Feelings von writer ================================================================================ Kapitel 17: Erschöpfung ----------------------- Viel Schlaf hatte sie nicht bekommen. Immer mal ein paar einzelne Stunden. Sie hatte Ikuma auch in der Nacht noch weiterbehandelt und immer nur gerade so viel geschlafen, dass sie wieder Chakra bilden konnte und selbst ausgeruht genug war. Natürlich wusste sie, dass sie auch auf sich achten musste. Das war sogar eigentlich die oberste Regel für Medic Nins. Sie mussten als letzte fallen, dann waren die Überlebenschancen für das gesamte Team am höchsten. Und normalerweise war sie auch sehr gut darin ihre Fähigkeiten und auch Risiken einzuschätzen. Ihre Rettungsaktion gestern war riskant gewesen und eigentlich nicht das, was sie gelernt hatte. Doch sie war nicht offiziell auf Mission und hatte frei und sie hatte einfach nicht danebenstehen und zusehen können. Sie hatte es gut gemacht, sie hatte es geschafft. Und ihre einzige Verletzung hatte sie sich mit ihrem Schlag selbst zugefügt. Sie verstand, was Sasuke gesagt hatte und auch, dass Naruto offenbar hatte sicherstellen wollen, dass ihr nichts passieren würde. Aber sie war ein eigenständiger Mensch und sie würde ihre Entscheidungen selbst treffen. Sie war bereit Sasuke so zu lieben wie er war. Und sie wollte auch so akzeptiert werden, wie sie war. Sie würde nicht plötzlich vorsichtiger sein oder noch besser auf sich aufpassen, weil er das verlangte. Sie passte bereits jetzt gut auf sich auf. Wenn er Sorge hatte sie zu verletzen, dann sollte er vielleicht ein bisschen vorsichtiger mit seinen beängstigenden Fähigkeiten umgehen, damit eben nicht versehentlich jemand verletzt wurde. Dass Ikuma ausgerechnet in dieser menschenleeren Gegend zu genau diesem Zeitpunkt dort gewesen war, war wirklich absolutes Pech gewesen. Man konnte Sasuke nicht wirklich vorwerfen, dass er komplett fahrlässig gewesen wäre. Aber trotzdem. Er hatte in ihren Augen kein Recht nun so zu tun, als wäre das alles ihr Fehler gewesen. Sakura wischte sich kurz mit ihren Händen über ihr Gesicht. Sie war so müde. Vor ein paar Minuten war die alte Frau gekommen, um sie abzulösen und sie hatte sich hingesetzt und mit dem Rücken an die Wand gelehnt, um kurz wieder etwas zu schlafen, aber es klappte nicht. Sie konnte nicht aufhören zu denken. Hauptsächlich - wie irgendwie immer - ging es um Sasuke. "Kannst du nicht schlafen?", fragte die alte Frau sie besorgt, während sie ein frisches, kühles Tuch auf Ikumas Stirn legte. Er hatte Fieber bekommen. Trotzdem war Sakura ganz zufrieden. Es hätte ihm weit schlechter gehen können. Ihre Bemühungen während der Nacht schienen sich bezahlt zu machen. Sie war ganz zufrieden mit sich. Sie war sich ziemlich sicher, dass er mit auch nur ein wenig schlechterer medizinischer Versorgung längst tot wäre. "Ich denke, er ist einigermaßen stabil", sagte sie müde und erhob sich langsam und vorsichtig. "Ich gehe mal kurz nach draußen." "Bitte überanstrenge dich nicht!", rief ihr die Frau nach. Sakura wusste selbst, dass es besser wäre zu schlafen. Aber sie musste wissen, ob er noch hier war. Und ob er, auch wenn er vielleicht noch hier wäre, noch immer wollen würde, dass sie sich trennen würden. Wo sollte sie suchen? Im Dorf schien er nicht zu sein, dann hätte ja irgendjemand gewusst wo er sich aufhielt. Sie gähnte und streckte sich. Es war still. Bis auf ein paar Vögel war nichts zu hören. Offenbar schliefen alle noch. Sie ging auf den Eingang der kleinen Siedlung zu und sah den Hügel hinab. Die Sonne ging gerade über der weiten, grasbewachsenen Ebene auf und alles erschien in goldenen und blassblauen Pastelfarben. Rechts von ihr erstreckten sich grauweiße Felsvorsprünge, hinter denen sie aus der Ferne den Rauch hatten aufsteigen sehen. "Oh!", rief sie erschrocken aus. Ungefähr einen Meter über ihr sah sie seine schwarze Schlange auf einem der Felsvorsprünge liegen. Sie hatte sich zusammengerollt und beobachtete sie aufmerksam und mit leicht schiefgelegtem Kopf. "Ist- ist er hier?", fragte sie zögerlich, während sie versuchte, sich von ihrem Schrecken zu erholen. Sie hätte nicht gedacht, dass sie sich einmal freuen würde diese Schlange zu sehen. "Kannst du mich zu ihm bringen?" Diese Schlangen verstanden einen doch, oder? Das schien der Fall zu sein, denn die schwarze Schlange zischte und rollte sich auseinander. Dann verschwand sie sich windend nach hinten hinter den Vorsprung und sie war nicht mehr zu sehen. Sakura stöhnte. Nun musste sie hinterherklettern. Und wenn sie gleich ihr Gesicht über die Kante heben und dann direkt die Schlange vor Augen haben würde, dann würde sie vor Schreck sterben! Sie kletterte auf ein paar kleine Steine und sprang, bis sie mit ihren Händen an dem Felsvorsprung hing. "Bitte", sagte sie, kurz bevor sie sich hochzog, "bitte liebe Schlange erschrecke mich jetzt nicht! Dann sterben ich und er wird darüber gar nicht glücklich sein!" Sie riss sich zusammen, spannte sich an und zog sich über den Felsvorsprung nach oben. Die Schlange war drei Meter entfernt von ihr und sah sie an, als würde sie auf sie warten. Sie wandte sich um und verschwand zwischen zwei großen Felsen und Sakura folgte ihr. Er war hier, oder? Hatte er die Schlange extra angewiesen dort zu warten, damit sie zu ihm kommen konnte? "Bitte", flüsterte sie. "Bitte!" Sie bog um die Ecke des großen Felsens, hinter dem die Schlange verschwunden war und sah, dass diese mit ihrem dicken, glänzenden Körper den nächsten Vorsprung erklommen hatte. Also tat sie es ihr gleich. Dahinter musste sie wieder herunterhüpfen. Hier standen ein paar Kiefern. Brennholz gab es hier keines. Wahrscheinlich waren alle Zweige der wenigen Bäume hier immer schnell aufgesammelt und deshalb mussten sie immer weit gehen, um Holz zu finden. So wie Ikuma. Sie folgte der Schlange eine Weile durch eine Art sehr engen Gang durch die Felsen und kam dann auf ein kleines Plateau, von dem aus man über die weite Ebene sehen konnte. Der Sonnenaufgang war wunderschön. Die zweite Schlange lag direkt neben dem Eingang, und die Schwarze kroch gerade auf einen Felsen über ihrem Kopf, aber Sakura zucke kaum vor ihnen zurück. Sie schluchzte bloß auf vor Erleichterung. Sie war so müde und so erschöpft und ihn da stehen und den Sonnenaufgang betrachten zu sehen, schien ihr gerade das größte Glück der Welt zu sein. Sie wischte sich rasch mit ihrem Unterarm über ihre Augen, um nicht zu weinen. Wieso verdammt nochmal kamen ihr bloß immer so schnell die Tränen?! Er wandte sich ihr zu. "Ist er tot?" "Nein", sagte sie lächelnd und wischte sich nochmal über ihr Gesicht. "Warum weinst du dann?", fragte er. "Tue ich gar nicht!" Jetzt sah er etwas genervt aus. Aber das war ihr irgendwie gerade egal. Sie ging auf ihn zu, erst zögerlich, dann etwas schneller und dann ließ sie sich einfach vor seinen Füßen zu Boden sinken. Ihre Beine hatten sich plötzlich so schwach angefühlt und irgendwie weinte sie jetzt doch. Sie wusste auch nicht wieso eigentlich. Vielleicht vor Erschöpfung und vor allem wohl vor Erleichterung, dass er noch da war. "Bitte", sagte sie schluchzend, "bitte schick mich nicht wieder zurück. Bitte lass uns zusammen weitergehen! Ich kriege ihn bis heute Abend soweit wieder hin, dass sie sich alleine um ihn kümmern können! Bitte warte noch so lange auf mich!" Er ging vor ihr in die Hocke und sie versuchte wieder ihre Tränen wegzuwischen. Sie traute sich nicht zu ihm aufzusehen. Es war ihr egal wie jämmerlich er sie gerade finden musste. So war sie eben und sie konnte einfach nichts gegen ihre Gefühle machen. Sie schaffte es ihr Gesicht von Tränen zu befreien und hob nun doch den Kopf. "Versprichst du, sowas nicht nochmal zu machen?", fragte er ruhig und er klang streng. "Nein!", sagte sie entschieden. "Bitte hör auf mich zu erpressen. Du hast mich mit Absicht die ganze Nacht im Unklaren gelassen, um mich dazu zu bringen, alles zu tun, was du willst, weil du genau weißt, wie groß meine Angst davor ist, dass du mich wieder verlässt. Das ist schrecklich von dir!" Er verengte die Augen. "Erst weinst du und flehst mich an, dich weiter mitzunehmen und dann kannst du nicht mal das versprechen?", fragte er kühl. Sie wusste, dass er diesen Ton mit Absicht anschlug, um sie sich schlecht fühlen zu lassen. Das klappte auch. Er wollte sie dazu bringen sich seinem Willen zu beugen, indem er ihr androhte sich ihr sonst zu entziehen. Aber sie hatte keine Lust sich von ihm manipulieren zu lassen. Es war fies, dass er das mit ihr machte. Er wusste genau, wie sehr sie ihn liebte und dass sie alles für ihn tun würde. Aber sie hatte sich erst vor ein paar Tagen selbst geschworen sich dabei nicht in jemanden zu verwandeln, denn sie selbst nicht mehr leiden können würde. Das durfte sie nicht! "Pass du doch nächstes Mal besser auf, dann muss ich sowas nicht machen!", sagte sie wütend und ein wenig trotzig. Sein Gesichtsausdruck war unbezahlbar. Seine Überraschung wahr ihm deutlich anzusehen. Sie hatte ihn noch nie kritisiert. Sie hatte ihn immer nur angehimmelt und angefleht und sie wusste selbst nicht, wo sie dafür gerade den Mut hergenommen hatte. "Was?", fragte er leise, als glaubte er, sich verhört zu haben. Wieso hatte sie eigentlich keine Angst? Es hatte eindeutig drohend geklungen. Aber sie biss sich nur trotzig auf die Unterlippe und sah ihn entschlossen zu ihm hoch. Weil sie kniete und er in der Hocke war, war er immer noch ein wenig über ihr. Er sah sie an, als würde er sich fragen, ob sie verrückt geworden war. Vielleicht war sie das auch vor lauter Müdigkeit und Erschöpfung. "Ich muss gleich wieder zurück", sagte sie sehr leise. Ihre Augen wurden ganz schwer. "Aber ich muss kurz schlafen." Sie war so müde, dass nun auch ihre Arme, auf die sie sich gestützt hatte, sie nicht mehr halten konnten. Sie würde sich einfach genau hier kurz hinlegen. Also schloss sie ihre Augen, ließ sich zu Boden sinken und rollte sich auf dem Felsen etwas zusammen. "Bitte Sasuke", murmelte sie, "Bitte geh nicht. Bitte lass mich bei dir bleiben." "Leg dich nicht einfach auf den kalten Stein. Du hast dich überanstrengt." Er klang ärgerlich. "Ich wollte nur schnell sein, damit du wartest und nicht gehst", murmelte sie. Sie hatte sich doch nur seinetwegen selbst so angetrieben. Sie spürte, wie er sich bewegte, vielleicht hatte er sich neben sie gesetzt und sich dort an den Felsen in seinem Rücken gelehnt. Dann spürte sie seinen Griff um ihre Oberarme und sie spürte, wie er sie halb auf sich zog. Nun konnte sie ihr Gesicht in den warmen Stoff seines Oberteils drücken. Sie griff auch mit ihrer rechten Hand hinein. Wenn sie ihn festhielt, dann konnte er nicht gehen. "Bitte geh nicht", flüsterte sie. Sie konnte nicht schlafen, wenn sie nicht wusste, dass er noch da sein würde, wenn sie aufwachte. Er griff sich bloß ein Stück von seinen Mantel, den er über den Schultern hängen gehabt hatte und legte ihr seinen Arm und den Mantel über den Rücken. Sofort wurde es wärmer. "Schlaf", sagte er ruhig. Sie war so müde. Sie spürte wie sich seine Brust bei seinen ruhigen Atemzügen leicht hob und senkte. Sie konnte seinen Herzschlag hören und Dankbarkeit durchströmte sie bei dem Gedanken daran, dass es sie so glücklich machte, dass er am Leben und bei ihr war. Die Wärme, die von seinem Körper ausging, erschien ihr manchmal so merkwürdig, weil er sonst immer so viel Kälte auszustrahlen schien. Fast konnte man denken, dass sein Körper kalt wäre. Wie der der Schlangen. Aber er war ein Mensch. Auch wenn er sich manchmal verhielt, als wäre das nicht so. Sie spürte, wie er ihr mit seiner anderen Hand ganz ganz leicht über ihre Haare strich und sie drückte sich noch ein wenig fester an ihn. "Schlaf", sagte er nochmal. "Ich werde da sein, wenn du aufwachst." Und als ob das magische Worte gewesen wären, spürte sie sofort wie sie in den Schlaf sank. Sie träumte nicht und schlief tief und fest. Und als sie aufwachte, fühlte sie sich viel besser. Und er war noch da. Er hielt sie immer noch genauso wie er es getan hatte, als sie eingeschlafen war. Aber sie fühlte sich ein bisschen zu gut. Sie zuckte zusammen und setzte sich rasch auf. Weil sie so schnell aufgewacht war, fühlte sie sich noch etwas verwirrt. Er musterte sie. Er hatte seine Arme weggenommen, als sie sich aufgesetzt hatte und sein Mantel war von ihr gerutscht. Es war überhaupt nicht mehr kalt. "Wie lange habe ich geschlafen?", fragte sie erschrocken. Sie fühlte sich viel zu ausgeruht. Und dem Licht nach zu urteilen war es Nachmittag. Sie stand so schnell auf wie sie konnte und stolperte beinnahe, weil ihr Gleichgewichtssinn noch nicht ganz mitzukommen schien. Sie musste doch zurück! Sie hatte gesagt, dass sie gleich wiederkommen würde! Was, wenn jetzt alles umsonst gewesen war, wenn das Fieber schlimmer geworden wäre? "Ein paar Stunden", beantwortete er ruhig ihre Frage. Er wirkte etwas belustigt. Und das ärgerte sie! "Okay!", sagte sie nervös, hauptsächlich zu sich selbst. "Das war zu lang, ich muss zurück und-" "Es war genau so lang, wie es nötig war", sagte er entschieden und er erhob sich ebenfalls. Hatte er wirklich stundenlang da mit ihr gesessen und sie schlafen lassen? Das war total nett. Oder ging es ihm bloß um sein Versprechen Naruto gegenüber und er handelte bloß rational? Sie schüttelte ihren Kopf, um die Gedanken zu vertreiben, dafür hatte sie jetzt keine Zeit. Sie wandte sich um, machte einen Bogen um die gefleckte Schlange herum, die näher gekommen war und rannte auf die Felsspalte zu, durch die sie zurückmusste. Dort blieb sie stehen und drehte sich wieder um. Sie sah ihn ängstlich an. "Ich gehe nicht weg", sagte er und ein Gefühl der Erleichterung durchflutete sie. "Okay", flüsterte sie. Dann wandte sie sich um und rannte so schnell wie sie konnte zurück zur Siedlung. Sie war vollkommen aufgewühlt. Einerseits vor Freude über sein Verhalten, andererseits vor Sorge wegen ihres Patienten. Er hätte sie wecken sollen! Aber er hatte das natürlich mit Absicht nicht getan. Er hatte es ihr gesagt. Ihr Leben war ihm mehr wert. Ihm war es vollkommen gleichgültig, wenn der Mann steben würde. Vielleicht würde er das sogar gar nicht so schlecht finden. Denn dann konnten sie weitergehen, ohne noch hier zu verweilen. Als sie auf dem Felsvorsprung ankam, auf den sie zuerst hatte klettern müssen, blieb sie rasch stehen. Denn die schwarze Schlange lag dort, ihren oberschenkeldicken Körper der Länge nach über den ganzen Rand des Felsvorsprungs erstreckt und sie zischte bedrohlich. Allerdings nicht in ihre Richtung sondern nach unten. "Aber dann ist sie vielleicht doch da oben! Wir müssen sie finden! Sie hat sich total überanstrengt, was, wenn sie gestürzt ist und sich was getan hat!" Das war die Tochter der alten Frau. Doch sie schien mit anderen Bewohnern hier zu sein. "Wir können aber nunmal nicht da hoch! Dieses Fieh sieht giftig aus und ganz offenbar will dieses Monster nicht, dass wir hochklettern! Wo kommt die nur her? Ich habe noch niemals so eine große Schlange gesehen!" "Ich glaube", hörte Sakura einen anderen Mann antworten, "dass sie zu ihm gehört. Zu dem Mann, mit dem sie gekommen ist. Vielleicht ist er auch da oben?" "Wieso wartet er denn nicht im Dorf, wie ein normaler Mensch?" "Sei froh, dass er das nicht getan hat! Sein Blick ist kalt wie der von diesem Reptil! Der Mann ist mir unheimlich! Und Ikuma schein Angst vor ihm zu haben. Was, wenn er ihn verletzt hat?" "Leute! Das hilft uns jetzt überhaupt nicht!" Sakura hoffte bitterlich, dass sie sie nur um ihretwillen suchten und nicht, weil sich der Zustand des Verletzten verschlechtert hatte. Sie war mittlerweile ein bisschen näher an den Rand gekommen. Die Schlange schien sie schon vor Langem bemerkt zu haben, denn sie hatte kurz zu ihr gesehen, als Sakura zwischen den Felsen aufgetaucht war, aber dann hatte sie gleich wieder weggeschaut. "Mir geht es gut!", rief sie und die Bewohner der kleinen Siedlung verstummten umgehend und alle sahen zu ihr hinauf. Sie konnte nicht ganz bis zum Rand, weil da der Körper der Schlange war. Und sie hatte nach wie vor Angst ihr zu nahe zu kommen. Aber sie konnte gerade so über den Rand nach unten sehen und winkte den Leuten, die erleichterte Ausrufe von sich gaben. "Es tut mir leid, ich bin leider eingeschlafen und gerade erst wieder aufgewacht! Ich wollte nicht so lange wegbleiben! Ich versuche runterzukommen!" "Pass bloß auf, die sieht giftig aus!", rief eine Frau erschrocken. "Geh ums Himmels Willen nicht nah ran! Wir müssen versuchen sie wegzulocken!" "Es geht schon!", rief Sakura zurück. "Machen Sie sich keine Sorgen, sie tut mir nichts!" Zumindest hoffte sie das. Sie fühlt sich nur halb so mutig, wie sie gerade tat. "Stimmt doch, nicht wahr?", fragte sie an die Schlange gewandt. "Ich muss da jetzt runter, würdest du bitte zur Seite gehen, damit ich herunterspringen kann?" "Bitte?", fragte sie nochmal, weil die Schlange sie nur musterte. Verstand sie sie überhaupt? Oder war sie nur unschlüssig, ob das Sasuke recht wäre? Sakura entschied sich es einfach drauf ankommen zu lassen. Er hatte schließlich mehr als deutlich gemacht, dass die Schlangen ihr nichts tun durften. Er hatte ihnen gesagt, dass er sie dann foltern und töten würde und sie hatten gezischt, als er sie gefragt hatte, ob sie das verstanden hätten. Also nahm sie all ihren Mut zusammen, ging sicherheitshalber noch ein Stück vom Kopf der Schlange weg, hielt die Luft an und stieg langsam mit einem Bein über den dicken, glänzenden Körper. Sie Schlange bewegte sich leicht, aber sie sah Sakura nur an und unternahm nichts. Unten schienen sie alle genauso den Atem anzuhalten wie sie. Sie hob auch das andere Bein über den Schlangenkörper. Sie betete kurz, dass diese schnelle Bewegung die Schlange nicht provozieren würde. Und dann sprang sie nach unten. Sie rollte sich ab und drehte sich sofort um. Aber die Schlange hatte sich nicht gerührt. Also erhob sie sich und atmete erleichtert auf. Dann drehte sie sich zu den anderen um, sie teilweise sie und teilweise die Schlange verängstigt anstarrten. "Wie geht es ihm?", fragte sie rasch. Aber als sie eine Minute später vor ihm stand, war sie erleichtert. Das Fieber war sogar ein wenig gesunken. Er schien etwas geschlafen zu haben und er sagte, dass er sogar sein Bein etwas bewegen könnte. Sie hatte es ziemlich gut zusammengeflickt. Die Haut war zwar von blassen, weißen Narben überzogen, aber ansonsten sah es wieder aus wie ein normales, gesundes Bein. Mit ein bisschen Training und Geduld würde er es wieder ganz normal benutzen können. Die nächsten Stunden beschäftigte sie sich damit, mehr Kräutertinkturen für ihn herzustellen und sein Herz und seine anderen inneren Organe zu behandeln, die durch den Mangel an Blut Schaden genommen hatten. Das schien ebenfalls gut zu funktionieren. Und am Abend konnte er sich sogar schon aufsetzten, ohne, dass er sofort Kreislaufprobleme bekam. Das war sehr gut. Dann konnte er essen und wieder stärker werden. Es würde vielleicht noch zwei Wochen dauern, aber sie war sich sicher, dass er bis auf die Narben nichts zurückbehalten würde. Sie atmete erleichtet aus und biss ein bisschen widerwillig in das Brot, das man ihr reichte. Sie musste essen, aber sie hatte so hart ohne Pause gearbeitet, dass sie sich dazu schon wieder beinahe zu ausgelaugt fühlte. Doch sie hatte ihm gesagt, dass sie es bis zum Abend schaffen würde. Und sie hatte bis dahin alles für ihren Patienten herausholen wollen, was ihr nur irgendwie möglich gewesen war. Die anderen Bewohner hatten sie die ganze Zeit tatkräftig unterstützt und bis auf gelegentliche Fragen nach Sasuke und der schwarzen Schlange, die sie alle mehr oder weniger ignoriert hatte, hatten sie mehr gearbeitet als gesprochen. Aber nun schien sich allgemeine Erleichtung auszubreiten, denn alle schienen nun wie Sakura auch zu finden, dass Ikuma wieder ziemlich gut aussah und bloß noch Ruhe brauchte. Er redete und lachte sogar schon wieder. Und sie war stolz. Ihr war etwas gelungen, von dem sie selbst nicht gelaubt hatte, dass sie es so gut hinbekommen könnte. Und noch dazu hatte sie sogar neue Erkenntnisse gewonnen, die sie wieder mit zurück nach Konoha würde nehmen können und die sich in der Behandlung anderer Patienten als sehr nützlich erweisen würden. Sie nahm auch die Schale Suppe entgegen, die man ihr reichte und weil sie nun nicht mehr so nervös und angespannt war, nahm sie nun wahr wie gut es tat etwas richtiges Gekochtes zu essen. "Möchte er denn nichts essen? Dein Begleiter?", fragte die Tochter der alten Frau und reichte ihr noch ein weiteres Stück Brot. "Ähm...", sagte Sakura etwas unschlüssig. Sie hatte bis eben gerade jeden Gedanken an ihn verdrängt, weil er sonst immer ihren ganzen Kopf ausfüllte und sie sich hatte konzentrieren müssen. Aber er hatte gesagt, dass er bleiben würde. Also würde sie gleich zu ihm gehen können. Er würde da sein. "Ich weiß nicht genau", sagte sie. "Ich glaube, dass er herkommen würde, wenn er das wollen würde." "Diese Schlange ist jedenfalls verschwunden!", sagte ein Mann, der gerade hereingekommen war und neues Holz für den Ofen mitbrachte. "Sollen wir hingehen und ihn fragen, ob er-" "Da kommt er!", sagte einer der anderen Bewohner, der an der Wand neben dem kleinen Fenster gelehnt und hinaus in die Dunkelheit gespäht hatte. Und tatsächlich schob Sasuke einen Moment später die Tür auf und kam herein. Er trug seinen Mantel, seine Tasche und das Schwert und ließ kurz die Augen durch den Raum streifen, bevor er schließlich von Ikuma zu ihr sah. "Sasuke!", sagte sie erfreut und stand rasch auf und machte einen Schritt auf ihn zu. Dann blieb sie gleich wieder stehen, denn wie immer strahlte er etwas aus, dass automatisch alle auf Abstand hielt und zum Verstummen brachte. Alle sahen ihn an und man sah deutlich, dass die meisten ihn beängstigend oder zumindest unheimlich fanden. Ikuma schien sich ganz offen unwohl zu fühlen und das war auch kein Wunder, so wie er Sasuke erlebt hatte. "Ich bin fertig!", sagte Sakura und konnte den Stolz in ihrer Stimme kaum unterdrücken. "Wir haben es geschafft!" Er hatte unrecht gehabt. Sie hatte es geschafft. Aber er hatte natürlich auch keine Ahnung gehabt, wie gut sie mittlerweile war. Sie glaubte, dass sie es vielleicht sogar besser gemacht hatte, als es ihrer Meisterin gelungen wäre. Sie hatte in den letzten Monaten dreimal das Gefühl gehabt, dass sie ihr Chakra ein weniger präziser kontrollieren konnte. Und das war essentiell in diesem Bereich. Sasuke sah kurz zu Ikuma hin und musterte ihn einen Moment prüfend, bevor er wieder zu ihr sah. "Das sehe ich", sagte er und ein wenig Anerkennung schwang in seiner Stimme mit. "Du hast Meisterschaft erlangt, scheint es." "Es war auch sehr schwierig", sagte sie mit einem vorsichtigen Lächeln. "Aber wir hatten viel Glück und alle haben toll mitgeholfen." Aber die anderen schienen ihn, wie sie befürchtet hatte, nicht zu interessieren. Und er schien auch kein Interesse zu haben sich bei Ikuma zu entschuldigen, dafür, dass er ihn versehentlich beinahe umgebracht hätte. Oder ihn zu seiner Genesung zu beglückwünschen. "Möchten Sie etwas essen?", fragte die alte Frau vorsichtig an ihn gerichtet, weil sich ein unsicheres Schweigen ausgebreitet hatte. "Nein", sagte Sasuke mit einem beiläufigen Blick zu ihr. "Ich habe gegessen." Er wandte sich wieder Sakura zu. "Ich will aufbrechen." "Sie ist total erschöpft!", sagte die alte Frau empört und alle beobachten betreten, wie Sakura rasch ihre Sachen zusammensuchte und sich den Mantel anzog, bevor sie sich ihre Tasche umhängte. Sie betrachteten sie mit den gleichen Blicken, wie immer alle sie ansahen, wenn sie zu finden schienen, dass Sasuke nicht gut für sie war. Und wahrscheinlich war er das auch nicht. Trotzdem konnte sie einfach nicht anders. Sie wollte bei ihm sein. Und sie wollte daran glauben, dass ein bisschen von dem, das ihn so hatte werden lassen, vielleicht wieder rückgängig gemacht werden könnte. Und wenn nicht, dann würde sie ihn so akzeptieren und lieben wie er war. "Bist du zu erschöpft?", fragte er sie, aber sie schüttelte nur rasch den Kopf. Sie hatte gesagt, dass sie es bis zum Abend geschafft haben würde und nun wollte sie auch zu ihrem Wort stehen. Er drehte sich um und ging hinaus und alle schwiegen und sahen sie an. "Danke", sagte Ikuma sehr ernst. "Danke, dass du mich gerettet hast. Vor meinen Verletzungen. Und auch vor...ihm." Sakura lächelte leicht. "Ich bin froh, dass es geklappt hat!", sagte sie und sah in die Runde. "Und es hat mich sehr gefreut Sie alle kennenzulernen!" Sie wurde mit Dank überschüttet und alle wollten sie zum Abschied umarmen und als sie gerade gehen wollte, kam eine Frau zurück, die rasch hinausgeeilt war und drückte ihr ein großes Proviantpaket in den Arm. Als sie sich endlich zum Gehen wandte, sagte die alte Frau: "Manche Menschen sind nicht in der Lage für andere etwas zu empfinden. Diese Menschen denken nur an sich. Man kann diese Menschen nicht ändern. Es ist eine angeborene Störung. Es liegt in den Genen. Ich hoffe sehr für dich, dass er nicht so jemand ist. Pass gut auf dich auf, Mädchen." Sakura sah sie ernst an. Es war nicht das erste Mal, dass ihr jemand so etwas über Sasuke sagte. Aber Naruto glaubte an das Gute in ihm. Und sie hatte sich in Orochimarus Versteck auch entschlossen das zu tun, als ihr in vollem Umfang klar geworden war, wie viel er wirklich sein Leben lang gelitten hatte. Sie wollte sein Licht sein. Und wenn seine Dunkelheit sie Auslöschen würde, dann war das in Ordnung. Denn es war ihre Entscheidung. Es blieb dabei. Es kam ihr immer noch so vor, als wäre es ihr Schicksal es versuchen zu müssen. Also bedankte sie sich für den Rat und trat nach draußen. Er lehnte direkt neben der Tür. Hatte er gehört, was die alte Frau gesagt hatte? Er warf ihr einen Blick zu und stieß sich von der Wand ab. "Gehen wir." Und er wandte sich um und schritt auf den Ausgang zwischen den Felsen zu. Sakura lief ihm rasch nach. "Wir haben ganz viel zu essen!", sagte sie, sobald sie ihn eingeholt hatte und zeigte ihm begeistert das große Paket mit den ganzen tollen Sachen. Er musterte kurz ihr Gesicht. "Und das willst du jetzt alles mitschleppen?" "Ähm...", sagte sie, ein wenig gebremst in ihrer Freude. Soweit hatte sie gar nicht gedacht. Und sie mochte es eigentlich gar nicht viele Dinge mit sich herumzuschleppen. Aber dann müssten sie vielleicht weniger Tiere töten. Allerdings war es wirklich schwer. Er streckte die Hand aus. "Schon gut, gib es her", sagte er, nachdem er sie wieder kurz angesehen hatte. Sie sah ihn verwirrt an und er nahm ihr das in Stoff gewickelte Päckchen aus der Hand und ging einfach weiter. "Komm", sagte er. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)