Feelings von writer ================================================================================ Kapitel 32: Verständnis ----------------------- Ihre nächste Empfindung war Wärme. Warme Sonne, die auf ihr Gesicht schien. Als nächstes fiel ihr auf, dass sie ihren Mantel nicht mehr trug. Und das wäre ihr auch viel zu warm gewesen. Sie probierte, ihre Augen einen kleinen Spalt breit zu öffnen. Grelles Licht blendete sie und sobald ihre Augen sich daran gewöhnt hatten, blickte sie auf die Lichtflecken auf der Straße. Sie war trocken und dort gab es kleine Steine und auch Größere und ab und an ein paar kleine Pflänzchen. Wieso bewegte sich die Straße? Sie hielt doch ganz still. Dann wachte ihr Gehirn endlich aus dieser Benommenheit auf und nun funktionierte es wieder richtig. Er hatte sie mit einem Genjutsu belegt. Damit sie bewusstlos werden würde. Er hatte gehen wollen und er hatte gewollt, dass sie mit ihm kam. Also hatte er für sich einfach eine pragmatische Entscheidung getroffen. Und nun trug er sie auf seinem Rücken. Und das wohl schon eine ganze Weile, denn das Wetter war wunderbar. Von dem Sturm war nichts mehr zu sehen und sogar die Straße war schon wieder trocken. Und es war Nachmittag. Er hatte sie also die halbe Nacht und den halben Tag hindurch so getragen. Und dabei offenbar mit Susanoo Wind und Regen abgehalten, denn ihre Kleidung war vollkommen trocken. Und offenbar hatte er ihr sogar den Mantel ausgezogen, als es wieder wärmer geworden war. Sie rührte sich nicht. Denn sie musste sich erstmal sortiert bekommen. Und irgendwie mit dieser Situation klarkommen. Sie hatte keine Ahnung, wie sie sich nun damit fühlen sollte. Also hielt sie ganz still und ließ einfach ihren Kopf auf seiner rechten Schulter liegen. Sie betrachtete den Boden, wie er an ihr vorbeizog und spürte seinen festen Griff an ihren Oberschenkeln. Und den ruhigen Rhythmus seiner Schritte. Manchmal schlug ihr Bein leicht gegen sein Schwert. Das hatte er vom Rücken genommen und sich wie früher immer an der Seite befestigt. Sie ärgerte sich ziemlich, dass er das mit ihr gemacht hatte. Aber so richtig überrascht war sie nicht. Sie hatte seine Geduld überstrapaziert. Und es hatte ihm wohl einfach gereicht. So etwas zu tun war natürlich absolut nicht in Ordnung. Nur war sein Gefühl dafür, was im Umgang mit anderen in Ordnung war und was nicht, leider nunmal ziemlich durcheinandergeraten. Verständlicherweise. Er hatte es nie wirklich lernen können. Für ihn galt nach wie vor, dass der Stärkere immer das Recht hatte, seine Entscheidungen anderen aufzuzwingen. Und das war ja auch nicht ganz falsch. So funktionierte ein Großteil dieser Welt. Und er fand wahrscheinlich, dass er sich gut um sie gekümmert hatte und dass er ihr also auch nichts Schlimmes angetan hatte. Doch gut für gesunde zwischenmenschliche Beziehungen war so ein Verhalten absolut nicht. Die Frage war bloß, wie sie damit nun umgehen wollte. Denn normalerweise würde sie jeden, der so etwas mit ihr gemacht hätte, nun ordentlich zusammenstauchen und ihm gehörig ihre Meinung sagen. Und zwar laut und deutlich! Nur traute sie sich das bei ihm nicht. Und vor allem war sie sich ziemlich sicher, dass er es schlicht nicht verstehen würde. Wenn sie ihn nun anschreien würde, dann würde das vermutlich absolut gar nichts bringen. Und reinhauen konnte sie ihm auch keine, denn das würde er locker abblocken. Vielleicht sollte sie ihn anschweigen? Aber wahrscheinlich würde er es bloß angenehm finden, wenn er seine Ruhe hätte. Das war auch keine Lösung. Keine Berührungen mehr? Aber von so blöden Bestrafungsaktionen hielt sie eigentlich gar nichts! Sowas war total bescheuert! Aber immerhin war es eine Option. Nur hatte sie keine Ahnung, wie wichtig ihm das überhaupt war. Doch irgendwie musste sie ihm klar machen, dass sie sich das von ihm nicht gefallen lassen würde. Wenn sie das nicht schaffte, dann würde er sie nicht ernst nehmen und dann wäre sie nicht mehr als ein nettes Spielzeug für ihn. Etwas, das ihm Befriedigung verschaffte und das ihm gehörte und mit dem er machen konnte, was er wollte. Das durfte auf gar keinen Fall so werden! Weil sie das auf gar keine Fall wollte! Und auch, weil sonst ihre Eltern und Meisterin Tsunade und all die anderen mit ihren Bedenken recht gehabt hätten. Und sie war nicht bereit, das alles hinzunehmen! Immerhin, dachte sie ein wenig frustriert, hatte er dieses Mal bei dem Genjutsu eine vergleichsweise sanfte Art gewählt. Am liebsten hätte sie bei diesem Gedanken vor Frust und Wut und Traurigkeit und Verzweiflung laut aufgelacht. Aber immerhin hatte er sie nicht wieder glauben lassen, dass er seinen Arm durch sie hindurchgestoßen und sie getötet hätte. Schließlich hatte er ihr ja gesagt, dass Asuras Gift nicht tödlich war. Sie hatte gewusst, dass ihr nicht wirklich etwas passieren würde. Sie war nur froh, dass sie sich mittlerweile an die Schlangen gewöhnt hatte. Denn sonst wäre sie bei dieser Szene wahrscheinlich schlicht vor lauter Angst gestorben! Er war echt ein blöder Idiot! Manchmal. Ziemlich oft eigentlich! Er wusste es vielleicht nicht besser. Aber vielleicht war er auch einfach ein egoistischer Mistkerl, der einfach immer machte, was er wollte! Arg!!! Er machte sie wahnsinnig! Und zwar leider in wirklich absolut jeder Hinsicht! Wieso himmelte sie ihn verdammt nochmal eigentlich so an?! Sie hatte das Gefühl sich nun genug sortiert zu haben. Wenn sie noch weiter darüber nachdenken würde, würde sie bloß noch wütender werden! Also fing sie an sich von ihm wegzudrücken. Sie wollte runter! Und zwar sofort! Er ließ sie runter. Und er ging einfach weiter, als wäre nichts. Er machte sich bloß daran, das Schwert wieder auf seinem Rücken zu befestigen. Er sah nichtmal zu ihr hin. Sie beeilte sich ihn einzuholen. "Hey!", sagte sie wütend. "Willst du das jetzt wirklich vollkommen unkommentiert lassen?" Er blickte stur weiter nach vorne. "Sasuke", sagte sie bemüht ruhig, wobei sie versuchte ihren Ärger zu unterdrücken, "sowas kannst du einfach nicht mit mir machen! Das geht nicht!" Er schwieg. "Sasuke! Das geht nicht! Verstehst du mich?" "Es ging ziemlich gut." Sie öffnete vor Empörung den Mund. Aber dazu viel ihr nichts ein. Er hatte nicht das geringste schlechte Gewissen! Gerade war sie so wütend auf ihn, dass es sie nichtmal interessierte, wie es ihm ging und ob er müde war, weil er Susanoo so lange benutzt haben musste, um sie beide vor dem Sturm und Gewitter zu schützen. "Du bist also nicht der Meinung, dass dein Verhalten problematisch ist?", fragte sie, sobald sie ihre Empörung soweit überwunden hatte, dass sie wieder sprechen konnte. Er ging einfach weiter. "Sasuke!" Er reagierte nicht. Aber jetzt reichte es ihr! Das durfte sie jetzt nicht einfach akzeptieren! Das konnte sie auch nicht! Sie fasste ihn wütend am Unterarm. Konnte er nicht wenigstens stehen bleiben und sie ansehen?! Das funktionierte. Ein bisschen zu gut. Er blieb abrupt stehen. Sie zog doch lieber rasch ihren Arm wieder zurück. Er wandte sich ihr zu. So langsam, dass es ziemlich bedrohlich wirkte. "Rede mit mir!", sagte sie zornig. Aber sein Blick ließ sie sich auch promt wieder unsicher fühlen. "Worüber?", fragte er kühl. Er klang beinahe desinteressiert. Sie sah ihn zornig an. Er war unglaublich! "Darüber, warum das nötig war!", sagte sie möglichst selbstsicher. Doch so fühlte sie sich gerade nicht. Sie hatte nicht vergessen, zu was er schon in der Lage gewesen war. Er hatte diese Karin durchbohrt. Und sie hätte er auch getötet, wenn nicht erst Kakashi und dann Naruto sie gerade noch rechtzeitig gerettet hätten. Sie glaubte nicht wirklich, dass er ihr jetzt etwas antun würde. Zumindest nichts Schlimmes. Aber so richtig vergessen würde sie das wohl auch nicht können. Zumindest nicht, solange er so mit ihr umging. "Ich wollte gehen", sagte er sachlich. "Und ich wollte, dass du mitkommst. Ich habe dir die Mühe abgenommen zu entscheiden, ob du lieber den Tieren helfen oder bei mit bleiben willst." Sie starrte ihn an. "Ich. Entscheide. Selbst", sagte sie wütend und sehr deutlich. "Wenn du so etwas noch einmal mit mir machst, dann...dann..." Er zog eine seiner perfekten Augenbrauen hoch. "Was?", fragte er ruhig. "Was willst du dann tun Sakura?" Sie starrte ihn an. Und sie hoffte bitterlich, dass er nicht wirklich so war. Dass er in der Lage sein würde dazuzulernen. Er trat einen Schritt näher an sie heran und ihr Herz fing sofort an schneller zu schlagen. Wieso wusste sie auch nicht so genau. "Worte bringen nichts, wenn man sie nicht durchsetzen kann", sagte er leise. "Aber hör auf mich so anzusehen. Sonst komme ich zu dem Schluss, dass es dir gut täte, noch etwas weiterzuschlafen." Dann wandte er sich wieder um und ging einfach weiter. Und sie stand sprachlos da und sah ihm nach. Und sie hatte Angst, dass sie alle recht hatten mit ihm. Dass er einfach nicht normal war. Und dass es nicht nur daran lag, dass er erst dazulernen müsste. Sondern daran, dass er es nicht konnte. Leider liebte sie ihn trotzdem. Es war unerträglich. Gerade hasste sie sich selbst. Wollte sie ihm jetzt wirklich hinterhergehen? "Komm", sagte er, als könnte er Gedanken lesen. Er war schon ein ganzes Stück entfernt. "Sonst sorge ich dafür." Und weil ihr nichts anderes übrig blieb, folgte sie ihm. Allerdings mit sehr, sehr viel Abstand. So viel, dass sie ihn manchmal nicht mal mehr sehen konnte, wenn die Straße eine Biegung machte. Davor hatten ihre Eltern sie gewarnt. Davor in seinen Fokus zu geraten. Sie hatten genau das befürchtet. Sie hätten es sicherer gefunden, wenn er weiter kein besonderes Interesse an ihr gehabt hätte. Nun hatte er es auf eine gewisse Weise. Er hatte nicht gewollt, dass sie bleiben und sich um die Tiere kümmern würde. Er hatte sie bei sich behalten wollen. Sowas hatte sie sich gewünscht. Aber nun musste sie sich damit auseinandersetzten, dass niemand außer Naruto irgendeine Form von Kontrolle auf ihn ausüben konnte. Und bei jemandem, der deutlich andere Grenzen als die meisten Menschen hatte, konnte das durchaus ein Problem werden. Sie konnte ihn nicht hassen, denn sie liebte ihn. Es ergab keinen Sinn und sie wusste selbst nicht wieso eigentlich. Aber so war es. Wenn er doch nur nicht so unmenschlich stark wäre! Dann müsste auch er sich an Regeln halten, so wie jeder normale Mensch. Und dann würde er vielleicht auch mehr so sein können, wie jeder normale Mensch! Aber er hatte recht. Was sollte sie bitte tun? Aufhören ihn zu lieben? Das ging ja ganz offensichtlich nicht. Grund dazu hatte er ihr längst mehr als genug geliefert in den letzten Jahren. Und es hatte nichts an ihren Gefühlen geändert. Und er wusste es. Er wusste es ganz genau. Und weil sie ihre Wut deswegen nicht richtig gegen ihn richteten konnte, richtete sie sie gegen sich selbst. Vielleicht war ja eigentlich sie hier diejenige, die verrückt war. Das sagte ihr ja auch ständig jeder. Zumindest was ihre Gefühle für ihn anging. Sie wollte ja schließlich was von ihm. Sie wollte einfach nicht akzeptieren, dass er nicht anders sein konnte. Sie drängte sich hier ja auf. Sie war diejenige, die es nicht einfach gut sein lassen konnte! Aber da war auch ihr Mitgefühl für ihn. Er hatte so viel durchmachen müssen. Dinge, für die er nicht die Verantwortung trug. Für vieles war er verantwortlich. Aber nicht dafür, dass sein Clan einen Putsch geplant hatte und auch nicht dafür, dass die Leute die Uchiha immer so gefürchtet hatten, dass sie seinen Clan an den Rand gedrängt und überhaupt erst dazu gebracht hatten. Er war auch nicht dafür verantwortlich, dass Obito und sein Bruder seine Familie und den ganzen Clan ermordet hatten. Oder dafür, dass sein Bruder absichtlich Hass in ihm gesäht hatte, um ihn stark zu machen, damit er sicher vor Feinden war, die and sein Bluterbe heranwollten. Damit er ihn schließlich töten würde und das ewige Mangekyo Sharingan bekommen würde. Und dann hatte er herausgefunden, dass sein Bruder ihn geliebt und geschützt hatte und dass er nun damit leben musste, dass er selbst den einen Menschen ermordet hatte, dem er mehr als alles andere bedeutet hatte. Wahrscheinlich vermisste er Itachi. Seine Überforderung, als er im Tempel von der alten Priesterin auf ihn angesprochen worden war, schien ihr das deutlich zu zeigen. Aber wahrscheinlich konnte er ihn nie richtig frei und ehrlich vermissen, weil er wusste, dass er selbst es gewesen war, der Itachi getötet hatte. Das war zu viel. Das war alles zu viel Schmerz für einen einzelnen Menschen. Das hatte ihn schließlich einfach kaputt gemacht. Und dann war da noch der Rest seines Lebens gewesen. Abgesehen von der kurzen Zeit mit Sensei Kakashi, Naruto und ihr, war sein Leben nur voll von Neid, Missgunst, Hass, Gewalt, Schmerz, Verletzungen, Kämpfen und vor allem voll von kalten, manipulativen, kaputten Menschen gewesen, die alle seine Kraft wollten. Und deswegen konnte sie einfach nicht anders als Mitgefühl und Liebe für ihn zu empfinden. Es brachte sie manchmal an den Rand des Wahnsinns. Aber sie wollte nicht, dass er alleine war! Sie wollte, dass er jemanden hatte, der ihn liebte! Ganz egal, was er tat. Sie begegneten kaum jemandem auf der Straße und als es dunkel wurde und sie bei einem kleinen Wäldchen vorbeikamen, bog er von der Straße ab und ging darauf zu. Wahrscheinlich war er sehr müde. Er war seit Mitte letzter Nacht durchgelaufen, hatte sie getragen und Susanoo benutzt. Trotzdem fand sie schon die Schlangen und zwei tote Hasen vor, als sie bei ihm ankam. Sie griff sich seine Wasserflasche. "Ich gehe Wasser holen", sagte sie. Er war mit den Hasen beschäftigt und antwortete nicht. Als sie ein paar Minuten später zurückkam, konnten sie schon beinahe essen. Und sobald sie damit fertig waren, rollte Sakura sich auf ihrem Mantel zusammen und deckte sich zu. Sie beobachtete Asura ein wenig. Sie fragte sich, ob er ihr nach der Illusion nun unangenehmer war. Aber scheinbar konnte ihr Gehirn ganz gut trennen, dass er nichts damit zu tun gehabt hatte. Ihre Angst vor den Schlangen schien dadurch nicht wieder größer geworden zu sein. Für sie fühlte sich diese Illusion eher so an, als hätte er ihr schlicht und einfach eine Betäubungsspritze verpasst. Und so war es ja auch irgendwie gewesen. "Hast du wenigstens der Bauernfamilie klar gemacht, dass du mir nichts getan hast?", fragte sie, als er schließlich auch vom Bach zurück kam. "Oder malen die sich jetzt schreckliche Szenarien aus?" Er schwieg und setzte sich in seiner üblichen Pose an einen Baum gelehnt hin. Sie setzte sich erschrocken auf ihrem Mantel wieder auf. "Du hast ihnen doch nichts getan, oder?", fragte sie sehr beunruhigt. "Sasuke, bitte sag mir, dass du mich einfach nur genommen hast und du einfach nur gegangen bist!" "Es geht ihnen gut", sagte er kühl und blickte sie aus halb geschlossenen Augen an. "Und ich habe dir gesagt, dass du mich nicht so ansehen sollst." Das sagte er ständig. Aber was genau meinte er damit eigentlich? Störte ihn das so sehr, wenn sie ihn verärgert oder ängstlich oder verzweifelt ansah? "Wieso?", fragte sie. Natürlich bekam sie keine Antwort. Doch in ihrem Kopf arbeitete es. "Warte...", sagte sie langsam, "hast du mich deshalb bewusstlos werden lassen? Damit ich mitkomme und du dann aber meine Unzufriedenheit nicht aushalten musst, weil ich mich nicht um die verletzten Tiere kümmern durfte?" Sie sah ihn verwirrt an. Machte ihre Unzufriedenheit ihm wirklich so viel aus? Er schloss einfach seine Augen. "Aber...", sagte sie, denn sie verstand es nicht so richtig, "jetzt bin ich doch erst recht unzufrieden!" Oder war es für ihn in Ordnung, wenn sie wütend auf ihn war, aber nicht, wenn sie verzweifelt war? War es schwer für ihn, ihr etwas abzuschlagen, wenn sie sich wirklich verzweifelt fühlte und ihn dann um etwas bat? Wie darum nicht zu töten oder darum nicht grausam zu sein oder darum die Tiere im Stall und damit die Bauern zu retten? War es das?" "Die Schlangen sind nicht für dich zum Spielen da und ich bin es erst recht nicht", sagte er mit geschlossen Augen in die Dunkelheit. "Was?", fragte sie schwach. Aber das bestätigte ihre Vermutung von eben. Er hatte das Gefühl, dass er ihre Verzweiflung nicht ertragen konnte und gleichzeitig hatte er offenbar das Gefühl, dass sie ihn dadurch in der Hand hatte und sie ihn herumkommandieren konnte. Und damit konnte er nicht umgehen. Denn er brauchte das Gefühl von Kontrolle, um sich sicher und wohl zu fühlen. Aber er wollte auch ihre Nähe, darauf schien er auch nicht mehr verzichten zu wollen. Er wollte sie anfassen können. Und gleichzeitig wollte er sie - entweder aus eigenem Antrieb oder wegen Naruto - offenbar nicht verletzen. Also hatte er sich handlungsunfähig gefühlt. Und ihr das Bewusstsein zu nehmen, war irgendwie der einzig logische Ausweg aus diesem Dilemma gewesen. Jetzt glaubte sie, es etwas besser zu verstehen. In Ordnung war das natürlich trotzdem nicht. Absolut nicht! Doch mit diesem neuen Verständnis war ihr Mitgefühl für ihn zumindest wieder größer als ihre Wut. Er schien Nähe und Bindung zu wollen. Und gleichzeitig konnte er Nähe und Bindung nicht ertragen. Das war zu viel für ihn. Zu ungewohnt, es ließ ihn sich ohnmächtig fühlen. Und damit kam wahrscheinlich der Schmerz zurück. Denn den Schmerz konnte er wahrscheinlich nur wegdrücken, wenn er sich über alles stellte und sich unabhängig, mächtig und handlungsfährig fühlte. Dann konnte er sich wahrscheinlich vormachen, dass ihm das alles nichts anhaben konnte. Was für ein schreckliches Dilemma. Er tat ihr so leid. So sehr! So etwas hatte niemand verdient! Und er konnte sich selbst nicht daraus befreien. Was das anging, war er vollkommen ausgeliefert und hilflos! Er öffnete seine Augen wieder und sie schaffte es zu spät ihren mitfühlenden und mitleidenden Gesichtsausdruck zu verbergen. Er verengte sofort die Augen. Natürlich. Mitleid war auch etwas, das er nicht ertragen konnte und mit dem er nicht umgehen konnte. Denn das ließ ihn sich schwach und verletzlich fühlen und dann hatte er auch hier das Problem, dass sein Schmerz zu nahe an ihn herankam. Er erhob sich langsam und kam auf sie zu. Das war klar. Irgendwie glaubte sie plötzlich, ihn sehr gut zu verstehen. Jetzt wollte er Dominanz ausüben. Weil er mit ihrer Unzufriedenheit oder ihrer Verzweiflung vielleicht noch besser umgehen konnte, als mit ihrem Mitleid. Mitleid war zu viel für ihn. Aber sie würde nicht verzweifeln. Was diese Dinge anging, war sie viel stärker als er, weil ihr Leben ganz anders verlaufen war. Sie würde ihm irgendwie helfen. Mit der Zeit! Und wegen dieser Reise hatte sie diese Zeit und die Gelegenheit endlich! Sie würde ihn nicht alleine zurücklassen und diesem verzweifelten Wunsch nach Bindung und seiner Unfähigkeit sie ertragen zu können! Er war einfach nur kaputt. Das war alles. Also würde sie ihn heilen. Denn das war die eine Sache, die sie richtig gut konnte! Doch zuerst musste sie ihn nun sein Gefühl von Macht und Kontrolle haben lassen. Denn obwohl er vollkommen ruhig und kontrolliert wirkte, als er sich vor ihr hinhockte, war sie sich sicher, dass er sich gerade sehr aufgewühlt und überfordert fühlen musste. Auch wenn er das eventuell so effektiv verdrängte, dass er es nicht einmal selbst bemerkte. Ihr mitleidiger Blick war nun das letzte bisschen gewesen, was endgültig zu viel für ihn gewesen war. Und er konnte sich nur selbst beruhigen, wenn er sich jetzt seine Illusion von Macht und Kontrolle zurückholte. Anders konnte er es nicht ertragen. Nur musste sie das jetzt irgendwie so hinkriegen, dass dabei zwischen ihnen nichts kaputt gehen würde. Sie musste auch auf sich achten. Denn wenn sie zuließ, dass er sie kaputt machte, dann war das schlecht für ihn. Narutos Kraft und seine unerschütterliche Freundschaft war das einzige gewesen, was ihn hatte aufhalten können. Und nun war ihre unerschütterliche Liebe das einzige, was ihn heilen konnte. Er streckte seine Hand nach ihr aus und sie überlegte fieberhaft, wie sie ihm einerseits geben könnte, was er so dringend brauchte und wie sie ihm andererseits klar machen konnte, dass er mit ihr nicht machen konnte, was er wollte. Sie musste das hinkriegen! Sie musste! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)