A Revolution Is A Simple Thing, But Love Is Not What Revolution's For von CharleyQueens ================================================================================ Kapitel 2: The Neva Flows ------------------------- I Heard The Shots. I Heard The Screams. But It’s The Silence After I Remember Most. The World Stopped Breathing And I Was no Longer A Boy.   Die Augen eines Soldaten. Otabek starrte an die Decke über ihm. Sie war mit Wasserflecken bedeckt und an einigen Stellen löste sich die Tapete. Es war keine Lüge gewesen, was er zu Yuri gesagt hatte. Er hatte wirklich die Augen eines Soldaten. Erst auf dem Rückweg, als er am Familienporträt der Zarenfamilie Nikiforov-Plisetsky vorbei ging, fiel es ihm auf. Der jüngste Enkel saß auf dem Schoß des Zaren. Grüne Augen blickten ihm stolz entgegen. Grüne Augen, die beinahe schon etwas Soldatenhaftes an sich hatten. Yuri hatte die Augen der Zarenfamilie. Aber das war lächerlich. Auf der anderen Seite seines Zimmers, dass er sich mit einem Kollegen teilte, murmelte dieser leise etwas im Schlaf und rutschte unruhig hin und her, sodass sein Bett laut quietschte. Die Zarenfamilie war tot. Nein, das stimmte nicht. Viktor Nikiforov-Plisetsky lebte noch. Aber seit der Hinrichtung hatte der Prinz keinen Fuß mehr in sein Land gesetzt. Die Monarchie war verboten und wenn Viktor auch nur die Grenze überschritt, würde man ihn ebenfalls hinrichten. Er lebte in Frantsariya unter dem Schutz der Herrscherfamilie Giacometti. Der Zufall hatte es gewollt, dass Viktor einen Tag vor dem Angriff abgereist war. Otabeks Vater hatte oft genug geschimpft, wie sehr er es hasste, dass Viktor noch lebte. Wie er einfach selbst nach Frantsariya ziehen würde, um auch den letzten der Nikiforov-Plisetskys zu töten. Doch sein Bein war schlecht, seit es angeschossen worden war. „Versprich es mir, Beka“, hatte er auf seinem Sterbebett gesagt und seinen einzigen Sohn flehend angesehen. „Mein Sohn, versprich mir, dass du es zu Ende bringst. Die Nikiforov-Plisetskys müssen alle vernichtet werden. Viktor und …“ Er hustete und spuckte dabei Blut. „… und das Gerücht, dass der jüngste Sohn ebenfalls überlebt hat.“ Und Otabek hatte es ihm versprochen. Genau, wie er Soldat geworden war, weil sein Vater es von ihm erwartete. Dass er Yuri sein Brot gegeben hatte, war das erste Mal, dass er selbstständig gehandelt hatte. Er hatte selbst nicht verstanden, wieso er so etwas getan hatte. Die Straßen Sankt Peterburgs waren voll mit hungernden Jugendlichen, die täglich stahlen um an Essen oder Geld zu kommen. Aber etwas in Yuris Augen, die ihn so voller Hass angestarrt hatten, hatte etwas in Otabek ausgelöst, dass er sich selbst nicht erklären konnte. Otabek drehte sich auf die Seite und blickte aus dem Fenster. Er hatte von seinem Zimmer einen guten Blick auf die Newa, der Fluss der durch die Hauptstadt floss. Wenn sein Vater damals nicht gehandelt hätte, dann würden sie noch immer unter der Tyrannei der Magie leiden. Familien würden auseinandergerissen werden, weil der Zar jeden zum Adligen erklärte, der selbst Magie besaß. Oft genug floss Magie innerhalb einer Familie, doch von Zeit zu Zeit kam es vor, dass jemand aus einer nicht-magischen Familie plötzlich diese Fähigkeiten entwickelte. Die meisten versuchten, ihr Talent zu verbergen. Der Kontakt eines magischen Menschen zu seiner nicht-magischen Familie war strikt verboten. Und die Zarenfamilie waren die mächtigsten Zauberer im Land gewesen. Der Zar war der Anker der Magie und solange er lebte, würden immer neue magische Menschen geboren werden. Sie mussten sterben. Das war die einzige Lösung gewesen, so die Worte seines Vaters, als er wieder nach Hause kam. Es wird Zeit, dass du erwachsen wirst, Otabek. Und seit zehn Jahren war die Magie am Aussterben. Wer noch immer Magie besaß, floh aus dem Land oder versteckte sich. Wer gefangen genommen wurde, saß entweder im Gefängnis oder wurde hingerichtet. Sie machten vor niemandem Halt. Die Enkelkinder des Zaren Nikolai waren sechzehn, vierzehn, dreizehn und … Yuri Nikiforov-Plisetsky war gerade einmal sechs Jahre alt gewesen. Würde er noch am Leben sein … Dann wäre er in etwa so alt wie Yuri. Das waren Hirngespinste. Yuri Nikiforov-Plisetsky war mit dem Rest seiner Familie gestorben. Aber, meldete sich eine Stimme in seinem Hirn. Wenn Yuri sich nicht erinnerte, wer er war, wäre er nicht die perfekte Möglichkeit, an Viktor Nikiforov-Plisetsky heranzukommen? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)