Kowareta Hane von MAC01 (Gebrochene Flügel) ================================================================================ Kapitel 11: Ergründen? ---------------------- Als Itachi in seinem Auto um die Ecke bog, stieg er sofort auf die Bremse und konnte den Wagen noch zum Stehen bringen, bevor er Naruto umgefahren hätte. Dieser sah ihn geschockt an und hatte seine Hände dem Wagen entgegengestreckt, als könne er mit reiner Muskelkraft das Auto stoppen und ein Zusammenstoß vermeiden. Zum Glück für den Blonden war Itachi nur mit Schritttempo dem Kiesweg entlang gefahren. "Naruto?", kam es von Itachi, dem erst dann einfiel, dass Naruto ihn womöglich nicht hören könnte. Er nickte dem Blonden zu und gab ihm zu verstehen, dass er einsteigen sollte. Als Naruto sich aus seiner Starre löste stieg er in das Auto, um die paar Meter zum Dōjō mitzufahren. "Hallo", grüßte der Blonde den älteren Uchiha. "Ähm... sorry, ich... ähm..." "Schon okay", lächelte Itachi. "Ich bin es nicht gewohnt, dass jemand auf der Auffahrt rumläuft." Itachi setzte den Wagen wieder langsam in Bewegung und hielt kurz vor dem Dōjō noch einmal an. Er nickte kurz zur Beifahrerseite heraus und Naruto konnte einen schmalen Weg durch die Büsche und einige Treppenstufe nach unten sehen. "Normalerweise benutzen Fußgänger den Weg da", meinte Itachi sanft, bevor er weiterfuhr. "Oh... den hab ich gar nicht gesehen", meinte Naruto verlegen. "Aber ohne die Hilfe eines Freundes hätte ich euch eh nicht gefunden." "So?", fragte Itachi überrascht. "Wieso nicht?" "Ich hab nach einem üblichen Wohnhaus gesucht und die Zahlen am Tor heben sich nicht gerade gut vom Untergrund ab", erklärte Naruto und hoffte, dass er dabei nicht zu unhöflich war. "Oh", lachte Itachi auf einmal auf. "Ich hätte dir vielleicht doch eine Wegbeschreibung geben sollen." 'Oder', fügte Naruto gedanklich hinzu, 'ich hätte mich von dir einfach abholen lassen sollen.' Er seufzte nur kurz und zog damit Itachis Aufmerksamkeit kurz auf sich. Als sie das Dōjō passierten, konnte Naruto sehen, dass sich dahinter ein 'normales' Haus an dieses schmiegte. Itachi fuhr in die Garage und parkte. "Da wären wir", lächelte er wieder und stieg dann aus. Naruto folgte ihm und wurde von all den Eindrücken erschlagen. Durch den Vorgarten gingen sie zur Haustür und Itachi schob die Tür einfach auf. Dann ließ er Naruto zuerst eintreten. "Hab ihn gefunden", rief Itachi ins Haus. Sofort blickte Naruto ihn überrascht an, als er Schritte hörte, die sich aus der Küche näherte. Sasuke blickte durch die offene Tür in den Genkan, in dem Itachi gerade aus seinen Schuhen stieg und in die Hausschuhe schlüpfte. "Hey Sasuke", lächelte Naruto und hob kurz die Hand. Dann entledigte auch er sich seiner Schuhe und stieg in die bereitgestellten Hausschlappen. "Hallo Naruto", kam es gewohnt ruhig von Sasuke, bevor er zu Itachi sah. "Hast du es bekommen?" "Jap", meinte der Ältere und zog eine Papiertüte aus seiner Jackentasche, die er Sasuke reichte. Dieser nahm sie entgegen, wandte sich ab und verschwand wieder in der Küche. Dann lud der Ältere Naruto mit einer Geste ein seinem jüngeren Bruder zu folgen. Als Naruto in die Küche kam, stellte er fest, dass es eine gemütliche Wohnküche war, die sehr modern gehalten war. Sasuke stand an der Anrichte und schnitt gerade Gemüse geübt klein. "Ich hoffe du magst Sukiyaki", fragte Itachi ihn, als er ebenfalls in die Küche nachkam. Er hatte noch schnell die Schuhe ordentlich hingestellt. "Klar, wer nicht?", antwortete Naruto grinsend, bevor er aus seiner Tasche, die er immer noch geschultert hatte, die Pralinen und den Alkohol hervor zog. Eigentlich hatte er die beiden Sachen für Itachis und Sasukes Eltern gekauft, aber jetzt fühlte sich beides unpassend an. "Oh, du hast uns Gastgeschenke mitgebracht?", kam es erfreut von Itachi und Naruto blickte zu ihm auf. Er versuchte zu lächeln und nickte. "Vielen lieben Dank, Naruto. Das ist wirklich sehr aufmerksam von dir." Itachi nahm Naruto die beiden Geschenke ab und schob die Pralinen in Sasukes Sichtfeld, der diese mit nur einem kurzen Blick würdigte und dann weiter den China-Kohl in dünne Streifen schnitt. Auf dem Esstisch stand bereits ein tragbarer Gaskocher, um den drei Schälchen standen, auf denen Stäbchen lagen. Ein niedriger Kochtopf stand bereits auf dem Kocher und wartete auf seinen Einsatz. "Möchtest du was trinken?", fragte Itachi. "Gerne", antwortete Naruto und Itachi holte eine Flasche aus dem Kühlschrank, die er öffnete und dann in drei Gläser etwas einschenkte. "Wie war dein Gespräch mit deinen Eltern?", fragte Itachi nach. "Hä?", kam es verwirrt von Naruto, dessen Blick wenig subtil auf Sasuke und dem Kohlschneiden geruht hatte. "Du wolltest doch heute mit ihnen telefonieren?", kam es von Itachi. "Oh... ähm...", Naruto wandte sich zu Itachi und verbeugte sich dann respektvoll vor ihm. "Es tut mir leid, ich habe dich heute Nacht angelogen." Überrascht blickte Itachi zu Naruto. "Na, na... wer wird hier schon so förmlich sein. Womit hast du mich angelogen?", fragte Itachi. "Ich... telefoniere nicht mit meinen Eltern", fing Naruto an. "Das gestern... kam mir nur in dem Moment so... merkwürdig vor, dass ich dachte, es wäre eine gute Idee zu sagen, dass jemand auf meinen Anruf warten würde." "Hab's dir gesagt", murmelte Sasuke, der das Messer beiseitelegte und die kleinen Kohlstücke in eine Schale gab. "Dann liegt es eher bei mir, mich bei dir zu entschuldigen, Naruto", meinte Itachi, nachdem er mit großen Augen kurz zu Sasuke geblickt hatte. "Ich wollte dich nicht erschrecken." Der Ältere machte eine einladende Geste zum Esstisch und manövrierte Naruto auf die Seite, auf der für zwei Personen gedeckt war, während er sich gegenüber zum einzelnen Gedeck setzte. Sasuke folgte mit einem flachen Teller, auf der mehrere dünn geschnittene Rinderfiletscheiben, gewürfelter Tofu und geschnittene Frühlingszwiebeln lagen, sowie ein Schälchen Öl stand. Er entzündete die Flamme des Gaskochers und gab das Öl in den Topf. "Du telefonierst also nicht mit deinen Eltern?", hakte Itachi nach. "Warum nicht?" "Ähm...", peinlich berührt rutschte Naruto kurz auf seinem Stuhl hin und her. "Weil sie tot sind." Überrascht blickte Sasuke kurz zu Naruto und ließ das Fleisch und den Tofu etwas an Farbe gewinnen. "Das tut mir leid zu hören", kam es ehrlich von Itachi. "Darf ich fragen, wie sie gestorben sind?" "Das weiß ich nicht", gestand Naruto und blickte kurz in sein Glas, dass er kurz zuvor gegriffen hatte, um einen Schluck zu trinken. "Dann bist du also bei Verwanden aufgewachsen?", versuchte Itachi das Gespräch am Laufen zu halten. "Nein, ich hatte keine Verwanden", antwortete Naruto leise. "Ich bin in einem Waisenhaus aufgewachsen." "Hey, dass muss dir doch nicht peinlich sein", lächelte Itachi mit aufbauender Stimme. "Sasukes und meine Eltern sind auch gestorben." "Hab ich gehört", meinte Naruto und sah kurz zu Sasuke hoch. "Von einem Freund aus dem Kletterteam." "So?", kam es überrascht von Itachi. "Er hat mir den Weg gezeigt, als ich auf der Suche nach eurem Haus war", erzählte Naruto. "Wie... sind denn eure Eltern gestorben?" Sasuke legte diagonal geschnittene Frühlingszwiebelstücke in den Topf und löschte direkt im Anschluss mit einer Sauce das ganze ab. Kurz zischte es, als die Flüssigkeit auf den heißen Topfboden traf. "Autounfall", antwortete Itachi ruhig. "Ein LKW-Fahrer ist am Steuer eingeschlafen und auf die Gegenfahrbahn geraten. Dort ist er frontal mit unseren Eltern zusammengestoßen." "Das tut mir wirklich sehr leid", kam es mitfühlend von Naruto. "Und dann seid ihr zu Verwandten gekommen?" Im Augenwinkel konnte Naruto sehen, wie Sasuke plötzlich mitten in der Bewegung kurz stockte, bevor er sich abwandte, um den Teller und das Öl-Schälchen wegzubringen. Als er wiederkam, hatte er weitere Schälchen gefüllt mit Zutaten in der Hand. "Wie kommst du darauf?", fragte Itachi interessiert. "Weil du das bei mir zuerst vermutet hast", antwortete Naruto. "Man schließt für gewöhnlich immer von sich auf andere." "Das ist wohl richtig", lachte Itachi kurz auf, als wolle er die Stimmung auflockern. "Ja, wir wurden von unserem Großonkel aufgenommen." Sasuke stellte geräuschvoll die Schälchen vor die Kochplatte und Itachi räusperte sich. Fragend blickte Naruto zu Sasuke, bevor Itachi ein neues Thema anschnitt. "Und du bist seit diesem Semester auf unserer Uni?", fragte der Dunkelhaarige freundlich. "Ähm... Seit letztem Jahr", berichtigte Naruto. "Aber du bist doch erst seit diesem Jahr in den Kursen", kam es überrascht von Sasuke, der sich zum ersten Mal in das Gespräch einbrachte. "Das ist richtig. Ich hab im Semester davor etwas anderes studiert", gestand Naruto. "Und was?", hakte Itachi nach. "Irgendwas mit Geschichte", antwortete Naruto. "Irgendetwas mit Geschichte?", wiederholte Sasuke ungläubig. "Na ja, ... ja", erwiderte Naruto und sah zu Sasuke auf, der immer noch stand und gerade die Enoki - nach dem Shiitake der meistangebaute Speisepilz Japans - in den Topf legte. "Mir war vom Stipendien-Betreuer nahegelegt worden etwas 'Einfaches' zu studieren, damit es mich nicht zu sehr vom Sport ablenkt." "Du hast ein Sport-Stipendium", erkannte Itachi schließlich und Naruto nickte. "Dann wird es der Uni nicht gefallen haben, dass du dein Studienschwerpunkt von etwas 'Einfachem' zu etwas so anspruchsvollem gewechselt hast, oder?" "Ähm... nicht sehr", gestand Naruto ein. "Wie hat die Uni denn reagiert?", fragte Itachi weiter. "Sie... haben mir nahegelegt mein Studienfach zurückzuwechseln", begann Naruto und rutschte wieder etwas unbehaglich auf seinem Stuhl hin und her. "Sonst...?", hakte der Ältere beständig weiter. "Sie haben das Vollstipendium auf ein Teilstipendium reduziert und drohen mir das Stipendium gänzlich abzuerkennen, sollten meine sportlichen Leistungen nicht die Erwartungen erfüllen", gestand Naruto und blickte wieder nach unten. "Unglaublich", kam es ernst von Itachi. "Was denken die sich eigentlich?" Kurz herrschte Stille und Sasuke platzierte neben den Pilzen den weißen Teil des kleingeschnittenen China-Kohls im Topf. "Wieso hast du das Studienfach eigentlich gewechselt?", fragte Sasuke plötzlich. Naruto sah zu Sasuke hoch und begann zu lächeln, während seine Wangen sich röteten. "Weil es mein Interesse geweckt hat", antwortete Naruto kryptisch. Sasuke blickte kurz zu ihm und wusste nicht so recht, wie er diese Antwort nun deuten sollte. "Und wirst du zurück wechseln?", wollte Itachi wissen. "Nicht, wenn es sich vermeiden lässt", meinte Naruto ehrlich, auch wenn man ihm ansehen konnte, dass er noch keinen Plan hatte, was er tun würde, sollte die Uni ihm tatsächlich das Stipendium aberkennen. . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)