Kowareta Hane von MAC01 (Gebrochene Flügel) ================================================================================ Kapitel 15: Zuhause? -------------------- Sasuke blickte an der Fassade des Hochhauses entlang nach oben. Irgendwie hatte er sich ein Studentenwohnheim anders vorgestellt. Nicht wie ein gewöhnliches Appartementgebäude. Er wusste nicht genau, was er sich stattdessen vorgestellt hatte, aber dieser Anblick war einfach... unpassend? Er spürte, wie ihm ein Arm um die Schulter gelegt wurde und als er nach links sah, lächelte ihn Itachi an. "Na, bedauerst du es, dass du daheim wohnen geblieben bist und nicht in so einen Kasten wie diesen gezogen bist?", fragte Itachi neckend. "Ja, klar...", grinste Sasuke frech. Tatsächlich hatten sie vor dem Beginn des Studiums darüber gesprochen, ob Sasuke ins Wohnheim ziehen wollte oder nicht. Doch für ihn war das nie in Frage gekommen. Immerhin wohnten sie nur zwanzig Minuten zu Fuß vom Campus entfernt. Also warum Privatsphäre, Ruhe und die Idylle ihres Grundstückes gegen die Betonwüste tauschen? Ganz zu schweigen von der Sicherheit und Geborgenheit, die Sasuke nur in ihren eigenen vier Wänden fand. "Aber wer hätte dann auf dich aufgepasst?" "Oooh", kam es lachend von Itachi. "Frech!" Mit diesen Worten zog Itachi ihn zum Eingang des Studentenwohnheims. Als sie die Tür öffnete sah es nicht anders aus, wie in einem gewöhnlichen Appartementhaus: Zu ihrer Rechten befand sich eine Batterie von Briefkästen, die alle aus einer Kombination von lateinischen Buchstaben und arabischen Zahlen beschriftet waren. Keine Namen. Sasuke runzelte etwas die Stirn und verstand nicht, warum man die Briefkästen derartig anonymisierte. Doch als sie an den Briefkästen vorbei waren und zwei Stufen hochgestiegen waren öffnete sich der lange Flur in einen großen Raum. Rechts war eine Art Anmeldung oder Rezeption, wie in einem Hotel, dahinter führte eine Tür wohl in ein kleines Büro. Aber auf der linken Seite öffnete sich der Flur in einen gewaltigen Raum, der wohl als Treffplatz für die Studenten diente. Hier waren mehrere Sitzgruppen platziert, hier und da standen Tische, an denen man gemeinsam lernen oder etwas spielen konnte. Eine Wand war übersät mit Polaroids, die alle eine Nahaufnahme von Studenten zeigten, die hier wohnten oder gewohnt hatten. Einige Studenten saßen hier und da verstreut, lasen etwas oder unterhielten sich miteinander. Weiter hinten lachten ein paar Jungs, die an einem Kicker standen und daran spielten. Keiner schenkte ihnen Beachtung und so gingen sie an der Rezeption vorbei und betraten den hinteren Flur. Dort lagen die Fahrstühle und die Treppen. "Ein bisschen Ausdauertraining?", fragte Itachi scherzend, während er bereits den Aufzugknopf drückte. Eine Anzeige deutete an, dass der Aufzug derzeit irgendwo im achten Stock war. "Klar, gleich nach dir", erwiderte Sasuke. "Ich bin dein Meister", konterte Itachi. "Aber auch aktiver Kämpfer... also musst auch du fit bleiben", kam es prompt von Sasuke. "Vor allem in deinem Alter..." Der Aufzug setzte sich in Bewegung und schien zu ihnen runter zu kommen, während Itachi nur mit offenen Mund Sasuke anstarrte. "Wenn du den Mund weiter so offen stehen lässt, wird dir noch eine Fliege in den Rachen summen", kam es trocken von Sasuke, der die Anzeige des Aufzugs beobachtete und feststellte, dass dieser in einem recht zügigen Tempo Richtung Erdgeschoss unterwegs war. "Man, wann ist mein braves Brüderchen nur derart frech geworden", kam es breit grinsend von Itachi. "Steht dir gut." Als der Fahrstuhl im zehnten Stock ankam und Sasuke aus der Kabine steigen wollte musste er noch einmal zurückweichen, als zwei Studenten eilig an der Aufzugtür vorbei rannten. Er blickte ihnen kurz nach, doch im Grunde interessierten sie ihn nicht. Gegenüber der Fahrstuhltür an der Wand war ein Schild angeschraubt, dass ihnen mitteilte, in welcher Richtung sie welchen Zahlenraum fanden. So wandten sich die Brüder nach links und folgten dem Flur. Der Flur war breit und in freundlichen Farben gestrichen. Hier und da standen Grünpflanzen, die die Atmosphäre irgendwie heimelig machten. Viele der Zimmertüren standen offen, so dass man im Vorbeigehen einen Blick in die dahinter liegenden Räume werfen konnte. Alle Räume waren identisch möbliert und unterschieden sich nur durch die persönlichen Dinge der bewohnenden Studierenden. Ihnen kamen einige Studenten entgegen, andere standen in den Türrahmen ihrer Mitbewohner und erzählten mit ihnen. Das wäre definitiv nichts für ihn gewesen, ging es Sasuke durch den Kopf. Er legte viel Wert auf seine Privatsphäre. Selbst in seinem Zimmer daheim duldete er niemand, außer Itachi und das auch nur in ganz bestimmten Situationen. Ansonsten war sein Zimmer sein Rückzugsort, der Inbegriff seines Sicherheitsgefühls. Darin hatte niemand etwas zu suchen. "Hat die Uni das abgesegnet?", fragte eine strenge Stimme, als sie sich Narutos Zimmer näherten. "Ich hab das Zimmer ordentlich gekündigt", erwiderte Naruto ruhig. Die Brüder erreichten die offene Tür und blickten in das Zimmer: Es war genauso möbliert, wie die anderen Räume, an denen sie vorbei gekommen waren, nur dass es nichts Persönliches mehr beinhaltete. Stattdessen standen in der Mitte des Raumes drei Kisten, die aufeinander gestapelt waren. "Aber hat die Uni das abgesegnet?", fragte Mann in den Zwanzigern, der ein Klemmbrett in der Hand hielt. Als Naruto die Brüder sah lächelte er und hob kurz zum Gruß die Hand. "Mir war nicht bewusst, dass ich das absegnen lassen muss. Schon gar nicht bei einem Teilstipendium, das die Kosten für die Unterbringung nicht übernimmt", konterte Naruto verwirrt. "Das ist doch nur eine Erziehungsmaßnahme", erwiderte der andere, der wohl ein Student in einem höheren Semester war. "Sie lassen dich dieses Semester schwitzen und sobald du wieder in der Spur bist werden sie die Kosten wieder übernehmen." "Du meinst, sobald ich mein Studienfach zurückwechsle?", hakte Naruto nach. "Naruto... du willst doch klettern? Warum belastest du dich mit so einem lernintensiven Studienfach?", wollte nun der Mann wissen. "Darüber hatten wir schon gesprochen...", kam es leidend von Naruto. Itachi und Sasuke beobachteten die Szene mit kritischem Gesichtsausdruck. Wenn Sasuke, nach allem, was er zu Narutos Lage wusste, die Situation einschätzen müsste, hätte er vermutet, dass die Universität gerade verzweifelt versuchte Naruto weiterhin unter ihrer Kontrolle zu behalten. Das er eines ihrer Druckmittel durch seinen Umzug abschüttelte schien ihr nicht zu schmecken. "Hier hast du einen gewissen Schutz", setzte der Mann erneut an. "Danke", meinte Naruto lächelnd. "Aber ich werde trotzdem ausziehen. So gewinne ich einfach etwas Luft zurück und kann mich wieder mehr auf mein Training konzentrieren." Mit diesen Worten hob Naruto eine Kiste vom Stapel. Sofort trat Itachi einen Schritt vor, um ihm diese Kiste abzunehmen. Sasuke folgte dem Beispiel seines Bruders, nahm die zweite Kiste, so dass für Naruto nur noch die untere blieb. Dieser ging in die Hocke und hob dann die Kiste hoch. Der junge Mann mit dem Klemmbrett wollte noch etwas sagen, doch Naruto schnitt ihm das Wort ab: "Bis morgen zum Training", meinte der Blonde ruhig, bevor er sich an ihm vorbei und aus dem Zimmer schob. Die Brüder folgten ihm. Sie hatten gerade die drei Kisten in Itachis Kofferraum verstaut und Naruto schaute noch einmal zu dem Wohnheim zurück. "Befürchtest du, dass sie dir das Stipendium aberkennen können, weil du hier ausziehst?", fragte Itachi, der neben Naruto getreten war. "Können sie das denn?", fragte Naruto unsicher. "Nicht das ich wüsste", meinte Itachi. "Dein Stipendium ist an deine sportliche Leistung geknüpft und dort müssen sie dir erst eine der Sportart angemessene Frist setzen, bevor sie beschließen, dass du das Stipendium nicht erfüllst." "Du kennst dich scheinbar gut mit dem Zeug aus", merkte Naruto nachdenklich an. "Ein wenig, ja", meinte Itachi lächelnd. "Sie haben das Stipendium einseitig runtergestuft, so dass es nicht mehr deine Unterbringung abdeckt", erklärte Itachi. "Daher hast du nun freie Wahl wo du wohnst." "Hm...", erwiderte Naruto nachdenklich, bevor er in das Auto einstieg. Zu seiner Überraschung saß Sasuke bereits auf der Rückbank und sah ihn mit seinen großen, dunklen Augen an. Seit er vor fast zwei Woche den Dunkelhaarigen geküsst hatte befanden sie sich in einem merkwürdigen Schwebezustand. Eigentlich konnte Naruto nicht genau sagen, was da jetzt zwischen ihnen war. Ein paar Mal wollte er mit Sasuke das Gespräch suchen, doch er hatte ihn einfach nie alleine erwischt. Immer war jemand um sie. Noch immer konnte der Blonde nicht glauben, dass er Itachis und Sasukes Angebot angenommen hatte und nun bei ihnen einziehen würde. Eigentlich hatte er das großzügige Angebot ablehnen wollen. Doch dann war ihm klar geworden, dass er die derzeitigen Kosten unmöglich mit seinem Job stemmen konnte, obwohl das Café nicht schlecht bezahlte. Also war er Anfang der Woche im Café auf Itachi zugegangen und hatte gefragt, ob sein Angebot noch stand. Zuerst war der ältere Uchiha etwas perplex gewesen, doch dann nickte er und hatte ihn angelächelt. Naruto hatte sich - unüblich während seiner Arbeitszeit - kurz zu Itachi an den Tisch gesetzt und ihm gesagt, dass er nichts geschenkt haben wollte. Daher stellte er die Bedingung, dass alles, was Itachi in ihn investierte und die von ihm verursachten Kosten, notiert wurden, so dass er nach seinem Studium die Summe wieder abstottern konnte. Naruto hatte gesehen, wie Itachi erst aufbegehren wollte, doch dann schließlich zugestimmt hatte. Sicherlich hatte der Ältere erkannt, dass Naruto nicht aus seiner Haut raus konnte und unter anderen Bedingungen das Angebot nicht annehmen konnte. Als sie bei dem Grundstück der Uchiha ankam, war es bereits am Dunkel werden. In dieser Jahreszeit wurde es schon früh und rasch dunkel. Obwohl die Brüder bei ihm im Auto saßen waren die Lichter in dem Haus an und schienen warm in die Dunkelheit. Itachi fuhr in die Garage und stellte den Motor ab, dann drehte er sich nach hinten, legte einen Arm auf seine Rückenlehne und lächelte warmherzig Naruto an. "Willkommen Zuhause, Naruto", meinte der Ältere sanft. . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)