Breaking Stone von Scharon (Kiribaku) ================================================================================ Kapitel 1: Cracks (Bakugo) -------------------------- Wütend befeuere ich den Gegner mit Explosionen. „Verdammt, stirb endlich!“, brülle ich und erzeuge noch wuchtigere Feuerbälle. Er weicht allen aus, was mich nur noch mehr in Rage versetzt. „Wir müssen versuchen ihn festzusetzen.“, sagt Todoroki analysierend. „Er ist so agil, ich treffe ihn nicht.“ „So ´ne Scheiße!“, fluche ich und bombardiere nun auch seine Umgebung. Es zeigt keine Wirkung. „Hey, Katsuki.“, dringt Kirishimas Stimme an mein Ohr. „Verballer nicht alles ziellos, wir brauchen deine Power noch.“ „Halt die Klappe, Kackfrisur!“, brülle ich und senke die Arme. „Diese verdammte Hupfdohle führt uns an der Nase herum. Das wird er bereuen!“ Meine Hände sind zu festen Fäusten geballt. Ich will ihn endlich treffen und in tausend Fetzen zerreißen! Ich beobachte, wie der Gegner einen gelblichen Strahl auf Todoroki aus seinem Rachen feuert. Shoto weicht aus und die Flüssigkeit trifft den Baum hinter ihm. Sofort steigt schwarzer Rauch auf und der Baum beginnt zu schmelzen, bis die buschige Krone auf den Boden schlägt. Der Gegner kämpft mit Säure. Diese kann er meterweit verschießen. Das macht den Fernkampf aber auch den Nahkampf schwierig, denn wenn sie einen trifft, dann geht’s uns wohl wie dem Baum. Riesige Eiskristalle schnellen über den Boden auf den Gegner zu, doch er springt abermals zur Seite. Ich schieße in seine Richtung, doch auch meinen Angriffen weicht er aus. „Verrecke!“, schreie ich und setze ihn unter Dauerfeuer. Als der Rauch meiner Explosionen sich legt, schnellt er auf mich zu. Kontrolliert katapultiere ich mich selbst zur Seite, auf Kirishima zu. „Verdammt.“, knurrt er und ich nicke. Er kann rein gar nichts tun, wir Fernkämpfer sind im Vorteil. Ich schnaube, stimme ihm damit zu. Plötzlich prescht Deku auf der Spucker zu und verwickelt ihn in einen Nahkampf. Seine flinken Bewegungen ermöglichen ihm, geschickt auszuweichen, doch er wird nach hinten gedrängt. Todoroki macht sich bereit. Plötzlich packt der Gegner Deku am Arm und schleudert ihn auf mich zu. Ich springe zur Seite, weiche so Deku aus. Mein Blick bleibt auf seinem grünschwarzen Haarschopf hängen als sein Körper einen kleinen Krater neben mir in den Boden schlägt. Gerade öffne ich meinen Mund, um den Kacknerd anzubrüllen, da spüre ich einen Ruck in meinem Rücken. „Katsuki!“, höre ich Kirishimas aufgebrachte Stimme an meiner Schulter. Bevor ich etwas sagen kann, gerate ich ins Straucheln und werde vom Druck seiner Hände weggeschoben. Ich stolpere nach vorne, drehe sofort den Kopf in seine Richtung. Er befindet sich an der Stelle, an der ich bis gerade gestanden habe als ihn ein Schwall der gelben Flüssigkeit auf die linke Brust trifft. Er fällt zu Boden, seine Fähigkeit hat seinen Körper verhärtet. „Ki...“, tritt es erstaunt über meine Lippen. Weiter komme ich nicht. Meine Stimme wird überlagert von seinem Schrei. Mit weit aufgerissenen Augen starre ich ihn an, wie er sich am Boden windet und markerschütternde Schmerzensschreie von sich gibt. Wo die Säure ihn getroffen hat, steigt Dampf auf, Blut fließt über seine Brust, den Arm, Hals und Wange. Geschockt sehe ich zu ihm, kann mich nicht bewegen. Ich höre Todorokis Fähigkeit einschlagen, nehme aber nur am Rande wahr, dass gesprochen wird. Anscheinend hat er den Gegner erwischt. Kirishima schreit weiter, kratzt verzweifelt mir der rechten Hand über die blutigen Stellen als wolle er versuchen die Säure abzureiben. Dann endlich tritt Todoroki in mein Sichtfeld. Er springt rüber, kniet sich neben Kirishima auf den Boden. „Die Säure hat sogar seine Verhärtung geschmolzen.“, stellt er fest, während seine Augen über den Körper vor ihm gleiten. „Ich werde versuchen sie einzufrieren und so von Eijiros Körper zu isolieren.“ Er legt die Hand über Kirishimas Brust und beginnt damit präzise kleine Eisplatten auf seiner Verletzung zu platzieren. „Mein Gott, Eijiro.“ Deku fällt neben mir auf die Knie und schlägt die Hand vor den Mund. Kirishimas Schreie werden leiser, sein Körper erzittert angespannt. Es scheint als würden seine Sinne langsam schwinden. Immer noch kann ich ihn nur anstarren. Er hat... Er hat mich aus der Schussbahn gedrängt. Dieser Angriff galt mir. Ich sollte da liegen und vor Schmerzen schrien, nicht er. Ich war unaufmerksam... Das... ist meine Schuld. Todoroki friert Kirishimas Brust, dann den Arm und zum Schluss auch die linke Seite seines Halses und die Wange ein. Mit und mit rutschen ein paar Eisplatten zu Boden. Ist das die Säure? Sofort legt Todoroki wieder Eis über die frei werdenden Stellen, nun wohl um die Wunde zu schließen. Kirishima schnappt angestrengt nach Luft. Der Schmerz aber auch das Eis scheinen ihm das Atmen schwer zu machen. „Ka... Katsuki...“, kommt es gebrochen über seine Lippen. Erst jetzt spüre ich meinen Körper wieder. Ich mache einen schnellen Schritt auf ihn zu und werfe mich an seiner Seite auf die Knie. Ich will etwas sagen, doch es kommt kein Ton über meine Lippen. Er kneift das linke Auge zu, sieht angestrengt mit dem rechten zu mir hoch, bis er mein Gesicht fokussiert. Es sieht aus als hätte er große Schmerzen. „Geht... Geht es dir gut?“ Mein Herz setzt einen Schlag aus und ich starre ihn mit leerem Blick an. Ist das sein Ernst? Er liegt vor mir auf dem Boden, schwer verletzt und es fällt ihm nichts besseres ein, als mich zu fragen ob er MIR gut geht? Ich hole zittrig Luft, da verschwindet der Ausdruck in seinen Augen. Langsam schließen sie sich als er das Bewusstsein verliert. „Idiot!“, brülle ich aus tiefer Brust, hole aus und schlage mit der Faust zu. Meine Hand versinkt ein Stück im Boden, direkt neben seinem Gesicht. „Wie kannst du nur so unvorsichtig sein!“ Ich schlage nochmal zu, das kleine Steinchen in die Luft springen. Meine Brust ist wie zugeschnürt, ich bekomme kaum einen Atemzug in meine Lunge gezwungen. „Wir müssen ihn schnell zur Krankenstation bringen.“, sagt Todoroki sachlich. „Ich habe seine Wunde zwar verschlossen, aber sie ist wirklich großflächig und muss dringend versorgt werden.“ Ich sehe auf, blicke in Kirishimas Gesicht. Dann packe ich seinen Arm, ziehe ihn an mich, bis ich ihn vor mir auf den Armen trage. „Kacchan...“, höre ich Deku säuseln. „Kümmert euch um den Feind. Ich bringe ihn zu Recoverygirl.“, sage ich schnell und laufe schon los, bevor die anderen auch nur die Gelegenheit haben etwas zu erwidern. Meine Schritte hallen durch die Gänge. Ich habe Angst, dass ich zu langsam bin. Verdammt! Mit zusammengebissenen Zähnen lasse ich Kirishimas Beine los, drücke ihn mit der linken Hand auf seinem Rücken an mich. Dann springe ich ab, verursache kontrollierte Explosionen mit meiner rechten Hand, welche uns mehrere Meter nach vorne katapultiert. Weiter, schneller! Mit einem Knall durchbreche ich die Tür der Krankenstation. Ich habe jetzt wirklich keine Zeit für Türklinken oder so nen Scheiß. Recoverygirl kommt aufgebracht zu uns, faselt in einem wilden Wortschwall. Nicht viele ihrer Worte kommen bei mir an. Mein Blick klebt an Kirishimas Gesicht, das angespannt wirkt, obwohl er nicht bei Bewusstsein ist. „Säure hat ihn getroffen.“, unterbreche ich ihre Worte und sie sieht zu mir auf als ich ihn vor mir auf den Tisch lege. „Offenbar ein direkter Treffer.“, kommentiert sie, während sie die Reste des Kostüms von seiner Haut zieht. „Wie kann das nur passieren? Ich hätte ihm bessere Strategien zugetraut.“ Ich beiße die Zähne zusammen. Plötzlich keucht Kirishima auf, windet sich auf dem Behandlungstisch. Erschrocken strecke ich die Hand nach ihm aus, doch ich kann nichts für ihn tun. „Ich gebe ihm ein Beruhigungsmittel und etwas gegen die Schmerzen.“, sagt die alte Frau. Als sie jedoch die Nadel der Spritze an seinem Arm ansetzt, stöhnt sie nur. „Seine Fähigkeit ist aktiv.“ Ich sehe sie erstaunt an. Wie kann das sein? Er ist doch ohnmächtig. „Er ist nicht komplett weggetreten, befindet sich in einer Art Schockzustand, vermutlich ausgelöst durch den immensen Schmerz.“ Sie seufzt, während er unterdrückte Laute von sich gibt. „So kann ich nichts tun.“ Verdammte Scheiße! Ich packe ihn an der Schulter. „Eijiro! Hör auf mit dem Scheiß!“, schreie ich ihn an. „Lass sofort deine Fähigkeit los!“ Er zittert. „Schon gut.“, sage ich deutlich ruhiger. „Es wird kurz mehr weh tun, aber dann wird es besser.“ Ich drücke meine Finger an seine steinharte Schulter. „Vertrau mir...“ Ich sehe ihn bittend an. Es ist nahezu unerträglich, ihn so leiden zu sehen. Ich schlucke, da sinken meine Finger in seine Haut ein. Er stöhnt, kneift die Augen fest zusammen. Erstaunt sehe ich zu Recoverygirl, die die Nadel in seine Haut schiebt. „Gut.“, sagt sie sanft. Kirishima bewegt die Arme, sein Zähneknirschen ist deutlich hörbar. Ruckartig bewegt er seine Hand und umklammert die Finger meiner linken Hand. Was zum...?! Im Augenwinkel sehe ich, wie die Alte die Spritze aus seinem Arm zieht. Sofort wird seine Hand steinhart. Ich blinzel seine Finger an, die sich an meine drücken. Sein Gesichtsausdruck beginnt sich zu entspannen. Das Mittel hilft wohl. „Ich... gehe dann mal.“, flüstere ich und will mich umdrehen, doch es ist als würde ich hängen bleiben. Meine Hand steckt in seiner fest! Ich zerre an ihr, drücke mit aller Kraft gegen seinen Arm, doch seine Fähigkeit hat wohl seine Hand verhärtet und gibt mich nicht frei. „Was zu Hölle!“, fluche ich, ziehe und zerre am meinem Arm. „Bakugo.“ Mein Blick schnellt zu Recoverygirl als sie die Stimme erhebt. „Kannst du bitte das Eis schmelzen? Ich will seine Wunden versorgen.“ Ich blinzel sie an. „Ganz vorsichtig, Stück für Stück.“ Ich schlucke. Vorsichtig zu sein, ist keine meiner Stärken. Zögerlich lege ich die rechte Hand über Kirishimas Brust, spüre die Kälte des Eises unter meiner Haut. Ich atme tief durch, dann lasse ich kleine Funken an meiner Handfläche entstehen. Hörbar knistern die kleinen Explosionen während erste Wasserrinnsal auf den Tisch fließen. „Ah.“, stöhnt Kirishima und zuckt. Bevor ich drüber nachdenke, schließen sich die Finger meiner gefangenen Hand um seine. „Ist schon gut, Kumpel. Gleich ist es geschafft.“ Ich merke erst, was ist sage als die Worte bereits meinen Mund verlassen haben. Meine Stimme ist so ruhig, dass sie überhaupt nicht nach mir klingt. Was ist denn bloß in mich gefahren? Ist es weil... ich mir die Schuld für seinen Zustand gebe? Als würde es mich ernsthaft kümmern... „Das machst du sehr gut.“, meint die alte Frau, arbeitet sich mit einer grünen Flüssigkeit, Tupfern und Bandagen vor. Ich werde still, konzentriere mich darauf behutsam zu sein. So merkwürdig... Etwa eine halbe Stunde vergeht, bis sie fertig ist. Kirishimas linker Arm, Schulter und Brust sind bandagiert. Auf Hals und Wange kleben dicke Pflaster. „Er hatte echt Glück, dass er so schnell bei mir war.“ Ich sehe sie bedrückt an. „Dennoch. Die Verletzungen sind so tief, es werden wohl Narben bleiben.“ Ich keuche auf. Was? Er wird Narben behalten? Er... Er muss nur in den Spiegel sehen und wird daran erinnert, dass er mich retten musste, wie dämlich ich bin. Ein Versager! Das ist so unfair. Plötzlich höre ich die Türe hinter mir quietschen. „Kommt nur rein.“, meint die Alte und ich erschrecke. „Wie geht es ihm?“, höre ich Dekus Stimme. „Kommt er durch?“, mischt sich Todoroki ein. Verdammt! Ich zerre an meiner Hand, doch Kirishimas Steinfinger halten mich gefangen. Fuck! Im Augenwinkel sehe ich die anderen ans Bett treten. „Er braucht noch etwas Ruhe, aber er wird wieder.“, sagt Revoverygirl und zieht sich zurück. Shoto und Deku gehen um das Bett herum und sehen Kirishima bedrückt an. „Bakugo.“ Ich zucke zusammen. „Du hältst seine Hand?“ Ich spüre, wie mir die Hitze auf die Wangen schießt. „Das hätte ich gar nicht von dir gedacht, Kacchan.“ „Haltet die Fresse! Alle beide!“, brülle ich sie an. „Das tue ich nicht freiwillig!“ „Ach ja?“ Deku legt den Kopf zur Seite. „Er hat mich gefangen.“, knurre ich und spüre Todokokis Blicke meinen Arm hinunter wandern. „Stimmt. Eijiros Hand ist verhärtet. Da kommt er nicht raus.“ „Sage ich doch!“ Grummelnd senke ich den Kopf. „Hast du mein Eis aufgetaut?“ Ich nicke. „Seine Wunde ist sicher noch größer geworden.“ Ich nicke wieder. „Würde mich nicht wundern, wenn die Säure bleibende Schäden hinterlässt.“ Ich zucke zusammen. „Scheiße...“, presse ich durch die zusammengebissenen Zähne hervor. Meine Brust zieht sich schmerzhaft zusammen und mein Atem stockt. Warum musste das nur passieren? „Es ist nicht deine Schuld.“ Mein Blick springt auf, zu Dekus Gesicht. Er sieht mich ernst und sanft zugleich an. Ich starre ihn mit weit geöffneten Augen an. „Es ist nicht deine Schuld, was mit Eijiro passiert ist, Kacchan.“ „Wie kommst du darauf, dass ich denke...“, zische ich mit nicht halb so fester Stimme wie gewollt. „Es war seine Entscheidung.“, schiebt Deku nach und ich spüre wie etwas in meiner Brust absackt. „Eijiro hat sich entschieden, sich zwischen dich und die Säure zu stellen. Du kannst nichts dafür.“ „Halt die Klappe, Idiot...“ Ich kann nicht verhindern, dass meine Stimme zittert. Was fällt ihm ein, mich zu trösten? Das habe ich echt nicht nötig! Ich kneife die Augen zusammen. So ne Scheiße. Glaube ich ihm etwa? Ich... fühle mich so verdammt erleichtert, dass es mich wütend macht. „Lassen wir ihn sich ausruhen.“, höre ich Todorokis Stimme plötzlich und er geht auf die Türe zu. „Ja.“, stimmt Deku zu. „Er ist ja in guten Händen.“ Als ich das Lächeln ins einer Stimme höre, will ich ihm einfach nur in die Fresse schlagen. „Elender Kacknerd!“, brülle ich ihm nach, doch die Türe fällt bereits hinter ihm ins Schloss. Mit unruhigem Atem setze ich mich auf den Stuhl neben dem Bett und seufze. Mein Blick wandert zu Kirishimas Hand. Ich beginne mit dem Fingernagel gegen die steinharte Haut zu tippen. Egal. Ich hab doch eh nichts besseres vor. Abermals seufzend werfe ich mich gegen die Lehne des Stuhls und schließe die Augen. Als ich die Augen öffne, ist es fast ganz dunkel im Zimmer. Bin ich eingeschlafen? Ich wende den Kopf als ich Kirishimas tiefe Atemzüge höre. Anscheinend schläft er. Irgendwie erleichtert mich das sehr. Es wird wohl eine ganze Weile dauern, bis er genesen ist, da ist es tröstlich zu wissen, dass er gerade wohl keine Schmerzen hat. Seine Haut glänzt im Mondlicht, welches durch das Fenster scheint. Ob er Fieber hat? Erst als ich seine verschwitzte Haut unter den Fingern meiner rechten Hand spüre, merke ich dass ich den Arm ausgestreckt habe und seine Stirn berühre. Seine Haut ist warm, doch nicht heiß und überraschend weich. Ich erschrecke, ziehe meine Hand schnell zurück und drehe den Kopf weg. Wie peinlich! Was mache ich denn? Er stöhnt auf, da wandert mein Blick wieder zu ihm. „Eijiro?“, frage ich leise. Falls er doch schläft, möchte ich ihn nicht wecken. Seine Augen öffnen sich einen Spalt und ich springe auf, beuge mich über ihn. „Ka...tsuki...“ Ich nicke. „Ja, genau.“, bestätige ich ihn. „Was hast du? Soll ich Recoverygirl...?“ „Mm.“, verneint er und atmet hörbar angestrengt. „Schon... ok.“ „Sicher?“, frage ich ungläubig und er nickt. Ich sehe ihn kurz an, mustere seinen verbundenen Körper. „Du bist ein Idiot.“, zische ich angestrengt leise. „Wenn du nicht schon im Krankenbett liegen würdest, dann würde ich dich verprügeln bis du hier her getragen werden musst.“ Er lächelt. „Schon klar.“ Er lächelt? Ist er komplett bescheuert? „Was soll der Scheiß eigentlich?“, knurre ich. „Wenn du Pech hast bist du... dein Leben lang entstellt... Noch schlimmer als eh schon.“ Ich beiße die Zähne zusammen. Er seufzt leicht, es schient ihm schwer zu fallen zu atmen. „Schon... ok.“ „Was meinst du damit? Schon ok? Ist das dein scheiß Ernst?“, fauche ich. „Was ist schon ein bisschen Haut... Wenn dir dafür nichts passiert ist.“ Ich sehe ihn geschockt an. Meine Lippen öffnen sich, doch kein Wort kommt aus meinem Mund. Ich bin sprachlos. Das passiert mir nicht oft. „Haben... Haben wir den Bösewicht gefangen?“, lenkt er ab und ich nicke. „Ich habs nicht ganz mitbekommen, aber Todoroki hat ihn wohl eingefroren.“ „Sehr gut.“, haucht er und schließt kurz die Augen. In diesem Moment bemerke ich, wie warm sich seine Hand an meiner anfühlt und sehe zu unseren Händen runter. Seine Finger umschlingen meine ganz locker. Ich bewege meine Finger. Seine Fähigkeit ist nicht mehr aktiv. Wie lange ist das schon so? Ich will meine Hand aus seiner ziehen, da spüre ich, wie er zugreift, mich festhält. „Bleib... Bleibst du noch ein bisschen?“, haucht er und wird sichtbar rot. Ich sehe ihn an mit klopfendem Herzen, dann senke ich den Blick. „Von mir aus.“, seufze ich und werfe mich wieder in den Stuhl. Ich sehe zur Seite, dann schließe ich meine Finger um seine. Kapitel 2: Gaps (Bakugo) ------------------------ Drei Wochen später ist Eijiro soweit wieder fit, dass er sogar an den Übungsmissionen teilnimmt. In unseren Trainingsanzügen stehen wir neben einander, warten auf den Startschuss der Mission. Mein Blick haftet auf den dunklen Flecken, die am Hals aus seinem Kragen ragen und sich bis zur Wange hoch ziehen. Narben. Ich schlucke hart, starre ihn an mit zusammen gezogenen Augenbrauen. Er bemerkt meinen Blick wohl, denn er blinzelt plötzlich und legt lächelnd den Kopf zu Seite. „Wenn ich meine Fähigkeit nur ein kleines bisschen benutze, direkt unter der Haut, dann spüre ich es kaum noch. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen.“ Ich mache einen schnellen Schritt auf ihn zu, packe ihn am Kragen. „Als ob ich mir Sorgen um dich Stachelfrisur machen würde!“, schnaube ich. Er hebt abwehrend die Hände. „Ist ja gut.“, lacht er. Ich knurre, zerre an seinem Shirt. Mein Blick gleitet wieder zu seinem Hals, der dadurch weiter frei liegt als zuvor. Mit einem Ruck ziehe ich fester, dass sich sein Kragen bis zur Brust weitet. Verdammt, die gesamte Haut ist dunkler als normal. Wie weit geht diese Wunde? Als ich aufsehe, sind seine Hände immer noch erhoben, den Kopf hat der weggedreht und sieht schüchtern zu Boden. Er lässt zu, dass ich seine Verletzung betrachte, doch es scheint ihm nicht zu gefallen. Ich... Schnell lasse ich sein Shirt los und gehe einen Schritt zurück. Was mache ich denn? Ich kann doch nicht einfach... Mein Herz schlägt schneller. Was soll das? „Seid ihr soweit?“, fragt Deku und ich sehe ihn erschrocken an. In dem Moment ertönt das Signal und wir laufen los. In der Trainingsmission ist unser Ziel drei Räume zu durchqueren. Zwischen den Räumen sind nochmal Ruhezonen, in denen wir uns besprechen können, bevor wir den nächsten Raum betreten. Als Übungsobjekte sind unsere Gegner flammenwerfende Roboter. Soweit ich zugehört habe, werden wir nicht von den Lehrern beobachtet, sollen wohl auf uns gestellt zum Ziel gelangen. Deku und Kirishima sind in meinem Team. Der Nerd übernimmt die Vorhut, betritt als erster das Schlachtfeld, um die Strategie auszutüfteln. Ich denke ja, draufballern tuts auch, aber das ist heute nicht die Aufgabe. Sehr zu meinem Leidwesen. Mich auf Deku zu verlassen geht mir tierisch auf den Sack. Der erste Raum ist kein Problem. Innerhalb weniger Minuten haben wir uns durch die Gänge und auch durch die Roboter bewegt. Im zweiten Raum fällt es uns deutlich schwerer. Hier ist sehr viel Platz und der Roboter ist schnell. Zudem kann das Blechteil sehr weite Fernangriffe starten. Somit bin ich nun am Zug. Deku und Kirishima leiten die Bewegung des Gegners, so dass er in meine Schussbahn gerät. Nach ein wenig hin und her schaffen wir es schließlich den Raum zu durchqueren. Ich strecke mich, während wir durch den langen Gang der Ruhezone schreiten. Deku geht ein paar Meter vor mir, gibt grübelnde Laute von sich. Er ist voll in seinem Element. Wir laufen an einer Glasscheibe vorbei, da sehe ich wie Kirishima stehen bleibt. Deku läuft weiter, bekommt es wohl nicht mit. Unterbewusst stelle ich meine Bewegung ein und beobachte den Stachelkopf, wie er näher an das Glas tritt. Er legt die Finger seiner linken Hand auf die Narbe an seiner Wange, fährt mit ihnen runter zum Hals. „Alles ok?“, frage ich leise mit angespannter Stimme. Was hat er denn plötzlich? Und warum interessiert mich das überhaupt? Er senkt den Blick, sieht traurig aus. „Ich... ich glaube ich pack das nicht.“ Hä?! Ich starre ihn überrascht an. „Die Roboter kämpfen über weite Distanz. Meine Fähigkeit... ist schlecht. Sie bringt hier gar nichts.“ Er seufzt. „Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass ich nur wieder verletzt werde und dann bin ich euch nur ein Klotz am Bein. Das will ich nicht.“ Ruckartig drehe ich mich zu ihm, mache einen Schritt auf ihn zu. „Ist das dein verdammter Ernst, Stachelkopf?!“ Er erschreckt sich, blinzelt mich an. „Hat diese Narbe dich derart verunsichert?“ Ich gehe noch einen Schritt zu ihm. „Hör verdammt nochmal damit auf, so zu tun als wärest du schwach! Das bist du ganz und gar nicht!“, brülle ich wütend. „Du bist stark!“ Er sieht mich mit großen Augen an. „Deine Kack-Fähigkeit hat uns bereits nicht nur einmal den Arsch gerettet, mir ganz besonders.“, zische ich. Das gebe ich nicht gerne zu. „Also hör verdammt nochmal damit auf, dich selbst in eine Opferrolle zu drängen und reiß dich zusammen, … Superheld!“ Seine Augen werden größer, dann kann ich beobachten, wie er durchatmet und sich ein Lächeln auf seine Lippen legt. „Danke.“ Sofort spüre ich, wie mir Wärme auf der Wangen schießt. „Halt die Klappe, wir müssen weiter.“ Ich beginne zu rennen und er tut es mir gleich, bleibt auf einer Höhe zu mir. „Weißt du...“, setzt er lächelnd an und ich ziehe die Augenbrauen zusammen. „Selbst wenn du schreist und alles wütend sagst...“ Ich beobachte ihn, wie er locker neben mit her joggt. „... so kann ich doch die Motivation hören, die in deinen Worten steckt.“ Er grinst breit und ich ziehe irritiert eine Augenbraue hoch. „Und das ist es, was ich so an dir liebe.“ Ich starre ihn überrascht an, spüre wie mein Herz unrhythmisch schlägt. Was hat er gerade gesagt? Ein warmer Schauer durchfließt meinen Körper, schnell wende ich den Blick von ihm ab. Was ist denn jetzt los? Als ich die Hand auf meine Brust lege, merke ich, dass mein Herzschlag beschleunigt hat. Fuck. Gefällt mir etwa... was er da gesagt hat? Vorsichtig lasse ich meinen Blick wieder zu ihm schweifen. Er sieht nach vorne, ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen. Was … ist das für ein merkwürdiges Gefühl? Lange Zeit nachzudenken habe ich nicht, denn wir erreichen Deku, der uns sofort volllabert. Wenige Sekunden später stehen wir schon auf dem dritten Schlachtfeld. Der Kampf beginnt hitzig. Während Deku sich auf die andere Seite durchschlägt, bleibe ich bei Kirishima. Plötzlich dringt ein Angriff frontal nah an ihn heran. Ich fahre herum, lege die linke Hand auf seinen Rücken und werfe meinen rechten Arm über seiner Schulter nach vorne. Mit einer riesigen Explosion baller ich den Angriff und auch den Roboter vor uns weg. Ich atme durch, dann spüre ich, wie er mir den Kopf zudreht, der sich direkt neben meinem befindet. „Danke.“, haucht er überrascht und ich bekomme Gänsehaut. Schnell lehne ich mich wieder zurück. „Pass besser auf.“, zische ich und er nickt eifrig. Es dauert eine ganze Weile, bis wir alle Roboter besiegt haben. Deku jubelt auf und läuft grinsend auf den Ausgang zu. Ich schnaube, sehe dann zu Kirishima rüber, der auf dem Boden sitzt und erleichtert die Hand auf seine Brust legt. „Puh. Das war ganz schön anstrengend.“, lacht er mit geschlossenen Augen. Ich spüre mein Herz schlagen, bewege mich langsam zu ihm. „Ich bin sehr froh, dass wir in einem Team waren, Katsuki.“ Ich auch. „Ohne dich...“ Weiter kommt er nicht. Ich fasse ihn an der Schulter, neige mich tief zu ihm runter und lege meine Lippen auf seine. Sofort wird mir warm. Also doch. Bis vor kurzem habe ich gedacht, wir wären Freunde. Doch als er mich gerettet hat... als er im Krankenzimmer meine Hand hielt... als er mich angelächelt hat... als er gesagt hat, dass er etwas an mir mag, sogar liebt... da habe ich bereits vermutet, dass ich mehr für ihn empfinde. Und so, wie mein Herz gerade rast, kann ich mir wohl sicher sein. Zurückhaltend löse ich mich von ihm und er sieht mich mit großen Augen an. Sein Mund steht vor Überraschung offen. Erst jetzt realisiere ich, was ich getan habe. Ich habe... ich habe ihn geküsst?! Schnell zucke ich zurück. „Ich...“, sage ich kurzatmig und werde rot. Fuck! Ich will mich auflösen! Am besten jage ich mich selbst in die Luft! Bevor ich etwas weiteres tun oder sagen kann, schlingt Kirishima seine Arme um meinen Hals, zieht sich zu mir hoch und küsst mich zärtlich. Ich halte die Luft an. Seine weichen Lippen drücken sich an meine. Heißt... heißt das etwa...? Meine Hände schnellen an seine Schulterblätter und ich ziehe in zu mir, erwidere den Kuss mit etwas mehr Druck, dränge ihn regelrecht zurück. Es ist ein unbekanntes, total merkwürdiges Gefühl. Als würde mein Inneres in Flammen stehen. Das... fühlt sich gut an. Als ich mich zurücklehne, sehen wir uns in die Augen. Ich kann in seinem Blick die Verunsicherung sehen, die ich ebenfalls spüre. Das ist neu. „Leute?“, dringt Dekus Stimme an mein Ohr und ich lasse Kirishima los, wende ihm den Kopf zu. „Kommt ihr noch?“ Ich stehe auf, merke, dass ich rot geworden bin. Hoffentlich hat er das nicht gesehen. Dann sehe ich runter zu Kirishima, der gedankenversunken die Finger auf seine Lippen gelegt hat. „Lass uns gehen.“, sage ich mit fester Stimme und strecke ihm die Hand hin. Er sieht zu mir auf, dann lächelt er und nimmt meine Hand an. Ich ziehe ihn hoch. Als wir vor einander stehen, bleiben wir im Blick des anderen hängen. Ein kurzen Moment vergeht, dann nicke ich ihm zu. Er nickt ebenfalls und wir gehen los, verlassen den Raum. Kapitel 3: Canyons (Kirishima) ------------------------------ Keuchend sitze ich zwischen den Trümmern des Übungsraumes. Unser Team hat es geschafft die Gegner im letzten Raum der Trainingsmission zu zerstören. Ich bin so erleichtert, dass ich auflache. Katsuki tritt in mein Sichtfeld und sofort spüre ich Freude in mir aufsteigen. Ich bin verdammt glücklich, dass er da ist. Hätte er mir nicht so gut zugeredet, hätte ich wohl aufgegeben. Doch er hat mir wieder Mut gemacht. Außerdem bin ich wirklich gerne in seiner Nähe. Bei ihm fühle ich mich wohl. Ja, er ist impulsiv, sagt was er denkt, ist laut und stürmisch, aber das mag ich an ihm. Er ist wie brodelnde Lava. Sicher nicht ganz ungefährlich, doch wenn ich bei ihm bin, ist mir immer warm ums Herz. Sein Wille, der Ehrgeiz und seine Entschlossenheit niemals aufzugeben, das ist motivierend. Ich bewundere ihn, schätze ihn sehr als Freund. Vielleicht sogar mehr als das. Wohl eher... bin ich mir sicher, was das angeht. „Puh. Das war ganz schön anstrengend.“, lache ich und schließe die Augen, atme tief durch. Der Boden knirscht neben mir und ich sehe auf. Katsuki ist an meine Seite getreten. Ich lächle zu ihm hoch. Die Sonne, die hinter ihm hoch am Himmel steht, hüllt ihn in warmes Licht. Das steht ihm wirklich gut. „Ich bin sehr froh, dass wir in einem Team waren, Katsuki.“, sage ich ehrlich. „Ohne dich...“ Bevor ich weiter sprechen kann, spüre ich seine Hand auf meiner Schulter. Was macht er denn? Er ist doch sonst kontaktscheu. Sein fester Griff hält mich an Ort und Stelle als er sich zügig zu mir runter beugt. Erschrocken erstarre ich als er mich aus heiterem Himmel plötzlich küsst. Seine Lippen... liegen auf meinen! Was...? Was passiert hier gerade? Mein Herzschlag verdoppelt sich, doch mein Körper bewegt sich keinen Millimeter. Wie in Schockstarre verharre ich, bis er sich von mir löst. Überrumpelt kann ich ihn nur mit großen Augen anstarren. Mein Atem geht flach. Als sich unsere Blicke treffen, merke ich, wie viel ungewohnte Wärme in seinen Augen wohnt. Sein Blick ist so gefühlvoll... Was er wohl gerade denkt? Dann schreckt er zusammen. Sein Gesicht wird feuerrot und er lehnt sich ruckartig zurück, sieht angespannt zu Boden. Hat er etwa gerade erst gemerkt, was er getan hat? Auch mich trifft nun diese Erkenntnis erneut. Er hat mich geküsst. Das hat er sicher nicht aus Spaß getan, sondern... Heißt das, dass er mich wirklich mag? Mehr als Freundschaft? Ich spüre mein Herz in der Brust schlagen. Ich will... Meine Hände schnellen zu ihm hoch, ich schlinge die Arme um seinen Hals und ziehe mich zu ihm nach oben. Diese meine Reaktion hat er wohl nicht erwartet, denn er hält still als ich meine Lippen auf seine lege. Genussvoll schließe ich die Augen, möchte den Moment voll auskosten. Ja. Es fühlt sich schön an. Das hatte ich erwartet. Plötzlich spüre ich seine Hände an meinem Rücken und wie er mich an sich drückt. Ein warmer Schauer rauscht durch meinen Körper, da erwidert er meinen Kuss forsch. Wow! Damit habe ich nicht gerechnet. Er lässt sich tatsächlich auf mich ein? Ich drücke meinen Lippen gegen seine, wünsche mir das der Moment ewig anhält. Dann lehnt er sich zurück sieht mich fragend an. Ich erwidere seinen Blick unsicher. Was bedeutet das hier? Was bedeutet das für uns? Izukus Stimme dringt an mein Ohr und ich merke, wie Katsuki sich aufrichtet. Ich hingegen bleibe sitzen, lege die Finger an meine Lippen. Er hat mich geküsst. Wir haben uns geküsst. Das fühlt sich so unwirklich an, ich kann es nicht glauben. „Lass uns gehen.“ Mein Blick schnellt zu Katsuki hoch, der mich fest ansieht und mir die Hand entgegen streckt. Er möchte mir auf helfen? Freudig überrascht lächle ich in an und ergreife seine Hand. Kurz darauf stehe ich auf meinen Füßen. Ich sehe ihm tief in die Augen, die leuchten, wie glimmendes Feuer. Ich kann mich gar nicht satt sehen. So lange haben wir uns noch nie angesehen. Als er mir zunickt, nicke ich im Reflex ebenfalls. Er geht los und ich folge ihm mit klopfendem Herzen aus dem Raum. Herr Aizawa fasst die Ergebnisse der Übungsmission zusammen, doch ich höre ihm nicht zu. Mein Blick hängt an Katsukis Hinterkopf. Er steht vor mir mit verschränkten Armen und sieht grimmig zu Boden. „Gut, das wars dann für heute.“, wird der Unterricht beendet. Ich mache zwei schnelle Schritte und laufe um Katsuki herum, sehe ihm lächelnd ins Gesicht. „Hey, Katsuki. Wollen wir...?“, frage ich leicht aufgeregt als er mich unterbricht. „Halt die Klappe, Stachelkopf. Lass mich in Frieden.“, zischt er und dreht sich weg. Ich sehe ihm erstaunt nach als er von dannen zieht. Das er mich zurückweist, bin ich eigentlich gewohnt, doch... irgendwie hätte ich erwartet, dass er jetzt netter zu mir ist. Vielleicht will er sich vor den anderen keine Blöße geben. „Eijiro, komm wir essen zusammen.“, dringt Denkis Stimme an meine Ohr und er wirft den Arm über meine Schultern. „Ich hab nen Bärenhunger.“ Ich nicke ihm zu. „Ja, ich auch.“ Beim Essen gleiten meine Gedanken immer wieder zu dem Kuss. Ich kann das noch immer nicht glauben. Doch was mich wirklich fuchst ist, dass ich nicht weiß, wie es nun um uns steht. Ich mag ihn. Das sollte ihm auch klar sein, schließlich habe ich seinen Kuss erwidert. Er... Er hat mich sogar an sich gedrückt. Meine Wangen werden spürbar rot bei dem Gedanken, wie sich seinen Hände gegen meinen Rücken gepresst haben. „Alles klar bei dir?“, reißt mich Denkis Stimme aus meinen Gedanken. Ich sehe auf und bemerke das alle Nudeln von meinen Stäbchen gerutscht sind. Wie lange habe ich vor mich hin geträumt? „Ja.“, sage ich schnell und lache verlegen. „Ich bin ko.“ Das ist nicht mal eine Lüge. Die Kämpfe waren anstrengend. Zum Glück glaubt mir Denki ohne zu zögern. Wir sind zwar Freunde, doch ich denke, es ist besser, wenn ich ihm nicht erzähle was passiert ist. Zumindest nicht, bis ich weiß, wie Katsuki dazu steht. Nach dem Essen mache ich mich auf den Weg zu meinem Zimmer. Gähnend biege ich um die Ecke und krame meinen Schlüssel hervor, da sehe ich, wie Katsuki vor seinem Zimmer steht, den Schlüssel ins Schloss schiebt. Sofort schlägt mein Herz schneller. Wir sind alleine, hier sollten wir offen sprechen können. Das ist meine Chance. Mit schnellen Schritten eile ich zu ihm. „Warte kurz.“, bitte ich ihn und er wendet mir den Kopf zu. Als er mich erkennt, ziehen sich seine Augenbrauen zusammen. „Lass mich in Ruhe.“, brummt er und schließt seine Türe auf. Ich zucke zurück. Er will auch jetzt nicht reden? Ich sehe zu, wie er seine Türe öffnet. Wenn er jetzt ins Zimmer geht, ist meine Chance vertan und ich werde die ganze Nacht wach liegen und mich ärgern. Also... „Rede mit mir.“ Er sieht mich finster an. „Keinen Bock.“ Ich balle die Hände neben der Hüfte zu Fäusten. „Ich muss es aber wissen.“ Er schnaubt. Ich muss mutig bleiben, weiß doch, dass er immer so ist. „Wie steht es um uns?“ Er sieht mich irritiert an, dann lässt er die Türklinke los, dreht sich leicht zu mir. Ich habe seine Aufmerksamkeit. Also los, raus damit. „Ich mag dich, Katsuki.“ Sofort steigt mein Puls spürbar und es fällt mir schwer seinem nun undefinierbaren Blick stand zu halten. „Sogar sehr.“, schiebe ich nach. Er blinzelt und sieht zu Boden. Auch ich senke den Blick und atme tief ein. „Ich will mit dir zusammen sein.“ Er sieht mich an, wirkt mehr erschrocken als überrascht. Dann schwenkt sein Blick zur Türe vor ihm und er schweigt. Die entstehende Stille macht mich fast wahnsinnig. Warum sagt er nichts? Eine halbe Ewigkeit vergeht, da höre ich endlich seine Stimme. „Nein.“ Was? Ich sehe ihn an, schlucke schwer. „Nein?“, frage ich halblaut. „Ich will das nicht.“ Meine Brust zieht sich zusammen. „Ich will, dass es so bleibt wie bisher.“ Enttäuscht senke ich den Blick. „Du willst, das wir Freunde bleiben?“ „Wenn du es so nennen willst.“, brummt er. Das stellt mich ganz und gar nicht zufrieden. „Warum hast du mich geküsst?“ Das muss doch irgendwas bedeuten. Wenn er will, dass alles beim Alten bleibt, dann hätte er diese Grenze zwischen uns nicht überschritten. Er starrt zu Boden, schweigt einen Moment. „Nur so.“ Ich sehe ihn mit großen Augen an. „Nur so? Du hast es getan, weil du Lust dazu hattest? Bedeute ich dir denn nichts?“ Die Worte sind schneller aus meinem Mund, als ich darüber nachgedacht habe. Katsuki ist kein Mensch, der über seine Gefühle spricht. Ich habe mich weit aus dem Fenster gelehnt, ihn das zu fragen, doch ich muss es wissen. Er dreht sich zu mir, macht zwei schnelle Schritte auf mich zu, packt meine Schultern und drückt mich gegen die Wand hinter mir. Ich zucke zusammen, sein Blick ist düster. „Für was hältst du dich, dämlicher Stachelkopf?!“ Ich sehe ihn erschrocken an. Seine Hände gleiten auf die Wand, stemmen sich neben meinem Kopf gegen den Stein hinter mir. Er ist so nah, doch seine Wut ist beängstigend. „Glaubst du ernsthaft du wärst irgendwas besonderes?“ Seine Worte bohren sich wie Messer in meine Brust. Das hat gesessen. „Ich hab es getan, weil ich Lust dazu hatte und du warst zufällig da.“ Was? Ich schlucke schwer gegen den Kloß, der sich in meinem Hals gebildet hat. Er lehnt sich zurück und ich ziehe betroffen die Hände zur Brust. „Also hör auf, mir auf die Nerven zu gehen, kapiert?“ Er dreht sich weg, geht zu seinem Zimmer. Schwungvoll schlägt die Tür in den Rahmen. Perplex verharre ich an die Wand gelehnt und starre vor mich hin. Ein taubes Gefühl breitet sich in meiner Brust aus und wandert langsam in den gesamten Körper. Meine wackligen Beine geben nach und ich rutsche an der Wand entlang, bis ich auf dem Boden sitze. Um mich herum herrscht Stille. Nur mein stockender Atem durchbricht die Ruhe als ich merke, wie sich meine Sicht trübt. Ich ziehe die Beine an, lege die Stirn auf meine Knie und schluchze leise. Kapitel 4: Cliffs (Kirishima) ----------------------------- Ich liege im Bett und starre die Decke an. „Glaubst du ernsthaft, du wärest irgendwas besonderes...?“, wiederhole ich Katsukis Worte leise. „...du warst zufällig da...“ Meine Stimme bricht und ich lege die Fingerspitzen auf die unebene Haut meiner linken Brust. „Idiot...“, sage ich zu ihm und auch zu mir selbst. Ich hätte es wissen müssen. Seit einer Ewigkeit kämpfe ich gegen diese Gefühle für ihn an, eben weil ich weiß, dass er sie nicht erwidert. Warum hat er mir Hoffnung gemacht? Verdammt, er sollte wissen, wie viel er mir bedeutet. Ich drücke so fest gegen die Haut, dass es weh tut, trotz meiner aktiven Fähigkeit. Ich spüre seine Hand, wie sich seine Finger um meine legen. Ich fühle immer noch seinen festen Kuss auf den Lippen. „Nur eine Laune...“, seufze ich und deaktiviere meine Fähigkeit. Brennender Schmerz zieht durch die Haut meiner Brust, den Hals hinauf und ich stöhne auf. Schnell aktiviere ich die Verhärtung über den Muskeln wieder, fahre mit den Fingern über die gereizte Haut. Diese Narben werde ich noch ein paar Jahre tragen, vielleicht Jahrzehnte, bis sie verheilt sind. Doch mein Herz fühlt sich gerade an als würde es sich nie mehr erholen. Nach dem Unterricht schlendere ich zu meinem Zimmer. Katsuki hat mich nicht einmal angesehen heute... und ich habe ihn nicht angesprochen, habe versucht mich in Gespräche mit Denki und Izuku zu flüchten. Dennoch verharren meine Gedanken bei ihm. Ich seufze als ich vor meiner Türe ankomme und den Schlüssel in der Hosentasche suche, da kommt Katsuki um die Ecke. Sein Blick ist gen Boden gerichtet, die Hände in den Hosentaschen. Meine Schlüssel klappern, was ihn wohl dazu bringt aufzusehen. Ich kann erkennen, dass er sich kurz wieder zurück bewegt, bevor er weiter auf mich zu kommt. Hat er überlegt, mir aus dem Weg zu gehen? Das wäre vollkommen untypisch für ihn. Er verhält sich komisch, das kann er mir nicht erzählen. Hat er... vielleicht einfach Angst? „Ich kann das nicht.“, sage ich mit angespannter Stimme als er vor mir steht. Er blinzelt mit zusammen gezogenen Augenbrauen. „Ich kann nicht so tun als wäre nichts passiert.“ Ich spanne die Hände an, halte seinem finsteren Blick stand. Mein Herz klopft schneller. Das ist alles seine Schuld. Wie soll ich mich zurückhalten, wenn er mir so nahe kommt. Ich muss es ihm sagen, er muss es einfach wissen. Ich öffne den Mund, kralle die Finger in mein Hemd. „Ich liebe...“ Weiter komme ich nicht. Er springt auf mich zu, schlägt mit der linken Faust gegen meine rechte Wange, dass ich rückwärts umfalle. Mit einer fließenden Bewegung wirft er sich über mich. Ich keuche auf als mein Rücken auf den Boden trifft und er meine Handgelenke mit seinen Händen auf den harten Stein unter mir drückt. „Halt deine verdammte Klappe, du elender Bastard!“ Ich starre ihn an, mit großen Augen, bin überrumpelt. Er kommt mir näher, bis sein Gesicht nur noch wenige Zentimeter von meinem entfernt ist. Sein Blick ist geladen mit Wut, die Zähne sind auf einander gepresst. „Du...“, knurrt er und ich bekomme Gänsehaut. „Du hast ja keine Ahnung...“ Er bewegt den Kopf über meinem Gesicht, wie ein Raubtier, das seine Beute inspiziert. Ich schlucke. „Woher auch? Du redest ja nicht mit mir.“, sage ich mit fester Stimme und sehe ihn ernst an. Ich kann seinen schweren Atem auf meiner Haut spüren. Er holt mit der linken Hand aus. Als seine Faust auf mein Gesicht zuschnellt, schließe ich langsam die Augen. Ich hab kein Angst. Wenn er es unbedingt will, soll er mich schlagen. Ich werde nichtmal meine Fähigkeit benutzen. Ein kurzer Luftstrom trifft meine Wange und ich öffne die Augen. Seine Faust hat gestoppt, schwebt über meiner Haut. Alle Muskeln in seinem Arm sind sichtbar angespannt. In seinem Gesicht kann ich so vieles ablesen. Zorn, Verwirrung, Frust. Seine Faust zittert von Anspannung. Ich schnaube, packe sein linkes Handgelenk. „Los, tu es!“ Ich drücke seinen Arm von mir weg und ziehe ihn dann ruckartig heran. Kurz bevor seine Faust meine Wange trifft, öffnet er seine Hand, sodass statt seiner Fingerknöchel nur die Handfläche auf mein Gesicht trifft. Zudem hat er den Schwung spürbar gebremst. Will er es nun doch nicht? Ich sehe ihn so fest an, wie ich kann während mein Herz wie wild in der Brust schlägt. „Was ist? Du willst mich schlagen? Dann schlag mich!“ Ich will wieder mit seiner Hand ausholen, doch der drückt die Finger an meine Wange. „Wenn du dich dann besser fühlst, dann mach es einfach.“ Mit jedem Wort wird meine Stimme brüchiger. „Ich halt das aus.“ Ich kneife die Augen zusammen. Meine Brust fühlt sich an wie zugeschnürt. „Nur hör auf mir aus dem Weg zu gehen.“ Meine Finger pressen sich an seine Haut. „Das tut weh...“ Als ich die Augen öffne, treffe ich auf seinen erstaunten Blick. Er starrt mich einen Moment an, dann springt er auf. Kopfschüttelnd macht er einen Schritt zurück als ich mich neben ihm aufrichte. Dann dreht er sich um, will gehen, doch ich halte ihn am Handgelenk fest. Ich lasse ihn jetzt nicht einfach ziehen. Anstatt mir, wie erwartet, die Hand zu entreißen, dreht er sich zu mir um und sieht mich angespannt an. „Gut. Wenn du den Schritt nicht gehen willst, dann tue ich es eben.“, sage ich mit fester Stimme woraufhin die Unsicherheit in seinem Blick noch deutlicher wird. Ich dränge ihn zurück, werfe meine Brust gegen seine und presse ihn mit meinem Körper gegen die Wand hinter ihm. Meine Hand gleitet in seinen Nacken und ich drücke meine Lippen auf seine. Mit wild schlagendem Herzen, bewege ich die Finger, spüre sein stacheliges Haar an meiner Haut. Ich konzentriere mich so gut es geht, muss versuchen jede Millisekunde zu genießen, denn ich weiß, jeden Moment bekomme ich Eine gezimmert. Er wird vollkommen ausrasten und mich windelweich prügeln. Sein Körper bewegt sich nicht, er ist erstarrt. Ich muss seine Überraschung ausnutzen, bewege meinen Mund, fasse mir der anderen Hand seine Hüfte. Sein Geruch, der leichte Atem auf meinem Gesicht, seine Körperwärme, die durch unsere Klamotten dringt... Ich muss mir alles ganz genau einprägen. Ich öffne meinen Mund um einzuatmen. Sofort als ich seine Lippen verlasse, höre ich seine Stimme. „Eijiro...“ Wie er meinen Namen ausspricht, läuft mir warm den Rücken hinunter. Ich lehne den Kopf leicht zurück, um ihn anzusehen. Sein Blick ist ruhiger als erwartet. Sofort nutzt er die entstandene Distanz zwischen uns. Er dreht sich weg, nimmt in dieser abweisenden Bewegung meine Hand. Erstaunt sehe ich runter zu seinen Fingern, die sich um meine schlingen, während er mich hinter sich her zieht. Wortlos und etwas perplex folge ich ihm. Er schließt seine Zimmertüre auf, zieht mich hinein und drückt die Tür hinter uns mit einem Krachen zurück ins Schloss. Ich sehe ihn eingeschüchtert an. Was hat er denn jetzt vor? Kapitel 5: Layers (Bakugo) -------------------------- Ich lehne mich mit dem Rücken gegen die geschlossene Türe hinter mir, starre zu Boden, die Hand vor den Mund geschlagen. Eijiro steht vor mir und rührt sich nicht. Er hat mich geküsst. Ich war wie erstarrt, habe mich nicht rühren können. Ich konnte rein gar nichts tun, doch... es stört mich nicht. Was soll das? Ich fühle mich annähernd hilflos. Das ist ein grässliches Gefühl. Ich will schreien, ihn schlagen, sein verdammtes, schönes Gesicht zwischen meinen Händen zerquetschen. Ich will ihn so weit weg stoßen, wie es nur geht. Gleichzeitig... will ich ihn zu mir ziehen, ihn an mich drücken, würde ihn am liebsten in mich hineinziehen, damit er mich nicht mehr loslassen kann. Was zur Hölle ist los mit mir?! Ich kriege die Krise! Ich spüre immer noch seine Lippen auf meinen, weiß nicht ob ich seinen Geschmack mit dem Handrücken abwischen oder mit der Zunge über meine Lippen streichen soll. Mein Herz klopft zu schnell. Es ist als würde ich die Kontrolle über meinen Körper verlieren. So habe ich mich noch nie gefühlt. Das soll aufhören! Ich will das nicht! Er darf diese Macht nicht über mich besitzen! Ich muss ihn weiter belügen, ihm so sehr weh tun, dass er mich verabscheut. Ich muss ihn wegstoßen, so lange ich es noch kann, ehe meine Sinne mich vollkommen verlassen... „Ist schon gut.“, dringt seine gedämpfte Stimme plötzlich durch meine Gedanken und ich sehe ihn an, lasse meine Hand sinken. Er sieht traurig zu Boden, scheint an der Innenseite seiner Unterlippe zu knabbern. „Ich sehe doch, wie du dich quälst...“, haucht er kaum hörbar. Dann sieht er auf, trifft meinen Blick mit glänzenden Augen, ein leichtes Lächeln auf den Lippen. Es ist vollkommen aufgesetzt, nicht seines, dass erkennt man sofort. „Wenn du mich nicht willst, dann ist es eben so.“ Ich kann spüren, wie mein Herz in der Brust absackt. So ist das nicht. Das Gegenteil ist der Fall und das macht mich wahnsinnig! „Ich werde versuchen, dir nicht mehr auf die Nerven zu gehen. Tut mir leid...“ Er lässt den Kopf hängen. Ich kann mich nicht rühren, weiß nicht, was ich tun oder sagen soll. Das ist ein furchtbarer Zustand. Das soll weg gehen! „Es... Es fällt mir nur einfach gerade unendlich schwer...“ Er presst die Hand an seine Brust. Ich schlucke. „... weil ich dich einfach nur an mich drücken und küssen will.“ Seine Stimme bricht und ich sehe ihn geschockt an. Was hat er gerade gesagt? „Darum entschuldige ich mich jetzt schon dafür, dass ich mich in nächster Zukunft merkwürdig verhalten werde.“ Er sieht zu mir auf und mein Herz macht einen unangenehmen Sprung in der Brust. „Im Trainingsraum... dein Kuss... er hat mir Hoffnung gemacht.“ Mein Atmen geht etwas schneller, während ich ihn anstarre. „Es wird schwer für mich, einzusehen, dass ich keine Chance habe.“, presst er hervor, ringt sichtbar mit der Fassung. „Ich werde versuchen, es dir nicht allzu unangenehm zu machen. Es tut mir leid, dass ich so verdammt lästig bin.“ Er schnappt nach Luft. Als die ersten Tränen fließen, schlägt er die Hände vors Gesicht. „Guck weg.“ Er dreht den Kopf leicht zur Seite. „Ich fühle mich gerade ganz und gar nicht männlich...“ Eijiro... Ich sehe ihn an, wie er vor mir steht und weint. Wenn ich auch nicht weiß, was mit mir los ist, nicht weiß was ich tun soll, so bin ich mir in einem Punkt hundertprozentig sicher. Das hier, dass will ich nicht. Ich strecke meine Arme aus, fasse ihn an Nacken und Schulter, dann ziehe ich ihn zu mir runter, drücke ihn an mich. Verdammt. Ich habe noch nie jemanden so umarmt. Er ist so verflucht nah. Das ist beängstigend und gleichzeitig ist es irgendwie... ich weiß nicht... beruhigend. Er schluchzt in mein Ohr, dann spüre ich wie sich seine Arme um mich legen. Ich weiß es ganz sicher. Ich will dass er aufhört zu weinen. Ich will... das er nie mehr einen Grund dazu hat. „Dann soll es wohl so sein.“, sage ich mit fester Stimme. Eijiro keucht überrascht auf. „Was meinst du?“ Ich spüre seinen Atem an meinem Hals als er spricht und es jagt mir eine Gänsehaut über den Rücken. Ich vergrabe meine Gesicht in seiner Schulter. Ich höre, wie er atmet, spüre, wie sich seine Brust hebt und senkt. „Heißt das, du willst...?“ „Keine Ahnung!“ Ich kneife die Augen zusammen und kralle meine Finger in sein Shirt. Ich fühle mich so zerrissen, dass ich mich schon an ihm festhalten muss. Wie erbärmlich! „Mein ganzes Leben lang, habe ich immer gewusst, was ich will und wie ich es bekomme!“ Ich lasse die Schultern absacken, mein Griff lockert sich. „Doch jetzt...“ Ich öffne die Augen, sehe unfokussiert zu seinem Hals. „Es ist das erste Mal, dass ich keinen blassen Schimmer habe...“ Ich lehne mich zurück, sehe in seinen fragenden Blick. „... was ich will.“ Ich beiße die Zähne zusammen. „Das kotzt mich an.“ Er blinzelt langsam, atmet ernüchtert aus. Ich sehe in seine roten Augen, versuche angespannt dort eine Antwort zu finden. Warum fühle ich mich so sehr zu ihm hingezogen? Das ist doch Wahnsinn! Ich betrachte die feuchten Spuren seiner Tränen, die seine Wangen hinunter verlaufen. Meine Hand bewegt sich von selbst hinauf zu seinem Gesicht. Mit meinem Daumen streiche ich die Wassertropfen von seiner Haut und lasse sie mit leisem Zischen verdampfen. „Ich weiß was ich will.“, sagt er mit warmer Stimme. Ich ziehe die Augenbrauen zusammen und er lächelt mich an. Diesmal ist es ein ehrliches Lächeln. Es fühlt sich an als würde die Wärme, die er ausstrahlt direkt in meine Brust fließen. „Ich will dich.“ Erstaunt keuche ich auf. Er sieht mir tief in die Augen, bis ich den Blick abwenden muss. Wenige Sekunden vergehen, da sehe ich, wie er näher kommt und spüre ich seinen Kuss. Warm und sanft berühren mich seine Lippen, dass mein Herz schneller schlägt. Es fühlt sich schön an und das nervt tierisch. „Ich werde dich verbrennen.“, sage ich leise mit tiefer Stimme, spreche gegen seine Lippen. „Dich und dein kleines Herz...“ Was erwartet er auch von mir? Sanft zu sein, liegt nicht in meiner Natur. Das sollte er wissen... „Ist schon gut.“, haucht er mit einem Lächeln in der Stimme, dass ein Kribbeln in meinem Bauch auslöst. „Ich lasse es drauf ankommen. Ich halte einiges aus.“ Ich seufze leise, bewege die Finger über seine Schultern. Seine Muskeln sind durch den Stoff spürbar. Er ist wirklich gut in Form. „Darf ich es jetzt sagen?“ „Bloß nicht.“, zische ich. Ich will keine Gefühlsduselei. Das ist ja ekelhaft. Er grinst und fährt mir über den Rücken, drück sich an mich. Ich atme leise ein. Er riecht wirklich gut. Das ist mir vorher nie aufgefallen. „Ok.“, sagt er beschwingt. „Und erzähl auch bloß keinem davon, kapiert? Sonst bringe ich dich um.“, knurre ich und er nickt eifrig. Oh man. Was habe ich mir da bloß eingebrockt? Kapitel 6: Rubble (Kirishima) ----------------------------- Blauer Dampf steigt aus dem Boden auf. Was ist das denn jetzt? Hieß es nicht gerade noch, dass wir die Übungsmission bestanden haben? Anscheinend habe ich irgendwas nicht mitbekommen. Ich sehe mich um, beobachte, wie meine Klassenkameraden beginnen zu husten. Mein Blick gleitet zu Katsuki. Er steht ziemlich weit entfernt von mir, an einem erhöhten Punkt der großen Arena, die heute mit Felsboden ausgestattet ist. Im Reflex schlage ich die Hand vor dem Mund, halte die Luft an, als der Rauch über meinen Kopf hinauf steigt. Plötzlich höre ich das Geräusch einer elektrischen Entladung und drehe den Kopf zu Denki. Gerade noch rechtzeitig, um zu bemerken, dass sein Stromschlag auf mich zu schnellt. Ich weiche nach rechts aus, drehe mich ihm zu. „Denki! Was zur...?“, rufe ich, da bemerke ich seinen stechenden Blick. Er fokussiert mich mit einer Wut, die ich noch nie bei ihm wahrgenommen habe. Erschrocken ziehe ich Luft durch die Nase ein und beginne sofort zu husten. Verdammt. Jetzt habe ich den Dampf doch eingeatmet. Was wohl jetzt passiert? Lange brauche ich mich das nicht zu fragen, denn meine Sicht verschwimmt. Werde ich jetzt ohnmächtig? Nein, es ist anders. Mein Herz schlägt schneller, nicht langsamer. Ohne mein Zutun ballen sich meine Hände zu Fäusten, dann setzt mein Verstand aus. Als ich wieder zu mir komme, prallt meine steinharte Faust mit Wucht gegen Minas Schulter. Sie keucht schmerzverzerrt auf, dann blinzelt sie mich irritiert an. „Mina!“, rufe ich aufgebracht, deaktiviere meine Fähigkeit. Ich hebe verwirrt die Hände. „Es.. Es tut mir leid! Was zur Hölle ist passiert?!“ Sie reibt sich die gerötete Schulter und schüttelt den Kopf. „Keine Ahnung. Ich habe plötzlich nichts mehr mitbekommen.“ Sie sieht mir fest in die Augen. „Bis du mich geschlagen hast. Das ist das erste, woran ich mich erinnere.“ Mein Atem geht unruhig. „Mir geht es genauso.“, gebe ich zu und sehe mich um. Der Nebel ist verschwunden, doch was ich sehe, erschreckt mich zutiefst. Fast alle unserer Klassenkameraden kämpfen. Und zwar gegen einander. Wildes Geschrei, unkoordinierte Attacken. Der Raum ist gefüllt mit purer Aggressivität. „Was ist hier los?“ Meine Stimme zittert erschüttert. „Alle sind total aggro.“, stellt Mina fest. „Ob das mit dem Dampf zu tun hat?“ Das könnte sein. Ein hoher Schrei lässt mich nach links blicken. Ochako stürmt von hinten auf Momo zu, schlägt ihre Hand an Momos Arm. In dem Moment beginnt sie zu blinzeln und sieht sich irritiert um. Momo scheint auch wieder zu sich gekommen zu sein, denn sie dreht sich mit fragendem Blick zu Ochako um. Plötzlich kracht es laut hinter meinem Rücken. Als ich mich umwende sehe ich eine riesige Wand aus Eis, die bis zur Decke hinauf reicht. Shoto. „Wenn der Dampf uns aggressiv gemacht hat, wie wurden wir dann wieder normal?“, frage ich Mina, die nachdenklich den Kopf neigt. „Ich bin wieder klar gewesen, als du mich geschlagen hast.“, sagt sie sachlich. „Mir ging es genauso.“, bringe ich ein. „Ein Schlag also?“ Mina schüttelt den Kopf. „Ochako hat Momo nicht geschlagen, nur am Arm berührt.“ „Dann reicht eine Berührung?“ Ich sehe sie kritisch an und sie zuckt mit den Schultern. Plötzlich erinnere ich den Stromschlag und wende den Kopf. Ich brauche nicht lange suchen, finde Denki ein paar Meter zu meiner rechten. Er duelliert sich mit Sero. Einigen Tape-Angriffen ist er ausgewichen, jetzt trifft ihn eines am Bein, umwickelt seine Hose. Sero klebt ihn am Boden fest, schießt auf ihn zu und schlägt Denki mit der Faust in den Bauch. Autsch. Ich verziehe das Gesicht. „Du...“, knurrt Denki und schleudert ihn mit einer Entladung von sich. Was?! Warum ist er noch immer wütend? Er schickt einen Blitz hinterher und Sero geht taumelnd zu Boden. Ich blinzel. War der Schlag nicht fest genug? Das kann es eigentlich nicht sein. Egal, ich werde es versuchen. Denki ist abgelenkt, schießt weiter Blitze nach Sero. Ich renne von hinten auf ihn zu. Kurz bevor ich ihn erreiche, bemerkt er mich wohl doch, denn er dreht sich zu mir um, eine Blitzkugel in der Hand. „Denki!“, rufe ich, verhärte meine Hand und schlage ihm auf die linke Wange. Genau in diesem Moment verschwindet die Blitzkugel. Er stolpert zwei Schritte zurück, hält sich die Wange. Hat es geklappt? „Au, verdammt. Eijiro, was sollte das?“ Er sieht mich verwundert an. Ich lächle. „Denki, geht es dir wieder gut?“ „Was ist denn passiert?“, fragt er und sieht sich um. „Der Dampf...“, setze ich an, da stürzt die Eiswand hinter mir ein. Mit zwei flinken Sprüngen kann ich mich vor den Trümmern retten. Mein Blick haftet auf Shoto, der Eis und Feuer gleichzeitig einsetzt. Er kämpft gegen Izuku. Mina eilt an meine Seite. „Du hast Denki zurück geholt.“, stellt sie fest und grinst. Ich nicke ihr zu. „Ja, aber keine Ahnung, wie ich das gemacht habe.“, stelle ich fest und beobachte Izuku, der gekonnt ein paar Eiskristallen ausweicht. „Was war der Unterschied zwischen deinem Schlag und dem von Sero?“, fragt sich sich wohl selbst, denn sie legt mit gesenktem Blick die Hand an ihr Kinn. „Hey, alles gut?“, höre ich Denki sagen und er hilft Sero wieder auf die Beine. „Ja, sorry, Kumpel.“, sagt dieser und kratzt sich verlegen am Kopf. Er ist auch zurück? Wie hat Denki das gemacht? Ich ziehe nachdenklich die Augenbrauen zusammen, starre auf Denkis Hand, die Seros noch umschlungen hält. „Kontakt...“, höre ich Mina flüstern als sie aufsieht. Kontakt? Plötzlich rauscht Izuku neben meinem Kopf in die Wand. „Izuku!“ Sein Körper wird von grünen Entladungen umspielt. Ich stemme mich an einem Felsen hoch, schiebe mit dem Handrücken ein paar kleinere Steine von seinem Kopf. Als meine Hand seine Stirn berührt, keucht er erschrocken auf und die grünen Schlieren verschwinden. „Eijiro...“, sagt er überrumpelt und richtet sich auf. „Deku! Ist alles in Ordnung?“ Ochako kommt zu uns gelaufen. Izuku nickt und steht auf. „Ich hab´s!“, ruft Mina und dreht sich zu mir. „Nicht irgendein Kontakt holt sie zurück. Es muss Haut sein!“ Sie zeigt auf ihre Schulter. Ich lasse meine Erinnerungen Revue passieren. Sero hat Denkis Bauch zwar mit der bloßen Hand geschlagen, doch Denkis Shirt war zwischen den beiden. Das würde auch erklären, warum Ochako, Momo und auch Izuku ihren Verstand wieder erlangt haben, obwohl sie nur leicht berührt wurden. Es war Hautkontakt. „Klingt logisch.“, bestätige ich, da rauscht eine Feuerwand auf uns zu. Ich erschrecke und stelle mich vor die anderen. „Deckung!“, brülle ich und setze meine Fähigkeit ein um das Feuer abzuwehren. Als das Feuer nachlässt sehe ich mich um. Mina steht dicht an meinen Rücken gepresst, die anderen sind hinter einem Felsen geschützt. Erleichtert atme ich durch. Dann wende ich mich Shoto zu. Ihn zu berühren wird sicher nicht einfach, schließlich ist er ein Fernkämpfer... Fernkämpfer? Katsuki! Ich schnelle herum, mein Blick schießt durch den Raum. Lange brauche ich nicht suchen. Eine Explosion am anderen Ende der Arena verrät mir seinen Aufenthaltsort. Natürlich ist auch er noch nicht berührt worden. „Okay, wir wissen jetzt, was wir tun müssen, nur wie stellen wir das an?“, frage ich aufgebracht und wende mich Izuku zu. „Shoto und Kacchan zu berühren, sollte das Schwierigste werden.“, bestätigt er meine Befürchtung. Ehe wir weiter nachdenken können, schickt Shoto eine weitere Feuerwand auf uns zu. Wieder gehen alle in Deckung. Izuku schnellt hinter seinem Felsen hervor als sich der Rauch legt. „Ich kümmere mich um Shoto!“, ruft er, schnellt mit kräftigen Schritten auf ihn zu. Ich sehe ihm skeptisch nach. Naja. Immerhin sollte er mit seiner Geschwindigkeit seinen Attacken ausweichen können. „Ich helfe ihm.“ Sero läuft in weitem Bogen um Shoto herum und beschießt ihn mit Tape. Tatsächlich scheint es ihn abzulenken, denn er wendet sich Sero gerade so lange zu, dass Izuku in seine Nähe gelangen kann. Doch meine Freude hält nicht lange, als ich sehe, wie Shoto Eis in Richtung Sero und Feuer auf Izuku schießt. Ich kneife kurz die Augen zusammen als beide getroffen werden und zu Boden gehen. Oh nein. Shoto wendet sich um und fokussiert mich mit durchdringendem Blick. Ich zucke zusammen. Er schreitet auf mich zu, lässt Feuer auf seiner Hand tanzen. Er geht an Izuku vorbei und ich balle die Hände zu Fäusten, mache mich bereit zu kämpfen. Er holt aus, dann verschwindet die Flamme. Kritisch mustere ich ihn, dann sieht er runter zu Izuku. Dieser hat offenbar seinen Handschuh ausgezogen, den Stoff von Shotos Hose hochgeschoben und drückt seine Hand an Shotos Wade. „Izuku...“, säuselt er verwirrt und dieser sieht schwerfällig zu ihm auf und grinst. Erleichtert lasse ich die Fäuste sinken. Shoto hilft Izuku auf, doch dieser ist sichtlich angeschlagen. Eine laute Explosion lässt mich den Kopf zu Katsuki drehen. „Was machen wir wegen Kacchan?“, fragt Izuku als er und Shoto an meiner Seite ankommen. Ich sehe zu ihm runter. Die gleiche Aktion wie bei Shoto ist wohl angesichts seines angeschlagenen Zustandes nicht möglich. Verdammt. Das war meine Hoffnung gewesen. „Ich kann ihn in Schach halten, aber nah an ihn ran komme ich nicht.“, meint Shoto, den Blick zu Katsuki gerichtet. „Nah an ihn ran kommt wohl keiner von uns, ohne sich dabei zu verletzen...“, seufzt Mina, sieht mit uns zu den Explosionen an der andern Arenaseite rüber. Ich balle die Hände zu Fäusten. „Doch. Ich.“, kommentiere ich mit festem Blick. Alle sehen mich an. „Ich halte drei seiner Explosionen mit voller Kraft aus, bevor meine Verhärtung bricht.“ Ich sehe Izuku an. „Wir müssen nur sicherstellen, dass ich in dieser Zeit in seine Reichweite gelange.“ Eine Armlänge würde schon ausreichen. Er sieht mich nachdenklich an, scheint zu überlegen. „Du brauchst nur genug Speed, um dich durch seine Explosion hinweg weiter auf ihn zu zu bewegen.“ „Echt jetzt?“, fragt Mina erschrocken. „Das klingt gefährlich.“ „Vielleicht ist es riskant, aber im Moment sind wir alle in Gefahr.“, lenke ich ein und lächle leicht. Sie senkt den Kopf, doch ihr Blick bleibt skeptisch. „Ich werfe dich.“, sagt Izuku plötzlich und mein Blick fliegt zu ihm. „Mit dem richtigen Spin und der richtigen Power, müsste ich dich stark genug beschleunigen können, um seine Explosion zu durchbrechen.“ „Ich lenke ihn ab.“, meint Shoto nickend. „Ok.“, stimme ich zu und wir laufen in Katsukis Richtung. Auf dem Weg passieren wir unsere Kameraden, die sich verwirrt umsehen. Fast alle sind wieder bei klarem Verstand. Katsuki jedoch feuert brüllend mit Explosionen um sich. Annähernd ziellos zerbombt er die Arena. Ihn aggressiv zu sehen, ist nicht ungewöhnliches, doch zerstören um des Zerstörenswillen wirkt selbst bei ihm brachial. Kein Sorge, Katsuki. Ich hole dich zurück. „Kann los gehen.“, sage ich zu Izuku und er fasst mein Handgelenk. „Halt dich fest, bis ich loslasse. Aktiviere deine Fähigkeit erst in der Luft.“ Ich nicke ihm zu, akzeptiere seine Anweisungen. Meine Finger schlingen sich um seinen Arm. „Okay.“ Shoto läuft an uns vorbei und beginnt Katsuki zu attackieren. Tatsächlich lässt sich dieser provozieren und die beiden starten ein wildes Elementarduell. Ich sehe Izuku an, der konzentriert zu Boden sieht. Dann drückt sich sein Fuß in den Boden und er reißt mich herum. Etwas erschrocken von der plötzlichen Geschwindigkeit, klammere ich mich an sein Handgelenk. Meine Umgebung verschwimmt zu einem farbigen Brei. Ich muss mich darauf verlassen, dass er mich im richtigen Moment loslässt, denn ich sehe nicht mehr wohin ich mich bewege. Ich atme durch, da lockert er seinen Griff. Auch ich lasse los und befinde mich sofort in einer schnellen geradlinigen Bewegung. Ein kurzer Moment vergeht, ehe ich erkenne, dass ich mich ein ganzes Stück über dem Boden befinde. Ich jage in einem Affenzahn auf Katsuki zu. Das ist gut. Mein Blick gleitet zu Katsuki, der viel zu schnell bemerkt, dass ich mich auf ihn zu bewege. Er schießt mit einer Hand auf Shoto, mit der anderen in meine Richtung. Ich verschränke die Finger vor meinem Gesicht und aktiviere meine Fähigkeit, kurz bevor mich seine Explosion trifft. Izukus Beschleunigung ist allerdings so heftig, dass ich ohne großen Widerstand durch seine Feuer hindurch gleite. Sehr gut, weiter! Shoto schickt weitere Feuerbälle auf ihn, die er mit eigenen Explosionen pariert. Wenn ich so weiter fliege, dann erreiche ich ihn bald. Als ich noch etwa drei Meter von Katsuki entfernt bin, jagt er mir eine weitere Explosion entgegen. Diesmal kann ich spüren, wie sich meine Geschwindigkeit verlangsamt. Er ist verdammt stark. Eine riesige Rauchwolke entsteht, durch die ich hindurch gleite. Als ich wieder etwas sehen kann, bin ich noch eine Armlänge von ihm entfernt. Das reicht. Ich strecke die rechte Hand nach ihm aus, lasse die linke zu meine Hüfte gleiten, um nicht noch mehr Schwung zu verlieren. Katsuki fährt herum und sieht mir wütend in die Augen. Gleich ist alles wieder gut. Ich strecke mich. Nur noch wenige Zentimeter trennen meine Finger von seinem Gesicht. Er hebt seine Hand, doch anstatt mich zu befeuern, schlägt er meine Hand mit seinem Armprotektor zu Seite. Verdammt! Das war kein Hautkontakt! Dann muss ich diesen anders herstellen. Ich entspanne meinen rechten Arm, wodurch mich mein Schwung weiter auf ihn zu steuert. Seine Hände sind beide zu Boden gerichtet, also kann er mich nicht mit seinen Explosionen angreifen. Der Rauch seiner letzten Explosion wird vom Wind zu uns gedrückt und beginnt uns einzuhüllen. Mein Kopf ist nun in der Nähe von seinem Gesicht. Ich könnte ihm eine Kopfnuss verpassen. Oder... Ich strecke meinen Hals, neige den Kopf in den Nacken und drücke meine Lippen gegen seine. Geräuschvoll zieht er Luft durch die Nase ein und taumelt ein paar Schritte rückwärts um meinen Schwung auszugleichen. Meine Füße berühren den Boden und ich schlinge die Arme um seinen Hals. Hab ich dich. Als ich mich von ihm löse, sieht er mich mit verwirrtem Blick an. „Willkommen zurück.“, sage ich lächelnd und ich sehe wie ihm der Schock in die Glieder fährt. Irritiert blinzel ich einmal, dann wird sein Blick fast ängstlich. „Katsuki...“ Er schnappt nach Luft, dann kippt er seinen Kopf nach vorne, bis seine Stirn an meiner lehnt. Etwas überrumpelt erstarre ich kurz, dann lege ich die Hände an seine Schultern. „Danke...“, höre ich ihn hauchen. Ein Lächeln legt sich auf meine Lippen. „Das war....“ Hm? „Ich hab alles mitbekommen, aber ich konnte meinen Körper nicht steuern...“ Was? Hat sein Verstand etwa nicht ausgesetzt, so wie bei uns anderen? „Ist ja gut.“, sage ich beruhigend, fahre mit den Fingern durch die Haare an seinem Hinterkopf „Es ist vorbei.“ Er lehnt sich ruckartig zurück, während sich der Rauch um uns langsam legt. Dann sinkt er auf ein Knie runter, hält sich den rechten Arm. „Alles ok?“, frage ich besorgt. „Ich habe meine Fähigkeit zu oft und zu konzentriert eingesetzt.“ Stimmt, dann verletzt es die Muskeln in seinen Armen. „Leute, alles in Ordnung?!“, höre ich Izuku rufen und drehe ihm den Kopf zu. „Ja!“, rufe ich zurück und seine Gestalt schält sich aus dem Rauch. In der Zwischenzeit haben alle ihren Verstand wieder erlangt. Recoverygirl betritt die Arena und beginnt damit die Verletzten zu versorgen. Auch die Lehrer kommen zu uns, helfen wo sie können. Als wir nachfragen, was geschehen ist, wird uns zunächst nichts eindeutiges gesagt. Erst am Abend, in der Aula der Schule, wird bekannt gegeben, dass es sich wohl um eine Fehlfunktion der Arenenausstattung gehandelt hat. Der Nebel sollte wohl nicht austreten oder hatte ursprüglich eine andere Funktion. Ich habe es nicht ganz verstanden aber es wurde wohl jemand entlassen. Ich bin jedenfalls froh, dass wir alle wieder bei Sinnen sind. Das war schon irgendwie gruselig. Kapitel 7: Lava (Bakugo) ------------------------ Gelangweilt starre ich von mich hin, während mein Kopf leicht hin und her rollt, das Kinn auf den Unterarm abgestützt, der flach auf meinem Tisch im Klassenzimmer liegt. Es hat gerade zur Pause geklingelt, doch mein Hunger ist bei weitem nicht an einem Punkt, an welchem ich genügend Antrieb verspüren würde, um mich von meinem Platz zu erheben, nur um etwas Essbares ran zu schaffen. Mit einem lauten Kratzen fährt der Stuhl am Pult vor mir herum, was mich müde aufsehen lässt. Von der Seite her kommend, schwingt sich Eijiro verkehrt herum sitzend auf den Stuhl, grinst mich an und schlägt beide Hände vor mir auf meinen Tisch. „Katsuki!“, trällert er viel zu laut. Ich sehe zu ihm auf, in sein wie immer breites Lächeln aus spitzen weißen Zähnen. „Geh mit mir zu Wac Mommels!“ Ich ziehe ein Augenbraue hoch. Warum will er mit mir in einem Burgerladen gehen, noch dazu außerhalb der Innenstadt? Wir müssten mit dem Bus fahren. „Die haben heute ein super Sonderangebot, bei dem es 5 Burger im Menü gibt, alle mit unterschiedlichem Belag und dazu bekommt man sogar noch einen Nachtisch.“ Ich blinzel zwei mal, dann richte ich mich auf meinem Stuhl auf. Ich esse auch gerne Burger, auch wenn ich dabei nicht so viel Euphorie empfinde wie er. Mir gefällt viel mehr gerade, wie seine Augen funkeln während er die Burger anhimmelt. Sicher läuft ihm schon das Wasser im Mund zusammen. „Wac Mommels?“, höre ich Kaminari mit hoher Stimme sagen als er sich zu meinem Tisch umdreht. „Da wollte ich schon lange hin.“ „Ich auch.“, meint Uraraka und zwei der anderen Mädchen klinken sich ebenfalls befürwortend ins Gespräch ein. „Lasst uns doch alle zusammmen gehen.“, schlägt Deku vor und ich seufze. „Also...“, setzt Eijiro lächelnd an und beginnt sich am Kopf zu kratzen. Er hatte wohl nicht damit gerechnet, dass seine Worte die gesamte Klasse motivieren würden, einen Ausflug nach der Schule zu starten. Ich für meinen Teil, habe jetzt schon keine Lust mehr. Nur mit Eijiro essen zu gehen wäre ja irgendwo ok, doch auf die Vollpfosten, die sich meine Mitschüler nennen, habe ich echt keinen Bock. „So meinte ich das eigentlich nicht.“ Ich sehe zu Eijiro auf, der sein verlegenes Lächeln aufrecht erhält, nun aber den Blick senkt. „Klar, ich kann euch nicht abhalten, wenn ihr auch da hin wollt.“ „Wasn los, Ei?“, fragt Kaminari irritiert. „Son Ausflug klingt doch nach Spaß.“ Auch ich ziehe die Augenbrauen unsicher zusammen. Widerspricht er gerade unseren Klassenkameraden? „Schon, aber...“ Tatsächlich. „Wir können ja zusammen hin fahren, nur ich möchte mit Katsuki dann an einem anderen Tisch sitzen.“ Ich schlucke, muss aktiv dagegen ankämpfen, dass mir nicht der Mund offen steht. „Hä?“, fragt Kaminari und legt den Kopf zur Seite. Eijiro sieht vorsichtig auf. „Es ist nicht so, dass ich euch nicht da haben will. Ich möchte nur was wichtiges mit Katsuki besprechen.“ Etwas in mir zuckt zusammen. Er hat gerade alle von sich gewiesen und ganz offen bekannt, dass er mit mir alleine sein will. Was werden die anderen davon halten? Mein Blick schwenkt zu Deku, der Kaminari an der Schulter fasst. „Klar.“, sagt er lächelnd, zieht ihn dann ein Stück nach hinten, von uns weg. „Vielleicht haben die Beaf.“, flüstert er so, dass ich es dennoch hören kann. Glaubt er echt, wir hätten Streit? „Oh, klar.“, lenkt der blonde Elektro-Freak ein, glaubt ihm sofort ohne weiter nachzudenken. Augenblicklich wenden sich alle wieder von uns ab. Ist es ihnen etwa allen daran gelegen, dass Eijiro und ich uns verstehen? Irritiert blinzend sehe ich zu ihm auf. Sein warmer Blick ruht bereits auf mir und er lächelt sanft. „Also... Gehst du mit mir essen?“, fragt er und lässt seine Hände ein Stück weiter auf meinen Arm zu rutschen. Kurz bevor er mich berührt, ziehe ich die Arme zurück, lehne mich nach hinten. „Jo. Können wir machen.“, versuche ich cool zu sagen, doch sein niedliches Lächeln lässt mein Herz unweigerlich schneller schlagen. „Super! Ich freue mich!“, grinst er breit und begibt sich zurück zu seinem Platz, während ich ihm mit Herzklopfen nachsehe. „Einmal das heutige Sonderangebot mit zwei Rindfleisch-Burgern, einer mit Zwiebeln und Käse, den anderen mit Tomate und Schinken. Dann noch zwei...“ Ich beobachte Eijiros freudig aufgeregtes Grinsen während er dem Kellner seine Bestellung vorbetet. Wenn er sich freut, dann entstehen an seinen Augen zwei winzige Falten, die sein fröhliches Gemüt noch weiter unterstreichen. Er sieht hinreißend aus. „...und zum Nachtisch nehmen wir beide den Wac Schockoschock Eisbecher. Den musst du probieren, das ist der Hammer.“, sagt Eijiro nun an mich gewendet und ich nicke. „Und was möchtest du essen?“ „Ich nehme das gleiche.“, sage ich ohne den Blick von seinem strahlenden Lächelnd abzuwenden. Der Kellner geht und Eijiro sieht mich zufrieden an. „Wir verstehen uns gut.“, stelle er fest und ein Lächeln legt sich auf meine Lippen. „Ja.“, bestätige ich. Ein Scheppern in meinem Rücken lässt mich erstaunt aufsehen und ich lenke meinen Blick im Affekt zur Geräuschquelle. Deku hat irgendwas fallen lassen. Jedenfalls sind alle in heller Aufruhr. Ich stöhne genervt und drehe mich wieder zu Eijiro um, der abtuend lacht. Ich bin froh, dass wir beide ein paar Tische weiter sitzen, auch wenn es sich für ihn sicher komisch anfühlen muss, nicht bei seinen Freunden zu sitzen. „Willst du hin gehen?“ „Mmh.“, verneint er und schüttelt leicht den Kopf. „Heute bin ich mit dir hier, nicht mit ihnen.“ Ich lege fragend den Kopf zu Seite, bin fast ein wenig aufgeregt. „Wieso eigentlich?“ Das wollte ich ihn schon die ganze Zeit fragen. Was ist denn das Eine, was so wichtig ist, dass er es mit mir alleine besprechen muss? „Weil du mein Freund bist.“ Er sieht mich mit gesenktem Kopf an, ein beherztes Lächeln auf den Lippen. „Mein fester Freund.“ Ich schlucke. Das klingt total merkwürdig. „Wir sind doch jetzt zusammen, oder?“ Ich räuspere mich, fahre mir durch das Haar am Hinterkopf. „Mh.“ Ich nicke. Eine komische Vorstellung, in einer Beziehung zu sein. Ich weiß gar nicht, was das so richtig bedeutet. Aber ich weiß, dass es ihm sehr wichtig ist, dass wir auf diese Weise zu einander stehen, also ist es mir das auch. Sein Lächeln wird noch wärmer, was ich kaum für möglich gehalten hätte. „Da dachte ich, können wir doch ruhig mal auf ein... Date gehen.“ „Ein Date?“, frage ich überrascht und spüre eine leichte Röte auf meine Wangen schießen. „Ja.“, meint Eijiro verlegen und sieht zur Tischmitte hinunter. „Ihre Bestellung.“, unterbricht uns der Kellner und stellt die ersten Burger auf unseren Tisch. Das ging aber schnell. Als er alles abgeladen hat, nimmt Eijiro einen Burger in die Hand und leckt sich voller Vorfreude über die Lippen. Ich muss grinsen. „Guten Appetit!“ Er beißt beherzt zu. „Voll lecker.“ Erst als er ein paar Bissen verschlungen hat, sieht er mich wieder erwartungsvoll an. „Was meinst du?“, greift er offensichtlich unser vorhergegangenes Gesprächsthema wieder auf. „Zum Date?“, hake ich nach und er nickt. Ich denke kurz nach. „So lange wir nicht unnötig herum turteln oder so... denke ich, das ist ok.“, gebe ich zu. Mit ihm zusammen zu sein, ist etwas schönes, was mir wirklich gefällt. Allerdings stehe ich absolut nicht drauf irgendwelche Gefühle oder so nach draußen zu tragen. Das liegt mir nicht. Ich hoffe nur, dass ich Eijiro damit nicht enttäusche. „Super!“ Wieder strahlen mir weiße, spitze Zähne entgegen. „War es das, worüber du mit mir alleine sprechen wolltest?“, hake ich nach. „Auch.“ Mein Herz schlägt schneller. Noch was? Er sieht runter zu meinen Händen. Erst jetzt bemerke ich, dass ich damit angefangen habe eine Ecke meiner Serviette immer wieder mit dem Finger zu bewegen, dass sie nun leicht nach oben gebogen ist. Bin ich etwa nervös? „Ich wollte Grenzen abstecken.“ Hm? „Was ist für dich in der Öffentlichkeit in Ordnung?“ Ich blinzel ihn überrascht an. Wie meint er das? „Weißt du, es ist eine Sache, was wir hinter verschlossenen Türen machen.“ Gedankenfetzen schießen durch meinen Kopf. Ich spüre augenblicklich seine Armmuskulatur unter meinen Händen, erinnere seine weichen Lippen auf meinen. „Aber ich möchte nicht nur dein kleines Geheimnis sein.“ Mit spürbar roten Wangen sehe ich in sein leichtes Lächeln, was schon wieder dabei ist, mir den Verstand zu rauben. Wie schaffte er das, so etwas in mir auszulösen? „Wir sagen den anderen nichts. Das ist ok. Aber was darf ich tun?“ Seine Hand wandert auf meine zu und ich erstarre schon bei dem Gedanken, dass er sie gleich berühren wird. Kurz bevor es dazu kommt, hält er inne und zieht seinen Arm wieder zurück zu seiner Tischhälfte. „Verstehst du, was ich meine?“ Ja, das tue ich und es ist mir verdammt unangenehm. Ich hatte schon befürchtet, dass es in diese Richtung laufen würde. „Kiri... sei mir nicht böse, ja?“ Eijiros Augen funkeln mich an als hätte ich ihm ein Kompliment gemacht. Das irritiert mich, doch ich lasse mich nicht aus dem Konzept bringen. „Ich steh nich auf so Pärchen-Kram.“ „Das weiß ich doch.“ Er lacht verlegen, fasst sich in den Nacken. „Wir können gerne was zusammen unternehmen, aber nicht so mit anfassen oder so.“ Die Worte kommen schwerer über meine Lippen als ich erwartet hatte. Sogar darüber zu reden widerstrebt mir schon. „Also kein Händchen halten.“ Ich schüttel den Kopf, sehe zur Tischmitte. „Und küssen.“ Ich schüttel den Kopf etwas doller. „Aber den Arm darf ich um dich legen?“ Ich überlege, stelle mir vor, wie er den Arm auf meine Schultern legt und mich von der Seite her zu sich zieht. Ich überlege kurz, dann nicke ich. „Ok.“, sagt er mit leichter Enttäuschung in der Stimme. Ach, verdammt. Als ich aufsehe, kommt der Kellner und räumt unsere Teller ab. Ich verweile schweigend, bis er wieder von Dannen gezogen ist. „Sicher, dass dir das reicht?“, frage ich obwohl ich die Antwort nicht hören will. Ich denke, vielleicht hat er jemanden verdient, der ihm ein wenig mehr davor zurück geben kann, was er so bereitwillig an mich abgibt. Liebe und Zuneigung. Beides Dinge, von denen ich so gar nichts weiß und auch nicht viel halte. „Ja.“ Überraschend zufrieden sieht sein Gesicht aus, als ich zu ihm aufsehe. „Ich hatte mich schon gefragt, ob du den Dates überhaupt zustimmst. Also ja.“ Ein leichtes Lachen kommt über seine Lippen und ich sehe ihn beeindruckt an. Dann stellt der Kellner plötzlich einen Schokoladen-Eisbecher zwischen uns. „Es tut mir sehr leid, doch wie haben den Wac Schokoschock nur noch einmal.“ Ich sehe fragend zu Eijiro rüber, dann biete ich ihn mit einer Handbewegung an. Er schüttelt lachend den Kopf. „Ach, kein Problem. Nimm du ihn.“ Er schiebt den Becher samt Löffel zu mir rüber. „Ich hab den schon mal gegessen. Es wird dir gefallen.“ Zögerlich versenke ich den Löffel in der Schokosoße. „Sicher? Du magst ihn doch so.“ Er nickt heftig und ich schiebe mir einen Löffel Eiscreme in den Mund. Super süß, aber super lecker. „Voll gut.“, kommentiere ich, nehme direkt noch einen Löffel zu mir. Eijiro grinst mich zufrieden an, während er den Kopf auf seinen Arm abstützt. Ich esse noch einen Löffel, dann sehe ich in seine warmen Augen. Mein Blick gleitet in den Eisbecher. Wenn ich ihm jetzt sage, er soll weiter essen, dann wird er es verweigern. Aber wenn... Ich nehme eine Portion mit reichlich Soße auf den Löffel und sehe ihn wieder an. Er blinzelt. Dann strecke ich den Arm aus, erröte spürbar, wahrend ich ihm den Löffel hinhalte. Er schreckt überrascht auf, dann schenkt er mir ein strahlendes Lachen. Erfreut beugt er sich nach vorne und nimmt den Löffel in den Mund. Mein Herz schlägt schneller. „Und? So gut wie du ihn in Erinnerung hattest?“, frage ich um mich schnell von meinem wild klopfenden Herzschlag abzulenken. „Tausendmal besser.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)