Verborgene Liebe von MariLuna ================================================================================ Kapitel 27: ------------ 27. Kapitel   In ihrer Wohnung stapeln sich die Kisten. Es ist erstaunlich, wieviel sich in den letzten Jahren angesammelt hat. Das, was sie braucht - hauptsächlich ihre Kleidung und ein paar private Dinge, an denen ihr Herz hängt, sowie wichtige Dokumente - haben ihr ihre Jungs schon heute morgen ins Technodrome geschleppt. Das Portal funktioniert wieder halbwegs und Krang war gut gelaunt, so dass auch das ein und andere Möbelstück darunter war, wie die Turtles jetzt zu ihrem großen Bedauern feststellen müssen. (Nicht dass sie wüssten, wohin diese Einrichtungsgegenstände verschwunden sind, oh nein, ganz gewiss nicht, sie ist doch nicht lebensmüde!) Außerdem sind sie enttäuscht und sauer, weil April keine Abschiedsparty gibt. „Schade, dass deine Couch schon weg ist. Die hätten wir echt gut gebrauchen können." Raphael ist wirklich schwer enttäuscht. „Tut mir Leid", lügt April ohne jedes schlechte Gewissen. Sie findet nämlich, dass ihre alte Couch sich sehr gut in ihrem Quartier im Technodrome macht. Sie nutzt es zwar selten und nur, wenn sie ihre Filme schneiden und bearbeiten will, aber Krang bestand nun mal darauf, dass ihr ein eigenes Quartier zusteht. Da es direkt neben Shredders liegt, ließ sie sich schnell dazu überreden. Vor allem, als Rocksteady und Bebop ihr mit Shredders tatkräftiger Unterstützung und ohne Krangs (offizielles) Wissen eine Verbindungstür zwischen den beiden Quartieren eingebaut haben. Zukünftig betrachtet, könnte daraus mal ein Kinderzimmer werden, aber das sind Gedanken, die sie lieber für sich behält. Im Moment läuft es in ihrem Leben viel zu perfekt, um wahr zu sein. Da will sie lieber nichts riskieren, indem sie weiteren Träumen nachhängt, sonst kommt irgend jemand da oben noch auf die Idee, dass es lustig wäre, ihr das alles wieder weg zu nehmen. Raphaels brummige Stimme reißt sie wieder aus ihren Gedanken. „Hast du wenigstens noch deinen Fondue-Topf?" „Nein, tut mir Leid." Da waren Rocksteady und Bebop schneller. Sie haben sich jede ihrer Küchenmaschinen unter den Nagel gerissen, sogar diese alte Kaffeemühle, die sie mal auf einem Flohmarkt gefunden hat und die sie nur wegen ihres antiken Aussehens kaufte. Sie weiß nicht einmal, ob das Ding überhaupt funktioniert. Raphael zieht einen Flunsch, schaut noch einmal prüfend in jeden Küchenschrank, ob da nicht doch noch etwas ist, was er gebrauchen könnte und stapft dann wieder unverrichteter Dinge ins Wohnzimmer hinüber, wo Meister Splinter mit dem Durchstöbern ihrer Büchersammlung beschäftigt ist. Es gibt da ein paar Exemplare, von denen sie sich vorstellen könnte, dass sie ihm gefallen, also hat sie sie im Regal stehen lassen. Sozusagen als Abschiedsgeschenk. Denn so ein kleines bisschen hat sie schon ein schlechtes Gewissen. „Warum muss es ausgerechnet Alaska sein? Da gibt es doch gar nichts und das ist so weit weg!" Michelangelo wirft ihr einen vorwurfsvollen Blick zu. Das ist heute schon der vierte, wenn sie richtig gezählt hat. „Es ist eine einmalige Chance. Die musste ich einfach ergreifen", erwidert sie, und das ist schließlich nicht einmal gelogen. Was Krang wohl sagen würde, wenn er erführe, dass sie gegenüber den Turtles und ihrem Sensei aus dem Technodrome einen lokalen TV-Sender bei Bären und Elchen gemacht hat? Und dann nochmal schnell auf die andere Seite des Kontinents versetzt hat? Er würde sich bestimmt kringeln vor Lachen. So wie Shredder und die Mutanten, als sie ihnen das erzählte. „So weit weg", ächzt Michelangelo noch einmal. „Was sollen wir nur machen ohne dich? Wer berichtet denn jetzt von unseren Kämpfen gegen den alten Schrottfresser?" April verzichtet auf eine Antwort und lächelt nur unverbindlich. „Hast du dein Dossier über den Shredder schon eingepackt?" Donatellos Stimme hinter ihr lässt sie sich umdrehen. Er steht an ihrem Sekretär und durchsucht neugierig die Schubläden. „Ja, das ist schon in meiner Tasche", erwidert sie und kann sich ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen. Eigentlich wollte sie es wegwerfen, aber Shredder und die anderen finden ihren kleinen Spleen bestimmt sehr amüsant und zumindest ihr Liebster hat das Recht, davon zu erfahren. Es wird ihm nur beweisen, wie lange sie wirklich schon verrückt nach ihm ist. Manchmal sieht er sie nämlich so seltsam an und das erinnert sie doch stark an die bohrenden Blicke, die ihr Krang zuzuwerfen geruht. Bebop und Rocksteady scheinen die einzigen zu sein, die nicht eine Sekunde an ihrer Ernsthaftigkeit zweifeln. Das sollte sie ärgern, aber merkwürdigerweise versteht sie es sehr gut. Krang fühlt sich wie der Patriarch einer Familie verantwortlich für das Wohl aller im Technodrome – auch, wenn er das nie zugeben würde, und Shredder … nun, ihr Liebster ist ihr da sehr ähnlich, wie sie inzwischen weiß. Das Leben war selten gut zu ihm und kein Glück währte lange genug, um es richtig genießen zu können, da sucht man schnell ein Haar in der Suppe. Aber das ist gut so, denn so werden sie sich niemals als selbstverständlich betrachten und sich täglich weiterhin umeinander bemühen. Irma, die neben ihr steht und all die Gläser und Vasen in Papier wickelt, die sie schon immer gerne gehabt hätte und nun sogar geschenkt bekommt, wartet, bis die Turtles außer Sicht- und Hörweite sind und flüstert ihr dann zu: „Du sagst ihnen nicht die Wahrheit?" Sie klingt überrascht, aber ihre Augen leuchten voller Stolz, dass sie - anders als die Turtles - ins Vertrauen gezogen wurde. April schüttelt den Kopf und zuckt dann mit den Schultern. „Ich habe keine Lust auf Diskussionen. Und", sie schneidet eine Grimasse, „sie wollen bestimmt, dass ich für sie spioniere. Von daher finde ich, wenn ich es ihnen in einem halben Jahr oder so sage, ist es immer noch früh genug." Irma starrt sie einen Augenblick lang verblüfft an und kichert dann leise. „Dich hat es wirklich voll erwischt." Daraufhin kann April nur zustimmend nicken.     Ungefähr eine Stunde später ist der Turtle-Van, der unten an der Straße parkt, vollgepackt bis obenhin und ihre Wohnung ratzekahl leer. Letztendlich waren die Schildkröten und die Ratte nicht wählerisch. Sie nehmen erst einmal alles mit und was sie dann doch nicht gebrauchen können, das werden sie online verkaufen. April ist es nur Recht. Sie ist froh, wenn sie endlich einen Schlußstrich unter dieses Apartment und damit ihr früheres Leben, ziehen kann. „Wir bleiben in Verbindung, ja?“ Irma umarmt sie ein wenig traurig und geht dann die Treppe hinunter, um in den Van zu steigen. Die Turtles haben versprochen, sie nach Hause zu fahren. Nur Sensei Splinter ist noch da und mustert April nun aus seinen klugen Augen nachdenklich. Dann räuspert er sich einmal und lächelt schwach. „Es ist wirklich schade, dass du New York verlässt“, meint er leise. „Aber wir müssen uns alle weiterentwickeln und wenn es das ist, was du willst..." Sie nickt bestätigend. „Ja, Splinter. Das ist genau das, was ich will.“ Wieder mustert er sie auf diese eindringliche Art und Weise und plötzlich fühlt sie sich unangenehm an Krang erinnert. „Ich rieche ihn an dir“, erklärt er plötzlich und fügt, noch während sie um ihre Fassung ringt, mit einem pfiffigen Schmunzeln hinzu. „Ich habe die feine Nase einer Ratte.“ „Splinter, ich...“ beginnt sie verlegen, während ihr die Röte ins Gesicht kriecht, doch er hebt nur beschwichtigend die Hand. „Es ist gut, mein Kind. Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Ich verstehe deine Beweggründe, uns nichts zu sagen. Du hast dich entschieden. Und es ist dein Leben. Auch wenn es nicht nett war, uns derart anzuschwindeln.“ „Ihr habt mir keinen Grund gegeben, es nicht zu tun“, gibt sie nicht sehr höflich zurück. Er denkt kurz darüber nach. „In der Tat“, gibt er dann zu. Schließlich schenkt er ihr ein strahlendes Lächeln und deutet eine Verbeugung an. „Ich wünsche dir viel Glück und es würde mich sehr freuen, wenn wir uns wiedersehen könnten. Und vielleicht...“, er zögert kurz und fügt dann hoffnungsvoll hinzu, „... bringst du ihn dann einmal mit.“ Da ist etwas in seiner Miene, nur ganz schwach, kaum zu erkennen, etwas, das sie schon öfter an ihm gesehen hat, wenn er an Shredder denkt. Unwillkürlich kommen ihr wieder diese Gerüchte in den Sinn und sie muss an all diese Paralleluniversen denken, in denen sich Hamato Yoshi nicht zurückgehalten hat. „Ich werde ihn fragen“, verspricht sie. „Oder besser noch, Ihr fragt ihn selbst, wenn ihr euch das nächste Mal im Kampf gegenüber steht.“ Das ist so seltsam, aber gleichzeitig auch so amüsant, dass sie ein verräterisches Zucken um ihre Mundwinkel nicht zurückhalten kann. Sie sieht ihm nach, wie er die Treppe hinunterhuscht, dann eilt sie durch ihre Wohnung ans Fenster und beobachtet, wie er in den Van steigt. Sie folgt dem Wagen mit ihren Blicken, bis dieser im Straßenverkehr verschwunden ist. Noch ein letztes Mal geht sie prüfend durch jedes einzelne Zimmer ihres jetzt leeren Apartments und verlässt es dann mit dem guten Gefühl, diesen Teil ihres Lebens zu einem zufriedenstellenden Abschluss gebracht zu haben.     Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)