Feelings von writer ================================================================================ Kapitel 34: Reue ---------------- Wie sehr er es verabscheute, sie weinen zu sehen! Und am allerschlimmsten war es, wenn sie wegen ihm weinte. Er hasste es! Er hasste es und es stach dann in seiner Brust! Er hatte es schon immer gehasst! Aber gerade in diesem Moment wurde ihm endgültig klar, dass er es mehr hasste, als alles andere! Deshalb hatte er sie damals vor seinem Kampf mit Naruto mit diesem Genjutsu handlungsunfähig gemacht. Nicht nur - wie er gesagt hatte - damit sie ihnen nicht folgen und sie bei ihrem Kampf stören würde. Hauptsächlich hatte er es getan, weil er diesen Blick und diese Tränen von ihr absolut unerträglich fand. Das ließ ihn seinen Fokus verlieren. Deswegen hatte er 'Du nervst wirklich total' zu ihr gesagt. Und aus seiner Wut darüber, war das Genjutsu so hart ausgefallen. Aber er hatte es damals schon gemerkt... Seinen Arm durch sie hindurchzustoßen war effektiv gewesen und hatte den gewünschten Effekt gehabt. Sie war ohnmächtig geworden, weil ihr Gehirn geglaubt hatte, dass sie gestorben war. Doch auch mit ihm hatte dieses Bild etwas gemacht. Es hatte ihn nicht so kalt gelassen, wie er geglaubt hatte. Er hatte damals keine Zeit gehabt, darüber nachzudenken. Er hatte sich auf Naruto konzentrieren müssen. Aber nun dachte er öfter daran. Und er fühlte sich dann jedes Mal unwohl. Es bereute es. Es hatte ihm gezeigt, wie es sich angefühlt hätte, sie zu töten. Und das hatte ihm nicht gefallen. Das war ihm allerdings erst klar geworden, als er in den letzten Monaten alleine unterwegs gewesen war. Er war froh, dass das nur eine Illusion gewesen war. Dass er das nicht wirklich getan hatte. Früher hatte er sie immer als schwach bezeichnet und ihr Weinen mit einem abwertenden Blick bedacht. Aber ihr Weinen war nie das Problem gewesen. Das Problem war, dass er es so unerträglich fand. Das Problem war immer nur gewesen, dass er es nicht aushalten konnte. Er hatte sie eben anfassen wollen, um sich zu beweisen, dass sie keine Macht über ihn hatte. Und weil er sie gewollt hatte. Seit er wusste, wie es war, sie zu nehmen, wollte er sie immerzu. Er würde nie wieder ohne das zurechtkommen. Sie war wie eine Droge für ihn. Aber irgendwie hatte er nicht verstanden, wie schlimm es für sie offenbar war, was er eben getan hatte. Und jetzt kniete sie zusammengekauert vor ihm und weinte und er war daran schuld. Mal wieder. Und wie immer, wenn das so war, hasste er sich dafür. Das wollte er nicht. Sie würde ihm bestimmt verzeihen. Das tat sie immer. Aber er musste jetzt eine Entscheidung treffen. Konnte er akzeptieren, dass sie so eine Macht über ihn hatte? Denn das hatte sie. Das war eine Tatsache geworden. Und er konnte daran nichts ändern. Er konnte sie nicht töten. Er brauchte sie. Nein. Er wollte sie. Er konnte nicht mehr ohne sie sein. Wie war das passiert? Wann? Sie war ihm ja noch viel wichtiger als Naruto. Wieso hatte er das bisher nie bemerkt? Er hatte damals gedacht, dass er nur die Kage und die Bijuu töten müsste. Dann hätte er der dunkle Schatten sein können, den alle gefürchtet hätten. Er hätte alles alleine gemacht, jede Strafe und jede Hinrichtung. Und er hätte allen Hass und alle Dunkelheit alleine geschultert. Dann hätten alle anderen Menschen friedlich leben können. Alle hätten so viel Angst vor ihm gehabt, dass sie sich gut verhalten hätten und für alle außer ihn, wäre das Leben weniger grausam gewesen. Und dafür hatte er Naruto aus dem Weg räumen wollen. Und müssen. Mit dem Tod der Bijuu wäre er ohnehin gestorben. Und er hatte seine letzte Bindung zerstören müssen. Um endgültig und vollends alleine sein zu können. Er hatte das tun wollen, zu dem sein Bruder nicht in der Lage gewesen war, als er sich entschieden hatte, ihn am Leben zu lassen. Bei all dem hatte er gar nicht darüber nachgedacht, was er dann mit ihr gemacht hätte. In seinem Hass nach seinem Kampf mit Danzo hatte er sie wirklich töten wollen. Da hatte er gar nichts mehr gespürt außer Hass. Aber nach dem Kampf mit Kaguya? Da hatte er für alle eine bessere Welt erschaffen wollen. Naruto hätte er dafür opfern müssen. Es hätte sich nicht vermeiden lassen. Aber die Frage blieb. Was hatte er eigentlich mit ihr vorgehabt? Sie hatte er eigentlich nicht töten wollen. Er hatte auch für sie eine bessere Welt erschaffen wollen. Sie hatte er nur mit einem Genjutsu belegt, weil er eigentlich vorgehabt hatte, ihr nichts zu tun. In dem Moment, als er dieses Genjutsu erschaffen hatte und er dieses Bild dadurch auch erlebt hatte, war ihm klar gewesen, dass er sie auf keinen Fall töten wollte. Wieso hatte er damals nicht bemerkt, dass seine Logik einen totalen Haken hatte? Wenn er Naruto getötet hätte und sie nicht, dann hätte er ja immer noch eine Bindung gehabt. Hätte er es wirklich geschafft sich von ihr fernzuhalten und alleine zu bleiben? Wieso war ihm damals nicht aufgefallen, dass sie ihm so viel bedeutete? Und eigentlich immer bedeutet hatte. Also konnte er nichts tun. Er war ihr ausgeliefert. Und er konnte ihre Tränen nicht ertragen. Also war das nun die Realität, der er sich beugen musste. Er musste sich von nun an so verhalten, dass sie nicht weinen würde. Das hatte er ohnehin versucht. Aber nicht genug. Er hatte geglaubt, er würde sie und auch seine Unabhängigkeit haben können. Aber scheinbar ging nur eins vom beidem. Und es war gerade völlig klar für ihn geworden, dass er dann lieber sie wollte. Auch wenn das bedeutete, das sie ihn nun würde kontrollieren können. Auch wenn das bedeutete, dass er nun abhängig von ihr wäre. Auch wenn er sich damit vollkommen zum Idioten machte. Auch wenn es ihn schwach und manipulierbar machte. Einen Moment stand er noch da und beobachtete, wie sie sich mit dem Ärmel über die Augen wischte und wie sie versuchte, sich wieder zusammenzureißen. "Bleib hier", sagte er. "Lauf nicht weg. Versprich es. Dann lösche ich die Flammen. Ich fasse dich nicht nochmal an." Sie hatte aufgehört zu schluchzten. Der Schmerz in seiner Brust nahm ein bisschen ab. Er sah ihr dabei zu, wie sie langsam wieder auf die Beine kam. Sie warf ihm einen dieser verletzten Blicke zu, die ihm zeigten, dass sie seinetwegen Schmerzen empfand. Okay. Vielleicht war das Erpressung gewesen. Sie würde wahrscheinlich ohnehin nicht weglaufen. Er löschte die Flammen. Und er deaktivierte auch seine Sharingan und das Rinnegan. Er sah zu ihrem Mantel. Ihr Schlag und die aufgerissenen Erdstücke hatten ihn zerlöchert. Nun konnte sie sich dort nicht mehr zusammenrollen. Er sah wieder zu ihr. Sie war von ihm weggegangen und zu den Schlangen gerannt. Wahrscheinlich um sich zu vergewissern, dass die aufgesprungenen Erdplatten keine der beiden verletzt hatten. Doch den beiden schien es gut zu gehen. Gut, dass sein Feuer sie nicht erwischt hatte. Das wäre ärgerlich gewesen. Er wandte sich um und ging zu seinen Sachen hinüber. Er griff sich seinen Mantel. Dann ging er wieder auf sie zu und sie erhob sich rasch und wandte sich ihm zu, als er bei ihr ankam. "Es geht ihnen gut", sagte sie und es tat ihm weh ihr anzuhören, wie sehr sie versuchte tapfer zu sein. Er sah ihr an, dass sie sich jetzt wieder unsicher fühlte. Er bereute sein Verhalten. Wenn er verstanden hätte, wie sehr er sie damit verletzte, dann hätte er das nicht getan. Er wünschte, er könnte es rückgängig machen. Er wünschte, er wäre einfach mit ihr bei dieser Bauernfamilie geblieben. Er hätte sie mit Susanoo zum Stall bringen können, er hätte sie die Tiere beruhigen und behandeln lassen können und er hätte mit ihr für den Rest der Nacht wieder in dieses kleine Zimmer gehen können. Sie hätte ihn weiter dankbar und anhimmelnd angesehen und er hätte sie wieder im Arm halten können und er hätte ihre Haut und Wärme spüren und ihren Duft riechen können. Er hätte sie beim Schlafen beobachten können und wenn sie aufgewacht wäre, hätte er sie vielleicht wieder nehmen können. Und sie hätte wieder glücklich ausgesehen. Er bereute sein Verhalten sehr. Sie hatte Recht mit dem, was sie eben gesagt hatte. Er hatte bloß seine Gefühle nicht auf die Reihe bekommen. Und dann hatte er es sie ausbaden lassen. Er streckte ihr seinen Mantel entgegen und nach kurzem Zögern nahm sie ihn auch. Aber sie konnte ihn scheinbar nun nicht mal mehr ansehen. "Versuchen wir zu schlafen", sagte er. Dann drehte er sich um und ging wieder zu seinen Sachen. Es war sicher besser, auf Abstand zu ihr zu bleiben. Er setzte sich gegen einen Baum gelehnt zu seinem Schwert und seiner Tasche und schloss seine Augen beinahe vollständig. Er beobachtete, wie sie einen Moment nur dastand und sich dann hinhockte und sich wieder mit den Schlangen beschäftigte. Sie streichelte sie ein bisschen. Es war nicht nett von ihm gewesen, dass er Asura in der Illusion benutzt hatte. Er hatte versucht nichts Grausames zu tun und das hatte er für effektiv gehalten. Aber vielleicht war es auf eine andere Art grausam gewesen. Darüber hatte er nicht nachgedacht. Und vielleicht hatte sie auch in dieser Sache Recht. Vielleicht war es nicht richtig von ihm gewesen, sie einfach handlungsfähig zu machen. Er wollte ja auch nicht, dass er so behandelt werden würde. Das konnte natürlich auch niemand. Aber trotzdem. Wieso dachte er dann, dass er das mit ihr machen durfte? Das war nicht besonders fair von ihm. Wahrscheinlich war ihr da schon nach Weinen zumute gewesen und sie hatte bloß versucht ihn zu verstehen und tapfer zu sein. Sie versuchte immer, ihn zu verstehen. Immer. Und er? Er gab sich nicht besonders viel Mühe, sie zu verstehen. Er merkte immer nur, dass es ihm nicht gelang. Und dann war es ihm unangenehm, dass es etwas gab, in dem er nicht gut war und dann schob er es weg. Er musste sich mehr Mühe geben. Er musste sie verstehen lernen. Sonst würde er sie immer und immer wieder zum Weinen bringen. Er widerte sich selbst an. Er wollte, dass sie lachte und dass sie glücklich aussah. Und er war wie Gift für sie. Aber das konnte er ändern. Er konnte lernen, anders zu sein. Und dann musste er sie nicht mehr weinen sehen. Er konnte alles lernen. Also auch das. Er musste sich für diese Sache einfach mehr anstrengen als für andere Dinge. Und dann konnte er es schaffen. Asura und auch die gefleckte Schlange sahen beide zu ihm hinüber. Er nickte ihnen leicht zu, um ihnen die Erlaubnis zu erteilen, sie zu berühren. Sie hatte sich bei den Schlangen hingelegt und unter seinem Mantel zusammengerollt. Immerhin. Also war das, was er getan hatte, nicht so schlimm für sie, dass sie den Mantel abgelehnt hätte. Sie Schlangen hatten nach seiner Erlaubnis angefangen, sich um sie herumzuwinden und sie hob kurz ein wenig den Kopf und prüfte die Situation. Aber sie schien zu dem Schluss zu kommen, dass sie das in Ordnung fand. Jetzt lag sie in einer Art Nest. Und sie legte sogar ihre rechte Hand auf Asuras Körper ab und die Gefleckte legte ihren Kopf auf ihren Unterschenkel. Es sah ein bisschen aus, als würden sie miteinander kuscheln. Gut. Dann hatte sie Trost. Schlangen bauten eigentlich nicht solche Bindungen zu Menschen auf. Vielleicht waren sie dankbar, weil sie sie beide vor dem Tod bewahrt hatte. Eigentlich wäre er gerne derjenige gewesen, bei dem sie hätte Trost suchen können. Aber das hatte er wohl verbockt. Vielleicht hätte er nicht so oft zu Naruto sagen sollen, dass er ein Idiot wäre. Naruto verstand sehr viel mehr als er. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)