Die letzte Hoffnung von BuchTraumFaenger ================================================================================ Kapitel 4: 4. Auf in den Kampf! ------------------------------- Po war halbwegs froh darüber nicht die ganze Zeit am Feldrand stehen zu müssen, sodass ihm noch ein paar Minuten Zeit blieb sich auf den Kampf vorzubereiten. Er begab sich wieder zu seinen Freunden und stellte sich entschlossen auf die Beine. „Okay, weiß einer von euch schon gegen wen ich als erstes antreten muss?“ „Gegen einen gewissen Bagula aus Südamerika“, klärte Viper ihn auf. „Wow, da hat er aber eine weite Reise hinter sich gebracht.“ „Ich glaube, bei ihm hat es 10x länger gedauert.“ „Wieso?“ „Na ja, er ist ein…“ Viper deutete mit dem Kopf auf den Kampfplatz, wo Pos Gegner sich schon im Schneidersitz aufgestellt hatte. Po klappte die Kinnlade runter. „Ein Faultier? Ist das ein Scherz?“ „Unterschätz ihn nicht, Po“, raunte Monkey ihm zu. „Manche nennen ihn auch den `Schlafenden Blitz´.“ „So sieht er auch aus.“ In diesem Moment trat der Ansager, ein kleiner Affe, wieder nach vorne und kündigte den ersten Kampf an. „Es treten an: Der Drachenkrieger Po gegen Bagula aus Brasilien.“ Po atmete tief durch. „Puh, okay, wünscht mir Glück.“ Tapfer trat er nach vorne auf die freie Fläche. Dort angekommen drehte er sich zu den Meistern um und verneigte sich. Sein Blick wanderte zu seinem ersten Gegner, der gerade die Hände zusammengelegt und eine sehr, sehr langsame Verbeugung vollführte. Po runzelte die Stirn und hoffte nur, dass man ihn nicht mit irgendeinem Lacher hereinlegen wollte, als Einstiegsfrequenz. Der Panda trat in die Mitte des Feldes. Das Faultier benötige allerdings noch ein Weilchen bis es vor dem Panda stand. Po verzog den Mund. Wenn das den ganzen Kampf so weiter ging, würde er schneller die erste Runde gewinnen als er gedacht hatte. Ein Hase, der den Schiedsrichter spielte, gesellte sich neben sie. Es hob die Pfoten und beide Gegner stellten sich in Position. Po war sofort bereit, allerdings musste er noch knapp eine halbe Minute warten bis auch Bagula endlich die Kampfhaltung eingenommen hatte. „Wird ja ein leichter Kampf werden“, dachte Po etwas enttäuscht. „Gegen den soll er antreten?“, fragte Zedong und seine Schnabelwinkel sanken nach unten. „Den schafft er doch locker.“ Er sah zu seinem Vater hoch, doch dieser hatte die Flügel verschränkt und schaute nur grimmig nach unten. „Ist vielleicht nur ein Joke für den Anfang“, meinte Fantao, während er aus seiner Nudelschüssel aß. Shen schnaubte. „Merk dir eins, mein Junge. Kung-Fu-Meister machen nie Scherze.“ „Keine Scherze? Nicht mal einen kleinen Witz?“ Jian beugte sich neugierig vor. „Heißt das, sie lachen noch nicht einmal?“ „Nur wenn du auf den Schnabel fällst“, knurrte Shen leise. Fantao sah ihn verständnislos an. „Hä?“ „Iss deine Suppe“, zischte sein Vater ihn an. Po war sich zwar sicher, dass er die erste Runde sofort gewinnen könnte, doch seine Freunde hatten so ihre Zweifel. „Wieso nennt man ihn eigentlich den `Schlafenden Blitz´?“, wollte Mantis wissen. Viper beugte sich zu ihm rüber. „Es heißt, dass er erst wach wird, wenn es zehn Uhr ist.“ „Und wie spät ist es jetzt?“ Crane schaute zur Sonne hoch. „Zehn Uhr.“ Der Hase gab das Zeichen und der Kampf war eröffnet. Po ging sofort auf Angriff, allerdings so, dass er nicht zu hart zuschlug. Seine Pfoten zielten genau auf das Faultier, doch noch ehe er es berühren konnte, wich ihm das Faultier aus und stand mit einem Mal hinter dem Panda. Verwundert schaute Po sich um. Auch seine Freunde standen weiter entfernt da mit öffnen Mündern. „Wie hat er das nur gemacht?“, fragte sich Mantis. Das Faultier stand auf seinen Beinen, erweckte aber nicht den Eindruck als habe es sich großartig angestrengt. Po startete einen erneuten Angriff. Doch als er mit dem Fuß nach ihm treten wollte, schlug das Faultier Pos Fuß zur Seite. Po verlor das Gleichgewicht und wirbelte um die eigene Achse. Er konnte gerade noch rechtzeitig abbremsen, noch bevor er aus dem Kampffeld flog. „Wow, hast du das gesehen?“, fragte Zedong überrascht. Fantao hatte sich fast an seiner Suppe verschluckt. „Abgefahren“, murmelte er. Shen bekam von den ganzen Kommentaren seiner Kinder gar nichts mit. Seine Augen waren nur auf den Kampf gerichtet. Der Panda hatte inzwischen wieder die Balance gefunden und versuchte erneut seinen Gegner mit Angriffen zu schwächen, doch dieser wehrte sie immer mit einer Umdrehung des Pandas ab. Shens Augen verengten sich. Wenn er den Panda so von der Ferne kämpfen sah, erinnerte ihn das an früher. Damals war er noch gegen ihn angetreten. Wie sehr hatte er sich doch bemüht und ausgerechnet gegen einen fetten Panda musste er verlieren. Wie wäre es wohl aus gegangen, wenn er ihn damals besiegt hätte? „Shen?“, erkundigte sich die Ziege besorgt, als sie seinen hasserfüllten Blick bemerkte. „Möchtest du vielleicht kurz rausgehen?“ „Mach dich doch nicht lächerlich!“, schimpfte der weiße Pfau. „Und lass gefälligst mein Gewand los!“ Eigentlich wollte die Ziege ihn nur damit ablenken, doch diese Wirkung hielt nicht lange. Allmählich wurde Po das ganze Herumgeschupse und Herumgewirbelt werden langsam zu viel und ging jetzt noch heftiger in die Offensive. Doch das Faultier schien ihn im Zeitlupentempo zu beobachten. Immer wieder lenkte es die Angriffe um. Po wurde schwindelig und begann zu taumeln. Die Freunde befürchteten schon das Schlimmste. Doch als der Panda für einen Moment außer Stande war anzugreifen, griff Bagula ihn nun selber an. „Po! Pass auf!“, riefen die Fünf im Chor. Po hob die Arme und schützte seinen Oberkörper. Bagulas Faust rutschte an ihm ab und landete in seinem Bauch. Das Faultier prallte an seinem Körper ab und kullerte über den Boden. Als es endlich zum Stillstand kam, hielten die Freunde den Atem an. Der Staub verzog sich. Die Menge jubelte auf. Bagula war außerhalb des Ringes. Das Faultier saß zunächst völlig irritiert da, dann legte es sich müde hin. Der Schiedsrichter rannte zu ihm rüber, dann deutete er auf Po. Das Toben der Zuschauer wurde lauter. Die erste Runde ging an den Drachenkrieger. Verwundert rieb Po sich über seinen Bauch. „Und wieder mal hat mich mein Bauch gerettet.“ Er lächelte. Vielleicht würde es doch noch Spaß machen. Zedong war von seinem Platz aufgesprungen. „Das war super gewesen, oder Dad?“ Doch Shen hob nur aufmüpfig den Schnabel. „Mmpf, alles nur unnötige dumme Spielereien.“ Etwas weiter weg stand Mr. Ping und hatte vor Aufregung seine Flügelspitzen abgeknabbert. Als der Kampf zugunsten seines Sohnes ausging, sprang er jubelnd auf und schüttelte Mr. Han am Kragen. „Ich hab doch gewusst, dass er gewinnen würde! Ich hab es doch gewusst!“ „Po, deine erste Runde war super!“, gratulierte Viper, als Po sich wieder zu ihnen begab. Mantis neigte nur den Kopf. „Na ja, wenn auch halb elegant.“ Der Panda winkte ab. „Ach, der hat mich nur glücklicherweise an der falschen Stelle erwischt.“ Erschöpft ließ er sich auf einer Bank nieder, während Monkey ihm eine Flasche mit Wasser reichte. Dankbar nahm der Panda sie entgegen. „Aber werde jetzt nur nicht übermütig“, mahnte ihn Tigress ernst. „Die anderen Gegner werden nicht so leicht zu schlagen sein.“ Crane runzelte die Stirn. „Das sah am Anfang aber auch nicht gerade leicht aus.“ „Hey, Sheng kommt als nächstes dran!“, rief Viper aufgeregt. Po sprang auf. „Oh, das muss ich sehen!“ Der gescheckte Pfau hatte sich inzwischen schon mit seinem Gegner in den Ring begeben. Der Affe las den Zettel vor. „Als nächstes treten an Sheng aus China gegen Yamato aus Japan.“ Po sah den großen Kragenbären ehrfürchtig an. „Wow, da hat er aber einen starken Gegner gefunden.“ Der Panda legte die Stirn in Falten. Vielleicht hatte er Meister Ochse falsch eingeschätzt und der Ochse wollte, dass Sheng schon in der ersten Runde verlor. „Und ich hatte gehofft, mein entfernter Verwandter würde mein erster Gegner werden.“ „Vielleicht kommt das ja noch“, meinte Viper. „Jeder, der in der ersten Runde verliert, hat noch die Möglichkeit in der zweiten Runde zu gewinnen.“ Xia reckte den Hals. Es war für sie recht ungewöhnlich ihren großen Bruder in der Arena stehen zu sehen. Yin-Yu hatte etwas Sorge, dass er sich verletzen könnte, obwohl sie wusste, dass ihr Mann mit ihm gut trainiert hatte. Seit Shen regelmäßig seine Medikamente einnahm war er wieder so kampfgewandt wie früher. Zedong stand auf seinem Stuhl und rief seinem Bruder laut zu: „Mach ihn fertig!“ „Zedong, bitte, nicht so laut“, mahnte ihn die alte Ziege und bat ihn sich wieder brav hinzusetzen. Ihr Blick wanderte wieder zu Shen. Doch dieser schien nicht sonderlich besorgt zu sein. Die Ziege schluckte schwer und fragte sich, wie lange diese scheinbar friedliche Atmosphäre noch andauern würde. In diesem Moment gab der Schiedsrichter das Signal und der Kampf zwischen Pfau und Bär begann. Der Kragenbär schlug sofort auf den Pfau ein. Doch Sheng wich den Angriffen geschickt aus und wehrte sie sogar gekonnt ab. Seine Bewegungen waren geschmeidig und schnell, dennoch sah es so aus, als würde Yamato die Oberhand gewinnen. Mantis vibrierte mit seinen Antennen. „Also wenn ihr mich fragt, wird es bestimmt nicht so schlimm sein, wenn er die erste Runde nicht packt.“ In diesem Moment ging ein Raunen durch die Menge. Die Freunde schauten nach vorne. Yamato lag am Boden und konnte nicht mehr aufstehen. Der Schiedsrichter eilte sofort zu dem besiegten Japaner, dann deutete er auf Sheng. Der Kampf war entschieden. Den sechs Freunden blieben die Münder offen. So schnell hatten sie einen Kampf noch nicht beendet gesehen. Po wusste darauf nur eins zu antworten. „Wow, er hat wirklich gut trainiert.“ Gerade verließ der blaugrün-weiße Pfau den Platz. Der Panda konnte es sich nehmen um ihm zu gratulieren. „Hey, super Moves!“, rief er ihm zu und hob den Daumen. Als Antwort verneigte sich Sheng respektvoll und lächelte sogar. „Sheng hat gewonnen! Sheng hat gewonnen!“, rief Zedong begeistert. „Das war so cool!“ Xia hatte keine Möglichkeit den aufgeregten Jungen zu halten, weil sie ihre Mutter beruhigend in die Flügel nehmen musste. Auch die anderen Kinder waren begeistert. Sogar Shenmi sprang von ihrem Stuhl auf und zupfte aufgeregt an dem Gewand von ihrem Vater. „Papa, hast du das gesehen?!“ Doch Shen reagierte nicht. Ihm war die heitere Geste zwischen seinem Sohn und diesem Panda nicht entgangen und seine Augen verengten sich voller Verachtung. Die Kämpfe verliefen reibungslos. Zumindest für Po. Allein schon gegen einen Teilnehmer aus Afrika, einen gewandten Löwen, hatte er leichtes Spiel. Doch auch Sheng schlug sich nicht schlecht. Sehr zur großen Erleichterung seiner Mutter, die jedes Mal hörbar aufatmete als er unbeschadet den Kampfring wieder verließ. „Po!“, rief Viper während einer kleinen Pause. „Du hast Glück. Yamato ist noch bis in die Halb-Runde gekommen. Das heißt, dass du gegen ihn antreten kannst.“ „Wirklich?“ Innerlich machte Po einen Luftsprung. „Pandastark! Da muss ich sofort hin!“ Po konnte es gar nicht abwarten in den Ring zurückzukehren, wo er schon vom Kragenbären erwartet wurde. „Hi, Kumpel“, grüßte Po. „Was geht?“ Der große Kragenbär grummelte irgendetwas, dass sich aber mehr wie ein übelgelauntes Knurren abhörte. Mit verschränkten Armen stand er vor dem Panda und schien keine Lust auf einen Small-Talk zu haben. Po zuckte die Achseln. „Nicht gerade sehr gesprächig, was? Aber okay, wir könnten ja später noch etwas plaudern, jetzt erst mal das Vergnügen und dann die Arbeit… ne, das war doch zuerst die Arbeit und dann das Schwatzen… Oder war es doch umgekehrt?“ Der Hase neben ihnen klatschte in die Hände, und deutete an sich vorher noch zu verneigen, bevor sie ihre Positionen einnahmen. Po wiebelte aufgeregt auf seinen Zehenspitzen hin und her. Er konnte es kaum erwarteten loszulegen. Monkey hielt sich die Augen zu. „Ich kann gar nicht hinsehen.“ Der Affe zuckte zusammen, als der Hase dazu aufrief, anzufangen. Es folgten Kampfschreie, Schläge und Tritte. Monkey zog den Kopf ein, als die Menge kurz aufschrie. „Hat es ihn erwischt? Hat es ihn erwischt?“, fragte Monkey ängstlich. „Mach doch mal die Augen auf“, forderte Viper ihn auf. Zögernd nahm der Affe die Hände runter. Ihm blieb der Mund offen. Der Kragenbär lag am Boden und Po stand jubelnd daneben. Auch die Menge tobte. Gut gelaunt ging Po wieder zu seinen Freunden rüber, die ihn verblüfft ansahen. „Wie hast du das so schnell gemacht?“, fragte Monkey völlig irritiert. Po lächelte verlegen. „Na ja, ich hab mir ein paar Knigge von Sheng abgeschaut. Habt ihr denn nicht bemerkt, dass Yamato an einer bestimmten Stelle besonders angreifbar ist? Sheng hat voll was drauf.“ Monkey kratzte sich am Kopf. „Also wenn du jetzt diese Runde gewonnen hast, dann bist du jetzt im Finale.“ „Echt?“ Po sah sich überrascht um. „Sind wir schon so schnell durch? Schade. Na ja. Das war jedenfalls super! Sowas sollten wir jede Woche machen.“ „Lass das nur nicht Shifu hören“, mahnte Viper mit einem Lächeln. „Der würde dir sagen: Die Kräfte sollte man sammeln und nicht nur für Wettkämpfe ausgeben.“ Po lachte und trank aus seiner Wasserflasche. In diesem Moment kam Mantis angesprungen, der schnell einen Blick auf die Tabelle geworfen hatte. „Po, dein Gegner für die Endrunde steht fest!“ Po legte die Flasche beiseite und presste die Pfoten zusammen. „Alles klar. Wer ist es?“ „Sheng.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)