Feelings von writer ================================================================================ Kapitel 28: Sturm - Teil 1 -------------------------- Das Blut von seinem Oberkörper und ihren Händen zu bekommen war kein Problem. Da Menschen nunmal sehr abhängig von Wasser waren, wurden Straßen und Wege nicht selten entlang von Bachläufen angelegt und sie konnten sich, wie am Vorabend auch, bevor sie sich gemeinsam zum Schlafen gelegt hatten, beide waschen. Sasuke ließ sie zuerst gehen und er passte solange auf ihre Habseligkeiten auf und nachdem er schließlich ebenfalls sauber wieder zurückkam und sich sein Oberteil wieder anzog, brachen sie auf. Es regnete nicht, aber der Tag war grau und bewölkt und er passte zu der leicht gedrückten Stimmung, die Sakura immer noch verspürte, seit der Morgen diese dramatische Wendung genommen hatte. Das Glücksgefühl, das sie noch beim Aufwachen in seinen Armen verspürte hatte, kam ihr weit entfernt und etwas surreal vor. Überhaupt erschienen ihr die Ereignisse der letzten halben Stunde merkwürdig unwirklich. Vielleicht stand sie noch etwas unter Schock. Wegen dem Töten und weil alles so schnell gegangen war, weil die Männer ihr gegenüber so schreckliche Aussagen gemacht hatten und sie deswegen so sehr mit dem Schlechten in den Menschen in Berührung gekommen war. Sowas war sie gar nicht gewohnt. Ihr Leben verlief wirklich ziemlich behütet. So etwas, wie das, was sie ihr in Aussicht gestellt hatten, war ihr noch nie passiert. Aber sicher gab es nicht wenige Frauen, denen solche Gräuel in dieser Welt tatsächlich widerfuhr. Und es war auch immer wieder ein bisschen schockierend zu sehen, wie schnell er sein Verhalten verändern konnte. Sie war nun lange mit ihm relativ alleine in der Wildnis gewesen. Und obwohl er kompliziert war, zu ihr war er auf seine Weise ziemlich nett. Er behandelte sie gut. Doch gerade wurde ihr - obwohl ihr das eigentlich klar war - sehr deutlich, dass sie von ihm eine Sonderbehandlung bekam. Nur für sie war er der Mann, der wie vorhin zärtlich mit seiner Hand ihre Wange berührte. Für andere war er eine Gefahr. Jemand, vor dem man Angst haben musste, jemand mit übermenschlichen Kräften. Und jemand, der durch seine Vergangenheit traumatisiert und eventuell in der Sicht vieler Menschen psychisch instabil war. Er war jemand, den nicht wenige Leute offenbar unbedingt tot sehen wollten. Denn diese Söldner schienen sehr stark gewesen zu sein. Also waren sie teuer gewesen. Und jemand hatte sehr viel Geld bezahlt, um sie zu beauftragen. Und wahrscheinlich noch weit mehr, als es normalerweise üblich war, weil allen klar sein musste, dass er ein beinahe unbezwingbarer Gegner war. Aber nicht alle hatten ihn im Krieg aus der Nähe kämpfen sehen, viele mussten nur Gerüchte über seine Stärke gehört haben. Sicher würde ihn kein Ninja so offen angreifen, der ihn kämpfen gesehen hatte. Doch die Armee der Ninjaallianz hatte aus offiziellen Kämpfern aus den fünf Dörfern bestanden. Söldner und andere Krieger und Kämpfer der fünf Großmächte oder normale Menschen waren nicht dabeigewesen. Und auch wer dagewesen war, hatte nur einen Teil der ganzen Geschehnisse mitbekommen. Von Kaguya wusste zum Beispiel kaum jemand etwas. Und so etwas Verrücktes konnte man auch niemandem glaubhaft erklären, der nicht dabei gewesen war. Und das war fast niemand. Alle waren in der Trance gefangen gewesen. Die Menschen hatten nur mitbekommen - oder sogar nur Erzählungen darüber gehört - was Madara und Obito Uchiha angerichtet hatten. Und damit hatten die Menschen vor dem Namen 'Uchiha' bloß noch mehr Angst bekommen, als sie sie ohnehin schon die letzten Jahrhunderte gehabt hatten. Denn die Uchiha waren aufgrund ihrer genetisch vererbten Macht wohl immer schon gefürchtet gewesen. Zumindest glaubte sie das schon oft aus Aussagen und Erzählungen herausgehört zu haben. Und wahrscheinlich hatten die Geschehnisse den Mythos von dem vom Bösen besessenen und verfluchten Clan nur noch weiter verstärkt. Während sie neben ihm herging und diesen Gedanken nachhing, fragte sie sich, was er wohl dachte. "Ist sowas in den letzten Monaten schon öfter vorgekommen?", fragte sie schließlich und sah zu ihm hinüber. "Ja", antwortete er ruhig. "Und deshalb meidest du Dörfer und Menschen?", fragte sie. "Damit das möglichst wenig vorkommt?" Er schwieg einen Moment, bevor er antwortete. "Teilweise", sagte er ausweichend. Sie musterte ihn neugierig, aber mehr schien er dazu nicht sagen zu wollen. "Hast du rausfinden können, wer sie beauftragt hat?" "Nein. Sie hatten nichts bei sich, was einen Hinweis hätte geben können." "Ich verstehe", seufzte sie. "Naja, das wäre auch ziemlich unprofessionell gewesen." Er sagte nichts. "Bist du verärgert?", stellte sie ein wenig unsicher die Frage, die sie sehr beschäftigte. "Weil ich daran schuld war, dass du abgelenkt warst?" Er warf ihr einen kurzen Blick zu, bevor er wieder nach vorne sah. "Nein", sagte er. "Deshalb sind die Schlangen da. Um mir die paar zusätzlichen Sekunden zu verschaffen, die ich benötigte, um mit Susanoo meine Verteidigung sichern zu können. Wenn ich finden würde, dass deine Anwesenheit ein zu großes Risiko wäre, hätte ich dich nicht mitgenommen." "Oh, gut", sagte sie ein wenig erleichtert. "Ein Risiko ist es natürlich trotzdem", fuhr er fort. "Es wäre am besten für dich, wenn du dich überhaupt nicht mit mir befassen würdest. Du machst dich zur Zielscheibe. Je mehr man uns zusammen sieht, desto mehr wird man auf den Gedanken kommen, dass man dich gegen mich verwenden könnte. Auch wenn man dir wahrscheinlich aus genau diesem Grund nicht gleich etwas antun würde." Das war ihr klar. Aber es war ihr egal. Sie wollte mit ihm zusammensein. Also ignorierte sie diesen Einwand von ihm einfach. "Also...wenn du nicht verärgert bist...", fragte sie vorsichtig, "schließt du dann auch nicht aus diesem Vorfall, dass wir nie wieder so schlafen können?" Sie sah ihn ein wenig nervös an. Er warf ihr wieder einen kurzen Blick zu. "Das beschäftigt dich? Solltest du nicht stattdessen eher deine Entscheidung überdenken, mich begleiten zu wollen? Du hast gerade ein deutliches Beispiel dafür bekommen in welch schlechte Gesellschaft dich so etwas bringen kann. In Konoha könntest du leben, ohne mit so etwas konfrontiert zu sein." Aber sie hatte gar keine Lust sich nun schon wieder auf dieses Thema einzulassen. "Du hast meine Frage nicht beantwortet", sagte sie leise. Er schwieg. "Ich will bei dir sein!", sagte sie. "Auch wenn es schwierig oder gefährlich sein kann." Er schwieg. Also schwieg sie auch. "Wir können wieder so schlafen", sagte er schließlich und sie hob überrascht den Kopf. "Oh", sagte sie glücklich und ein bisschen überrascht, weil sie gar nicht mehr mit einer Antwort gerechnet hatte. "Das ist... sehr schön!" Er sah wieder kurz zu ihr und sie lächelte ihn an. "Weißt du, wie lange wir noch unterwegs sein werden?", frage sie neugierig. "In zwei Tagen kommen wir bei Madaras und Obitos Versteck an, in dem die Armee der Zetsus gezüchtet wurde." "Oh!", sagte sie. "Du warst dort, nicht wahr?" "Ja, dort wurden mir Itachis Augen implantiert." Sie nickte. "Und dann zerstörst du dort alles?" "Ja." "Und dann versuchst du etwas über Orochimaru oder Kabuto herauszufinden?" "Ja. Kakashi will wissen, wo sie sind und was sie treiben, damit wir sie überwachen lassen können. Aber Kabuto halte ich nicht mehr für ein Problem. Itachi hat sich für uns darum gekümmert." "Ich verstehe", sagte sie. "Und... kann ich dich auch dafür weiter begleiten?" Er sah wieder zu ihr und schwieg einen Moment. "Ja." Ihr Herz machte einen ziemlich großen, freudigen Hüpfer. Sie fühlte sich nun doch wieder ziemlich glücklich und der Tag kam ihr gleich weniger grau und trüb vor. Eine Stunde später landete der erste Regentropfen auf ihrer Stirn. Ein paar Sekunden danach ertönte in einiger Entfernung ein lautes Donnergrollen am östlichen Himmel. "Oje", sagte sie ein wenig geknickt. Er schwieg. Sakura sah sich um, aber einen richtig guten Unterschlupf konnte sie in der weiten Ebene nicht erkennen. "Was machst du normalerweise, wenn so ein heftiges Gewitter aufzieht?", fragte sie. "Ich gehe einfach weiter." "Oh", sagte sie etwas betreten. "Ich kann Blitze ableiten, wenn sie mich treffen, das habe ich mir vor dem Kampf gegen Itachi beigebracht." "Also...naja...", sagte sie behutsam und etwas verlegen, "...ich kann das aber leider nicht." "Wenn die Gewitterwolken direkt über uns sind, kann ich uns mit Susanoo schützen. Das hält auch den Regen ab. Aber nass werden wir trotzdem, ich kann das nicht ewig aufrechterhalten. Das würde auf Dauer zu viel Chakra verbrauchen." "Oh, gut!", sagte sie ein wenig kleinlaut. "Danke." Er warf ihr einen kurzen Blick zu und sie blickte tapfer nach vorne und versuchte nicht zimperlich zu sein. Das fand sie nicht ganz einfach, weil es wirklich Angenehmeres gab, als nasse Klamotten bei starkem Wind. Dann wurde einem sehr schnell kalt. Eine halbe Stunde später fing der Regen an. Es war noch nicht dolle. Aber es war nun schon deutlich windiger und am Horizont türmten sich die Gewitterwolken immer höher auf. Und sie kamen rasch näher. Sie zogen beide ihre Mäntel an. Als sie zehn Minuten später um eine Baumgruppe herumgegangen waren, zweigte ein Weg von der Straße ab und lief in einiger Entferung auf ein kleines Gehöft zu. Aus einem der Schornsteine stieg Rauch auf. Sie warf ihm einen raschen Blick zu. Er musste es auch gesehen haben. Aber er sah weiter geradeaus und ging einfach weiter. Die zehn Minuten, die sie noch zu der Weggabelung brauchten, focht sie mit sich einen stillen Kampf aus. Sie wollte ihn nicht aufhalten und sie wollte nicht, dass er sie für verweichlicht und lästig hielt. Aber andererseits würde sie liebend gerne dort um Unterschlupf bitten, zumindest bis der Sturm vorbei war. Und jeder Mensch, der nicht er war, würde auch genau das tun. Er ging - wie sie befürchtet hatte - an der Weggabelung vorbei. Sie blieb stehen. Er blieb ebenfalls stehen und drehte sich zu ihr um. Er sah sie fragend an. Sie blickte etwas schuldbewusst zu ihm. "Müssen wir unbedingt weiterlaufen?", fragte sie behutsam. "Können wir nicht für ein paar Stunden um Obdach bitten?" "Ich bitte nie um Hilfe", sagte er sachlich. "Ich könnte das ja tun?", sagte sie mit einem etwas schuldbewussten und - wie sie hoffte - charmanten Lächeln. Er sah zu dem Gehöft hinüber und blickte dann wieder sie an. "Und was das Thema Gift angeht", fügte sie rasch hinzu, "ich kann Gift aus Menschen herausholen. Erinnerst du dich an Kankuro? Gaara Sabakunos Bruder? Er war schwer vergiftet, aber ich konnte ihn retten. Und das, obwohl das Gift schon tagelang Zeit hatte sich auszubreiten." Er schwieg. "Bitte?", fragte sie mit einem verlegenen Lächeln. Er atmete einmal aus und er schien etwas genervt zu sein. "In Ordnung", sagte er. Es klang ein bisschen so, als würde er sich ihr zuliebe einem schweren Schicksal fügen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)