Nacht im Wunderland von Charly89 (Gespräch mit einem Schatten) ================================================================================ Kapitel 2: Quid pro Quo ----------------------- „Bis heute weiß ich nicht wer mein Vater ist. Ich bin mir nicht mal sicher, ob meine Mutter überhaupt wusste, wer es ist. Ich dachte, meine Mutter wäre krank. Gut, sie war es auch, nur anders wie ich vermutete. Als ich noch klein war, sehr klein, habe ich nicht verstanden, was vor sich ging, wie hätte ich auch? Sie war schließlich meine Mutter, alles was ich hatte. In meinen Kinderaugen war sie unglaublich hübsch. Ihr langes blondes Haar das golden in der Sonne glänzte. Ihre zierliche Figur ... sie war auch hübsch, damals noch.“ „Irgendwann war sie nicht mehr hübsch, oder?“ John nickt. „Je älter ich wurde, so hässlicher wurde sie. Ich bin mir nicht sicher, ob es an meiner Wahrnehmung lag oder an ihrem ... Verfall. Wahrscheinlich beides.“ „Wann wurde dir bewusst, dass sie nicht krank ist?“, fragt der Gastgeber neugierig. „Ich war mit Freunden unterwegs, ich war so 12, glaub ich. In einer Gasse neben dem Einkaufszentrum waren zwei Typen. Wir haben sie beobachtet. Einer von ihnen hat sich eine Spritze gesetzt. Ich ... Der Gesichtsausdruck als das Zeug seine Wirkung zeigte, erinnerte mich sofort an meine Mutter. Dieser verklärte Blick, der Glanz in den Augen. Junkies. Einer meiner Kumpel sagte, 'Scheiß Junkies. Pulverisieren ihr Hirn.' Ich...“ John schluckt und schweigt einen Moment. „Zu Hause war der Zauber weg. Der Filter über meiner Wahrnehmung der alles schön machte. Nichts war mehr schön. Die Wohnung war dreckig, abgenutzt und ... hoffnungslos. Meine Mutter war ... war ... dreckig, abgenutzt und hoffnungslos. Ich bin mir sicher, dass sie am Anfang noch gekämpft hat, sich bemüht hat - mir zu liebe. Doch das Zeug hat mehr und mehr Platz in ihrem Kopf eingenommen. Irgendwann war kein Platz mehr für mich da.“ Kurz lacht John, traurig und verzweifelt. „Zum Schluss hätte sie es wahrscheinlich nicht mal mehr interessiert, wenn ihre 'Geldgeber' sie auf dem Küchentisch gefickt hätten, während ich daneben gesessen hätte um zu essen.“ Jack wälzt sich auf dem Boden und schnurrt. „Ja, ja. Es kann nur eine Liebe geben. Nur eine wahre Liebe.“ Der Gast seufzt und schließt die Augen. Wut und Verzweiflung toben durch seine Erinnerungen. „Ich liebe dich, John.“ Er hat es ihr irgendwann nicht mehr geglaubt. Wie kann man einem Menschen glauben, der einen nicht ansieht, einen nicht wirklich wahrnimmt? Wie kann man überhaupt je wieder einem „Ich liebe dich“ glauben, wenn die ehrlichste Variante die einem begegnen sollte, nur Rauch und Schein war? Mutterliebe sollte doch die erste und ehrlichste Liebe sein, der man begegnet. „Ach komm! Wie viele Mütter lieben ihre Kinder nicht? Ne Menge, das kann ich dir sagen. Ein Kind auf die Welt zu bringen bedeutet nicht automatisch 'Mutterliebe' zu empfinden.“ Irritiert sieht John seinen Gastgeber an. Jack lächelt geheimnisvoll und verschwindet wieder im Schatten. „Viel gesehen, viel erlebt und viel gelernt. Ja, ja. Gelernt.“ Der Gast schüttelt den Kopf. Er sollte sich nicht mehr wundern, nach allem was er hier bereits gesehen hat. „Apropos gesehen.“ Das Tier taucht unvermittelt wieder auf der Bücher-Pyramide auf. „Hast du sie manchmal beobachtet? Sie und ihre ... Wie sagtest du? ... 'Geldgeber'?“ John wünscht sich, dass sich der Erdboden auftut und ihn verschluckt. Kindliche Scham vernebelt ihm die Sinne. Er legt sich die Hand über die Augen. Verzweifelt versucht er seine Gedanken zu sortieren um sie zu verbergen. Sein Gastgeber hat offensichtlich Zugang in seinen Kopf. Das was da gerade wieder auftaucht soll aber niemand sehen. Niemand! „Hab dich nicht so, John. Du warst jung. Ein Heranwachsender im Hormonrausch. Niemand kann dir Vorwürfe machen. Ich meine, wenn man einen Porno live nebenan hat, wer würde da nicht mal kurz, nur einen klitzekleinen Moment, schauen wollen?“ Schmeichelnd windet sich Jack um die Beine seines Gastes, wohlwollend und verständnisvoll sind seine Worte. „Ja“, knurrt der Gast nach einer Weile und ballt die Fäuste. Das Tier grinst heimtückisch. „Ja, was?“ John atmet durch und sammelt sich. „Ja, ich habe sie beobachtet. Einmal.“ „Erzähl mir davon.“ Finster starrt John seinen Gastgeber an. „Warum sollte ich?!“ „Gute Frage. Pass auf, du erzählst mir etwas und ich erzähle dir etwas. Quid pro Quo.“ „Wieso sollte mich interessieren, was Ihr zu erzählen habt?“ „Ich weiß Dinge, die sonst niemand weiß. Dinge über dich ... Dinge über deine Mutter ... Dinge über andere Mensch die du kennst oder die dich kennen. Ja, ja. Viele interessante Dinge.“ John ist sichtlich irritiert und hadert mit sich. Er denkt lange nach. Zu viele Fragen stehen plötzlich im Raum. Scheinbar kann dieses Tier Gedankenlesen … möglich das es Dinge weiß. Vielleicht … vielleicht kann er Antworten bekommen. Nach mehreren Minuten gibt er sich schließlich geschlagen. „Okay.“ „Erzähl“, fordert Jack und fixiert seinen Gast. „Ich war etwa 16. Ich wusste was meine Mutter tut, wenn sie mich auf mein Zimmer schickte, wenn ihr Smartphone klingelte. Mein Zimmer war am Ende des Flurs, daneben eine Abstellkammer, gegenüber das Bad, daneben die Küche. Am anderen Ende waren Wohn- und Schlafzimmer. Ich wartete bis sie mit dem Typen im Schlafzimmer war, dann bin ich durch den Flur geschlichen. Es hat nie lang gedauert bis sie zur Sache kamen, daher habe ich nicht gewartet. Am Zimmer angekommen hab ich mich vor die Tür gehockt und gelauscht. Als ich die ersten Geräusche gehört habe, ich vorsichtig die Tür einen Spalt geöffnet...“ „Moah“, unterbricht Jack genervt. „Nicht so emotionslos.“ John funkelt verärgert, erzählt dann aber weiter, „Ich war fürchterlich nervös. Meine Hand zitterte. In meinen Ohren rauschte es und mein Herz klopfte wie wild. Ich wollte es sehen und gleichzeitig schämte ich mich dafür, schließlich war es meine Mutter die sich für Geld ficken lässt. Ich hörte als erstes den Typen. Er stöhnte. Dann hörte ich ein Klatschen, Haut die auf Haut trifft. Ich war so aufgeregt. Allein bei dem Gedanken, was da passiert bekam ich einen Harten. Ich lunzte durch den Spalt und sah den Kerl, ein schmieriger Typ. Er stand hinter meiner Mutter und rammte in sie. Meine Mutter stand vor dem Bett und stützte sich mit den Händen am Fußteil ab. Sie keuchte angestrengt. Es kribbelte in meinem Bauch und mein Schwanz drückte schmerzhaft gegen meine Shorts. Ich ... Ich zog meine Hose und die Shorts ein Stück runter um meinem Ständer die Freiheit zu schenken.“ Völlig abwesend starrt John vor sich hin. „Ich konnte genau sehen. Der harte Schwanz von dem Typ der sich in die Fotze meiner Mutter rammte. Wieder und wieder. Alles andere blendete ich einfach aus. Nur der Schwanz und die Muschi. Rein, raus. Was ein Anblick. Ich dachte nicht mehr nach. Meine Hand schloss sich um meinen Ständer und ich holte mir einen runter. Nicht besonders schön, eher ruppig. Ich wollte den Druck einfach schnellst möglich loswerden. Ich wichste und saute meine Hose voll, aber es war mir egal.“ Stille macht sich breit. Jack hockt im Regal und wartet geduldig. John massiert sich die Schläfe. „Meine Mutter war schon ziemlich am Ende. Ich glaube sie hatte nur noch den nächsten Schuss vor Augen. Ich hielt unsere Wohnung nach meinen Kräften sauber, kaufte ein, wenn Geld da war. Ich kümmerte mich - ich - nicht sie. Der Typ nagelte meine Mutter hart und rücksichtslos. Ihr machte das scheinbar nichts. Ihre Augen waren leer, waren sie zu dem Zeitpunkt immer, außer sie hatte sich gerade wieder eine Spritze gesetzt. Er...“ John stockt. Das Atmen fällt ihm schwer und er schwitzt stark. „Er bemerkte mich. Er ... er packte mich und zerrte mich in das Schlafzimmer. Mutter reagierte nicht, sagte nichts. Möglich das sie es nicht einmal wirklich registrierte. Der Typ griff mich im Nacken und zwang mich in die Knie. 'Jetzt hast du einen Platz in der ersten Reihe' Ich sah meine Mutter an, hoffte das sie endlich etwas sagt, tut. Nichts. Sie stand einfach da, reckte dem Typen ihre Fotze entgegen und starrte ins Nichts. Sie reagierte nicht. Der Kerl fixierte mich, damit ich nicht wegsehen konnte. Er fickte sie … fickte sie ... als er fertig war, lies er von mir ab.“ Eine einsame Träne bahnt sich ihren Weg über die Wange des Besuchers. „Ich war so schockiert von allem ... Ich rannte raus und schloss mich im Badezimmer ein. Ich weinte und schrie. Ich hasste mich, ich hasste meine Mutter … den Typen, die ganze Welt. Keine Ahnung wie lang ich dort blieb. Irgendwann schlich ich raus und in mein Zimmer. Ich packte meine Sachen und stellte alles parat. Ich wollte noch warten bis es Nacht wäre und dann abhauen - auf nimmer wiedersehen.“ Jack entnahm der Art wie sein Gast sprach, dass noch etwas folgen würde. „Aber?“ „Sie kam in mein Zimmer, legte sich zu mir ins Bett. Sie säuselte mir in die Ohren, das es sich bei niemanden gut angefühlt hätte, dass sie es bei niemanden genossen hätte und dass sie noch niemand zum Orgasmus gebracht hätte. Sie fasste mich an, mit ihren kalten knochigen Fingern. Sie küsste meine nackte Haut und ... und setzte sich auf mich.“ Beschämt und wütend schließt John die Augen. Die Bilder die sich gerade wieder an die Oberfläche kämpfen, hatte er tief vergraben. So tief wie möglich. Jetzt wo sie wieder da sind, reißen sie ihn wieder mit sich fort. Es ist plötzlich wieder real – reißt die alten Wunden wieder auf. „Sie ritt mich ... es war furchtbar. Noch Monate danach hatte ich Albträume – ihr nackter, ausgemergelter Körper. So dünne, so … so ungesund. Knochen um Knochen konnte ich sehen. Ich konnte mich nicht wehren, lag da und lies es über mich ergehen.“ „Warum?“, schnurrt der Gastgeber. „Am liebsten hätte ich sie von mir gestoßen, aber ich hatte Angst. Angst, dass ein kleiner Stoß ausreichen würde, dass sie in der Mitte zerbricht, dass ich sie damit töten würde. Außerdem, sah ich es ... Ihre Augen ... sie glänzten. Als sie schlief bin ich weg und nie wieder zurück.“ Sein Blick ist entrückt und abwesend. Eine Sturmflut an Erinnerungen und Gefühlen bricht über ihn herein. Er wollte nie wieder an seine Mutter denken, nie wieder an all die Dinge erinnert werden. Warum tut er sich das hier eigentlich an? Jack ist plötzlich wieder auf der Lehne des Sessels und schnurrt genüsslich. „Es war einmal ein hübsches Ding, zierlich und Haare wie Gold. Sie war ein braves Mädchen, immer. Nur ein einziges Mal verließ sie den rechten Pfad, stolpert und viel. Als sie wieder zurückkam, war ihr Kleid beschmutzt und sie selbst auch. Sie trug ein Kind unter ihrem Herzen, das keinen Vater besaß. So kam es das die Eltern ihr Kind hinfort jagten. Ja, ja. Sie verleugneten das hübsche Ding und wendeten sich von ihm ab. Mutig schritt das Mädchen voran, wagte den Sprung in eine neue Stadt, begann ein neues Leben. Sie bemühte sich nach Leibeskräften, aber so jung mit Baby im Bauch“, Jack winkt ab, „reden wir lieber nicht darüber. Eines Tages stand der Geburtstag des Kindes an, der aller erste. Der erste Geburtstag ist immer etwas Besonderes, also wollte sie nicht, das ihr Kind kein Geschenk bekommt, wo schon niemand kommen würde, um zu feiern. Sie klagte ihr Leid einem Freund, ja, ja, einem falschen Freund. Der Freund nahm sie in den Arm, wiegte sie in falscher Sicherheit und säuselte ihr ins Ohr. Er flüstert süß, sie würde Geld von ihm bekommen, genug um auch Kuchen kaufen zu können, sie müsste nur 'nett' zu ihm sein.“ Eine böse Vorahnung sucht John heim und er zieht die Augenbraue zusammen. „Das hübsche Ding war sehr nett, ließ den Freund alle Dinge tun, die er wollte. Goldlöckchen ließ sich ficken - von vorn und von hinten. Sie leckte ihm die Eier und ließ sich in ihr schönes Haar wichsen. Als er mit ihr fertig war, stieg er von ihr runter, warf ihr das Geld zu und ging lachend hinaus. Das hübsche Ding zog sich an und eilte nach Hause. Sie wusch und wusch sich, doch das Gefühl ließ sich nicht abwaschen. Das fürchterliche Gefühl 'benutzt' worden zu sein. Ja, ja. Doch sie hatte damals den rechten Weg verlassen und so müsste sie es nun ertragen, so behandelt zu werden. Dachte sie zumindest. Später nahm sie ihr Kind und ging Kuchen kaufen und in einen Spielzeugladen. Dort saß auf einem Regal ein Kuscheltier. Sie nahm es und zeigte es dem Kind. Das Kind freute sich und lachte - so kaufte sie es.“ Heimtückisch grinst der Gastgeber und verschwindet wieder im Schatten. „Ein Kuscheltier. Ja, ja. Was es wohl für eins war?“ „Ein Kaninchen“, flüstert John. „Ein weißes Kaninchen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)