Kowareta Hane von MAC01 (Gebrochene Flügel) ================================================================================ Kapitel 6: Anfang? ------------------ "Bist du sicher, dass ich dich nicht nach Hause fahren soll?", fragte Itachi seinen jüngeren Bruder, der nur kurz nickte. "Ja, ich bin mir sicher", erwiderte dieser und man konnte ihm anhören, dass ihn die Panikattacke viel Kraft gekostet hatte. "Dann hol ich dich nach der Lerngruppe aber ab, okay?", bot Itachi eine Alternative an. Da Sasuke klar war, dass Itachi ihn nur dann in Ruhe lassen würde, wenn er jetzt zustimmte, nickte er erneut. "Wenn noch etwas ist, dann meldest du dich." "Danke", wiederholte Sasuke erneut und reichte die Tüte mit der durchgeschwitzten Kleidung seinem Bruder, der sie direkt entgegennahm und nach Haus bringen würde. "Nicht dafür, Brüderchen", lächelte Itachi sanft. "Dann bis später." Sasuke ahnte nicht, wie schwer es seinem Bruder fiel sich jetzt umzudrehen und ihn hier alleine zurück zu lassen. Die Sorge, dass sein Bruder in seinem angeschlagenen Zustand möglicherweise noch einen heftigeren Anfall kriegen könnte, zerrte an seinen Nerven. Doch er wollte Sasuke zeigen, dass seine Entscheidungen respektiert wurden. Da konnte er sich nicht einfach so über diese hinwegsetzen. Die letzte Vorlesung des Tages neigte sich dem Ende und Sasuke fragte sich, ob es nicht doch besser gewesen wäre Itachis Angebot vor ein paar Stunden anzunehmen. Doch das hätte nur dazu geführt, dass Itachi auch Zuhause geblieben wäre, um sich ein wenig um ihn zu kümmern, wie immer, wenn es ihm nicht gut ging. Dann hätte Sasuke sich wieder mit seinem schlechten Gewissen herum schlagen müssen, welches er immer dann hatte, wenn Itachi für ihn alles stehen und liegen ließ. Wieso war er nur so eine Belastung für seinen älteren Bruder? "Hey, Sasuke", hörte er Narutos Stimme, als er den Vorlesungssaal verließ. Verwundert blickte er den Blonden an, der ihn kurz ernst musterte. "Alles klar bei dir?" Die Frage schockierte Sasuke, doch er hoffte, dass seine Fassade standhielt und darüber hinwegtäuschte. "Klar", antwortete er nur einsilbig. "Du... siehst müde aus", fügte Naruto hinzu. "Die Vorlesung war nicht sehr unterhaltsam", erwiderte Sasuke und hoffte, dass Naruto sich damit begnügte. Dieser schmunzelte kurz amüsiert und nickte. "Was tust du hier?", fragte nun der Dunkelhaarige, der wusste, dass Naruto eigentlich in einem anderen Gebäude eine Vorlesung gehabt haben musste. "Ich war auf dem Weg zur Lerngruppe und dachte mir, wir können gemeinsam gehen", kam es mit einem Lächeln von ihm. Sasuke musterte ihn kurz. Nun ja, jetzt wo Naruto hier war, hatten sie tatsächlich den gleichen Weg, also sprach wohl nichts dagegen gemeinsam zu gehen. Als sie beim Raum ihrer Lerngruppe ankamen war Haruno Sakura, die Dritte ihrer Lerngruppe, bereits da und lächelte sofort erfreut Sasuke an. Sasuke kannte Sakura von der Mittel- und Oberschule. Sie war schon immer hinter ihm hergelaufen und hatte wiederholt versucht engeren Kontakt zu ihm zu knüpfen. Sie war mit ihrer besten Freundin schließlich auf der Oberschule die Gründerin des Uchiha-Sasuke-Fan-Clubs gewesen. "Da bist du ja", kam es von der Rosahaarigen, die sofort einen Schritt auf Sasuke zugesprungen kam, der aber nicht wirklich auf sie reagierte und zu seinem Platz weiterging. Naruto ignorierte sie gänzlich, der Sasuke folgte, um sich neben ihn zu setzen. Doch im letzten Moment schob sich Sakura an dem Blonden vorbei und nahm den Platz in Beschlag, den dieser angesteuert hatte. Naruto blieb perplex stehen, wandte sich dann aber ab, um den Tisch zu umrunden und dann einen Stuhl gegenüber wählen musste. Sasuke nahm das am Rande wahr und rückte mit seinem Stuhl von Sakura weg, um die Ecke, so dass jeder von ihnen an dem quadratischen Tisch an einer eigenen Seite saß, sehr zum Missfallen der jungen Frau. Doch dann besann sie sich und zog ihre Sachen zum Lernen hervor und die beiden jungen Männer taten es ihr gleich. "Also ich versteh das nicht", kam es verlegend grinsend von Naruto. "Wär ja auch ein Wunder, wenn du es tätest", stichelte Sakura spitz. "Du hast Recht", lenkte Naruto lachend ein und kratzte sich am Hinterkopf. "Hast du Kapitel 12 denn überhaupt gelesen?", fragte die Rosahaarige streng. "Ich... hatte angefangen", gestand er ihr immer noch verlegen grinsend. "Angefangen?", wiederholte Sakura mit einem ungläubigen Unterton in der Stimme. "Na wenigstens ein Fortschritt, wenn auch nichts, worauf man stolz sein kann." Sasuke musterte sie stumm und fragte sich, warum Naruto sich das von ihr gefallen ließ. "Aber ganz ehrlich: Wir können uns nicht ständig von dir ausbremsen lassen. Entweder du bereitest dich in Zukunft auf die Lerngruppe vor oder du brauchst nicht mehr kommen", legte sie blaffend nach. "Ich mein, Sasuke war immerhin Jahrgangsbester im landesweiten Vergleich der Oberschulen und ich war auf Platz 12. Wir haben ein Ziel, dass wir konsequent verfolgen. Da können wir keine Rücksicht auf jemand nehmen, der zu faul ist die entsprechenden Kapitel zu lesen und dessen Mitschriften so schlampig sind, dass er sie selbst kaum entziffern kann und von der Vollständigkeit fang ich jetzt erst nicht an." Narutos Wangen begannen sich zu röten. Sasuke konnte sich nicht erinnern Naruto jemals erröten gesehen zu haben. Nicht mal, als er ihm wiederholt einen Korb gegeben hatte. "Ich meine, dir muss doch klar gewesen sein, wie schwer so ein Studium in unserem Fach ist. Wie konntest du dich dafür überhaupt einschreiben?", keifte Sakura ungehalten weiter. "Ich bezweifle, dass du die entsprechenden Noten dafür gehabt hast. Ich würd jetzt mal krass auf Vitamin B oder sowas tippen?" "Sei endlich still", kam es plötzlich von Sasuke, der sich die Nasenwurzel rieb. Überrascht, da sie keine Reaktion - und schon gar nicht so eine - von Sasuke erwartet hatte, starrte Sakura ihn an. "Aber Sasuke-kun...", setzte sie erneut mit ihrer quietschenden Stimme an, die sie immer dann bekam, wenn Sasuke mit ihr sprach. "Nein, wirklich, Sakura. Sei bitte still", wiederholte er etwas harscher. "Ich krieg von deiner Stimme wahnsinnige Kopfschmerzen und das, was aus deinem Mund rauskommt, wenn du ihn öffnest, lässt mich glauben, dass du hier fehl am Platz bist." Sakura war so geschockt, dass sie vergaß ihren Mund zu schließen. Auch Naruto blickte Sasuke mit großen Augen an. Dann kam Bewegung in die junge Frau, die eilig ihre Sachen in ihre Tasche stopfte, diese schulterte und aus dem Raum stürmte. Naruto sah ihr verblüfft hinterher. "Danke", warf ihr Sasuke noch hinterher, während er weiter seine Nasenwurzel massierte und seine Augen schloss. Er wusste gar nicht, was da gerade in ihn gefahren war. Alles was er wusste, war, dass er es unerträglich fand, wie Sakura Naruto angegangen hatte ohne irgendetwas von ihm zu wissen. Aber er bezweifelte, dass das Wissen um die Tatsache, dass Naruto jeden Tag noch sechs Stunden jobbte, etwas an ihrer Einstellung geändert hätte. Sie wusste eben nicht, wie schwer es war beides unter einen Hut zu bringen. Es verging ein langer Moment, bevor der Dunkelhaarige hörte, dass Naruto sich ebenfalls bewegte. Da die Lerngruppe sich praktisch gerade erübrigt hatte ging Sasuke davon aus, das der Blonde auch gehen würde. Stattdessen nahm er plötzlich eine Nähe dicht neben sich wahr. Schlagartig öffnete er seine Augen und sah, dass Naruto neben ihm an der Tischkante lehnte und ihn anschaute. "Tut mir leid", meinte Sasuke schließlich. "Was denn?", fragte Naruto. "Das sich die Lerngruppe für heute wohl erübrigt hat", antwortete Sasuke. "Hat sie das denn?", erwiderte Naruto und Sasuke wusste im ersten Moment nicht genau, was er darauf erwidern sollte. Er wusste nur, dass die Kopfschmerzen schlimmer wurden. "Danke", kam es auf einmal von dem Blonden. "Wofür denn?", fragte nun Sasuke. "Dafür, dass du sie gestoppt hast", antwortete Naruto und lächelte ihn an. Dieses Lächeln stand dem anderen wirklich gut, dachte sich Sasuke, bevor er diesen Gedanken sofort wieder vertrieb. "Darf ich dir im Gegenzug bei deinen Kopfschmerzen helfen?" Sasukes Blick bekam einen skeptischen Ausdruck. "Sind nicht schlimm", versuchte er das Angebot auszuschlagen. "Heißt das nein?", hakte Naruto ruhig nach. "Ich möchte dir keine Mühen bereiten", konterte Sasuke. "Das wäre keine Mühe für mich", antwortete sein Gegenüber. "Wie möchtest du mir denn helfen?", fragte Sasuke schließlich nach einem kurzen Moment. "Darf ich meine Finger auf deine Schläfen legen?", reagierte Naruto mit einer Gegenfrage. Kurz zog Sasuke seine Augenbrauen über der Nasenwurzel zusammen und nach einem kurzen Zögern nickte er dann. Naruto rutschte etwas mehr vor ihn und legte vorsichtig tastend seine Fingerspitzen an die Schläfe des Dunkelhaarigen. Er musste die Position ein, zwei Mal korrigieren und begann dann kreiselnde Bewegungen. Sasuke hatte Naruto nicht aus den Augen gelassen, doch er spürte, wie seine Lider langsam nach unten sanken. Als sie geschlossen waren fühlte sich diese Mini-Massage noch besser an und tatsächlich löste sich der Kopfschmerz allmählich. Als die Fingerspitzen langsamer wurden und schließlich zum Stillstand kamen öffnete Sasuke seine Augen langsam wieder. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass ihm Narutos Nähe gar nichts ausmachte. Sein Herz schlug nicht panisch und auch der Drang auf Abstand zu gehen war kaum vorhanden. Deshalb hatte er es bedauert, dass die erste Vorlesung gefühlt so rasch vorüber gegangen war: Er störte sich nicht an Narutos Nähe und das war etwas, was ihm noch nie widerfahren war! . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)