überlegt." Sasuke nickte. Kakashi sah wieder kurz zu Sakura hinüber und sie wusste, dass er unsicher war, ob er ihr das zumuten konnte. Also übernahm sie das für ihn. Sie wollte nicht diejenige sein, die wegen ihrer albernen Gefühle alles ausbremste. Schon gar nicht wichtige Dinge. "Also wird Sasuke die meiste Zeit fort sein und alleine schwierige und geheime Missionen erledigen", sagte sie sachlich. "Das klingt vernünftig. Dann haben die Leute im Dorf nichts zu befürchten und nach und nach kann sich sein Ruf wieder verbessern. Alle profitieren davon. Sasuke, du kannst tun, was du für richtig hälst, ohne dich dem Rat und ihren Machtspielen oder den Feudalherren beugen zu müssen. Und Naruto und Kakashi, ihr habt die Unterstützung, die ihr braucht, bei dem, was ihr euch für die Zukunft des Dorfes und des Landes vorstellt. Richtig?" "Ja", sagte Kakashi. "Der Rat und die Politik wären außen vor, Sasuke würde quasi privat für mich arbeiten. Naruto und ich haben Pläne und es gibt immer Dinge, die getan werden müssen. Dinge, über die viel zu viel geredet wird, die aber letztendlich einfach ausgeführt werden müssen. Leise, ohne Umwege, ohne Korruption und ohne komplizierte Politik. Die Leute werden natürlich mitbekommen, dass Sasuke hier ein- und ausgehen wird, aber Naruto und ich haben genug Macht und Ansehen, um uns durchsetzen zu können. Niemand wird viel dagegen tun können. Doch natürlich müssen wir darauf achten, dass wir nicht die Bevölkerung gegen uns aufbringen. Wenn Leute Angst haben, werden sie schnell irrational. Doch langfristig werden alle davon profitieren und die kritischen Stimmen werden geringer werden. Und wenn Naruto schließlich Hokage wird, kann Sasuke ihm weiter unterstützend zur Seite stehen, offiziell oder inoffiziell. Das wird sich dann zeigen." "Das ist das Beste", sagte Sasuke und Sakura nickte. Das sah sie ein. "Gut. Dann wäre das geklärt", sagte Kakashi, wieder mit einem kurzen Blick zu ihr und Sakura hatte Eindruck, dass er erleichtert war, dass sie sich damit abzufinden schien. "Allerdings hätte ich direkt etwas für dich zu tun Sasuke", fügte er hinzu. "Jedenfalls, falls du bereit wärst, morgen schon wieder abzureisen." "Das ist kein Problem", antwortete Sasuke ruhig. Immerhin, so dachte Sakura, während sie auf einem Stück Fleisch herumkaute, würde sie ihn dann ab und zu vielleicht kurz zu sehen bekommen und sie würden wie jetzt vielleicht ab und zu alle zusammen etwas essen können. Das wäre schön. Sie genoss es alleine schon hier mit ihm zu sitzen. Ihn ansehen zu können. Und zu sehen, dass es ihm einigermaßen gut zu gehen schien. Dadurch ging es ihr gleich auch viel besser. Sie musste unwillkürlich lächeln. Dann fiel ihr auf, dass er sie angesehen hatte und rasch wandte sie ihren Blick ab. "Dann wäre da nur noch eine Sache", sagte Naruto und hob seinen rechten Arm. Den Arm, den sie für ihn mit Hilfe von Hashiramas Zellen wieder hergestellt hatten. "Ich finde", fuhr Naruto fort, "du solltest aufhören Buße tun zu wollen und deinen Arm auch wieder herstellen lassen. Du nützt allen mehr, wenn du bei voller Kraft bist. Niemandem ist geholfen, wenn du weiter darauf verzichtest." Alle sahen sie ihn und an und Sasuke schien zu überlegen. "Ich hatte eigentlich vor darauf zu verzichten", sagte er mit einem Blick zu Naruto. "Es geht auch so." "Ich stimme Naruto zu", mischte sich Kakashi ein. "Dieses Opfer von dir bringt niemandem was. Eher im Gegenteil." "Es ist auch eine Mahnung an mich selbst, ich möchte mich erinnern, was ich-" "Hör auf Mann!", unbrach Naruto ihn entschieden. "Seit wann jammerst du so rum? Wenn es dir leid tut, dann zeig das durch deine Handlungen und hilf uns!" Sie sahen ihn alle abwartend an und Sasuke fragte schließlich an Sakura gerichtet: "Geht das denn? Auch jetzt noch?" Sakura nickte. Sie fand auch, dass es es sich bloß unnötig schwer machte sich selbst zu verzeihen, wenn er auf diese Möglichkeit verzichtete. "Es ist alles vorbereitet, das wäre schnell zu erledigen", sagte sie. "Tsunade hat sogar eine Möglichkeit gefunden, dass Hashiramas Zellen sich in deine eigenen umwandeln. Wie du siehst, konnte Naruto seinen Verband abnehmen. Es ist nicht mehr nur ein Ersatzarm, es ist wirklich wieder voll und ganz sein eigener Arm mit seinen eigenen Zellen." Sasuke zögerte. Dann sah er zu Kakashi. "Ich dachte, ich soll morgen abreisen." "Das kriegen wir hin, wenn du erst morgen Abend gehst", sagte Sakura rasch. "Es ist nicht viel los momentan. Wir können die Operation theoretisch heute noch machen. Wir haben alles da und alles ist dafür bereit. Und mit unseren Techniken ist bis zu deiner Abreise morgen alles verheilt." Sie erwähnte nicht, dass sie selbst dafür gesorgt hatte, dass alles bereit war. Jederzeit. Das war das einzige gewesen, bei dem sie das Gefühl gehabt hatte, dass sie etwas für ihn tun könnte. Sie sahen ihn nach wie vor alle erwartungsvoll an, während er zu überlegen schien. "Na schön. Tun wir es." "Na geht doch!", sagte Naruto grinsend. "Hast dich ganz schön bitten lassen!" "Tss." Sakura musste lächeln. Es war fast alles wieder normal. Kapitel 3: Schmerzen -------------------- So richtig erfreut war Tsunade nicht gewesen, als Sakura ihr nach der Mittagspause eröffnete, dass Sasuke heute noch seinen Arm zurückbekommen sollte. Sie widersprach nicht, weil sie Kakashi als Hokage respektierte. Im Grunde hatte sie diesen Posten nie wirklich gewollt und sie war froh, sich wieder ganz der Medizin widmen zu können. Und obwohl ihr Äußeres täuschte, wurde auch sie älter und vielleicht, so dachte Sakura, fand Tsunade, dass die nächste Generation nun an der Reihe war. Sasuke schien sie da jedenfalls auszunehmen, sie schien ihm einen neuen Arm nicht zu gönnen. Aber vielleicht deutete Sakura ihren leicht säuerlichen Gesichtsausdruck auch falsch. Jedenfalls war Tsunade bereit die Operation persönlich durchzuführen und Sakura war froh darüber. Sie hatte schlicht die meiste Erfahrung. Sie hatte dieses Verfahren selbst entwickelt. Und vor allem war sie - im Gegensatz zu Sakura - ausgeschlafen. Sakura selbst wollte sich darauf konzentrieren gemeinsam mit Shizune zu assistieren. Außerdem, so dachte sie, würde sie es sich niemals verzeihen können, wenn sie ausgerechnet bei Sasuke aus Erschöpfung einen Fehler machen würde. Als er ankam schlug ihr Herz bei seinem Anblick direkt wieder ein bisschen höher und das bestätigte sie promt darin, dass es die richtige Entscheidung war es Tsunade zu überlassen. Sie war zu dolle emotional involviert. "Na dann!", sagte Tsunade in geschäftsmäßigem Tonfall, als sie ihn eintreten sah. "Fangen wir an! Oder hast du noch Fragen?" "Sakura hat mir heute Mittag alles erklärt", antwortete Sasuke ruhig. "Gut!", antwortete Tsunade. "Dann bitte einmal das Shirt ausziehen!" Sasuke tat es und ließ zu, dass sie sich seinen Arm genau ansah und ihn abtastete. Sakura versuchte an die bevorstehende Operation zu denken und nicht daran, dass Sasuke ohne Shirt zum niederknien aussah. Und sie versuchte auch nicht daran zu denken, dass sie gleich würde ertragen müssen, dass Blut fließen würde. Normalerweise machte ihr das nicht viel aus. Sie wusste, dass es nötig war, um ihre Patienten zu retten oder ihnen zu helfen. Bei Sasuke machte es ihr aber scheinbar plötzlich etwas aus. Sie fühlte sich nervös. Tsunade schien jedoch mit ihrer Untersuchung zufrieden. "Gut, das wird wie bei Naruto. Es wird funktionieren!" Sie klang zuversichtlich und das erleichtete Sakura. Sasuke ließ sich nicht anmerken, ob er nervös war. Zumindest nicht so, dass sie es hätte erkennen können. "Okay!", sagte Tsunade. "Fangen wir an. Leg dich bitte hier hin!", sagte sie befehlsgewohnt und Sasuke ging folgsam hinüber zu dem Operationstisch. Er setzte sich. "Ich bleibe sitzen", sagte er ruhig. "Und ich möchte es ohne Narkose machen", fügte er mit einem Blick zu den Betäubungsspritzen hinzu, die Shizune schon bereit liegen hatte. Es herrschte Stille. "Wie bitte?", fragte Tsunade schließlich mit einem Stirnrunzeln. Sakura wurde ein wenig übel. Sein Blut zu sehen würde ihr schon nicht gefallen. Aber zu wissen, dass er schreckliche Schmerzen haben würde, würde es auch schrecklich für sie machen. "Ich möchte keine Narkose", wiederholte Sasuke ruhig. "Und wenn das die Erfolgschancen nicht senkt, würde ich gerne sitzen bleiben." "Aber-", sagte Shizune gänzlich verwirrt. "Wieso?" Tsunade sagte nichts und musterte Sasuke prüfend. Sasuke wandte seinen Blick von ihr ab und sah Sakura an. Sein Blick war fest und entschlossen. Und er schien von ihr zu erwarten, dass sie dafür sorgte, dass es so gemacht werden würde, wie er es wollte. Sie glaube zu verstehen, warum er das wollte. Wahrscheinlich war es zum einen sein Stolz, weil er nicht betäubt und ausgeliefert hier vor ihnen liegen wollte. Und zum anderen hatte Kakashi eben erst gesagt, dass viele Leute nicht unglücklich wären, wenn Sasuke hingerichtet werden würde. Viele Leute hätten nichts dagegen ihn tot zu sehen. Und wahrscheinlich wollte er einfach nicht, dass ihm irgendein Mittel in den Körper gejagt werden würde, von dem er nicht absolut sicher sein konnte, dass es wirklich Betäubungsmittel war. Sakura glaubte, dass Sasuke nicht besonders gut darin war anderen Menschen zu vertrauen. Und bei dem, wie sein ganzes Leben verlaufen war, konnte sie es verstehen. "Das wäre idiotisch", sagte Tsunade entschieden. "Wir können nicht lokal betäuben, wir brauchen deine Nerven in voller Aktivität, um sie mit dem neuen Arm zu verbinden. Du hättest den vollen Schmerz. Du würdest nicht stillhalten können. Und ich muss winzig feine Bewegungen machen. Wenn du zusammenzuckst, weil du Schmerzen hast, dann wird das nichts!" "Ich werde nicht zucken." Sakura war beeindruckt, dass er nach wie vor so ruhig und sicher klang. Aber sie wollte das nicht. Sie wünschte sich, dass er sicher in Narkose war, dass er keine Schmerzen hatte, dass er darauf vertrauen würde, dass er sicher war, weil sie da war. Doch um ihre Wünsche ging es hier gerade nicht. "Machen wir es", sagte sie so selbstsicher wie möglich. Tsunade und Shizune sahen sie unschlüssig an. Aber Sakura sah nur ihn an. Sasuke neigte kaum merklich den Kopf, als wollte er ihr danken. Sakura wandte sich um, nahm ein sauberes Stück Verband und faltet es zusammen, bis es die gewünschte Dicke hatte. Dann hielt sie es ihm hin. "Beiss darauf", sagte sie und sie hörte, dass ihre Stimme entschlossen und fest klang. Sie wollte es nun durchziehen. Und zwar schnell. Bevor sie zu viel Angst vor seinen Schmerzen bekommen konnte. Sasuke nahm ihr den Stoff ab und schob ihn sich wortlos zwischen die Zähne. Dann setze er sich gerade zurecht und drehte den Kopf in die andere Richtung. Er starrte stumm auf die leere weiße Wand und rührte sich nicht mehr. Tsunade seufzte. "Na schön!", sagte sie. "Wenn du zuckst und es schiefgeht, dann übernehme ich keine Verantwortung!" "Es dauert ungefähr eine halbe Stunde, vielleicht etwas länger", sagte Sakura leise und sanft, in der Hoffnung ihm Mut zu machen. Es gab schließlich auch Operationen, die Stunden dauerten. Mit etwas Glück und Geschick - letzteres hatte Tsunade zweifelsfrei - würde das hier relativ schnell vorbei sein. Sasuke reagierte nicht auf ihre Worte. Das hieß wohl, dass sie anfangen sollten. Und das taten sie auch. Sakura litt wie erwartet furchtbar. Sie konnte es kaum ertragen, dass sie ihm solche Schmerzen zufügten. Und die musste er haben. Dennoch hielt er Wort. Er zuckte nicht ein einziges Mal. Lediglich seine angespannten Wangenmuskeln verrieten, wie sehr er die Zähne zusammenbiss. Doch wie immer war Tsunade absolut genial. Nach vierzig Minuten war es vorüber. "Ich denke, das ist gut gelaufen", sagte Tsunade schließlich und fing an Chakra um ihre Handfläche zu sammeln. Sasuke nahm mit der Hand seines gesunden Arms schweigend den Verband aus dem Mund, auf den er gebissen hatte und warf ihn zu den blutigen Tüchern, mit denen Sakura ihm eben vorsichtig die gröbsten Blutspuren vom Arm entfernt hatte. Die nächste halbe Stunde ging dafür drauf, dass Tsunade mit dem Chakra um ihre Hand durch äußere Berührung die Heilung beschleunigte. Die Haut wuchs zusammen, genau wie die jetzt nicht mehr sichtbaren Muskelfasern und Nervenenden im Innern. Als sie eine Pause brauchte, übernahm Sakura die nächsten fünfzehn Minuten. Sie fühlte sich wach und hoch konzentriert, beinahe schon elektrisiert. Das Adrenalin hatte ihre Müdigkeit gänzlich vertrieben. Sie dachte an nichts anderes als daran, dass sie es für ihn so gut wie möglich machen wollte. Und nach einer Weile war es geschafft. "Versuch die Finger zu bewegen", wies Tsunade Sasuke schließlich an, nachdem sie sich das Ergebnis noch einmal genau angesehen hatte. Saskue drehte nun den Kopf zu seinem neuen Arm. Er hob ihn leicht an und betrachtete mit sichtbarer Faszination, dass er die Hand öffnen und schließen konnte. "Fühlt sich gut an", sagte er sachlich. "Ein bisschen ungewohnt." "Das gibt sich", sagte Tsunade zufrieden. "Alles funktioniert und ist verheilt. Dein Körper wird die Zellen nach und nach in deine ursprünglichen Zellen umwandeln und deiner eigenen DNA anpassen. In ein paar Tagen wird es sein, als hättest du deinen Arm nie verloren." "Das ist beeindruckend", sagte Sasuke ruhig und betrachtete seine neue Hand. Sie sah nicht ganz genauso aus wie die andere. Es war eben ein künstlich hergestellter Arm. Aber bald würde sie wieder aussehen, wie er sie gewohnt gewesen war. Mit jeder Sekunde die nun verging, würde sich Zelle für Zelle wieder an seine DNA anpassen. Mit so winzigen, kontinuierlichen Veränderungen, dass man es nicht würde wahrnehmen können. Sakura konnte nicht anders als Tsunade für ihre Fähigkeiten zu bewundern. Das war ein Meisterwerk der Medizin. Shizune zog sich mit einem Seufzen die Handschuhe aus und Tsunade tat es ihr gleich, dann fingen sie an das Operationsbesteck beiseitezuräumen. Sakura nahm ein sauberes Tuch, tunkte es in die Schale mit sauberem Wasser und warf Sasuke einen kurzen Blick zu, um seine Erlaubnis für eine Berührung zu bekommen. Er hob folgsam seinen neuen Arm leicht an und sie griff umsichtig mit einer Hand danach und wischte dann mit dem feuchten Tuch vorsichtig die verbliebenen Blutspuren ab. Er saß ruhig da, sah ihr dabei zu und warte geduldig bis sie fertig war. Dann trat sie einen Schritt zurück, warf das Tuch weg und zog ebenfalls ihre Handschuhe aus. "Tut etwas weh?", fragte sie und sie musterte ihn prüfend, während sie sich ihre Haare öffnete. "Nein, nichts", sagte Sasuke. Er erhob sich und sie sah zu wie er hinüber zu dem Stuhl ging auf dem er sein Shirt liegen hatte. Sakura nutze den kurzen Moment, in dem er nichts sehen konnte, weil er gerade den Stoff über dem Kopf hatte, um ihn zu betrachten und das flaue, unerträglich intensive Gefühl in ihrem Magen nahm promt wieder zu. Sie wünschte, sie hätte seinen Arm eben ohne Handschuhe berühren können. Aber genau genommen war es ja noch nicht so richtig wieder sein Arm. Eigentlich würde sie lieber mit ihren Händen leicht über sein Oberkörper streichen und - Rasch wandte sie sich ab, griff sich die blutigen Tücher und brachte sie zu den Sachen, die sie verbrennen würden. Es war besser wenn niemand an Sasukes Blut herankam. Nicht, dass noch jemand wie Orochimaru irgendwas damit anstellen würde. Auch wenn ihr nicht so wirklich einfiel, was das sein sollte. Als sie sich wieder umdrehte, stand Sasuke da und musterte sie. "Danke", sagte er. Sakura lächelte ihn an. Das hatte sie nicht oft von ihm gehört und jedes Mal war es etwas sehr Besonderes für sie. Seine Augen wanderten zu den Tüchern und dem Operationsbesteck hin und vielleicht hatte er gerade das gleiche gedacht wie sie eben. "Ich kümmere mich darum", sagte sie rasch und leise, weil Tsunade noch im Raum war. "Niemand bekommt es in die Finger." Sasuke neigte leicht den Kopf, um erneut seinen Dank auszudrücken. Ihr Wort schien ihm zu genügen. "Wann brichst du morgen auf?", fragte Sakura. "Du solltest dich nochmal richtig ausruhen. Auch wegen des Armes." Er nickte. "Ich werde früh schlafen gehen und morgen Mittag nochmal bei Kakashi vorbeischauen, um mir ein paar Informationen abzuholen. Dann breche ich auf." Sakura lächelte. Aber ein wenig traurig. "Dann sehen wir uns nicht mehr bevor du gehst?" Er schwieg und sah sie lange einfach nur an. Sie fing schon an sich richtig kribbelig zu fühlen unter seinem Blick. "Ich verabschiede mich morgen noch von dir", sagte er und wandte sich ab. Damit verließ er den Raum und Sakura spürte wie sie - wie jedes Mal, wenn er ging - ein Stück Wärme und Lebendigkeit verlor. Sie sah zu Tsunade hinüber, die noch mit verschränkten Armen neben der Anrichte mit dem Operationsbesteck lehnte und sie wohl beobachtet hatte. Kurz dachte Sakura, dass sie ihr wieder ihre Meinung bezüglich Sasuke um die Ohren hauen würde, aber Tsunade konnte doch ziemlich einfühlsam sein, wenn sie wollte. "Na komm, räumen wir alles auf und machen sauber", sagte sie aufmunternd. Sakura war dankbar, dass sie ihr ihre Traurigkeit ließ. Sie fühlte sich auf dem Nachhauseweg seltsam betäubt und dumpf. Wahrscheinlich würde der Schmerz erst kommen, wenn er morgen gegangen war. Sie kaufte auf dem Weg ein paar Lebensmittel ein und zuhause kochte sie sich etwas Gesundes zu essen und versuchte sich nicht zu fragen, was er wohl zu Abend essen würde. Dann machte sie ein wenig sauber. Viel gab es nicht zu tun. Ihre Wohnung war sehr klein. Und sie war kaum hier, weil sie ständig arbeitete. Sie absolvierte pflichtbewusst einige Übungen, um fit und trainiert zu bleiben. Dann duschte sie. Als sie schließlich im Pyjama vor ihrem Bett stand und nachdenklich darauf blickte, war es schon dunkel draußen. Schlafenszeit. Sie wusste, dass sie, obwohl sie müde war, wieder nicht würde schlafen können. Zumindest nicht viel. "Du kannst nicht hingehen", sagte sie laut in den dunklen Raum hinein, um sich zur Ordnung zu rufen. "Du hast ihm selbst gesagt, dass er sich ausruhen soll. Wahrscheinlich schläft er und du wirst ihn aufwecken. Und überhaupt kannst du ihn nicht so mit deinen Gefühlen belästigen. Deine Sehnsucht ist nicht sein Problem!" Sie hatte gehofft wenn sie es laut sagen würde, dann würde sie einsehen, dass sie es lassen musste. Es klappte nicht. Sie konnte einfach nicht anders. Sie musste jetzt eine Antwort haben. Sonst würde sie endgültig daran zerbrechen. Einmal schluchzte sie kurz unwillkürlich auf ohne wirklich zu weinen. Es war einfach die Anspannung. Und sie hatte schreckliche Angst, dass sie gleich nicht einmal mehr ihre Hoffnung haben würde. Ihre Hoffnung war doch alles, was sie hatte. Alles was sie morgens aufstehen und durchhalten ließ. Sofort kam sie sich bei diesem Gedanken schreckliche undankbar vor. Das stimmte einfach nicht. Sie hatte so viel! Viele Menschen würden sicher gerne ihr Leben mit ihr tauschen. Wieso konnte sie es nicht mehr wertschätzten? Wieso ging es ihr trotzdem so schlecht? Aber so konnte sie einfach nicht mehr länger weiter machen. Vielleicht wurde es nun endgültig Zeit sich mit der Realität zu konfrontieren. Also zog sie sich wieder ihre Klamotten und Schuhe an und verließ die Wohnung. Es war ungewohnt den Weg dorthin andersherum zu gehen. Normalerweise ging sie ja auf ihrem Nachhauseweg dort vorbei. Sie wusste nicht, ob er überhaupt da sein würde. Sie hatte keine Ahnung, ob er heute wieder dort schlafen würde, oder ob er sich irgendwo ein Zimmer genommen hatte. Sie wusste auch nicht, ob sie wollte, dass sie ihn dort finden würde oder ob es ihr nicht im Grunde doch lieber wäre, wenn sie ihn nicht finden würde. Gerade hatte sie ziemlichen Respekt vor ihrer eigenen Courage. Aber sie brauchte jetzt eine Antwort darauf. Sie konnte es sonst nicht mehr ertragen. Den Weg über war sie zügig gegangen und hatte sich zusammenreißen müssen nicht zu rennen. Doch als sie nun vor den leicht zerfallenen steinernen Stufen stand, die zwischen den Beiden Steinsäulen mit dem Symbol seines Clans hinauf auf das leicht erhöhe Plateau führten, auf dem sich das alte Viertel befand, zögerte sie doch kurz. Sie war nie hineingegangen. Niemand tat das. Zumindest soweit sie wusste. Zu einen, weil es verboten war. Es war schließlich Privatbesitz. Zum anderen war es einfach unheimlich. Ein dunkler Schatten schien über diesem Ort zu liegen und Sakura verstand durchaus, warum so viele Menschen die Uchiha für verflucht hielten. Vorsichtig stieg sie die Steinstufen hinauf. Es knackte einmal, weil eine der Steinplatten unter ihrem Schuh gebrochen war und sie zuckte leicht zusammen. Wahrscheinlich war sie vorher schon kaputt gewesen. Das Geräusch kam ihr unendlich laut vor in der stillen Dunkelheit. Als sie oben angekommen war, blieb sie noch einmal kurz stehen. Nicht, weil sie an Flüche glaubte. Sondern eher, weil es sich für sie immer so angefühlt hatte, als würde sie in eine Einbrecherin sein, wenn sie sich vorgestellt hatte hier hinaufzugehen. Aber nun war er ja wahrscheinlich da. Sie war also in diesem Fall eher eine Besucherin. Ihr Herz schlug schon wieder beinahe unerträglich schnell. Kapitel 4: Überforderung und Glück ---------------------------------- Sakura kam es so vor, als würde jeder ihrer Schritte Überwindung kosten. Nicht nur, weil es hier wirklich schrecklich still und unheimlich war, sondern auch, weil sie sich nicht vollkommen sicher war, dass sie hier gerade das Richtige tat. Vielleicht war das nur eine Übersprungshandlung und morgen, wenn sie wieder ausgeschlafen wäre und sie sich nicht mehr so dramatisch fühlen würde, würde sie es vielleicht bitter bereuen. Vielleicht hatte sie dann etwas kaputt gemacht, weil sie ihm nicht genug Zeit gelassen hatte, weil sie ihn zu sehr unter Druck gesetzt hatte. Trotzdem ging sie weiter. So genau wusste sie nicht wo sie hin musste. Sein Vater war der Anführer des Clans gewesen. Also folgte sie der Hauptstraße, denn in der Ferne konnte sie das Haupthaus in der Dunkelheit erkennen. Das Haus, das vor langer Zeit einmal Sasukes Zuhause gewesen sein musste. Hatte er wirklich die letzte Nacht darin verbracht? Sie konnte sich das kaum vorstellen, obwohl sie wusste, dass er das wahrscheinlich getan hatte. Sogar für sie war es schwer hier hindurchzugehen. Wie musste es sich erst für ihn anfühlen? Vieles war kaputt oder verfallen, aber das Schlimmste waren die vereinzelten Waffen, die noch herumlagen, teilweise mit dunklen Flecken bedeckt, die auch in der Nacht deutlich als altes, getrocknetes Blut zu erkennen waren. Kleinere und größere Blutflecken und Spritzer waren auch auf dem Boden und an Hauswänden zu sehen. Die Toten, die dem Massaker zum Opfer gefallen waren, hatte man selbstverständlich schon vor langer Zeit weggebracht und bestattet. Aber danach schien nie jemand wieder hergekommen zu sein, um sich um diesen Ort zu kümmern. Dieser Ort war ein schauriges Mahnmal mitten in dieser lebhaften Stadt. Während sie weiter auf das Haupthaus zuging, empfand sie Scham. Darüber, dass sie Sasuke damals die meiste Zeit über nur albern angehimmelt hatte. Zwar hatte sie von seinem Schicksal gewusst - so wie jeder - und sie war auch traurig gewesen, dass ihm so etwas Unvorstellbares widerfahren war, aber sie hatte doch hauptsächlich daran gedacht, dass er so schön war, dass er so cool war, dass er in allem der Beste war und daran, dass sie so stolz wäre, wenn sie seine Freundin sein dürfte. Sie hätte für ihn da sein müssen. Auch dann, wenn er sie weggestoßen hätte. Naruto hatte das verstanden. Irgendwie war Naruto immer für ihn da gewesen. Sie waren sogar eine Zeit lang auf ihre recht eigentümliche Art füreinander dagewesen. In der Zeit, als sie alle ein Team gewesen waren. Sie selbst war in einer kleinen, heilen Welt aufgewachsen und hatte das alles nicht richtig verstanden. Heutzutage verstand sie besser, dass ihre Liebe ihm einfach merkwürdig surreal vorgekommen sein musste. Für so etwas hatte er einfach nicht den Kopf gehabt. Sie bemerkte, dass sie Gänsehaut hatte und schlang die Arme um sich, als sie schließlich vor dem unheilvollen dunklen Haupthaus angekommen war. Er konnte nicht wirklich hier sein, oder? Nach dem gewaltsamen Tod seiner gesammten Verwandtschaft hatte er wie Naruto auch eine kleine Wohnung zugeteilt bekommen. Er war noch so jung gewesen und natürlich hatte er nicht hierbleiben können. Vielleicht war er wieder dort hingegangen? Oder er hatte sich doch ein Zimmer in einem Gasthof genommen? Gestern war er schließlich nur hierher gekommen, weil er illegal eingedrungen war. Nun hatte er ja mit Kakashi gesprochen und war legal hier und konnte sich frei bewegen ohne Probleme zu bekommen. Sakura straffte ihre Schultern und ging auf die Tür zu. Schnell, damit sie nicht der Mut verlassen konnte, hob sie die Faust und klopfte entschlossen zweimal an die Tür. "Sasuke?", fragte sie laut und deutlich in die dunkle Nacht. "Bist du hier?" Keine Antwort. Es war vollkommen still. Nur der leichte Wind war zu hören, wie er über den Hof fegte. Sakura legte vorsichtig ihre Hand auf das Holz der rechten Türhälfte und übte ein wenig Druck aus. Die Tür ließ sich problemlos aufschieben. Sie zögerte. Was tat sie hier? Selbst falls Sasuke wirklich hier sein sollte, schlief er wahrscheinlich tief und fest. Sie würde ihn aufwecken und vielleicht erschrecken. Sie war total egoistisch! Einen Moment stand sie da und überlegte. 'Nein...', sagte sie sich in Gedanken. 'Du bist nicht nur einfach egoistisch. Du bist verzweifelt und du versuchst dir bloß irgendwie zu helfen!' Dieser Gedanke machte ihr wieder ein wenig Mut. Sie musste etwas unternehmen und sie musste es jetzt tun. Morgen würde sie wahrscheinlich keine Gelegenheit haben alleine und unter vier Augen mit ihm zu sprechen. Und dann wäre er wieder fort. Also trat sie vorsichtig ein. "Hallo?", sagte sie leise und ein wenig unsicher. Es war so dunkel, dass sie kaum etwas sehen konnte. Bis auf den Durchgang ungefähr drei Meter von ihr entfernt, der geradeaus wahrscheinlich in eine Art Innenhof führte, konnte sie nichts sehen. Die Türen waren aufgeschoben und von dort fiel Mondlicht herein. Weil es die einzige Lichtquelle war, ging sie darauf zu. Ihr Herz schlug sehr schnell und sie dachte, dass es wirklich praktisch war, wenn man Naruto war und im Sage Modus andere Lebewesen spüren konnte. So wie er gesten - vermutlich bei seiner abendlichen Meditation - mittels der Naturenergie gespürt hatte, dass Sasuke zurückgekehrt war. Aber das half ihr nicht weiter. Sowas konnte nur Naruto. Und sie war nicht Naruto. Sie musste sich wie alle anderen Menschen auch auf ihre gewöhnlichen Sinne verlassen, die ja auch nicht gerade schlecht ausgeprägt waren. Sie war nun bei der Tür zum Innenhof angekommen. Ein überdachter, hölzerner Rundgang führte einmal rund um den lange verwilderten Garten herum. Ringsherum zweigten viele Türen in andere stille und dunkle Räume ab. Sie fühlte sich unwohl. Auf den alten, staubigen Holzdielen unter ihren Füßen erkannte sie Spritzer von lange getrocknetem Blut. Sie konnte nicht einfach so weiter hineingehen. Das war zu übergriffig! Vielleicht sollte sie noch ein letztes Mal rufen und dann einfach- Ein Geräusch hinter sich ließ sie zusammenzucken und herumfahren, sie konnte gerade so einen Aufschrei unterdrücken. Ihr Herz setzte dennoch kurz aus, weil sie zunächst nur den schwarzen Umriss hinter sich und die leuchtend roten Sharingan sah. Erst einen Moment später realisierte ihr Gehirn, dass sie keine Angst zu haben brauchte. "Sakura", sagte Sasuke und milde Überraschung schwang in seiner Stimme mit. Er trat einen Schritt nach vorne und ein bisschen von dem Mondlicht fiel auf ihn. Seine Augen waren nun wieder tief schwarz und Sakuras Herz fing wieder an seine Arbeit aufzunehmen. "Was tust du hier?", fragte er, weil sie sich immer noch von ihrem Schreck erholte und nicht gleich etwas sagte. Es half ihr auch nicht gerade dabei ihre Sprache wiederzufinden, dass sie ihn nun schon zum zweiten Mal halb nackt und nur mit seiner Hose bekleidet sah. "Es tut mir leid!", beeilte sie sich zu sagen. "Ich habe gerufen, aber niemand hat reagiert und -" "Ich habe geschlafen." "Tut mir sehr leid, dass ich einfach reingekommen bin! Und auch, dass ich dich aufgeweckt habe! Ich weiß, dass ich störe, du musst dich ausruhen und-" Sie brach überfordert ab. Sie war immer noch ein wenig überrumpelt von seinem plötzlichen Auftauchen. Und in Sharingan zu sehen war auch nie angenehm. Einfach weil es theoretisch so gefährlich sein konnte. Und außerdem machte er sie nunmal nervös. Nicht nur, weil er halb nackt war. Sie war einen starke, selbstbewusste Frau, die sich durchaus gut behaupten konnte und normalerweise hatte sie keine großen Probleme mit Schüchternheit. Aber in seiner Gegenwart war eben alles anders. Sie hatte immer Angst etwas Falsches zu tun oder zu sagen und ihm einen Grund zu geben schlecht von ihr zu denken. Oh, wie sehr sie diese Sorge doch verunsicherte! "Es stört mich nicht, dass du mich geweckt hast und auch nicht, wenn du hierherkommst", sagte Sasuke ruhig und sie fühlte wie Erleichterung sie durchströmte. "Oh! Okay! Danke...", sagte sie ein wenig zerknirscht, weil sie ich trotzdem ein bisschen schämte. "Wolltest du mit mir über etwas sprechen?", fragte Sasuke und Sakura fühlte sich promt noch nervöser. Jetzt musste sie es wohl wirklich durchziehen. "Ähm, ja...", sagte sie zögerlich. "Ich hatte gehofft, dass wir kurz in Ruhe reden könnten, ich weiß, es ist spät, aber morgen wäre vielleicht keine Gelegenheit gewesen und darum dachte ich-" Sie brach wieder ab und zuckte etwas hilflos mit den Schultern, wobei sie ihm einen unsicheren Blick zuwarf. "Worüber möchtest du mit mir sprechen?", fragte er nach wie vor sachlich und ruhig. Sakura holte tief Luft! Dann war der Moment also gekommen. Sie sah ihm fest in die Augen. Sie würde das jetzt durchziehen! "Als wir uns das letzte Mal verabschiedet haben, da habe ich gefragt, ob ich dich begleiten darf. Du hast es abgelehnt, aber du hast auch gesagt 'vielleicht beim nächsten Mal'. Und ich wollte dich fragen, ob du das damals nur gesagt hast, weil du nett zu mir sein und mich nicht enttäuschen wolltest, oder ob du dir tatsächlich vorstellen könntest, dass ich dich einmal auf einer Reise begleiten darf. Das beschäftigt mich und es bringt wohl nichts das zu leugnen und darum wollte ich einfach nur wissen wie ich das einordnen muss." Sie warf ihm einen schüchternen Blick zu, doch sie konnte ihm keinerlei Emotionen ansehen. "Es würde mir wirklich helfen, wenn du mir etwas dazu sagen könntest", fügte sie leise hinzu. "Bitte." Sasuke legte leicht seinen Kopf schief und musterte sie prüfend. "Heißt das, dass du mich morgen gerne begleiten würdest?", fragte er schließlich. Sakura zuckte etwas hilflos mit den Schultern. Ja. Natürlich würde sie nichts lieber tun als das. Jede Sekunde, die sie mit ihm verbrachte, war wertvoll für sie. Selbst wenn er sie nur als eine alte Kameradin betrachtete oder sie Zeit miteinander in Form von alten Freunden oder Teammitgliedern verbrachten. "Ich-", setzte sie hilflos an. Dann entschloss sie sich einfach wahrheitsgemäß zu antworten. Für ihren Stolz war sowieso alles zu spät. Den hatte sie schon vor sehr langer Zeit für ihn weggeworfen. "Ja", sagte sie also und es kostet sie sehr viel Kraft seinem Blick weiter standzuhalten. "Was ist mit deiner Arbeit?" Sie sah ihn verwirrt an. Was sollte das heißen? "Ich habe so viele Überstunden, dass ich Monate wegbleiben könnte", antwortete sie mehr oder weniger auf Autopilot. "Und du kannst bis morgen bereit für die Abreise sein?", fragte er weiter. Sakura hatte das Gefühl, dass sie gerade nicht mehr so ganz mitkam. "Wa-?", setzte sie an. "Also, ja, ich-" "Dann treffen wir uns morgen um siebzehn Uhr am Stadttor", sagte Sasuke. "Ich sage Kakashi bescheid." Sie war kurz überzeugt sich verhört zu haben. Aber das hier passierte gerade wirklich. Oder? "O-okay!", sagte sie und sie hatte das Gefühl immer noch wie auf Autopilot zu funktionieren. "Dann- also, dann lasse ich dich jetzt schlafen und wir sehen uns morgen um siebzehn Uhr am Stadttor." Sasuke nickte. Einen Moment stand sie verwirrt da, dann ging sie auf ihn zu und er trat zur Seite, damit sie durch den Türrahmen gehen konnte. Sakura durchquerte die drei Meter Dunkelheit bis zur Haustür und drehte sich nochmal zu ihm um. Er stand immer noch im Mondlicht und sah ihr nach. "Gute Nacht", sagte sie. Er nickte leicht. Rasch trat sie nach Draußen und schob die Tür hinter sich zu. Sie schaffte es den ganzen Weg zurück bis zu den Treppen, die in das Viertel führten. Dort hatte sie das Gefühl ihre Beine waren merkwürdig weich und sie musste sich erstmal hinsetzen. Sie kauerte sich zusammen und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. Sie hatte das Gefühl gleichzeitig lachen und weinen zu müssen. Sie nahm wahr, dass sie ein wenig zitterte und sie konzentrierte sich auf ihren Atem, um sich zu beruhigen. Sie konnte nicht so richtig fassen, was gerade passiert war. Sie war gekommen, um ihn um etwas Klarheit zu bitten. Stattdessen würde sie nun verreisen. Mit ihm! Sie würde ganz viel Zeit alleine mit ihm verbringen! Gerade kam ihr alles unglaublich surreal vor. Und irgendwie hatte er es geschafft rein gar nichts zu beantworten. Sie hatte jetzt bloß noch mehr Fragen, auf die sie keine Antwort hatte. Sie ging nach Hause und versuchte zu schlafen. Nachdem sie sich zwei Stunden herumgewältzt hatte, sah sie ein, dass es wieder nicht funktionieren würde. Sie war einfach zu glücklich. Natürlich wusste sie, dass sie bloß mitkommen durfte. Nichts weiter. Er hatte ihr rein gar nichts versprochen. Sie durfte rein gar nichts erwarten. Vielleicht würden sie nur zwei Teamkollegen sein. Aber das war egal. Natürlich machte sie sich Hoffnungen auf mehr. Das ließ sich wohl nicht vermeiden. Und vielleicht würden diese Hoffnungen ganz bitter enttäuscht werden. Aber das Einzige, was für sie zählte, war, dass sie ihn einmal ganz für sich haben würde. Dass sie, wenn auch für eine begrenzte Zeit, an seiner Seite sein durfte. Und zwangsläufig würden sie sich besser kennenlernen. Oder nochmal neu kennenlernen. Das brachte es eben mit sich, wenn man viel Zeit miteinander verbrachte. So oder so, zumindest passierte etwas. Egal, was am Ende dabei herauskommen würde. Um ihre Gedanken zu diesem Thema zu stoppen, beschäftige sie sich den Rest der Nacht damit darüber nachzudenken, was sie alles erledigen musste. Sie suchte sich das günstigste Outfit heraus und packte ihre kleine Medizintasche, sowie einige andere Dinge in eine Umhängetasche. Dabei versuchte sie so minimalistisch wie möglich zu sein. Sie wollte ihn auf gar keinen Fall aufhalten oder behindern. Sobald das erste Tageslicht sichtbar wurde, klingelte sie erst ihre Mutter und dann Ino aus dem Bett, um sie über ihre Abreise zu informieren und Ino ihren Wohnungsschlüssel vorbeizubringen, mit der Bitte, alle paar Tage mal nach ihren paar Pflanzen zu sehen. Sowohl ihre Mutter, als auch Ino waren vollkommen überrumpelt. Sakuras Eltern gefiel ihr Vorhaben überhaupt nicht. Sie hatten Sasuke noch nie ausstehen können. Wahrscheinlich fanden sie, dass er Schuld daran war, dass ihre Tochter litt. Ihr Vater hielt ihn für einen Verbrecher. Ihre Mutter hatte schlicht Angst vor ihm. Und sie hielt es für eine extrem schlechte Idee, dass Sakura ganz alleine mit ihm in der Wildnis sein würde. Offenbar konnten sie nicht vergessen, dass er ihre Tochter getötet hätte, wenn Naruto es nicht verhindert hätte. Und als sie ihnen nicht einmal sagen konnte, wann genau sie zurück sein würde, weil sie das ja selbst nicht wusste, fingen sie ernsthaft an an ihrem Verstand zu zweifeln. "Ein paar Wochen werden es schon sein", sagte Sakura. "Wenn ich Sensei Kakashi gestern beim Mittagessen richtig verstanden habe." Sakura konnte ihnen ihre Sorge nicht verübeln. Aber sie machte unmissverständlich klar, dass nichts sie von ihrem Vorhaben abbringen würde. "Aber dann geh doch wenigstens zu Kakashi und lass dich richtig für die Mission vorbereiten!", sagte ihre Mutter verzweifelt. "Es ist ja seine Mission", erwiderte Sakura. "Ich gehe nur mit. Ich will mich nicht einmischen." "Aber das ist extrem toxisch", schimpfte ihr Vater wütend. "Du hast solche Angst vor ihm oder seiner Reaktion oder seiner Ablehnung, oder davor dass du ihn nerven könntest, dass du nicht einmal weißt, wo du hingehen wirst! Das geht nicht Sakura! Was, wenn er Dinge von dir will, die du nicht willst? Was, wenn er dich nur mitnimmt, um dich auszunutzen, weil er weiß, wie viel er dir bedeutet und er denkt, dass du alles tun wirst, was er will. Kannst du ihm dann widersprechen und dich gegen ihn behaupten, auch wenn du dann mit seinem Missfallen konfrontiert wirst? Bist du sicher, dass du noch gesunde Grenzen setzen kannst? Vielleicht hast du ihn früher einmal gut gekannt, aber er ist jetzt ein erwachsener Mann und alles was wir sicher von ihm wissen ist, dass er sehr grausam sein kann und hauptsächlich an sich selbst denkt auch wenn es auf Kosten anderer geht! Wie du dich ihm unterordnest ist nicht gesund!" Das alles konnte sie leider nicht wirklich in Gänze abstreiten. Aber sie würde trotzdem mit ihm gehen. Und das sagte sie auch. Ihre Eltern akzeptieren ihre Entscheidung gerade noch rechtzeitig genug, als dass sie sich nicht halb im Streit verabschieden mussten. Ino hatte leider ähnliche Dinge dazu zu sagen. Auch wenn sie zugab, dass sie ein bisschen neidisch war und dass sie verstand, dass Sakura trotz dieser Einwände bei ihrer Entscheidung bleiben würde. Und sie erklärte sich bereit, sich um Sakuras Pflanzen zu kümmern. "Komm ja heil zurück!", sagte sie zum Abschied streng. Dann kicherte sie. "Und ich will danach alles hören! Alles! Verstehst du?" Sakura fühlte wie ihr promt die Hitze in die Wangen stieg. "Es wird wahrscheinlich überhaupt nichts passieren!", sagte sie rasch, obwohl sie natürlich Gegenteiliges hoffte. Aber Ino schien da nicht ganz so sicher zu sein. Danach war es spät genug geworden, um ins Krankenhaus zu gehen. Also setzte Sakura nun auch Tsunade und Shizune über ihre Pläne in Kenntnis. Die beiden reagierten ganz genau wie ihre Eltern. Sakura musste ihnen damit drohen zu kündigen und als sie einsahen, dass sie nicht davon abzubringen war, stellte Tsunade sie zähneknirschend von der Arbeit frei. "Wenn er bloß mit dir spielt, dann binge ich ihn um!", sagte Tsunade kalt. "Selbst wenn das dann meine letzte Tat gewesen sein wird!" Sakura freute sich zwar, dass sie Tsunade so viel zu bedeuten schien, aber ein bisschen besorgt war sie ob dieser Aussage schon. Doch sie trennten sich freundlich und Shizune wünschte ihr Glück. Kurz überlegte sie tatsächlich, ob sie noch bei Kakashi vorbeigehen sollte. Aber Sasuke hatte gesagt, dass er Kakashi darüber informieren würde, dass er sie mitnahm. Sie hatten ja scheinbar ohnehin einen Termin miteinander. Sakura wusste nicht wann, und wenn sie ganz ehrlich zu sich war, dann hatten sie vielleicht alle ein bisschen recht damit, dass sie sich schwer damit tat, etwas zu tun oder zu entscheiden, was sich vielleicht nicht mit dem deckte, was er bereits entschieden hatte. Sie traute sich nicht in irgendeiner Form kompliziert oder lästig für ihn zu sein. Was, wenn er es sich dann am Ende wieder anders überlegen würde? Sie verdrängte den Gedanken und redete sich ein, dass sie ihm vertraute. Außerdem kannte sie Kakashis bis auf die letzte Minute durchgetakteten Zeitpläne. Sie konnte sich auf gar keinen Fall auch noch reinquetschen, nur weil sie ein Problem mit ihren Gefühlen hatte. Weil sie im Krankenhaus noch ein paar Prozesse hatte abwickeln und einige Patienten an Kollegen übergeben müssen, was er schon spät, als sie wieder zuhause ankam. Sie duschte nochmal ganz in Ruhe, zog ihre Reisekleidung an und überprüfte nochmal ihre beiden gepackten Taschen. Kurz spürte sie ihre Müdigkeit, weil sie nun schon zwei Nächte kaum geschlafen hatte, aber sie war viel zu aufgekratzt, um sich damit zu beschäftigen. Jetzt musste sie nur noch eines erledigen. Aber das wurde ihr sehr leicht gemacht, weil es um kurz nach vier Uhr bei ihr klingelte. "Hallo!", strahlte sie, noch während sie die Tür aufzog. Natürlich war ihr klar, dass er es sein würde. "Hi!", sagte Naruto. "Tee?", fragte sie ihn, als er eingetreten war, aber er schüttelte den Kopf. Er schwang sich kurzerhand über die Sofalehne und machte es sich bequem. Sakura ließ sich neben ihn fallen. Beide legten sie ihren Kopf an die Lehne und sahen sich an. "Hab Sasuke eben getroffen, als er aus Kakashis Büro kam", sagte Naruto. "Was hälst du davon?", fragte Sakura mit einem vorsichtigen Lächeln. Naruto sah sie nachdenklich an. "Ich denke, das ist gut", sagte er schließlich ungewöhnlich ernst. "Danach wissen wir vielleicht, was in seinem Kopf vorgeht. Nachher kannst du entweder glücklich sein, oder vielleicht endlich ernsthaft versuchen über ihn hinwegzukommen." Sakura sah ihn nachdenklich an. "Versprichst du mir etwas Naruto?", fragte sie ebenfalls ernst. "Was denn?" "Wenn Hinata dich während meiner Abwesenheit um ein Date bittet, versuchst du dann dich darauf einzulassen?" Naruto verschränkte die Hände hinter seinem Kopf und sah an die Decke. "Ja, daran dachte ich ehrlich gesagt auch schon. Vielleicht ist es gut, wenn du mal eine Weile weg bist." Eine Weile saßen sie nur beieinander. Sie schwiegen. Vielleicht, so dachte Sakura, kam Naruto dieser Moment ähnlich schicksalsträchtig vor wie ihr. Sie spürte Dankbarkeit für seine Freundschaft, die sie so kostbar und unersetzbar fand und dachte an all die Dinge, die er für sie getan hatte. "Danke", sagte sie schließlich leise in das Schweigen, während das Tageslicht sich kaum merklich in goldenes Spätnachmittagslicht gewandelt hatte. "Gerne", sagte Naruto bloß. "Und danke gleichfalls. Auch für den Rat bezüglich Hinata. Ich denke, du hast recht. Ich glaube, ich werde sogar sie nach einem Date fragen. Morgen oder so." Dann wurde es für Sakura Zeit aufzubrechen, denn zum Tor musste sie noch ein Stück laufen. Naruto begleitet sie noch ein Stück und als sie sich verabschiedeten, hatte sie auf einmal ein leichtes und positives Gefühl. Irgendwie hatte sie plötzlich Hoffnung, dass Naruto und Hinata vielleicht zusammen sein würden, wenn sie wieder zurückkam. Sie wollte diese Bürde nicht mehr tragen. Es war ihr größer Wunsch, dass er glücklich sein würde. Das wünschte sie sich genauso dolle, wie dass Sasuke glücklich war. Und erst weit danach kam für sie ihr eigenes Glück. War das gesund? Wahrscheinlich nicht. Aber es war eben so, wie es war. Naruto hatte sich wohl schon von Sasuke verabschiedet, also traf sie fünfzehn Minuten später alleine am Tor ein. Sie vermutete, dass er nicht gerade scharf darauf gewesen war sie beide zusammen weggehen zu sehen. "Hallo Sakura! Verreist du etwa?", riefen ihr einer ihrer beiden Kollegen zu, die gerade Wachdienst hatten. Sakura kannst sie nur flüchtig von Besprechungen, sie waren nie zusammen auf Mission gewesen. Aber sie ging zu ihnen hinüber und bestätigte ihre Vermutung mit einem Lächeln. Doch weil sie zu müde und nervös war, um vernünftig Smalltalk zu führen, entschied sie sich draußen vor dem Tor auf Sasuke zu warten. Er tauchte genau eine Minute nach ihr auf. Sakura sah ihm entgegen und bemerkte wie die beiden Wachen einen beklommenen Blick tauschten, als sie ihn auf sie zugehen sahen. "Hallo", sagte sie mit einem vorsichtigen Lächeln, als er nah genug war. Er blieb vor ihr stehen. "Bereit?", fragte er sachlich aber nicht unfreundlich. "Ja!" Sie konnte einfach nicht anders als ihn anzustrahlen. Ja, sie war nervös. Ja, sie war unsicher, wie sich alles entwickeln würde und ob sie damit fertig werden würde. Und sie war sehr müde. Aber gerade fühlte sie sich lebendig und glücklich. Kapitel 5: Vertrauen -------------------- Sie gingen in der Nachmittagssonne einfach beide schweigend nebeneinander her. Sakura war für den Moment zufrieden damit, denn zum einen wollte sie das genießen und wertschätzen zum anderen war sie leider offenbar so dolle in ihn verschossen, dass ihr Herz alleine dieses Nebeneinanderhergehen als ausreichenden Grund verstand, um heftig zu schlagen. Sie musste echt mal runterkommen. So konnte das nicht die ganzen nächsten Wochen weitergehen. Sie warf einen Blick über die Schulter zurück. Die Straße verlief ganz gerade und in weiter Ferne konnte sie gerade noch so Konohas Stadttor erkennen. Sie war schon lange nicht mehr wirklich aus dem Dorf fortgewesen. Ihre Fähigkeiten waren eher intern gebraucht worden. Und sie hatte die ruhige, friedvolle Zeit auch genossen. Das Leben unterwegs war weniger komfortabel. Man konnte nicht jederzeit Duschen oder etwas essen oder in einem warmen, weichen Bett schlafen. Hatte sie Lust auf diese Reise, oder tat sie das ausschließlich, weil er diese Mission machte? Der Gedanke stresste sie und sie schob ihn rasch beiseite. Als sie sich wieder nach vorne drehte, sah sie, dass er sie prüfend mustete und sie lächelte ihn rasch an. "Alles in Ordnung?", fragte er und sah auch wieder nach vorne. "Hast du es dir anders überlegt?" "Nein!", sagte sie rasch. "Ich will mitkommen!" "Du siehst müde aus." Seit wann sprach er eigentlich so viel? Das war ja super, aber gerade in diesem Moment wäre es ihr eigentlich lieber, dass er das nicht tun würde. Er brachte sie schon wieder völlig durcheinander. "Ich habe die letzten beiden Nächte nicht viel Schlaf bekommen", beeilte sie sich zu erklären. "Aber mir geht es gut, ich werde dich nicht aufhalten. Wenn du findest wir sollten schneller-" "Nicht nötig", unterbrach er sie und ging seelenruhig weiter. So als würden sie bloß einen Spaziergang machen. Sie fühlte sich ein wenig verwirrt. Aber wo sie nun ohnehin schon sprachen, konnte sie auch gleich damit weitermachen, fand sie. "Ich hatte noch gar keine Zeit zu fragen, aber was ist denn deine Mission? Wo gehen wir hin? Und fand Kakashi es in Ordnung, dass ich dich begleite? Ist das jetzt unser beider Mission oder ist das geheim und du erledigst alles alleine und ich mache sozusagen bloß eine Reise?" Sie war eigentlich schon ziemlich neugierig, wo sie überhaupt hingingen. Er sah wieder zu ihr hinüber und kurz hatte sie den Eindruck, dass er ein kleines bisschen belustigt ausgesehen hatte. Wahrscheinlich, weil sie nun so viele Fragen auf einmal gestellt hatte. "Kakashi hatte nichts dagegen. Und ich denke nicht, dass es nötig ist, dass ich irgendetwas vor dir verheimliche. Ob du das wie Urlaub oder wie eine Mission siehst, kannst du von mir aus selbst entscheiden. Ich brauche keine Hilfe." Sakura nickte und blickte ihn weiter erwartungsvoll an, weil er noch nicht gesagt hatte, wo sie hingingen. Sasuke blickte ruhig vor sich auf die Straße. "Kakashi möchte, dass ich Madaras alten Unterschlupf aufsuche. Und den von Obito. Und, dass ich den von Kabuto ausfindig mache. Falls dort noch gefährliche Experimente oder Waffen oder anderes zu finden ist, wäre es schlecht, wenn es in die falschen Hände gerät. Die anderen Dörfer suchen vielleicht danach, weil sie das Machtgefälle wieder ausgleichen wollen und sie sich vielleicht erhoffen durch etwas, was sie dort finden könnten, irgendwelche Vorteile zu bekommen. Das ist nicht ausgeschlossen und könnte zu Problemen führen. Kakashi möchte, dass ich einfach alles vernichte, sodass niemand irgendetwas findet. Und er schickt mich inoffiziell, weil Konohas Obere gerne hätten, dass wir ebenfalls nach etwas suchen, das uns noch mächtiger machen könnte. Vielen von ihnen gefällt es nicht, dass unser momentaner Status hauptsächlich von Naruto und seinem Wohlwollen dem Dorf gegenüber abhängt. Und falls ich kann, soll ich auch Orochimaru ausfindig machen. Er ist untergetaucht und Kakashi hätte gerne eine Einschätzung, ob er vorhat sich ruhig zu verhalten, oder ob er etwas plant." "Ich verstehe!", sagte Sakura, erfreut darüber, dass er sich die Mühe gemacht hatte ihr das ausführlich zu erklären. "Und", fragte sie mit einem vorsichtigen Blick zu ihm hinüber, "denkst du, dass das gefährlich werden könnte?" Er sah sie wieder an, als er antwortete. "Das ist so gut wie nicht einschätzbar, würde ich sagen. Das hängt von zu vielen Faktoren ab." "Ja", erwiderte sie nachdenklich. Zwar sprachen sie nur über die Mission, aber sie war sehr froh, dass es - zumindest für ihr Empfinden - bisher recht gut lief. Allerdings waren sie natürlich auch erst höchstens etwas über einer halben Stunde unterwegs. Das goldene Spätnachmittagslicht wurde schon etwas blasser und es entstanden immer längere, dunkle Schatten. In weiter Ferne sah sie kaum erkennbar andere Reisende auf der Straße vor ihnen hergehen. Aber sie hatten mindestens eine halbe Stunde Vorsprung. Bald würde die Straße nicht mehr so gerade verlaufen und dann wären sie nicht mehr zu sehen. "Wie ist es für dich quasi sofort wieder aufzubrechen?", fragte sie. Aber ein bisschen behutsam. Sie hatte keine Ahnung, ob er bereit sein würde Emotionen mit ihr zu teilen. Wieder warf er ihr einen Blick zu, bevor er antwortete. "Ich finde es sinnvoll. Ich bin Kakashis Meinung, dass das dringend erledigt werden sollte. Früher wäre besser gewesen. Aber ich war lange fort." Damit war er ihrer Frage nun mehr oder weniger ausgewichen. Darüber, wie er sich fühlte, hatte er nicht so wirklich etwas gesagt. Nur darüber, dass er es notwendig fand. Sie entschied es fürs Erste dabei zu belassen. Sie war sich nicht sicher, ob er mit Absicht so geantwortet hatte, weil er ihr nicht hatte mitteilen wollen, wie er sich fühlte. Und sie fand, dass sie keinerlei Recht hatte, auf einer Antwort zu bestehen. Auch wenn sie früher im Team viel Zeit miteinander verbracht hatten, richtig emotional nah waren sie sich nie gekommen. Und dann war er gegangen und er war so lange fort gewesen. Er hatte sich sehr in eine Richtung verändert, die ihr ganz fremd war. Zwar hatte er scheinbar nun entschieden das soweit wie möglich wieder rückgängig zu machen, aber wenn man genau darüber nachdachte, war er für sie auf gewisse Weise einfach ein fremder Mann, über den sie wenig wusste. Damit hatte ihr Vater schon recht gehabt. Sie musste nicht nur versuchen eine neue Bindung zu ihm aufzubauen, sondern vor allem überhaupt das erste Mal eine richtige Bindung zu ihm aufzubauen, die deutlich darüber hinausging, dass sie ihn bloß anhimmelte. Sie musste ihn richtig kennenlernen. Und dazu hatte sie vielleicht endlich die Zeit und Gelegenheit. Für die nächste halbe Stunde genoss sie es wieder einfach neben ihm gehen zu können. Er schien sich, zumindest soweit sie das erkennen konnte, nicht unwohl zu fühlen. Und daher störte das Schweigen zwischen ihnen sie auch nicht. Eigentlich hatte er schon mehr geredet, als sie überhaupt zu hoffen gewagt hätte. Doch durch die nun langsam einsetzende Dunkelheit und die Tatsache, dass sie sich endlich seit zwei Tagen mal wieder ein wenig entspannte, merkte sie nun doch, wie furchtbar müde sie wegen ihres Schlafmangels tatsächlich war. Und sie war beinahe froh, dass sie ihre verbleibende Energie darauf verwenden konnte sich aufs Laufen zu konzentrieren. "Vorsicht", sagte Sasuke einige Minuten später und sie zuckte zusammen, als er sie fest am Oberarm griff und ein Stück zu seiner Seite zog. Er ließ sie umgehend wieder los, bevor sie überhaupt richtig realisiert hatte, dass er sie angefasst hatte. "Oh", sagte sie und sie spürte wieder wie ihre Wangen heiß wurden, als ihr klar wurde, dass er sie gerade davor bewahrt hatte in ein ziemlich tiefes Loch zu treten und zu fallen oder doch zumindest zu stolpern. "Danke", murmelte sie ziemlich verlegen. So peinlich! Aber sie war total übermüdet und mittlerweile war es ziemlich dunkel. Und vielleicht waren ihre Augen auch nicht so gut wie seine. Er war ein Uchiha. "Du sagtest doch, du wolltest mir nicht zur Last fallen", sagte er und sie fühlte sich promt schrecklich nervös und sah ihn an. Sie war sich nicht ganz sicher, weil Wolken den Mond verdeckten und es wirklich dunkel war, aber hatte er gerade aus Belustigung den Mund verzogen? Hatte er einen Scherz gemacht, um sie zu necken? Das verwirrte sie nun noch mehr als alles andere. Sowas kannte sie nicht von ihm! Jedem anderen hätte sie nun einen verbalen Konter verpasst, aber bei ihm traute sie sich das einfach nicht. Es war zum verrückt werden! Hoffentlich würde sich das bessern! Sie spürte seinen Blick auf sich und sah zu ihm auf. Er sah ganz eindeutig leicht belustigt aus. Dann wich er ihrem Blick aus, indem er wieder nach vorne sah. "Ich bin wohl doch ziemlich müde!", sagte sie mit einem verlegenen Lachen. "Danke für die Rettung!" "Hn." Sie musste lächeln. Das lief wirklich gar nicht so schlecht. Jedenfalls lief es deutlich besser, als sie erwartet hatte. "Bist du denn nicht müde und erschöpft?", frage sie ihn. Immerhin war er gleich wieder aufgebrochen, nachdem er so lange unterwegs gewesen war. Er hatte die schmerzhafte Operation hinter sich und zwei Nächte in einem Haus verbracht, das wahrscheinlich zutiefst traumatische Erinnerungen für ihn bereithielt. Sie fragte sich, ob er sich nicht total übernahm. Aber all das erwähnte sie nicht, das wäre schon ziemlich direkt gewesen. So eng verbunden war sie nicht mit ihm. "Es geht", antwortete er ruhig und sie fand, dass er freundlich klang. "Ich habe mich in den letzten Monaten nicht gerade überanstrengt. Müde war ich bei meiner Ankunft in Konoha nur, weil ich es für sinnlos hielt so kurz vor dem Ziel noch viele Pausen zu machen." "Hattest du genug vom Alleinsein und der Wildnis?", fragte sie mit einem leicht frechen Lächeln und eine Sekunde später wunderte sie sich ein wenig über sich, weil ihr eine relativ normale Reaktion gelungen war. "Also-", fügte sie rasch hinzu, "falls du überhaupt alleine warst! Ich weißt ja nicht, was du-" "Ich war alleine." Sie dachte kurz an diese rothaarige Frau namens Karin. Und es erleichterte sie irgendwie das zu hören. Auf ihre andere Frage schien er nicht antworten zu wollen, denn mehr sagte er nicht. Die Frage war wohl zu privat gewesen. Also war es wohl scheinbar doch nötig, dass sie sich so behutsam und vorsichtig ihm gegenüber verhielt. "Hat die Reise dir denn gegeben, was du dir davon erhofft hast?", fragte sie behutsam. "Es war nötig", antwortete er ausweichend und sie verstand es als Zeichen, dass er die Fragen nun leid war. Vielleicht, so überlegte sie, war es auch nicht klug ihn an schlechte Zeiten zu erinnern, wahrscheinlich wollte er all das, was passiert war und was er getan hatte, am liebsten einfach vergessen. Jedenfalls erschien es ihr, dass er nun etwas unzufriedener und angespannter wirkte. Sie war zu unvorsichtig gewesen. Also entschied sie, ihn wieder in Ruhe zu lassen und lieber weiter schweigend neben ihm herzugehen. Sie unterdrückte ein Gähnen. Ihr Augen fühlten sich immer schwerer an. Dennoch hielt sie den Blick fest auf den Boden gerichtet, um ja nicht wieder ein Hinderniss zu übersehen. Nach einer weiteren halben Stunde glaubte sie in der Ferne hinter einer Biegung einen leichten Feuerschein zu erkennen. Sie waren nun an den ersten Ausläufern des Waldes um Konoah angekommen und die Ebene hatte schon vor einer Weile angefangen immer mehr große Büsche und einzelne Bäume aufzuweisen. Nun standen die Bäume schon so dicht, dass man nicht mehr um die nächste Biegung der Straße sehen konnte. Wahrscheinlich, so dachte sie, rasteten dort die Reisenden die sie noch vor einer ganzen Weile in weiter Entfernung vor ihnen auf der Straße gesehen hatte. Sie warf Sasuke einen kurzen Blick zu. Er sah auch nach vorne zu dem Licht aber ansonsten zeigte er keine Reaktion und ging ruhig weiter. Also tat sie es ihm gleich. Dann lachte Sakura leicht auf. "Das klingt wie Kiba!" "Dachte ich auch", erwiderte Sasuke. Ein paar Sekunden später waren sie um die Biegung herum und Sakura stellte fest, dass sie tatsächlich richtig gehört hatte. "Sakura!", rief Kiba überrascht, als er sie erblickte. Er saß mit drei anderen Ninjas aus Konoha, die Sakura nur vom Sehen kannte, um ein kleines Feuer herum. Scheinbar hatten sie vor hier für die Nacht zu rasten. Dann viel Kibas Blick auf Sasuke, der zwei Meter hinter ihr stehen geblieben war und kurz sah er überrascht aus, bevor sich seine Miene etwas verfinsterte. "Und Sasuke Uchiha", fügte Kiba etwas säuerlich hinzu. Sasuke sagte nichts. "Wohin seid ihr unterwegs?", fragte Sakura freundlich in die Runde, um das unangenehme Schweigen rasch zu unterbrechen. "Nach Sunagakure", antwortete ihr einer von Kibas Begleitern, dessen Namen ihr gerade nicht einfiel. Sie war sich sicher, dass sie ihn schon öfter gesehen hatte. "Wir Formen dort mit ein paar Kollegen aus Suna einen Suchtrupp. Ein paar Adelige sind verschwunden. Auf irgendeiner blöden Safari. Also müssen wir sie wiederfinden." Sakura runzelte die Stirn. "Toller Job!", sagte sie sarkastisch. "Glückwunsch!" Sie lachten. Es war kein Geheimnis, dass die Bewohner der Ninjadörfer es nicht gerade schätzten die Bediensteten für reiche Leute zu spielen, besonders wenn diese sich die Probleme mit ihrem Leichtsinn oder ihrer Selbstüberschätzung selbst einhandelten. Es gab wirklich Wichtigeres zu tun. Aber leider zahlten eben diese Auftraggeber am besten. Und die Ninjadörfer brauchten das Geld. Das war eben das Geschäftsmodell. Also kam man nicht drum herum auch diese Aufträge auszuführen. "Und ihr seid zu zwei unterwegs?", fragte Kiba skeptisch. Er hatte nicht mitgelacht und stattdessen Sasuke weiter kritisch gemustert. Nun sah er Sakura an. "Hälst du das für eine gute Idee? Willst du wirklich alleine mit ihm-" "Kümmer dich um deinen eigenen Kram Kiba!", sagte Sakura entschieden. Bei Kiba hatte sie überhaupt kein Problem mit Schüchternheit. Und außerdem ging ihn das überhaupt nichts an. Seine Begleiter lachten wieder. "Pass auf Kiba!", sagte einer. "Ich habe gehört sie hat die Kraft von Tsunade und das Temperament scheinbar auch!" "Ihr seid lebensmüde, oder?", fragte Sakura halb verärgert und halb belustigt. Offenbar wollten sie sie unbedingt ärgern. "Keine Sorge", sagte Kiba zu seinem Begleiter. "Wenn Uchiha dabei ist, ist sie harmlos. Sie hat eine Schwäche für ihn." "Geht's dir noch gut?", fragte Sakura wütend an ihn gerichtet. "Du willst, dass ich dich nicht leiden kann oder?" Kiba grinste. "Ach komm, es macht einfach Spaß dich ein bisschen aufzuziehen!" "Tja, dann hast du deinen Spaß ja jetzt gehabt", sagte Sakura verärgert. "Wir gehen jetzt jedenfalls weiter!" Sie wandte sich zu Sasuke um. "Oder nicht?", fragte sie ihn vorsichtig, weil er nach wie vor einfach zwei Meter hinter ihr in der Dunkelheit stand, dort wo der Schein des Feuers ihn kaum erreichen konnte. Nun trat er neben sie und sah sie an. "Möchtest du nicht auch rasten?", fragte er. "Ich-", setzte sie an, verdutzt, dass er das anbot. Wollte er das? Oder versuchte er nett zu ihr zu sein? "Nicht unbedingt", sagte sie. Sie hatte keine Lust sich noch mehr blöde Sprüche anzuhören. Für heute reichte ihr die Dosis 'Kiba', die sie bekommen hatte. Er war sowieso unfreundlich zu Sasuke. Und das störte sie. "Dann gehen wir weiter", sagte Sasuke. "Gut!" Sie drehte sich wieder zu den Vieren um. "Dann viel Erfolg euch bei euer Mission!" "Gleichfalls!", sagte einer und die anderen nickten ihnen zum Abschied zu. "Wie lange bist du jetzt sauer auf mich Sakura?", rief Kiba ihr nach. "Ein paar Tage", rief sie lässig zurück ohne sich umzudrehen. "Wenn ihr uns morgen vor der Kreuzung nicht mehr einholt, dann hab ich mich bis zu unserer nächsten Begegnung abgeregt und du überlebst es!" "Okay! Das beruhigt mich!", rief Kiba zurück und die anderen lachten. Sakura musste lächeln. Sie warf einen Blick zur Seite, um zu sehen, was Sasuke tat. Er sah weg, als sich ihre Blicke trafen, er hatte sie scheinbar angesehen. "Mann, du hast sie vergrault!", hörte sie ein paar Meter hinter sich einen von Kibas Begleitern leise und etwas frustriert sagen. Aber er sprach nicht leise genug. Wahrscheinlich konnten sie es hören, weil der Wind aus dieser Richtung kam. "Sie ist so schön! Wenn du sie nicht geärgert hättest, dann wäre sie geblieben!" Sakura unterdrückte ein Kichern. "Alter, wenn der Uchiha hier geblieben wäre, hätte ich kein Auge zu tun können! Sei lieber froh, dass sie weitergegangen sind!" Bei diesem Satz verging ihr allerdings das Lachen und sie sah rasch wieder zu Sasuke. Aber er blickte nach vorne und sein Gesicht hatte einen neutralen Ausdruck. "Warum wolltest du nicht dort rasten?", fragte er schließlich in die Stille und sie sah überrascht zu ihm, weil sie nicht damit gerechnet hätte, dass er ihr so eine Frage stellen würde. "Sie haben mich genervt", sagte sie. Er blickte sie mit einem Ausdruck an, der ihr sagte, dass er ihr nicht glaubte. "Du bist sehr müde und du schienst dich wohl zu fühlen in ihrer Gesellschaft." Nun brachte er sie aber wirklich durcheinander. Was wollte er denn nun von ihr hören? Sie entschied sich spontan für die Wahrheit. "Ich wollte nicht, dass du dich unwohl fühlst. Du hättest nicht geschlafen, wenn wir dort geblieben wären, oder?" "Nein", sagte er und sah beim Gehen zu, wie der Mond hinter ein paar Wolken hervorkam. Die Sicht wurde sogleich ein bisschen besser. Sie gingen eine ganze Weile schweigend nebeneinander her. "Wir sollten rasten" sagte Sasuke schließlich und er blieb stehen. Sie tat es ihm gleich und sie war heilfroh, dass er das vorschlagen hatte. Sie war so müde, dass sie im Stehen hätte schlafen können. "Ja! Gut!", stimmte sie zu. Er drehte sich um und ging vom Weg hinunter ins Unterholz. Sie folgte ihm, wobei sie extrem versuchte in ihrem müden Zustand nicht über Äste zu stolpern. Nachdem sie sich ein ganzes Stück vom Weg entfernt hatten blieb er auf einer kleinen, freien Stelle stehen. So klein, dass man es nicht 'Lichtung' nennen konnte. Aber es gab weiches Moos und für zwei Leute würde der Platz reichen. Sakura war das recht. Ihr wäre auch nicht wohl dabei gewesen wie Kibas Gruppe so nahe an der Straße zu rasten. Sie zog sich den Gurt ihrer Tasche über den Kopf und stellte sie neben sich, während Sasuke sich zwei größere Äste griff und sie ein Stück zur Seite schleifte, damit sie nicht im Weg waren. Dann entledigte er sich ebenfalls seiner Tasche und seines Katanas. Er zog seinen schwarzen Mantel aus seiner Tasche, breitete ihn auf dem Boden aus und setzte sich dann mit dem Rücken an einen Baum gelehnt darauf. Sakura hatte ihren Mantel ebenfalls in ihrer Tasche gehabt, weil es relativ warm gewesen war, als sie aufgebrochen waren, aber nun war sie wie erwartet sehr froh, dass sie ihn dabei hatte. Also breitete sie ihn ebenfalls auf dem Boden aus und ließ sich darauf nieder. Normalerweise hätte sie weit mehr Abstand zu ihm eingehalten, aber dafür war hier einfach nicht genug Platz. Sie warf ihm wieder einen kurzen Blick zu. Er saß da, ein Bein angewinkelt und einen Arm auf dem Knie liegend, wodurch er unglaublich cool aussah und er beobachtete sie. Rasch sah sie wieder weg, bevor sie zu sehr ins Anschmachten geraten würde. Sie zog eine kleine Bento Box aus der Tasche und öffnete sie vorsichtig. Sie war besorgt gewesen, dass ihr schönes Arrangement verrutschen könnte, aber es sah nach wie vor hübsch aus. Sie hob den Kopf und fragte vorsichtig: "Ähm, möchtet du?" Sie streckte ihm leicht die Box entgegen. "Schon gut", sagte er. "Ich bin nicht sehr hungrig. Du solltest es selbst essen." Sie spürte wie sie schon wieder rot wurde und sie hoffte sehr, dass man es in der Dunkelheit nicht sehen konnte. "Ich habe mir auch eine gemacht", sagte sie verlegen. "Diese war für dich gedacht." Er sah sie bloß an. "Also, du musst natürlich nicht-", setzte sie sehr verlegen an, ohne recht zu wissen, was sie nun sagen sollte. "Ich dachte bloß-" Sie zuckte zusammen, als er sich bewegte. Aber er hatte sich bloß zu ihr vorgebeugt und seine Hand ausgestreckt. Sie riss sich rasch wieder zusammen und gab ihm die Box. Er zog Essstäbchen aus seiner Tasche und dann saß er einfach da und blickte auf das Essen. In diesem Moment wünschte sie sich wirklich, dass sie seine Gedanken hören könnte. Ohne ihn wirklich aus den Augen zu lassen holte sie die zweite Box und ihre eigenen Stäbchen hervor. "Es ist weder Gift noch Betäubungsmittel drinnen", sagte sie lächelnd, in Gedanken daran, wie das mit der Operation gelaufen war und in der Hoffnung die Situation etwas aufzulockern. Er schnaubte leicht und es kam ihr so vor, als hätte ihn das belustigt. Ohne aufzusehen fing er wortlos an zu essen und sie hörte auf ihn zu beobachten und wandte sich ihrer eigenen Mahlzeit zu. Sie fand, dass es schmeckte und ihr ziemlich gut gelungen war. Sie aßen schweigend und irgendwie war es ein schöner, friedvoller Moment. Dort unter den Bäumen im Mondlicht und zusammen mit dem Menschen, der ihr so viel bedeutete. Irgendwo im dunklen Dickicht schuhute eine Eule. Sasuke schien das Essen zumindest nicht widerlich gefunden zu haben. Er sagte zwar nichts, aber sie dachte sich, dass er sicher andernfalls nicht alles bis auf den letzten Krümel aufgegessen hätte. Sie freute sich darüber. Als sie ihm die Hände entgegenstreckte, gab er ihr die Box zurück und sah sie dabei mit einem Blick an, der zwar keine Emotionen zeigte, aber ihr freundlich vorkam. "Wie machen wir es mit dem Schlafen?", fragte sie in die Stille. "Meinst du einer von uns sollte wach bleiben und Wache halten?" Sie war sich nicht ganz sicher, ob sie das schaffen würde. Sie konnte kaum noch die Augen offen halten. Und sie fragte sich, ob er denn in ihrer Gegenwart gut würde schlafen können. Sie hoffe, dass sie für ihn nicht wie Kiba und seine Begleiter war. Aber das Essen hatte er ja auch angenommen. "Keiner von uns braucht wachzubleiben", sagte Sasuke ruhig. Er führte kurz seinen Daumen an die Lippen, biss leicht zu, formte beinahe beiläufig ein Fingerzeichen und drückte seine Hand auf den Boden. Sakura zuckte zurück, als mit einem leisen 'Plopp' zwei kleine Schlangen erscheinen. Klein jedoch nur im Vergleich zu dieser Riesenschlange, die sie ihn im Krieg hatte rufen sehen. Ihre Körper waren trotzdem beinahe so dick wie ihr Oberschenkel. Sie hasste Schlangen. Sogar, wenn Sasuke sie rief. Und das wollte schon etwas heißen. "Sie passen für uns auf", sagte er ruhig. Die Schlangen entfernten sich einen oder zwei Meter. Sakura sah wie sie in die Schatten entschwanden. Sie hörte ihre leisen Bewegungen und ein leichtes Zischen. Sie hatte keine Ahnung, ob sie so würde schlafen können! Sicher, Schlangen konnten auch kleinste Erschütterungen spüren und mit ihren Zungen sehr gut riechen, sie waren definitiv gute Wächter. Wenn sie sie doch nur nicht so eklig und unheimlich finden würde! Kurz überlegte sie, ob sie nicht stattdessen zumindest einen ganz kleinen Teil von Katsuyu rufen könnte. Aber sie war sehr müde und sie konnte es zwar perfekt kontrollieren und einteilen, aber Sasuke hatte dennoch viel mehr Charka als sie. Sie würde sich überanstrengen. Und die telepathische Kommunikationsfähigkeit von Katsuyus abgespaltenen Teilen war zwar unglaublich nützlich, aber in der Wahrnehmung waren Schnecken nun mal nicht besonders gut. Sie würden Gefahr zwar gut kommunizieren können, aber erst sehr spät überhaupt bemerken. Und außerdem war Sakura sich ziemlich sicher, dass er genervt sein würde, wenn sie jetzt empfindlich war. Sicher würde er es nicht verstehen können. Und dann würde er sie vielleicht wirklich als Last betrachten. Und noch dazu wusste sie ja, dass er lieber starke Schmerzen ertrug, als jemandem zu vertrauen. Er würde auf seinen eigenen Wächtern bestehen. "Ähm...", sie musste sich leicht räuspern und bemühte sich um einen möglichst beiläufigen Ton, "...also... sind die...giftig?" "Die Schwarze schon", sagte Sasuke ruhig. "Allerdings nicht für mich. Während ich bei Orochimaru war, haben wir meinen Körper behandelt. Ich bin gegen alle Arten von Schlangengift immun. Aber du musst dich ebenfalls nicht sorgen. Sie werden dir nichts tun." Sakura setzte sich ein wenig bequemer zurecht, zog ihre Beine an und schlang die Arme darum. Sie sah um sich herum in die Dunkelheit. Neben Sasuke konnte sie in den Schatten unter einem der Äste, die er beiseitegräumt hatte, eine Windung eines der Schlangenkörper sehen. Die Schwarze musste irgendwo im Dickicht hinter ihr sein. "Und...da bist du dir ganz sicher?", fragte sie vorsichtig. Sie wollte ihn nicht beleidigen, aber während es Krieges hatte sie den Eindruck gehabt, dass diese Riesenschlange, Aoda oder wie sie gehießen hatte, ihm nicht so wirklich freiwillig diente. Sie und Tsunade hatten eine sehr respektvolles, freundschaftliches Verhältnis zu Katsuyu. Aber bei ihm und den Schlangen schien das anders zu sein. Er sah sie fragend an. "Also...tut mir leid, ich weiß natürlich nichts darüber, aber im Krieg...diese Riesenschlange, sie schien dich nicht so richtig zu mögen", sagte sie ein wenig kleinlaut. "Sie müssen mich nicht mögen", sagte er schlicht. "Sie müssen nur gehorchen. Sie sind vollkommen unter Kontrolle. Ich habe sie mit dem Sharingan in einen Vertrag gezwungen in dem sie keinen Handlungsspielraum haben. Es ist nicht wie bei dir oder Naruto. Euer Vertrag ist nur auf die Beschwörung ausgerichtet, wenn ich das richtig verstehe. Also seid ihr auf gewisse Weise, davon abhängig, dass sie euch zugeneigt sind. Ich aber habe mein Leben mit dem Ihren verbunden. Wenn ich sterbe, dann sterben sie auch. Alle. Also werden sie mich beschützen. Alleine schon aus ihrem Selbsterhaltungstrieb heraus. Dieser Trieb ist bei Schlangen besonders stark ausgeprägt." "Oh", sagte sie ein wenig schwach. Manchmal vergaß sie ganz, wie er geworden war. Er war heute freundlich zu ihr gewesen. Aber die Ereignisse seines Lebens hatten ihn kalt und erbarmungslos werden lassen und gerade fiel ihr das wieder sehr deutlich ein. "Aber mir könnten sie etwas tun", erwiderte sie leise. Schlangen an sich fand sie schon unerträglich, aber Schlangen die ihn hassten und ihm nur durch Zwang gehorchten erschienen ihr nunmal - zumindest für sich selbst - noch unberechenbarer und gefährlicher. Sasuke musterte sie einen Moment prüfend und sie hielt seinem Blick stand, obwohl sie sich unsicher und unwohl fühlte. Wahrscheinlich nervte sie ihn gerade ziemlich. Aber er musste auch einsehen, dass es wichtig für sie war, zu wissen woran sie hier war. "Wenn ihr sie anrührt, dann foltere ich euch und töte euch dann", sagte Sasuke ruhig und kalt in die Dunkelheit und bei seiner Tonlage überlief Sakura ein Schauer und all die feinen Härchen auf ihrer Haut stellten sich auf. Sie hatte verdrängt, dass seine Stimme diesen Tonfall haben konnte. Sie wollte dran nicht denken. Er klang wie damals, als sie versucht hatte ihn aufzuhalten und sie es dann doch nicht gekonnt hatte. Aber er schon. Er hätte es durchgezogen, wenn Naruto es nicht verhindert hätte. Sie wollte daran nicht denken. Aber das war etwas, das passiert war. Etwas, das irgendwie zwischen ihnen stand. "Habt ihr mich verstanden?", fügte Sasuke hinzu, wobei er Sakura immer noch musterte. Hinter ihr Zischte es leicht und auch die Schlange neben ihm zischte und Sakura sah, wie ihre zwischen den Ästen glänzende Windung sich leicht bewegte. "Zufrieden?", fragte Sasuke sie. "Ich-" Sakura fühlte sich unwohl und gerade hatte sie das Gefühl ihn mehr so zu sehen, wie andere Leute das taten. So wie ihre Eltern oder Tsunade ihn sahen. Sie räusperte sich. "Ja... danke!", sagte sie. "Wenn du der Meinung bist, dass alles sicher ist, dann vertraue ich dir." Er nickte leicht, als würde er ihr danken, dass sie sich damit abfand. "Ich kann deinen Daumen heilen", bot sie an. Es war zwar nur eine kleine Wunde, weil er für die Beschwörung etwas von seinem Blut gebraucht hatte, aber wenn sie schon hier war, konnte sie die Wunde auch gleich wieder schließen. Einen Moment dachte sie, dass er ablehnen und ihr sagen würde, dass es nicht weiter schlimm wäre. Doch schließlich strecke er ihr seine Hand entgegen. Sie unterdrückte ein Lächeln und hob ihre Hand, wobei sie etwas Chakra um die Spitze ihres Zeigefingers sammelte. Sanft strich sie damit kurz über seinen Daumen. Er zog seine Hand zurück. "Danke." Sie lächelte ihn an. "Schlafen wir", sagte er, ohne sich allerdings zu rühren. Wollte er im Sitzen schlafen? Er lehnte den Kopf zurück nach hinten an den Baum und schloss die Augen. Allerdings nicht ganz. Sakura unterdrückte ein Seufzen. Wahrscheinlich würde er erst schlafen, wenn sie eingeschlafen war. Und weil sie nicht wusste, was sie sonst tun sollte, legte sie sich hin, zog eine Hälfte ihres Mantels über sich und rollte sich ein wenig zusammen. "Gute Nacht Sasuke", sagte sie leise. "Hn." Sie war überzeugt, dass sie wieder nicht würde schlafen können. Aber ihr Körper brauchte nun Schlaf. So dringend, dass sie schon spürte, wie ihr Bewusstsein zu schwinden begann. Irgendwo hinter ihr knackte es und sie hörte wieder ein leises Zischen. Sie hatte nach wie vor Angst vor den Schlangen und wollte nicht in den Schlaf gleiten. Aber ihr Körper hatte seine Reserven aufgebraucht. Sie konnte nichts mehr dagehen tun. Sie wünschte sich, dass er irgendwann verstand, dass er ihr vollkommen vertrauen konnte. Und sie würde ihm beweisen, dass sie ihm vollkommen vertraute. Trotz allem, was passiert war. Es war nicht ganz einfach. Aber wenn sie das nicht schaffen würde, dann würde er es erst recht nie schaffen. Sicher, wahrscheinlich hielt er sie sogar für etwas dumm und naiv, dass sie sich mit dieser Situation nun einfach abfand. Aber für sie war es nicht die Frage ob es klug oder rational verständlich war. Vertrauen war für sie keine reine Abwägung von Risiken. Vertauen bedeutete für sie vor allem eine bewusste Entscheidung. Und sie entschied sich, ihm zu vertrauen. Trotz allem. Trotz der Risiken. Sie liebte ihn. Und Liebe und Kalkühl konnten nicht nebeneinander existieren. Also hörte sie auf sich gegen ihre Erschöpfung zu sträuben und ein paar Sekunden später war sie schon eingeschlafen. Kapitel 6: Verunsicherung ------------------------- Ihr Schlaf war wegen der Erschöpfung tief und traumlos. Als sie wieder zu Bewusstsein kam, spürte sie als erstes, dass ihr ziemlich kalt war. Zwar war es nun Frühling, aber wenn die Sonne noch nicht schien, und die Feuchtigkeit des Morgentaus in der Luft lag, waren die Temperaturen nach wie vor relativ niedrig. Sakura brauchte kurz einen Moment, um richtig zu sich zu kommen. Zwar fühlte sie sich nun wieder erholt und ausgeschlafen, doch in den letzten beiden Tagen waren so viele emotional aufwühlende Dinge geschehen, dass ihr Gehirn beim Aufwachen scheinbar einen kurzen Moment benötigte, um alles richtig zu sortieren. Ein paar Sekunden später wusste sie wieder wo sie sich befand. Und warum. Und mit wem sie zusammen war. Mit ihm. Dann fielen ihr die Schlangen ein und sie überlief ein Schauer. Jetzt nahm sie wahr, dass es einen Grund gab, warum sie bisher die Augen noch nicht geöffnet hatte. Es war nicht nur, weil sie noch Zeit zum Aufwachen gebraucht hatte. Es war, weil sie sich vor Angst wie gelähmt fühlte. Ihr Unterbewusstsein hatte sie automatisch in Erstarrung gehalten, obwohl ihr Bewusstsein die Gefahr noch nicht einmal begriffen hatte. Plötzlich war sie sich sicher, dass eine der Schlangen ihr sehr nah sein musste. Direkt vor ihrem Gesicht. Am liebsten hätte sie geschrien. Sie wollte zurückweichen. Schnell! Aber sie durfte auf gar keinen Fall eine schnelle Bewegung machen! Das war überhaupt keine gute Idee! Sie zählte innerlich bis zehn, um sich vorzubreiten und den Mut zu finden. Dann öffnete sie ganz langsam ihre Augen. Ihr Herz setzte kurz aus. Die Schlange lag genau vor ihr. Die Schwarze. Die, von der er gesagt hatte, dass sie giftig war. Ihr Kopf war nur eine halbe Armlänge von Sakuras Gesicht entfernt. Nun, wo sie sah, dass Sakura ihre Augen geöffnet hatte, kam sie noch etwas näher. Ganz langsam. Sakura stieß ganz ganz vorsichtig etwas Luft aus, weil sie ersticken würde, wenn sie sie noch länger anhalten würde. Die Schlange legte leicht ihren Kopf schief und beobachtete sie weiter genau. Ihre gespaltene Zunge in dem leicht geöffneten Maul bewegte sich unheimlich, während sie Sakuras Duft aufzunehmen zu schien. Vögel zwitscherten und ein paar Strahlen morgendliches Sonnenlicht fielen durch die noch ganz frischen Blätter der Bäume. Sakura konnte nicht an der Schlange vorbeisehen und erkennen was Sasuke tat, weil sie so dicht vor ihr war. Aber wahrscheinlich schlief er noch. Sonst würde er doch sicher etwas tun, um ihr zu helfen. Der Körper der Schlange wand sich ein wenig, als sie ihren Kopf leicht auf die andere Seite neigte. Wieder züngelte sie. "Geh weg", flüstete Sakura ganz leise, wofür sie allen Mut aufbringen musste. "Geh. Bitte." Nichts passierte. Nur die Zunge der Schlange bewegte sich. Sakura machte einen sehr langsamen Versuch ein wenig ihren Kopf und Oberkörper anzuheben. Aber sie erstarrte sogleich wieder, als die Schlange bedrohlich zischte. "Sasuke", sagte Sakura ein kleines bisschen lauter, in der Hoffnung, dass er aufwachen und ihr helfen würde. Und wie durch ein Wunder funktionierte das. Sie hörte das leichte Rascheln seines Mantels. Im nächsten Moment zuckte die Schlange von ihr zurück. Sakura entfuhr vor Erleichterung ein leichtes Stöhnen, weil die Anspannung endlich aus ihr wich. Die Schlange hatte sich sehr schnell umgewandt, um zu Sasuke zu sehen und rasch folgte Sakura ihrem Blick. Er saß immer noch beinahe genauso da wie gestern abend. Der Kopf schien ihm im Schlaf leicht nach unten gesunken zu sein und seine Haare warfen einen schwarzen, tiefen Schatten über sein Gesicht. Es drangen nach wie vor erst wenige Lichtstrahlen durch die Bäume. Es war noch relativ dunkel. Und daher fiel es um so deutlicher auf, dass seine Augen tief rot waren. Sakura spürte plötzlich noch mehr Angst als zuvor, während sie zusah, wie er sich ruhig und kontrolliert in einer einzigen flüssigen Bewegung erhob und sich dabei sein Schwert griff. Die Schlange war nun völlig auf ihn fixiert. Sie wand sich zu seinen Füßen. "Hat er dich berührt?", fragte er kalt, ohne die Schlange aus den Augen zu lassen. "Nein!", sagte Sakura sehr rasch. "Nein, hat sie nicht!" "Dann erspare ich dir die Folter", sagte Sasuke sachlich und immer noch mit dieser Kälte, während er weiter die Schlange ansah. Er zog sein Katana aus der Schwertscheide. Die Schlange zischte und Sakura fand plötzlich, dass es gar nicht mehr bedrohlich klang. Eher im Gegenteil. Sasukes Augen waren emotionslos und eiskalt, während er das Schwert hob. Er war völlig gleichgültig. So als würde er bloß Blumen gießen oder soetwas. Dabei war er gerade im Begriff ein Leben zu beenden. "Nein!", rief Sakura entsetzt. Sie richtete sich halb auf, stolperte sofort und fiel einen halben Meter weiter vorne wieder auf die Knie, sodass sie nun direkt neben der Schlange war, aber darauf achtete sie gerade kein bisschen. Sie sah nur zu Sasuke empor und sie musste beim Anblick seiner Augen ihre Angst mit aller Gewalt unterdrücken. "Nicht...", flüsterte sie. "Bitte! Sie hat nichts getan, sie-" "Er hat dir Angst gemacht!", sagte Sasuke ruhig und die Gleichgültigkeit in seiner Stimme verursachte bei ihr Übelkeit. "Ich habe einfach Angst vor Schlangen!", sagte sie rasch. Sie blickte zu der Schlange neben sich und als ob ihr diese Tatsache jetzt erst wieder eingefallen wäre, zuckte sie sofort ein wenig vor ihr zurück. Rasch sah sie wieder zu ihm empor. "Es ist meine Schuld, okay? Bitte lass es gut sein. Sie hat deinen Befehl nicht missachtet, sie hat mich nicht berührt!" Sie atmete erleichtete ein und aus, als das rot aus seinen Augen verschwand. Er ließ das Schwert sinken und schob es dann zurück in die Scheide. Er sah zu der Schlange neben ihr, die sich eng zusammengerollt hatte und sich nicht rührte. Sakura tat sie plötzlich total leid. "Ich nehme an, er war neugierig", sagte Sasuke. "Sie sind es nicht gewohnt, dass ich in Gesellschaft bin." "Ja", sagte Sakura und wich wieder zurück auf ihren Mantel, denn das Moos auf dem sie kniete war kalt und feucht. Noch einmal atmete sie tief ein und aus, um den Schreck dieses Morgens zu verarbeiten. "Ja, wahrscheinlich", widerholte sie. In ihrem Kopf arbeitete es. War er wütend gewesen, weil ihm nicht gehorcht worden war? Tötete er vielleicht einfach mittlerweile gerne? Machte ihm das denn gar nichts mehr aus? Kostete es ihn nichtmal Überwindung? Oder hatte er es am Ende wirklich getan, einfach, weil die Schlange ihr Angst gemacht hatte? 'Er' hatte er eben mehrfach gesagt. Er kannte diese Schlange also gut genug, dass er das Geschlecht zuordnen konnte. War ihm das Tier denn trotzdem vollkommen egal? Sie konnte zu keinem Ergebnis kommen und sah zu wie er Fingerzeichen formte und die Schlange verschwand. Das zweite 'Plopp' kam von irgendwo nicht weit hinter ihr und beantwortete die unausgesprochene Frage, wo die zweite Schlange gewesen war. Sasuke schien sich nicht wieder hinsetzen zu wollen, jetzt wo er ohnehin wach und aufgestanden war. "Sollen wir aufbrechen?", fragte er, als wäre nichts passiert. "Ja", stimmte sie rasch zu. Etwas Bewegung würde ihr bestimmt helfen das Adrenalin wieder abzubauen. Sie beeilte sich ihre Sachen zusammenzupacken. Den Mantel zog sie an, weil es noch kalt war. Und vielleicht auch, weil sie sich ein bisschen nach Geborgenheit sehnte. Als sie fertig war, warf sie ihm einen fragenden Blick zu, weil er sie beobachtete. "Fertig", sagte sie überflüssigerweise, einfach damit es nicht so still und unheimlich war. Er hatte sich seine Tasche und sein Katana wieder umgehängt und nun warf er sich den Mantel über die Schulter, allerdings ohne seine Arme in die Ärmel zu stecken. Wahrscheinlich fand er es auch noch ein bisschen frisch. Während sie ihm durch das Unterholz zurück zur Straße folgte, dachte sie, dass sie sehr froh war, dass nun langsam die wärmere Jahreszeit begann. Sasuke musste in den letzten Monaten viel gefroren haben. Eine Weile ging sie schweigend neben ihm und ein bisschen saß ihr der Schreck immer noch in den Knochen. Sie hatte ihn begleiten und richtig kennenlernen wollen. Also musste sie nun auch mit dem klarkommen, was sie kennenlernte. Ihr war klar gewesen, dass ihr nicht alles gefallen würde. Ihr war klar gewesen, dass er ganz anders war, als die Menschen, die sie normalerweise in ihrer Umgebung hatte. Trotzdem musste sie sich an diese Seite von ihm erstmal gewöhnen. Falls sie das konnte. Doch wie erhofft half die Bewegung ihr schnell dabei sich wieder besser zu fühlen und als er zwanzig Minuten später seinen Mantel wegpackte, weil es wärmer wurde, tat sie es ihm gleich. "Konntest du eigentlich gut schlafen?", fragte sie schließlich. Sie fragte sich, ob er es merkwürdig fand nicht mehr wie die letzten Monate alleine unterwegs zu sein. Sicher war es ungewohnt für ihn, dass sie nun dabei war. Er warf ihr einen Blick zu. "Ich habe gut geschlafen." "Ich auch", sagte sie zufrieden und streckte ein wenig ihre Arme nach hinten aus, um sich zu dehnen. Das Leben kam einem wirklich besser vor, wenn man ausgeschlafen war! Er warf ihr einen weiteren Blick zu, aber er sagte nichts dazu. Damit hatte sie auch nicht gerechnet. Wahrscheinlich redete sie für sein Empfinden viel zu viel. Das passierte aber auch schnell, weil er so wenig redete. "Möchtest einen Reiscracker?", fragte sie einen Moment später, weil ihr plötzlich auffiel, dass sie Hunger hatte. Das war dann zwar ihr letzter Proviant, aber bis zum Abend würden sie ein Dorf erreichen, falls sie in dieser Richtung weitergingen, was er vorzuhaben schien. Also würde sie etwas nachkaufen können. Sie war schon öfter dort hindurchgekommen, wenn sie auf Missionen gewesen war. Auch damals, als sie ein Team gewesen waren. Er sah im Gehen zu, wie sie die Schachtel herauszog, die sie vorgestern auf dem Markt gekauft hatte und einen Reiscracker herausnahm und ihm hinhielt. "Danke", sagte er und nahm ihn. "Jagst du normalerweise, wenn du hungrig bist?", fragte sie und biss dann eine kleine Ecke von ihrem Cracker ab. Er schluckte seinen Bissen hinunter. "Ja." "Da ist es ja praktisch, dass es dir leicht fällt Feuer zu machen", sagte sie belustigt. 'Und zu töten', fügte sie in Gedanken hinzu. Sie aß auch Fleisch. Es war in ihrer Welt einfach nötig. Aber das Töten, auch das von kleinen Tieren, fiel ihr jedes Mal sehr schwer. Sie versuchte es zu vermeiden, wo sie nur konnte, auch wenn sie es alle so machten. Er schnaubte - sie fand, dass es eher belustigt als abfällig klang - und biss in seinen Reiscracker. Eine Stunde später war es ein richtig schöner, warmer Frühlingstag geworden. Nun kamen sie an der Abzweigung vorbei, die man nehmen musste, wenn man nach Sunagakure wollte. "Kiba hat Glück gehabt", sagte sie belustigt. Denn sie gingen weiter geradeaus und ihre Wege würden sich also vorerst nicht noch einmal kreuzen, wenn sie sich bis jetzt nicht noch einmal getroffen hatten. Wahrscheinlich waren Kiba und seine Gruppe noch irgendwo hinter ihnen auf der Straße und würden erst in ein oder zwei Stunden hier ankommen. "Ja", sagte Sasuke und es freute sie irgendwie, dass er sogar zu diesem unnötigen Kommentar von ihr etwas sagte. In der nächsten Zeit beobachtete sie ihn ein bisschen, einfach weil er so gut aussah und es ihr Spaß machte alles in sich aufzunehmen, was er so tat. Auch wenn er eigentlich nicht viel tat. Er tank etwas aus seiner Flasche, beugte den Kopf zur Seite, als ihm beinahe eine Biene ins Gesicht flog und verzog leicht genervt den Mund, als ihnen eine Gruppe reisender Kaufleute entgegen kamen, die extrem laut waren, so sehr, dass man ihre Stimmen noch lange hören konnte, als sie schon wieder an ihnen vorbei waren. Sie kamen an einem kleinen Bach vorbei an dem sie ihre Wasserflaschen auffüllten und kurz rasteten und manchmal machte Sakura ein paar Kommentare über die Landschaft oder das schöne Wetter oder darüber, dass der Bach sehr sauberes Wasser hatte, wenn ihr danach war etwas zu sagen. Sie fand die Ruhe und seine Gesellschaft angenehm. Aber ganz so schweigsam wie er war sie eben doch nicht. Während sie auf den großen, runden Steinen am Bach saßen, sah sich Sasuke die nun wieder weniger bewaldete Landschaft an und dabei wirkte er friedlich und ruhig. Der leichte Frühlingswind wehte ihm seine schwarzen Haarsträhnen sanft um sein schönes Gesicht und auch dieses Bild schloss sie dankbar in ihr Herz. Sie fragte ihn, wie es ihm mit seinem Arm ginge und er antwortete 'gut, danke' und er sah sich kurz prüfend seine neue Hand an. Sakura fand, dass sie mittlerweile wieder genau wie seine Andere aussah. Die Zellen schienen sich sehr schnell anzupassen. Als er 'gehen wir weiter?' fragte, stimmte sie zu. Sie wollte gerne zum Abend in dem Dorf ankommen. Die Marktstände würden dann schon geschlossen haben und erst am nächsten Morgen wieder öffnen. Aber mittlerweile hatte sie ziemlich Hunger. Und am liebsten würde sie in der Herberge des Dorfes eine ausgiebige gekochte Mahlzeit essen, sich waschen und ein Zimmer für die Nacht mieten. Sie hatte in den letzten Monaten so viel gearbeitet, dass ihr nun danach war, das Leben etwas zu genießen und sich etwas zu gönnen. Überhaupt hatte sie ja quasi Urlaub. Und weil sie bei Sasuke war und mit eigenen Augen sehen konnte, dass es ihm gut zu gehen schien, macht sie sich zum ersten Mal seit sehr, sehr langer Zeit auch keine Sorgen. Sie wusste bloß nicht, wie er zu ihren Wünschen stehen würde und sie beschäftigte sich den halben Nachmittag gedanklich mit der Frage, ob und wie sie ihn darauf ansprechen sollte. Bevor das Dorf in Sicht kam, begegneten sie auf der Straße nun schon mehr Leuten. Auf ihrer rechten Seite war noch Wald. Aber links erstreckten sich einige Felder in eine weite Ebene und dort waren Bauen zu sehen, die sich um die Aussaht in den Reisfeldern kümmerten oder Unkraut zwischen den schon ausgetriebenen Pflanzen herauszupften. Weil es nun Abend war und die Schatten schon lang wurden, waren die Bauern scheinbar langsam auch auf dem Rückweg in ihr Dorf und so gingen sie bald mehr oder weniger neben drei von ihnen auf dem Weg. Die Männer musterten sie neugierig. Reisende waren eben immer interessant. Sakura unterdrückte ein Kichern, weil sie darüber nachdachte, dass sie längst im Gespräch mit ihnen wären, wenn sie mit Naruto unterwegs wäre. Er zog Menschen wie magisch an, weil er so eine positive Ausstrahlung hatte. Sasuke hatte eher den gegenteiligen Effekt. Er warf ihr einen fragenden Blick zu und sie schüttelte lächelnd den Kopf, um ihm zu bedeuten, dass sie nicht erklären wollte, was sie so amüsant gefunden hatte. "Ich dachte nur gerade an Naruto", sagte sie fröhlich. "Wir sind auch zweimal mit Naruto und Kakashi hier durchgekommen, erinnerst du dich?" "Ja. Sicher", sagte Sasuke und musterte sie noch einen Moment prüfend, bevor er schließlich zu den Bauern sah, die zugehört zu haben schienen und unter seinem Blick nun rasch wieder wegsahen. Als der Dorfeingang schließlich in Sicht kam, war es schon so dunkel, dass die Bäume und Häuser nur noch große, schwarze Silhouetten waren. Doch der Himmel hatte noch ein leichtes Blau, das auch bald verschwinden würde. Der Mond war schon sichtbar und die Laternen am Dorftor und die hellen Fenster der Häuser wirkten freundlich und einladend auf Sakura. "Sasuke?", fragte sie und ging mit Absicht ein wenig langsamer, um etwas Abstand zu den Bauern zu gewinnen, damit sie ihr Gespräch nicht hören konnten. Sasuke passte seine Schritte ihrem Tempo an und sah fragend zu ihr. "Wie stellst du es dir vor? Wie möchtest du übernachten? Gehen wir in die Herberge?" Sie bemerkte selbst, dass sie ziemlich hoffnungsvoll klang. Sie stellte es sich schön vor. Sie waren vor dem Tor angekommen und Sasuke blieb stehen. "Mach das", sagte er, nachdem er kurz so ausgesehen hatte, als würde er überlegen. Dann drehte er sich plötzlich um und ging zwei Schritte in Richtung des Waldes auf der rechten Seite des Weges. Sie sah ihm verwirrt nach und er blickte über seine Schulter zu ihr zurück. "Wir treffen uns morgen gegen zehn Uhr wieder hier." Dann beschleunigte er seine Schritte, schwang sich über einen umgestürzten Baum und einen Moment später war er in der schwarzen Dunkelheit unter den dichten Bäumen verschwunden. Und Sakura stand vollkommen überrumpelt da. Sie hatte ihm 'warte' nachrufen wollen. Sie hatte fragen wollen, was los war, wo er hinging, warum er ihr nicht sagte, was er vorhatte. Aber wie immer bei ihm fühlte sie sich so, als müsste sie sich seinen Entscheidungen beugen. Aus Angst, dass er sie sonst wieder verlassen würde. Dass er wieder verschwinden würde. Dass er dann nicht morgen um zehn Uhr wieder hier sein würde, weil er doch zu dem Schluss gekommen sein würde, dass sie ihm lästig war. Wie immer, wenn er sie verließ, fühlte sie, wie ein wenig Glück und Lebensfreude aus ihr wich. Kapitel 7: Ein Entschluss ------------------------- Warum? Sie fand einfach keine Antwort darauf. War er genervt von ihrer Gesellschaft gewesen und wollte seine Ruhe? Bereute er, dass er sie mitgenommen hatte? Aber er hatte es ihr doch so leicht gemacht. Sie hatte nichtmal richtig darum bitten müssen ihn begleiten zu dürfen. Sie hatte deswegen gehofft, dass er es vielleicht sogar auch ein bisschen gewollt hatte. Aber vielleicht hatte sie sich das nur eingebildet, weil sie so verliebt war? Oder es war so gewesen, aber nun war er wieder anderer Meinung? Oder wollte er bloß etwas erledigen, von dem es ihm nicht recht war, wenn sie es mitbekam? Oder hatte er aus irgendeinem Grund einfach nicht ins Dorf gewollt? Aber das wäre doch in Ordnung für sie gewesen. Sie hätte auch darauf verzichten können. Sie hatte doch bloß darüber reden wollen. Hatte es ihm gut gepasst, dass sie es angesprochen hatte, weil es ihm eine perfekte Vorlage gegeben hatte, um verschwinden zu können? 'Das bringt dich jetzt auch nicht weiter!', ermahnte sie sich in Gedanken. Immerhin hatte er gesagt, dass er morgen wieder hier sein würde, um sich mit ihr zu treffen. Und wenn er das sagte, dann würde er es auch tun. Er würde nicht einfach verschwinden. Oder? Nein! Morgen würden sie wieder zusammen sein! Und dann konnte sie vielleicht sogar nachfragen, warum er so entschieden hatte. Vielleicht. Wenn sie sich trauen würde und falls er in guter Stimmung sein würde. Sie riss sich zusammen und folgte einem weiteren Bauern, der gerade von der Arbeit des Tages nach Hause kam, hinein in das Dorf. Grübeln half ihr nun nicht weiter. Und im Grunde konnte sie eigentlich froh und dankbar sein. Sie hatte Urlaub. Allen, die sie liebte, ging es gut. Sie hatte einen schönen, friedlichen Tag mit dem Mann verbringen dürfen, den sie so viel mehr liebte, als sich selbst. Und sie würde ihn morgen wiedersehen und sie würde noch mehr wertvolle Zeit mit ihm verbringen dürfen. Sie hatte sich den ganzen Tag auf angenehme Weise körperlich betätigt und fühlte sich auf eine angenehme Weise müde und träge. Und nun würde sie sich ein schönes Essen gönnen und vielleicht auch ein heißes Bad und danach ein weiches Bett. Alles in allem waren das keine schlechten Aussichten. Eher im Gegenteil. Das war besser als alles, was sie in den letzten Monaten gehabt hatte. Sie hatte kein Problem damit alleine zu sein. Sie fand es friedvoll und entspannend. Zumindest, wenn dieser Zustand zeitlich begrenzt war. Und ängstlich oder schüchtern war sie auch nicht gerade. Meistens bekam sie von anderen Menschen positive Rückmeldung gespiegelt. Sie war hübsch, freundlich, kompetent und offenherzig. Oder zumindest kam sie sich selbst so vor. Und Angst haben brauchte sie auch nicht. Sicher, als Frau alleine zu reisen konnte sehr schnell sehr gefährlich werden. Aber sie war stark. Nicht im Vergleich zu Naruto oder Sasuke. Die hatten ein übermenschliches Level erreicht. Aber sie war weit stärker als die meisten. Auch stärker als manch andere Jonin. Sie brauchte sich wirklich nicht davor zu fürchten alleine unterwegs zu sein, wenn es nicht gerade mehrere Jonin auf sie abgesehen hätten. Und sie konnte sich keinen Grund vorstellen, warum das so sein sollte. Sie war schließlich für niemanden eine Bedrohung. Und Männer, die vorhatten eine Frau zu belästigen, würden sich ein leichteres Opfer suchen als sie es war. Also fühlte sie sich recht sicher, als sie die Herberge betrat. Sie war die einzige Frau in der Schankstube. Dort waren ein paar Bauern und Reisende, unter ihnen auch drei Ninjas ohne Abzeichen, welches sie als einem Dorf zugehörig markiert hätte. Wie sie erwartet hatte, wurde sie mit Interesse gemustert. Aber es gelang ihr genug freundliche Autorität auszustrahlen, dass niemand es wagte sie anzusprechen. Sie hatte durch ihr arbeitssames Leben und die ganzen Überstunden in den letzten Monaten viel sparen können und daher gönnte sie sich zu dem Essen und dem Zimmer schließlich auch das heiße Bad. Während sie in dem warmen Wasser lag, fragte sie sich, wie es eigentlich um Sasukes finanzielle Situation bestellt war. Schließlich hatte er ja in den letzten Monaten vermutlich keine Arbeit gehabt. Allerdings konnte sie das auch nicht wissen. Vielleicht hatte er wie ein Söldner private Aufträge angenommen. Sie tauchte ein wenig tiefer in das warme Wasser, bis es ihr bis zum Kinn reichte. Er war sicher nicht einfach nur verschwunden, weil er kein Geld hatte. Oder? Das wäre doch wirklich übertrieben. Allerdings war er manchmal einfach komisch. Auszuschließen war es also nicht. Sie hob ihr rechtes Bein aus dem Wasser und sammelte etwas Chakra um ihre Hand, um damit vorsichtig über ihre Haut zu fahren. Sie musste vorsichtig sein und es perfekt regulieren. Aber das war kein Problem. Chakra perfekt regulieren zu können war die Grundvorraussetzung für einen Medic Nin. Und Tsunade sagte, dass sie das sogar besser beherrschte als sie selbst. Jedenfalls hatte sie vor kurzem herausgefunden, dass sie damit ganz einfach die feinen Härchen von ihrer Haut entfernen konnte. Es war effektiver als eine Rasur. Und sie liebte das Gefühl mit perfekt glatter Haut im Bett zu liegen und sich in die Decke zu kuscheln. Sie hob ihr linkes Bein und betrachtete es nach der Behandlung zufrieden. Sie war zierlich, schlank, gut durchtrainiert und sie hatte Glück damit, wie ihr Körper proportiniert war. Sie hatte hübsche, zierliche Hände und Füße. Zwar beneidete sie manchmal Sensei Tsunade um ihre Oberweite, aber dafür hatte sie schöne Beine, einen sehr schlanken, straffen Bauch und eine hübsche Hüfte. Ihre Brüste waren ihr zu klein. Aber immerhin hatte sie gute Haut und sie waren schön geformt und fest. Und mit ihrem Gesicht und ihren Haaren hatte sie auch Glück gehabt. Sie glaubte, dass sie sich mit ihrer Einschätzung nicht irrte. Denn es gab oft Momente, in denen sie den Eindruck bekam, dass Männer sie reizvoll fanden. Aber sie wollte nur, dass er sie reizvoll finden würde. Wie schon so oft fragte sie sich, was er über Frauen dachte. Mochte er überhaupt Frauen? Eigentlich wusste sie ja nicht einmal das sicher. Manche Menschen mochten schließlich auch Menschen ihres eigenen Geschlechts. Und falls er Frauen mochte, würde sie ihm dann gefallen? Oder wollte er lieber eine Frau, die die Proportionen ihrer Meistern hatte? Sie spürte Eifersucht. Eigentlich war Tsunade schon total alt. Sie stand nur darauf, das alle sie begehrenswert fanden! Tss! Aber anderseits... wer wollte nicht ewig jung aussehen? Ob sie das auch würde hinkriegen können? Aber sie war gerade erst zwanzig geworden, das brauchte sie echt nicht zu beschäftigen. Sie seufzte, als sie sich vorstellte, mit Sasuke zusammen in einem heißen Bad zu sein. Promt spürte sie, wie sie rot wurde. Sie war noch nie mit einem Mann zusammengewesen. Sie wusste ein bisschen wie das ablief, weil Ino ihr bereitwillig erzählte, was sie so mit Sai trieb. Aber wirkliche Details kannte Sakura nicht. Irgendwie war es ihr auch total peinlich darüber nachzudenken. Aber sie hatte in letzter Zeit das Gefühl, dass ihr Körper ihr sagen wollte, dass er ein Bedürfnis nach Nähe zu einem Mann hatte. So im ganz Allgemeinen. Und am liebsten wollte sie natürlich seine Nähe. Ob er auch solche Bedürfnisse hatte und über solche Dinge nachdachte? Und wenn er solche Bedürfnisse hatte, erfüllte er sie sich? Für Männer war es einfacher mit Frauen zusammenzusein. Es gab Orte, an denen Frauen sich für so etwas bezahlen ließen. Und auch abgesehen davon, so wie Sasuke aussah, würden die meisten auch vollkommen umsonst mit ihm Zusammensein wollen. Sie seufzte sehnsüchtig. Sie brauchte eine Weile, um einzuschlafen. Aber als es klappte, schlief sie friedlich und tief bis zum nächsten Morgen durch. Gegen acht Uhr stand sie auf und sie gönnte sich im Schankraum sogar noch ein Frühstück. Dann ging sie auf den Markt, um etwas Proviant nachzukaufen. Sie bummelte mit Absicht zwischen den Ständen herum, denn sie wollte vermeiden vor dem Tor auf ihn warten zu müssen. Dann würde sie sich nur wieder in Gedanken verlieren und Angst bekommen, dass er nicht auftauchen würde. Also ging sie erst ganz genau um zehn Uhr zum Tor. Sie sah schon aus der Entfernung, dass er mit verschränkten Armen am Torpfosten lehnte. Erleichterung durchströmte sie. Erst jetzt wurde ihr richtig klar, dass sie zwar rein rational gesehen relativ sicher gewesen war, dass er sich hier wie versprochen wieder mit ihr treffen würde, aber der Teil von ihr, der diesen starken Schmerz empfand, wenn er ging und sie alleine ließ, hatte offenbar doch Angst gehabt, dass er nicht wieder auftauchen würde. Sie verspürte so viel Glück darüber ihn zu sehen, dass sie ganz automatisch ihre Schritte beschleunigte und sie konnte nicht anders, als zu strahlen, als sie 'Guten Morgen', sagte, sobald sie etwas atemlos vor ihm zum Stehen kam. Er hatte sich inzwischen von dem Torpfosten abgestoßen und gerade hingestellt. "Hallo", sagte er ruhig. Der Klang seiner Stimme löste sofort Gänsehaut bei ihr aus und sie schob rasch ein wenig die Arme hinter ihren Rücken, damit es ihm nicht auffallen würde. "Alles in Ordnung?", fragte er und sah sie weiter an. "Ja!", erwiderte sie und sie registrierte erleichtert, dass sie nicht mehr atemlos klang. "Und bei dir? Geht es dir gut?", fragte sie, weil er ja schließlich derjenige gewesen war, der ohne Vorwarnung von einer Sekunde auf die andere verschwunden war. "Ja." Also schien er wohl nicht zu finden, dass ihr irgendeine Art von Erklärung zustehen würde. Sie versuchte sich daran zu erinnern, dass er ihr nichts versprochen hatte und dass sie nichts erwarten durfte. Außerdem hielt sie es sowieso für aussichtslos ihn unter Druck setzen zu wollen. Sie war sich ziemlich sicher, dass das nicht funktionieren würde. Er würde bloß noch reservierter werden oder - noch schlimmer - auf ihre Gesellschaft doch lieber ganz verzichten wollen. Aber immerhin hatte er sich zumindest erkundigt, wie es ihr ging. Also...so mehr oder weniger. "Brechen wir auf?", fragte er. "Okay!", stimmte sie zu. Sie war tut gelaunt. Es hatte ihr gut getan sich selbst ein wenig Fürsorge zukommen zu lassen und nun fühlte sie sich entspannt und erfrischt. Sie setzten sich in Bewegung, um das Dorf zu durchqueren und ihren Weg auf der anderen Seite fortzusetzen. Sie hätte ihn gerne so Vieles gefragt. Auch unabhängig davon, wo er gewesen war. So gerne hätte sie erfahren, wie er geschlafen hatte, ob er gegessen hatte, ob er zufrieden war, die Liste war unendlich. Aber wenn sie diese Fragen alle gestellt hätte, hätte sie sich sogar selbst nervig gefunden. Es war schön und wertvoll diese Dinge von jemandem zu erfahren, der einem wichtig war, aber nur, wenn sie sich in einem Gespräch natürlich ergaben und derjenige auch Lust hatte seine Eindrücke und Erfahrungen zu teilen. Sonst hätte es einfach nur etwas Kontrollierendes und wäre reines Ausfragen. Und so gerne sie das alles wissen wollte, wollte sie doch auf keinen Fall so abhängig und aufdringlich sein. Nicht nur, damit er sie nicht nervig finden würde, sondern auch, weil das nicht ihrem eigenen Bild von sich selbst entsprach. Denn normalerweise war sie stark und eigenständig. Sie half anderen gerne und sie kümmerte sich gerne um das Wohlbefinden derer, die ihr wichtig waren. Doch sie drängte sich in der Regel nicht auf. Das tat sie nur bei ihm, weil sie verzweifelt in seiner Nähe sein wollte. Und ein bisschen war das wohl auch nötig und schien sogar zu funktionieren, denn wenn sie das nicht getan hätte, dann wäre sie nun nicht mit ihm zusammen hier. Aber egal wie vernarrt sie auch in ihn sein mochte, sie musste wirklich - vor allem sich selbst zuliebe - aufpassen, dass sie sich nicht aus lauter Unsicherheit und emotionaler Abhängigkeit total in jemanden verwandelte, den sie selbst nicht mehr würde leiden können. Wenn es nur die Option gab einerseits komplett auf ihn fixiert zu sein, um ein bisschen von ihren Wünschen erfüllt zu bekommen, aber sich selbst dafür zu verraten, oder andererseits ihn für immer unerwidert zu lieben, aber sie selbst zu bleiben, dann sollte und wollte sie sich definitiv für Letzteres entscheiden! Es war besser, dass sie von ihm nicht bekam, was sie sich wünschte, als sich bei dem Versuch es zu bekommen selbst aufzugeben. Zu diesem Entschluss führten sie die Gedanken, die sie sich im Laufe des Vormittags machte, während sie schweigend neben ihm hergegangen war und mit dieser Schlussfolgerung fühlte sie sich nun ganz zufrieden und etwas sicherer. Damit hatte sie sich sortiert und eine klare Position für sich definiert. Irgendwie, so dachte sie, ging es ja nicht nur darum, dass sie ihn besser kennenlernte. Sie musste sich auch so zeigen, wie sie war und ihm die Chance geben sie richtig kennenzulernen. Vielleicht gefiel ihm nicht, was er kennenlernen würde - und davor hatte sie auch nach wie vor Angst - aber das war der einzige Weg wie es zumindest eine Chance geben würde, dass sie einander auf eine gesunde Art und Weise näherkommen könnten. Also musste sie sich nun etwas weniger mit ihm und etwas mehr mit sich selbst beschäftigen. "Machen wir eine Pause", sagte er in diesem Moment und nickte zu einer Quelle am Rand der Straße hin. Sakura schreckte ein wenig aus ihren Gedanken auf. Sie war so konzentriert darauf gewesen, für sich einen Ausweg aus ihrem emotionalen Dilemma zu finden, dass sie kaum bemerkt hatte, dass schon Mittag war und dass seit Stunden keiner von ihnen ein Wort gesagt hatte. "Gut!", sagte sie, weil ihr plötzlich auffiel, dass sie Hunger und Durst hatte. Und weil ihr einfiel, dass sie ja Proviant besorgt hatte. Um die Quelle herum wuchsen großblättrige Pflanzen, die sich in dem feuchten Boden wohlzufühlen schienen und die sie auch in der Medizinherstellung benutzten. Und das brachte sie auf eine Idee. Doch zunächst füllte sie ihre Wasserflasche auf und sie unterdrückte den Impuls ihn zu fragen, ob sie seine auch auffüllen sollte. Das konnte er schließlich selbst. Sie durfte sich nicht zu unterwürfig verhalten. Sie war auch toll und hatte auch einiges zu bieten. Und so sehr sie sich seine Anerkennung auch wünschte, sie würde sie wahrscheinlich ohnehin nicht bekommen, wenn sie so darum bettelte. Auch hier gab es große runde Steine von heller Farbe, die wegen ihrer glatten Oberfläche angenehm zum Sitzen waren und sie ließ sich auf einem davon nieder und sah ihm kurz heimlich dabei zu, wie auch er seine Flasche auffüllte. Doch als er sich umwandte, beschäftigte sie sich rasch mit ihrer Tasche, damit er nicht bemerkte, dass sie ihn angeschmachtet hatte. Sie zog ein aus Papier gefaltetes Päckchen hervor, das sie am Morgen auf dem Markt gekauft hatte und legte es in ihren Schoß, um es aufzufalten und eines der beiden großen Onigiri herauszunehmen. Dann hielt sie ihm das Papier mit dem anderen hin. Sie wollte nett zu ihm sein und sie hatte das Bedürfnis sich um ihn zu kümmern. Sie kümmerte sich eben gerne. Aber sie würde ihn nicht wieder ängstlich und unterwürfig fragen, ob er es annehmen wollte. So wollte sie einfach nicht sein. Er musterte sie einen Moment, dann kam er zu ihr hinüber und setzte sich neben sie. Wie sie erfreut registrierte sogar ohne groß Abstand zu halten. Er nahm ihr das Papier mit dem Onigiri aus der Hand. "Danke." Sie schenkte ihm ein Lächeln. Kurz war sie etwas irritiert, weil er den Blickkontakt länger hielt als nötig. Dann aß er und sah zu, wie auf der Straße aus der Gegenrichtung ein Händler mit seinem Wagen näher kam. Das, dachte Sakura, war wirklich Glück. Denn dann konnte sie die Idee, die sie eben beim Betrachten der Pflanzen gehabt hatte, vielleicht gleich in die Tat umsetzen. Doch der Händler war noch ein gutes Stück entfernt und so blieb sie zunächst sitzen und aß in Ruhe. "Ich bin gleich zurück ", sagte sie, als der Wagen nun beinahe auf ihrer Höhe angekommen war und ohne auf eine Reaktion von ihm zu achten, stand sie rasch auf, um hinüberzugehen. Sie musste dem Drang widerstehen sich nach Sasuke und seiner Reaktion umzusehen. Aber bei jedem anderen hätte sie nichts auf dessen Billigung oder Missbilligung gegeben. Also konzentrierte sie sich lieber darauf den Händler zu grüßen, als er anhielt. Sie hatte erneut Glück, denn der Mann war doch tatsächlich in der Lage ihr einen Stift und ein kleines Notizbuch zu verkaufen und weil sie ihm gleich noch einen Kratzer an dem Bein seines Pferdes heilte, gab er es ihr sogar für den halben Preis. Also war sie in guter Stimmung, als sie zu Sasuke zurückkehrte und sie schaffte es dem Drang zu widerstehen sich ihm zu erklären, wie sie es wohl vor ihrem Entschluss getan hatte. Sie wurde promt belohnt, weil sie bemerkte, dass er sie beobachtete, während sie sich wieder auf den Stein hockte, das kleine Büchlein aufschlug und sich ein paar Sätze notierte. Also schien er sich vielleicht zu fragen, was sie da tat. Doch wenn er das wissen wollte, dann musste er die Frage aussprechen. Sie hatte das nicht getan, nur um ihn dazu zu bringen mit ihr zu reden. Sie tat bloß etwas, was sie ohnehin tun wollte. Und falls er sich entschloss von sich aus Interesse an dem zu zeigen, was sie tat, dann war das gut. Wenn er es nicht tat, dann musste sie akzeptieren, dass es ihn nicht genug interessierte. So oder so, sie fühlte sich besser, wenn sie mit ihrer Aufmerksamkeit ein bisschen weniger bei ihm und ein bisschen mehr bei sich selbst blieb. Vielleicht würde die Reise dann auch unabhängig von der Frage, ob sich zwischen ihnen etwas entwickeln würde, wertvoll für sie werden. Kapitel 8: Widerstreitende Gefühle ---------------------------------- "Was machst du?" Sakuras Herz machte einen kleinen freudigen Hüpfer, als sie seine Frage hörte. Sie war fast schon überzeugt gewesen, dass es ihn nicht genug interessierte, was sie so tat oder nicht tat. Aber offenbar war dem doch nicht so. Sie waren nach der Mittagspause bei der Quelle bis zum Abend weitergegangen und hatten noch ein recht ansehnliches Stück Weg zurückgelegt. Zumindest dafür, dass sie sich nicht gerade bemühten extrem schnell voranzukommen. Aber das war gut, denn dadurch hatte Sakura eine Menge Zeit ihre Umgebung zu betrachten. Und so hatte sie nun zum zweiten Mal am Wegesrand eine Planze entdeckt, die sie aus der Medizin kannte. Und sie hatte ihr neues, kleines Notizbuch hervorgezogen und sich davor hingehockt, um etwas zu notieren. Das war gar nicht so leicht, denn es war nun schon ziemlich dunkel und sie sah kaum noch, was sie schrieb. Sie blickte aus ihrer hockenden Haltung zu ihm auf. Aufgrund der Dunkelheit war er beinahe nur ein schwarzer Schatten, aber seine helle Haut konnte man immer noch gut erkennen. Er war nahe zu ihr getreten, vielleicht weil er neugierig war, was sie tat. Andererseits, vielleicht wollte er auch nur wissen, warum sie ihn zwang stehenzubleiben, indem sie sich einfach hinhockte und das nicht weiter kommentierte. Sie erhob sich wieder, steckte das Büchlein wieder ein und machte Anstalten weiterzugehen. Also tat er es ihr gleich. "Die Idee kam mit heute Mittag bei der Quelle", erklärte sie bereitwillig. "Weil dort eine Pflanze wuchs, die wir in der Medizinherstellung verwenden. Wir bauen diese Pflanzen in Konoha selbst an, aber ich hatte letztens ein Gespräch mit Sensei Tsunade darüber, dass die Wirkfähigkeit dieser angebauten Pflanzen in vielen Fällen schlechter zu sein scheint, als bei solchen, die wir von Missionen mitbringen oder mitgebracht bekommen. Und vorhin an der Quelle dachte ich, dass diese Pflanze vielleicht doch noch viel mehr Feuchtigkeit braucht, als wir dachten. Von außen sehen sie gut und gesund aus, aber ich denke, dass sie vielleicht mehr wirksame Stoffe entwickeln, wenn sie unter noch optimalernen Bedingungen angebaut werden könnten. Möglicherweise haben wir da bisher zu wenig Wert drauf gelegt. Ich muss das nochmal näher untersuchen. Aber ich dachte, wenn ich nun ohnehin schon diese Reise mache und an Pflanzen, die wir nutzen, vorbeikomme, dann kann ich mir immer notieren, wo und wie und unter welchen Bedingungen sie wachsen. Möglicherweise ist ein Muster zu erkennen, welche Umgebungen sie bevorzugen. Dann könnte man die Anbaubedingungen optimieren und die Intensität der Wirkstoffe erhöhen. Und das wäre sehr gut. Manche Medikamente kann man aufgrund von Nebenwirkungen schließlich nur in sehr begrenzten Mengen verabreichen. Wenn diese begrenzte Menge aber eine höhere Konzentration der benötigten Stoffe enthalten würde, könnte man damit unter Umständen Menschen das Leben retten, die es sonst nicht schaffen würden." "Ich verstehe", sagte er und sie bemerkte zufrieden, dass er sie interessiert musterte. "Das klingt vernünftig." "Ja, nicht wahr?", fragte sie mit einem Lächeln. Es kostete sie erneut Überwindung so selbstsicher zu antworten und nicht etwas wie 'danke' zu sagen, weil er ihr etwas Interesse und Anerkennung entgegengebracht hatte. "Menschen sind dir wichtig", sagte er ein paar Sekunden später in die Stille. Sie warf ihm einen verdutzten Blick zu. Es war keine Frage gewesen. Er hatte einfach nur in sachlichem Ton eine Feststellung gemacht. "Ja, natürlich", sagte sie ein wenig verwirrt. "Eigentlich alle Lebewesen." Sie beobachtete ihn, aber er schien über etwas nachzudenken und sagte nichts weiter dazu. Sie entschied sich ihren Mut zusammenzunehmen. "Bei dir ist es nicht so, oder?", fragte sie sehr leise und behutsam. "Nein", sagte er ruhig und sachlich. Sie schwiegen wieder und Sakura versuchte das zu verarbeiten. Es war nicht wirklich eine neue Information für sie. Sie hatte das ja bereits vermutet. Besonders nach der Situation mit der Schlange gestern morgen. Aber es ihn so einfach sagen zu hören war gruselig. Selbst wenn Menschen so empfanden, versuchten sie normalerweise diese Tatsache zu verbergen. Es war eine essentielle menschliche Fähigkeit Bindungen zu anderen Menschen und Tieren eingehen und Mitgefühl empfinden zu können. Menschen, die das nicht konnten wurden meistens von der Gesellschaft bestraft und ausgegrenzt oder aber sie wurden aufgrund ihrer mangelnden Empathiefähigkeit schlicht irgendwann so mächtig, dass man sie nicht zu Rechenschaft ziehen konnte und sie stattdessen fürchtete. Und das schien irgendwie auf ihn zuzutreffen. Aber waren diese Menschen einfach so? So wie man helle oder dunkle Haare hatte? War die Empathiefähigkeit etwas Angeborenes oder etwas Erlerntes? Konnte man das verändern oder war es für immer gleich? "Aber", setze sie ganz vorsichtig an, weil sie sich nicht sicher war, ob sie wirklich weiter fragen sollte, "es gibt doch auch Menschen und Tiere, die dir etwas bedeuten, oder nicht? Was ist mit dieser Riesenschlange? Ist sie dir egal?" "Aoda ist mir nicht egal. Er ist nützlich", sagte Sasuke ruhig. 'Nützlich' war nicht das Wort, auf das sie gehofft hatte. "Und dieser Riesenvogel, den du rufen kannst, der den du im Kampf gegen Kaguya beschworen hast, was ist mit ihm?" Vielleicht konnte man ja zu Schlangen einfach keine wirkliche Bindung aufbauen. Sie wusste nicht viel darüber, ob Reptilien dazu überhaupt fähig waren. Aber bei Vögeln war das anders, oder? "Er ist gestorben, er hat es nicht überlebt." Ihr wurde ein wenig übel, weil er auch das vollkommen neutral mitteilte. "Und...macht dich das nicht traurig?", fragte sie beklommen. "Nein. Er hat seinen Zweck erfüllt. Durch ihn sind Naruto und ich nicht in die Lava gestürzt. Und dadurch konnten wir alles andere retten. Das war vernünftig." Das half nicht gerade gegen das flaue Gefühl in ihrem Magen. Sie wusste, dass er sie und Naruto immer für zu 'weich' gehalten hatte. Sogar damals schon. Aber sie hatte immer darüber hinweggesehen. Früher hatte er sich zurückgehalten. Zumindest ein bisschen. Aber war das gewesen, weil er damals noch empathischer gewesen war oder hatte er schlicht akzeptiert, dass zu viel Grausamkeit gesellschaftlich nicht toleriert wurde und sich deshalb angepasst? Weil es 'vernünftig' war? Nun brauchte er sich nicht mehr zurückhalten. Er war so mächtig geworden, dass nur Naruto ihm wirklich die Stirn bieten konnte. Hatten alle zurecht solche Angst vor ihm? Die anderen Länder und Ninjadörfer, Konohas Bewohner, Kiba und seine Begleiter, ihre Eltern und sogar Sensei Tsunade? Waren Naruto, Kakashi und sie einfach zu voreingenommen? Waren sie einfach entschlossen, ihn so sehen zu wollen, wie sie ihn haben wollten? War das bei Sensei Kakashi überhaupt so? Eigentlich war sie sich da gar nicht so sicher. Manchmal dachte sie, dass Sensei Kakashi einfach nur froh war, dass Sasuke sich nun friedlich zu verhalten schien. Vertraute er ihm, oder versuchte er bloß Schadensbegrenzung zu betreiben? Solange Naruto entschlossen war Sasuke zu vertrauen, konnte Kakashi eigentlich ohnehin nichts tun, als sich dem anzuschließen. Und vertraute Naruto Sasuke? So richtig hatten sie nie darüber gesprochen. Ein einziges Mal hatte Naruto ihr von seinem Kampf mit Sasuke erzählt. Sie war nicht dabeigewesen, denn Sasuke hatte sie mit einem Genjutsu belegt. Er hatte sie glauben lassen, dass er seinen Arm mitten durch sie hindurchgestoßen hätte. Ihr Körper erzitterte immer noch bei dieser Erinnerung. Es war nur eine Illusion gewesen. Aber für sie war es real gewesen. Sie hatte in diesem Moment wirklich geglaubt, dass er sie schließlich doch getötet hätte, weil sie im Weg gewesen war. Sie hatte es also nicht mit eigenen Ohren gehört. Aber Naruto hatte ihr gesagt, dass Sasuke ihn nach dem Kampf gefragt hatte, was er tun wollte, wenn er es sich wieder anders überlegen würde. Und Naruto hatte zu ihm gesagt, dass er ihn dann wieder aufhalten würde. Sie hatte es bisher vermieden sich gedanklich damit zu beschäftigen. Und nun verstand sie auch endlich wieso das so gewesen war. Sie hatte es einfach nicht verstehen wollen, weil sie damit nicht umgehen konnte. Aber im Grunde bedeutete es - und das wurde ihr nun vollends klar - dass auch Naruto und nicht einmal Sasuke selbst daran glaubten, dass er nicht wieder eine andere Entscheidung in Bezug auf seine Ziele treffen würde. Das war extrem besorgniserregend und beängstigend. Und plötzlich verstand sie ihre Eltern, die sie angefleht hatten, sich von ihm fernzuhalten und nicht mit ihm zu gehen. Und sie verstand sogar, dass andere Länder Konoha aufforderten, die Todesstrafe an ihm zu vollstrecken, wie Kakashi gesagt hatte. Und allein Narutos Zuneigung zu Sasuke war der Grund warum niemand etwas in diese Richtung unternahm. Sofort fühlte sie sich schlecht, dass sie nicht mehr für Naruto da war. Er trug eine enorme Bürde. Auf ihm allein lag die gesamte Verantwortung. Wenn Sasuke etwas Schreckliches tun würde, würde er sich bestimmt die schlimmsten Selbstvorwürfe machen, weil er die Situation falsch eingeschätzt hätte, weil er in Bezug auf Sasuke dann vielleicht einfach parteiisch und befangen gewesen war. Wieso musste Naruto eigentlich immer die Last der ganzen Welt alleine schultern? Das war total unfair! Sie hoffte so sehr, dass er glücklich sein würde! Aber vielleicht, dachte sie lächelnd, war er das ja auch. Er konnte stolz auf alles sein, was er erreicht hatte. Er war seinem Ziel Hokage zu werden so nahe und er hatte eine Aufgabe vor sich, die er wollte und an die er glaubte. Und vielleicht würde er nun bald auch Hinata richtig an seiner Seite haben. Sakura glaubte nach wie vor, dass Hinata das Beste war, was Naruto passieren könnte. Sie würde einen Ort von Ruhe und Liebe für ihn erschaffen, an den er immer wieder zurückkehren könnte, um sich auszuruhen. Und sie? Was sollte sie nun mit diesen Erkenntnissen anfangen? Änderte es etwas? 'Nein', dachte sie. 'Ich liebe ihn immer noch genauso dolle wie immer.' Vielleicht war das dumm. Vielleicht wollte sie auch zum Teil Naruto helfen, damit er nicht alleine die Verantwortung für Sasuke schultern musste. Vielleicht war ihr eigener Selbsterhaltungstrieb einfach bemittleidenswert schlecht ausgeprägt. Aber egal wie toxisch es war - denn da hatte ihr Vater wohl recht - es war ihre Liebe und es war ihre Entscheidung. Und sie hatte sich vor langer Zeit entschieden jemanden zu lieben, der ihr nicht gut tat, der tötete und zerstörte, scheinbar ohne Schuld zu empfinden und von dem sie nicht einmal wusste, ob ihre Liebe auch nur einen kleinen Wert für ihn hatte, abseits davon 'nützlich' oder 'praktisch' zu sein. Aber sie liebte ihn trotzdem. Und sie wollte es herausfinden. Sie wollte herausfinden, ob er sich ändern könnte. Vielleicht sogar mit ihrer Hilfe. Das Leben der schwarzen Schlange hatte sie immerhin retten können. Vielleicht konnte sie noch mehr tun. Und wenn nicht, dann würde sie wahrscheinlich bei dem Versuch sterben. Ein bisschen erschreckte es sie, dass sie diesen Gedanken kaum beängstigend fand. Es kam ihr vor, als wäre das eben ihre Aufgabe. Als wäre es ihr Schicksal. Und als wäre es egal, ob sie am Ende scheitern würde oder nicht. Denn sie wusste, dass sie es so oder so tun musste. So war es eben. Sie war entschlossen es zu versuchen. Ihn trotz dieser Widrigkeiten bedingslos zu lieben. Und zu hoffen, dass ihn das vielleicht heilen könnte. Das er lernen könnte ebenfalls wieder zu lieben. Oder überhaupt das erste Mal. Hatte er seinen Bruder geliebt? Er hatte Rache gewollt, weil man Itachi so hatte leiden lassen und auch weil man ihm Itachi dadurch weggenommen hatte. Aber war es Liebe, wenn man aus Rache alles zerstören wollte, was eben diese Person mit einem unglaublich großen Opfer zu schützen versucht hatte? War Sasuke dazu fähig zu lieben? "Rasten wir", sagte Sasuke. Sie war so in Gedanken versunken gewesen, dass sie unwillkürlich zusammenzuckte. Er warf ihr einen Blick zu und sie überspielte ihre Verlegenheit rasch, in dem sie sagte: "Ja! Gerne! Wie wäre es bei der kleinen Baumgruppe da vorne?" Sie deutete hin. Es gab nun keinen Wald mehr. Sie waren auf einer grasbewachsenen Ebene. Aber einzelne Ansammlungen von zwanzig oder mehr Bäumen bildeten hier und dort eine Art kleine Mini-Wäldchen. "Ja", sagte Sasuke. Sie folgte ihm, als er die Straße verließ und durch das Gras auf die nächste der Baumgruppierungen zuging. Fünfzehn Minuten später waren sie angekommen und Sakura stellte erfreut fest, dass der Bach, der die ganze Zeit mehr oder weniger in der Nähe der Straße geflossen war, das kleine Wäldchen auf der einen Seite halb umschloss. Das war perfekt. Dann mussten sie für Wasser nicht weit laufen. Es war überhaupt sehr idyllisch hier. Ein Hase hoppelte im Mondlicht am Rand des Wäldchens vorbei. In der nächsten Sekunde musste sie eine Hand auf ihren Mund pressen, um einen Schrei zu ersticken. Sasuke hatte völlig unvermittelt eine blitzschnelle Bewegung gemacht, mit einer Hand Fingerzeichen geformt, seine Hand nach vorne ausgestreckt und sofort war ein gerader, blauer Blitz zwischen seiner Hand und dem Hasen entstanden. Im nächsten Sekundenbruchteil war Chidori, das er nun scheinbar vollkommen beliebig formen und auch auf längere Distanzen einsetzen konnte, wieder verschwunden und der Hase war tot. Nun würde er wahrscheinlich als ihr Abendessen enden. Sakura spürte, wie immer, wenn ein Leben endete, einen Stich im ihrem Herzen. Aber das war nun nicht besonders grausam von ihm gewesen. Jeder andere Ninja hätte auch so gehandelt. Das war normal. Nur für sie würde es das wohl nie sein. Jedenfalls blieb ihr ein Moment, um den Schreck zu verarbeiten. Denn Sasuke ging hin, um das Tier zu holen. "Ich gehe zum Wasser", sagte Sakura als sie ihre Sachen auf einem geeigneten Flecken in dem kleinen Wäldchen abgestellt hatten. "Die Flaschen auffüllen und so." Er zog seine hervor und hielt sie ihr hin und sie nahm auch ihre Flasche und entfernte sich rasch durch das Wäldchen hinüber zu der Seite, wo der Bach sein musste. Sie brauchte einen Moment für sich. Und sie wollte sich davor drücken, zu sehen, wie der Hase zu ihrem Abendessen wurde. Sie würde ihn essen. So war eben diese Welt. Und wo er nun ohnehin schon tot war, würde sie versuchen dankbar zu sein, dass er sie näherte und sein Leben gegeben hatte, damit sie weiterleben konnte. Das war alles, was sie noch tun konnte. Dennoch war es leichter, wenn sie es nicht sehen musste. Am Bach bekam sie eine kleine Überraschung. Denn als sie auf der anderen Seite wieder aus dem Wäldchen heraustrat und an dem flachen, mit kleinen Steinen bedecken Ufer des Baches ankam, hatte sie die Gelegenheit unzählige wunderschön leuchtende Glühwürmchen bewundern zu dürfen, die über dem Wasser in der Luft herumwirbelten. "Ohh", entfuhr es ihr verblüfft. Sie war wie gefangen von diesem Anblick. Einige Minuten - sie wusste nicht wie viele - stand sie einfach nur da und nahm den Anblick dieses seltenen Schauspiels staunend in sich auf. Irgendwann raffte sie sich auf und sie kniete sich auf die kleinen Kiesel und füllte ihre Flaschen. Die Glühwürmchen tanzten munter weiter, teilweise sogar um sie herum. Sie schien sich durch sie überhaupt nicht gestört zu fühlen. Kurz zögerte sie, doch dann öffnete sie kurzerhand ihr Oberteil, zog die Arme aus den Ärmeln, sodass es ihr nun nur noch an der Hüfte hing und tauchte ihre Hände in das kalte, klare Wasser. Sie war ihre abendliche Dusche gewöhnt und wollte sich wenigstens kurz frisch machen. Es war sehr kalt, aber auch erfrischend und vertrieb sogleich die Müdigkeit. Im nächsten Moment zuckte sie zusammen, als es einige Meter hinter ihr knackte und sie drehte sich erschrocken um und zog reflexartig ihre Arme vor ihren Oberkörper, um ihre Brüste zu bedecken. Und das war auch gut so, denn Sasuke tauchte gerade in der Dunkelheit zwischen den Bäumen auf. Die Glühwürmchen stoben auseinander. Sasuke blieb drei oder vier Meter entfernt und noch halb im Unterholz stehen, sobald er sie erblickte. Sie merkte, wie sie rot wurde. Ihm war keine Reaktion anzusehen. "Alles in Ordnung?", fragte er sachlich, als würden sie sich ständig in so einer Situation befinden und als wäre daran nichts Ungewöhliches. "Ja!", beeilte sie sich zu sagen und hoffte, dass ihre Arme alles bedeckten. Hinsehen, um das zu überprüfen, konnte sie jetzt unmöglich. Das wäre ja noch peinlicher. "Tut mir leid!", fügte sie hinzu, als ihr klar wurde, dass sie schon ziemlich lange fort gewesen sein musste. "Ich habe mir die Glühwürmchen angesehen und dabei die Zeit vergessen." War er sie suchen gekommen, um zu sehen, ob es ihr gut ging? Oder war er bloß ungeduldig, weil er Hunger hatte und sie nicht zurückgekommen war? Sie hätte gerne ihr Oberteil wieder richtig angezogen, aber sie hätte dafür die Arme wegnehmen müssen. Also ging das nicht. Sie sah ihn etwas überfordert an. Wieso ging er nicht wieder, damit sie sich anziehen konnte? Was hätte sie nur dafür gegeben zu erfahren, was gerade in seinem Kopf vorging! Nun bewegte er sich doch. Aber er ging nicht. Er kam auf sie zu. Und sie fühlte sich wie erstarrt, als er dicht neben ihr stehen blieb. Aber er bückte sich bloß und nahm sich seine Wasserflasche, die sie aufgefüllt neben sich zwischen die kleinen Kiesel gestellt hatte. Er erhob sich langsam wieder. Aber er ging immer noch nicht. Und sie stand weiter einfach nur starr da. Allerdings mit heftig klopfendem Herzen. Dann entscheid sie, dass sie wissen musste, was er tat. Also hob sie den Kopf und drehte sich leicht, um ihm ins Gesicht sehen zu können. Er hatte sich ihr zugewandt und er betrachtete sie. Immer noch konnte sie keine Emotionen in seinem Gesicht erkennen. Aber sie sah deutlich, dass es nicht ihr Gesicht war, das ihn gerade interessierte. Er ließ seine Augen über ihre nackte Haut wandern. Dann, ganz langsam hob er seine freie rechte Hand. Wollte er sie berühren? Sie merkte, wie sie die Luft einzog und den Atem anhielt. Sie fühlte sich wie elektrisiert. Es war kaum zu ertragen. Sie wollte, dass er es tat. Sie wollte unbedingt, dass er sie berühren würde. Er sah ihr immer noch nicht ins Gesicht. Es kam ihr so vor, als ob sein Blick von ihrer nackten Haut unerbittlich angezogen werden würde. Als ob er selbst gerade ein wenig neben sich stehen würde. Nun konnte sie doch etwas in seinem Gesicht lesen. Faszination. Das verstärkte die kribbeligen Gefühle in ihr bloß noch um ein Vielfaches und sie hatte das Gefühl gleich zu platzen, weil diese Energie irgendwo hinmusste. Seine Finger waren nun nur noch Millimeter von ihrer seitlichen Taille entfernt. Und dann, ohne Vorwarnung, zog er plötzlich seine Hand zurück. Er trat einen Schritt zurück. "Essen wir", sagte er. Damit drehte er sich um und ging wieder auf den Waldrand zu. Sekunden später war er einmal mehr in der Dunkelheit zwischen den Bäumen verschwunden. Und zum ersten Mal war Sakura froh darüber, dass er gegangen war. Ihr Körper war da zwar anderer Meinung, aber sie musste sich erstmal kurz auf die Knie sinken lassen und Luft holen. Sie stöhnte leise und frustriert auf. Das musste sie nun erstmal verarbeiten. Aber eines war ihr gerade sehr deutlich klar geworden. Sie hatte es unterschätzt. Sie hatte unterschätzt, wie sehr sie ihn wollte. Kapitel 9: Erfüllte Sehnsucht ----------------------------- Sie musste mit den Händen eine Schale formen und sich das klare, kalte Wasser des Baches ins Gesicht spritzen, um sich wieder einigermaßen normal zu fühlen. Selbstverständlich hatte sie sich vorher richtig angezogen. Dann griff sie sich rasch ihre Flasche, stand auf und ging durch das Wäldchen zurück zu ihrem Lager. Dabei versuchte sie krampfhaft nicht nachzudenken. Sie wollte sich nun normal benehmen und wenn sie jetzt anfangen würde das Geschehene zu zergrübeln, dann würde sie das definitiv nicht auf die Reihe bekommen. Sasuke machte es ihr leicht. Denn er tat so, als wäre nichts gewesen. Was ja auch irgendwie stimmte. Nichts, außer dieser elektrisierenden Energie, die sie gespürt hatte. Und sie hatte keine Ahnung, wie es ihm gegangen war. Vielleicht hatte er sie einfach nur kurz interessant gefunden, weil er überrascht gewesen war, sie so zu sehen. Auf jeden Fall war sie nun ganz sicher, dass er an Frauen interessiert war. Sie wusste selbst nicht genau wieso, aber das stand für sie auf einmal völlig außer Frage. Jedenfalls tat sie es ihm gleich. Sie tat auch einfach so, als wäre nichts gewesen. Sie aß den Teil von dem Hasen, den er ihr gab und sie wärmte sich ein bisschen an dem kleinen Feuer, das er gemacht hatte, um das Fleisch zu braten. Doch irgendwie - obwohl sie beide so taten, als wäre Sasuke nie zum Bach gekommen - hatte sie nun das Gefühl, dass etwas zwischen ihnen anders war als vorher. Als er schließlich auch kurz zum Wasser verschwand, rollte sie sich auf ihrem Mantel zusammen und seufzte verzweifelt. Sie fühlte sich immer noch kribbelig. Und deshalb ging sie auch nochmal kurz zum Bach, als er zurückkam, einerseits um ihre Körperpflege richtig zu beenden, andererseits weil sie sich von dem kalten Wasser - und zwar mehr als nur eine handvoll in ihrem Gesicht - erhoffte, dass ihre kribbeligen Gefühle endlich verschwinden würden. Es klappte nicht so richtig. Sie wusste jetzt schon, dass sie den Großteil der Nacht wachliegen würde. Als sie schließlich zurückkam, zuckte sie kurz zurück, als sie sah, dass er die Schlangen gerufen hatte. Soweit sie das erkennen konnte, waren es die gleichen wie beim ersten Mal. Sie langen beide ein paar Meter voneinander entfernt in den Schatten. Und Sasuke saß wieder auf seinem Mantel und an einen Baum gelehnt da, ein Bein angewinkelt und einen Arm auf dem Knie abgelegt. War das seine Position zum schlafen, wenn er auf Reisen war? Oder war es ihm nur unangenehm sich hinzulegen, wenn jemand dabei war und er schlief normalerweise doch - wie jeder normale Mensch - im Liegen? Sie ließ sich auf ihrem Mantel nieder, lächelte ihn an und hob ihren Zeigefinger, wobei sie etwas Chakra darum sammelte. "Darf ich deinen Daumen heilen?" Sie war sich nicht ganz sicher, ob sie ihm helfen wollte, oder ob sie einfach nur Lust hatte ihn anzufassen. Falls ja, dann hielt sie das auf jeden Fall für eine perfekte Ausrede. Er hob seine Hand und hielt sie ihr entgegen und sie rutschte in ihrer knienden Position ein bisschen näher zu ihm und fuhr zart mit ihrem Zeigefinger über seinen Daumen. Seine Hände waren so schön. So wie alles an ihm. Sie zogen beide gleichzeitig ihre Hände wieder zurück. "Danke." Sie antwortete nicht und warf ihm nur einen freundlichen Blick zu. Sie rutschte wieder etwas von ihm weg und legte sich dann auf ihren Mantel, wobei sie wieder einen Teil des Stoffes wie eine Decke über sich zog. Besonders kalt war es nicht. Das Feuer war zwar heruntergebrannt, aber die Nächte wurden von Tag zu Tag milder und in der kleinen Feuerstelle hinter ihr glommen noch ein paar Kohlen, die ein wenig behagliche Wärme in ihrem Rücken ausstrahlten. Die gefleckte, nicht giftige Schlange, wand sich in den Schatten ein bisschen und zischte leise. So richtig toll fand Sakura sie immer noch nicht. Aber seit sie gesehen hatte, dass sie Angst vor Sasuke hatten, kamen sie ihr ein bisschen weniger unheilbar, kalt und unberechenbar vor. Und sie hatte Mitgefühl mit ihnen, weil er sie so versklavt hatte. Sie wandte ihre Augen von der Schlange ab und Sasuke zu. Er saß entspannt da und sah sie ebenfalls an. Er hatte sie beobachtet, seit sie wieder zurückgekommen war. Was er wohl dachte? "Sasuke?", fragte sie leise. Er antwortete nicht. Aber da er sie ansah, schien er vielleicht zu finden, dass es offensichtlich war, dass sie seine Aufmerksamkeit hatte. "Du wirst erst schlafen, wenn ich eingeschlafen bin, nicht wahr?" "Ja." "Weil du sonst nicht einschlafen kannst?", fragte sie. Er antwortete nicht. Aber das brauchte er auch nicht. Sie war sich ziemlich sicher, dass er ein so großes Problem hatte, anderen zu vertrauen, dass er nicht schlafen konnte, bevor er sicher war, das sie schlief. "Ich werde heute vielleicht nicht schlafen können", sagte sie leise. Er schwieg und sie dachte schon, dass es dabei bleiben würde, als er sich doch entschied etwas zu sagen. "Wegen der Schlangen? Sie werden dir nicht nochmal zu nahe kommen." Das wusste sie. Sie glaubte gesehen zu haben, dass die schwarze Schlange Angst gehabt hatte. Auch wenn sie sich nicht sicher war, woran sie das erkannt zu haben glaubte. Und die andere war ihr ja ohnehin gar nicht erst nahe gekommen. Nein, sie fühlte sich bloß immer noch total kribbelig und aufgekratzt und das sorgte nicht gerade dafür, dass sie sich schläfrig fühlte. Obwohl sie müde war. "Nein", antwortete sie schließlich. "Deswegen nicht." Er sah sie weiter an, vielleicht weil er auf eine Erklärung wartete. Aber sie schaute einfach zurück ohne etwas zu erklären. Das wollte sie ihm nun wirklich nicht sagen. Sie wollte ihn so gerne anfassen. Und sie wollte, dass er sie ebenfalls anfasste. Eine Vogel zwitscherte in der Nacht und es raschelte leicht, vermutlich weil die schwarze Schlange sich irgendwo hinter ihr bewegt hatte. Sie machte sich nicht Sie Mühe hinter sich zu sehen. Gerade hatte sie keine Angst. Sie schmiegte ein bisschen ihre Wange an den weichen Stoff ihres Mantels. Ob er wohl genervt war, dass sie nicht einfach einschlief und er deshalb jetzt auch nicht schlafen konnte? Er sah sie immer noch an und fragte schließlich: "Warum dann?" Was sollte sie nun darauf sagen? Verlegen wandte sie den Blick ab und betrachtete eine ihrer Haarsträhnen, die vor ihrem Gesicht auf dem Stoff des Mantels lag. Sie fand, dass sie hübsch weich und glänzend aussah. "Findest du mich schön?" Moment! Stopp! Hatte sie das gerade laut gefragt? Das war nicht gut, oh nein, oh nein, wie hatte sie sich nur zu sowas hinreißen lassen können? War sie verrückt geworden? Sie war doch total- "Ja. Sicher." Das Kribbeln ihrem Bauch war schon wieder kaum noch zu ertragen. Er hatte leise gesprochen. Aber es gab keine Zweifel. Sie hatte diese verrückte Fragte laut gestellt. Und er hatte darauf geantwortet! Und nicht nur das. Er hatte geantwortet, was sie sich gewünscht hatte! Nervös und mit heftig kopfendem Herzen hob sie wieder ein klein wenig ihren Blick, um sein Gesicht wieder sehen zu können. Er sah sie nach wie vor an. Sein Gesicht war wunderschön umspielt von Schatten, Mondlicht und dem zarten Schein der noch glimmenden Kohlen. "So ... als Frau?", fragte sie zögerlich. Dieses Mal ohne den Blickkontakt abzubrechen. Was verdammt nochmal tat sie hier eigentlich?! "Ja." Einen Moment fühlte sie sich wie erstarrt und von seinem Blick wie gebannt. Doch innerlich war sie so aufgewühlt, dass es kaum zu glauben war, dass sie so ruhig daliegen konnte. Wobei. Eigentlich konnte sie es nicht. Diese Energie in ihr musste irgendwo hin! Ohne recht zu wissen warum, setzte sie sich langsam wieder auf und der Mantel rutschte langsam wieder von ihrem Oberkörper, weil der Schwerpunkt verändert worden war. Sie sah ihn wieder an. Er saß nach wie vor so ruhig da und blickte zurück. Und in diesem Moment entschied sie sich es einfach zu versuchen. Sich etwas von dem, was sie sich wünschte einfach zu nehmen. Falls er es zulassen würde. Gerade war ihr alles andere egal. Ob das klug oder unklug, richtig oder falsch war. Er machte immer, was er wollte, ständig. Und alle anderen hatte einfach damit klarzukommen. Sie wollte auch einfach mal tun, was sie wollte. Und sie wollte gerade nichts mehr als seine Berührung. Es kam ihr richtig vor. Als ob es genau so und genau jetzt sein sollte. Und genau hier. Mit ihm. Sie erhob sich langsam halb und ohne den Blickkontakt abzubrechen rutschte sie wieder näher zu ihm. Bis sie sich behutsam genau vor ihm wieder hinkiete. Jetzt war sie auf dem Stoff seines Mantels. Er rührte sich nicht und brach ebenfalls den Blickkontakt nicht ab. Sie hob vorsichtig ihre Hand und streckte ihre Finger ohne hinzusehen nach dem Unterschenkel seines aufgestellten Beines aus, bis sie kurz unterhalb seines Knies den Stoff seiner Hose an ihren Fingerkuppen spüren konnte. Mit einer hauchzarten Bewegung strich sie leicht ein paar Zentimeter nach unten. Als er sich bewegte, zog sie sofort ihre Hand zurück. Aber er hatte nur seine Hand von dem Knie seines angewinkelten Beines genommen. Und als sie wieder in sein Gesicht sah, wich er ihrem Blick nach wie vor nicht aus. Wenn er nicht wollen würde, dass sie ihm näher kam, dann hätte er doch sicher mittlerweile etwas dagegen unternommen. Oder? Sie sammelte ihren Mut und stützte ihre Hände auf seinem Mantel ab und wollte etwas näher zu ihm kriechen, aber sie zuckte wieder leicht zurück, als er sich regte. Doch er senkte nur sein angewinkeltes Bein etwas ab und weil er sie nach wie vor so ruhig ansah, fasst sie wieder Mut und kroch etwas näher zu ihm hin. Ihr Herz schlug unangenehm dolle. Sie hob zaghaft ihr eines Bein über sein rechtes Bein, das ausgestreckt neben ihr lag und er machte es ihr leicht, indem er ebenfalls sehr langsam seine Position so veränderte, dass sie ihre beiden Beine nun außen hatte und nun beinahe über seiner Hüfte war. Sie hatte das Gefühl sich ständig daran erinnern zu müssen, dass sie atmen musste. So nahe. Sie waren einander nun so nahe. Und weil sie sich über seiner Hüfte ein wenig aufgerichtet hatte, musste sie nun ein kleines bisschen nach unten in sein Gesicht sehen. Er hatte den Kopf nach hinten gegen die Baumrinde gelegt und blickte weiter leicht empor in ihr Gesicht. Nun wusste sie nicht so recht, was sie mit ihren Händen anfangen sollte. Aber jetzt konnte sie irgendwie auch nicht mehr zurück. Also hob sie sie an und legte sie ganz ganz zögerlich an seine Schultern. Er bewegte sich und sie zog ihre Hände sofort zurück. Aber er stieß sie nicht weg. Er hatte ebenfalls seine Hände gehoben und das kribbelige Gefühl in ihr wurde promt noch intensiver, als sie spürte, wie er sie mit beiden Händen an ihren Seiten griff. Sein Griff war fest und entschieden. Also legte sie zögerlich doch wieder ihre Hände an seine Schultern. Sein Griff um ihre Taille war einfach nur da. Er tat nichts. Er drängte oder dirigierte sie nicht. Trotzdem - und zwar, weil sie selbst es so wollte - ließ sie sich vorsichtig hinabsinken, um sich auf seine Hüfte zu setzen. Als sie sich berührten, musste sie ein sehnsüchtiges Stöhnen unterdrücken. Als sie sich schließlich mit ihrem ganzen Gewicht niedergelassen hatte, hörte sie ihn leise aber scharf einatmen und sie spürte wie ihr ganz heiß wurde. Es fühlte sich so unglaublich gut an. Körperkontakt zu ihm. Dort, zwischen ihren Schenkeln. Sie war sich sicher, dass ihre Wangen ganz rot sein mussten. Zum Glück war es dunkel. Ihr war wirklich schrecklich heiß. Sie verlagerte ganz leicht ihr Gewicht und es gefiel ihr, dass er allein aufgrund dieser winzigen Bewegung etwas von seinem angehaltenen Atem ausstieß. Also bewegte sie nochmal leicht ihr Becken. Sein Griff um ihre Taille wurde etwas fester. Am merkwürdigsten war, dass es gar kein Problem zu sein schien, dass sie nach wie vor Blickkontakt hielten. Das kam ihr ganz natürlich vor. Nicht so, als ob sie das Bedürfnis hätte beschämt wegzuschauen. Er machte etwas wie 'hng', als sie sich erneut leicht bewegte und er verstärkte seinen Griff noch ein wenig mehr und drückte sie fester auf sich, was das kribbelige Gefühl in ihr bloß noch intensiver werden ließ. Sie nahm behutsam ihre Hände von seinen Schulter und griff nach dem Verschluss ihres Oberteils, um es zu öffnen und nun löste er doch seinen Blick von dem Ihrem und sah ihr zu, wie sie sich den Stoff von den Schultern schob, bis ihr Oberkörper frei war. Sasuke hatte seine rechte Hand von ihr genommen und sie stellte erfreut fest, dass sein Blick nun wieder diesen faszinierten Ausdruck bekommen hatte, den sie schon erfahren hatte. Sogar noch mehr als vorhin. Und anders als vorhin schien es ihr nicht nötig sich zu bedecken. Er hatte seine Finger nun auf Höhe ihres Schlüsselbeines gehoben und sie erzitterte leicht, als sie spürte wie seine Fingerkuppen ihre warme Haut berührten. Er strich leicht nach unten und erkundete mit seinen Fingern sanft ihren Körper. Sie kam sich vor, als würde er sie für etwas sehr Zerbrechliches halten, das kaputt gehen würde, sollte er sie fester anfassen. Sie wollte auch seine Haut berühren und langsam, um ihm die Gelegenheit zu geben es verhindern zu können, falls er das nicht wollte, machte sie sich daran auch sein Oberteil zu öffnen. Es schien ihn überhaupt nicht zu interessieren. Er behielt bloß seine eine Hand mit nach wie vor festem Griff an ihrer Hüfte und erkundete mit seiner anderen weiter ihren Oberkörper. Also strich sie nun auch mit ihren Händen über die Haut seine Brust und es kam ihr plötzlich alles so merkwürdig surreal vor. Sie hatte sich so lange gewünscht ihn so berühren zu können. Und jetzt tat sie es. 'Verrückt', dachte sie. 'Das ist verrückt!' Sie sah wieder zu seinem Gesicht und er hob seinen Blick ebenfalls wieder, um ihr in die Augen sehen zu können. Sein Blick war anders als sie ihn kannte. Nicht hart und kalt. Auch nicht neutral oder ausdruckslos. Die Faszination war auch verschwunden. Jetzt war da... Hunger? Sie konnte es nicht richtig benennen. Sie wusste nur, dass ihr dieser Blick sehr gefiel. Es war aufregend, so angesehen zu werden. Besonders von ihm. Es erzeugte eine seltsame Mischung aus einerseits Angst, weil er sie ein wenig ansah wie ein Raubtier seine Beute, und andererseits wilder Freude, weil sie sich fühlte, als wäre sie das einzige in diesem Universum, das ihn interessierte. Und das fühlte sich berauschend an. Er drückte seine Hüfte gegen ihre und sie fühlte sich plötzlich unglaublich ungeduldig. Ihre Kleidung störrte sie. Also nahm sie ihre Hände von ihm und fing an das Band um ihre Hüfte zu lösen. Er nahm seine Hand von ihrer Taille, die sie sonst daran gehindert hätte und er zog ihr, während sie das Band entfernte, ihr Oberteil noch weiter auf. Sie zog es ganz aus. Nun wurde sie jedoch unsicher, was den Rest ihrer Kleidung betraf, denn dazu würde sie kurz von ihm runter gehen müssen und sie war unsicher, was er dann tun würde, ob er dann noch wollen würde, dass sie weitermachten. Sie sah ihn etwas unsicher an. In seinem Blick lag nach wie vor dieser Hunger und er mustete ihr Gesicht. Aber er tat nichts. Sie griff mit beiden Händen seitlich ein wenig unsicher nach ihrer Hose und blickte ihn weiter an, um herauszufinden, ob sie das tun konnte. Er griff mit seinen Händen nach seinem eigenen Hosenbund und fing an seine Hose zu öffnen. Das reichte ihr als Bestätigung. Also erhob sie sich rasch, um ihre restliche Kleidung loszuwerden. Sie war ziemlich schnell, schnell genug, dass er es gerade erst geschafft hatte seine Hose zu öffnen und Anstalten zu machen seine Position zu ändern. Aber das wollte sie nicht. "Nein", sagte sie rasch und er hielt inne und sah sie fragend an. Dann ließ er zu, dass sie in ihre ursprüngliche Position zurückkehrte. Sie wollte nicht, dass er oben sein würde. Sie wollte nicht, dass sie das Gefühl bekommen konnte, dass er etwas mit ihr machte. Sie wollte selbst das Gefühl haben handeln zu können. Sie hielt es für möglich, dass er gerade nur seinem Trieb folgte, dass er kein tiefergehendes Interesse an ihr hatte. Und sie wollte sich nachher nicht so fühlen müssen, als ob er sie bloß benutzt hätte. Außerdem war sie nervös. Ino hatte ihr gesagt, dass es wehtun würde. Sie wollte sich diesen Schmerz lieber selbst zufügen, als es ihm zu überlassen. Er hatte ihr genug Schmerz zugefügt. Eigentlich hatte sie ja gar keine Ahnung, was genau sie tun musste. Hatte er viel Erfahrung? Aber sie verdrängte diesen Gedanken sofort wieder. Ihr Körper schien ihr deutlich zu sagen, was sie tun musste. Und wenn sie einfach ihren Bedürfnissen folgte, dann würde es schon irgendwie funktionieren. Sie war zu verlegen um ihn zu berühren, aber zum Glück half er ihr, indem er selbst dafür sorgte, dass die Position stimmte. Und er schien nun auch ungeduldig zu sein, also blieb ihr nicht richtig Zeit sich darauf vorzubereiten, weil er einen Arm um ihre Taille schlang und sie langsam aber bestimmt nach unten drückte. Und weil das genau das war, was sie wollte, ließ sie sich auf ihn sinken. Es tat weh. Zumindest kurz. Es war aushaltbar. Aber trotzdem entwich ihr ein kleiner Schmerzenslaut. Er suchte ihren Blick und sah sie fragend an. Aber sie schüttelte nur leicht den Kopf, um zu signalieren, dass er sich nicht damit zu beschäftigen brauchte. Es wurde schon besser. Eigentlich fing es sogar gerade an sich sehr gut anzufühlen. "Alles gut?", fragte er nun doch und seine Stimme klang ein wenig gepresst. Und leise und rau. Und überhaupt nicht kalt und erbarmungslos. Sie nickte. Und nun war ihr auch danach sich vorsichtig zu bewegen. Was dafür sorgte, dass er ein Stöhnen zu unterdrücken schien. Und das ließ sie sich ziemlich zufrieden fühlen. Er war immer so kontrolliert, so unantastbar, so unerreichbar. Es fühlte sich unglaublich gut an, nun mit nur solch kleinen Bewegnungen Reaktionen bei ihm hervorrufen zu können. Eine Weile ließ er es zu, dass sie machte, was sie wollte, dann griff er schließlich mit einer Hand nach ihrem Nacken, sodass sein Arm ihren Rücken stützte und mit dem anderen griff er noch fester um ihre Taille und es fühlte sich so gut an, dass er sie so fest hielt, dass sie das Gefühl hatte losweinen zu wollen, weil sie sich das immer so ersehnt hatte. Aber andererseits fühlte sie sich gerade viel zu gut und sie hörte auf darüber nachzudenken und als er anfing sich mit ihr zusammen zu bewegen dachte sie überhaupt nicht mehr viel nach und gab sich ganz ihrem Gefühl hin. "Warte", sagte er irgendwann ein bisschen atemlos und immer noch mit dieser tiefen und rauen Stimme und er verstärkte seinen Griff soweit, dass sie sich nicht mehr rühren konnte. Und weil sie ihre Stirn auf seiner Schulter abgelegt hatte, und er immer noch seine Hand in ihrem Nacken hatte, konnte sie sein Gesicht auch nicht sehen. "Ich will nicht, dass es ein Kind gibt", sagte er und es schien ihm schwer zu fallen zu sprechen. Vielleicht, weil er sich genauso kribbelig fühlte wie sie. Sie nickte. Das war ihr klar gewesen. "Ich kann danach etwas dagegen unternehmen", flüsterte sie. "Ich habe das im Krankenhaus schon oft gemacht." Er schien mit sich zu ringen. Er schien die Nähe zu ihr behalten zu wollen. "Ich verspreche es dir", flüsterte sie. "Bitte vertau mir." Und nach kurzem Zögern schien er zu dem Schluss zu kommen, dass ihm das genügte. Sie brachten es zu Ende ohne, dass Sakura ihre Position hätte aufgeben müssen und das machte sie froh. Denn sie wusste, dass sie sich nun gleich leer, einsam und verlassen fühlen würde. Sie hatte das hier gewollt. So sehr. Seit so langer Zeit. Und sie bereute es nicht. Sie würde es genau so wieder machen. Doch ihr war klar, dass es nur etwas Körperliches gewesen war. Danach würde zwischen Ihnen nicht viel anders sein. Es wäre sogar möglich, dass es danach schlechter war. Ihr war klar, dass ihre Eltern, Ino und Tsunade vielleicht recht gehabt hatten und dass er sie vielleicht mitgenommen hatte, weil er genau das hier gewollt hatte und ihm klar gewesen war, dass er von ihr bekommen würde, was er wollte. Ihr war klar, dass er genau wusste, wie sie für ihn fühlte und immer gefühlt hatte. Während sie sich rasch wieder anzog, weil es ihr auf einmal doch peinlich war, dass sie nackt war, vor allem, weil er nur seine Hose und sein Oberteil schließen musste, dachte sie, dass sie eigentlich sicher sein konnte, dass sein Interesse gerade rein körperlich gewesen war. Sie hatten sich ja nicht einmal geküsst. Sie kniete sich auf ihren Mantel und konnte es vermeiden zu ihm hinzusehen, weil sie sich noch damit beschäftigen konnte, das Band um ihren Bauch wieder richtig zu schnüren. Sie hörte, wie er nach seiner Hose nun auch sein Oberteil wieder schloss. Als nächstes sammelte sie Chakra um ihre Hand und strich dann mit ihrer Hand ein paar Mal über ihren unteren Bauch und Unterleib, wobei darauf achtete das Chakra gezielt in sich einzuleiten, um das, was von ihm in ihr war, zu neutralisieren und eine mögliche Schwangerschaft zu verhindern. Das hatte sie, wenn auch nicht bei sich selbst, schon oft getan. Sie wusste, worauf sie achten musste. Dann gab es leider keine Ausreden mehr und sie musste nun doch zu ihm hinsehen. Sie konnte ja jetzt schließlich nicht den Rest der Reise seinen Blick meiden. Also brachte sie es besser gleich hinter sich. Er schien sich jedenfalls nicht zu bemühen ihren Blick zu meiden, denn er schien sie beobachtet zu haben, während sie sich angezogen und behandelt hatte und auch als sie ihn ansah, wich er ihrem Blick nicht aus. "Also...ich denke, jetzt kann ich wahrscheinlich schlafen", sagte sie in dem Versuch so etwas wie einen Scherz zu machen und der Situation das Surreale zu nehmen. "Gut", sagte er. Sie fand, dass er einigermaßen warm und freundlich klang. Und vielleicht sogar ein bisschen belustigt. Und weil sie nicht wusste, was sie sonst tun sollte, rollte sie sich auf ihrem Mantel zusammen und deckte sich ein wenig zu. Plötzlich fühlte sie sich sehr sehr müde. Er schien nach wie vor an den Baum gelehnt sitzen bleiben zu wollen, denn sie hörte nicht, dass er sich bewegt hätte. Sie merkte noch, wie ihr Bewusstsein langsam in die wohlige Dunkelheit des Schlafes entschwand. Darüber, wie sie sich nun damit fühlte, würde sie morgen nachdenken. Für den Moment fühlte sie sich ziemlich gut. Sie hörte es hinter sich leise rascheln und bevor sie vollends einschlief, hatte sie noch den Gedanken, dass sie die Schlangen ganz vergessen gehabt hatte. Diese ganze Situation war wirklich surreal gewesen. Aber sie würde diesen Moment nie wieder vergessen. Diesen Moment, den sie sich immer herbeigesehnt hatte und der am Ende tatsächlich Wirklichkeit geworden war. Kapitel 10: Meinungsverschiedenheit ----------------------------------- Sie hatte die Augen noch nicht geöffnet. Doch dieses Mal lag es nicht daran, dass sie Angst hatte, eine große, giftige Schlange vor dem Gesicht zu haben. Dieses Mal, wollte sie einfach noch ein bisschen liegen bleiben. Und in Erinnerungen an die Momente der letzten Nacht schwelgen. Bei dem Gedanken daran, was sie getan hatten, schlich sich sofort ein glückliches Lächeln auf ihr Gesicht. Sie wollte es eigentlich unterdrücken aber sie konnte gar nichts dagegen tun. Sie rollte sich etwas mehr unter dem Stoff des Mantels zusammen und unterdrückte ein Kichern. Es machte sie einfach zu glücklich, dass sie das hatte haben dürfen. Völlig egal, wie es nun weiter gehen würde. Nun, so völlig egal war ihr das natürlich doch nicht. Eher im Gegenteil. Sie wollte das am liebsten noch viele Male mit ihm tun. Und sie wünschte sich auch noch so viel mehr als das. War es ein Fehler gewesen das zu tun, weil er nun schlecht von ihr denken würde? Aber er war kein Mann, den man lenken oder manipulieren oder zu etwas bringen konnte. Es war besser jeden Moment mit ihm mitzunehmen und dabei nach Möglichkeit das Beste für sich herauszuholen. Denn wenn man das nicht tat, dann bekam man gar nichts. Sie kuschelte ihr Gesicht in den Stoff und musste nun doch leicht kichern. Oh wie sehr es ihr doch gefallen hatte! Und außerdem, so dachte sie, kannte sie nun etwas von ihm, was nicht jeder kannte. Sie wusste nun, wie sein Körper sich anfühlte, wie er klang, wenn er erregt war, wie er eine Frau ansehen konnte, die er wollte und wie sein Griff sich anfühlte und auch wie es war seinen heißen Atem an ihrem Hals zu fühlen. Es kam ihr wie ein wertvolles Geschenk vor, all das nun zu wissen. Denn egal, wie er in Zukunft zu ihr sein würde, das konnte ihr niemand wieder wegnehmen. Und das machte sie glücklich. Jetzt schien er wach zu werden, oder vielleicht war er es auch schon gewesen. Denn wer wachte denn bitte auf und stand dann sofort auf? Der Gedanke gefiel ihr nicht so richtig. Sie hoffte sehr, dass er nicht schon eine Weile wach dagesessen und gehört hatte, wie sie gekichert hatte! Sie sollte sich vielleicht langsam wieder etwas erwachsener verhalten und aufhören herumzuträumen. Aber sie fühlte sich, warm eingekuschelt in den Stoff ihres Mantels, immer noch zu wohlig, um die Augen zu öffnen. Sie lauschte seinen Schritten und sie nahm an, dass er vielleicht kurz zum Bach verschwand. "Bleibt hier und passt auf sie auf", hörte sie ihn sagen und sie nahm an, dass er mit den Schlangen sprach. Seine Stimme klang wieder hart und kalt. Trotzdem freute sie sich. Hieß das nicht, dass sie ihm zumindest nicht vollkommen egal war? Immerhin schien er Interesse daran zu haben, das niemand kam und ihr etwas antat, während sie wehrlos war und schlief. Auch wenn sie nicht so wirklich wusste, was ihr hier hätte passieren können. Giftschlangen schienen hier aktuell die größte Bedrohung zu sein. Aber ihr war es recht, wenn er kurz verschwand, dann konnte sie noch einen Moment länger in ihrer gemütlichen Traumwelt bleiben. Denn wenn sie unter dem Mantel hervorkriechen würde, würde die Wärme verschwinden und die Kühle des Frühlingsmorgens würde sie umgeben. Und sie würde die Augen öffnen müssen und sie würde die Szenen der letzten Nacht nicht mehr vor sich sehen können. Sie seufzte glücklich und rollte sich noch etwas fester zusammen. Sie dachte daran, dass sie nun kein Mädchen mehr war sondern eine richtige Frau. Und das machte sie ein bisschen stolz. Ihr Mutter würde sie normalerweise dazu beglückwünschen. Aber ihre Mutter war weit entfernt. Und sie wäre sicher auch nicht glücklich zu hören wer der Mann war, der ihre Tochter zur Frau gemacht hatte. Nicht, weil es ein Problem gewesen wäre, dass sie nicht verheiratet war. Ninjas wählten sich natürlich Gefährten. Auch solche fürs Leben und mache heirateten auch. Aber Frauen wie sie, mit solchen Fähigkeiten und solch einer Ausbildung, heirateten selten. Eine Hausfrau zu sein und Kinder zu kriegen wäre eine Verschwendung ihrer Fähigkeiten. Und das sah man auch so. Natürlich war das eine genauso wichtige Aufgabe. Vielleicht sogar auf eine gewisse Weise die Wichtigere. Aber niemand würde von ihr erwarten, dass sie erst heiraten müsste, bevor sie mit einem Mann auf die Art Zusammensein könnte, wie sie es gestern mit Sasuke gewesen war. Solche Ansprüche gab es natürlich auch. Aber eher in den Adelsfamilien und bei den Leuten, die keine Ninjas waren und manchmal natürlich auch in den großen Clans, die durch geschickte Heiratspolitik ihre Macht sichern wollten, in dem sie ihr Bluterbe günstig weitergaben. Aber sie kam aus keinem wichtigen Clan. Nein, der Grund warum ihre Mutter nicht begeistert wäre, war allein, dass es um Sasuke Uchiha ging. Sakura war sich sicher, dass sie sich die ganze Zeit wünschen würde, dass Sakura mit unerfüllten Hoffnungen von ihrer Reise zurückkehren würde. Das letzte, was ihre Mutter wollen würde, war, dass sie mit ihm tat, was sie getan hatten. Denn sie schien überzeugt, dass es für Sakura besser war, seine Aufmerksamkeit nicht zu bekommen und unglücklich verliebt zu sein, als Sasuke Uchihas Aufmerksamkeit zu bekommen und damit plötzlich in seinen Fokus zu geraten. Das schienen ihre Eltern beide für gefährlich zu halten. Und vielleicht war das auch so. Sakura war ja mittlerweile selbst zu dem Schluss gekommen, dass ihr Urteilsvermögen in Bezug auf ihn möglicherweise eingeschränkt war und dass sie sich bereitwillig selbst schadete. Aber es blieb dabei. Es war ihr nach wie vor egal und es fühlte sich nach wie vor merkwürdig schicksalshaft an, als wäre es eben ihre Aufgabe mit ihm klarzukommen. Sie hörte an seinen Schritten, dass er zurückkam. Eine der Schlangen zischte. Sie hörte wie er genau vor ihr stehen blieb. Er schien vor ihr in die Hocke zu gehen. Rasch kam sie zu dem Schluss, dass sie sich unmöglich schlafend stellen konnte, es wäre einfach zu peinlich, falls er es durchschauen würde! Also entschied sie sich ihre Traumwelt zu verlassen und sie öffnete ihre Augen einen spaltbreit. Sie musste ersteinmal blinzeln, weil die Frühlingssonne sie blendete. Er bewegte seinen Kopf ein Stück zur Seite und der blendende Sonnenstrahl verschwand. Hatte er das gerade extra gemacht? Für sie? Sie musste lachen. Wie so oft war er die Dunkelheit, die ihr das Licht nahm. Aber in diesem Falle war es gut gewesen. "Guten Morgen", sagte sie freundlich und setzte sich auf, wobei sie seinen fragenden Blick ignorierte. Sie konnte ihm unmöglich erklären, wieso sie gelacht hatte. Der Mantel rutschte von ihr herunter und sofort umschloss sie die kalte Morgenluft. Sie legte schützend die Arme um sich und schenkte ihm ein Lächeln. Auch wenn sie natürlich keine Ahnung hatte, ob er das überhaupt haben wollte. Er bekam es trotzdem. Warum hockte er vor ihr und betrachtete sie? Sie hatte angenommen, dass er sie hatte wecken wollen, weil er aufbrechen wollte. Aber nun war sie wach und er rührte sich nicht. Sie strich sich ihre Haare zurück. "Hast du gut geschlafen?", fragte sie freundlich. "Ja." Immerhin ein Wort. Sie musste wieder lachen. Sie war einfach zu gut gelaunt, um es sein zu lassen. Sie drehte sich um, um zu sehen, wo die Schlangen waren, damit sie gewappnet war und sich nicht gleich erschrecken würde. Aber das ging nach hinten los. Denn die schwarze Schlange lag ziemlich direkt hinter ihr. Und weil sie dafür eben nunmal nicht gewappnet gewesen zwar, zuckte sie reflexartig zurück. Und weil sie sich gerade erst aufgesetzt hatte, ihr Gleichgewichtssinn scheinbar auch gerade erst aufwachte und diese unwillkürlich Bewegung zu ruckartig gewesen war, kippte sie selbst in ihrer sitzenden Haltung beinahe um. Und weil das einzige, woran sie sich festhalten hatte können, er gewesen war, endete es so, dass sie nach dem Stoff seines rechten Ärmels griff, um sich zu stabilisieren. "Entschuldigung", sagte sie sofort und ließ ihn blitzschnell wieder los. Er hätte auch beinahe das Gleichgewicht verloren. Selbst er hatte ihren Schrecken zusammen mit ihrer Tollpatschigkeit nicht vorhersehen können. Leider musste sie nun schon wieder ein Lachen unterdrücken. Ihn schwanken zu sehen war schon irgendwie ein lustiger Anblick gewesen. Das war man von ihm nicht gewohnt. Er schien das nicht lustig zu finden, denn er verzog leicht verärgert den Mund. "Du solltest aufhören, dich vor ihnen zu fürchten", sagte er. Kalt klang er nicht. Aber ein bisschen Ärger, weil sie ihn beinahe umgestoßen hätte, klang in seiner Stimme mit. "Ich kann nicht!", verteidigte sie sich. "Ich kann nichts dagegen machen, ich muss mich einfach noch an sie gewöhnen!" "Komm her", sagte Sasuke. Aber er hatte es nicht zu ihr gesagt. Erschrocken drehte sie sich wieder um und ihr Herz setzte mal wieder einen Schlag aus. Denn die schwarze Schlange glitt langsam auf sie zu. "Nein", sagte sie schwach und ganz automatisch versuchte sie ein Stück zurückzuweichen. Aber das ging nicht. Er war genau hinter ihr. Und er legte seine linke Hand auf ihre Schulter, um sie dazubehalten. "Ich will das nicht!", sagte sie und sie hörte die Angst in ihrer Stimme. Sie drückte sich unwillkürlich nach hinten gegen ihn um auf Abstand zu bleiben. Aber die Schlange war nun bei ihr angekommen und Sasuke streckte seinen rechten Arm aus und hielt ihn vor sie, der Schlange entgegen. Sakura ballte ihre Hände zu Fäusten und ihre Nägel drückten sich in ihre Haut, immerhin sorgte der Schmerz dafür, dass sie nicht durchdrehte. Mit angehaltenem Atem beobachtete sie, wie die Schlange leicht zischte, sich aufrichtete und dann über Sasukes Unterarm glitt. Weiter auf sie zu. Nun war ihr unheimlicher Kopf vor ihrem Gesicht, aber weil Sasukes Arm ihren Körper stützte, berührten ihre dicken schwarzen Windungen nichts von ihrem eigenen Körper. Diese schrecklichen kalten Augen machen ihr Angst. Und dieses Maul, diese merkwürdigen Schuppen, dieses Glänzen und dieser sich windende Körper, der ein einziger gewaltiger Muskel war. Sie stöhnte leise. Sie glaube ihm ja, dass sie ihr nichts tun würden! Das tat sie wirklich. Aber sie hatte immer schon Angst vor Schlangen gehabt. So wie andere Menschen eben Angst vor Spinnen oder großer Höhe oder engen Räumen hatten! "Fass ihn an", sagte Sasuke leise hinter ihr. Aber Sakura konnte nur den Kopf schütteln. "Bitte hör auf", flüsterte sie und versuchte sich noch ein Stück nach hinten gegen ihn zu schieben. Obwohl das lächerlich war. Sie konnte schlecht bei demjenigen Schutz suchen, der sie gerade zu dem hier zwang. Die Schlange öffnete leicht ihr Maul und ihre gespaltene Zunge bewegte sich, als ob sie neugierig Sakuras Duft aufnehmen wollte. "Bitte", flüsterte sie nochmal. "Bitte hör auf." "Fass ihn an." Aber sie konnte einfach nicht. Sie hatte das Gefühl gleich ohnmächtig zu werden. Sie wusste, irgendwo tief in ihrem Verstand, dass ihr nicht passieren würde. Aber sie fühlte sich wie gelähmt. Sie betete einfach nur, dass diese Schlange keine ruckartige Bewegung machen würde, denn dann würde sie wahrscheinlich einen Herzinfarkt bekommen. "Bitte", flüsterte sie gequält. Und endlich ließ er es gut sein. "Verschwinde", sagte er gleichgültig zu der Schlange. Sie zog sich sofort zurück. Er fromte mit seiner nun wieder freien Hand ein Zeichen und im nächsten Moment waren beide Schlangen mit dem üblichen Geräusch der aufgelösten Beschwörung verschwunden. Sakura atmete erleichtet aus. So rasch sie konnte ging sie auf Abstand zu ihm. Sie stand auf und drehte sich wütend zu ihm um. "Was sollte das?", fragte sie wütend. Er erhob sich ebenfalls langsam. "Ich wollte dir helfen", sagte er kühl. "Ach ja?", fauchte sie wütend. Sie fühlte sich schlecht behandelt und war so verärgert, dass sie nicht mal darüber nachdachte, ob es eine gute Idee war so mit ihm zu sprechen. "Aber es hat dir auch gefallen, dass ich Angst hatte, oder?", fragte sie verärgert. "Es hat dir gefallen, dass ich mich gefürchtet habe! Und dass du derjenige warst, der dafür gesorgt hat! Dir macht es Spaß, diese Macht über deine Mitmenschen zu haben!" Nun sah er hinter seiner gleichgültigen Maske ein kleines bisschen verärgert aus. Und ihr fiel plötzlich ein, dass sie keine Ahnung hatte, was er tun würde, wenn man ihn ärgerte. Da hatte sie keine Erfahrungswerte. Es traute sich nämlich niemand mehr ihn zu ärgern. Niemand außer Naruto vielleicht. Aber Naruto war weit weg. "Brechen wir auf", sagte er kühl. Er drehte sich um und fing an seine Sachen zusammenzupacken und sie tat es ihm gleich. Sie hatte Angst vor ihm und sie war wütend! Der Morgen hatte ihr wie erwartet besser gefallen, als sie ihre Augen noch geschlossen gehabt hatte! Eine Weile ging sie einfach schweigend hinter ihm her. Irgendwann verlangsamte er seine Schritte ein wenig, also ging sie neben ihm. Er blickte stur gerade aus und sie hatte gerade wenig Lust sich nun kriecherisch zu entschuldigen. Ja, vielleicht war ihre Angst irrational oder albern gewesen. Aber sie hatte sie nunmal. Deswegen musste sie sich nicht schämen. Menschen waren nunmal nicht perfekt. Sie beschäftigte sich damit die Pflanzen auf ihrer Route zu betrachten und zweimal fand sie wieder eine Stelle, an der sie sich kurz hinhockte und sich Notizen machte. Beim ersten Mal ging er einfach weiter. Da sie ohnehin nicht besonders schnell gingen, war das kein Problem, weil sie ihn leicht wieder einholen konnte. Sie fragte sich, ob er sie absichtlich mit Missachtung bestrafte, um wieder Kontrolle über sie zu haben. Vielleicht erwarte er, dass sie sich entschuldigen müsste. Eine Stunde später, als sie sich zum zweiten Mal kurz eine Pflanze ansah, blieb er stehen und wartete, bis sie fertig war. In der Hoffnung, dass das bedeutete, dass er nicht mehr verärgert war, lächelte sie ihn leicht an. Die nächsten Minuten beschäftigte sie sich mit der Frage, ob sie sich denn für etwas entschuldigen musste. Ihre Wut war abgeflaut und nun kam es ihr so vor, dass sie in ihrer Überforderung vielleicht doch ein bisschen unfair gewesen war. Sie hatte aufgrund ihrer Beobachtungen Schlussfolgerungen gezogen, die wahr sein konnten, aber für die es keine Beweise gab. Es konnte genauso gut sein, dass sie sich irrte. Und da er nun mal kaum etwas sagte, war die Chance etwas fehlzuinterpretieren ziemlich groß. Trotzdem... für eine Sache wollte sie sich entschuldigen. Nicht, damit er wieder besänftigt war. Sondern, weil sie nicht so sein wollte, wie sie es vorhin gewesen war. "Es tut mir leid, dass ich dir unterstellt habe, dass du meine Angst genossen hättest und dass es dir Spaß machen würde andere leiden zu lassen", sagte sie deutlich und mit sicherer Stimme. Er ging einen halben Meter vor ihr einfach weiter. "Das kann ich überhaupt nicht wissen und ich hätte das nicht sagen sollen. Aber ich war wütend, weil ich das Gefühl hatte, du nimmst mich und meine Empfindungen nicht ernst. Das hat mich verletzt und dann wollte ich dich wahrscheinlich auch verletzen. Das tut mir leid." Sie würde ihn nicht fragen, ob er ihre Entschuldigung annahm. Das war seine Entscheidung. Sie würde nicht darum betteln. "Deine Angst ist irrational", sagte er schließlich, als sie sich schon fast sicher gewesen war, dass er nichts dazu sagen würde. "Kannst du nicht trotzdem akzeptieren, dass ich sie habe?", fragte sie. "Auch unabhängig davon, wie du sie bewertest?" Sie machte zwei schnellere Schritte, um nun wieder direkt neben ihm zu laufen. Sie wollte sein Gesicht sehen können. Aber das brachte nichts, seine Mine war völlig ausdruckslos. Er warf ihr allerdings einen Blick zu. Also ignorierte er sie wenigstens nicht. "Wieso sollte ich etwas akzeptieren, was irrational ist?", fragte er schließlich. "Das macht keinen Sinn. Es würde mehr Sinn machen, dass du diese Angst überwindest. Ich denke nicht, dass ich verstehe, was du von mir möchtest." Das hatte sie befürchtet. Entweder er war zu so viel Empathie nicht fähig oder aber er selbst und die Ereignisse seines Lebens hatten seine eigenen Gefühle soweit abgetötet, dass er auch die Gefühle von anderen nicht mehr nachempfinden konnte. In ersterem Fall, wäre er für immer unfähig zu lieben und echtes Mitgefühl zu empfinden. Sie hoffte so sehr, dass stattdessen letzteres zutraf. Denn dann könnte er es vielleicht wieder lernen. Er war immer schon hart gewesen, aber war er nicht auch mal anders gewesen? Vor den Chunin Prüfungen? Zumindest für dein paar Monate, nachdem sie im Wellenreich gegen Zabuza und Haku gekämpft hatten? Doch damals war sie noch jung gewesen und überhaupt hatte sie alles durch eine rosarote Brille gesehen. Sie konnte sich nicht sicher sein, ob ihre Erinnerungen sie nicht bloß in ihrem Wunschdenken unterstützten. "Also kannst du es nicht akzeptieren?", fragte sie vorsichtig. "Dass ich Angst vor Schlangen habe?" Er schwieg und schien nachzudenken. "Ich denke, dass du recht hast, und dass ich versuchen könnte, es zu überwinden", half sie ihm ein wenig. "Aber ich darf das tun, wenn ich das möchte und du hast kein Recht mir die Methode aufzuzwingen, die du für am effektivsten hälst." "Von diesen Moralvorstellungen halte ich wenig", antwortete er, nachdem er wieder kurz nachgedacht hatte. "Es gibt eine Menge, wozu man kein Recht haben sollte. Aber Menschen tun es trotzdem. Jeder macht ohnehin, was er will, solange er keine negativen Konsequenzen fürchten muss. Und das muss ich nicht mehr." Sie verstand, dass er es so sah. Konohas Obere hatten kein Recht dazu gehabt seinen Bruder dazu zu bringen, seinen ganzen Clan zu ermorden, auch wenn sie bloß den Frieden hatten wahren wollen. Sein Bruder hatte kein Recht dazu gehabt, ihn zu belügen, auch wenn er ihn nur hatte schützen wollen. Seine Familie hatte kein Recht dazu gehabt einen Putsch zu planen und viele Leben zu riskieren, nur weil sie sich entmachtet und kontrolliert fühlten. Obito oder Madara hatten kein Recht gehabt, die Welt zu zerstören und zu versklaven, nur weil sie mit ihrem Schmerz nicht zurecht kamen oder es schlicht konnten. Danzo hatte kein Recht dazu gehabt Sasukes toten Verwandten ihre Augen zu stehlen und sie in seinen Arm zu implantieren, nur um mehr Macht zu bekommen. Die Liste war unendlich. Niemand hatte in einem moralischen Sinne ein Recht dazu gehabt und trotzdem waren diese Dinge alle passiert. Jeden Tag, jede Sekunde passierte Unrecht. Und so wie sein Leben gewesen war, verstand sie, dass er nur noch etwas darauf gab, wer stärker war. Es war logisch, dass das für ihn der einzige noch relevante Maßstab war. Und weil Naruto genauso stark war wie er und noch dazu diesen eisernen Willen hatte, war er bereit gewesen es endlich gut sein zu lassen. Es Naruto zu überlassen und ihn zu unterstützen. "Aber", sagte sie nachdenklich, "wenn du keine Konsequenzen mehr fürchten musst, warum hast du dann eben aufgehört?" Denn nach seiner Logik mussten ihn doch entweder Mitgefühl, welches er nicht oder kaum zu haben schien, oder Sorge vor Konsequenzen dazu gebracht haben davon abzulassen sie zu zwingen diese Schlange anzufassen. Er schwieg lange bevor er dieses Mal antwortete und sie konnte ihre Ungeduld kaum ertragen. Aber als er etwas sagte, war sie sehr froh, dass sie gewartet hatte. "Ich bin die letzten sieben Monate alleine unterwegs gewesen", sagte er. "Und ich bin zu dem Schluss gekommen, dass Naruto recht hatte. Kein Mensch kann vollkommen ohne Bindungen existieren ohne wie Madara zu werden. Auch ich nicht. Aber es gibt nur noch zwei Menschen, zu denen ich zumindest ansatzweise noch eine Bindung habe." Sie hielt den Atmen an. Meinte er etwa Naruto und ... sie? Zählte er nicht einmal Sensei Kakashi hinzu? "Ich denke, wenn ich eben weiter gemacht hätte, dann hätte ich eine dieser Bindungen zerstört. Und die zweite gleich mit. Denn das wäre etwas, was selbst Naruto mir nicht mehr hätte verzeihen können. Das ist alles. Darum habe ich es gut sein lassen." Das war alles? Sakura fand, dass das ziemlich viel war. Sie musste es erstmal verdauen. Also hatte er kein Mitgefühl mit ihr gehabt. Aber zumindest - wenn auch nur aus rein egoistischen Gründen - wollte er auch nicht, dass sie schlecht auf ihn zu sprechen war? Das war einerseits schockierend, weil es zeigte, wie kaputt seine emotionale Welt war, andererseits war es beruhigend. Denn das bedeutete, dass er ihr nichts tun würde, zumindest solange er die Bindung zu Naruto und ihr für sich als wertvoll erachtete. "Okay", sagte sie. "Ich verstehe. Danke, dass du mit mir darüber gesprochen hast." Er nickte bloß einmal leicht. Dann blieb er stehen und sie hielt rasch ebenfalls inne. Er sah über die Wiesen hinweg zu einem weit entfernten Waldstück hinüber. "Da ist eins von Orochimarus unterirdischen Verstecken. Ich nehme nicht an, dass er dort ist. Ich werde aber dennoch kurz nachsehen." Er wandte sich ihr zu. "Du solltest hier warten." "Warum?", fragte sie skeptisch. "Dort könnten Schlangen sein." Er sah leicht belustigt aus. "Mehr als zwei." "Ich komme trotzdem mit!", sagte sie sofort. Lieber wollte sie sich damit auseinandersetzen, als sich um ihn zu sorgen und von ihm getrennt zu sein! Eine Windböe wehte ihm die Haare aus dem Gesicht und wirbelte ihre langen rosa Strähnen in seine Richtung, während sie sich ansahen. "Warum?", fragte er leise. Und beinahe klang er etwas verzweifelt. Weil er versuchte etwas zu verstehen, dass man auf logischer Basis nun mal nicht verstehen konnte. "Du weißt doch warum", sagte sie mit einem Lächeln. Er wusste doch ganz genau, wie sie für ihn fühlte. Und wahrscheinlich auf alle Ewigkeit fühlen würde. "Ja", erwiderte er ruhig. "Aber...warum?" Sie wusste, was er meinte. Ihn zu lieben bereitete ihr hauptsächlich Schmerzen und hatte sie bereits beinahe das Leben gekostet. Es hatte keinen Nutzen, keinen Vorteil für sie. Also konnte er es nicht verstehen. Zumindest jetzt im Moment nicht. "Das ist die gleiche Antwort wie auf die Frage warum Naruto dich als seinen Freund betrachtet", sagte sie leise. "Es gibt keinen Grund. Wir fühlen so für dich, weil wir es so wollen. Das ist alles." Kapitel 11: Erinnerungen ------------------------ Er schien nicht so recht zu wissen, was er dazu sagen sollte und sie lächelte ihn an. Er hatte schon zweimal 'danke' gesagt. Beide Male hatte er sie danach verlassen. Sie glaubte, dass dieses Gefühl der Dankbarkeit gerade wieder in ihm da war, auch wenn er es nicht aussprach. Sie war froh darüber. Er musste es nicht sagen. Und er würde nun auch nicht von ihr fortgehen. Und sie war froh, dass sie ihn liebte, trotz ihres eigenen Schmerzes. Denn abgesehen davon, dass sie seine Liebe nicht bekommen konnte, hatte sie doch so Vieles und sie war sehr dankbar für all die wundervollen Menschen in ihrem Leben. Und sie war froh, einer der scheinbar einzigen beiden Menschen in seinem Leben sein zu können. Zum einen schien Naruto vielleicht wirklich nicht die ganze Verantwortung für ihn alleine tragen zu müssen. Und zum anderen konnte sie durch ihre Liebe dafür sorgen, dass Sasuke nicht das Gefühl haben musste ganz alleine in seiner Dunkelheit zu sein. Vielleicht. "Sollen wir gehen?", fragte sie und nickte zu dem Wald hinüber. Die Wiesen waren so weitläufig, dass sie, obwohl sie den Wald sehen konnten, dennoch mindestens eine Stunde würden laufen müssen, um anzukommen. Entfernungen waren manchmal weiter, als man es auf den ersten Blick vermutete. "Ja", sagte er und seine Stimme klang weicher als sonst. "Gehen wir." Während sie neben ihm herging, dachte sie, dass das ihre vielleicht erste Unterhaltung mit wirklich relevantem Inhalt gewesen war. Nicht nur auf dieser Reise, sondern überhaupt. Er hatte sie das erste Mal wirklich ernst genommen und ihr ehrlich geantwortet. Und sie hatte sich das erste Mal getraut gewisse Fragen zu stellen. Das lag daran, dass der Moment einfach gepasst hatte. Und daran, dass sie endlich mal genug Zeit mit ihm verbringen konnte. Und zwar alleine. Sie glaubte, dass er immer viel Zeit brauchte, um sich zumindest ein kleines bisschen zu öffnen. Daher hatte sie nun endlich überhapt einmal eine Chance an ihn heranzukommen. Und sie dachte auch, dass es ebenfalls daran lag, dass sie gestern Nacht als Mann und Frau zusammengewesen waren. Selbst wenn er nicht in der Lage zu sein schien wirklich etwas für sie zu fühlen, hatte das für sie dennoch eine andere Ebene der Verbindung erschaffen. Und nach dem, was er eben gesagt hatte, war sie auch nicht irgendwer für ihn. Und das gab ihr auf einmal viel Sicherheit in Bezug auf ihn. Wieder erfasste sie eine plötzliche Windböe, stärker als die letzte. Sakura hob ihre linke Hand, um sich ihre Haare aus dem Gesicht zu halten, sie wirbelten alle wild durcheinander, und sah besorgt zum Himmel hinauf. "Ich fürchte, es wird ein Gewitter geben", sagte sie ein wenig beunruhigt. "Ja." Ohne sich abzusprechen beschleunigten sie beide ihre Schritte. So heftig wie der Wind mittlerweile wehte, würden die dunklen Wolken am Horizont schnell bei ihnen ankommen. Man konnte mit bloßem Auge sehen wie schnell sie zogen. Und wahrscheinlich würden sie Regen bringen. Sakura war froh, dass sie nicht zugestimmt hatte auf ihn zu warten. Unter den Bäumen würden sie auf jeden Fall besser aufgehoben sein, als auf der Ebene. Und auch wenn Sakura nicht scharf drauf war es zu betreten, würde Orochimarus altes Versteck vielleicht wenigstens in der Hinsicht gut sein, dass sie dem nahenden Sturm, Platzregen und Gewitter entkommen konnten. Eine halbe Stunde später fing der Regen an. Und obwohl sie schon in einen Laufschritt verfallen waren, musste sie doch noch ein Stückchen zurücklegen, bis sie die ersten Bäume erreichten. Doch weil die frischen Frühlingsblätter noch nicht so dicht waren, bot auch der Wald bei diesem starken Regen kaum Schutz. Keiner von ihnen hatte sich die Mühe gemacht, den Mantel aus der Tasche zu holen. Bei so einem starken Regen durchnässte ohnehin alles. In der Tasche würde der Mantel eher trocken bleiben und dann vielleicht von größerem Nutzen sein. "Wenigstens sind unsere Klamotten nun frisch gewaschen!", sagte Sakura halb belustigt und halb frustriert. Und das war nicht übertrieben. Ihre Sachen waren so nass, als wären sie angezogen in einen See gesprungen. "Ja." Seit zehn Minuten waren sie unter den Bäumen und Sasuke schien zu versuchen den Eingang zu Orochimarus Versteck wiederzufinden. "Ihr seid damals ständig umgezogen, nicht wahr?", erinnerte sie sich. Deswegen hatte niemand sie finden können. "Warst du lange hier?" "Ein paar Wochen, ganz am Anfang", erwiderte Sasuke und ging nun zielstrebig an ein paar großen Steinen vorbei. "Ich war in dieser Zeit nicht draußen. Daher kenne ich mich nicht gut aus." Aber fünf Minuten später hatte er den versteckten Eingang gefunden. Er war mit einer Illusion umgeben und für Sakura zunächst nicht sichtbar. Aber Sasuke hatte seit Betreten des Waldes seine Sharingan aktiviert und Sakura nahm an, dass gewöhnliche Illusionen für jemanden mit einem Sharingan auf seinem Level keine Herausforderung mehr waren. Sobald er die den Eingang umgebende Illusion aufgelöst hatte, war auch Sakura in der Lage die steinerne Treppe zu sehen, die in den Untergrund führte. Unten kamen sie vor einer versiegelten Tür an. Sakura fragte sich gerade, wie sie das Siegel am besten brechen sollten, aber einen Moment später ging sdie Tür in schwarzen Flammen auf. Sakura zuckte zurück. Diese Flammen waren wohl unter den gefährlichsten Dingen, die es auf dieser Welt gab. Und genau mit der einzigen Person auf dieser Welt unterwegs zu sein, die sie kontrollieren konnte und das auch noch beinahe beiläufig, war mehr als faszinierend. Seit er Itachi Uchihas Kraft hatte, schien bei der Benutzung nicht mal mehr sein Auge zu bluten. Sakura sah rasch wieder zur Tür, als er die Flammen löschte. Das Siegel war nicht nur gebrochen, es war vollkommen verschwunden. Verbrannt, ohne etwas zu hinterlassen, genau wie der dicke Fels, aus dem die Tür gewesen war. Dieses Feuer fraß alles, egal, was es war, egal, ob es in Strömen regnete. Und nur er allein konnte es wieder löschen. Ohne zu zögern trat Sasuke in die Dunkelheit. Er hatte immer noch seine Sharingan aktiviert, vermutlich sah er damit im Dunkeln deutlich besser als sie. Sakura fand neben der Tür einige Fackeln, die wahrscheinlich jeder brauchte, der hier Zugang gehabt hatte und der kein Sharingan besaß. Sie hob eine auf. "Müssen wir leise sein, oder-", setzte sie an, aber er nahm ihr die Fackel aus der Hand, bevor sie ausgeredet hatte, formte mit einer Hand Fingerzeichen und bließ etwas normales Feuer auf die Fackel. Sofort wurde es heller. "Kannst du das jetzt alles mit einer Hand?", fragte sie fasziniert. Das war ihr schon bei seinem Chidori aufgefallen, als er den Hasen so unvermittelt getötet hatte. "Ja", antwortete er, während er anfing in den dunklen Gang hineinzugehen. "Ich hatte die letzten sieben Monate nur einen Arm und ich hatte viel Zeit." Er war wirklich ein Genie, das beeindruckte sie immer wieder aufs Neue. Draußen donnerte es und der Regen schien immer noch in Strömen zu fallen. Es floss nun sogar etwas Wasser die Treppe hinunter und durch die kaputte Tür in den unterirdischen Tunnel. Hier war es zwar unheimlich, aber gerade fand Sakura es hier deutlich besser als draußen. Sie griff sich rasch noch zwei Fackeln und folgte ihm. Während sie hinter ihm durch die stillen, dunklen Gänge ging, dachte sie darüber nach wie viel Angst sie das letzte Mal gehabt hatte, als sie und Naruto auf der Suche nach Sasuke in einem von Orochimarus Verstecken gewesen waren. Seit dem war sie selbst noch viel stärker geworden. Aber dadurch, dass sie mit ihm unterwegs war, kam ihr der Besuch eines solchen Ortes trotz der Dunkelheit und der schaurigen Atmosphäre beinahe wie ein Spaziergang vor. Denn nachdem, was sie heute von ihm gehört hatte, war sie sich ziemlich sicher, dass er sie nicht im Stich lassen würde, sollte etwas passieren und sollte sie Hilfe brauchen. Sakura musste unwillkürlich lächeln, während sie hinter ihm herging und das kleine Symbol seines Clans auf seinem Rücken betrachtete. Der Moment, als sie am Tag seiner Rückkehr vor dem Anwesen der Uchiha gestanden und das Symbol betrachtet hatte, kam ihr so lange her vor. Dabei war das erst vor ein paar Tagen gewesen. Sie hatte sich gewünscht, er würde zurückkommen und sie würde das Symbol statt auf dem Stein einmal wieder auf seinem Rücken sehen können. Dieser Wunsch war ihr erfüllt worden. Und noch so viele andere mehr. Sasuke schien sich hier auszukennen, denn er bog zweimal ohne zu zögern ab und ungefähr vier Minuten später kamen sie bei einer großen Flügeltür an. Sasuke reichte ihr die Fackel und sie nahm sie ihm rasch ab. Dann legte er seine Hände gegen die Türflügel, spannte sich an und schob sie weit genug auf, dass sie hindurchpassen würden. Er trat hinein und Sakura war froh, dass er ihr die Fackel gelassen hatte, denn so konnte sie, nachdem sie ihm nach drinnen gefolgt war, sie hierhin und dorthin halten und sich umsehen. Er hatte immer noch sein Sharingan aktiviert und schien den Raum zu scannen. "Hier scheint alles verlassen zu sein", sagte er, während Sakura sich staunend in dem großen Laborraum umsah. Sie war gleichzeitig fasziniert und angewidert, weil sie sicher war, dass hier schreckliche Experimente durchgeführt worden waren. "Gut", flüsterte sie auf seine Aussage hin. Sie hatte gar keine große Lust hier auf irgendjemanden zu treffen. Schon gar nicht auf Orochimaru. Sensei Kakashi hatte Sasuke zwar offenbar angewiesen möglichst auch nach ihm Ausschau zu halten, aber gerade war Sakura furchtbar durchnässt und fror, sie hatte den ganzen Tag nichts gegessen und sie waren ohne Pause bis zum Abend durchgelaufen. Sie fühlte sich müde und erschöpft und sie brauchte heute keine Aufregung mehr. Sasuke drehte sich wieder um und schritt zurück zu der großen Flügeltüren, durch die sie hineingegangen waren. Er drückte sie wieder zu und der kühle Windzug, der durch sie in den großen Raum geströmt war, verschwand. "Bleiben wir für die Nacht hier", sagte er und Sakura war erleichtert das zu hören. "Ja!", sagte sie erfreut. "Hier müssten überall Kerzen sein", informierte er sie. "Okay!" Sie fand auch sogleich welche und fing an, sie an der Fackel zu entzünden. Nach ungefähr fünfzehn Stück hörte sie auf, obwohl noch mehr dagewesen wären. Aber es gab nun in dem kleinen Bereich in der Mitte genug Licht und sie wollte hier lieber nicht alles so genau sehen. Was sie sah, kam ihr schon schrecklich genug vor und sie musste schließlich in diesem Raum noch schlafen. Doch Sasuke schien sich nun relativ sicher zu fühlen, denn seine Augen waren wieder tiefschwarz. Sakura steckte die brennende Fackel in eine Halterung und legte die beiden ungenutzten Fackeln auf einem Labortisch ab. Sie wandte sich zu ihm um. Er stand da und blickte sie an. Das einzige Geräusch, das zu hören war, war das Wasser, das aus ihren triefend nassen Klamotten und Haaren tropfte. "Die nassen Sachen sind kalt", sagte sie verlegen. "Es wäre am besten, wenn wir sie trocknen könnten. Aber hier drinnen können wir kein Feuer machen, oder?" "Doch", sagte Sasuke. "Es gibt Abzugsschächte." Er ging zu einem Tisch hinüber, griff sich einige Bücher, warf sie vor sich auf den Boden, bis sich ein kleiner Haufen gebildet hatte, formte Handzeichen und bließ ein paar Flammen darauf. Sofort erhellten die Flammen den Raum auf und es breitete sich spürbar Wärme aus. "Brennstoff geht uns jedenfalls nicht aus bevor die Klamotten trocken sind", sagte Sakura und ließ den Blick über die vielen Bücher hier schweifen. Auch wenn sie es etwas schade fand Bücher zu verbrennen. Doch sie nahm an, dass Sasuke vielleicht nicht die besten Erinnerungen an diesen Ort hatte und dass es ihm nichts ausmachte, wenn ein paar dieser Sachen in Flammen aufgingen. Sakura kniete sich sich vor das Feuer auf den Boden, um damit zu beginnen ihre Klamotten zu trocknen und Sasuke setze sich neben sie. Sie saßen beide ein wenig dichter an den Flammen, als sie es getan hätten, wenn sie nicht vollkommen nass gewesen wären, aber in diesem Zustand war die Hitze einfach nur wohltuend. Eine halbe Stunde später waren Sakuras Sachen schon beinahe wieder vollkommen trocken. Allerdings fühlte sie sich mittlerweile auch ziemlich erhitzt und sie rückte etwas vom Feuer ab. Sasuke hatte das schon vor ein paar Minuten getan. Nun erhob er sich. "Ich schicke die Schlangen raus. Jagen. Wir müssen etwas essen." Sakura nickte und sah ihm zu wie er sie beschwor - wahrscheinlich weil auch er wenig Lust verspürte nach draußen zu gehen und wieder völlig durchnässt zu werden - und ihnen dann die Flügeltür wieder einen Spalt aufschob, nachdem er ihnen seine Befehle erteilt hatte. Sofort zog wieder etwas kalte Luft herein, aber mit trockenen Klamotten und der ausstrahlenden Wärme des Feuers war es nicht mehr so ein Problem. Wieder fiel Sakura auf, dass Sasuke sehr kalt und hart klingen konnte. Wenn er mit ihr sprach, dann war sein Ton deutlich anders. Sogar wenn er ihr gegenüber kühl war, so wie mit den Schlangen sprach er nicht mit ihr. Fast vergaß sie immer wieder, wie er auch klingen konnte, weil sie ganz alleine mit ihm war und scheinbar eine Sonderposition innehatte. Er setzte sich wieder zu ihr und sie hob mit einem fragenden Lächeln ihren Zeigefinger, um ihm anzubieten wieder seinen Daumen zu heilen. Er reichte ihr seine Hand, sodass sie wieder kurz mit ihrem Finger über den Seinen streichen und die Haut zusammenwachsen lassen konnte. Wie immer, wenn sie ihn berührte, durchströmte sie dieses aufregende Glücksgefühl. Durch die letzte Nacht war ihre Sehnsucht nach ihm und seiner Berührung eher stärker als schwächer geworden. "Wie ist es für dich wieder hier zu sein?", fragte sie behutsam. "Es ist mir gleichgültig", antwortete er. Und sie glaubte, dass er das vielleicht selbst glaubte. Aber irgendwie konnte sie sich das nicht richtig vorstellen. Er war noch so jung gewesen, als er das Dorf verlassen hatte und hierhergekommen war. Und vielleicht war er bereits so von seinem Wunsch nach Rache und seinem Hunger nach Macht eingenommen gewesen, dass er auch damals schon keine Möglichkeit gehabt hatte, überhaupt richtig wahrzunehmen, wie er sich gefühlt hatte. Aber das Leben hier war sicher ganz anders gewesen als das mit Naruto, ihr, Sensei Kakashi und den anderen in Konoha. Noch dazu, war er die ganze Zeit mit jemand Grausamem zusammengewesen, der vorgehabt hatte ihm zwar bei seiner Rache zu helfen, aber er dafür im Austausch seinen Tod und Körper hatte haben wollen. Das alles musste, besonders zu dem, was er eh schon hatte durchmachen müssen, alles schwierig für ihn gewesen sein. Vorausgesetzt natürlich, dass er auf normale Art und Weise empfand. Da war sie sich ja nach wie vor noch unsicher. Es war immerhin möglich, dass sein Empfinden sich grundsätzlich von dem Unterschied, was sie von sich selbst kannte. "Was wurde hier hauptsächlich gemacht, weißt du das?", fragte sie beinahe flüsternd. Sie wollte es eigentlich gar nicht so genau wissen. Aber irgendwie konnte sie die Frage auch nicht zurückhalten. "Experimente mit Giften. Hauptsächlich mit Schlangengiften. Hier haben wir meinen Körper dagegen immun gemacht." Er schien nun vielleicht doch alten Erinnerungen nachzuhängen. Denn er blickte ein wenig geistesabwesend in die Flammen, während er sprach. Dann griff er sich noch ein Buch und warf es hinein, damit das Feuer weiterbrennen würde. "Darf ich noch etwas fragen?" Sie war unsicher, ob sie zu viel alten Schmerz aufrühren würde. Aber sie hatte gerade einen schrecklichen Gedanken gehabt. "Es macht mir nichts aus darüber zu sprechen", sagte er und blickte weiter in die Flammen. "Ich verstehe nicht, wie habt ihr deinen Körper immun gemacht? Das geht doch eigentlich nur durch-" "Durch die Verabreichung von Gift, ja", erwiderte er sachlich. "Ich habe über Wochen jeden Tag Gift eingenommen. Gerade so viel, dass mich die Schmerzen, die Lähmungen, die Halluzinationen und Krämpfe nicht umbringen konnten. Dreimal wäre es beinahe schiefgegangen, weil ich irgendwann geschwächt war. Aber am Ende war es sehr effektiv." Das hatte Sakura befürchtet. Sie spürte wie ihr allein bei der Vorstellung vor lauter Mitgefühl übel wurde. "Aber- das ist schlimme Folter! Über einen langen Zeitraum!", sagte sie entsetzt und verzweifelt, dass er das mit dreizehn Jahren über Wochen an so einem grausigen Ort hatte ertragen müssen. Wie hatte es es geschafft nicht vollkommen verrückt zu werden? "Folter ist nicht selten ein sehr effektives Mittel." Jetzt schien sie plötzlich besser zu verstehen, wieso er zu solchen Grausamkeiten so stand, wie er es tat. Auf ganz absurde Weise erschien es ihr plötzlich verständlich, dass er sich in seinem Kopf berechtigt fühlte anderen Schmerz, Tod und Folter zu bringen. Nicht, weil er sich darüber erheben wollte, sondern, weil er es sich auch selbst zufügte und bereit war zuzufügen. Er hielt es auf abstruse Weise für 'normal'. Etwas, das eben zum Leben dazugehörte. Deshalb konnte er eine Operation ohne Narkose ohne zu zucken durchstehen und wahrscheinlich kam ihm der schnelle Tod eines Hasen, oder die Hinrichtung seiner Schlange mit dem Schwert gar nicht grausam vor. Wahrscheinlich hielt es so etwas für Gande. Weil er selbst immer und immer wieder viel Schlimmeres erlebt hatte. Körperlich und psychisch. Es war kein Wunder, dass er kaum noch in der Lage schien etwas zu fühlen. Sakura spürte, wie ihre negativen Gefühle für Orochimaru noch anwuchsen. Sie fand ohnehin schon, dass er zu einem großen Teil der Auslöser für Sasukes Leid gewesen war. Wenn er ihm nicht bei der Chunin Prüfung seine eigene Machtlosigkeit so derart brutal vor Augen geführt hätte und ihm mit diesem Fluchmal nicht schnelle Macht versprochen hätte, dann hätte Sasuke das Dorf vielleicht nicht verlassen. Vielleicht wäre er immer noch von dem Wunsch nach Rache getrieben gewesen, aber vielleicht wäre dann alles ein bisschen weniger schlimm für ihn gelaufen. Denn sie hatte wirklich den Eindruck gehabt, dass er gerade angefangen hatte eine echte Bindung zu Naruto und ihr aufzubauen. Und sie hatte den Eindruck gehabt, dass ihm das gut getan und ihn ein wenig zum Positiven verändert hatte. Und nur weil Orochimaru einen perfekten, neuen Körper für sich hatte haben wollen, hatte er es einem Jungen zugemutet solche Qualen zu durchleben. Und wahrscheinlich war das bei weitem nicht alles gewesen. Es widerte sie an. Durch ihre Arbeit im Krankenhaus wusste sie, wie schlecht es Menschen mit Vergiftungen gehen konnte. Nur ein paar Tage so auszuhalten war schon die Hölle. Und manchmal, wenn sie es nicht schafften die Leute zu retten, dann waren sie sogar dankbar zu sterben. Weil der Tod ihnen im Vergleich zu ihren Qualen wie eine Erlösung vorkam. "Es tut mir so leid", flüsterte sie leise und erfüllt von Traurigkeit. Sasuke hob seinen Kopf und sah sie an. "Du bist nicht verantwortlich für meine Entscheidungen", sagte er sachlich. "Aber bist du es wirklich gewesen?", fragte sie leise. War er nicht einfach ein Opfer schrecklicher Umstände gewesen, ausgestattet mit einem Erbe von viel zu viel Macht und das hatte dafür gesorgt, dass er in den Fokus von schrecklichen, grausamen Menschen geraten war? Gerade verstand sie, warum alle die Uchiha für verflucht hielten. Aber er kam um eine Antwort herum, denn in diesem Moment kehrten seine Schlangen zurück. Sie hatten zwei große Fasan Vögel dabei. Sie scheinen noch nicht ganz tot zu sein. Vielleicht hatte das Gift der schwarzen Schlange nur lähmende Wirkung. Sakura stand rasch auf. "Ich- ähm, ist es okay, wenn du das machst?" Sie hörte, wie schuldbewusst sie klang. Aber sie musste einfach fragen. "Es ist nicht so, dass ich mich vor unangenehmer Arbeit drücken will, ich-" Sie wusste nicht richtig wie sie es erklären sollte. Es kam ihr so dreist und überheblich vor sich das rauszunehmen. Sie musste ihm so verwöhnt und feige vorkommen. Sie konnte auch tapfer sein, Schmerzen aushalten, Blut ertragen und anderen auch Schmerzen zufügen, wenn es gar nicht anders ging. Aber es war so schwer. Sie träumte dann davon. Und lit darunter. In der Medizin oder beim Operieren hatte sie das nicht. Weil sie wusste, dass sie das dann tat, um zu helfen. Und wenn sie kämpfen und verletzen musste, um jemanden zu schützen, der ihr wichtig war, dann konnte sie das auch. Aber gut ging es ihr damit nie. "Du bist zu weich", sagte Sasuke und griff nach dem Hals des ersten Fasans. Sakura wandte sich rasch ab. Das Knacken hörte sie trotzdem. "Tut mir leid", flüsterte sie. "Schon gut", erwiderte er bloß und sie atmete erleichtet auf. "Danke", sagte sie leise. Sie wusste auch, dass sie essen mussten. Aber wenn sie alleine gewesen wäre, hätte sie wahrscheinlich gewartet bis der Regen aufgehört hätte und dann Beeren und Pilze gesucht. Aber das würde ihn wahrscheinlich nicht satt machen. Außerdem brauchten die Proteine. Und er würde es für Zeitverschwendung halten. Es war sinnlos das vorzuschlagen. Mit dem Vorhaben sich etwas umzusehen, ging sie rasch ein paar Schritte auf Abstand, um nicht auch das Ende es zweiten Fasans mitzubekommen. Allerdings war ihre kleine Tour auch nicht besonders angenehm. Sie entfernte sich nicht zu weit aus dem Lichtschein der Kerzen, aber auch was es hier zu sehen gab, war schon schaurig genug. Als sie zu einer Wand gerade außerhalb des Lichtscheins kam, wurde ihr ganz übel, weil hier viele große und kleine Gläser mit toten, in Flüssigkeit eingelegten Tieren - hauptsächlich Schlangen - auf vielen Regalbrettern gelagert wurden. Rasch wandte sie sich ab. Sie kam an einem alten Stuhl vorbei, wo Arme und Beine festgeschnallt werden konnten und sie bekam feuchte Augen bei dem Gedanken an die Menschen, die dort gesessen haben mussten. Hatte Sasuke auch dort gesessen? Das würde sie ihn nicht fragen. Sie wollte es nicht wissen. Und sie hatte kein Recht dazu alles bei ihm wieder aufzuwühlen. Doch hier in diesem Moment in der Dunkelheit wurde ihr vollends klar, wie behütet ihr eigenes Leben gewesen war und was für schreckliche Schicksale unzählige andere Menschen zu durchleben hatten. Sie hatte einfach Glück gehabt. Naruto hatte keines gehabt. Und Sasuke noch weniger. Und dennoch waren sie beide so stark geworden und über sich hinausgewachsen. Und sie beide wollten die Welt zu einem besseren Ort machen. Einem Ort, an dem möglichst die meisten Menschen so behütet aufwachsen würden wie es bei ihr der Fall gewesen war. Sie drehte sich aprupt um und ging wieder zu ihm zurück. Sie hatte keine Lust mehr es ihn alleine machen zulassen. Also kniete sie sich wieder neben ihn und half ihm. Wenn sie mitessen würde, dann musste sie auch tun, was dafür getan werden musste. Er warf ihr einen kurzen Blick zu und sie glaubte darin so etwas wie Anerkennung wahrzunehmen. Und sie war glücklich. Denn sie glaubte nun zu verstehen, wieso er so war wie er war. Sie war sich plötzlich sicher, dass er nicht so geboren worden war, wie es vielleicht bei Leuten wie Orochimaru der Fall war. Er war das, was sein Schmerz aus ihm gemacht hatte. Und das bedeutete, dass sie ihm helfen konnte. Sie glaubte plötzlich mit ruhiger Sicherheit daran, dass dort Emotionen und Mitgefühl in ihm waren. Sie musste ihm nur helfen dazu wieder einen Zugang zu finden. Ganz langsam und Schritt für Schritt. Er hatte es alles abgespalten, damit er seinen Schmerz ertragen konnte. Und sie durfte es nicht aufreißen, denn dann würde ihn alles einholen und das wäre dann vielleicht nicht gut für ihn. Aber sie wusste nun, dass er nicht für immer alleine in der Dunkelheit sein würde. Sie würde es nicht zulassen. Und sie würde sich nicht mehr schlecht fühlen, weil sie so behütet aufgewachsen war. Ja, sie hatte im Gegensatz zu ihm Glück gehabt. Aber das war gut. Leute wie er waren dazu in der Lage, Dinge zu tun, die getan werden mussten. Aber Menschen wie sie waren dazu in der Lage die Wunden der anderen wieder zu heilen. Gerade kam es ihr so vor, als ob alles seinen Sinn hätte. Und sie verstand, warum sie immer das Gefühl gehabt hatte, dass es ihr Schicksal war, ihn zu lieben. Denn vielleicht war es das. Kapitel 12: Ehrlichkeit ----------------------- Nachdem sie gegessen hatten, fühlte Sakura sich gut. Ihr war wieder warm, sie hatte wieder trockene Klamotten, sie war satt und außerdem hatte sie das Gefühl einen für sich sehr wichtigen gedanklichen Prozess durchgemacht zu haben. Sie war richtig froh, dass sie hierhergekommen waren. Sie hatte es für sich gebraucht etwas von all dem hier zu sehen und zu erfahren. Er war immer so schweigsam und geheimnisvoll, dass es schwer war ihn richtig einzuschätzen und zu verstehen. Doch nun fühlte sie sicher mit ihrer Einschätzung. Und das gab ihr mehr Handlungsspielraum. Naruto, so dachte sie, hatte das alles viel früher begriffen. Aber sie hatten ähnliches Leid erfahren und das hatte dafür gesorgt, dass Naruto Sasuke viel besser einschätzen konnte, als alle anderen. Nun hatte sie das Gefühl das auch zu können. Sie hatte viel über ihn erfahren und sie hatte nicht mehr solche Angst, dass sie ihn nerven könnte. "Danke für das Essen", sagte sie. Ohne ihn hätte sie wohl heute gehungert. Andererseits wäre sie ohne ihn natürlich gar nicht hier. Sie musste kichern und er sah sie fragend an. Er saß in seiner üblichen Pose mit dem Rücken an einen Labortisch gelehnt. "Ich dachte nur daran, dass mein Leben sich in den letzten Tagen sehr verändert hat", erklärte sie. Sie hatte gerade wieder ihren Mantel aus ihrer Tasche hervorgeholt und sich neben der noch wärmenden, glühenden Asche ihres heruntergebrannten Feuers aus Büchern darauf niedergelassen, um es etwas gemütlicher zu haben. Die Kerzen brannten noch und tauchten alles in ein behagliches, friedliches Licht. Die Schlangen hatten sich irgendwo in die Dunkelheit verzogen. Wenn sie an einem anderen Ort gewesen wären, dann hätte es etwas Romantisches gehabt. Aber so konnte sie nicht ganz ausblenden, dass an den Wänden um sie herum, überall Gläser mit in Flüssigkeit eingelegten, toten Schlangen waren. Sie war wirklich froh, dass sie nicht genug Kerzen angezündet hatte, um das von hier sehen zu können. "In Konoha hättest du es besser als hier mit mir", stellte er sachlich auf ihre Erklärung bezogen fest. Sakura schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. "Das sehe ich anders", sagte sie und sie meinte es auch so. Er musterte sie bloß weiter und sie legte ein bisschen nachdenklich den Kopf schief. Er hatte sie heute morgen schon so angesehen. "Ich würde dich auch gerne etwas fragen", sagte er schließlich und sah ihr nun in die Augen. Das überraschte sie etwas. "Was denn?" "Ich würde gerne wissen, ob ich dir gestern Nacht Schmerzen zugefügt habe. Als ich in dich eingedrungen bin." Sie spürte, wie sie ein wenig zusammenzuckte und promt rot wurde. Wie konnte er das bitte einfach so gerade heraus ansprechen? War sie einfach verklemmt? Aber wieso war er es nicht? Hatte er so viel Erfahrung damit? "Ähm...", sagte sie mit einem verlegenen Lachen und senkte rasch den Blick auf ihre Knie. Das war zu unvermittelt gekommen und sie fühlte sich zu verlegen um den Blickkontakt zu halten. Aber dann entschied sie sich, sich zusammenzureißen und sie sah wieder auf. Er sah sie nach wie vor an und schien auf eine Antwort zu warten. "Also... ja, schon. Aber das ist ja normal. Beim ersten Mal meine ich. Wenn man zur Frau wird." "Das...wusste ich nicht", sagte er. "Also, es lag jedenfalls nicht an dir!", fügte sie rasch hinzu. Hatte er sich etwa deswegen Gedanken gemacht? Hieß das nicht, dass er versuchte, ihr nicht wehzutun? Jetzt kam sie sich noch gemeiner vor, bei dem, was sie am Morgen in ihrem Ärger zu ihm gesagt hatte. Er hatte ihr wirklich nur mit ihrer Angst vor Schlangen helfen wollen. Nun war sie sehr froh, dass sie sich dafür entschuldigt hatte. "Gut", sagte er. Hieß das, dass er ebenfalls bisher keine Erfahrungen in dem Zusammensein mit einer Frau hatte? Oder wusste er nur nichts darüber, wie es für Frauen beim ersten Mal war? Normalerweise bekam man ja irgendwann von seiner Mutter oder seinem Vater etwas darüber erklärt. Oder man sprach mit sehr guten Freunden darüber. Doch sein einziger Freund war Naruto und der hatte selbst keine Erfahrung. Und Eltern, die ihnen etwas hätten erklären können, hatten sie beide nicht. Wahrscheinlich hatte Naruto allerdings einiges von Jiraya erfahren. Nur bezweifelte sie, dass er mit Sasuke über dieses Thema gesprochen hatte. Sie hatten ja ebenfalls seit dem Krieg kaum Zeit miteinander verbracht. "Warst du schon mit Frauen zusammen?", fragte sie ein wenig verlegen und etwas zögerlich, weil sie unsicher war, ob die Frage zu direkt war. Aber sie war so neugierig. "Also, ich meine, so wie wir gestern?" Er schwieg kurz. "Nein", sagte er. "Und ich weiß auch nichts darüber. Daher meine Frage." "Oh", sagte sie ein wenig tonlos. Aber das war toll! Sie konnte es kaum glauben! Sie musste kichern. "Also...", sagte sie erfreut, "...also warst du am Flussufer und auch danach deshalb zurückhaltend, weil das auch für dich neu war?" "Nein." Sie sah ihn verwirrt an. Jetzt kam sie nicht mehr mit. "Ich habe keine Erfahrung und das war mein erstes Zusammensein mit einer Frau", erklärte er sachlich. "Ich wusste nicht genau, was ich tun muss, aber das schien sich ja irgendwie von selbst zu ergeben. Das war nicht der Grund für meine Zurückhaltung." "Dann warst du nicht sicher, ob du das wolltest?", fragte sie immer noch verwirrt. "Es tut mir wirklich leid, wenn ich mich aufgedrängt habe! Ich-" "Kein Mann würde finden, dass du dich aufdrängst, wenn du dich für ihn ausziehst", sagte er immer noch ohne Anzeichen, dass es ihn irgendwie beschämte solche Sachen zu sagen. "Aber-" Aber das hieß doch dann, dass er sie attraktiv und anziehend fand? Wenn nicht, weil er sie nicht gewollt hätte oder er unsicher gewesen war, wieso war er dann so zurückhaltend gewesen? "Naruto hat mir vor unserer Abreise gesagt, dass, falls ich Lust bekommen sollte dich anzufassen, ich es nicht tun dürfte, außer, wenn du damit anfängst. Er hat gesagt, ich hätte mein Recht verwirkt mir etwas von dir zu nehmen. Er sagte, ich würde dich verletzen, wenn ich dich benutze, nur weil mir gerade danach ist eine Frau anzufassen. Ich sagte bereits, dass ich von diesen ganzen Moralvorstellungen nichts halte. Aber da das euch beiden wichtig ist, dachte ich, dass ich besser auf ihn hören sollte." Sie konnte nicht anders, als ihn vollkommen verdutzt anzusehen. Das war jetzt wirklich unerwartet viel Information auf einmal gewesen! Sie musste es erstmal auf die Reihe bekommen. Sicher, vielleicht war es bei ihm nur ein allgemeines Bedürfnis nach einem weiblichen Körper. Aber für sie war es schon unendlich viel wert zu wissen, dass er nichts mit anderen Frauen gehabt hatte und dass er zumindest körperlich Interesse an ihr hatte. Und dass er sie faszinierend und begehrenswert gefunden und sich nur aus Rücksicht zurückgehalten hatte, als er sie am Fluss gesehen hatte. Sie sah ihn ein wenig unsicher an. Sie sehnte sich sehr nach seiner Nähe. Hieß das jetzt, dass er es wieder tun wollen würde? Sie sah sich kurz um. Das hier wäre allerdings ein komischer Ort dafür. Er hatte hier sicher viel gelitten. Wäre es zu unpassend, wenn sie ausgerechnet hier seine Nähe suchen würde? Sie blickte ihn wieder an und er musterte sie nach wie vor. "Darf ich näher zu dir kommen?", fragte sie schließlich einfach. Ihr Bedürfnis nach Nähe zu ihm war nicht nur darauf bezogen. Sie sehnte sich auch danach ihm einfach nur so nahe zu sein, auch ohne, dass es auf etwas hinauslief. Das war bei ihm wahrscheinlich nicht so. Trotzdem, sie fühlte sich nun viel mutiger. Vielleicht konnte sie einfach versuchen ein paar Dinge einzufordern und zu sehen, ob er bereit wäre, sich auf Manches davon einzulassen. Er antwortete nicht, aber er stand auf, zog seinen Mantel aus seiner Tasche, legte ihn auf den Boden, setzte sich wieder hin und sah sie wieder an. War das jetzt eine Einladung gewesen? Hatte er es ihr absichtlich behaglicher gemacht? Ein wenig zögerlich erhob sie sich, griff sich ihren eigenen Mantel und ging damit die drei Schritte zu ihm hinüber. Sie setzte sich auf seinen Mantel, lehnte sich ebenfalls mit dem Rücken an den Labortisch und ihr Herz klopfte erfreut, weil sie ihm nun so nah war, dass ihre Arme sich beinahe berührten. Sie konnte sogar seine Körperwärme spüren. Er blieb ruhig sitzen und blickte in die Glut des verloschenen Feuers. "Ich verstehe, warum Naruto das zu dir gesagt hat", sagte sie einen Moment später leise. "Aber ich möchte deine Nähe. Ich brauche keine Zurückhaltung." Er schwieg wieder einen Moment bevor er etwas dazu sagte. "Ich kann dir nicht geben, was du willst. Ich empfinde Dankbarkeit dir und Naruto gegenüber. Und ich möchte die Bindung zu euch beiden behalten. Aber ich denke nicht, dass ich so sein kann, wie du es dir wünschen würdest." Darüber musste sie nun erstmal kurz nachdenken. "Ich weiß", antwortete sie schließlich leise. "Aber ich würde gerne einfach nehmen, was da ist. Ich habe kein festes Bild davon, was wie genau sein muss." "Du wärst ständig enttäuscht", sagte er, nachdem er wieder kurz geschwiegen hätte. "Du könntest ein gutes Leben mit einem anderen Mann haben." Sie dachte auch darüber nach, bevor sie antwortete. Aber die Antwort war ihr eigentlich klar. "Nein", flüsterte sie und malte mit ihrem Zeigefinger sanft ein paar Kreise auf dem Stoff seines Mantels. "Nein, das könnte ich nicht." "Nicht mal mit Naruto?", fragte er leise und sie hatte plötzlich das Gefühl, dass nicht nur zwei von ihnen litten. Auch für ihn war es schwierig. Naruto hatte immer unerwiderte Gefühle für sie gehabt. Und sie für Sasuke. Und nun dachte sie, dass Sasuke sich vielleicht schlecht fühlte, dass er die Person war, die verhinderte, dass die einzigen beiden Menschen, die ihm etwas zu bedeuten schienen, nicht vollends glücklich sein konnten. "Ich denke Naruto befreit sich gerade selbst aus dieser Lage", sagte Sakura leise und malte noch mehr unsichtbare Kreise. "Er ist so stark. Er wird weitermachen. Mit seinem Leben." "Das solltest du auch", erwiderte Sasuke ebenso leise. "Ich denke nicht, dass das für mich eine Option ist", antwortete sie nachdenklich. "Es geht einfach nicht. Niemand kann es verstehen und ich verstehe es manchmal selbst nicht. Aber es ist so. Ich weiß, das ist nicht dein Problem. Und ich will dir keine Verantwortung aufbürden. Und ich bin auch nicht so arm dran. Ich habe eine Familie, tolle Freunde, ich habe eine Arbeit, die mich erfüllt. Ich bin kein unglücklicher Mensch. Es ist okay, wie es ist. Wenn ich dir noch dazu ein bisschen nahe sein darf, dann macht mich das sehr froh. Auch das hier. Einfach, dass wir miteinander reden. Das ist wertvoll für mich und macht mich glücklich, weil ich finde, dass wir dann eine enge Verbindung haben. Es ist okay, wenn es nie mehr als das sein kann. Aber ich möchte auch nicht, dass es weniger als das ist. Ich denke nicht, dass ich mich je auf einen anderen Mann einlassen werde. Egal, ob du nun ein bisschen Nähe zulässt oder ob du mich auf Abstand hälst. Es ist nicht deine Verantwortung und auch nicht deine Entscheidung wie ich fühle. Lieben ist etwas aktives und ich alleine entscheide, was ich mit meiner Liebe anfange." Er schwieg und sah ausdruckslos in die Glut. "Verstehst du das?", fragte sie mit einem leichten Lächeln. "Es ist also egal, wie ich mich verhalte?", fragte er schließlich. "Ich kann es weder schlimmer noch besser machen?" "Ja!" Sie war froh, dass er sie richtig verstanden zu haben schien. "Genau." Er schwieg und schien über ihre Worte nachzudenken. "Und wo wir nun geklärt hätten, dass meine Gefühle meine Sache sind", sagte sie lächelnd, "solltest du nur darüber nachdenken, was du willst. So hast du es doch bisher auch gemacht. Und obwohl das, was du wolltest, nicht besonders gut für uns war, sind Naruto und ich immer noch da, oder?" "'Nicht besonders gut' ist stark untertrieben", kommentierte er ihre Worte. Sie musste lachen. "Ja. Vermutlich." Nun wandte er den Blick von der glühenden Asche ab und sah zu ihr hinüber und sie hob den Kopf, um ihm ebenfalls ins Gesicht sehen zu können. Einen Moment verharrten sie beide so. Dann hob er langsam seine Hand, legte sie an ihren Hinterkopf, senkte seinen Kopf etwas und legte seine Stirn gegen ihre. Sakura hatte das Gefühl, dass ihre Augen verdächtig brannten vor lauter Glück und sie unterdrückte das Gefühl vor Freude über diese Geste der tiefen Zuneigung losweinen zu müssen. "Versuchen wir etwas zu schlafen", sagte Sasuke, als er sie einige Sekunden später wieder losließ und sie nickte. Sie war erschöpft von dem Tag und all den Eindrücken und Wendungen. "Es ist so unheimlich hier", flüsterte sie ein wenig nervös und griff nach ihrem Mantel. "Ich hoffe, dass ich einschlafen kann." Sie wollte sich erheben, um sich auf ihren Mantel zu legen. "Wenn es das für dich besser macht, kannst du hierbleiben." Sie sah ihn erstaunt an. Dann strahlte sie. Sie ließ sich behutsam wieder neben ihn auf seinen Mantel sinken. Dann legte sie sich hin, rollte sich ein wenig zusammen und zog ihren eigenen Mantel als Decke über sich. Nach kurzem Zögern griff sie nochmal in den Stoff und legte einen Teil davon behutsam über sein nicht angewinkeltes Bein. Er ließ es zu. "Gute Nacht Sasuke", flüsterte sie. Er antwortete nicht. Aber sie spürte, wie er seine Hand bewegte und sie dann dicht hinter ihrem Kopf ablegte. Sie war sich nicht ganz sicher, weil die Berührung so leicht war, aber kurz dachte sie, dass er mit seinen Fingern über ihre auf seinem Mantel liegenden Haarsträhnen gestrichen hatte. "Schlaf", sagte er ruhig. Und sein Tonfall strahlte so viel Ruhe und Sicherheit aus, dass sie tatsächlich beinahe vergaß, wo sie sich hier befanden. Und einige Minuten später schlief sie ein. Kapitel 13: Dunkelheit und Wärme - Teil 1 ----------------------------------------- Als sie aufwachte, dachte sie zunächst, dass sie noch träumen würde. Dann hörte sie wie eine der Schlangen leise zischte und ihr fiel wieder ein wo sie waren. Und Angst überwältige sie. Denn da war nur Schwärze. Tiefe undurchdringbare Schwärze. Sie konnte nichts sehen. Sie war vollkommen blind. Es gab kein bisschen Licht! Aus einem Reflex heraus hob sie rasch ihre Hände und führte kurz ihre Finger zu ihren Augen, nur um zu ertasten, ob sie auch wirklich geöffnet waren. Aber das waren sie. Wie spät war es? War es schon Zeit aufzuwachen oder war Sasuke gerade erst eingeschlafen? Oh wie sehr sie ihn doch wecken wollte! So gerne hätte sie etwas Licht gehabt. Ganz ganz vorsichtig streckte sie ihre Finger in die Richtung aus, in der sie glaubte, dass er sein müsste. Wenn sie nur mit ihren Fingerkuppen seine Hose würde berühren können, würde sie sich besser fühlen. Er würde sicher etwas sehen können, mit seinen Sharingan. Hinter ihr hörte sie wieder ein leises Zischen. Und sie zog ihre Hand zurück. Aber das waren nur seine Schlangen, nicht wahr? Nur diese beiden, die ihr nichts tun würden. Aber dass sie nicht sehen konnte, wo sie waren, machte ihr schrecklich Angst und sie versuchte krampfhaft nicht daran zu denken, dass noch anderes in der Dunkelheit sein könnte. Hörte sie seinen leisen, ruhigen Atem etwas seitlich über ihr? Oder glaubte sie das nur? Ganz sicher war sie nicht. Aber er saß wahrscheinlich nach wie vor an den Labortisch gelehnt und schlief. Und wenn er schlief, dann war wahrscheinlich auch alles in Ordnung. 'Reiß dich zusammen', ermahnte sie sich in Gedanken. Sie hatte keine Ahnung, ob er viel Schlaf bekam. Weil sie immer zuerst einschlafen musste, wusste sie nicht, ob er auch immer gleich einschlief oder ob er immer noch lange brauchte, bis er schlafen konnte. Sie wollte ihn nun wirklich nicht wecken, nur weil ihre Angst sie zu überwältigen drohte. Möglichst leise und langsam rollte sie sich noch mehr zusammen und zog ihren Kopf halb unter ihren Mantel. Störte es ihn denn gar nicht, dass er nicht zugedeckt war, weil sie seinen Mantel als Unterlage nutzten? Sie spürte einen kühlen Luftzug und schob ihre Hand ein klein wenig in diese Richtung. Dort lag wahrscheinlich ihr Mantel noch auf seinem Oberschenkel und dadurch war ein kleines Luftloch entstanden. Sie dachte nun doch an die ganzen Schlangen in den mit Flüssigkeit gefüllten Gläsern. Aber sie waren tot. Sie sahen nur unheimlich aus. Sonst nichts! Und Sasuke hatte den Raum überprüft, er hätte es gemerkt, wenn hier noch etwas Lebendiges gewesen wäre, oder? Gab es hier noch lebendige Schlangen, abgesehen von denen, die ihm gehorchten? Vermutlich. Irgendwo. Konnten sie durch kleine, versteckte Zugänge, in diesen Raum eindringen? Hatte er das überprüft? Was, wenn er das übersehen hätte? Ihr fielen die Abzugschächte ein, die er erwähnt hatte und wegen denen es möglich gewesen war ein offenes Feuer zu entzünden. Konnte über diese Schächte etwas zu ihnen hereinkommen? Aber dann wären da ja immer noch seine beiden Wächter, sie würden es doch mitbekommen und ihn warnen, oder? Hinter ihr gab es ein leicht schleifendes Geräusch und sie verstärkte den Griff ihrer Arme, die sie um sich geschlungen hatte. Sie versuchte sich zu beruhigen und wieder einzuschlafen. Es klappte nicht. Es war wirklich schrecklich ohne ein Gefühl für Zeit und Raum zu existieren. "Alles in Ordnung?" Sie zuckte zusammen. Und im nächsten Moment durchströmte sie Erleichterung. Wie sehr sie sich doch freute seine Stimme zu hören! "Habe ich dich geweckt?", fragte sie beunruhigt. "Ja." "Entschuldigung", sagte sie kleinlaut. "Ich bin aufgewacht und es ist einfach unheimlich nichts zu sehen und ich wollte eigentlich leise sein, weil ich nicht weiß wie spät es ist." Sie hörte, wie er sich leicht bewegte. "Ich weiß nicht wie spät es ist. Aber ich fühle mich noch müde. Wir sollten weiterschlafen." "Okay", flüsterte sie kleinlaut. Sie würde nicht wieder einschlafen können. Aber das musste er ja nicht wissen. Sie konnte einfach so tun und dann konnte er schlafen. Anders ging das für ihn ja scheinbar sonst nicht. Er sah etwas, oder? War es kleinlich ihn nun zu bitten eine Kerze anzuzünden? Aber wenn sie aufstehen und eine für ihn holen würde, woher wusste sie dann, dass sie nicht gerade kurz davor war auf eine der Schlangen zu treten? Im nächsten Moment gab es in ihrer unmittelbaren Nähe einen lauten Knall und sie schrie auf. Ohne es wirklich vorgehabt zu haben, griff sie nun doch nach dem Stoff seines Hosenbeins knallte ihre Finger hinein. Schnell ließ sie wieder los. "Das war nur Asura", sagte Sasuke ruhig. "Er ist an eine der Fackeln gestoßen und sie ist runtergefallen." Asura? Hieß so eine der Schlangen? Also war eine der Schlangen direkt über ihren Köpfen auf dem Labortisch, auf dem sie die Fackeln abgelegt hatte? Der Gedanke machte es irgendwie nicht besser. Aber das hieß immerhin, dass Sasuke sein Sharingan aktiviert hatte und dass er gut sehen konnte. "Zitterst du?", fragte er und milde Überraschung schwang in seiner Stimme mit. "Nein!", sagte sie rasch, weil sie sich so schwach vorkam und sich schämte. Aber eigentlich lag es nicht an ihr. Er war nur unnormal stark. Normalerweise würde man so einen Ort nur mit einem Team von mehreren Leuten betreten. Und man würde immer jemanden Wache halten lassen. Keine unheimlichen Schlangen, sondern einen Menschen, jemanden, der die ganze Zeit auf das Feuer und die Kerzen aufpassen würde. Und man hätte sich besser vorbereitet und dafür gesorgt, dass jeder jederzeit eine Fackel anzünden konnte. Mit ihm jedoch kam es ihr irgendwie albern vor solche Vorkehrungen zu treffen, weil er ohnehin alles im Griff zu haben schien. Und er benutze nicht einmal alle seine Fähigkeiten. Das Rinnegan hatte sie seit dem Krieg nicht mehr zu sehen bekommen. Vielleicht konnte er es nun wie das Sharingan aktivieren und deaktivieren. Seine Fähigkeiten waren einfach übermenschlich. "Ich würde nur wirklich gerne etwas sehen können", fügte sie hinzu. "Es tut mir leid, dass ich dich geweckt habe und jetzt auch noch darum bitte, aber könntest du eine Kerze anzuzünden?" Schweigen. Was tat er? "Könnte ich", sagte er langsam in die Dunkelheit. So als würde er überlegen. "Aber?", fragte sie ein wenig verunsichert nach. Was wollte er damit sagen? Dass es es tun könnte, aber es nicht tun würde? Dann zuckte sie zusammen, als sie eine Berührung an ihrem Hinterkopf fühlte. Nur ganz leicht. Aber das waren nur seine Finger, die ein wenig durch ihre Haare gelitten. Sie hielt den Atem an. Sie war völlig verwirrt. Sie spürte seine Fingerkuppen an ihrer Wange, sie wanderten ein wenig ihren Hals hinab bis zu ihrem Kragen. "Vielleicht hattest du recht", sagte er leise und seine Stimmlage sorgte plötzlich dafür, dass sich sich wieder wie elektrisiert fühlte, "vielleicht hat es mir gestern morgen gefallen, als du Angst hattest." War redete er da? Meinte er, als sie ihm nach der Situation mit der Schlange vorgeworfen hatte, dass er ihre Angst genossen hätte? "Sasuke...", flüsterte sie ein wenig irritiert. "Was-?" "Aber ich habe nicht deine Angst genossen, sondern die Tatsache, dass du deswegen bei mir Schutz gesucht hast." Was war denn los mit ihm? Sprach er überhaupt mit ihr oder mehr mit sich selbst? "Normalerweise haben alle Angst vor mir. Sie suchen Schutz vor mir. Nicht bei mir." "Was redest du da?", fragte sie. Sie fühlte sich überfordert. Er strich mit seinen Fingern ihren Kiefer entlang. "Du willst also, dass ich Licht mache, weil du Angst hast?" "Ja!", flüsterte sie. Sie verstand wirklich nicht, was er gerade tat. "Du hast gesagt, dass ich keine Rücksicht nehmen soll. Und dass ich tun soll, was ich will." "Was-", setzte sie verwirrt an. "Mir gefällt diese Situation. So wie sie ist." Seine Berührung verschwand. "Wenn du Angst hast, wirst du eine andere Lösung finden müssen." "Was- ?", fragte sie schwach. Was sollte das? Spielte er gerade mit ihr? Weil ihm das Spaß machte? Verstand sie das gerade richtig? Was erwartete er denn nun von ihr? Was für eine Lösung? Aber eigentlich hatte er es ihr schon gesagt. Er hatte gesagt, dass es ihm gefiel, wenn sie bei ihm Schutz suchte. Sie setzte sich zögerlich auf, der Mantel rutschte von ihren Schultern und sofort wurde ihr kühler. "Komm her, wenn du Sicherheit suchst", sagte er leise. Sie spürte neben ihrer Angst und Verwirrung nun plötzlich auch Freude. Hieß das, dass er ihre Nähe wollte? Er schwieg. Und da waren nur Stille und undurchdringbare Dunkelheit. Sie zögerte. Natürlich wollte sie zu ihm hin. Und ja, sie würde sich sicherer fühlen, wenn sie ihn spüren könnte. Dann hätte sie wieder das Gefühl den dunklen Raum um sie herum einschätzen zu können. Störte es sie, was er gerade mit ihr machte? Ihr Herz klopfte und sie war sich nicht mehr sicher, was genau der Grund dafür war. Sie streckte langsam ihre Hand in seine Richtung aus. Kurz zuckte sie zurück, als sie auf Widerstand traf. Aber das war nur seine Schulter gewesen. Also rückte sie näher an ihn heran und umgriff mit ihren Armen seinen Arm. Sie lehnte ihre Stirn gegen seine Schulter. Ihre Angst nahm sofort ab. Im nächsten Moment spürte sie seine andere Hand an ihrem Nacken. Ihn nicht sehen und nur fühlen zu können war aufregend. Er schein sein angewinkeltes Bein abzusenken und zog an dem Arm, den sie umfasst hatte. Also lies sie ihn los. Er nahm seine Hand aus ihrem Nacken und legte sie an ihre Taille. Er übte leichten Druck aus. Und weil sie glaubte zu verstehen, was er wollte, richtete sie sich leicht auf und hob ihr linkes Bein über seine, um sich wieder auf seine Hüfte zu setzen. Seine Hand strich von ihrer Taille zu ihrem Rücken und er drückt sie gegen seine Brust. Also gab sie dem mit klopfendem Herzen nach und legte vorsichtig ihren Kopf an seine Schulter, ihr Gesicht zu seinem Hals gedreht. Er nahm seinen Arm von ihrem Rücken und beugte sich leicht zur Seite. Einen Moment später spürte sie, wie er ihr ihren Mantel über ihre Schultern legte. Irgendwie konnte sie kaum glauben, was gerade passierte. Er war richtig nett zu ihr. Er fand ihre Angst albern und er konnte sie nicht verstehen, aber er kümmerte sich um sie und sorgte dafür, dass sie sich besser fühlte. Das hier war viel viel besser als eine angezündete Kerze. Er legte seine Hand auf ihrem Oberschenkel ab. "Schlaf." Sie griff mit einer Hand in den Stoff seines Oberteils. Und drückte sich ein wenig fester an ihn. Das war wundervoll. Obwohl sie halb aufrecht saß, war es bequem. Es war warm. Und sie fühlte kein bisschen Angst mehr. Kurz bevor sie wieder einschlief, kam ihr der Gedanke, dass er das vielleicht nur getan hatte, damit sie schlafen würde und er selbst weiterschlafen konnte. Aber im Grunde war ihr das egal. Sie wollte das hier einfach genießen. Es war so viel mehr als das, was sie zu hoffen gewagt hatte. Kapitel 14: Dunkelheit und Wärme - Teil 2 ----------------------------------------- Es war ungewohnt. Die Wärme. Er kannte Wärme nur noch von Feuer und Sonnenlicht. Beides war gefährlich. Feuer konnte er nicht zu nahe kommen, und auch Sonnenlicht schadete ihm schnell. Seine Haut war zu hell. Das war ein Makel an ihm. Naruto hatte dieses Problem nicht. An Wärme, die von dem Körper eines anderen Lebewesens auf ihn über ging, konnte er sich nicht mehr erinnern. Letzte Nacht hatte sie ihm gezeigt, wie sich das anfühlte. Sie war warm. Und ihre Haut war glatt, fest und sehr weich. Als er sie am Bach gesehen hatte, hatte er sie deshalb unbedingt anfassen wollen. Er hatte sich davon angezogen gefühlt. Aber er hatte seinem einzigen Freund versprochen es nicht zu tun. Sie nicht anzurühren, nur weil ihm danach war, seine Bedürfnisse zu befriedigen. Bedürfnisse, die er erst seit ein paar Monaten überhaupt spürte. Fast hätte er sie doch angefasst und sich nicht an sein Versprechen gehalten. Er hatte sich gerade so noch disziplinieren können. Und dann war er dafür belohnt worden. Er nahm sich normalerweise einfach, was er haben wollte. Warum auch nicht? Wenn man das nicht tat, wenn man zu schwach war, dann vernichtete einen das Leben, dann überlebte man nicht. Außer man hatte jemanden, der einen beschützte. Früher hatte ihm das einmal gereicht. Aber dann waren sie alle gestorben oder hatten ihn verraten. Sogar Itachi, der eine Mensch, der ihn immer beschützt hatte, hatte ihn belogen. Weil er geglaubt hatte, er würde ihn damit schützen. Das hatten sie noch klären können, nachdem sie gegen Kabuto gekämpft hatten. Und sogar jetzt beschützte Itachi ihn noch. Denn er hatte seine Augen. Und das machte ihn zum mächtigsten Menschen in dieser Welt. Trotzdem, gelogen hatten sie immer alle. Sein Bruder, seine Eltern, sein Clan, der Dritte Hokage, Konohas Obere. Und auch Konoahs Bevölkerung. Darüber, dass der Uchiha Clan geehrt und geachtet gewesen wäre. Die, die davon gewusst hatten, hatten den Putschversuch immer vertuscht. Und sie alle hatten vertuscht, dass sie immer alle bloß Angst vor seinem Clan gehabt hatten. Er konnte sich nur auf sich verlassen. In dieser Welt konnte man nur auf sich selbst vertrauen. Das hatte er schmerzhaft lernen müssen. Er würde diese Lektion nicht wieder vergessen. Naruto hatte ihn nie belogen. Und sie auch nicht. Sie waren immer ehrlich zu ihm gewesen. Zumindest größtenteils. Er konnte sie beide oft nicht verstehen. Es störte ihn, dass ihm das schwer fiel. Aber sie waren immer da. Auch jetzt noch. Er hatte keine Ahnung, was sie eigentlich von ihm wollten. Doch vielleicht wollten sie gar nichts. Vielleicht wollten sie ihn, wie sie sagten, einfach gern haben. Er hatte keine Lust jetzt darüber nachzudenken. Er wollte schlafen. Er war müde. Jedes Mal, wenn er versuchte es zu verstehen wurde er bloß wütend. Er hasste es, dass es ihm nicht gelang. Dass es diese eine Sache gab, die er nicht gut konnte. Und er hasste es, wenn es ihnen dann deswegen schlecht ging. Doch gerade ging es ihnen wohl ganz gut. Zumindest glaubte er das. Naruto hatte so gewirkt, als würde es ihm gut gehen. Zumindest soweit er das beurteilen konnte. Und sie? Sie schlief nun friedlich. An ihn geschmiegt, eine Hand in sein Oberteil geklammert. Also ging es ihr wahrscheinlich auch gut. Und er war froh, dass er auf Naruto gehört hatte. Dass er sie am Fluss nicht einfach angefasst hatte, als ihm danach gewesen war. Sicher, er hätte es einfach tun können. Er hätte sich einfach nehmen können, was er gewollt hatte. Aber das war gar nicht nötig gewesen. Sie war ganz freiwillig zu ihm gekommen. So war es besser. Er wollte ihr nicht wehtun. Aber irgendwie tat er das ständig. Er war froh, dass er es dieses Mal nicht getan hatte. Oder zumindest nicht sehr. Er dachte daran, was sie ihm über Frauen erklärt hatte. Sie hatte gesagt, dass das nicht seine Schuld gewesen wäre. Stimmte das? Wahrscheinlich. Sie hatte immer ehrlich gesagt, was sie fühlte. Zumindest, wenn es um Wichtiges ging. Bei Kleinigkeiten log sie manchmal. Wie eben, als sie behauptet hatte, dass sie nicht gezittert hätte. Aber sie wurde immer promt rot. Und verlegen. Sie war leicht zu durchschauen. Er durfte sie nicht kaputt machen. Das hätte er fast getan. Mehrfach. Naruto war kaputt gewesen. Er hatte es aus eigener Kraft geschafft sich zu heilen. Durch seine Bindungen zu anderen Menschen. Das sagte Naruto. Das war auch etwas, was er nicht so richtig verstand. Wahrscheinlich, weil er selbst total kaputt war. Irgendetwas stimmte nicht mit ihm. Schon seit dem Massaker. Aber es war schlimmer geworden. Aber sie war nie kaputt gewesen. Sie war immer fröhlich und liebevoll gewesen. Und viel zu zutraulich. Es wäre so leicht sie zu zerbrechen. Sie den Schmerz der Realität dieser Welt fühlen zu lassen. Das durfte nicht passieren. Sie hatte ihm gesagt, dass sie alleine für sich verantwortlich war. Dass er keine Rücksicht nehmen musste. Es war dumm anderen so zu vertrauen. Sie hatte keine Ahnung wie abhängig sie von seiner Rücksicht war. Sie war schrecklich naiv. Vielleicht war das auch gut so. Er würde sich zusammenreißen. Er wollte nicht, dass sie ihn hasste. Und auch nicht, dass sie ihn wieder so verzweifelt ansehen würde, wie sie es schon so oft getan hatte. Weil er sie dazu gebracht hatte. Aber er wusste, dass es wahrscheinlich wieder passieren würde. Denn sie war so anders als er. Sie zuckte im Schlaf leicht und bewegte sich etwas. Obwohl sie Kleidung trugen, erregte ihn ihre Bewegung. Doch er unterdrückte es. Es war toll gewesen, als sie zu ihm gekommen war in der letzten Nacht. Er war ein bisschen erstaunt gewesen, dass sein Körper zu solchen Empfindungen in der Lage war. Es hatte sich sehr sehr gut angefühlt. In ihr zu sein und sie zu besitzen. Wenn auch nur für diese kurze Zeit. Er wollte es wieder tun. Das könnte er. Sie gab sich ihm bereitwillig hin. Er hatte es genossen, als sie sich für ihn ausgezogen hatte. Sie hatte sich ganz freiwillig angeboten. Und er hatte sie einfach anfassen können. Der Gedanke an die weiche, glatte Haut ihrer Brüste erregte ihn auch. Er spürte sie auch durch die Kleidung, weil sie halb auf ihm lag und sich haltsuchend an ihn drückte. Hatte er eben zu viel von sich preisgegeben? Aber das war eigentlich auch egal. Sie war keine Gefahr. Und er hatte bekommen, was er gewollt hatte. Ihr Zutrauen, ihre Nähe und das befriedigende Gefühl, dass sie sich von ihm beschützen ließ. Das gefiel ihm. Dass er nicht nur Tod und Zerstörung bringen konnte, sondern auch dafür sorgen konnte, dass sie ruhig schlief. Er musste auch schlafen. Er bekam ohnehin zu wenig Schlaf. Aber er fand das hier gerade angenehm. Sie regte sich wieder leicht und wieder erregte es ihn. Er war zu empfindlich. Das musste er ändern, es war eine Schwäche. Vielleicht musste er sich seine Bedürfnisse genug erfüllen, damit diese Empfindlichkeit wieder abnehmen würde. Er könnte sie dafür benutzen. Das würde er auch. Das würde sie weniger stören, als wenn er dafür eine andere Frau benutzte. Dann würde sie verletzt sein und ihn wieder so ansehen. Und das mochte er nunmal nicht. Das war auch eine Schwäche. Er hatte sie einst ausmerzen wollen. Er hatte sie und Naruto töten wollen, weil sie beide das einzige waren, dass ihm noch etwas bedeutete. Er hatte geglaubt, dass er dann endlich alleine sein konnte. Und alleine sein bedeutete keinen Schmerz mehr fühlen zu können. Nichts, das ihn wieder verletzen würde. Er hatte geglaubt, dass es dann nichts mehr gegeben hätte, dass ihn schwach sein lassen konnte. Aber er hatte es aufgegeben dieses Ziel zu verfolgen. Denn Naruto hatte viele Leute, die ihm etwas bedeuteten. Und es machte ihn stärker und nicht schwächer. Naruto wusste etwas, das er nicht verstand. Also würde er sich unterordnen. Nur ihm. Sonst niemandem. Und trotzdem, obwohl Naruto alles erreicht hatte und obwohl er sich Naruto untergeordnet hatte, wollte sie immer noch ihn. Sie war wirklich merkwürdig. Naruto hätte ihr jeden Wunsch von diesen hübschen grünen Augen abgelesen, ihr die Welt zu Füßen gelegt und sie glücklich gemacht. Aber sie wollte ihn. Das verstand er auch nicht. Es war seltsam wieder hier in diesem Raum zu sein. Hier hatte er die schlimmsten Schmerzen seines Lebens erlitten. Zumindest die schlimmsten körperlichen. Aber Schmerzen waren nur Schmerzen. Er verstand nicht, wieso Menschen so eine Angst davor zu haben schienen. Man musste nur darüber stehen und seinen eigenen Geist unter Kontrolle bringen. Dann konnte man fast alle körperlichen Schmerzen ertragen. Es war trotzdem angenehmer nun auf diese Weise hier zu sein. Vieles war passiert seit seinem letzten Aufenthalt hier. Damals hätte er nicht geglaubt, dass er einmal mit ihr hier sein würde. Sie hier an diesem Ort zu wissen, wäre das letzte gewesen, was er gewollt hätte. Das Leben war voller seltsamer unvorhersehbarer Wendungen. Er schloss die Augen. Er musste etwas schlafen. Sie schlief fest. Die Schlagen konnten ihm nichts tun, er hatte sie versklavt. Sie lebten nur, wenn er lebte und sie wussten es. Es war ihr Instinkt sich selbst am Leben zu halten. Also würden sie ihn am Leben halten. Alles war sicher. Er konnte schlafen. Als er das nächste Mal erwachte, war es, weil sie gerade aufzuwachen schien und sie sich leicht regte. Gleich würde sie zusammenzucken und ganz still halten, wenn ihr klar wurde wo sie war, um ihn nicht zu wecken. Er öffnete die Augen, aktivierte seine Sharingan und es belutigte ihn, als seine Vorhersage eintraf. Es machte nichts, dass sie ihn geweckt hatte. Er fühlte sich nun ausgeschlafen. Es war Zeit aufzubrechen. "Ich habe genug geschlafen, du kannst dich bewegen", sagte er und sie zuckte wieder zusammen. "Oh, gut!", sagte sie eilig, ließ sein Oberteil los und richtete sich ein wenig auf. Er beobachtete, wie sie versuchte sich umzusehen und es ihr nicht gelang. Sie war vollkommen blind und ausgeliefert. Das gefiel ihm. Denn deshalb traute sie sich nicht aufzustehen. Sie hatte Angst, dass sie versehentlich eine der Schlangen berühren würde. Er könnte ihr diese Angst nehmen. Die Schlangen wegschicken, für Licht sorgen. Aber es gefiel ihm, wenn sie so aussah, wie sie es gerade tat. Verunsichert. Dann fühlte er sich gut, weil sie ihn brauchte. Nun machte sie doch Anstalten aufzustehen. Obwohl sie solche Angst davor hatte. Das wollte er nicht. Er wollte auch eigentlich nicht, dass sie Angst hatte. Er wollte nur, dass sie ihn brauchte. Warum wollte er das eigentlich? Seit wann? Er versuchte kurz darüber nachzudenken. Aber wie so oft kam er damit nicht weiter. Es war auch egal. Für den Moment. Für den Moment wollte er das hier einfach genießen. Es auskosten, dass er etwas spürte. Früher hatte er viel Schmerz gespürt. Und dann hatte er irgendwann gar nichts mehr gespürt. Es war gut, dass sie ihn wieder daran erinnerte, wie es war, etwas zu spüren. Etwas, das sich gut anfühlte. Er legte seine Hand an ihren unteren Rücken, um sie bei sich zu behalten. Sie zuckte wieder leicht und hielt still. Ihre Augen waren schön. Das hatte er schon immer gedacht. Alles an ihr war schön. Aber diese großen, grünen Rehaugen waren fesselnd. Er schob sie mit seiner Hand an ihrem unteren Rücken wieder etwas näher zu sich und berührte mit den Fingerspitzen seiner anderen Hand die Haut an ihrem Hals. Er genoss es, wie ihre Augen sich ein wenig weiteten. Konnte er das nun tun? Sie würde nichts dagegen haben. Was war mit Naruto? Naruto hatte ihn immer beneidet. Um seine Fähigkeiten. Aber vor allem um ihre Liebe. Um Fähigkeiten brauchte er ihn nun nicht mehr beneiden. Und ihre Liebe für ihn hatte er immer akzeptiert. Naruto würde sie ihm überlassen. Naruto wollte nur nicht, dass er sie verletzen würde. Das wollte er auch nicht. Würde er sie verletzten, wenn er das nun tat? Es fiel ihm schwer das zu beurteilen. Er berührte sanft ihre Wange und sie sah glücklich aus. Wie konnte sie sowas so glücklich machen? Sie schmiegte sich ein wenig gegen seine Hand und wirkte dankbar für seine Berührung. Also war es okay? Er schlang seinen linken Arm fest um ihre Taille und erhob sich mit ihr. Sie keuchte erschrocken. Das Geräusch gefiel ihm. Er wandte sich mit ihr um und wischte mit seinem freien Arm ein paar Gegenstände und Asura von der steinernen Tischplatte des Labortisches. Die Schlange zischte, als sie auf den Boden klatschte. Es interessierte ihn nicht. Ihn interessierte nur ihre Überraschung, ihr Zusammenzucken, ihre Überforderung. Er griff nach ihrem Kiefer und drehte ihr Gesicht zu sich, weil sie sich dem Geräusch zugewandt hatte, dass die Schlange gemacht hatte. Er sah ihr an, dass sie nervös wurde. Ihre Wangen waren leicht gerötet. "Ist das okay?", fragte er. Er dachte, dass er besser nachfragen sollte. Er wollte es nicht versehentlich falsch beurteilen. Er ließ ihr Gesicht los, als sie nickte. Sie führte langsam ihre Hände zu ihrem Kragen und fing an ihr Oberteil zu öffnen. Während er auf sie hinabsah, tat er es ihr gleich. Diese Anblick war sehr befriedigend. Sie setzte sich auf und öffnete das Band um ihre Taille. Dann schob sie sich den Stoff von ihren Schultern. Ihre Bewegungen waren zart und anmutig. 'Sei sanft', ermahnte er sich, als er seine Hände an ihre Hüften legte und sie gegen seine Hüfte schob. Die Berührung erregte ihn sofort wieder. Aber eigentlich hatte ihr Anblick dafür schon ausgereicht. Ihn durchströmte ein zutiefst befriedigendes Gefühl, während sie mit diesem Gesichtsausdruck zu ihm aufsah, immer noch vollkommen blind und dabei ganz zart mit ihren Händen über seine nackten Schultern strich. Er legte eine Hand an ihren Po und drückte sich ein wenig doller zwischen ihre Beine, während er seine andere Hand über ihren Oberkörper gleiten ließ. Es war berauschend. Sie stöhnte und das war noch berauschender. Das wollte er nochmal. Also griff er sie am Hals und drückte sie nach hinten auf den Labortisch, um sie hinzulegen. Sie machte praktischerweise, was er gewollt hatte und hob ihre Hüfte und dann ihre Beine und zog sich ihre Hose aus. Während er seine eigene Hose öffnete betrachtete er ihre Anmut, ihr gerötetes Gesicht, ihre halb geschlossenen Augen, ihren leicht geöffneten Mund, ihre Haarsträhnen auf der Steinplatte des Tisches, ihren vor Erwartung leicht bebenden Körper, ihre hübschen Brüste, ihren schlanken, straffen Bauch und die hübsche Kontur ihrer Hüfte. Und ihre schönen Beine. Sie hatte sie auf den Tisch gehoben, als sie sich ausgezogen hatte. Nun waren sie im Weg. Er griff sich ihre Knie und schob ihre Beine auseinander. Dann packte er sie an der Hüfte und zog sie mit einem Ruck an den Rand der Tischplatte. Sie hatte verlegen ihr Gesicht abgewandt, aber er sah ihr an, dass sie sich gut fühlte. Sie erzitterte wieder leicht. Er wollte nicht mehr warten. Als er dieses Mal in sie eindrang, schien sie keine Schmerzen zu haben. Das gefiel ihm. Er wollte, dass ihr das gefiel, nicht, dass ihr das wehtat. Sie keuchte wieder und presste sich eine Hand auf den Mund, während er soweit in sie eindrang wie es ging. Er griff sich ihr Handgelenk und zog ihre Hand grob von ihrem Mund. Er wollte sie hören. Sie keuchte auf, als er sich noch fester gegen sie drückte. Gut. Er ließ ihr Handgelenk wieder los und griff sich mit beiden Händen ihre Hüfte, um sie festzuhalten, damit er sich vernünftig bewegen konnte. Das brachte sie erneut zum Aufkeuchen. Er konnte sich kaum entscheiden, wo er hinschauen sollte. Alles an ihr reizte ihn. Aber am besten gefiel ihm der Ausdruck auf ihrem Gesicht. Zweimal musste er sie zwingen, nicht mit ihrer Hand ihre Stimme zu unterdrücken, bis sie es aufgab. Einen Moment war sie noch beschämt und hielt sich zurück. Doch auch das gab sie irgendwann auf. Es war berauschend, wie er sie kontrollieren konnte. Wie sie auf ihn reagierte, wenn er seine Bewegungen anpasste und sie mit seinen Händen berührte. Er wollte alles berühren. Er konnte sich kein schöneres Bild vorstellen, als das, war er gerade bekam. Sie wand sich und keuchte. Sie war wunderschön. Und er fühlte sich sehr sehr gut. Er musste sich ständig daran erinnern, dass er nicht zu grob zu ihr sein durfte. Er durfte ihr nicht wehtun. Aber er hatte das Gefühl gleich explodieren zu müssen. Ein paarmal war er vielleicht doch zu grob. Dann wimmerte sie und er riss sich rasch zusammen. Es war noch viel intensiver als das letzte Mal. Ihr schien es auch so zu gehen. Sie schien nun kaum noch etwas mitzubekommen und fast ein wenig weggetreten zu sein. Das war neu. Dann erzitterte sie heftig und sie schrie auf und er schaffte es nicht rechtzeitig zu verhindern, dass sie sich die Hände auf den Mund presste. Das würde nicht noch mal passieren. Das nächste Mal würde er ihre Hände rechtzeitig festhalten. Sie schien sich nun wieder etwas zu beruhigen. Als sie ein paar Sekunden später seinen Namen keuchte, ganz leise und unendlich hingebungsvoll, konnte er es nicht mehr weiter hinauszögern und er ließ es endlich zu. Wie beim letzten Mal breitete sich umgehend ein Gefühl von tiefer, allumfassender Befriedigung in ihm aus. Er verweilte kurz, weil auch er einen Moment brauchte um seinen Atem wieder unter Kontrolle zu bekommen. Dann zog er sich aus ihr zurück und sie zog ihre Beine ein wenig an sich. Während er seine Hose schloss und auf sie hinabblickte, wie sie erschöpft und mit einem beglückten Ausdruck auf ihrem Gesicht dalag und versuchte ihre Atmung in den Griff zu bekommen, dachte er, dass er diesem Raum nun eine neue Erinnerung aufgezwungen hatte. Eine sehr viel bessere. Er fühlte sich sehr gut. Und nun würde er alles hier zerstören. Kapitel 15: Zerstörung ---------------------- Irgendwie wusste sie gar nicht so richtig wie ihr gerade geschehen war. Es war so intensiv gewesen. Und sehr aufregend. Und trotzdem hatte sie sich nicht unwohl gefühlt. Obwohl er sehr bestimmend und manchmal grob gewesen war. Er hatte sie für seine Befriedigung benutzt, wie es ihm gefallen hatte. Aber das war in Ordnung. Er hatte getan, was er gewollt hatte und sich gezeigt wie er war. Und sie hatte sich fantastisch gefühlt. Sie fühlte sich immer noch sehr gut. Ihre Beine zitterten aus irgendeinem Grund. Hatte sie sie so sehr angespannt gehabt? Sie hatte zeitweise gar nichts mehr richtig mitbekommen. Sie hatte keine Ahnung gehabt, dass es so sein konnte. Dass er so sein würde. Er war plötzlich so entschlossen gewesen. Und so energetisch. Lebendig. Er verwirrte sie zunehmend. Aber sie hatte das Gefühl, dass es sich in eine eher positive Richtung entwickelte und dass sie ehrlich miteinander waren. "Sasuke", flüsterte sie, als sie sich auf der Steinplatte aufsetzte. "Ich finde meine Sachen nicht." Jetzt wo er sie nicht mehr berührte, störte es sie wieder, dass sie nichts sehen konnte. Sie hörte, wie er sich bückte und etwas aufhob und im nächsten Moment fühlte sie sich geblendet, als er Flammen auf eine der beiden noch ungenutzten Fackeln blies, die sie mit hereingebracht hatte. Aber es war unendlich gut wieder etwas sehen zu können. Sofort war sie froh, dass sie ihre Beine noch auf dem Tisch hatte, denn die Schlangen lagen beide in der Nähe. Sie sah zu ihm und er machte mit einer Hand ein Fingerzeichen und sie waren endlich verschwunden. Er stand da mit der Fackel und blickte sie an. "Ich will nicht, dass es ein Kind gibt", wiederholte er, was er auch das letzte Mal gesagt hatte und sie nickte rasch und sammelte Chakra um ihre Hand, um sich wieder zu behandeln und alles von ihm, das in ihr war, zu neutralisieren und aufzulösen. Dann zog sie sich an. Er blieb weiter dort stehen, hielt die Fackel und sah ihr dabei zu. "Alles in Ordnung?", fragte er, als sie schließlich fertig war und wieder zu ihm sah. Sie nickte und lächelte etwas verlegen. Sie hatte es wirklich toll gefunden. Aber alles war so plötzlich passiert und sie war so passiv gewesen, dass sie es erstmal verarbeiten musste. Er steckt die Fackel in eine Halterung und hob ihre Mäntel vom Boden auf. Er hielt ihr den Ihren hin. Also rutschte sie rasch vom Tisch und nahm ihn. Sie ging zu ihren restlichen Sachen und packte ihren Mantel in ihre Tasche und machte sich bereit zum Aufbruch. Denn offensichtlich wollte er das. Und sie wollte auch unbedingt hier fort. "Bereit?", fragte er und sie nickte. Sie fühlte sich jetzt ein bisschen scheu und verlassen, wo seine Nähe verschwunden war. Sie waren kein wirkliches Liebespaar. Sie hatten sich wieder nicht geküsst und sie glaubte auch nicht, dass er das wollen würde. So war es nicht zwischen ihnen. Und das war in Ordnung. Sie liebte das Zusammensein mit ihm. Aber er war sehr auf sich bedacht gewesen und sie hatte ihn einfach machen lassen und nun musste sie erstmal wieder ein wenig zu sich zurückfinden. Wahrscheinlich würde sie sich handlungsfähiger fühlen, wenn sie erst hier draußen wären. In dem Versuch etwas aktiv für sich zu tun, ging sie entschlossen zu der Fackel hinüber und nahm sie aus der Halterung. Er unternahm nichts dagegen, also war das wohl okay. Sie fühlte sich sogleich wieder etwas besser. Sie konnte eigene Entscheidungen treffen. "Gehen wir nun?", fragte sie und sie hörte, dass sie ein wenig hoffnungsvoll klang. "Oder müssen wir hier noch alles durchsuchen?" "Hier gibt es nicht viel", antwortete er, während er sein Schwert auf seinem Rücken befestigte. "Nur die paar Gänge und Räume auf dem Weg hierher und diesen Laborraum. Es ist eines von den kleineren Verstecken." "Oh, gut!", sagte sie erleichtert. Im nächsten Moment zuckte sie zusammen, als er sich von ihr abwandte und in die Dunkelheit blickte, in die Richtung von der sie wusste, dass dort die Wand mit den Gläsern mit den toten Schlangen war. "Amaterasu." Er sagte es beinahe gleichgültig und es passte nicht zu der Welle an Hitze und Energie, die sie daraufhin verspürte. Er drehte sich leicht und alles, was seine Augen erfassten, ging ebenfalls in schwarzen Flammen auf. Sie taumelte erschrocken einen Schritt zurück in Richtung der hohen Flügeltür. Dort hatte er sich nicht hingedreht. Die schwarzen Flammen erhellten den Raum nicht, aber die Hitze war extrem und nun hörte sie wie die Gläser barsten. Nun würden die toten Schlangen und die Flüssigkeit herausfliesen. Obwohl sie irgendwo in sich wusste, dass er ihr nichts tun würde, reagierte ihr Körper instinktiv auf die Gefahr und sie wich langsam zurück in Richtung Ausgang. Es sollte mitkommen! Aber er stand nur da und betrachtete die Zerstörung, die er anrichtete. Wahrscheinlich fühlte es sich gut für ihn an, an diesen Ort zurückzukehren und hier alles zu vernichten. Als er sich plötzlich umdrehte und sie in seine Sharingan sah, dachte sie für einen kurzen, schrecklichen Moment, dass auch sie gleich in schwarzen Flammen aufgehen würde und sie zuckte instinktiv vor ihm zurück. "Dir passiert nichts", sagte er. "Aber damit das so bleibt, solltest du jetzt hinausgehen." "Was ist mir dir?", fragte sie überfordert. Er antwortete nicht aber sie sah wie sich Energie und Chakra um ihn sammelte. Susanoo. Der einzige Schild gegen diese Flammen. "A-Aber", sagte sie überfordert, "was, wenn es hier noch Lebewesen gibt?" Sie dachte daran, dass sie vor ein paar Stunden noch in der Dunkelheit gelegen hatte und Angst davor gehabt hatte. Nun aber hatte sie Mitgefühl, selbst wenn es Schlangen sein sollten. "Dann werden sie sterben", sagte er ruhig und erbarmungslos und sie konnte keinen Funken Mitgefühl erkennen. Sie sah ihn überfordert an. Es wurde immer heißer. "Geh. Durch den Gang zurück. Zweimal rechts abbiegen. Warte vor dem Eingang." Er sah sie wartend an und sie zögerte. Aber eigentlich hatte sie keine Ahnung warum, oder was sie sagen sollte. "Geh." Sie zuckte zusammen, als Susanoos riesige Hand sich auf sie zubewegte, aber sie war wohl nicht das Ziel. Sie spürte nur die gewaltige Menge Energie neben sich. Es krachte und einen Moment später war an der Stelle, wo die Türflügel gewesen waren nur noch ein großes schwarzes Loch. Sie verstärkte ihren Griff um den Stiel der Fackel. "Gut", sagte sie. "Dann bis gleich." Sie warf einen letzten Blick zurück zu ihm. Die Flammen hatten ihn schon erreicht, aber sie konnten nicht an ihn heran. Die ganze Luft zitterte vor Hitze und Energie. Seine schwarze Silhouette schien ein wenig zu flimmern und er stand einfach da und betrachtete sie mit diesen roten Augen. Er war wirklich beängstigend. Er erschien ihr gar nicht mehr wie ein Mensch. Sie wandte sich rasch um und als sie den dunklen Gang betrat, merkte sie erst, dass es gut war, dass sie jetzt ging. Die Luft in dem Laborraum war viel zu heiß geworden. Sie musste weg von diesem Feuer! Also beschleunigte sie ihre Schritte. Doch sie traute sich nicht zu rennen. Sie musste auf die Fackel aufpassen und das Licht reichte auch nicht so weit, dass sie weit hätte sehen können. Und sie wollte Lebewesen, die sich hier eventuell aufhielten, die Möglichkeit geben, sie zu bemerken, bevor sie am Ende auf etwas treten würde. Tatsächlich schien nicht nur ihr Instinkt sie von der Hitze hinter sich wegtreiben zu wollen. Auch anderen schien es so zu gehen. In dem Lichtschein der Fackel konnte sie an den Wänden und am Boden kleine Spinnen und Ratten und anderes Getier in die Richtung kriechen sehen, in die sie so eilig wie möglich ging. Hinter ihr hörte sie es laut krachen. Es klang, als würde etwas einstürzen. Sie fühlte wie angespannt sie gewesen war, als sie endlich den Lichtschein des Eingangs vor sich erkennen konnte und ein Gefühl der Erleichterung sie durchflutete. Es schien Tag zu sein und die Sonne schien wieder hinter den Wolken hervorgekommen zu sein. Als sie fast bei der Treppe angekommen war, bewahrheitete sich die Befürchtung, die sie die ganze Zeit seit dem Betreten dieses Ortes gehegt hatte. Sie traf auf eine Schlange. Sakura blieb wie angewurzelt stehen. Sie war grün und schwarz gemustert, sie war so dick wie Sakuras Unterarm und sie wand sich gerade aus einem Loch in der Mauer neben dem Eingang heraus. Einen Moment hielt sie inne, weil auch sie Sakura bemerkt hatte. Eine kleine Maus und ein paar Käfer krabbelten an der Schlange vorbei auf die Steinstufen des Eingangs zu. Sakura konnte in ihrem Rücken heiße Luft aus dem Gang strömen fühlen. Die Flammen schienen sich weiter auszubreiten. Übertrieb er es nicht? Würde er es wieder löschen können? Wenn er die Kontrolle darüber verlieren würde, dann könnte nichts diese Flammen jemals wieder löschen. Das war ihm doch klar, oder? Die Schlange schien zu dem Schluss zu kommen, dass die herankriechende Hitze ihr größtes Problem war und sie wandte sich von Sakura ab und dem Eingang zu und sie fing an, sich die Steinstufen der Treppe hinaufzuwinden. Sakura zuckte zusammen, als eine weitere Schlange an ihr vorbeiglitt, die hinter ihr aus dem Korridor gekommen war. Aber das Tier beachtete sie gar nicht. Ein paar Mäuse huschten ebenfalls an ihr vorbei ohne den Schlangen auszuweichen. Sakura vermutete, dass der Instinkt eines jeden Lebewesens, sich vor einem gefährlichen Waldbrand zu retten, stärker war als alles andere, sodass auch Jäger und Beutetiere ihre Rolle vergaßen und zusammen flohen. Sie riss sich zusammen, als es erneut hinter ihr laut krachte und sie bemerkte, dass die Hitze noch näher gekommen war. Sie musste hier raus. Also ging sie entschlossen auf die Treppe zu und stieg die Stufen hinauf. Draußen sah sie noch drei Schlangen, die sich eilig entfernten und drei Rehe rannten in einiger Entfernung durch den Wald, weg von diesem Ort. Er hatte ihr gesagt, dass sie vor dem Eingang warten sollte. Also würde er wohl hierherkommen, oder? Hatte er unter Kontrolle, was er da machte? Sie entschied sich, sich lieber noch etwas zu entfernen. Dann hörte sie einen Schrei und sie wirbelte herum. Etwa dreißig Meter von ihr entfernt stand ein Mann im Wald. Er trug einen Gurt mit Ästen auf dem Rücken, wahrscheinlich sammelte er Brennholz im Wald. Und er stand genau über dem unterirdischen Versteck, denn aus dieser Richtung war Sakura gekommen. Und um ihn herum fing der Boden an Risse zu bekommen. Sasuke brachte alles zum einstürzen! "Nein!", schrie Sakura laut, weil der Mann sich zwar umgedreht hatte, um loszurennen, aber dafür die falsche Richtung ausgewählt hatte. "Nicht da entlang! Hierher!", schrie sie. Denn sonst würde er gleich genau über dem unterirdischen Laborraum sein und dort würde alles zuerst einstürzen. Der Mann schien sie trotz des lauten Knackens zu hören, denn er wandte sich zu ihr um. "Hierher!", schrie sie nochmal und endlich bewegte er sich. Und gerade rechtzeitig, denn ein paar Meter hinter ihm, genaut dort, wo er gerade hatte hinlaufen wollen, fing der Boden an aufzureißen und nach unten zu stürzen. "Werfen Sie das weg verdammt!", schrie sie ihm entgegen, weil er in seinem Schrecken die ganzen Äste mitschleppte, wodurch er viel zu langsam war. Sie fing an ihm ein Stück entgegenzurennen, obwohl alles in ihr sich dagegen sträubte, sich derart in Gefahr zu bringen. Erleichtet sah sie, wie er den Gurt über seiner Schulter losließ und er durch den fehlenden Balast endlich etwas schneller wurde. Trotzdem hatte die einstürzende Erde ihn fast eingeholt. Jetzt stürzte ein Baum genau in seine Richtung um, aber sie wusste, dass sie es schaffen würde. Er hatte den Baum nun auch bemerkt und er schien stehenbleiben zu wollen, doch das durfte er nicht! Sakura sammelte im Rennen Chakra um ihre Faust und sie erreichte den Baumstamm gerade noch bevor er den Mann zerquetschen konnte. Sie holte im Sprung aus und traf den Baum mit ihrer Faust einen halben Meter über dem Kopf des Mannes, der sich hatte auf den Boden fallen lassen. Sie schlug den dicken Stamm mit diesem einen Schlag in zwei Hälften und die Wucht ihres Schlages schleuderte dem Baum ein paar Meter nach hinten in die zusammenbrechenden und hinabsinkenden Erdspalten. "Aufstehen! Rennen Sie!", schrie sie, ohne sich nach dem Mann umzusehen, weil sie sich darauf konzentrieren musste aus ihrem Sprung sicher zu landen. Aber links und rechts von ihr entstanden schon Risse und der Boden bebte. Sie achtete gar nicht darauf. Sie wirbelte herum und erleichtert sah sie, dass der Mann sich aufrappelte. Sie war bei ihm ankommen und griff ihn am Arm, um ihn mitziehen. Hinter ihnen schossen schwarze Flammen aus den Spalten der einstürzenden Erde. Und dann rutschte der Mann mit seinem Bein in eine Spalte. Und er schrie. Sie hatte keine Zeit darüber nachzudenken, ob sie ihm damit wehtun würde, sie griff sich seinen Arm, sammelte Chakra in ihren Fußsohlen, um sich zu stabilisieren und nicht mit ihm nach unten zu fallen und irgendwie schaffte sie es ihn wieder nach oben zu zerren und ein paar Meter weiter zu schleifen. Sie waren nun direkt auf Höhe des Eingangs. Nur noch zwei oder drei Meter! Sie musste ihn nur noch ein Stück weiter bekommen, dann wären sie sicher. Er hatte gesagt, dort sollte sie warten. Dort gab es keine unterirdischen Tunnel, dort würde nichts einstürzen! Und irgendwie schaffte sie es ihn bis dort hinzuschleifen, obwohl er größer als sie und eigentlich viel zu schwer für sie war. Auf dem festen Boden angekommen ließ sie ihn stolpernd los und sie fiel auf die Knie. Dann wirbelte sie herum. Ein riesiger Krater, mit eingestürzter Erde und Bäumen gefüllt, erstreckte sich nur einen Meter hinter ihnen. Durchzogen von lodernden schwarzen Flammen. Hitze flimmerte in der Luft darüber. Sie hörte den Mann neben sich vor Schmerz stöhnen, aber sie wollte Sasuke finden und suchte mit ihren Augen die eingestürzten Stellen ab. Es krachte wieder und sie sah Susanoos unheimliche riesige Hand einen Felsbrocken beiseite schieben. Ein Moment später erhob sich die riesige Gestalt aus violettem Chakra aus den Trümmern. Er hatte sich nicht vollständig gebildet, vielleicht war das nicht nötig für den Schutz, den er brauchte. Er war in Skelettform und nur der Kopf, die Schultern, die Arme und Hände umschlossen Sasuke, als er über die zerstörte Fläche in ihre Richtung ging. Dabei fing er offenbar an die schwarzen Flammenherde um sich herum zu löschen, denn einer nach dem anderen verschwand. "Was ist das?", hörte Sakura den Mann neben sich stöhnen und nun wandte sie sich ihm zu. Er war mitte dreißig, groß und dunkelhaarig. Seine Kleidung war einfach, vielleicht war er ein Bauer. Sein eines Hosenbein war durchtränkt von Blut und das Gras um ihn herum auch. Sein Bein schien zertrümmert zu sein. Aber darauf achtete er gerade gar nicht. "Was ...was ist das? Was zur Hölle ist das?", gab er bloß stammelnd von sich und starrte Sasuke entgegen, der immer noch von Susanoo umgeben nur ein schwarzer Schatten mit roten Augen war, etwa zwanzig Meter entfernt und mit der flimmernden Hitze umgeben, die Amaterasu erschaffen hatte. Er hatte nun allerdings fast alle Flammenherde mit dem Sharingan gelöscht. Sakura wandte sich rasch dem Mann zu und legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Shhh", machte sie. "Er tut Ihnen nichts! Beruhigen Sie sich! Sie sind verletzt! Sie müssen ruhiger werden, sie verlieren sonst unnötig schnell Blut, weil Ihr Herz zu schnell schlägt!" Der Mann sah nun zu seinem Bein und stöhnte, als ihm klar wurde wie es darum bestellt war. Doch gleich darauf sah er wieder zu Sasuke, der nun fast bei ihnen angekommen war. Und pures Entsetzen stand in seinem Gesicht. Sakura verstand das. Sasuke wirkte nicht mehr menschlich mit diesen Kräften. Hinter ihm lag die totale Zerstörung, alles zerbrochen, eingestürzt und verbrannt und er setzte in aller Ruhe einen Fuß vor den anderen, als würde er einen ziemlich entspannten Spaziergang machen und sein Gesicht zeigte wie so oft keinerlei Regung, als wäre er von etwas total Langweiligem zurückgekehrt, vielleicht vom Müll rausbringen. Er hatte nicht einmal Staub auf seinen Klamotten. Aber die schwarzen Flammen schienen nun alle verschwunden zu sein und Susanoo löste sich gerade auf. Sasuke blieb vor ihnen stehen und sah auf sie hinab. "Wer ist das?", fragte er und er klang nicht so, als ob es ihn interessierte. Er ließ kurz und desinteressiert seinen Blick über das Bein des Mannes wandern und sah dann auf ihre Faust. Seine Augen verengten sich. "Du bist verletzt", stelle er fest. Nun sah sie auch hin und jetzt erst merkte sie, dass ihre Faust schmerzte und blutüberströmt war. Ihr Schlag gegen den Baum hatte ihre Haut aufgerissen. Sie wandte sich rasch wieder dem Mann zu, dessen Bein sie mehr interessierte. "Das macht nichts", sagte sie beiläufig. "Meine Hand kann ich wieder heilen. Dieses Bein macht mir Sorgen!" "Du bist verletzt, weil du nicht auf mich gehört und hier gewartet hast", sagte Sasuke. Er klang verärgert. Sie wandte sich ihm wieder zu. "Ich musste diesen Mann retten!", sagte sie. "Soll ich hier ruhig stehen bleiben und einfach zusehen, wie du ihn so ganz versehentlich umbringst, nur weil ich sonst deine Anweisungen missachte?" Sie spürte wie auch in ihr Ärger aufstieg. Dass er den Mann so desinteressiert und teilnahmslos musterte und ihr jetzt auch noch einen Vorwurf daraus machte, dass sie ihn gerettet hatte, fand sie unmöglich! Er hätte es auch einfach lassen können! "Ja", sagte Sasuke ruhig. "Dein Leben ist mehr wert als seines." "Und das entscheidet wer?", fragte sie wütend. "Du?" Er verengte noch ein wenig mehr seine Augen. "Dir sollte dein eigenes Leben mehr wert sein als seines. Er ist ein Fremder und du bringst dich für ihn in Lebensgefahr? Wenn dich Amaterasu erwischt hätte, dann wäre es das mit dir gewesen. Sei nicht so naiv." Er griff hinter sich und zog sein Schwert. "Was hast du vor?", fragte sie sofort und sie hörte, wie nun neben ihrer Wut auch Angst in ihrer Stimme mitschwang. "Ihn erlösen", sagte Sasuke nüchtern. "Du hast dein Leben völlig umsonst riskiert. Er schafft es nicht. Er hat zu viel Blut verloren und sein Bein ist nicht mehr zu retten." "Nein!", sagte sie entsetzt und erhob sich rasch. Der Mann rutschte wimmernd vor Sasuke zurück, wobei er sein stark blutendes Bein mitzog, was ihn vor Schmerz stöhnen ließ. "Nein!", wiederholte sie als er das Schwert hob und sie stellte sich ihm zugewandt rasch vor den Mann. Das mit der Schlange vor ein paar Tagen hatte sie schon schlimm genug gefunden, aber das hier war ein Mensch! "Geh zur Seite." "Nein!", sagte sie verzweifelt. "Das kannst du nicht machen! Du darfst nicht einfach entscheiden wer lebt und wer stirbt!" "Das tue ich die ganze Zeit. Und der Mann stirbt sowieso. Mach es nicht noch schwerer für ihn. Geh zur Seite." Sie hörte den Mann hinter sich schmerzerfüllt stöhnen. "Naruto würde das nicht wollen!", sagte sie. "Ich bin nicht Naruto. Und er ist nicht hier." "Aber ich will das nicht! Ich bin hier! Ich kann den Mann heilen!" "Das kannst du nicht", sagte er ruhig. "Ich habe deinen Blick eben gesehen. Du weißt, dass du es wahrscheinlich nicht schaffst." "Ich brauche Zeit!", sagte sie. "Dann schaffe ich es vielleicht!" "Wir haben eine Mission", sagte Sasuke. "Ich beende es jetzt und dann gehen wir weiter." Er ging entschieden auf sie zu, griff sie am Oberarm, zog sie zur Seite und ging weiter auf den Mann zu, der es nur einen Meter weiter geschafft hatte. "Nein", sagte der Mann schwach. "Bitte nicht! Bitte!" Er hob die Arme über den Kopf und Sasuke hob sein Schwert. "Hör auf!", schrie sie. Aber er hörte nicht auf. Er holte aus und sie rannte los. Sie schaffte es gerade so sich über den Mann zu werfen und fast erwartete sie gleich zu spüren, wie die Klinge sie durchbohrte. Aber sie spürte nichts. Er beugte sich hinunter und griff nach ihrer Schulter, um sie wegzuziehen, aber sie klammerte sich an dem Mann fest. "Bitte!", sagte sie ohne aufzusehen und sie kämpfte mit ihren Tränen. "Bitte Sasuke! Geh! Es ist deine Mission, nicht unsere! Ich bleibe hier und ich kümmere mich um ihn! Du musst nicht warten! Bitte lass es mich versuchen!" Einen Moment geschah nichts. Dann hörte sie wie er sein Schwert zurück in die Scheide steckte und sie sah erleichtert auf. Sasuke blickte auf sie beide hinab. "Danke!", sagte sie voller Erleichterung und sie richtete sich rasch auf. Sie musste unbedingt diese Blutung stillen. Der Mann hatte viel zu viel Blut verloren. Sie zog ein Kunai hervor, ignorierte das Stöhnen des Mannes und machte sich daran sein Hosenbein abzutrennen. Es klebte an dem zerquetschten Bein fest, aber sie bekam es ab. Sie sammelte Chakra um ihre Hand und fing an die Stelle zu behandeln, an der er am meisten Blut verlor. Er stöhnte und dann sagte er mit gepresster Stimme zu ihr: "Danke!" Sie wischte sich mit ihrem freien Unterarm über ihr Gesicht. "Gerne", sagte sie und zwang sich zu einem Lächeln. "Weinst du, weil ich es nicht schaffen werde?", fragte der Mann matt. Ihre Behandlung stillte die Blutung und verminderte außerdem seine Schmerzen erheblich. Sie vermutete, dass er deshalb wieder sprechen konnte. Aber er hatte wirklich viel Blut verloren. Deshalb klang er sehr schwach. "Nein", sagte sie mit einem aufmunternden Lächeln. "Nein, wir schaffen das!" Sicher war sie sich nicht. Eher im Gegenteil. Aber wenn er es selbst glaubte, dann waren seine Chancen deutlich besser. "Warum weinst du dann?", fragte der Mann matt, während sie sich der letzten Stelle zuwandte, wo Blut austrat. Sie wischte sich nochmal über das Gesicht und sah zu Sasuke auf, der einfach da stand und auf sie herabblickte. "Er kommt sicher aus einem Dorf hier in der Nähe", sagte sie. "Ich werde ihn stabilisieren und ihn da hinbringen. Ich werde ein paar Tage bleiben. Ich bin weit fähiger als die meisten anderen, vielleicht kann ich sein Bein retten. Dann kehre ich nach Konoha zurück. Ich verstehe, dass du weiter musst. Du hast deinen Auftrag." Sie wandte sich rasch wieder ab, weil ihr wieder die Tränen kamen. Sie hätte ihn so gerne weiter begleitet. Sie war gerade so glücklich gewesen und das was sie sich immer gewünscht hatte, war gerade so schön gewesen. Aber sie würde es sich nie verzeihen können, wenn sie nicht alles versuchen würde, um den Mann zu retten. Er war einfach zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen. Aber sie konnte unmöglich ihr Glück über sein Leben stellen. Nicht, wenn es zumindest eine ganz kleine Chance gab, dass sie ihn würde retten können. "Du willst hierbleiben?", fragte Sasuke über ihr. Sie nickte. Sie sah nicht noch einmal auf, weil ihr wieder eine Träne über die Wange lief und sie ihn das nicht sehen lassen wollte. "Danke" sagte sie leise. Sie hatte die Blutung nun beinahe vollständig gestillt. "Danke, dass du mich mitgenommen hast. Das war sehr schön für mich." "Heile deine Hand." "Ja, gleich", sagte sie. Die Blutung des Mannes war jetzt gestillt und sie versuchte herauszufinden wie schlimm der Knochen zersplittert war. Sie musste sich konzentrieren. Sie hörte, wie er sich abwandte und ging. Sie biss sich auf die Lippen, um ein Aufschluchtzen zu unterdrücken und blinzelte, um die Tränen aus den Augen zu bekommen, um richtig sehen zu können, was sie tat. Hätte er nicht wenigstens etwas halbwegs nettes zum Abschied sagen können? Aber vielleicht hatte er wirklich bloß körperliches Interesse an ihr gehabt und es war ihm nicht wichtig genug. Es schmerzte sie, dass er nun einfach ging. Und es schmerzte sie, dass sie genau wusste, dass sie ihn trotzdem weiter lieben würde. Sie würde ihn wiedersehen. Er würde seine Mission beenden und zurückkommen. Sie versuchte sich mit diesem Gedanken zu trösten. Trotzdem würde gleich der Schmerz kommen, der immer kam, wenn er sie verließ. Sie hörte wie er ein paar Meter entfernt seine Tasche und sein Schwert ablegte. Sie wandte sich irritiert um. Er setzte sich und lehnte sich mit dem Rücken an einen Baum. Er winkelte ein Bein an, legte seinen Unterarm darauf und lehnte den Kopf nach hinten an den Baum. "Wenn du in zehn Minuten deine Hand nicht behandelt hast, dann töte ich diesen Mann", sagte er nüchtern. Sie starrte ihn an. Hieß das, dass er bei ihr bleiben würde? Dass er sich ihrem Bedürfnis unterordnete? Dass er ihr helfen würde, den Mann in sein Dort zu bringen und mit ihr dort bleiben würde? Mehrere Tage? Obwohl er weiter wollte? "Neun Minuten und dreißig Sekunden", sagte er sachlich. Kapitel 16: Schwierigkeiten --------------------------- "Tu bitte, was er sagt." Sakura wandte sich rasch wieder dem Mann zu. Er hatte leise gesprochen und schien schwach zu sein. Sie durfte jetzt nicht über Sasuke nachdenken, sie musste sich um ihn kümmern! Also fing sie wieder an sein Bein zu untersuchen und zu überlegen, was sie am besten tun sollte. "Heile dich zuerst selbst", sagte der Mann leise und mit zusammengebissenen Zähnen. "Er ist wütend, weil du verletzt bist. Wir Männer mögen es nicht, wenn wir unsere Frau nicht beschützen können. Und noch schlimmer ist es, wenn wir das Gefühl haben, selbst daran Schuld zu sein, dass sie verletzt sind. Er hat diese Zerstörung angerichtet, oder? Er wollte nicht, dass du verletzt wirst und du bist es trotzdem. Das gefällt ihm überhaupt nicht. Meine Überlebenschancen sind am größten, wenn du zuerst dir selbst hilfst, glaub mir!" Sie starrte ihn irritiert an. Stimmte das? Sicher, Sasuke hatte gesagt, dass ihm die Bindung zu Naruto und ihr wichtig war. Aber er hatte völlig rational die Überlebenschancen dieses Mannes beurteilt und es dann schlicht für die logischste Vorgehensweise gehalten, ihn zu 'erlösen'. Sakura konnte das - zumindest aus rein fachlicher Sicht - nachvollziehen. Er hatte recht. Die Chancen des Mannes waren sehr schlecht, fast bei Null. Es gleich zu beenden könnte ihm viel Leid und Schmerz ersparen, zumal er es vielleicht umsonst ertragen würde, weil er doch sterben musste. Aber genauso wie er den Zustand des Mannes richtig eingeschätzt hatte, wusste er doch sicher auch ganz genau, dass sie ihre Hand problemlos würde heilen können. Das würde er doch mit der gleichen Rationalität feststellen können, die er auch bei dem Mann angewendet hatte. Der Mann wandte leicht seinen Kopf und sah zu Sasuke hin und sie wandte sich ebenfalls um. Er saß nach wie vor an den Baum gelehnt da und beobachtete sie. Seine Haltung sah entspannt aus. Seine Augen waren wieder schwarz. Aber sein Blick war hart und kalt. Und sie entschied einfach später darüber nachzudenken. Sie durfte keine Zeit verlieren. Er verwirrte sie. Sie hatte keine Ahnung, wie ernst ihm seine Drohung eben gewesen war. Der Mann schien sie sehr ernst zunehmen. Aber dann würde sie jetzt eben schnell ihre Hand heilen und dann waren alle zufrieden und sie konnte sich endlich in Ruhe um dieses Bein kümmern! Der Mann seufzte erleichtert, als sie ihr Chakra von seinem Bein zurückzog und sich ihrer eigenen Verletzung zuwandte. Obwohl er nun wieder stärkere Schmerzen haben musste, schien ihm das lieber zu sein. Es war nicht weiter schlimm. Ihre Verletzung war zwar sehr schmerzhaft und auch tief und glatte Schnitte waren deutlich einfacher zu heilen, als zerfetzte Haut, aber sie war sich ihrer Fähigkeiten sehr sicher. Sie war gut. Und in ein paar Minuten würde ihre Hand wieder wie neu sein. Während sie arbeite, spürte sie Verwirrung und Ärger in sich. Sie wollte sich lieber mit diesem Bein beschäftigen! Der Mann verlor jetzt zwar kein Blut mehr, aber sie wollte einen Plan machen und sich für ein Vorgehen entscheiden und nicht ihre blöde Haut zusammenwachsen lassen! Aber sie hatte es fast geschafft. Und offenbar keine Minute zu früh. Denn sie hörte Sasuke aufstehen. Die Zeit war wohl um. Der Mann stöhnte und sie sagte rasch: "Shhh, alles wird gut! Er tut dir nichts!" Sie sah zu ihm auf, als Sasuke neben ihr stehen blieb. Sie hielt ihm ihre Hand hin. "Zufrieden?", fragte sie und ihre Stimme war voll von Ärger. Er griff sich ihr Handgelenk, zog ihren Arm noch ein Stück zu sich nach oben, sodass er sie gleich ein bisschen mitzog und er sah sich ihre Hand an. Vielleicht weil ihre Hand immer noch blutüberströmt war und auf den ersten Blick dadurch immer noch ziemlich mitgenommen aussah. Sie riss ihm ihre Hand wieder weg. Das reichte jetzt! Sie war wieder vollkommen in Ordnung! Was war los mit ihm? "Was jetzt?", fragte er sachlich. "Heißt das, du willst niemanden mehr 'erlösen' und ich kann jetzt in Ruhe meine Arbeit machen?", fragte sie ziemlich unfreundlich, während sie sich schon wieder dem Bein zuwandte. "Ja", sagte Sasuke. "Versuch es von mir aus. Ich halte es immer noch für sinnlos." "Wirst du nun gehen?", fragte sie leise. "Und wer soll ihn dann tragen?", fragte er sachlich zurück. "Du? Ich weiß, du bist stark geworden, ich habe es im Krieg gesehen. Aber du hast diese Stärke nur durch deine Fähigkeit Chakra zu sparen und es im genau richtigen Moment auf einmal sehr gezielt freizusetzen. Deshalb kannst du trotzdem diesen Mann nicht tragen. Er ist zu schwer für dich." Sakura konzentrierte sich weiter auf das Bein. Hieß das, dass er mitkommen und ihr helfen wollte? Sie könnte doch Katsuyu rufen oder zumindest einen kleinen Teil von ihr, sie könnte den Mann transportieren. Aber natürlich würden sie sehr langsam vorankommen und sie würde die Beschwörung auch nicht sehr lange aufrechterhalten können. Sie war nur ein normaler Mensch mit begrenztem Chakra und hatte nicht diese beinahe gottgleichen Kräfte, die Naruto und Sasuke nun hatten. Es wäre also toll, wenn er ihr helfen würde. Und auch abgesehen von logischen Erklärungen wollte sie natürlich unbedingt bei ihm bleiben können! "Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du ihn tragen würdest", sagte sie leise und ohne von dem Bein aufzusehen. Wenn sie wollte, dass er das für sie tat, sollte sie vielleicht nicht mehr so unfreundlich sein. "Es ist nicht weit", sagte der Mann rasch. Er klang nach wie vor sehr schwach. "Eine Stunde westlich von hier." "Gut", antwortete Sasuke. "Das ist ohnehin unsere Richtung." Sakura nickte. Sie fühlte sich erleichtert. Das entwickelte sich gut. Und sie hatte sich nun auch entschieden, was sie tun würde. "Ich brauche noch einen Moment, um den Knochen soweit zu heilen, dass bei Bewegung nicht alle Splitter in noch ungünstigere Positionen geraten", sagte sie. "Dann könnten wir aufbrechen. Ich weiß nicht, ob ich das Bein retten kann, vielleicht muss ich es abtrennen. Aber ich würde es gerne vorher versuchen." Sie sah den Mann an. "Deine Chancen hängen hauptsächlich davon ab, wie gut du den Blutverlust verkraftest. Dein Herzschlag ist wegen des Blutmangels nicht stabil. Aber ich denke, wenn du zu Hause bist und dich sicher fühlst und dich ausruhen kannst, geht es vielleicht irgendwie. Ich muss überwachen, dass du keine Entzündung bekommst und ich kann Kräuter finden und versuchen dein Blut dabei zu unterstützen sich möglichst schnell wieder zu vermehren. Es kann sein, dass du nun ein paar Tage Leid vor dir hast und es am Ende doch nicht klappt. Ich würde es aber gerne versuchen. Willst du das durchstehen, obwohl es auch umsonst sein könnte?" Der Mann nickte sofort. "Hoffnung ist doch alles, was wir Menschen haben", sagte er schwach. "Ich danke dir." Sakura lächelte ihn aufmunternd an. "Gut!" Der Mann sah kurz zu Sasuke, vielleicht schien er zu überlegen, ob er ihm auch danken sollte, weil er ihn tragen wollte und er von seinem Vorhaben abgelassen hatte. Aber dann schien er zu dem Schluss zu kommen, dass er ihn lieber doch nicht ansprechen wollte. "Gib mir deine Flasche", sagte Sasuke. "Ich gehe Wasser suchen solange du ihn stabilisierst." Also gab sie ihm ihre Flasche und bedanke sich kurz, bevor sie sich wieder dem Bein zuwandte und als er ging war sie sehr erleichtert, dass er sie doch noch nicht verlassen hatte. Vielleicht würde er gehen, sobald er sie beide zu dem Dorf gebracht hatte. Wahrscheinlich würde er das. Aber sie war dankbar für jede Minute mit ihm. Als sie eine Stunde später schließlich aufbrachen, musste sie ihn bitten nicht so grob zu sein, als er sich den Mann auf die Schulter hob. Er schien sich keine besondere Mühe zu geben, vorsichtig zu sein. Aber der Mann beschwerte sich nicht, er war nun halb ohnmächtig. Doch immerhin trug Sasuke ihn, obwohl ihm das alles hier nicht passte. Während sie schweigend neben ihm herging, versuchte sie sich zu sortieren. Es war in so kurzer Zeit so viel passiert. Es kam ihr lange her vor, dass er sie letzte Nacht mit ihrem Mantel zugedeckt und sie auf sich hatte schlafen lassen. Da war er beinahe zärtlich gewesen. Aber eigentlich war sie nicht überrascht. Naruto bedeutete ihm etwas. Und sie vielleicht auch ein klein wenig. Vielleicht auch vor allem, seit er festgestellt hatte, dass ihn ihr Körper interessierte und er sie benutzen konnte, um sich angenehme Gefühle zu verschaffen. Das war wenig. Aber wenn man bedachte, wo sie auch schon gewesen waren und dass es hier um ihn ging und wenn man einbezog, was alles passiert war, dann war das ziemlich viel. Sie glaubte nicht, dass zutraf, was der Mann über Sasuke gesagt hatte. So wichtig war sie ihm nicht. Da machte sie sich keine Illusionen. Er musste irgendeinen anderen Grund haben, warum es ihm so wichtig war, dass sie sich heilte, bevor sie von der Behandlung des Mannes zu erschöpft sein würde. Es war ihm so wichtig gewesen, dass er sie erpresst hatte. Er hatte irgendeinen anderen Grund als Zuneigung. Das passt nicht zu ihm. Was zu ihm passte, war diese kalte Rationalität und dass er kein Problem mit dem Töten hatte. Das war mehr die Realität, als dass er jemand war, der andere zum Schlafen zudeckte. Sie vermutete, dass er das ohnehin größtenteils getan hatte, um sie zum Schlafen zu bringen und dann selbst schlafen zu können. Aber was war das gewesen, als er gesagt hatte, dass es ihm gefiel, wenn sie bei ihm Schutz suchte? Das brachte sie wieder durcheinander. War das Zuneigung zu ihr gewesen oder hatte er da lediglich kurz Lust gehabt einmal für einen Moment nicht diese totbringende Gewalt zu sein, die er vorhin gewesen war? So oder so, egal wie viel oder wenig sie ihm nun bedeutete, es blieb dabei, dass Naruto und sie bei ihm im Vergleich zu anderen Menschen und Lebewesen eine gewisse Sonderrolle innezuhaben schienen. Das hatte seine Reaktion auf den verletzten Mann mehr als deutlich gemacht. Und das machte ihr Angst. Er war so emotional abgestumpft. Und dafür viel zu mächtig. Aber er hatte nicht einfach so aus Spaß töten wollen. Er schien es nur für das vernünftigste Vorgehen gehalten zu haben. Er hatte vielleicht gefunden, dass das mitfühlend von ihm war. Er hatte von 'erlösen' gesprochen. Und ihr gesagt, dass sie es dem Mann nicht unnötig schwer machen sollte. Und vielleicht tat sie das. Vielleicht litt der Mann umsonst und starb dann. Aber er schien es versuchen zu wollen. Er hatte nicht gewollt, dass Sasuke es beendete. Er schien kämpfen zu wollen, obwohl sie ihm gesagt hatte, dass es vielleicht nicht klappen würde. Sasuke hatte kein Recht ihm diese Wahl einfach so abzunehmen. Aber sie hatte keine Ahnung, wie sie ihm so etwas beibringen sollte. Es hatte nicht einmal geholfen, dass sie Naruto erwähnt hatte. Aber wenn sie ehrlich war, dann wusste sie, dass das für Sasuke auch kein wirkliches Argument gewesen war. Naruto und Sensei Kakashi waren nicht blöd. Sie wussten ganz genau, dass sie Sasuke brauchten. Er war die perfekte Waffe, um ein paar unschöne Dinge zu erledigen, die getan werden mussten, um für alle anderen ein besseres Leben zu erschaffen. Auch gute Menschen mussten manchmal schwere Entscheidungen treffen. Es war wie mit Itachi Uchiha. Er hatte ein schreckliches Opfer gebracht und das kleinere Übel gewählt, um das größere Übel zu verhindern. Ein toter Clan war ein kleineres Opfer gewesen als es ein Krieg aller Clans in Konoha gewesen wäre. Dabei wären am Ende unzählige mehr gestorben. Sie war nicht vollkommen naiv. Sie wusste, dass es Situationen gab, wo es keine gute und richtige Entscheidung gab. Und auch Naruto wusste das. Deshalb ließ er Sasuke machen. Weil er und Kakashi entschieden hatten, dass sie Sasuke geschickt einsetzen könnten. Und deshalb schien Sasuke sich sicher zu sein, dass Naruto über sein Verhalten in gewissen Fällen hinwegsehen würde, solange im großen und Ganzen das bestmögliche erreicht werden konnte. Aber trotzdem hatte sie es geschafft, dass Sasuke aufgehört hatte und sie nun die Chance hatte, den Mann vielleicht doch noch zu retten. Wieso? Bei der Schlange war ihr das auch schon gelungen. Sie wollte eine Antwort darauf. Aber sie verstand nicht wirklich, was in ihm vorging. Wollte er schlicht die Bindung zu ihr nicht zerstören? Weil er fand, dass es ihm guttat diese Bindung zu haben? Oder, weil er sie anfassen wollte und das nur konnte, wenn sie gut auf ihn zu sprechen war und Naruto somit nichts dagegen hätte? Sollte sie ihn fragen? Aber sie musste aufhören darüber nachzudenken und ihn bitten den Mann kurz herunter zu lassen, damit sie versuchen konnte ihm Wasser aus ihrer Flasche einzuflößen. Er war nur noch halb bei Bewusstsein. Das war zu befürchten gewesen. Sein Körper hatte wegen des ersten Schocks ganz viel Energie bereitgestellt. Aber nun war das vorbei und jetzt kämpfte er um sein Überleben. Sie sah Sasuke an, dass er es sinnlos fand, was sie hier taten. Aber er sah bloß zu, wie sie versuchte dem Mann noch ein paar seiner Schmerzen zu nehmen und er beschwerte sich nicht, als sie ihn bat den Mann weiter zu tragen. Schon seit zwanzig Minuten sahen sie auf einem kleinen Hügel in der weiten Ebene ein paar Felsen hinter denen Rauch aufstieg, als gäbe es dort ein kleines Dörfchen, wo vielleicht gerade Abendessen gekocht wurde und sie gingen schon eine Weile darauf zu. Den Mann hatten sie nicht mehr fragen können. Er war nicht vollkommen bewusstlos. Aber er antwortete auch nicht mehr, wenn Sakura versuchte ihn anzusprechen. Es war nicht wirklich ein richtiges Dorf, wie Sakura feststellte, als sie den Hügel erklommen hatten. Eher eine kleine Siedlung. Es gab nur sieben Hütten und einen Stall für Hühner und Schafe. Aber es wurde sogleich klar, dass sie hier richtig waren, denn die Bewohner kamen sofort auf sie zu, klagten und versuchten den Mann anzusprechen. Sakura erklärte einer alten Frau, die das Sagen zu haben schien, was mit dem Bein des Mannes passiert war und versuchte dabei nicht zu erwähnen, dass Sasuke das alles ausgelöst hatte. Offenbar funktionierte das fürs erste, die Bewohner schienen auch aus dieser Entfernung den Lärm gehört zu haben und hatten offenbar bereits einen Edrutsch vermutet. Als sie verstanden, dass Sakura eine fähige Medic Nin war, brachte man den Mann auf sein Lager und half ihr bei allem, was sie haben wollte. Die alte Frau schien selbst etwas Ahnung zu haben und wies die anderen an Wasser aufzukochen, um es zu desinfizieren und dann ging sie mit ihrer Tochter selbst los um die Kräuter zu sammeln, die Sakura haben wollte. Sie kümmerte sich die ganze Zeit so gut sie konnte um den Mann und hatte kaum Zeit darüber nachzudenken, wo Sasuke abgeblieben war, denn seit er den Mann vor den Bewohnern der kleinen Siedlung abgelegt hatte und sie mit nach drinnen an das Bett des Kranken gegangen war, hatte sie ihn nicht mehr gesehen. Als die alte Frau und ihre Tochter mit den Kräutern zurückkamen, fragte sie sie kurz, ob sie ihren Begleiter gesehen hätten, aber sie sagten bloß, dass sie sich auch schon gefragt hätten, wo er hingegangen sei. Sakura hoffte sehr, dass er nicht einfach aufgebrochen war, ohne sich zu verabschieden. Sie aß kurz etwas, als man ihr Gemüsesuppe brachte und sie versuchte dann gemeinsam mit der alten Frau den Mann dazu zu bringen auch etwas zu essen. Er war seit einer Stunde wieder zu sich gekommen. Sakura versuchte es als gutes Zeichen zu sehen. Aber sie wusste genau, wie schnell so etwas auch wieder in die andere Richtung kippen konnte. Es war schon eine Weile dunkel draußen und in der Siedlung schienen die meisten schlafen gegangen zu sein. Die alte Frau und ihre Tochter waren da und schienen Sakura zumindest emotionale Unterstützung geben zu wollen, während sie in der letzten Stunde die Knochen, Sehnen und Nerven des Beines wieder so gut wie möglich hergestellt hatte. Sie fand, dass es ihr den Umständen entsprechend recht gut gelungen war. Nun war sie gerade fertig geworden und sie ließ sich erschöpft auf den Boden vor dem Lager des Verletzten sinken und lehnte sich mit dem Rücken an die Hüttenwand. Sie hatte viel Chakra verbraucht und fühlte sich sehr müde. Gut, dass sie so viel Chakra in dem Mal in ihrer Stirn gespeichert hatte, auf das sie hatte zurückgreifen können. Sie hob müde den Kopf, als sie die Tür aufgehen hörte. "Sasuke!", rief sie überrascht und erfreut, als er aus der Dunkelheit in den Lichtschein trat. "Wo warst du denn?" "Du überanstrengst dich", stellte Sasuke bloß nüchtern fest, nachdem er sie einen Moment gemustert hatte. Sie stand auf und ging einen Schritt auf ihn zu. "Es geht schon", sagte sie mit einem müden Lächeln. "Ich muss nur etwas schlafen." Er sah sie an und sie stellte die Frage, die sie die ganze Zeit unterschwellig plagte: "Wirst du nun gehen? Bist du gekommen, um dich zu verabschieden?" Seine Augen huschten kurz zu den anderen drei Anwesenden in der Hütte, weil ihn vielleicht das Publikum störte. Dann sah er ihr wieder ins Gesicht. "Ich will, dass du besser auf dich aufpasst", sagte er. "Bring dich nicht nochmal so in Gefahr. Ich sagte bereits, dass Naruto mit mir gesprochen hat, bevor wir aufgebrochen sind. Er war sehr deutlich. Er erwartet, dass du heil zurückkommst. Wenn ich dich verletze, wird das die eine Sache sein, die er mir nicht mehr verzeihen wird. Und wenn es dann zum Kampf kommt, dann wird das für niemanden gut enden. Also sei nicht so leichtsinnig." Sie spürte, wie bei seinen Worten wieder Ärger in ihr aufkam. "Naruto würde es verstehen", sagte sie leise. "Wenn ich umkäme, weil ich versucht hätte jemandem zu helfen, dann würde er diese Entscheidung von mir akzeptieren!" "Nicht, wenn du dabei von meinen Techniken getötet werden würdest Sakura", sagte er leise. "Das würde er mir nicht verzeihen." Sie standen einen Moment da und sahen sich an. "Wenn du so leichtsinnig bist, dann sollten wir uns vielleicht trennen und du solltest nach Konoha zurückkehren", sagte er schließlich. Dann wandte er sich einfach um, öffnete die Tür und trat hinaus. "Sasuke!", rief sie ihm nach. "Kommst du wieder zurück?" Aber er zog die Tür zu. Es herrschte Stille. Und sie stand einfach da und wieder fühlte sie diesen Schmerz. Sie wischte sich rasch einmal über die Augen. Jetzt verstand sie auch, warum es ihm so wichtig gewesen war, dass sie ihre Hand heilte. Es ging schlicht und einfach darum, dass er nicht Narutos Unmut auf sich ziehen wollte. Eigentlich logisch. Es war dumm, dass sie nicht gleich darauf gekommen war. Es war immer nur um sie beide gegangen. Sie selbst war immer nur dabei gewesen, weil sie damals durch Zufall auch in dieses Team gekommen war. "Er wird zurückkommen", sagte hinter ihr eine leise, schwache Stimme und Sakura wandte sich rasch um. Der junge Mann, von dem sie mittlerweile erfahren hatte, dass er Ikuma hieß, sah sie an und sie eilte zu ihm, erfreut, dass er die Kraft zum Sprechen zu haben schien. Sie kniete sich zu ihm und fragte, wie er sich fühlte, aber er lächelte bloß ein wenig gequält. "Sei nicht traurig Mädchen", sagte sie alte Frau sanft. "Ich denke auch nicht, dass er gehen wird. Vielleicht will er nur nicht im Dorf schlafen." "Ich glaube auch, dass du ihm etwas bedeutest", sagte ihre Tochter aufmunternd. Sakura lächelte matt. Leider war Sasuke aber nunmal ziemlich kompliziert. Ihm etwas zu bedeuten brachte nicht automatisch die Reaktionen hervor, die andere Leute bei solchen Empfindungen an den Tag legen würden. Und er hatte es eben deutlich gesagt. Wenn sie für ihn ein Risiko war und er durch sie Streit mit Naruto bekommen könnte, dann wollte er ihre Gesellschaft lieber nicht mehr. Naruto war immer seine Priorität gewesen. Und andersherum auch. Sie war immer nur dabei gewesen. Als sie eine halbe Stunde später alleine mit Ikuma war, weil die alte Frau, ihre Tochter und sie entschieden hatten, dass sie abwechselnd schlafen würden und Sakura den ersten Dienst hatte übernehmen wollen, sprach der junge Mann noch einmal. Wahrscheinlich, weil sie traurig aussah und sie ihm leid tat. "Ich weiß nichts über eure Beziehung", sagte er schwach aber freundlich. "Doch ich denke, dass er das eben gesagt hat, um dich zu erpressen. Du willst doch mit ihm weiterreisen, oder? Das scheint ihm klar zu sein. Er will, dass du ihm versprichst nicht mehr sowas zu machen, wie als du mich gerettet hast. Es ist das Gleiche, wie als er sagte, dass er mich töten würde, wenn du dich nicht heilst. Ich weiß nicht, wie ihr zueinander oder diesem Naruto steht. Aber ich glaube, er versucht dich auf eine ziemlich merkwürdige Art zu beschützen, indem er dich erpresst, um dafür zu sorgen, dass du das tust, was er für das Beste hält. Er scheint ein sehr schwieriger Mann zu sein. Aber ich denke, dass du ihm wirklich wichtig bist." "Wieso?", fragte sie beinahe flüsternd. "Woher willst du das wissen?" "Es ist nur so ein Gefühl", sagte er mit einem leicht schmerzverzerrten Lächeln. "Es ist die Art, wie er dich ansieht." Sakura hatte keine Ahnung, was sie von all dem halten sollte. Und sie war zu müde und zu erschöpft, um einen richtigen Umgang damit zu finden. Sie hoffte bloß, dass er nicht gehen würde. Dass sie recht hatten und dass er morgen noch da sein würde. Kapitel 17: Erschöpfung ----------------------- Viel Schlaf hatte sie nicht bekommen. Immer mal ein paar einzelne Stunden. Sie hatte Ikuma auch in der Nacht noch weiterbehandelt und immer nur gerade so viel geschlafen, dass sie wieder Chakra bilden konnte und selbst ausgeruht genug war. Natürlich wusste sie, dass sie auch auf sich achten musste. Das war sogar eigentlich die oberste Regel für Medic Nins. Sie mussten als letzte fallen, dann waren die Überlebenschancen für das gesamte Team am höchsten. Und normalerweise war sie auch sehr gut darin ihre Fähigkeiten und auch Risiken einzuschätzen. Ihre Rettungsaktion gestern war riskant gewesen und eigentlich nicht das, was sie gelernt hatte. Doch sie war nicht offiziell auf Mission und hatte frei und sie hatte einfach nicht danebenstehen und zusehen können. Sie hatte es gut gemacht, sie hatte es geschafft. Und ihre einzige Verletzung hatte sie sich mit ihrem Schlag selbst zugefügt. Sie verstand, was Sasuke gesagt hatte und auch, dass Naruto offenbar hatte sicherstellen wollen, dass ihr nichts passieren würde. Aber sie war ein eigenständiger Mensch und sie würde ihre Entscheidungen selbst treffen. Sie war bereit Sasuke so zu lieben wie er war. Und sie wollte auch so akzeptiert werden, wie sie war. Sie würde nicht plötzlich vorsichtiger sein oder noch besser auf sich aufpassen, weil er das verlangte. Sie passte bereits jetzt gut auf sich auf. Wenn er Sorge hatte sie zu verletzen, dann sollte er vielleicht ein bisschen vorsichtiger mit seinen beängstigenden Fähigkeiten umgehen, damit eben nicht versehentlich jemand verletzt wurde. Dass Ikuma ausgerechnet in dieser menschenleeren Gegend zu genau diesem Zeitpunkt dort gewesen war, war wirklich absolutes Pech gewesen. Man konnte Sasuke nicht wirklich vorwerfen, dass er komplett fahrlässig gewesen wäre. Aber trotzdem. Er hatte in ihren Augen kein Recht nun so zu tun, als wäre das alles ihr Fehler gewesen. Sakura wischte sich kurz mit ihren Händen über ihr Gesicht. Sie war so müde. Vor ein paar Minuten war die alte Frau gekommen, um sie abzulösen und sie hatte sich hingesetzt und mit dem Rücken an die Wand gelehnt, um kurz wieder etwas zu schlafen, aber es klappte nicht. Sie konnte nicht aufhören zu denken. Hauptsächlich - wie irgendwie immer - ging es um Sasuke. "Kannst du nicht schlafen?", fragte die alte Frau sie besorgt, während sie ein frisches, kühles Tuch auf Ikumas Stirn legte. Er hatte Fieber bekommen. Trotzdem war Sakura ganz zufrieden. Es hätte ihm weit schlechter gehen können. Ihre Bemühungen während der Nacht schienen sich bezahlt zu machen. Sie war ganz zufrieden mit sich. Sie war sich ziemlich sicher, dass er mit auch nur ein wenig schlechterer medizinischer Versorgung längst tot wäre. "Ich denke, er ist einigermaßen stabil", sagte sie müde und erhob sich langsam und vorsichtig. "Ich gehe mal kurz nach draußen." "Bitte überanstrenge dich nicht!", rief ihr die Frau nach. Sakura wusste selbst, dass es besser wäre zu schlafen. Aber sie musste wissen, ob er noch hier war. Und ob er, auch wenn er vielleicht noch hier wäre, noch immer wollen würde, dass sie sich trennen würden. Wo sollte sie suchen? Im Dorf schien er nicht zu sein, dann hätte ja irgendjemand gewusst wo er sich aufhielt. Sie gähnte und streckte sich. Es war still. Bis auf ein paar Vögel war nichts zu hören. Offenbar schliefen alle noch. Sie ging auf den Eingang der kleinen Siedlung zu und sah den Hügel hinab. Die Sonne ging gerade über der weiten, grasbewachsenen Ebene auf und alles erschien in goldenen und blassblauen Pastelfarben. Rechts von ihr erstreckten sich grauweiße Felsvorsprünge, hinter denen sie aus der Ferne den Rauch hatten aufsteigen sehen. "Oh!", rief sie erschrocken aus. Ungefähr einen Meter über ihr sah sie seine schwarze Schlange auf einem der Felsvorsprünge liegen. Sie hatte sich zusammengerollt und beobachtete sie aufmerksam und mit leicht schiefgelegtem Kopf. "Ist- ist er hier?", fragte sie zögerlich, während sie versuchte, sich von ihrem Schrecken zu erholen. Sie hätte nicht gedacht, dass sie sich einmal freuen würde diese Schlange zu sehen. "Kannst du mich zu ihm bringen?" Diese Schlangen verstanden einen doch, oder? Das schien der Fall zu sein, denn die schwarze Schlange zischte und rollte sich auseinander. Dann verschwand sie sich windend nach hinten hinter den Vorsprung und sie war nicht mehr zu sehen. Sakura stöhnte. Nun musste sie hinterherklettern. Und wenn sie gleich ihr Gesicht über die Kante heben und dann direkt die Schlange vor Augen haben würde, dann würde sie vor Schreck sterben! Sie kletterte auf ein paar kleine Steine und sprang, bis sie mit ihren Händen an dem Felsvorsprung hing. "Bitte", sagte sie, kurz bevor sie sich hochzog, "bitte liebe Schlange erschrecke mich jetzt nicht! Dann sterben ich und er wird darüber gar nicht glücklich sein!" Sie riss sich zusammen, spannte sich an und zog sich über den Felsvorsprung nach oben. Die Schlange war drei Meter entfernt von ihr und sah sie an, als würde sie auf sie warten. Sie wandte sich um und verschwand zwischen zwei großen Felsen und Sakura folgte ihr. Er war hier, oder? Hatte er die Schlange extra angewiesen dort zu warten, damit sie zu ihm kommen konnte? "Bitte", flüsterte sie. "Bitte!" Sie bog um die Ecke des großen Felsens, hinter dem die Schlange verschwunden war und sah, dass diese mit ihrem dicken, glänzenden Körper den nächsten Vorsprung erklommen hatte. Also tat sie es ihr gleich. Dahinter musste sie wieder herunterhüpfen. Hier standen ein paar Kiefern. Brennholz gab es hier keines. Wahrscheinlich waren alle Zweige der wenigen Bäume hier immer schnell aufgesammelt und deshalb mussten sie immer weit gehen, um Holz zu finden. So wie Ikuma. Sie folgte der Schlange eine Weile durch eine Art sehr engen Gang durch die Felsen und kam dann auf ein kleines Plateau, von dem aus man über die weite Ebene sehen konnte. Der Sonnenaufgang war wunderschön. Die zweite Schlange lag direkt neben dem Eingang, und die Schwarze kroch gerade auf einen Felsen über ihrem Kopf, aber Sakura zucke kaum vor ihnen zurück. Sie schluchzte bloß auf vor Erleichterung. Sie war so müde und so erschöpft und ihn da stehen und den Sonnenaufgang betrachten zu sehen, schien ihr gerade das größte Glück der Welt zu sein. Sie wischte sich rasch mit ihrem Unterarm über ihre Augen, um nicht zu weinen. Wieso verdammt nochmal kamen ihr bloß immer so schnell die Tränen?! Er wandte sich ihr zu. "Ist er tot?" "Nein", sagte sie lächelnd und wischte sich nochmal über ihr Gesicht. "Warum weinst du dann?", fragte er. "Tue ich gar nicht!" Jetzt sah er etwas genervt aus. Aber das war ihr irgendwie gerade egal. Sie ging auf ihn zu, erst zögerlich, dann etwas schneller und dann ließ sie sich einfach vor seinen Füßen zu Boden sinken. Ihre Beine hatten sich plötzlich so schwach angefühlt und irgendwie weinte sie jetzt doch. Sie wusste auch nicht wieso eigentlich. Vielleicht vor Erschöpfung und vor allem wohl vor Erleichterung, dass er noch da war. "Bitte", sagte sie schluchzend, "bitte schick mich nicht wieder zurück. Bitte lass uns zusammen weitergehen! Ich kriege ihn bis heute Abend soweit wieder hin, dass sie sich alleine um ihn kümmern können! Bitte warte noch so lange auf mich!" Er ging vor ihr in die Hocke und sie versuchte wieder ihre Tränen wegzuwischen. Sie traute sich nicht zu ihm aufzusehen. Es war ihr egal wie jämmerlich er sie gerade finden musste. So war sie eben und sie konnte einfach nichts gegen ihre Gefühle machen. Sie schaffte es ihr Gesicht von Tränen zu befreien und hob nun doch den Kopf. "Versprichst du, sowas nicht nochmal zu machen?", fragte er ruhig und er klang streng. "Nein!", sagte sie entschieden. "Bitte hör auf mich zu erpressen. Du hast mich mit Absicht die ganze Nacht im Unklaren gelassen, um mich dazu zu bringen, alles zu tun, was du willst, weil du genau weißt, wie groß meine Angst davor ist, dass du mich wieder verlässt. Das ist schrecklich von dir!" Er verengte die Augen. "Erst weinst du und flehst mich an, dich weiter mitzunehmen und dann kannst du nicht mal das versprechen?", fragte er kühl. Sie wusste, dass er diesen Ton mit Absicht anschlug, um sie sich schlecht fühlen zu lassen. Das klappte auch. Er wollte sie dazu bringen sich seinem Willen zu beugen, indem er ihr androhte sich ihr sonst zu entziehen. Aber sie hatte keine Lust sich von ihm manipulieren zu lassen. Es war fies, dass er das mit ihr machte. Er wusste genau, wie sehr sie ihn liebte und dass sie alles für ihn tun würde. Aber sie hatte sich erst vor ein paar Tagen selbst geschworen sich dabei nicht in jemanden zu verwandeln, denn sie selbst nicht mehr leiden können würde. Das durfte sie nicht! "Pass du doch nächstes Mal besser auf, dann muss ich sowas nicht machen!", sagte sie wütend und ein wenig trotzig. Sein Gesichtsausdruck war unbezahlbar. Seine Überraschung wahr ihm deutlich anzusehen. Sie hatte ihn noch nie kritisiert. Sie hatte ihn immer nur angehimmelt und angefleht und sie wusste selbst nicht, wo sie dafür gerade den Mut hergenommen hatte. "Was?", fragte er leise, als glaubte er, sich verhört zu haben. Wieso hatte sie eigentlich keine Angst? Es hatte eindeutig drohend geklungen. Aber sie biss sich nur trotzig auf die Unterlippe und sah ihn entschlossen zu ihm hoch. Weil sie kniete und er in der Hocke war, war er immer noch ein wenig über ihr. Er sah sie an, als würde er sich fragen, ob sie verrückt geworden war. Vielleicht war sie das auch vor lauter Müdigkeit und Erschöpfung. "Ich muss gleich wieder zurück", sagte sie sehr leise. Ihre Augen wurden ganz schwer. "Aber ich muss kurz schlafen." Sie war so müde, dass nun auch ihre Arme, auf die sie sich gestützt hatte, sie nicht mehr halten konnten. Sie würde sich einfach genau hier kurz hinlegen. Also schloss sie ihre Augen, ließ sich zu Boden sinken und rollte sich auf dem Felsen etwas zusammen. "Bitte Sasuke", murmelte sie, "Bitte geh nicht. Bitte lass mich bei dir bleiben." "Leg dich nicht einfach auf den kalten Stein. Du hast dich überanstrengt." Er klang ärgerlich. "Ich wollte nur schnell sein, damit du wartest und nicht gehst", murmelte sie. Sie hatte sich doch nur seinetwegen selbst so angetrieben. Sie spürte, wie er sich bewegte, vielleicht hatte er sich neben sie gesetzt und sich dort an den Felsen in seinem Rücken gelehnt. Dann spürte sie seinen Griff um ihre Oberarme und sie spürte, wie er sie halb auf sich zog. Nun konnte sie ihr Gesicht in den warmen Stoff seines Oberteils drücken. Sie griff auch mit ihrer rechten Hand hinein. Wenn sie ihn festhielt, dann konnte er nicht gehen. "Bitte geh nicht", flüsterte sie. Sie konnte nicht schlafen, wenn sie nicht wusste, dass er noch da sein würde, wenn sie aufwachte. Er griff sich bloß ein Stück von seinen Mantel, den er über den Schultern hängen gehabt hatte und legte ihr seinen Arm und den Mantel über den Rücken. Sofort wurde es wärmer. "Schlaf", sagte er ruhig. Sie war so müde. Sie spürte wie sich seine Brust bei seinen ruhigen Atemzügen leicht hob und senkte. Sie konnte seinen Herzschlag hören und Dankbarkeit durchströmte sie bei dem Gedanken daran, dass es sie so glücklich machte, dass er am Leben und bei ihr war. Die Wärme, die von seinem Körper ausging, erschien ihr manchmal so merkwürdig, weil er sonst immer so viel Kälte auszustrahlen schien. Fast konnte man denken, dass sein Körper kalt wäre. Wie der der Schlangen. Aber er war ein Mensch. Auch wenn er sich manchmal verhielt, als wäre das nicht so. Sie spürte, wie er ihr mit seiner anderen Hand ganz ganz leicht über ihre Haare strich und sie drückte sich noch ein wenig fester an ihn. "Schlaf", sagte er nochmal. "Ich werde da sein, wenn du aufwachst." Und als ob das magische Worte gewesen wären, spürte sie sofort wie sie in den Schlaf sank. Sie träumte nicht und schlief tief und fest. Und als sie aufwachte, fühlte sie sich viel besser. Und er war noch da. Er hielt sie immer noch genauso wie er es getan hatte, als sie eingeschlafen war. Aber sie fühlte sich ein bisschen zu gut. Sie zuckte zusammen und setzte sich rasch auf. Weil sie so schnell aufgewacht war, fühlte sie sich noch etwas verwirrt. Er musterte sie. Er hatte seine Arme weggenommen, als sie sich aufgesetzt hatte und sein Mantel war von ihr gerutscht. Es war überhaupt nicht mehr kalt. "Wie lange habe ich geschlafen?", fragte sie erschrocken. Sie fühlte sich viel zu ausgeruht. Und dem Licht nach zu urteilen war es Nachmittag. Sie stand so schnell auf wie sie konnte und stolperte beinnahe, weil ihr Gleichgewichtssinn noch nicht ganz mitzukommen schien. Sie musste doch zurück! Sie hatte gesagt, dass sie gleich wiederkommen würde! Was, wenn jetzt alles umsonst gewesen war, wenn das Fieber schlimmer geworden wäre? "Ein paar Stunden", beantwortete er ruhig ihre Frage. Er wirkte etwas belustigt. Und das ärgerte sie! "Okay!", sagte sie nervös, hauptsächlich zu sich selbst. "Das war zu lang, ich muss zurück und-" "Es war genau so lang, wie es nötig war", sagte er entschieden und er erhob sich ebenfalls. Hatte er wirklich stundenlang da mit ihr gesessen und sie schlafen lassen? Das war total nett. Oder ging es ihm bloß um sein Versprechen Naruto gegenüber und er handelte bloß rational? Sie schüttelte ihren Kopf, um die Gedanken zu vertreiben, dafür hatte sie jetzt keine Zeit. Sie wandte sich um, machte einen Bogen um die gefleckte Schlange herum, die näher gekommen war und rannte auf die Felsspalte zu, durch die sie zurückmusste. Dort blieb sie stehen und drehte sich wieder um. Sie sah ihn ängstlich an. "Ich gehe nicht weg", sagte er und ein Gefühl der Erleichterung durchflutete sie. "Okay", flüsterte sie. Dann wandte sie sich um und rannte so schnell wie sie konnte zurück zur Siedlung. Sie war vollkommen aufgewühlt. Einerseits vor Freude über sein Verhalten, andererseits vor Sorge wegen ihres Patienten. Er hätte sie wecken sollen! Aber er hatte das natürlich mit Absicht nicht getan. Er hatte es ihr gesagt. Ihr Leben war ihm mehr wert. Ihm war es vollkommen gleichgültig, wenn der Mann steben würde. Vielleicht würde er das sogar gar nicht so schlecht finden. Denn dann konnten sie weitergehen, ohne noch hier zu verweilen. Als sie auf dem Felsvorsprung ankam, auf den sie zuerst hatte klettern müssen, blieb sie rasch stehen. Denn die schwarze Schlange lag dort, ihren oberschenkeldicken Körper der Länge nach über den ganzen Rand des Felsvorsprungs erstreckt und sie zischte bedrohlich. Allerdings nicht in ihre Richtung sondern nach unten. "Aber dann ist sie vielleicht doch da oben! Wir müssen sie finden! Sie hat sich total überanstrengt, was, wenn sie gestürzt ist und sich was getan hat!" Das war die Tochter der alten Frau. Doch sie schien mit anderen Bewohnern hier zu sein. "Wir können aber nunmal nicht da hoch! Dieses Fieh sieht giftig aus und ganz offenbar will dieses Monster nicht, dass wir hochklettern! Wo kommt die nur her? Ich habe noch niemals so eine große Schlange gesehen!" "Ich glaube", hörte Sakura einen anderen Mann antworten, "dass sie zu ihm gehört. Zu dem Mann, mit dem sie gekommen ist. Vielleicht ist er auch da oben?" "Wieso wartet er denn nicht im Dorf, wie ein normaler Mensch?" "Sei froh, dass er das nicht getan hat! Sein Blick ist kalt wie der von diesem Reptil! Der Mann ist mir unheimlich! Und Ikuma schein Angst vor ihm zu haben. Was, wenn er ihn verletzt hat?" "Leute! Das hilft uns jetzt überhaupt nicht!" Sakura hoffte bitterlich, dass sie sie nur um ihretwillen suchten und nicht, weil sich der Zustand des Verletzten verschlechtert hatte. Sie war mittlerweile ein bisschen näher an den Rand gekommen. Die Schlange schien sie schon vor Langem bemerkt zu haben, denn sie hatte kurz zu ihr gesehen, als Sakura zwischen den Felsen aufgetaucht war, aber dann hatte sie gleich wieder weggeschaut. "Mir geht es gut!", rief sie und die Bewohner der kleinen Siedlung verstummten umgehend und alle sahen zu ihr hinauf. Sie konnte nicht ganz bis zum Rand, weil da der Körper der Schlange war. Und sie hatte nach wie vor Angst ihr zu nahe zu kommen. Aber sie konnte gerade so über den Rand nach unten sehen und winkte den Leuten, die erleichterte Ausrufe von sich gaben. "Es tut mir leid, ich bin leider eingeschlafen und gerade erst wieder aufgewacht! Ich wollte nicht so lange wegbleiben! Ich versuche runterzukommen!" "Pass bloß auf, die sieht giftig aus!", rief eine Frau erschrocken. "Geh ums Himmels Willen nicht nah ran! Wir müssen versuchen sie wegzulocken!" "Es geht schon!", rief Sakura zurück. "Machen Sie sich keine Sorgen, sie tut mir nichts!" Zumindest hoffte sie das. Sie fühlt sich nur halb so mutig, wie sie gerade tat. "Stimmt doch, nicht wahr?", fragte sie an die Schlange gewandt. "Ich muss da jetzt runter, würdest du bitte zur Seite gehen, damit ich herunterspringen kann?" "Bitte?", fragte sie nochmal, weil die Schlange sie nur musterte. Verstand sie sie überhaupt? Oder war sie nur unschlüssig, ob das Sasuke recht wäre? Sakura entschied sich es einfach drauf ankommen zu lassen. Er hatte schließlich mehr als deutlich gemacht, dass die Schlangen ihr nichts tun durften. Er hatte ihnen gesagt, dass er sie dann foltern und töten würde und sie hatten gezischt, als er sie gefragt hatte, ob sie das verstanden hätten. Also nahm sie all ihren Mut zusammen, ging sicherheitshalber noch ein Stück vom Kopf der Schlange weg, hielt die Luft an und stieg langsam mit einem Bein über den dicken, glänzenden Körper. Sie Schlange bewegte sich leicht, aber sie sah Sakura nur an und unternahm nichts. Unten schienen sie alle genauso den Atem anzuhalten wie sie. Sie hob auch das andere Bein über den Schlangenkörper. Sie betete kurz, dass diese schnelle Bewegung die Schlange nicht provozieren würde. Und dann sprang sie nach unten. Sie rollte sich ab und drehte sich sofort um. Aber die Schlange hatte sich nicht gerührt. Also erhob sie sich und atmete erleichtert auf. Dann drehte sie sich zu den anderen um, sie teilweise sie und teilweise die Schlange verängstigt anstarrten. "Wie geht es ihm?", fragte sie rasch. Aber als sie eine Minute später vor ihm stand, war sie erleichtert. Das Fieber war sogar ein wenig gesunken. Er schien etwas geschlafen zu haben und er sagte, dass er sogar sein Bein etwas bewegen könnte. Sie hatte es ziemlich gut zusammengeflickt. Die Haut war zwar von blassen, weißen Narben überzogen, aber ansonsten sah es wieder aus wie ein normales, gesundes Bein. Mit ein bisschen Training und Geduld würde er es wieder ganz normal benutzen können. Die nächsten Stunden beschäftigte sie sich damit, mehr Kräutertinkturen für ihn herzustellen und sein Herz und seine anderen inneren Organe zu behandeln, die durch den Mangel an Blut Schaden genommen hatten. Das schien ebenfalls gut zu funktionieren. Und am Abend konnte er sich sogar schon aufsetzten, ohne, dass er sofort Kreislaufprobleme bekam. Das war sehr gut. Dann konnte er essen und wieder stärker werden. Es würde vielleicht noch zwei Wochen dauern, aber sie war sich sicher, dass er bis auf die Narben nichts zurückbehalten würde. Sie atmete erleichtet aus und biss ein bisschen widerwillig in das Brot, das man ihr reichte. Sie musste essen, aber sie hatte so hart ohne Pause gearbeitet, dass sie sich dazu schon wieder beinahe zu ausgelaugt fühlte. Doch sie hatte ihm gesagt, dass sie es bis zum Abend schaffen würde. Und sie hatte bis dahin alles für ihren Patienten herausholen wollen, was ihr nur irgendwie möglich gewesen war. Die anderen Bewohner hatten sie die ganze Zeit tatkräftig unterstützt und bis auf gelegentliche Fragen nach Sasuke und der schwarzen Schlange, die sie alle mehr oder weniger ignoriert hatte, hatten sie mehr gearbeitet als gesprochen. Aber nun schien sich allgemeine Erleichtung auszubreiten, denn alle schienen nun wie Sakura auch zu finden, dass Ikuma wieder ziemlich gut aussah und bloß noch Ruhe brauchte. Er redete und lachte sogar schon wieder. Und sie war stolz. Ihr war etwas gelungen, von dem sie selbst nicht gelaubt hatte, dass sie es so gut hinbekommen könnte. Und noch dazu hatte sie sogar neue Erkenntnisse gewonnen, die sie wieder mit zurück nach Konoha würde nehmen können und die sich in der Behandlung anderer Patienten als sehr nützlich erweisen würden. Sie nahm auch die Schale Suppe entgegen, die man ihr reichte und weil sie nun nicht mehr so nervös und angespannt war, nahm sie nun wahr wie gut es tat etwas richtiges Gekochtes zu essen. "Möchte er denn nichts essen? Dein Begleiter?", fragte die Tochter der alten Frau und reichte ihr noch ein weiteres Stück Brot. "Ähm...", sagte Sakura etwas unschlüssig. Sie hatte bis eben gerade jeden Gedanken an ihn verdrängt, weil er sonst immer ihren ganzen Kopf ausfüllte und sie sich hatte konzentrieren müssen. Aber er hatte gesagt, dass er bleiben würde. Also würde sie gleich zu ihm gehen können. Er würde da sein. "Ich weiß nicht genau", sagte sie. "Ich glaube, dass er herkommen würde, wenn er das wollen würde." "Diese Schlange ist jedenfalls verschwunden!", sagte ein Mann, der gerade hereingekommen war und neues Holz für den Ofen mitbrachte. "Sollen wir hingehen und ihn fragen, ob er-" "Da kommt er!", sagte einer der anderen Bewohner, der an der Wand neben dem kleinen Fenster gelehnt und hinaus in die Dunkelheit gespäht hatte. Und tatsächlich schob Sasuke einen Moment später die Tür auf und kam herein. Er trug seinen Mantel, seine Tasche und das Schwert und ließ kurz die Augen durch den Raum streifen, bevor er schließlich von Ikuma zu ihr sah. "Sasuke!", sagte sie erfreut und stand rasch auf und machte einen Schritt auf ihn zu. Dann blieb sie gleich wieder stehen, denn wie immer strahlte er etwas aus, dass automatisch alle auf Abstand hielt und zum Verstummen brachte. Alle sahen ihn an und man sah deutlich, dass die meisten ihn beängstigend oder zumindest unheimlich fanden. Ikuma schien sich ganz offen unwohl zu fühlen und das war auch kein Wunder, so wie er Sasuke erlebt hatte. "Ich bin fertig!", sagte Sakura und konnte den Stolz in ihrer Stimme kaum unterdrücken. "Wir haben es geschafft!" Er hatte unrecht gehabt. Sie hatte es geschafft. Aber er hatte natürlich auch keine Ahnung gehabt, wie gut sie mittlerweile war. Sie glaubte, dass sie es vielleicht sogar besser gemacht hatte, als es ihrer Meisterin gelungen wäre. Sie hatte in den letzten Monaten dreimal das Gefühl gehabt, dass sie ihr Chakra ein weniger präziser kontrollieren konnte. Und das war essentiell in diesem Bereich. Sasuke sah kurz zu Ikuma hin und musterte ihn einen Moment prüfend, bevor er wieder zu ihr sah. "Das sehe ich", sagte er und ein wenig Anerkennung schwang in seiner Stimme mit. "Du hast Meisterschaft erlangt, scheint es." "Es war auch sehr schwierig", sagte sie mit einem vorsichtigen Lächeln. "Aber wir hatten viel Glück und alle haben toll mitgeholfen." Aber die anderen schienen ihn, wie sie befürchtet hatte, nicht zu interessieren. Und er schien auch kein Interesse zu haben sich bei Ikuma zu entschuldigen, dafür, dass er ihn versehentlich beinahe umgebracht hätte. Oder ihn zu seiner Genesung zu beglückwünschen. "Möchten Sie etwas essen?", fragte die alte Frau vorsichtig an ihn gerichtet, weil sich ein unsicheres Schweigen ausgebreitet hatte. "Nein", sagte Sasuke mit einem beiläufigen Blick zu ihr. "Ich habe gegessen." Er wandte sich wieder Sakura zu. "Ich will aufbrechen." "Sie ist total erschöpft!", sagte die alte Frau empört und alle beobachten betreten, wie Sakura rasch ihre Sachen zusammensuchte und sich den Mantel anzog, bevor sie sich ihre Tasche umhängte. Sie betrachteten sie mit den gleichen Blicken, wie immer alle sie ansahen, wenn sie zu finden schienen, dass Sasuke nicht gut für sie war. Und wahrscheinlich war er das auch nicht. Trotzdem konnte sie einfach nicht anders. Sie wollte bei ihm sein. Und sie wollte daran glauben, dass ein bisschen von dem, das ihn so hatte werden lassen, vielleicht wieder rückgängig gemacht werden könnte. Und wenn nicht, dann würde sie ihn so akzeptieren und lieben wie er war. "Bist du zu erschöpft?", fragte er sie, aber sie schüttelte nur rasch den Kopf. Sie hatte gesagt, dass sie es bis zum Abend geschafft haben würde und nun wollte sie auch zu ihrem Wort stehen. Er drehte sich um und ging hinaus und alle schwiegen und sahen sie an. "Danke", sagte Ikuma sehr ernst. "Danke, dass du mich gerettet hast. Vor meinen Verletzungen. Und auch vor...ihm." Sakura lächelte leicht. "Ich bin froh, dass es geklappt hat!", sagte sie und sah in die Runde. "Und es hat mich sehr gefreut Sie alle kennenzulernen!" Sie wurde mit Dank überschüttet und alle wollten sie zum Abschied umarmen und als sie gerade gehen wollte, kam eine Frau zurück, die rasch hinausgeeilt war und drückte ihr ein großes Proviantpaket in den Arm. Als sie sich endlich zum Gehen wandte, sagte die alte Frau: "Manche Menschen sind nicht in der Lage für andere etwas zu empfinden. Diese Menschen denken nur an sich. Man kann diese Menschen nicht ändern. Es ist eine angeborene Störung. Es liegt in den Genen. Ich hoffe sehr für dich, dass er nicht so jemand ist. Pass gut auf dich auf, Mädchen." Sakura sah sie ernst an. Es war nicht das erste Mal, dass ihr jemand so etwas über Sasuke sagte. Aber Naruto glaubte an das Gute in ihm. Und sie hatte sich in Orochimarus Versteck auch entschlossen das zu tun, als ihr in vollem Umfang klar geworden war, wie viel er wirklich sein Leben lang gelitten hatte. Sie wollte sein Licht sein. Und wenn seine Dunkelheit sie Auslöschen würde, dann war das in Ordnung. Denn es war ihre Entscheidung. Es blieb dabei. Es kam ihr immer noch so vor, als wäre es ihr Schicksal es versuchen zu müssen. Also bedankte sie sich für den Rat und trat nach draußen. Er lehnte direkt neben der Tür. Hatte er gehört, was die alte Frau gesagt hatte? Er warf ihr einen Blick zu und stieß sich von der Wand ab. "Gehen wir." Und er wandte sich um und schritt auf den Ausgang zwischen den Felsen zu. Sakura lief ihm rasch nach. "Wir haben ganz viel zu essen!", sagte sie, sobald sie ihn eingeholt hatte und zeigte ihm begeistert das große Paket mit den ganzen tollen Sachen. Er musterte kurz ihr Gesicht. "Und das willst du jetzt alles mitschleppen?" "Ähm...", sagte sie, ein wenig gebremst in ihrer Freude. Soweit hatte sie gar nicht gedacht. Und sie mochte es eigentlich gar nicht viele Dinge mit sich herumzuschleppen. Aber dann müssten sie vielleicht weniger Tiere töten. Allerdings war es wirklich schwer. Er streckte die Hand aus. "Schon gut, gib es her", sagte er, nachdem er sie wieder kurz angesehen hatte. Sie sah ihn verwirrt an und er nahm ihr das in Stoff gewickelte Päckchen aus der Hand und ging einfach weiter. "Komm", sagte er. Kapitel 18: Gespräche --------------------- Sie war so verdutzt gewesen, dass er bereit, war ihr Proviantpaket zu tragen, obwohl er es offenbar dumm fand es mitzuschleppen, dass sie kurz überrascht stehengeblieben war, als er es ihr aus der Hand genommen hatte. Rasch lief sie ihm hinterher, sehr darauf bedacht den Weg vom Hügel hinunter nicht zu stolpern. Ihr war bewusst, dass sie müde und erschöpft war und dass sie besonders aufmerksam darauf achten musste, wo sie ihre Füße hinsetzte. Und außerdem war es dunkel. "Danke!", sagte sie strahlend, als sie bei ihm angekommen war. "Du bist sehr nett heute!" Er warf ihr einen kurzen Blick zu. "Wieso bist du so gut gelaunt?", fragte er. "Du wärst gerne noch geblieben und hättest dich ausgeruht und deinen Erfolg genossen. Du mochtest diese Leute. Und du solltest eigentlich besorgt sein, bei dem, was man eben zu dir gesagt hat." Also hatte er die alte Frau doch gehört? Sie hatte es fast befürchtet. Aber sie war sehr überrascht, dass er das Thema nun von sich aus ansprach. "Was willst du denn damit sagen?", fragte sie vorsichtig. "Dass du zu Naruto zurückkehren solltest", sagte er nüchtern. "Es besteht die Möglichkeit, dass ich so bin, wie die Frau es beschrieben hat. Das habe ich versucht dir zu sagen, als ich sagte, dass ich nicht so sein kann, wie du es dir wünschen würdest und dass du ständig enttäuscht sein würdest. Willst du wirklich die Gesellschaft von Leuten verlassen, die dir gut tun, um mit jemandem zusammen zu sein, vor dem du Angst hast und der hauptsächlich an sich denkt?" "Ich habe keine Angst vor dir!", sagte sie sofort. "Doch, das hast du. Du hast Angst, wenn ich töte und verletze und mich deswegen nicht schlecht fühle." Sie blickte beim Gehen auf den Boden. Wieso hatte er das nun angesprochen und ihr ihre gute Laune genommen? "Hat es dich verletzt?", fragte sie behutsam. "Dass sie das eben über dich gesagt hat?" "Nein", sagte er. "Es ist mir egal. Ich will nur nicht, dass du dir etwas vormachst." "Und...", fragte sie noch vorsichtiger, "warum willst du das nicht?" "Weil du genug von deinem Leben an mich verschwendet hast. Und ich verstehe nicht, was passieren muss, damit du das verstehst." Sie blieb verletzt stehen. Und er tat es ihr gleich und sah sie an. "Ich bin nicht gut für dich Sakura", sagte er schlicht. "Sagst du das, weil du mich loswerden willst?", fragte sie leise. Sie fühlte sich überfordert. "Nein", antwortete er ruhig. Doch obwohl er vielleicht das Gegenteil hatte erreichen wollen, sorgte all das hier gerade dafür, dass sie sich in ihrem Entschluss bekräftigt sah. Denn wenn er sie nicht loswerden wollte, dann bedeutete das doch, dass er es gar nicht schlecht fand, dass sie hier war. Sicher, vielleicht wollte er sie bloß anfassen. Aber alleine, dass er diese Fähigkeit zur Selbstreflexion und Selbstkritik besaß, war doch ein gutes Zeichen. Dann wollte er doch offensichtlich, dass es ihr gut ging. Und das hieß, dass er durchaus für andere etwas empfinden konnte und er nicht nur an sich dachte. Sie dachte daran, dass ihre Mutter oder Meisterin Tsunade nun sagen würden, dass er vielleicht bloß ein Spiel spielte, dass er genau diese Schlussfolgerung bei ihr hatte bewirken wollen, um wieder aus ihrem Kopf zu bekommen, was die alte Frau gesagt hatte. Dass er ihr nur sagte, was nötig war, um sie weiter emotional abhängig von sich zu halten und sie ausnutzen zu können. Aber es war egal. Es war ihre Entscheidung. Es war auch egal, wie er nun war oder nicht war. Es zählte für ihr Leben, was sie wollte. Und sie wollte sein Licht sein. Irgendjemand musste ihn lieben. Sonst wäre er ganz alleine. Das könnte sie nicht ertragen. Sie musste kichern. Er hatte es doch nicht geschafft ihr, ihre gute Laune zu nehmen. Sie war stolz auf sich und glücklich, dass es allen gut ging. Sie ging die zwei Schritte weiter, die sie früher als er stehen geblieben war. Dann trat sie noch etwas näher zu ihm, steckte die Hand in das Tuch des Proviantpaketes und zog den großen, roten Apfel heraus, der oben herausgeschaut hatte. Sie warf ihm ein strahlendes Lächeln zu. "Ich mache es dir ein ein bisschen leichter, indem ich den hier esse!", sagte sie beschwingt. Er sah sie an und sie fragte sich, was er wohl dachte. Wahrscheinlich hielt er sie einfach für verrückt. Vielleicht war da auch etwas dran. "Kommst du?", fragte sie lächelnd, als sie zwei Schritte gemacht hatte und er sich nicht rührte. Er schüttelte leicht den Kopf, als würde er es einfach nicht fassen können, wie man so blöd sein konnte. Dann ging er auch weiter. "Und das war es jetzt mit dem Thema?", fragte er hinter ihr. Sie musste wieder lachen. Er war ja gerade richtig gesprächig. Der Apfel war ziemlich lecker. Und das war immer ein kleines Glücksspiel. Manche schmeckten nicht. Also freute sie sich auch darüber. Und darüber wie hübsch der Mond und die Sterne aussahen. "Eine Sternschnuppe!", sagte sie und deutete hin. "Ja", sagte er und er ging nun wieder neben ihr. Er sah sie wieder kurz von der Seite an und sie lächelte ihn erneut an. Sie konnte einfach grade nicht anders als glücklich zu sein. Sie hatte das Gefühl, dass in den paar Tagen, in denen sie nun unterwegs waren, so viel passiert war und sie war ihm so viel näher gekommen. Vor nicht einmal einer Woche noch, hatte sie sich damit begnügen müssen jeden Abend nach der Arbeit auf das Symbol vor dem Uchiha Viertel zu starren und sich zu wünschen, dass er irgendwann zurückkehren würde, damit sie ihn zumindest einmal wieder kurz zu Gesicht bekäme. Sie konnte einfach nicht anders als dankbar zu sein. "Sasuke", sagte sie nachdem sie ihren Apfel verspeist und den Krips weggeworfen hatte, damit ihn sich irgendein Tier holen konnte, "ich habe dir doch gesagt, dass ich denke, dass Naruto sich gerade aus dieser Lage mit mir befreit. Wenn ich zurück bin, dann wird er vielleicht sogar fest mit Hinata zusammen sein. Die Möglichkeit zu ihm zurückzukehren, wie du es eben gesagt hast, die gibt es für mich nicht mehr. Ich denke, dass er sich selbst ein Ultimatum gestellt hat. An dem Abend, an dem du zurückgekehrt warst, hat er mich gefragt, ob meine Gefühle sich geändert hätten. Und ich denke allerspätestens als klar war, dass ich dich begleiten würde, hat er es endgültig abgehakt. Narutos Gefühle für mich sind nun nur noch freundschaftlich. Und für mich warst es immer du. Ich habe immer alle abgewiesen. Und ich glaube, die meisten wissen auch warum. Alle halten mich für verrückt deswegen. Meine Eltern, meine Freunde, Meisterin Tsunade und die Leute mit denen ich arbeite. Alle. Vielleicht sogar Naruto. Glaubst du, ich habe mir nicht meine Gedanken darüber gemacht? Das musste ich, ich werde ständig mit dem konfrontiert, was die alte Frau gesagt hat und was du eben gesagt hast. Ich weiß das alles. Ich bin nicht dumm und naiv und denke, dass du dich irgendwann doch in mich verliebst und dann alle deine Probleme verschwinden und alles perfekt und wunderbar ist. Ich weiß, dass das nicht passieren wird." Er sah sie wieder kurz an und richtete dann wieder seinen Blick nach vorne. "Ich verstehe", sagte er leise. "Aber es wäre nett, wenn du meine Entscheidung respektieren könntest", erwiderte sie ebenfalls leise. "Bitte geh nicht so mit mir um, als wäre ich einfach nur dumm und naiv. Das ist unfair. Ich verstehe, dass du dich vielleicht durch mich belästigt fühlst, aber-" "Ich fühle mich nicht belästigt", unterbrach er sie. "Oh, gut", flüsterte sie erleichtert und sie musste lächeln. Vielleicht war er nicht gut für sie. Aber sie glaubte, dass sie vielleicht gut für ihn war. Sie schwiegen wieder einige Minuten. "Als ich in den letzten Monaten alleine unterwegs war, habe ich an dich gedacht", sagte er. "An Naruto auch. Aber das ist etwas anderes. Ich habe mich gefragt, was ich antworten würde, falls du mich noch einmal darum bitten würdest, mich begleiten zu dürfen. Ich wollte, dass du mich fragen würdest. Das war hauptsächlich, weil ich ein Mann bin und du sehr schön bist. Meine Gedanken an dich gingen in diese Richtung. Dadurch, dass ich nun nicht mehr mit Rache beschäftigt bin und ich entschieden habe es Naruto zu überlassen, unsere Zukunft zu gestalten, hatte ich plötzlich viel Zeit. Dadurch ist mir überhaupt erst aufgefallen, dass ich gewisse Bedürfnisse habe. Das war ein Grund, warum ich zurückgekehrt bin." "Also", sage sie leise, "ist meine einzige Qualität für dich, dass ich hübsch bin und eine Frau bin?" Er schien nachzudenken. "Nein", sagte er schließlich. "Du bist-" Sie hob rasch den Blick, um sein Gesicht zu sehen. Aber darin konnte sich nichts ablesen. "Was wolltest du sagen?", fragte sie behutsam. Was hatte er gerade sagen wollen? Wusste er es selbst überhaupt? Es hatte so geklungen, als hätte er versucht etwas zu sagen und als hätte er es dann nicht gekonnt. "Wir sollten bald rasten", sagte er. "Wir gehen noch zwei Stunden weiter und schlafen dann ein paar Stunden." Sie wünschte, er hätte nicht das Thema gewechselt. Aber sie war sehr erschöpft und eigentlich würde sie gerne einen Platz für die Nacht finden. Also stimme sie zu. Sie fand es nett von ihm, dass er scheinbar daran dachte, dass sie nicht richtig ausgeruht war. Warum hatte er eigentlich unbedingt aufbrechen wollen? Und warum hatte er eigentlich nicht in der Siedlung übernachten wollen, während sie sich um Ikuma gekümmert hatte? Dort hätte er es doch viel bequemer gehabt. Doch er schien nun nicht mehr reden zu wollen. Wenn er nicht reden wollte, dann war nichts aus ihm herauszubekommen. Und sie wollte dankbar sein für das, was sie bekam. Dieses Gespräch allein war schon ein großer Fortschritt gewesen. Sie fand, dass er sich sehr geöffnet hatte. Für seine Verhältnisse. In der nächsten Zeit fing sie doch an ihre Erschöpfung zu spüren. Sie war immer noch zufrieden mit sich, weil sie gute Arbeit geleistet und jemanden gerettet hatte und sie trotzdem noch bei ihm sein konnte. Aber ihre Energie nahm nun ab und daher lief sie einfach mit einem ruhigen und recht friedvollen Gefühl neben ihm her. Einmal bat sie ihn, ihr das Proviantpaket zu geben, weil sie fand, sie sollte es jetzt auch mal tragen, aber er reagierte nicht darauf und ging einfach weiter. Sie glaubte, dass er versuchte nett zu ihr zu sein und sie freute sich darüber. Es schien ihm sehr schwer zu fallen, sich in andere hineinzufühlen, sich zurückzunehmen und Kompromisse zu machen. Er wollte sie damit nicht ärgern. Er bekam es einfach nicht besser hin. Aber sie hatte den Eindruck, dass er sich bemühte, so gut er es eben konnte. Und das reichte ihr. Sie fanden ein günstiges Flussufer in der Nähe ihrer Route und entschieden an einer Stelle mit einigen Büschen und einem überhängenden großen Stein zu rasten. Sakura fand, dass es behaglicher war, als in der offenen Ebene. Es war fast wie eine kleine Höhle. Und es gab Wasser. Sie überredete ihn, etwas von dem Proviant zu essen, den man ihr gegeben hatte. Dann gingen sie nacheinander zu einer ein bisschen entfernten Stelle des Flussufers, um sich ein wenig zu waschen und als sie zurückkam, saß er in seiner üblichen Position auf seinem Mantel, mit dem Rücken an einen Teil des überhängenden Felsens gelehnt und er hatte die Schlangen gerufen, damit sie schlafen konnten. Sie breitete ihren Mantel neben ihm aus und gab sich keine besonders große Mühe dabei auf viel Abstand zu bleiben. Sie wollte in seiner Nähe sein. Wie immer vor dem Schlafen zog sie ihre Schuhe aus, bevor sie ihre Füße auf den Stoff des Mantels hob, so fühlte es sich einfach etwas gemütlicher an. Dabei warf sie der schwarzen Schlange einen skeptischen Blick zu, da eine ihrer Windungen recht nah bei ihr lag. Die gefleckte Schlange hatte sie oben auf dem Felsüberhang gesehen. "Du bist heute über Asura drübergestiegen", sagte Sasuke. "Hast du dich jetzt an die beiden gewöhnt?" Sakura warf der schwarzen Schlange einen raschen Blick zu bevor sie ihn ansah. "Woher weißt du das?" "Von ihm." "Also kannst du sie ...verstehen?" Er nickte einmal kurz zur Bestätigung. "So ungefähr. Sie sprechen nicht so wie wir. Das konnte nur Manda. Und seit ich ihn geopfert habe, um mich vor Deidaras Explosion zu schützen, kann es nur noch Aoda. Aber sie verstehen uns und wenn man sie gut kennt, versteht man das Zischen." "Ich verstehe!", sagte sie erstaunt und sah zu der schwarzen Schlange hin. "Und...wie heißt die andere?" "Keine Ahnung, ich habe nicht gefragt." Er nickte mit dem Kopf zu der schwarzen Schlange. "Er hat es mit von sich aus mitgeteilt." Sakura beobachtete Asura interessiert. Bisher hatte sie nicht den Eindruck gehabt, dass er wie Gamabunta oder die anderen Frösche oder wie Katsuyu war. Bei Aoda hatte sie im Krieg mitbekommen, dass er die menschliche Sprache beherrschte und etwas zu Sasuke gesagt hatte. Aber diese beiden kleineren Schlangen waren ihr bisher mehr wie einfache Tiere vorgekommen. Das lag vielleicht auch daran, wie er sie behandelte. Allerdings behandelte er Menschen auch nicht besser. "Kannst du diese drei rufen oder noch mehr?", fragte sie neugierig. "Nur diese drei sind nützlich", sagte er. "Also habe ich nur mit ihnen den Vertrag geschlossen. Ich kann natürlich auch durch Jutsus Schlangen erschaffen. Aber die haben kein eigenes Bewusstsein und sind nur Marionetten." "Aber...", sagte sie langsam, "dann sind sie doch wertvoll für dich. Wieso wolltest du die schwarze...ich meine Asura...dann einfach so töten?" Sie sah von der Schlange weg und zu ihm hin. Er schloss die Augen und lehnte den Kopf nach hinten an den Felsen. "Weil er dir Angst gemacht hat. Obwohl ich ihn angewiesen habe, dir nichts zu tun." Das hatte er schon gesagt. Aber da hatte sie es hauptsächlich so verstanden, dass er fand, dass ihm nicht richtig gehorcht worden war. Jetzt klang es beinahe so, als hatte er das tun wollen, damit sie sich nicht unwohl fühlte. Sie fühlte sich verwirrt. Das war nicht besonders rational vom ihm. Es war völlig untypisch. Er nahm ihre Angst doch nicht einmal wirklich ernst. Wieso würde er dann etwas dafür opfern, das für ihn einen Wert oder doch zumindest einen Nutzen hatte? "Willst du es nochmal versuchen?", fragte er, öffnete seine Augen wieder und drehte seinen Kopf leicht, um zu ihr zu sehen. "Versuchen, deine Angst zu überwinden?" "Ähm...", sagte sie überfordert. Begeistert war sie von dieser Idee absolut nicht! Aber natürlich hatte er recht. Solche Ängste überwandt man am besten, wenn man sich ihnen stellte. "Wie giftig ist Asura denn?, frage sie mit einem unsicheren Blick zu der Schlange. "Das Gift ist stark", sagte er ruhig. "Aber es wirkt bloß einschläfernd, also bist du sicher. Das bist du sowieso. Er wird dich nicht beißen. Er will nicht gefoltert werden." Wie immer, wenn er so etwas Grausames einfach so daher sagte, hatte sie ein flaues Gefühl im Magen. "Okay", sagte sie tapfer. "Ich kann es versuchen...also...wenn es ihn nicht stört, wenn er angefasst-" Sie brach ab, weil Sasuke schon seine Hand gehoben hatte, um der Schlange zu bedeuten, dass sie herkommen sollte und das Tier dem bereits langsam Folge leistete. Obwohl sie entschlossen war es zu versuchen, konnte Sakura doch nicht umhin, reflexartig ein Stück näher zu Sasuke zu rutschen, als die große Schlange auf sie zukam. "H- Hallo Asura", sagte sie ein wenig überfordert. Die Schlange hob ihren Kopf ein wenig an und zischte leise. Dann wand sie sich ein wenig und schob den dicksten Teil ihres Körpers vor Sakuras Knie. Sakura merkte, wie sie ein Schauer überlief, aber sie war froh, dass ihr dieses Mal wenigstens der Kopf nicht so nahe war. "Fass ihn an." Sie warf ihm kurz einen Blick zu. Er hatte immer noch seinen Kopf nach hinten gegen den Felsen gelegt und er sah ihr mit halb geschlossenen Augen zu. Sie sah wieder zu der Schlange hin und sie streckte ganz langsam ihre Finger aus. 'Es ist nur in deinem Kopf so schlimm!', sagte sie sich in Gedanken. 'Es ist keine reale Gefahr. Dein Instinkt sagt dir, dass du Angst haben musst, aber das musst du nicht!' Die Schlange gab ein leises Zischen von sich und Sakura hielt ein paar Millimeter vor den schwarzen Schuppen unsicher inne und sah zu ihrem Kopf. "Weiter", sagte Sasuke leise. Also riss sie sich zusammen und berührte mit ihren Fingerkuppen den sich leicht bewegenden Schlangenkörper. Sie strich vorsichtig über die schuppige Haut. Es fühlte sich seltsam an. Lebendig, straff und muskulös. Kühl. Aber nicht feucht oder glitschig. Eigentlich auch nicht eklig, wie sie immer gedacht hatte. "Halt still", sagte Sasuke scharf, als Asura sich etwas mehr bewegte. "Nein, es ist okay", sagte Sakura rasch, in dem Bewusstsein, was er das letzte Mal getan hatte, als die Schlange ihr Angst gemacht hatte. Sie wollte wirklich nicht, dass sie der Grund dafür war, das jemand gefoltert oder getötet werden würde! Und außerdem hatte sie gerade gar nicht solche Angst. "Gut", sagte Sasuke ruhig und Asura, der bei seinen Worten sofort erstarrt war, bewegte sich wieder und er kam ihrer Hand mit seinem Kopf etwas näher. Zum Glück ließ er sein Maul geschlossen! Nur die Zungenspitze schaute ein wenig heraus und bewegte sich leicht. Eine seiner Windungen berührte ihr Knie und als sie die Hand leicht drehte, sodass ihre Handfläche nun oben war, kroch er erst mit seinem Kopf und dann mit seinem Körper auf ihre Handfläche und dann auf ihren Arm. Sakura spürte ihr Herz sehr schnell schlagen, aber ansonsten war es okay. Mit einem Teil ihres Körpers auf ihren ausgestreckten Arm gestützt, richtete sich die Schlange leicht auf, bis ihr Kopf ungefähr auf einer Höhe mit dem von Sakura war. Die Schlange zischte leicht. "Es freut mich, dich kennenzulernen, Asura", sagte Sakura tapfer. "Es tut mir leid, dass ich solche Angst hatte." Die Schlange züngelte. "Sei nicht zu nett", sagte Sasuke und er klang leicht belustigt. "Das sind keine Kuscheltiere. Er findet, dass du gut riechst. Er würde dich als Nahrung betrachten, wenn er nicht wüsste, wie schmerzhaft mein Sharingan für ihn sein kann." Sakura zuckte zurück. Diese Worte halfen nicht gerade. "Das reicht", sagte Sasuke kalt und Sakura wusste wegen seines Tonfalls, dass er nicht mit ihr sprach. So klang er nicht mehr, wenn er mit ihr sprach. Dass er mit ihr so gesprochen hatte, war nun beinahe acht Monate her. Zuletzt hatte er so geklungen, als er nach dem Kampf gegen Kaguya 'du nervst wirklich total' zu ihr gesagt hatte. Und dann hatte er sie mit einem Genjutsu belegt und sie glauben lassen, dass er seinen Arm mitten durch sie hindurchgestoßen und sie getötet hätte. Wie immer, wenn sie daran dachte, bekam sie Gänsehaut und ihr wurde übel. Aber das war vorbei. Hoffentlich für immer. Weil Naruto ihn ihr zurückgeholt hatte. So, wie er es ihr vor vielen, vielen Jahren versprochen hatte. Asura war bei Sasukes Worten sofort zurückgewichen und nun hob er auch wieder seinen Körper von ihrem Arm und ging wieder auf Abstand. Sakura atmete auf. Trotzdem tat ihr die Schlange leid. Offenbar hatte auch er mindestens einmal das Sharingan zu spüren bekommen. Sasuke hatte sicher alle drei damit gezwungen mit ihm den Vertrag einzugehen, den er hatte haben wollen. Freiwillig hätten sie dieser Bedingung sicher nicht zugestimmt. Der Bedingung, dass sie sterben würden, wenn er starb. Sie selbst hatte ihre Erfahrung mit einem seiner Genjutsus gemacht. Aber bei ihr hatte er nur gewollt, dass sie ohnmächtig wurde. Das war schrecklich genug gewesen. Sie wollte nicht wissen, wie es war, wenn man gefoltert wurde. Sensei Kakashi war damals tagelang katatonisch und bewegungsunfähig gewesen, nachdem Itachi Uchiha ihn nur ein paar Sekunden mit dem Sharingan gefoltert hatte. Für ihn waren es allerdings einige Tage gewesen. "Halte Wache", sagte Sasuke neben ihr in seinem üblichen Befehlston und Asura wandte sich um und verschand in den dunklen Schatten der Büsche um sie herum. "Es war gar nicht so schlimm", sagte Sakura lächelnd. "Ich habe jetzt weniger Angst. Trotzdem werden Schlangen wohl nicht meine Lieblingstiere." Sasuke nickte einmal leicht. "Kann ich dich noch etwas fragen?", sagte sie, weil sie seit ihrem Gespräch vorhin etwas sehr beschäftige. Sie setzte sich auf ihrem Mantel so zurecht, dass sie ihm mehr zugewandt war. Er lehnte immer noch mit dem Kopf an dem Felsen hinter sich und sah sie aus seinen halb geschlossenen Augen an. "Vorhin hast du gesagt", begann sie zögerlich, "dass du in den letzten Monaten die Gelegenheit hattest, deine körperlichen Bedürfnisse zu bemerken. Und dass du dann in dieser Richtung an mich gedacht hast." "Ja." "Also...", sagte sie verlegen, "ich würde gerne wissen, ob du an Frauen im Allgemeinen gedacht hast. Und dadurch dann auch an mich?" Er hatte gesagt, dass er zum Teil deshalb zurückgekommen war. Hatte er einfach Lust auf einen Frauenkörper bekommen und dann daran gedacht, dass er nur zurückkehren brauchte, weil sie sich ihm dann sowieso anbieten würde?" Denn genau das hatte sie getan. Und jeder hatte sie davor gewarnt. Sie war schon ziemlich erbärmlich. Fand er sie auch erbärmlich? Sie blickte verlegen auf ihre Hände in ihrem Schoß und wünsche sich, dass er etwas Nettes sagen würde. Aber er schwieg. "Ich verstehe nicht", sagte er schließlich langsam. Sie hob nun doch den Blick. Er hatte seinen Kopf wieder von dem Felsen genommen und sah sie jetzt aufmerksam an. "Hast du auch an andere Frauen gedacht?", fragte sie leise. "An welche, die dir begegnet sind und die dir gefallen haben oder an welche die du kennst? Zum Beispiel an diese Frau, die bei dir war. Karin. Oder an Ino oder-" "Ich habe an dich gedacht." Sie spürte, wie ihr Herz schneller schlug. "Nur...an mich?", fragte sie ein wenig atemlos. "Ja." Sie ballte die Hände in ihrem Schoß ein wenig fester zu Fäusten, um nicht vor lauter Glück zu lachen. "Okay", flüsterte sie. "Was bringt es dir, mich das zu fragen?", fragte er ein wenig verständnislos. "Es ist ganz offensichtlich, was du gerne hören möchtest. Ich könnte dich einfach belügen." "Hast du gelogen?", fragte sie sofort. "Nein." "Warum sagst du dann so etwas?", fragte sie irritiert. "Um dich darauf hinzuweisen, dass du zu naiv und viel zu vertrauenseelig bist", antwortete er sachlich. "Aber", sagte sie empört, "das macht man eben, wenn man jemanden mag! Dann vertraut man darauf, dass der andere ehrlich ist und einen nicht belügt!" Sie verstummte rasch. Sie hatte gerade den Eindruck gehabt, dass sein Blick ein wenig kälter geworden war. Und sie schämte sich. Nun hatte sie versehentlich in einer alten Wunde gebohrt. Sie hatte ihn daran erinnert, dass nicht mal sein Bruder ehrlich zu ihm gewesen war. Und auch sonst niemand. "Tut mir leid", flüsterte sie. "Ich weiß, du hast anderes erlebt. Ich verstehe, dass für dich solche Dinge alles andere als selbstverständlich sind." Er sagte nichts und sah sie lange an und sie hielt tapfer seinem Blick stand. "Du musst dich nicht entschuldigen", sagte er schließlich. "Es ist gut, dass du so bist. So naiv und vertrauenseelig." Sie lächelte vorsichtig. "Schlaf jetzt", sagte er. Also rollte sie sich auf ihrem Mantel zusammen und zog wieder einen Teil davon über sich, um sich zuzudecken. "Gute Nacht, Sasuke", flüsterte sie, obwohl sie wusste, dass er es nicht erwidern würde und sie schloss die Augen. Er sagte nichts. Aber sie spürte, wie er wie schon in Orochimarus Versteck seine Hand nahe an ihrem Hinterkopf auf ihrem Mantel ablegte. Und wie in Orochimarus Versteck hatte sie das Gefühl, dass er mit seinen Fingern leicht ihre Haarsträhnen berührte. Weil sie so erschöpft von den Anstrengungen der letzten beiden Tage war, schlief sie beinahe sofort ein. Kapitel 19: Sie --------------- Es war erstaunlich wie schnell sie einschlafen konnte. Es waren weniger als drei Minuten gewesen. Er bewegte leicht seine Finger, um nochmal ihre seidenen Haarsträhnen zu berühren. Er aktivierte sein Sharingan, um in der Dunkelheit ihr Gesicht besser erkennen zu können. Sie sah friedlich aus. Er würde sie schlafen lassen und morgen würde sie nicht mehr so erschöpft sein, wie sie es die letzten beiden Tage gewesen war. Dann würde er sie wieder anfassen und ihre warme, nackte Haut berühren können. Das hatte er die ganze Zeit gewollt. Hauptsächlich deswegen war er zurückgekehrt. Seit er mit ihr unterwegs war, hatte er es mehr gewollt. Seit sie in dieser Nacht zu ihm gekommen war und sich angeboten hatte, hatte er es sehr viel mehr gewollt. Das hatte ihn gestört. Deshalb hatte er sich in Orochimarus Versteck dazu entschlossen, sich zu nehmen, was er wollte. Das war fantastisch gewesen. Aber es hatte nicht den gewünschten Effekt gehabt. Er hatte sie benutzen und sich seine Bedürfnisse befriedigen wollen. Aber sie waren nicht befriedigt. Jetzt wollte er sie noch mehr anfassen. Schwäche. Es war schwach, jemand anderen zu wollen oder zu brauchen oder auf jemanden fixiert zu sein. Es war nicht sicher. So war das bei ihm selbstverständlich nicht. Er brauchte sie nicht. Er kam alleine klar. Er brauchte niemanden. Auch wenn er nicht leugnen konnte, dass es ihm gut tat, diese Bindung zu Naruto und ihr zu haben. Aber es würde auch ohne gehen. Falls es sein müsste. Musste es aber nicht. Genauso war es mit ihrem Körper. Es musste nicht sein. Aber er konnte sie haben. Also wollte er es auch. Es irritierte ihn allerdings wie sehr er es wollte. Das war Schwäche. Aber diese eine Schwäche konnte er sich leisten. Denn es war relativ ungefährlich. Sie war ihm sicher. Sie hatte es eben wieder gesagt. Sie würde ihn weiter lieben. Er hatte sie töten wollen und ihr auch sonst auf jede erdenkliche Art Schmerz bereitet. Aber sie liebte ihn immer noch. Als er ganz in Dunkelheit versunken war und alle in Konoha hatte auslöschen wollen, da hatte sie ihn aufhalten wollen. Um Naruto von seinem Schmerz und seinem Versprechen zu erlösen und ihn nicht alles alleine tragen zu lassen. Und auch, weil sie ihn liebte. Sie hatte ihm damit helfen wollen. Doch sie hatte ihn so sehr geliebt, dass sie es am Ende nicht hatte durchziehen können. Er war von seinem Kampf gegen die Kage und dann gegen Danzo sehr geschwächt gewesen. Damals hatte er seine Fähigkeiten noch nicht richtig unter Kontrolle gehabt. Wahrscheinlich wäre es ihr sogar gelungen ihn zumindest zu verletzen. Aber nicht mal das hatte sie gekonnt. Sie konnte ihn nicht verletzen. Sie war unfähig dazu. Er verstand es nicht, aber so schien es zu sein. Sein Verlangen nach ihr war eine Schwäche. Aber er würde für diese Schwäche nicht bezahlen müssen. Denn sie würde immer da sein. Ihre Liebe würde nicht verschwinden. Und sie würde ihn immer darum bitten, bei ihm sein zu dürfen. Ihn wenn nötig anflehen und ihren Stolz dafür achtlos beiseite werfen. Zumindest erschien das so. Auch wenn es schwer zu glauben war. Auch wenn man sich auf so etwas eigentlich nicht verlassen konnte. Ihr durfte bloß nichts passieren. Das war das einzige Risiko. Er hatte geglaubt mit ihm könnte ihr nichts passieren. Und dann war sie doch verletzt worden. Er hatte nicht richtig aufgepasst. Er hatte den unwahrscheinlichen Fall, dass dort jemand gewesen sein könnte, nicht einkalkuliert. Und er hatte ihren Drang anderen zu helfen unterschätzt. Das durfte nicht noch einmal passieren. Sie hatte sich für diesen Fremden in Lebensgefahr gebracht und sich dann zwei Tage völlig für ihn verausgabt. Das hätte er verhindern können, wenn er ihn einfach getötet hätte. Aber sie hatte ihn wieder mit diesem verzweifelten Blick angesehen. Und das mochte er nicht. Also hatte er entschieden, ihr ihren Willen zu lassen. Es war ihr so wichtig gewesen, dass sie bereit gewesen wäre, sich von ihm zu trennen, um diesen fremden Mann zu retten. Das hatte ihm nicht gefallen. Aber er respektierte ihre Standhaftigkeit und Willensstärke. Sie hätte ihn trotzdem weiter geliebt. Er hätte gehen können und wenn er in ein paar Wochen nach Konoha zurückgekehrt wäre, dann wäre sie da gewesen und hätte sich ihm wieder hingegeben. Aber er hatte keine Lust gehabt Wochen darauf zu warten. Und außerdem hätte er sie dann schon wieder verletzt. Und obwohl sie stark und bei weitem nicht so zerbrechlich war, wie sie aussah, hatte er doch nicht gewollt, dass sie ganz alleine nach Konoha zurückreisen musste. Es konnten immer unvorhersehbare Dinge passieren. Bei ihm war sie sicherer. Er hatte immer das Gefühl gehabt gehen und sie zurücklassen zu können. Aber das war nur so gewesen, weil er immer gewusst hatte, dass Naruto bei ihr war. Und Naruto passte auf sie auf. Auf jeden. Aber auf sie ganz besonders. Sie ganz alleine zu lassen, kam nicht in Frage. Also hatte er gewartet. Er hatte sich ihrem Wunsch untergeordnet und sich geduldet. Und sie hatte Meisterhaftes geleistet. Sie hatte sich wirklich fantastisch entwickelt. Er hatte es nicht für möglich gehalten, dass jemand solche Fähigkeiten entwickeln konnte. Sie hatte ihre Meisterin schon jetzt übertroffen. Und er hatte sich geirrt. Er hatte es genossen, als sie ihn angefleht hatte, nicht zu gehen und bei ihr zu bleiben. Es gefiel ihm, dass sie ihn so vergötterte. Dadurch war sie sicher für ihn. Das war gut so. Und er musste sie nichtmal dazu bringen und sich deswegen schlecht fühlen. Sie bot ihm das ganz von alleine an. Das war ein wertvolles Geschenk, auch wenn er es nicht verstehen konnte. Trotzdem, sie hatte nicht das Versprechen geleistet, das er ihr hatte abringen wollen. Obwohl er sie mit Absicht verunsichert hatte und sie leiden lassen hatte. Ihr Wille war stärker als ihre Angst ihn zu verlieren. Sie wollte ihn lieber wieder verlieren und ihn einsam weiter lieben und dabei leiden, als ihre Prinzipien aufzugeben. Das respektierte er. Auch wenn es ihm lieber gewesen wäre, dass sie tat, was er wollte. Doch sie konnte offenbar sogar Widerworte geben. Sie hatte ihn mehr oder weniger kritisiert und ihm einen Vorwurf gemacht. Das war neu. Das gefiel ihm nicht. Sie ließ sich also doch nicht alles von ihm gefallen. Er berührte leicht mit seinen Fingern ihre Stirn. Das kleine blaue Mal stand ihr gut. Alles stand ihr gut. Sogar diese merkwürdig bunten Farben und dieses Rosa. Und diese komische Haarfarbe. Es war kein Wunder, dass ihre Eltern ihr diesen Namen gegeben hatten. Sakura. Sicher hatte sie viele Verehrer. Nicht nur Naruto und diesen Lee. Er sah, wie Männer sie ansahen. Aber sie würde wohl auch in Zukunft - so unverständlich das auch war - alle abweisen und ihn lieben. Sie war so merkwürdig. Aber es gefiel ihm. Er verließ sich auf nichts und niemanden. Schon seit dem Massaker nicht mehr. Aber auf ihre Liebe schien er sich - so unglaublich ihm das auch erscheinen mochte - verlassen zu können. Was, wenn das nicht so wäre? Würde ihn das stören? Er schob den Gedanken beiseite. Das war wieder so etwas, bei dem er nicht weiter kam. Egal. Sie war hier und er hatte sie wieder von dort weggebracht und ihr ganzer Fokus war nun wieder auf ihn gerichtet. Zumindest fast. Sie schien auch eigene Interessen zu haben. Diese medizinischen Pflanzen und ihre Beobachtungen von Dingen, die sie schön fand. Er berührte leicht mit seinem Daumen ihre Lippen. Sie waren ganz leicht geöffnet und rosig und voll. Nun regte sie sich leicht im Schlaf und er zog seine Hand zurück. Er musste sich gedulden und sie ausschlafen lassen. Er sollte auch schlafen. Er ließ seine Augen über die anmutige, schlanke Form ihres Körpers wandern. Sie schlief immer leicht zusammengerollt auf der Seite. Durch ihre schmale Taille war ihre schön geformte Hüfte auch unter dem Mantel, mit dem sie sich zugedeckt hatte, gut zu erkennen. Er wollte mit beiden Händen ihre Hüfte greifen und- Er underdrückte den Gedanken rasch. Nicht jetzt. Später. Wenn sie sich ausgeruht hatte. Er musste sich gedulden. Er hatte entschieden, dass der die Bindung zu ihr und Naruto wollte. Also musste er wieder lernen, sich auch ein wenig nach ihnen zu richten. Das war so, wenn man Bindungen zu anderen wollte. Dann konnte man nicht einfach alles tun. Auch wenn es ein leichtes gewesen wäre, sich zu nehmen, was er wollte. Doch wenn er sich ihr jetzt einfach aufzwingen würde, dann würde das Konsequenzen für ihn haben. So war das, wenn einem nicht mehr alles egal war. Dann schränkte man sich selbst ein. Aber dafür bekam man auch etwas. Wenn er sich richtig verhielt, dann würde sie ihn nicht verletzt ansehen. Sondern dann würde er diesen anbetenden, lustvollen, leicht beschämten Blick sehen können. Das war es, was er wollte. Er wollte, dass sie so aussah. Und er wollte, dass sie seinetwegen so aussah. Und dass nur er sie so sehen konnte. Er schüttelte leicht den Kopf, um diese Gedanken loszuwerden. Was war los mit ihm? Vielleicht war ihm einfach langweilig. Er hatte nichts groß zu tun. Die Mission war einfach. Er musste bloß alles Vernichten. Er wusste sogar, wo er hinmusste. Daran war nichts schwierig. Sie fand er gerade weit interessanter als das. Aber das war sehr ungewohnt. Er hatte immer ein Ziel gehabt. Ohne das war es merkwürdig. Er fing plötzlich an sich gedanklich viel mit Naruto und ihr zu beschäftigen. Und in letzter Zeit vor allem mit ihr. Er sollte nun Schlafen. Es war Zeit. Alles andere wäre dumm. Nur wachzubleiben, weil es ihm gefiel sie zu beobachten, war albern. So war er nicht. So etwas tat er nicht. Er deaktivierte das Sharingan und schloss seine Augen. Er würde nun sechs Stunden schlafen. Und dann würde er sie anfassen. Er erwachte wieder, als das blassblaue Licht des frühen Morgens die Dunkelheit der Nacht schon ein wenig vertrieben hatte. Sie lag noch genauso da und schlief friedlich. Erst musste er ihr Einverständnis bekommen. Das war wichtig, damit er sie nicht wieder verletzte. Er richtete sich ein wenig auf und beugte seinen Kopf erst einmal zur einen und dann zur anderen Seite. Es knackte und er fühlte sich jetzt weniger verspannt. Das kam vom Schlafen im Sitzen. Aber Hinlegen war keine Option. Er musterte sie wieder. Wieso war er so auf ihre Lippen fixiert? "Wach auf", sagte er leise und bestimmt. Aber sie schlief einfach weiter. Er verzog unzufrieden den Mund. Er streckte seine Hand aus und fuhr mit seinen Fingern sanft über ihre Haare und ihren Hinterkopf. Sie seufzte leicht im Schlaf und streckte sich leicht seiner Berührung entgegen. Befriedigend. Er berührte sie nochmal und davon wachte sie auf. Sie öffnete ihre schönen Augen und versuchte rasch wachzuwerden. Sie setzte sich auf und der Mantel rutsche von ihr. Sie wirkte noch verschlafen. Das war...war... Ihm fiel dazu keine passende Bezeichnung ein. "Guten Morgen!", sagte sie und lächelte ihn vorsichtig an. Sie sah sich kurz um. Vielleicht wegen der Schlangen. Aber die waren nicht hier in ihrer Nähe. Vielleicht lagen sie beide oben auf dem Felsüberhang. "Müssen wir los?", fragte sie munter. Jetzt war sie richtig wach. Und sie machte Anstalten sich zu erheben. "Nein", sagte er. Sie hielt irritiert inne und sah ihn fragend an. Dann ließ sie sich wieder auf ihre Knie sinken. "Aber...du hast mich geweckt...oder nicht?" Ihre Verwirrung belustige ihn. Es war... Wieder viel ihm dazu kein passender Ausdruck ein. Das ärgerte ihn. Er konnte es nicht leiden, wenn er etwas nicht konnte. "Ja", antwortete er ihr. Sie sah ihn fragend an. Erst unsicher. Dann wurde sie neugierig. Dann hoffnungsvoll. Sie strich sich ihre Haare zurück und er bekam einen dieser Blicke, die ihm gefielen. Voll von Hoffnung und Hingabe. Er hielt ihrem Blick stand und wartete. Er war das letzte mal vielleicht etwas zu grob gewesen. Sie sollte ihm die Erlaubnis geben. Von sich aus. Und das schien sie zu wollen. Denn ganz ganz langsam hob sie ihre Hand zu dem Kragen ihres Oberteils. Ein bisschen verhielt sie sich so, als würde sein Blick sie hypnotisieren. Er spürte Erregung in sich aufwallen, als sie ihr Oberteil öffnete und sich mit einem schüchternen Blick zu ihm den Stoff ein wenig von den Schultern schob. Sie schien sich nicht hundertprozentig sicher zu sein, ob er das wollte. "Du bist sehr schön", sagte er und sie errötete promt. Wie gewünscht schien sie das ermutigt zu haben. Sie warf ihm noch einen vorsichtigen Blick zu und kroch dann zu ihm. Er senkte sein Bein und sie ließ sich wieder breitbeinig auf seiner Hüfte nieder. Er packte mit beiden Händen den Stoff ihres Oberteils und zog ihn mit einem Ruck mehr auseinander, weil der Stoff noch von dem Band um ihre Taille zusammengehalten wurde. Er legte seinen linken Arm um ihre Taille und legte seine rechte Hand an ihren Hals, um dann mit seiner Handfläche über ihre nackte Haut nach unten zu streichen. Sie erschauderte und er war zufrieden. Wegen der Reaktion. Und weil ihre Haut so warm und zart war. Sie hob ihre Hände und machte sich daran auch sein Oberteil zu öffnen und er ließ es zu. Er wollte ohnehin ihren warmen, weichen Körper an seinem spüren. Er drückte sie etwas fester auf sich, weil sie sich mit ihren Beinen noch selbst hielt und er ihr volles Gewicht auf sich spüren wollte. Es erregte ihn. Und sie offenbar auch, denn sie gab ein ganz leises Geräusch von sich. Er wollte mehr davon. Er sah, wie ihre Augen zu seinen Lippen wanderten. Aber das ging nicht. Er legte seine Hand wieder an ihren Hals, um sie zu fixieren und er beugte sich vor und berührte mit seinen Lippen stattdessen lieber ihren Oberkörper und es fühlte sich gut an ihre warme Haut auf diese Weise zu spüren. Sie erschauderte, weil sie seinen Atem auf sich spürte und er atmete tief ein. Asura hatte recht. Sie roch gut. Sehr gut. Und er entschied sich, dieses Mal ein wenig mehr auf sie einzugehen. Sich nicht nur zu nehmen, was er wollte, sondern sich ein bisschen mehr Zeit zu lassen. Ihren Körper mit seinen Händen und Lippen zu erkunden, herauszufinden, was sie mochte. Und ihr das dann zu geben. Langsam. Und er würde sich dabei ihr Gesicht ansehen und es genießen, dass er sie nicht nur verletzen, verängstigen und leiden lassen konnte, sondern, dass er auch in der Lage war, sie glücklich zu machen. Zumindest auf diese Art. Das hatte sie verdient. Er spannte sich an, nahm sie, drehte sich und legte sie behutsam auf seinem Mantel ab. Er wollte oben sein und die Kontrolle haben. Aber er würde ihr dieses Mal näher sein. Nicht so von oben herab, wie als er sie vor sich auf den Labortisch gelegt hatte und selbst stehen geblieben war. Sie war kein Objekt, dass er für seine Befriedigung benutzte. Und wie immer, wenn er etwas wollte, bekam er es. Denn bis auf diese Sache mit den Gefühlen konnte er alles. Oder er konnte zumindest alles sehr schnell lernen. Als er schließlich mit ihr fertig war, fühlte er sich noch besser als beim letzten Mal. Und er hatte eine neue Erfahrung gemacht. Es konnte sich sehr sehr gut anfühlen, auf ihre Bedürfnisse einzugehen. Zumindest bei dieser Sache hier. Bei dieser Sache war das noch viel besser, als sich einfach nur zu nehmen, was er wollte. Kapitel 20: Liebe ----------------- Sie war immer noch dabei ihren Atem wieder zu beruhigen, während sie sich rasch selbst behandelte, bevor er wieder sagen musste, dass er kein Kind wollen würde. Ihre Beine zitterten leicht, deswegen war sie einfach liegen geblieben, nachdem er sich zurückgezogen hatte. Sie hatte einfach nur Chakra um ihre Hand gesammelt und sie auf ihren unteren Bauch gelegt, um es rasch hinter sich zu bringen. Jetzt war es erledigt. Sie drehte ihr Gesicht zur Seite, um ihn sehen zu können. Er hatte seine Hose wieder geschlossen und sich neben ihr an die Felswand hinter sich gelehnt, den Kopf zurückgelegt und die Augen geschlossen. Seine Brust hob und senkte sich ebenfalls noch etwas schneller, als es normalerweise der Fall gewesen wäre. Sein Oberteil war noch geöffnet, aber abgesehen davon war er angezogen. Er zog sich nie wirklich aus. Sie durfte zwar mit den Händen über seine Brust und seine Schultern streichen, aber er hatte seine Klamotten bisher immer angelassen und nur seine Hose geöffnet, wenn es soweit gewesen war, dass das nötig wurde, um weitermachen zu können. Mit immer noch zurückgelegtem Kopf öffnete er halb seine Augen und sah zu ihr. Im Gegensatz zu ihm war sie vollkommen unbekleidet. So war es bisher jedes Mal gelaufen. Er behielt seine Klamotten und die Kontrolle und dieses Mal hatte er sie auch ganz aktiv daran gehindert darüber nachzudenken, ob sie probieren könnte ihn zu küssen. Vielleicht war es auch Zufall gewesen, aber sie hatte den Eindruck gehabt, dass er ihren Wunsch bemerkt hatte und das nicht gewollte hatte. Aber das war in Ordnung. Sie war dankbar für das, was sie bekommen konnte. Und das war in kurzer Zeit sehr viel gewesen. Vor allem wenn man bedachte, wo sie noch letzte Woche gewesen war. Sie würde sich mit allem zufriedengeben. Aber aufgrund der Tatsache, dass sie sich nach wie vor immer noch ein bisschen näher zu kommen schienen und sie das Gefühl hatte, dass er sich immer noch ein kleines bisschen mehr öffnete, konnte sie nicht umhin zu hoffen, dass vielleicht mit der Zeit sogar noch mehr ihrer Wünsche in Erfüllung gehen könnten. Sie lächelte ihn an und richtete sich nun auch etwas auf. Sie kniete sich hin und fing an ihre Haare wieder in Ordnung zu bringen. Er hatte hineingegriffen und sie waren ganz durcheinander. "Das war toll", flüsterte sie und sie spürte, wie sie bei dem Gedanken daran, wo seine Hände, Finger und auch sein Mund und seine Zunge gewesen waren sofort wieder errötete. Das war verrückt gewesen! Und wirklich toll! Von so etwas hatte Ino ihr nichts erzählt! Aber auf einmal war es ihr nun furchtbar peinlich und sie legte rasch beide Hände über ihr Gesicht um ihr verliebtes unwillkürliches Lachen zu verstecken. Eine Sekunde später spürte sie seinen Griff um ihre beiden Handgelenke und er zog ihre Hände von ihrem Gesicht. Er hatte sich etwas vorbeugen müssen, um an sie heranzukommen und einen Moment sahen sie sich einfach nur an. Ihre Wangen fühlten sich immer noch heiß an und sie war sehr verlegen. Was tat er? Nach Sekunden, die ihr endlos vorkamen, ließ er sie wieder los und dann stand er auf. Er schien kurz zum Wasser verschwinden zu wollen und sie zog sich an und tat es ihm dann gleich sobald er zurück war. Sie aßen etwas von dem Proviant und das Paket war nun nur noch halb so schwer. Die Schlangen hatte er schon entlassen. Dann brachen sie auf. Es war wieder ein schöner Tag und nun auch früh am Morgen schon so warm, dass es unnötig war, den Mantel zu tragen. Sie ging zufrieden neben ihm her und fühlte sich ruhig und ausgeglichen. So schien es immer zu sein, wenn sie mit ihm zusammengewesen war. Ob ihm das auch so ging? Er wirkte entspannt und nicht unzufrieden, soweit sie das beurteilen konnte. Sie beschäftigte sich wieder ein bisschen damit, die Pflanzen in ihrer Umgebung genau zu beobachten und machte sich zweimal Notizen und sie freute sich, dass er geduldig stehen blieb und auf sie wartete. Mittags rasteten sie und er schien genug von dem Proviant zu haben, denn er tötete zwei Enten, die das Pech hatten ihren Weg zu kreuzen. Sakura zuckte wieder unwillkürlich zusammen. Sie wünschte, er würde ihr eine Vorwarnung geben und das nicht so nebenbei tun, als würde er bloß mit der Hand eine Fliege beiseite wischen. Er blieb nichtmal stehen. Das einzig Positive war nur, dass die Vögel den Blitz seines Chidori wahrscheinlich nicht mal wahrgenommen hatten. Es war eine effektive Art zu jagen und es ging so schnell, dass es wohl so wenig grausam war, wie nur möglich. Sie alle jagten, wenn sie unterwegs waren und Nahrung brauchten und Kunais waren sicher schmerzhafter und die Tiere verspürten mehr Angst. Als es schließlich dunkel wurde sagte Sakura erfreut: "Da ist ein Dorf! Sieh nur!" Und sie deutete begeistert hin, weil sie an eine warme Mahlzeit in einem Gasthaus dachte, an ein richtiges Bett und ein heißes Bad. Hier war sie noch nie gewesen, aber das Dorf schien sehr groß zu sein, vielleicht sogar beinahe halb so groß wie Konoha. Vor den Toren herrschte reges Kommen und Gehen, obwohl es nun schon Abend war. Hier wurde offenbar viel Handel getrieben. Dann nahm sie rasch ihre Hand wieder runter und sah ihn unsicher von der Seite her an, als ihr wieder einfiel, dass er das letzte Mal einfach verschwunden war, als sie so erfreut reagiert hatte, als sie ganz zu Beginn ihrer Reise durch das erste Dorf gekommen waren. Er reagierte nicht und ging einfach weiter. "Also, wenn du nicht willst, dass wir dort übernachten, dann müssen wir natürlich nicht-" "Du solltest dort hingehen", sagte er ruhig. "Und...", sagte sie verunsichert, "was ist mit dir?" Er schwieg. "Also muss ich ohne dich gehen, wenn ich das will? Also falls es um Geld geht, ich habe genug, ich kann-" "Ich habe Geld." Nun war sie verunsichert. Was war dann sein Problem? Wollte er sie für eine Weile loswerden, weil er ein bisschen alleine sein wollte? Sie schwieg eine Weile und grübelte darüber nach, aber sie kam nicht zu einer Antwort. Als sie an dem Teil der Straße ankamen, von dem aus eine Abzweigung in Richtung des Dorfes führte, musste sie aber nun irgendwie handeln. "Möchtest du alleine sein?", fragte sie vorsichtig. "Hast du deshalb gesagt, dass ich in das Dorf gehen soll?" "Nein." Er blieb bei der Abzweigung stehen. "Wir treffen uns morgen um zehn Uhr wieder hier", sagte er. Und er wandte sie ab, um weiterzugehen. Einen Moment stand sie nur überrumpelt und wie erstarrt da und sah ihm zu wie er ging. Mal wieder. Aber etwas zwischen ihnen hatte sich verändert. Es war nicht mehr genauso, wie am Anfang der Reise. Sie waren sich näher gekommen. Und sie fühlte sich in Bezug auf ihn nun etwas mutiger. Sie wollte nicht, dass er ging! Und sie wollte nicht schon wieder einfach nur dastehen und es zulassen. "Sasuke!", rief sie und sie hörte, dass sie etwas verzweifelt klang. Er blieb stehen, ohne sich umzudrehen. "Warum?", rief sie. Und damit sie nicht so laut reden musste, lief sie ihm rasch ein paar Schritte nach, bevor sie drei Meter entfernt von ihm wieder stehen blieb. "Warum müssen wir uns trennen?", fragte sie. "Bitte rede mit mir, bitte geh nicht einfach! Ich verstehe es nicht! Wenn du mich so zurücklässt, ohne es zu erklären, fühlt sich das ganz schrecklich für mich an! Also bitte, lass mich bei dir bleiben oder sag mir wenigstens, warum ich gehen soll!" Er drehte sich nun doch wieder um und sie machte erleichtert noch ein paar Schritte auf ihn zu, bis sie vor ihm stand und hoch in sein schönes Gesicht sehen konnte. "Bitte", sagte sie leise. "Bitte rede mit mir." Er schwieg kurz. Dann antwortete er doch. Schlicht und sachlich. "Wir wollen unterschiedliche Dinge. Also sollten wir uns verrübergehend trennen. Dann bekommt jeder, was er will." "Aber-", sagte sie verwirrt. "Nein! Ich bekomme nicht, was ich will! Ich will, dass wir zusammenbleiben!" "Du willst ins Dorf", sagte er. Sie kam irgendwie nicht ganz mit. Er wandte sich wieder zum Gehen, aber sie wollte nicht, dass er sie so behandelte! Konnte er ihr nicht wenigstens sagen, was genau das bedeutete? "Warte!", sagte sie überfordert und griff beinahe automatisch nach seinem Ärmel. Gerade rechtzeitig zog sie ihre Hand wieder zurück. Sie glaubte nicht, dass es eine gute Idee war ihn festhalten zu wollen. Man konnte Männer wie ihn nicht festhalten. Entweder sie blieben bei einem oder sie taten es nicht. Aber sie konnte trotzdem für sich einstehen, auch ohne übergriffig zu werden. Also machte sie ein paar schnelle Schritte um ihn herum und blieb direkt vor ihm stehen, sodass er nicht weiterlaufen konnte. Er blieb ebenfalls - gezwungenermaßen - stehen und sah sie an. Wahrscheinlich, so dachte sie, nervte sie ihn jetzt gerade ziemlich. Und noch vor ein paar Tagen hätte sie sich das niemals getraut. Aber sie fand, dass sie neuerdings berechtigt war, zumindest eine Erklärung einzufordern, wenn man bedachte, wie nah er ihr heute morgen gewesen war und wie nah sie ihn an sich heranließ und dass sie sich ihm hingab. Natürlich nicht zuletzt aus Eigeninteresse. Aber trotzdem! Sie wollte ihn auf keinen Fall besitzen, einsperren oder behindern. Aber sie fand, dass er ihr wenigstens sagen sollte, warum er sie verließ. "Bitte Sasuke", sagte sie eindringlich. "Ich verstehe nicht wieso wir uns trennen müssen! Willst du es mir nicht sagen, oder-" "Ich mache es dir kaputt", sagte er sachlich. "Was?", fragte sie verwirrt. "Du möchtest etwas und ich nicht", sagte er. "Du solltest es trotzdem tun können. Du solltest gehen. Ich schlafe draußen." "Also...", sie war immer noch durcheinander, "...heißt das....du sagst das ... aus ... Rücksicht ... mir gegenüber?" Das hatte sie nun falsch verstanden, oder? Er schwieg und sah sie nur an. "Bist du auch das letzte Mal einfach deshalb gegangen? Um es mir nicht kaputt zu machen?" Er wandte den Blick ab. Dann ging er um sie herum und ging einfach weiter. "Sasuke!", rief sie überfordert. "Bitte sag es mir! Machst du das gerade, weil ich mich eben auf ein Bad gefreut habe und du findest, dass ich nicht darauf verzichten sollte, nur weil du das nicht willst? Habe ich das richtig verstanden?" Er blieb wieder stehen. Er drehte sich nicht um. "Ja." Sie starrte auf seinen Rücken. Auf eine schräge Art war das ... ziemlich ... nett ... von ihm. Sie konnte es gar nicht richtig glauben. "Ich will aber bei dir bleiben!", sagte sie entschieden und fast ein wenig trotzig. "Das ist mir wichtiger!" Er drehte sich wieder um und sie fand, dass er gerade besonders schön aussah, wie der dastand im seichten Wind und beschienen von Mondlicht. "Ja", sagte er leise. "Und das ist das Problem." "Wieso ist das ein Problem?", fragte sie. Sie war immer noch durcheinander. "Weil du mir wichtiger bist? Willst du dich darüber jetzt beschweren?" "Ich bin nicht gut für dich", sagte er erneut und immer noch vollkommen ruhig und sachlich. "Wieso?", fragte sie wütend. "Weil ich auf ein Bad verzichte? Weil ich meine Freunde und meine Familie für dich zurücklasse? Weil ich dich mehr liebe als mein eigenes Leben?" "Ja", sagte er ruhig. "Genau deshalb." "Das darfst du nicht!", sagte sie wütend und auch ein wenig verzweifelt. "Du darfst nicht entscheiden, was ich brauche! Ich entschiede das! Wenn du deine Ruhe möchtest, dann muss ich das akzeptieren! Aber wenn du mich nur aus Rücksicht wegstößt, dann will ich das nicht!" "Dass du das nicht willst, ist mir klar", sagte er. Nun klang er etwas genervt. Aber es war ihr egal. "Du bist nicht allwissend und allmächtig!", sagte sie ernst. "Hör auf, für mich zu entscheiden!" Er verzog leicht den Mund. Vielleicht weil er sich nun auch ärgerte. Aber sie sah es gar nicht ein jetzt nachzugeben. Er durfte ihr nicht sagen, was sie wollte oder nicht wollte oder was gut für sie war und was nicht! "Wenn du draußen schlafen willst, dann will ich bei dir bleiben!", sagte sie. "Außer du sagst mir, dass du Ruhe vor mir möchtest! Aber das wird mich verletzen. Ich werde es akzeptieren und runterschlucken. Aber es wird mich verletzen. Also bitte ich dich sehr darum, mir das nur anzutun, wenn du es auch wirklich so meinst." Er schwieg und sie dachte, dass er es nun sicher sagen würde. Und sie stand mal wieder da und wartete darauf sich mit seiner Entscheidung abfinden zu müssen. Aber das war okay. Sie liebte ihn. Auch wenn er schwierig war. Er war, wie er war. Und er war, genau so wie er war, richtig und liebenswert. Er drehte sich wieder um und ging weiter. "Du kannst wirklich nerven", sagte er. Es klang nicht kalt. Eher so, als ob sie ihn überforderte. Sie unterdrückte ein Lachen und lief ihm hinterher. Irgendwie hatte es nicht wirklich nach einer Beleidigung geklungen. Eher nach einem Kompliment. Er war ein schwieriger und gefährlicher Mann. Und sie war - so absurd das auch war - ein bisschen stolz darauf, dass sie ihn nerven konnte. Und dass er das einfach hinnahm und sich damit abfand. Damit war sie nun wohl mit Naruto auf einer Stufe und er tolerierte sie auf eine ähnliche Art. Und das fand sie gar nicht so schlecht. Naruto tolerierte er aufgrund von seiner physischen und psychischen Stärke. Und sie aufgrund ihrer Liebe für ihn. Kapitel 21: Mut --------------- Sie hielt einige Meter Abstand zu ihm. Nur so zur Sicherheit. Vielleicht hatte sie ihn ein bisschen zu sehr provoziert. Nicht, weil sie Angst hatte, sondern einfach, weil sie ihm ein bisschen Raum für sich lassen wollte. Sicher war all das hier nicht ganz einfach für ihn. Sie konfrontierte ihn die ganze Zeit mit etwas, das er nicht verstand. Er war seit dem Tod seiner Familie immer alleine gewesen, vielleicht mit Ausnahme der kurzen Zeit, in der sie mit Naruto und Sensei Kakashi ein Team gewesen waren. Selbstverständlich hatte er auch danach Begleiter gehabt. Aber zu Orochimaru oder Obito hatte er keine Bindung hergestellt und diese Karin und die anderen beiden war ihr wie bloße Gehilfen vorgekommen. Sie schienen für ihn bloß ein Mittel zum Zweck gewesen zu sein. Genau wie scheinbar auch die Schlangen. Sie glaubte, dass er sich nur in Narutos und ihrer Gesellschaft nicht alleine fühlte. Vielleicht sogar dann. Aber er hatte selbst gesagt, dass er nur zu ihnen eine Bindung verspürte und nicht einmal Sensei Kakashi hatte er hinzugezählt. Und ihre und Narutos Gesellschaft hatte er nun schon sehr, sehr lange Zeit nicht mehr gehabt. Nur die paar Tage nach dem Krieg. Aber da hatten sie kaum Zeit miteinander verbringen können, weil alles sehr chaotisch gewesen war und es für alle viel zu tun gegeben hatte. Und dann war er gleich zu seiner Reise aufgebrochen und über sieben Monate weggewesen. Und nun war es für ihn das erste Mal, seit er Konoha mit zwölf Jahren verlassen hatte, dass er wieder in Gesellschaft war. Sie nahm an, dass es sehr ungewohnt für ihn sein musste, wieder jemanden um sich zu haben, der ihm nicht gleichgültig war. Denn das schien sie ihm nicht zu sein. Und sie fand, dass er sich Mühe gab Kompromisse zu machen und ihre Bedürfnisse auch ernst zu nehmen, selbst dann, wenn er sie nicht verstand oder guthieß. Er versuchte es. Und er schlug sich gar nicht so schlecht. Auf seine Weise kümmerte er sich sogar um sie. Er versuchte sie zu schützen und er beruhigte sie, wenn sie Angst hatte. Er tat Dinge für sie, die er persönlich nicht wollte. Und er ließ immer mehr Nähe zu. Stück für Stück. Bei ihrem körperlichen Zusammensein und auch in Gesprächen. Also ging sie eine halbe Stunde einfach ein bisschen hinter ihm und ließ ihn in Ruhe. Es war nun schon sehr dunkel und das Dorf lag schon wieder ein wenig links hinter ihnen zurück. Trotzdem gab es hier und da noch einzelne kleine Hütten, vielleicht bewohnt von einigen Bauern, die näher bei ihren Tieren und Feldern sein mussten. Auf der Straße kam ihnen eine Gruppe von fünf Männern entgegen, die lachten und Sake in einer großen, bauchigen Tonflasche dabeizuhaben schienen, von dem sie abwechselnd tranken. Sasuke ging einfach in der Dunkelheit an ihnen vorbei und sie hatten ihn nicht weiter beachtet, hauptsächlich, weil sie gerade in eine Rangelei um die Flasche vertieft gewesen waren. Damit waren sie allerdings ein paar Sekunden später fertig und Sakura verzog leicht genervt ihr Gesicht, als sie wie befürchtet anfingen, ihr Aufmerksamkeit zu schenken. Sie johlten erfreut bei ihrem Anblick und als sie an ihnen vorbeigehen wollte, versperren sie ihr den Weg. "Ohhhhh, so eine schöne Frau!", sagte einer und die anderen stimmten ihm zu. "Was bist du denn so spät noch unterwegs?" "Das ist eine Kunoichi aus Konohagakure!", rief einer und deutete auf ihr Stirnband. "Dann bist du wohl auf Mission, was? Bist du so stark, dass du dich traust hier so ganz alleine rumlaufen?" Scheinbar waren sie wirklich zu betrunken und abgelenkt gewesen, um Sasuke in der Finsternis überhaupt zu bemerken. Sie spähte rasch an ihnen vorbei. Er war ungefähr sechs Meter entfernt in den Schatten der Bäume des Tempelhügels zu ihrer Rechten stehen geblieben und sah zu ihnen herüber. "Ja", sagte Sakura und sah den Mann an, der zuletzt gesprochen hatte. "Ich bin ziemlich stark. Und ich bin nicht an eurer Gesellschaft interessiert, also wieso lasst ihr mich nicht einfach durch und geht weiter?" Sie lachten. "Sie ist schön und taff!", sagte einer. "Du bist eine tolle Frau!" Er hielt ihr die Flasche hin. "Wir geben dir was ab. Na komm, trink einen Schluck mit u-" "Das ist eine Flasche für eine Opfergabe", unterbrach ihn Sakura mit gerunzelter Stirn. Sie sah zu dem Tempelhügel neben sich. "Habt ihr die etwa geklaut?" "Jetzt werd mal nicht frech!", sagte einer. "Er will dir was abgeben und du-" Sakura griff sich die große Flasche und zog sie dem einem Mann mit einem Ruck aus der Hand. "Die bringe ich zurück", sagte sie. "Und ihr verschwindet jetzt besser!" "Bist du noch ganz dicht?", fuhr einer sie an. "Bist du wirklich stark oder bist du bloß eine Heilerin?", fragte ein anderer skeptisch. "Vielleicht sollten wir einfach mal sehen wie mutig du noch bist, wenn wir-" Aber Sakura hatte keine Zeit mehr. Denn Sasuke hatte offenbar genug vom Beobachten und er fing gerade an, den Weg zu ihnen zurückzukommen. Also holte sie kurzerhand aus, sammelte Chakra um ihre Faust und rammte sie dem Mann blitzschnell in den Magen. Sie hatte darauf geachtet, dass es nicht zu fest sein würde, um ihn nicht ernsthaft zu verletzen, aber trotzdem taumelte er zwei Meter zurück und fiel dann hin. Die anderen wichen sofort von ihr zurück. "Verschindet!", sagte sie deutlich. "Jetzt!" Einen Moment starrten sie sie an, dann rappelte sich der Mann, den sie geschlagen hatte, auf und rief: "Sie ist doch nicht alleine!" Er deutete auf Sasuke. Sakura sah auch rasch zu ihm. Er hatte gerade seinen Arm gehoben und hinter sich nach dem Heft seines Schwertes gegriffen. "Verschwindet!", sagte sie, jetzt eher besorgt als streng. "Los!" Aber die Männer schienen das ohnehin gerade vorgehabt zu haben. Sie machten auf dem Absatz kehrt und rannten den Weg in Richtung Dorf hinunter. Sasuke ließ sein Schwert wieder los und ließ seinen Arm wieder sinken. "Alles in Ordnung?", fragte er. "Ja", sagte sie rasch. "Mir geht es gut." Sie hob die Flasche etwas an, um ihm die Aufschrift zu zeigen. "Sie haben eine Opfergabe gestohlen. Würdest du eine Minute warten? Dann gehe ich schnell die Stufen hinauf und gebe sie zurück." Einen Moment sah er aus, als würde er widersprechen wollen. Aber dann nickte er bloß einmal. Sie gingen die paar Meter auf dem Weg weiter, bis der kleine, hölzerne Torii Bogen und die lange, schmale steinerne Treppe erschienen, die den Hügel hinauf zu Tempel führen mussten. Als sie die großen, flachen Steinstufen betrat, folgte er ihr sogar und sie freute sich darüber. Auch wenn er vielleicht nur keine Lust hatte, hier zu warten und sich lieber ebenfalls kurz den Tempel ansehen wollte. Die Treppe war lang und führte schließlich auf ein Plateau auf der halben Höhe des bewaldeten Hügels. Wie immer, wenn Sakura einen dieser Wege zu einem Tempel nahm, fühlte sie sich ein wenig andächtig, ruhig und ausgeglichen. Was vielleicht auch nur an den hübschen, alten Steinstufen, den alten steinernen Laternen und dem sich leicht im Wind wiegenden Bambus zu beiden Seiten der Treppe lag. Es war ein schöner, friedvoller Ort. Oben angekommen blieb sie kurz stehen und bewunderte die Frontseite des Tempels. Hölzerne Stufen führten zu einem kleinen Tor, das in den Innenhof des Tempels führte. Doch sie ging nicht darauf zu und bog stattdessen nach rechts ab und schritt auf den kleinen Schrein zu, der außerhalb des Tempels erreichtet worden war, damit Dorfbewohner oder Reisende ihre Opfergaben abgeben konnte. Der kleine Schrein war ziemlich durcheinander und eine alte Frau im Priesterinnengewand stand davor und machte gerade wieder Ordnung. "Guten Abend", sagte Sakura höflich. Die alte Priesterin drehte sich zu ihr herum und nickte ihr höflich zu. "Guten Abend junge Kunoichi", sagte sie freundlich. "Leider ist es hier gerade etwas chaotisch. Ein paar Raufbolde haben sich eben gerade hier bedient." Sakura stellte die Flasche wieder zu den anderen Sachen. "Ja", erwiderte sie freundlich. "Ich habe sie getroffen und wollte das hier nur rasch wieder an seinen Platz bringen." Die Priesterin lächelte und nickte wohlwollend und anerkennend. Kurz sah sie zu Sasuke, der drei Meter entfernt stehen geblieben war und ihrer Konversation zuhörte. "Sie sind auf Reisen?", fragte sie wieder an Sakura gerichtet. "Übernachten Sie im Dorf?" Sakura schüttelte lächelnd den Kopf. "Wir suchen uns einen anderen Platz", sagte sie. "Sie haben Rückenschmerzen, nicht wahr?", fügte sie nach kurzem Zögern hinzu. "Bitte entschuldigen Sie, dass ich so direkt bin. Aber ich könnte Ihnen helfen, wenn sie möchten. Ich bin Ärztin. Ich bräuchte nur zehn Minuten." Die Priesterin sah sie überrascht an und nickte dann langsam. "Ich bin schon alt", sagte sie. "Da ist man Schmerzen gewohnt. Aber wenn es keine allzugroßen Umstände machen würde, würde ich das dankend annehmen. Seit ein paar Tagen ist es besonders schlimm." Sie schienen beide das gleiche zu denken und sahen zu Sasuke. "Zehn Minuten?", fragte Sakura bittend und mit einem entschuldigen Lächeln. Sie überstrapazierte vielleicht in letzter Zeit seine Geduld ein wenig. "In Ordnung." Sie strahlte. Er gab sich wirklich Mühe! Während sie mit der alten Frau auf den Holzstufen vor dem Eingang saß und mit ihrer Hand sanft ihr Chakra über ihren Rücken gleiten ließ, blieb er vor den Stufen stehen und sah ruhig zu. Die alte Frau seufzte erleichtert, weil ihre Schmerzen schon nachzulassen schienen und wie immer erfüllte Sakura ein Gefühl der Dankbarkeit und Zufriedenheit. Anderen helfen zu können, war etwas Schönes. Es machte sie glücklich. "Du bist der letzte der Uchiha, nicht wahr?", fragte die alte Frau plötzlich leise in das Schweigen hinein, nachdem sie Sasuke einen Moment nachdenklich gemustert hatte. Sakura zuckte leicht zusammen und hob überrascht den Kopf und sah zu ihm. Er blickte die alte Frau an und antwortete nicht. "Ich habe einmal vor vielen Jahren Mitglieder deines Clans getroffen", sagte sie leise. "Es tat mir sehr leid zu hören, was dann passiert ist." Sakura hielt gespannt den Atem an. Die Behandlung führte sie beinahe automatisch weiter. Aber ihr Herz klopfte nervös. "Wen haben sie getroffen?", fragte Sasuke schließlich. "Deinen Vater und deinen Bruder und noch zwei andere", antwortete die Alte leise und sah zu ihm hoch. "Sie haben hier übernachtet. Ich glaube, sie waren auf Reisen und auf dem Rückweg, nachdem sie in Konohagakures Namen ein Abkommen mit irgendeinem anderen Clan geschlossen hatten." "Itachi war hier?", fragte Sasuke leise. Sakura lauschte wie gebannt. Sie hatte Sasuke nicht mehr über seine Familie sprechen hören. Zuletzt hatte er das getan, als sie nach seinem Kampf gegen Danzo aufeinandergetroffen waren. Er hatte damals darüber gesprochen alle in Konoha töten und seinen Clan wieder aufbauen zu wollen. Jetzt schien er das nicht mehr zu wollen. Es war immer sein Ziel gewesen. Aber nun wollte er offenbar kein Kind mehr. Zumindest nicht jetzt und mit ihr. Sie schob den Gedanken beiseite, darüber konnte sie sich jetzt keine Gedanken machen. "Er war noch sehr jung", antwortete die alte Priesterin. "Er hat mir erzählt, dass sein Vater ihn das erste Mal mitgenommen hätte. Er war ein liebes und sanftes Kind. Ich konnte es nicht glauben, als ich hörte, was er getan hatte und zu was er wurde. Aber ich habe nun gehört, was wirklich passiert ist. Dass er ein schreckliches Opfer gebracht hat, um den Frieden zu wahren. Unvorstellbar...diese Welt ist grausam. Ich lebe nun schon lange. Ich habe keine Angst mehr vor dem Tod. Aber ich war froh, als ich vor ein paar Wochen hörte, wer Itachi Uchiha in Wirklichkeit gewesen war. Ich bin froh, dass ich lange genug gelebt habe, um diese Wahrheit noch zu erfahren." Sasuke schwieg und Sakura fühlte Schmerz in ihrer Brust, obwohl es ja gar nicht ihr Schmerz war. Das Alter machte wohl mutiger. Keine Angst mehr vor dem Tod zu haben, machte es offenbar möglich, dass diese Frau sich traute Sasuke auf seine Familie und seinen Bruder anzusprechen. Sakura dachte, dass sogar sie und auch Naruto sich das nicht trauten. Sakura nahm ihre Hand von dem Rücken der Frau. "Jetzt müsste es besser sein", sagte sie lächelnd, weil keiner etwas sagen zu wollen schien. Die alte Frau strahlte sie an. "Ich danke dir, junge Kunoichi!", sagte sie. "Ich habe zwar keine Angst mehr vor dem Tod, aber die Schmerzen des Alters sind dennoch unschön zu ertragen. Nun fühle ich mich sehr viel besser." Sie erhob sich und Sakura fand, dass sie sich nun viel freier und weniger vorsichtig bewegte. "Möchtet ihr hier übernachten?", fragte die Priesterin ruhig. "Ich möchte mich gerne revanchieren. Ich kann euch ein Bett für die Nacht anbieten und ein Frühstück für den Morgen. Wir können eure Kleidung waschen und weiter oben auf dem Hügel gibt es eine heiße Quelle. Dort könntet ihr euch von den Strapazen der Reise erholen und euch ausruhen." Sie sah lächelnd zu Sasuke. "Deinen Bruder habe ich damals auch hinaufgehen lassen, als er mir nachts begegnet ist. Er konnte wohl nicht schlafen und er hat draußen gesessen und die Sterne beobachtet. Ich glaube, ihm hat es gefallen. Und ich bin froh, dass ich nett zu ihm war, jetzt wo ich die Wahrheit über sein Leben erfahren habe." Sakura sah Sasuke ebenfalls an und sie wünschte sie wüsste, was in seinem Kopf vorging. Wie fühlte er sich? Wütend? Traurig? Gerührt? Freute er sich über die Worte der alten Frau, oder wollte er das am liebsten alles vergessen und verdrängen? Er stand nur da und vielleicht wusste er nicht recht, wie er sich damit fühlte. Und Sakura fand die ganze Situation merkwürdig. Als der Uchiha Clan ausgelöscht worden war, war auch sie noch sehr jung gewesen. Sie hatte das alles gar nicht so richtig mitbekommen. Zumal alle in Konoha sich große Mühe gegeben hatten, nicht über dieses Thema zu sprechen. Für sie war es dadurch etwas, das gefühlt in langer Vergangenheit passiert war. Doch so lange war das nicht her. Es war Sasukes Leben und seine Realität. Er hatte es alles selbst durchlebt. Und obwohl in Konoha niemand die Uchiha danach mehr erwähnt hatte, wenn es sich irgendwie hatte vermeiden lassen, hatten sie alle gelebt. Sie hatten Missionen ausgeführt, ihren Alltag gehabt, sie waren Menschen begegnet und hatten Erinnerungen hinterlassen. So wie bei dieser alten Priesterin. Und auch sie selbst war Sasukes Bruder begegnet. Damals hatten sie ihn alle für einen schrecklichen Feind gehalten. Doch Itachi Uchiha war so viel mehr gewesen. Er war ein Held gewesen. Und er hatte Sasuke mehr geliebt, als alles andere auf dieser Welt. Es war einfach merkwürdig. Alles was passiert war, war so schrecklich. Und diese alte Frau nun von Itachi als kleinem Jungen reden zu hören, war so surreal. "Wenn du möchtest, dann gehen wir", sagte Sakura leise und sanft. Denn vielleicht war es zu schmerzhaft für ihn. Und vielleicht wollte er einfach nicht unter Menschen sein. Vielleicht hatte er deshalb nicht ins Dorf gewollt. War das hier das gleiche für ihn? Oder war das etwas anderes? Er schwieg. Und plötzlich hatte sie das Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Er machte immer Ansagen. Er schien immer sicher zu wissen, was er wollte und hatte kein Problem damit sich durchsetzen. Aber jetzt stand er einfach nur da. Die alte Frau warf nun ihr einen unsicheren Blick zu. Und Sakura entschied sich, dass sie ihm helfen musste. "Danke!", sagte sie entschieden und mit einem Lächeln, obwohl sie sich innerlich sehr unsicher fühlte. "Sie sind sehr freundlich! Das ist ein sehr großzügiges Angebot. Wir sind dankbar und wir würden es sehr gerne annehmen. Wir würden gerne über Nacht bleiben! Die alte Frau nickte zufrieden und schien genau wie Sakura ein wenig erleichtert, dass das Schweigen beendet worden war. "Dann bringe ich euch zu einem Zimmer. Wir haben nur wenige Zimmer für Gäste. Und wir nehmen selten welche auf. Aber manchmal mache ich gerne eine Ausnahme." Sakura spürte ihr Herz schnell schlagen und sie traute sich nicht zu ihm hinzuschauen, um zu sehen, wie er auf ihre übergriffige Entscheidung reagierte. Sie wandte sich einfach um und folgte der alten Priesterin die Stufen hinauf und über die Holzdielen. Einen Moment hatte sie Angst, dass sie falsch entschieden hatte. Dann hörte sie, wie er hinter ihr die Stufen betrat und ihr schweigend folgte. Kapitel 22: Nähe - Teil 1 ------------------------- Sakura musste sich sehr zusammenreißen, um sich nicht unsicher und besorgt nach ihm umzusehen. Sie hörte ihn hinter sich hergehen, also schien er zumindest nicht vollkommen gegen ihre Entscheidung zu sein, aber sie hätte sehr gerne in sein Gesicht geschaut, um sich zu vergewissern, dass das hier für ihn in Ordnung wäre. Doch zum einen würde sie in seinem Gesicht ohnehin mal wieder nichts ablesen können, weil er seine Empfindungen nunmal fast nie zeigte, zum anderen hatte sie ja gerade deshalb entschieden in diesem Fall einfach die Führung zu übernehmen, weil sie die Sorge hatte, das er vielleicht gerade gar nicht dazu in der Lage war, zu entscheiden, was er wollte. Weil er es selbst nicht wusste. Also folgte sie einfach der alten Priesterin, die sie auf ein Zimmer brachte. In das, wo wohl auch Sasukes Vater, Bruder und seine anderen beiden Verwandten übernachtet hatten. War das wirklich in Ordnung für ihn? Oder drängte sie ihm gerade etwas auf? Aber sie hatte keine Zeit darüber nachzudenken, denn sie sprach mit der Priesterin, bedankte sich, sah sich an, wo sie die Futons zum Schlafen herausholen müssten, sie merkte sich, was sie zum Frühstück sagte und wo sie entlanggehen mussten, um zu der heißen Quelle auf der Spitze des bewaldeten Tempelhügels zu kommen. "Es ist ein heiliger Ort und wir lassen selten jemanden hinauf", erklärte die Priesterin. "Ihr müsst alles Weltliche hier unten lassen. Vor allem Waffen. Aber auch eure Kleidung." Sie nahm zwei einfache, schlichte, weiße Kimonos aus einem Schrank. "Diese hier könnt ihr anziehen, wenn ihr nach oben zu der heiligen Quelle geht. Legt eure Kleidung einfach vor die Tür. Wir waschen sie und morgen früh könnt ihr sie wieder anziehen." Sakura und sie schienen beide stillschweigend übereingekommen zu sein, das einfach unter sich auszumachen und Sasuke sowohl mit Worten, als auch mit Blicken in Ruhe zu lassen. Sakura bedankte sich mehrfach bei der alten Frau und schließlich wünschte die Priesterin ihnen eine gute Nacht und ging. Sakura wagte immer noch nicht richtig, sich nach ihm umzudrehen. Er stand wahrscheinlich einfach nur da, denn sie hörte nicht, dass er sich bewegt hätte. "Ich werde zu der heißen Quelle gehen", sagte sie leise, nachdem sie ihre Taschen neben einer Wand abgestellt hatte. Sie griff nach dem Band um ihre Taille und begann es zu lösen, um sich zu entkleiden. Sie würde einfach für sich entscheiden. Und er konnte entweder hierbleiben oder - wie sie hoffte - mitkommen. Gehen würde er wohl nicht, denn dann wäre er ihr sicher gar nicht erst bis hierhin gefolgt. Die Angst, dass er sie verlassen könnte, war immer allgegenwärtig in ihr. Doch sie musste stärker sein als diese Angst. Sie hatte das sichere Gefühl, dass er sich nun nicht einfach ausziehen, die fremden Sachen anlegen, seine eigenen abgeben und seine Waffen und Dinge zurücklassen würde. Sie glaubte nicht, dass er schüchtern war. Er wusste wie gut er aussah und er hatte Vertrauen in sich und seine Fähigkeiten. Aber sie glaubte, dass er anderen Menschen nicht gut vertrauen konnte. Sie glaubte, dass er sich sicherer fühlte, wenn er - auch im Zusammensein mit ihr - noch seine Sachen am Körper trug. Und dass er seine Waffen nicht unbeaufsichtigt hierlassen wollen würde. Sie glaubte, dass es ihm schwer fallen würde, seine Kleidung abzugeben und von jemand Fremden anfassen, waschen und trocknen zu lassen. Sie glaubte, dass es ihm sogar schwer fiel Essen vom anderen anzunehmen. Sie glaubte, dass er diese ganz alltäglichen normalen Dinge, die Menschen taten, einfach nicht gewohnt war, weil er seit dem Massaker wahrscheinlich immer alles alleine gemacht hatte und größtenteils allein gewesen war. Und sie glaubte, dass all das dafür gesorgt hätte, dass er das Angebot abgelehnt hätte und gegangen wäre, wenn sie nicht anders entschieden hätte. Und das hatte sie getan, weil sie glaubte, dass er das hier eigentlich gar nicht so schlecht finden würde, wenn er nur seine Scheu überwinden könnte. Also entschied sie, ihn nicht anzusehen, keine Bestätigung von ihm zu erwarten, ihn nichts zu fragen und ihn nicht zu drängen. Sie wollte ihm einfach ein Angebot machen, indem sie alles für sich allein entschied, es ihm vormachte und dann würde er sich entweder entscheiden, es ihr gleich zu tun oder nicht. Also entkleidete sie sich, ohne sich umzudrehen. Sie nahm einen der sauberen, weißen Kimonos und zog ihn sich an. Sie bückte sich, legte ihre Klamotten ordentlich zusammen und trug sie zu der Tür. Sie schob sie auf und legte sie dort auf den Holzboden des Ganges, damit sie zum Waschen abgeholt werden konnten, wie die Priesterin es gesagt hatte. Dann schob sie wieder die Tür zu und ging ohne ihn anzusehen um ihn herum, schob die Tür auf der anderen Seite auf und betrat barfuß die kalten Steinplatten hinter dem Tempel. Ein paar Meter von ihr entfernt gingen die Bodenplatten wieder in breite, flache, steinerne Stufen über. Das war die Treppe, von der die Priesterin ihr gesagt hatte, dass sie den Rest des Hügels hinauf und zu der Quelle führen würde. Sie riss sich erneut zusammen, sich nicht nochmal nach ihm umzudrehen und bei den Stufen angekommen stieg sie einfach eine nach der anderen langsam hinauf. Soweit sie das beurteilen konnte, hatte er sich nicht gerührt, seit der das Zimmer betreten hatte und sie war alles andere als sicher, dass er ihr folgen würde. Am wahrscheinlichsten war wohl, dass er angezogen blieb, sich in seiner üblichen Position gegen eine Wand gelehnt hinsetzen würde und dann bis zum nächsten Morgen so verharren würde. Dass er ihren Wunsch hier zu sein tolerieren würde. Und mehr nicht. Aber sie glaubte, dass ihm das hier vielleicht guttun würde. Sie glaubte, dass er vielleicht nicht zuletzt deshalb so hart gegen andere war, weil er auch so hart gegen sich selbst war. Sicher konnte sie sich natürlich nicht sein, aber sie vermutete, dass sein Leben immer nur aus Training und Kämpfen und Sterben oder Überleben bestanden hatte. Sie hatte noch nie wirklich erlebt, dass er mal etwas einfach nur für sich tat, weil es ihm guttat. Auch damals nicht, als sie ein Team gewesen waren. Sie selbst war so aufgewachsen, dass sie gelernt hatte, wie wohltuend es sein konnte, sich ab und zu mal etwas zu gönnen. Ein heißes Bad, ein schönes Essen mit Freunden oder Familie, einen ruhigen Spaziergang oder ein neues Kleidungsstück, einen warmen Tee, eine Süßigkeit oder einfach einen freien Tag, an dem man mal ausschlafen konnte. Sie glaubte, dass er soetwas gar nicht kannte. Und sie war dankbar dafür, dass sie so aufwachsen hatte können. Das war nicht zuletzt so gewesen, weil Leute wie Itachi Uchiha solche Opfer brachten, wie er und seine ganze Familie es getan hatten. Und auch wegen solcher Leute wie Sasuke würden Kinder, die jetzt gerade in Konoha heranwuchsen, vielleicht gut und behütet groß werden können. Weil er hier draußen war und die grausamen und schwierigen Jobs für Naruto und Sensei Kakashi erledigen würde, um die Menschen in Konoha zu beschützen. Und das war in Ordnung so. Doch hieß das ja nicht, dass er sich nicht auch mal einen Abend etwas gönnen könnte. Und sie glaubte, dass sie ihm das vielleicht würde beibringen können. Denn sie hatte auf so drastische und anhaltende Art bewiesen, dass sie ihn liebte, dass er sich in ihrer Gegenwart vielleicht immer ein Stückchen mehr würde entspannen können und dass er vielleicht auch mal einen schönen Moment würde zulassen können. Damit hatte er ja schon begonnen. Denn dass er sie anfassen und mit ihr körperlich zusammen sein wollte, war etwas, das er rein aus dem Grund tat, weil es ihm gefiel. Die heiße Quelle war ganz oben auf dem Tempelhügel. Durch die Lücken in den Baumkronen konnte man stellenweise sogar eine herrliche Aussicht über die Landschaft genießen. Jetzt war es natürlich dunkel und man sah nicht viel. Dafür war der Sternenhimmel wirklich fantastisch. Einen Moment stand sie einfach nur da, blickte nach oben und war dankbar. Dann nahm sie wahr, dass ihr kühl wurde und sie wandte ihren Blick wieder zu Boden. In die heiße Quelle hätten gut zehn Menschen hineingepasst. Es gab helle, glatte Steine rund um das leicht dampfende natürlich entstandene Wasserbecken herum und sie zog den Kimono aus, legte ihn ordentlich zusammen und platzierte ihn auf einem Stein mit ebener Oberfläche. Dann setzte sie sich auf einen der Steine und tauchte prüfend ihren rechten Fuß in das Wasser. Es war sehr warm. Aber nicht zu heiß. Also ließ sie sich in das Wasser hinabgleiten. Sofort umfing sie die wohltuende und Entspannung bringende Wärme und sie seufzte glücklich auf. Gleich darauf zuckte sie leicht zusammen und wandte sich rasch um. "Hallo!", sagte sie fröhlich und sie versuchte ihre Überraschung und Freude nicht zu sehr durchklingen zu lassen. Er wirkte ohnehin schon so, als wäre er sich nicht ganz sicher, was er hier tat und wie es dazu gekommen war. Damit er sich nicht noch verlegener fühlen würde - und möglicherweise auch, weil sie auch selbst keine wirkliche Erfahrung mit dem Anblick von unbekleideten Männern hatte - wandte sie sich rasch ab und sah in die Landschaft, damit er sich unbeobachtet den Kimono würde ausziehen und hereinkommen können. "Es ist herrlich warm!", sagte sie mit dem Rücken zu ihm. "Und der Sternenhimmel ist heute Nacht auch besonders schön! Keine einzige Wolke. Ich freue mich, dass wir hier sein dürfen!" Sie dachte, wenn sie einfach ein bisschen über Belanglosigkeiten plappern würde, würde es die ganze Situation vielleicht ein wenig normaler und weniger surreal für sie beide machen. Sie hatte kein Problem damit, dass er sie nackt sah. Das hatte er ohnehin schon. Und er hatte sie sich auch immer genau angesehen, das hatte sie gemerkt. Aber trotzdem...der Kontext war irgendwie anders gewesen als jetzt. "Ja", antwortete er, wie er es oft tat, wenn sie einfach so vor sich hinplapperte. Sie hörte, wie er sich hinter ihr ins Wasser sinken ließ. Das war ein bisschen besser, so machte es sie ein bisschen weniger verlegen. Denn der dunkle Himmel spiegelte sich in der Wasseroberfläche und auch der aufsteigende Dampf erschwerte die Sicht ein wenig. Also drehte sie sich jetzt doch zu ihm um. Er lehnte mit verschränkten Armen an einem der Steine und das Wasser ging ihm bis zur Brust. Sie fand, dass er einfach umwerfend aussah. Er hielt ihrem Blick stand und sein Gesicht zeigte keinen wirklichen Ausdruck. Sie hätte auch nicht sagen können, woran sie das festmachte, aber es erschien ihr nach wie vor so, dass er nicht so viel Selbstsicherheit ausstrahlte wie üblicherweise. "Es ist angenehm", sagte er. Vielleicht, weil sie ihn unsicher und ein wenig erwartungsvoll angeschaut hatte. Sie lächelte. "Wann hast du sowas denn zuletzt gemacht?", fragte sie neugierig. Er schwieg. Dann sagte er: "Nur dieses eine Mal, als wir mit Kakashi in einem Bad waren." Das bestätigte ihre Vermutung, dass er sich nie etwas gönnte. Und es machte sie ein wenig traurig. "Ich finde, es tut sehr gut, so etwas ab und an zu tun", sagte sie und fuhr mit dem Fingern ihrer linken Hand spielerisch ein wenig über die glatte Wasseroberfläche. Er schwieg. "Aber ich weiß, dass ich ein völlig anderes Leben haben konnte als du", sagte sie und sie warf ihm einen vorsichtigen Blick zu. "Ich weiß, dass es nicht selbstverständlich ist, dass man so aufgewachsen ist, wie ich es konnte. Ich weiß es wirklich zu schätzen und ich weiß, dass andere dafür bezahlt haben." Sie traute sich nicht seinen Bruder zu erwähnen. Oder seinen Clan. Oder ihn. Denn ihre glückliche Kindheit war am Ende irgendwie auch auf seinem Unglück aufgebaut worden. "Ich bin dankbar", sagte sie bloß leise und warf ihm wieder einen vorsichtigen Blick zu. Er nickte einmal leicht. Er löste seine Arme etwas aus der Verschränkung und seine Haltung kam ihr ein kleines bisschen weniger angespannt vor. Er ließ seinen Blick über das Wasser und die Steine gleiten und vielleicht dachte er an seinen Bruder. Jedenfalls tat Sakura das. Und sie war froh, dass Itachi Uchiha hier vermutlich einen schönen Moment gehabt hatte. Zumindest hoffte sie das. Sie zuckte zusammen, als er sich bewegte, weil sie so in Gedanken versunken gewesen war. Aber er nahm bloß seine Arme vollständig aus der verschränkten Haltung, lehnte sich mit dem Rücken etwas mehr gegen den Stein, ließ sich ein paar Zentimeter tiefer in das warme Wasser sinken und legte seinen Kopf ein wenig nach hinten gegen den Stein, um in den Himmel schauen zu können. So blieb er eine ganze Weile und sie stand da, war ganz still, rührte sich nicht und sah ihn nur an. Dieser Moment war kostbar und sie war froh, dass sie ihn erleben durfte. So oft hatte sie davon geträumt, ihm nahe zu sein und jetzt war dieser Wunsch einfach in Erfüllung gegangen. Er war hier mit ihr. Ganz freiwillig und von sich aus. Und sie konnte sein schönes Gesicht ansehen, solange sie wollte, weil er nicht einfach gleich wieder verschwinden würde. Sie hatte sogar seine Haare berühren können. So oft hatte sie sich vorgestellt, wie das wohl wäre. Sie hatte mit ihren Fingern über seine schönen Schultern streichen dürfen und ihr Gesicht gegen seinen Hals legen können. Sie hatte seine Kraft und Wildheit spüren können und seine Lust. Und sie hatte erfahren dürfen, wie es war, von ihm angefasst zu werden. Sie hatte etwas mit ihm teilen dürfen, was ihnen beiden Freude und gute Gefühle bereitete und das sie sich so sehr ersehnt hatte. Und wie durch ein Wunder war das auch noch etwas, das er bisher nur mit ihr geteilt hatte und mit keiner anderen Frau. Wenn sie daran dachte, verspürte sie sofort wieder dieses kribbelige Gefühl und den Wunsch, dass er ihr nahe wäre. Den Wunsch ihn in sich zu haben. Sie spürte, wie sie wieder etwas errötete und sie hörte rasch auf daran zu denken. Er sah immer noch in die Sterne und er sah dabei so wunderschön aus. Gerade wirkte er friedlich. Er konnte sehr grausam und hart sein. Aber er war auch sanft. Manchmal. Und er war in manchen Dingen ein wenig scheu. Vielleicht sogar unsicher. Er kam ihr vor wie ein gefährliches Raubtier, dessen Vertrauen sie zu gewinnen versuchte und das bei der kleinsten falschen Bewegung alles zerstören oder einfach verschwinden könnte. Aber ganz so war es nicht mehr. Sie hatte ihn vorhin genervt. Aber er war noch da. Sie hatte für ihn entschieden und er hatte es zugelassen. Sie hatte ihm angeboten etwas Neues zu versuchen, was er normalerweise auf gar keinen Fall getan hätte und er hatte sich darauf eingelassen. Sie war so dankbar. Rasch wandte sie sich ab, weil sie spürte, wie ihr Tränen in die Augen stiegen. In den letzten Jahren hatte sie so viel um ihn geweint. Sie hatte nicht mehr daran geglaubt, dass er von dem Ort, wo er gewesen war, noch hätte zurückkehren können. Sie hatte ihn gesehen und in ihm waren nur noch Schmerz, Hass und Dunkelheit gewesen. Sie war so dankbar. Sie hob vorsichtig ihre Hand aus dem Wasser und wischte sich möglichst unauffällig über die Augen, um die Tränen wieder zu entfernen. Immer wenn er litt, dann litt sie mit ihm. Und sie hatte in all den Jahren sehr viel Schmerz empfunden, weil er so viel Schmerz empfunden hatte. Es war sehr anstrengend für sie gewesen und sie war froh, dass das nun hoffentlich endlich vorbei war. Zumindest soweit das möglich war. Für ihn würde es nie wirklich vorbei sein. Denn es war Teil seines Lebens. Sie riss sich wieder zusammen. Sie wollte glücklich sein, damit er von positiven Menschen umgeben war. Und es vielleicht auch ein bisschen sein konnte. Ein ganz kleines bisschen. Sie drehte sich wieder zu ihm um und er hatte seinen Blick vom Sternenhimmel genommen und auf sie gerichtet. Sie lächelte ihn an. Dann ging sie durch das Wasser zu ihm hinüber, lehnte sich ebenfalls mit ihrem Rücken an den großen Stein und ließ sich etwas tiefer ins Wasser sinken. Sie genoss es, dass er ruhig stehen blieb. Dass er nicht auf Abstand ging und Distanz wahrte. Sie konnte ihm einfach nahe kommen und er ließ es zu. Er war ihr mit seinem Blick gefolgt, als sie sich neben ihn gelehnt hatte und er sah sie immer noch an. Also erwiderte sie seinen Blick vorsichtig und das Gefühl der Dankbarkeit schien ihr ganzes Sein zu durchströmen. Er hatte es zu ihr schon zweimal gesagt. Und sie wollte, dass er wusste, dass auch sie so empfand. "Danke Sasuke", flüsterte sie. Dafür, dass sein Schmerz ihr und den anderen in Konoha eine glückliche Kindheit ermöglicht hatte. Dafür, dass er mit Naruto diese Welt gerettet hatte. Dafür, dass er von seinem Vorhaben abgelassen hatte, die ganze Dunkelheit der Welt alleine zu schultern und dafür Naruto zu töten. Dafür, dass er zurückgekommen war. Dafür, dass er sie mitgenommen hatte und sie bei ihm sein ließ. Und dafür, dass er sich Mühe gab. Er sah sie einfach nur an. Dann hob er seinen Arm aus dem Wasser, drehte sich leicht zu ihr und legte, wie er es schon in Orochimarus Versteck getan hatte, eine Hand an ihren Hinterkopf. Fest und entschieden. Ihr Herz fing an schneller zu schlagen, als er seinen Kopf etwas hinabbeugte und seine Stirn gehen die Ihre legte. Er hatte seine Augen geschlossen und einen Moment war sie wie erstarrt. Dann tat sie es ihm gleich. Der Moment war perfekt und sie wünschte sich, dass er nie vorbeigehen würde. Sie hatte das Gefühl, dass diese Berührung eine Nähe zwischen ihnen erschuf, die mit nichts anderem vergleichbar war. Sie hatte das Gefühl, dass ihm diese Geste etwas bedeutete und dass es etwas Besonderes war, dass er das mit ihr machte. Vielleicht, so dachte sie, war das etwas, das ihn an etwas erinnerte, was jemand einmal mit ihm gemacht hatte und das er gemocht hatte. Sein Bruder vielleicht. Sie war so glücklich, dass sie sich wieder zusammenreißen musste, nicht loszuweinen. Wahrscheinlich waren es nur Sekunden, bevor er sie wieder losließ, aber für sie fühlte es sich endlos lange und viel zu kurz zugleich an. Kapitel 23: Nähe - Teil 2 ------------------------- Nachdem er sie wieder losgelassen hatte, hatte er sich wieder mit dem Rücken an den Felsen gelehnt und er blickte geradeaus zwischen den dunklen Silhouetten der Baumkronen über den Rand des Hügels hinab in die Landschaft. Sakura stand einen Moment einfach nur dort im warmen Wasser neben ihm und kämpfte mit sich. Sie wollte es so sehr. Und vielleicht war er gerade in diesem Moment sehr viel offener dafür, als er es sonst sein würde. Es war die perfekte Chance, es zu probieren. Aber sie hatte Angst, dass es zu viel sein würde, dass sie etwas von ihm wollen würde, was er nicht würde geben können. Und sie hatte Angst, dann damit das, was sie jetzt mit ihm hatte, wieder kaputt zu machen. Aber sie hatte sich nun schon sehr viel bei ihm getraut und bisher hatte das immer ein gutes Ergebnis gebracht. Er hatte sie mitgenommen, er hatte ihr ihren Wunsch nach seiner körperlichen Nähe erfüllt, er sprach mit ihr, wenn sie darauf bestand, er ging sogar Kompromisse für sie ein. Bei dieser Sache durfte er natürlich keinen Kompromiss eingehen. Er musste offen dafür sein und es auch wollen. Und bereit für diese Form der Nähe sein. War er das? Sie war unsicher. Aber so entspannt und ihr zugeneigt würde er so schnell vielleicht nicht wieder sein. Und sie wünschte es sich so sehr! Sie würde es probieren. Und wenn es schiefging, dann musste sie sich damit abfinden und das zumindest für die nächste Zeit akzeptieren. Sie schob sich zwei Schritte durch das warme Wasser und um ihn herum, bis sie direkt vor ihm stand. Jetzt konnte er nicht mehr durch die Lücke zwischen den Bäumen auf die Landschaft sehen, weil sie im Weg war. Also sah er sie an. Soweit so gut. Sie trat mit einem vorsichtigen Blick noch ein Stück näher zu ihm. Er rührte sich nicht. Sie sahen sich einfach nur in die Augen und seicht und ruhig stiegen um sie herum Dampfschwaden in die stille, dunkle Nacht hinauf. 'Versuche es!', sagte sie sich in Gedanken selbst, um sich Mut zu machen, weil sie sich wie erstarrt fühlte. Sie schaffte es nicht mehr den Blickkontakt aufrecht zu erhalten und sie schlug ihre Augen ein wenig nieder. Seine seine Hals- und Brustpartie war auch wunderschön. Wie konnte jemand nur so gut aussehen? Sie fühlte sich merkwürdig benebelt. Vielleicht stieg ihr die Hitze langsam zu Kopfe. Ganz langsam hob sie ihre rechte Hand aus dem Wasser. Sie streckte ihre Finger aus und berührte ungefähr auf Schulterhöhe sanft und ganz leicht seine Brustmuskulatur. Er ließ es zu. Sie legte ihre Hand auf seiner Haut ab und ließ ihren Blick über die Sehnen an seinem Hals wandern. Bis zu seinem Kinn. Bis zu seinen Lippen. Sie streckte sich etwas und stellte sich leicht auf die Zehenspitzen. Jetzt war sie ihm so nahe, dass er ihren Atem auf seinen Lippen spüren musste. Sie wollte gar nicht viel, sie wollte nur ganz kurz seine Lippen mit ihren berühren, nur ganz leicht und - Er drehte den Kopf zur Seite. Sie zuckte zusammen, nahm sofort ihre Hand von seiner Brust und wich zwei Schritte von ihm zurück. "Tut mir leid", flüsterte sie und sie hob verunsichert die Finger ihrer geschlossenen Faust zu ihren eigenen Lippen. Er sah nicht wieder zu ihr hin, er hatte immer noch das Gesicht zur Seite gedreht. "Ich gehe raus", sagte er und jetzt klang er wieder sehr distanziert und reserviert. Aber sie hatte sich vorgenommen es zu akzeptieren, falls es schiefgehen würde! Sie hatte gewusst, dass sie vielleicht zu viel wollte. Sie hatte etwas gewagt und nun würde sie die Konsequenzen tragen und es aushalten! "Es tut mir leid, Sasuke", sagte sie nochmal und sie nahm erleichtert wahr, dass sie ein kleines bisschen weniger verunsichert klang, als eben noch, als sie es das erste Mal gesagt hatte. Er ging schweigend durch das Wasser auf den großen Stein zu, auf dem ihre Kimonos lagen. "Bitte geht nicht!", sagte sie rasch. "Bitte geh nicht meinetwegen! Ich kann gehen. Oder wir bleiben einfach! Es ist doch in Ordnung! Es macht nichts! Es tut mir leid, dass ich dich bedrängt habe, aber es ist doch nichts passiert, du brauchst deshalb jetzt nicht zu gehen!" Er drehte sich nicht um. Er sagte auch nichts. Aber immerhin war er stehengeblieben. "Bitte", sagte sie leise. "Ich wusste, dass du das wahrscheinlich nicht willst oder nicht kannst. Bitte bestrafe mich nicht, weil ich es versucht habe. Es ist okay für mich. Ich kann es aushalten! Es macht mich traurig, aber es ist nur ein Gefühl und es wird vorbeigehen und ich schaffe das! Bitte bestrafe mich nicht dafür!" Er schwieg. "Ich will dich nicht betrafen", sagte er schließlich leise und sie blickte auf seinen schönen Rücken und fühlte Erleichterung. Weil er stehen geblieben war. Und weil er nicht schwieg, sondern mit ihr darüber sprach. "Dann bitte geh nicht", sagte sie leise. "Ich dachte nur, vielleicht hast du gar nichts dagegen. Ich weiß, das ist dir zu nah und zu intim und es hat nichts mit Lust oder Bedürfnisbefriedigung zu tun und du bist Körperkontakt einfach nicht gewohnt. Aber ich dachte, du müsstest dich vielleicht einfach nur überwinden und dann würdest du sehen, dass es gar nicht so schlimm ist. Nähe und Intimität, meine ich. So wie ich mit der Schlange. Ich dachte, ich könnte es nicht. Aber ich konnte sie doch anfassen und es war gar nicht so schlimm." Er schwieg. "Es tut mir leid, dass ich es falsch eingeschätzt habe!", sagte sie ein wenig kleinlaut. "Ich verspreche ich probiere das nie wieder! Ich-" Sie zuckte zusammen, als er sich ziemlich plötzlich und abrupt herumdrehte. Und er gab ihr auch keine Zeit sich groß zu fragen, was ihn zu dieser Bewegung gebracht hatte. Denn er kam auf sie zu und jetzt sah er plötzlich ziemlich entschlossen aus. "Was-?", setzte sie verwirrt an. Sie konnte nicht anders als instinktiv zurückzuweichen. Er wirkte jetzt nicht mehr friedlich, sondern wach, kraftvoll und energetisch und weil sie noch sehr genau in Erinnerung hatte, dass er gefährlich sein konnte und zu was er alles in der Lage war, konnte sie gar nicht anders als eine Mischung aus Angst und Nervosität zu empfinden. "Was machst du?", sagte sie verwirrt und überfordert, als er vor ihr stehen blieb. Sie musste sich extrem zusammenreißen, um nicht noch weiter vor ihm zurückzuweichen. Sie zuckte zusammen, als er seine linke Hand aus dem Wasser hob und sie in ihren Nacken legte. Mit der rechten griff er nach ihrem Kiefer. Er zog ihren Kopf entschieden zu sich und er beugte sich ein wenig zu ihr herunter, bis er sie direkt vor seinem Gesicht hatte. "Sasuke...", flüsterte sie verwirrt. Sie fühlte sich plötzlich schrecklich nervös und bekam sich gar nicht mehr sortiert. Hatte er es sich jetzt etwa anders überlegt? Er zog sie noch ein Stück näher zu sich. Jetzt spürte sie seinen Atem auf ihren Lippen und sie spürte, wie sie ein Schauer überlief. Sie schloss die Augen. Irgendwie war es so besser zu ertragen. Ihre Nervosität, dieses Gefühl in ihrer Magengegend, die Spannung, die Sorge, dass er sie gleich wieder loslassen und es doch nicht tun würde. An seinem Atem spürte sie, dass er nun ganz genau vor ihr war. Wenn sie sich jetzt nur einen Millimeter bewegen würde, dann würden sie sich sicher berühren. Aber sie hielt ganz still. Sie wollte ihn sein Tempo haben lassen, ihn nicht drängen und vielleicht brauchte er es, dass er das Gefühl hatte, aktiv zu handeln und selbst derjenige zu sein, der bewusst entschied, etwas zu tun. Vielleicht konnte er sich leichter dazu überwinden, wenn er selbst machte, anstatt etwas mit sich machen zu lassen. Trotzdem konnte sie nicht anders, als vor hoffnungsvoller Erwartung ein ganz klein wenig ihre Lippen ein paar Millimeter zu öffnen. Als er sie berührte, fühlte sie sich, als müsste sie losweinen und lachen zugleich. Aber sie tat nichts davon, denn sie fühlte sich völlig gelähmt und so stand sie nur da und spürte, wie er ganz sachte mit seinen Lippen über ihre strich und dann zärtlich in ihre Unterlippe biss, bevor er sie dann ganz leicht mit seiner Zunge berührte. Sie erschauderte und sie hatte das Gefühl, dass ihre Beine ganz weich wurden und sie war plötzlich sehr froh über seine Hand in ihrem Nacken und an ihrem Kiefer, weil er sie dadurch festhielt. Er schien auszuprobieren und Sakura hatte ja selbst keine Ahnung wie man sich überhaupt küsste, aber irgendwie gefiel ihr sehr gut, was er machte und irgendwie war es auch gar kein Problem sich darauf einzulassen. Es war wie bei ihrem ersten Zusammensein. Es ergab sich ganz von alleine. Und so war ihr einziger Gedanke, dass es sich unglaublich anfühlte, ihn zu küssen und von ihm geküsst zu werden. Es war eintausend mal besser, als alles, was sie sich immer erträumt hatte! Allerdings nahm ihr Schmachten ein abruptes Ende, als er sie ein wenig biss. Sie zuckte zusammen. Bis eben war er - abgesehen von seinem Griff - sehr sanft und zärtlich gewesen. Aber jetzt schien er auf den Geschmack gekommen zu sein. Und jetzt schienen ihm ihre Lippen nicht mehr auszureichen. Jetzt schien er alles haben zu wollen und das fühlte sich nun auf eine ganz andere Art aufregend an, also öffnete sie ihren Mund weiter, als er das forderte. Sie hatte das Gefühl nicht mehr stehen zu können, aber das schien ihn nicht zu interessieren. Er griff in ihre Haare und sie hob ihre Hände, um sich an seinen Armen festzuhalten und er zog sie noch ein Stück näher an sich. Jetzt berührten sie sich auch mit ihren Körpern und sie fühlte sich schrecklich aufgewühlt. Ihr fiel auf, dass sie unbedingt atmen musste und vielleicht schien ihm das genauso zu gehen, denn er gab ihren Mund frei und sie schnappte nach Luft. Er atmete ebenfalls schwerer als normalerweise, aber er hatte sie nicht losgelassen und schien das auch nicht vorzuhaben, so wie er sie ansah. "Sasuke", flüsterte sie unsicher, "das hier ist doch ein heiliger Ort und ich glaube nicht, dass-" Sie brach verwirrt ab, sein Blick ließ sie wieder erschaudern. "Aber-", sagte sie verwirrt, "ist das nicht komisch für dich, ich meine dein Bruder war hier und ...und...ich...also ich wollte dich wirklich nur ganz kurz ..., ich war gar nicht darauf aus, ich-" Er zog sie wieder zu sich und küsste sie erneut und sie vergaß, was sie eigentlich hatte sagen wollen. Sie wollte doch gar nicht, dass er aufhörte! Also unternahm sie nichts gegen seine Hand, als er sie nach unten wandern ließ und als er sie einen Moment später hochhob, schlang sie bereitwillig ihre Beine um ihn, um etwas Halt zu finden. Aber das war gar nicht nötig, es schien kein Problem für ihn zu sein, sie zu halten. Als es vorbei war, schlug sie sich beschämt ihre Hände vor ihr Gesicht. Hauptsächlich schämte sie sich, weil sie sich unglaublich glücklich fühlte und das schien ihr irgendwie etwas deplatziert, sie war sich nicht ganz sicher, ob sie nicht vielleicht gerade einen heiligen Ort entweiht hatten. Er griff sich wieder ihre Handgelenke und zog ihre Hände von ihrem Gesicht und sie musste lachen, weil sie sich so gut fühlte. "Tu was dagegen", sagte er und er ließ ihre rechte Hand los und berührte mit seinen Fingern kurz ihren unteren Bauch. Also kümmerte sie sich rasch darum, während er ruhig vor ihr stand und zusah. "Ich glaube mir ist jetzt etwas schwindelig", sagte sie. "Ich muss aus der Hitze raus." Am liebsten wäre sie einfach bis in alle Ewigkeit mit ihm hier drinnen geblieben. Aber so langsam hatte sie das Gefühl, dass sie wirklich aus dem warmen Wasser rausmusste. Besonders nach der Anstrengung eben. "Ja", sagte er. Und sie musste lachen. Sie war so glücklich und gut gelaunt, dass ihr nun sogar seine einsilbigen Antworten lustig vorkamen. Er warf ihr einen leicht irritierten Blick zu und das brachte sie bloß noch mehr zum Lachen. Dann schnappte sie erschrocken nach Luft, als er sie mit beiden Händen an der Taille griff. Aber er hatte sie bloß ein Stück hochgehoben und sie auf den flachen Stein gesetzt, auf dem ihre Kimonos lagen. Das brachte sie zum Verstummen, weil ihr wieder einfiel, dass es sie ja verlegen machte, ihn unbekleidet zu sehen und sie zog rasch ihre Beine aus dem Wasser, griff sich ihren Kimono und wandte sich dann schnell ab, um auf der anderen Seite von dem Stein zu rutschen, aufzustehen uns sich anzuziehen, wobei sie sich bemühte sich nur auf sich zu konzentrieren und ihm Privatsphäre zu lassen, indem sie nicht zu ihm hinsah. Während sie hinter ihm wieder die Treppen hinunterstieg, dachte sie, dass es sich ein bisschen so anfühlte, als ob sie dort oben an einem fremdartigen, magischen Ort gewesen wären und als ob sie nun in die Realität zurückkehren würden. Aber sie kehrten mit einer neuen, tieferen Nähe und Verbundenheit zurück, wie sie fand. Zwar hatte er nicht zugelassen, dass sie ihn küsste, aber dann hatte er sie geküsst und sie hatten einander geküsst und dann hatten sie auch noch alles andere getan und sie fand, dass sie sich auch emotional näher genommen waren. Es war wirklich ein glücklicher Zufall gewesen, dass sie dieser Gruppe Männer mit der geklauten Flasche voll Sake begegnet waren! Und obwohl sie sich immer noch ein bisschen schlecht fühlte, weil sie sich eventuell eben ziemlich unpassend verhalten hatten, war sie doch froh, denn sie glaubte, dass er sich nun wieder handlungsfähig und besser fühlte. Als sie zurück im Zimmer waren, zuckte sie erstmal vor den beiden Schlangen zurück. Aber eigentlich war das klar gewesen. Er ließ sein Schwert und seine Sachen nicht unbeaufsichtigt. Aber seine Kleidung konnte sie nirgendwo sehen. Also war er vielleicht tatsächlich ihrem Beispiel gefolgt und hatte sie zu Ihrer gelegt, damit sie gewaschen werden konnte. Das überraschte sie ebenfalls. Er war heute wirklich offen. Sie hoffte bloß, dass die Person, die die Sachen vielleicht schon abgeholt hatte, nicht ins Zimmer geschaut hatte. Denn dann hätte sie sich sicher sehr vor den zwei großen Schlangen erschreckt. Sakura ging zu einem der zusammengefalteten Futons hinüber und zog ihn ein Stück weiter in den Raum hinein, damit sie ihn für die Nacht bereitmachen konnte. Sie fragte sich, wie er nun wohl schlafen würde. So wie immer? Vielleicht schien er sich das auch zu fragen, denn er stand wieder bloß da und sah ihr zu. Offenbar war er nur so entschlossen, wenn er sich in Situationen befand, in denen er genau wusste, was er wollte und wie jeder normale andere Mensch auch, war er vielleicht manchmal ein wenig überfordert. Sie liebte ihn sofort noch mehr. Er kam ihr dadurch viel weniger kalt und viel menschlicher vor. Aber er trug auch nicht seine Klamotten und war nicht draußen und mit dem Kimono wäre es vielleicht irgendwie komisch, sich jetzt so hinzusetzen, wie er es normalerweise beim Schlafen tat. Doch sie hatte das Gefühl, sich heute schon übergriffig genug verhalten zu haben und sie wollte ihm auch auf keinen Fall das Gefühl geben, dass sie ihn bemuttern würde, darum entschied sie, dass das nichts mit ihr zu tun hatte und er selbst seine Entscheidung treffen würde und sie kroch einfach auf den Futon, den sie sich zurechtgemacht hatte. Sie beugte sich zur Seite, und zog das Proviantpaket zu sich heran. Sie hatte auf einmal ziemlichen Hunger. Also nahm sie einige von den Reiscrackern heraus und biss in einen hinein. Sie drehte sich zu ihm um, weil er dastand und sie beobachtete. Er wandte sich ab, ging entschieden zu dem zweiten Futon hinüber und sie konnte es kaum fassen, aber er zog ihn neben Ihren. Und er setzte sich auch und nahm sich ebenfalls etwas von dem Proviant. Sie biss rasch wieder in ihren Cracker und fing an zu kauen, um ihre Überraschung zu verbergen. Er war heute wirklich außergewöhnlich offen und komproissbereit! Zwar war sie sich ziemlich sicher, dass das wahrscheinlich nur temporär und dieser speziellen Situation geschuldet war, aber sie würde es einfach genießen! Das einzige Problem war, dass die Schlangen so sichtbar waren. Wenn sie draußen schliefen, dann blieben sie meist auf Abstand und verschwanden auch oft in den Schatten der Nacht. Mit zwei Schlangen, deren Körper teilweise so dick wie ihr Oberschenkel waren, in so einem kleinen Raum eingepfercht zu sein, fand sie nicht gerade toll. Sie hatte sich inzwischen an sie gewöhnt und das war auch gut so, denn zu Beginn ihrer Reise wäre sie in dieser Situation vermutlich durchgedreht, aber unangenehm waren sie ihr immer noch. Sie sahen einfach gefährlich und unheimlich aus und außerdem hatte Sasuke gesagt, dass sie sie als Beute betrachten würden, wenn er nicht wäre. Zu wissen, dass diese Schlangen zumindest rein theoretisch in der Lage wären, einen Menschen zu verspeisen, machte es irgendwie nicht gerade besser. Aber dass er sie gerufen hatte, zeigte, dass sie für ihn nicht bloß dazu da waren, ihn im Schlaf vor gefährlichen Wildtieren zu bewahren. Auch hier in diesem Tempel schien er lieber selbst für seine Sicherheit sorgen zu wollen. Sie hatte vermutet, dass er anderen Menschen nicht vertrauen konnte. Bei seiner Vergangenheit war das kein Wunder. Aber das hier war dann wohl der Beweis, der ihre Vermutung bestätigte. "Möchtest du noch etwas essen?", fragte sie. "Nein." Also packte sie den Rest des Proviants wieder zusammen. Für eine Mahlzeit würde es wohl noch ausreichen. Und morgen früh würden sie hier ja sogar Frühstück bekommen können. Gerade ging es ihr einfach nur gut! Sie schob das Proviantpaket wieder neben ihre Tasche, wobei sie versuchte, der gefleckten Schlange möglichst nicht zu nahe zu kommen. Dann ließ sie sich glücklich bäuchlings auf den Futon sinken, streckte sich aus und kuschelte sich in den frischen, weichen Stoff. Sie seufzte. Das warme Wasser hatte sie entspannt und müde gemacht und sie hatte ein frisches, weiches Bett. Und sie war mit Sasuke zusammen. Alles war perfekt. Sie sah zu ihm hin. Er saß im Schneidersitz da, etwas vorgebeugt, die Unterarme auf seine Beine gestützt und sah ihr zu. Sie lächelte ihn an. Dann rutschte sie von ihrer Decke herunter, hob sie an, kroch darunter und kuschelte sich ein. Dabei warf sie den Schlangen einen skeptischen Blick zu. Asura lag direkt vor der Öllampe. Also musste das Licht wohl anbleiben. Es war ohnehin ziemlich dunkel im Raum, weil die kleine Lampe es nicht schaffte, alles zu erhellen. Sie sah wieder zu ihm hin. "Schlaf", sagte er. "Bleibst du noch wach?", fragte sie. Er hatte doch nicht ernsthaft vor, so da sitzen zu bleiben, oder? So konnte doch niemand schlafen! "Ja." Sie dachte daran, dass sein Bruder, sein Vater und seine Verwandten auch in diesem Raum übernachtet hatten. Zumindest hatte das die alte Priesterin behauptet. Wahrscheinlich war das alles hier für ihn schwierig oder zumindest sehr merkwürdig und emotional aufgeladen. Sie hoffte wirklich, dass es in Ordnung für ihn war, dass sie hier waren. Gerne hätte sie ihn das und Vieles andere gefragt. Aber sie war sich sicher, dass er ihr nun nicht genau erzählen würde, wie er sich fühlte. Sie durfte es nicht übertreiben. Und sie hatte das Gefühl, dass sie es übertreiben würde, wenn sie sich nun noch weiter mit ihm beschäftigte. Er hatte 'schlaf' gesagt. Also wollte oder brauchte er nun vielleicht etwas Zeit für sich alleine. Das verstand sie. "Gute Nacht, Sasuke", flüsterte sie. Sie rollte sich wie immer ein wenig zusammen. "Ich habe dich sehr gern", flüsterte sie ganz leise und ohne zu ihm hinzusehen. Er antwortete nicht. Aber das war auch nicht nötig. Sie fühlte sich mit seinem Schweigen nicht unwohl. Er war da. Das war alles, was für sie zählte. Kapitel 24: Freundlichkeiten ---------------------------- Er schlief. Friedlich und im Liegen. Auf dem Futon, den er neben ihren gezogen hatte. Sie konnte es kaum fassen. Was für ein Glück sie doch gehabt hatte, dass sie vor ihm erwacht war! Denn jetzt konnte sie ihn ansehen. Sie war eben erst aufgewacht, die Vögel draußen hatten sie mit ihrem Gezwitscher geweckt. Aber vermutlich war sie ohnehin schon kurz vor dem Aufwachen gewesen, denn sie fühlte sich ausgeruht und ausgeschlafen. Nun lag sie auf der Seite, eingekuschelt in den warmen, weichen Stoff und sah ihm beim Schlafen zu. Er lag auf dem Rücken, hatte sich zugedeckt und er atmete ruhig. Im Schlaf sah er entspannt aus, nicht so kontrolliert und reserviert wie normalerweise. Sie fand es schön, ihn so zu sehen. Vielleicht, so dachte sie, hatte er noch lange wachgelegen und an seine Vergangenheit oder seinen Bruder gedacht. Sie betrachtete ihn noch eine ganze Weile, bevor sie sich traute sich zumindest leicht zu bewegen, um zu sehen wo die Schlangen waren. Asura lag vor der Tür. Die gefleckte war in ihrer Nähe. Beide sahen zu ihr hin, aber sie rührten sich nicht. Draußen schien es schon hell geworden zu sein, denn warmes, gedämpftes Morgenlicht schien durch die papierverkleidete Schiebetür herein, auf der Seite, auf der man zu der Treppe hoch zu der heiligen Quelle gelangte. Sie wandte ihren Blick wieder ihm zu. Auf dem Gang auf der anderen Seite des Raumes hörte sie, wie jemand sich der Tür näherte, stehen blieb und dann kurze Zeit später wieder ging. Vielleicht waren ihnen gerade ihre frischgewaschenen Sachen wiedergebracht worden. Er regte sich leicht. Das Geräusch der Schritte schien ihn aufgeweckt zu haben. Nun öffnete er seine Augen. Allerdings nicht langsam und verschlafen, sondern ganz plötzlich. Und er setzte sich auch sofort auf, ließ seinen Blick einmal durch den Raum streifen, wie um zu prüfen, ob alles in Ordnung war und sah dann zu ihr. "Guten Morgen!", sagte sie gut gelaunt und lächelte leicht. "Guten Morgen", erwiderte er, wobei er sie weiter ansah und sie hätte beinahe vor Verblüffung den Mund geöffnet. Normalerweise erwiderte er so etwas nicht und sie hatte immer das Gefühl es ein wenig ins Nichts zu sagen. Aber heute war das wohl anders. "Ich glaube unsere Sachen sind eben gebracht worden", sagte sie und sie richtete sich ebenfalls auf, um sich auf dem Futon hinzusetzen. Sie warf einen skeptischen Blick zu Asura hinüber. Er lag nach wie vor mitten vor der Tür. Aber sie hatte gestern erst das Argument benutzt, dass sie sich in Bezug auf die Schlangen überwunden hatte und nun wollte sie nicht gleich wieder das Gegenteil beweisen. Daher stand sie langsam auf und ging ein bisschen zögerlich auf Asura zu. Sie hörte, wie Sasuke sich hinter ihr ebenfalls erhob. "Geh zur Seite", befahl er. Asura gehorchte umgehend und entfernte seinen Körper ein wenig zu einer Seite hin, sodass Sakura nun problemlos an die Tür herantreten und sie aufschieben konnte. Sie hatte richtig vermutet. Ihre Kleidung lag ordentlich zusammengefaltet da, wo sie sie gestern abgelegt hatten. Sie nahm beide Stapel hoch und freute sich über das Gefühl des frisch gewaschenen Stoffs. Es würde schön sein, die frischen Sachen anzuziehen. Sie richtete sich wieder auf, schob die Tür wieder zu und drehte sich herum. "Danke", sagte sie freundlich zu Asura, als die schwarze Schlange noch ein wenig mehr Platz für sie machte. Er zischte. Vielleicht als Antwort. Sakura blieb vor Sasuke stehen, reichte ihm seine Sachen und er nahm sie ihr ab. Draußen ging wieder jemand vorbei. In der Ferne ertönte ein 'Gong'. "Oh!", sagte Sakura erfreut. "Die Priesterin meinte, das sei das Signal zum Frühstück!" Sie sah ihn ein wenig unsicher an. "Also, falls wir dafür noch Zeit haben. Wenn du findest wir sollten aufbrechen, dann-" "Geh ruhig." Das hatte sie befürchtet. Aber damit war zu rechnen gewesen. "Ich warte vor dem Tempel. Wenn du zurück bist, brechen wir auf", sagte er. "Ich muss nicht unbedingt-", setzte sie an. "Du willst gehen", unterbrach er sie. "Also solltest du es tun." Das stimmte schon. Sie hatte Lust auf ein richtiges Frühstück, aber vorallem wollte sie sich bei der Priesterin für die Gastfreundschaft und ihre Großzügigkeit bedanken und sich in Ruhe verabschieden. "Ich würde gerne gehen", sagte sie. Er nickte einmal leicht. "Danke", sagte sie, bezogen darauf, dass er auf sie warten würde. Sie warf ihm kurz einen unsicheren Blick zu, dann ging sie zu dem Kleiderbügel, auf dem der Kimono gehangen hatte, den sie trug. Sie legte ihre Sachen davor ab, zögerte ganz kurz und entschied dann, dass sie sich ruhig vor ihm umziehen konnte. Er hatte sie nun wirklich schon sehr oft unbekleidet gesehen, das machte jetzt auch keinen Unterschied mehr. Also zog sie sich erst aus und dann wieder an. Bevor sie sich umdrehte, lauschte sie kurz, ob er sich vielleicht auch umkleidete, aber sie hörte nichts. Stand er immer noch so da, mit seinen Klamotten im Arm? Sie wandte sich um und sah sich in dieser Vermutung bestätigt. Und offenbar hatte er ihr zugesehen. Sie fühlte sich promt etwas verlegen. Sie bückte sich, um ihren Futon wieder aufzuräumen. "Ich mache das und bringe deine Sachen mit", sagte er. Sie sah überrascht zu ihm und sie richtete sich wieder auf. "Okay, ähm, danke", sagte sie. "Dann...also dann gehe ich jetzt frühstücken und komme gleich zu dem Eingang des Tempels. "Ja." Sie lächelte ihn an und er machte mit seiner freien Hand ein Handzeichen. Die Schlangen verschwanden. "Da ist noch Proviant, falls du möchtest", sagte sie und deutete auf das Paket. Er nickte. Sie warf ihm einen letzten Blick zu und ging dann hinaus. Während sie den Weg durch die Gänge zum Frühstückssaal des Tempels ging, den ihr die Priesterin beschrieben hatte, dachte sie, dass sie sich in kurzer Zeit schon viel vertrauter geworden waren. Gerade hatten sie sich fast ganz normal miteinander verhalten. Beinahe routiniert. Ihre Absprache gerade hatte etwas Alltäglichtes gehabt, ein bisschen so, wie sie es auch bei Ino und Sai beobachtet hatte. Der Gedanke brachte sie wieder dazu glücklich zu lächeln. Die Priesterin schien nicht überrascht zu sein, dass sie alleine gekommen war. Sie erkundigte sich höflich nach ihrem Befinden und Sakura bedankte sich in ihrer beider Namen für die Gastfreundschaft. Die alte Frau wiederum betonte noch einmal ihren Dank, weil ihr Rücken sich so gebessert hätte. Nach Sasuke fragte sie nicht nochmal. Erst, als sie beide zum Eingang gingen, sprach sie das Thema an. "Es ist schwierig mit ihm, nicht wahr?", fragte sie mit einem wissenden Lächeln, wie es nur alte Menschen haben konnten, die schon viel erlebt hatten. Sakura sah zu Sasuke hin. Er lehnte etwa zwanzig Meter entfernt an dem Torii Bogen, der den oberen Teil der Treppe zierte. Er hatte ihre Tasche über seiner Schulter und sah ihnen entgegen. "Er gibt sich viel Mühe denke ich", antwortete Sakura mit einem Lächeln. "Jeder braucht jemanden, der ihn liebt", sagte die alte Frau seufzend und sie blieb stehen, denn offenbar hatte sie vor, sich hier zu verabschieden. "Es ist gut, dass er jemanden hat. Gut für ihn und auch gut für andere. Männer mit so viel Macht verlieren sich schnell in der Dunkelheit, wenn sie keine Liebe bekommen. Und in seinem Fall wäre das wohl ein sehr großes Problem." Sakura lächelte verlegen. Offenbar sahen ihr auch Fremde an, wie stark sie für ihn fühlte. "Ich wünsche dir alles Gute und viel Kraft für deine Aufgabe, junge Konoichi!", sagte sie alte Priesterin und griff kurz nach ihren Händen, um sie zum Abschied zu drücken. Sakura bedankte sich ein letztes Mal und während sie auf Sasuke zuging, dachte sie, dass es das allererstemal gewesen war, das jemand positiv auf ihre Liebe für ihn reagiert hatte. "Danke, dass du gewartet hast!", sagte sie fröhlich, als sie bei ihm ankam. Sie hielt ihm das Onigiri hin, das sie für ihn aus der Küche bekommen hatte. Er musterte es, ohne es zu nehmen. "Möchtest du es?", fragte sie ein wenig unsicher. "Hat dir das jemand für mich gegeben?", fragte er. Nun war sie verwirrt. "Ich habe es von einer der Priesterinnen bekommen, weil du nicht zum Frühstück gekommen bist. Sie hat gesagt, ich soll es dir gegeben." Er verengte ein wenig die Augen. Er nahm es ihr aus der Hand. Dann drehte er sich um, und fing an die Treppe hinunter zu gehen, um den Tempelhügel wieder zu verlassen und zurück auf die Straße zu kommen. Das Onigiri warf er neben sich zwischen die Bambuspflanzen. Kapitel 25: Körperwärme ----------------------- Einen Moment stand sie verwirrt da bevor sie ihm nachlief. "Warum hast du es weggeworfen?", fragte sie irritiert, sobald sie bei ihm ankam. Sie fühlte sich verletzt. Er sagte nichts, aber er sah kurz zu ihr. "Sieh mich nicht so an." "Was?", fragte sie noch irritierter. Er verwirrte sie. Er verhielt sich doch hier merkwürdig! Sie durfte ihn ja wohl ansehen, wie sie wollte! Jetzt war sie nicht mehr verletzt sondern verärgert. Er warf ihr wieder einen Blick zu und kurz glaubte sie, dass er belustigt ausgesehen hatte. "Also sagst du mir nicht, warum du es weggeworfen hast?", fragte sie ärgerlich. Er sagte nichts dazu, aber ein paar Sekunden später blieb er unten an der Treppe stehen und sie rannte fast in ihn hinein, weil das so unvermittelt gekommen war. Er drehte sich zu ihr um. Sie hatte immer noch das Gefühl leichte Belustigung in seinem Gesicht zu sehen. Sicher war sie sich allerdings nicht. Sie sah irritiert und verletzt und verärgert zu ihm hoch. Dann zuckte sie leicht, als er seine Hand nach ihr ausstreckte. Er legte seine Finger unter ihr Kinn und drückte ihr Gesicht sanft aber bestimmt noch etwas weiter nach oben. Dann, ganz langsam, beugte er sich zu ihr. Ihr Herz fing sofort an schneller zu schlagen und als er ihre Lippen berührte, hatte sie das Gefühl, dass ihr leicht schwindelig wurde. Jetzt war sie nur noch verwirrter. Für Verärgerung oder Verletzung war kein Platz mehr und ihre Wangen fühlten sich sehr warm an und sie hatte wieder dieses merkwürdige Glücksgefühl im Magen. Er löste sich wieder von ihr, richtete sich wieder auf und musterte sie einen Moment. Jetzt wirkte er eher zufrieden als belustigt. Dann nahm er seine Finger von ihrem Kinn. Er drehte sich kommentarlos um und ging weiter die Straße entlang. Sie stand einen Moment wie versteinert da und dann vergrub sie kurz ihr Gesicht in ihren Händen. Sie war so hoffnungslos verloren, er konnte einfach mit ihr machen, was er wollte! Und eben hatte er gewollt, dass sie aufhörte zu fragen, weil sie ihn genervt hatte. Und ein Kuss reichte, um sie zum Schweigen zu bringen. Wie immer lernte er sehr schnell. "Du bist wirklich erbärmlich!", flüsterte sie leise an sich selbst gewandt. Aber es war nicht zu ändern. Also richtete sie sich gerade auf und straffte ihre Schultern. Dann ging sie ihm nach. Allerdings hielt sie Abstand. So ungefähr zehn Meter. Denn sie ärgerte sich über ihn. Und über sich selbst. Und da es absolut nichts bringen würde, ihm das mitzuteilen, weil er ohnehin immer einfach tat, was er wollte, beschloss sie, sich für die nächste Zeit einfach auf sich zu konzentrieren. Das Dorf und der Tempelberg waren nun in der hügeligen Landschaft nicht mehr zu sehen. Aber man merkte noch immer, dass sie nicht weit entfernt waren, denn auf den Straßen war einiges los und ihnen begegneten mehr Menschen, als in den letzten Tagen. Sakura hatte das Gefühl, dass es ihr gerade ganz gut tat ein bisschen für sich zu sein. Er hatte diesen Moment ja immer, wenn er sie zuerst einschlafen ließ. Aber sie beschäftigte sich die meiste Zeit über damit ihn zu beobachten, ihn etwas zu fragen oder über ihn nachzudenken. Sie dachte auch so ein wenig über das Onigiri nach, aber abgesehen davon blieb sie mit ihren Gedanken bei sich und bald fühlte sie sich wieder zufrieden und ausgeglichen. Er akzeptierte ihren Abstand und beschäftigte sich nicht weiter mit ihr oder den Menschen, die ihnen entgegenkamen. Zumindest bis sich ihnen gegen Mittag auch eine Gruppe Ninjas näherte. Es waren sechs Männer und sie schienen zu keinem Dorf zu gehören, zumindest soweit Sakura das auf die Entfernung beurteilen konnte. Sasuke war gerade stehengeblieben und sah ihnen zu, wie sie näher kamen. Sie musterten ihn ebenso konzentriert. Sakura kam bei ihm an, als sie noch drei Meter entfernt waren und er ging wieder weiter, sobald sie neben ihm war, also blieb sie nicht stehen. Hatte er gerade extra auf sie gewartet? Das war ihr so vorgekommen. Er hatte sich sogar so hingestellt, dass sie nun am Rand der Straße ging und nicht nahe an den Ninjas vorbeikam, weil er auf dieser Seite lief. Aber wahrscheinlich war das bloß Wunschdenken, weil sie die Vorstellung schön fand, dass er auf sie aufpasste. Sie sah die Ninjas neugierig an, als sie an ihr vorbeikamen. Vielleicht etwas länger, als sie es getan hätte, wenn sie nicht mit ihm unterwegs gewesen wäre. Sie sahen stark und sehr abgehärtet aus, auf eine unangenehme Art und Weise. Es schienen tatsächlich Söldner zu sein und sie musterten Sasuke und sie ebenfalls interessiert. Sakura vermied rasch wieder den Blickkontakt, wie sie es eigentlich gleich getan hätte, wenn er nicht dabei gewesen wäre. Doch seine Anwesenheit gab ihr ein beinahe surreales Gefühl der Sicherheit. Sie hatte mehrfach mit eigenen Augen gesehen wozu Naruto und er in der Lage waren. Und das war schlicht übermenschlich. Jetzt wo sie wieder neben ihm ging, musste sie die ganze Zeit daran denken, dass er sie wieder geküsst hatte. Und obwohl er sie vielleicht nur hatte ablenken wollen, war sie doch froh darüber. Sie hatte sich gefragt, ob das nun etwas werden würde, was sie wie das körperliche Zusammensein ab jetzt regelmäßig tun würden, oder ob er das nur in diesem Moment in der heißen Quelle gewollte hatte und das als Ausnahme betrachtet hatte. Doch nach dem, wie er sich verhalten hatte, wagte sie nun zu hoffen, dass auch Küssen nun etwas werden würde, was sie zusammen taten. Damit fühlte sie sich fast ein bisschen so, als wäre er nun der Mann, der zu ihr gehörte und sie die Frau, die zu ihm gehörte. So wie bei ihren Eltern oder bei Ino und Sai oder Shikamaru und Temari. Und vielleicht hoffentlich bald auch wie bei bei Naruto und Hinata. Aber natürlich hatte sie keine Ahnung, ob Sasuke überhaupt in eine solche Richtung dachte. Vielleicht wollte er sich gar nicht auf eine Frau festlegen. Naruto würde das tun. Er war so treu! Sie musste bei dem Gedanken an Naruto lächeln. Auf gar kein Fall würde sie ihren momentanen Platz an Sasukes Seite aufgeben wollen, aber sie vermisste Naruto ein bisschen. Sie hatte ihr ganzes Leben lang immer so viel Zeit mit ihm verbracht, dass es sich ganz merkwürdig anfühlte, wenn er nicht bei ihr war. Das war sie gar nicht mehr gewohnt. Aber natürlich würde sie sich daran gewöhnen müssen. Wenn er erst mit Hinata zusammen war, dann konnte sie ihn unmöglich wie sonst beinahe täglich sehen. Das würde nicht mehr angemessen sein. Sie sah auf und bemerkte, dass er sie beobachtete. Er sah sie fragend an. "Ich habe nur an Naruto gedacht", sagte sie mit einem Lächeln. Er musterte sie. "Willst du zu ihm zurückzukehren?" "Nein!", sagte sie rasch. Sie wollte nicht, dass er ihr nun wieder sagen würde, dass das das Beste für sie wäre. "Das will ich nicht!" Er musterte sie weiter. "Ich bin nur gewohnt, dass er da ist, verstehst du?", fragte sie. "Wir reden viel und normalerweise weiß ich, was er so treibt und wie es ihm geht und ich habe mich einfach gefragt, ob es ihm gut geht." "Du vermisst ihn." "Ich-", sie wusste nicht recht, was er jetzt von ihr wollte. "Ja, also... als Freund." Sie wollte, dass es keine Missverständnisse gab. "Sicher?" Jetzt blieb sie stehen und blickte ihn überfordert an. Er blieb ebenfalls stehen und wandte sich ihr zu. "Bist du sicher, dass du es nicht bereuen wirst, das, was er dir bieten könnte, einzutauschen für das, was du von mir bekommen kannst?" Sie konnte ihn nur weiter überfordert ansehen. "Warum...", sagte sie sehr vorsichtig, "fragst du mich das?" Er schwieg. War er jetzt eifersüchtig? Weil sie an Naruto gedacht und gelächelt hatte? Nein, das konnte nicht sein! So war er nicht. War das wieder seine Art, sich um sie zu kümmern? Indem er sie erkennen lassen wollte, dass er ihr nicht gut tat und dass Naruto besser für sie wäre? "Ich habe dir doch gesagt, das Thema ist erledigt! Er wird sich mit Hinata-" "Mich interessiert nur, was du willst", unterbrach er sie. "Und ich möchte wissen, ob du mittlerweile Zweifel bekommen hast. Du hast dir vielleicht alles anders vorgestellt und nun wünschst du dir vielleicht, dass du bei ihm geblieben wärst und ihn nicht abgewiesen hättest. Für mich. Er ist die weit bessere Partie für eine Frau. Wir mögen gleich stark sein, aber er hat die Vorzüge seiner Persönlichkeit, er hat Ansehen, sozialen Status, wird bald Hokage sein, er würde dich auf Händen tragen und du hättest als seine Frau einen hohen Rang inne. Er würde Kinder mit dir wollen und ihr wärt überall beliebt, hoch geachtet und würdet gut behandelt werden." "Ich glaube, er ist seit längerem schon gedanklich mehr bei Hinata als bei mir", sagte sie leise und ernst. "Er hat mich, glaube ich, in der letzten Zeit nur noch aus Gewohnheit geliebt. Und das ist gut so! Ich will, dass sie zusammenkommen! Sie wird ihn glücklich machen! Und ich will bei dir sein! Was muss ich tun, damit du mir glaubst? Ich tue doch schon alles, was möglich ist, oder nicht?" Er schwieg und sah sie nur an. "Du musst dich nicht schlecht fühlen, falls du das tust", sagte sie leise. "Es ist nicht deine Schuld. Du hast mir nie etwas vorgemacht oder etwas versprochen. Ich habe mich selbst für diesen Weg entschieden. Und ich bereue nichts!" "Vielleicht wirst du das in Zukunft noch", sagte er. "Das ist dann mein Problem und nicht deines", sagte sie trotzig. Wieso wollte er das nicht verstehen? "Ich werde dir wieder wehtun", sagte er sanft. "Wie meinst du das?", fragte sie vorsichtig. Meinte er das so allgemein, oder hatte er etwas Bestimmtes im Sinn? Er drehte sich um und ging weiter. "Ich habe dich gewarnt", sagte er bloß, ohne sich nochmal umzudrehen. "Beschwer dich nicht bei mir, wenn es soweit ist." Sie lief ihm rasch nach, um ihn einzuholen. "Werde ich nicht!", sagte sie entschlossen. "Ich habe mich nie bei dir beschwert und werde es auch nicht tun!" "Gut." Danach schien jeder seinen eigenen Gedanken nachzuhängen und sie sprachen lange nicht wieder. Und als sie wieder sprachen, ging es nur um darum, wo sie rasten wollten und um das Essen und danach rief er die Schlangen und ließ sie dann ebenfalls kurz alleine, nachdem sie von ihrer Körperpflege zurück war. Als er wiederkam, hatte sie sich schon ihre Schuhe ausgezogen, sich auf ihren Mantel gelegt, sich zugedeckt und etwas zusammengerollt. Er zog seinen eigenen Mantel aus seiner Tasche und sie beobachtete, wie er ihn neben ihr auf dem Boden ausbreitete. Er ließ sich darauf nieder. Dann sah er zu ihr. "Komm her", sagte er. Sie hob verdutzt den Kopf und sah zu ihm hoch. "Was?", fragte sie, weil sie glaubte, sich verhört zu haben. "Ich denke immer noch, dass du einen Fehler machst. Aber du kannst herkommen. Das willst du doch." Sie hatte sich also nicht verhört. Aber so richtig glauben konnte sie es dennoch nicht. Sie setzte sich zögerlich wieder auf und ihr Mantel rutschte von ihr. Sofort wurde es kühler. Er sah sie abwartend an. Also erhob sie sich und ließ sich dann vorsichtig neben ihm wieder auf seinen Mantel sinken. Ihr Herz klopfte schon wieder unnötig dolle. "Aber", sagte sie und sie sah sich um, denn hier konnte er sich nirgendwo anlehnen, "hier kannst du nicht im Sitzen schlafen und du magst es doch nicht zu liegen. Dann fühlst du dich doch unwohl, nicht wahr?" "Dann werde ich mich wohl wieder überwinden müssen", antwortete er bloß. Er griff nach seinem Kragen und sie sah ihm verwirrt dabei zu, wie er sein Oberteil öffnete. Er sah so unglaublich gut aus. "Du auch", sagte er. Sie befolgte die Aufforderung beinahe automatisch, auch wenn sie nicht so recht verstand, worauf er aus war. Er sah sie nicht so an, als ob er vorhätte, sich nun mit ihr zu vereinigen. Wenn er das wollte, sah er anders aus. Er beugte sich vor, griff nach dem Stoff ihres Oberteils und wie er es schon einmal getan hatte, zog er ihn gewaltsam etwas auseinander, weil das Band um ihre Taille den Stoff zusammenhielt, auch wenn sie das Oberteil geöffnet hatte. Er griff an ihr vorbei nach ihrem Mantel und sagte: "Leg dich hin." Auch das befolgte sie, wobei sie versuchte die Hoffnung zu unterdrücken, die in ihr aufkam. Aber scheinbar war das gar nicht nötig. Denn er warf ihren Mantel als Decke über sie und dann legte er sich zu ihr. Er hielt ihr seinen Arm auf. Und sie musste sich mal wieder zusammenreißen, um nicht vor Glück loszuweinen. Rasch kam sie auch dieser Aufforderung nach und er zog sie an sich. Er deckte sich ebenfalls mit ihrem Mantel zu und legte dann seinen anderen Arm über sie. Er zog sie noch ein wenig fester an sich und drückte sie an seine Brust. Sie legte ihren Kopf vorsichtig an seinen Hals. Und sie hatte ein bisschen das Gefühl, dass das alles zu schön für die Realität sein müsste und dass es vielleicht bloß ein Traum war. Dass er ihr diese Nähe gab, ohne auf seine Befriedigung aus zu sein, war mehr, als sie jemals zu hoffen gewagt hatte. Sie drückte sich an ihn und versuchte jede Sekunde zu genießen, aber sie fühlte sich so aufgewühlt, dass ihr das kaum gelang. "Machst du das nur für mich?", fragte sie nach ein paar Minuten schüchtern. Sie wollte so gerne wissen, wie er sich gerade fühlte. Wie so oft dachte sie, dass er nicht antworten würde. Aber dann tat er es doch. "Ich kenne Körperkontakt nur vom Kämpfen", sagte er leise. "Ich wusste nicht, wie es sich anfühlt. Die warme Haut und der Duft einer Frau." Ihr Herz klopfte aufgeregt in ihrer Brust und sie wusste, dass er es spüren konnte und wahrscheinlich fand er sie schwach deswegen. Aber seine Worte hatten sie bloß noch glücklicher gemacht. Denn das hieß doch, dass ihm das hier gefiel. Und dass sie ihm auf mehr als eine Weise gute Gefühle machen konnte. Und dieser Gedanke gefiel ihr. Auch wenn er nicht speziell von ihr, sondern von Frauen im Allgemeinen gesprochen hatte. Sie schmiegte sich noch ein wenig mehr an ihn. "Hast du das Onigiri weggeworfen, weil du Sorge hattest, dass es vergiftet sein könnte?", fragte sie nach ein paar Minuten leise. Sie war sicher, dass er noch wach war. "Schlaf." "Aber ich dachte, Gift kann dir nichts mehr anhaben?" "Ich bin immun gegen fast alle Gifte", antwortete er. "Mir wird maximal von manchen noch leicht übel. Aber es gibt eine seltene Giftpflanze, gegen die ich nicht immun bin. Und es ist möglich, dass Gifte existieren, von denen weder ich noch Orochimaru etwas wissen, also kann man nie ganz sicher sein." "Und...du denkst..., dass dieses Misstrauen von dir nötig ist?" Wahrscheinlich war es das. Sensei Kakashi hatte ja auch schon etwas in die Richtung gesagt. Er hatte gesagt, dass andere Länder gefordert hätten, dass Sasuke hingerichtet oder zumindest bestraft werden würde. Und das waren offizielle und gut durchdachte Forderungen gewesen. Das hieß, dass es im Geheimen diesen Wunsch noch weit verstärkt geben musste. "Schlaf", wiederholte er. Also würde sie an diesem Punkt wohl heute Abend nicht mehr weiterkommen. Aber sie konnte nicht gleich einschlafen, denn sie wollte wach bleiben und diesem Moment so lange wie möglich auskosten. Sie fühlte sich so wohlig und warm und sicher und geborgen und glücklich und dankbar. Es machte ihr nichtmal etwas aus, dass sie eine der Schlangen direkt hinter sich hörte, wie sie sich leicht bewegte und leise zischte. Sie hatte nicht einmal das Bedürfnis, sich nach dem Geräusch umzudrehen und zu sehen, ob sie ihr zu nah war. Trotzdem wurde sie schließlich sehr müde, obwohl sie versuchte nicht einzuschlafen. Doch da sie sich so wohl fühlte, wurde es immer schwieriger die ruhige Schwere des Schlafes abzuwehren. Das letzte, was sie wahrnahm, war der Ruf einer Eule. Und, dass er seine Finger an ihrem Hinterkopf ganz sachte durch ihre Haare gleiten ließ. Und, dass er einmal tief einatmete, vielleicht, weil er wirklich fand, dass sie gut roch und er ihren Duft aufnehmen wollte. Kapitel 26: Glück und Schrecken ------------------------------- //Triggerwarnung: Gewalt// Sie erwachte auch an diesem Morgen vor ihm. Wahrscheinlich, weil sie vor ihm einschlief und damit logischerweise auch vor ihm ausgeschlafen war. Sie brauchte ein paar Sekunden, um zu realisieren, dass es kein Traum war, dass sie in seinen Armen erwachte. Sie blieb ganz still liegen, in der Hoffnung noch möglichst viel Zeit zu haben, bevor er Aufwachen würde. Denn dann würde er aufstehen. Aber vielleicht würden sie am nächsten Abend wieder so schlafen? Oh, wie glücklich sie das machen würde! Er hatte sich seit Beginn ihrer Reise sehr verändert. Zumindest was sein Verhalten ihr gegenüber anging. Und nun fing sie doch an zu hoffen, dass aus ihnen so etwas wie ein festes Paar werden könnte. Noch vor Kurzem hätte sie sich alleine damit zufrieden gegeben, dass sie ihn begleiten und etwas Zeit mit ihm verbringen dürfte und sie hatte davon geträumt, dass er sie nur ein einziges Mal küssen würde. Aber nun war so viel mehr passiert als das! Und das ließ auch ihre Hoffnungen und Träume wachsen. Leider gab es dadurch auch viel Potential für Enttäuschungen. Doch damit würde sie sich dann beschäftigen, wenn es soweit war. Nun regte er sich leicht, aber er ließ sie nicht los, sondern er verstärkte bloß seinen Griff um sie. Ihr Herz machte einen kleinen, freudigen Hüpfer. Es war so schön, seine warme Haut an ihrer zu spüren. Sie konnte fühlen wie er atmete und wenn sie sich darauf konzentrierte, konnte sie sogar seinen ruhigen, gleichmäßigen Herzschlag wahrnehmen. "Ich liebe dich so sehr", flüsterte sie ganz ganz leise und erfüllt von tiefer Dankbarkeit. Wieder musste sie daran denken, was in den letzten Jahren alles passiert war. Wieder dachte sie daran, wie er sie vor acht Monaten noch mit diesem Genjutsu belegt hatte. Damit sie nicht stören würde, während er mit Naruto kämpfte, um ihn zu töten. Und wie immer, wenn sie daran dachte, fiel es ihr sehr schwer zu glauben, dass sie nun zusammen unterwegs waren. Und dass sie nun mit ihm so hier lag. Dass er sie die ganze Nacht im Arm gehalten hatte. Sie dachte darüber nach, was er ihr gestern Abend gesagt hatte. Dass er Körperkontakt nur aus dem Kampf kannte. Und dass ihm ihre warme Haut und ihr Duft gefielen. Sie wusste, wie sein Leben verlaufen war. Trotzdem war so etwas für sie kaum vorstellbar. Sie hatte ständig Körperkontakt zu anderen Menschen. Zu ihren Eltern, zu Ino, zu Naruto, zu ihren Patienten, manchmal zu Kollegen oder Bekannten, denen man zur Begrüßung die Hand gab. Aber selbst solche flüchtigen Berührungen im Alltag hatte er ja gar nicht. Sie versuchte sich das vorzustellen und es gelang ihr nicht so richtig. So etwas gehörte eigentlich ganz natürlich zu einem Leben dazu. Sie bewegte ganz leicht die Finger ihrer rechten Hand, die sie auf seiner Brust liegen hatte, um ganz sachte über seine Haut zu streichen. Umso wertvoller kam es ihr vor, dass sie das Privileg hatte, ihn berühren zu dürfen. Wahrscheinlich waren sie und Naruto zumindest momentan die einzigen Menschen auf der Welt, bei denen er das zulassen würde. Und die sich das überhaupt trauen würden. Und Naruto und er fassten sich natürlich eigentlich nicht an. Selbst Naruto war, was das anging, vorsichtig bei ihm. Irgendwie war klar, dass er Sasuke nicht wie andere Leute mit einem lässigen Handschlag begrüßen konnte. So gesehen war sie also vielleicht tatsächlich momentan die einzige Person auf der Welt, die ihn ungestraft anfassen konnte. Er regte sich wieder leicht und jetzt ließ er sie ein bisschen los, sodass sie ein paar Zentimeter zurückweichen und ihm ins Gesicht sehen konnte. Er schlief noch, aber sicher würde er gleich aufwachen. Und vielleicht war sie auch die einzige Person auf der Welt, die ihn schlafend sehen durfte. Ihr Blick wanderte zu seinen perfekt geformten Lippen. Küssen hatte sie ihn allerdings noch nicht können. Nicht von sich aus. Bisher hatte nur er sie geküsst. Diese Form der Berührung von ihr hatte er noch nicht zugelassen. Es schien wichtig für ihn zu sein, dass immer er entschied und immer er alles kontrollierte. Das konnte sie auch verstehen. Er brauchte das Gefühl von Kontrolle. Denn Vertrauen in andere hatte er nicht. Sein Leben war nicht so verlaufen, dass er so etwas hätte lernen oder entwickeln können. Oh, wie gerne sie ihn nun einfach wachküssen würde! Aber das traute sie sich nicht. Er hatte ihr für sowas noch keine wirkliche Erlaubnis erteilt. Und wenn sie es übertreiben würde, dann würde er sich mit ziemlicher Sicherheit wieder zurückziehen. Er musste das Tempo vorgeben und entscheiden können, für wie viel Nähe er bereit war. Sie zuckte zusammen, als er wieder wie am gestrigen Morgen auch völlig unvermittelt die Augen öffnete. Sie verstand nach wie vor nicht, wie jemand so Aufwachen konnte! Das war gruselig und unmenschlich. Aber wahrscheinlich fühlte er sich nicht sicher, was sich zu bestätigen schien, weil er sich wieder gleich ein wenig aufrichtete und sich kurz umsah. "Guten Morgen!", sagte sie fröhlich und unterdrückte ihre Enttäuschung, weil er wegen der Bewegung seinen Arm von ihr genommen hatte. "Hast du gut geschlafen?" Er ließ sich wieder zurück auf seinen Mantel sinken und drehte sein Gesicht zu ihr. "Ja." "Ich auch", teilte sie ihm lächelnd mit, obwohl er gar nicht danach gefragt hatte und es vielleicht auch gar nicht wissen wollte. Beinahe unwillkürlich wanderte ihr Blick wieder zu seinen Lippen. Kurz sah sie ihm wieder in die Augen. Er lag einfach da, auf dem Rücken, das Gesicht zu ihr gedreht und sah sie an. Und sie entschied sich, es noch einmal zu versuchen. Sie hatte ihr Versprechen, dass sie das nicht noch einmal probieren würde, ja schließlich nie richtig beendet, weil er sie nicht hatte ausreden lassen und dann hatte er sie geküsst. Und gestern morgen hatte er sie beinahe beiläufig geküsst, nur um sie zum Schweigen zu bringen. Also war es vielleicht ja okay, wenn sie es nochmal versuchte. Sie traute sich nicht, noch einmal in seine Augen zu sehen und stattdessen strich sie mit ihren Fingern über seinen Oberarm. Schade, dass er sein Oberteil nur geöffnet und nicht ausgezogen hatte und sie deshalb nur den Stoff unter ihren Fingern fühlen konnte. Sie näherte sich langsam und vorsichtig seinen Lippen. Weit war es ja nicht. Jetzt waren es nur noch ein paar Millimeter. Und bisher hatte er nicht wieder sein Gesicht weggedreht. Trotzdem hielt sie nun zögernd inne. Sie war wirklich erbärmlich! Sie hatte Angst vor seiner Reaktion. Aber sie wollte es so sehr. Er rührte sich nicht und kam ihr nicht entgegen und das verunsicherte sie. Sie traute sich einfach nicht. Sie senkte verlegen ihren Kopf wieder, umfasste seinen Oberarm und legte beschämt ihre Stirn an seine Schulter. "Sakura." Wie immer, wenn er ihren Namen aussprach, überlief sie ein Schaudern. Sie hob rasch wieder ihr Gesicht, um ihn ansehen zu können. Dann war sie gezwungen ihre Hände von seinem Oberarm zu nehmen, weil er sich auf die Seite drehte, sich auf den Arm gestützt leicht aufrichtete und sich ihr zuwandte. Er griff mit seiner anderen Hand in ihren Nacken. Er zog sie etwas zu sich. Sie erschauderte erneut, als sie seinen Atem auf ihren Lippen fühlte. Aber er küsste sie nicht. Er hatte Millimeter vor ihr innegehalten. Wollte er, dass sie es tat? Verstand sie das richtig? Und dann überwandt sie einfach ohne weiter nachzudenken das letzte Stück Distanz und drückte ein wenig zaghaft ihre Lippen auf seine. Sie wollte ihm eigentlich nur einen kurzen Kuss geben und wieder zurückweichen, aber seine Hand in ihrem Nacken ließ es nicht zu. Er schien sie dabehalten zu wollen. Und nun küsste er sie und sie ließ sich sofort bereitwillig darauf ein, weil da wieder dieses Glücksgefühl in ihr war. Er ließ seine Hand von ihrem Nacken nach vorne wandern, bis er seine Hand an ihrem Hals hatte und er drückte sie mit dem Rücken auf seinen Mantel. Dabei kam er ihr nach, sodass er den Kuss nicht unterbrach und er nun über sie gebeugt war. Sie seufzte ein wenig erschrocken in den Kuss hinein, als er seine Hand nach unten über ihren nackten Oberkörper gleiten ließ und anfing alles, was er erreichte, mit seinen Fingern zu berühren. Er kroch vollends über sie. Dann ließ er von ihr ab und richtete sich über ihr auf. Er fing an sein Oberteil auszuziehen, ohne sie dabei aus den Augen zu lassen und dieses Mal ließ sein fokussierer Blick keine Zweifel daran, worauf er aus war. Und der Anblick seines unbekleideten Oberkörpers half ihr auch promt darüber hinweg, dass es sie ja eigentlich furchtbar verlegen machte, dass es schon ziemlich hell war, dass die Schlangen nahe bei ihnen waren, dass sie keinen besonders geschützten Lagerplatz hatten und sie nur auf einer Seite durch einen paar Büschen etwas Privatsphäre und Sichtschutz hatten. Er schien sich kein bisschen verlegen zu fühlen. Und das schien ihre Theorie zu bestätigen, dass er nicht schüchtern war, sondern, dass er bloß ein Problem mit Nähe hatte und dass Dinge, wie seine Klamotten anzubehalten, ihm ein Gefühl von Sicherheit und Distanz gaben. Doch nun hatte er zum ersten Mal sein Oberteil ganz ausgezogen. Er beugte sich wieder zu ihr herunter und er küsste sie wieder. Und sie ließ ihre Finger sanft über seine Schultern und Arme gleiten und die schön trainierten Sehnen und Muskeln unter ihren Fingern machten sie sofort noch sehnsüchtiger und sie ließ sich nur allzu gerne auf seinen Kuss ein, der entschieden aber dennoch sanft und sogar gefühlvoll war. Sie war so glücklich! Und voller Sehnsucht. Also tat sie etwas, das sie sich bisher noch nicht getraut hatte, wohl hauptsächlich, weil sie außer mit ihm noch keine Erfahrung mit Männern hatte und sie in Bezug auf diese Sache schüchtern war. Doch sie spürte den Drang auch ihn mehr zu berühren. Und darum hörte sie nicht wie sonst bei seinem Bauch auf, als sie ihm über die Brust strich und sie ließ ihre Hand weiter nach unten wandern. Seine Erregung zu spüren verstärkte ihre Sehnsucht bloß noch mehr. Aber darüber konnte sie gar nicht groß nachdenken, denn seine Reaktion lenkte sie ab. Er gab ein unterdrücktes 'Hng' von sich und er sah aus, als könnte er sich nicht entscheiden, ob es ihm wichtiger war es zuzulassen und zuzugeben, dass ihm ihre Berührung gefiel, oder seine Kontrolle über sich selbst und die Situation zu wahren. Sie musste ein Lachen unterdrücken und das schien ihn zu provozieren, denn er verzog leicht den Mund und er griff wieder nach ihrem Hals, während er selbstgefällig ihr Gesicht betrachtete, wohl hauptsächlich, um sich selbst zu beweisen, dass er hier alles im Griff hatte. Leider brachte diese Durchschaubarkeit seines Verhaltens sie dazu, ihr Lachen nun noch viel mehr unterdrücken zu müssen. Gerade fiel es ihr sehr schwer ihn so ernst zu nehmen, wie sie es normalerweise tat. Wie jeder es tat. Gerade kam er ihr einfach so menschlich und normal vor. Es überraschte sie nicht, dass er grober war, als er sie erneut küsste. Das war klar gewesen. Und auch ziemlich vorhersehbar. Das Lachen verging ihr allerdings, weil sein Verlangen ansteckend war und sie in seinen Kuss seufzte, als er ihr auch zwischen die Beine griff. Und dann zischte eine der Schlangen. Und ein paar Sekunden später auch die Zweite. Und Sakura verstand auch ohne, dass sie dazu seine Reaktion gebraucht hätte, dass dieses Zischen eine Warnung gewesen war. Das, was gerade noch zwischen ihnen gewesen war, dieses beinahe Leichte und fast schon Spielerische, war sofort verschwunden. Zum einen, weil sie Angst spürte. Zum anderen, weil er mitten in seiner Bewegung erstarrte und einen Moment später schaute sie nicht mehr in seine schwarzen Augen. Sondern in sein ewiges Mangekyo Sharingan. Und in sein Rinnegan. Eigentlich wollte sie etwas sagen und ihn fragen, was los sei. Eigentlich wollte sie aufspringen und sich umsehen, um die Gefahr zu lokalisieren. Aber sie hielt ganz still und sah nur in seine Augen. Ganz langsam fing er an, sich über ihr aufzurichten. Im nächsten Moment schrie sie auf, weil zehn Kunais direkt auf seinen Kopf und Rücken zuschossen. Aber sie erreichten ihn nicht. Susanoos Rippen umschlossen sie beide und die abgeprallten Kunais fielen zu Boden. Sasuke hatte sich jetzt vollkommen aufgerichtet und obwohl das vielleicht nicht die allerdringlichste Aufgabe war, schloss Sakura als allererstes ihr Oberteil, während sie sich ebenfalls so rasch wie möglich erhob. "Diese widerlichen Riesenviecher haben euch gewarnt, was?" Es waren zehn Angreifer, die in einem weiten Kreis um sie herumstanden. "Schade", sagte ein anderer. "Ich dachte wirklich kurz wir haben Glück und er ist zu abgelenkt mit der Frau!" "Mach dir nicht die Mühe dich wieder anzuziehen Weib!" Sie lachten. Sakura erkannte ein paar von ihnen. Unter ihnen waren die brutal aussehenden Söldner, an denen sie gestern auf der Straße vorbeigekommen waren. Aber offenbar hatten sie sich erst Verstärkung organisieren wollen. "Du bist Sasuke Uchiha, nicht wahr?", fragte einer kalt und sachlich. "Klar ist er es, hab ich doch gleich gesagt, die Beschreibung passte! Sieh dir seine Augen an, da hast du den Beweis!" Sasuke bückte sich kontrolliert und ruhig und er hob sein Schwert auf. Er zog es und warf die Scheide achtlos neben sich. "Misch dich nicht ein", sagte er sachlich, ohne sich zu ihr umzudrehen. Aber er konnte damit ja nur sie meinen. "Halte dich raus. Sie sind hier, um mich zu töten. Mit dir hat das nichts zu tun." Drei von ihnen lachten wieder. "Ja, keine Angst Weib! Warte einfach schön still einen Moment ab!" "Du bist zu schön, es wäre eine Verschwendung dich zu töten!", rief ein anderer. "Der Auftrag betrifft nur ihn! Aber es tut uns sehr leid, dass wir dich nun um dein Vergnügen gebracht haben!" Sie lachten wieder. "Keine Sorge!", rief ein anderer. "Wenn er tot ist, dann machen wir mit dir genau da weiter, wo er gerade aufgehört hat! Wir sehen zwar nicht so gut aus, aber dafür bekommst du mehr als einen! Du wirst auf deine Kosten kommen! Und wenn du schön brav bist, dann lassen wir dich am Leben und wir nehmen dich sogar mit uns! Ist das nicht nett von uns?" Sakura ballte wütend ihre Fäuste und sammelte Chakra darum. Dann passierten schnell sehr viele Dinge auf einmal. "Sakura...", sagte Sasuke drohend, immer noch, ohne sich umzudrehen. "Das Weib!", rief einer. "Sie bedeutet ihm was!" Es gab ein Chaos, weil gleichzeitig viele Jutus gewirkt, und Waffen geworfen wurden, alle auf Sasuke gerichtet. Doch Sakura hatte keine Zeit zuzusehen, was passierte oder wie Sasuke reagierte, denn im nächsten Moment riss vor ihr die Erde auf und ein weiterer Angreifer sprang heraus. Sakura holte zum Schlag aus, aber es schloss sich eine Faust um ihr Handgelenk und ein Arm schlang sich von hinten um ihren Hals. Noch ein zwölfter Angreifer. Er war ebenfalls aus dem Boden gekommen. Direkt hinter ihr! Der Griff um ihren Hals schnürrte ihr sofort die Sauerstoffversorgung zu ihrem Gehirn ab, ihre Sicht verschwamm. Der Mann vor ihr stieß sein Schwert in den Kopf der gefleckten Schlange und wandte sich dann der schwarzen Schlange zu, die ihn von der anderen Seite angriff. Ihr wurde nun leicht schwarz vor Augen. Schreie. Rufe. Schmerzensschreie. Waffen klirrten. Gleich würde sie ohnmächtig werden. "Hör auf! HALT STILL!", brüllte eine Stimme direkt neben ihrem Ohr. Sie nahm dunkel wahr, wie das kalte, glatte Metall eines Kunais ihren Hals berührte. "Jaaa... so ist es gut! Das Weib ist dir wichtig nicht wahr? Du willst nicht, dass ich sie töte, nicht wahr? Die Kleine gefällt dir, was? Kann ich verstehen! Ist ein wunderhübsches Ding! Wirf dein Schwert weg und heb deine Hände dahin, wo ich sie sehen kann! Und mach diese verfluchten Augen zu verdammt!" Sakura sah dunkel aus ihrem Augenwinkel, wie Asura seine Giftzähne in den Mann schlug, der vor ihr aus dem Boden gekommen war und wie der schreiend zusammenbrach. Blut floss über den schwarzen, sich windenden Körper der Schlange. Sie war schwer verletzt. Die Gefleckte lag reglos da. Der schreiende Mann zuckte krampfhaft auf dem Boden neben den Schlangen, während er gegen das lähmende Gift kämpfte. "SIE SIND ALLE TOT", schrie er. "SIE SIND ALLE TOT! ER HAT NUR SEKUNDEN GEBRAUCHT, UM SIE ALLE ZU TÖTEN! ICH HAB DIR GESAGT, ER IST ZU STARK, ICH HAB DIR-" "SEI STILL!", brüllte der Mann hinter ihr, der ihr die Luft abschnürrte. "Lass mich gehen Uchiha! Lass mich gehen! Dann kannst du das Weib behalten! Sie hat keinen Kratzer abbekommen! Ich gebe sie dir zurück! Ich verschwinde und du kannst sie in Ruhe vögeln und alle sind zufrieden! Bleib stehen! Sonst stirbt sie mit uns! Bleib sofort stehen! BLEIB STEHEN! ICH SCHNEIDE IHR IHREN HÜBSCHEN KOPF AB!" Sie konnte nichts mehr sehen, alles wurde schwarz. "Amenotejikara." Seine Stimme klang ruhig. Und sehr kalt. Einen Moment später verschwand der Griff um ihren Hals. Sie sank in sich zusammen, sie war kaum noch bei Bewusstsein. Ein Arm schlang sich um ihre Taille und hielt sie oben. Da war kein Ärmel mehr, nur helle, nackte Haut. "Was- wie-, wie, WIE KANN DAS-, WIE HAST DU-" "Amaterasu." Das Gestammel des Mannes wandelte sich in Geschrei. Verzweifeltes, schmerzverzerrtes Geschrei. "Nein", stöhnte sie und sie versuchte verzweifelt bei Bewusstsein zu bleiben. Sie konnte immer noch nicht wieder richtig sehen. Aber sie verstand, was passiert war. Er hatte mit seinem Rinnegan seinen Platz mit dem Mann hinter ihr getauscht. Jetzt hielt er sie und er verbrannte den Mann vor sich bei lebendigem Leibe. Das Schreien war unerträglich und wandelte sich in Flehen. Sie wehrte sich verzweifelt gegen seinen Griff und riss sich los, sie stolperte und fiel auf ihre Knie. Aber sie schaffte es im Fallen ihr Kunai zu werfen. Sie hatte trotz ihrer verschwommen Sicht und der lodernden schwarzen Flammen richtig gezielt. Sie traf ihn mitten ins Herz. Das Schreien hörte augenblicklich auf. Sie hustete, sie versuchte wieder Luft zu bekommen und sie versuchte angestrengt wieder auf die Beine zu kommen. "Nein", stöhnte sie verzweifelt, während er auf den letzten Überlebenden zuging, der gelähmt von dem Schlangengift vor ihm lag. "Nein", stöhnte sie. Aber er stieß ihm ohne zu zögern sein Schwert in den Körper. Dann war alles still. Kapitel 27: Überforderung ------------------------- Er zog sein Schwert wieder aus dem Körper des Mannes, er drehte sich zu ihr um und kam auf sie zu. Bis er bei ihr war, hatte sie es geschafft wieder aufzustehen. Immer noch atmete sie schwer, aber der Sauerstoff strömte endlich wieder durch ihren Körper und sie sah wieder richtig. Die helle Haut seines freien Oberkörpers war voll von Blut. Aber er schien vollkommen unverletzt zu sein. Er fragte sie nicht, ob sie in Ordnung war. Er schien sich lieber selbst vergewissern zu wollen, denn er griff ihr in die Haare, nicht fest, nicht so, dass es wehtat, nur so, dass er ihren Kopf zurückziehen und sich ihren Hals ansehen konnte. Er lies sein Schwert zu Boden fallen und hob seine andere Hand zu ihrem Hals. Mit dem Daumen strich er über ihre Haut, dort wo der Mann das Kunai an ihre Kehle gedrückt hatte. "Lass mich!", sagte sie wütend und sie wehrte sich gegen seinen Griff. Aber er packte nur ihren Kiefer und drehte ihren Kopf zur anderen Seite, um sich zu überzeugen, dass auch dort alles in Ordnung war. Sie zerrte wütend an seinem Arm. Sie fühlte sich, als ob sie ein Gegenstand wäre, der ihm heruntergefallen wäre und den er nun wieder aufgehoben hatte und sich ansah, um zu überprüfen, ob er kaputt gegangen war oder Kratzer bekommen hatte. "Lass mich!", sagte sie erneut und sie zog nun so dolle an ihrem Kopf, dass sein Griff in ihren Haaren nun doch wehtat. Er schien fertig mit seiner Inspektion, er ließ sie los und sie stolperte ein paar Schritte zurück. Sie wusste, dass er sie beschützt hatte. Aber sie hasste das Töten, sie hasse es so sehr! Und er war beängstigend, wenn er so war, wie er gerade gewesen war. Das war nicht normal, das war unmenschlich! "Sieh mich nicht so an!", sagte er, was er schon einmal gesagt hatte. "Du hast gehört, was sie mit dir gemacht hätten, wenn ich ihnen die Gelegenheit dazu gegeben hätte. Sie waren alle auf hohem Jonin Level, du hättest dich nicht gegen sie alle verteidigen können!" Er breitete beinahe vorwurfsvoll ein wenig die Arme aus, als sie ihm bloß einen kurzen Blick zuwarf und ihn dann einfach stehen ließ. "Ich habe mich nicht beschwert", sagte sie leise, ohne sich wieder zu ihm umzudrehen. "Ich bin dir dankbar." Ihre Stimme klang etwas kratzig und das Sprechen tat ihr etwas weh, weil so viel Druck auf ihren Hals ausgeübt worden war. Sie wusste, dass das Töten zum Dasein als Ninja dazugehörte. Und sie war nicht so dumm und naiv zu glauben, dass alles in der Welt gut und schön wäre. Sie wusste, dass manchmal sogar Gewalt nötig war, um noch mehr Gewalt und Leid zu vermeiden. So war es eben. Das hatte sie schon lange akzeptiert. Jeder tat das. Es war nicht zu ändern, denn Menschen hatten immer Licht und Dunkelheit in sich, das war das, was das Menschsein ausmachte. Aber das hieß ja nicht, dass sie es mögen musste. Es würde ihr immer schwerfallen und nun brauchte sie eben einen Moment. Um den Schrecken zu verarbeiten. Und um ihre Trauer zuzulassen. Sie kniete sich neben Asura auf den Boden. Die schwarze Schlange hatte mehrere große Schnitte in ihrem Körper, an einer Stelle war sie fast durchtrennt. Sie war beinahe tot. Sakura fühlte gar keine Angst und keinen Ekel mehr. Nur Mitgefühl. "Schade", sagte Sasuke, der ihr zu den Schlangen gefolgt war. Er stieß den reglosen Körper der Gefleckten mit dem Fuß an. "Sie war nützlich. Sie hat uns ein paar Sekunden früher gewarnt als Asura. Ihre Wahrnehmung war sehr gut." Sakura fuhr wütend herum. "Lass das!", sagte sie zornig. "Sei nicht so respektlos!" "Sieh mich nicht so an", wiederholte er leise und langsam. Nun klang er gefährlich und drohend. "Wieso?", fragte sie mit einem Auflachen. Sie war viel zu traurig, um Angst vor ihm zu haben. "Gefällt dir das nicht? Wenn ich dich zur Abwechslung mal nicht anbete?" "Sakura...", sagte er drohend und machte einen Schritt auf sie zu. Aber sie hatte gerade einfach keine Lust sich von ihm einschüchtern zu lassen! Sie kniete neben dieser Schlange, die mit dem Tod rang, inmitten von Blut und Leichen und sie fühlte sich einfach gerade nicht danach ihn anzuhimmeln. "Ich bin nicht Naruto", sagte er kalt. "Ich habe es schonmal gesagt. Und ich habe dir gesagt, dass ich dich wieder verletzen werde. Also komm jetzt nicht und beschwere dich. Wenn mich jemand angreift, dann stirbt er. Das ist jedem klar. Wer es trotzdem tut, der weiß womit er zu rechnen hat." "Ich weiß", sagte sie etwas sanfter. "Ich mache dir keinen Vorwurf. Aber ich darf traurig sein! Du hast kein Recht mir das zu nehmen!" Sie drehte sich wieder zu der Schlange um und wandte ihm den Rücken zu. "Sakura...", wiederholte er und unterdrückter Zorn schwang in seiner Stimme mit. Wahrscheinlich war er es absolut nicht gewohnt, dass er ignoriert wurde. "Ich versuche Asura zu retten", sagte sie leise und traurig. "Mit Schlangen kenne ich mich nicht gut aus. Aber vielleicht geht es noch." Sie hörte, wie er sich abwandte. Er griff sich den Mann, der mit den Schlangen gekämpft hatte und schleifte ihn ein paar Meter zur Seite, weg von ihr. Er fing an die Toten mit Amaterasu zu verbrennen. Asura regte sich leicht, als sie den Schnitt, der ihn halb durchtrennt hatte, beinahe wieder verheilt hatte. Die schwarze Schlange wand sich ein wenig und dann schob sie ihren Kopf auf Sakuras Schoß. Und Sakura spürte wie ihre Augen mal wieder ein wenig zu brennen anfingen. Plötzlich kam ihr die Schlange freundlich und liebenswert vor. "Wir schaffen das!", flüsterte sie. "Du hast toll gekämpft. Und du wirst wieder gesund! Halte noch ein bisschen durch!" Die Schlange zischte leise. Das Geräusch hatte nichts Unangenehmes mehr für sie. Während sie auch die anderen Wunden der Schlange behandelte, versuchte sie ihre Gefühle zu sortieren. Da waren Trauer um die Toten und Mitgefühl. Wut auf ihn empfand sie nicht. Er hatte sie beide gerettet. Auf bewundernswert effektive Weise. Sie waren nicht einmal verletzt worden. Das einzige, was schlimm für sie gewesen war, war mit anzusehen, wie er den Mann lebendig verbrannt hatte. Die Schreie waren so verzweifelt gewesen und sie hatte es beenden wollen, weil sie es nicht hatte ertragen können. Und der andere Mann war von Asuras Gift so gelähmt gewesen, dass er vollkommen wehrlos gewesen war. Es hatte ihr wehgetan, zuzusehen, wie er einfach völlig erbamungslos sein Schwert in den hilflosen Mann gestoßen hatte. Aber sie waren scheinbar keine besonders netten Menschen gewesen. So wie sie zu ihr und über sie gesprochen hatten, hatten sie vielleicht schon andere Frauen behandelt. Und jetzt konnten sie solche Taten nicht mehr verüben. Und sie wusste, wie er war. Naruto hatte ihr alles von Hagomoro, dem Rikudou Sennin, erzählt. Naruto und Sasuke waren wie sie waren. Sie waren das Gegenteil von einander. Wie Yin und Yang. Naruto war das Licht, aber auch er trug ein wenig Dunkelheit in sich. Und Sasuke war die Dunkelheit, in der es einen kleinen Kern aus Licht gab. Den Kern, den Naruto erreicht hatte, um ihn am Verlöschen zu hindern und den sie nun versuchte für ihn zu erhalten. Sasuke war, wie er war und er würde sich nicht ändern können. Sie wusste es, sie hatte es immer gewusst und sie liebte ihn von ganzem Herzen. Denn jemand musste es tun. Und sie wollte diese Person sein! Naruto und Sasuke waren laut dem Sennin gemeinsam vollkommen. Und beide richtig so, wie sie waren. Und gemeinsam konnten sie Positives in der Welt bewirken. Auf das Ganze gesehen. Nein, sie warf ihm nichts vor. Aber trotzdem tat es ihr weh, wenn er mit dieser Gleichgültigkeit tötete. Und das durfte so sein. Ihre Liebe und ihre Trauer darüber konnten parallel existieren. Sie schlossen sich nicht aus. Sakura schreckte aus ihren Gedanken auf, als Asura anfing sich zu winden und laut zu zischen. "Was hast du?", fragte sie irritiert. "Du solltest kaum noch Schmerzen haben, ich bin fast fertig!" Aber damit hatte es gar nichts zu tun. Sie wandte sich rasch um. Sasuke war wieder hinter sie getreten und er zog gerade ein Schwert aus dem Körper der gefleckten Schlange. Er griff sich nun das, das in der Schnautze der Schlange steckte und zog es auch heraus. "Warte!", sagte Sakura rasch und sie richtete sich so schnell sie konnte auf, um die zwei Meter zu überwinden und sich neben die Schlange sinken zu lassen. "Verbrenn sie nicht! Vielleicht ist sie gar nicht tot! Vielleicht hat das Schwert nur Nerven getroffen, die sie gelähmt haben! An dieser Stelle ist nicht ihr Gehirn!" Er entfernte sich wortlos wieder und ließ sie die Schlange untersuchen. Er fuhr fort das Massaker aufzuräumen, indem er weiter alle Waffen und Leichen mit Amaterasu verbrannte. Bis auf ein paar Flecken Blut würde nichts übrig bleiben. Sie glaubte, dass er wütend auf sie war. Aber damit konnte sie sich beschäftigen, wenn sie sich um die Schlangen gekümmert hatte. Als er fertig war, kam er zurück und sie sah sich nicht zu ihm um, aber sie spürte, dass er dicht hinter ihr stand, auf sie herabblickte und ihr zusah. Doch davon ließ sie sich nicht aus der Ruhe bringen. Und sie schaffte es. Nach weiteren zehn Minuten regte sich die gefleckte Schlange wieder. Und Sakura beobachtete vollkommen erstaunt, wie Asura sich darüber zu freuen schien. Sie wanden sich sogar ein wenig umeinander und sie zischten beide leise, als würden sie sich unterhalten. Eigentlich hätte sie ihre sich umeinander windenden Körper abstoßend gefunden. Aber sie empfand nur Freude und Glück. Im nächsten Moment zuckte sie zusammen, als beide Schlangen verschwanden. Sie wandte sich um und sah zu ihm hoch. Er senkte seine rechte Hand, mit der er die Beschwörung aufgelöst hatte. Und er sah kalt zu ihr hinab. "Ich war noch nicht ganz fertig damit, Asura zu behan-" "Die paar Kratzer heilen auch so." Seine Stimme war sehr hart. Aber sie verstand wieso. Und der Grund machte sie ziemlich glücklich. Denn es lag nur daran, dass er es nicht mochte, wenn sie ihn so ansah, wie sie es manchmal tat, wenn er grausam war. Das verstand sie jetzt. Und das bedeutete, dass es ihm wichtig war, wie sie von ihm dachte. Sie erhob sich und wandte sich ihm jetzt zu. "Danke", sagte sie mit einem Lächeln. Jetzt wo sie ihren Schrecken verarbeitet hatte, fiel ihr das wieder sehr leicht. "Danke, dass du uns gerettet hast und dass du mich beschützt hast! Du hast das perfekt gemacht! Du hast dich mit Absicht so verhalten, dass sie glauben mussten, dass ich dir etwas bedeute. Dadurch konntest du dich um sie kümmern und gleichzeitig sicher sein, dass mir nichts passieren würde. Weil klar war, dass sie mich nicht verletzen würden, um mich als Druckmittel gegen dich einsetzen zu können. Das hat dir Zeit gegeben, sie zu erledigen und du wusstest, dass du mich ganz einfach wieder aus dieser Situation herausholen kannst, weil du Amenotejikara beherrschst." Er sah ein bisschen weniger kalt aus. Und seine Augen wurden wieder schwarz. "Sie hätten nicht so über dich sprechen sollen", sagte er, immer noch mit viel Härte in der Stimme. Sie machte einen vorsichtigen Schritt auf ihn zu und blieb ein wenig hilflos wieder stehen. "Du bist voller Blut", sagte sie. Das mussten sie abwaschen. "Du auch." Sie sah an sich hinunter. Das stimmte. Wegen der Schlangen. Er streckte seine Hand nach ihr aus und er berührte sanft ihre Wange. Und sie drückte sich der Berührung entgegen. Jetzt sah er wieder zufrieden aus. "Ich hatte es im Griff", sagte er. "Ich brauche nur eine Warnung von ein paar Sekunden, um Susanoo zu aktivieren. Du warst nicht wirklich in Gefahr. Ich hatte alles unter Kontrolle." Sie lächelte ihn an. Das sagte er nicht, um sie zu beruhigen. Er sagte es, um sich selbst zu beruhigen. Und auf einmal war sie sich ganz sicher, dass sie ihm wirklich etwas bedeutete. Nicht nur, weil ihr Körper ihn interessierte. Kapitel 28: Sturm - Teil 1 -------------------------- Das Blut von seinem Oberkörper und ihren Händen zu bekommen war kein Problem. Da Menschen nunmal sehr abhängig von Wasser waren, wurden Straßen und Wege nicht selten entlang von Bachläufen angelegt und sie konnten sich, wie am Vorabend auch, bevor sie sich gemeinsam zum Schlafen gelegt hatten, beide waschen. Sasuke ließ sie zuerst gehen und er passte solange auf ihre Habseligkeiten auf und nachdem er schließlich ebenfalls sauber wieder zurückkam und sich sein Oberteil wieder anzog, brachen sie auf. Es regnete nicht, aber der Tag war grau und bewölkt und er passte zu der leicht gedrückten Stimmung, die Sakura immer noch verspürte, seit der Morgen diese dramatische Wendung genommen hatte. Das Glücksgefühl, das sie noch beim Aufwachen in seinen Armen verspürte hatte, kam ihr weit entfernt und etwas surreal vor. Überhaupt erschienen ihr die Ereignisse der letzten halben Stunde merkwürdig unwirklich. Vielleicht stand sie noch etwas unter Schock. Wegen dem Töten und weil alles so schnell gegangen war, weil die Männer ihr gegenüber so schreckliche Aussagen gemacht hatten und sie deswegen so sehr mit dem Schlechten in den Menschen in Berührung gekommen war. Sowas war sie gar nicht gewohnt. Ihr Leben verlief wirklich ziemlich behütet. So etwas, wie das, was sie ihr in Aussicht gestellt hatten, war ihr noch nie passiert. Aber sicher gab es nicht wenige Frauen, denen solche Gräuel in dieser Welt tatsächlich widerfuhr. Und es war auch immer wieder ein bisschen schockierend zu sehen, wie schnell er sein Verhalten verändern konnte. Sie war nun lange mit ihm relativ alleine in der Wildnis gewesen. Und obwohl er kompliziert war, zu ihr war er auf seine Weise ziemlich nett. Er behandelte sie gut. Doch gerade wurde ihr - obwohl ihr das eigentlich klar war - sehr deutlich, dass sie von ihm eine Sonderbehandlung bekam. Nur für sie war er der Mann, der wie vorhin zärtlich mit seiner Hand ihre Wange berührte. Für andere war er eine Gefahr. Jemand, vor dem man Angst haben musste, jemand mit übermenschlichen Kräften. Und jemand, der durch seine Vergangenheit traumatisiert und eventuell in der Sicht vieler Menschen psychisch instabil war. Er war jemand, den nicht wenige Leute offenbar unbedingt tot sehen wollten. Denn diese Söldner schienen sehr stark gewesen zu sein. Also waren sie teuer gewesen. Und jemand hatte sehr viel Geld bezahlt, um sie zu beauftragen. Und wahrscheinlich noch weit mehr, als es normalerweise üblich war, weil allen klar sein musste, dass er ein beinahe unbezwingbarer Gegner war. Aber nicht alle hatten ihn im Krieg aus der Nähe kämpfen sehen, viele mussten nur Gerüchte über seine Stärke gehört haben. Sicher würde ihn kein Ninja so offen angreifen, der ihn kämpfen gesehen hatte. Doch die Armee der Ninjaallianz hatte aus offiziellen Kämpfern aus den fünf Dörfern bestanden. Söldner und andere Krieger und Kämpfer der fünf Großmächte oder normale Menschen waren nicht dabeigewesen. Und auch wer dagewesen war, hatte nur einen Teil der ganzen Geschehnisse mitbekommen. Von Kaguya wusste zum Beispiel kaum jemand etwas. Und so etwas Verrücktes konnte man auch niemandem glaubhaft erklären, der nicht dabei gewesen war. Und das war fast niemand. Alle waren in der Trance gefangen gewesen. Die Menschen hatten nur mitbekommen - oder sogar nur Erzählungen darüber gehört - was Madara und Obito Uchiha angerichtet hatten. Und damit hatten die Menschen vor dem Namen 'Uchiha' bloß noch mehr Angst bekommen, als sie sie ohnehin schon die letzten Jahrhunderte gehabt hatten. Denn die Uchiha waren aufgrund ihrer genetisch vererbten Macht wohl immer schon gefürchtet gewesen. Zumindest glaubte sie das schon oft aus Aussagen und Erzählungen herausgehört zu haben. Und wahrscheinlich hatten die Geschehnisse den Mythos von dem vom Bösen besessenen und verfluchten Clan nur noch weiter verstärkt. Während sie neben ihm herging und diesen Gedanken nachhing, fragte sie sich, was er wohl dachte. "Ist sowas in den letzten Monaten schon öfter vorgekommen?", fragte sie schließlich und sah zu ihm hinüber. "Ja", antwortete er ruhig. "Und deshalb meidest du Dörfer und Menschen?", fragte sie. "Damit das möglichst wenig vorkommt?" Er schwieg einen Moment, bevor er antwortete. "Teilweise", sagte er ausweichend. Sie musterte ihn neugierig, aber mehr schien er dazu nicht sagen zu wollen. "Hast du rausfinden können, wer sie beauftragt hat?" "Nein. Sie hatten nichts bei sich, was einen Hinweis hätte geben können." "Ich verstehe", seufzte sie. "Naja, das wäre auch ziemlich unprofessionell gewesen." Er sagte nichts. "Bist du verärgert?", stellte sie ein wenig unsicher die Frage, die sie sehr beschäftigte. "Weil ich daran schuld war, dass du abgelenkt warst?" Er warf ihr einen kurzen Blick zu, bevor er wieder nach vorne sah. "Nein", sagte er. "Deshalb sind die Schlangen da. Um mir die paar zusätzlichen Sekunden zu verschaffen, die ich benötigte, um mit Susanoo meine Verteidigung sichern zu können. Wenn ich finden würde, dass deine Anwesenheit ein zu großes Risiko wäre, hätte ich dich nicht mitgenommen." "Oh, gut", sagte sie ein wenig erleichtert. "Ein Risiko ist es natürlich trotzdem", fuhr er fort. "Es wäre am besten für dich, wenn du dich überhaupt nicht mit mir befassen würdest. Du machst dich zur Zielscheibe. Je mehr man uns zusammen sieht, desto mehr wird man auf den Gedanken kommen, dass man dich gegen mich verwenden könnte. Auch wenn man dir wahrscheinlich aus genau diesem Grund nicht gleich etwas antun würde." Das war ihr klar. Aber es war ihr egal. Sie wollte mit ihm zusammensein. Also ignorierte sie diesen Einwand von ihm einfach. "Also...wenn du nicht verärgert bist...", fragte sie vorsichtig, "schließt du dann auch nicht aus diesem Vorfall, dass wir nie wieder so schlafen können?" Sie sah ihn ein wenig nervös an. Er warf ihr wieder einen kurzen Blick zu. "Das beschäftigt dich? Solltest du nicht stattdessen eher deine Entscheidung überdenken, mich begleiten zu wollen? Du hast gerade ein deutliches Beispiel dafür bekommen in welch schlechte Gesellschaft dich so etwas bringen kann. In Konoha könntest du leben, ohne mit so etwas konfrontiert zu sein." Aber sie hatte gar keine Lust sich nun schon wieder auf dieses Thema einzulassen. "Du hast meine Frage nicht beantwortet", sagte sie leise. Er schwieg. "Ich will bei dir sein!", sagte sie. "Auch wenn es schwierig oder gefährlich sein kann." Er schwieg. Also schwieg sie auch. "Wir können wieder so schlafen", sagte er schließlich und sie hob überrascht den Kopf. "Oh", sagte sie glücklich und ein bisschen überrascht, weil sie gar nicht mehr mit einer Antwort gerechnet hatte. "Das ist... sehr schön!" Er sah wieder kurz zu ihr und sie lächelte ihn an. "Weißt du, wie lange wir noch unterwegs sein werden?", frage sie neugierig. "In zwei Tagen kommen wir bei Madaras und Obitos Versteck an, in dem die Armee der Zetsus gezüchtet wurde." "Oh!", sagte sie. "Du warst dort, nicht wahr?" "Ja, dort wurden mir Itachis Augen implantiert." Sie nickte. "Und dann zerstörst du dort alles?" "Ja." "Und dann versuchst du etwas über Orochimaru oder Kabuto herauszufinden?" "Ja. Kakashi will wissen, wo sie sind und was sie treiben, damit wir sie überwachen lassen können. Aber Kabuto halte ich nicht mehr für ein Problem. Itachi hat sich für uns darum gekümmert." "Ich verstehe", sagte sie. "Und... kann ich dich auch dafür weiter begleiten?" Er sah wieder zu ihr und schwieg einen Moment. "Ja." Ihr Herz machte einen ziemlich großen, freudigen Hüpfer. Sie fühlte sich nun doch wieder ziemlich glücklich und der Tag kam ihr gleich weniger grau und trüb vor. Eine Stunde später landete der erste Regentropfen auf ihrer Stirn. Ein paar Sekunden danach ertönte in einiger Entfernung ein lautes Donnergrollen am östlichen Himmel. "Oje", sagte sie ein wenig geknickt. Er schwieg. Sakura sah sich um, aber einen richtig guten Unterschlupf konnte sie in der weiten Ebene nicht erkennen. "Was machst du normalerweise, wenn so ein heftiges Gewitter aufzieht?", fragte sie. "Ich gehe einfach weiter." "Oh", sagte sie etwas betreten. "Ich kann Blitze ableiten, wenn sie mich treffen, das habe ich mir vor dem Kampf gegen Itachi beigebracht." "Also...naja...", sagte sie behutsam und etwas verlegen, "...ich kann das aber leider nicht." "Wenn die Gewitterwolken direkt über uns sind, kann ich uns mit Susanoo schützen. Das hält auch den Regen ab. Aber nass werden wir trotzdem, ich kann das nicht ewig aufrechterhalten. Das würde auf Dauer zu viel Chakra verbrauchen." "Oh, gut!", sagte sie ein wenig kleinlaut. "Danke." Er warf ihr einen kurzen Blick zu und sie blickte tapfer nach vorne und versuchte nicht zimperlich zu sein. Das fand sie nicht ganz einfach, weil es wirklich Angenehmeres gab, als nasse Klamotten bei starkem Wind. Dann wurde einem sehr schnell kalt. Eine halbe Stunde später fing der Regen an. Es war noch nicht dolle. Aber es war nun schon deutlich windiger und am Horizont türmten sich die Gewitterwolken immer höher auf. Und sie kamen rasch näher. Sie zogen beide ihre Mäntel an. Als sie zehn Minuten später um eine Baumgruppe herumgegangen waren, zweigte ein Weg von der Straße ab und lief in einiger Entferung auf ein kleines Gehöft zu. Aus einem der Schornsteine stieg Rauch auf. Sie warf ihm einen raschen Blick zu. Er musste es auch gesehen haben. Aber er sah weiter geradeaus und ging einfach weiter. Die zehn Minuten, die sie noch zu der Weggabelung brauchten, focht sie mit sich einen stillen Kampf aus. Sie wollte ihn nicht aufhalten und sie wollte nicht, dass er sie für verweichlicht und lästig hielt. Aber andererseits würde sie liebend gerne dort um Unterschlupf bitten, zumindest bis der Sturm vorbei war. Und jeder Mensch, der nicht er war, würde auch genau das tun. Er ging - wie sie befürchtet hatte - an der Weggabelung vorbei. Sie blieb stehen. Er blieb ebenfalls stehen und drehte sich zu ihr um. Er sah sie fragend an. Sie blickte etwas schuldbewusst zu ihm. "Müssen wir unbedingt weiterlaufen?", fragte sie behutsam. "Können wir nicht für ein paar Stunden um Obdach bitten?" "Ich bitte nie um Hilfe", sagte er sachlich. "Ich könnte das ja tun?", sagte sie mit einem etwas schuldbewussten und - wie sie hoffte - charmanten Lächeln. Er sah zu dem Gehöft hinüber und blickte dann wieder sie an. "Und was das Thema Gift angeht", fügte sie rasch hinzu, "ich kann Gift aus Menschen herausholen. Erinnerst du dich an Kankuro? Gaara Sabakunos Bruder? Er war schwer vergiftet, aber ich konnte ihn retten. Und das, obwohl das Gift schon tagelang Zeit hatte sich auszubreiten." Er schwieg. "Bitte?", fragte sie mit einem verlegenen Lächeln. Er atmete einmal aus und er schien etwas genervt zu sein. "In Ordnung", sagte er. Es klang ein bisschen so, als würde er sich ihr zuliebe einem schweren Schicksal fügen. Kapitel 29: Sturm - Teil 2 -------------------------- Auf dem Weg hin zu dem Gehöft musste sie sich extrem zusammenreißen nicht wieder einzuknicken und ihm doch nachzugeben und zu sagen, dass sie auch ruhig weitergehen könnten. All die Zeit, in der sie ihn nun kannte, war es immer so gewesen, dass sie ihm alles recht gemacht hatte. Zumindest hatte sie es immer versucht. Es schien ihn nie wirklich interessiert zu haben. Auf jeden Fall war er immer seinen Weg gegangen und sie war ihm nachgelaufen. Und daran war sie gewöhnt. Er entschied und sie fügte sich. Zuletzt hatte sie sich bemüht sich mehr für Dinge einzusetzen, die sie für richtig hielt. Wie mit dem verletzten Mann oder der Übernachtung in dem Tempel. Aber das eine hatte sie getan, um ein Leben zu retten, das andere für ihn, damit er der Erinnerung an seine Familie nahe sein konnte. Jetzt bat sie das allererste Mal um etwas nur für sich. Aus Bequemlichkeit. Ohne dringlichen Anlass. Und es fiel ihr sehr, sehr schwer, vor him herzugehen und es zu ertragen, dass er drei Meter hinter ihr ging. Und dass er unzufrieden war. Er hatte sich ihrem Wunsch zwar gebeugt, aber er tat es mit Widerwillen. Und sie kam sich promt egoistisch vor und so, als würde sie sich auf sehr dünnem Eis bewegen. Er hatte sie schon so oft weggestoßen und verlassen, dass sie glaubte, dass sie die Angst davor, dass er wieder verschwinden würde und ihr wieder entgleiten würde, niemals wirklich loswerden würde. Einfach aufgrund ihrer Erfahrungen mit diesem Thema. Es hatte ihr immer wieder und auf so lange Zeit solche Schmerzen bereitet, dass diese Angst sich tief in sie eingebrannt hatte. Und sie war nach wie vor davon überzeugt, dass man einen Mann wie ihn nicht fest an sich binden konnte. Diese Männer gab es. Sie waren spannend und interessant und begehrenswert. Aber sie waren nicht besonders verlässlich. Und er war noch dazu so daran gewöhnt, alleine zu sein. Und er war so stark, dass er so unabhängig und frei leben konnte, wie vielleicht sonst niemand auf dieser Welt. Wahrscheinlich war ihre Zeit mit ihm begrenzt. Trotzdem, sie dachte, dass er doch vielleicht auch einfach zu hart gegen sich selbst war. Sicher, vielleicht mochte er die Gesellschaft von Menschen einfach nicht. Aber auch er konnte es doch nicht wirklich angenehmer finden durch diesen Sturm zu laufen. Noch dazu, da kein Ende abzusehen war. So ein Sturm konnte in zwei Stunden vorbei sein. Er konnte aber auch gut bis in den späten Abend hinein oder sogar über die ganze Nacht hinweg anhalten. Und wenn sie sich erkälten würden, wäre ja auch niemandem geholfen! Andererseits konnte er sich natürlich durch Amaterasu jederzeit aufwärmen. Regen und Wind konnte den schwarzen Flammen natürlich nichts anhaben. Seine Fähigkeiten waren einfach nicht normal. Sie verstand schon, warum alle Angst vor den Uchiha hatten. Naruto war auch unglaublich. Aber diese Stärke beruhte auch auf seiner extremen Menge an Chakra, die ihm durch Kurama zur Verfügung stand. Das erklärte irgendwie das wortwörtlich monströse Ausmaß seiner Kraft. Sasuke hatte zwar Itachis Augen, aber ansonsten beruhte seine Macht allein auf seinen überlegenen Genen. Genau wie seine Intelligenz, seine schnellen Reflexe und seine Fähigkeit extrem schnell zu lernen. Das alles war, weil er ein Uchiha war. Und vielleicht hatte er sogar alle seine Vorfahren übertroffen. Und noch dazu hatte er durch das Chakra des Rikudou Sennin das Rinnegan erlangen können. Sakura seufzte. Es war schwer als normaler Mensch neben ihm zu bestehen. Sie hatten nun den Hof betreten. Es gab fünf kleine Gebäude, vermutlich für Heu, Gerätschaften und Tiere. Sakura ging entschlossen auf die Tür des Haupthauses zu und stieg die drei Stufen zum Eingang hinauf. Sie hob die Faust, um zu klopfen. Während sie darauf wartete, dass jemand öffnete, sah sie sich zu ihm um. Er war zwei Meter hinter ihr stehen geblieben. Sie glaubte immer noch Unzufriedenheit bei ihm wahrzunehmen. Rasch wandte sie sich wieder nach vorne, als die Tür geöffnet wurde. Ein Mann fortgeschrittenen Alters, vielleicht der Bauer und Hausherr, stand vor ihr. Die Tür wurde ein Stück weiter aufgeschoben und eine Frau gleichen Alters erschien. "Guten Tag!", sagte Sakura höflich. "Es tut mir sehr leid, sie zu stören. Aber wir wurden auf unserer Reise von diesem Sturm überrascht und ich hatte gehofft, Sie um Obdach bitten zu können. Wäre es vielleicht möglich, dass ich und mein Begleiter hier ein paar Stunden unterkommen dürften? Ich wäre auch dankbar, wenn wir uns einfach in einer ihrer Scheunen aufhalten dürften. Wir möchten so wenig wie möglich stören!" Der Bauer beugte sich mit skeptischem Blick ein wenig zur Seite, um an ihr vorbei zu Sasuke zu spähen. Und Sakura wünsche sich, er würde etwas weniger düster schauen. Er wirkte schlicht gefährlich. Und absolut nicht wie jemand, den man einfach so in sein Haus einladen würde. Sie setzte einen extra freundlichen Gesichtsausdruck auf. "Bei diesem Wetter kann man nicht draußen sein!", sagte die Bäuerin zu ihrem Mann. "Nun lass sie schon eintreten!" Und das schien dafür zu sorgen, dass er sich einen Ruck gab. Mit einem weiteren skeptischen Blick zu Sasuke öffnete er die Tür vollends und bat sie herein. Also zogen sie ihre Schuhe aus, stellten sie zu den anderen und traten ein. Das Haus war einfach, aber sehr geräumig. Scheinbar wohnte eine große Familie hier, denn man konnte aus der Küche und anderen Räumen Klappern und Stimmen hören. "Ihr könnt in einem der kleinen Räume schlafen, die wir für die zusätzlichen Erntehelfer haben", sagte die Bäuerin zu Sakura, während diese sich den Mantel auszog. "Die stehen nun leer, weil wir die Hilfskräfte erst im Spätsommer einstellen. Das Gewitter wird vor morgen früh nicht aufhören." "Danke!", sagte Sakura erfreut. "Das ist sehr nett! Ich weiß ihre Freundlichkeit zu schätzen!" "Wir essen bald zu Abend, ihr könnt selbstverständlich mit uns essen!", fuhr die Bäuerin fort. Sie deutete auf einen großen Raum, damit sie ihr folgten. Es schien eine Kombination aus Küche und Ess- und Wohnraum zu sein und fünf weitere Familienmitglieder hielten sich hier auf. Sie sahen alle neugierig auf, als sie eintraten. "Setzt euch doch an den Tisch und trinkt etwas", sagte der Bauer. "Ihr müsst müde und durchgefroren sein!" Sakura bedankte sich mit einem freundlichen Lächeln für das Angebot, aber sie warf einen Blick zu Sasuke hinüber. Er trug noch seinen Mantel und ohne dass er etwas tat, gelang es ihm etwas auszustrahlen, das auszusagen schien, dass er seine Ruhe wollte. Sie hatte das Gefühl, sich um ihn kümmern zu müssen, da sie ihn in diese Situation gebracht hatte. Aber sie hatte schon im Tempel entschieden, ihn nicht zu bemuttern. Das wäre einfach zu übergriffig. Und das traute sie sich bei ihm auch einfach nicht. Er würde schon selbst seine Lösungen finden. Also entschied sie sich, einfach der Aufforderung nachzukommen und sie kniete sich mit dem Bauern auf eines der Sitzkissen an dem niedrigen Tisch, legte ihre Tasche neben sich ab und bedankte sich für den Tee, den die Bäuerin ihr einschenkte und hinstellte. Sasuke stand einen Moment nur da. Alle sahen ein wenig verstohlen zu ihm hin, aber niemand schien sich zu trauen, ihn direkt anzusehen oder ihn auf sein Verhalten anzusprechen. Zwei junge Männer, vielleicht einige Jahre älter als sie, setzten sich zu ihnen und der Bauer stellte sie als seine Söhne vor. "Ihr seid Ninjas aus Konohagakure?", fragte der Bauer an Sakura gerichtet und sah wieder kurz zu Sasuke. Er zog sich nun seine Tasche aus, löste sein Schwert aus der Halterung, zog seinen Mantel aus und ging dann zu Sakura hinüber. Allerdings setzte er sich nicht zu ihr an den Tisch. Er ließ sich ein wenig seitlich hinter ihr nieder, legte Schwert und Tasche neben sich, lehnte sich in seiner üblichen Position an die Wand, ein Bein angewinkelt und einen Arm darauf abgelegt, den Kopf leicht nach hinten angelehnt und die Augen halb geschlossenen. Dann rührte er sich nicht mehr. Sakura wandte sich wieder nach vorne zu dem Bauern. Er, seine Söhne und alle anderen im Raum blickten unsicher zu Sasuke. Doch der Bauer riss sich wieder zusammen und blickte wieder sie an, als sie ihm auf seine Frage antwortete. "Ja, das ist richtig", sagte sie freundlich. "Wir sind unterwegs, um eine Mission auszuführen, deshalb sind wir hier auf der Durchreise. Und ich bin wirklich sehr dankbar, dass wir hier unterkommen können!" "Und auch für den warmen Tee!", fügte sie rasch hinzu. In der nächsten halben Stunde schienen sich alle mehr oder weniger mit Sasuke und seinem Verhalten abzufinden und sie konzentrieren sich einfach auf Sakura. Ihr war das recht. So hatte er seine Ruhe und sie hatte nette Gesellschaft, denn alle waren sehr freundlich und interessiert. Sie stellten viele Fragen über das Leben in Konohagakure und waren beeindruckt von dem, was sie aus dem Krankenhaus berichten konnte. Als Sakura auch noch anbot bei den Vorbereitungen für das Abendessen zu helfen, schien sie in der Achtung der Bäuerin noch weiter zu steigen und sie fand es gemütlich hier in all dem Trubel an diesem Tisch zu sitzen und zu helfen Gemüse zu putzen und zu schälen, während sie sich Geschichten über das Wetter und die Aussaht, die Tiere und das einsame Leben hier anhörte. Sie hatte den Eindruck, dass diese Menschen zwar die Sorgen des Lebens kannten, aber dass ihre Gemeinschaft ihnen Halt gab und sie erschienen ihr warmherzig und zufrieden. Eine halbe Stunde später kam eine der Ehefrauen der Söhne des Bauern mit drei kleinen Kindern herein, die sie offenbar frisch gebadet hatte und es wurde noch trubeliger. Die zwei kleinen Jungen beobachteten Sasuke wie gebannt, sie schienen ihn unglaublich faszinierend zu finden, aber auch sie schienen zu spüren, dass sie ihn nicht ansprechen oder ihm zu nahe kommen durften. Das kleine Mädchen wollte unbedingt auf ihrem Schoß sitzen, sobald Sakura mit dem Gemüse fertig war und als sie ihr dann auch noch ihr aufgeschürftes Knie heilte, schaute sie sie aus noch größeren Augen an. "Du bist so schön wie eine Prinzessin!", flüsterte sie ehrfürchtig. "Und du kannst sogar zaubern!" Sakura lächelte und strich ihr über die Haare. "Danke! Du bist aber auch sehr hübsch und freundlich!" "Wenn ich groß bin, dann will ich genau wie du werden!", verkündete die Kleine. Und es gefiel ihr gar nicht, dass ihr Vater ihr daraufhin erklärte, dass nicht alle Menschen die Fähigkeit hatten Chakra zu schmieden und dass sie das wahrscheinlich nicht könnte, weil sie aus keinem alten Ninjageschlecht abstammte. Sie kam allerdings schnell über ihre Enttäuschung hinweg, als sie Sakura noch mehr Tee einschenken durfte und Sakura beteuerte, dass der jetzt noch sehr viel besser schmeckte. Sakura bot an, sich auch noch abgesehen von dem Knie der Kleinen nützlich machen zu können und als sie auch noch den gebrochenen und schief wieder zusammengewachsen Arm eines der erwachsenen Söhne des Bauern richten konnte, behandelten sie sie nun alle mit noch viel mehr Hochachtung und Zuvorkommenheit als zuvor schon. "Ist das dein Mann?", fragte das kleine Mädchen, das wieder auf ihrem Schoß saß, sie ein paar Minuten später flüsternd und sie sah verstohlen an ihr vorbei zu Sasuke. Sakura wandte sich auch kurz zu ihm um. Er hatte sich nicht mehr gerührt und seine Augen waren beinahe ganz geschlossen. Aber sie war sich sicher, dass er alles genau im Blick behielt. "Er ist genauso schön wie du", flüsterte die Kleine. "Aber warum redet er nicht, mag er uns nicht?" Sakura lächelte und strich ihr wieder über den Kopf. Sie nahm deutlich wahr, dass alle nun ihre Antwort dazu hören wollten. "Doch, bestimmt mag er euch", antwortete sie der Kleinen freundlich. "Aber er bleibt gerne für sich. Er ist nur mir zuliebe mit hierher gekommen, weil ich nicht draußen bleiben wollte bei dem Sturm. Am besten lassen wir ihn einfach zufrieden, ja?" Die Kleine nickte, aber sie spähte weiter neugierig an Sakuras Arm vorbei zu ihm hin. "Bei diesem Sturm kann niemand draußen sein!", sagte die Bäuerin empört. Sakura lächelte. Sasuke konnte das schon. Aber sie war sehr, sehr dankbar, dass sie hier sein konnte. Die Böen rüttelten nun schon sehr stark an dem Haus und draußen heulte der Wind laut. Der Regen schien nun richtig stark geworden zu sein. Doch das ließ es hier drinnen bloß noch behaglicher erscheinen. Sie erkundigte sich nach den Tieren und wie sie mit so einem Sturm umgingen und man erklärte ihr bereitwillig einiges darüber und einer der kleinen Jungen erzählte von ihrem Hofhund, den er für das mutigste Lebewesen auf dieser Welt zu halten schien und das brachte alle zum Lachen. In der weiteren Stunde, die noch verging, bis sie essen konnten, fühlte Sakura sich langsam schon richtig heimisch. Sie half einer der erwachsenen Töchter ein paar Lampen anzuzünden und dann den Tisch zu decken und als sie gerade die letzte Schüssel abgestellt hatte, war auch das Essen fertig aufgetragen und alle hatten sich auf die Sitzkissen um den niedrigen Tisch herum gekniet. Den Platz neben ihr hatten sie freigelassen. Vielleicht, weil sie erwarteten, dass Sasuke sich zumindest zum Essen zu ihnen setzen würde. Er musste Hunger haben. Sie hatten am Morgen im Gehen den Rest aus dem Proviantpaket gegessen und obwohl sie ihm das meiste überlassen hatte, war es nicht allzu viel gewesen. Sakura hatte jedenfalls extrem Hunger! Und rausgehen und jagen konnte er ja jetzt irgendwie schlecht. Sie griff sich die Schüssel von dem eingedeckten, leeren Platz neben sich und füllte sie mit Reis. Sie nahm die Stäbchen und legte einiges von dem gebratenen Fleisch und Gemüse dazu, bis sie eine liebevoll angerichtete Portion für ihn zurechtgemacht hatte. Alle schwiegen und sahen ihr zu. Sie legte die Stäbchen wieder weg, aber die Schüssel behielt sie in ihren Händen und sie drehte sich auf ihrem Kissen leicht zu ihm um. Er hatte seine Augen wieder weiter geöffnet und beobachtete sie. Sie hielt ihm die Schüssel ein winziges Stück entgegen. "Möchtest du etwas essen?", fragte sie behutsam. Alles war ganz still. Sie zögerte, aber dann griff sie sich doch wieder die Essstäbchen und sie erhob sich und ging die zwei Schritte zu ihm hinüber. Sie kniete sich neben ihm hin und kurz überlegte sie die Schüssel einfach dort neben ihm abzustellen. Doch sie hatte das sichere Gefühl, dass er sie dann nicht anrühren würde. Also hielt sie sie ihm mit einem vorsichtigen Lächeln hin. Er sah ihr einen Moment ins Gesicht. Dann nahm er seinen Arm von seinem Bein und nahm ihr die Schüssel aus der Hand. Sie reichte ihm auch die Stäbchen. Dann erhob sie sich wieder, als wäre sein Verhalten völlig normal und setzte sich einfach wieder auf ihren Platz. "Das sieht wirklich wunderbar aus!", sagte sie fröhlich, um das unsichere Schweigen zu brechen. "Ich bin sehr dankbar, dass ich mit Ihnen essen darf!" Der Bauer nickte höflich. "Dann fangen wir an!", sagte er und als ob alle darauf gewartet hätten, fingen alle wieder an zu reden und sich an dem Essen zu bedienen. Sakura wandte sich nicht zu ihm um, aber sie war sich ziemlich sicher, dass er aß, was sie ihm gegeben hatte. Und das machte sie froh. Denn auch für ihn musste es doch angenehm sein, dass er etwas Warmes, Gekochtes bekam. Sie fragte sich promt, wie lange es wohl her war, dass er eine richtige gekochte Mahlzeit gegessen hatte. Abgesehen von dem Essen mit Naruto und Sensei Kakashi bei seiner Rückkehr. Damals hatte sie über so etwas gar nicht nachgedacht. Sie hatte nun schon so viel mehr über ihn erfahren. Aber sie hielt es für besser ihn ganz in Ruhe zu lassen und sich mit sich zu beschäftigen. Wahrscheinlich war es schwer genug für ihn gewesen, sich zu dem allen hier zu überwinden, auch ohne, dass nun eine große Sache daraus gemacht werden würde. Sie wollte, dass er das Gefühl hatte einfach so sein zu können, wie er war. Er musste sich nicht für sie ändern. Sie liebte ihn genau genau so, wie er war. Aber sie wollte ihm trotzdem ein paar Angebote machen. Denn vielleicht würde er dann von sich aus zu dem Schluss kommen, dass ein heißes Bad oder eine warme Mahlzeit etwas waren, das einem sehr gut tun konnte. Nach einer Weile drehte sie sich doch zu ihm um. Er hatte alles aufgegessen. Er saß im Schneidersitz da und blickte auf die Schüssel in seiner Hand, offenbar in Gedanken versunken. Sie erhob sich wieder und er sah zu ihr, als sie sich wieder neben ihn kniete. Sie streckte behutsam ihre Hand aus. Er reichte ihr die Schüssel. Allerdings nicht die Stäbchen. Sie musste lächeln. Das hatte sie vermutet. Er war größer als sie, er war ein Mann und sein Energiebedarf war dementsprechend höher. Er musste noch hungrig sein. Also nahm sie die Schüssel, kehrte zum Tisch zurück und füllte sie nochmal für ihn. Sie drehte sich um und schob sie über den Boden in seine Richtung und er beugte sich vor und nahm sie sich. Als sie sich wieder umdrehte, um selbst weiter zu essen, sah sie, dass alle sich zwar weiter unterhielten, aber dass sie sie beobachtet hatten. Doch sie schob sich bloß etwas Reis in den Mund und reagierte nicht darauf, sondern beteiligte sich einfach weiter an einem der Gespräche. Die Kinder beobachten Sasuke immer noch wie gebannt, aber die Erwachsenen schienen die Situation einfach zu akzeptieren und niemand sagte etwas dazu. Nach dem Essen half Sakura noch mit dem Aufräumen und Abwaschen. Und dann war sie froh, als die Bäuerin ankündigte, dass sie ihnen nun zeigen würde, wo sie heute Nacht schlafen könnten. Der Sturm schien immer noch schlimmer zu werden und Sakura wollte auf jeden Fall über Nacht bleiben. Allerdings war sie sich nicht ganz sicher, ob sie seine Geduld nicht schon weit überstrapaziert hatte. Aber er erhob sich und nahm seine Sachen, nachdem er die Ankündigung der Bäuerin gehört hatte. Also nahm sie auch ihre Tasche. Sie wünschten ihr alle eine gute Nacht und sie erwiderte das und warf ihm dann einen vorsichtigen Blick zu. Er sah sie an. Aber da ihr das nicht wirklich weiterhalf, entschied sie sich, der Bäuerin einfach zu folgen, die in der Tür auf sie wartete. Sie hörte ihn hinter sich hergehen und er betrat auch hinter ihr das kleine Zimmer, in dem nichts war außer zwei zusammengelegten Futons. Die Bäuerin erklärte ihnen, dass sie sich im Bad den Gang hinunter waschen könnten und dass sie dort ungestört wären, weil in diesem Teil des Hauses gerade niemand lebte. Dann wünschte auch sie eine gute Nacht und zog mit einem etwas unsicheren Blick zu Sasuke die Tür des kleinen Raumes hinter sich zu. Sakura atmete ein wenig nervös einmal ein und aus. Dann drehte sie sich zu ihm um. "Danke für deine Geduld", sagte sie. "Das war schön für mich. Wenn du möchtest, dann gehen wir jetzt weiter und schlafen nicht hier." Kapitel 30: Sturm - Teil 3 -------------------------- Sie stand ein bisschen nervös vor ihm und wartete, dass er etwas sagen würde. Aber das tat er nicht. Stattdessen wandte er sich schweigend ab, stellte seine Tasche und sein Schwert an die Wand und ging dann zu einem der Futons hinüber. Er griff sich eine Ecke, zog ihn mitten in den Raum, sodass kein Platz mehr für den Zweiten war und richtete sich dann wieder auf. Sie konnte nicht anders, als ihn anzustrahlen. "Geh dich fertig machen", sagte er bloß. Sie beeilte sich damit und als sie aus dem kleinen Bad den Gang hinunter zurückkam, war sie nicht besonders überrascht die Schlangen vorzufinden. Er ging wortlos an ihr vorbei, um sich auch fürs Schlafen fertig zu machen und Sakura stand da und dachte, dass sie sich mit den Schlangen in diesem kleinen Raum, doch eigentlich nun noch unwohler fühlen müsste, als in dem Tempel. Hier war es noch beengter. Aber sie fühlte sich nicht unwohl. "Hallo", sagte sie leise zu den beiden Schlangen, während sie zu dem Futon hinüberging und sich darauf niederließ, so, dass sie die Beiden sehen konnte. "Geht es euch wieder gut?", fragte sie behutsam. "Habt ihr euch etwas ausgeruht?" Die gefleckte Schlange zischte leise. Asura kroch ein wenig auf sie zu, hinauf auf den Futon und er umrundete sie fast zur Gänze, bis sein Körper beinahe einen Kreis um sie gebildet hatte. Dann schob er den vorderen Teil seines Körpers auf ihren Schoß. Er richtete sich leicht auf und sie hob vorsichtig ihre Hand mit der Handfläche nach oben. Die schwarze Schlange schob ihren Kopf auf ihre Handfläche. Sie zischte leise und ihre Zunge erzittete. "Es macht mich froh, dass es euch wieder gut geht", sagte Sakura leise. Sie hob ganz vorsichtig und sehr langsam ihre andere Hand, streckte den Zeigefinger aus, näherte sich langsam dem Kopf der Schlange und strich ganz behutsam ein wenig über die schwarzen Schuppen auf dem Hinterkopf der Schlange. Asura zog seinen Körper etwas enger um sie, sodass er sie nun berührte. Aber die Berührung war sanft und sie hatte keine Angst, das er sie erwürgen würde. Sie zuckten beide zusammen, als Sasuke die Tür zu dem kleinen Zimmer wieder aufschob und von dem Gang hereintrat. Er ließ seinen Blick über die Szenerie schweifen, verengte leicht die Augen und schob die Tür hinter sich zu. Asura zog sich promt von ihr zurück und verließ den Futon, um sich in einer Ecke des Raumes zusammenzurollen. "Hast du gesehen?", fragte Sakura. Sie fühlte ich ziemlich stolz. "Ich hatte gar keine Angst!" Er setzte sich neben sie auf den weichen Stoff. "Ja." Sakura drehte sich zu der gefleckten Schlange um. Sie legte sich bäuchlings auf den Futon, rutschte ein wenig nach vorne, sodass sie nur noch halb auf dem Stoff war, sie stützte ihre Ellenbogen auf den Holzdielen ab und legte ihren Kopf auf ihren Händen ab. "Hast du eigentlich auch einen Namen?", fragte sie die Schlange neugierig. "So wie Asura?" Die Schlange hob ein wenig ihren Kopf und legte ihn leicht schief, während sie sie musterte. "Du verstehst mich doch, oder?", fragte Sakura gespannt. Die Schlange wandte ihren Kopf zur anderen Seite. Vielleicht überlegte sie noch, ob sie darauf reagieren wollte. "Sie sind hier, um ihren Zweck zu erfüllen und aufzupassen", sagte Sasuke hinter ihr kühl. "Nicht, damit du mit ihnen spielst." Sie erhob sich wieder und wandte sich um. "Bist du verärgert?", fragte sie vorsichtig. Er schwieg. Warum hatte ihn das nun gestört? "Bist du wütend, weil wir hier sind?", fragte sie weiter. Aber dann hätte er doch eben sagen können, dass er gehen wollte. Nein, das passte nicht. Er war durchaus in der Lage sich durchzusetzen. Nichts zu sagen und dann deswegen verärgert zu sein passte nicht zu ihm. Sie rutschte wieder richtig auf den Futon, und wandte sich ihm zu. Er saß bloß da, im Schneidersitz, die Unterarme auf seinen Knien und sah sie an. Was wollte er denn von ihr? Es verunsicherte sie, wenn er sich so verhielt. Das wusste er doch. Machte er das mit Absicht? Und dann musste sie beinahe auflachen, als sie plötzlich glaubte es zu verstehen. Noch vor Tagen hätte die diesen Gedanken für absurd gehalten. Aber er war vielleicht verärgert, weil er jetzt stundenlang keine richtige Aufmerksamkeit von ihr bekommen hatte. Das war er nicht gewohnt. Er stand immer im Mittelpunkt. Ganz besonders für sie. Und er hatte sich heute sehr geduldet. Aber dass sie sich nun mit den Schlangen anstatt mit ihm beschäftigte, war jetzt vielleicht ein bisschen zu viel gewesen. Konnte das wirklich sein? War ihm ihre Aufmerksamkeit mittlerweile wirklich wichtig? Es war ziemlich fies von ihm, sie nun absichtlich zu verunsichern, indem er sie sein Missfallen spüren ließ und dass er sie dann im Ungewissen ließ, indem er nichts sagte. Er wusste genau, dass sie beinahe alles für ihn tun würde, wenn sie Angst bekam ihn zu verlieren. Das war kein besonderes gesundes Verhalten für eine gute Bindung. Allerdings war sie sich nicht ganz sicher, ob es nun wirklich seine Absicht war sie klein und von sich abhängig halten zu wollen, oder ob er vielleicht einfach nur ihre Aufmerksamkeit haben wollte und er schlicht nicht recht wusste, wie er das einfordern sollte. Besonders viel Erfahrung mit gesunden, zwischenmenschlichen Dynamiken hatte er ja nicht gerade. Und er war so kompliziert, dass er es wahrscheinlich einfach nicht auf sie Reihe bekam, so etwas wie 'ich möchte Beachtung' zu formulieren. Vielleicht musste er erst lernen, so etwas anders auszudrücken. Aber egal ob er sich nun bewusst so verhielt, weil er sie manipulieren wollte, oder aber, weil er es nicht besser wusste, erst einmal musste sie überhaupt ihre Theorie überprüfen, dass er sie nur deshalb so kühl zurechtgewiesen hatte, weil er Beachtung wollte. Falls das stimmte, dann musste sie ihm diese Beachtung ja jetzt nur geben. Und falls er dann wieder netter zu ihr sein sollte, hätte sie ihren Beweis. Sie näherte sich ihm auf allen Vieren behutsam ein Stück bis sie ihm ganz nah war und dort setzte sie sich wieder vor ihn hin. Sie legte ein wenig nachdenklich den Kopf schief. Er saß immer noch einfach nur so da und sah sie an. Und irgendwie fühlte sie sich nun schon wieder sehnsüchtig. Sie dachte daran, wie glücklich sie noch heute morgen beim Aufwachen gewesen war, als sie sich angefasst hatten. Bevor sie angegriffen worden waren. Da waren sie sich gerade irgendwie wirklich nah gewesen. Körperlich und emotional. Sie wollte ihm wieder nah sein. Sie stützte ihre Hände vor sich auf dem weichen Untergrund ab, beugte sich ein wenig zögerlich zu ihm vor und näherte sich langsam seinen Lippen. Er hielt still. Also überwandt sie auch den letzten Abstand und gab ihm einen kurzen, sanften Kuss. Und noch einen. Sie berührte mit ihrer Zungenspitze ganz leicht seine Unterlippe. Und endlich griff er ihr an ihren Hinterkopf und erwiderte ihren Kuss. Sie seufzte verzückt. Und er fasste sie um die Taille und drückte sie nach unten auf den Futon. Dann fing er an das Band um ihre Taille zu lösen und sie öffnete inzwischen ungeduldig ihr Oberteil. Dann hielt sie inne und sah in die Ecke zu Asura und der gefleckten Schlange hinüber. Die Bäuerin hatte ihnen eine der kleinen Lampen mitgegeben, sie stand neben der Tür und verbreitete nur ein sehr gedämpftes Licht und die Windungen der Schlangen in der hinteren Ecke waren in den Schatten nicht allzu deutlich zu sehen. Trotzdem waren sie so nah. Er griff nach ihrem Kiefer und drehte mit sanfter Gewalt ihr Gesicht zurück zu sich. Offenbar gefiel es ihm wirklich nicht, wenn ihre Aufmerksamkeit nicht bei ihm war. "Ist es nicht irgendwie merkwürdig, dass sie so nahe bei uns sind, wenn wir...also... wenn wir...du weißt schon." Er schob ihr ihr Oberteil von den Schultern und sie zog ihre Arme aus den Ärmeln. Er öffnete sein eigenes Oberteil und zog es aus. Dann schob er ihre Beine auseinander, er beugte sich zu ihr hinab und griff mit einem Arm unter ihrer Taille hindurch. Er zog sie an sich und sah sich leicht auf seinen anderen Arm gestützt ihr Gesicht an. "Ich schicke sie nicht weg", sagte er schlicht. "Gestern morgen war es sehr gut, dass sie da waren." "Ja, ich weiß", sagte sie etwas kleinlaut. Daran wollte sie ungerne zurückdenken. "Aber... meinst du nicht, dass das für sie merkwürdig ist?" "Nein." Er musterte ihr Gesicht, als ob er es irgendwie interessant oder spannend finden würde. "Aber-" "Hör auf", schnitt er ihr das Wort ab. "Wieso?", fragte sie mit einem Lächeln. Irgendwie war sie gut gelaunt und sie fühlte sich sicher und behaglich hier drinnen und mit dem Sturm draußen und vielleicht stellte sie auch gerade fest, dass es ihr ein bisschen Spaß machte, ihn etwas zu ärgern. Gerade hatte sie merkwürdigerweise relativ wenig Angst davor ihn zu nerven. Sie glaubte immer noch, dass er gerade unbedingt ihre ungeteilte Aufmerksamkeit wollte und sie fand Freude daran, ihn noch ein bisschen zappeln zu lassen. Wo nahm sie eigentlich plötzlich den Mut für so etwas her? Er beantworte ihre Frage natürlich nicht, sondern machte sich stattdessen lieber daran sie weiter auszuziehen, bis sie vollkommen unbekleidet war. Die Art wie er sie anfasste und küsste, ließ sie Ungeduld bei ihm spüren und das gefiel ihr. "Warum muss immer nur ich ganz ausgezogen sein?", fragte sie, als er ihre Lippen kurz freigab. "Das ist unfair." Er küsste sie wieder, dieses Mal wohl hauptsächlich, damit sie endlich den Mund hielt und er hier mal vorankam. Das belustigt sie ziemlich. Sie griff nach seinem Hosenbund, aber er griff sich sofort ihre beiden Handgelenke und drückte sie neben ihrem Kopf in den Futon. Das war klar gewesen. Natürlich entschied nur er allein, wann er seine Hose öffnete. Sie keuchte leise auf, als er sich zwischen ihre Beine drückte. Sie spürte, dass er längst bereit war weiterzumachen. Er hob ihre Handgelenke über ihren Kopf und legte sie übereinander, damit er sie nun mit einer Hand fixieren konnte und er die andere frei hatte. Er strich über ihren Körper nach unten und wie so oft erschauderte sie bei seinen Berührungen. Er fasste ihr zwischen die Beine und nun fing sie selbst, an sich ungeduldig zu fühlen. Er ließ sich Zeit und sie wurde immer ungeduldiger. Als er sich endlich mit seiner freien Hand an seiner Hose zu schaffen machte, konnte sie es kaum noch aushalten. Doch er gab ihr immer noch nicht, wonach sie sich gerade so sehr sehnte. Er küsste sie bloß wieder und als sie versuchte, sich ihm mit ihrer Hüfte entgegenzudrücken, um endlich zu bekommen, wonach es sie verlangte, wich er wieder genau dieses kleine Stück zurück, um ihre Bewegung auszugleichen und genau das zu verhindern, was sie wollte. Sie zog an ihren Händen, aber er verstärkte seinen Griff und sah sich weiter ihr Gesicht an. Mit seiner freien Hand strich er ihr über die Seite und sie erzittete. Er ließ sie absichtlich warten. Vielleicht, weil er heute auch viel hatte warten müssen. War er denn nicht auch ungeduldig? Wo nahm er diese Disziplin her? Sie versuchte noch einmal sich ihm einfach selbst entgegenzudrücken, aber wieder verhinderte er, dass das zu dem gewünschten Ergebnis führte. Und sie verstand, dass sie wohl mal wieder ihren Stolz für ihn wegwerfen musste. Aber das war egal. Es bedeutete ihr nicht viel. Wenn man nicht ständig an seinen Stolz dachte, dann konnte man einfach ehrlich sein. Das hatte auch seine Vorteile. Er betrachtete immer noch ihr Gesicht und plötzlich war sie sich sicher, dass sie hier nicht weiterkommen würden, wenn sie nicht tat, was er offenbar wollte. "Bitte", flüsterte sie. Sie hörte selbst wie sehnsüchtig sie klang und sie spürte, wie ihre Wangen deswegen ein wenig heiß wurden. Sie sah in dem Halbdunkel, wie er bloß leicht eine Augenbraue anhob. Sie versuchte ihn zu küssen, aber er wich auch mit seinem Kopf leicht zurück. Sie stöhnte. Das war schrecklich! Sie wollte es so sehr! So wie er sich verhielt, wurde ihre Sehnsucht nur noch größer. Es war kaum zu ertragen! "Bitte Sasuke", flüsterte sie und sie wand sich ein wenig und versuchte ihre Hände freizubekommen. "Bitte..." Sie hatte das Gefühl sich gleichzeitig sehr gut zu fühlen und schrecklich zu leiden. Und endlich erlöste er sie und gab ihr, was sie so sehr wollte. Allerdings sehr langsam und dabei sah er sich ganz genau ihr Gesicht an. Das war ihr irgendwo weit hinten in ihrem Kopf sehr peinlich. Aber es war zu weit entfernt, um darüber groß nachzudenken. Als sie ihr Gesicht abwenden wollte, ließ es es nicht zu und sie versuchte wieder ihn zu küssen und er beugte sich zu ihr und gab ihr auch das, aber ebenfalls viel zu langsam. Sie wollte mehr. Sie drückte sich an ihn und stöhnte flehentlich. Und endlich hörte er auf mit diesem Spiel und fing an sich zu nehmen, was er wollte. Er richtete sich auf und er gab ihre Arme frei, um sich ihre Hüfte greifen zu können, aber wirklich viel mehr Handlungsspielraum bekam sie dadurch nicht, denn er machte nun was er wollte und er war viel stärker als sie. Doch natürlich hatte sie auch gar keine Lust etwas dagegen zu unternehmen. Es gefiel ihr sehr, wenn er so war. Weil es dafür sorgte, dass sie sich sehr, sehr gut fühlte. So sehr, dass sie alles andere vergaß und nur noch er und ihre Gefühle da waren. Und weil sie es liebte, dass sie ihn dazu bringen konnte, ein bisschen von seiner Kontrolle aufzugeben, denn auch er schien alles außer ihr und seinen Gefühlen zu vergessen. Und sie fühlte sich so so gut, weil sie das bei ihm bewirken konnte. Sie liebte sein Verlangen und seine Kraft und auch seinen Egoismus, weil er sich einfach nahm und es für sie dennoch so war, als würde er ihr etwas geben, weil sie ja genau das wollte. Weil er sie wieder in so einen Zustand brachte, wo sie nicht mehr richtig leise sein konnte, versuchte sie wieder ihre Hand auf ihren Mund zu drücken. "Nein", sagte er leise und rau und auch ein wenig atemlos und er fing ihre Hand ab, bevor sie es schaffte. Sie stöhnte ein wenig verzweifelt. Ihr Verstand funktionierte gerade noch so gut, dass sie daran dachte, dass sie nicht wollte, dass jemand im Haus sie hörte. "Nein", sagte er erneut und jetzt klang er strenger. "Lass es." Also gab sie es auf. Sie konnte sich ohnehin nicht konzentrieren. Ihr war so heiß und wieso hatte er seine Sharingan aktiviert? Ihr Gehirn schien nicht richtig zu funktionieren und es glang ihr nicht darüber nachzudenken. Es war auch egal. Sie wollte nur, dass es nicht aufhörte, das hier. Und gleichzeitig wollte sie nun irgendwie schon, dass es aufhörte, weil es zu viel war, sie konnte diese ganze Energie in sich nicht mehr ertragen. Er fixierte ihre Hände wieder und hielt ihren Kopf fest, so dass sie schließlich doch ihren Aufschrei nicht unterdrücken konnte, weil er ihr keine Gelegenheit gab und obwohl er still war, wurde auch er fertig, er drückte sich gegen sie und sein ganzer Körper war kurz sehr angespannt und dann hielt er still. Seine Augen wurden wieder schwarz. Er zog sich zurück und legte sich dann neben sie auf den Rücken und offenbar musste nicht nur sie wieder zu Atem kommen. Nach ein paar Sekunden sammelte sie wieder Chakra um ihre Hand und sie kümmerte sich darum, dass sie nicht schwanger werden würde, während er seine Hose wieder schloss. Sie sah kurz zu ihm hinüber. Er lag nach wie vor auf dem Rücken, sein Gesicht zu ihr gedreht und er sah sie an. Sie lächelte. Draußen rüttelte der Sturm nun heftig an dem Haus. "Das war toll!", sagte sie und sie atmete noch einmal tief ein und aus. Sie sah in die Ecke zu den beiden Schlangen hinüber, in dem Halbdunkel konnte sie nach wie nicht genau erkennen, was sie taten. "Sie kommen schon damit zurecht", kommentierte er bloß ihren Blick. Sie nickte. Eine andere Wahl ließ er ihnen ja auch nicht, also mussten sie das wohl. Aber sie verstand es. Besonders nach dem Angriff. Wenn er schlief oder auf sie und seine körperlichen Bedürfnisse konzentriert war, konnte er nicht auch noch die Umgebung perfekt überwachen. Zumal sie dann ohnehin gar nicht alles hören würden. Die Schlangen nahmen allerdings auch Geruch wahr. Sie setzte sich auf und griff nach ihren Klamotten, um sich anziehen. "Bleib so." Sie wandte sich zu ihm um. Er setzte sich ebenfalls kurz auf, griff sich die Decke vom Fußende des Futons und zog sie über sich, während er sich wieder hinlegte. Er hielt ihr seinen Arm auf und sah sie abwartend an. Kapitel 31: Sturm - Teil 4 -------------------------- Ihr Herz machte einen freudigen Hüpfer und sie kroch zu ihm. Dieses Mal war es noch schöner, als er sie in seine Arme zog. Dieses Mal hatte er sein Hemd nicht an und überall war nur Haut und Wärme. Abgesehen von seiner Hose. Aber das war okay. Es schien ihm irgendwie wichtig zu sein, auf diese Art ein wenig Distanz zu wahren. Sie verstand es nicht so richtig. Aber das war in Ordnung. Sie kuschelte sich an ihn und das zweite Mal machte es sie nicht weniger glücklich als beim ersten Mal. Es störte sie nicht, dass sie nichts trug und er etwas anbehielt. Draußen donnerte es laut und der Wind rüttelte stark an den Wänden des Hauses. "Meinst du, das hält?", fragte sie ein wenig besorgt und hob leicht den Kopf, um zu lauschen. "Das spielt keine Rolle", antwortete er bloß ruhig. Sie schmiegte sich wieder an ihn. Sie fand es nicht so gut, dass es ihm egal zu sein schien, was mit dem Haus oder den Leuten hier passieren könnte. Trotzdem hatten seine Worte auf sie einen beruhigenden Effekt. Denn er hatte es so gesagt, dass sie nun glaubte, dass ihr mit ihm nichts passieren würde. Sie fühlte sich so wohl in diesem Moment. "Ich liebe dich", flüsterte sie gegen seine Brust. Er schwieg. Sie hatte auch nicht erwartet, dass er etwas dazu sagen würde. Dann überraschte er sie, wie so oft in letzter Zeit, indem er doch etwas sagte. "Warum sagst du das?", fragte er. "Wenn es dich stört, dann tue ich es nicht mehr", sagte sie rasch. "Es tut mir leid!" Vielleicht fühlte sie sich gerade ein bisschen zu wohl. Vielleicht übertrieb sie es. Er schwieg. Sie strich behutsam mit ihren Fingern über seinen Oberarm. "Bist du verärgert?", fragte sie vorsichtig. Wieder machte er eine lange Pause. "Was erwartest du, wenn du das zu mir sagst?", fragte er schließlich. Sie drückte ihre Hände gegen seine Brust, um sich etwas wegzuschieben, damit sie ihm ins Gesicht sehen können würde und er lockerte seine Umarmung und ließ es zu. "Nichts", sagte sie wahrheitsgemäß. "Ich erwarte nichts. Ich habe es einfach nur so gesagt." Er sah sie an und er hob seine Hand und berührte leicht ihre Haare. Sie lächelte verlegen und ein bisschen erleichtert, weil ihr diese Berührung ziemlich zärtlich vorkam. Er schien nicht verärgert. Sie rückte wieder näher zu ihm und er zog sie wieder an sich. "Du hast heute das Essen gegessen", sagte sie. "Und als wir mit Naruto und Sensei Kakashi gegessen haben, hast du auch gegessen." Wie so oft brauchte er kurz, bis er etwas sagte. Vielleicht musste er immer erst überlegen, ob er auf ihre Fragen und Aussagen antworteten wollte. "Das Risiko war in beiden Fällen überschaubar", sagte er sachlich. "Hier weiß niemand, wer ich bin. Und niemand würde mich vor Naruto und Kakashi vergiften." "Und du hättest sowohl in Konoha als auch hier sofort Hilfe", sagte sie leise. "Ich bin sehr gut geworden." "Das habe ich gesehen." Sie lächelte gegen seine Brust. Aus seinem Mund kam ihr so etwas wie ein großes Lob vor. Sie seufzte zufrieden. Sie fühlte sich einfach so wohlig und behaglich. Der heftige Sturm mit dem Regen und dem Donnern draußen war ein wenig beängstigend, aber es war einfach herrlich hier zu liegen, auf dem weichen Futon und unter einer richtigen Decke. Und mit ihm. Sie musste ein Kichern unterdrücken. Ino würde ihr das alles bestimmt gar nicht abkaufen, wenn sie es ihr erzählen würde! Sie lag hier und kuschelte mit Sasuke! Das war eigentlich gar nicht zu glauben! Sie hatte immer für ihn geschwärmt und ihn angehimmelt, aber mehr war da nie gewesen. Und dann war alles so schrecklich geworden, dass es wirklich nicht so ausgesehen hatte, als ob so etwas wie das hier noch in die Realität passen könnte. Sie dachte an ihre Eltern. Denen würde diese Entwicklung überhaupt gar nicht gefallen. Aber alle in Konoha waren nun weit entfernt. Draußen donnerte es wieder und eine weitere heftige Windböe brachte das Haus zum Knarren. "Danke, dass du mit mir hierhergekommen bist", wiederholte sie flüsternd noch einmal, was sie schon gesagt hatte. "Ich wäre gerade wirklich sehr ungerne draußen!" Er strich mit seiner Hand ihren Rücken hinab. Sie unterdrückte ein Gähnen. Sie war müde von dem Tag und vor allem von ihrem Zusammensein eben. Aber sie wollte noch nicht schlafen. Es war so ein schöner und für sie unvergleichlich wertvoller Moment. Und er hatte auch noch nicht wie sonst 'Schlaf' gesagt. Vielleicht fand auch er diesen Moment gerade gar nicht so schlecht? Irgendwo weiter vorne im Haus hörte sie eine Tür und Stimmen. Wahrscheinlich konnten die Leute hier bei diesem Sturm unmöglich schlafen. Wenn sie hier leben würde, dann wäre sie nun sehr besorgt um das Haus und den Hof. Das Unwetter war wirklich heftig. Sie wurde trotzdem nun immer müder. Sie wollte wachbleiben. Aber sie konnte ja trotzdem kurz die Augen schließen. Nur für zwei Minuten. Kurze Zeit später hörte sie noch mehr der Mitglieder der großen Bauernfamilie durch das Haus rennen und nun waren die Stimmen lauter und aufgeregter. Vielleicht war sie auch doch richtig eingeschlafen und es war doch einiges an Zeit vergangen? Denn die Lampe war ausgegangen. Es war ziemlich dunkel, sie konnte kaum etwas sehen. Sie hob den Kopf leicht, um zu lauschen. "Schlaf weiter." Sie zuckte leicht zusammen. Also war tatsächlich Zeit vergangen und sie hatte geschlafen. Hatte sie ihn geweckt? Sie legte ihren Kopf wieder ab. Sie lauschte weiter nach den Stimmen. Dann richtete sie sich doch wieder ein wenig auf. "Ich glaube irgendwas stimmt da nicht!", sagte sie besorgt. "Das hat nichts mit dir zu tun." Sie schob seinen Arm zur Seite und setzte sich richtig auf. Das kostete sie ziemlich viel Überwindung. "Es tut mir leid, aber ich gehe kurz nachsehen, was da los ist!", sagte sie entschieden und sie tastete nach ihren Klamotten und fing an sich anziehen. Es widerstrebte ihr wie immer sehr, etwas zu tun, das er nicht wollte. Aber sie konnte einfach nicht anders! Sie hörte, wie er sich hinter ihr ebenfalls aufsetzte. Und sie war froh, dass es so dunkel war, damit sie nicht in sein Gesicht sehen konnte. Sie erhob sich vorsichtig und tastete sich ganz langsam voran bis zu Tür, damit sie nicht versehentlich auf einen der Schlangenkörper treten würde. Doch zum Glück passierte das nicht. Sie schob die Tür auf und flüsterte ein wenig schuldbewusst: "Ich bin gleich zurück." Sie schob die Tür hinter sich wieder zu. Sie fand den Weg zurück durch das große Haus zu der Küche. Die letzten Meter war das sehr einfach, da sie einen Lichtschein sehen konnte und die Stimmen hörte. Es klang ganz eindeutig so, als würde es ein Problem geben. "Hallo", sagte sie vorsichtig, weil sie sie gar nicht bemerkten. Die beiden Söhne des Bauern standen an dem Fester, durch das man auf den Hof schauen konnte. Und die anderen saßen alle mit gefalteten Händen oder hängenden Köpfen an dem langen, flachen Tisch, an dem sie einige Stunden zuvor gegessen hatten. Nur die Kinder waren nicht da. Sie sahen auf, als sie sie hörten und eine Sekunde später trat auch der Bauer hinter ihr durch die Tür in die Küche. Er nickte ihr knapp zu. "Es ist nach wie vor nicht möglich rauszugehen!", sagte er und er klang wütend und resigniert zugleich. "Der Wind hat kein bisschen nachgelassen!" "Was ist denn los?", fragte Sakura besorgt. Einer der Söhne trat von dem Fenster zurück und nickte mit dem Kopf nach draußen. Sie kam seiner Aufforderung nach, es sich selbst anzuschauen und sie schritt eilig hinüber, um hinauszublicken. "Oh nein!", sagte sie erschrocken. "Da sind alle unsere Tiere drinnen!", sagte der Sohn, der am Fenster stehen geblieben war und er klang verzweifelt und verbittert. "Wir sind ruiniert. Wenn sie sterben, dann sterben wir auch alle, denn dann haben wir alles verloren! Wir müssten sie rausholen! Aber der Wind ist so stark, dass man draußen nicht mal laufen kann! Geschweige denn die Tiere raustreiben! Und Platz sie woanders unterzubringen haben wir auch nicht!" Sakura sah bang zu, wie die nächste starke Windböde das schon halb gelöste Dach wieder empor riss. Sie trat beklommen wieder vom Fenster zurück und machte dem Bauern Platz. "Es reißt einfach nicht ab", sagte er nachdem er einen Moment zugesehen hatte. Sein Gesicht war starr und schicksalsergeben. "Dieses verfluchte Dach ist auf der einen Seite noch vollkommen fest. Wenn es nicht abgeht, dann wirkt das wie ein aufgespanntes Schiffssegel für diesen verfluchten Sturm! Das hält das Gebäude keine Viertelstunde mehr durch! Durch dieses verfluchte Dach wird das ganze Gebäude über den Tieren zusammenstürzen!" Eine der erwachsenen Töchter stöhnte verzweifelt auf und die Bäuerin beugte ihre Stirn wieder auf ihre gefalteten Hände hinab und fuhr mit ihrem stillen aber intensiven Gebet fort, während einige der anderen weiter wie gebannt aus dem Fenster starrten. Sakura tat es ihnen gleich und sie überlegte fieberhaft, was sie tun könnte. Mit ihrer Kraft könnte sie das Dach vielleicht irgendwie zertrümmern, aber es würde dann vielleicht auf die Tiere hinabstürzen. Außerdem war das Gebäude riesig. Wie sollte sie da oben drankommen? Wenn man draußen nicht mal richtig laufen konnte, dann wäre es zu gefährlich, auch noch zu dem Dach hinaufzuklettern, selbst wenn sie sich mit Chakra anheften können würde. Außerdem sah das Gebäude wirklich so aus, als ob es unter diesen Umständen gleich zusammenstürzen würde. Sich so in Gefahr zu bringen, mit so geringen Erfolgsaussichten, für Tiere von beinahe fremden Menschen, das wäre wirklich Wahnsinn. Wenn sie bei dem Versuch hier zu helfen draufgehen würde, dann würde ihr das niemand verzeihen. Und sie hatte keine Ahnung, wie Sasuke darauf reagieren würde. Das konnte für die Leute hier vielleicht alles noch viel schlimmer anstatt besser machen. Sasuke... Würde er etwas tun können? Würde Susanoo diesen Windböen standhalten können? Sie traute sich nicht, ihn darum zu bitten. Er hatte nicht mal gewollt, dass sie aufstehen und nachsehen würde, was los war. Er hatte auch nicht hierher gewollt und er hatte mehr oder weniger gesagt, dass ihn die Menschen hier nicht interessierten. Sie übertrieb es. Seine Geduld mit ihr war fürs Erste aufgebaucht. Sie spürte es ganz deutlich. Bei ihrem Zusammensein vorhin war es ihr wie ein Spiel vorgekommen und vielleicht war es das auch gewesen, aber er war da schon verärgert gewesen. 'Du darfst keine Angst vor ihm haben!', sagte sie sich stumm selbst. 'Sei mutig!' "Ich bin gleich wieder zurück!", murmelte sie und sie eilte hinaus, bevor einer von den Anwesenden es geschafft hatte, etwas zu erwidern. Sie rannte in dem Gang vor ihrem Zimmer beinahe in ihn hinein. Er hatte sein Oberteil übergezogen. Es war allerdings noch offen. Gerade schob er die Tür des Zimmers wieder zu. "Sasuke!", sagte sie atemlos und überrascht. "Kommst du doch?" "Nur um dich zurückzuholen", sagte er sachlich. "Aber scheinbar bist du vernünftig." Er schob die Tür wieder auf und sah sie abwartend an. Er wollte, dass sie wieder ins Zimmer gehen würde. Sie schüttelte den Kopf. "Bitte", sagte sie etwas atemlos. "Der Stall mit den Tieren drinnen wird gleich einstürzen und niemand kann etwas tun! Aber du könntest es vielleicht! Kannst du nicht kommen und es versuchen? Bitte!" "Sieh mich nicht so an", wiederholte er, was er schon öfter gesagt hatte. Sie konnte aber nicht anders, als ihn weiter flehentlich anzusehen. Er strich sich kurz mit seiner rechten Hand über sein Gesicht. Dann schob er die Tür wieder zu. "Danke!", flüsterte sie und sie machte auf dem Absatz kehrt, um mit ihm zu der großen Küche zurückzukehren. Alle sahen sie an, als sie wieder durch die Tür in den Raum trat. "Dort", sagte sie zu ihm, sobald er hinter ihr eingetreten war und sie deutete zu dem Fenster hinüber. Alle wichen ihm aus und machten ihm Platz, sodass er aus dem Fenster sehen konnte. Sie trat neben ihn. "Das Dach müsste abgetrennt werden", sagte sie leise und sie beobachtete ihn vorsichtig. "So wie es jetzt ist, stürzt das ganze Gebäude über den Tieren zusammen und sie brauchen die Tiere. Kannst du nicht vielleicht irgendwie helfen? Ich hatte überlegt, ob ich vielleicht-" Sie verstummte, als er sich wortlos abwandte und zurück durch den Raum, in den Flur und in Richtung Eingangstür ging. Hoffnung kam in ihr auf. "Moment, was macht er denn?", sagte der Bauer aufgeregt zu ihr. "Man kann nicht-" Er brach ab und setzte erneut an. "Ich habe es gerade probiert, niemand kann da rausgehen, das ist un-" Sie hörten die Haustür zuschlagen. "Wa- was ist das?", rief einer der Söhne am Fenster und alle stürzten hin, um hinauszusehen. Das hatte Sakura gehofft. Susanoo schien den Wind problemlos abhalten zu können. Sasuke ging einfach ganz normal über den Hof, als wäre nichts. Susanoo war wirklich das ultimative Schild. Selbst gegen solche Naturgewalten. Der Wind prallte auch gar nicht an Susanoo ab. Vielmehr schien die Energie des Windes einfach neutralisiert zu werden, wenn sie mit dem violetten Chakra in Berührung kam. Sasukes offenes Oberteil wehte nicht einmal. "Er wird versuchen das Dach abzutrennen", antwortete Sakura bloß, weil alle sie mit Fragen bestürmten. Und weil sie mehr aus ihr nicht herausbekamen, sahen sie schnell wieder bang aus dem Fenster. "Das ist unglaublich! Unglaublich!", murmelte der Bauer vor sich hin. "Sowas ist doch nicht mehr die Kraft eines Menschen! Ich weiß ihr Ninjas könnt sehr viel aber das... das..." "Sie dürfen niemandem davon erzählen!", sagte Sakura sehr rasch. "Alle sahen sie an, vermutlich weil sie so scharf geklungen hatte. "Er hat Feinde", fuhr sie fort. "Es könnte Ihnen Probleme bereiten, falls es ganz blöd läuft, verstehen Sie? Behalten Sie einfach für sich, dass wir hier waren!" "Um Himmels Willen!", rief die Bäuerin schockiert und alle wirbelten wieder zum Fenster herum. Sie riefen alle durcheinander. Aber Sakura war bloß erleichtert zu sehen, wie er mit Susanoos Schwert das Dach abtrennte, während die andere von Susanoos Händen das riesige Dach festhielt. Er hob es scheinbar problemlos an und legte es hinter dem Gebäude auf den Boden. Und damit war das Windsegel entfernt. Jetzt würden die Tiere zwar nass werden, aber das Gebäude würde nicht einstürzen und durch die Mauern waren sie nach wie vor vor den stärksten Windböen geschützt. Sakura atmete erleichtet auf. Sie wandte sich vom Fenster ab, während er zurück zum Haus ging, lief in den Flur und öffnete ihm die Tür. Die anderen waren ihr alle gefolgt und als er wieder eintrat, fingen alle an ihn mit Dankesworten zu überhäufen. Aber er sah nur sie an und sie sparte es sich, sich zu bedanken. Er schloss sein Oberteil und er ging schweigend an ihr vorbei, zurück in die Richtung, in der ihr Zimmer war. Ohne sich die Schuhe auszuziehen. Und sie blieb einfach da stehen und wartete. Sie hatte es übertrieben, das hatte sie ihm angesehen. Aber immerhin war den Menschen hier geholfen. Alles war still und sie blickten sie alle unsicher an, weil sie einfach nur dastand und wartete. Aber sie lag wohl richtig mit ihrer Einschätzung. Denn als er zurückkam, trug er seinen Mantel, seine Tasche und sein Schwert und er hatte ihren Mantel und ihre Tasche ebenfalls dabei. Er blieb vor ihr stehen und hielt ihr beides hin. Und sie nahm es ihm zögerlich ab. Dann zog sie ihre Schuhe an und den Mantel ebenfalls. "Entschuldigung", sagte der Bauer sehr vorsichtig und behutsam zu Sasuke, während Sakura sich ihre Tasche umhängte. "Ähm, also...haben Sie vielleicht zufällig sehen können, wie es den Tieren geht?" Sasuke sah ihn an und der Bauer zuckte instinktiv ein wenig zurück. "Ein paar scheinen sich in der Aufregung selbst verletzt zu haben", sagte er nüchtern. Sakura öffnete den Mund, bevor sie sich richtig entschieden hatte, was sie eigentlich sagen wollte. Er wandte sich ihr zu. "Möchtest du mich nun bitten, dass ich dich zum Stall bringe und mir dann vorschlagen, dass du nachkommst und mich einholst?", fragte er nüchtern. "Ich-", sagte sie überfordert. "...nun... ja, das wäre eine Möglichkeit und ein Kompromiss und wir könnten beide tun, was wir gerne-" Sie verstummte, als er seine Hand nach ihr ausstreckte. Er fasste an ihr Kinn und drückte ihren Kopf ein wenig nach oben, bis er ihr genau in die Augen sehen konnte. In seine Sharingan. Sie spürte, wie alles um sie herum schwarz und dunkel wurde. Genjutsu. Sie war allein in der Dunkelheit. Alleine mit Asura. Die Schlange war um ihren Körper geschlungen und sie konnte sich nicht rühren. Doch das war nur eine Illusion. Nur eine Illusion. Aber sie war so unglaublich real. Jedes Detail dieser Illusion war absolut perfekt. Sie wusste irgendwo tief in sich, dass ihr nicht wirklich etwas passieren würde. Sie hielt trotzdem starr vor Angst inne, als Asura sein Maul öffnete. Es tat weh, als er seine Zähne in ihren Hals versenkte. Und gleich darauf spürte sie, wie sein Gift sie durchströmte, sie lähmte und wie ihr Bewusstsein anfing zu schwinden. Und obwohl sie irgendwo ganz tief in sich genau wusste, dass sie eigentlich nicht wirklich hier war, konnte ihr Gehirn nicht zwischen Illusion und Realität unterscheiden, weil diese Kraft zu stark war. Übermächtig. Sie verlor das Bewusstsein. Kapitel 32: Verständnis ----------------------- Ihre nächste Empfindung war Wärme. Warme Sonne, die auf ihr Gesicht schien. Als nächstes fiel ihr auf, dass sie ihren Mantel nicht mehr trug. Und das wäre ihr auch viel zu warm gewesen. Sie probierte, ihre Augen einen kleinen Spalt breit zu öffnen. Grelles Licht blendete sie und sobald ihre Augen sich daran gewöhnt hatten, blickte sie auf die Lichtflecken auf der Straße. Sie war trocken und dort gab es kleine Steine und auch Größere und ab und an ein paar kleine Pflänzchen. Wieso bewegte sich die Straße? Sie hielt doch ganz still. Dann wachte ihr Gehirn endlich aus dieser Benommenheit auf und nun funktionierte es wieder richtig. Er hatte sie mit einem Genjutsu belegt. Damit sie bewusstlos werden würde. Er hatte gehen wollen und er hatte gewollt, dass sie mit ihm kam. Also hatte er für sich einfach eine pragmatische Entscheidung getroffen. Und nun trug er sie auf seinem Rücken. Und das wohl schon eine ganze Weile, denn das Wetter war wunderbar. Von dem Sturm war nichts mehr zu sehen und sogar die Straße war schon wieder trocken. Und es war Nachmittag. Er hatte sie also die halbe Nacht und den halben Tag hindurch so getragen. Und dabei offenbar mit Susanoo Wind und Regen abgehalten, denn ihre Kleidung war vollkommen trocken. Und offenbar hatte er ihr sogar den Mantel ausgezogen, als es wieder wärmer geworden war. Sie rührte sich nicht. Denn sie musste sich erstmal sortiert bekommen. Und irgendwie mit dieser Situation klarkommen. Sie hatte keine Ahnung, wie sie sich nun damit fühlen sollte. Also hielt sie ganz still und ließ einfach ihren Kopf auf seiner rechten Schulter liegen. Sie betrachtete den Boden, wie er an ihr vorbeizog und spürte seinen festen Griff an ihren Oberschenkeln. Und den ruhigen Rhythmus seiner Schritte. Manchmal schlug ihr Bein leicht gegen sein Schwert. Das hatte er vom Rücken genommen und sich wie früher immer an der Seite befestigt. Sie ärgerte sich ziemlich, dass er das mit ihr gemacht hatte. Aber so richtig überrascht war sie nicht. Sie hatte seine Geduld überstrapaziert. Und es hatte ihm wohl einfach gereicht. So etwas zu tun war natürlich absolut nicht in Ordnung. Nur war sein Gefühl dafür, was im Umgang mit anderen in Ordnung war und was nicht, leider nunmal ziemlich durcheinandergeraten. Verständlicherweise. Er hatte es nie wirklich lernen können. Für ihn galt nach wie vor, dass der Stärkere immer das Recht hatte, seine Entscheidungen anderen aufzuzwingen. Und das war ja auch nicht ganz falsch. So funktionierte ein Großteil dieser Welt. Und er fand wahrscheinlich, dass er sich gut um sie gekümmert hatte und dass er ihr also auch nichts Schlimmes angetan hatte. Doch gut für gesunde zwischenmenschliche Beziehungen war so ein Verhalten absolut nicht. Die Frage war bloß, wie sie damit nun umgehen wollte. Denn normalerweise würde sie jeden, der so etwas mit ihr gemacht hätte, nun ordentlich zusammenstauchen und ihm gehörig ihre Meinung sagen. Und zwar laut und deutlich! Nur traute sie sich das bei ihm nicht. Und vor allem war sie sich ziemlich sicher, dass er es schlicht nicht verstehen würde. Wenn sie ihn nun anschreien würde, dann würde das vermutlich absolut gar nichts bringen. Und reinhauen konnte sie ihm auch keine, denn das würde er locker abblocken. Vielleicht sollte sie ihn anschweigen? Aber wahrscheinlich würde er es bloß angenehm finden, wenn er seine Ruhe hätte. Das war auch keine Lösung. Keine Berührungen mehr? Aber von so blöden Bestrafungsaktionen hielt sie eigentlich gar nichts! Sowas war total bescheuert! Aber immerhin war es eine Option. Nur hatte sie keine Ahnung, wie wichtig ihm das überhaupt war. Doch irgendwie musste sie ihm klar machen, dass sie sich das von ihm nicht gefallen lassen würde. Wenn sie das nicht schaffte, dann würde er sie nicht ernst nehmen und dann wäre sie nicht mehr als ein nettes Spielzeug für ihn. Etwas, das ihm Befriedigung verschaffte und das ihm gehörte und mit dem er machen konnte, was er wollte. Das durfte auf gar keinen Fall so werden! Weil sie das auf gar keine Fall wollte! Und auch, weil sonst ihre Eltern und Meisterin Tsunade und all die anderen mit ihren Bedenken recht gehabt hätten. Und sie war nicht bereit, das alles hinzunehmen! Immerhin, dachte sie ein wenig frustriert, hatte er dieses Mal bei dem Genjutsu eine vergleichsweise sanfte Art gewählt. Am liebsten hätte sie bei diesem Gedanken vor Frust und Wut und Traurigkeit und Verzweiflung laut aufgelacht. Aber immerhin hatte er sie nicht wieder glauben lassen, dass er seinen Arm durch sie hindurchgestoßen und sie getötet hätte. Schließlich hatte er ihr ja gesagt, dass Asuras Gift nicht tödlich war. Sie hatte gewusst, dass ihr nicht wirklich etwas passieren würde. Sie war nur froh, dass sie sich mittlerweile an die Schlangen gewöhnt hatte. Denn sonst wäre sie bei dieser Szene wahrscheinlich schlicht vor lauter Angst gestorben! Er war echt ein blöder Idiot! Manchmal. Ziemlich oft eigentlich! Er wusste es vielleicht nicht besser. Aber vielleicht war er auch einfach ein egoistischer Mistkerl, der einfach immer machte, was er wollte! Arg!!! Er machte sie wahnsinnig! Und zwar leider in wirklich absolut jeder Hinsicht! Wieso himmelte sie ihn verdammt nochmal eigentlich so an?! Sie hatte das Gefühl sich nun genug sortiert zu haben. Wenn sie noch weiter darüber nachdenken würde, würde sie bloß noch wütender werden! Also fing sie an sich von ihm wegzudrücken. Sie wollte runter! Und zwar sofort! Er ließ sie runter. Und er ging einfach weiter, als wäre nichts. Er machte sich bloß daran, das Schwert wieder auf seinem Rücken zu befestigen. Er sah nichtmal zu ihr hin. Sie beeilte sich ihn einzuholen. "Hey!", sagte sie wütend. "Willst du das jetzt wirklich vollkommen unkommentiert lassen?" Er blickte stur weiter nach vorne. "Sasuke", sagte sie bemüht ruhig, wobei sie versuchte ihren Ärger zu unterdrücken, "sowas kannst du einfach nicht mit mir machen! Das geht nicht!" Er schwieg. "Sasuke! Das geht nicht! Verstehst du mich?" "Es ging ziemlich gut." Sie öffnete vor Empörung den Mund. Aber dazu viel ihr nichts ein. Er hatte nicht das geringste schlechte Gewissen! Gerade war sie so wütend auf ihn, dass es sie nichtmal interessierte, wie es ihm ging und ob er müde war, weil er Susanoo so lange benutzt haben musste, um sie beide vor dem Sturm und Gewitter zu schützen. "Du bist also nicht der Meinung, dass dein Verhalten problematisch ist?", fragte sie, sobald sie ihre Empörung soweit überwunden hatte, dass sie wieder sprechen konnte. Er ging einfach weiter. "Sasuke!" Er reagierte nicht. Aber jetzt reichte es ihr! Das durfte sie jetzt nicht einfach akzeptieren! Das konnte sie auch nicht! Sie fasste ihn wütend am Unterarm. Konnte er nicht wenigstens stehen bleiben und sie ansehen?! Das funktionierte. Ein bisschen zu gut. Er blieb abrupt stehen. Sie zog doch lieber rasch ihren Arm wieder zurück. Er wandte sich ihr zu. So langsam, dass es ziemlich bedrohlich wirkte. "Rede mit mir!", sagte sie zornig. Aber sein Blick ließ sie sich auch promt wieder unsicher fühlen. "Worüber?", fragte er kühl. Er klang beinahe desinteressiert. Sie sah ihn zornig an. Er war unglaublich! "Darüber, warum das nötig war!", sagte sie möglichst selbstsicher. Doch so fühlte sie sich gerade nicht. Sie hatte nicht vergessen, zu was er schon in der Lage gewesen war. Er hatte diese Karin durchbohrt. Und sie hätte er auch getötet, wenn nicht erst Kakashi und dann Naruto sie gerade noch rechtzeitig gerettet hätten. Sie glaubte nicht wirklich, dass er ihr jetzt etwas antun würde. Zumindest nichts Schlimmes. Aber so richtig vergessen würde sie das wohl auch nicht können. Zumindest nicht, solange er so mit ihr umging. "Ich wollte gehen", sagte er sachlich. "Und ich wollte, dass du mitkommst. Ich habe dir die Mühe abgenommen zu entscheiden, ob du lieber den Tieren helfen oder bei mit bleiben willst." Sie starrte ihn an. "Ich. Entscheide. Selbst", sagte sie wütend und sehr deutlich. "Wenn du so etwas noch einmal mit mir machst, dann...dann..." Er zog eine seiner perfekten Augenbrauen hoch. "Was?", fragte er ruhig. "Was willst du dann tun Sakura?" Sie starrte ihn an. Und sie hoffte bitterlich, dass er nicht wirklich so war. Dass er in der Lage sein würde dazuzulernen. Er trat einen Schritt näher an sie heran und ihr Herz fing sofort an schneller zu schlagen. Wieso wusste sie auch nicht so genau. "Worte bringen nichts, wenn man sie nicht durchsetzen kann", sagte er leise. "Aber hör auf mich so anzusehen. Sonst komme ich zu dem Schluss, dass es dir gut täte, noch etwas weiterzuschlafen." Dann wandte er sich wieder um und ging einfach weiter. Und sie stand sprachlos da und sah ihm nach. Und sie hatte Angst, dass sie alle recht hatten mit ihm. Dass er einfach nicht normal war. Und dass es nicht nur daran lag, dass er erst dazulernen müsste. Sondern daran, dass er es nicht konnte. Leider liebte sie ihn trotzdem. Es war unerträglich. Gerade hasste sie sich selbst. Wollte sie ihm jetzt wirklich hinterhergehen? "Komm", sagte er, als könnte er Gedanken lesen. Er war schon ein ganzes Stück entfernt. "Sonst sorge ich dafür." Und weil ihr nichts anderes übrig blieb, folgte sie ihm. Allerdings mit sehr, sehr viel Abstand. So viel, dass sie ihn manchmal nicht mal mehr sehen konnte, wenn die Straße eine Biegung machte. Davor hatten ihre Eltern sie gewarnt. Davor in seinen Fokus zu geraten. Sie hatten genau das befürchtet. Sie hätten es sicherer gefunden, wenn er weiter kein besonderes Interesse an ihr gehabt hätte. Nun hatte er es auf eine gewisse Weise. Er hatte nicht gewollt, dass sie bleiben und sich um die Tiere kümmern würde. Er hatte sie bei sich behalten wollen. Sowas hatte sie sich gewünscht. Aber nun musste sie sich damit auseinandersetzten, dass niemand außer Naruto irgendeine Form von Kontrolle auf ihn ausüben konnte. Und bei jemandem, der deutlich andere Grenzen als die meisten Menschen hatte, konnte das durchaus ein Problem werden. Sie konnte ihn nicht hassen, denn sie liebte ihn. Es ergab keinen Sinn und sie wusste selbst nicht wieso eigentlich. Aber so war es. Wenn er doch nur nicht so unmenschlich stark wäre! Dann müsste auch er sich an Regeln halten, so wie jeder normale Mensch. Und dann würde er vielleicht auch mehr so sein können, wie jeder normale Mensch! Aber er hatte recht. Was sollte sie bitte tun? Aufhören ihn zu lieben? Das ging ja ganz offensichtlich nicht. Grund dazu hatte er ihr längst mehr als genug geliefert in den letzten Jahren. Und es hatte nichts an ihren Gefühlen geändert. Und er wusste es. Er wusste es ganz genau. Und weil sie ihre Wut deswegen nicht richtig gegen ihn richteten konnte, richtete sie sie gegen sich selbst. Vielleicht war ja eigentlich sie hier diejenige, die verrückt war. Das sagte ihr ja auch ständig jeder. Zumindest was ihre Gefühle für ihn anging. Sie wollte ja schließlich was von ihm. Sie wollte einfach nicht akzeptieren, dass er nicht anders sein konnte. Sie drängte sich hier ja auf. Sie war diejenige, die es nicht einfach gut sein lassen konnte! Aber da war auch ihr Mitgefühl für ihn. Er hatte so viel durchmachen müssen. Dinge, für die er nicht die Verantwortung trug. Für vieles war er verantwortlich. Aber nicht dafür, dass sein Clan einen Putsch geplant hatte und auch nicht dafür, dass die Leute die Uchiha immer so gefürchtet hatten, dass sie seinen Clan an den Rand gedrängt und überhaupt erst dazu gebracht hatten. Er war auch nicht dafür verantwortlich, dass Obito und sein Bruder seine Familie und den ganzen Clan ermordet hatten. Oder dafür, dass sein Bruder absichtlich Hass in ihm gesäht hatte, um ihn stark zu machen, damit er sicher vor Feinden war, die and sein Bluterbe heranwollten. Damit er ihn schließlich töten würde und das ewige Mangekyo Sharingan bekommen würde. Und dann hatte er herausgefunden, dass sein Bruder ihn geliebt und geschützt hatte und dass er nun damit leben musste, dass er selbst den einen Menschen ermordet hatte, dem er mehr als alles andere bedeutet hatte. Wahrscheinlich vermisste er Itachi. Seine Überforderung, als er im Tempel von der alten Priesterin auf ihn angesprochen worden war, schien ihr das deutlich zu zeigen. Aber wahrscheinlich konnte er ihn nie richtig frei und ehrlich vermissen, weil er wusste, dass er selbst es gewesen war, der Itachi getötet hatte. Das war zu viel. Das war alles zu viel Schmerz für einen einzelnen Menschen. Das hatte ihn schließlich einfach kaputt gemacht. Und dann war da noch der Rest seines Lebens gewesen. Abgesehen von der kurzen Zeit mit Sensei Kakashi, Naruto und ihr, war sein Leben nur voll von Neid, Missgunst, Hass, Gewalt, Schmerz, Verletzungen, Kämpfen und vor allem voll von kalten, manipulativen, kaputten Menschen gewesen, die alle seine Kraft wollten. Und deswegen konnte sie einfach nicht anders als Mitgefühl und Liebe für ihn zu empfinden. Es brachte sie manchmal an den Rand des Wahnsinns. Aber sie wollte nicht, dass er alleine war! Sie wollte, dass er jemanden hatte, der ihn liebte! Ganz egal, was er tat. Sie begegneten kaum jemandem auf der Straße und als es dunkel wurde und sie bei einem kleinen Wäldchen vorbeikamen, bog er von der Straße ab und ging darauf zu. Wahrscheinlich war er sehr müde. Er war seit Mitte letzter Nacht durchgelaufen, hatte sie getragen und Susanoo benutzt. Trotzdem fand sie schon die Schlangen und zwei tote Hasen vor, als sie bei ihm ankam. Sie griff sich seine Wasserflasche. "Ich gehe Wasser holen", sagte sie. Er war mit den Hasen beschäftigt und antwortete nicht. Als sie ein paar Minuten später zurückkam, konnten sie schon beinahe essen. Und sobald sie damit fertig waren, rollte Sakura sich auf ihrem Mantel zusammen und deckte sich zu. Sie beobachtete Asura ein wenig. Sie fragte sich, ob er ihr nach der Illusion nun unangenehmer war. Aber scheinbar konnte ihr Gehirn ganz gut trennen, dass er nichts damit zu tun gehabt hatte. Ihre Angst vor den Schlangen schien dadurch nicht wieder größer geworden zu sein. Für sie fühlte sich diese Illusion eher so an, als hätte er ihr schlicht und einfach eine Betäubungsspritze verpasst. Und so war es ja auch irgendwie gewesen. "Hast du wenigstens der Bauernfamilie klar gemacht, dass du mir nichts getan hast?", fragte sie, als er schließlich auch vom Bach zurück kam. "Oder malen die sich jetzt schreckliche Szenarien aus?" Er schwieg und setzte sich in seiner üblichen Pose an einen Baum gelehnt hin. Sie setzte sich erschrocken auf ihrem Mantel wieder auf. "Du hast ihnen doch nichts getan, oder?", fragte sie sehr beunruhigt. "Sasuke, bitte sag mir, dass du mich einfach nur genommen hast und du einfach nur gegangen bist!" "Es geht ihnen gut", sagte er kühl und blickte sie aus halb geschlossenen Augen an. "Und ich habe dir gesagt, dass du mich nicht so ansehen sollst." Das sagte er ständig. Aber was genau meinte er damit eigentlich? Störte ihn das so sehr, wenn sie ihn verärgert oder ängstlich oder verzweifelt ansah? "Wieso?", fragte sie. Natürlich bekam sie keine Antwort. Doch in ihrem Kopf arbeitete es. "Warte...", sagte sie langsam, "hast du mich deshalb bewusstlos werden lassen? Damit ich mitkomme und du dann aber meine Unzufriedenheit nicht aushalten musst, weil ich mich nicht um die verletzten Tiere kümmern durfte?" Sie sah ihn verwirrt an. Machte ihre Unzufriedenheit ihm wirklich so viel aus? Er schloss einfach seine Augen. "Aber...", sagte sie, denn sie verstand es nicht so richtig, "jetzt bin ich doch erst recht unzufrieden!" Oder war es für ihn in Ordnung, wenn sie wütend auf ihn war, aber nicht, wenn sie verzweifelt war? War es schwer für ihn, ihr etwas abzuschlagen, wenn sie sich wirklich verzweifelt fühlte und ihn dann um etwas bat? Wie darum nicht zu töten oder darum nicht grausam zu sein oder darum die Tiere im Stall und damit die Bauern zu retten? War es das?" "Die Schlangen sind nicht für dich zum Spielen da und ich bin es erst recht nicht", sagte er mit geschlossen Augen in die Dunkelheit. "Was?", fragte sie schwach. Aber das bestätigte ihre Vermutung von eben. Er hatte das Gefühl, dass er ihre Verzweiflung nicht ertragen konnte und gleichzeitig hatte er offenbar das Gefühl, dass sie ihn dadurch in der Hand hatte und sie ihn herumkommandieren konnte. Und damit konnte er nicht umgehen. Denn er brauchte das Gefühl von Kontrolle, um sich sicher und wohl zu fühlen. Aber er wollte auch ihre Nähe, darauf schien er auch nicht mehr verzichten zu wollen. Er wollte sie anfassen können. Und gleichzeitig wollte er sie - entweder aus eigenem Antrieb oder wegen Naruto - offenbar nicht verletzen. Also hatte er sich handlungsunfähig gefühlt. Und ihr das Bewusstsein zu nehmen, war irgendwie der einzig logische Ausweg aus diesem Dilemma gewesen. Jetzt glaubte sie, es etwas besser zu verstehen. In Ordnung war das natürlich trotzdem nicht. Absolut nicht! Doch mit diesem neuen Verständnis war ihr Mitgefühl für ihn zumindest wieder größer als ihre Wut. Er schien Nähe und Bindung zu wollen. Und gleichzeitig konnte er Nähe und Bindung nicht ertragen. Das war zu viel für ihn. Zu ungewohnt, es ließ ihn sich ohnmächtig fühlen. Und damit kam wahrscheinlich der Schmerz zurück. Denn den Schmerz konnte er wahrscheinlich nur wegdrücken, wenn er sich über alles stellte und sich unabhängig, mächtig und handlungsfährig fühlte. Dann konnte er sich wahrscheinlich vormachen, dass ihm das alles nichts anhaben konnte. Was für ein schreckliches Dilemma. Er tat ihr so leid. So sehr! So etwas hatte niemand verdient! Und er konnte sich selbst nicht daraus befreien. Was das anging, war er vollkommen ausgeliefert und hilflos! Er öffnete seine Augen wieder und sie schaffte es zu spät ihren mitfühlenden und mitleidenden Gesichtsausdruck zu verbergen. Er verengte sofort die Augen. Natürlich. Mitleid war auch etwas, das er nicht ertragen konnte und mit dem er nicht umgehen konnte. Denn das ließ ihn sich schwach und verletzlich fühlen und dann hatte er auch hier das Problem, dass sein Schmerz zu nahe an ihn herankam. Er erhob sich langsam und kam auf sie zu. Das war klar. Irgendwie glaubte sie plötzlich, ihn sehr gut zu verstehen. Jetzt wollte er Dominanz ausüben. Weil er mit ihrer Unzufriedenheit oder ihrer Verzweiflung vielleicht noch besser umgehen konnte, als mit ihrem Mitleid. Mitleid war zu viel für ihn. Aber sie würde nicht verzweifeln. Was diese Dinge anging, war sie viel stärker als er, weil ihr Leben ganz anders verlaufen war. Sie würde ihm irgendwie helfen. Mit der Zeit! Und wegen dieser Reise hatte sie diese Zeit und die Gelegenheit endlich! Sie würde ihn nicht alleine zurücklassen und diesem verzweifelten Wunsch nach Bindung und seiner Unfähigkeit sie ertragen zu können! Er war einfach nur kaputt. Das war alles. Also würde sie ihn heilen. Denn das war die eine Sache, die sie richtig gut konnte! Doch zuerst musste sie ihn nun sein Gefühl von Macht und Kontrolle haben lassen. Denn obwohl er vollkommen ruhig und kontrolliert wirkte, als er sich vor ihr hinhockte, war sie sich sicher, dass er sich gerade sehr aufgewühlt und überfordert fühlen musste. Auch wenn er das eventuell so effektiv verdrängte, dass er es nicht einmal selbst bemerkte. Ihr mitleidiger Blick war nun das letzte bisschen gewesen, was endgültig zu viel für ihn gewesen war. Und er konnte sich nur selbst beruhigen, wenn er sich jetzt seine Illusion von Macht und Kontrolle zurückholte. Anders konnte er es nicht ertragen. Nur musste sie das jetzt irgendwie so hinkriegen, dass dabei zwischen ihnen nichts kaputt gehen würde. Sie musste auch auf sich achten. Denn wenn sie zuließ, dass er sie kaputt machte, dann war das schlecht für ihn. Narutos Kraft und seine unerschütterliche Freundschaft war das einzige gewesen, was ihn hatte aufhalten können. Und nun war ihre unerschütterliche Liebe das einzige, was ihn heilen konnte. Er streckte seine Hand nach ihr aus und sie überlegte fieberhaft, wie sie ihm einerseits geben könnte, was er so dringend brauchte und wie sie ihm andererseits klar machen konnte, dass er mit ihr nicht machen konnte, was er wollte. Sie musste das hinkriegen! Sie musste! Kapitel 33: Schmerz ------------------- Einen Moment sahen sie sich nur an. Seine Hand hatte er noch in der Luft. Ganz langsam hob sie ihre Hand um die Seine zur Seite zu schieben. Er spannte bloß seinen Arm an und es gelang ihr nicht. Zumindest nicht einfach so, denn sie wollte ihn auf keinen Fall provozieren, indem sie das hier auf eine Ebene brachte, wo Gewalt im Spiel war. Sie nahm ihre Hand wieder runter und sah ihn weiter an. Ein bisschen kam sie sich so vor, als würde sie sich mit einem gefährlichen Raubtier beschäftigen, bei dem sie nicht so ganz sicher war, ob es sie nun verspeisen würde oder doch nicht. Er führte seine Bewegung zuende und griff ihr mit seiner Hand in den Nacken. Sie sah ihn weiter an. Fest und möglichst ruhig. Sie weigerte sich schlicht, sich jetzt nervös zu fühlen. Das war nur Sasuke. Nichts, was er tun könnte, würde ihr wirklich weh tun. Und sie glaubte auch nicht, dass das sein Ziel war. Er war nur durcheinander. Nur war sowas in seinem Fall leider gefährlich. Wusste er selbst überhaupt, was er eigentlich vorhatte? Oder war er einfach nur seinem spontanen Impuls gefolgt, weil ihr Mitleid ihn dazu provoziert hatte? Das kam ihr so vor. Und das war völlig untypisch für ihn. Aber es bestätigte ihre Vermutung, dass er sich innerlich aufgewühlt fühlte und dass er gerade in diesem Moment nicht so ruhig und kontrolliert war, wie es von außen den Anschein hatte. Er spannte seinen Arm an und er zog sie zu sich und sie gab dem ein wenig widerstrebend nach. Es war ganz offensichtlich, dass er jetzt vorhatte, sie zu küssen. Und es war ihr auch klar, worauf das dann hinauslaufen sollte. Doch so gerne sie seine Nähe grundsätzlich wollte, irgendwie wäre es ganz falsch, wenn er nun lernte, dass er ihr das Bewusstsein nehmen konnte, sie herumtragen konnte, wie es ihm gefiel und dann, obwohl er wusste, dass sie sich deswegen über ihn ärgerte, einfach kommen und sie anfassen und nehmen konnte. Das ging nicht! So eine Beziehung wollte sie zu ihm nicht! Dennoch ließ sie zu, dass er sie küsste. Denn ein bisschen was musste sie ihm geben, damit er das Gefühl bekam, alles unter Kontrolle zu haben. Vorerst ging es wohl nicht anders. Sie durfte ihn nicht an Punkte treiben, mit denen sie dann beide nicht mehr würden umgehen können! Sie erwiderte seinen Kuss nicht. Wie erwartet, war er sehr bestimmt. Noch mehr, als sie es von ihm schon gewohnt war. Er wollte ihr seine Überlegenheit demonstrieren. Und vor allem wollte er diese Überlegenheit wohl sich selbst demonstrieren. Sie ließ einfach ihre Körperspannung verschwinden, um sich aus ihrer sitzenden Position wieder nach unten auf ihren Mantel sinken zu lassen, als ob sie sich wieder hinlegen wollte, um zu schlafen. Sie hoffte, ihn ein bisschen zu verwirren. Sie konnte nicht auf seine Annäherung eingehen, denn sie durfte sein Verhalten nicht auch noch mit Fügsamkeit belohnen. Aber sie konnte ihn auch nicht hart abweisen, weil sie ziemlich sicher war, dass er auf Zurückweisung in diesem Moment nicht besonders gut reagieren würde. Und sie wollte nicht herausfinden, wie weit er gehen würde, um sich wieder ein Gefühl von Kontrolle und Sicherheit zu verschaffen. Wahrscheinlich war ihm das wichtiger als sie. Jedenfalls schien ihre Aktion ihn tatsächlich überrumpelt zu haben, denn seine Hand in ihrem Nacken reichte nicht aus, um sie bei sich und oben zu behalten. Und um in seiner hockenden Haltung nicht das Gleichgewicht zu verlieren, musste er sie wohl oder übel loslassen. Das hatte also schonmal gut funktioniert. Sie hatte sich weder gefügt, noch sich gewehrt. Sie tat fürs erste so, als würde sie gar nicht bemerken, dass das hier gerade eine sehr schwierige Situation war. Sie rollte sich einfach wieder etwas zusammen, wie sie es meistens tat und sie zog den Mantel über sich wieder etwas zurecht. Er hockte bloß vor ihr, seine Unterarme auf seinen Oberschenkeln abgestützt und er sah zu ihr hinab. Sie hoffte, dass alleine die Tatsache, dass sie ihm diese erhöhte Position ließ, ihm schon ein Gefühl von Kontrolle gab. "Bist du nicht total müde?", fragte sie und sie bemühte sich ein wenig beiläufig zu klingen. "Vielleicht sollten wir fürs erste einfach schlafen?" Sie sah zu ihm hoch. Und er blickte auf sie hinab und sah ziemlich unzufrieden aus. Er streckte wieder seine Hand nach ihr aus. Sie hob ihre Hand und schob Seine zur Seite, damit er nicht nach ihr greifen konnte. Er fasste mit der anderen Hand ihr Handgelenk, wechselte seine Haltung, drückte ihr Handgelenk neben ihrem Kopf auf den Mantel und legte dann seine andere Hand an ihren Hals. Er beugte sich wieder zu ihr herunter. "Nein", sagte sie sehr deutlich und streng. Er hielt Millimeter vor ihren Lippen wieder inne. "Tu es nicht", sagte sie und sie versuchte sehr fest und warnend zu klingen. Er beugte sich weiter hinab und drückte seine Lippen auf ihre. Und sie biss ihn. Feste. Aber er zuckte nicht einmal. Sie schmeckte Blut, als er ihren Hals losließ, stattdessen an ihren Kiefer griff und sie mit seinem Griff zwang ihren Mund zu öffnen. Aber er verließ sich zu sehr darauf, dass sie ihm nachgeben würde. Darauf, dass sie ihm hilflos verfallen war, egal was er tat. Darauf, dass er sie behandeln konnte, wie er wollte, weil sie ihn trotzdem liebte. Und deshalb schien er es nicht für nötig zu halten auch ihre andere Hand zu fixieren. Doch das war nötig. Es ging ihr dabei nicht groß um sich. Er war ihr immer wichtiger gewesen, als sie es sich selbst war. Es ging ihr um ihn. Er durfte hiermit nicht durchkommen. Das durfte sie nicht zulassen! Sie war sich sicher, dass er gar nicht wirklich verstand, was er hier gerade im Begriff war zu tun und schon begonnen hatte zu tun. Er hatte zwar verstanden, dass er sie zu Beginn ihrer Reise nicht einfach hatte anfassen dürfen, doch vielleicht hatte das auch hauptsächlich daran gelegen, dass Naruto ihm diesbezüglich wohl eine klare Ansage gemacht hatte. Jetzt hatte er das Gefühl, dass sie sich ihm ja bereits hingegeben hatte und er daher auch das Recht hatte, das immer zu bekommen. Er dachte, dass sie ihn ja liebte, dass sie also nicht wirklich etwas dagegen haben konnte, wenn er sie anfasste und dass er ihr ja nicht wirklich etwas antat, wenn er sie sich nahm oder sie bewusstlos herumtrug, weil er sie dabei ja für seine Verhältnisse sanft behandelte. Sie glaubte, dass das hier für ihn gerade einfach nur etwas war wie vielleicht Armdrücken. Er verstand nicht, was das für sie bedeutete. Sie hatte gehofft, dass es soweit nicht kommen würde, weil sie seine Reaktion auf das, was sie nun tun musste, nicht berechenbar fand und ihr das Sorge machte. Aber egal wie das ausgehen würde, es war jetzt ihre Aufgabe Grenzen zu ziehen. Und dann war es an ihm, ob er sie weiter übertreten würde. Und davon würde abhängen, wie es in Zukunft zwischen ihnen werden würde. Sie hatte ein bisschen Angst. Sie hätte diese Situation so gerne vermieden! Sie hob entschlossen ihre freie Hand und umfasste seine Hand an ihrem Kiefer. Sie riss sie weg. Weil sie richtig gegriffen hatte und die Hebelwirkung ihres Griffes hatte nutzen können, gelang das auch. Und weil er sie nicht mehr zwingen konnte ihren Mund offen zu halten, biss sie wieder nach ihm. Doch dieses Mal wich er rechtzeitig zurück und gab ihren Mund wieder frei. Er sah sie an. Er schien wütend. Und seine Lippe blutete. "Nein!", sagte sie sehr deutlich. "Das wirst du jetzt nicht tun!" Er griff nach ihrem freien Handgelenk und sie schlug nach ihm, sodass er seine Hand zurückziehen musste. Jetzt sah er ganz eindeutig wütend aus. So hatte sie ihn zuletzt vor seinem Kampf mit Naruto gesehen. Und jetzt hatte sie nicht mehr nur ein bisschen Angst. Jetzt wusste sie nicht mehr, ob sie noch an ihn herankommen würde. Ihre Gegenwehr provozierte ihn natürlich jetzt erst recht. Er brauchte sein Gefühl von Kontrolle. Vielleicht gerade um jeden Preis. Und sie wollte ihm das ja auch gerne lassen. Aber dieser Preis hier war zu hoch! "Lass mich!", sagte sie klar und deutlich. "Du kannst mich nicht so behandeln! Das darfst du nicht!" "Ich sagte es bereits", sagte er sehr leise. "Worte bringen nichts, wenn man sie nicht durchsetzen kann!" Seine Stimme und sein Gesichtsausdruck machten ihr Angst. "Ich weiß, dass du das so siehst", sagte sie möglichst ruhig. "Deshalb ist Naruto ja auch der einzige, von dem du dir was sagen lässt, nicht wahr? Weil er die Stärkte hat, die es braucht, damit Worte zu dir durchdringen!" "Halte Naruto da raus!", sagte er kalt und sie hatte schon befürchtet, dass ihn zu erwähnen sogar kontraproduktiv sein konnte. Aber sie hatte es trotzdem probieren müssen. "Ich will nicht, dass du mich jetzt anfasst!", sagte sie. "Ich lasse dich nicht!" Er griff wieder nach ihr und sie schlug wieder nach ihm und er hielt wieder inne und sah sie an. "Stell dich nicht so an", sagte er kalt. "Gestern Nacht hat dir das noch ziemlich gut gefallen, wenn ich mich nicht irre." "Das hat hiermit überhaupt nichts zu tun!", fauchte sie wütend. "Da war ich in einer völlig anderen Stimmung!" "Nein!", sagte sie laut und sie schlug wieder seinen Arm weg. Sie sammelte Chakra um ihre Faust, wandte sich leicht zu Seite und schlug auf ihren Mantel, direkt neben ihren anderen Arm, dessen Handgelenk er neben ihrem Kopf auf den Boden drückte. Sie hatte nicht alle Kraft in diesen Schlag gesteckt. Aber sie hatte sich auch nicht gerade zurückgehalten. Die Erde in einem Radius von drei Metern um sie herum bekam Risse. Den Bruchteil einer Sekunde später brachen große Stücke auseinander und alles bebte und geriet ins Schwanken. Und das brachte ihn aus dem Gleichgewicht, er war gezwungen sie loszulassen, sie schaffte es sich unter ihm hervorzuziehen und sie war auf die Beine gekommen und sah ihm zu, wie er sich langsam vor ihr aufrichtete. Er hob den Kopf und sah sie an. Seine Wut hatte er nun wieder unterdrückt. Jetzt war wieder nur noch Kälte in seinem Gesicht. Und das war nicht gut. Trotzdem nahm sie eine Haltung ein, in der sie kämpfen können würde. "Sei nicht albern", sagte er kalt. "Du kannst nicht gegen mich kämpfen. Du hast nicht den Hauch einer Chance." "Ich will nicht kämpfen!", sagte sie. "Ich will nur, dass du damit aufhörst!" "Du stellst dich an", sagte er kalt. "Du erschaffst diese Situation hier gerade selbst. Ich wäre nett gewesen. Ich hatte nicht vor dir wehzutun. Du verhälst dich dumm." "Nein!", sagte sie wütend. "Ich lasse mir von dir nicht sagen, wie ich mich fühlen soll! Dazu hast du kein Recht! Das hier ist nicht meine Schuld! Es ist nicht mal vollständig deine Schuld! Diese Welt ist schuld! Die Tatsache, dass manche Menschen so schrecklich Pech haben und ihnen so schlimmes Leid widerfährt ist schuld! Aber ich will nicht, dass du mich jetzt anfasst! Also wirst du es sein lassen! Du bist gerade nicht du selbst! Du warst schonmal weiter! Das hier muss überhaupt kein Problem sein! Ich gehe jetzt und du beruhigst dich und morgen komme ich zurück und dann sehen wir weiter!" Jetzt sah er doch wieder zornig aus. "Ich sagte dir, ich bin nicht für dich zum Spielen da! Versuch nicht mich zu ändern oder mich herumzukommandieren." "Ich kommandiere dich nicht herum!", zischte sie wütend. "Ich habe bloß Wünsche geäußert! Du bekommst bloß gerade deine Gefühle nicht auf die Reihe! Das ist okay! Ich verstehe das! Aber du darfst mich jetzt nicht anfassen!" Sie drehte sich um und ging einfach. Sie musste unbedingt diese Situation auflösen! Er brauchte Zeit, um sich zu beruhigen. Er stand gerade total neben sich! "Du kannst nicht vor mir weglaufen", sagte er und er klang kalt und höhnisch. Im nächsten Moment loderte einer Mauer aus hohen, schwarzen Flammen vor ihr auf und sie zuckte gerade rechtzeitig wieder zurück. Sie wirbelte herum. Es war fast ein vollkommen geschlossener Kreis. Und an der einzigen offenen Stelle stand er. Sie starrte ihn an. "Sieh mich nicht so an!", wiederholte er leise und drohend. "Dann verhalte dich nicht so!", schrie sie. "Ich lasse mich von dir nicht kontrollieren", sagte er kalt. "Ich kontrolliere dich nicht!", sagte sie mit vor Wut bebender Stimme. "Du bist derjenige, der das bei mir tut! Was hast du denn erwartet? Dass du gnädig bist und mich mitkommen lässt und ich einfach alles tue, was du möchtest?" "So ist es doch auch, oder nicht?", fragte er leise. Er fing an auf sie zuzugehen und die offene Stelle in dem Flammenkreis schloss sich hinter ihm auch noch. Jetzt hatte er nicht nur die Sharingan aktiviert, sondern auch sein Rinnegan. "Ich kann machen was ich will, oder? Du liebst mich trotzdem." Sie fing an im Kreis an den Flammen entlangzugehen, damit er sie nicht erreichen konnte. "Es geht hier gerade nicht darum, ob ich dich liebe!", sagte sie. Im nächsten Moment stand er direkt vor ihr und ein Stein, der gerade noch vor ihren Füßen gewesen war, war verschwunden und nun vermutlich dort hin teleportiert worden, wo er gerade noch gestanden hatte. Die Hitze der schwarzen Flammen in ihrem Rücken war stark. Sie konnte nirgendwo hin. "Nein!", sagte sie und sie schlug nach ihm, als er wieder nach ihr greifen wollte. Er blockte den Schlag mit Leichtigkeit ab. Und er lachte leise und kalt, als sie es erneut versuchte. Aber er durfte sie jetzt nicht anfassen! Sie durfte nicht nachgeben! Wenn sie das jetzt tat, würde er sie niemals ernst nehmen! Er versuchte noch ein paarmal nach ihr zu greifen und sie schlug jedes Mal nach ihm und jedes Mal wehrte er ihren Schlag beinahe beiläufig ab, indem er ihren Arm einfach immer ablenkte. Sie kam gar nicht erst dazu, ihn zu berühren. Er spielte mit ihr. "Ich kann mit diesen Augen jede deiner Bewegungen voraussehen, Sakura", sagte er. "Halt einfach still. Du bist doch klug. Du weißt doch, dass das nirgendwo hinführt!" "Doch!", sagte sie zornig. "Es führt wo hin!" Er bewegte sich sehr schnell, durch seine Sharingan war es kein Problem für ihn sie an beiden Handgelenken zu erwischen. Er trat einen Schritt an sie heran, sodass sie sich nun berührten. Er sah ihr ins Gesicht, während er ihr ihre beiden Arme hinter ihren Rücken drückte, bis er sie so hatte, dass er mit einem seiner Arme um sie fassen konnte, sodass er sie an sich ziehen und dabei mit seinem Griff ihre beiden Arme fixieren konnte, sodass sie sich nicht mehr rühren konnte und er trotzdem seine rechte Hand freibekam. Sie versuchte sich gegen seinen Griff zu sträuben aber er war zu stark und er griff mit seiner freien Hand bloß nach ihrem Kiefer und drückte ihr Gesicht nach oben, sodass er sie richtig ansehen konnte. "Und wo bitte", fragte er kalt und höhnisch, "führt dein Verhalten deiner Meinung nach gerade hin?" Sie konnte nichts tun, als ihn wütend anzusehen. "Ich mache das hier, damit ich nicht jeden Respekt vor mir selbst verliere!", sagte sie klar und deutlich. "Ich bin auch nicht für dich zum Spielen da! Ich versuche dir zu helfen! Du musst einsehen, dass du dich nicht so verhalten kannst!" Wieder konnte sie Wut in seinem Gesicht sehen. Dass er Hilfe brauchte, war ein Gedanke, den er nicht zulassen konnte. Das war zu schmerzhaft für ihn. Menschen versuchten oft ihre Gefühle zu verdrängen. Gefühle, die man nicht spüren wollte, weil sie zu schmerzhaft waren, waren wie ein mit Luft gefüllter Ballon, den man versuchte mit Gewalt unter Wasser zu drücken. Aber das kostete einen ständig Kraft und Anstrengung. Und er hatte nicht nur einen dieser Ballons sondern unzählige. Viel zu viele. Und er war so stark, er konnte sich so gut kontrollieren und er hatte sich so viel Macht verschaffen können, dass er es irgendwie hinbekam alles wegzudrücken und unter Kontrolle zu halten. Auch wenn es ihn so viel Kraft kostete. Aber er drückte nicht nur die negativen Gefühle weg, sondern alle. Denn anders konnte er es nicht schaffen. Seine negativen Gefühle waren mit seinen Positiven so stark verwoben, dass sie nur entweder alle unter Wasser sein konnten - dann war er kühl und emotionslos - oder sie konnten alle nach oben kommen. Und das war dann zu viel. Dann verlor er die Kontrolle über sich. So wie in der Vergangenheit. Und so wie jetzt. Er hätte es vielleicht geschafft die Kontrolle zu behalten. Aber sie war gekommen und hatte sein System gestört. Durch sie war ein Ballon seiner Kontrolle entkommen. Er war nach oben geploppt und bei dem Versuch ihn wieder runter zu drücken, verlor er die Kontrolle über den Rest. Das war es, was hier gerade passierte. Er hatte nichts zu ihrer Antwort gesagt. Er hielt nur ihr Gesicht fest und er sah sie an und sie hatte den Eindruck, dass er mit sich kämpfte. Er wollte die positiven Gefühle, die sie in ihm geweckt hatte behalten. Und er verstand nicht, dass diese Gefühle wenig mit Körperlichkeit zu tun hatten. Er hatte sich nicht gut gefühlt, weil er sie angefasst hatte, er hatte sich gut gefühlt, weil diese einvernehmlichen Berührungen ihre Bindung verstärkt hatten. Das konnte er durch Gewalt nicht behalten. Doch das schien ihm nicht klar zu sein. Er wollte es erzwingen. Er bewies, dass sie recht hatte, indem er sich wieder zu ihr beugte, um sie erneut zu einem Kuss zu zwingen. Und sie wusste nicht, was sie tun sollte, um ihn zu erreichen. Sie hasste, was diese schreckliche Welt mit ihm gemacht hatte! Sie hasste es! Es war so unfair! Sie hasste es so sehr! Er hatte es nicht verdient. Und sie hatte das hier auch nicht verdient! Niemand hatte das verdient! Sie schloss ihre Augen und wie so oft fühlte sie sich so schrecklich ohnmächtig. Und wie so oft, war sie schwach und hilflos und alles, was sie konnte, war heulen. Er berührte ihre Lippen mit seinen und gleich würde er sie wieder zwingen ihren Mund zu öffnen. Und dann? Dann würde sie sich weiter wehren. Es würde nichts bringen und alles zwischen ihnen würde schrecklicher werden, als es je gewesen war. Sie verachtete sich selbst, als sie spürte wie ihr die Tränen in die Augen stiegen und wie sie ihr gleich darauf über die Wangen liefen. Seine Berührung verschwand. Sie öffnete die Augen ein wenig, um zu sehen was er tat. Aber die Tränen konnte sie nicht aufhalten, sie flossen einfach weiter über ihre Wangen. Er war wieder soweit zurückgewichen, dass er sie ansehen konnte. Da war auch keine Wut oder Kälte mehr in seinem Gesicht. Da war Schmerz. Er ließ ihren Kiefer los und während er sie weiter wie gebannt ansah, schüttelte er beinahe geistesabwesend einmal seine Hand. Wahrscheinlich waren ihre Tränen über seine Hand gelaufen und sie war nass. Sie sah genauso gebannt zurück, wie er sie ansah. Aber aufhören mit Weinen konnte sie nicht. Sie schluchzte nicht, aber die Tränen liefen einfach ganz automatisch. "Hör auf", sagte er und seine Stimme klang nicht mehr hart oder drohend. Es klang eher nach einer Bitte. Er klang, als hätte er Schmerzen. Er ließ sie los und er trat von ihr zurück und sie merkte jetzt erst, wie schwach sich ihre Beine anfühlten. Vorher hatte sein Griff sie gehalten. Da war ihr das gar nicht klar gewesen. Sie ließ sich auf den Boden sinken. Er war aufgesprungen und zerissen von ihrem Schlag vorhin. Sie wische sich mit dem Ärmel über die Augen und schluchzte nun doch einmal. Sie hatte so unbedingt stark sein wollen für ihn! Aber sie konnte immer noch nichts außer heulen! Sie war so erbärmlich! Kapitel 34: Reue ---------------- Wie sehr er es verabscheute, sie weinen zu sehen! Und am allerschlimmsten war es, wenn sie wegen ihm weinte. Er hasste es! Er hasste es und es stach dann in seiner Brust! Er hatte es schon immer gehasst! Aber gerade in diesem Moment wurde ihm endgültig klar, dass er es mehr hasste, als alles andere! Deshalb hatte er sie damals vor seinem Kampf mit Naruto mit diesem Genjutsu handlungsunfähig gemacht. Nicht nur - wie er gesagt hatte - damit sie ihnen nicht folgen und sie bei ihrem Kampf stören würde. Hauptsächlich hatte er es getan, weil er diesen Blick und diese Tränen von ihr absolut unerträglich fand. Das ließ ihn seinen Fokus verlieren. Deswegen hatte er 'Du nervst wirklich total' zu ihr gesagt. Und aus seiner Wut darüber, war das Genjutsu so hart ausgefallen. Aber er hatte es damals schon gemerkt... Seinen Arm durch sie hindurchzustoßen war effektiv gewesen und hatte den gewünschten Effekt gehabt. Sie war ohnmächtig geworden, weil ihr Gehirn geglaubt hatte, dass sie gestorben war. Doch auch mit ihm hatte dieses Bild etwas gemacht. Es hatte ihn nicht so kalt gelassen, wie er geglaubt hatte. Er hatte damals keine Zeit gehabt, darüber nachzudenken. Er hatte sich auf Naruto konzentrieren müssen. Aber nun dachte er öfter daran. Und er fühlte sich dann jedes Mal unwohl. Es bereute es. Es hatte ihm gezeigt, wie es sich angefühlt hätte, sie zu töten. Und das hatte ihm nicht gefallen. Das war ihm allerdings erst klar geworden, als er in den letzten Monaten alleine unterwegs gewesen war. Er war froh, dass das nur eine Illusion gewesen war. Dass er das nicht wirklich getan hatte. Früher hatte er sie immer als schwach bezeichnet und ihr Weinen mit einem abwertenden Blick bedacht. Aber ihr Weinen war nie das Problem gewesen. Das Problem war, dass er es so unerträglich fand. Das Problem war immer nur gewesen, dass er es nicht aushalten konnte. Er hatte sie eben anfassen wollen, um sich zu beweisen, dass sie keine Macht über ihn hatte. Und weil er sie gewollt hatte. Seit er wusste, wie es war, sie zu nehmen, wollte er sie immerzu. Er würde nie wieder ohne das zurechtkommen. Sie war wie eine Droge für ihn. Aber irgendwie hatte er nicht verstanden, wie schlimm es für sie offenbar war, was er eben getan hatte. Und jetzt kniete sie zusammengekauert vor ihm und weinte und er war daran schuld. Mal wieder. Und wie immer, wenn das so war, hasste er sich dafür. Das wollte er nicht. Sie würde ihm bestimmt verzeihen. Das tat sie immer. Aber er musste jetzt eine Entscheidung treffen. Konnte er akzeptieren, dass sie so eine Macht über ihn hatte? Denn das hatte sie. Das war eine Tatsache geworden. Und er konnte daran nichts ändern. Er konnte sie nicht töten. Er brauchte sie. Nein. Er wollte sie. Er konnte nicht mehr ohne sie sein. Wie war das passiert? Wann? Sie war ihm ja noch viel wichtiger als Naruto. Wieso hatte er das bisher nie bemerkt? Er hatte damals gedacht, dass er nur die Kage und die Bijuu töten müsste. Dann hätte er der dunkle Schatten sein können, den alle gefürchtet hätten. Er hätte alles alleine gemacht, jede Strafe und jede Hinrichtung. Und er hätte allen Hass und alle Dunkelheit alleine geschultert. Dann hätten alle anderen Menschen friedlich leben können. Alle hätten so viel Angst vor ihm gehabt, dass sie sich gut verhalten hätten und für alle außer ihn, wäre das Leben weniger grausam gewesen. Und dafür hatte er Naruto aus dem Weg räumen wollen. Und müssen. Mit dem Tod der Bijuu wäre er ohnehin gestorben. Und er hatte seine letzte Bindung zerstören müssen. Um endgültig und vollends alleine sein zu können. Er hatte das tun wollen, zu dem sein Bruder nicht in der Lage gewesen war, als er sich entschieden hatte, ihn am Leben zu lassen. Bei all dem hatte er gar nicht darüber nachgedacht, was er dann mit ihr gemacht hätte. In seinem Hass nach seinem Kampf mit Danzo hatte er sie wirklich töten wollen. Da hatte er gar nichts mehr gespürt außer Hass. Aber nach dem Kampf mit Kaguya? Da hatte er für alle eine bessere Welt erschaffen wollen. Naruto hätte er dafür opfern müssen. Es hätte sich nicht vermeiden lassen. Aber die Frage blieb. Was hatte er eigentlich mit ihr vorgehabt? Sie hatte er eigentlich nicht töten wollen. Er hatte auch für sie eine bessere Welt erschaffen wollen. Sie hatte er nur mit einem Genjutsu belegt, weil er eigentlich vorgehabt hatte, ihr nichts zu tun. In dem Moment, als er dieses Genjutsu erschaffen hatte und er dieses Bild dadurch auch erlebt hatte, war ihm klar gewesen, dass er sie auf keinen Fall töten wollte. Wieso hatte er damals nicht bemerkt, dass seine Logik einen totalen Haken hatte? Wenn er Naruto getötet hätte und sie nicht, dann hätte er ja immer noch eine Bindung gehabt. Hätte er es wirklich geschafft sich von ihr fernzuhalten und alleine zu bleiben? Wieso war ihm damals nicht aufgefallen, dass sie ihm so viel bedeutete? Und eigentlich immer bedeutet hatte. Also konnte er nichts tun. Er war ihr ausgeliefert. Und er konnte ihre Tränen nicht ertragen. Also war das nun die Realität, der er sich beugen musste. Er musste sich von nun an so verhalten, dass sie nicht weinen würde. Das hatte er ohnehin versucht. Aber nicht genug. Er hatte geglaubt, er würde sie und auch seine Unabhängigkeit haben können. Aber scheinbar ging nur eins vom beidem. Und es war gerade völlig klar für ihn geworden, dass er dann lieber sie wollte. Auch wenn das bedeutete, das sie ihn nun würde kontrollieren können. Auch wenn das bedeutete, dass er nun abhängig von ihr wäre. Auch wenn er sich damit vollkommen zum Idioten machte. Auch wenn es ihn schwach und manipulierbar machte. Einen Moment stand er noch da und beobachtete, wie sie sich mit dem Ärmel über die Augen wischte und wie sie versuchte, sich wieder zusammenzureißen. "Bleib hier", sagte er. "Lauf nicht weg. Versprich es. Dann lösche ich die Flammen. Ich fasse dich nicht nochmal an." Sie hatte aufgehört zu schluchzten. Der Schmerz in seiner Brust nahm ein bisschen ab. Er sah ihr dabei zu, wie sie langsam wieder auf die Beine kam. Sie warf ihm einen dieser verletzten Blicke zu, die ihm zeigten, dass sie seinetwegen Schmerzen empfand. Okay. Vielleicht war das Erpressung gewesen. Sie würde wahrscheinlich ohnehin nicht weglaufen. Er löschte die Flammen. Und er deaktivierte auch seine Sharingan und das Rinnegan. Er sah zu ihrem Mantel. Ihr Schlag und die aufgerissenen Erdstücke hatten ihn zerlöchert. Nun konnte sie sich dort nicht mehr zusammenrollen. Er sah wieder zu ihr. Sie war von ihm weggegangen und zu den Schlangen gerannt. Wahrscheinlich um sich zu vergewissern, dass die aufgesprungenen Erdplatten keine der beiden verletzt hatten. Doch den beiden schien es gut zu gehen. Gut, dass sein Feuer sie nicht erwischt hatte. Das wäre ärgerlich gewesen. Er wandte sich um und ging zu seinen Sachen hinüber. Er griff sich seinen Mantel. Dann ging er wieder auf sie zu und sie erhob sich rasch und wandte sich ihm zu, als er bei ihr ankam. "Es geht ihnen gut", sagte sie und es tat ihm weh ihr anzuhören, wie sehr sie versuchte tapfer zu sein. Er sah ihr an, dass sie sich jetzt wieder unsicher fühlte. Er bereute sein Verhalten. Wenn er verstanden hätte, wie sehr er sie damit verletzte, dann hätte er das nicht getan. Er wünschte, er könnte es rückgängig machen. Er wünschte, er wäre einfach mit ihr bei dieser Bauernfamilie geblieben. Er hätte sie mit Susanoo zum Stall bringen können, er hätte sie die Tiere beruhigen und behandeln lassen können und er hätte mit ihr für den Rest der Nacht wieder in dieses kleine Zimmer gehen können. Sie hätte ihn weiter dankbar und anhimmelnd angesehen und er hätte sie wieder im Arm halten können und er hätte ihre Haut und Wärme spüren und ihren Duft riechen können. Er hätte sie beim Schlafen beobachten können und wenn sie aufgewacht wäre, hätte er sie vielleicht wieder nehmen können. Und sie hätte wieder glücklich ausgesehen. Er bereute sein Verhalten sehr. Sie hatte Recht mit dem, was sie eben gesagt hatte. Er hatte bloß seine Gefühle nicht auf die Reihe bekommen. Und dann hatte er es sie ausbaden lassen. Er streckte ihr seinen Mantel entgegen und nach kurzem Zögern nahm sie ihn auch. Aber sie konnte ihn scheinbar nun nicht mal mehr ansehen. "Versuchen wir zu schlafen", sagte er. Dann drehte er sich um und ging wieder zu seinen Sachen. Es war sicher besser, auf Abstand zu ihr zu bleiben. Er setzte sich gegen einen Baum gelehnt zu seinem Schwert und seiner Tasche und schloss seine Augen beinahe vollständig. Er beobachtete, wie sie einen Moment nur dastand und sich dann hinhockte und sich wieder mit den Schlangen beschäftigte. Sie streichelte sie ein bisschen. Es war nicht nett von ihm gewesen, dass er Asura in der Illusion benutzt hatte. Er hatte versucht nichts Grausames zu tun und das hatte er für effektiv gehalten. Aber vielleicht war es auf eine andere Art grausam gewesen. Darüber hatte er nicht nachgedacht. Und vielleicht hatte sie auch in dieser Sache Recht. Vielleicht war es nicht richtig von ihm gewesen, sie einfach handlungsfähig zu machen. Er wollte ja auch nicht, dass er so behandelt werden würde. Das konnte natürlich auch niemand. Aber trotzdem. Wieso dachte er dann, dass er das mit ihr machen durfte? Das war nicht besonders fair von ihm. Wahrscheinlich war ihr da schon nach Weinen zumute gewesen und sie hatte bloß versucht ihn zu verstehen und tapfer zu sein. Sie versuchte immer, ihn zu verstehen. Immer. Und er? Er gab sich nicht besonders viel Mühe, sie zu verstehen. Er merkte immer nur, dass es ihm nicht gelang. Und dann war es ihm unangenehm, dass es etwas gab, in dem er nicht gut war und dann schob er es weg. Er musste sich mehr Mühe geben. Er musste sie verstehen lernen. Sonst würde er sie immer und immer wieder zum Weinen bringen. Er widerte sich selbst an. Er wollte, dass sie lachte und dass sie glücklich aussah. Und er war wie Gift für sie. Aber das konnte er ändern. Er konnte lernen, anders zu sein. Und dann musste er sie nicht mehr weinen sehen. Er konnte alles lernen. Also auch das. Er musste sich für diese Sache einfach mehr anstrengen als für andere Dinge. Und dann konnte er es schaffen. Asura und auch die gefleckte Schlange sahen beide zu ihm hinüber. Er nickte ihnen leicht zu, um ihnen die Erlaubnis zu erteilen, sie zu berühren. Sie hatte sich bei den Schlangen hingelegt und unter seinem Mantel zusammengerollt. Immerhin. Also war das, was er getan hatte, nicht so schlimm für sie, dass sie den Mantel abgelehnt hätte. Sie Schlangen hatten nach seiner Erlaubnis angefangen, sich um sie herumzuwinden und sie hob kurz ein wenig den Kopf und prüfte die Situation. Aber sie schien zu dem Schluss zu kommen, dass sie das in Ordnung fand. Jetzt lag sie in einer Art Nest. Und sie legte sogar ihre rechte Hand auf Asuras Körper ab und die Gefleckte legte ihren Kopf auf ihren Unterschenkel. Es sah ein bisschen aus, als würden sie miteinander kuscheln. Gut. Dann hatte sie Trost. Schlangen bauten eigentlich nicht solche Bindungen zu Menschen auf. Vielleicht waren sie dankbar, weil sie sie beide vor dem Tod bewahrt hatte. Eigentlich wäre er gerne derjenige gewesen, bei dem sie hätte Trost suchen können. Aber das hatte er wohl verbockt. Vielleicht hätte er nicht so oft zu Naruto sagen sollen, dass er ein Idiot wäre. Naruto verstand sehr viel mehr als er. Kapitel 35: Ein ehrliches Gespräch ---------------------------------- Eine Weile lag sie mit klopfendem Herzen da. Sie würde so schnell wohl nicht einschlafen können. Sie fühlte sich ganz aufgewühlt und überhaupt nicht müde. Sie musste erstmal wieder runterkommen. Eine der Schlangen - ihre Körper waren irgendwie ganz durcheinander und sie wusste nicht welche - bewegte sich leicht. Es war nicht unangenehm. Sie hatte das Gefühl, dass sie sie trösten wollten. Sie hatte keine Ahnung, ob Schlangen so etwas taten. Doch sie fühlte sich merkwürdig wohl in ihrem Nest. Unter normalen Umständen wäre sie wohl Beute für solche Tiere. Aber in Sasukes Nähe war irgendwie nichts normal. Sie ließ ihre Augen geschlossen. Er war gerade ein bisschen schwierig für sie und sie wollte heute lieber nichts mehr von ihm sehen. Das hier waren zwar seine Schlangen, seine Diener, aber sie fühlte sich gerade etwas verloren und sie wollte Nähe zu einem anderen Lebewesen. Und außer ihm waren sie gerade das Einzige, was da war. Außerdem mochte sie sie mittlerweile recht gerne. Hätte jemand ihr vor Beginn dieser Reise erzählt, dass sie bald an Schlangen gekuschelt einschlafen würde, dann hätte sie denjenigen wohl für verrückt erklärt! Das Leben war merkwürdig. Sie versuchte immer an etwas anderes zu denken, wenn ihre Gedanken in seine Richtung schweiften. Sie wusste nicht genau, wie sie sich fühlte. Nicht so richtig gut. Aber immerhin hatte er aufgehört. Es war schon irgendwie ironisch. Sie hatte so sehr versucht stark zu sein und dann, als sie Schwäche gezeigt und geweint hatte, hatte er aufgehört. Also waren ihre Tränen und ihr Geheule doch endlich einmal für etwas gut gewesen. Denn scheinbar hatte das Mitgefühl für sie in ihm geweckt. Das war neu. Noch vor ein paar Monaten hatte es ihn völlig kalt gelassen. Vielleicht war die körperliche Nähe, die sie miteinander teilten, wirklich gut für ihre Bindung gewesen. Vielleicht war körperliche Nähe wichtig, um an ihn heranzukommen. Sie unterdrückte ein Seufzen. Jetzt dachte sie ja doch schon wieder über ihn nach. Sein Mantel roch nach ihm. Sie musste ihre Gedanken noch ein paarmal von ihm wegreißen, bis es ihr schließlich gelang einzuschlafen. Als sie erwachte und die Augen öffnete, zuckte sie leicht zusammen, weil er direkt vor ihr hockte. War sie aufgewacht, weil er sie geweckt hatte? "Es ist schon Mittag", sagte er bloß und er erhob sich wieder und ging zurück zu seinen Sachen. Hatte er sie aus Nettigkeit so lange schlafen lassen? Wahrscheinlich war er auch selbst sehr müde gewesen, weil er Susanoo so lange gegen das Gewitter genutzt hatte. Sie beeilte sich, aufbruchsbereit zu werden und heute ging sie wieder neben ihm her und nicht mit viel Abstand hinter ihm. Heute hatte sie eigentlich das Gefühl den Abstand noch viel mehr zu wollen. Was er letzte Nacht beinahe mit ihr gemacht hatte, war viel schlimmer für sie gewesen als das Genjutsu. Aber sie wollte versuchen mit ihm zu sprechen. Sie hoffte sehr, dass er jetzt wieder zugänglicher sein würde. Doch sie fürchtete sich seit gestern wieder ein bisschen vor ihm. Das hatte sie eigentlich gerade überwunden gehabt. Sie hatte fast vergessen, wie es war, wenn sich seine Kraft gegen sie richtete. Und jetzt war ihr das wieder sehr bewusst. Sie hatte ihm vor dem Aufbruch den Mantel zurückgeben, aber etwas gesagt oder ihn richtig angesehen hatte sie bisher nicht. Bis sie ein paar Stunden später eine kleine Pause an einem Bach machten, wo sie ihre Wasserflaschen auffüllten, brachte sie auch nicht den Mut auf, etwas anzusprechen. Sie hoffte sehr, dass er eingesehen hatte, dass er sie verletzt hatte. Denn das war ihr so vorgekommen, als er aufgehört hatte. Aber sie hatte Angst, dass sie sich irrte. Und dass er es bloß auf lange Sicht für taktisch unklug gehalten hatte, weiterzumachen. Aber sie musste sich jetzt überwinden. Sie stellte ihre volle Wasserflasche neben sich ab. Sie kniete weiter an dem Bachufer und ließ ihre Finger ein wenig durch das klare Wasser gleiten. Es war kalt und angenehm. Es war ein warmer Tag gewesen. Jetzt würde die Sonne bald untergehen und das goldene Licht des späten Nachmittags ließ die Landschaft schön und friedvoll aussehen. Niemand außer ihnen war hier, sie hatten den ganzen Tag niemanden auf der Straße getroffen. Er hatte sich hinter ihr auf einen großen Stein gesetzt. Wahrscheinlich beobachtete er sie. Das tat er in letzter Zeit manchmal und obwohl sie seinem Blick immer ausgewichen war, hatte sie es im Laufe des Tages heute einige Male wahrgenommen. "Ich hatte gestern Angst vor dir", sagte sie leise. Sie hörte, wie er sich hinter ihr leicht bewegte, vielleicht änderte er seine Position. "Ja, das weiß ich", sagte er nach einem kurzen Moment. "Und das ist dir egal?", fragte sie leise. Er schwieg. "Wirst du wieder so sein?" Sie erwartete seine Antwort mit einem nervösen Gefühl im Bauch. Er schwieg. Sie wandte sich nun doch um, und sah zu ihm hoch. Warum sagte er dazu nichts? Wollte er nur nichts versprechen, was er vielleicht nicht halten würde? Oder würde er wieder so sein und wollte ihr das nun lieber nicht sagen? Er musterte sie nachdenklich und sie überlegte, ob sie nicht lieber aufstehen wollte, als so vor ihm zu knien. Aber sie wollte auf keinen Fall wieder eine konfrontative Situation schaffen. Es war nicht gut, dass sie jetzt solche Gedanken hatte. Das war überhaupt nicht gesund. "Was war daran so schlimm für dich?" Sie sah ihn entgeistert an. Wollte er ihr nun wirklich wieder einreden, dass sie sich bloß angestellt hatte? So wie er ihr gestern schon gesagt hatte, dass sie selbst schuld an dieser Situation war? Sie wandte sich ab. Das verletzte sie sehr. Sie hatte gehofft, dass er verstanden hatte, dass er sich falsch verhalten hatte. Sie griff sich ihre Flasche und blickte auf das Wasser. Hoffentlich würden sie gleich weitergehen. Sie hörte, wie er sich wieder leicht bewegte und er musste sich zu ihr vorgebeugt haben, denn sie spürte, wie er leicht mit seinen Fingern die Haarsträhnen an ihrem Rücken berührte. Sie erstarrte innerlich. Das wollte sie nicht! Sie wollte nicht, dass er sie anfasste! Und scheinbar hatte er ihr so eine Scheiß Angst gemacht, dass sie sich jetzt nichtmal traute, etwas dagegen zu unternehmen, weil sie fürchtete, dass ihn das wieder provozieren würde. Dass er dann wieder so sein würde. Das war überhaupt nicht gut! Sie durfte nicht so eine Angst vor ihm haben! Doch irgendwie hatte sie sie nun. Er war gestern so übermächtig gewesen. Sie hatte natürlich gewusst, dass er so stark war. Aber er hatte mit ihr gespielt wie mit einem Kätzchen. Das so am eigenen Leib zu erleben, war etwas anderes, als es nur zu wissen. Er strich mit seinen Fingern ganz leicht ihren Rücken hinab. Und sie blieb einfach erstarrt dort knien. Sie musste das irgendwie wieder überwinden! So durfte sie nicht sein! In diesem Zustand würde sie wahrscheinlich gerade einfach nachgegeben, wenn er sie jetzt nehmen wollen würde. Sie würde einfach stillhalten und ihn machen lassen, weil ihr Instinkt ihr sagte, dass das die beste Überlebensstrategie wäre. Aber sowas durfte auf keinen Fall passieren. Doch sie hatte Glück. Er schien seine Hand zurückgezogen zu haben, denn die Berührung verschwand. Er fasste sie auch nicht auf andere Art an. "Gehen wir weiter", sagte er bloß und sie hörte, wie er sich erhob. Rasch tat sie es ihm gleich. Sie ging neben ihm her und ihr Herz klopfte nervös. Jetzt hatte sie nicht nur Angst vor ihm, sondern auch Angst vor ihrer eigenen Angst. Sie musste aus dieser Lähmung herauskommen! "Ich möchte es wirklich wissen", sagte er nach einem paar Minuten. "Ich verstehe nicht richtig, was daran so schlimm für dich war." Jetzt sah sie überrascht zu ihm. Er hatte seine Frage eben also ganz ernst gemeint? Er ging ruhig weiter und blickte geradeaus, also sah sie auch wieder auf die Straße. Sie wusste nicht so recht, wie sie das beantworten sollte. Das Thema machte sie ziemlich verlegen. Und normalerweise musste man Leuten so etwas nicht erklären. Weil es sich eigentlich von selbst verstand. "Also...", sagte sie schließlich ein wenig verlegen, "es ist kein gutes Gefühl, sich so ausgeliefert zu fühlen." Er warf ihr erneut einen kurzen Blick zu, bevor er wieder nach vorne sah. "Ich verstehe dich nicht", sagte er sachlich. "Du bist mir ausgeliefert. Das bist du, seit wir losgegangen sind." Sie überlegte, was sie sagen sollte. Rein sachlich betrachtet hatte er da natürlich irgendwie recht. "Zuvor habe ich dich auf die gleiche Art angefasst", sagte er. "Ich war nicht grober zu dir als vorher." Sie blickte auf den Boden. Damit hatte er auch irgendwie recht. Vielleicht war sie einfach von anderen Voraussetzungen ausgegangen als er. "Aber", sagte sie, "vorher dachte ich, du würdest aufhören, wenn ich sagen würde, dass ich das gerade nicht will." Sie sah zu ihm. "War das eine falsche Annahme? Willst du sagen, dass es nur plötzlich ein Problem war, weil ich meine Illusion nicht mehr hatte?" Er schien zu überlegen und über ihre Worte nachzudenken. "Ich betrachtete die Dinge scheinbar etwas anders als du", sagte er schließlich. "Ich kann mir alles nehmen. Niemand kann mich davon abhalten. Ich sehe nicht ein, warum ich mich an künstlich erschaffe Regeln halten sollte. 'Das geht nicht', 'Das darfst du nicht' oder 'Das macht man nicht' sind für mich keine Argumente. Ich verstehe, dass Menschen, die in Gruppen zusammenleben, sich solche Regeln erstellen, weil jeder wissen muss, in welchem Rahmen er sich bewegen kann, ohne Probleme oder negative Konsequenzen für sich befürchten zu müssen. Aber außer Naruto kann mir niemand Probleme machen. Und nichtmal er wirklich. Er ist nicht stärker als ich. Seine Willenskraft und seine Ideale und Visionen sind stärker als meine, deswegen habe ich meine Niederlage akzeptiert. Aber wüsste ich nicht, warum ich mich irgendwelchen Regeln unterordnen sollte, wenn ich sie genauso gut einfach ignorieren kann. Für mich hat es keine negativen Folgen." "Also...", sagte sie vorsichtig, "findest du, dass du mich einfach mit einem Genjutsu belegen und mich gewaltsam anfassen kannst, weil ... einfach... weil... du es kannst?" "Ja." Sie erschauderte. Davor hatten sie alle gewarnt. "Ich weiß nicht wirklich, was ich dazu jetzt sagen soll", antwortete sie leise. "Das fühlt sich nicht besonders gut an für mich." Er schwieg wieder einen Moment. "Das verstehe ich", sagte er. "Aber du musst die Realität anerkennen. Ich kann es einfach tun. Und es gibt nichts, was du dagegen machen kannst. 'Das darfst du nicht' und 'Das geht nicht' zu sagen, macht keinen Sinn. Denn ich darf es und es geht. Mein Leben war nicht besonders toll. Das einzig Gute, was dabei für mich herausgekommen ist, ist, dass ich so stark geworden bin, dass ich jetzt tun kann, was immer ich will. Und das werde ich tun." "Aber... du kannst doch nicht von mir erwarten, dass ich das jetzt einfach akzeptiere?", sagte sie mit einem verzweifelten Auflachen. "Das geht einfach ni-" Sie brach ab. Er hatte recht. Jetzt 'das geht einfach nicht' zu sagen war wirklich kein richtiges Argument. "Aber was soll ich denn jetzt tun?", fragte sie. "Ich fühle mich nicht gut damit!" "Akzeptiere es", sagte er. "Du bist mir vollkommen ausgeliefert. Das ist deine Realität. 'Das geht nicht' zu mir zu sagen funktioniert nicht. Was du sagen kannst, ist 'bitte hör auf, ich fühle mich nicht gut'. Das kann ich dann verstehen." Sie sah ein wenig verwirrt zu ihm. "Wenn ich sage 'bitte hör auf', dann wirst du darauf hören? In Zukunft?" "Ich werde auf gar nichts hören", sagte er ruhig. "Aber wenn du das zu mir sagst, dann werde ich wahrscheinlich aufhören. Ich mag es nicht besonders, dich zum Weinen zu bringen. Es ist nicht so, dass mir das Spaß machen würde." "Oh", sagte sie. Jetzt glaubte sie, ein wenig es zu verstehen. Ja, die Realität war, dass sie vollkommen von seinem Wohlwollen abhängig war. Und er wollte das auch so sehen. Und er wollte, dass sie akzeptierte, dass sie an sein Verständnis appellieren musste, anstatt Vorschriften zu machen oder zu erwarten, dass er allgemeine Regeln befolgte. So richtig gefiel ihr das nicht. Sie fühlte sich so abhängig dadurch. Aber natürlich war sie das auch. Rein logisch betracht hatte er absolut recht. Doch es war durchaus erleichternd, dass er sagte, dass er sie nicht gern zum Weinen brachte. Das hieß doch, dass es ihm nicht egal war, wie sie sich fühlte. "Okay", sagte sie. "Ich denke, ich verstehe, was du meinst." "Ich habe immer noch keine Antwort, warum meine Berührung plötzlich so ein Problem für dich war", sagte er nach einem kurzen Moment. "Lag das dann nur daran, dass du mit der Realität konfrontiert worden bist, dass ich machen kann, was ich will?" Sie überlegte angestrengt. Das war ein merkwürdiges Gespräch. Mit anderen Menschen müsste man so ein Gespräch gar nicht führen. Allerdings war seine Sicht auf die Dinge schon durchaus logisch. "Also...nun ja...", sagte sie. "Ich denke, ich war wütend, weil ich deine Entscheidung mit dem Genjutsu sehr übergriffig fand." "Das war sehr übergriffig. Das leugne ich nicht", sagte er. Immerhin sah er das also ein. "Und", fuhr sie fort, "ich habe mich gar nicht gut gefühlt, weil du mich deswegen nicht ernst genommen hast und du meine Grenzen übertreten hast. Und dann hast du es erneut getan, als du mich angefasst hast. Ich wollte, dass du mich respektierst." "Ich respektiere dich. Mein Verhalten hatte für mich nicht zu bedeuten, dass dem nicht so wäre." "Oh", sagte sie. "Okay." Das war wirklich ein merkwürdiges Gespräch. "Aber warum waren meine Berührungen schlimmer als das Genjutsu?", fragte er. "Du magst meine Berührungen normalerweise. Hast du geglaubt, dass ich vorhatte, dir wehzutun oder dich zu quälen?" "Ich- also... nein...das nicht direkt." "Was war dann so schlimm?" Sie überlegte angestrengt. Aber dann fand sie endlich die Antwort. "Ich denke", sagte sie schließlich leise und ein wenig verlegen, "dass diese Form von Nähe vielleicht für Frauen ein bisschen anders ist, als für Männer." Er warf ihr einen kurzen, fragenden Blick zu. "Du hast die ganze Zeit irgendwie die Kontrolle", sagte sie ein wenig unsicher, wie sie es am besten erklären sollte. "Deine Rolle bei dieser Sache ist etwas, nun ja... aktiver. Du bist stärker, du bist meistens oben, du kannst mich einfach festhalten und bewegungsunfähig machen." Sie senkte verlegen den Kopf. "Ich muss mich vor dir hinlegen und die Beine öffnen und du...du...naja... dringst in mich." Sie fühlte wie ihre Wangen rot wurden. "Ich... also... das sorgt dafür, dass ich mich sehr schutzlos und verletzlich fühle. Und das bin ich ja auch. Ich muss dir vertrauen können, dass du mir nicht wehtun wirst. Und wenn ich dieses Vertrauen nicht habe, dann fühle ich nur Widerwillen und die Berührungen kommen mir dann sehr sehr unangenehm vor, es würde sich dann kein bisschen mehr gut anfühlen. Und dann widert es mich nur an und ich fühle mich schrecklich. Das fühlt sich für mich nur gut an, wenn ich diese Berührungen von mir aus auch gerade will. Ich verstehe, dass du rein logisch betrachtet mein Einverständnis nicht brauchst, weil du stärker bist und du keine Konsequenzen zu befürchten hast. Das stimmt ja irgendwie. Aber wenn ich das Gefühl habe, dass du mich ohne mein Einverständnis anfasst, dann fühlt sich das ganz ganz schrecklich an." Er schwieg eine Moment nachdenklich. "Ich verstehe", sagte er. "Ich kann mich noch daran erinnern, wie es war, jung und schwach zu sein und das Gefühl zu haben, dass man ausgeliefert ist. Und du willst sagen, bei so intimen Berührungen ist das Gefühl noch viel schlimmer." Sie nickte. "In Ordnung", sagte er. "Das verstehe ich." Sie schwiegen. "Du musst mir also vertrauen können", sagte er. "Und wenn ich sowas mit dir mache, dann bekommst du Angst und kannst nicht mehr darauf vertrauen, dass ich dir nicht wehtue." Sie nickte. "Du hast mein Vertauen schon oft beschädigt", sagte sie leise. "Es ist schwierig für mich. Ich fing gerade an, mich sicherer bei dir zu fühlen." "Verstehe." Sie sah vorsichtig zu ihm. "Darf ich dich etwas fragen?" "Ja." "Du hast gesagt, dass du es nicht magst, wenn ich weine. Aber manchmal... also... manchmal kommt es mir so vor, als würde es dir gefallen, mich etwas... zu... quälen." Er sah kurz zu ihr. "An welche Situation denkst du dabei?" Sie wich seinem Blick verlegen aus. "Vorletzte Nacht, bei der Bauernfamilie, da hast du es genossen." Er lachte leise. "Ja. Das habe ich. Aber wenn du mir jetzt erzählst, dass du das schlimm gefunden hättest, dann glaube ich dir das nicht." Sie fühlte wie ihr Kopf noch roter wurde. Da hatte er wohl recht. "Und vor deinem Kampf mit Naruto?", fragte sie vorsichtig. "Bei dem Genjutsu. Ich habe dir gesagt, dass ich dich liebe. Und du hast mich absichtlich auf diese Art ausgeschaltet. Das war schlimm." Er schwieg. "Hättest du mich damals wirklich getötet? Hättest du es genau so gemacht und hast du nur stattdessen das Genjutsu gewählt, weil du Naruto nach deinem Kampf mit Danzo versprochen hattest, dass du zuerst mit ihm kämpfen würdest, bevor du jemanden aus Konoha töten würdest?" "Nein", sagte er. "Ich war bloß wütend. Dein Blick und deine Worte und deine Tränen haben mich in meinem Entschluss zum Wanken gebracht. Ich wollte einfach, dass du den Mund hältst. Das war alles." Sie sah verdutzt zu ihm auf. Also hatte sie ihn nicht an sich genervt? Es hatte ihn nur genervt, dass es ihn nicht kalt gelassen hatte? Aber das hieß ja, dass sie ihm auch damals nicht gleichgültig gewesen war. Sie konnte es kaum fassen. Das machte alles viel besser für sie. "Und... bei dem Genjutsu mit Asura?", fragte sie zögerlich. "Das hielt ich einfach für effektiv", sagte er. "Es war nicht meine Absicht dich zu quälen. Eher im Gegenteil. Ich dachte, du quälst dich mehr, wenn du die verletzten Tiere zurücklassen musst. Du hattest Angst, dass du meine Geduld überstrapaziert hast. Und du wolltest es mir recht machen und mitkommen. Aber du wolltest auch den Leuten und Tieren dort helfen. Du hättest dich so oder so gequält, egal, wie du dich entschieden hättest. Also habe ich für dich entschieden. Das kommt mir nach wie vor nicht besonders schlimm vor. Ich habe gut auf dich geachtet. Ich habe nichts getan, außer dich zu tragen und dir den Mantel auszuziehen, als es zu warm wurde." Sie nickte. "Ich finde das trotzdem sehr blöd, wenn du so etwas machst." "Ja. Das ist mir klar. Aber du wusstest immer wie ich bin. Ich versuche wirklich Rücksicht auf dich zu nehmen. Aber wenn du jemanden willst, der die ganze Zeit nur auf dich achtet, dann musst du zu Naruto gehen." Sie dachte darüber nach. "Ich erwarte nicht, dass du dich für mich änderst", sagte sie. "Aber vielleicht könntest du ein bisschen mehr mit mir reden. Dann verstehe ich dich besser." "Das... ist schwierig für mich", sagte er. "Ich versuche es." Sie nickte. "Ich wäre mit dir gekommen", sagte sie. "Wenn ich gewusst hätte, dass es dir wichtig ist, wäre ich nicht geblieben, um mich um die Tiere zu kümmern." Er nickte. "Morgen sollten wir ankommen", sagte er schließlich. "Lassen wir es für heute gut sein. Dort hinten bei dem Felsen ist ein guter Rastplatz." "Okay!", sagte sie. Sie fühlte sich wieder viel besser. Kapitel 36: Mehr Nähe --------------------- Die Stelle war tatsächlich gut zum Rasten. Das schienen auch schon andere vor ihnen gefunden zu haben, denn in dem kleinen, beinahe behaglichen Raum, den die großen, glatten Steine in der Mitte erschaffen hatten, gab es noch einiges an Feuerholz und die Überreste eines kleinen, schon vor einigen Tagen abgebrannten Lagerfeuers. Er rief die Schlangen und die schienen auch ohne einen Befehl zu verstehen, dass es hier nötig war, dass sie sich oben auf den Steinen platzierten, um alles gut überwachen zu können. Dann kümmerte er sich um das Jagen und Essen. Und sie - froh und dankbar über diese Aufgabenteilung - kümmerte sich darum, dass ihre Wasserflaschen erneut gefüllt waren. Und sie fand einige Kräuter und Himbeeren. Sie verhielten sich während dieser Zeit recht pragmatisch, aber trotzdem fand Sakura, dass zwischen ihnen eine ruhige und friedliche Stimmung herrschte. Und das fand sie sehr schön. Seit ihrem Gespräch fühlte sie sich mit ihm enger verbunden. Obwohl sie seine sehr kühle und abgeklärte Betrachtung der Dinge für sich persönlich nicht emotional nachfühlen konnte, hatte sie zumindest doch das Gefühl gehabt, dass er sehr ehrlich gewesen war. Er war ganz anders als sie. Aber vielleicht war das okay. Vielleicht konnten sie sich gegenseitig ergänzen. Allerdings hatte sie ja gar keine Ahnung, ob er überhaupt Interesse an so einer partnerschaftlichen und langfristigen Bindung hatte. Aber das würde sich wohl mit der Zeit zeigen. Sie badete nach dem Essen ein paar Meter entfernt im Fluss und sobald sie wieder da war, tat er es ihr wohl gleich. Bevor er gegangen war, hatte er ihr seinen Mantel auf ihre Tasche gelegt und das hieß wohl, dass sie ihn wieder haben durfte. Also hatte sie ihre Schuhe ausgezogen, denMantel ein bisschen ausgebreitet und sich darauf niedergelassen. Dann hatte sie ein bisschen die gefleckte Schlange beobachtet. Asura war wohl irgendwo über ihr, sie konnte ihn nicht sehen, aber die Gefleckte lag auf dem Felsen, der auf der anderen Seite des kleinen, umschlossenen Raumes vor ihr war und blickte zu ihr hinab. "Hast du auch einen Namen?", fragte Sakura laut zu ihr nach oben. Das letzte Mal hatte sie ja nicht wirklich herausfinden können, ob sie vorgehabt hatte, dazu etwas von sich zu geben, denn er hatte sie zurechtgewiesen, dass sie nicht mit ihnen spielen sollte. Allerdings wohl hauptsächlich, weil er ihre Aufmerksamkeit für sich hatte haben wollen. Also nahm sie das jetzt mal nicht als generelles Verbot. Allerdings kam er gerade zurück. "Ich tue dir nichts, du kannst antworten", sagte er beiläufig, ohne überhaupt zu der Schlange hinzusehen. Sie zischte. "Sie heißt Aose", übersetzte er immer noch völlig beiläufig und er blieb vor ihr stehen. Und zwar so, dass sie die Schlange nicht mehr sehen konnte und nun zu ihm hochschauen musste. Aber dann würde sie ihr eben wann anders dafür danken, dass sie ihr ihren Namen genannt hatte. "Fängst du an zu weinen, wenn ich dich anfasse?", fragte er sachlich. Sie musste ein Lachen unterdrücken, das sowohl von Belustigung, als auch Frustration herrührte. Er war manchmal wirklich trocken. Aber das war in Ordnung. Und sie musste anerkennen, dass er sich gerade Mühe gab. Das hatte er aus Rücksicht auf sie gefragt, also sollte sie es wohl zu schätzen wissen. Und das tat sie auch. "Ich weiß nicht so recht", sagte sie ganz ehrlich. So ganz vergessen hatte sie noch nicht, wie er gestern Nacht mit ihr umgegangen war. Vom Kopf her wollte sie es vergessen. Aber ihr Unterbewusstsein nahm ihn immer noch als Bedrohung wahr. Er setzte sich neben sie auf den Mantel. So dicht, dass sie sich an den Armen berührten. Aber mehr tat er nicht. Er legte bloß den Kopf zurück gegen den Stein und sah hinauf in den Sternenhimmel. Und sie tat es ihm gleich. "Willst du mich anfassen und lässt es nun aus Rücksicht auf mich?", fragte sie irgendwann leise, weil ihr die Frage nun die ganze Zeit im Kopf herumging. "Ja." Das machte sie froh und dankbar. Er war durchaus empathisch und daran interessiert, wie es seinen Mitmenschen erging. Nur auf seine Art und wahrscheinlich auch bei weitem nicht so sehr wie andere Menschen. Vielleicht, so dachte sie, hatte das zu einem großen Teil auch damit zu tun, dass er so unabhängig war. Andere Menschen interessierten sich schließlich nicht nur aus reiner Selbstlosigkeit für andere. Sondern vor allem auch, weil jeder in einem sozialen Konstrukt lebte und eigene Handlungen immer Konsequenzen für einen selbst nach sich zogen. Daher wurde jedes Verhalten immer sorgfältig abgewogen und es gab viele Fälle wo zur Schau getragene Empathie reiner Selbstzweck war. Er war frei von all dem. Ihm schien es egal zu sein, was jemand von ihm dachte. Und er war vollkommen unabhängig. Er brauchte niemand anderen, um seine Sicherheit und sein Überleben zu gewährleisten. Anders als so gut wie alle anderen Menschen. Alle Bindungen, die er hatte, waren rein aus dem Grund da, dass er sie bewusst wollte. Und dadurch war er eigentlich ein sehr direkter und sehr ehrlicher Mensch. Eigentlich war es leicht ihm zu vertrauen. Sicher, er konnte sehr gefährlich sein. Aber andererseits hatte er seine Versprechen immer gehalten und sein Wort nie gebrochen. Zumindest nicht, soweit sie das mitbekommen hatte. Sie beugte sich leicht zur Seite und lehnte den Kopf an seine Schulter. Und als er zwei Minuten später Anstalten machte, seinen Arm um sie zu legen, ließ sie es zu und sie drückte sich an ihn. Jetzt schien sie sich bei ihm wieder wohler zu fühlen. "Danke", sagte sie ein paar Minuten später leise. "Ich fühle mich wieder gut." Er sagte nichts dazu. Er legte bloß seinen Zeigefinger unter ihr Kinn und sie folgte seinem leichten Druck und wandte ihr Gesicht zu ihm. Er küsste sie und er war so zärtlich, dass es promt in ihrer Magengegend zu Kribbeln anfing. So war er noch nicht zu ihr gewesen. Bei ihrem ersten Zusammensein war er auch behutsam gewesen. Aber jetzt war es irgendwie so... innig. Vielleicht hatte er ihr Gespräch auch positiv empfunden? Und vielleicht wollte er keine schlechten Erinnerungen an die letzte Nacht in ihr wecken. Er küsste sie gefühlvoll und langsam und er hatte auch nicht seine Hand in ihrem Nacken, seine Finger strichen stattdessen ganz sanft über ihren Hals und ihre Wange. Er streichelte sie. Und das machte sie so glücklich, dass sie gar nicht wusste wohin mit ihren Gefühlen. Sie griff in den Stoff seines Oberteils streckte sich ihm mehr entgegen und wenn er ihren Mund freigegeben hätte, dann hätte sie wohl vor lauter Glück aufgeseufzt. Sie konnte es nicht anders beschreiben. Das Wort schien im Zusammenhang mit ihm merkwürdig fehl am Platz, aber die Behandlung, die er ihr gerade zukommen ließ war... liebevoll. Sie zog sich nach einem weiteren wundervollen Moment ein wenig von ihm zurück, um ihm ins Gesicht sehen zu können. Am liebsten hätte sie nun wieder 'ich liebe dich' gesagt. Stattdessen dachte sie daran, etwas anderes zu probieren. Ino hatte ihr davon erzählt. Sie hatte allerdings keine Ahnung, ob er das überhaupt zulassen würde. Aber sie hatte plötzlich Lust es zu probieren und außerdem hatte er sowas bei ihr auch schon zweimal gemacht. Er sah sie leicht fragend an, während er ihr zärtlich eine Haarsträhne zurückstrich, die ihr ins Gesicht zu fallen drohte. Wahrscheinlich war sie bei dem Gedanken daran ein wenig rot geworden. Aber konnte er das ohne seine Sharingan in der nun schnell einsetzenden Dunkelheit überhaupt sehen? "Vertraust du mir?", fragte sie leise. "Ich vertraue niemandem", sagte er sachlich. "Aber dich halte ich für relativ harmlos." Sie musste lächeln. Das hatte fast geklungen, als ob er einen Scherz gemacht hätte. Vielleicht hatte er auch gute Laune. "Ich würde gerne etwas probieren, was dir vielleicht gefällt", sagte sie leise und sie kroch vor ihn. Sie beugte sich wieder zu ihm vor und gab ihm erneut einen Kuss und er ließ sich wieder darauf ein. Sie hob ein wenig zögerlich ihre Hand und strich über seine Hose. Er griff nach ihrem Handgelenk. Allerdings war das vielleicht mehr ein Reflex von ihm gewesen, weil er wusste, dass er dort empfindlich war. Denn er zog ihre Hand nicht weg. Er hinderte sie auch nicht daran, sie vorsichtig ein wenig zu bewegen. Es war wohl vielmehr eine Sicherheitsmaßnahme. Aber es hätte ihre Hand nicht mal gebraucht. Sie zu küssen schien ihn schon erregt zu haben. Dennoch genoss sie es ihn dort berühren zu dürfen. Als sie den Kuss wieder löste und zurückwich, um ihm in die Augen sehen zu können, sah sie deutlich, dass er nun sehr Lust auf sie bekommen hatte. Sie liebte diesen Blick so sehr. Sie liebte alles an ihm so sehr! Sie sah ihn ein wenig scheu an, als sie mit ihren Fingern vorsichtig über den Bund seiner Hose strich. Er ließ ihr Handgelenk los, legte beide Hände an ihren Kopf und zog sie wieder in einen Kuss. Und weil sie das wohl durfte, öffnete sie behutsam seine Hose und sie ließ ihre Finger hineingleiten. Es war das erste Mal, dass sie ihn dort berührte. Es fühlte sich gar nicht merkwürdig an. Sondern ganz natürlich. Sie spürte nun Sehnsucht in sich. Sie wollte, dass er in ihr sein würde. Aber eigentlich war sie ja gerade auf etwas anderes aus. Sie entzog sich dem Kuss und sah ihn nochmal etwas scheu an, sie war sich nicht ganz sicher, ob das für ihn in Ordnung sein würde. Allerdings konnte sie jetzt irgendwie schlecht nachfragen. Sie musste es wohl drauf ankommen lassen. Er erwiderte ihren Blick bloß leicht fragend, weil er gar nicht zu wissen schien, was sie vorhatte. Egal. Sie würde das jetzt einfach probieren. Genau wie er zuvor als Sicherheitsmaßnahme ihr Handgelenk gegriffen hatte, griff er ihr nun sehr rasch in die Haare, als sie sich hinabbeugte. Und weil sein Griff dieses Mal fest war, hielt sie ganz still. Doch dann schien vielleicht seine Neugier zu überwiegen, denn er lockerte seinen Griff und sie tat, was sie vorgehabt hatte. Langsam und vorsichtig, weil sie ja abgesehen von Inos Beschreibung gar nicht wirklich etwas darüber wusste. Doch alleine ihre Berührung schien ihm zu gefallen, denn er zog scharf die Luft ein. Und er schien ziemlich schnell Gefallen daran zu finden, was sie tat, denn er änderte seinen Griff in ihren Haaren und nun kam es ihr nicht mehr so vor, als wäre der Sinn, sie notfalls wegziehen zu können, sondern vielmehr nun, sie auch ja dazubehalten. Sie hörte an seiner Atmung wie er um seine Selbstkontrolle rang und das gefiel ihr sehr. Und auch, dass sie das Gefühl hatte, etwas so aktives zu tun, dass ihn sich scheinbar sehr gut fühlen ließ. Sie bekam sogar ein unterdrücktes 'Hng' von ihm, während er offenbar damit kämpfte, keinen Laut von sich zu geben. Doch nach einer Weile zog er sie ziemlich plötzlich und entschlossen weg und sie wimmerte leicht, weil sein Griff in ihren Haaren ein bisschen wehtat. Er ließ sie sofort los. "Ausziehen", sagte er zu ihr, während er sich schon sein eigenes Oberteil öffnete und seine Stimme war sehr rau und das Verlangen, das darin mitschwang, ließ sie sich sofort wünschen, dass sie längst ausgezogen wäre. Sie beilte sich damit und er half ihr und seine Hände glitten über ihren Körper, während sie sich vor ihn auf seinen Mantel legte. Er schien nun sehr ungeduldig zu sein und sie hatte das Gefühl, dass er sich sehr zusammenreißen musste, um nicht allzu grob zu sein. Trotzdem nahm er sich Zeit für sie. Das hatte er in letzter Zeit immer getan. Sie glaubte, dass es ihm gefiel, wenn sie sich gut fühlte. Wie immer sah er sich dann ihr Gesicht an, als wäre daran irgendetwas sehr faszinierend für ihn. Doch dieses Mal ließ er nicht unnötig Zeit vergehen nur um sie betteln zu lassen, dafür schien er selbst zu ungeduldig zu sein. Von seiner Sanftheit und dem liebevollem Verhalten war nichts mehr übrig. Vielleicht hatte er sie auch bloß besänftigen wollen, damit sie ihn wieder an sich heranließ. Aber sie hatte keine wirkliche Gelegenheit, darüber nachzudenken, weil sie sehr abgelenkt von ihren Empfindungen war und sie mal wieder nur noch für diese Gefühle Platz zu haben schien. Und sie liebte es außerdem, wenn er so leidenschaftlich war, auch wenn er dann etwas grob wurde. Denn dadurch hatte sie das Gefühl ihm zu gefallen und ihn zu reizen und ihm seine Selbstkontrolle nehmen zu können. Und das war irgendwie ziemlich berauschend. Nachdem sie zum Ende gekommen waren und das Glücksgefühl abebbte, fühlte sie sich jedoch wie immer etwas verlassen und leer und verloren. Dann dachte sie immer kurz daran, dass sie kein richtiges Liebespaar waren und dann fühlte sie sich ein klein wenig einsam. Das war in Ordnung. Er hatte ihr nie etwas versprochen und sie konnte jetzt also auch nicht anfangen, irgendwelche Ansprüche zu stellen. Trotzdem hoffte sie, dass sie in seinen Armen würde schlafen dürfen. Dann fühlte sie sich nicht so einsam. Sie beendete ihre Behandlung zur Schwangerschaftsvermeidung und sah zu ihm hoch. Er stand neben ihr und hatte sich gerade wieder angezogen. "Können wir zusammen schlafen?", fragte sie, während sie nach ihren eigenen Klamotten griff, um sich ebenfalls anzuziehen. "Ja", sagte er. Er setzte sich wieder neben sie auf den Mantel und sah ihr dabei zu, wie sie sich anzog. "Habe ich dir wehgetan?", fragte er. Sie sah ihn überrascht an. Er zeigte heute wirklich viel Interesse an ihr. Das war toll! Sie schüttelte den Kopf und lächelte leicht. "Danke, dass du fragst." Er nickte. Sie war fertig mit anziehen und kroch zu ihm hinüber. Er legte sich hin und hielt ihr seinen Arm auf. Und sie kuschelte sich dankbar an ihn, während er die andere Mantelhäfte ein wenig über sie zog, um sie beide zuzudecken. Es war besser gewesen, als sie noch zwei Mäntel gehabt hatten. Jetzt hatte er kaum Decke. Aber ihr Mantel war so kaputt gewesen, dass sie sich gar nicht die Mühe gemacht hatte, ihn noch weiter mitzunehmen. Er hatte sich selbst so hingelegt, dass sie den Mantel von ihrer Seite aus über sie geklappt hatten. Sie war also im Gegensatz zu ihm gut eingekuschelt. War das so okay für ihn? Doch wahrscheinlich hatte er diese Entscheidung bewusst getroffen, als er sich hingelegt hatte. Das war nett und zuvorkommend von ihm. "Danke", murmelte sie gehen seine Brust. Er zog sie etwas fester an sich. "Es tut mir leid. Das gestern Nacht." Sie glaubte fast, dass sie sich verhört hatte. Sie wollte zurückweichen, um ihm ins Gesicht sehen zu können. Aber er spannte seinen Arm an, sodass er sie bei sich behielt und verhinderte das damit. Vielleicht war ihm das peinlich. Aber sie freute sich sehr darüber, dass er das gesagt hatte. "Danke", wiederholte sie leise. Sie war glücklich. "Kann ich dich etwas fragen?", fügte sie nach einem Moment hinzu. "Hm." "Vorhin, als wir geredet haben, das hast du gesagt, dass du nur noch tun wirst, was du möchtest. Weil das das einzig Gute ist, was bei all dem für dich herausgekommen ist." "Ja." "Ich fragte mich, wie du das genau meinst." Er schien kurz über überlegen. "Ich nehme an, du denkst, dass ich doch die ganze Zeit schon ständig nur getan habe, was ich wollte und ich dabei nur an mich gedacht habe." "Ich- nun... ja. Mit einigen Ausnahmen. Manchmal hast du früher auch an Naruto und mich gedacht." Er strich ihr leicht über ihren Rücken und sie schloss die Augen. Sie liebte es, wenn er das tat. "Auf gewisse Weise hast du Recht", sagte er. "Ich dachte immer, dass ich tun würde, was ich will. Aber das stimmte nicht. Ich habe seit meiner Geburt alles getan, um die hohen Erwartungen meines Vaters zu erfüllen und seine Anerkennung zu bekommen. Dann, nach dem Massaker, habe ich getan, was mein Bruder sich für mich und mein Leben überlegt hatte. Auch wenn ich davon nichts wusste. Dann dachte ich, ich wäre freiwillig zu Orochimaru gegangen. Allerdings hat das Fluchmal wohl einen Teil dazu beigetragen. Es hat mich beeinflusst und meine dunklen Gedanken verstärkt, das konnte ich spüren. Ohne es, hätte ich mich möglicherweise anders entschieden, vielleicht wäre ich dann nie gegangen. Danach habe ich getan, was Obito wollte. Ich dachte, ich würde Akatsuki benutzen. Aber Obito hat mich benutzt. Er hat mich dazu gebracht, mich an allen in Konoha rächen zu wollen. Er hat mir zwar die Wahrheit über meinen Bruder erzählt, aber die Art, wie er es getan hat, hat mich beeinflusst. Ich war nur noch darauf fokussiert, was meinem Bruder und den Uchiha und mir für Unrecht widerfahren ist. Er hat meinen Hass auf Konoha angestachelt. Ohne diesen Einfluss hätte ich vielleicht nie versucht dich zu töten. Ich will damit nicht die Verantwortung für meine Taten von mir schieben. Ich will nur sagen, dass ich die meiste Zeit nicht meine eigenen Entscheidungen getroffen habe, auch wenn ich das geglaubt habe. Ich will ab jetzt nur noch nach meinen Regeln leben. Ich mache nur noch, was ich will. Ich werde auf niemanden hören und mir von niemanden sagen lassen, was ich tun soll." "Ich verstehe", sagte sie leise. Das konnte sie wirklich verstehen. Vielleicht hatte er deshalb so derart heftig reagiert, als sie versucht hatte, ihm klar zu machen, dass er sich nicht so verhalten konnte, wie er es getan hatte. Und deshalb hatte er in ihrem Gespräch so sehr betont, dass er alles tun konnte, weil er so mächtig war, dass Konsequenzen ihm egal sein konnten. Da blieb dann nur noch eine Frage. "Und", fragte die sehr vorsichtig, weil sie unsicher war, ob sie damit zu weit ging, "was... willst du tun?" Gerne hätte sie sein Gesicht gesehen, aber er hielt sie immer noch fest bei sich, sodass sie nur seinem Hals sehen konnte. "Fürs erste will ich einfach Naruto und Kakashi helfen", sagte er. Das erleichterte sie. Das war gut. Also bedeutete 'ich mache nur noch, was ich will' nicht zwangsläufig, dass er rücksichtslos oder verletzend sein würde. Er würde dann also wahrscheinlich sogar Positives bewirken. Es ging ihm mehr grundsätzlich darum, dass er für sich das Gefühl wollte, dass er unabhängig war und niemand ihm etwas vorschreiben konnte. Und deshalb wollte er auch nicht, dass sie ihm vorschrieb, was für ein Verhalten von ihm richtig oder falsch war. Doch das bedeutete nicht zwangsläufig, dass es ihm egal war, wie es ihr ging. Er wollte nur, dass sie 'bitte hör auf' sagte, anstatt 'das darfst du nicht'. Sie schreckte aus ihren Gedanken auf, als er weitersprach. Sie dachte, er wäre mit seiner Antwort fertig gewesen. Aber das war er nicht. "Und ich will das hier." Ihr Herz fing aufgeregt an zu klopfen. "Mit...mit einer Frau zusammen sein?", fragte sie behutsam. Sie wollte verhindern, dass sie ihn falsch verstand und sie sich dann albernem Wunschdenken hingab. Denn dann würde sie sich damit sehr selbst verletzen, wenn sie wieder in der Realität ankam. Er strich ihr wieder über den Rücken. "Schlaf", sagte er. Also würde sie dazu wohl nicht mehr aus ihm herausbekommen. Er war gemein. So würde sie doch niemals einschlafen können! Und es dauerte tatsächlich eine Weile, bis es ihr gelang, weil sie nicht aufhören konnte, darüber nachzudenken, wie er das gemeint hatte. Kapitel 37: Eine unerwartete Begegnung -------------------------------------- Sie schreckte hoch und zuckte zusammen, als er seine Hand auf ihren Mund presste. "Shhh", sagte er leise in die Dunkelheit. Er nahm seine Hand wieder weg. Er lauschte. Er hatte sich im Liegen halb aufgerichtet. Sie hörte es ebenfalls. Da waren Stimmen in der Ferne. Vermutlich gingen einige Leute die Straße entlang, der sie auch gefolgt waren. Es schien noch mitten in der Nacht zu sein. Wahrscheinlich hatten die Schlangen sie bemerkt und ihn geweckt und dann war sie ebenfalls aufgewacht. Sie sah sich leicht um. Ihre Theorie schien zu stimmen. Die gefleckte Schlange namens Aose lag noch oben auf dem Felsen und sie blickte in die Richtung der Straße. Aber Asura war direkt hinter Sasuke. Wahrscheinlich hatte er ihn also wirklich geweckt. Doch nun sah er auch in Richtung der Stimmen. "Sie kommen her", sagte Sakura beunruhigt. Er schien ebenfalls zu diesem Schluss gekommen zu sein, denn er erhob sich bereits. "Bleib liegen", sagte er zu ihr, als sie sich ebenfalls aufsetzte. "Wahrscheinlich halten sie das hier einfach für einen geeigneten Rastplatz." Er ließ sich neben ihr auf einem Stein nieder. Er sah recht entspannt aus. Aber er hatte sich sein Schwert gegriffen und es neben sich an den Stein gelehnt. Sie wusste nicht recht, ob sie aufstehen wollte oder nicht. Unter seinem Mantel war es gerade so schön warm und gemütlich. Aber sie hatte ja nichtmal ihre Schuhe an. Und sie hatte noch sehr deutlich in Erinnerung, was das letzte Mal passiert war, als sie überrascht worden waren. "Schon gut", sagte er ruhig zu ihr. "Bleib da. Dir passiert nichts." Asura legte sich zu ihr und Aose kam nun ebenfalls herunter und kroch auch zu ihr hin. Sie bildeten eine Art welligen Halbkreis um sie, nur die Seite, auf der er saß, ließen sie offen. Er beobachtete das und er sah etwas belustigt aus. "Sie haben Gefallen an dir gefunden", sagte er. Sie fühlte sich geschmeichelt und verwirrt, aber hauptsächlich nervös, denn die Stimmen waren jetzt bei ihnen angekommen. Gleich würden die Reisenden den kleinen Innenraum betreten, den die großen Steine bildeten. Und deshalb konnte sie auch nicht groß auf die Schlangen oder seine Worte reagieren. Einen Moment später traten fünf Männer hinter einem der großen Steine hervor in ihr Sichtfeld. In der Dunkelheit bemerkten sie sie nicht sofort. Doch dann zogen sie alle plötzlich ihre Waffen. Sie hatten sie nun bemerkt und sie wandten sich ihnen zu. Einer rief befehlend und selbstsicher: "Schön stillhalten!" Sasuke saß bloß weiter ruhig da, sah zu ihnen und er tat oder sagte nichts. "Hallo", sagte Sakura vorsichtig. Nun wünschte sie sich doch, sie wäre aufgestanden, oder hätte zumindest ihre Schuhe angezogen. So wie sie da saß, halb zugedeckt mit seinem Mantel, kam sie sich nicht besonders kompetent vor. "Wir rasten hier bloß", sagte sie rasch und sie schob den Mantel von sich und wandte sich den Männern ein bisschen mehr zu. Sie waren groß und sahen stark aus und sie hatten Waffen, die sie scheinbar auch zu benutzen wussten. Ninjas schienen es nicht zu sein. "Wer seid ihr?", fragte ein anderer scharf an sie gerichtet. "Das ist unser Platz!" Das erklärte dann wohl das Feuerholz, das hier bereitgelegen hatte und das alte, heruntergebrannte Feuer. "Sprich nicht so mit ihr", sagte Sasuke plötzlich kalt. Alle - sie eingeschlossen - sahen sofort wieder zu ihm. "Also", sagte Sakura rasch. "Ich finde niemand muss hier verletzt werden! Wir haben nur hier geschlafen, wir wollen keinen Ärger machen!" "Finde ich zumindest", fügte sie mit einem raschen Blick zu Sasuke hinzu. Sie konnte ja nicht für ihn sprechen. Er hatte nun mehrfach deutlich gemacht, dass es ihm wichtig war, seine eigenen Entscheidungen zu treffen. Die Männer fixierten ihn ebenfalls skeptisch. "Du bist stark, was?", fragte einer. "Sonst würdest du nicht mit so einer hübschen Frau alleine in der Wildnis herumreisen, hm? Der Armen könnte ja sonst was Schreckliches passieren." "Da sind auch noch diese Riesenviecher", gab sein Kamerad aus dem Mundwinkel zu bedenken und er musterte die Schlangen ein wenig angewidert. "Sie ist nicht so zerbrechlich, sie kann auf sich aufpassen", antwortete Sasuke ruhig. "Aber ich würde nicht zulassen, dass einer von euch sie anrührt. Also vergesst am besten sofort jeden Gedanken daran. Um euch zu vernichten, müsste ich nicht einmal aufstehen." "Tss, du hast ja echt Vertrauen in deine Fähigkeiten. Ihr seid Ninjas?" Stimmt. Sie hatte ihr Stirnband zum Schlafen abgenommen und Sasuke trug keines. Also konnten sie nicht sehen, wo sie hingehörten. "Selbst wenn", sagte ein anderer. "Ihr überschätzt euch manchmal maßlos, nur weil ihr ein paar Jutsus beherrscht!" Sakura richtete sich jetzt doch langsam auf. Sie fühlte sich nicht wohl im sitzen. "Ach, bleib liegen, Frau", sagte einer und er steckte sein langes Messer weg. "Wir wollen keinen unnötigen Stress." Die anderen senkten ihre Waffen ebenfalls nach und nach, wenn auch etwas zögerlicher. "Trotzdem werden wir jetzt hierbleiben. Denn das ist unser Platz", sagte der Mann, der der Anführer zu sein schien. Er setzte sich Sasuke gegenüber auf der anderen Seite des abgebrannten Feuers auf einen Stein. "Ihr seid Räuber und ihr habt hier Sachen vergraben", stellte Sasuke sachlich fest. "Und ihr werdet nicht gehen, bis wir weg sind und eure Beute wieder sicher ist." Der Anführer spuckte neben sich auf den Boden. "Tss, na du bist ja ein ganz Schlauer", sagte er ärgerlich. "Glaubst du, das ist klug, wenn du mir das so ins Gesicht sagst?" Er legte nun doch wieder die Hand an sein Messer und die anderen griffen auch wieder nach ihren Waffen. "Jetzt müssen wir euch entweder erledigen oder uns ein neues Versteck suchen!" "Wir wollen eure Schätze nicht!", sagte Sakura rasch. "Wir wollten nur rasten!" Sie sah zu Sasuke. "Sollen wir nicht einfach weiter gehen?", fragte sie, obwohl sie wenig Hoffnung hatte, dass daraus etwas werden würde. "Du hast erst eine Stunde geschlafen", erwiderte er. "Ich schlage vor, du machst einfach die Augen zu. Dann musst du nicht sehen, was du nicht sehen willst. Ich erledige das hier schnell und in ein paar Sekunden können wir weiterschlafen." Sie starrte ihn entsetzt an. Die Räuber ebenso. "Bitte nicht", flüsterte sie und sie blickte ihm wie gebannt in die Augen. "Bitte nicht!" Sie schluckte ihren Impuls hinunter 'das darfst du nicht tun' zu ihm zu sagen. Er hatte Recht. Sie konnte ihn nur bitten und dann musste er selbst seine Entscheidung treffen. Die Männer schienen vielleicht instinktiv zu begreifen, dass sie in Gefahr waren, denn anstatt sich provoziert zu fühlen, schienen sie ganz still die Szene zwischen ihnen zu beobachten. Sie ließ sich ganz langsam, weil sie niemanden mit einer schnellen Bewegung provozieren wollte, wieder auf seinen Mantel sinken. Sie wusste auch nicht so richtig wieso. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass die Situation dadurch etwas entspannter werden würde. "Schön", sagte Sasuke zu ihr. Er sah wieder zu den Männern. "Ich kann es nicht leiden, wenn sie mich so ansieht. Also müssen wir uns miteinander arrangieren. Das, oder ihr sterbt. Eure Entscheidung. Aber wir werden hierbleiben. Ich will, dass sie noch etwas schläft." Sakura sah ihn verwirrt an. Es wäre doch viel logischer einfach zu gehen und eine Stunde zu laufen und dann woanders weiterzuschlafen. Dann würde er auch Schlaf bekommen. Denn hier würde er sicher nicht schlafen. War das hier jetzt ernsthaft gerade so ein Männer-Ego-Ding, wo niemand nachgeben wollte? Er hatte ihr ja vorhin erst erklärt, dass er es für sich brauchte, ab jetzt immer das Gefühl zu haben, seine eigenen Entscheidungen zu treffen. Und scheinbar war ihm das sehr, sehr wichtig. So sehr, dass er sich sogar ein wenig irrational verhielt. Aber er hatte sich trotzdem ihrem Wunsch untergeordnet. Also sollte sie wohl dankbar sein. Er hielt wahrscheinlich sie für irrational. Denn für ihn war es wahrscheinlich das logischste Vorgehen das Problem einfach zu beseitigen und sich wieder zu ihr zu legen und weiterzuschlafen. Und jetzt hierzubleiben und nicht zu gehen, war offenbar für ihn ein notwendiger Kompromiss, um nicht zu machen, was sie oder die Männer von ihm wollten und gleichzeitig auch ihrer Bitte nachzukommen. Das war fast ein bisschen albern. Aber das machte ihn gerade erstaunlich nahbar und menschlich. Überhaupt war heute er sehr offen. Er sprach auch viel mehr als normalerweise. "Von mir aus", sagte der Anführer zu seiner Ansage. "Wir gehen nicht, unsere ganzen Habseligkeiten sind hier versteckt. Wir bleiben. Aber ihr stört uns nicht allzu sehr. Macht was ihr wollt. Solange ihr morgen früh verschwindet und uns und unsere Sachen in Ruhe lasst, muss hier niemand kämpfen." "Eure Sachen interessieren mich nicht", sagte Sasuke. Der Anführer nickte. "Gut." Er nahm wieder die Hand von seinem Messer. Die andern taten es ihm zögernd gleich. Und sie nahmen zögerlich ihre Taschen und Rucksäcke ab und ließen sich ebenfalls auf Steinen nieder. Sie sahen alle immer wieder zu ihr hin. "Entschuldigung", sagte der Anführer höflich zu ihr und neigte leicht den Kopf, als er sah, dass sie seinen Blick bemerkt hatte. "Wir haben lange keine Frau mehr aus der Nähe gesehen und du bist außergewöhnlich schön." "Ähm...danke", sagte sie ein bisschen irritiert. Das hier war eine total verrückte Situation. Sie hatte mal wieder keine Ahnung, wie sie sich fühlen sollte. Sie sah zu Sasuke. Er sah entspannt aus, so wie er da saß. Er schien die Situation nicht bedrohlich zu finden. Allerdings beobachtete er sie alle und er sah dabei nicht so richtig zufrieden aus. "Ist das deine Frau?", fragte einer und deutete auf sie. Er schwieg. Der Mann sah zu ihr. "Bist du verheiratet oder verlobt?" "N- nein", sagte sie verwirrt, weil es sie überforderte, dass sie sie so musterten und sie sie so spannend zu finden schienen. "Sie gehört mir", sagte Sasuke kalt. Alle sahen wieder zu ihm. Sakura fühlte sich immer verwirrter. "Also...nein!", sagte sie sehr leise zu ihm. Wahrscheinlich konnte sie trotzdem jeder hören. Denn es war sehr still. "Ich gehöre dir nicht!" Sie hätte fast gesagt 'du kannst einen Menschen nicht besitzen!', doch ihr fiel gerade noch rechtzeitig ein, dass sie damit bei ihm ja offenbar nicht weiter kam. Das würde ihn nur wieder provozieren. "Ich finde, ich gehöre mir selbst", sagte sie deshalb bloß leise, aber entschieden. Er sah zu ihr. "Es ärgert mich, wenn du das so formulierst", fügte sie ein wenig kleinlaut hinzu. "Bitte mach das nicht!" Oh, was war das hier nur für eine verrückte Situation? Wieso musste sie so etwas nun vor diesen Männern sagen? Irgendwie freute sie sich ja über seine Worte. Denn das hieß ja, dass er sie beschützte und er sie für sich als wichtig erachtete. Das passte zu dem, dass er 'ich will das hier' gesagt hatte. Und es ließ ihre Hoffnung wachsen, dass er damit vielleicht speziell sie gemeint hatte und nicht einfach Frauen und Körperlichkeit im allgemeinen. Aber sie wollte eigentlich nicht, dass er nun zu dem Schluss kam, dass er sie als sein Eigentum betrachtete. Auch dann nicht, wenn er sie nett behandelte. Das hatte sie jetzt irgendwie nicht so stehen lassen können. Oje, hoffentlich würde er nie so etwas vor ihren Eltern sagen! Moment! Stopp! Jetzt dachte sie aber viel zu weit! Es war ja schließlich nicht so, dass er ihr einen Antrag gemacht hätte und er nun vorhätte ihre Eltern kennenzulernen! So etwas würde wahrscheinlich nie passieren! Sie musste sich zusammenreißen! Er sah sie noch einen Moment nachdenklich an. Dann wandte er seinen Blick wieder den Männern zu. "Bleibt auf Abstand zu ihr", sagte er schlicht. "Wer ihr zu nahe kommt, der stirbt." "Wir haben es verstanden", sagte der Anführer und er warf seinem Kameraden einen ärgerlichen Blick zu. "Also, ihr hört jetzt alle auf sie anzustarren, sie ist tabu! Los! Macht ein Feuer und kümmert euch um das Essen!" Er sah wieder zu Sasuke. "Wenn das in Ordnung ist", sagte er zu ihm. Er schien etwas schlecht gelaunt, weil er ihn deswegen um Erlaubnis fragen musste, aber er schien ein kluger Mensch zu sein und er schien instinktiv begriffen zu haben, dass es nichts bringen würde, sich mit ihm anzulegen. Sasuke neigte bloß leicht den Kopf, um ihm zu signalisieren, dass er damit kein Problem hatte. Sakura atmete leise und erleichtert aus. Die Situation schien sich entspannt zu haben. "Schlaf weiter", sagte er zu ihr. Sie zog ihre Beine an sich und legte seinen Mantel etwas über ihre Beine. Aber sie blieb sitzen. Er konnte ihr befehlen, was er wollte. Aber es war trotzdem ihre Entscheidung, ob sie darauf hören würde. Egal, wie er es formulierte, sie konnte auch machen, was sie wollte. Nicht nur er. Denn was sollte er tun? Sie fühlte sich mittlerweile einigermaßen sicher mit ihm. Im allerschlimmsten Fall würde er sie wieder mit einem Genjutsu belegen. Aber das Risiko war es definitiv wert. Das war viel besser, als Angst vor ihm zu haben und sich selbst untreu zu werden. Und sie hielt es für unwahrscheinlich, dass er sie bestrafen würde, wenn sie nicht auf ihn hörte. Es konnte genauso gut sein, dass 'schlaf weiter' für ihn nur bedeutete, dass er ihr sagen wollte, dass sie sicher war, dass er hier alles im Griff hatte und dass sie schlafen konnte, wenn sie wollte. Es war bloß nicht seine Art, so etwas auf diese Weise auszudrücken. Und mit dieser Analyse hatte sie vielleicht recht, denn er schien sich nicht daran zu stören, dass sie sich nicht hinlegte. Er sah bloß weiter den Männern zu, wie sie ein Feuer machten. Und sie tat es ihm gleich. Es war schon irgendwie praktisch, dachte sie, dass er das immer einfach mit seinem Jutsu erledigen konnte. So war es viel mühsamer. Aber natürlich sah er bloß zu und er bot nicht an zu helfen. Wahrscheinlich fand er, dass das alles nichts mit ihm zu tun hatte. "Seid ihr wirklich Räuber?", fragte sie schließlich neugierig, als das Feuer brannte. Die Männer kamen ihr gar nicht wie grausame Gesetzlose vor. Und sie gingen recht freundlich miteinander um. So als würden sie sich gut kennen und sich wertschätzen. Sie sahen wieder alle zu ihr und der Anführer zuckte mit den Schultern. "Ja", sagte er. "Hat sich so ergeben. Wir waren auch mal einfach nur Ehemänner und manche von uns waren Väter. Aber wir haben alles verloren, wegen diesem Krieg." "Oh", sagte Sakura betroffen. Er zuckte mit den Schultern. "Das tut mir sehr leid", sagte sie. "Ja, es war hart", erwiderte er etwas bitter. "Wir fünf hier waren jagen. Wir haben in einem kleinen Bauerndorf nicht weit von hier gelebt. Und dann kamen auf einmal diese weißen Scheußlichkeiten, gegen die die Ninja Allianz gekämpft und zum Glück gesiegt hat. Ihr wisst das ja wahrscheinlich alles besser als wir. Wir sind einfache Leute. Jedenfalls, als wir eines Tages von der Jagd zurückkamen war das Dorf zerstört und alle waren tot. Und seitdem schlagen wir uns so durch. Manchmal stehlen wir. Aber nun von Leuten, die eh genug haben. Wir sind keine Monster. Wir wissen, wie hart es für einfache Leute ist, jeden Tag ihr Essen auf den Tisch zu bekommen." "Das ist schrecklich", sagte Sakura voller Mitgefühl. "Hast du im Krieg gekämpft?", fragte einer an Sasuke gewandt. Er nickte knapp. "Das haben wir beide." Sie sahen sie erstaunt an. "Du auch?" "Ich bin stärker als ich aussehe", sagte sie lächelnd. "Aber hauptsächlich bin ich Ärztin." "Verstehe", sagte der Anführer. "Naja, jedenfalls gut, dass ihr das in den Griff bekommen habt." "Aus welchem Ninjadorf seid ihr denn?", fragte ein anderer. "Aus Konohagakure", sagte Sasuke, als Sakura ihm einen raschen Blick zuwarf. Sie war sich gerade nicht sicher, wie geheim sie seine Mission halten mussten. "Dann kennt ihr diesen Naruto?", fragte einer. "Wir haben gehört, er hat sehr dazu beigetragen, diese Monster und alles aufzuhalten! Er soll ein richtiger Held sein!" "Das ist er", sagte Sakura mit einem Lächeln. "Das ist aber auch nur richtig so, dass ihr Konoha Ninjas das wieder in den Griff bekommen habt!", sagte ein anderer und er klang ziemlich verbittert. "Die Uchiha sollen hinter all dem gesteckt haben. Dieser Madara Uchiha, der eigentlich tot sein und nur noch in Legenden existieren müsste! Dieser verfluchte Clan! Die haben einfach zu viel Macht! Gut, dass sie jetzt verschwunden sind!" "Sasuke Uchiha lebt noch", berichtigte ihn einer. "Und er soll der Stärkste sein, den es von denen je gegeben hat. Hoffentlich wird der nicht wie dieser Madara. Aber niemand scheint so richtig zu wissen, wo Sasuke Uchiha sich rumtreibt. Und es scheinen alle haben Angst vor ihm zu haben. Er soll mal mit diesem Naruto befreundet gewesen sein. Ich hoffe, die haben ihn im Griff und das gibt nicht wieder Ärger! Menschen, die so unmenschlich stark sind, sollte es eigentlich gar nicht geben! Hoffentlich schwängert der keine Frau. Das wäre besser für alle!" Sakura hatte ihre Nägel in ihre Beine gedrückt, um irgendwie ein neutrales Gesicht zu wahren, während er gesprochen hatte. Sie sah wieder kurz bang zu Sasuke hinüber. Er schwieg und saß einfach nur da. "Ich verstehe euch", sagte sie, "aber die Dinge sind meist komplizierter und vielschichtiger als das." "Ich weiß nur, dass wir alles verloren haben", sagte einer der Männer mit einem Schulterzucken. "Weil irgendwelche Reichen oder mächtigen Leute immer meinen Kriege führen zu müssen, weil sie den Hals nicht vollkriegen." "Das scheint leider eine urmenschliche Eigenschaft zu sein", sagte Sakura leise. "Solange es Menschen gibt, wird es auch immer wieder solche Probleme geben. Wir können alle nur versuchen jeden Tag unser Bestes zu geben und einen positiven Einfluss in der Welt zu hinterlassen. Und das können wir Menschen auch. Wir haben auch viel Gutes in uns. Ich denke, fast niemand ist einfach nur schlecht oder nur gut. Meistens kommt das Schlechte bloß von früheren schrecklichen Verletzungen." Der Anführer lachte leise. "So wie wir nun Räuber wurden. Du scheinst eine kluge Frau zu sein. Ich hoffe, dass du Glück haben wirst in deinem Leben." Sakura lächelte ihn an. "Habt ihr in letzter Zeit viele Ninjas getroffen?", fragte Sasuke. Alle sahen sie zu ihm. Aber er wirkte vollkommen sachlich und neutral und saß weiter ruhig da. "Ungewöhnlich viele, ja", sagte einer der Männer. "Irgendwas in dieser Gegend hier scheint interessant zu sein. Was merkwürdig ist. Wir haben uns schon darüber gewundert. Die Gegend ist eigentlich verlassen und es gib hier nichts. Aber wir haben Gruppen aus den verschiedenen Reichen gesehen. Hauptsächlich aus den Dörfern der fünf Großmächte. "Wann zuletzt?", fragte Sasuke. "Vor einer Woche", sagte der Anführer. "Sie waren in diese Richtung unterwegs." Er deutete in die Richtung, in der auch ihr Ziel war. "Seid ihr auch dorthin unterwegs?", fragte er. "Wieso denn? Was gibt es denn da?" "Das spielt keine Rolle", sagte Sasuke ruhig. "Denn morgen gibt es da nichts mehr. Wenn ihr am Leben bleiben wollt, dann rate ich euch hierzubleiben oder noch besser in die Richtung zurückzugehen, aus der ihr gekommen seid. Sonst werdet ihr sterben." "Was?", fragte einer verwirrt. Sakura kam so ein Gedanke, aber der kam ihr sehr extrem vor. Sie warf ihm einen vorsichtigen Blick zu. Aber bevor sie wieder alleine waren, konnte sie nicht richtig mit ihm sprechen. Also würde sie sich wohl mal wieder gedulden müssen. "Wie meinst du das?", fragte ein anderer der Männer nervös, als Sasuke nicht antwortete. "Wenn er das hätte erklären wollen, dann hätte er es getan", sagte der Anführer grimmig. "Er hat offenbar gesagt, was er sagen wollte." Er sah Sasuke misstrauisch an. "Wie ist dein Name?", fragte er. "Wenn du so stark bist, dann kennt man dich wahrscheinlich, oder? Über die starken Ninjas gibt es immer Gerüchte und Geschichten." Sasuke schwieg. Sie tauschten Blicke miteinander aus und nun schienen sie sich unbehaglich zu fühlen. Sakura sah, wie ein paar von ihnen immer wieder zu den beiden Schlangen hinübersahen. Und vielleicht hatten sie Gerüchte gehört über Sasuke und seine Fähigkeiten und sie zählten nun eins und eins zusammen. "Also", sagte der, der über die Uchiha gesprochen hatte, zögerlich, "ich wollte niemanden beleidigen, falls ich das getan habe. Vielleicht habe ich über Dinge gesprochen, die mich nichts angehen und von denen ich keine Ahnung habe." Sasuke schwieg und Sakura warf ihm wieder kurz einen vorsichtigen Blick zu. Er würde ihnen nichts tun, oder? Er wirkte nicht so auf sie, als ob er verärgert wäre. Allerdings konnte er sich natürlich auch sehr gut beherrschen. Sie entschied, dass es am besten wäre, wenn sie jetzt schlafen würde. Denn das wollte er ja offenbar von ihr. Und wenn sie aufwachte, dann würden sie gehen und niemand war zu Schaden gekommen. Sie erhob sich von seinem Mantel, griff ihn sich und sie setzte sich neben ihm auf den großen Stein. Dort zog sie seinen Mantel wieder wie eine Decke über ihre Beine. Sie warf ihm einen kurzen, fragenden Blick zu und er nickte knapp. Also legte sie ihren Kopf auf seinem rechten Oberschenkel ab und rollte sich unter seinem Mantel ein wenig zusammen. Sie freute sich, als sie spürte, wie er seine Hand auf ihrer Schulter ablegte. Sie hatte bei ihm sein wollen. Vielleicht tat ihm Nähe gut, nach dem, was sie eben über die Uchiha gesagt hatten. Und sie hatte auch ein bisschen sicherstellen wollen, dass er nichts Dummes tun würde, während sie schlief. Sie war sich ziemlich sicher, dass er ihr nicht wehtun wollte. In Bezug auf andere Menschen hatte sie bisher bei ihm fast nur Gleichgültigkeit erlebt. Sie war sich ziemlich sicher, dass er nach wie vor kein Problem damit hatte, anderen etwas zu tun. "Gute Nacht", sagte sie leise. "Gute Nacht", sagte der Anführer und ein anderer von ihnen brummte. Sie schloss die Augen. Sie war müde. War er nicht auch müde? Doch wahrscheinlich wollte er das hier so. Sonst hätten sie ja gehen können. Er sagte nichts, aber er berührte mit seiner anderen Hand ihre Haare. Sanft und zärtlich. Er nahm seine Hand von ihrer Schulter und er strich sanft mit seinen Fingern über die Haut an ihrem Nacken, die immer von ihren Haaren verdeckt war und die jetzt im Liegen frei war. Sie schlief schon halb, als sie den Anführer leise sagen hörte: "Gib gut auf sie acht. Seine Frau zu verlieren, weil man sie nicht beschützen konnte, ist etwas, das ich niemandem wünsche." Sie rechnete nicht damit, dass er etwas dazu sagen würde. Doch das tat er. "Das wird mir nicht passieren." Doch vielleicht träumte sie auch schon längst. Kapitel 38: Macht ----------------- Sie fühlte sich sehr wohl, als sie erwachte. Sie hörte Vogelgezwitscher und sie war warm eingekuschelt und alles roch nach ihm. Sie öffnete die Augen ein klein wenig. Es fing gerade an hell zu werden. Sie lag immer noch mit ihrem Kopf auf seinem Oberschenkel und sie spürte, dass er seine Hand auf ihrer Hüfte liegen hatte. Sie rollte sich vorsichtig auf den Rücken, damit sie zu ihm sehen konnte. Er war wie erwartet wach und er sah zu ihr hinab. Als sie sich gedreht hatte, hatte er seine Hand von ihrer Hüfte genommen und jetzt strich er ihr sanft mit dem Daumen über ihre Wange. Wieder kam ihr die Berührung liebevoll vor. Sie strahlte ihn an und sie richtete sich auf, stützte sich auf ihre Hände und beugte sich zu ihm vor, um ihm einen Kuss zu geben. Doch kurz vor seinem Gesicht hielt sie plötzlich inne. Sie hatte vollkommen vergessen, dass sie ja gar nicht alleine waren! Sie drehte sich rasch um, um hinter sich sehen zu können. Die Männer saßen alle in ihre Mäntel gehüllt da. Reglos und so, als würden sie sich ausruhen. Niemand sprach. Aber sie hatten alle ihre Waffen dicht bei sich und sie waren alle wach. Hatten Sasuke und sie jetzt etwa stundenlang da gegessen und jeder war zu misstrauisch gewesen, um zu schlafen und sie war hier die einzige gewesen, die seelenruhig geschlummert hatte?! Der Gedanke war ihr nun ziemlich peinlich. Sie öffnete ihren Mund, um irgendetwas in die Runde zu sagen. 'Guten Morgen' oder so. Aber sie kam nicht dazu. Denn er griff nach ihrem Kiefer und sie folgte seinem Druck und wandte sich wieder ihm zu. Er sah unzufrieden aus. "Was?", flüsterte sie so leise, dass hoffentlich nur er sie hören konnte. Was hatte er denn? Eben hatte er noch nicht unzufrieden ausgesehen. Dann kam ihr ein ziemlich verrückter Gedanke. Doch vielleicht hatte sie damit recht, denn er sah sie an und er schien auf etwas zu warten. Ärgerte er sich, weil sie ihn fast geküsst hatte und dann doch nicht? Aber da hatte sie doch ganz vergessen gehabt, dass sie nicht alleine waren! Er konnte doch unmöglich wollen, dass sie das jetzt unter den Blicken dieser Männer durchzog! Das wäre doch wirklich total merkwürdig! Er sah sie immer noch so an, als würde er etwas von ihr erwarten. "Wir sind nicht alleine", flüsterte sie ganz ganz leise. Er sah sie weiter an. Und da er nicht mit Irritation auf ihre Aussage reagiert hatte, war nun vollkommen klar, was er wollte. Er wollte, dass sie ihn küssen würde. Jetzt. Trotz der Männer, die wahrscheinlich gerade alle zusahen. Aber ihm schien ja egal zu sein, was jemand von ihm dachte. Sie glaubte, dass ihre Wangen schon wieder ein wenig rot geworden waren und sie sah ein bisschen scheu zu ihm auf. Er wartete. Also stützte sie wieder ihre Hände auf den Stein, beugte sich zu ihm vor und gab ihm dann einen Kuss auf die Lippen. Jetzt sah er nicht mehr unzufrieden aus. Sie war ein bisschen verwirrt, weil sie nicht verstand, wieso das jetzt so wichtig gewesen war. Sie wich wieder von ihm zurück und er stand von dem Stein auf. "Brechen wir auf", sagte er und er formte ein Handzeichen und die Schlangen verschwanden. Er packte seinen Mantel in seine Tasche und sie hängte sich die Ihre ebenfalls um. Dann wandte sie sich zu den Männern um. "Alles Gute für euch!", sagte sie. "Ich hoffe ihr werdet in den nächsten Jahren mehr Glück haben und euch wird Gutes widerfahren!" Sie sahen sie freundlich an und der Anführer nickte ihr zu. "Dir auch alles Gute", sagte er. Dann versteinerte sein Gesicht ein wenig und sie sahen alle an ihr vorbei. Sie folgte dem Blick der Männer rasch. Sasuke hatte sich bereits abgewandt und war schon zwei Schritte gegangen. Nun blieb er stehen und sah über seine Schulter zu ihr zurück. Er wartete, dass sie ihm folgen würde. Und wahrscheinlich hatten die Männer gerade das kleine, aber deutliche Symbol auf seinem Rücken gesehen und nun wussten sie sicher, wer er war. "Warum- warum hast du uns nicht getötet?", fragte der, der schlecht über die Uchiha gesprochen hatte. Sasuke drehte sich wieder halb zu ihnen um. "Ich hatte keinen Grund dazu. Es ist mir egal, was ihr denkt", sagte er. "Komm", fügte er an sie gewandt hinzu und sie riss sich rasch zusammen und ging zu ihm und er wandte sich wieder zum Gehen. Sie folgte ihm zurück in Richtung der Straße. "Hast du geschlafen?", frage sie. "Nein." "Bist du wütend, weil du nicht schlafen konntest, weil du dich nach meinem Wunsch gerichtet hast und ihnen nichts getan hast?" Er blieb wieder stehen und wandte sich ihr zu. "Sakura", sagte er und er sah sie ernst an. "Ich bin nie wütend auf dich. Manchmal bin ich wütend auf die Situation und meistens auf mich selbst. Du hast mir nie einen Grund gegeben wütend auf dich zu sein." Damit drehte er sich um und ging einfach weiter. "Komm", sagte er nach ein paar Schritten wieder, weil sie bloß da stand und verwirrt auf seinen Rücken starrte. "Sonst sorge ich dafür", fügte er hinzu, was er schon einmal gesagt hatte. Nach einer richtigen Drohung klang es allerdings dieses Mal nicht. Eher so, als ob er es halb im Scherz gesagt hätte. Er verwirrte sie so sehr! Sie ging ihm rasch nach. "Was hast du jetzt vor?", fragte sie, was sie schon die ganze Zeit hatte fragen wollen und wegen der Männer nicht gekonnt hatte. "Ich werde den Teil der Vergangenheit auslöschen, der uns gerade daran hindert die Zukunft zu gestalten." "Wie meinst du das?", fragte sie, während er die Straße überquerte, anstatt ihr weiter zu folgen und in der Ferne auf ein Waldstück zuging. "Es wird dir nicht besonders gefallen", sagte er. "Stell dich also schonmal darauf ein. Und es wird nichts bringen, mich zu bitten, es nicht zu tun, also spar dir die Mühe. Das ist mit Naruto und Kakashi so abgesprochen und notwendig." Sie warf ihm einen bangen Blick zu, während sie ihm nachging. "Okay", sagte sie ein wenig nervös. Er warf ihr über die Schulter einen Blick zu. "Wenn Naruto es für richtig hält, dann ist es okay?" Was war denn los mit ihm?! Immer wenn sie gerade einen Moment der Verwirrung überwandt, lieferte ihr er direkt einen neuen Grund! "Ich- was?", fragte sie überfordert. Er blieb wieder stehen und wandte sich ihr zu. "Also, ich weiß, das ist verrückt, aber manchmal, wenn es um Naruto geht, dann klingt das fast so, als wärst du... eifersüchtig", sagte sie hilflos. Er ging weiter. "Ist das so?", fragte er bloß. Hä?! Hieß das jetzt etwa, dass dem tatsächlich so war? Sie lief ihm rasch wieder nach. "Du bringst mich ganz durcheinander!", murmelte sie. Sie glaubte, dass sein Mundwinkel leicht gezuckt hatte. Aber bestimmt hatte sie sich verguckt! "Du wolltest, dass ich mehr rede", sagte er. "Jetzt komm auch klar damit!" "Ich komme klar damit!", sagte sie ein bisschen beleidigt. "Aber- du... also... ich denke, du sagst manchmal mit Absicht Dinge, die mich bloß verwirren. Als ob dir das Spaß machen würde!" "Aha", sagte er. Er machte sich doch gerade mit Absicht über sie lustig und er zog sie doch gerade mit voller Absicht auf und ließ sie auflaufen! Und er sah schon wieder belustigt aus! Er machte das wirklich, weil ihm das Spaß machte! Sie wusste nicht, ob sie sich ärgern oder freuen sollte. Sie ärgerte sich. Aber irgendwie schien er sie auch zu necken. Und das war so... so... normal. Sie war vollkommen durcheinander! "Warum hast du nach den Ninjas gefragt?", fragte sie, weil sie wenigstens irgendeine vernünftige Antwort haben wollte. "Hat Kakashi dir gesagt, wie wir damit umgehen sollen, wenn wir auf Ninjas aus den anderen Reichen treffen?" "Ja", sagte er und er schien jetzt wieder ernst zu sein. "Ich soll es nach Möglichkeit vermeiden mich mit jemandem anzulegen, weil das die Verhandlungen der neuen Friedensverträge nur weiter unnötig belasten würde. Offenbar ist das gerade ohnehin ein großes Problem. Wie ich schon sagte, die anderen fühlen sich benachteiligt, weil durch Naruto das Machtgefälle zwischen Konoha und den anderen Dörfern und Ländern gestört ist. Und sogar den Fürsten und Feudalherren des Feuerreiches gefällt es nicht, dass Konoha durch Naruto so stark geworden ist. Sie haben das Gefühl, die Macht liegt nicht mehr bei den Adeligen und Hochgeborenen, sondern jetzt bei uns Söldnern." "Ich verstehe", sagte sie. So sahen die Adeligen und die normalen Leute die Ninjas. Sie waren quasi offizielle Söldner und Auftragsnehmer und taten für Geld die Dinge, die schwierig, geheim, grausam oder notwendig waren und sie halfen und spürten Verschollene auf und retteten Menschen. Je nach Auftrag. Das war das System. "Und jetzt fürchten sie, dass wir mehr Einfluss wollen könnten und dass wir uns mehr in die Politik einmischen wollen würden?", fragte sie. "Das nehme ich an." "Das will Naruto ja auch", erwiderte sie nachdenklich. "Er will das System verändern und stabiler machen und mehr moralische Richtlinien etablieren, wie Altersbeschränkungen. Zum Beispiel ab welchem Alter Kinder auf Missionen dürfen und so etwas. Konoha ist da ja recht fortschrittlich, aber andere Dörfer lassen immer noch Kinder gefährliche Aufträge und sogar Mordaufträge ausführen und benutzen im Training unmenschliche, grausame Methoden, um die besten herauszufiltern. Die Chunin Auswahlprüfungen in anderen Dörfern haben immer deutlich weniger Sicherheitsmaßnahmen." "Ja, das ist Narutos Plan, denke ich", sagte Sasuke. "Er will einiges verändern. Und ich muss die eine Sache aus dem Weg Räumen, die Kakashi gerade daran hindert, dass Verhandlungen in Richtung solcher Veränderungen überhaupt ansatzweise möglich werden." "Indem du Madaras und Obitos alten Unterschlupf vernichtest? Du hast gesagt, dass alle hoffen, dort auf Informationen zu stoßen, die das Machtgleichgewicht wieder verändern könnten." "Genau. Aktuell ist der Eingang wohl versiegelt, weil keine Einigkeit herrscht, wer das Recht bekommen soll, dort hineinzudürfen. Und solange darüber zwischen den Großmächten Streit herrscht, bewegt sich offenbar gar nichts, weil alle diese Frage zuerst klären wollen. Kakashi kommt da offenbar nicht mehr weiter, die Situation scheint sich festgefahren zu haben." "Ich verstehe", sagte sie langsam. "Und weil Naruto für alle - nicht nur für Konoha und das Feuerreich - der strahlende Held bleiben muss, damit alle seine Übermacht akzeptieren und er das für positive Veränderungen nutzen kann, darf niemand den Eindruck bekommen, dass er seinen Willen mit Macht und Gewalt durchsetzt." "Ja." "Und deshalb", fuhr sie fort, "wirst du das nun stattdessen inoffiziell tun. Denn dann können Kakashi und Naruto behaupten, dass du machst, was du willst, weil dich niemand kontrollieren kann. Und niemand kann Konohas Führung einen Vorwurf machen." "Genau." "Also schulterst du am Ende nun doch die ganze Dunkelheit alleine und ziehst allen Hass alleine auf dich", sagte sie leise. "So, wie du es vorhattest, als du Naruto töten wolltest." "Ja, in gewisser Weise", sagte er. "Aber wir machen es zusammen. Ich erfülle gerne diese Rolle, um Naruto zu helfen. Das ist mein Part. Dadurch kommt er voran und er kann wirklich etwas Gutes bewirken und Veränderungen herbeiführen. Denn andernfalls würden Menschen sich wie immer in kleinen Streitigkeiten verlieren. So wie es gerade passiert. Jeder will immer Frieden und Wohlstand, aber Menschen haben immer Angst und wollen Sicherheit und darum wollen sie immer ein kleines bisschen mächtiger sein und dem anderen ja nicht zu viel Einfluss geben. Und genau wegen sowas, scheitert dann immer alles." "Und das ist für dich in Ordnung?", fragte sie leise. "Man wird dich nur noch mehr fürchten und hassen." "Das tun sowieso alle. Das ertrage ich, wenn ich damit etwas besser machen kann. Es ist eine gute Lösung. Naruto hat sich durchgesetzt, vielleicht ist das auch gut so. Seine Urteilskraft und seine Menschenkenntnis und seine Möglichkeit auf Menschen positiv Einfluss zu nehmen sind unvergleichlich. Er hat recht. Es ist besser, wenn er entscheidet. Ich bin vielleicht wirklich zu grausam und zu hart. Aber ich mache für ihn, was nötig ist. Und dafür hält er seine Hand über mich. Und ich habe quasi Narrenfreiheit und kann vollkommen frei sein. Und ich kann seine Freundschaft behalten. Und dich. Das ist gut so. Ich brauche das. Ich denke, er hat recht. Wenn ich wirklich alles ganz alleine geschultert hätte, dann wäre ich irgendwann wie Madara geworden." Sie schwieg eine Weile und dachte darüber nach. Das waren sehr viele Informationen auf einmal. Er sprach wirklich mehr mit ihr! "Aber Kakashi sagte doch etwas davon, deinen Ruf wieder zu verbessern. So wird es doch nur schlimmer werden." "Ja und nein", sagte er. "Die Leute sollen mich nicht mögen. Sie können mich ruhig fürchten. Aber sie werden mit den Jahren lernen, dass ich nicht wirklich etwas Schlimmes anrichte. Und dass meine Taten, auch wenn sie erst für Angst, Wut und Schrecken sorgen, rückblickend betrachtet immer positive Entwicklungen nach sich ziehen werden. Sie werden lernen, mich zu akzeptieren und mit mir zu leben. Denn töten kann mich niemand." "Ich verstehe", sagte sie wieder. "Deshalb habe ich dir gesagt, dass du dich für Naruto hättest entscheiden sollen", sagte er. "Mit mir kannst du nie ein normales Leben haben. Und keine Kinder." Sie kam gar nicht mehr ganz mit, mit dem Verarbeiten all dieser Informationen. Aber sie konnte später in Ruhe über alles nachdenken, sie musste es ausnutzen, dass er gerade so gesprächig war! "Du hast 'hättest entscheiden sollen gesagt'. Du hast die Vergangenheit benutzt. Heißt das, du hast meine Entscheidung akzeptiert? Und du wirst nicht mehr versuchen, mir das auszureden?" "Ja." Hieß das jetzt nur, dass er es einfach hinnahm, dass sie in seinen Augen so dumm war, oder hieß das, dass er vorhatte mit ihr eine Bindung als Mann und Frau zu haben? Eine dauerhafte? Oder waren das jetzt bloß Wunschvorstellungen? "Ist es wegen der Sache, die die Männer gestern Nacht gesagt haben?", fragte sie. "Willst du deswegen keine Kinder?" "Nein. Es ist nicht deswegen. Mir ist es egal, was irgendjemand denkt. Ich möchte einfach keine Kinder. Das ist alles." "Niemals?", fragte sie behutsam. "Niemals." "Okay", sagte sie leise. Das war okay. Wenn sie dafür mit ihm zusammensein konnte, dann würde sie darauf verzichten Mutter zu werden und eben für Narutos Kinder irgendwann eine liebende Tante oder sowas in der Art sein! Er blieb wieder stehen und er wandte sich ihr wieder zu und sah sie an. "Bereust du deine Entscheidung jetzt?", fragte er. "Nein!", sagte sie sehr deutlich. Aber das klang alles auf einmal so endgültig. Als würde er denken, dass ihre Zeit sich zu entscheiden nun vorbei wäre. Als ob die Dinge nun waren, wie sie waren. Und als ob sie nun zusammen bleiben würden. Und das würde sie sich so sehr wünschen! Sie sah ihn an und er sah sie an und sie wünschte sich so sehr, dass sie seine Frau sein dürfte. Dass er sie als Teil seines Lebens akzeptieren würde und dass sie ihn lieben dürfte. "Gut", sagte er. Dann ging er wieder weiter und sie folgte ihm wieder. Sie schwiegen jetzt und Sakura war froh darüber. Sie war es nicht gewohnt, dass er so offen zu ihr war. Das fand sie sehr gut. Aber sie musste das jetzt alles erstmal verarbeiten. Eine halbe Stunde später fiel ihr doch noch eine Frage ein. "Den Kuss heute Morgen, wieso wolltest du den so unbedingt haben?" Er warf ihr einen belustigten Blick zu. Aber er schien dazu nichts sagen zu wollen. "Warum?", hakte sie nach. "Du bist doch so klug", sagte er. "Was glaubst du denn?" "Ähm...", sagte sie und sie fühlte, wieder wie sie rot wurde. "Ich weiß nicht." "Das glaube ich dir nicht." "Du wirst mich für total dumm halten, wenn ich das sage!", sagte sie überfordert. "Lass es drauf ankommen." "Du spielst mit mir! Lass das!", sagte sie ärgerlich. Er warf ihr bloß wieder einen belustigten Blick zu. "Na schön!", sagte sie nach einer Minute zornig. "Ich denke, dass es dir gefallen hat, dass sie mich schön fanden und sie zugesehen haben und du das bekommen hast, was sie vielleicht auch nicht so schlecht gefunden hätten!" "Aha", sagte er bloß sachlich. "Aber das ist lächerlich, also habe ich mich gefragt, was der wirkliche Grund-" "Männer machen sich wegen Frauen offenbar manchmal lächerlich", sagte er. Sie verstummte verwirrt. Hieß das jetzt, dass es tatsächlich so gewesen war? Er machte sie heute echt fertig. Sie war so durcheinander, dass sie das Gefühl hatte, dass sie sich jetzt erstmal hinsetzten und ausruhen müsste! Also lief sie nun einfach schweigend neben ihm her, um sich wieder zu sammeln. Wieso bitte hatte er eigentlich so viel Energie? Er hatte doch nicht mal geschlafen! Doch eine Weile später wurden ihre Gedanken in den Moment zurückgelenkt. Denn immer öfter kamen sie nun an riesigen Tierknochen vorbei. "Wo sind wir hier?", fragte sie ein wenig furchtsam. Das war unheimlich! "Sangaku no Hakaba", antwortete er ihr. "Obitos und Madaras altes Versteck. Tief im Untergrund haben sie Hashiramas Zellen kultiviert und die Armee der Zetsus erschaffen. Hier befand sich auch Gedo Mazo. Und hier wurden mir Itachis Augen implantiert. Und vor allem gibt es hier eine riesige Sharingansammlung und ein unterirdisches Labor. Obito hat alle Augen meiner ermordeten Clanmitglieder, die er bekommen konnte, für sich aufgehoben. Und Madara hat das wohl schon vor ihm begonnen. Diese Sammlung ist der Grund, warum alle so ein Interesse an diesem Ort haben. Die Kage haben den Eingang direkt nach dem Krieg versiegelt. Niemand kommt herein, bis alle sich einig sind und zustimmen. Und jetzt streiten alle darüber, was mit diesen Sharingan passieren soll." Sakura stöhnte bloß leise. Das war alles so schrecklich! "Aber wenn diese Augen überhaupt jemandem gehören, dann gehören sie mir", sagte er. "Und ich habe entschieden sie zu zerstören. Sie sind alle tot. Ihre Augen sollten endlich mit ihnen sterben. Ich will nicht, dass sie irgendwem implantiert werden. Itachi wollte, dass ich seine Augen bekomme. Aber ich habe wenig Lust irgendwann einem Gegner mit den Augen meiner Mutter oder meines Vater gegenüberzustehen." Sakura schwieg, weil sie überhaupt keine Ahnung hatte, was sie dazu sagen sollte. Sie fühlte bloß mit ihm. Das war alles so verrückt und grausam! Sie hatte so viel Mitgefühl für ihn. "Kannst du denn das Siegel der Kage brechen? Alleine?", fragte sie ein paar Minuten später. "Das könnte ich mit Amaterasu wahrscheinlich", sagte er. "Aber ich habe nicht vor reinzugehen. Das wäre viel zu mühsam. Ich werde alles von draußen vernichten." Das bestätigte ihre Vermutung über das, was er in der Nacht den Männern gesagt hatte. Deshalb hatten sie sich fernhalten sollen. "Näher ranzugehen wäre zu gefährlich", sagte er zehn Minuten später. Er deutete auf einen felsigen Hügel, der vor ihnen aus den Bäumen ragte. "Gehen wir dort hoch." Sie folgte ihm ein wenig niedergeschlagen. Er hatte Recht. Das gefiel ihr überhaupt nicht. Aber sie würde den Mund halten. Dieses Mal. Das hier war wichtig für ihn und Naruto und Kakashi waren offenbar einverstanden. Und wer hier war, der dürfte wohl ohnehin nicht hier sein und versuchte bloß irgendwie ohne das Einverständnis der anderen hineinzugelangen und sich einen Vorteil zu verschaffen, indem er sich Geheimnisse und die Augen des ermordeten Clans der Uchiha aneignete. "Ich schäme mich", sagte sie leise, als sie oben ankamen und stehen blieben und die felsige Landschaft betrachteten, die in der Mitte des Waldgebietes lag. "Um meiner Bitte nachzukommen, hast du nicht geschlafen. Und nun musst du dich sehr anstrengen. Wirst du es schaffen?" "Tss", machte er bloß mit einem leichten Lächeln. "Für wie schwach hälst du mich? Schlafmangel bin ich außerdem gewohnt." Er hob seine beiden Hände vor seine Brust und legte sie zusammen und in seinem linken Auge war nun das Rinnegan zu sehen. Er warf ihr noch einen Blick zu. "Dir zuliebe werde ich es sogar ganz langsam machen", sagte er. "Dann braucht es zwar mehr von meiner Kraft, aber dann können alle wegrennen und werden vielleicht nicht zerquetscht. Falls sie schnell genug rennen können." "Danke", flüsterte sie. "Aber bitte übernimm dich nicht!" Er sah wieder nach vorne in das felsige Tal. "Lenk mich jetzt nicht mehr ab", sagte er. Sie schwieg und sie fühlte sich sehr nervös. "Chibaku Tensei!", sagte er und seine Worte allein strotzten nur so vor Macht. Dann spürte sie die Macht seines Chakras, das anfing, sich um ihn herum zu konzentrieren und sie erschauderte stumm. Eine Sekunde später zog er seine Hände auseinander und zwischen seinen Händen war eine kleine, tiefschwarze Kugel entstanden. Er ließ sie weiter mittig in das Tal, weg von ihnen und höher und höher hinauf in den Himmel steigen. Sie war schon nach kurzem nicht mehr zu sehen, aber er schien sie mit seinem Chakra zu kontrollieren und nun hatte er auch das Sharingan in seinem anderen Auge aktiviert. Mit seiner Augenkraft konnte er die kleine Kugel vielleicht immer noch sehen. Dann begann es. Die schwarze Sphäre, die er erschaffen hatte, fing an ihre Graviationskräfte freizusetzen. Die Kraft, die er erschaffen hatte, schien enorm zu sein. Sogar auf diese Entfernung konnte Sakura die Anziehungskraft leicht spüren. Näher dran war es natürlich viel schlimmer. Das Graviationsfeld fing nun in einem riesigen Umkreis an, alle Arten von Materie anzuziehen - Bäume, Felsen, Erde, Lebewesen, einfach alles. Sie schlang ihre Arme um sich. Aus den Schichten angezogener Materie entstand um die hoch in der Luft schwebende Sphäre bald ein kleiner, dichter Planet oder Meteor, während im Boden ein riesiger Krater entstand. Von all der zitternden Energie um sie herum wurde ihr übel und schwindelig. Wie konnte er das aufrecht erhalten? Wie konnte er dieses riesige Ding am Himmel halten?! Eine Weile ließ er die enorme Kugel noch wachsen. Dann hörte er auf. Er atmete schwer und er hielt sie nur noch oben. Das tat er für sie. Um Lebewesen in der Nähe noch etwas Zeit zum Wegrennen zu verschaffen. Ihr zuliebe! 'Lass los!', dachte sie. Sie wollte nicht, dass er sich so quälte, das war zu anstrengend für ihn! 'Bitte lass es einfach los!' Aber er hatte ihr gesagt, dass sie ihn nicht ablenken sollte, also war sie ganz still. Doch sie wollte, dass er aufhörte! Ihr war es egal, was oder wer alles sterben würde! Sie konnte es nicht mehr ertragen zuzusehen, wie seine Kraft aus ihm herausfloss, nur weil er ihr einen Gefallen tun wollte! Aber er würde rechtzeitig aufhören. Das war Sasuke! Er war intelligent und kalkulativ und er konnte sich gut einschätzen! Er hielt es noch zwölf Minuten aus und Sakura kam diese Zeit so lang vor wie mehrere Stunden. Er sah mittlerweile nicht mal mehr hin. Er hatte den Kopf gesenkt und schien sich nur noch auf seine Atmung und seinen Chakrafluss zu konzentrieren und seine beiden erhobenen Arme hatten schon vor ein paar Minuten angefangen zu zittern. Nun hob er plötzlich den Kopf. "Amaterasu!", sagte er und er klang atemlos. Die untere Hälfte der riesigen Kugel brach in schwarze Flammen aus, die sich über die ganze Fläche ausbreiteten. Und er nahm seine Arme herunter. Die riesige Kugel begann zu fallen. Erst langsam. Dann schneller. Er drehte sich um und er taumelte leicht, als er auf sie zuging. Sein Kopf war gesenkt und er sah sie nicht an. Er kam bei ihr an, er legte einen Arm um sie und er schien sich kaum noch halten zu können. Aber er war zu schwer für sie, und sie sanken beide langsam zu Boden, bis sie dort kniete und er hockte halb vor ihr, einen Arm um sie gelegt und sie an sich gezogen und Susanoos Rippen fingen an, sie beide zu umschließen. Dann schlug die Kugel ein. Und die Energie, die von dem Einschlag freigesetzt wurde, lies die ganze Erde erbeben. Einen Moment später hätten die bebenden Luftmassen und die mitgerissenen Bäume und Felsstücke sie wohl zerquetscht, wenn Susanoo nicht gewesen wäre. Kapitel 39: Erkenntnisse und Zukunftspläne ------------------------------------------ Er hatte sich vielleicht ein kleines bisschen zu sehr für sie verausgabt. Aber das war okay. Er konnte noch kämpfen. Notfalls würde es irgendwie gehen. Allerdings war es unwahrscheinlich, dass das nötig werden würde. Er ließ Susanno sich auflösen, sobald die Druckwelle des Aufschlags abebbte. "Sasuke! Bist du okay?", fragte sie besorgt und sie versuchte sich aus seiner Umarmung zu befreien. Er mochte es, wenn sie seinen Namen aussprach. Er ließ sie los und sie wich ein Stück zurück, um ihn mustern zu können. Sie sah besorgt aus, aber dabei drehte es sich nur um ihn. Es schien kein Problem für sie zu sein, dass er vermutlich gerade beiläufig einige Leben ausgelöscht hatte. Das war gut. Dann musste er ihre Traurigkeit nicht ertragen. Ihre Sorge gefiel ihm besser. Sie berührte seine Schultern und Oberarme und er ließ sich mit Absicht zwei Atemzüge mehr Zeit, bis er antwortete. Nicht, weil er wollte, dass sie besorgt war. Nur, weil es sich so gut anfühlte, dass sie sich um ihn sorgte. Die meisten anderen Menschen wollten ihn am liebsten tot sehen. Sie war anders. "Mir geht es gut", sagte er und er erhob sich. Das klappte problemlos. Eben war ihm kurz schwindelig gewesen, aber das schien wieder vorbei zu sein. Er hatte sich ein bisschen Kraft aufgehoben. Alles andere wäre verantwortungslos gewesen. Er musste sich schließlich verteidigen können. Und vor allem musste er sie beschützen können. Er hatte es Naruto versprochen. Nein. Eigentlich tat er das schon längst nicht mehr deswegen. Er hatte es noch nie einfach nur deswegen getan. Er wollte sie beschützen. Er wollte, dass es ihr gut ging. Er wollte es für sie. Und für sich. Er trat an den Rand des Hügels und sah sich die Zerstörung an, die er angerichtet hatte. Sie war ihm gefolgt und sie sah ein bisschen verstört aus. Aber nur ganz leicht. Sie steckte es gut weg. Er ließ seinen Blick wieder über den tiefen Krater und die vernichtete Ebene schweifen. Gleich musste er Amaterasu löschen. Aber noch kurz. Es sollte noch kurz weiterbrennen. Nur zur Sicherheit. Die Vergangenheit war damit nun endgültig ausgelöscht. Das war ihm auch unabhängig von Kakashis Wunsch ein Bedürfnis gewesen. Nun waren sie alle wahrhaftig tot. Es war falsch gewesen, dass ihre Augen noch da gewesen waren. Diese Augen hatten ihn einst angesehen, hatten ihn mit freundlichen Blicken bedacht. Plötzlich, nun, wo er hier so stand, kamen Erinnerungen an seine frühe Kindheit wieder in ihm hoch. Zuvor hatte er sich immer nur an das Massaker und die Zeit danach erinnern können. Aber davor hatte es ab und an schöne Momente gegeben. Das fiel ihm jetzt wieder ein. Seine Tante hatte ihm Tomaten aus ihrem Garten gegeben, die von der Sonne noch ganz warm gewesen waren. Seine Mutter hatte ihn jeden Abend ins Bett gebracht und mit ihrer warmen Hand über seine Stirn gestrichen. Sein Vater hatte öfter, wenn er spät Abends von der Arbeit heimgekommen war, nochmal die Tür zu seinem Zimmer aufgeschoben und zu ihm hereingesehen. Er war nie hereingekommen und er selbst hatte auch immer so getan, als wäre er davon nicht aufgewacht und er hatte sich weiter schlafend gestellt. Aber er hatte diesen Moment gemocht. Und Itachi war, obwohl er nie Zeit gehabt hatte, trotzdem immer da gegewesen. Immer. Itachi und seine Eltern und sein Onkel und seine Tante und sie alle...sie alle hatten ihn geliebt. Nun, wenn er so darüber nachdachte, war doch nicht alles schlecht an seiner Kindheit gewesen. Sein Leben war nicht nur schrecklich gewesen. Es war gut, dass ihre Augen nun endlich mit ihnen ruhen würden. Er warf ihr einen kurzen Blick zu. Sie hatte ihre Hände zu ihrem Mund gehoben und betrachtete gebannt, wie die Flammen alles auffraßen, was sie berührten. Ihre Haare wehten leicht im Wind. Sie war schön und liebevoll. Und sanftmütig. Zumindest zu ihm. Er bekam eine Sonderbehandlung. In ihrem Umgang mit anderen konnte sie eigentlich ziemlich temperamentvoll und aufbrausend sein. Diese Sonderrolle, die er bei ihr innehatte, hatte ihm schon immer gefallen. Alle hatten immer gefunden, dass er etwas Besonderes war. Aber das hatte an seinem Bluterbe gelegen. Für sie schien es nie darum gegangen zu sein. Sie hatte ihn immer nur lieben und 'retten' wollen. Wenn er sie so betrachtete, dann regte sich in ihm schon wieder das Bedürfnis sie auszuziehen und anzufassen. Er wandte seinen Blick wieder ab. Jetzt nicht. Er war erschöpft. Eigentlich wäre es am besten, wenn er einfach ein bisschen Schlaf bekommen würde. Er sah wieder in das Tal. Und er löschte die Flammen. Das genügte. Sie sah zu ihm. "Und nun?", fragte sie behutsam. "Ich finde, du solltest dich ein wenig ausruhen! Ich bin dir sehr dankbar, du hast sehr viel Rücksicht auf mich genommen, aber bitte tu das nicht wieder. Nicht so! Ich will nicht, dass du dich für mich so verausgabst! Es tut mir weh, dich leiden zu sehen!" Das freute ihn. Es war angenehm, wenn jemand mit einem fühlte. Eigentlich tat sie das noch viel mehr als Naruto. Es gab ihm das Gefühl nicht allein zu sein. "Ich habe mich nicht verausgabt", sagte er. "Mir geht es gut." Warum hatte er sich eigentlich so reingehängt? Sicher, er hatte es für sie tun wollen. Aber dahinter war auch ein egoistisches Motiv gewesen. Es hatte ihm schlicht und einfach immer schon gefallen, wenn sie ihn für seine Fähigkeiten und seine Stärke bewundert hatte. Das erste Mal aufgefallen war ihm das, als sie gerade mit ihrer Gruppe ins Wellenreich aufgebrochen waren. Und als sie direkt kurz nach dem Tor von diesen beiden Ninja angegriffen worden waren, die den Brückenbauer hatten töten wollen. Da hatte er extra auf cool gemacht, um sie zu beeindrucken. Er hatte ihr Held sein wollen, der sie beschützte. Damals hätte er sich das nie vor sich selbst eingestanden. Aber so war es gewesen. Er hatte es auch genossen, mit Naruto darum zu kämpfen, wer das Chakra besser kontrollieren und den Baum weiter hochklettern konnte. Aber es hatte ihn gewurmt, dass es ihr so einfach gelungen war. Er war stolz auf sie gewesen. Aber es hatte ihn geärgert, dass sie ihn nicht bewundert hatte. Auch danach hatte es immer wieder Momente gegeben, wo er sich mit Absicht ein bisschen so verhalten hatte, dass sie ihn anhimmeln würde. Er hatte es immer gemocht, wie ihre großen Augen dann noch größer wurden. Das war ziemlich albern von ihm gewesen. Und offenbar hatte er das immer noch nicht ganz abgelegt. Er hatte sich eben unter anderem auch so für sie verausgabt, um vor ihr anzugeben. Das konnte er nicht leugnen. Das war die Wahrheit. Er hatte sich heute schon zum zweiten Mal vollkommen albern verhalten, nur um ihre Beachtung zu bekommen. Was war los mit ihm? Was machte sie mit ihm? Seit er eben behauptet hatte, dass er sich nicht verausgabt hätte, musterte sie ihn sehr skeptisch. Sie glaubte ihm nicht. "Also...", sagte sie vorsichtig und sie warf ihm einen dieser scheuen Blicke zu, die ihm so gefielen, "ich weiß, ich habe im Gegensatz zu dir geschlafen und eigentlich nichts getan, aber ich könnte trotzdem eine Pause gebrauchen. Können wir nicht einfach noch etwas hierbleiben? Und uns hinsetzen?" Er nickte knapp. Schlau von ihr. Es passte ihm nicht so richtig, dass sie ihn so durchschaute. Aber egal. Er musste sich wirklich ausruhen. Sie warf ihm noch einen vorsichtigen Blick zu. Dann ging sie zu einem Felsen hinüber und sie setzte sich dagegen gelehnt dort hin. Ihre Beine hatte sie hübsch elegant übereinandergelegt und ein wenig eingeklappt. Sie sah wie immer sehr anmutig aus. Und er wollte seinen Kopf in ihren weichen Schoß legen. Er wollte, dass sie ihm wie seine Mutter früher über die Stirn streichen würde. Und er wollte dort liegen und zwei Stunden schlafen. Was war heute los mit ihm? Alberne Frage. Er wusste, was mit ihm los war. Er wusste ganz genau, was heute für ein Tag war. An diesem Tag war er immer emotional. Er sah ihr zu, wie sie sich in ihren Daumen biss und dann einen kleinen Teil von Katsuyu rief. "Ich weiß", sagte sie, ohne zu ihm hinzusehen, "dass es nicht nötig ist. Ich weiß, du hast noch Kraft. Aber... wenn es in Ordnung für dich ist, dann lasse ich sie aufpassen. Die Schlangen haben eine bessere Wahrnehmung, aber ich denke nicht, dass hier im Umkreis etwas überlebt hat. Also... ich möchte mich nur bedanken, weil du so viel Rücksicht auf mich genommen hast. Und ich dachte nur so zur Sicherheit, falls einer von uns einschlafen sollte." Sie sah vorsichtig zu ihm auf und er nickte. Sie war gut darin seinen Stolz nicht zu verletzen. Er ging zu ihr hinüber und er setzte sich dicht neben sie und lehnte sich ebenfalls mit dem Rücken an den Stein. Er sah ihr zu, wie sie dem Teil von Katsuyu erklärte, dass sie sich noch in viele kleinere Teile teilen und sich in der Umgebung verteilen sollte, um sie zu warnen, falls sich ein anderes Lebewesen nähern sollte. Ein Teil blieb bei ihnen, damit sie über die Telepathie der Schnecke gewarnt werden könnten. Sie machte das gut. Er war müde. Konnte er ihr genug vertrauen, um unter diesen Umständen zu schlafen? Er brauchte einfach ein oder zwei Stunden Schlaf. Er vertaute aus Prinzip nicht. Aber sie war anders als alle anderen. Sie würde sterben, bevor sie ihm etwas tun würde. Das hatte sie bereits bewiesen. Sie hatte damals versucht, ihn aufzuhalten. Und dann hatte sie innegehalten. Wohl wissend, dass er sie dann töten würde. Er konnte ihr vertauen. Das war keine Frage. Er musste sich bloß überwinden. "Willst du dich hinlegen?", fragte sie ein wenig schüchtern. Er sah sie nachdenklich an. Er wollte es. Aber das wäre auch merkwürdig. Ungewohnt. Sie strich den Stoff in ihrem Schoß etwas zurecht. Er wollte seinen Kopf dort hinlegen. "Für mich?", fragte sie flüsternd, ohne ihn anzusehen. "Nur, damit ich das Gefühl habe, mich auch mal um dich kümmern zu können. Ich mache auch die Augen zu. Und ich werde nie jemandem davon erzählen. Ich rede überhaupt nie wieder darüber. Wir könnten so tun, als wäre es nie passiert." Sie legte den Kopf zurück gegen den Stein und sie schloss die Augen. Sie war wirklich geschickt. Sie umging seinen Stolz einfach, indem sie ihren einfach so für ihn wegwarf. 'Komm schon!', sagte er sich selbst ärgerlich. 'Tu es einfach! Nimm es einfach an. Du willst es doch! Sei nicht so feige!' Trotzdem brauchte er noch zwei Minuten, bis er sich überwinden konnte. Und er schaffte es auch nur, weil sie so reglos und mit geschlossen Augen dasaß und nichts tat. Er konnte es selbst nicht fassen, dass er das wirklich tat. Aber er setzte sich leicht um und legte sich dann nach hinten mit dem Kopf auf ihren Schoß. Zum Glück ließ sie ihre Augen geschlossen. Sie sagte auch nichts. Das hätte er auch nicht ertragen können! Er kämpfte auch so schon mit dem starken Drang sich wieder aufzusetzen. Zehn Minuten war er jeden Moment kurz davor es zu tun. Er fühlte sich schwach und verletzlich, wenn er so dalag. Das war kaum zu ertragen. Aber es schaffte es liegen zu bleiben. Und irgendwann wurde es ein bisschen leichter. Dann wurde es sogar angenehm. Zum Glück hielt sie so still und schwieg und ließ die Augen geschlossen. Sie war perfekt. In jeder Hinsicht. Er schloss auch seine Augen. Vielleicht konnte er ja doch kurz schlafen. Das wäre nur vernünftig. Dann würde er besser auf sie aufpassen können. Denn ihr durfte auf gar keinen Fall etwas passieren! Seit sie bei ihm war, fühlte er sich mit jedem Tag besser. Die Veränderung passierte in so einem Tempo, dass er gar nicht richtig damit hinterher kam, sich daran zu gewöhnen. Was war das nur? Sowas kannte er nicht. Er wusste nur, dass er das um jeden Preis behalten musste! Er war heute wirklich merkwürdig drauf. Aber es war klar wieso. Heute war der Jahrestag von Itachis Tod. Heute vor nun schon so vielen Jahren, hatte er ihn getötet. Er bereute es. Jeden Tag. Er hatte auf seiner Reise in den letzten Monaten versucht, seinen Frieden damit zu machen. Damit und mit allem anderen. Das hatte auch funktioniert, irgendwie. Schwer war es immer noch. Und wie immer vor diesem Tag hatte er nicht schlafen können. Daher war es ihm gar nicht so Unrecht gewesen, als diese Männer aufgetaucht waren. Sie hatten ihm die perfekte Ausrede geliefert, es gar nicht versuchen zu müssen. Er wusste aus Erfahrung, dass es nicht funktioniert hätte. Stattdessen hatte er stundenlang dagesessen und ihr beim Schlafen zugesehen. Sie war so zutraulich. Wie schaffte sie das, nach allem, was er ihr angetan hatte? Aber er würde ihr Vertrauen nie wieder verletzen. Vor zwei Tagen im Wald, als sie zusammengekauert vor ihm gekniet und geweint hatte, da hatte er das entschieden. Und seitdem war dieser Entschluss mit jeder Minute immer stärker geworden. In der letzten Nacht, als er ihr stundenlang beim Schlafen zugesehen hatte, war ihm klar geworden, dass er sie nicht nur nicht zum weinen bringen wollte. Das reichte nicht. Er wollte sie glücklich machen. Also würde er das tun. Er würde aufhören mit seinen Selbstzweifeln. Naruto war nicht besser für sie. Sie wollte ihn. Und er wollte sie. Diese Männer hatten ihn daran erinnert, wie es war ohne Frau. Er war immer alleine gewesen, weil er niemanden an sich herangelassen hatte. Ob er nun in Begleitung gewesen war, oder nicht. Und in den letzten Monaten, war er wirklich vollkommen alleine gewesen. Er hatte mit niemandem geredet und er war die ganze Zeit alleine in der Wildnis geblieben. Und seine einzigen Kontakte waren ein paar Angreifer gewesen, die er getötet hatte. Das war kein Problem gewesen. Niemand konnte es auch nur ansatzweise noch mit ihm aufnehmen. Manchmal hatte er den Schlangen ein paar Befehle erteilt. Nur dann hatte er gesprochen. Es war in Ordnung gewesen so alleine. Aber dann hatte er angefangen an sie zu denken. Und irgendwann hatte das so überhand genommen, dass er zurückgekommen war. Um sie zu sehen. Er war nun soweit, dass er sich diese Tatsache eingestehen konnte. Er hatte genug von der Einsamkeit gehabt. Und er hatte herausfinden wollen, was passieren würde, wenn er ihre Gesellschaft hätte. Und es war in sehr kurzer Zeit sehr viel passiert. Er hatte angefangen mehr zu reden. Mehr auf die Gefühle anderer zu achten. Das hatte er vorgehabt zu lernen. Aber offenbar war das etwas, das man alleine in der Wildnis gar nicht lernen konnte. Mit ihr war das plötzlich ganz leicht gegangen. Und vielleicht konnte es mit anderen Menschen auch funktionieren, wenn er etwas Zeit mit ihnen verbrachte. Bei Naruto würde er das auf jeden Fall versuchen können. Und wenn das funktionierte, dann vielleicht sogar mit Kakashi. Der Hauptgrund, warum er nie ein Dorf hatte betreten wollen, war gewesen, dass er sich unter anderen Menschen einsamer fühlte, als wenn er alleine war. Er fühlte sich dann so anders als alle anderen. Das Gefühl war höchst unangenehm, also mied er es. Er fühlte sich dann, als ob er falsch wäre. Als ob er kein Mensch wäre. Als ob er nicht zu ihnen gehören würde. Und das tat er ja auch nicht. Zumindest hatte er das immer gedacht. Bei der Bauernfamilie war es deshalb so schwer für ihn gewesen. Deshalb hatte er schließlich überreagiert. Zusammen mit der Feststellung, dass sie Macht über ihn hatte, weil er ihr offenbar keine Bitte mehr abschlagen konnte, war das einfach zu viel für ihn geworden. Aber vielleicht war das gar keine Schwäche. Vielleicht war das eigentlich etwas Gutes. Sie half ihm. Mit ihr konnte er so etwas lernen. Und er brauchte diese Hilfe. Wenn er das nicht einsah, dann machte er sich bloß selbst etwas vor. Und er war dankbar für sie. Deshalb hatte er sich vor den Männern so albern verhalten. Er hatte es genossen, dass er nicht mehr alleine war. Er hatte nun sie. Ihre Wärme, ihre Liebe, ihr Zutrauen. Sie ließ sich von ihm beschützen und er durfte sie halten und anfassen und wenn er es wollte, dann küsste sie ihn. Er hatte ausprobieren wollen, wie sich das anfühlte, wenn sie ihn vor anderen küsste und vertraut mit ihm umging. Er hatte herausfinden wollen, ob er das ertragen könnte. Aber es war überhaupt nicht schwer gewesen. Er war nicht besonders. Nicht anders. Er war völlig normal. Er hatte empfunden, was wahrscheinlich jeder Mann empfunden hätte. Er hatte einfach nur Stolz empfunden, dass sie ihm gehörte. Nein. Das sollte er ja so nicht formulieren. Das wollte sie nicht. Dass sie zu ihm gehörte. Ja. So würde er es in Zukunft ausdrücken. Das war besser. Das implizierte nicht Zwang und Gewalt. Es drückte aus, dass sie freiwillig bei ihm war. Das fühlte sich noch sehr viel besser an. Ja... Er konnte es nicht leugnen. Er fühlte sich gut. Ihretwegen. Und das, obwohl heute dieser Tag war. Das hatte ihn völlig überrascht. Er hatte davon richtig gute Laune bekommen. Und deshalb hatte er so viel mit ihr gesprochen. Sie ein bisschen geneckt. Das machte Spaß. Es war unterhaltsam, sie ein bisschen zu provozieren. Dann war sie... dann war sie... niedlich. Ja. Das war das Wort, welches er vor einigen Tagen vergeblich versucht hatte zu finden. Das war die Bezeichnung gewesen, nach der er gesucht hatte und die ihm nicht hatte einfallen wollen. Sie berührte nun doch mit ihrer Hand ganz leicht seine Haare. Ganz vorsichtig. Das war schön. Wenn er still hielt und sie nicht verunsicherte, dann würde sie damit weitermachen. Und das tat sie. Er war so müde. Und plötzlich wusste er, dass er würde schlafen können. Und das klappt auch. Und wie durch ein Wunder schien sein praktischerweise sehr effektiv funktionierendes Gehirn im Schlaf für ihn weiter ausgearbeitet zu haben, was nun passieren sollte. Denn als er die Augen wieder aufschlug, wusste er plötzlich ganz genau, was er wollte. Er wollte mit Naruto die Zukunft so verändern, wie er es ihr beschrieben hatte. Das war klar. Aber er wusste auch, was er ganz persönlich für sich wollte. Zuerst würde er Orochimaru aufspüren und ihm ein bisschen Angst machen, damit er sich benahm. Er hatte eine ziemlich gute Vorstellung davon, wo er sich aufhalten könnte. Wenn er ihn hatte, dann konnte er ihn dazu bringen ihm zu helfen Kabuto zu finden. Und dann hätte er seine Mission ausgeführt. Doch vorher würde er jedes einzelne von Orochimarus Verstecken mit ihr abklappern. Er würde jedes Einzelne vernichten. Und er würde erst zu allerletzt dort nachsehen, wo Orochimaru sich mit ziemlicher Sicherheit aufhielt. Nämlich in dem, von dem er dachte, dass Sasuke es nicht kannte. Aber da irrte er sich. Doch das kam als letztes. Er würde sich Zeit lassen, denn dann würde er möglichst viel Zeit mit ihr herausholen können. Er wollte diese Zeit mit ihr. Er würde sich gleich aufsetzen. Und dann würde er sie nehmen. Falls sie das wollte. Aber das wollte sie eigentlich immer. Dann würde er mit ihr das nächste Dorf aufsuchen und ihr einen neuen Mantel kaufen. Und falls er sich überwinden könnte, würde er auch mit ihr für die Nacht in ein Gasthaus gehen und mit ihr baden und mit ihr in einem Bett schlafen. Das konnte er schaffen. Mit ihr konnte er es. Denn durch sie fühlte er sich nicht so abgeschnitten von anderen. Durch sie fühlte er sich normal. Und er wollte, dass sie glücklich war. Er war nicht Naruto, aber er hatte ihr auch einiges zu bieten. Er konnte ihr das Gefühl geben etwas Besonderes zu sein. Weil er sich in ihrer Nähe entspannen konnte. Er konnte ihr viel Geld bieten. Die ganzen Ersparnisse eines großen, alten, reichen Clans lagen gut versiegelt unter den Trümmern des Uchiha Viertels. Er konnte ihr damit ein schönes Haus bauen lassen und ihr alles kaufen, was sie haben wollte. Er würde seine Aufträge erledigen müssen. Das wollte er auch. Vielleicht würde sie ihn manchmal begleiten können, so wie sie es gerade tat. Das war kein Problem. Er konnte sie leicht schützen. Es war ungefährlich für sie. Und wenn sie arbeiten musste oder wollte, konnte sie in Konohagakure sein. Konoha, das er sicher machen und beschützen würde. Für sie. Sie wäre dann dort, wo Naruto für ihn ein Auge auf sie haben würde. Das war in Ordnung. Unter diesen Umständen konnte er sich auch mal alleine lassen. Aber er musste sie heiraten. Er musste sie dazu bringen seinen Namen und das Symbol seines Clans zu tragen. Denn dann würde niemand mehr wagen sie anzurühren. Erst hatte er gedacht, dass sie das in Gefahr bringen konnte. Aber er musste bloß offensiv genug damit umgehen. Er würde einfach immer wieder beiläufig durchblicken lassen, was er mit jemandem machen würde, der sie anrühren würde. Wahrscheinlich reichte es, ein bisschen zusätzliche Angst zu verbreiten. Vielleicht ein paar Gerüchte. Naruto würde ihm vielleicht helfen. Er wollte schließlich auch nicht, dass ihr etwas passieren würde, nur weil sie mit ihm zusammen war. Es musste einfach bloß jeder glauben, dass er foltern, morden und alles zerstören würde, sollte ihr auch nur ein Haar gekrümmt werden. Dann würde es niemand wagen sie anzurühren. Was er hier gerade an Zerstörung angerichtet hatte, war dafür ein guter Grundstein. Das würde sich herumsprechen, man hatte das von Weitem sehen können. Er könnte genauso jedes Dorf, jede Stadt, einfach alles auslöschen. Er musste bloß ein bisschen hier und da durchblicken lassen, dass er genau das tun würde, wenn ihr jemand etwas antat. Das und Schlimmeres. Er musste nur aufpassen, dass das ihren Alltag nicht beeinflusste. Denn sonst würde sie ausgegrenzt werden. Den Menschen, denen sie etwas bedeute, musste er anders begegnen. Zu ihren Eltern, Tsunade, vielleicht sogar zu Ino oder wer immer ihre Freunde waren, zu denen musste er netter sein. Sie mussten ihn an ihrer Seite akzeptieren. Zumindest so einigermaßen. Er durfte es ihr nicht schwer machen. Sie sollte ein gutes Leben haben. Das würde von nun an seine Aufgabe sein. Er würde sie beschützen und sie glücklich machen. Nicht zu sehr. Er konnte sich ja nicht total lächerlich machen. So war er nicht. Aber er würde so sein, dass sie sich immer sicher sein konnte, dass er zu ihr zurückkehren würde. Sie würde von nun an seine Familie sein. Er setzte sich auf und er musste ein Lächeln unterdrücken. Sie tat so, als würde sie auch Schlafen. Damit ihm das hier nicht peinlich war. Aber es war ihm gar nicht mehr peinlich. Erstaunlich. Die Geschwindigkeit, mit der sich seine Gefühle veränderten war wirklich bemerkenswert. Liebe war mächtig. Er berührte ihre Wange und sie öffnete die Augen. Er sah sie an. Doch jetzt war ihm gerade nicht danach zärtlich zu sein. Das würde er wieder sein. Immer mal. Aber gerade musste er sich ein bisschen Kontrolle zurückholen, weil er so dagelegen hatte. Immer alles schön in der Balance halten! Er ließ seine Finger zu ihrem Hals wandern. Er hatte schon wieder Lust auf sie. Und nun war er ausgeschlafen. Sie sah ihn mit diesem Blick an und das steigerte sein Verlangen nach ihr noch. Es reichte schon, wenn er sie nur ansah. Er griff sie sich und zog sie zu sich. Und er fing an, sie auszuziehen und sie ließ sich seufzend auf seinen Kuss ein. Gut. Das war sehr gut. Er würde sie dieses Mal wieder ein bisschen zappeln lassen. Der Ausdruck, den ihr Gesicht dann bekam, dieses sehnsüchtige, verzückte, flehentliche, das wollte er am liebsten immerzu sehen. Und als er mit ihr fertig war und er ihr dabei zusah, wie sie seinem Wunsch nachkam und eine Schwangerschaft verhinderte, dachte er, dass er sich das mit den Kindern vielleicht doch nochmal überlegen würde. Er hatte eigentlich von diesem Gedanken abgelassen. Er wollte einem Kind ersparen den Schmerz zu durchleben, den er hatte durchleben müssen. Er hatte das Leben nie als etwas Positives wahrgenommen. Aber gerade fing er an, sein Leben zu genießen. Ja. Das Leben konnte auch gut sein. Vielleicht hatte er bisher einfach Pech gehabt. Aber das schien sich gerade zu ändern. Dank Naruto. Und vor allem dank ihr. Er würde es besser machen können als sein Vater. Er würde seinem Kind das Gefühl geben können, dass er es liebte, egal wie gut es in etwas war oder nicht war. Er würde ihre Hilfe brauchen. Er war in sowas nicht gut. Aber sie würde eine tolle Mutter sein. Vielleicht ein Kind. Nur eins. Damit sowas wie zwischen ihm und seinem Bruder niemals passieren könnte. Wegen des Sharingans musste er sich keine Sorgen machen. Falls das Kind tatsächlich das Mangekyo Sharingan erwecken sollte, dann könnte er es vor der Erblindung bewahren. Seine eigenen Augen hatte er noch. Er hatte sie nicht zusammen mit dieser Sammlung vernichtet. Als er dort ausgebrochen war, hatte er sie mitgenommen und sicher verwahrt. Sie würde sie dem Kind notfalls implantieren können und es würde das ewige Mangekyo Sharingan bekommen können. Und sie und Naruto würden dafür sorgen, dass das Kind nicht ausgegrenzt werden würde, nur weil es Uchiha Blut haben würde. Das würde Naruto für ihn tun. Und er würde ihr die Erziehung überlassen. Dann würde er nichts versauen können. Er würde sie unterstützen und da sein. Aber er würde ihr vertrauen. Sie würde das besser machen als er. Sie würde das wollen. Sie sah Kinder immer so an, als wünschte sie sich, ein eigenes zu haben. Ja. Vielleicht irgendwann. Nachdem sie akzeptiert hatte, dass sie seinen Namen und sein Symbol tragen sollte und sobald er ihr ein richtiges Zuhause gebaut hatte. Sobald die Menschen, die ihr wichtig waren, seine Anwesenheit in ihrer Nähe akzeptiert hatten und sobald er sicher sein konnte, dass alle zu viel Angst vor ihm hatten, um ihr etwas zu tun. Dann würde er sie vielleicht wieder nehmen und danach würde er ihre Handgelenke festhalten, wenn sie die Behandlung durchführen wollen würde, die die Schwangerschaft verhinderte. Und dann, wenn sie wollte, konnte sie es sein lassen. Und sein Kind bekommen. Genau so würde er es machen. Er musste ein wieder ein Lächeln unterdrücken. Es war besser, wenn sie ihn für cool hielt. Zumindest einigermaßen. So war das eben zwischen ihnen. //Ende// Kapitel 40: Zusatzkapitel - 1 ----------------------------- Die letzten Wochen waren für Sakura wie in einem Rausch der Glückseligkeit vergangen. Sie hatten nach und nach Orochimarus alte Verstecke abgeklappert und Sasuke hatte eins nach dem anderen zerstört. Ein Lebenszeichen von Orochimaru hatten sie dabei nicht gefunden. Doch Sasuke ging präzise und geduldig vor und schien sich daran nicht im mindesten zu stören. Vielmehr hatte sie den Eindruck, dass auch er ihre gemeinsame Reise und ihre Zweisamkeit genoss. Denn nach wie vor waren sie die meiste Zeit über alleine zusammen in der Wildnis. Doch er hatte ihr auf einem Markt einen neuen Mantel gekauft und sogar dreimal mit ihr in einem Gasthaus übernachtet. Das hatte er wohl hauptsächlich ihr zuliebe getan, denn, obwohl er wie immer vollkommen souverän gewirkt hatte, hatte sie den Eindruck gehabt, dass er sich dabei nicht wirklich wohl gefühlt hatte und dass das ein Zugeständnis ihr gegenüber gewesen war. Das wusste sie zu schätzen und sie hatte sich sehr darüber gefreut. Überhaupt behandelte er sie gut. Er war nicht noch einmal grob geworden und hatte sie gegen ihren Willen angefasst oder hatte sie einfach mit einem Genjutsu gefügig gemacht. Sie achtete sehr darauf, wie sie an ihn gerichtete Bitten und Wünsche formulierte, um ihm nicht das Gefühl zu gegeben ihm Vorschriften zu machen und das funktionierte gut. Er richtete sich meistens nach ihr, wenn sie einen Wunsch äußerte. Offenbar war für ihn wirklich nur wichtig, dass er das Gefühl hatte, dem dann vollkommen aus einer eigenen aktiven Entscheidung heraus nachzukommen, die er zumindest rein theoretisch auch anders hätte treffen können. Er hingegen schien nicht zu finden, dass er besonders auf das zu achten hätte, wie er an sie gerichtete Sätze formulierte. Er gab ihr immer noch Anweisungen und Befehle. Und sie wusste immer nicht so genau, ob sie das ärgerte oder belustigte, dass es ihm so wichtig zu sein schien, dass er sich über alles stellen konnte. Es war einerseits albern und andererseits unverschämt und jedem anderen hätte sie das wohl nicht nachgesehen. Allerdings konnte sie es bei ihm irgendwie nachvollziehen. Er brauchte scheinbar dieses Gefühl von Macht und Kontrolle, um sich sicher zu fühlen und sie verstand das. So wie sein Leben verlaufen war, war das die einzige wirkliche Konstante gewesen, auf die er sich immer hatte verlassen können. Allerdings hatte sie wie schon zuvor inzwischen noch viele Male festgestellt, dass sie seine Anweisungen in vielen Fällen auch einfach ignorieren konnte. In den meisten Fällen klangen seine Aussagen wie Befehle, aber wenn sie sie schlicht als Vorschläge auffasste und ihm wiedersprach oder dem zuwiderhandelte, dann folgten auf ihr Verhalten keine schlimmeren Konsequenzen als ein verächtliches Schnauben oder ein unzufriedener Gesichtsausdruck. Und da sie das eher belustigte, als störte, fühlte sie sich durch sein Verhalten weit weniger bevormundet, als es wohl für jeden, der sein Verhalten ihr gegenüber von außen betrachtete, den Anschein haben würde. Von außen musste es einfach wie schlechte Behandlung erscheinen. Aber sie kam sich eher ziemlich gut behandelt vor. Er achtete gut auf sie, als wäre sie wertvoll für ihn, er war zuvorkommend und er ließ ihr beinahe alles durchgehen. Solange seine Taten dieser Art waren, war sie gerne bereit über seine Worte wenn nötig einfach mal hinwegzusehen. Es kam ihr so vor, als ob sie nun tatsächlich ein festes Paar wären. In den vergangenen Wochen war er ihr immer vertrauter geworden. Und obwohl er, gemessen an den Maßstäben anderer Menschen, immer noch recht schweigsam war, sprach er mit ihr. Er war auch sanft zu ihr. Nicht immer, aber oft genug, als dass sie das Gefühl bekam, dass sie für ihn weit mehr als eine Gelegenheit für körperliches Vergnügen war. Und obwohl sie in Bezug auf ihn wohl immer diese nervöse, verliebte Aufregung verspüren würde, war zwischen ihnen doch eine gewisse routinierte Vertrautheit entstanden, wie sie sich zwangsläufig einstellen musste, wenn man so viel Zeit miteinander verbrachte. Und sie liebte es. Noch keinen einzigen Moment hatte sie ihre Entscheidung bereut, Konoha und all die Menschen, die ihr etwas bedeuteten, verlassen zu haben, um ihn zu begleiten. Das war seit jeher ihr größter Wunsch gewesen und ihn nun jeden Tag aufs Neue in Erfüllung gehen zu sehen, machte sie jeden Tag aufs neue so glücklich, wie sie nie zu träumen gewagt hätte, dass sie es einmal sein würde. Selbstverständlich vermisste sie Naruto, ihre Eltern, Ino, Meisterin Tsunade und all ihre anderen Freunde und Kollegen. Aber wenn sie ihn ansah, verblasste all das sofort. Es war so wunderschön. Sein Gesicht, seine Haare, sein Körper, seine stolze, machtvolle Haltung, seine vollendeten, kontrollierten Bewegungen. Alles an ihm zog sie an. Und wenn er sie voll Verlangen ansah oder er sie berührte, verfiel sie ihm nach wie vor in einem Ausmaß, das wohl alle, denen sie etwas bedeutete, mit einer gewissen Skepsis betrachtet hätten. Doch sie konnte nichts dagegen tun. Sie liebte ihn. Von ganzem Herzen. Und dass auch er Gefühle für sie zu haben schien, machte ihr Glück vollkommen. Er sagte es nicht. Das hatte er noch nie getan. Aber sie glaubte es deutlich zu sehen, wenn er sie betrachtete. Da war nicht nur Verlangen. Da war mehr. Er war nicht nur zärtlich zu ihr, um ihr ab und an das zu geben, was sie sich wünschte. Sie glaubte, dass seine zärtlichen Berührungen einem ehrlichen, eigenen Bedürfnis von ihm entsprangen. Und noch kein einziges Mal hatte er etwas gesagt oder getan, was sie hätte glauben lassen können, dass er ihrer Gesellschaft in irgendeiner Form überdrüssig geworden sein könnte. Eher im Gegenteil. In den wenigen Malen, in denen sie in einem Dorf oder in einer Stadt oder in Gesellschaft anderer Reisender gewesen waren, hatte sie ihn ein wenig beobachtet. Er war stets wachsam, konzentriert und unnahbar gewesen und hatte keine Anstalten gemacht, andere Frauen länger anzusehen. Einmal war ihnen an einem Stadttor eine Frau begegnet, deren Oberweite ein wenig an die ihrer Meisterin herangekommen war und sie war auch ziemlich freizügig gekleidet gewesen, so sehr, dass Sakura selbst ihren Blick kaum hatte abwenden können, aber als sie rasch zu ihm gesehen hatte, hatte er geradeaus geblickt und er schien weder den bewundernden Blick der Frau, noch ihren Körper besonders interessant gefunden zu haben, denn er hatte nicht mehr als einen beiläufigen Blick für sie übriggehabt. Das hatte Sakura ungemein gut gelaunt gestimmt und sie hatte sich an diesem Abend einmal mehr besonders bemüht, ihm durch ihre Berührungen größtmögliche Befriedigung zu verschaffen. Und scheinbar war ihr das auch gelungen. Obwohl er sie nie von sich aus dazu drängte, hatte sie doch das Gefühl, dass er es sehr genoss, wenn sie sich vor ihn kniete und sich auf diese Weise mit ihm beschäftigte. In dieser Hinsicht die Kontrolle an sie abzugeben, war offenbar kein Problem für ihn. Sie tat es nicht jedes Mal, aber manchmal machte sie ihm diese Freude nur allzu gerne. Sie genoss es, wenn er dann in ihre Haare griff, die Augen schloss, sich noch etwas mehr zu ihr drückte und dann manchmal scharf die Luft einzog. Manchmal, und das machte sie dann meist ziemlich verlegen, sah er ihr dabei auch zu. Überhaupt schien es ihm nach wie vor zu gefallen ihr Gesicht zu betrachten, wenn sie miteinander vertraut waren. Und im gleichen Maße, wie sie das verlegen machte, machte es sie auch glücklich. Denn das schien zu bedeuten, dass sie nicht austauschbar war. Es schien zu bedeuten, dass es ihm speziell um sie ging. Sie war sehr glücklich an seiner Seite. Und heute Abend ganz besonders, weil er zugestimmt hatte, in einem kleinen Gasthaus am äußeren Rand einer Stadt zu übernachten, an der sie vorbeigekommen waren. Sie bat ihn nicht oft darum. Doch nach einigen Tagen regte sich in ihr meistens das Bedürfnis einmal wieder unter Leute zu kommen und etwas richtiges zu essen und ihre Kleidung einmal vernünftig zu waschen und nicht nur in einem kalten Fluss. Und ein heißes Bad zu nehmen oder in einem richtigen Bett zu schlafen war beinahe das Beste daran. Besonders mit ihm. Und heute hatte sie Glück gehabt, denn das Gasthaus war direkt neben einem kleinen Badehaus gewesen, in dem man auch Einzelräume mieten konnte. Das kostete zwar deutlich mehr als Gemeinschaftsbäder, aber dafür gab es keine Geschlechtertrennung und sie konnte mit ihm gemeinsam baden. Und schließlich hatte sie zuletzt so viel gearbeitet, dass sie sich so ein Vergnügen durchaus leisten konnte. Sie hatte ihn überreden können mitzukommen und er hatte sich nicht einmal allzu sehr dagegen gesträubt, auch wenn es ihm nach wie vor absolut nicht passte, seine Sachen zum Waschen abzugeben. Das war ihm schon vor ein paar Wochen in dem Kloster schwergefallen und hier natürlich umso mehr. Er kümmerte sich lieber immer selbst um alles. Doch sie fand, auch wenn sie davon zu ihm nichts sagte, dass er wieder lernen müsste, dass bei solchen Dingen nichts Schlechtes passierte und dass es ganz normal war, wenn sich Menschen Aufgaben teilten und sich im Zusammenleben miteinander arrangierten. Sakura fühlte sich mittlerweile so verbunden und vertraut mit ihm, dass sie kaum noch Sorge hatte, dass falsches Verhalten von ihr negative Konsequenzen nach sich ziehen würde. Selbst dann nicht, wenn sie ihn tatsächlich mal ein wenig nervte. Sie glaubte nicht mehr, dass er einfach so verschwinden und sie einfach so wieder verlassen würde. Warum, das wusste sie selbst nicht so genau. Sie forderte nun öfter einfach ein, was sie wollte, und meistens ließ er sich dazu überreden, wenn sie es hartnäckig genug versuchte. Und dann fühlte sie sich jedes Mal albernerweise ziemlich stolz, dass ihr bei ihm gelang, was wohl niemandem sonst gelingen würde. Manchmal, wenn sie es übertrieb, dann ließ er sie sein Missfallen spüren, indem er grober war, wenn er sie nahm, dann übte er mehr Dominanz aus, als üblicherweise. Nur war das eine Form der Bestrafung, die bei ihr äußerstes Wohlgefallen erregte, daher konnte sie wohl kaum etwas dagegen haben. Sie akzeptierte dann, dass es ihm schwerfiel sich damit abzufinden, dass sie Macht über ihn hatte, weil er ihr offenbar kaum einen Wunsch abschlagen konnte, denn er hatte ja deutlich erklärt, dass er frei und unabhängig sein wollte und ihr war bewusst, dass er ihr zuliebe davon manchmal abrückte. Und dann ordnete sie sich für eine kleine Weile unter, bedachte ihn mit besonders schmachtenden Blicken und reagierte auf seine Berührungen besonders hingebungsvoll und verzückt und diese Strategie schien ihn dann schnell wieder hinreichend zu besänftigen. Dann nahm sie eine gewisse Selbstzufriedenheit bei ihm wahr, die sie bisweilen ziemlich belustigte, wovon sie sich selbstverständlich auf gar keinen Fall etwas anmerken ließ. Sie hatte jedenfalls alles was sie brauchte und ihren Spaß mit ihm. Genau dieser Besänftigungsstrategie hatte sie sich auch gerade eben wieder bedient, als sie zusammen in dem mit heißen Wasser gefüllten großen, hölzernen Bottich des kleinen Badehauses miteinander vertraut gewesen waren, welches neben dem Gasthaus lag, in dem sie heute ausnahmsweise übernachten würden. Und wie immer schien diese Strategie perfekt aufgegangen zu sein, denn als er zu ihrem Bauch nickte, um sie daran zu erinnern, dass sie etwas gegen eine Schwangerschaft unternehmen sollte, wirkte er nicht mehr schlecht gelaunt. Zumindest nicht mehr sehr. Wahrscheinlich musste sie ihn noch ein paar Minuten umgarnen. Und vielleicht musste er auch erst diesen kleinen Raum und dieses Badehaus wieder verlassen. Man hörte durch die dünnen Wände die deutlichen Stimmen von anderen Gästen. Das war ihm zu eng und trubelig hier. Sowas konnte er nicht leiden. Trotzdem war sie sicher, dass er das warme Wasser genoss. Er wollte es nur nicht zugeben. Doch als er seine schönen Arme auf dem Rand des hölzernen Bottichs ablegte und sich dann etwas tiefer ins heiße Wasser sinken ließ, war sie sich sicher, ihm trotz seiner Bemühungen, das Gegenteil auszustrahlen, anzusehen, dass er es genoss. Sie überwand den kleinen Abstand wieder, sobald sie ihre Behandlung beendet hatte und sie platzierte sich neben ihm, so selbstverständlich, als wäre sein Positionswechsel eine Einladung gewesen. Was nicht der Fall gewesen war. Aber sie scheute sich nicht mehr davor einfach seine Nähe zu suchen, wenn ihr danach war. Also schmiegte sie sich an seine Seite. "Übrigens", sagte sie fröhlich, "alles Gute zum Geburtstag!" "Tss." Sie lachte bloß unbefangen als Antwort, als er 'sei nicht albern' sagte. "Bin ich nicht", erwiderte sie gut gelaunt. "Ich habe es mir verkniffen dir ein Geschenk zu besorgen. Das hättest du albern gefunden!" "Ich nehme an, du hast deswegen das Bad und das Gasthaus bezahlt", sagte er, immer noch ein wenig verstimmt. "Und was ist daran so schlimm? Kränkt das deinen Stolz? Du musst zahlen, weil du der Mann bist?", lachte sie und um ihn aufzuziehen fügte sie die Worte hinzu, die er eben benutzt hatte. "Sei nicht albern!" Er sah aus, als wüsste er nicht, ob er verärgert oder belustigt war. "Gerade an meinem Geburtstag hättest du eigentlich darauf verzichten können hierherzuwollen." "Okay!", sagte sie unbekümmert und beschwingt und sie erhob sich aus dem Wasser. "Wenn du es tatsächlich so schlimm findest, dann gehen wir!" Sie sah ihn abwartend an. Wie von ihr erwartet, sah er sie bloß verärgert an, ohne die geringsten Anstalten zu machen sich zu rühren. Natürlich nicht. Das heiße Wasser gefiel ihm. Er wollte es bloß nicht zugeben. "Hör auf damit!", sagte er verärgert. "Womit?", fragte sie mit überzeugend vorgebrachter Unschuldsmiene, während sie immer noch aufbruchsbereit in dem heißen Wasser stand. Er ließ seinen Blick über ihren nackten Körper gleiten. Dabei hatte er sie doch gerade eben erst gehabt. Sein Interesse an ihr machte sie stolz und zufrieden. Durch ihn kam die sich sehr begehrenswert vor und nichtmal die Größe ihrer Oberweite störte sie dann. Ihre Brüste waren fest und schön geformt. Und unter seinem Blick kamen sie ihr aufeinmal doch ziemlich nett vor, obwohl der ständige Kontakt zu ihrer Meisterin sie diesbezüglich öfter Komplexe verspüren ließ. "Damit mich zu provozieren", antwortete er ihr. "Tu nicht so, als ob du besser wüsstest, was gut für mich ist als ich." Sie ließ sich mit einem triumphierenden Grinsen wieder ins Wasser sinken. "Gib doch einfach zu, dass es dir gefällt!", sagte sie belustigt. "Du kannst wirklich störrisch sein!" "Das sagt die Richtige", gab er trocken und etwas unfreundlich zurück. Sie lachte bloß, kam zu ihm und hauchte ihm einen zärtlichen Kuss auf die Lippen, er ließ es zu und er sah sie weiter an, als sie wieder von ihm zurückwich. "Ich liebe dich", flüsterte sie. Sie konnte einfach nicht anders. "Das ist mir klar", sagte er trocken, aber nicht mehr unfreundlich und sie musste wieder lachen. Er nahm seine Arme vom Rand, griff sie sich, drehte sie herum, bis sie vor ihm saß und legte von hinten beide Arme um sie. Seine Umarmung war fest und angenehm und sie fühlte sich pudelwohl. Sie legte ihren Kopf zurück nach hinten gegen seine Schulter und schloss halb die Augen vor lauter wohliger Behaglichkeit. Sie seufzte glücklich. Eine Weile lauschten sie beide schweigend den Stimmen, die aus dem Gemeinschaftsbad zu ihnen hereindrangen. Sakura genoss es, dass sie wieder einmal unter Menschen war. Gerne akzeptierte sie für ihn die Einsamkeit. Ihr war alles Recht, solange sie nur bei ihm sein durfte. Aber wenn sie ganz ehrlich war, dann fehlte ihr die Gesellschaft anderer Menschen doch ein wenig. Sie war ein offener Mensch, der gerne viele Kontakte hatte. Mit einem Lächeln plante sie den Rest des Tages. Sie würde Essen bestellen und sie glaubte langsam durch reine Beobachtung ganz gut zu wissen, was er mochte. Sie würde es aufs Zimmer bestellen, dann würde es ihn nicht stressen. Das war einfacher für ihn als im Gastraum mit den anderen Leuten. Es kam durchaus vor, dass man ihn erkannte, er versteckte das Symbol seines Clans ja auch nicht gerade. Und die ängstlichen, ablehnenden Blicke brauchte er besonders heute sicher nicht. Wegen Gift brauchte sie sich keine Gedanken machen. Gegen das meiste war er immun und für den sehr unwahrscheinlichen Notfall war sie da und sie vertraute vollkommen auf ihre Fähigkeiten. Und auf seine, falls sie jemand angreifen würde. Aber darauf schien seit dem letzten Mal und vielleicht besonders seit der Zerstörung, die er vor ein paar Wochen angerichtet hatte, ohnehin niemand besonders erpicht zu sein, denn es war nichts mehr passiert. Sie würde ihm eine wohltuende und ausgiebige Rückenmassage verpassen. Darin war sie sehr gut. Das wusste er noch nicht und sie würde ihn wohl zu seinem Glück zwingen müssen, weil er es sicher nicht einfach so zulassen würde. Aber das würde sie hinbekommen. Er war ziemlich durchschaubar. Zumindest fand sie das mittlerweile. Wenn er es erstmal akzeptiert und sich damit abgefunden hatte, dann würde er es genießen. "Was?", fragte er hinter ihr, weil sie gekichert hatte. "Du bist lustig", sagte sie bloß gut gelaunt. "Was?", fragte er irritiert. "Ach nichts." Sie lachte wieder. "Übertreib es nicht", sagte er drohend. Sie nahm es nicht ernst. Vielleicht glaubte er sogar selbst, dass er es ernst meinte. Aber sie wusste, dass nichts passieren würde. Sie hatte keine Ahnung wieso, aber sie war sich da vollkommen sicher. Und weil sie nun einmal ziemlich klug war, behielt sie schließlich auch mit all ihren Annahmen recht. Kapitel 41: Zusatzkapitel - 2 ----------------------------- "Also...", sagte sie möglichst leise, während sie ihm durch den dunklen, mit Fackeln erleuchteten Gang nachging, durch den er zügig schritt, "du hast die ganze Zeit von diesem Versteck gewusst und von Anfang an vermutet, dass er hier ist? Aber wieso hast du denn dann nicht zuerst hier nach ihm gesucht?" "Du brauchst nicht zu flüstern", sagte er und ging ruhig aber zügig weiter. "Er hat uns sicher längst bemerkt." Das war ziemlich wahrscheinlich. Sasuke war nicht gerade leise gewesen, als er sich gewaltsam Zutritt verschafft hatte. Er hatte den halben Tunnel zum Einsturz gebracht, als er die Tür mit Susanoos Hand einfach herausgerissen hatte. Sicher hätte er es auch leiser hinbekommen sich Zutritt zu verschaffen. Aber scheinbar legte er auf Heimlichkeit hier gerade keinen besonderen Wert. Vielleicht hatte er nicht das Gefühl, vorsichtig sein zu müssen, weil er sich unbesiegbar fühlte. Sakura empfand nach wie vor ziemlichen Respekt vor Orochimaru. Für sie war jemand wie er noch immer gefährlich, auch wenn sie längst nicht mehr so schwach war wie früher. Wehren können würde sie sich auf jeden Fall. Aber wahrscheinlich war er nicht alleine hier. Niemand hatte sie am Eintreten gehindert und sie waren niemandem begegnet. Doch die Gänge und Räume waren erleuchtet und dieses Versteck sah bewohnt aus. Und vor ein paar Sekunden hatte sie auch geglaubt eine Bewegung in den Schatten eines abzweigenden Ganges gesehen zu haben. "Also", fragte sie noch einmal, weil er darauf nicht geantwortet hatte, "wieso sind wir jetzt erst hierher gekommen?" Er antwortete nicht und ging einfach weiter und weil es nicht so wirkte, als würde er sich gerade auf irgendetwas konzentrieren, sondern vielmehr so, als hätte er einfach keine Lust etwas dazu zu sagen, verdrehte sie ein wenig genervt die Augen. Wenn er keine Lust hatte eine Antwort zu geben, dann bekam sie meist auch keine Antwort aus ihm heraus. Und das hier schien so ein Fall zu sein. Meistens, so glaubte sie, war das so, wenn ihn eine Antwort verlegen gemacht hätte oder sie ihm aus sonst irgendeinem Grund unangenehm war. Also vermutete sie nun, und dieser Hoffnung gab sie sich sehr gerne hin, dass er mit Absicht zuletzt hier nachgesehen hatte, weil er es gar nicht allzu eilig gehabt hatte, ihre Reise zu beenden. Sie hätte es bloß nur zu gerne gehabt, wenn sie aus seinem Mund eine Bestätigung für diese Vermutung hätte bekommen können. Doch darauf musste sie wohl verzichten. "Bist du wirklich sicher, dass es klug ist, einfach so ohne Vorsicht hier einzudringen?", wiederholte sie, was sie so ähnlich schon vor drei Minuten am Eingang gefragt hatte. "Traust du mir nicht zu, dass ich auf dich aufpassen kann?", fragte er bloß. "Doch", sagte sie ein wenig verlegen. "Natürlich!" Sie wollte schließlich nicht seinen Stolz verletzen und selbstverständlich wusste sie, zu was er alles in der Lage war. Und außerdem kannte er Orochimaru sehr gut. "Ihr seid also tatsächlich hier", sagte Sasuke plötzlich und er blieb stehen. Sakura tat es ihm rasch gleich und sie richtete ihren Blick wieder auf den Gang. Dort standen in einiger Entfernung zwei von Sasukes früheren Begleitern. "Ja", sagte der Mann namens Juugo bloß. "Wo hätten wir auch hingehen sollen?" "Du hattest schließlich keine Verwendung mehr für uns nicht wahr Sasuke?", fragte der Mann namens Suigetsu ein wenig unfreundlich. "Für dich waren wir immer nur Werkzeuge, um deine Ziele zu erreichen und dich hat es nie interessiert, was aus uns wird." "Ich habe auch nie etwas anderes behauptet", sagte Sasuke kühl. Juugo lachte leise. "Ja, da hat er recht Suigetsu. Du klingst ein bisschen wie eine eifersüchtige Frau!" "Halt bloß die Klappe!", gab Suigetsu zornig zurück. "Reg dich nicht auf", unterbrach Sasuke ihn, als er den Mund öffnete, um Juugo noch irgendetwas Gemeines zu erwidern. "Also, ist er hier?" "Ja, ist er", sagte Juugo. "Karin ist auch hier." "Das interessiert ihn nen Scheiß Mann!", sagte Suigetsu. "Die Frau nervt ihn noch mehr als wir!" Sein Blick wanderte nun von Sasuke zu Sakura und beide musterten sie neugierig. Also sagte sie ein wenig verlegen: "Hallo!" "Bist du der Ersatz für Karin?", fragte Suigetsu skeptisch. "Du hast auch Heilkräfte, oder?" "Ähm...", sagte sie ein wenig unsicher, was sie nun dazu sagen sollte. Sie blickte zu Sasuke. "Bringt mich zu Orochimaru." "Such ihn doch selbst", murmelte Suigetsu ärgerlich, aber ziemlich leise. Doch Juugo nickte und wandte sich um und Sasuke ging ihm nach, also folgte Sakura ihm ebenfalls. Suigetsu musterte sie immer noch neugierig und wartete, bis Sasuke an ihm vorbeigegangen und sie auf seiner Höhe war, dann folgte er Juugo und Sasuke ebenfalls und zwar so, dass er neben Sakura gehen konnte, die ihm einen skeptischen Blick zuwarf, weil er sie immer noch neugierig musterte. "Was?", fragte sie. "Nichts", grinste er. Sasuke warf über seine Schulter einen Blick zu ihnen zurück und schien dann vielleicht zu dem Schluss zu kommen, dass alles in Ordnung war, denn er blickte wieder nach vorne. "Du heißt Sakura, richtig?", fragte Suigetsu. "Du warst mit diesem Naruto früher zusammen in seinem Team, oder? Das hat Karin gesagt. Und weil sie so versessen auf ihn ist, stimmt soetwas meistens." "Ja", antwortete sie bloß. "Wieso bist du bei ihm? Ich hatte gehört, er würde alleine herumziehen. Er steht eigentlich nicht so auf Gesellschaft. Oder braucht er dich für seine Mission?" "Also...nein", sagte Sakura. "Das nicht. Ich bin nur so mitgekommen." "Merkwürdig...", sagte Suigetsu. "Das passt nicht zu ihm." "Tja", sagte sie verlegen lachend. Es war für sie sehr merkwürdig, dass sie Sasuke ebenfalls sehr gut kennen mussten. Mit ihnen hatte er eigentlich sogar mehr Zeit verbracht als mit ihr und Naruto. Vielleicht kannten sie ihn auf gewisse Weise sogar besser. Zumindest manche Seiten von ihm. Andere kannten sie vielleicht gar nicht. "Ich kann jedes Wort hören", sagte Sasuke ein paar Schritte vor ihnen und er klang genervt. "Okay, entschuldige", sagte Suigetsu sehr leise, aber wahrscheinlich konnte Sasuke das immer noch hören. "Ich lästere dann erst weiter über dich, wenn du außer Hörweite bist!" Sakura musste ein Lachen unterdrücken. Auch wenn sie sich eigentlich unwohl fühlte. Die ganze Situation kam ihr merkwürdig skurril vor. Sie wusste so wenig über die Zeit, in der Sasuke fort gewesen war. Und es war so eine lange Zeit gewesen. Sie alle hier hatten auch einen vernünftigen Anspruch darauf, ihn gut zu kennen. Und das fühlte sich wirklich sehr seltsam an, da sie ihr so lange nur als Feinde bekannt gewesen waren. Vor allem Orochimaru. Er befand sich, wie sie ein paar Minuten später feststellen konnten, in einem großen, behaglichen, bibliothekartigen Raum, wo er ruhig in einem bequemen Stuhl saß und scheinbar gelesen hatte. "Hallo Sasuke", sagte er, als sie alle eintraten und er klappte sein Buch zu und legte es zur Seite. "Dein Besuch ist mir nicht besonders willkommen, aber erwartet habe ich ihn wohl. Auch wenn ich mir nicht sicher war, wie schnell du mich finden würdest." Sein Blick fiel auf sie. "Und du hast sogar eine Freundin dabei. Wie schön." Er machte eine einladende Handbewegung. "Falls du nicht vorhast mich zu töten, dann setzt euch doch. Möchtest du etwas trinken? Deine Freundin ist sicher müde und hätte nichts gegen eine Erfrischung nach der Reise. Der Aufstieg in diese Höhen war sicher anstrengend." "Wie immer redest du zu viel", sagte Sasuke bloß. "Und du bist wie immer unhöflich und schlecht gelaunt. Das arme Mädchen. Muss sie das die ganze Zeit ertragen, oder bist du auch mal nett zu ihr?" "Kommt vor", sagte Sasuke. Orochimaru betrachtete sie einen Moment nachdenklich und Sakura erwiderte seinen Blick ziemlich unfreundlich. Sie hielt ihn nicht für einen besonders guten Menschen. Eher ganz im Gegenteil. Orochimaru sah zu Juugo und Suigetsu hinüber. "Ihr verratet mich also einfach so an ihn?" "Für mich zählt nur, was Sasuke will", sagte Juugo. "Ich bin nur wieder hier, weil ich nicht wusste, wo ich sonst hingesollt hätte." Suigetsu zuckte mit den Schultern. "Du kannst nicht von mir erwarten, dass ich mich ihm in den Weg stelle. Ich bin nicht lebensmüde. Außerdem hätte er dich auch ohne unsere Hilfe gefunden." Orochimaru nickte. "Ich verstehe." Er wandte sich wieder Sasuke zu. "Du wusstest also von diesem Versteck, obwohl ich seine Existenz vor dir geheim gehalten habe?" "Ich bin nicht blöd", sagte Sasuke. "Nein", seufzte Orochimaru. "Nein, das bist du nicht. Du bist sehr findig und sehr intelligent. Daher habe ich auch mit deinem Auftauchen gerechnet. Also... was hast du nun mit mir vor? Beziehungsweise, was hat Konoha mit mir vor? Denn offenbar bist du dorthin zurückgekehrt und du hast sogar eine alte Freundin bei dir. Gilt deine Loyalität also wieder ihnen? Haben sie dir verziehen? Denn dann müssten sie auch mir verzeihen. Ich habe auch im Krieg geholfen." "Ich bin nicht hier um dich zu töten", sagte Sasuke. "Ich wollte nur mal sehen, was du so treibst. Wenn du dich ruhig verhälst und niemanden mehr für deine Experimente entführst, dann lasse ich dich vorerst am Leben." "Nett von dir", sagte Orochimaru lächelnd. "Ab jetzt bleibst du bei deinem realen Alter. Keine neuen Körper mehr", sagte Sasuke. "Wenn du dich daran nicht hälst, dann beende ich das." "Seit wann interessiert dich sowas?", fragte Orochimaru mit hochgezogenen Augenbrauen. "Naruto, Kakashi und Tsunade wollen es so", sagte Sasuke. "Ich führe bloß ihre Anweisungen aus." "Und du bist zufrieden damit, dich so unterzuordnen?", fragte Orochimaru überrascht. "Das kenne ich nicht von dir." "Du weißt nur halb so viel über mich, wie du glaubst", sagte Sasuke gleichgültig. "Bilde dir nicht ein, dass du mich gut kennst." "Wie du meinst", sagte Orochimaru immer noch so, als würde er ihm nicht recht glauben. "Du heißt Sakura, nicht wahr?", sprach er sie plötzlich an. "Du warst in der Chunin Prüfung dabei, als ich Sasuke das Mal verpasst habe. Ja, ich erinnere mich. Du bist erwachsen geworden. Und wenn ich recht informiert bin, wurdest du Tsunades Schülerin. Und das Mal auf deiner Stirn spricht deutlich für deine herausragenden Fähigkeiten. Wie geht es Tsunade?" "Gut", sagte Sakura ein wenig unfreundlich. "Es geht ihr sehr gut." "Grüße sie von mir." Sakura schwieg und sah ihn nur an. Sie machte ihn zu einem nicht ganz unerheblichen Teil für Sasukes Leid verantwortlich. Und als Ärztin konnte sie seine Methoden und seinen Umgang mit Menschenleben einfach nur verachtenswert finden. Und auch wenn er jetzt scheinbar nicht mehr Konoha zerstören wollte, hielt sie ihn für selbstsüchtig und gefährlich und außerdem hatte er dem dritten Hokage getötet und unglaublich viele andere. "Na, deinem Blick nach bist du wohl genauso temperamentvoll wie deine Meisterin", lachte er leise. "Und noch schöner. Das ärgert sie bestimmt. Sie war schon immer sehr auf ihr Äußeres bedacht. Jiraya hat sie früher zu viel damit aufgezogen, dass sie unweiblich und hässlich sei. Das hat sie nie ganz verwunden." Er lachte, wohl in Gedanken an eine alter Erinnerung. Sakura ballte verärgert ihre Fäuste. Er war ein seltsamer Mensch. "Lass sie in Ruhe", sagte Sasuke, weil Orochimaru sie immer noch gedankenverloren betrachtete. Das brachte Orochimaru dazu, nun wieder ihn anzusehen. "Ohh, du scheinst Gefühle für sie zu haben", sagte er milde überrascht. "Denk was du willst", sagte Sasuke. "Jedenfalls, mach keinen Ärger, dann bringe ich dich nicht um." Er wandte sich Suigetsu und Juugo zu. "Ihr passt hier für mich auf. Lasst jeden frei, der hier eingesperrt sein sollte. Und wenn er sich nicht benimmt, dann schickt eine Nachricht an Konoha. Dann komme ich und kümmere mich um ihn." "Verstanden" sagte Juugo. Orochimaru seufzte ein wenig resigniert. "Okay", sagte Suigetsu. Er grinste. Das schien ihm gut zu gefallen. Orochimaru erhob sich und alle sahen wieder zu ihm hin. "Nun, dann wäre ja alles geklärt", sagte er. "Bleibt ihr zum Abendessen? Um der alten Zeiten willen?" "Tu nicht so, als hätten wir hier früher glückliche Familie gespielt." Orochimaru seufzte wieder betont theatralisch. "Nein, das wohl nicht. Du warst ein trotziger Teenager und nach dem Training bist du immer sofort alleine auf dein Zimmer verschwunden und hast dich in deinen dunklen Gedanken vergraben. Abgesehen vom Training hast du nie mehr Zeit als nötig mit irgendjemandem verbracht. Das fand ich manchmal fast ein bisschen schade. Aber ihr seid sicher hungrig und müde und die Dinge haben sich geändert, nachdem du mich getötet hattest. Seitdem ist viel passiert. Ich habe nicht vor, dein Mädchen zu vergiften, es war einfach nur ein gut gemeintes Angebot. Ich halte es im allgemeinen übrigens für eine gute Sache, dass es eine Frau in deinem Leben zu geben scheint. Das wird dir gut tun. Und wenn du nicht schlecht gelaunt bist, ist das gut für uns alle." Er machte eine leichte Verbeugung vor Sakura. "Meinen ergebensten Dank dafür, dass du dich um ihn kümmerst. Das ist sicher alles andere als einfach. Er hat seine Launen. Ich kenne das nur zu gut. Und ich hoffe sehr für dich, dass er dich nicht bloß ausnutzt. Aber ihr schient schon damals im Wald aneinander zu hängen. Damals, als ich euch während der Chunin Prüfung aufgesucht habe. Ihr habt damals schon beinahe wie ein niedliches, kleines Paar gewirkt. Ich wollte ihn nicht nur von Naruto sondern auch von dir trennen, als ich das gesehen habe." Er wandte sich wieder an Sasuke. "War sie der Grund, warum du nie Interesse an Frauen hattest? Ich dachte immer bei all den Angeboten, die du bekommen hast, hätte ein Junge in deinem Alter sich doch eigentlich mal ausprobieren wollen müssen." Sakura sah ihn bloß verwirrt an. Solche Gesprächsthemen hatte sie nicht erwartet. "Dein Gerede geht mir auf die Nerven", sagte Sasuke. "Du hörst besser auf mit dem Thema." "Wunderbar, ich höre auf damit und ihr bleibt noch etwas", erwiderte Orochimaru freundlich, als wäre das von Sasuke eine begeisterte Annahme seiner Essenseinladung gewesen. "Dann kann ich die Frau, die in der Lage war, dein Herz aufzutauen noch ein wenig beobachten. Höchst faszinierend. Wirklich. Ich fürchte nur, Karin wird es nicht besonders gut aufnehmen." "Wo steckt sie eigentlich?", fragte er an Suigetsu gewandt. "Mit ihren Fähigkeiten müsste sie Sasuke doch als allererstes bemerkt haben." "Hat sie auch", antworte Suigetsu und klang ziemlich gernevt. "Sie lautscht sicher. Sie hat uns vorgeschickt, weil sie rausfinden wollte, ob Sasuke nach ihr fragen würde. Das Weib ist doch komplett durchgeknall- ARGHH!" Er hatte seinen Satz nicht beenden können, da Karin in diesem Moment neben ihm landete und ihm eine verpasste und sein Kopf wurde bei ihrem Schlag zu einer Wassermasse. Sakura zuckte unwillkürlich ein wenig zusammen. "Hallo Sasuke!", rief Karin gleich darauf, als wäre nichts. "Hör nicht auf Suigetsu, er ist ein totaler Idiot!" Sie rannte eilig auf ihn zu und blieb viel zu dicht vor ihm stehen. "Aber das weißt du ja!", fügte sie mit einem strahlenden Lächeln an ihn hinzu. Sasuke verzog leicht den Mund. Auf die unzufriedene Art und Weise. "Komm mir nicht so nahe, das kann ich nicht leiden." "Ahhh, jetzt ist das schlechte Gewissen, dass du mich einfach durchbohrt hast, wieder weg, was? Mistkerl!" Ihr schmachtender Blick passte so gar nicht zu ihren Worten. Sasuke machte einen Schritt von ihr zurück, um wieder Abstand zu gewinnen. Und das freute Sakura ungemein. "Durchgeknalltes Weib!", murmelte Suigetsu, dessen Kopf wieder eine normale Form hatte. Karin sah immer noch Sasuke ins Gesicht. "Was ist so toll an ihr? Bist du jetzt mit ihr zusammen? Oder nicht? Ich war auch immer für dich da, wieso sie? Muss ich mich damit jetzt endgültig abfinden?" Sakura sah Sasuke an. Und alle anderen ebenfalls. Auch wenn wohl niemand, außer vielleicht Karin, so sehr an seiner Antwort auf diese Frage interessiert war, wie sie. Sasuke verzog das Gesicht. "Sie nervt mich jedenfalls weit weniger als du", sagte er bloß. Karin seufzte frustriert. Und Sakura ließ ein wenig den Kopf hängen. Das war nicht so ganz das, was sie gerne hatte hören wollen. Aber immerhin schien ihre Sorge, dass sie mal eine Bindung miteinander gehabt haben könnten, wirklich völlig unbegründet zu sein. So wie er es ihr gesagt hatte, war vielleicht wirklich nie etwas zwischen ihnen passiert. Er hatte ihr gesagt, das mit ihr sei auch sein erstes Mal gewesen und das schien tatsächlich die Wahrheit gewesen zu sein. "Krieg dich wieder ein Karin!", sagte Suigetsu. "Wahrscheinlich liegt es nur daran, dass sie hübscher ist als du. Du kannst nichts dafür. Gibt dir nicht die Schuld. Wahrscheinlich liegt es nicht mal an deinem Charakter. Auch wenn es da genug auszusetzen gibt." Karin wirbelte wütend zu ihm herum und obwohl sie gleich bei ihm war und ihm noch eine verpasste, hatte Sakura das merkwürdige Gefühl, dass Suigetsu sie eigentlich bloß aufmuntern hatte wollen und - und das war sogar noch merkwürdiger - dass es auf eine absurde Weise sogar funktioniert hatte, weil sie nun ihren Frust an ihm ablassen konnte. "Oje", sagte Orochimaru leicht belustigt mit einem Blick zu den beiden, wobei er sich erhob und er kam dann zu Sasuke und ihr herüber. Er blieb vor ihnen stehen. Er beugte sich leicht vor und musterte Sakura neugierig. "Ich muss gestehen, ich bin auch wirklich neugierig, wie du es geschafft hast, an ihn heranzukommen." "Ihr seid alle total verrückt!", sagte Sakura empört. Sie hatte nun wirklich kein Interesse mit IHM darüber zu reden! "Wie hast du es hier ausgehalten Sasuke?" Doch wahrscheinlich hatten sie sich in den letzten Jahren auch alle sehr verändert. Orochimaru war schon mal gestorben und schien von seinen Plänen größtenteils abgelassen zu haben und so vieles war passiert. So locker waren sie früher ganz sicher nicht miteinander umgegangen. "Du, Naruto und Kakashi wart so nervig, dass ich schon abgehärtet war", antwortete ihr Sasuke trocken auf ihre Frage. Sie sah ihn ärgerlich an. "Du kannst auch manchmal ganz schön nerven, das ist dir schon klar oder?", fragte sie ärgerlich. Karin hörte auf Suigetsu zu schütteln und es wurde sehr still. Sie blickte ihn wütend an und er sah unbeeindruckt zurück. Wieder, wie es manchmal passierte, kam es ihr so vor, dass sie kaum wahrnehmbare Belustigung in seinem Gesicht zu erkennen glaubte und wieder hatte sie den merkwürdigen Gedanken, dass es ihm manchmal Spaß machte, sie auf die Palme zu bringen. "Nun, wenn sie so mit dir reden kann, dann bist du wohl doch ziemlich nett zu ihr", sagte Orochimaru und er klang leicht verblüfft. Sakura sah immer noch ärgerlich Sasuke an und sie war sich sicher, dass er sie absichtlich aufzog. Andererseits, wenn man bedachte, wie er mit anderen umging, konnte sie sich darauf fast schon etwas einbilden. Ja, sie würde es einfach so sehen! "Wie ist er so?", fragte Karin einen Moment später und rückte nahe an sie heran, während Sasuke Suigetsu und Juugo genau erklärte, was die exakten Bedingungen Konohas für Orochimarus weiteres Verhalten waren. Orochimaru stand daneben und sah ziemlich unzufrieden aus, aber so, als würde er sich damit abfinden, dass seine Aktivitäten von nun an Beschränkungen unterliegen würden. "Also...", sagte Karin leise und drängend, "du weißt schon bei was! Ihr habt doch...? Oder? Oder nicht?" Sakura sah sie ein wenig mitleidig an, weil sie nur allzu gut wusste, wie es war, unglücklich in Sasuke verliebt zu sein. Trotzdem sagte sie: "Das geht nur ihn und mich etwas an!" "Also ja", seufzte Karin frustriert. "Ich wette es ist traumhaft!", fügte sie leise seufzend und mit einem träumerischen Blick hinzu. "Willst du dir nicht auch lieber anhören, wie Orochimaru sich verhalten sollte?" "Will ich nicht!", sagte sie ärgerlich. "Das quetsche ich später aus den anderen beiden raus! Ich will wissen, wie du es geschafft hast, dass er dich an sich ranlässt! Ich habe es jahrelang mit allen möglichen Methoden probiert! Ich will wenigstens wissen, warum es nicht geklappt hat! Nichtmal nur so zum körperlichen Vergnügen! Er hatte doch nichtmal Erfahrung und ich bin echt nicht hässlich! Warum war er nicht mal neugierig?" Sakura sah sie nachdenklich an. Sie wollte dieses Gespräch eigentlich nicht führen. Aber Karins Schicksal mit ihm erinnerte sie sehr an ihr eigenes und das löste eine Menge Mitgefühl in ihr aus. Mit dem kleinen, aber sehr beachtlichen Unterschied, dass sie selbst scheinbar wirklich von Sasuke bekam, was sie sich immer gewünscht hatte. Und das machte die Erfüllung von Karins Wünschen aller Voraussicht nach wohl unmöglich. "Ich weiß es auch nicht genau", sagte sie leise. "Ich glaube nicht, dass ich eine bestimme Strategie hatte oder sowas." Karin blickte sie nachdenklich an. Und dann zuckten sie beide zusammen, als Sasuke vor sie trat. Sie hatten gar nicht bemerkt, dass die anderen ihr Gespräch beendet hatten. Er sah Sakura fragend an und sie lächelte rasch, um ihm zu signalisieren, dass alles in Ordnung war. "Wir gehen", sagte er. "Ich dachte ihr bleibt noch!", sagte Karin sofort empört. "Das habe ich nie gesagt", erwiderte Sasuke. Karin war die einzige, die sie noch bis zum Ausgang begleitete. Von den anderen hatte sich Sasuke nur mit einem knappen Nicken verabschiedet. Aber Karin wollte wohl so lange wie nur irgendwie möglich einen Blick auf ihn erhaschen können. Und auch dieses Verhalten von ihr verstand Sakura schmerzhaft gut. "Also dann", sagte sie und Sakura hörte deutlich ehrlichen Schmerz in ihrer Stimme, als sie an dem in Trümmern liegenden Ende des Tunnels nach draußen angekommen waren. "Kommt mal wieder vorbei." "Schick mir ja keine Nachricht über Orochimaru, die nicht stimmt, nur damit ich herkomme", sagte Sasuke warnend zu ihr. "Das würde ich dich bereuen lassen!" Sie nickte und ihr Blick wirkte eine wenig so, als wäre es tatsächlich nicht ganz ausgeschlossen, dass sie auf so einen Gedanken kommen könnte. "Mach's gut", sagte Sasuke und er wandte sich zum Gehen. "Sasuke!", rief sie ihm nach und sie klang so verzweifelt, dass er sich tatsächlich wieder umwandte. Vielleicht allerdings auch nur, weil Sakura stehen blieb und ihn erwartungsvoll ansah. "Es war leichter, als ich mir einfach einreden konnte, dass du es schlicht nicht kannst. Jemanden an dich heranlassen meine ich. Wieso geht es bei ihr? Was ist falsch an mir? Sag mir nur das!" Er blickte sie an und sah dann kurz zu Sakura und sie warf ihm einen bittenden Blick zu. Karins Schmerz tat ihr weh, obwohl sie sie eigentlich nicht einmal allzu gut leiden konnte. "Sie war immer einfach nur da", sagte er schließlich, ohne zu Sakura zu sehen und an Karin gewandt, die einen Moment völlig überrascht aussah, dass er ihr tatsächlich eine Antwort gab. "Sie wollte mich nie zu etwas bringen oder mich zu etwas machen was ich nicht bin und sie hat nie versucht sich zu verstellen, um mich zu beeindrucken. Ich bin nicht so toll, wie scheinbar viele glauben. Sie weiß das und sie mag mich trotzdem. So wie ich bin. Ohne mich besitzen zu wollen. Sie wollte mir immer nur helfen und für mich da sein, völlig selbstlos. Du bist nicht schlecht oder unzureichend. Sie ist besonders." Er wandte sich ab und ging und Sakura stand noch einen Moment da, mit heftig klopfendem Herzen und Gänsehaut. Sie fühlte sich leicht schwindelig. Karin sah zu ihr und sie sah Karin an. "Ich verstehe", sagte sie leise, während sie einander anblickten. In ihrem Blick lag Neid. Aber auch ein wenig Akzeptanz. Und sie wirkte nun ruhiger. "Kommt uns mal wieder besuchen", sagte sie leise. "Ihr könnt auch Konoha besuchen kommen", erwiderte Sakura. "Also zumindest du und die anderen beiden. Orochimaru muss ich nicht unbedingt sehen." Karin grinste. "Vielleicht mache ich das irgendwann mal. Wenn mir hier alles zu sehr auf die Nerven geht." Sakura nickte lächelnd. "Er wartet sogar auf dich", sagte Karin ein wenig schwärmerisch. Es klang immer noch Neid in ihrer Stimme mit. Aber weniger als gerade eben noch. Sakura drehte sich um. Er war ein paar Meter den Berg hinabgegangen und dort war er wieder stehengeblieben und hatte sich umgedreht, um zu sehen, wo sie blieb und warum sie ihm nicht folgte. Sakura sagte eilig "Bis dann!" und eilte ihm nach und sobald er sah, dass sie sich bewegte, drehte er sich wieder um und ging weiter. Sie holte ihn hinter der nächsten Wegbiegung ein. "Was du gesagt hast, war sehr schön für mich!", sagte sie fröhlich. "War das eine Liebeserklärung?" Sie lachte, weil sie ihn bloß aufzog. Das war schon unglaublich viel gewesen. Mehr würde sie auf keinen Fall von ihm bekommen. Das war ihr klar. "Ich habe keine Ahnung wovon du redest", sagte er bloß und sie lachte erneut. Sie hatte gute Laune. "Du bist so blöd Sasuke!" "Aha." "Aber ich ertrage es, weil ich dich so gern habe." "Was für eine Erleichterung." Er klang vollkommen sarkastisch. "Ja, du hast es echt gut!", erwiderte Sakura gönnerhaft. "Aber ich bin müde und hungrig! So richtig scharf drauf zu bleiben war ich ja nicht, aber du willst jetzt nicht die ganze Nacht durchlaufen, oder? Wohin gehen wir jetzt eigentlich?" "Zurück nach Konoha", sagte er. "Kabuto ist wohl in der Zwischenzeit dorthin gegangen, offenbar wollte er in sein altes Weisenhaus zurück oder sowas. Das ersparrt mir die Mühe ihn zu suchen." "Oh", sagte sie überrascht. Sie würde also bald wieder nach Hause kommen. Sie freute sich. Sehr! Endlich würde sie alle wiedersehen können! "Ist unsere gemeinsame Zeit dann vorbei?", fragte sie leise. Er warf ihr einen kurzen Blick zu. "Du wirst von Kakashi wieder einen Auftrag bekommen und wieder fortgehen nicht wahr? Und dann, wie wird es dann zwischen uns sein? Für diese Reise war das nun irgendwie klar, es hat sich alles so eingespielt. Aber wie wird es danach?" Sie fragte nicht, weil sie ihn unter Druck setzen wollte. Aber um sich selbst zu schützen, war es sehr wichtig, dass sie in etwa wusste, worauf sie sich innerlich vorbereiten musste. "Ich verstehe die Frage nicht", sagte er. Sie warf ihm einen ärgerlichen Blick zu. Sie jetzt zappeln zu lassen war echt nicht nett! "Du wirst wieder gehen und es wird mir weh tun", sagte sie leise. "Ich müsste mir wohl auch Sorgen machen, wenn das nicht so wäre." "Was?" Wovon verdammt noch mal redete er da? Er blieb stehen und wandte sich ihr zu, also blieb sie auch rasch stehen und sah zu ihm hoch. Ein wenig nervöser, als sie eigentlich wollte. Die neue Situation, die auf sie zukam, hatte ihre Verunsicherung doch wieder etwas zurückgebracht. Sie hatte wohl ganz tief in sich doch immer noch Angst, dass er sie wieder verlassen würde. "Ja, ich werde wieder gehen", sagte er ruhig. "Ich werde meinen nächsten Auftrag erledigen und dann werde ich wieder zurückkommen." "Zurück nach Konoha?", fragte sie behutsam. "Oder... oder..." Sie brach hilflos ab. Sein Mundwinkel zuckte leicht und er wandte sich wieder ab und ging einfach weiter. "Hey!", rief sie empört und auch ein bisschen verzweifelt. Er war echt schrecklich! "Wie meinst du das?", rief sie und eilte ihm nach. "Was genau meinst du damit?" "Was hättest du denn gerne?" "Dass du 'zurück zu mir' damit meinst!" "Muss ich ja wohl", sagte er trocken. "Sonst fängst du wieder an zu heulen. Und das kann ich nicht leiden." Sie öffnete den Mund, um darauf irgendwas zurückzugeben, aber ihr Herz schlug so glücklich und heftig in ihrer Brust, dass sie keinen Ton herausbekam. "Komm schon", sagte er, weil sie vor Überraschung wieder stehen geblieben war. "Ich will ein bisschen Abstand, bevor wir schlafen. Ich habe keine Lust dabei von Karin beobachtet zu werden. Sowas bringt die fertig. Das kenne ich schon. Sie ist total durchgeknallt." Darauf hatte Sakura auch absolut keine Lust. Vor allem, da sie wahrscheinlich mehr tun würden, als bloß zu schlafen. Also eilte sie ihm nach. Ino würde Augen machen! Kapitel 42: Zusatzkapitel - 3 ----------------------------- Sie hatten acht Tage für ihre Reise zurück nach Konohagakure gebraucht und Sakura hatte jede Minute genossen und doch war sie ein bisschen aufgeregt gewesen, als sie sich den Stadttoren genähert hatten. Er hatte irgendwie mehr oder weniger zugestimmt, dass sie es so betrachten durfte, dass er 'zurück zu ihr' kommen würde, wenn er ging. Also hieß das ja, dass er es so betrachtete, dass sie eine feste Beziehung hatten und er darin eingewilligt hatte. Und das hieß für sie, dass sie es auch so nach außen kommunizieren durfte. Und das war mehr, als sie jemals wirklich zu hoffen gewagt hatte und es machte sie stolz und glücklich. Trotzdem, ein bisschen nervös war sie. Einfach, weil alles so neu war. Sie fragte sich, wie gut er sich in ihr Leben hier eingliedern würde und in wie weit er das überhaupt wollte. Hier waren sie weniger anonym als auf ihrer Reise und das hatte sie schon bemerkt, als sie sich den Toren genähert hatten. Auch unterwegs hatten viele Menschen gewusst oder doch zumindest vermutet, wer er war. Hier in Konoha kannte natürlich absolut jeder, sogar jedes Kind, seinen Namen und jeder wusste, zu welchem Clan das Symbol auf seinem Rücken gehörte. Und absolut jeder hatte alle Geschichten über die Uchiha und die Geschehnisse gehört. Einfach alles, was es dazu zu sagen und zu erzählen gab. Immerhin war Madara Uchiha einer der Mitbegründer von Konohagakure gewesen und dieser Clan war in der ganzen Welt berühmt und berüchtigt gewesen. Umso mehr natürlich noch in diesem Dorf. Und weil ihn jeder sofort erkannte und jeder irgendeine Meinung zu ihm hatte, bekamen sie auch sofort viel Beachtung. Die Blicke, die ihnen begegneten, während sie durch die Straßen gingen, waren nicht alle gleich. In manchen erkannte Sakura Angst, Unbehagen und Misstrauen, in anderen Hass und in anderen Sorge und Unsicherheit. Gemein war ihnen nur, dass keiner dieser Blicke positiv war. Einige zeigten Überraschung, wenn sie sie erkannten, wie sie ruhig und zufrieden neben ihm herging, denn sie selbst war in Konoha auch ziemlich bekannt. Als eine der stärksten Konoichi und als grandiose Heilerin, als Schülerin eines ehemaligen und des aktuellen Hokage und als beste Freundin des Helden Naruto Uzumaki. Als er stehen blieb und sich ihr zuwandte, tat sie es ihm gleich. "Ich gehe nun zu Kakashi und erstatte Bericht. Ich melde mich bei dir." Damit drehte er sich um und wollte einfach gehen, aber sie ging ihm weiter nach. Das ließ ihn wieder stehen bleiben und sie fragend und etwas unzufrieden ansehen. Offenbar weil sie nicht machte, was er wollte. "Schön", sagte sie ruhig. "Mach das. Ich komme aber mit. Naruto wird auch dort irgendwo sein und ich will ihm 'Hallo' sagen." "Ihm von allen als allererstes?" Jetzt sah er noch unzufriedener aus. "Selbstverständlich", sagte sie. "Er ist auch mein bester Freund. Nicht nur deiner." Wieder kam es ihr so vor, als ob Sasuke wegen Naruto neuerdings eifersüchtig wäre. Obwohl das für jeden außer ihm keinen Sinn zu ergeben schien. Er sah sie missgelaunt an und sie legte fragend den Kopf schief. Er drehte sich um und ging weiter und sie ging ebenfalls weiter neben ihm her. Sie hatte absolut keine Lust sich von ihm herumkommandieren zu lassen, das konnte er knicken! Kakashi sah überrascht von einem Stapel Dokumente auf, als sie sein Büro betraten. Dann schickte er seine beiden Berater umgehend hinaus. "Die Mission war erfolgreich, ich komme, um einen Bericht darüber abzuliefern", sagte Sasuke ohne Umschweife, bevor jemand ein 'Hallo' über die Lippen hatte bringen können. "Das will ich alles unbedingt genau hören, danke Sasuke", sagte Kakashi, stand von seinem Stuhl auf und kam um seinen Schreibtisch herum, um sich ihnen zugewandt an die Kante zu lehnen. Er steckte seine Hände in die Hosentaschen und betrachtete sie. "Aber zunächst einmal: Willkommen zurück!" Sakura fiel auf, dass er sie etwas eingehender musterte als Sasuke und sie nahm eine Spur Neugierde und Besorgnis bei ihm wahr. "Danke Sensei Kakashi!", sagte sie freundlich und sie hoffte, dass ihre gute Laune seine Sorge um sie verschwinden lassen würde. "Ich wollte mich nur rasch zurückmelden und dann wieder gehen, es war ja Sasukes Mission und nicht meine. Aber wissen Sie zufällig wo Naruto ist? Und geht es allen gut? Ist etwas passiert, während wir weg waren?" Kakashi lächelte unter seiner Maske leicht. "Allen geht es gut und Naruto ist auf dem Dach." Sie bedankte sich für die Auskunft und sagte 'Bis bald' zu Kakashi und nach einem Blick zu Sasuke, mit dem sie ihm zu sagen versuchte, dass sie erwartete, dass er sich, wie er es vorhin gesagt hatte, bei ihr melden würde, verließ sie das Büro des Hokage. Es war kein Problem Naruto zu finden. Er war tatsächlich auf dem Dach und er war alleine. Er saß meditierend und perfekt ausbalanciert auf dem Geländer, blickte über das Dorf hinweg, was sich vor ihm erstreckte und wie immer war er dabei im Sage Modus. Er nahm alles wahr und wie sie wusste, gab ihm das ein gutes Gefühl, weil er Konoha damit zu beschützen glaubte. Was wohl auch stimmte. Er würde schneller als alle anderen Verdächtiges wahrnehmen, zumindest wenn es gerade rein zufällig dann passierte, wenn er in diesem Zustand war. Ohne erst Chakra geschiedet zu haben, konnten Ninjas schließlich auch nicht mehr wahrnehmen als andere Menschen. Selbst Naruto nicht. Aber da er gerade wieder in diesem Modus war, musste er sie schon längst bemerkt haben. Das bestätigte sich, als er, ohne sich erst nach ihr umzudrehen, gut gelaunt sagte: "Ihr seid also zurück. Willkommen zuhause, Sakura!" Er erhob sich von dem Geländer, trat zurück auf das Dach und kam auf sie zu und sie eilte ihm freudig entgegen, denn wie immer machte es sie glücklich, ihn zu sehen. Er grinste, als sie voreinander stehen blieben. Einen Moment sahen sie sich nur an, dann entschieden sie sich beide gleichzeitig doch zu einer kurzen, aber herzlichen Umarmung. "Wie lief es mit Sasuke?" Sakura konnte nicht anders als unwillkürlich zu grinsen. "Sehr gut! Besser als erwartet! Und bei dir? Mit Hinata?" Er grinste ebenfalls. "Wie bei dir." Er wirkte glücklich und das freute sie in einem Ausmaß, dass sie gar nicht beschreiben konnte. Es hätte ihr ihr Glück mit Sasuke gründlich verdorben, wenn sie dadurch weiterhin indirekt für Narutos Unglück verantwortlich gewesen wäre. Doch alles schien sich bestmöglich zu entwickeln. Er sah wirklich glücklich aus und er schien sich für sie genauso zu freuen, wie sie für ihn. Um das zu wissen, musste sie ihn nur ansehen. Sie kannten sich mittlerweile so gut, dass Worte unnötig waren. "Ich würde am liebsten alles hören!" Er lachte. "Ich auch", sagte er grinsend. "Er hat es bestimmt mal wieder nicht leicht gemacht." "Wie ist der Stand, ist es noch geheim?", fragte sie neugierig. "Wir sind fest zusammen", sagte er und er klang stolz. Sie lachte. "Sehr gut! Siehst du! Ich sagte dir, du hast bloß noch aus Gewohnheit Gefühle für mich gehabt! Ich sagte dir, wenn du dich darauf einlässt, wirst du es lieben, dass sich jemand so um dich bemüht, wie sie es tut! Sie ist wunderbar!" Er grinste und er schien eindeutig verliebt zu sein. "Und bei euch?" "Ich denke, wir sind auch so etwas wie fest zusammen", sagte sie, wahrscheinlich mit dem gleichen verliebten Lächeln, das sie eben noch bei ihm gesehen hatte. "Aber du weißt ja wie er ist. Man muss ihm jedes Zugeständnis mühsam abringen." Naruto lachte. "Klar", sagte er. "Er ist ne kleine Diva!" "Redet ihr von mir?" Sakura drehte sich erschrocken um und sah Sasuke über das Dach auf sie zukommen. Naruto schien nicht im mindesten erschrocken. Er stand so, dass er ihn gleich hatte sehen können und er hatte wahrscheinlich schlicht keine Angst davor ihn zu beleidigen. "Von wem sonst?", fragte er grinsend. "Willkommen zurück, Sasuke." Sasuke blieb neben ihr stehen und sagte bloß: "Ja." "Ich lasse euch alleine und gehe meine Eltern und die anderen begrüßen!", sagte Sakura lächelnd. "Bis später ihr beiden!" Als sie sich umdrehte und sie alleine auf dem Dach zurücklies, fühlte sie sich sehr glücklich. Alles war wie früher. Nein. Alles war noch unendlich viel perfekter als früher! Sie hatte das oberste Stockwerk durchquert und ging gerade den um das Gebäude führenden Balkon unterhalb der höchsten Ebene entlang, um eine Ebene weiter nach unten zu kommen, als sie ihre Stimmen hörte. Sie sah nach oben. Über ihr war ein Dachvorsprung, sie konnte sie nicht sehen, aber sie mussten direkt ein paar Meter über ihr sein, wahrscheinlich waren sie zum Rand gegangen, um über Konoha hinwegblicken zu können. "Jedenfalls scheint sie glücklich zu sein", hörte sie Naruto sagen. "Ich bin froh darüber. Ich muss zugeben, ich war mir nicht zu hundert Prozent sicher, wie das ausgehen würde. Was ist mir dir? Bist du auch zufrieden?" "Ja." Sie schwiegen und Sakura riss sich zusammen und wollte weitergehen. Dieses Gespräch ging sie nichts an. "Sie ist nicht mehr dein Problem." Sie blieb wieder stehen. Das war Sasukes Stimme gewesen. Sie wollte nicht lauschen, aber irgendwie konnte sie auch nicht weitergehen. 'Reis dich zusammen!', sagte sie sich. Trotzdem blieb sie stehen. "Soll heißen?", hörte sie Naruto fragen. "Ich bin dir dankbar, dass du all die Jahre auf sie aufgepasst hast. Dass du sie beschützt hast. Vor allem dafür, dass du sie vor mir beschützt hast. Aber ab jetzt übernehme ich das." "Es ist dir also ernst mit ihr. Das freut mich zu hören. Aber du weißt, dass sie gut im Stande ist, auf sich selbst aufzupassen. Sie ist sehr stark geworden." "Das ist mir klar. Aber wir sind anders. Du und ich." "Ja." "Ich wäre dir jedoch sehr dankbar, wenn du weiter auf sie acht geben würdest, wenn ich unterwegs bin." "Klar. Um ihretwillen, deinetwillen und um meinetwillen." Sie schwiegen kurz. "Du weißt schon, dass wir, was sie angeht, nie in Konkurrenz miteinander standen, oder? Es gab für sie immer nur dich." "Unverständlicherweise." "Da stimme ich dir zu. Aber so ist es. Also gibt es keinen Grund zur Eifersucht. Zumindest hast du von meiner Seite nichts zu befürchten. Aber sei nett zu ihr. Sie ist ziemlich beliebt und hat viele Verehrer." Sie schwiegen wieder kurz. Dass Sasuke daraufhin nicht wiedersprach, schien ihre Vermutung zu bestätigen. Vielleicht war er wirklich eifersüchtig wegen Naruto gewesen. "Wie geht es dir nun damit?" Sie hörte Naruto leise lachen. "Nett, dass du fragst. Hab mich gerade gefragt, ob du das auf die Reihe bekommen würdest." "..." "Mir geht es gut. Ich denke, ich war seit ich aufgewachsen bin darauf bedacht akzeptiert und anerkannt zu werden. Von allen. Dann im besonderen von dir. Und sie war einfach das hübscheste Mädchen, also wollte ich natürlich auch ihre Beachtung. Sie ist mir wichtig geworden. Aber ich wollte auch, dass sie mich wahrnimmt, weil sie so in dich vernarrt war. Meine Gefühle für sie waren echt, aber sie hat recht, Hinata ist sehr viel besser für mich. Ich denke, ich habe vor sie zu heiraten. Aber sag es niemandem, dafür ist es noch zu früh. Es tut gut, dass ich mal nicht um Anerkennung kämpfe, sondern sie von jemandem bekomme. Ich bekomme seit einiger Zeit natürlich viele Angebote, weil ich jetzt beliebt bin. Aber Hinata mochte mich wohl schon immer, auch früher schon. Das sagt zumindest Sakura. Ich war ein Idiot und habe nie begriffen wie fantastisch sie ist, weil sie so schüchtern war." "Gut." Sakura riss sich zusammen. Jetzt reichte es endgültig. Dieses Gespräch war nicht für ihre Ohren bestimmt. Sie ging rasch und leise weiter. Sie hatte das nie gehört! Sie würde alles für sich behalten! Aber es war so schön gewesen, sie so freundschaftlich miteinander sprechen zu hören. Nach allem, was passiert war, waren sie trotzdem so verbunden miteinander, obwohl sie seit alledem kaum mehr als maximal ein paar Stunden miteinander verbracht haben konnten. Doch das waren Naruto und Sasuke. Ihre Verbindung war etwas Unvergleichliches. Sie war so dankbar und glücklich, dass sie gleich wieder ein paar Tränen unterdrücken musste. Immer wieder musste sie daran denken wie schrecklich alles so viele Jahre lang gewesen war und wie unwahrscheinlich es gewesen war, dass es einmal wieder zu solchen Situationen kommen würde. Auch wenn es Freudentränen gewesen wären, wollte sie jedoch ungerne verweint aussehen, wenn sie zu ihren Eltern ging. Doch sie waren nicht zu Hause. Also sah sie zuerst im Krankenhaus vorbei. Sie meldete sich bei Tsunade zurück und sie, Shizune und ihre anderen Kollegen, schienen sich alle ehrlich zu freuen sie wiederzuhaben. Und vor allem freuten sie sich darüber, dass sie so glücklich zu ihnen zurückgekehrt war. Denn daran schien niemand wirklich geglaubt zu haben. Doch viel Zeit zum Reden gab es nicht, sie half sogar ungeplant ein paar Stunden mit, da gerade ein paar Verletzte von einer Mission zurückgekommen waren. Also war es schon dunkel, als sie schließlich noch einmal bei ihren Eltern anklopfte. Sie schienen da zu sein, denn drinnen brannte Licht. Es dauerte einen Moment, bis ihre Mutter die Tür öffnete. Doch sobald sie sie erblickte, zog sie sie sofort in ihre Arme und konnte es offenbar kaum fassen, dass sie sie augenscheinlich unversehrt zurückbekam. Ihr Vater verhielt sich ähnlich. Sie ließ sich am Küchentisch nieder und sobald sie mit einem kühlen Getränk versorgt worden war, fingen sie besorgt an sie auszufragen. Ob ihrer besorgten Mienen musste Sakura lachen und sie beeilte sich ihnen rasch zu versichern, dass es ihr sehr gut ginge und dass sie glücklich war, weil sich all ihre Wünsche mehr als erfüllt hätten. Das beruhigte ihre Eltern allerdings nur in sofern, dass sie erleichtert waren, dass es ihr sowohl körperlich als auch psychisch gut zu gehen schien. "Das freut mich wirklich für dich Sakura!", sagte ihre Mutter. "Aber du weißt, mir wäre es fast lieber gewesen, dass so etwas zwischen euch nicht passiert!" "Das war allerdings nicht wirklich zu erwarten", warf ihr Vater ein. "Auch jemandem wie ihm muss aufgefallen sein, dass unsere Sakura hübsch ist und er war alleine mit ihr und-" "Ich glaube, es geht ihm nicht nur um das", unterbrach ihn Sakura rasch. "Aber sagt er das auch, oder denkst du das vielleicht nur, weil du dir das so wünschst?", fragte ihre Mutter verzweifelt. "Du hast gesagt, dass du glaubst, dass ihr richtig zusammen seid. Aber das heißt ja noch nicht, dass er echte Gefühle für dich entwickelt hat. Wir wissen ja nicht einmal, ob er dazu in der Lage ist! Oh, warum musste es von allen nur unbedingt er sein! Du hättest Naruto Uzumaki bekommen können! Du hättest so ein gutes Leben haben können! Was wenn er dich fallen lässt, wenn es anfängt ihn zu langweilen? Würdest du das verkraften? Ich mache mir ja nur Sorgen um dich Sakura! Bitte sei vorsichtig, vergiss nicht, was er alles getan hat, wozu er fähig ist, er hätte dich getötet, wenn du nicht gerettet worden wärst!" "Mama", sagte Sakura deutlich, "ich verstehe deine Sorge wirklich und es freut mich, dass ich euch so viel bedeutete, aber-" "Und selbst wenn ihr tatsächlich zusammen bleiben solltet", redete ihre Mutter einfach weiter, der die letzten Wochen wohl ganz schön zugesetzt hatten und bei der nun alles herausbrach, "wie soll denn dein Leben mit ihm aussehen? Es wird doch mit ihm nie wirklich normal werden können! Alle haben schreckliche Angst vor ihm und verabscheuen ihn! Und glaubst du wirklich er kümmert sich richtig um dich? Dass er mit dir wohnt, dich gut behandelt und dass er mit dir Kinder bekommt und-" "Mama!", unterbrach Sakura sie laut. "Ich verstehe deine Sorge, aber wie ich mein Leben verbringe, ist ganz alleine meine Sache! Aber du hast recht. Es wird wohl keine Kinder geben, das möchte er nicht. Ich finde das sehr schade, aber offenbar habe ich keine andere Wahl, als das hinzunehmen. Und sehr wahrscheinlich werde ich mit ihm natürlich keine vollkommen normale Beziehung führen können. Wir werden vielleicht nie zusammen wohnen. Er wird viel weg sein. Ihr bekommt keine Enkel und keinen netten Schwiegersohn. Wir werden nicht Familie mit ihm spielen können und ja, Leute werden ablehnend auf ihn und dadurch vielleicht auch ein wenig auf mich reagieren. Vielleicht sogar auf euch. Das tut mir leid, aber das ist nicht meine Schuld. Doch solange er mir treu ist und er immer wieder zu mir zurückkommt, bin ich glücklich. Das ist schon viel mehr, als ich jemals hoffen konnte." "Aber nichtmal das weißt du sicher", wandte ihr Vater nachdenklich ein. "Doch, ich glaube darauf kann ich vertrauen." "Ich kann nur sagen", sagte ihr Vater, "dass ich einer Frau, für die ich etwas empfinde, nicht so ein Leben zumuten würde." "Ich denke", erwiderte Sakura, "dass er auf seine Art versucht hat, mir das genau aus dem Grund auszureden. Ich weiß nicht, in wie weit er fähig ist wirklich zu lieben, aber ich bin mir sicher, dass ich ihm zumindest etwas bedeute. Ich bin ihm nicht völlig gleichgültig. Ihr kennt ihn nicht. Ihr versteht ihn nicht richtig. Das ist auch gar nicht so einfach, das gebe ich ja zu. Aber das ist meine Entscheidung und meine allein. Ich möchte dieses Leben mit ihm. Und falls es scheitert, dann kümmere ich mich darum, sobald es soweit ist. Ihr habt eure Bedenken geäußert und ich entscheide mich trotzdem so. Das einzige, was ihr für mich tun könnt, wenn ihr das möchtet, ist mich gern zu haben und für mich da zu sein. Mehr könnt ihr nicht tun." Beim Abschied eine halbe Stunde später umarmten sie sie beide fest und sie scheinen ein wenig ruhiger. Sakura liebte ihre Eltern und sie wusste und fühlte, dass sie sie ebenso liebten. Sie waren immer tolle Eltern gewesen und gerne hätte sie sie mit ihrer Wahl glücklicher gemacht, als mit einem Schwiegersohn, der vielleicht nicht einmal einer werden würde - denn sie bezweifelte, dass Sasuke etwas wie Hochzeiten eine große Bedeutung beimaß - und den sie vielleicht nie kennenlernen würden - denn sie bezweifelte ebenfalls stark, dass er zu ihnen zum Essen kommen würde oder Ähnliches. Es war nun schon dunkel und spät. Sie machte auf dem Nachhauseweg noch ein paar Lebensmitteleinkäufe. Vor ihrer Wohnung traf sie auf Ino, die offenbar gehört hatte, dass sie wieder zurück war und die ärgerlich auf sie wartete, weil sie noch nichts von ihr gehört hatte. Also machte Sakura ihnen drinnen einen Tee und dann führte sie das gleiche Gespräch fast genauso noch einmal. Mit dem Unterschied, dass Ino hin- und hergerissen war zwischen Ablehnung und Begeisterung, weil sie auch mal so stark für ihn gefühlt hatte und Sakuras Empfindungen damit weit besser nachvollziehen konnte als ihre Eltern. "Aber meinst du echt, dass er auftaucht? Hier bei dir zuhause? Weiß er denn überhaupt wo du wohnst?" Sakura zuckte mit den Schultern. "Er könnte Naruto fragen. Und ansonsten kann ich nur hoffen, dass er das tut. Wenn er es nicht täte, wäre ich wohl ziemlich enttäuscht. Aber wie immer bei ihm, kann ich gerade scheinbar nichts tun als zu warten." Ino seufzte. Und Sakura seufzte auch. Da sie das Thema für ihren Geschmack nun genug durchgekaut hatten, fragte Sakura nach Sai und Inos Arbeit, aber da schien nichts besonderes passiert zu sein und Ino wimmelte sie relativ schnell ab, weil sie offenbar immer noch Fragen hatte und ihre Neugierde noch nicht ganz befriedigt war. Nur glaubte Sakura, dass sie sie auch nicht würde befriedigen können, weil sie auf viele Fragen selber noch keine richtigen Antworten hatte. Doch sie wollte Sasuke auf keinen Fall irgendwie unter Druck setzen. Und außerdem hatte sie selbst keine genaue Vorstellung davon, wie etwas zu sein hätte oder sein müsste. Sie war glücklich. Sie wollte mit ihm gemeinsam nach und nach herausfinden, was für eine Art von Beziehung sie würden führen können und dann würde sie schon sehen, ob sie damit würde glücklich sein können. Doch sie machte sich darüber nicht allzugroße Sorgen. Sie wollte bloß, dass er immer wieder zu ihr zurückkehren würde. Das und dass er sich nicht mit anderen Frauen vergnügte. Abgesehen davon war sie offen. Sie war schließlich nicht schlecht dran. Sie hatte eine sinnvolle Aufgabe, die sie sehr erfüllte, sie hatte so viele wunderbare Menschen in ihrem Leben, die ihr wichtig waren und denen sie gleichermaßen wichtig war. Es war nicht so, dass Sasuke ihr einziger Lebensinhalt war und dass sie jede Minute mit ihm verbringen musste, um glücklich zu sein. Auch wenn er wieder ging, würde seine Abwesenheit nun ganz anders für sie sein. Denn sie würde wissen, wie es ihm ging, dass es ihm nicht allzu schlecht ging. Und dass er vermutlich ab und an an sie dachte. Und, dass er zurückkommen würde. Kapitel 43: Zusatzkapitel - 4 ----------------------------- Doch Sakura bekam ihren Wunsch noch am gleichen Abend erfüllt. Denn als sie Ino zur Tür brachte und diese gerade die Wohnung verlassen wollte, stand Sasuke draußen und er ließ seine Faust wieder sinken, mit der er offenbar gerade hatte anklopfen wollen, bevor die Tür durch reinen Zufall auch ohne Anklopfen geöffnet worden war. "Sasuke!", sagte Ino überrascht. "Hallo!" "Ino." Aber zu einer ausführlicheren Begrüßung konnte er sich wohl nicht herablassen. Seine Augen suchten Sakura und sie strahlte ihn an. Er hatte also sein Wort gehalten! Und er war gleich gekommen, heute noch. Sein 'ich melde mich bei dir' hätte schließlich alles bedeuten können. So richtig sicher, wann sie ihn wiedersehen würde, war sie sich nicht gewesen und fast hatte sie befürchtet, dass sie am Ende ihn aufsuchen würde müssen. Ino trat hinaus und Sakura dankte ihr für ihren Besuch und wünschte ihr eine gute Nacht, doch Ino musterte sie beide interessiert, öffnete sogar den Mund, wie um etwas zu Sasuke zu sagen und schloss ihn dann doch wieder, vielleicht hin- und hergerissen zwischen ihrem üblichen selbstsicheren Verhalten und der Unsicherheit darüber, wie Sasuke sich entwickelt hatte, seit sie alle zusammen auf der Akademie gewesen waren. Ihre Unsicherheit schien letztenendes zu überwiegen und sie sagte schließlich bloß 'Also... bis dann!' und stieg dann die kleine Treppe, die außen am Gebäude zu Sakuras Wohnungstür führte, ziemlich langsam hinunter, um sie beide noch möglichst lange beobachten zu können. Sasuke sah ihr dabei zu und er schien darauf zu warten, dass sie verschwand. "Möchtest du hereinkommen?", fragte Sakura hoffnungsvoll. Er sah wieder zu ihr. "Ja." Sie trat zur Seite und er kam in ihre kleine Wohnung und sah sich beiläufig um. Sie führte ihn in ihr kleines Wohnzimmer, das auch mit der Küche verbunden war und fragte, ob er sich setzten wolle und er zog beinahe ein wenig zögerlich Mantel und Tasche aus, legte beides zusammen mit seinem Schwert auf einen Stuhl am Küchentisch und dann zog er den Stuhl daneben heraus. Er ließ sich darauf nieder und sie beeilte sich, frischen Tee für sie zu kochen. "Du hast also Naruto gefragt, wo ich wohne?", fragte sie, während sie arbeitete. "Ja." "Hast du die ganze Zeit mit ihm verbracht?" "Ja." Sie lächelte, während sie das heiße Wasser aufgoss. So war er eben. Aber das war in Ordnung. Er musste eben damit leben, dass sie ihm sehr viele Fragen stellte, wenn er so einsilbig antwortete. Während sie ihnen Teetassen hinstellte und sie warteten, bis der Tee gezogen hatte, gab sie ihm unaufgefordert einen Bericht darüber, was sie seit ihrer Trennung am Mittag getan hatte. Es wirkte nicht so, als ob ihn das stören würde. Er hatte sie zwar nicht danach gefragt, aber er sah sie aufmerksam an und hörte zu. "Jedenfalls ist es schön wieder hier zu sein", schloss sie fröhlich und schenkte ihnen den Tee ein. "Ich habe mich sehr gefreut, alle wiederzusehen! Fandest du es auch nett Naruto zu sehen?" "Danke", sagte er, als sie ihm den Tee hinschob. Dann, etwas zögerlich, antwortete er: "Mit Naruto ist es einfach für mich. Ihr beide macht es mir leicht mit euch umzugehen." Sie lächelte ihn an. "So kompliziert und undurchschaubar bist du auch wieder nicht", sagte sie grinsend. Er schnaubte. "Hast du etwas gegessen? Ich nicht, ich bin sehr hungrig. Ich habe ein paar Sachen eingekauft." "Ich habe nicht gegessen." Sie erhob sich wieder. "Ich mache uns etwas. Hilfst du mir ein bisschen? Ich bin müde und dann geht es schneller." Er rührte sich nicht. Sie legte fragend den Kopf schief. "Nein?" "Ich kann nicht kochen." "Das heißt, du willst, dass ich das mache?", fragte sie stirnrunzelnd. Sie hatte einen Vollzeitjob, war gerade erst heimgekehrt und sie wollte ihn ganz generell ungern für immer von vorne bis hinten bedienen. Ab und an sicher, wenn ihr danach war. Aber sie hatte ungeplant gearbeitet, es war spät, sie war sehr müde und morgen musste sie früh anfangen. Sie fand, dass sie ihm ein bisschen Gemüse schneiden durchaus zumuten konnte. "Das heißt", antwortete er ihr, "dass ich nicht kochen kann und dass ich nicht weiß, was ich tun soll." "Aber", sagte sie verwirrt, "du musstest doch schon so früh alleine leben, wie kannst du da nicht kochen können? Sogar Naruto kann das, zumindest einigermaßen. Was hast du denn früher immer gegessen? Warst du immer auswärts essen?" "Nein, ich habe in der Wohnung gegessen. Ich habe mich aufs Training konzentriert", sagte er sachlich. "Ich habe gekauft und gegessen, was nötig war, um alle Nährstoffe zu haben. Kochen kam mir unnötig vor." Sie sah ihn schockiert an. Er schien sich wirklich nie mal irgendetwas gegönnt zu haben. Hatte denn nie mal jemand nach ihm gesehen? Sie wusste, dass Sensei Iruka und Sensei Kakashi manchmal geschaut hatten, dass Naruto zurecht kam. Wobei... vermutlich hatte man das bei ihm auch versucht, aber sehr wahrscheinlich hatte er das abgewimmelt. "Ich verstehe", sagte sie. "Also war Nahrungsaufnahme immer nur Mittel zum Zweck für dich." "Ja." "Das klingt etwas langweilig." "..." "Also, ich mag es, wenn mein Essen mir schmeckt." "Ich helfe, wenn du mir sagst, was ich tun soll." Das tat sie. Und wie immer lernte er schnell. Trotzdem sah man ihm an, dass er keine Übung hatte, und es belustigte sie, ihn bei etwas sehen zu können, das ihn etwas unbeholfen erscheinen ließ. Ihn so zu sehen war schließlich nicht jedem vergönnt. "Danke", sagte er eine halbe Stunde später sobald er aufgegessen hatte und er legte die Stäbchen beiseite. Vielleicht war das seine Art zu sagen, dass es ihm geschmeckt hatte. Denn das hatte auf sie so gewirkt. Sakura jedenfalls war ganz zufrieden mit dem Ergebnis gewesen. "Hast du dann einfach immer alles roh gegessen?", fragte sie, weil sie sich das immer noch nicht so richtig vorstellen konnte. "Mach dich nicht über mich lustig." "Das tue ich gar nicht!", sagte sie rasch. "Ich bin bloß fassungslos! Wenn ich das früher gewusst hätte, hätte ich dir essen gemacht!" Sein Mundwinkel zuckte belustigt. "Wahrscheinlich." "Aber das hättest du nicht angenommen, oder?" "Wahrscheinlich nicht." Sie lachte. Einen Moment saßen sie einander gegenüber und sahen sich an. "Ich muss nun duschen und schlafen gehen", sagte Sakura schließlich. "Wärst du bereit hier zu schlafen? Das wäre schön für mich." "Ja." Wieder sahen sie sich einen Moment schweigend an. "Es ist merkwürdig, nicht wahr?", flüsterte Sakura ein wenig unsicher. "Auf der Reise waren wir gewissermaßen in einer einfachen Routine und es war immer klar, was getan werden musste. Das hier ist ungewohnt. Findest du nicht auch?" Er neigte leicht zur Bestätigung den Kopf. "Ist es denn in Ordnung für dich so? Gerade in diesem Moment?", hakte sie vorsichtig nach. "Ich mache mir ein bisschen Sorgen, dass du gerade denken könntest, dass das für dich doch nicht funktioniert." "Das denke ich nicht." "Was empfindest du gerade? Könntest du mich an deinen Gedanken teilhaben lassen?" Er sah sie nachdenklich an. "Es ist merkwürdig. Ungewohnt", sagte er schließlich ein wenig zögerlich. "Das ist ungewohntes Terrain für mich. Ich weiß nicht genau, wie ich mich verhalten muss." Sie atmete erleichtert auf. "Aber du empfindest nicht den Wunsch zu gehen?" "Nein. Es hat mir gefallen, herkommen zu können." Das erleichterte sie ungemein. Sie atmete noch einmal tief ein und aus. "Ich erwarte nichts bestimmtes", sagte sie. "Ich habe keine genaue Vorstellung davon, wie sich jemand verhalten muss. Können wir sagen wir probieren einfach aus und warten bis wir auch hier, wie zuvor auf der Reise, eine Routine für uns entwickeln, die für uns beide funktioniert?" "Einverstanden. Das ist gut." Sie lächelte ihn ein wenig scheu an. "Möchtest du vielleicht mit in die Dusche kommen?" Er sah ein wenig irritiert aus. "Wozu, das wäre-" "Okay, dann geh du ruhig zuerst", sagte sie rasch, sie stand auf und nahm ihre Schüsseln vom Tisch, um sie in die Spüle zu stellen. "Ich hole dir ein frisches Handtuch." Sie fühlte sich verlegen, als hätte sie einen dummen Vorschlag gemacht. Aber sie hatte gedacht, dass etwas körperliche Nähe vielleicht fürs erste gut wäre, um die ungewohnte Situation wieder etwas vertrauter zu machen. Sie hörte, wie er aufstand und als sie sich wieder umdrehte, trat er dicht vor sie. "Gehen wir zusammen", sagte er leise. Er sah sie auf eine Art an, die sie nun glauben ließ, dass er vielleicht einfach nicht gleich verstanden hatte, worauf sie aus gewesen war. Ihr Vorschlag war ihr dadurch leicht peinlich gewesen. Doch nun schien er sie richtig verstanden zu haben. Jetzt schien er dem Gedanken nicht abgeneigt zu sein. Sie fühlte sich trotzdem noch ein kleines bisschen scheu und er schien die neue Situation auch nach wie vor etwas ungewohnt zu finden. Doch ihre Hoffnung ging auf. Nachdem sie sich körperlich nahe gewesen waren, fühlte sich alles schon sehr viel besser für sie an. Und er wirkte auf sie ebenfalls wieder entspannter. Als sie schließlich zusammen zu Bett gingen und er ihr seinen Arm aufhielt, damit sie sich hineinlegen konnte, war sie richtig glücklich. Er war hier. In ihrer Wohnung. Er würde mit ihr hier schlafen. Und morgen würde sie aufwachen und er würde da sein. Sie konnte ihr Glück kaum begreifen. Hat Sensei Kakashi eigentlich etwas über eine neue Mission gesagt?", fragte sie schließlich, nachdem sie einen Moment schweigend dagelegten hatten. Das Schweigen war nun jedoch behaglich und nicht mehr voller Anspannung. "Ja. Ich sagte aber, dass ich erst in ein paar Tagen aufbrechen werde." Ihr Herz machte einen ziemlich großen, freudigen Hüpfer. "Wie schön", flüsterte sie glücklich. "Ich werde ungefähr eine Woche weg sein." "Das ist nicht lang!", sagte sie begeistert. Das wurde ja immer besser. "Ich habe ihm gesagt, dass ich auch Zeit hier verbringen werde." "Damit du dich hier wieder einleben kannst?" "Nein." Ihr Herz klopfte sehr aufgeregt. "Meinetwegen?", flüsterte sie hoffnungsvoll. Oder hatte er bloß etwas zu erledigen? "Ja." Ihre Augen fingen vor Glück verdächtig an zu brennen. "Sakura", sagte er schließlich in die Dunkelheit, "du hast gesehen, wie die Leute auf der Straße auf mich reagieren. Und ich nehme an, deine Eltern und Freunde schätzen deine Wahl nicht besonders. Bist du sicher, dass du damit zurechtkommen wirst?" "Ja!", sagte sie sehr entschieden. "Ich freue mich sehr, dass du daran denkst und mich danach fragst. Aber ich bin mir ganz sicher! Darauf war ich vorbereitet." "Gut." "Und du? Bist du dir sicher, dass du versuchen kannst, dich auf das hier einzulassen?" Er schwieg eine Weile und das machte sie nervös. Sie richtete sich auf ihren Arm gestützt in der Dunkelheit leicht auf, um sein Gesicht sehen zu können. Er blickte sie an und schien über etwas nachzudenken. "Was?", flüsterte sie fragend und ein wenig bang. Wieso nur ließ er sie immer warten? Das würde sie wohl ihr Leben lang mitmachen müssen! Es war unerträglich, aber sie war ihm so verfallen, dass sie es dennoch ertragen würde. Aber wieso konnte er nicht einfach- "Heirate mich." Sie starrte ihn an und sie war sich vollkommen sicher, sich verhört zu haben. "Was?", fragte sie schwach. Er sagte nichts. Er setzte sich bloß auf und stand dann auf, um zu seiner Tasche hinüberzugehen. Sie saß bloß starr vor Überforderung da und sah ihm zu, wie er wieder zurückkam. Er setzte sich vor sie auf ihr Bett, griff sich ihr Handgelenk und zog ihre Hand zu sich. Er öffnete seine andere Hand und hielt ihr einen Ring hin. "Der ist seit Ewigkeiten in Familienbesitz", sagte er. "Das ist der Ring, den seit jeher die Frau des Clanoberhaubts getragen hat. Zuletzt hat ihn meine Mutter getragen. Er ist mir wichtig. Ich möchte, dass du ihn trägst. Nimm meinen Namen an. Trag das Symbol meines Clans auf deiner Kleidung. Sei meine Frau." Sie konnte ihn nur anstarren. Sie konnte es nicht glauben. Sie war eingeschlafen und träumte! Das hier passierte nicht wirklich, oder? "Antworte mir." "Ja", flüsterte sie schwach. Dann realisierte sie, dass das kein Traum war. "Ja!", sagte sie fest und deutlich und sie glaubte vor Glück gleich ohnmächtig zu werden. Er schob ihr den Ring auf ihren Finger. Und wie um ihr Glück perfekt zu machen, passte er. Im nächsten Moment zuckte sie zusammen, als er sie sich griff, sie umwarf und sie auf das Bett drückte. Er kroch über sie und sein intensiver Blick ließ sie erschauern. "Tun wir es nochmal", sagte er und er griff ihr zwischen die Beine. Er beugte sich zu ihrem Ohr hinunter und seine Stimme war leise und voller Leidenschaft. "Als Mann und Frau." Was er sagte und was er mit seiner Hand machte, ließ sie aufkeuchen. Sie hatte das Gefühl sich noch nie in ihrem Leben so gut gefühlt zu haben. Er griff sich mit seiner freien Hand ihren Kiefer und dreht ihr Gesicht so, dass sie ihn ansehen musste. Sie fühlte, wie sie errötete, weil er sie dabei weiter zwischen ihren Beinen anfasste. "Sag es mir", raunte er. "Ich liebe dich", flüsterte sie, wobei sie sich sehr konzentrieren musste, um zu sprechen. "Ich werde dich beschützen", sagte er leise. "Du wirst die Einzige für mich sein. Das warst du immer." Sie stöhnte beinahe verzweifelt auf, als er seine Hand wegnahm, aber kurz darauf gab er ihr, was sie wollte. Sie wusste kaum noch wie ihr geschah. Ihn solche Dinge sagen zu hören, ließ sie sich noch besser fühlen, als sonst immer schon, wenn er das mit ihr machte. "Ich werde immer zu dir zurückkehren", sagte er und nun klang seine Stimme etwas gepresst, als müsste auch er sich konzentrieren, um sprechen zu können. "So lange ich lebe. Wirst du immer auf mich warten?" Er drückte sich ihr entgegen. "Ja", keuchte sie und sie krallte ihre Finger in seine Schultern. "Nein", sagte er bestimmt und drehte wieder ihr Gesicht zu sich. "Sieh mich an. Sag mir, dass du immer an meiner Seite sein wirst und sieh mich dabei an." "Ich werde immer auf dich warten und an deiner Seite sein", presste sie heraus. "Ich werde dich immer lieben." Er blickte sie einen Moment nur an und sie glaubte ihm anzusehen, dass er glücklich war. Aber sie konnte sich nicht richtig konzentieren. Und dann ließ er ihr gar keine Gelegenheit zum Denken mehr, weil er noch leidenschaftlicher war, als sie es von ihm schon kannte und sie glaubte mehrfach beinahe vor lauter Gefühlen platzen zu müssen. Es war einfach unglaublich! Er war unglaublich! Als sie schließlich fertig waren, brauchte sie einen ganzen Moment, um wieder zu Atem zu kommen und sie warf ihm einen irritierten Blick zu, als er aufstand und sich anzog. "Zieh dich an", sagte er. "Wir gehen zu Kakashi. Machen wir es offiziell. Er hat dazu die Befugnis." "Was?", fragte sie, wie schon so oft an diesem Abend. "Jetzt?! Sasuke, es ist mitten in der Nacht!" "Na und?" "Und-, also-" "Wozu warten? Du erwartest keine große Feier oder? Dir muss klar sein, dass es sowas mit mir nicht geben wird." "Ich- nein!", beeilte sie sich zu sagen und sie fing etwas verwirrt an, sich anzuziehen. Selbstverständlich erwartete sie keine Feier. Das würde mehr als merkwürdig werden unter diesen Umständen. Sie war nur so überrumpelt. Nie im Leben hätte sie erwartet, dass er ihr mal einen Antrag machen würde! Aber sie wollte das, sie wollte das unbedingt! "Mit dir wird es wirklich nie langweilig", sagte sie lachend, während sie sich fertig anzog. "Du bist vollkommen verrückt!" Ein Anflug von einem Grinsen huschte über sein Gesicht. "Glücklicherweise stehst du ja genau darauf, nicht wahr Sakura?" Sie war fertig mit anziehen und er schlang seinen Arm um ihre Taille und betrachtete selbstzufrieden ihr Gesicht. "Du brauchst doch diese Spannung und ein kleines bisschen Unsicherheit. Das gefällt dir." Sie errötete. "Lass mich!", sagte sie ärgerlich, weil er damit vielleicht ein kleines bisschen recht hatte und sie kämpfte kurz ein bisschen mit ihm, um seinem Griff zu entkommen. Er lachte und sie musste ebenfalls lachen. Vielleicht waren sie einfach beide total verrückt. Das war wohl am wahrscheinlichsten. Aber das war egal. Sie waren beide glücklich. Kakashi schien weniger glücklich zu sein, als er verschlafen die Tür aufzog. "Was zum-", sagte er verwirrt und sah sich um. "Den Wachen geht es gut, ich habe sie bloß mit einem Genjutsu belegt", informierte Sasuke ihn sachlich. "Was ist passiert?", fragte Kakashi, der sich schnell wieder zu fassen schien. "Es tut mir sehr leid Sensei Kakashi", sagte Sakura beschämt. Sie warf Sasuke einen Blick zu, sie fühlte sich überfordert. Hier herzukommen war schließlich seine Idee gewesen. "Ich habe einen Antrag gemacht. Sie hat ihn angenommen. Ich will die Formalitäten erledigen. Du hast in deiner Position die Befugnis dazu." Kakashi sah ihn völlig überrascht an. Dann sah er zu ihr und Sakura zuckte mit einem sehr verlegenen Lachen mit den Schultern. "Ich habe ihm gesagt, Sie würden schlafen und-, also, es tut mit lei-" "Nein", sagte Kakashi langsam, der sich von der Neuigkeit wieder zu erholen schien. "Nein, schon in Ordnung Sakura. So ist es besser nehme ich an. Morgen hätten wir nicht unsere Ruhe gehabt." Sie konnte ihn unter seiner Maske lächeln sehen. "Das ist fantastisch! Meinen Glückwunsch! Ich- Also, ganz ehrlich, ich muss zugeben, ich hatte an so einen Ausgang nicht mehr geglaubt. Umso mehr freue ich mich, dass es jetzt doch dazu gekommen ist!" "Danke", flüsterte Sakura strahlend. Sasuke nickte nur einmal leicht. Sie warteten eine Minute, bis Kakashi richtig angezogen und bereit war, von seiner Wohnung mit ihnen in sein Büro zu gehen, wo er die nötigen Unterlagen und Siegel hatte, um sie auch vor dem Gesetz zu Mann und Frau zu machen. "Würdest du bitte die Anbu wieder ihren Job machen lassen?", fragte Kakashi leicht belustigt, während er seine Wohnungstür abschloss. Seine Wachen schienen überhaupt nicht gut auf sie zu sprechen zu sein, als Sasuke sein Genjutsu löste, aber Kakashi winkte bloß ab und sagte: "Lasst ihn in Zukunft einfach zu mir. So ist es für alle am einfachsten." Weil Kakashi sich eher selten persönlich um Eheschließungen kümmerte, brauchte er eine Weile, bis er in dem Büro eines seiner Mitarbeiter die richtigen Formulare gefunden hatte. Aber es klappte und sie beide setzten ihre Unterschrift und ihren Fingerabdruck unter das Dokument, von dem sie eine Ausfertigung erhielten, die Sakura sehr sorgsam an sich nahm. "Den Ring hast du schon an, also nehme ich nicht an, dass ich nun eine Zeremonie abhalten und die Fragen stellen soll?", fragte Kakashi mit einem Lächeln. "Das ist erledigt", gab Sasuke zur Antwort und Sakura errötete bei dem Gedanken daran, auf welche Art und in welcher Situation sie sich ihre Versprechen gegeben hatten. Kakashi warf ihr einen Blick zu und sagte dann belustigt: "Das dachte ich mir. Ihr habt für alles eure ganz eigene Art." "Ja", sagte Sakura lachend. "Dann nochmal: Herzlichen Glückwunsch Sasuke und Sakura Uchiha", sagte Kakashi und er klang beinahe ein wenig gerührt. Doch wahrscheinlich war er das tatsächlich, dachte Sakura. Er hatte auch mit ihnen mitgelitten. Er hatte sie aufwachsen sehen und er war einmal für sie verantwortlich gewesen. Kakashi schien ihre Zweisamkeit nicht länger stören zu wollen. Denn nachdem sie alle die Büroräume verlassen hatten, verabschiedete er sich bald, wobei er vor Sakura höflich den Kopf neigte. Ganz kurz legte er Sasuke die Hand auf die Schulter und drückte sie leicht. Und dass er glaubte, das in diesem Moment tun zu können und die Tatsache, dass Sasuke das zuließ, schienen zu der Bedeutung zu passen, die dieser Moment vielleicht für sie alle zu haben schien. Sakura wollte sich einen Moment später ebenfalls zum Gehen wenden. Doch er griff nach ihrer Hand und zog sie in die andere Richtung. "Gehen wir noch einen Moment hoch", sagte Sasuke, ohne sie anzusehen und zog sie zu der Treppe, die nach ganz oben auf das Gebäude führte, an dem sie am Mittag noch mit Naruto gesprochen hatten. Sie traten beide an den Rand des Geländers und sahen über das nächtliche Konohagakure hinweg. In einiger Entfernung herrschte trotz der Uhrzeit reges Treiben, in diesem Viertel lagen viele Bars. Doch im Regierungsbezirk war alles still und friedlich. Sasuke hielt immer noch ihre Hand. Sie wusste, dass er sie loslassen würde, wenn sie jemand sehen würde. Doch sie waren allein. Sakura folgte seinem Blick. Er sah zu dem alten Viertel des Uchiha Clans hinüber. "Dort sind noch einige fertige Symbole, die auf Kleidung genäht werden können. Ich hole sie morgen. Wirst du sie auf deiner Kleidung anbringen?" Sie lächelte. In der Öffentlichkeit ihre Hand zu halten oder sie zu küssen, würde ihm vielleicht immer unangenehm sein. Doch er schien dennoch ein Interesse daran zu haben, allen zu zeigen, zu wem sie gehörte. "Ja", flüsterte sie glücklich. Er wandte den Blick von dieser Stelle ab und ließ ihn über die Häuser schweifen. "Wo möchtest du wohnen?" "Was?", fragte sie erneut überrascht. "Deine Wohnung ist zu klein für uns beide. Außerdem wohnst du dort zur Miete, schätze ich. Ich will, dass du ein richtiges Zuhause hast. Ich habe viel Geld geerbt. Kakashi bezahlt mich sehr gut. Ich kann dir kaufen oder bauen lassen, was du möchtest. Wir sollten ein eigenes Zuhause haben. Nicht im Uchihaviertel. Das soll ein Mahnmal bleiben. Irgendwo anders, wo es dir gefällt. Such dir was aus, was du kaufen, oder wo du bauen willst. Ich bezahle es. Kümmere du dich darum. Du kannst so etwas besser als ich. Ich nehme alles, was dir gefällt." "Sasuke", sagte sie gerührt. "Das- ich- danke!" "Ich danke dir", sagte er leise, wobei er das letzte Wort betonte und sie ernst ansah. "Für alles." Und er beugte sich zu ihren Lippen hinunter. Sie blieben noch eine Weile dort und blickten über das nächtliche Konohagakure. "Wann musst du morgen aufstehen?" Sie nannte ihm die Zeit, zu der sie spätestens würde aufwachen müssen, um rechtzeitig die Wohnung verlassen und zur Arbeit gehen zu können. "Wenn ich nicht wäre, wie ich bin", fragte er weiter, "wie hättest du deine Hochzeitsfeier dann gerne gehabt? Wen hättest du dabeihaben wollen? Wie und wo hätte es stattfinden sollen und wie hättest du es gestaltet haben wollen?" "Warum-" "Antworte einfach." Sie warf ihm einen zögerlichen Blick zu. Dann dachte sie einen Moment darüber nach und antwortete ihm ganz ehrlich. Sie erzählte von dem Fest, das sie sich ausgemalt hätte, wenn sie nicht gewusst hätte, dass er solche Situation nicht ausstehen konnte und das sie gerne gehabt hätte, wenn ihre Freunde und Familie positiver auf ihre Wahl reagieren würden. Doch sie war sehr glücklich so wie es war. Das war ihr Leben und ihr gemeinsamer Weg und es war genau richtig so. Auf genau diese Weise. Sie spürte deutlich, dass sie sich da nicht bloß etwas vormachte, sondern, dass sie wirklich so fühlte. Und auch das sagte sie ihm. Er richtete sich von dem Geländer auf, auf das er sich gestützt hatte, während er ihr zugehört hatte und er wandte sich ihr zu. Als sie es ihm gleich tat, legte er sehr sanft seine Finger an ihr Kinn und drückte ihr Gesicht leicht nach oben, sodass sie ihm in die Augen sehen konnte. Das Schwarz wandelte sich zu rot. Doch sie zuckte nicht zurück. "Vertraust du mir?" "Ja", sagte sie leise. "Das tue ich." "Ich bringe dich zurück und ich wecke dich morgen rechtzeitig." Sakura zog ihren Wohnungsschlüssel aus ihrer Tasche und er nahm ihn ihr ab. Sie blickte in seine Sharingan. Und sie befand sich in einer anderen Wirklichkeit. Einer Illusion, die so real war, dass sie nicht also solche zu erkennen war. Und er erschuf ihnen eine Erinnerung an eine Hochzeit, die perfekt war. Und wenngleich sie so nie wirklich stattgefunden hatte, hatten sie beide alleine nun dennoch diese gemeinsame Erinnerung. Etwas, das nur ihnen gehörte, an das sie immer würden denken können. Diese Erinnerung - zusammen mit so vielen anderen - wurde eine von Sakuras Liebsten. Ja. Sie waren wahrscheinlich einfach beide ein bisschen verrückt. Und das war in Ordnung so. Kapitel 44: Zusatzkapitel - 5 ----------------------------- Eigentlich passierten ihr solche Fehler nicht. Zu ihrer Entschuldigung konnte man sagen, dass sie wirklich von einer unerwarteten Situation in die nächste gestolpert war. Sie hatte schlicht keine Zeit gehabt, einen klaren Gedanken zu fassen. Mit seiner Art und seinen Aktionen hatte er ihr dazu gar keine Möglichkeit gegeben. Es fiel ihr auch beim Aufwachen nicht gleich auf. Als sie erwacht war, in ihrem Bett, in seinen Armen, hatte sie als erstes in seine Augen geschaut. Seine schönen, schwarzen Augen, die so kalt und fokussiert sein konnten, die aber auch tief und ein bisschen schwermütig, nachdenklich und sanft sein konnten. Einen Moment hatte sie sich sortieren müssen. Dann, als ihr alles wieder eingefallen war und sie wieder richtig in der Wirklichkeit angekommen war, hatte sie nur 'danke' hauchen können, so gerührt und bewegt war sie von der Erinnerung, die er ihnen beiden durch seine Illusion geschaffen hatte. "Hattest du es nicht eilig?", hatte er bloß gefragt und er hatte kaum merklich, aber für sie doch deutlich erkennbar, belustigt eine Augenbraue hochgezogen. Das war ihr dann auch eingefallen und sie hatte sich mit größter Eile für die Arbeit fertig gemacht. In ihrer Position hatte sie viel Verantwortung. Sie hatte gesagt, dass sie heute um eine gewisse Uhrzeit kommen würde, also musste sie auch auftauchen. Immerhin konnte vielleicht ein Menschenleben davon abhängen. Sie nahm solche Zusagen von sich ernst. Sie wollte jemand sein, auf den man sich verlassen konnte. "Bleib wenn du willst", sagte sie. "Nimm dir etwas zu essen, mach, was du möchtest, du kannst dich wie zu Hause fühlen, ja? Falls du gehst, zieh einfach die Tür hinter dir zu, in Ordnung?" Sie wandte sich zum Gehen, dann überlegte sie es sich nochmal anders und sie lief zu ihm zurück. Er hatte, nur mit seiner Hose bekleidet, auf der Bettkante gesessen und ihr dabei zugesehen, wie sie umhergeilt war. Sie beugte sich zum ihm und gab ihm eine schnellen Kuss. "Bis später, mein wunderbarer Ehemann!", sagte sie glücklich. Er verzog ein wenig belustigt den Mund. Sie wandte sich wieder um, eilte zu Tür, zog sie auf und- "Hey!", rief Naruto empört, weil sie beinahe in ihn hineingerannt wäre. "Entschuldigung", sagte sie eilig. "Aber ich muss-" Naruto schnappte sich bloß ihr Handgelenk und sah auf den Ring. Er wirkte promt noch empörter. "Ich dachte Kakashi macht nen Scherz!", sagte er. Er klang völlig überrascht und Sakura musste glücklich lachen. "Glaub mir, ich war genauso überrascht!" "Tut mir leid, dass du nicht dabei warst", fügte sie rasch hinzu. "Aber alles ging so schnell und ich wusste gar nicht wie mir-" Naruto winkte ab. "Schon gut, ist okay, ich freue mich für dich! Ist er da drinnen?" Er deutete auf die noch offene Tür zu ihrer Wohnung. "Ich muss mich bei ihm beschweren! Ich erzähle ihm gestern, dass ich Hinata heiraten will und er sagt keinen Ton und heute morgen seid ihr verheiratet!?" Sasuke tauchte in der Tür auf und Naruto sagte: "Du musst nach wie vor immer der Erste sein, was?" "Das ist kein Wettkampf, du Idiot!" Sasuke lehnte sich mit verschränkten Armen in den Türrahmen. "Red nicht so einen Unsinn, ich will nicht, dass sie das am Ende noch ernst nimmt!" Er warf ihr einen Blick zu. "Ich hatte das ohnehin vor. Ich wollte gestern erreichen, dass du dich in Bezug auf mich endlich sicher fühlen kannst. Darum habe ich mich dazu entschlossen." Naruto grinste, vermutlich weil er das auch nicht wirklich ernst germeint hatte und Sasuke machte "tss". Sakura warf ihm einen, wie sie befürchtete, ziemlich dankbaren und anschmachtenden Blick zu, denn leider gelang es ihr nicht, den zu unterdrücken. Sasuke wirkte selbstgefällig und Naruto sah ihn auf eine Art an, die Sakura zum Lachen brachte. Eben hatte es kurz so auf sie gewirkt, als wären sie alle immer noch zwölf und als nähme Naruto es Sasuke immer noch übel, dass er so cool war. Dann zuckte Sakura zusammen, sie rief, 'bis später', und sie schwang sich über das Geländer und sprang die Treppe hinunter, um Naruto zu umgehen und Zeit wieder gutzumachen und dann rannte sie den ganzen Weg, um noch pünktlich zur Morgenbesprechung in Tsunades Büro zu kommen. Erst nach der Besprechung fiel es ihr auf. Sie hatte es einfach vergessen. Sie hatte sich nicht behandelt, um eine Schwangerschaft zu verhindern. Nachdem sie sich in der Dusche nahe gewesen waren, hatte sie es getan. Aber nach dem Antrag und während sie sich ihre Eheversprechen gegeben hatten, hatten sie es noch einmal getan. Sie war völlig durch den Wind gewesen. Vielleicht hätte sie daran gedacht, wenn er sie nicht gleich aufgefordert hätte, sich anzuziehen, um Sensei Kakashi aufzusuchen. Dadurch hatte sie es dann komplett vergessen! Sie hatte gar nicht mehr klar denken oder auf etwas achten können! Einen Moment stand sie bloß wie gelähmt da und Shizune fragte sie sofort besorgt, was los sei. Sie riss sich rasch zusammen und fuhr damit fort, Utensilien für eine Behandlung zurechtzulegen, die sie gleich brauchen würde. Sie hatte hier eine wichtige Aufgabe, sie musste sich darauf konzentrieren! Und Grübeln half nun auch nicht. Jetzt war es zu spät. Es jetzt nachträglich noch zu machen würde nichts bringen. 'Reiß dich zusammen, du bist nicht schwanger!', sagte sie sich. Das war unwahrscheinlich. Viele Frauen probierten es sehr lange, bis es endlich klappte. Sie und Sasuke müssten schon die fruchtbarsten Menschen überhaupt sein, damit das jetzt wirklich zu einer Schwangerschaft geführt hätte! Sie war ja gerade nicht einmal in einer Phase ihres Zyklus, in der es besonders wahrscheinlich wäre. Sie schüttelte ihren Kopf, um den Gedanken daran loszuwerden. Doch so ganz ließ es sie den ganzen Tag nicht mehr los. Er hatte es klar und deutlich gesagt. Er wollte keine Kinder. Das hatte nicht so geklungen, als ob er das bloß dahergesagt hätte. Wahrscheinlich wollte er das aus sehr vielen Gründen nicht und sie konnte das nachvollziehen. Nach wie vor wünschte sie sich eigene Kinder. Aber vor allem wollte sie ihn. Und sie hatte ihn bekommen. Voll und ganz. Er war nun ihr Ehemann. Sie waren verheiratet! Sie hatte das Gefühl das noch immer nicht so richtig realisiert zu haben. Sofort stahl sich ein unwillkürliches Lächeln auf ihr Gesicht. Sie konnte nicht daran denken, ohne total glücklich zu strahlen! Zum Glück sah es gerade niemand! Sie wollte es nicht verheimlichen. Auf keinen Fall. Sie war sehr stolz darauf. Doch sie fand, dass sie es zumindest erst ihren Eltern sagen müsste, bevor es ihre Kollegen mitbekamen. Wenigstens das schuldete sie ihren Eltern. Sie würden ohnehin schon enttäuscht sein. Darüber, dass ihre einzige Tochter ohne ihr Beisein geheiratet hatte. Und erst recht darüber, wen sie geheiratet hatte. Sakura tat das sehr leid. Ihre Eltern waren immer tolle Eltern gewesen und sehr gerne hätte sie sich ihnen zuliebe anders verhalten. Aber das war ihr Leben und sie musste entscheiden, was das Beste für sie war. Doch zumindest sollten sie es als erste erfahren. Zumindest soweit das möglich war. Sensei Kakashi und Naruto wussten es nun selbstverständlich schon. Sakura hatte im Krankenhaus gleich Handschuhe angezogen, auch wenn das eigentlich nicht direkt nötig gewesen wäre, aber so hatte sie ihren Ring verdecken können. Und immer, wenn sie sie gewechselt hatte, hatte sie darauf geachtet, dass niemand hinsah. Sie hatte sich vorgenommen gleich nach der Arbeit bei ihren Eltern vorbeizugehen und dann möglichst auch noch bei Ino. Und das tat sie auch. Allerdings traf sie keinen von ihnen an. Ihre eigene Wohnung war ebenfalls leer, als sie ankam. Er hatte das Bett gemacht, bevor er gegangen war. Sein Schwert war verschwunden. Doch seine Tasche und sein Mantel lagen nach wie vor auf dem Küchenstuhl. Uns das freute sie sehr, denn das bedeutete wohl, dass er zurück hierher kommen würde. Dann bekam sie beinahe einen Herzinfarkt, als sie mit dem Fuß leicht an etwas Lebendiges stieß. Aose. Natürlich. So ganz unbewacht wollte er seine Sachen doch nicht lassen. "Hallo", sagte Sakura liebevoll und die gefleckte Schlange, die in den Schatten unter ihrem Küchentisch gelegen hatte, zischte leicht, als Sakura ihr einmal zärtlich über den Kopf strich. Dann richtete sie sich wieder auf. Einen Moment später entdeckte sie auch Asura, der sich auf ihrem Kühlschrank zusammengerollt hatte und der sie beobachtete. "Hallo", sagte sie belustigt auch zu ihm und er zischte ebenfalls leise zur Antwort. Sakura hatte die beiden mittlerweile richtig gern. Und sie glaubte, dass das auf Gegenseitigkeit beruhte. Sasuke glaubte das ebenfalls, obwohl er sagte, dass Schlangen normalerweise nicht solche Bindungen aufbauten. Also war sie ein bisschen stolz, dass ihr das gelungen war. Lächelnd ließ sie ihre Finger über den Stoff von Sasukes Mantel gleiten. Im nächsten Moment bemerkte sie, dass einige fein und ordentlich aus hochwertigem Stoff und Garn gefertigte Uchiha Embleme auf dem Tisch lagen, die auf Kleidung aufgenäht werden konnten. Stimmt! Er hatte ihr gestern Nacht gesagt, dass es noch welche gab und dass er ihr welche aus seinem alten Zuhause holen würde. Er wollte, dass sie sie auf ihren Sachen anbringen würde. Für sie sprach nichts dagegen. Sicher, dass Symbol weckte in vielen Menschen negative Gefühle. Und vielleicht würden sich manche ihr gegenüber ablehnend verhalten. Doch sie würde es dennoch mit Stolz tragen. Nicht unbedingt wegen des Uchiha Clans, sondern vielmehr, weil er der letzte der Uchiha war. Und dass wussten alle, die das Symbol kannten. Für sie bedeutete es also in erster Line, dass jeder sehen konnte, dass sie ganz offiziell zum ihm gehörte, dass sie seine Partnerin war. Und das wollte sie sein. Sie nahm eines der Symbole und betrachtete es in dem Halbdunkel ihrer Wohnung. Leichtes Licht des warmen Sommerabends fiel herein und sie hatte genug gesehen, daher hatte sie beim Eintreten das Licht nicht angemacht. Doch nun wurde es minütlich dunkler. Während sie die perfekt gefertigte Näharbeit in ihrer Hand betrachtete, fragte sie sich, wer sie wohl angefertigt haben mochte. Sicher war es jemand von seinen Verwandten gewesen. Vielleicht sogar seine Mutter. Sie ließ ihre Augen ein paar Zentimeter nach rechts und zu dem Ring an ihrem Finger wandern. "Danke", flüsterte sie leise in Gedanken an seine Mutter, die sie nie gennengelernt hatte, in die sich langsam aber sicher ausbreitende Dunkelheit. "Danke, dass Sie Sasuke das Leben geschenkt haben. Ich hoffe, Sie sind mit seiner Wahl zufrieden. Ich werde für ihn da sein und auf ihn achtgeben. Ich verspreche es." Sie schüttelte den Kopf, um sich wieder zusammenzunehmen. Manchmal konnte sie echt albern sein! Aber diese Embleme machten sie sentimental. Dadurch kam ihr so stark in den Sinn, dass sie alle einmal gelebt hatten und Sasukes Verlust war für sie dadurch noch nachempfindbarer. Sie holte ihr Nähzeug und eines ihrer Lieblingsoberteile und sie setzte sich an den Küchentisch. Zunächst jedoch betrachtete sie sich die Näharbeit genau. Vielleicht musste sie irgendwann Neue anfertigen, wenn die Alten durch Kampf oder durch die Zeit kaputt gingen. Doch das schien machbar zu sein. Also machte sie sich eine kleine Lampe an und sie machte sich daran, eines der kleineren Embleme auf den Rücken eines ihrer Lieblingsoberteile zu nähen. Sie war erst halb fertig, als es an der Tür klopfte. Sie eilte sofort hin und riss sie freudig auf. Doch es war nicht Sasuke. Es war ihre Mutter. Offenbar hatte ihre Nachbarin ihr ausgerichtet, dass Sakura bei ihnen gewesen war und niemanden angetroffen hatte. "Du machst dir wohl ganz schön Sorgen um mich, nicht wahr Mama?", fragte Sakura mit einem Lächeln. "Normalerweise würdest du nicht um diese Uhrzeit extra deswegen noch herkommen. Komm rein! Ich mache dir einen Tee, aber-" Doch sie war mit ihrer Warnung zu langsam gewesen, denn ihre Mutter schrie auf, sie hatte zumindest Aose schon bemerkt. "Da ist noch eine", sagte Sakura und deutete auf Asura, um wenigstens dem zweiten Schrecken vorzubeugen, "aber sie tun uns nichts, sie passen bloß auf Sasukes Sachen auf." Ihre Mutter starrte entsetzt zwischen den Schlagen und ihr hin und her. "Aber...", sagte sie schwach. "...wieso? Vertraut er dir nicht? Und du hasst doch Schlangen, wie kannst du-? Wieso bist du so ruhig?! Und wieso müssen es ausgerechnet Schlagen sein, oh, das ist- also- ich finde das überhaupt nicht-" Sie brach hilflos und überfordert ab. "Ich habe mich an Sie gewöhnt", sagte Sakura schulterzuckend. "Ich mag sie mittlerweile." Mit einem freundlichen Blick zu Aose fügte sie hinzu: "Würdest du dir bitte einen anderen Platz suchen, damit meine Mutter sich an den Tisch setzen kann?" Die gefleckte Schlange zischte leise und wandte nachdenklich ihren Kopf von der einen zur anderen Seite. Sakura nahm Sasukes Tasche und Mantel und trug beides zum Sofa. Das funktionierte, denn Aose folgte ihr und rollte sich nun vor dem Sofa zusammen. Sakuras Mutter ließ sich langsam auf einem der Stühle am Küchentisch nieder. Sie wirkte etwas blass. "Also ist er tatsächlich bei dir aufgetaucht und ihr seid- ...ihr seid..." Dann fiel ihr Blick leider direkt auf die Uchiha Embleme. Und auf das halb aufgenähte Symbol auf einem von Sakuras Oberteilen. "Mama", sagte Sakura rasch und sie setzte sich mit ernster Miene vor sie. "Ich muss dir etwas sagen." Ihre Mutter hob langsam den Blick und sah sie bang an. "Es tut mir leid, dass ich euch enttäusche und es tut mir leid, dass ihr nicht dabei wart", sagte sie ruhig und fest. "Aber Sasuke und ich, wir haben letzte Nacht geheiratet." "Was?", fragte ihre Mutter schwach. "Gehei- ...was?" Sakura hielt ihr ein wenig schuldbewusst ihre Hand mit dem Ring hin. Ihr Mutter wurde noch blasser. "Es war ein spontaner Entschluss", sagte Sakura sanft. "Ich hätte euch gerne darauf vorbereitet, aber das ging nicht." Ihre Mutter strich kurz mit ihren Händen über ihr Gesicht, wie um sich zu sammeln. "Ich bin sehr glücklich", sagte Sakura mit einem vorsichtigen Lächeln. "Bitte Mama, wenn du kannst, dann freue dich für mich. Aber ich verstehe, dass das vielleicht jetzt im Moment alles gerade ein bisschen viel-" Ihre Mutter nahm ihre Hände herunter, griff dann mit ihren beiden Händen nach Sakuras rechter Hand und sie umfasste sie. "Herzlichen Glückwunsch meine schöne, starke Tochter!", sagte sie gefasst und es klang ehrlich. Das rührte Sakura sehr und vor Dankbarkeit und schlechtem Gewissen stiegen ihr ein paar Tränen in die Augen. "Ich bin so glücklich, Mama!" Ihre Mutter bekam ebenfalls feuchte Augen. "Ach Sakura... Ich wünschte, ich könnte ihm vertrauen!", sagte sie leise. "Aber für mich ist er ein Verbrecher, jemand, dem nur verziehen wurde, weil er geholfen hat uns alle zu retten. Doch ich denke, dass das bloß Zufall war. Ich denke, er hat hauptsächlich gekämpft, um diese Welt und damit sich selbst zu retten. Für mich ist er ein Mann, der meine wundervolle Tochter töten wollte. Und der es getan hätte, wenn dich nicht erst Kakashi und dann Naruto in der letzten Sekunde gerettet hätten." Sakura blickte sie nachdenklich an. "Das kann ich nicht abstreiten", sagte sie leise. "Das stimmt wohl alles." Ihre Mutter schüttelte ein wenig verzweifelt den Kopf. "Wieso nur, Sakura?", flüsterte sie. "Wieso ausgerechnet er? Du hattest so viele tolle Angebote und Möglichkeiten!" "Ich weiß es nicht", sagte Sakura schlicht. "Ich liebe ihn." Sie schwiegen und sahen sich an und irgendwann ließ ihre Mutter ihre Hände los. Sakura lächelte sie behutsam an und ihre Mutter erwiderte es schicksalsergeben. Im nächsten Moment zuckten sie beide zusammen, als es an der Tür klopfte. Sakura erhob sich rasch und ging die paar Schritte hinüber, um zu öffnen und ihr Herz schlug direkt wieder hoffnungsvoll. Und dieses Mal war er es tatsächlich. "Hallo", sagte sie ein wenig atemlos vor Glück. In dem Licht des Sonnenuntergangs sah er besonders anziehend aus. "Hallo", erwiderte er ruhig ihre Begrüßung und er kam herein, als sie ihm die Tür aufhielt. "Meine Mutter ist kurz auf einen Tee vorbeigekommen", sagte Sakura rasch. Doch Sasuke hatte sie längst bemerkt, er war stehengeblieben und beobachtete wie ihre Mutter, ihn ebenfalls musternd, sich sehr zögerlich von ihrem Stuhl erhob. Sakura fühlte sich ein wenig hilflos. Sie wollte, dass sie miteinander klarkommen würden. Gleichzeitig wollte sie Sasuke ersparen sich damit auseinandersetzen zu müssen, weil sie sich sorgte, dass ihn das überfordern würde. Und ebenso wollte sie ihrer Mutter gerne ihre Sorgen nehmen. Sie hatte keine Ahnung, was sie nun tun sollte. So wie offenbar gerade keiner von ihnen. Ihre Mutter fasste sich schließlich als erste ein Herz. "Ich- also..., guten Abend!", sagte sie und sie machte kurz einen Schritt auf ihn zu und eine kurze Bewegung, als ob sie ihm die Hand geben wollte, doch dann schien sie es sich wieder anders zu überlegen. Sie blieb wieder stehen und sie sah unbeholfen zu Sakura. "Ich habe es ihr erzählt", sagte Sakura rasch an Sasuke gewandt. "Dass wir geheiratet haben, meine ich." Er wirkte erhaben und sicher, doch die Tatsache, dass er bloß dastand, ließ sie glauben, dass er sich gerade ebenfalls ziemlich überfordert fühlte. So etwas war wirklich nicht seine Stärke. "Also... meine Glückwünsche", sagte Sakuras Mutter tapfer und er sah wieder zu ihr. "Ich wünsche euch alles Glück der Welt!" Sasuke neigte einmal leicht höflich den Kopf. "Also..., möchtest du noch Tee?", fragte Sakura ihre Mutter zögerlich. Sie war bisher nicht dazu gekommen, welchen zu machen. Und jetzt war sie unsicher, ob das überhaupt noch Sinn machte. "Ein andermal", beeilte sich ihre Mutter lächelnd zu sagen. "Es ist spät! Ich muss nach Hause. Ich werde es deinem Vater erzählen, ja?" Sakura nickte, Sasuke trat zur Seite und sie ging mit ihr zur Tür. Ihre Verabschiedung fiel sehr kurz aus, Sakura hatte den Eindruck, dass ihre Mutter es eilig hatte, fortzukommen. Wahrscheinlich musste sie das erstmal verdauen. Sie schloss die Tür und drehte sich mit einem vorsichtigen Lächeln zu ihm um. Er musterte sie einen Moment. Dann kam er auf sie zu und blieb vor ihr stehen. "Sie hat es ganz gut aufgenommen, sie muss es erst verarbeiten, aber sie freut sich für mich", teilte Sakura ihm unaufgefordert mit. Er nickte leicht. Er hob seine Hand und berührte liebevoll ihre Wange. Dann beugte er sich zu ihr und küsste sie so sanft und liebevoll, dass sie seufzte und sich ihm entgegenstreckte. Sie schlang ihre Arme um seinen Hals und er zog sie an sich. Dann gab er sie wieder frei und er sah sie prüfend an. "Ich bin glücklich!", sagte sie und sie strahlte ihn an. Denn das war sie. Er hob seine Hand und strich ihr eine Haarsträhne nach hinten. "Ich war mit Naruto und Kakashi zusammen. Sie haben mir von ihren Visionen für die nächsten Monate und Jahre erzählt", sagte er sachlich und ein wenig unvermittelt. Sakura musste lachen. "Erzählst du mir gerade freiwillig von deinem Tag?", fragte sie verblüfft aber begeistert. Er neigte leicht zur Bestätigung den Kopf und ließ sie los. Sakura ging zur Küchenzeile hinüber, um nun doch Tee für sie aufzusetzen und er folgte ihr. "Und, was hälst du von ihren Ideen?", fragte sie gut gelaunt. "Sie haben offenbar alles im Griff." "Ich koche uns etwas und du erzählst mit ein bisschen davon?", schlug sie lächelnd vor. Er nickte. "Ich helfe", sagte er. "Du hast gearbeitet." Das machte sie gleich noch fröhlicher. Der Abend wurde perfekt. Sie fühlte sich nicht mehr so unsicher wie am Vorabend und er schien sich ebenfalls nun schon mehr an die neue Situation gewöhnt zu haben. Sie aßen, duschten und dann nahm er sie. Kurz überlegte Sakura, als sie danach ihre Behandlung durchführte, ob sie mit ihm darüber sprechen sollte, dass sie es in der letzten Nacht vergessen hatte. Aber dann entscheid sie sich dagegen. Gerade war alles so perfekt. Sie hatte keine Lust auf Sorgen. Und es ihm zu erzählen würde schließlich auch nichts ändern. Es war wahrscheinlich ohnehin nichts passiert. Kapitel 45: Zusatzkapitel - 6 ----------------------------- Eigentlich wäre es vernünftiger gewesen noch einmal zu rasten und etwas zu schlafen anstatt weiterzugehen. Und ein langsameres Tempo wäre besser gewesen, um Energie für einen möglichen Kampf zu sparen. Vielleicht stieg ihm seine Kraft zu Kopf. Es war unklug sich für unbesiegbar zu halten. Selbst dann, wenn man es tatsächlich zu sein schien. Als er ein paar Tage nach ihrer spontanen Eheschließung zu seiner nächsten Mission aufgebrochen war, hatte er ihr gesagt, dass er ungefähr eine Woche fort sein würde. Nun waren es beinahe zwei geworden. Das hatte daran gelegen, dass seine Ziele ihr Versteck gewechselt hatten und er etwas länger als geplant benötigt hatte, um sie ausfindig zu machen. Sie auszuschalten hatte letztlich nur ein paar Minuten gedauert. Und er hatte sich dabei nicht gerade beeilt. Ihm gefiel seine Stärke. Er wollte sie auch behalten. Aber er musste zugeben, dass er sich ein wenig gelangweilt und unterfordert fühlte. Beinahe taten ihm seine Gegner leid. Sein Auftauchen war ein Todesurteil und die Durchführung mehr eine Nebensächlichkeit. Schlecht fühlte er sich deswegen nicht. Er tat, was nötig war. Und ohne solche Menschen war die Welt für alle ein besserer Ort. Es gab Fälle, da ließen sich Dinge friedlich lösen. Und andere, da war das nicht so. Und er überließ es größtenteils Naruto und Kakashi darüber zu entscheiden. Ihm war klar, dass er dazu neigte zu schnell endgültige Urteile zu fällen. Naruto gab gerne zweite oder dritte Chancen. Doch wenn das zu keiner Besserung führte und Unschuldige darunter litten, dann war selbst Naruto nicht so naiv zu glauben, dass sich alles friedlich lösen lassen würde. Und schließlich mussten sie an das Ganze denken und mit den Plänen für eine friedlichere Zukunft vorankommen. Also erledigte er, was erledigt werden musste. Aber es war wohl besser, dass sie dieses Mal nicht dabei gewesen war. Diese Mission hätte ihr nicht gefallen. Auch wenn sie verstand, dass manche Dinge nötig waren. Trotzdem, wenn er Grausamkeiten von ihr fernhalten konnte, dann würde er das tun. Es war nicht nötig, dass sie sich damit belastete. Sie war weit empfindsamer als er. Sasuke sprang von dem Ast des Baumes, auf dem er einen Sekundenbruchteil zuvor gelandet war. Hier hörte der Wald fürs erste auf. Von hier aus würde er zu Fuß auf das Stadttor zugehen. Er verlangsamte sein Tempo. Er wollte zwar ankommen, aber hier zu rennen, wo man ihm vom Tor aus würde sehen können, wäre ... einfach albern. Er schnaubte leise ob dieses Gedankens. Sie hatte ihn wirklich verändert. Noch vor ein paar Monaten hatte er nicht gewusst, ob er es wirklich in Gesellschaft würde aushalten können. Dann hatte er sich an ihre Gesellschaft gewöhnt. Und jetzt verhielt er sich unvernünftig und verzichtete auf Pausen, bloß um einen Tag schneller zurückzukehren. Zurück zu ihr. Er hatte in den letzten Tagen ihre Stimme vermisst. Ihr Lachen. Sogar, dass sie ihn bisweilen nervte, wenn sie versuchte ihn aus der Reserve zu locken und ihn dazu zu bringen mit ihr zu reden. Wenn er in ihrer Nähe war, fühlte er sich wie ein Mensch. Alleine kam er sich vor wie eine präzise, tödliche Waffe. Denn wenn er alleine war, dann kamen Gedanken und Erinnerungen hoch, die ihn wohl für immer schmerzen würden und dann schob er seine Empfindungen beiseite. Dann ließ es sich aushalten. Doch die positiven Empfindungen waren dann auch abgedämpft. In ihrer Nähe hatte er Ablenkung. Dann brauchte er nichts wegzuschieben. Sie beschäftigte ihn. Sie war interessant und er fühlte sich mit ihr nicht unterfordert oder gelangweilt. Im Gegenteil. Sie überforderte ihn in gewisser Weise. Sie war so lebhaft. Und so warm. Er durchquert das Tor ohne Probleme. Nachts war es geschlossen. Damit die Wachen es leichter hatten. Doch sie hatten ihm wortlos die kleine Tür im rechten Torflügel geöffnet und er war wortlos hindurchgegangen. Kakashi hatte scheinbar entsprechende Befehle gegeben. Ihm war es recht. Er hatte keine Lust mit jemandem reden zu müssen. Sie hassten und fürchteten ihn sowieso alle. Er bemerkte, dass er sehr zügig ging und er verlangsamte seine Schritte wieder ein wenig. Er verhielt sich wirklich albern. Weil er es so eilig hatte die dunklen Straßen zu ihrer Wohnung zu durchschreiten. Was änderte es, ob er zwei Minuten früher ankommen würde? Er verhielt sich lächerlich. Aber er wollte sie sehen. Und er hatte sich sehr beeilt, um heute Nacht noch anzukommen. Er wollte den Rest der Nacht bei ihr schlafen. Sie war warm und weich und zart und- Er schüttelte kaum merklich den Kopf um den Gedanken abzubrechen. Kaum jemand begegnet ihm. Die meisten Menschen in ihrer Wohngegend schienen zu schlafen. Und wer ihm begegnete, wich ihm eilig aus. Er stieg die Treppen zu ihrer Wohnung hoch und vor der Tür zog er den kleinen Schlüssel aus der Tasche, den sie für ihn hatte machen lassen. Sie hatte ihn ihm gegeben, kurz bevor er wieder aufgebrochen war. 'Damit du jederzeit nach Hause kommen kannst', hatte sie glücklich und ein bisschen verlegen gesagt. 'Falls ich gerade nicht da sein sollte, wenn du ankommst.' Sie hatte ihn mit diesem leicht scheuen Blick angesehen. Hingebungsvoll und sanft und so, als ob sie sich wünschen würde, dass er sie nun küssen würde. Aber selbstverständlich hatte er das nicht getan. Nicht mitten am Tag. Vor dem Stadttor. Vor so vielen Leuten, die er kannte... Er hatte genickt, sich den Schlüssel gegriffen, sich umgedreht und 'bis dann' gesagt. Und dann war er gegangen. Mehr hatte er nicht fertig gebracht. Aber das war sicher in Ordnung. Sie wusste wie er war. Und schließlich hatte er sie geheiratet. Also konnte sie sich in Bezug auf ihn nun sicher fühlen. Vielleicht hatte er aber auch bloß schnell verschwinden wollen, weil sie ihn mit ihren Worten kalt erwischt hatte. Er hatte schon sehr lange kein 'zuhause' mehr gehabt. Und nun konnte er wieder 'nach Hause' kommen. Und es war sogar jemand da, der auf ihn wartete... Seltsames Gefühl... Sollte er klopfen? Vielleicht erschrak sie, wenn er einfach hereinkam. Keine Reaktion. Also doch aufschließen. Es war dunkel. Er war leise, während er seine Tasche und sein Schwert neben der Tür abstellte und die Schuhe auszog. Leicht irritiert spürte er, wie sich sein Herzschlag beschleunigte, als er sich leise ihrem Schlafzimmer und ihrem Bett näherte. Das war so lächerlich. Vor allem, da er Augenblicke später feststellen musste, dass sie gar nicht da war. Er stand in dem dunklen Schlafzimmer und blickte verärgert auf ihr leeres Bett. Arbeitete sie noch? Arbeitete sie manchmal auch nachts im Krankenhaus? Möglicherweise. Wo konnte sie noch sein? Mit Freunden etwas Essen oder Trinken? Passiert war ihr mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nichts. Hier war es sicher. Sie war stark. Sie war hier beliebt und hatte Freunde und Familie. Und Naruto passte auf sie auf. Er blickte auf ihr Kopfkissen und spürte den Drang mit seinen Fingern über den Stoff zu streichen. Was er selbstverständlich nicht tat. Wenn er einfach hier warten würde, dann würde sie zu ihm kommen. Ja. Das war am besten. Alles andere wäre albern. Zehn Minuten später schlug er mit der Faust an Narutos Wohnungstür. Zweimal. Denn Naruto brauchte etwas bis er die Tür öffnete. "Sasuke!", sagte Naruto etwas überrascht, aber nicht unerfreut. Dieses Mal hatte er ihn scheinbar nicht gespürt. Er hatte gerade ganz offensichtlich geschlafen und weder Chakra geschmiedet noch im Sage Modus meditiert. "Wo ist sie?" "Was?" Naruto schien noch nicht ganz wach zu sein. "Sie ist nicht zu Hause. Mit deinem Sage Chakra kannst du sie lokalisieren." Einen Moment sah Naruto ihn ziemlich perplex an. Dann fing er leider an zu grinsen. Was klar gewesen war. Aber er war bereit gewesen diese Peinlichkeit in Kauf zu nehmen. "Es freut mich, dass sie dir inzwischen so wichtig ist", sagte Naruto immer noch über das ganze Gesicht grinsend. "Aber das werde ich ganz sicher nicht tun." Er blickte ihn abwartend an, um dafür eine Erklärung zu bekommen. Naruto verschränkte die Arme und lehnte sich in den Türrahmen. "Hinata schläft drinnen", sagte er. "Sonst würde ich dich reinbitten." Er nickte leicht mit dem Kopf. "Ich will dich nicht stören. Ich will wissen wo Sakura ist." Naruto runzelte leicht die Stirn. "Sie hat mir erzählt, dass du einen Schlüssel hast. Warte bei ihr in der Wohnung. Ihr geht es gut, sie wird bei Ino oder ihren Eltern sein oder sowas. Ich helfe dir nicht sie aufzuspüren. Das kommt sonst echt merkwürdig. Glaub mir das. Als ob du sie kontrollieren würdest." Einen Moment sahen sie sich nur an. Wollte er sie kontrollieren? Nein. Vielleicht. Nicht wirklich. Er wollte sich überzeugen, dass es ihr gut ging. Aber das hatte Naruto ihm ja gerade bestätigt. Vielleicht war er es einfach nicht gewohnt, dass sie sich nicht ausschließlich mit ihm beschäftigte. Aber sie hatte selbstverständlich ein eigenes Leben. Das war ihm klar. Er wollte bloß- "Wie war deine Mission?", fragte Naruto interessiert. "Hat alles geklappt mit-" "Alles verlief wie geplant, keine Schwierigkeiten. Das berichte ich dir und Kakashi morgen." Damit drehte er sich um, um zu gehen. "Schön, dass du wieder da bist!" Er machte sich nicht die Mühe etwas zu erwidern. Aber Naruto nahm ihm sowas nicht übel. Er hörte ihn leise lachen und wieder seine Wohnungstür schließen. Hätte er sagen sollen, dass er sich für ihn freute? Wegen Hinata Hyuuga? Wahrscheinlich wäre das nett gewesen. Er bog um die nächste dunkle Ecke, um wieder in die Richtung ihrer Wohnung zu gehen. Dann würde er nun wohl doch auf sie warten müssen. Was für ein unbefriedigendes Gefühl. Das war neu für ihn. Dunkel erinnerte er sich daran, dass er früher als Kind oft gewartet hatte, in der Hoffnung Itachi würde Zeit für ihn haben. Aber das war lange her. Sie hatte immer auf ihn gewartet. Im Grunde tat sie es noch heute. War es schwer für sie gewesen? Wahrscheinlich. Er wusste ja, dass sie aller Wahrscheinlichkeit nach bald in ihre Wohnung kommen würde. Sie aber hatte jahrelang nicht gewusst, ob sie ihn überhaupt wiedersehen würde. Oder was er mit ihr machen würde, wenn es dazu käme. Er hätte sie anders behandeln müssen. Es war ein Wunder, dass sie das für ihn getan hatte. Trotz allem, was er getan hatte. Plötzlich hatte er das Gefühl es noch mehr zu schätzen zu wissen. "Sasuke!" Er sah auf. Er hatte gespürt, dass ihm jemand in der Dunkelheit vor Sakuras Wohnung entgegen kam. Ino also. Das traf sich gut. Sie blieb drei Meter entfernt von ihm stehen und er tat es ihr gleich. "Hallo." "Du bist also wieder zurück." Irgendwie hatte sie feindselig geklungen. Als würde sie ihm etwas sehr übel nehmen. Bei ihrem letzten Zusammentreffen war sie auch vorsichtig gewesen. Aber nicht unbedingt feindselig. Er nickte bloß kaum merklich als Antwort. Wusste sie wo Sakura war? Wenn er nun fragen würde, dann würde er zugeben müssen, dass er schon wusste, dass sie nicht zuhause war und dass er sie nun suchte. Das war ihm unangenehm. Andererseits wusste Ino möglicherweise wo sie war und konnte es ihm sagen. Er schwieg und versuchte zu einer Entscheidung zu kommen. Was erstaunlich gut funktionierte, denn Ino schien es nicht besonders angenehm zu finden, dass er bloß dastand und sie musterte und offenbar fing sie daher aus Verlegenheit von selbst mit dem Reden an. "Also... du willst zu Sakura nehme ich an?" Er schwieg. "Tja, dann gehe ich jetzt mal", sagte sie. "Wir haben ein bisschen was getrunken, ich habe sie gerade nach Hause gebracht." Das erklärte warum Ino ein bisschen instabil wirkte. "Also sei bitte nett, sie ist ein bisschen emotional", fügte Ino mit einem vorsichtigen Blick hinzu. Immer noch glaubte er ein wenig Feindseligkeit zu spüren. Er schwieg und trat einen Schritt zur Seite und Ino ging um ihn herum. Sie beeilte sich an ihm vorbeizukommen, als hätte sie Angst, er könnte eine plötzliche Bewegung machen. "Bis dann", murmelte sie. Er sah ihr nach bis sie in der Dunkelheit der Gasse verschwunden war. Merkwürdig. Irgendwie störte ihn ihr Verhalten. Es hatte sich fast angefühlt, als ob sie wegen etwas wütend auf ihn wäre. War etwas mit Sakura nicht in Ordnung? Er ging auf die Treppe zu und nahm zwei Stufen auf einmal. Oben angekommen klopfte er zweimal deutlich an die Tür. Drinnen rumpelte es, er hörte sie fluchen. Sein Mundwinkel zuckte belustigt. Rasch setzte er wieder einen neutralen Gesichtsausdruck auf. "Hast du was vergess-" Sobald sie die Tür weit genug aufgezogen und ihn erblickt hatte, verstummte sie. "Sasuke", hauchte sie. Sie klang glücklich. Und ein Strahlen breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Er bekam also, was er gewollt hatte. Vielleicht hatte er sich in Bezug auf Ino geirrt. Alles schien in Ordnung zu sein. "Du bist zurück", flüsterte sie glücklich. "Hallo", sagte er. Einen Moment sah sie ihn nur an, sie schien ein wenig Schwierigkeiten zu haben ihren Blick zu fokussieren. Sie schien in der Tat angetrunken zu sein. Dann schien ihr klar zu werden, dass sie ihn bloß anstarrte und sie wich rasch zurück und bat ihn herein. "Ist alles gut gegangen? Du kommst später als du gesagt hast, ich war ein bisschen besorgt", redete sie drauf los, während er seine Schuhe auszog und seine Sache das zweite Mal in dieser Nacht in ihrem Eingangsbereich abstellte. "Mir geht es gut", antwortete er und er folgte ihr weiter hinein in die kleine Wohnung. Zufrieden registrierte er wie sie sich danach zu sehnen schien, ihn zu berühren. Vielleicht wäre sie ihm um den Hals gefallen, wenn sie sich getraut hätte. Und vielleicht hätte er das auch gar nicht so schlecht gefunden. Doch ihm war klar, dass er nicht wie jemand wirkte, bei dem man das einfach so tun würde. Selbst sie nicht. Sie machte einen vorsichtigen Schritt auf ihn zu. "Schön, dass du zurück bist", flüsterte sie. Sie roch ein bisschen nach Alkohol. Und auch nach diesem frischen, blumigen Duft, den er in den letzten Tagen vermisst hatte. Er beobachtete wie sie ihm noch ein kleines Stück näher kam, immer noch in der Hoffnung, er würde ihr signalisieren, dass sie ihn berühren dürfte. Und das wollte er. Aber einerseits musste er sich scheinbar erst wieder ein wenig überwinden, um Nähe zuzulassen und andererseits war es ein berauschendes Gefühl ihre Sehnsucht zu spüren und er genoss es. All ihre Aufmerksamkeit war auf ihn gerichtet, ihre Lippen waren ganz leicht geöffnet und ihre Augen hatten diesen bezaubernden Glanz. Sie hob ganz langsam ihre rechte Hand. Sie schien selbst nicht so richtig zu wissen, was sie damit vorhatte. Er wollte seine Finger durch ihre weichen Haare gleiten lassen. Er hob entschlossen seine Hand und griff sich ihr Handgelenk, denn sie hatte in ihrer Bewegung innegehalten. Er spürte Ungeduld in sich. Sie zuckte aufgrund seiner plötzlichen Bewegung zusammen, ihre Augen wanderten kurz zu seinen Fingern um ihr Handgelenk und dann wieder zu seinem Gesicht. Jetzt war er allerdings derjenige, der sich nicht ganz sicher war, wo er mit dieser Bewegung hingewollt hatte. Doch das war egal, denn sie schien sich dadurch ermutigt zu fühlen den letzten Abstand zu überwinden und sie trat auch noch den letzten kleinen Schritt an ihn heran. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, reckte sich nach oben, schloss die Augen, öffnete ihre schönen Lippen noch ein klein wenig mehr und nun war sie so nah, dass er ihren Duft in aller Deutlichkeit wahrnehmen konnte. Es war besser als in seiner Erinnerung. Und als sie ihn berührte, griff er mit seiner anderen Hand in ihre Haare und er küsste sie zurück. Plötzlich schien es doch wieder ganz einfach zu sein sie zu berühren und er wusste nicht mehr, warum er sich eben noch überfordert gefühlt hatte. Es war ganz natürlich. Ganz einfach. Er ließ ihr Handgelenk und ihren Hinterkopf los und als sie zurückwich, funkelten ihre Augen noch mehr und ihre Wangen hatten einen leicht rosanen Hauch. Sie war wunderschön. Ihr Blick war voller Zuneigung. Sie war die einzige Person auf dieser Welt, die ihn so ansah. Nicht ängstlich. Nicht wütend oder misstrauisch. Nicht bloß interessiert aufgrund seines guten Aussehens. Sondern voll Wärme und Sanftmut und Dankbarkeit, dass er ebenfalls Zuneigung zu ihr zeigte. Das war es, zu dem er zurückgewollt hatte. Es fühlte sich tatsächlich so an, als wäre er 'Zuhause'. "War deine Mission erfolgreich?", fragte sie und sie schien sich konzentrieren zu müssen, um normal zu sprechen. Das hatte etwas. Angetrunken wirkte sie viel schwächer als normalerweise. Hilfsbedürftiger. Er wollte sie gerade umso mehr beschützen. Sicher, im Vergleich zu seiner übermenschlichen Stärke war sie schwach, so wie alle anderen außer Naruto auch. Aber ihm war klar, dass sie eine Jonin mit außergewöhnlichen Fähigkeiten war. Man konnte sie genauso wenig als schwach bezeichnen, wie man ihre Meisterin, die 5. Hokage als schwach hätte bezeichnen können. Für jemanden, der nicht wie Naruto oder er aus einem berühmten Clan mit besonderen Genen kam, hatte sie Unfassbares geleistet. Ihre Chakrakontrolle war immer schon besser als seine gewesen und wahrscheinlich war das noch heute so. Andernfalls könnte sie mit einer normalen Menge an Chakra nicht solche außergewöhnlichen Wirkungen erzielen. Seine Frau war eine starke Kämpferin. Sie war erfahren. Ihr Körper war sehr gut trainiert. Und normalerweise hatte sie den fokussieren Blick einer Frau, die sich und andere beschützen konnte. Selbst wenn sie weinte, wenn sie Angst hatte oder wenn sie heilte anstatt zu kämpfen. Ihre Augen waren stets wach, immer konzentriert. Und nun, durch den Alkohol war das nicht mehr so. Nun war ihr Blick ein wenig verschleiert und noch sanfter als normalerweise. Und er genoss es, sie so sehen zu dürfen. Denn das bedeutete, dass sie sich sicher fühlte. Hier in Konoha, hier in ihrem Zuhause. Hier mit ihm. Sie hatte keine Angst und sie schien sich sicher zu sein, dass sie in seiner Gegenwart gut aufgehoben war. Das war sie. Er wollte sie mit allem was er geben konnte beschützen. Gerade, in diesem Moment, konnte er plötzlich verstehen, warum Naruto sich für einen anderen Weg entschieden hatte als er. Rache brachte nur Hass und Verderben. Wieso war er so blind geworden, dass er vergessen hatte, dass er Naruto und sie einmal hatte beschützen wollen? Doch vielleicht, wenn er länger Zeit gehabt hätte, seine Bindung zu ihnen zu verfestigen, wäre alles anders gekommen. Orochimaru hatte das erkannt und er hatte ihn rechtzeitig von ihnen getrennt. Er hob seine Hand und berührte mit seinen Fingern ihre Wange. Gerade kam sie ihm so zart und zerbrechlich vor. Und so liebenswert. Wie hatte er ein so wundervolles Geschöpf beinahe vernichten können? Gerade verstand er sich selbst nicht mehr. Wie hatte er nicht sehen können wie fantastisch sie war? Und was für ein unglaubliches Geschenk sie für ihn war. Sie schmiegte ihre Wange in seine Handfläche, voller Zuneigung und dankbar für seine Berührung. "Ja", antwortete er auf ihre Frage nach seiner Mission. "Es tut mir leid, dass ich nicht früher zurückkommen konnte. Es hat sich verzögert." Sie lächelte ein warmes Lächeln. "Ich weiß wie Missionen laufen", sagte sie sanft. "Mir ist klar, dass Zeitangaben immer nur ungefähre Schätzungen sein können. Du musst dich nicht dafür entschuldigen. Du bist da, wann du da bist. Und ich bin froh, dass es nun soweit ist." Trotzdem wirkte sie dankbar für seine Worte. Vielleicht war da immer noch ein Rest Unsicherheit. Auch wenn sie einen Ring am Finger und sein Symbol auf ihrer Kleidung trug. Er nickte leicht und nahm die Hand von ihrer Wange. Deswegen hatte sie also nicht getrunken. Er hatte sich fragt, ob sie aufgrund seiner Abwesenheit frustriert oder besorgt gewesen war und deshalb getrunken hatte. Sie riss sich gut zusammen, aber es schien mehr gewesen zu sein, als man zu einem Essen trinken würde. Sie kam ihm eher so vor, als ob sie getrunken hätte, weil es ihr nicht gut gegangen war. Und wieder fiel ihm ein wie Ino ihn angesehen hatte. "Du musst müde sein", sagte sie immer noch voller Wärme. "Möchtest du eine Dusche nehmen? Ich könnte dir in der Zwischenzeit etwas zu essen machen. Ich hatte mir etwas vorbereitet, doch dann war ich mit Ino aus und habe mit ihr gegessen. Es würde nicht lange dauern. Hast du Hunger?" Er nickte einmal. "Danke." Erst unter der Dusche merkte er, dass er sehr müde war. Das heiße Wasser war angenehm. Aber es schien auch die Anspannung abzuwaschen. Und nun spürte er, dass er zweimal Schlafen und Rasten ausgelassen hatte, um schneller hier zu sein. Er bereute es nicht. Er konnte noch kämpfen. Wenn es nötig wäre, wäre das kein Problem. Aber es schien nicht nötig zu sein. Und er hatte den Beweis, dass sie wohlauf war. Ihr ging es gut. Und da er nun hier war, musste sie sich auch nicht mehr sorgen, weil er spät dran gewesen war. Gerade in diesem Moment war alles in Ordnung. Und deshalb konnte er sich ein bisschen Müdigkeit leisten. Nachdem er gegessen hatte, fühlte er sich noch müder. Sie erzählte ihm die ganze Zeit irgendetwas. Es war belangloses Zeug. Sie schien nicht zu erwarten, dass er etwas dazu sagte. Es ging um ihre Arbeit, Tsunade, Kakashi, Ino, ihre Mutter, ihre Pflanzen und bei den meisten Themen verstand er nicht, warum es sie überhaupt beschäftigte. Aber er war zu müde, um sich darüber zu ärgern, dass er es nicht verstand. Und er mochte es, ihr zuzuhören. Sie wirkte beim Erzählen zugleich lebhaft und doch ruhig und ausgeglichen und er fand den Klang ihrer Stimme angenehm. Am besten war, dass sie von ihm keine Reaktionen zu erwarten schien, die er nicht hätte geben können. Sie ging ebenfalls duschen und er rief die Schlangen, damit er würde schlafen können. Als sie ins Schlafzimmer kam, warnte er sie vor, damit sie nicht im halbdunkeln über Asura, der nahe bei der Tür lag, stolpern und sich erschrecken würde. Doch sie schien sich über die beiden eher zu freuen und erneut stellte er mit milder Überraschung fest, dass alle drei immer noch Zuneigung füreinander zu empfinden schienen und dass sie einander sogar beinahe liebevoll begrüßten. Er hatte geglaubt die zwei Wochen, die sie sich nicht gesehen hatten, hätten die Reptilien ihre Zuneigung vielleicht wieder vergessen lassen. Doch sie schienen immer noch diese, für Schlangen ungewöhnlichen, Gefühle zu empfinden. Vielleicht war es gar nicht so verwunderlich. Sein kaltes Herz hatte sie schließlich auch erwärmt. Er hatte auf dem Bettrand gesessen und geduldig zugesehen, wie sie die beiden Schlangen begrüßt hatte, doch er war froh, als sie ihre Aufmerksamkeit endlich wieder ihm zuwandte, indem sie ihn anlächelte, in ihr Bett kroch und ihn erwartungsvoll ansah. Also legte er sich zu ihr. "Darf ich in deinem Arm liegen?", fragte sie vorsichtig. Also hielt er ihn ihr auf und sie rutschte sofort an ihn heran. Wärme. Ihre Wärme war nicht mit heißem Wasser in der Dusche zu vergleichen. Es war besser. Viel besser. "Ich liebe dich", flüsterte sie im Dunkeln. Wie immer überforderte ihn das ein wenig. Er konnte dazu nichts sagen. Er schaffte es einfach nicht. Vielleicht würde er das nie können. Doch er legte auch seinen anderen Arm um sie und er zog sie ein wenig fester an sich. Vielleicht war das gut, denn sie seufzte und es klang zufrieden und so, als ob sie sich sehr wohl fühlen würde. Als er auf dem Weg hierher gewesen war, hatte er daran gedacht, wie sie sich anfühlte sie anzufassen. Wie es sich anfühlte, wenn er in ihr war und wenn sie für diesen kurzen Moment ganz und vollkommen ihm gehörte. Darauf war er eigentlich aus gewesen. Nun war er so unendlich müde. So müde, wie er schon ewig nicht mehr gewesen war. Vielleicht lag das daran, dass er das Gefühl gerade zum ersten Mal wirklich zuließ. Morgen wäre dazu auch noch Zeit. Dazu, sie richtig anzufassen. Dann würde er es auskosten. Doch gerade, in diesem Moment, war das hier sogar noch besser. Gerade wollte er nicht mehr. Merkwürdig... Aber so war es. Vielleicht würde er dieses Mal sogar zum allerersten Mal vor ihr einschlafen. Egal... Es war ungefährlich hier... Und doch kam ihm noch ein letzter, störender Gedanke bevor er einschlief. Er wollte wissen, warum sie so viel getrunken hatte. Und warum Ino ihn so angesehen hatte. Das würde er morgen herausfinden. Er konnte es nicht leiden, wenn er etwas nicht verstand. "Gute Nacht Sasuke", flüsterte sie und sie klang glücklich. "Schlaf", murmelte er. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)