Netsu no Yume von MAC01 (Fiebertraum) ================================================================================ Kapitel 1: Fiebertraum ---------------------- Jonouchi blickte auf die Schüssel mit Suppe, die er in seinen Händen hielt. Auf der Seite der Plastikschale prangerte das Symbol eines kleinen Restaurants, welches er gern mit seinen Freunden besuchte. Aus Erfahrung wusste er also, dass die Suppe sehr gut war und ihm schmecken würde. Dennoch war ihm gerade nicht nach essen zumute. Durch die dünne Wand der Schale spürte er die Wärme der Suppe, was es ihm nur noch schwerer machte, sie auf die Anrichte der kurzen Küchenzeile abzustellen. Aber was für eine Wahl hatte er sonst? Er konnte sie unmöglich in Händen halten, bis sie abgekühlt war, allein weil er bereits jetzt schon wieder anfing zu schwanken. 'Zu schade', dachte er sich, 'dass ich sie nicht riechen kann.' Er liebte ihren würzigen Geruch. Doch der Schnupfen hatte leider bewirkt, dass die Nase komplett zu war. Da war einfach nichts mit riechen. Selbst wenn er sich jetzt die Nase geschnäuzt hätte. Plötzlich spürte er in sich erneut einen Drang, den er seit gestern nur zu gut kannte. Er stürzte eilig zur Toilette und schaffte es gerade noch den Deckel hochzuklappen, bevor sich sein Inneres ein weiteres Mal nach außen stülpte. Das war mitunter ein Grund, warum er es vorzog, derzeit nichts zu essen. Er war seinen Freunden mehr als dankbar dafür, dass sie an ihn gedacht und ihm die Suppe vorbei gebracht hatten, denn er war derzeit wirklich nicht in der Lage raus zu gehen. Selbst der Weg zum Conbini an der Ecke war eine Entfernung, die in seinem jetzigen Zustand unmöglich zu bewältigen war. Als der Blonde wieder wach wurde, lag er in seinem Bett. Wie er hier her gekommen war, war ihm nicht klar. Alles in seinem Kopf fühlte sich wie in dicke Watte gepackt an. Das letzte, woran er sich erinnern konnte, war die Toilette und sein Würgen. Der bittere Geschmack der Magenflüssigkeit, die er erbrochen hatte. Das Rauschen der Toilette, als er den falschen Knopf gedrückt hatte. Dann war alles irgendwie nicht mehr greifbar. Dennoch lag er in seinem Bett, zugedeckt und in seinen Yukata (1) gekleidet. Wann hatte er von der Jogginghose und dem Pullover in den Yukata gewechselt? Er wusste es nicht. Er wusste nur, dass er fror, obwohl er bereits mit einer dicken Decke zugedeckt war. Einer dicken Decke? Wo kam die her? Er besaß so eine dicke Decke gar nicht. Für gewöhnlich reichte ihm eine Wolldecke, da ihm immer viel zu warm war. Wenn ihm kalt wurde setzte er sich an den Kotatsu (2) und ließ sich von diesem wärmen. Langsam versuchte er sich aufzusetzen, gab das Unterfangen aber schließlich auf, da sich alles sofort heftig zu drehen begann. Dieses Mal hatte es ihn echt heftig erwischt. Er wurde für gewöhnlich nicht krank, außer vielleicht mal einen Schnupfen oder etwas Husten. Doch dieses Jahr hatte er eine volle Breitseite erwischt: Fieber, Husten, Schnupfen, Kopfschmerzen, Schüttelfrost, Übelkeit, ein paar vereinzelte Bauchkrämpfe. Jonouchi war so in seinen Gedanken versunken, dass er gar nicht spürte, dass sich eine Hand unter seinen Hinterkopf schob und ihn etwas anhob. "Hier trink etwas", hörte er eine leise, sanfte Stimme, die ihm irgendwie bekannt vorkam. Trinken? Was sollte er denn trinken? Doch kaum hatte er die Frage in seinem Kopf formuliert sah er einen Teebecher, der ihm an die Lippen gehalten wurde und er nahm einen Schluck. Dann ließ ihn die Hand sich wieder in das Kissen betten. Kurz schloss er die Augen, bevor er sie erschrocken wieder aufschlug. Er war nicht alleine, ging es ihm plötzlich durch den Kopf. Doch wer war das eben gewesen? Wieder versuchte er sich aufzusetzen, zumindest auf den Ellenbogen wollte er sich stützen. Doch erneut zwang ihn der auftretende Schwindel zurück auf das Bett. Langsam versuchte er sich vom Rücken auf die Seite zu rollen. Wenn er sich schon nicht aufsetzen konnte, dann gewann er vielleicht in einer seitlichen Liegeposition einen Überblick über seine kleine Ein-Zimmer-Wohnung. Es dauerte etwas, bis er die gewünschte Position endlich eingenommen hatte. Neben ihm, auf der Nachtkonsole stand der Tonbecher, aus dem er gerade getrunken hatte. Jetzt bemerkte er auch den Eimer, der neben seinem Bett stand und auf dessen Boden mit etwas Wasser bedeckt war. Er zog seine Stirn kraus. Ein gewöhnlicher Einbrecher hätte sich wohl kaum die Mühe gemacht ihn von der Toilette zum Bett zu schleifen, ihn umzuziehen, ihm einen Eimer ans Bett zu stellen und ihm dann noch einen Tee zu machen. Langsam ließ er seinen Blick durch die Wohnung schweifen. Doch leider war sein Blick völlig verschwommen, so dass er kaum etwas klar umrissen erkennen konnte. Er konnte seine Wohnungstür und den Genkan (3) sehen und die direkt anschließende Küchenzeile mit einem schmalen Herd, der Mikrowelle, dem Waschbecken und dem kleinen Kühlschrank. Dort war niemand. Dann kam der Wohnraum: In der Ecke, in der sein Bett stand befand sich niemand außer ihm. Der Kotatsu stand einsam mitten im Raum rum, seine Regale mit den Schulbüchern und der paar Manga, die sich im Laufe der Zeit bei ihm angesammelt hatten, schienen unberührt zu sein. Der Fernseher schwieg und zeigte kein Bild. Scheinbar hatte er sich nur eingebildet, dass ihm jemand den Becher an die Lippen gehalten hatte. Aber was war mit all den anderen Dingen, auf die er sich keinen Reim machen konnte? Oder hatte er sich in völliger geistiger Umnachtung und im Autopilotmodus umgezogen, einen Tee aufgebrüht und hatte sich dann in das Bett gelegt? Blieb noch die Sache mit der dicken Decke... Eigentlich schade, dachte er so bei sich. Es wäre schön gewesen, wenn es jemand gegeben hätte, der sich ein wenig um ihn kümmern würde, wenn er krank war. Sicherlich, hätte er seine Freunde gefragt, hätten sie sich um ihn gekümmert. Aber bei ihnen hatte er auch immer das Gefühl vorgeben zu müssen gut gelaunt zu sein und das es ihm gar nicht so schlecht ging. Sie hätten ihn unterhalten, mit dem aktuellen Tratsch aus der Schule versorgt und über die neuste Erweiterung für Duel Monsters informiert. Und all das hätte ihn wahnsinnig viel Kraft gekostet. Kraft, die er gerade nicht hatte. Plötzlich ging die Schiebetür zum Balkon auf und eine hagere Gestalt trat in den Wohnraum. Geschockt weiteten sich Jonouchis Augen. Er hatte sich doch nicht geirrt? Da war tatsächlich noch jemand? Wieder versuchte er sich auf seinem Ellenbogen aufzustemmen, doch zu dem Schwindel kam nun erneut die Übelkeit. Auf einmal war der Eimer dicht unter seinem Gesicht als er erneut würgen musste. Jemand strich ihm das blonde Haar etwas nach hinten. Als er fertig war wurde ihm ein Glas mit Wasser gereicht. Damit spülte er sich den Mund aus und spie die Überreste ebenfalls in den Eimer. Schließlich half ihm wer auch immer sich wieder rücklings ins Bett zu legen und strich ihm dann noch einmal ein paar Haare aus dem Gesicht. "Dummkopf", hörte er mit ruhiger, immer noch sanfter Stimme den anderen sprechen, der sich auf die Kante seines Bettes gesetzt hatte. "Bleib liegen und ruh dich aus." Dann dämmerte der Blonde bereits wieder weg, während er sich fragte, woher ihm diese Stimme nur so bekannt vorkam. Im Schlaf hatte sich Jonouchi wieder auf die Seite gewälzt und zu einem kleinen Ball zusammengekauert. Er zitterte und schwitzte furchtbar. In seinem unruhigen Schlaf erlebte er immer wieder Bilder und Szenen, die ihn in Angst und Schrecken versetzten. Manche davon kamen von tatsächlichen Erlebnissen, andere waren Konstrukte seiner fieberverzerrten Wahrnehmung. "Sssh", hörte er noch halb im Schlaf die warme, fürsorgliche Stimme erneut. "Es ist alles gut, du bist hier sicher." Der Blonde wollte widersprechen. Sicher? Er war hier mit jemand, den er nicht erkannte und ihm möglicherweise fremd war. Hilflos und völlig ausgeliefert. Sollte ihm das ein Gefühl von Sicherheit vermitteln? Und doch, ... zog ihn die Stimme irgendwie an. Sie faszinierte ihn mit der klaren, scharfkantigen Aussprache und dazu der Kontrast der warmen, beruhigenden Stimmfarbe. "Hier, ich halt dir jetzt ein Tütchen an den Mund und lass dir ein Pulver in den Mund rieseln", hörte er die Stimme erklären. "Das musst du bitte schlucken." Dann spürte Jonouchi auch schon das Papiertütchen an seinem Mund und instinktiv wollte er den Kopf wegdrehen. Doch das war wieder eine fremde Hand an seiner Wange. Sie war warm und weich und strich ihm mit dem Daumen zärtlich über die Wange. "Nein, Streuner...", hörte der Blonde wieder die besorgte Stimme des anderen. Auf einmal wurde ihm klar, dass sein Gegenüber ein Mann war. Daran bestand für Jonouchi auf einmal gar keinen Zweifel mehr und er fragte sich, warum ihm das erst jetzt klar wurde. Sanft drehte die Hand sein Gesicht wieder so, dass ihm das Papiertütchen an die Lippen gelegt werden konnte. Kraftlos versuchte er sich dagegen zu wehren. Wer wusste schon, was das für ein ominöses Pulver sein würde. "Sssh... das Pulver wird dir helfen und dein Fieber senken", flüsterte ihm die Stimme wieder beruhigend zu. "Komm, sei ein artiger Streuner." Streuner? Es gab noch jemand, der ihn so nannte. Doch mit all der Watte in seinem Gehirn kam er gerade nicht auf den Namen. Nur braune Haare und blaue Augen stachen plötzlich als unvollständiges Bild hervor. Aber meist lag Geringschätzigkeit und Spott in diesem Wort und klang nicht wie ein liebevolles Kosewort. Während er diesem Gedanken hinterher gehangen hatte, hatte er seinen Widerstand vergessen und spürte, wie ihm erneut ein Glas mit Wasser an die Lippen gehalten wurde, von dem er einen Schluck nahm und das Pulver auf seiner Zunge und in seiner Kehle runterspülte. "Das hast du gut gemacht", lobte ihn der andere und etwas Stolz keimte in Jonouchis Brust. Er hatte etwas gut gemacht und war deshalb gelobt worden. Das kam nicht sehr oft vor. Eigentlich nie. Selbst wenn er mal etwas gut machte, fiel es nicht auf oder wurde gar mit lobenden Worten bedacht. "Schlaf noch etwas, ich wärm dir die Suppe auf", hörte er, als er wieder begann wegzudriften. "Komm, noch ein Löffel", fordert ihn die Stimme durch den Nebel seines Verstandes auf. Löffel? Was für ein Löffel? Von was ein Löffel? Er stemmte mit aller mühe seine Lider hoch und sah braunes Haar und darunter blaue Augen. Kurz fröstelte es ihn, bevor er feststellte, dass die Augen gar nicht kalt und distanziert wirkten. "Kaiba?", kam es flüsternd von Jonouchi, bevor er einen Löffel an die Lippen gehalten bekam und dann die warme Flüssigkeit durch seine Lippen in den Mund rann. Suppe. Die Suppe, die ihm die Jungs vorhin (?) vorbei gebracht hatten. War es noch derselbe Tag oder schon ein anderer? Wie spät war es? Durch das bodentiefe Fenster und die Balkontür kam nur noch getrübtes Licht in den Raum und bei der Küchenzeile brannte Licht. "Du hast immer noch ziemlich hohes Fieber", kam es ruhig von seinem Gegenüber, den er selbst auf so kurzer Distanz nur schwammig sehen konnte. War das überhaupt Kaiba? Nein, schrie sein Verstand. Kaiba wusste doch gar nicht, wo er wohnte und selbst wenn er es gewusst hätte, wie hätte er in die Wohnung kommen sollen. Und warum sollte er sich um ihn kümmern? Um ihn, den er nur als Versager wahrnahm und nicht ernst nehmen konnte. Der, der schon immer etwas für den Brünetten übrig gehabt hatte, es aber niemals laut aussprechen würde. "Was würdest du niemals laut aussprechen?", wurde er gefragt und für einen Moment war sich Jonouchi nicht sicher, was er gerade gedacht und was laut ausgesprochen hatte. "Das ich mächtig verliebt in dich bin", antwortete der Blonde und war stolz auf sich, dass er dem Drang, es auszusprechen, widerstanden hatte. Hatte er doch, oder? "Dein Fieber muss höher sein, als ich dachte", meinte der Brünette ruhig. Er stand auf und brachte die Schale zurück in die Küche. Es wäre echt schön, wenn Kaiba hier wäre und sich um ihn kümmern würde. Mit ihm auf die Art sprechen würde, die sonst nur dessen kleiner Bruder vorbehalten war. Ihm sanft durch das Haar streichen würde. Doch Jonouchi bezweifelte, dass Kaiba jemals jemand anderem als Mokuba so viel Fürsorge zuteilwerden lassen würde. Das würde ja bedeuten, er müsste jemand hinter die Maske des Alleskönner, des Genie, des Businessmann, des Geschäftsführer blicken lassen. Das konnte sich Jonouchi echt nicht vorstellen, auch wenn er es sich wünschen würde. Plötzlich spürte er etwas Feuchtes auf seiner Stirn. Er war durch seine Gedanken erneut etwas abgedriftet. Als er durch das kühlende Tuch auf seiner Stirn wieder in das Hier katapultiert wurde, war das wie eine Vollbremsung ohne Gurt. Verwirrt ließ er seinen Blick durch den Raum streifen, bevor sie sich am Pseudo-Kaiba festhafteten. War wirklich jemand hier, der ihn umsorgte und solche Ähnlichkeit mit seinem heimlichen Schwarm hatte? Oder war das alles Einbildung? Ein Produkt seiner Fantasie? Eine Wahnvorstellung? Fieberwahn? Der andere wollte aufstehen, doch instinktiv griff der Blonde nach dessen Handgelenk. "Bleib, bitte", bat er schläfrig. Es war ihm egal, wer das war, er wollte einfach nicht alleine sein und sich seiner Fantasie hingeben, dass Kaiba sich um ihn kümmerte. Der andere setzte sich wieder auf die Bettkante und strich mit der freien Hand eine widerspenstige Strähne aus Jonouchis Gesicht. "Und bitte verrat mich nicht." "Bei wem sollte ich dich verraten?", fragte der Brünette, der sich etwas anders hinsetzte, so dass er sich genau neben Jonouchi befand, legte ihm einen Arm um die Schulter und ließ den Blonden sich an seine Brust schmiegen. "Bei Kaiba", murmelte er erschöpft. "Ich... will nicht, dass er sich über mich lustig macht." "Wird er nicht", versprach der andere ihm. "Woher willst du das wissen?", fragte Jonouchi und spürte, wie es ihn wieder in den Schlaf zog und so die Antwort auf seine Frage nicht mehr hören konnte. Wärme umfing Jonouchi, als er aus dem Sumpf des Schlafes etwas auftauchte. Wieder hatten wirre Bilder die Angst in ihm angefacht. Unbewusst presste er sich enger an die Quelle der Wärme, die ihn scheinbar willkommen hieß. Ihm durch das feuchte Haar strich. Sein Atem ging flach und abgehackt. "Was versetzt meinen Streuner nur in solche Angst", hörte er die besorgte Stimme seines Wohltäters. Dieser strich ihm sanft über die Wange. Doch der Blonde wollte nicht antworten. So verbarg er sein Gesicht noch etwas mehr an der Brust des anderen. Wollte seine Kindheitsängste, die ihn immer wieder heimsuchten, wenn er mit Fieber im Bett lag, nicht aussprechen. Es waren lächerliche Ängste, wie sie nun mal nur Kinder erleben können, bevor sie beginnen Dinge und Sachverhalte zu verstehen. "Keine Sorge, dir wird nichts passieren, solange ich hier bin", versprach ihm der andere sanft. "Aber wenn ich wieder gesund werde, wirst du verschwunden sein", murmelte Jonouchi fiebrig. "Wieso sollte ich das?", fragte ihn der Brünette überrascht. "Weil... weil du nicht echt bist", flüsterte der Blonde traurig und seine Finger begannen sich in das Hemd des anderen zu krallen. "Bin ich nicht?", hörte er mit leichtem Entsetzen den anderen erneut fragen. "Du... du bist nur da, weil ich Fieber habe und mir wünschen würde, dass du da wärst", teilte ihm der Kranke mit. "Wir werden sehen", meinte sein Gast und man konnte ein ruhiges Schmunzeln aus der Stimme hören. Jonouchi hob sein Kopf ein wenig und musste feststellen, dass es draußen längst dunkel war. "Soll ich dir zur Toilette helfen?", fragte der Brünette. Jonouchi ließ seinen Kopf wieder auf die Brust sinken und schüttelte ihn nur im Ansatz. "Lieber noch ein wenig so da liegen bleiben", bat er leise. "Okay, Streuner", gab der andere nach. "Bin ich schon lange nicht mehr", begehrte Jonouchi kraftlos auf. "Was bist du schon lange nicht mehr?", hakte sein Gast nach. "Ein Streuner", erklärte der Kranke. "Ich hab jetzt eine feste Hundehütte." Sanft streichelte der Brünette durch das Haar des Blonden. Auch diese Geste, so unscheinbar sie auch sein mochte, genoss Jonouchi. Vor allem in Verbindung mit seiner Vorstellung, dass es tatsächlich Kaiba war, der sich hier um ihn kümmerte. Für diesen Moment war es ihm egal, dass er so etwas nie im richtigen Leben haben würde. Daher wollte er diesen Augenblick einfach genießen. "Ich bin auch sehr stolz auf dich, dass du diesen Schritt geschafft hast", meinte der andere ruhige zu ihm. "Wenn du wüsstest, was mich dieser Schritt alles gekostet hat", murmelte der Blonde leise. "Warum denkst du, dass ich das nicht wüsste", erwiderte Kaiba. "Weil niemand davon weiß, nicht mal Honda", erklärte Jonouchi. "Ich bin nicht Honda", konterte der Brünette sanft. "Egal, das ist alles Vergangenheit", murmelte Jonouchi, während er erneut in den Schlaf glitt. Licht drang durch die Dunkelheit zu seinem Bewusstsein. Warmes Sonnenlicht, wie er feststellte, als sein Denken wieder einsetzte. Langsam öffnete er seine Augen. Das Gefühl von Watte in seinem Kopf hatte sich verflüchtig und auch sein Blick schien sich geklärt zu haben. Sein Hals tat etwas weh, aber dafür war seine Nase wieder offen. Langsam setzte er sich auf. Der Schwindel war nur noch leicht und als er seine Füße über die Bettkante schob, stellte er fest, dass da kein Eimer mehr stand. Oder hatte da überhaupt je ein Eimer gestanden? Gehörte der Eimer mit zu seinem Fiebertraum oder was auch immer das gewesen war? Traurigkeit breitete sich in ihm aus, als ihm bewusst wurde, dass sein Fiebertraum geendet hatte. Die Vorstellung, dass Kaiba Seto hier in seiner Wohnung gewesen und sich um sich ihn gekümmert hatte, hatte ihm gefallen. Doch es führte ihm einmal mehr vor Augen, was für ihn unerreichbar war. Niedergeschlagen ließ er den Kopf hängen. Dann hörte er, wie die Wohnungstür aufgeschlossen wurde. Sofort schnappte sein Kopf wieder nach oben und er blickte zu seinem Eingangsbereich. Die Tür wurde nach außen geöffnet und der Hauptdarsteller seines Fiebertraums trat in die Wohnung. Als dieser ihn sah blieb er kurz stehen und lächelte. "Ah, gut du bist wach", meinte Kaiba Seto zu ihm, als wäre es das Normalste der Welt, dass er gerade in Jonouchis Wohnung gekommen war. Hinter ihm glitt die Wohnungstür wieder ins Schloss. Dann schlüpfte er in die bereit stehende Gastpantoffeln und trat in die Küche, in der er die Tüte auf die Anrichte stellte. "Wo kommst du her?", fragte Jonouchi perplex und spürte, wie rau sein Hals war. "Ich hab Frühstück besorgt", antwortete Kaiba, als würde es gar keine andere Antwort auf diese Frage geben. "Nein... ich meine, was tust du hier?", versuchte der Blonde es mit einer anderen Fragestellung. "Du hast mich gebeten zu bleiben, also... bin ich geblieben", erklärte Kaiba ruhig. Er hatte Kaiba gebeten zu bleiben? Irgendwo im Grauen seiner Erinnerungen kam ein Bild hoch, wie er nach der Hand seines Gastes gegriffen hatte und ihn gebeten hatte zu bleiben. Aber das war doch nur ein Fiebertraum, oder? Ohne das Jonouchi es wahrgenommen hatte, war Kaiba zu ihm gekommen und hatte sich vor ihn gekniet. Er hob seine Hand und legte sie behutsam an die Wange des Blonden. Jonouchis Blick schnappte sofort zu Kaibas Augen. "Alles in Ordnung?", fragte Kaiba besorgt. "Nein", antwortete Jonouchi ehrlich. Er versuchte in seinem Gedächtnis zu ergründen, was wohl noch aus seinem Fiebertraum gar kein Traum gewesen war. "Was macht dir Angst?", fragte der Brünette ihn und hatte immer noch diese sanfte Stimme. "Das... ich etwas gesagt haben könnte, was ich nicht sagen wollte", gestand der Blonde. "Du hast gedacht, dass ich nicht echt bin", begann Kaiba aufzuzählen. "Du warst traurig, weil du dachtest, dass wenn dein Fieber zurück gehen würde, ich verschwinden werde. Du hast mich gebeten, dich nicht zu verraten." Verraten? Was sollte er nicht wem verraten? Verwirrt blickte er Kaiba an. "Du hast mir gesagt, du wärst mächtig in mich verliebt", wiederholte der Blauäugige Jonouchis Worte. Die Augen des Blonden weiteten sich erschrocken und man konnte sehen, wie es in ihm zu arbeiten begann. "D... das... ähm... also... ich hatte Fieber und... uhm... also...", stammelte er hilflos vor sich hin. "Hey, du musst nach keiner Ausrede suchen", versuchte Kaiba ihn zu beruhigen. "Es gibt zwei Optionen, zwischen denen du wählen kannst." "Zwei Optionen?", kam es nicht verstehend von dem Blonden. "Die erste Option ist, du sagst mir, dass du nicht mächtig in mich verliebt bist und alles bleibt beim Alten. Ich werde deine Aussage dem Fieber zuschreiben und wir belassen es dabei", begann der Brünette ruhig. "Und die zweite Option?", fragte Jonouchi neugierig. "Du sagst mir, dass du wirklich mächtig in mich verliebt bist, dann würde ich dich küssen und dir sagen, dass ich auch in dich verliebt bin und wir könnten überlegen, was das für uns bedeutet und wir daraus machen möchten", offerierte Kaiba ihm. Nur langsam sackten die Worte des anderen in Jonouchis Kopf. 'Dann würde ich dich küssen und dir sagen, dass ich auch in dich verliebt bin.' Plötzlich machte es klick in seinem Kopf. "Du... du bist... in mich...?", stammelte er erneut aufgeregt. "Heißt das, du wählst die zweite Option?", wollte sich Kaiba versichern, dass er sein Gegenüber richtig verstanden hatte. "Dann sag mir, jetzt, wo du wieder klar im Kopf bist, dass du mächtig in mich verliebt bist." "Ich... bin mächtig in dich verliebt", wagte Jonouchi den Schritt, den er nie für möglich gehalten hatte und selbst jetzt rechnete er noch damit, dass Kaiba ihn auslachen würde. Doch dieser lächelte gütig, streckte sich ein wenig und küsste ihn behutsam und recht züchtig. "Ich bin auch in dich verliebt", hauchte der Brünette gegen Jonouchis Lippen, während seine Stirn an der des Blonden ruhte. ~Owari Quelle: Wikipedia (1) Yukata: traditionelles japanisches Kleidungsstück aus Baumwolle. Dient als unkomplizierte, leichtere und alltäglichere Variante des Kimonos. Häufig wird der Yukata auch als Schlafanzug benutzt. (2) Kotatsu: beheizter Tisch in japanischen Häuser, der auch heute eine der wichtigsten Wärmequellen im Winter und gleichzeitig einen Ort der familiären Gemeinsamkeit darstellt (3) Genkan: Eingangsbereich in traditionellen japanischen Wohnungen oder Häusern, der den Übergang zwischen dem äußeren und inneren Bereich bildet. Dort wechselt man von Straßenschuhe in Hausschuhe. . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)