Keine Angst von PanicAndSoul ================================================================================ Kapitel 4: Kapitel 4 -------------------- Eine Woche war vergangen, seit Hikari das Krankenhaus verlassen durfte. Es ging ihr von Tag zu Tag besser, doch zur Sicherheit, hatte der Arzt sie noch für ein paar Tage krankgeschrieben. Am Anfang war sie noch zu müde, um alles zu realisieren, doch als sie das erste Mal alleine in ihrem Zimmer war und keinen mehr um sich herum hatte, kamen die Gedanken. Immer wieder kreiste ein Was hätte da alles passieren können…, in ihrem Kopf herum. Und immer wieder, schlich sich dazu … wenn Takeru nicht da gewesen wäre. Erneut saß sie auf ihrem Bett und starrte vor sich hin. Ein Bild des Blonden stahl sich in ihre Gedanken und ihr Herz begann, schneller zu schlagen. So hatte sie das letzte Mal an ihn gedacht, als sie vor zwei Jahren zusammen zum Abschlussball gegangen waren. Damals war sie fest davon überzeugt gewesen, in Takeru verliebt zu sein. Doch als sie sich dann geküsst hatten, hatte es sich einfach nicht richtig angefühlt. So  beschlossen die beiden, weiter Freunde zu bleiben und es nicht miteinander zu probieren. Und bis zu dem Vorfall, in der Disko, hatte Hikari diese Entscheidung auch nie bereut. Sie fühlte sich wohl bei ihrem besten Freund, fühlte sich beschützt. Als er sie dann aber vor ein paar Tagen vor diesem Typen gerettet hatte, da veränderte sich plötzlich etwas. Immer wieder musste sie an die alten Zeiten denken und die Gefühle, welche sie an dem Abend des Abschlussballs hatte, kehrten nun zurück. Sie war sich sicher, was sie für Takeru empfand, war mehr als nur Dankbarkeit, mehr als bloße Freundschaft und mehr, als sie sich bis jetzt eingestehen wollte. Doch je klarer sie sich über ihre Gefühle wurde, umso größer wurden auch ihre Zweifel. Würde Takeru sie abweisen? Immerhin hatte er vor gut zwei Jahren, als sie sich küssten, zusammen mit ihr entschieden, dass sie nur Freunde bleiben wollten. Er hatte nie geäußert, dass er mehr für sie empfand. Wahrscheinlich war es nur zu dem Kuss gekommen, weil Hikari ihm so leid tat. Das hatte sie sich jedenfalls all die Zeit über immer wieder eingeredet. Nein, es war besser, nicht allzu viel hineinzuinterpretieren. Takeru hatte sie gerettet, weil er ihr bester Freund war, nicht mehr und nicht weniger. Ihre Angst, zurückgewiesen zu werden, war einfach viel zu groß. Hikari hing noch ihren Gedanken nach, als sie ein Klopfen hochschrecken ließ. Sie sagte: „Komm ruhig rein.“ Und kurz darauf, steckte Yolei bereits ihren Kopf durch die Tür. Sie betrat den Raum und hinter ihr bemerkte ihre Freundin noch drei weitere Personen. Es handelte sich um Ken, Daisuke und… „Keru“, hauchte die Brünette und sofort fing ihr Herz an, schneller zu schlagen. Ein liebevolles Lächeln lag auf seinen Lippen, als er seine beste Freundin sah. „Hallo Hika, wie geht es dir?“, fragte der Blonde, während er sich neben ihr auf dem Bett niederließ. Sie konnte nicht anders, als sein Lächeln zu erwidern. Für einen Moment schien es, als gäbe es nur ihn. Immer wieder nur ihn. „Hallo, Erde an Kari. Wir sind auch da.“, schnaufte Yolei und wedelte übertrieben vor den Gesichtern der beiden mit der Hand auf und ab. Hikari löste ihren Blick von Takeru und lachte auf. „Hallo Yolei. Und natürlich hallo Ken und Davis. Ich hab schon bemerkt, dass ihr auch da seid.“ Die Lilahaarige zog eine Augenbraue hoch und erwiderte: „Sah aber nicht danach aus.“ Hikari zuckte mit den Schultern und versuchte dabei, nicht so aufgeregt zu klingen, wie sie sich fühlte, als sie sagte: „Naja, Keru hat mich gerettet, ich bin ihm eben sehr dankbar. Da hat er ja wohl als Erster eine Begrüßung verdient, oder?“ Auch wenn sie selber nicht von ihren Worten überzeugt war, schien die Antwort für die anderen doch plausibel genug zu sein. Als sie sich jedoch ihrem Retter zuwandte, um seine Reaktion zu sehen, erntete sie kein Lächeln von ihm, wie sie es erwartet hätte. Takeru wirkte eher nachdenklich. Doch als er ihren Blick bemerkte, bemühte er sich schnell, dies zu verbergen und antwortete: „Eben. Ich bin der Meinung, dass ich das auch vorher schon verdient habe, aber ich gebe Hika zu 100% Recht.“ Die anderen schienen es nicht zu bemerken, doch Hikari kannte ihren besten Freund in und auswendig. Daher blieb ihr nicht verborgen, dass ihn etwas beschäftigte. „Jaja, ist ja schon gut. Wir haben es verstanden. Ihr seid eben die allerbesten Freunde.“, sagte Daisuke, als er an Yolei vorbei auf Hikari zutrat. Als er sie ansah, bemerkte sie den schuldbewussten Ausdruck, auf seinem Gesicht. „Kari, ich wollte mich nochmal bei dir entschuldigen. Hätte ich mehr auf die aufgepasst…“, begann der Brünette, doch er wurde bereits unterbrochen. Kopfschüttelnd und mit einem sanften Lächeln auf den Lippen, erwiderte Hikari: „Es war nicht deine Aufgabe, auf mich aufzupassen. Niemand hat Schuld daran, außer mir. Ich hätte niemals einem Fremden erlauben dürfen, mir einfach irgendwas zu trinken zu holen, ohne darauf zu achten, ob er etwas hineingibt. Das war nachlässig von mir.“ Neben sich bemerkte die Brünette, dass sich Takeru auf ihre Worte hin anspannte. Als sie einen Blick auf seine Hände warf, hatte er diese zu Fäusten geballt. Man sah ihm die Wut, die er noch immer auf den Typen hatte, deutlich an. Erst als Hikari ihre Hand auf die seine legte, schien er sich wieder etwas zu entspannen. Als er sie ansah, sagte sie, an ihn gerichtet: „Niemand hatte Schuld daran. Und dank dir, ist mir nichts passiert.“ Takeru öffnete ein paar Mal den Mund, als wolle er etwas erwidern. Doch es dauerte einen Moment, bis er schließlich antwortete: „Ich hätte das nicht zulassen dürfen, niemals.“ Der Schmerz, der in seinen Augen stand, verhinderte, dass Hikari darauf etwas sagen konnte. Stattdessen meldete sich nun Yolei zu Wort. „Das ist doch Unsinn. Wenn du das so siehst, dann haben wir alle Schuld. Aber Fakt ist, der Einzige, der etwas dafür kann, ist dieser Kerl. Ich hoffe, dass sie ihn bald finden.“ Hikari hatte nach dem Vorfall eine Zeugenaussage bei der Polizei gemacht. Die Beamten haben ihr gleich gesagt, dass sie wenig Hoffnung hatte, den Täter zu finden, doch sie wollten es wenigstens probieren. Mit Takerus Hilfe, hatten sie auch ein Phantombild erstellt. Die Erinnerungen der jungen Frau, waren einfach zu verschwommen. Sie fühlte sich nutzlos. Doch eine sehr nette Polizistin hatte ihr klargemacht, dass es eigentlich besser war, wenn sie sich nicht so genau an alles erinnerte. Und sie hatte ihr auch angeboten, sie könne Hilfe in Anspruch nehmen, wenn sie diese benötigte. Hikari war ihr wirklich dankbar dafür. Sie war auch erleichtert, dass ihr niemand Vorwürfe machte. Alle kümmerten sich wirklich gut um sie. „Ich hoffe nur, dass er das keiner anderen antut. Das wünsche ich wirklich niemandem.“, erwiderte Hikari. Einen Moment schwiegen die Freunde. Als die Brünette die bedrückte Stimmung nicht mehr aushielt, sagte sie schnell: „Wie dem auch sei. Ich freue mich jedenfalls, dass ihr alle hier seid. Wollen wir ins Wohnzimmer gehen und etwas trinken?“ Ein zustimmendes Nicken ging durch den Raum, woraufhin sie Hikaris Vorschlag befolgten. Am Anfang wusste niemand so recht, was er sagen sollte. Doch den unverfänglichen Themen, folgten schnell auch einige lustige Geschichten, die die Stimmung auflockerten. Und so bemerkten die Freunde gar nicht, wie die Zeit verflog. „Ist es schon so spät? Wir sind noch mit Kens Eltern verabredet.“, rief Yolei, als sie einen Blick auf die Uhr warf. Mit einem entschuldigenden Blick, sah sie ihre Freundin an. Doch Hikari schenkte ihr ein Lächeln, als sie sagte: „Schon gut, ich freue mich, dass ihr überhaupt an mich gedacht habt.“ „Aber das ist doch selbstverständlich! Davis, sollen wir dich wieder mitnehmen?“ Die Lilahaarige sah den Brünetten an, der sich nun seufzend erhob. „Sehr gerne, aber dieses Mal, sitze ich vorne.“ Yolei schnaubte. „Ganz bestimmt nicht. Es ist unser Auto und mein Freund fährt, also sitze ich auch neben ihm.“ „Ja, aber er ist mein bester Freund, also darf ich auch mal vorne bei ihm sitzen.“, gab Daisuke zurück. Ken hingegen verfolgte den Wortwechsel der beiden nur schweigend. Seit er vor zwei Jahren mit Yolei zusammengekommen war, wurden die Zankereien zwischen seiner Freundin und seinem besten Freund nur noch schlimmer. Manchmal wirkte es so, als sei Daisuke eifersüchtig auf Yolei. „Lasst uns bitte gehen, wir können das auch noch draußen klären.“, sagte Ken beschwichtigend und winkte Hikari und Takeru ein letztes Mal zu, als er die beiden Streitenden zur Tür hinausschob. Als alle weg waren, musste Hikari kichern. „Armer Ken, er hat es nicht grade leicht mit den beiden.“, sagte sie. „Naja, aber er wusste schon vorher, was da auf ihn zukommt. Nennt man das dann, selber schuld?“, erwiderte Takeru und half seiner besten Freundin, die Gläser in die Küche zu bringen. „Ich glaube, so kann man das durchaus sagen.“, gab Hikari lachend zurück und begann, die Spülmaschine zu befüllen. Als sie fertig war, schloss sie das Gerät und wollte sich umdrehen, um vorzuschlagen, dass sie zurück in ihr Zimmer gehen. Doch in diesem Moment bemerkte sie plötzlich, wie Takeru seine Hände von hinten um sie legte, um sie in seine Arme zu ziehen. Er presste sich eng an ihren Rücken und sein Griff war so fest, dass es ihr schwer fiel, zu atmen. Doch wenn sie ehrlich war, wusste sie nicht, ob es daran lag, wie Takeru sie hielt, oder einfach daran, dass sie so aufgeregt war. Hikari legte ihre Hände auf die des Blonden, während er sein Gesicht in ihrem Haar vergrub. „Ich bin hier und es geht mir gut.“, flüsterte sie. Ein Mantra, welches sie seit des Vorfalls immerzu wiederholte. Eine ganze Weile standen sie einfach nur schweigend da. Takeru schien das zu brauchen, um sich zu beruhigen. Hikari genoss einfach seine Nähe. Als sie spürte, wie sich sein Griff um sie zu lockern begann, drehte sie sich endlich zu ihm um. Sie waren sich noch immer ganz nah, schafften es jetzt kaum, den Blick voneinander abzuwenden. Gedankenverloren hob Hikari ihre Hand und strich dem Blonden ein paar Haarsträhnen aus seiner Stirn. Als sie bemerkte, was sie da tat, wollte sie ihre Hand zurückziehen, doch Takeru war schneller als sie und legte die seine auf ihre. „Hör nicht auf.“, raunte er ihr zu. Sein intensiver Blick sorgte dafür, dass ihr Herz schneller schlug. Und plötzlich fühlte sich Hikari wieder um zwei Jahre in die Vergangenheit versetzt. Alles erinnerte sie daran, wie es vor ihrem ersten Kuss war. Die Aufregung, die sie empfand. Takerus durchdringender Blick, mit dem er sie fesselte. Das Prickeln, welches seine Berührungen auf ihrer Haut hinterließen. Wenn sie sich jetzt vorbeugen würde, würde er ihren Kuss erneut erwidern? Doch dann kam ihr wieder in den Sinn, was ebenfalls vor zwei Jahren geschehen war. Sie hatten beschlossen, nur Freunde zu bleiben. Und vielleicht war das ja etwas, was er heute auch noch so empfand. Entgegen seiner Bitte, versuchte sie ihre Hand erneut zurückzuziehen. Doch Takeru ließ nicht locker und hielt sie weiterhin fest. Hikari wusste nicht, was sie sagen sollte. Ihre Gedanken waren nur von Sehnsucht und Erinnerungen erfüllt. „Hika, ich weiß, es ist vermutlich nicht der richtige Zeitpunkt dafür, aber wenn ich es jetzt nicht sage, dann schaffe ich es vielleicht niemals. Seit unserem Abschlussball vor zwei Jahren, seit unserem Kuss, versuche ich meine Gefühle nun schon zu verdrängen. Aber seit des Vorfalls mit diesem Typen, gelingt mir das nicht mehr all zu gut.“ Als Takeru sprach, hielt Hikari ihren Atem an. Sie wollte auf keinen Fall auch nur ein Wort von dem verpassen, was er jetzt sagte. „Ich weiß, wir haben damals beschlossen, nur Freunde zu bleiben. Aber das möchte ich nicht mehr. Die Wahrheit ist, dass ich dich schon immer geliebt habe. Und ich glaube, egal, wie viel Zeit noch vergeht, dass sich das auch niemals ändern wird. Ich habe es wirklich versucht, aber ich kann so einfach nicht mehr weiter machen.“ Als sie die Worte hörte, nach denen sie sich bereits so lange sehnte, fühlte sie sich, als würde sie träumen. Takeru sah ihr noch immer in die Augen, suchte in ihnen nach einer Erwiderung auf seine Worte. Doch alles, was Hikari jetzt tun wollte, war, ihre Lippen auf seine zu legen. Und das tat sie auch. In ihrem Kuss lag so viel. Liebe, Freundschaft, Vertrauen, Hoffnung. Was jedoch am wichtigsten war, war das Gefühl, dass es sich jetzt absolut richtig anfühlte. Es gab nun keinen Zweifel mehr daran, dass Hikari Takeru ebenfalls liebte. Und als er ihren Kuss erwiderte, spürte auch der Blonde, was die junge Frau empfand. Dieses Mal war sie nicht von Angst beherrscht, sondern von Liebe. Sie musste es nicht einmal aussprechen.   Alles was die beiden fühlten, das fühlte auch der jeweils andere. Es gab nur noch sie beide, für immer nur sie beide.       Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)