Feelings von writer ================================================================================ Kapitel 41: Zusatzkapitel - 2 ----------------------------- "Also...", sagte sie möglichst leise, während sie ihm durch den dunklen, mit Fackeln erleuchteten Gang nachging, durch den er zügig schritt, "du hast die ganze Zeit von diesem Versteck gewusst und von Anfang an vermutet, dass er hier ist? Aber wieso hast du denn dann nicht zuerst hier nach ihm gesucht?" "Du brauchst nicht zu flüstern", sagte er und ging ruhig aber zügig weiter. "Er hat uns sicher längst bemerkt." Das war ziemlich wahrscheinlich. Sasuke war nicht gerade leise gewesen, als er sich gewaltsam Zutritt verschafft hatte. Er hatte den halben Tunnel zum Einsturz gebracht, als er die Tür mit Susanoos Hand einfach herausgerissen hatte. Sicher hätte er es auch leiser hinbekommen sich Zutritt zu verschaffen. Aber scheinbar legte er auf Heimlichkeit hier gerade keinen besonderen Wert. Vielleicht hatte er nicht das Gefühl, vorsichtig sein zu müssen, weil er sich unbesiegbar fühlte. Sakura empfand nach wie vor ziemlichen Respekt vor Orochimaru. Für sie war jemand wie er noch immer gefährlich, auch wenn sie längst nicht mehr so schwach war wie früher. Wehren können würde sie sich auf jeden Fall. Aber wahrscheinlich war er nicht alleine hier. Niemand hatte sie am Eintreten gehindert und sie waren niemandem begegnet. Doch die Gänge und Räume waren erleuchtet und dieses Versteck sah bewohnt aus. Und vor ein paar Sekunden hatte sie auch geglaubt eine Bewegung in den Schatten eines abzweigenden Ganges gesehen zu haben. "Also", fragte sie noch einmal, weil er darauf nicht geantwortet hatte, "wieso sind wir jetzt erst hierher gekommen?" Er antwortete nicht und ging einfach weiter und weil es nicht so wirkte, als würde er sich gerade auf irgendetwas konzentrieren, sondern vielmehr so, als hätte er einfach keine Lust etwas dazu zu sagen, verdrehte sie ein wenig genervt die Augen. Wenn er keine Lust hatte eine Antwort zu geben, dann bekam sie meist auch keine Antwort aus ihm heraus. Und das hier schien so ein Fall zu sein. Meistens, so glaubte sie, war das so, wenn ihn eine Antwort verlegen gemacht hätte oder sie ihm aus sonst irgendeinem Grund unangenehm war. Also vermutete sie nun, und dieser Hoffnung gab sie sich sehr gerne hin, dass er mit Absicht zuletzt hier nachgesehen hatte, weil er es gar nicht allzu eilig gehabt hatte, ihre Reise zu beenden. Sie hätte es bloß nur zu gerne gehabt, wenn sie aus seinem Mund eine Bestätigung für diese Vermutung hätte bekommen können. Doch darauf musste sie wohl verzichten. "Bist du wirklich sicher, dass es klug ist, einfach so ohne Vorsicht hier einzudringen?", wiederholte sie, was sie so ähnlich schon vor drei Minuten am Eingang gefragt hatte. "Traust du mir nicht zu, dass ich auf dich aufpassen kann?", fragte er bloß. "Doch", sagte sie ein wenig verlegen. "Natürlich!" Sie wollte schließlich nicht seinen Stolz verletzen und selbstverständlich wusste sie, zu was er alles in der Lage war. Und außerdem kannte er Orochimaru sehr gut. "Ihr seid also tatsächlich hier", sagte Sasuke plötzlich und er blieb stehen. Sakura tat es ihm rasch gleich und sie richtete ihren Blick wieder auf den Gang. Dort standen in einiger Entfernung zwei von Sasukes früheren Begleitern. "Ja", sagte der Mann namens Juugo bloß. "Wo hätten wir auch hingehen sollen?" "Du hattest schließlich keine Verwendung mehr für uns nicht wahr Sasuke?", fragte der Mann namens Suigetsu ein wenig unfreundlich. "Für dich waren wir immer nur Werkzeuge, um deine Ziele zu erreichen und dich hat es nie interessiert, was aus uns wird." "Ich habe auch nie etwas anderes behauptet", sagte Sasuke kühl. Juugo lachte leise. "Ja, da hat er recht Suigetsu. Du klingst ein bisschen wie eine eifersüchtige Frau!" "Halt bloß die Klappe!", gab Suigetsu zornig zurück. "Reg dich nicht auf", unterbrach Sasuke ihn, als er den Mund öffnete, um Juugo noch irgendetwas Gemeines zu erwidern. "Also, ist er hier?" "Ja, ist er", sagte Juugo. "Karin ist auch hier." "Das interessiert ihn nen Scheiß Mann!", sagte Suigetsu. "Die Frau nervt ihn noch mehr als wir!" Sein Blick wanderte nun von Sasuke zu Sakura und beide musterten sie neugierig. Also sagte sie ein wenig verlegen: "Hallo!" "Bist du der Ersatz für Karin?", fragte Suigetsu skeptisch. "Du hast auch Heilkräfte, oder?" "Ähm...", sagte sie ein wenig unsicher, was sie nun dazu sagen sollte. Sie blickte zu Sasuke. "Bringt mich zu Orochimaru." "Such ihn doch selbst", murmelte Suigetsu ärgerlich, aber ziemlich leise. Doch Juugo nickte und wandte sich um und Sasuke ging ihm nach, also folgte Sakura ihm ebenfalls. Suigetsu musterte sie immer noch neugierig und wartete, bis Sasuke an ihm vorbeigegangen und sie auf seiner Höhe war, dann folgte er Juugo und Sasuke ebenfalls und zwar so, dass er neben Sakura gehen konnte, die ihm einen skeptischen Blick zuwarf, weil er sie immer noch neugierig musterte. "Was?", fragte sie. "Nichts", grinste er. Sasuke warf über seine Schulter einen Blick zu ihnen zurück und schien dann vielleicht zu dem Schluss zu kommen, dass alles in Ordnung war, denn er blickte wieder nach vorne. "Du heißt Sakura, richtig?", fragte Suigetsu. "Du warst mit diesem Naruto früher zusammen in seinem Team, oder? Das hat Karin gesagt. Und weil sie so versessen auf ihn ist, stimmt soetwas meistens." "Ja", antwortete sie bloß. "Wieso bist du bei ihm? Ich hatte gehört, er würde alleine herumziehen. Er steht eigentlich nicht so auf Gesellschaft. Oder braucht er dich für seine Mission?" "Also...nein", sagte Sakura. "Das nicht. Ich bin nur so mitgekommen." "Merkwürdig...", sagte Suigetsu. "Das passt nicht zu ihm." "Tja", sagte sie verlegen lachend. Es war für sie sehr merkwürdig, dass sie Sasuke ebenfalls sehr gut kennen mussten. Mit ihnen hatte er eigentlich sogar mehr Zeit verbracht als mit ihr und Naruto. Vielleicht kannten sie ihn auf gewisse Weise sogar besser. Zumindest manche Seiten von ihm. Andere kannten sie vielleicht gar nicht. "Ich kann jedes Wort hören", sagte Sasuke ein paar Schritte vor ihnen und er klang genervt. "Okay, entschuldige", sagte Suigetsu sehr leise, aber wahrscheinlich konnte Sasuke das immer noch hören. "Ich lästere dann erst weiter über dich, wenn du außer Hörweite bist!" Sakura musste ein Lachen unterdrücken. Auch wenn sie sich eigentlich unwohl fühlte. Die ganze Situation kam ihr merkwürdig skurril vor. Sie wusste so wenig über die Zeit, in der Sasuke fort gewesen war. Und es war so eine lange Zeit gewesen. Sie alle hier hatten auch einen vernünftigen Anspruch darauf, ihn gut zu kennen. Und das fühlte sich wirklich sehr seltsam an, da sie ihr so lange nur als Feinde bekannt gewesen waren. Vor allem Orochimaru. Er befand sich, wie sie ein paar Minuten später feststellen konnten, in einem großen, behaglichen, bibliothekartigen Raum, wo er ruhig in einem bequemen Stuhl saß und scheinbar gelesen hatte. "Hallo Sasuke", sagte er, als sie alle eintraten und er klappte sein Buch zu und legte es zur Seite. "Dein Besuch ist mir nicht besonders willkommen, aber erwartet habe ich ihn wohl. Auch wenn ich mir nicht sicher war, wie schnell du mich finden würdest." Sein Blick fiel auf sie. "Und du hast sogar eine Freundin dabei. Wie schön." Er machte eine einladende Handbewegung. "Falls du nicht vorhast mich zu töten, dann setzt euch doch. Möchtest du etwas trinken? Deine Freundin ist sicher müde und hätte nichts gegen eine Erfrischung nach der Reise. Der Aufstieg in diese Höhen war sicher anstrengend." "Wie immer redest du zu viel", sagte Sasuke bloß. "Und du bist wie immer unhöflich und schlecht gelaunt. Das arme Mädchen. Muss sie das die ganze Zeit ertragen, oder bist du auch mal nett zu ihr?" "Kommt vor", sagte Sasuke. Orochimaru betrachtete sie einen Moment nachdenklich und Sakura erwiderte seinen Blick ziemlich unfreundlich. Sie hielt ihn nicht für einen besonders guten Menschen. Eher ganz im Gegenteil. Orochimaru sah zu Juugo und Suigetsu hinüber. "Ihr verratet mich also einfach so an ihn?" "Für mich zählt nur, was Sasuke will", sagte Juugo. "Ich bin nur wieder hier, weil ich nicht wusste, wo ich sonst hingesollt hätte." Suigetsu zuckte mit den Schultern. "Du kannst nicht von mir erwarten, dass ich mich ihm in den Weg stelle. Ich bin nicht lebensmüde. Außerdem hätte er dich auch ohne unsere Hilfe gefunden." Orochimaru nickte. "Ich verstehe." Er wandte sich wieder Sasuke zu. "Du wusstest also von diesem Versteck, obwohl ich seine Existenz vor dir geheim gehalten habe?" "Ich bin nicht blöd", sagte Sasuke. "Nein", seufzte Orochimaru. "Nein, das bist du nicht. Du bist sehr findig und sehr intelligent. Daher habe ich auch mit deinem Auftauchen gerechnet. Also... was hast du nun mit mir vor? Beziehungsweise, was hat Konoha mit mir vor? Denn offenbar bist du dorthin zurückgekehrt und du hast sogar eine alte Freundin bei dir. Gilt deine Loyalität also wieder ihnen? Haben sie dir verziehen? Denn dann müssten sie auch mir verzeihen. Ich habe auch im Krieg geholfen." "Ich bin nicht hier um dich zu töten", sagte Sasuke. "Ich wollte nur mal sehen, was du so treibst. Wenn du dich ruhig verhälst und niemanden mehr für deine Experimente entführst, dann lasse ich dich vorerst am Leben." "Nett von dir", sagte Orochimaru lächelnd. "Ab jetzt bleibst du bei deinem realen Alter. Keine neuen Körper mehr", sagte Sasuke. "Wenn du dich daran nicht hälst, dann beende ich das." "Seit wann interessiert dich sowas?", fragte Orochimaru mit hochgezogenen Augenbrauen. "Naruto, Kakashi und Tsunade wollen es so", sagte Sasuke. "Ich führe bloß ihre Anweisungen aus." "Und du bist zufrieden damit, dich so unterzuordnen?", fragte Orochimaru überrascht. "Das kenne ich nicht von dir." "Du weißt nur halb so viel über mich, wie du glaubst", sagte Sasuke gleichgültig. "Bilde dir nicht ein, dass du mich gut kennst." "Wie du meinst", sagte Orochimaru immer noch so, als würde er ihm nicht recht glauben. "Du heißt Sakura, nicht wahr?", sprach er sie plötzlich an. "Du warst in der Chunin Prüfung dabei, als ich Sasuke das Mal verpasst habe. Ja, ich erinnere mich. Du bist erwachsen geworden. Und wenn ich recht informiert bin, wurdest du Tsunades Schülerin. Und das Mal auf deiner Stirn spricht deutlich für deine herausragenden Fähigkeiten. Wie geht es Tsunade?" "Gut", sagte Sakura ein wenig unfreundlich. "Es geht ihr sehr gut." "Grüße sie von mir." Sakura schwieg und sah ihn nur an. Sie machte ihn zu einem nicht ganz unerheblichen Teil für Sasukes Leid verantwortlich. Und als Ärztin konnte sie seine Methoden und seinen Umgang mit Menschenleben einfach nur verachtenswert finden. Und auch wenn er jetzt scheinbar nicht mehr Konoha zerstören wollte, hielt sie ihn für selbstsüchtig und gefährlich und außerdem hatte er dem dritten Hokage getötet und unglaublich viele andere. "Na, deinem Blick nach bist du wohl genauso temperamentvoll wie deine Meisterin", lachte er leise. "Und noch schöner. Das ärgert sie bestimmt. Sie war schon immer sehr auf ihr Äußeres bedacht. Jiraya hat sie früher zu viel damit aufgezogen, dass sie unweiblich und hässlich sei. Das hat sie nie ganz verwunden." Er lachte, wohl in Gedanken an eine alter Erinnerung. Sakura ballte verärgert ihre Fäuste. Er war ein seltsamer Mensch. "Lass sie in Ruhe", sagte Sasuke, weil Orochimaru sie immer noch gedankenverloren betrachtete. Das brachte Orochimaru dazu, nun wieder ihn anzusehen. "Ohh, du scheinst Gefühle für sie zu haben", sagte er milde überrascht. "Denk was du willst", sagte Sasuke. "Jedenfalls, mach keinen Ärger, dann bringe ich dich nicht um." Er wandte sich Suigetsu und Juugo zu. "Ihr passt hier für mich auf. Lasst jeden frei, der hier eingesperrt sein sollte. Und wenn er sich nicht benimmt, dann schickt eine Nachricht an Konoha. Dann komme ich und kümmere mich um ihn." "Verstanden" sagte Juugo. Orochimaru seufzte ein wenig resigniert. "Okay", sagte Suigetsu. Er grinste. Das schien ihm gut zu gefallen. Orochimaru erhob sich und alle sahen wieder zu ihm hin. "Nun, dann wäre ja alles geklärt", sagte er. "Bleibt ihr zum Abendessen? Um der alten Zeiten willen?" "Tu nicht so, als hätten wir hier früher glückliche Familie gespielt." Orochimaru seufzte wieder betont theatralisch. "Nein, das wohl nicht. Du warst ein trotziger Teenager und nach dem Training bist du immer sofort alleine auf dein Zimmer verschwunden und hast dich in deinen dunklen Gedanken vergraben. Abgesehen vom Training hast du nie mehr Zeit als nötig mit irgendjemandem verbracht. Das fand ich manchmal fast ein bisschen schade. Aber ihr seid sicher hungrig und müde und die Dinge haben sich geändert, nachdem du mich getötet hattest. Seitdem ist viel passiert. Ich habe nicht vor, dein Mädchen zu vergiften, es war einfach nur ein gut gemeintes Angebot. Ich halte es im allgemeinen übrigens für eine gute Sache, dass es eine Frau in deinem Leben zu geben scheint. Das wird dir gut tun. Und wenn du nicht schlecht gelaunt bist, ist das gut für uns alle." Er machte eine leichte Verbeugung vor Sakura. "Meinen ergebensten Dank dafür, dass du dich um ihn kümmerst. Das ist sicher alles andere als einfach. Er hat seine Launen. Ich kenne das nur zu gut. Und ich hoffe sehr für dich, dass er dich nicht bloß ausnutzt. Aber ihr schient schon damals im Wald aneinander zu hängen. Damals, als ich euch während der Chunin Prüfung aufgesucht habe. Ihr habt damals schon beinahe wie ein niedliches, kleines Paar gewirkt. Ich wollte ihn nicht nur von Naruto sondern auch von dir trennen, als ich das gesehen habe." Er wandte sich wieder an Sasuke. "War sie der Grund, warum du nie Interesse an Frauen hattest? Ich dachte immer bei all den Angeboten, die du bekommen hast, hätte ein Junge in deinem Alter sich doch eigentlich mal ausprobieren wollen müssen." Sakura sah ihn bloß verwirrt an. Solche Gesprächsthemen hatte sie nicht erwartet. "Dein Gerede geht mir auf die Nerven", sagte Sasuke. "Du hörst besser auf mit dem Thema." "Wunderbar, ich höre auf damit und ihr bleibt noch etwas", erwiderte Orochimaru freundlich, als wäre das von Sasuke eine begeisterte Annahme seiner Essenseinladung gewesen. "Dann kann ich die Frau, die in der Lage war, dein Herz aufzutauen noch ein wenig beobachten. Höchst faszinierend. Wirklich. Ich fürchte nur, Karin wird es nicht besonders gut aufnehmen." "Wo steckt sie eigentlich?", fragte er an Suigetsu gewandt. "Mit ihren Fähigkeiten müsste sie Sasuke doch als allererstes bemerkt haben." "Hat sie auch", antworte Suigetsu und klang ziemlich gernevt. "Sie lautscht sicher. Sie hat uns vorgeschickt, weil sie rausfinden wollte, ob Sasuke nach ihr fragen würde. Das Weib ist doch komplett durchgeknall- ARGHH!" Er hatte seinen Satz nicht beenden können, da Karin in diesem Moment neben ihm landete und ihm eine verpasste und sein Kopf wurde bei ihrem Schlag zu einer Wassermasse. Sakura zuckte unwillkürlich ein wenig zusammen. "Hallo Sasuke!", rief Karin gleich darauf, als wäre nichts. "Hör nicht auf Suigetsu, er ist ein totaler Idiot!" Sie rannte eilig auf ihn zu und blieb viel zu dicht vor ihm stehen. "Aber das weißt du ja!", fügte sie mit einem strahlenden Lächeln an ihn hinzu. Sasuke verzog leicht den Mund. Auf die unzufriedene Art und Weise. "Komm mir nicht so nahe, das kann ich nicht leiden." "Ahhh, jetzt ist das schlechte Gewissen, dass du mich einfach durchbohrt hast, wieder weg, was? Mistkerl!" Ihr schmachtender Blick passte so gar nicht zu ihren Worten. Sasuke machte einen Schritt von ihr zurück, um wieder Abstand zu gewinnen. Und das freute Sakura ungemein. "Durchgeknalltes Weib!", murmelte Suigetsu, dessen Kopf wieder eine normale Form hatte. Karin sah immer noch Sasuke ins Gesicht. "Was ist so toll an ihr? Bist du jetzt mit ihr zusammen? Oder nicht? Ich war auch immer für dich da, wieso sie? Muss ich mich damit jetzt endgültig abfinden?" Sakura sah Sasuke an. Und alle anderen ebenfalls. Auch wenn wohl niemand, außer vielleicht Karin, so sehr an seiner Antwort auf diese Frage interessiert war, wie sie. Sasuke verzog das Gesicht. "Sie nervt mich jedenfalls weit weniger als du", sagte er bloß. Karin seufzte frustriert. Und Sakura ließ ein wenig den Kopf hängen. Das war nicht so ganz das, was sie gerne hatte hören wollen. Aber immerhin schien ihre Sorge, dass sie mal eine Bindung miteinander gehabt haben könnten, wirklich völlig unbegründet zu sein. So wie er es ihr gesagt hatte, war vielleicht wirklich nie etwas zwischen ihnen passiert. Er hatte ihr gesagt, das mit ihr sei auch sein erstes Mal gewesen und das schien tatsächlich die Wahrheit gewesen zu sein. "Krieg dich wieder ein Karin!", sagte Suigetsu. "Wahrscheinlich liegt es nur daran, dass sie hübscher ist als du. Du kannst nichts dafür. Gibt dir nicht die Schuld. Wahrscheinlich liegt es nicht mal an deinem Charakter. Auch wenn es da genug auszusetzen gibt." Karin wirbelte wütend zu ihm herum und obwohl sie gleich bei ihm war und ihm noch eine verpasste, hatte Sakura das merkwürdige Gefühl, dass Suigetsu sie eigentlich bloß aufmuntern hatte wollen und - und das war sogar noch merkwürdiger - dass es auf eine absurde Weise sogar funktioniert hatte, weil sie nun ihren Frust an ihm ablassen konnte. "Oje", sagte Orochimaru leicht belustigt mit einem Blick zu den beiden, wobei er sich erhob und er kam dann zu Sasuke und ihr herüber. Er blieb vor ihnen stehen. Er beugte sich leicht vor und musterte Sakura neugierig. "Ich muss gestehen, ich bin auch wirklich neugierig, wie du es geschafft hast, an ihn heranzukommen." "Ihr seid alle total verrückt!", sagte Sakura empört. Sie hatte nun wirklich kein Interesse mit IHM darüber zu reden! "Wie hast du es hier ausgehalten Sasuke?" Doch wahrscheinlich hatten sie sich in den letzten Jahren auch alle sehr verändert. Orochimaru war schon mal gestorben und schien von seinen Plänen größtenteils abgelassen zu haben und so vieles war passiert. So locker waren sie früher ganz sicher nicht miteinander umgegangen. "Du, Naruto und Kakashi wart so nervig, dass ich schon abgehärtet war", antwortete ihr Sasuke trocken auf ihre Frage. Sie sah ihn ärgerlich an. "Du kannst auch manchmal ganz schön nerven, das ist dir schon klar oder?", fragte sie ärgerlich. Karin hörte auf Suigetsu zu schütteln und es wurde sehr still. Sie blickte ihn wütend an und er sah unbeeindruckt zurück. Wieder, wie es manchmal passierte, kam es ihr so vor, dass sie kaum wahrnehmbare Belustigung in seinem Gesicht zu erkennen glaubte und wieder hatte sie den merkwürdigen Gedanken, dass es ihm manchmal Spaß machte, sie auf die Palme zu bringen. "Nun, wenn sie so mit dir reden kann, dann bist du wohl doch ziemlich nett zu ihr", sagte Orochimaru und er klang leicht verblüfft. Sakura sah immer noch ärgerlich Sasuke an und sie war sich sicher, dass er sie absichtlich aufzog. Andererseits, wenn man bedachte, wie er mit anderen umging, konnte sie sich darauf fast schon etwas einbilden. Ja, sie würde es einfach so sehen! "Wie ist er so?", fragte Karin einen Moment später und rückte nahe an sie heran, während Sasuke Suigetsu und Juugo genau erklärte, was die exakten Bedingungen Konohas für Orochimarus weiteres Verhalten waren. Orochimaru stand daneben und sah ziemlich unzufrieden aus, aber so, als würde er sich damit abfinden, dass seine Aktivitäten von nun an Beschränkungen unterliegen würden. "Also...", sagte Karin leise und drängend, "du weißt schon bei was! Ihr habt doch...? Oder? Oder nicht?" Sakura sah sie ein wenig mitleidig an, weil sie nur allzu gut wusste, wie es war, unglücklich in Sasuke verliebt zu sein. Trotzdem sagte sie: "Das geht nur ihn und mich etwas an!" "Also ja", seufzte Karin frustriert. "Ich wette es ist traumhaft!", fügte sie leise seufzend und mit einem träumerischen Blick hinzu. "Willst du dir nicht auch lieber anhören, wie Orochimaru sich verhalten sollte?" "Will ich nicht!", sagte sie ärgerlich. "Das quetsche ich später aus den anderen beiden raus! Ich will wissen, wie du es geschafft hast, dass er dich an sich ranlässt! Ich habe es jahrelang mit allen möglichen Methoden probiert! Ich will wenigstens wissen, warum es nicht geklappt hat! Nichtmal nur so zum körperlichen Vergnügen! Er hatte doch nichtmal Erfahrung und ich bin echt nicht hässlich! Warum war er nicht mal neugierig?" Sakura sah sie nachdenklich an. Sie wollte dieses Gespräch eigentlich nicht führen. Aber Karins Schicksal mit ihm erinnerte sie sehr an ihr eigenes und das löste eine Menge Mitgefühl in ihr aus. Mit dem kleinen, aber sehr beachtlichen Unterschied, dass sie selbst scheinbar wirklich von Sasuke bekam, was sie sich immer gewünscht hatte. Und das machte die Erfüllung von Karins Wünschen aller Voraussicht nach wohl unmöglich. "Ich weiß es auch nicht genau", sagte sie leise. "Ich glaube nicht, dass ich eine bestimme Strategie hatte oder sowas." Karin blickte sie nachdenklich an. Und dann zuckten sie beide zusammen, als Sasuke vor sie trat. Sie hatten gar nicht bemerkt, dass die anderen ihr Gespräch beendet hatten. Er sah Sakura fragend an und sie lächelte rasch, um ihm zu signalisieren, dass alles in Ordnung war. "Wir gehen", sagte er. "Ich dachte ihr bleibt noch!", sagte Karin sofort empört. "Das habe ich nie gesagt", erwiderte Sasuke. Karin war die einzige, die sie noch bis zum Ausgang begleitete. Von den anderen hatte sich Sasuke nur mit einem knappen Nicken verabschiedet. Aber Karin wollte wohl so lange wie nur irgendwie möglich einen Blick auf ihn erhaschen können. Und auch dieses Verhalten von ihr verstand Sakura schmerzhaft gut. "Also dann", sagte sie und Sakura hörte deutlich ehrlichen Schmerz in ihrer Stimme, als sie an dem in Trümmern liegenden Ende des Tunnels nach draußen angekommen waren. "Kommt mal wieder vorbei." "Schick mir ja keine Nachricht über Orochimaru, die nicht stimmt, nur damit ich herkomme", sagte Sasuke warnend zu ihr. "Das würde ich dich bereuen lassen!" Sie nickte und ihr Blick wirkte eine wenig so, als wäre es tatsächlich nicht ganz ausgeschlossen, dass sie auf so einen Gedanken kommen könnte. "Mach's gut", sagte Sasuke und er wandte sich zum Gehen. "Sasuke!", rief sie ihm nach und sie klang so verzweifelt, dass er sich tatsächlich wieder umwandte. Vielleicht allerdings auch nur, weil Sakura stehen blieb und ihn erwartungsvoll ansah. "Es war leichter, als ich mir einfach einreden konnte, dass du es schlicht nicht kannst. Jemanden an dich heranlassen meine ich. Wieso geht es bei ihr? Was ist falsch an mir? Sag mir nur das!" Er blickte sie an und sah dann kurz zu Sakura und sie warf ihm einen bittenden Blick zu. Karins Schmerz tat ihr weh, obwohl sie sie eigentlich nicht einmal allzu gut leiden konnte. "Sie war immer einfach nur da", sagte er schließlich, ohne zu Sakura zu sehen und an Karin gewandt, die einen Moment völlig überrascht aussah, dass er ihr tatsächlich eine Antwort gab. "Sie wollte mich nie zu etwas bringen oder mich zu etwas machen was ich nicht bin und sie hat nie versucht sich zu verstellen, um mich zu beeindrucken. Ich bin nicht so toll, wie scheinbar viele glauben. Sie weiß das und sie mag mich trotzdem. So wie ich bin. Ohne mich besitzen zu wollen. Sie wollte mir immer nur helfen und für mich da sein, völlig selbstlos. Du bist nicht schlecht oder unzureichend. Sie ist besonders." Er wandte sich ab und ging und Sakura stand noch einen Moment da, mit heftig klopfendem Herzen und Gänsehaut. Sie fühlte sich leicht schwindelig. Karin sah zu ihr und sie sah Karin an. "Ich verstehe", sagte sie leise, während sie einander anblickten. In ihrem Blick lag Neid. Aber auch ein wenig Akzeptanz. Und sie wirkte nun ruhiger. "Kommt uns mal wieder besuchen", sagte sie leise. "Ihr könnt auch Konoha besuchen kommen", erwiderte Sakura. "Also zumindest du und die anderen beiden. Orochimaru muss ich nicht unbedingt sehen." Karin grinste. "Vielleicht mache ich das irgendwann mal. Wenn mir hier alles zu sehr auf die Nerven geht." Sakura nickte lächelnd. "Er wartet sogar auf dich", sagte Karin ein wenig schwärmerisch. Es klang immer noch Neid in ihrer Stimme mit. Aber weniger als gerade eben noch. Sakura drehte sich um. Er war ein paar Meter den Berg hinabgegangen und dort war er wieder stehengeblieben und hatte sich umgedreht, um zu sehen, wo sie blieb und warum sie ihm nicht folgte. Sakura sagte eilig "Bis dann!" und eilte ihm nach und sobald er sah, dass sie sich bewegte, drehte er sich wieder um und ging weiter. Sie holte ihn hinter der nächsten Wegbiegung ein. "Was du gesagt hast, war sehr schön für mich!", sagte sie fröhlich. "War das eine Liebeserklärung?" Sie lachte, weil sie ihn bloß aufzog. Das war schon unglaublich viel gewesen. Mehr würde sie auf keinen Fall von ihm bekommen. Das war ihr klar. "Ich habe keine Ahnung wovon du redest", sagte er bloß und sie lachte erneut. Sie hatte gute Laune. "Du bist so blöd Sasuke!" "Aha." "Aber ich ertrage es, weil ich dich so gern habe." "Was für eine Erleichterung." Er klang vollkommen sarkastisch. "Ja, du hast es echt gut!", erwiderte Sakura gönnerhaft. "Aber ich bin müde und hungrig! So richtig scharf drauf zu bleiben war ich ja nicht, aber du willst jetzt nicht die ganze Nacht durchlaufen, oder? Wohin gehen wir jetzt eigentlich?" "Zurück nach Konoha", sagte er. "Kabuto ist wohl in der Zwischenzeit dorthin gegangen, offenbar wollte er in sein altes Weisenhaus zurück oder sowas. Das ersparrt mir die Mühe ihn zu suchen." "Oh", sagte sie überrascht. Sie würde also bald wieder nach Hause kommen. Sie freute sich. Sehr! Endlich würde sie alle wiedersehen können! "Ist unsere gemeinsame Zeit dann vorbei?", fragte sie leise. Er warf ihr einen kurzen Blick zu. "Du wirst von Kakashi wieder einen Auftrag bekommen und wieder fortgehen nicht wahr? Und dann, wie wird es dann zwischen uns sein? Für diese Reise war das nun irgendwie klar, es hat sich alles so eingespielt. Aber wie wird es danach?" Sie fragte nicht, weil sie ihn unter Druck setzen wollte. Aber um sich selbst zu schützen, war es sehr wichtig, dass sie in etwa wusste, worauf sie sich innerlich vorbereiten musste. "Ich verstehe die Frage nicht", sagte er. Sie warf ihm einen ärgerlichen Blick zu. Sie jetzt zappeln zu lassen war echt nicht nett! "Du wirst wieder gehen und es wird mir weh tun", sagte sie leise. "Ich müsste mir wohl auch Sorgen machen, wenn das nicht so wäre." "Was?" Wovon verdammt noch mal redete er da? Er blieb stehen und wandte sich ihr zu, also blieb sie auch rasch stehen und sah zu ihm hoch. Ein wenig nervöser, als sie eigentlich wollte. Die neue Situation, die auf sie zukam, hatte ihre Verunsicherung doch wieder etwas zurückgebracht. Sie hatte wohl ganz tief in sich doch immer noch Angst, dass er sie wieder verlassen würde. "Ja, ich werde wieder gehen", sagte er ruhig. "Ich werde meinen nächsten Auftrag erledigen und dann werde ich wieder zurückkommen." "Zurück nach Konoha?", fragte sie behutsam. "Oder... oder..." Sie brach hilflos ab. Sein Mundwinkel zuckte leicht und er wandte sich wieder ab und ging einfach weiter. "Hey!", rief sie empört und auch ein bisschen verzweifelt. Er war echt schrecklich! "Wie meinst du das?", rief sie und eilte ihm nach. "Was genau meinst du damit?" "Was hättest du denn gerne?" "Dass du 'zurück zu mir' damit meinst!" "Muss ich ja wohl", sagte er trocken. "Sonst fängst du wieder an zu heulen. Und das kann ich nicht leiden." Sie öffnete den Mund, um darauf irgendwas zurückzugeben, aber ihr Herz schlug so glücklich und heftig in ihrer Brust, dass sie keinen Ton herausbekam. "Komm schon", sagte er, weil sie vor Überraschung wieder stehen geblieben war. "Ich will ein bisschen Abstand, bevor wir schlafen. Ich habe keine Lust dabei von Karin beobachtet zu werden. Sowas bringt die fertig. Das kenne ich schon. Sie ist total durchgeknallt." Darauf hatte Sakura auch absolut keine Lust. Vor allem, da sie wahrscheinlich mehr tun würden, als bloß zu schlafen. Also eilte sie ihm nach. Ino würde Augen machen! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)