Kowareta Hane von MAC01 (Gebrochene Flügel) ================================================================================ Kapitel 5: Veränderung? ----------------------- Teil: 05 / 24 Warnings: --- Kommentar: --- ***** ***** ***** ***** ***** Dass Sasuke zu den ersten Studenten gehörte, die den Hörsaal betraten, wunderte ihn nicht. Eigentlich war das sogar die Regel. Genauso gehörte der Platz in der hintersten Reihe am Rand des Sitzfeldes zu seinen Regeln. Im besten Fall blieb der einzige Platz neben ihm frei. Nur wenn es sich nicht ohne größeres Aufsehen vermeiden ließ, duldete er jemand direkt neben sich. Gerade als Sasuke sein Tablet aus der Tasche geholt hatte und es an ein Modul mit Tastatur stöpseln wollte, bemerkte er im Augenwinkel, wie ein größerer Schwung Studenten in den Saal kam. Das blonde Haar blitzte nur kurz in der Menge auf, doch es reichte, um Sasukes Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Sasuke beobachtete, wie Naruto breit grinsend mit einem anderen Kommilitone schwatzte und einige Stufe hinauf stieg. Scheinbar lagen ihre Plätze eher mittig im Saal. Doch als Naruto sich setzen wollte, sah er zu Sasuke, lächelte und hob zum Gruß kurz die Hand. Kurz erstarrte Sasuke, als er sich bewusst wurde, dass er Naruto angestarrt hatte. Dann nickte er auf seine reservierte Art Naruto zu und lenkte seine Aufmerksamkeit wieder darauf sein Tablet für den Unterricht endlich bereit zu machen. Dabei schalt er sich selbst gedanklich. Wie hatte er seine Aufmerksamkeit so von Naruto vereinnahmen lassen können? So offensichtlich auch noch? Als das Tablet endlich soweit war und er wieder aufblickte, war der Blonde verschwunden. Kurz zog Sasuke seine Augenbrauen zusammen. Wo war der andere so plötzlich hin? Hatte dieser noch einmal in den Waschraum gemusst? Doch auch von seinen Sachen gab es keine Spur. "Ist hier noch frei?", hörte er plötzlich Narutos Stimme neben sich und ließ Sasuke kurz zusammenzucken, wofür er sich erneut gedanklich schalt. Dann sah er verblüfft zu Naruto, der sich von der gegenüberliegende Seite durch die bereits fast komplett besetzte Reihe durchgeschoben hatte, um zu dem freien Platz neben Sasuke zu kommen. Was sollte Sasuke nun groß erwidern, vor allem da in diesem Moment der Professor in den Saal kam. Also nickte er kurz und nahm seine Tasche von dem Klappsitz und Naruto nahm lächelnd Platz. Seit Itachi mit ihm vor zwei Wochen in diesem Café gewesen war, hatte sich sein großer Bruder zu einem regelrechten Stammkunde dessen entwickelt. Täglich suchte der Ältere das Café auf, mal am Nachmittag, mal am Abend. Wenn er dann nach Hause kam, suchte er sofort Sasuke auf und erzählte ihm eine neue Information über Naruto. Anfänglich hatte Sasuke versucht, diesen Input zu ignorieren. Doch wie alles, was er jemals gehört oder gesehen hatte, blieb die Information in seinem Gedächtnis haften. So hatte Sasuke erfahren, dass Naruto jeden Tag ab 18.00 Uhr in dem Café bis Mitternacht arbeitete, danach sauber machte und abschloss. Dazu kam der weite Weg zum Wohnheim, welches vom Café aus mindestens 45 Gehminuten entfernt lag. Das waren noch einmal anderthalb Stunde Weg, da Naruto - laut Itachi - nicht gern mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fuhr. Da wunderte es Sasuke nicht mehr, dass Naruto selten vorbereitet war oder nicht zum Lernen kam. Daher war der Blonde wohl in den Lerngruppen so bemüht seine Wissenslücken zu schließen, um den Anschluss nicht zu verlieren. Doch noch immer verstand Sasuke nicht, warum Naruto überhaupt jobbte. Was war denn mit dem Stipendium, dass man Naruto nachsagte? Als die Vorlesung sich dem Ende neigte, spürte Sasuke etwas Neues in sich: Bedauern. Verwirrt versuchte er zu ergründen, was genau er bedauerte. Die Vorlesung war jetzt nicht besonders unterhaltsam gewesen und die vermittelten Informationen hatte Sasuke bereits gekannt. Also bedauerte er nicht das Ende des Unterrichts an sich. Aber was dann? Was war heute anders gewesen, als bei den vielen Malen zuvor in diesem Semester? "Danke, dass du mir damit ausgeholfen hast", kam es leise von Naruto, als er Sasuke seinen Bleistift zurück gab. Er hatte ihn zu Beginn nach einem Schreibstift gebeten, da er seine Stifterolle wohl vergessen hatte. "Kannst du ruhig behalten, oder hast du heute keine Kurse mehr?", erwiderte Sasuke ruhig und räumte sein Tablet in seine Tasche. "Noch drei und die Lerngruppe", meinte Naruto verlegen grinsend. "Dann behalt ihn und nimm auch das", wiederholte Sasuke und reichte Naruto einen geschlossenen Spitzer. Als Naruto ihn entgegennahm, berührten sich ihre Hände und für einen Moment hatte Sasuke das Gefühl, dass die Bewegung und Zeit einfror. Narutos Hand war so weich und warm. Ihm wurde bewusst, dass die Bewegung tatsächlich in der Mitte gestoppt hatte, während alle anderen um sie herum aufstanden und zu einer der beiden Treppen an der Seite des Sitzfeldes nach unten wanderten. Hastig zog Sasuke seine Hand aus Narutos. "Bis später", meinte Sasuke eilig, nahm seine Tasche und stand auf, um - entgegen seiner sonstigen Gewohnheit - in der Masse zu verschwinden. Als Sasuke den Hörsaal verlassen hatte, kämpfte er sich durch den Strom der Studierenden, suchte den nächsten Waschraum auf und stürzte regelrecht hinein, um sich an einem Waschbecken abzustützen. Sein Herz schlug ihm gefühlt bis zum Hals und ließ sein Blut durch die Adern rasen, während er enorm schwitzte. Er drehte das kalte Wasser an, welches er mit beiden Händen auffing und sich ins Gesicht hob. Die Kühle des Wassers tat ihm gut, doch sein Herz wollte nicht aufhören, so heftig zu pochen. Als die Tür des Waschraumes aufging, drehte er den Wasserhahn zu, nahm seine Tasche und suchte eine der Kabinen auf, die er hinter sich verriegelte. Er klappte den Deckel der Toilette runter und setzte sich darauf. Er schwitzte immer mehr und atmete mittlerweile durch den geöffneten Mund. Da wurde ihm bewusst, dass er gerade eine Panikattacke hatte. Er hörte, wie einige Studenten an den Kabine vorbei gingen und an die Urinale traten. Sie lachten, während sie über eine Party, die am Abend stattfinden sollte, sprachen. Einer von ihnen hoffte, ein bestimmtes Mädchen 'abschleppen' zu können. Vom Rest des Gesprächs bekam Sasuke nichts mehr mit, denn das Rauschen des Blutes in seinen Ohren übertönte alles. Das Gefühl für Zeit ging Sasuke verloren und er wusste nicht, wie viel davon vergangen war, als er seine Umgebung wieder bewusst wahrnahm. Alles was er wusste war, dass seine Klamotten nassgeschwitzt an seinem Körper klebten. Langsam löste er seine Arme von seiner Tasche, die er offensichtlich die ganze Zeit an seine Brust gepresst hatte. Er hob die Abdeckung und kramte darin rum, bevor er sein Smartphone fand. Mit klammen Fingern schaltete er es ein und drückte die einzige Schnellwahltaste, die eingerichtet war. Das Gerät hatte kaum eine Verbindung zur gewählten Nummer aufgebaut, als prompt abgehoben wurde. "Sasuke, was ist los?", hörte er Itachis besorgte Stimme und schon allein das half ihm, noch etwas ruhiger zu werden. "Tut mir leid, dass ich dich störe, ...", begann Sasuke kraftlos. "Du störst mich nie, dass weißt du doch", kam es sofort beschwichtigend von seinem Bruder. "Was ist los, Brüderchen?" "Wär... es dir möglich mir Wechselklamotten in die Uni zu bringen?", kam es verlegen von dem Jüngeren. "Klar, schreib mir, wo du dich genau aufhältst, ich bin gleich da", erwiderte Itachi, als sei es das Normalste der Welt, alles stehen und liegen zu lassen, nur um seinem jüngeren Bruder frische Kleidung an die Uni zu bringen. Sasuke war erleichtert und wahnsinnig dankbar, dass sein Bruder keine weiteren Fragen gestellt hatte und immer für ihn zur Stelle war, egal was er gerade tat. . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)