Im Dunkeln der Nacht von Charly89 (Mystery Spell) ================================================================================ Kapitel 17: Heimkehr -------------------- Unschlüssig steht die junge Frau vor dem Herrenhaus. Sie hat heute Morgen lang mit Sarah geredet. Über ihre Träume, die Frau und deren Warnung und … Ja, sie hat ihr die Sache mit Professor Jones erzählt. Da hat Sarah aber große Augen gemacht; zu Recht. Seinen Lehrer mitten in der Nacht beim Nacktbaden zu erwischen passiert auch nicht alle Tage. Und ja, sie musste sich einige Bemerkungen darüber anhören; noch dazu, wo er sie immer so intensiv ansieht, hat es Sarah formuliert. Ob da etwas läuft zwischen ihnen und warum nicht und … Ja, ein typisches Weiber-Gespräch, was in völlig absurden Szenarien endete und beide herrliche lachen mussten. Die Begegnung mit Wolf haben sie auch nochmal ausführlich diskutiert. Da es sich nicht um einen Werwolf handelt, war natürlich die Frage, was es denn sonst gewesen sein könnte. Emma hat sich geärgert, dass sie, statt Drogo zu fragen, was der Wolf denn nun eigentlich war, ihn lieber provoziert hat … Tja, hinterher ist man immer schlauer … oder eben nicht. Danach haben sie nochmal über die Träume und Nicolaes Vermutung gesprochen, dass ein Seelenfragment dafür verantwortlich ist. Sarah konnte ihr auch nicht wirklich helfen. Sie ist eine Hexe und kein Medium, hat sie gemeint. Medien wären unglaublich selten und jedes wäre immer etwas anders. Sie würde mit ihrer Großmutter reden und versuchen über sie oder einige alte Familienbücher etwas in Erfahrung zu bringen – und sich dann bei ihr melden. Der Himmel ist grau, die Wolken hängen dick und schwer und kündigen einen kräftigen Herbststurm an. Die ersten Tropfen regnen herab und bilden dunkle Flecken auf dem Boden. Der Wind frischt mehr und mehr auf und lässt das bunte Laub wild umher tanzen. Die Szenerie am Horizont wirkt bedrohlich, als würde sich ein wütendes Untier zum Angriff bereitmachen. Seit mehreren Minuten steht das Kindermädchen nun schon in der Auffahrt und traut sich nicht. Der prächtige und geheimnisvolle Bau zeichnet sich vor dem Unwetter ab und erzeugt Gänsehaut bei dem Betrachter. Der Anblick könnte aus einem Horrorfilm stammen und fördert nicht gerade ihr Wohlbefinden. Sie könnte nicht einmal sagen warum. Irgendwie hat sie den Eindruck, der Himmel würde mehr wie nur den Wetterwechsel ankündigen. Es macht den Eindruck, als würde er sie warnen wollen. „Sie werden noch krank.“ Erschrocken zuckt Emma zusammen und dreht sich um. Da steht ein Seelenfragment und lächelt freundlich. Es ist ein Mann, klein und eher rundlich, der Kleidung nach aus den 20er Jahren. „Haben Sie mich erschreckt“, haucht sie immer noch völlig konfus. „Verzeihen Sie.“ Der Mann nimmt seinen Zylinder ab und verbeugt sich entschuldigend. „Das war keines Falls meine Absicht.“ Die junge Frau lächelt etwas gequält. „Schon in Ordnung. Sie haben ja grundsätzlich Recht. Ich sollte bei dem Wetter nicht so lange hier rumstehen.“ „Aber Sie tun es bereits seit einer halben Stunde“, erklärt er lapidar. „Daher sah ich mich gezwungen, Sie anzusprechen. Ich war in Sorge, dass sie womöglich den ganzen Tag hier stehen.“ Halbe Stunde?! Steht sie wirklich schon so lange hier? „Du meine Güte, das war mir nicht bewusst.“ Wie war das? Das Zeitgefühl geht als erstes verloren, wenn man verrückt wird … Zumindest hat sie das in irgendeinem Film mal gehört*. Ob das womöglich stimmt? Sie sollte das dringend googeln. Sie hat eh schon das Gefühl, das ihre geistige Gesundheit ziemliche ramponiert ist, da würde es sich eigentlich nicht mehr verwundern. Man hört wie die Tür vom Herrenhaus geöffnet wird und eine besorgte Stimme nach der jungen Frau ruft. Emma dreht sich in Richtung Gebäude und sieht Nicolae, wie er beunruhigt in ihre Richtung sieht. „Einen Moment“, ruft sie ihm zu und wendet sich wieder dem Seelenfragment zu. Wenn es ein was gibt, was sie im Laufe der Jahre beim Umgang mit verlorenen Seelen gelernt hat, dann das man möglichst höflich und freundlich mit ihnen sein sollte. Sie will gerade den Mund öffnen um sich zu verabschieden, aber sie stutzt sofort. Der Mann runzelt die Stirn und scheint verstimmt. „Ich wünschte, Sie würden in ein anderes Haus gehen.“ Seine Augen sehen den Hausherren herablassend und angeekelt an. „Bitte?“ Perplex wegen seinen Worten und dem plötzlichen Stimmungswechsel blinzelt sie einige Male. Gerade war er noch zuvorkommend und jetzt macht er den Eindruck, als wäre er bereit den Fehdehandschuh zu werfen, nur, weil Nicolae aufgetaucht ist. Ein Seufzen ist zu hören und er wendet sich dem Kindermädchen zu. „Geben Sie auf sich acht und bleiben Sie auf der Hut vor dem Jäger“, sagt er verschwörerisch. „Jäger?“, fragt sie ein wenig beunruhigt. Was um alles in der Welt redet der Geist da nur? Ehe sie sich versieht, läuft die verlorene Seele davon und verschwindet. Irritiert steht sie da und schüttelt schließlich den Kopf. Wieder ruft Nicolae besorgt, diesmal ist seine Stimme näher. Emma massiert sich einen Augenblick die Schläfe, als wäre sie sich nicht sicher, was eben passiert ist, dann folgt dem Rufen und geht Richtung Herrenhaus. Der Älteste der Bartholys ist bereits die Eingangstreppe hinuntergelaufen und auf halber Strecke zur Einfahrt. „Warum stehst du denn hier draußen?“, fragt er leicht vorwurfsvoll. „Du wirst noch krank.“ „Ja, das wurde mir eben schon gesagt“, kichert sie. Auf Grund des verwirrten Gesichts ihres Gegenübers fügt sie noch an, „Da war eine verlorene Seele, die sich offenbar auch Sorgen um meine Gesundheit gemacht hat.“ „Zu Recht“, erklärt Nicolae und lächelt sein typisches wohlwollendes Lächeln. Er legt seine Hand auf den Rücken der jungen Frau und lässt keinen Zweifel daran, dass er dafür sorgen wird, dass sie in das Haus geht. Diese Geste, die sie vor zwei Wochen noch als fürsorglich und angenehm empfunden hätte, fühlt sich jetzt irgendwie anders an; drängend und einschüchternd. Das Kindermädchen schluckt ihre Bedenken hinunter und folgt der Aufforderung. Emma geht zunächst in ihr Zimmer. Sie räumt ihren Rucksack aus und versucht sich zu beruhigen. Eine diffuse Angst kribbelt in ihrem Magen, seit sie das Herrenhaus vorhin wiedergesehen hat. Warum nur? Sie versteht es nicht und es nervt sie vor allem. Trotz der jüngsten Ereignisse hat sie doch keinen wirklichen Grund sich zu fürchten. Die Bartholys waren immer gut zu ihr! Drogo hat sie mehr als einmal vor Loan gerettet, und vor Samantha; von ihrer eigenen Dummheit ganz zu schweigen. Peter ist immer nett und hilft ihr wo er nur kann. Selbst Lorie ist inzwischen die meiste Zeit verträglich und umgänglich. Und Nicolae war von Anfang an um ihr Wohlbefinden bemüht. Woher kommt dann dieser plötzliche Umschwung? Je länger sie darüber nachdenkt, desto sicherer ist sie, dass es mit ihren Träumen zu tun hat. Oder besser, mit dem Seelenfragment, dass sie verursacht. Die junge Frau sieht sich noch einmal in ihrem Zimmer um, als würde die Antwort in irgendeiner Ecke lauern und darauf warten endlich entdeckt zu werden. Schließlich macht sie sich auf den Weg zum Wohnzimmer. Kaum zur Tür hinaus, rempelt sie in Drogo, der sie mit hochgezogener Augenbraue mustert. „Ich weiß schon: Das wird langsam zur Gewohnheit, was, kleines Ding?“, motzt Emma und imitiert dabei die Stimme des Blonden. Trotzig verschränkt sie dir Arme vor der Brust. Der Jüngste der Bartholys ist kurz perplex, dann lacht er amüsiert. „Nicht schlecht. Aber du solltest lieber bei deinem Studium bleiben, so großartig ist deine Stimmenimitation nicht, dass du damit Geld verdienen könntest“, spottet er und grinst. Das Kindermädchen lacht ebenfalls und eine angenehme Leichtigkeit macht sich in ihr breit. Der Abstand scheint die richtige Entscheidung gewesen zu sein, um die nötige Ruhe reinzubringen in die etwas chaotischen Zustände. Drogo seufzt und mustert sie. „Hör mal, wegen gestern … es tut mir leid.“ Sein Blick hat nichts mehr von der selbstsicheren Art wie sonst. Auch wenn ihm die Wörter hörbar schwerfallen, spiegelt sich die Aufrichtigkeit dazu in seinen Augen überdeutlich wider. „Wow“, haucht die junge Frau überrascht. Er hat sich tatsächlich entschuldigt. Tatsächlich sogar, dass aller erste Mal, seit sie hier lebt. Wäre die Situation die dafür verantwortlich ist nicht so brenzlig gewesen, würde sie jetzt glatt einen Freudentanz aufführen. „Damit habe ich nicht gerechnet“, gibt sie offen zu. „Eher, dass die Hölle zufriert.“ „Ja, mach kein großes Ding draus, okay?“, murrt er unzufrieden und verzieht das Gesicht. Sie ist immer noch platt, weil der Blonde sich entschuldigt hat, allerdings sollte sie es im gleichtun. „Ich … Mir tut es auch leid. Der Vergleich war unangebracht.“ Eigentlich schämt Emma sich dafür, dass sie so derart unter die Gürtellinie geschossen hat. Ihr Gegenüber macht das zwar auch oft und gern, aber das rechtfertigt es nicht, und außerdem ist sie besser als solche dummen Beleidigungen. Seine Augen wandern ihr Gesicht ab, als ob er irgendetwas suchen würde. Etwas Weiches huscht einen Moment über seine Mimik, doch dann fängt er sich wieder. „Auf jeden Fall“, antwortet Drogo arrogant und grinst. Da ist es wieder, das herablassend Arschloch. Aber das ist ihr lieber, wie diese bedrohliche Variante von gestern. „Nicolae hat dir die Hölle heiß gemacht, oder?“, fragt sie provozierend und schmunzelt. Eigentlich sollte sie das lassen, weil sie sich ja eben erst versöhnt haben, aber diese kleinen Sticheleine gehören zu ihrem üblichen Umgang miteinander. „Nicht übertrieben, kleines Ding“, schnurrt er amüsiert und zwinkert ihr zu. Er schlendert lässig davon und verschwindet in seinem Zimmer. Dieses kurze Intermezzo gibt der jungen Frau Hoffnung. Vielleicht wird alles wieder wie vorher. Mit neuem Mut geht sie zum Wohnzimmer, wo Nicolae schon auf sie warten wird. Etwas schüchtern öffnet sie die Tür. Das Familienoberhaupt sitzt auf dem Sofa vor dem Kamin und hat den Kopf in ihre Richtung gedreht. Er lächelt und winkt sich zu sich. Das Kindermädchen atmet durch und läuft los. Angekommen folgt sie Nicolaes wortloser Bitte, sich ebenfalls auf das Sofa zu setzten. „Ich hoffe, du hattest eine gute Zeit?“, fragt er interessiert. „Ja, hatte ich. Es war gut mal rauszukommen.“ Und nicht grundlos verängstigt zu sein, oder doch begründet – sie weiß ja immer noch nicht, was so richtig los ist mit ihr, oder denen, oder wem auch immer. Nicolae räuspert sich und sieht einen Moment ins Kaminfeuer. „Ich gebe es nur ungern zu, aber uns hat das ehrlicherweise auch ganz gutgetan.“ „Was?“, fragt Emma erschrocken. Eine sehr reale Angst überkommt sie plötzlich. Wird das hier womöglich ein Kündigungsgespräch? Wird er sie entlassen, weil es zu viele Probleme gibt? Sie braucht den Job, das Obdach! Wo soll sie denn hin?! „Es ist schwierig in Worte zu fassen. Irgendetwas an dir ist seit einiger Zeit anders. Ich vermute, dass es mit den Träumen und demjenigen der sie verursacht zu tun hat“, erklärt das Familienoberhaupt geduldig und sieht sie unruhig an. Seine graugrünen Augen suchen ihre, und weichen ihr dann direkt wieder aus. Sehr ungewöhnlich. Also doch! Obwohl sie die Träume aussperrt, scheint, wer auch immer, immer noch Einfluss auf sie zu haben. Das macht alles zunichte, die ganze Arbeit für Umsonst! Die junge Frau hat zwar ihre Fähigkeit damit verbessert, was immerhin etwas ist, aber den eigentlichen Sinn hat es nicht erfüllt. Dann kommt ihr ein anderer Gedanke. „Inwiefern Anders?“ „Du …“ Nicolae ringt deutlich um Worte und senkt dann unerwartet den Blick. Er schweigt, setzt an etwas zu sagen und verfällt wieder in Schweigen – mehrere Minuten lang. Emma bekommt es zunnehmend mit der Angst zu tun. Was um Himmels Willen ist so schrecklich, oder fruchtbar, dass selbst er um Worte ringen muss? Will sie es unter den Umständen überhaupt wissen? „Du erzeugst … Begehrlichkeiten bei uns“, platzt es unerwartet aus dem Familienoberhaupt und sein Blick richtet sich geradezu stur auf das Feuer im Kamin. „Was?! Das … Nein … Ich …“ Das Kindermädchen rückt instinktiv von dem Mann weg. Sie verschränkt die Arme vor der Brust und starrt ihr Gegenüber entsetzt an. Begehrlichkeiten?! Welcher Art? Es gibt da mehrere Möglichkeiten, wenn man das Wesen der Brüder bedenkt. Eigentlich würde sie das gern fragen, aber sie traut sich nicht. Nicht weil sie Angst hat, eher, weil es ihr peinlich ist. Nicolae hebt die Hände und bemüht sich um Gelassenheit. „Ganz ruhig. Wir sind uns bewusst, dass das nicht von dir gewollt ist. Wir sind alt genug um das zu kompensieren. Peter und ich zumindest … meistens.“ Das letzte Wort ist mehr geflüstert wie gesprochen und scheint auch nicht unbedingt für die Zuhörerin gedacht gewesen zu sein. Okay … Sie versteht es eigentlich immer noch nicht. Die junge Frau denkt angestrengt nach, weil sie einfach nicht fragen möchte. Dass die Männer in letzter Zeit plötzlich aus dem Nichts heraus mit ihr auf Tuchfühlung gegangen sind, erklärt das Begehrlichkeiten geweckt wurden. Aber bei Vampiren ist es nicht so einfach einzuschätzen welche. Es liegt in ihrer Natur, dass sie ihr Opfer willig machen, damit sie nicht fliehen und … zappeln. Erotik und der Konsum von Blut ist bei ihnen eng miteinander verbunden. Tja, die beiden Dinge die halt übrigbleiben, wenn man von den Grundbedürfnissen eines Menschen ausgeht. Da das Bedürfnis nach Schutz wohl eher ins Hintertreffen gerät, wenn man das stärkste Wesen unter der Sonne, oder eher Mond, ist, bleibt nur noch Fortpflanzung und Nahrungsaufnahme … Für den Gedanken würde sie sich am liebsten Ohrfeigen. Doch das erklärt nicht, warum sie selbst sich … nun ja … zu den Männern hingezogen fühlt in diesen Situationen. „Warum … Ich … ich fühle auch … manchmal …“, genervt und peinlich berührt bricht Emma ab. „Das liegt auch an uns. Es ist eine Reaktion unsererseits auf dich, die dich wiederum beeinflusst.“ Das Familienoberhaupt sucht offenbar nach Worten und grübelt eine Weile. „Um es auf einen biologischen Prozess zu minimieren: wir produzieren mehr Pheromone, wenn wir unser Gegenüber unbedingt … wollen. Das führt dazu, dass bei besagtem Gegenüber der entsprechende Hormonspiegel steigt und es uns auch …“ „Okay!“, grätscht die junge Frau etwas abrupt dazwischen. Sie will nicht mehr wissen; ihr reichen diese Informationen völlig aus, um es zu verstehen. Es erklärt zwar immer noch nicht, warum und welche Begehrlichkeiten sie überhaupt weckt, aber zumindest, warum sie sich immer wieder aus dem Nichts zu den Brüdern hingezogen fühlt. „Wie du leider gemerkt hast“, fährt er schließlich fort, „ist das bei Drogo etwas schwieriger.“ Er räuspert sie und sieht sie betreten an. „Gemerkt ist noch nett formuliert. Ich hatte den Eindruck, dass er mich … fressen will, nicht … na ja …“ Sexuell befriedigen, fällt ihr zwar ein, aber sie spricht es nicht aus. Das Gespräch ist unangenehm genug. Ein wenig, wie ein Aufklärungsgespräch mit den Eltern … man weiß, dass es muss, aber man will es eigentlich nicht. „Körperliche Lust weckt eben auch den Hunger und Drogo ist noch recht jung, da vermischen sich diese Dinge manchmal“, erklärt der Älteste der Bartholys und seufzt niedergeschlagen. Schweigend betrachtet Emma den Mann vor sich. Er hat ihr gerade offenbart, welche Begehrlichkeit er die ganze Zeit schon meint. Sie wollen sie; auf körperlicher, sexueller Ebene. Das fühlt sich ziemlich befremdlich an. Nicht, dass sie es besser gefunden hätte, wenn sie sie nur als Nahrungsquelle gewollt hätten … Was für absurde Gedankengänge! Manchmal sehnt sie sich nach ihrem Leben, ohne all diese magischen Wesen und Erkenntnisse, zurück. Dem Kindermädchen fällt plötzlich auf, dass ihr Gegenüber unglaublich müde und ausgelaugt wirkt. Bei einem Menschen würde man vermuten, dass er krank ist, aber bei einem Vampir? Gibt es Vampir-Krankheiten? Irgendwie kann sie sich das nicht vorstellen. Der augenscheinliche Zustand ihres Gegenübers lässt ihr keine Ruhe, also fragt sie schließlich doch besorgt nach, „Geht es dir gut?“ Verwundert sieht Nicolae sie an. Ihm steht Unglauben ins Gesicht geschrieben, und ein wenig Freude, schließlich lächelt er unsicher. „Es ist lange, sehr lange her, dass mich das jemand ernsthaft gefragt“, erklärt er sich und sein Gesichtsausdruck wird warm. Er sieht die junge Frau einen Moment an. „Es geht mir gut“, sagt er leise. Emma seufzt. „Du wirkst aber nicht so“, flüstert sie und runzelt die Stirn. Was könnte dafür sorgen, dass ein jahrhundertealtes Wesen so ungesund aussieht? Also, noch ungesunder wie ein Vampir im Allgemeinen eh schon wirkt. „Stress geht auch an uns nicht spurlos vorbei“, witzelt er und zwinkert ihr zu. Er lehnt sich zurück und sieht nachdenklich zum Fenster hinaus. Okay, sie hat es verstanden. Er will es ihr nicht sagen und hat ihr, sehr elegant, einen Korb verpasst. Schweigend legt sich über die beiden und jeder hängt eine Weile seinen Gedanken nach. Draußen beginnt der Regen einen hektischen Tanz mit den Sturmböen. In kürzester Zeit ist nicht mehr zu sehen, als ein grauer Wasservorhang der sich zu Boden stürzt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)