Kowareta Hane von MAC01 (Gebrochene Flügel) ================================================================================ Kapitel 10: Erkenntnis? ----------------------- Das war der reinste Irrgarten, ging es Naruto durch den Kopf, als er durch das Wohngebiet lief. Die Häuser sahen recht traditionell - um nicht zu sagen altmodisch - aus. Die Straßen waren verwinkelt und gewunden. Manche gerade so breit, dass zwei Autos aneinander vorbei fahren konnten, andere schmäler. Jedes Haus schien einen kleinen Vorgarten zu besitzen. Der Blonde hatte schon zwei Mal nach dem Weg gefragt, aber irgendwie schien er immer noch im Kreis herum zu irren. Wieder sah er auf die Visitenkarte, als würde sie ihm den Weg zeigen können. Zwar hatte er die Straße gefunden, aber die Hausnummer nicht. Die Krux mit den Hausnummern in Japan lag einfach darin, dass sie nach der Bebauung vergeben wurden. Das erste Gebäude in einer neuen Straße erhielt die Hausnummer eins, das Zweite die Zwei, auch wenn die beiden Gebäude an entgegengesetzten Enden lagen. Man konnte nicht mal an der Hausnummer die Straßenseite ablesen. "Ganz toll", murmelte Naruto gefrustet. In der Nacht, als Itachi ihn nach Hause gefahren hatte, hatte dieser ihn nicht nur zum Essen eingeladen, sondern auch angeboten ihn abzuholen. Doch Naruto hatte abgewunken. Einerseits wollte er dem Älteren keine Mühe machen. Andererseits... war die Aktion in der Nacht mehr als gruselig gewesen. Für einen Moment hatte Naruto sogar gedacht, dass Itachi ihn in seinen Wagen locken wollte, um ihn zu entführen. Er musste unbedingt aufhören True Crime-Serien zu schauen. "Naruto-kun?", hörte er auf einmal hinter sich eine Stimme, die er hier nie erwartet hatte. Als er sich umdrehte stand vor ihm ein junger Mann mit dunkelbraunen Haaren, welche nach oben zusammengebunden war und dort wie die Blätter eines Busches abstanden. Zwischen den Schenkel hatte er ein Fahrrad. "Shikamaru-kun", kam es von dem Blonden. "Hi." "Was treibt dich denn hier her?", fragte Shikamaru, den Naruto aus dem Kletterteam kannte. Der andere wirkte oft müde oder lustlos, aber beim Bouldern oder Lead war er erstklassig. Er war oft einer der ersten, die eine Lösung für die Kletterrätsel fand, die man bei den beiden Disziplinen lösen musste. "Ich suche eine Adresse", gestand Naruto. "Und du?" "Helfe meinem Pop beim Ausliefern von Bestellungen", antwortete Shikamaru und deutete auf den Kasten auf dem Gepäckträger, an dessen Seite die Kanji eines Restaurants aufgemalt waren. "Ach stimmt, deine Eltern haben ein Restaurant", erinnerte sich der Blonde. "Ähm, vielleicht kannst du mir dann helfen die Adresse zu finden." "Klar, welche suchst du denn?", fragte Shikamaru. Naruto reichte ihm die Visitenkarte und als Shikamaru sie las zog er überrascht die Augenbrauchen hoch. "Du willst zu den Uchihas?" "Ähm... ja. Warum?", kam es unsicher von Naruto. "Ist nur ungewöhnlich, dass sie Besuch empfangen", klärte Shikamaru Naruto auf. Irgendetwas an der Art, wie Shikamaru das sagte, klang für Naruto komisch. "Wie... wie meinst du das?", wollte Naruto wissen. "Sind die Eltern so streng, dass sie für gewöhnlich keinen Besuch dulden?" Shikamaru sah ihn kurz perplex an und nickte dann zu einer kleinen Grünfläche auf der eine Holzbank stand. Dann stieg er ganz von seinem Fahrrad ab und schob es rüber, während Naruto ihm folgte. Naruto setzte sich auf die Bank, Shikamaru blieb stehen. "Die Eltern sind nicht streng", antwortete Shikamaru und Naruto atmete erleichter aus. "Vor allem, weil sie tot sind." "WAS?", kam es geschockt von Naruto, den diese Erkenntnis kalt erwischte. Die Erleichterung wich augenblicklich einem Gefühl des Bedauerns. "Wie... wie sind sie denn gestorben?" "Das weiß ich nicht", gestand Shikamaru. "Ich weiß auch nur davon, weil mein Vater es mir mal nach einem Elternabend erzählt hat." "Das war Thema auf einem Elternabend?", hakte Naruto ungläubig nach. "Na ja, Sasuke kam mitten im Schuljahr auf unsere Mittelschule", begann Shikamaru zu erzählen. "Er war sehr distanziert. Nicht unhöflich, oder so. Aber... er war halt lieber für sich. Bei einem Elternabend wollte unsere Lehrerin mit seinen Eltern sprechen, aber es war nur sein großer Bruder da. Als unsere Lehrerin ihn nach den Eltern fragte erzählte er ihr, dass die Eltern tot seien und er Sasukes Vormund wäre." "Und... wie hat dein Vater davon erfahren?", wollte der Blonde nun wissen. "Er war etwas zu früh für sein Gespräch mit der Lehrerin dran und stand vor der offenen Tür", schilderte Shikamaru achselzuckend. "Er hat gelauscht?", platzte es überrascht aus Naruto. "Jop", war die schlichte Antwort seines Teamkameraden. "Wenn er seit der Mittelschule in deiner Klasse war... bist du dann mit ihm befreundet?", fragte Naruto nach einem Moment der Stille. "Nicht wirklich", antwortete Shikamaru mit einem bedauernden Unterton. "Es ist schwer mit jemand, wie Sasuke, befreundet zu sein. Er ist eben lieber für sich." Auf einmal traf Naruto die Erkenntnis, wie privilegiert er eigentlich war, dass sich Sasuke ihm zumindest ein wenig geöffnet hatte und mit ihm hin und wieder Zeit verbrachte. Ein breites Lächeln begann sich auf seinem Gesicht abzuzeichnen. "Was hast du?", fragte Shikamaru ihn plötzlich. "Ach nichts", winkte Naruto ab. Er wollte diese Erkenntnis ganz für sich alleine behalten. "Aber ich fürchte, ich werde noch zu spät kommen, wenn ich nicht endlich heraus finde, wo diese Adresse ist." Jetzt bekam Shikamaru ein schiefes Lächeln und nickte in eine Richtung der Straße. Naruto stand auf und beide gingen gemeinsam in die Richtung. "Was willst du eigentlich dort?", fragte Shikamaru nach einem Moment der Stille. "Bin zum Essen eingeladen", kam es immer noch lächelnd von Naruto, als Shikamaru prompt stehen blieb. "Du... wurdest zum Essen eingeladen?", kam es überrascht von dem Brünetten. "Von... den Brüdern?" "Jap", antwortete nun Naruto einsilbig, der stehen geblieben und sich zu Shikamaru gedreht hatte. "Wow", kam es nur von dem anderen Klettersportler. "Das ist ja fast wie ein Adelsschlag." "Jetzt übertreibst du aber", erwiderte Naruto, während sie ihren Weg fortsetzte. "Ich kenne niemanden, der jemals zu ihnen nach Hause eingeladen worden ist", eröffnete Shikamaru nachdenklich. Nach ein paar Schritten blieb er erneut stehen. "So, da wären wir." Verwirrt blickte sich Naruto am Ende der Straße, an dem sie angekommen waren, um. Links und rechts standen Wohnhäuser mit ihren schmalen Vorgärtchen, die aber alle nicht die richtige Hausnummer hatten. Gerade aus stand ein hölzerner Torbogen, dessen Durchgang offen stand. Dahinter war jedoch nur eine dichte Vegetation zu sehen. "Hä?", kam es nur nicht verstehend von ihm, während er hilfesuchend Shikamaru anstarrte. Dieser hob seine Hand und zeigte mit dem Finger auf das Tor. "Durch das Tor der Auffahrt um die Büsche folgen. Dann siehst du das Haus", erklärte Shikamaru ruhig, bevor er sein Rad langsam in die Wende schob. "Wir sehen uns morgen beim Training." "Klar", meinte Naruto. "Und danke für deine Hilfe." Shikamaru hob nur die Hand, bevor er wieder aufsattelte und dann davon fuhr. Naruto blickte ihm noch einen langen Moment hinterher, bevor er sich wieder dem Tor zuwandte. Tatsächlich hatte er es vorhin, bei seiner Suche, gesehen, aber nie im Leben hätte er gedacht, dass es zu einem Wohnhaus führen würde. Wer hatte schon ein solches Tor an seiner Grundstücksgrenze? Erst als er näher heran trat sah er die Kanji für die Hausnummern im Torbogen eingeschnitzt. Vielleicht, so ging es ihm durch den Kopf, sollte man sie durch Farbe ein wenig hervor heben, so dass das Finden der Adresse irgendwie erleichtert wurde. Dann schritt Naruto durch das Tor und folgte der Kiesauffahrt um das Gestrüpp. Kaum öffnete sich sein Blick blieb er jedoch erneut stehen und kam nicht umhin das im Vergleich zu den umgebenden Wohnhäusern viel größere Gebäude zu bestaunen, denn vor ihm lag kein einfaches Wohnhaus, sondern ein Dōjō! . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)