Kowareta Hane von MAC01 (Gebrochene Flügel) ================================================================================ Kapitel 14: Verwirrung? ----------------------- Sasuke war noch beim Abwasch als Itachi zurückkehrte. Nachdem der Ältere seine Schuhe gewechselt hatte kam er in die Küche und half seinem Brüderchen beim Abwasch indem er ein Handtuch nahm und begann das Geschirr abzutrocknen. "Wie fühlst du dich?", fragte er sanft seinen jüngeren Bruder. Dieser blickte nur aus dem Augenwinkel kurz zu ihm rüber, bevor er mit einer Schulter zuckte. "Wie immer?", erwiderte Sasuke ruhig. "So?", hakte Itachi nach. "Also ich war nach meinem ersten Kuss richtig geflasht und aufgedreht. Mein Bauch fühlte sich an, als wären tausend Schmetterlinge darin, die alle gleichzeitig mit den Flügel schlugen." Sasuke hielt kurz inne. Er hätte damit rechnen müssen, dass Itachi den Kuss mitbekommen hatte. Dennoch erwischte ihn die Erkenntnis eiskalt. Es brachte ihn in Verlegenheit und er konnte spüren, wie seine Ohren heiß wurden, während sie sich röteten. "Es war nur ein Abschiedskuss", erwiderte Sasuke langsam. "So?", wiederholte Itachi mit einem Schmunzeln. "Hm... also mich hat er nicht drei Minuten und 22 Sekunden geküsst, bevor er aus dem Auto ausgestiegen ist." Geräuschvoll setzte Sasuke eine Schüssel auf die Abtropffläche und starrte Itachi geschockt an. Dieser lachte nur kurz auf. "Hey... ich hab mir die Zeit nur ausgedacht... nicht gestoppt", kam es neckend von dem Älteren. "Aber es waren mindestens zwei Minuten." "Onii-sama", kam es empört von Sasuke, der sich von der Spüle abwandte und aus der Küche raus wollte. Sanft griff Itachi nach Sasukes Unterarm, der bei der Berührung sofort wie angewurzelt stehen blieb und seinen Blick zu Boden senkte. "Ich freu mich für dich", kam es etwas ernster von dem Älteren. "Wirklich." Zögerlich drehte Sasuke etwas den Kopf und blickte Itachi an. Ein langer Moment verging, indem sich die Brüder ansahen. Dann gingen sie zurück zur Spüle. "Also...", begann Itachi nach einigen Augenblicken erneut. "Wie hat es sich angefühlt?" "Es hat mich überrascht", gestand Sasuke, nachdem er kurz darüber nachgedacht hatte. "Warum?", wollte Itachi wissen. "Na ja... weil es so aus dem Nichts gekommen ist", erklärte der Jüngere. "Aus dem Nichts?", kam es verblüfft von Itachi. "Mein kleines Brüderchen ist ja sooo blind." "Was?", kam es verwirrt von Sasuke. "Er hätte dich schon im Dōjō geküsst, wäre ich nicht reingeplatzt", erklärte Itachi ruhig. "Ehrlich?", fragte Sasuke unsicher. Itachi legte das Handtuch zur Seite und drehte sich zu Sasuke. "Naruto ist schon eine ganze Weile in dich verliebt", erklärte er seinem jüngeren Bruder. "Hast du das nicht gemerkt?" Natürlich hatte er gemerkt, dass Naruto etwas von ihm wollte. Immerhin hatte er ihn zich mal zu einem Tee und einem Stück Kuchen einladen wollen und hatte sich von keinem noch so klaren Korb abschrecken lassen noch einmal zu fragen. Doch Sasuke hatte immer vermutet, dass es Naruto nur um eine Eroberung gehen würde. "Verliebt? Ist das nicht ein zu großes Wort?", konterte Sasuke. "Er hat für dich sein Studienfach gewechselt und riskiert sein Stipendium zu verlieren", erwiderte Itachi. "So etwas macht man nicht, wenn man nur jemand abschleppen möchte. Soviel riskiert man nur, wenn da echte Gefühle mit im Spiel sind." Sasuke ließ die Worte auf sich wirken. "Aber sag mal, Brüderchen", kam es nach einer kleinen Weile von Itachi. Sasuke blickte zu ihm. "Was empfindest du für Naruto?" "Ich kann mich in seiner Gegenwart entspannen", antwortete Sasuke. Itachi kannte seinen jüngeren Bruder gut genug, um zu wissen, dass Sasuke nicht gut darin war über Gefühle zu sprechen. Ebenso wusste Itachi auch, dass Sasuke sich nur hier - in ihrem Zuhause - wirklich entspannen konnte. Wenn sie unter sich waren. Außerhalb ihres Hauses, war er immer angespannt und achtete auf alles, was um ihn herum geschah. "Das ist mir aufgefallen", meinte Itachi sanft und legte eine Hand an Sasukes Wange. "Genauso, wie mir aufgefallen ist, dass du den Kuss genossen hast." Erneut wurde Sasuke die Verlegenheit sofort bewusst, als seine Ohren wieder warm wurden. "Das muss dir nicht peinlich sein", kam es wieder aufmunternd von dem Älteren. "Das ist etwas Gutes." "Aber... wird der Kuss nicht alles ändern?", fragte Sasuke. "Was meinst du mit 'alles'?", hakte Itachi nach und zog Sasuke von der Spüle zum Esstisch, an den er sich mit ihm setzte. "Das, was sich da zwischen uns entwickelt hat...", begann Sasuke zögerlich. "Eure Freundschaft?", spezifizierte Itachi. Sasuke nickte. "Man küsste Freunde normalerweise nicht... jedenfalls nicht so, oder?", kam es leise von dem Jüngeren. "Nein, normalerweise nicht", bestätigte Itachi. "Aber es gibt manchmal spezielle Freunde, da kann sich die Freundschaft weiterentwickeln." "Zu was?", fragte Sasuke. "Da gibt es verschiedene Möglichkeiten", begann Itachi. "Die klassische Weiterentwicklung wäre eine Beziehung." Sasuke saß im Ofuro - einer japanischen Badewanne - und ließ das Gespräch mit Itachi immer wieder Revue passieren. Was er bei dem Kuss gefühlt hatte? Im ersten Moment war er überrascht gewesen und hatte sich überrumpelt gefühlt. Er hatte plötzlich ein Kribbeln im Bauch gehabt, welches sich wundervoll angefühlt hatte. Selbst jetzt, als er an diesen Moment zurück dachte, konnte er dieses Kribbeln in seinem Bauch fühlen. Also hatte er sich in den Kuss ergeben. Seinen ersten Kuss. Er spürte, wie seine Ohren wieder heiß wurden und das lag nicht an dem über 40° Celsius heißem Wasser, in dem er saß. Laut Itachi war dieser Kuss, der ihn selbst so überrumpelt hatte, nicht aus dem Nichts gekommen. Es stimmte. Jetzt in der Rückblende hatte es einen Moment im Dōjō gegeben, als Naruto auf ihn zugegangen war und seine Hand genommen hatte. Da waren sie sich so nah gewesen, dass Naruto das, was sie getrennt hatte, mit Leichtigkeit hätte überwinden können, um ihn zu küssen. Oder? Er ging sich durch das nasse und nach hinten gelegte Haar. Itachi und sein Wunschdenken. Sicherlich hatte sein Bruder viel mehr in die Situation und in den Kuss interpretiert, als sie zu bedeuten hatten. Traurigkeit befiel Sasuke kurz. Unbewusst berührte er mit seinen Fingerspitzen seine Lippen. Narutos Lippen waren ganz weich gewesen. Dieser Gedanke ließ das Kribbeln im Bauch erneut aufleben und die Traurigkeit zurückweichen. Ob der Blonde ihn nochmals küssen würde? Wann? In welcher Situation? Auf einmal Mal realisierte Sasuke, dass er sich einen zweiten Kuss von dem Blonden wünschte und für einen Moment erschreckte ihn die Erkenntnis. Was war denn nur mit ihm los? Er hatte immer Distanz zu anderen gewahrt und war damit doch gut zurechtgekommen. Natürlich war Itachi anderer Ansicht gewesen. Hatte seine Introvertiertheit immer als Angst verstanden. Er war eben nicht der geselligste. Anders als sein großer Bruder, der immer sehr beliebt in der Schule gewesen war. So beliebt, dass dessen Mitschüler ihn zum Schülersprecher gewählt hatte. Doch Sasuke war es nie wichtig gewesen, dass man ihn mochte oder er beliebt war. Klar, es hatte Sakura und ihre Clique gegeben, die diesen oberpeinlichen Club gegründet hatten. Die Aufmerksamkeit der Mädchen war aufdringlich und unangenehm für ihn gewesen. Jedes Mal, wenn Sakura einen Annäherungsversuch machte, hätte er am liebsten laut aufgeschrien. Er hatte nichts mehr gewollt, als unsichtbar für die anderen zu sein. Dann kam Naruto und auf einmal... da war es wieder, dieses Kribbeln in seinem Bauch. Naruto war kaum anders als die Mädchen gewesen: Wiederholt hatte er ihn zu einem Tee einladen wollen. Dennoch hatte sich das anders angefühlt. Es hatte ihm auf gewisse Weise geschmeichelt, auch wenn es ihm zum damaligen Zeitpunkt noch nicht bewusst gewesen war und er es so nie zugeben würde. Das Bild von Naruto in seinen Trainingsoutfit flimmerte vor seinem Auge auf: Naruto in einer engen, knielangen, schwarzen Hose und einem lockeren, orangenen Tanktop. Schulterfrei. Brust gut zu sehen. Der Schweiß, der auf der gebräunten Haut glitzerte. Fein definierte Muskeln, die nicht zu prall waren. Auf einmal stockte der Dunkelhaarige und blickte in seinen Schoss. Erschrocken zuckte er heftig zusammen und Wasser schwappte aus dem hochwandigen Becken, während er seine Hände in seinen Schritt stemmte. Eilig stand er auf und kletterte über den Wannenrand. Dabei fluchte er leise vor sich hin, bevor er sich ein Handtuch schnappte und sich dieses um die Hüfte band. Noch während er überlegte, was er nun tun sollte, riss ihn ein Klopfen aus seiner aufkeimenden Panik. "Sasuke?", hörte er Itachi von draußen. "Alles in Ordnung?" "Schwierig zu sagen", murmelte Sasuke. "Wie bitte?", fragte Itachi besorgt durch die Tür. "Ähm... alles gut", rief Sasuke zurück. "Du klingst so komisch...", bohrte der Ältere nach. "Es ist wirklich alles in Ordnung", fauchte Sasuke die Tür an. "Dann mach bitte die Tür auf", bat Itachi. "Warum?", kam es zweisilbig von Sasuke. "Brüderchen", kam es etwas strenger von Itachi. Sasuke sträubte sich noch einen Moment, dann öffnete er widerwillig die Badezimmertür. Itachi musterte ihn kurz und dann das Badezimmer. Dann nickte er zufrieden. "Ich muss dir noch etwas erzählen, also trockne dich bitte ab und komm dann noch einmal in die Küche", bat Itachi wieder etwas sanfter. Dann wandte er sich ab und ließ seinen Bruder alleine, der die Tür wieder schloss. Gerade, als er sich mit der Stirn an die Tür lehnen wollte, bemerkte er, dass sich sein Problem verflüchtigt hatte. Also trocknete er sich ab und zog sich an, um seinem Bruder in die Küche zu folgen. Dort hatte Itachi einen Tee aufgebrüht und stellte die beiden Tassen gerade auf dem Tisch ab. Sasuke nahm auf seinem Stuhl platz und legte eine Hand an die warme Tasse. "Also?", fragte der Jüngere seinen Bruder. "Was wolltest du mir noch erzählen." "Naruto hat uns von seiner Lage erzählt", begann Itachi ruhig. "Das sein Vollstipendium zum Teilstipendium runtergestuft wurde..." "Ja?", kam es von Sasuke, dessen Aufmerksamkeit Itachi schon mit Narutos Name gewonnen hatte. "Das heißt, er muss seit diesem Semester für Unterkunft und Verpflegung, sowie einem Teil der Studiengebühren und Materialien, die er braucht, selbst aufkommen", erzählte Itachi. "Deswegen muss er jobben." "Uhm...", kam es betroffen von Sasuke, der aber nicht verstand, worauf sein Bruder hinaus wollte. "Deshalb jobbt er im Café", fuhr Itachi fort. "Aber weißt du, Sasuke... das neue Studienfach ist wesentlich anspruchsvoller, als 'irgendetwas mit Geschichte' und er kann nicht mehr so viel Zeit für das Training aufwenden. Wenn sich an seiner Lage nichts ändert wird die Uni sein Stipendium aberkennen und das führt dazu, dass er das Studium abbrechen muss." "Du hast das vorhin ernst gemeint?", wurde es Sasuke plötzlich klar. "Als du sagtest, er riskiert wegen mir sein Stipendium?" "Ja...", bestätigte Itachi und blickte Sasuke ernst an. "Können wir ihm irgendwie helfen?", fragte der Jüngere. "Ich...", begann Itachi und wirkte auf einmal etwas unsicherer, als noch einen Augenblick zuvor. "...hab ihm angeboten, dass er bei uns wohnen kann." Entgeistert starrte Sasuke seinen Bruder an und wusste nicht, wie er reagieren sollte. Ein Teil von ihm freute sich, ein anderer Teil war einfach nur entsetzt. . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)